Heiratsstrafe – Heiratsbonus Familienbesteuerung im Diskurs...Differenz in CHF Gesamtes Einkommen...

Heiratsstrafe – Heiratsbonus:Familienbesteuerung im Diskurs

25. April 2017

03.07.2017

Zivilrechtliche Optik bis 1988…• Art. 160 aZGB

• Art. 161 Abs. 3 aZGB

Andrea OpelHeiratsstrafe – Heiratsbonus: Familienbesteuerung im Diskurs 2

03.07.2017

…Steuerrechtliche Optik 2017


03.07.2017

Agenda• Rechtsgrundlagen Ehegatten-/Familienbesteuerung

− BV− Bundesgesetze

• Bundesgerichtspraxis• Heiratsstrafe und Heiratsbonus

− Stufe Bund− Stufe Kanton (Kantone LU + BL)

• Ausblick− Alternative Steuerberechnung (Bund)


03.07.2017

Bundesverfassung• Art. 127 Abs. 2 BV (vgl. auch Art. 8 Abs. 1 BV):

− Grundsatz der Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Grundsatz der Wertneutralität des Steuerrechts

• Art. 14 BV: − Recht auf Ehe und Familie


03.07.2017

Bundesgesetze• Stufe Bund

− Art. 9 Abs. 1 DBG: «Das Einkommen der Ehegatten, die in rechtlich und tatsächlich ungetrennter Ehe leben, wird ohne Rücksicht auf den Güterstand zusammengerechnet.»

• Stufe Kanton− Art. 3 Abs. 3 StHG:

«Einkommen und Vermögen der Ehegatten, die in rechtlich und tatsächlich ungetrennter Ehe leben, werden ohne Rücksicht auf den Güterstand zusammengerechnet.»

Bundesgesetze sind selbst bei Verfassungswidrigkeit massgebend(Art.190 BV)


03.07.2017

Ursachen Heiratsstrafe/Heiratsbonus• Heiratsstrafe: Verschärfung der Progression zufolge

Zusammenrechnung von Einkünften und Vermögen der Ehegatten «Progressionswirkung des Ja-Wortes» (Böckli)

• Heiratsbonus: Entlastungseffekt zufolge sukzessiv ausgebauter Erleichterungsmassnahmen in Form von speziellen Abzügen, Tarifprivilegien für Verheiratete sowie Voll-/Teilsplitting (kantonale Ebene)


03.07.2017

Urteil Hegetschweiler (1984)• BGE 110 Ia 7, E. 4c:

«Der Steuergesetzgeber hat (…) sorgfältig darauf zu achten, dass die von Art. 4 Abs. 1 BV [= Art. 8 Abs. 1 BV] geforderte Rechtsgleichheit gewahrt bleibt und die Ehepaare nicht mehr Steuern bezahlen müssen als Konkubinatspaare mit gleichem Gesamteinkommen.»


03.07.2017

Zentrale Folgeentscheide• BGE vom 1. März 1991 (ASA 60, 279): Mehrbelastung eines

Ehepaars im Vergleich zu Konkubinatspaar von > 10 % für verfassungswidrig erklärt (insbesondere da es sich um ein bescheidenes Einkommen handelte)

• BGE 120 Ia 329: Mehrbelastung von 17.4 % eine Ehepaars (mit hohem Einkommen) im Vergleich zu Konkubinatspaar toleriert

E. 4c: «Soweit keine absolute Gleichbehandlung erzielt werden kann, genügt es, wenn die gesetzliche Regelung nicht in genereller Weise zu einer wesentlich stärkeren und systematisch ungünstigeren Belastung von einzelnen Gruppen von Steuerpflichtigen führt. Die Steuerbelastung ist mithin unter Berücksichtigung der gesamten Umstände zu beurteilen und nicht bezogen nur auf die Situation des Beschwerdeführers.»


