Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden...

30
Wandern LIFE am Rohrhardsberg Gemeinsam aktiv für eine vielfältige Natur und Landschaft … AUCH ZU FUß UNTERWEGS IM SCHWARZWALD? Schwarzwaldverein e.V. | Hauptgeschäftsstelle | Schlossbergring 15 | 79098 Freiburg Telefon 0761 38053-0 | [email protected] | www.schwarzwaldverein.de Spendenkonto Nr. 124 83 08 bei der Volksbank Freiburg eG BLZ 680 900 00 SIE FREUEN SICH ÜBER DIE AUSGEZEICHNETE WEGEMARKIERUNG? DER SCHWARZWALDVEREIN E.V. betreut mit seinen vielen ehrenamtlichen Wegewarten das ca. 23 000 km lange Wanderwegenetz im Schwarzwald ersetzt fehlende Wegezeichen schneidet zugewachsene Schilder frei macht schmale Pfade wieder gangbar baut Brücken und Stege wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. DANKE, SCHWARZWALDVEREIN! Impressum Herausgeber: Konzeption und Texte: Peter Lutz, Bernd-Jürgen Seitz Gestaltung: werbeagentur aufwind GmbH, Bahlingen a. K. Fotos: Peter Lutz, Bernd-Jürgen Seitz, Rainer Gottfriedsen, Rudi Suchant, Johanna Fritz, Stefan Hafner, Anne Wevell, Johannes von Stemm, Ingrid Schyle, Ralf Martin, Markus Mayer, Rainer Berg, Hans-Joachim Zurmöhle Dieser Wanderführer ist Teil einer Maßnahme im LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ und wird von der EU-Kommission mit dem Förderinstru- ment LIFE gefördert. Das englische Wort „Life“ heißt „Leben“ und „LIFE“ ist zugleich die französische Abkürzung für L‘Instrument Financier pour l‘Environnement, was „Finanzierungsinstrument für die Umwelt“ bedeutet. Die Mittel aus „LIFE Natur“ fließen in Gebiete des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Natura 2000 ist ein europaweites Schutzgebietsnetz für seltene und bedrohte Tiere (Fauna) und Pflanzen (Flora) sowie wertvolle Lebensräume (Habitate). Dieses Netz- werk entstand auf der Grundlage der „FFH-„ und der „Vogelschutz-Richtlinie“. Mit Natura 2000 verpflichten sich die Mitgliedsstaaten, bedrohte Arten und Lebensräume in ganz Europa zu schützen und ihren Fortbestand zu sichern. Ziel des Netzwerks Natura 2000 ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa. Die Partner im LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ Schwarzwaldverein Schlossbergring 15 79098 Freiburg Tel.: 0761 38053-15 www.schwarzwaldverein.de Regierungspräsidium Freiburg Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege – Bissierstr. 7, 79114 Freiburg Tel.: 0761 208-0 Oktober 2011

Transcript of Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden...

Page 1: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Wandern LIFE am Rohrhardsberg

Gemeinsam aktiv für eine vielfältige Natur und Landschaft

… AUCH ZU FUßUNTERWEGS IM SCHWARZWALD?

Schwarzwaldverein e.V. | Hauptgeschäftsstelle | Schlossbergring 15 | 79098 Freiburg Telefon 0761 38053-0 | [email protected] | www.schwarzwaldverein.de Spendenkonto Nr. 124 83 08 bei der Volksbank Freiburg eG BLZ 680 900 00

SIE FREUEN SICH ÜBER DIE AUSGEZEICHNETE WEGEMARKIERUNG?

DER SCHWARZWALDVEREIN E.V.betreut mit seinen vielen ehrenamtlichen Wegewarten dasca. 23 000 km lange Wanderwegenetz im Schwarzwald

ersetzt fehlende Wegezeichen schneidet zugewachsene Schilder frei macht schmale Pfade wieder gangbar baut Brücken und Stege wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf,

damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen.

Nr. 124 83 08 bei der Volksbank Freiburg eG BLZ 680 900 00

DANKE, SCHWARZWALDVEREIN!

ImpressumHerausgeber:

Konzeption und Texte: Peter Lutz, Bernd-Jürgen Seitz

Gestaltung: werbeagentur aufwind GmbH, Bahlingen a. K.

Fotos: Peter Lutz, Bernd-Jürgen Seitz, Rainer Gottfriedsen, Rudi Suchant, Johanna Fritz, Stefan Hafner, Anne Wevell, Johannes von Stemm, Ingrid Schyle, Ralf Martin, Markus Mayer, Rainer Berg, Hans-Joachim Zurmöhle

Dieser Wanderführer ist Teil einer Maßnahme im LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ und wird von der EU-Kommission mit dem Förderinstru-ment LIFE gefördert. Das englische Wort „Life“ heißt „Leben“ und „LIFE“ ist zugleich die französische Abkürzung für L‘Instrument Financier pour l‘Environnement, was „Finanzierungsinstrument für die Umwelt“ bedeutet. Die Mittel aus „LIFE Natur“ fließen in Gebiete des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

Natura 2000 ist ein europaweites Schutzgebietsnetz für seltene und bedrohte Tiere (Fauna) und Pflanzen (Flora) sowie wertvolle Lebensräume (Habitate). Dieses Netz-werk entstand auf der Grundlage der „FFH-„ und der „Vogelschutz-Richtlinie“. Mit Natura 2000 verpflichten sich die Mitgliedsstaaten, bedrohte Arten und Lebensräume in ganz Europa zu schützen und ihren Fortbestand zu sichern. Ziel des Netzwerks Natura 2000 ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa.

Die Partner im LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“

SchwarzwaldvereinSchlossbergring 1579098 FreiburgTel.: 0761 38053-15www.schwarzwaldverein.de

Regierungspräsidium FreiburgReferat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege – Bissierstr. 7, 79114 FreiburgTel.: 0761 208-0

Okt

ober

201

1

Page 2: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Innerhalb des LIFE-Projekts haben Schüler, Auszubildende und Jugendliche gemeinsam mit Naturerlebnispädagogen, der Stiftung Naturschutzfonds, der Forstbehörde, Künstlern und Handwer-kern am Mühlebühl im Oberen Elztal einen „Naturerlebnisraum der besonderen Art“ eingerichtet. Er soll Kindern und Jugendli-chen Lust auf Natur im Schwarzwald machen und ihnen nahe-bringen, sensibel mit der Natur umzugehen und spannende For-scheraufgaben zu lösen.

Zwischen Mühlebühlbrücke, Ochsenhof und Elzhof kann man sich auf eine etwa 4,5 km lange Entdeckertour begeben. For-scherstationen und Spielelemente sind entlang des Pfades aufge-baut, der durch Wiesen und Wald, vorbei an Mooren und über Bäche führt. Eine Auerhuhnkegelbahn, ein Kletterwildschwein und eine Baumhängematte erwarten neugierige Besucher. Am Holztierpfad stehen geschnitzte Tiere mitten im Wald, ein Was-serpfad widmet sich den rauschenden Elzfällen. Am Ochsenhof in 960 m Höhe erfährt man vieles über ökologische Landwirtschaft und das Leben und Arbeiten in einem Schwarzwälder Hof (hier kann man auch übernachten). Langweilig wird es beim Abenteuer im Naturerlebnisraum auf keinen Fall. Wer will, kann sich für die Entdeckertour im Naturerlebnisraum einen Forscherrucksack ausleihen oder sogar interessante betreute Angebote buchen.

Weitere Informationen unter:www.rohrhardsberg-life.de

59

Wildnis und Natur ganz unmittelbar

Der „Naturerlebnisraum von und für Kinder und Jugendliche“

im Oberen Elztal

ÜbERsIcHTsKaRTE

1. Zur Prechtaler Schanze und zum Huberfelsen (Seite 10)

2. Brotweg (Seite 14)3. Über den Gschasikopf (Seite 18)4. Über den Rohrhardsberg hinab

nach Elzach (Seite 22)5. Hinauf zum Rohrhardsberg

(Seite 26)6. Durch s Obere Elztal (Seite 30)7. Kühle Höhen und dichte Wälder

(Seite 34)

8. Zwischen Martinskapelle und Brend (Seite 38)

9. Durchs Kostgefäll (Seite 42)10. Entlang der Wilden Gutach

(Seite 46)11. Griesbachtal und Ibachtal

(Seite 50)12. Auf m Kilpensträßle und durch s

Nonnenbachtal (Seite 54)

1110

8

12

679

5

2

3

4

1

Page 3: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Der Rohrhardsberg und die Täler von Elz und Wilder Gutach sind eine besonders reiche Kulturlandschaft und ein attraktives Wandergebiet. Alte, ehrwürdige Schwarzwaldhöfe prägen die lichten Wiesentäler, auf den Höhen wachsen dunkle, eher abwei-sende Wälder. Der besondere Reiz der Landschaft sind die gro-ßen Höhenunterschiede, die nicht nur einmalige Ausblicke in eine gesegnete Landschaft erlauben, sondern beim Wandern auch eine sportliche Herausforderung darstellen. Der Schwarzwald-verein hat aus den zahlreichen Wandermöglichkeiten zwölf be-sonders interessante und abwechslungsreiche Touren ausgesucht. Sie bieten nicht nur unvergessliche Wandererlebnisse, sondern man kann auch viele Erkenntnis aus der Kulturgeschichte und Natur mitnehmen. Es freut mich, dass beinahe alle hier empfoh-lenen „LIFE-Wanderungen“ auf den vom Schwarzwaldverein aus-geschilderten Wanderwegen verlaufen. Als Naturschutzverband war der Schwarzwaldverein von Anfang an beim LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ dabei. Dabei war ihm wichtig, dass die Bevölkerung den mancherorts einschrän-kenden Schutz akzeptiert und die Landwirte, die diese einmalige Kulturlandschaft nutzen, von den Naturschutzmaßnahmen profi-tieren und auch in Zukunft ein Auskommen haben. Ich lade Sie ein, mit dem Schwarzwaldverein auf die Wanderschaft ins LIFE-Gebiet zu gehen. Wer sich mit dieser Broschüre auf die Wege begibt und offenen Sinnes wandert, wird, mit Eindrücken reich beschenkt, nach Hause zurückkehren und Lust verspüren, sich bald wieder auf den Weg in diese Landschaft zu machen.