03.07.2017

Vergleich Ehepaar – Konkubinatspaar


03.07.2017

Zentrale Faktoren für Belastungsunterschiede1. Höhe des Einkommens/Vermögens2. Wohnsitz3. Rollenverteilung


03.07.2017

Vergleich Ehepaare – Konkubinatspaare• Jeder Partner verdient 50% des Gesamteinkommens

= «moderne» Rollenverteilung

• Ein Partner verdient 70%, der andere 30% des Gesamteinkommens

• Ein Partner verdient 90%, der andere 10% des Gesamteinkommens= traditionelle Rollenverteilung

Ohne Kinder.


03.07.2017

Einkommenssteuer Bund (2016)

-2'000

0

2'000

4'000

6'000

8'000

10'000

12'000

50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Diff

eren

z in

CH

F

Gesamtes Einkommen in CHF 1000

Einkommen 50/50 Heiratsstrafe 70/30 Heiratsstrafe 90/10


03.07.2017

Einkommenssteuer Luzern LU (2016)


-2'000

0

2'000

4'000

6'000

8'000

10'000

50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Diff

eren

z in

CH

F


Einkommen 50/50 Einkommen 70/30 Einkommen 90/10

03.07.2017

Einkommenssteuer Liestal BL (2016)


-5'000

-4'000

-3'000

-2'000

-1'000

0

1'000

2'000

3'000

4'000

50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Diff

eren

z in

CH

F


Einkommen 50/50 Einkommen 70/30 Einkommen 90/10

03.07.2017

Übersicht

* Quelle: Steuerinformationen der SSK, Familienbesteuerung, August 2015. Vier Kantone mit anderem System: UR, OW, VS, VD.


03.07.2017

Fazit• Zivilstand wirkt sich steuerlich aus• Rollenverteilung wirkt sich steuerlich aus • Heiratsstrafe bei hohem Gesamteinkommen besonders ausgeprägt


03.07.2017

Rechtfertigung Heiratsstrafe• Ökonomisches Argument: Haushaltsvorteil auch im Konkubinat

• Rechtliches Argument: Ausgleich von Vorteilen im Bereich Erbschafts- und Schenkungssteuer, Sozialversicherung kein Argument


03.07.2017

Ausblick: Alternative Steuerberechnung (Bund)• Modell der alternativen Steuerberechnung (2016/17)

− Nebst gemeinsamer Veranlagung des Ehepaars individuelle Zuweisung des Erwerbs-/Renteneinkommens und Erfassung zum Alleinstehendentarif tieferer Steuerbetrag geschuldet

• Pro: − Gezielte Beseitigung der Heiratsstrafe− Erhöhung Arbeitsanreize für Zweitverdiener− Relativ einfache Umsetzung/kein Mehraufwand für Steuerpflichtige

• Contra:− Tendenzielle Bevorzugung von Ehegatten gegenüber Konkubinat− Gewisser administrativer Mehraufwand


03.07.2017

Fazit

• «Drum prüfe, wer sich ewig bindet»? • «Drum prüfe ewig, wer sich bindet»!


03.07.2017

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Fragen?


Heiratsstrafe – Heiratsbonus: Familienbesteuerung im DiskursZivilrechtliche Optik bis 1988……Steuerrechtliche Optik 2017AgendaBundesverfassungBundesgesetzeUrsachen Heiratsstrafe/HeiratsbonusUrteil Hegetschweiler (1984)Zentrale FolgeentscheideVergleich Ehepaar – KonkubinatspaarZentrale Faktoren für BelastungsunterschiedeVergleich Ehepaare – KonkubinatspaareEinkommenssteuer Bund (2016)Einkommenssteuer Luzern LU (2016)Einkommenssteuer Liestal BL (2016)ÜbersichtFazitRechtfertigung HeiratsstrafeAusblick: Alternative Steuerberechnung (Bund)FazitBesten Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Heiratsstrafe – Heiratsbonus Familienbesteuerung im Diskurs...Differenz in CHF Gesamtes Einkommen...

Documents

Transcript of Heiratsstrafe – Heiratsbonus Familienbesteuerung im Diskurs...Differenz in CHF Gesamtes Einkommen...