Eugen DieterlePräsident des Schwarzwaldvereins

Moderner Naturschutz beschränkt sich nicht auf Schutzgebiete, sondern wird zunehmend in großräumigen Projektgebieten ge-meinsam mit den ortsansässigen Land- und Forstwirten betrieben. „Gemeinsam aktiv für Natur und Landschaft“ ist auch das Motto des LIFE-Naturprojekts „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“. Am Rohrhardsberg arbeiteten 15 Partner aus Kommunen, Verbänden und Verwaltung eng und fruchtbar zusammen. Einer der wichtigsten Partner ist der Schwarzwaldverein, der geradezu dafür prädestiniert ist, zusammen mit unserem Naturschutzrefe-rat einen Wanderführer zum LIFE-Projekt zu gestalten und her-auszugeben. Der Schwarzwald ist das Wandergebiet schlechthin, und der Schwarzwaldverein sorgt mit seiner wegweisenden Be-schilderung und zahlreichen weiteren Angeboten für ungetrüb-ten Genuss von Natur und Kultur. Auch die vielen Maßnahmen und Besonderheiten im weitläufigen LIFE-Projektgebiet rund um den Rohrhardsberg lassen sich am besten wandernd erkunden. Mit dem vorliegenden Büchlein machen die Wanderungen nicht nur Spaß, sondern eröffnen auch vertiefte Einblicke in das vielge-staltige Gebiet und die dort erfolgten LIFE-Aktionen. Wenn Sie noch tiefer in das Leben der „Rohrhardsberger“ eindringen wol-len, buchen Sie doch einfach eine Tour bei den im LIFE-Projekt ausgebildeten Naturführerinnen und Naturführern. Ein Blick auf die Webseite www.rohrhardsberg-life.de lohnt sich in jedem Fall: Sie gelangen dort unter anderem zu einem Film über das Projekt, der bereits bundesweit Furore gemacht hat. Ein idealer Appetit-anreger für Ihre nächste Wanderung!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen: Viel Spaß beim Wandern!

Julian WürtenbergerRegierungspräsident

4

Willkommen am Rohrhardsberg! Grußwort

5

Page 4: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Der Rohrhardsberg und seine Umgebung gelten durch ihre abge-schiedene und ruhige Lage und den ansprechenden Wechsel aus Wäldern, Weiden, Wiesen und Mooren schon lange als Geheim-tipp unter Naturliebhabern und Wanderern. Besonders reizvoll sind die großen Höhenunterscheide auf kurzer Strecke, die man-chen Wanderungen einen sportlichen Charakter verleihen, aber auch für großartige Aussichten sorgen.

Wer hierher kommt, erlebt zwei recht unterschiedliche Schwarzwaldlandschaften. Da sind zum einen die hellen, tiefen Täler mit der beeindruckenden, bäuerlichen Kulturlandschaft.

Die Höhen des Rohrhardsberg bis über 1.100 m sind dagegen eine kühle Waldlandschaft, aus der sich der Mensch zurückge-zogen und der Natur das Feld überlassen hat.

Der Schwarzwaldverein hat für Sie aus dem reichen Angebot von Wandermöglichkeiten in der Gegend um den Rohrhardsberg zwölf Touren ausgesucht. Es sind kurze Rund- und lange Ste-ckenwanderungen darunter, es gibt bequeme Bachwanderungen oder auch anstrengende Berge-tappen – für jeden Geschmack also etwas. Wir stellen Sie Ihnen auf den folgenden Seiten mit ei-ner kuren Beschreibung und ei-ner Karte vor.

Beinahe alle Wanderungen nutzen die vom Schwarzwald-

verein ausgeschilderten und ehrenamtlich betreuten Wander-wege. Sie sind mit der Raute, meist mit gelber Farbe, markiert und mit Wegweisern an den Kreuzungspunkten gekennzeichnet.

Die Auswahl der Tourenvorschläge orientiert sich am 2011 zu Ende gegangenen LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“. Es unterstützte die Pflege vieler besonders wert-voller Lebensräume und Arten, die durch die europaweit gültige FFH- und Vogel-Richtlinie geschützt werden. Auf den zwölf „LIFE-Wanderungen“ kommen Sie zu vielen Stellen, an denen man im Rahmen des fünfjährigen LIFE-Projekts die Landschaft gepflegt oder Lebensräume verbessert hat. Bei den „LIFE-Themen“, die in der Broschüre zwischen die Wanderungen eingestreut sind, stel-len wir besondere Lebensräume und Tiere der Gegend vor, ge-ben Ihnen Informationen zum Naturschutz und dem LIFE-Projekt selbst oder erlauben Ihnen Einblicke in die Landschaftsgeschichte.

Nutzen Sie zu An- und Abfahrt nach Möglichkeit die öffent-lichen Verkehrsmittel Bus und Bahn. Die Start- und Endpunkte mancher Wanderungen sind allerdings nur mit dem PKW zu erreichen.

6 7

Wandern im Gebiet des „LIFE-Projekts Rohrhardsberg“

Tipps und Hinweise zu den LIFE-Wanderungen

Page 5: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

„Gemeinsam aktiv für eine vielfältige Natur und Landschaft“ ist das Motto des LIFE-Projekts „Rohrhardsberg. Obere Elz und Wilde Gutach“, das nach 5 Jahren im Herbst 2011 zu Ende ge-gangen ist. Mit dem „LIFE-Programm“ fördert die Europäische Union das europaweite Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ für bedrohte Tiere, Pflanzen und Biotope.

Die Hälfte der Kosten in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro übernahm die EU, die andere Hälfte wurde von den insgesamt 15 Projektpartnern aufgebracht, die sich nicht nur finanziell beteiligten, sondern sich darüber hinaus sehr engagierten und zum Erfolg des Projekte beitrugen.

Ziele des LIFE-Projektes waren die Verbesserung und Ver-netzung wertvoller Lebensräume. Das sind am Rohrhardsberg vor allem Borstgrasrasen, die auf den Weidbergen vorkommen, Moore, artenreiche Mähwiesen und Schluchtwälder. Auch die zahlreichen Bäche mit den landschaftsbestimmenden Auenwäl-dern an den Ufern gehören zu den europaweit zu erhaltenden Biotopen. Schließlich kümmerte sich das Projekt um gefährdete Arten wie das Auerhuhn, dessen Waldlebensraum gezielt ver-bessert wurde.

In der 5jährigen Laufzeit des Projektes gab es zahlreiche Aktio-nen; einige seien herausgegriffen, die auch bei den vorgeschlage-nen Wanderungen zu sehen sind:n An der Wildgutach renaturierte man naturferne

Uferabschnitte; n Zugunsten des Auerhuhns lichtete man den Wald in den

Hochlagen teilweise auf;n Weidberge mit Borstgrasrasen wurden von Gehölzen befreit;n Auf steilen Flächen wurden Ziegen als „vierbeinige

Landschaftspfleger“ eingesetzt.

8

Besonderes Augenmerk legte man auf die Information und Betei-ligung der Bevölkerung. Darum wurden Naturführer ausgebildet, die bei kreativen Führungen die einmalige Kulturlandschaft am Rohrhardsberg Besuchern näher bringen.

Ein Naturerlebnisraum wurde im Oberen Elztal für neugierige Schulklassen und Jugendgruppen eingerichtet, sogar Naturfilme sind entstanden.

Regelmäßig finden „Landschaftspflegetage“ statt, bei denen sich jeder aktiv beteiligen kann. Informationstafeln und nicht zu-letzt diese Broschüre locken interessierte Besucher in die erle-benswerte Landschaft am Rohrhardsberg, die allemal gut für eine Wanderung ist!

9

Das LIFE-Projekt 5jähriger Erfrischungskurs für die Natur am Rohrhardsberg

Page 6: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Zur Prechtaler Schanze und zum Huberfelsen

abwechslungsreicher ausflug in die Oberprechtaler Landschaft

Wir beginnen die Wanderung in Oberprechtal, dem Dorf an der auffälligen Krümmung des Elztals. Vom Dorf geht es Richtung Pfauen, schon bald hinter den letzten Häusern dringt man un-vermittelt in den Wald ein, der einem bis zum Pfauenfelsen mit seiner sehenswerten Aussicht übers Elztal begleitet.

Ab da beginnt die Weidberg-Landschaft, zunächst mit un-terschiedlichen Niederwäldern, die sich auf kurzer Distanz ab-wechseln. Bald öffnet sich der Wald und gibt die Sicht frei auf ansprechende, immer noch beweidete Flächen um die Prechtaler Schanze. Am Weg entfaltet sich die ganze Vielfalt der Weidberge: Birken-Weidewälder, Aderfarnflächen, dunkles Haselgestrüpp und schattige Wiesenflächen mit ausladenden Weidbuchen. Je höher man kommt, desto größer wird die Ruhe über der Landschaft und desto besser die Aussicht auf die umgebenden Waldberge.

Am Gipfel erscheinen schließlich die in der Barockzeit vor 300 Jahren gebauten Erd- und Steinschanzen. Sie sind zerfallen und nur noch als Erdhügel oder Steinmauern, die von der Natur längst in Beschlag genommen sind, wahrzunehmen.

In anregendem Auf und Ab geht es auf dem Westweg weiter

durch die altertümliche Weidelandschaft, die als Naturschutz-gebiet ausgewiesen ist, zum Huberfelsen. Vom seltsamen Gra-nitklotz, den man über einen fast halsbrecherischen Aufgang er-reicht, hat man eine gute Aussicht auf die Umgebung.

Über schmale Pfade und urigen Bauernwald steigt man ab ins Wittenbachtal – ein helles Wiesental mit mageren Mähwiesen, die z. T. besonders gepflegt werden.

Angekommen im Elztal wendet man sich am Gasthaus Rössle aufwärts und dringt durch felsigen Eichenwald – ehemaligen Ei-chenschälwald – erneut in die Landschaft ein. Auf halber Höhe überm Tal kommt man auf dem „heimatkundlichen Wanderweg“ mit Informationstafeln durch alten Buchenwald, dichten Nieder-wald und vorbei an steilen Blockhalden. Am gegenüberliegen-den Hang des Dorferskapfs sieht man in eine alte, zuwachsende Weidberglandschaft. Schnell kommt man Oberprechtal nahe.

beginn: Oberprechtal (Teilort der Stadt Elzach)anfahrt: Zug bis Elzach, Buslinie 7274 bis zu den

Haltestellen in OberprechtalVerlauf: Haltestelle „Am Sportplatz“ – Am Pfauen –

Prechtaler Schanze – Huberfelsen – Hirzdobel – Rössle – Lampertsbach (Ambros-Burger-Weg) – Am Pfauen – Oberprechtal

Länge: 9,5 kmschwierigkeit: Rundwanderung mit einigen mittleren Anstiegen, Auf-/Abstiege: 450 m

1110

1

Page 7: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Das Gebiet um den Rohrhardsberg – einer weitläufigen Land-schaft im Mittleren Schwarzwald zwischen dem Landwassereck (bei Oberprechtal) im Norden und dem Brend im Süden, zwi-schen Bleibach im Westen und Triberg im Osten – rückte erst in der 1980er Jahren in den Brennpunkt eines umfassenden Natur- und Landschaftsschutzes.

Damals ergab eine landesweit durchgeführte Biotopkartie-rung, dass es am Rohrhardsberg eine erfreulich große Anzahl schutzwürdiger Lebensräumen und Arten gibt. Ursache ist die große landschaftliche Vielfalt. Gefährdete Biotoptypen wie Moore, Magerweiden und artenreiche Wiesen kommen in sehr guter Qualität vor. Viele dieser bemerkenswerten Lebensräume sind durch die traditionelle bäuerliche Bewirtschaftung entstan-den. In den westlich gelegenen, tief eingeschnittenen Tälern von Elz und Wildgutach handelt es sich um eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft aus Wiesen und Weiden in einem mildem Klima. Die sanft geschwungenen Hochlagen (über 900 m) im Ostteil hingegen sind kühl, überwiegend bewaldet und mit zahl-reichen Mooren ausgestattet; diese Waldlandschaft erscheint recht naturnah. Hier ist das Auerhuhn und andere Gebirgsarten zuhause.

Diese Besonderheiten nahm die Naturschutzverwaltung zum Anlass, Anfang der 1990er-Jahre eine „Naturschutzkonzeption Rohrhardsberg“ zu erarbeiten. Diese sah vor, das Gebiet intensiv zu erforschen und wertvolle Flächen als Natur- und Land-schaftsschutzgebiete zu sichern sowie die Landwirte bei der Landschaftspflege zu unterstützen. Vor allem in Elzach-Yach entwickelte sich eine aktive Bürgerbeteilung mit dem „Yacher Symposium“ und einer „Zukunftswerkstatt“.

In den schneereichen Höhenlagen am Rohrhardsberg gab es langjährige Konflikte zwischen Naturschutz und Erholungs-nutzung. Darum entschlossen sich Forstverwaltung und Deutscher Skiverband im „Modellprojekt Rohrhardsberg“, das

ausgreifende Wanderwege- und Loipennetz neu zu ordnen, um dem Auerhuhn die dringend notwendigen Ruheräume zu verschaffen. Das gelang nach intensiven Bemühungen Mitte der 1990er-Jahre vorbildlich und hat bis heute Bestand.

Ein Großteil der Arten und Biotope am Rohrhardsberg zäh-len zu den auch europaweit besonders schutzwürdigen Lebens-räumen, weshalb um das Jahr 2000 weite Bereiche als Fauna-Flora-Habitat-(FFH-) oder Vogelschutzgebiet in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgenommen wurden. Dieses war Grundlage für das LIFE-Projekt „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“, dem vorerst letzten Schritt der Natur-schutzaktivitäten am Rohrhardsberg (dazu Weiteres im Beitrag zum LIFE-Projekt).

Naturschutz mal anders Der Rohrhardsberg als „Labor“ moderner schutzmaßnahmen

12 13

Page 8: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Der abwechslungsreiche Brotweg um Yach geht auf die Initiative des Yacher Landschaftspflegevereins zurück. Er führt auf mitt-lerer Höhe ums Yachtal, mit Ausblicken in die beeindruckende Kulturlandschaft; unterwegs stehen Informationstafeln, die vom früheren bäuerlichen Leben in Yach berichten.

Vom Rathaus kommend biegt man an der „Sonne“ zum Hof-bauernhof ab, durch schönes Wiesen- und Weidegelände geht aufwärts. Schnell wechselt die Szenerie entlang des Wegs: Streu-obstwiesen, Weidberge mit schöner Aussicht auf Yach, dunkle Waldstücke und grüne Wiesentäler.

Ab dem Unterfischerhof muss man auf die Asphaltstraße, an der sich einzelne Schwarzwaldhöfe aneinanderreihen. Hinter dem Schneiderhof (Einkehrmöglichkeit mit zünftigem Vesper) folgt ein ziemlich zugewachsener Weidberg. Das undurchschau-bare Gewirr aus Dorngestrüpp, Farnwedeln, Büschen und knor-rigen Bäumen ist für seltene Arten ein wertvoller Lebensraum. Bergauf geht es durch Gelände, das früher Reut- und Weid-berge war, heute aber mit Fichtenwald bewachsen ist. Vorbei an Gobert, einer „Wieseninsel“ im Wald, erreicht man einen alten

Weidberg im Tränklesgrund. Die extensiv genutzte Fläche ist noch landwirtschaftlich genutzt und enthält das typische Inven-tar: Besenginsterweiden, lichte Birkenwäldchen und Weidewald, in dem Vieh grast.

Durch Laubwald hinab wandernd kommt man zum Tränk-lehof, danach durchquert man offenes Wiesengelände bis zum Rauchengrund. Durch den kleinen Weiler aus vier Höfen geht es zunächst bergab, doch bald wieder auf einem neueren Waldweg bergan. Dann wechseln Weidberge mit kurzen Waldstücken ab. Oft hat man schöne Ausblicke in die Yacher Landschaft.

Dann ist es mit steilem Abstieg nicht mehr weit zum Schätzle-hof, der imposant über dem Dorf steht, und zum Rathaus, dem Ausgangspunkt des Brotwegs.

beginn: Yach (Teilort der Stadt Elzach)anfahrt: Zug bis Elzach, Buslinie 7206 bis zu den

Haltestellen in YachVerlauf (dem Wanderzeichen des brotwegs folgen!): Rathaus – Hofbauernhof – Unterfischerhof –

Schneiderbauernhof – Gobert – Singlet – Tränklehof – Rauchengrund – Schätzlehof – Rathaus

Länge: 11 kmschwierigkeit: leichte Rundwanderung mit einigen

mittleren Auf- und Abstiegen (je 480 m)

BrotwegEin heimatkundlicher Pfad durchs Yachtal

1514

2

Page 9: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Wälder überdecken den allergrößten Teil des LIFE-Projekt- Gebiets. Landwirtschaftlich genutzte Flächen gibt es in den Tal-lagen, auf den Höhen liegen einzelne Höfe mit ihrem Grünland wie Inseln im „Waldmeer“. Das war nicht immer so. Alte Karten aus dem 18. Jahrhundert zeigen, dass das Gebirgsmassiv bis in die Hochlagen besiedelt war, nur auf den unzugänglichsten Stel-len wuchs Wald. Heute nimmt der Wald ca. 80 % der Fläche am Rohrhardsberg ein. Grund dafür ist der langsame, aber stete, sich in Wellen vollziehende Rückzug der Landwirtschaft, denn wo nicht mehr bewirtschaftet wird, forstet man auf oder über-lässt es der Natur, selbst wieder einen Wald entstehen zu lassen.

Besonders beeindruckend sind die geschlossenen Wälder auf dem Höhenrücken zwischen Brend und Rohrhardsberg.

Hier in über 1.000 m, ja bis in 1.150 m Höhe, bilden Tanne, Fichte und Buche einen anspre-chenden Hochwald. Die drei Baumarten sind typisch für die Bergwälder, wobei die Nadel-bäume im kalten Klima durchaus Vorteile haben und deshalb einen hohen Anteil einnehmen. Manch-mal ist die Baumschicht stufig aufgebaut und bietet einzelne Lücken, so dass ins Waldesin-nere Licht fallen kann, das vom aufstrebenden Jungwuchs freudig zum Wachsen genutzt wird. In den höchsten Lagen nutzen Milchlattich und Alpendost, zwei veritable Alpenstauden, das reichliche Lichtangebot an den Wegrändern. Überhaupt ist die

Bodenvegetation aus Farnen in den schneereichen Hochlagen sehr üppig. Daneben gibt es dunkle, fichtenreiche Bestände, die von der Forstverwaltung durch Auflichtung und Natur-verjüngung im Rahmen des LIFE-Projekts behutsam in struk-turreichere Wälder – auch zur Förderung des Auerwilds – überführt wurden.

In den Hängen wachsen Waldungen von erstaunlicher Natur-nähe. Hier nehmen die Buchen einen großen Anteil ein oder bil-den sogar Reinbestände, Nadelholz ist oft untergeordnet. Solche Wälder bezeichnen man dann als Hainsimsen-Buchenwälder – benannt nach der grasartigen Hainsimse, die den Fachleuten ei-nen sauren und nährstoffarmen Boden anzeigt. Steilhänge sind oft von Felsen durchsetzt oder mit groben Steinblöcken über-deckt – das gibt den Wäldern einen besonders urigen Eindruck. In warmen Lagen der Täler gesellt sich die Eiche dazu, ja gelangt an felsigen Hängen sogar zur Herrschaft, was sie der früheren Nutzung in Eichenschälwäldern verdankt, als man Eichen för-derte, um die Rinde zur Gewinnung von Gerbstoffen („Lohe“) abzuschälen.

Natürlich sind Fichtenwälder – hervorgegangen aus Auffors-tungen – häufig in den Tälern zu finden, ist doch die Fichte der „Brotbaum“ im Schwarzwald. Viele ehemaligen Weidberge aber tragen heute ein buntes Waldkleid, das von selbst aufgewachsen ist und aus einem Dutzend Baumarten besteht.

Mehr als nur BäumeDie Wälder am Rohrhardsberg

1716

Page 10: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Die Wanderung beginnt in einem kesselartigen Teil des Elztals un-terhalb des Mühlebühls. Hier ist das „Zentrum“ der ehemaligen Gemeinde Rohrhardsberg mit dem Schulhaus. Von hier strebt der Weg aus dem Kessel hinauf zum beeindruckenden Ochsen-hof. Nach weiterem Aufstieg durch Wiesenflächen ist bald der Pass am Schlagbaum erreicht – eine alte Übergangsstelle vom Yachtal in den hohen Schwarzwald.

Der Weg führt den Wanderer nun in den Wald, den man bis kurz vor Oberprechtal nicht mehr verlässt. Dennoch wird die Tour nie langweilig. Zunächst gewähren einzelne Felsburgen aus mächtigen Granitblöcken Ausblicke hinab ins Yachtal oder hin-über zum Rohrhardsberg. Links und rechts des Wegs erheben sich Granithügel im Wald – unauffällig zwar, aber alles „Tausen-der“. Bald wechselt das Gestein zu Gneis, und die Blöcke aus Triberger Granit, bisher weit verstreut in den Waldungen, ver-schwinden.

Das Waldbild wechselt beständig: Mal besteht der Wald nur aus Buche mit den grauen, himmelwärts strebenden Stämmen,

mal stehen Buche, Tanne und Fichte gemischt im Bestand, mal kommt man durch dunkle Fichtenwälder.

Am Gschasikopf lassen Waldlücken eine weite Aussicht über Elztal bis zum Rheintal zu, am eindrücklichsten ist sie über dem Gschasifelsen. Ab hier sinkt der Weg langsam in Richtung Ober-prechtal. Unvermittelt öffnet sich am Dorferskapf der Wald und gibt an der vom Schwarzwaldverein betreuten Kapfhütte die Aussicht auf dem mittleren Schwarzwald frei. Nun steigt man auf kurzer Strecke mehr als 400 m hinab nach Oberprechtal. Der schmale Weg windet sich in Kurven den Hang hinab und kommt durch ehemalige Weidberge, die heute mit spontan aufgewachse-nem, strukturreichem Laubwald bestockt sind.

LIFE-Wanderung

Über den Gschasikopf Waldwanderung über einsame schwarzwaldhöhen

beginn: Haltestelle Elzhof, beim ehemaligen „Dorfkern“ von Rohrhardsberg

anfahrt: Zug bis Elzach, Buslinie 7274 bis Haltestelle Elzhof

Verlauf: Elzhof – Ochsen – Am Schlagbaum – Ober dem Siebenfelsen – Zimmereck – Schwiegrube – Kapf – Hirschwirts Wald – Oberprechtal

Länge: 13,5 kmschwierigkeit: lange Streckenwanderung mit Aufstieg am

Anfang und steilem Abstieg am Ende, Aufstieg: 240 m Abstieg: 670 m

1918

3

Page 11: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Die Gegend um den Rohrhardsberg ist ein typisches Stück Schwarzwälder Landschaft. Große Bauernhäuser liegen inmit-ten ihrer eigenen Flur und bilden damit eine räumliche und wirt-schaftliche Einheit – und das schon seit Jahrhunderten. Zu einem Hofgut gehört alles, was zum Leben und zur Selbstversorgung der Bewohner früher notwendig war: Quellwasser in der Nähe des Hauses, wüchsige Talwiesen zur Versorgung des Viehs, tro-ckenen Hänge, auf denen man den unverzichtbaren Ackerbau

betrieb, und auf der Höhe der Wald, der den Hof mit Baumaterial und Brenn-holz versorgte. Diese Einheit bleib auch beim Übergang auf eine neue Generation erhalten, denn der Hof wurde als Gan-zes an den jüngsten Sohn vererbt. Die Struktur der „geschlossenen Hofguts“ ist in den Tälern um den Rohrhardsberg noch gut erhalten.

Man vermutet, dass die Gegend seit dem Jahr 1100 besiedelt ist. Im Lauf der Jahrhunderte waren durch die zunehmende Bevölkerung die Bauern gezwungen, immer mehr Fläche des Waldes in landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln. Man kann

sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen, dass um 1780 selbst in den Hochlagen kaum ein Viertel des Gebiets noch bewaldet war. Jedes bearbeitbare Fleckchen wurde landwirtschaftlich genutzt, als Weide, Wechselfeld oder Niederwald, um die Hofbewohner und das Arbeitsvieh zu ernähren.

Dann setzte ein langsamer Wandel ein. Aus verschiedenen Gründen mussten vor allem die Höfe auf den Höhen aufgeben. Der badische Staat kaufte sie auf und gründete vor ca. 160 Jah-ren die heutigen Wälder auf dem Rohrhardsbergrücken. Auch in den Tälern begann man, entlegene Weidflächen aufzuforsten. Bis heute zieht sich die Landwirtschaft am Rohrhardsberg aus den ungünstigen Lagen zurück. Die Gründe dafür sind uns gut be-kannt: die Nutzung der Hangflächen ist nicht lohnenswert, denn ein Schwarzwaldbauer kann mit seinen mühevoll erzeugten Pro-dukten trotz der staatlichen Förderung auf dem Markt einfach nicht konkurrieren.

Damit ist ein gravierender Landschaftswandel verbunden. Der Waldanteil stieg bis etwa 80 %, so dass man schon die Kultur-landschaft bedroht sah. Dank etlicher Förderprogramme ist der Trend zu immer mehr Wald zwar gestoppt, das Problem des Rückgangs der Landwirtschaft aber nicht befriedigend gelöst. Das LIFE-Projekt führte die bisherigen Bemühungen zur Pflege wert-voller Offenland-Lebensräume mit einem kräftigen Impuls weiter.

LIFE-Thema

20

Landschaftswandel am Rohrhardsberg

Ein kurzer abriss der besiedlungsgschichte

21

Page 12: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Die Wanderung verbindet zwei unterschiedliche Landschaftsräu-me: die kühlen, waldreichen Hochlagen am Rohrhardsberg und das Yachtal mit angenehmem Klima.

Man startet an der Mühlebühlbrücke. Zunächst lohnt ein kurzer Abstecher zu den Elzfällen. Steil führt der Weg auf den Mühlebühl hinauf und weiter auf der Asphaltstraße zum Och-senhof und zum Schlagbaum. Man wandert durch eine urtümlich erscheinende, bäuerliche Landschaft mit steinigen Weiden, Berg-wiesen, vereinzelten Ackerstreifen und nassen Talmulden mit stark verbuschten Weideflächen. Gleiches gilt für den Schänzle-hof, der auf 1.040 m einsam in einer weiten, vielleicht von Eiszeit-gletschern geschaffenen Schale steht. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Gipfel. Dort lockt die „Schwedenschanze“ zur Einkehr (ihr Name deutet auf ehemalige militärische Schanz-anlagen aus der Barockzeit hin).

Nun taucht der Weg in Buchen- und Fichtenwälder auf den Yacher Hängen ein. Abwärts geht es zum Standort Singlet, wo man auf den Hirtenweg nach links einschwenkt. Der Weg führt ein kurzes Stück durch lichte Birkenwäldchen und über

Besenginsterweiden, die einen Eindruck der früheren Reutberg-Landschaft vermitteln. Erneut verschwindet der Waldweg für et-liche km in den Bauernwäldern des Hinteren Zinkens; die schöne Mischung aus Buche, Tanne und Fichte gibt uns eine Ahnung von urwüchsigen Naturwäldern. Am Platzhäusle öffnet sich der Weg erneut in eine fast bilderbuchhafte, vielfältige Weidberg-Land-schaft mit Blick in den Hinteren Zinken und zum Rohrhardsberg.

Am Katzenbühl geht es durch Fichtenwälder aus Weidfeldauf-forstungen hinab ins enge und etwas abgelegene Farnraintal. Von hier aus erreicht man Yach, das man abwärts gehend bis zum Standort „Talstraße“ durchquert. Ein letzter Anstieg führt zum Waldrand „An der Viehhütte“. Mit wechselnden Aussichten kommt man dem Bahnhof Elzach nahe, dem Endpunkt der Wanderung.

22

LIFE-Wanderung

Über den Rohrhardsberg hinab nach Elzach

Zwei Landschaftsräume in einer Wanderung

beginn: Haltestelle und Parkplatz „Mühlebühlbrücke“ an der L 109 zwischen Oberprechtal und Schonach

anfahrt: Buslinie 7274, nur am WochenendeVerlauf: Mühlebühlbrücke – Ochsenhof – Am

Schlagbaum – Schwedenschanze – Singlet-Baschg – Farnrain – Yach – Talstraße – Bei der Viehhütte – Bahnhof Elzach

Länge: 18 kmschwierigkeit: lange Steckenwanderung mit mehreren

Abstiegen (Aufstieg 270 m, Abstieg 770 m)

4

23

Page 13: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

Neben strukturreichen Wäldern auf den Höhen den Rohrhards-bergs – dort ist das Reich des Auerhuhns – ist für die Vogelwelt vor allem das extensiv genutzte Grünland in der Kulturlandschaft von Bedeutung. Es erreicht im Natura 2000-Gebiet am Rohr-hardsberg immerhin einen erstaunlichen Anteil von knapp 20 %.

Das Braunkehlchen als typischen Wiesenvogel trifft man in un-serem Gebiet allerdings nur selten an. Es brütet in den Wiesen und benötigt weite Flächen, die nicht zu oft gestört werden. Zu-dem jagt es gerne von erhöhten Sitzwarten wie z. B. von hohen Stauden. Doch diese gibt es kaum, wenn die Futterwiesen häufig gemäht werden.

Häufiger ist da schon der Neuntöter, der eine Mischung aus Offenland und dichten Gebüschen braucht. Er liebt vor allem Wiesenflächen, die von Gehölzen durchsetzt sind – solche Bio-tope sind in den Tälern nicht selten, darum ist der Neuntöter für aufmerksame Wanderer gelegentlich zu entdecken.

Den Übergangsbereich zwischen Offenland und Wald mit seinem auch für das Auge anregenden Strukturreichtum bevorzugen zwei weitere Vogelarten, die am Rohrhardsberg in hohen Lagen über 900 m vorkommen: Die Ringdrossel und der Zitronengirlitz. Während die Ringdrossel in geringer Zahl auch noch im Allgäu vorkommt, ist der Zitronengirlitz in

Baden-Württemberg auf den Schwarzwald beschränkt. Wäh-rend die Ringdrossel als Jägerin Insekten im offenen Gelände nachspürt, bevorzugt der Zitronengilrlitz eher vegetarische Kost: er sucht seine Nahrung – u. a. Nadelholzsamen – häufig im Wald. Der Bestand beider Arten hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen, beim Zitronengirlitz ist in letzter Zeit sogar ein drastischer Rückgang zu verzeichnen. Es ist daher sehr wichtig, die Lebensstätten der beiden Vogelarten am Rohrhardsberg zu erhalten und zu optimieren.

Ganz versteckt in den unübersichtlichen Gestrüpp offen ge-lassener Weideflächen oder im Dickicht junger Wälder lebt das Haselhuhn, die kleine Schwesterart des Auerhuhns. Früher kam der unscheinbare, kaum pfundschwere Vogel in den verwilderten Weidbergen häufig vor, weil diese deckungsreichen Lebensräume ideal für den äußerst scheuen Vogel waren. Mit dem Niedergang der Reutbergwirtschaft verschwand aber auch das Haselhuhn. Aus den letzten Jahren gibt es kaum noch Hinweise auf seinen Fortbestand am Rohrhardsberg. Aber wer weiß, vielleicht duckt sich noch die ein oder andere Henne bestens getarnt in ihr Ver-steck und bleibt dem neugierigen Beobachter verborgen!

LIFE-Thema

24 25

Nicht nur Amsel, Drossel, Fink und Star

Vögel im Offenland des Rohrhardsbergs

Page 14: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Standorten gelegentlich noch Ackerstreifen, am Hang magere Wiesen und Bergweiden.

Am Gipfel lockt die urige Einkehr der „Schwedenschanze“, in der man sich mit einem guten Vesper und weiter Aussicht über den Schwarzwald erholen kann. Der Name rührt von Schanzan-lagen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714), die aber nie militärische Bedeutung erlangten. In ihrem Umkreis gibt es eine schöne Bergweide mit Wacholderbüschen und Arnika-Vorkommen. Mit Hilfe des LIFE-Projektes befreite man die Weide von vielen Gehölzen und verschaffte den lichtbedürftigen Pflan-zen wieder mehr Lebensraum. Vom Rand der Weide erheischt man einen Blick ins ferne Rheintal.

Von der Schwedenschanze (der Rohrhardsberg-Gipfel liegt etwas abseits versteckt in Fichtenaufforstungen) bringt der Richard-Tüchle-Weg den Wanderer wieder zum Ausgangspunkt im Elztal.

27

Die Wanderung beginnt mit kurzen, aber steilen Anstieg auf den Mühlebühl. Vorbei am ehemaligen Forsthaus gelangt man zum Fuß der Rohrhardsberger Skipiste. Die asphaltierte Straße führt weiter zum Ochsenhof; es lohnt sich aber, auf dem parallel lau-fenden, interessanten „Holztierpfad“ des Naturerlebnisraums (S. 59) zu wandern.

Dann erscheint der sorgfältig renovierte, schindelgedeckte Ochsenhof am Weg – ein eindrucksvolles Schwarzwaldhaus. Vorbei an schönen Wiesen – etwas abseits liegt der Erlenhof am Waldrand – geht es aufwärts zum Schlagbaum. Sein Name ist eine Erinnerung daran, dass an diesem Pass früher eine Herr-schaftsgrenze war.

Durch den steinigen Fichtenwald aufwärts erreicht man die Wiesenflächen des Schänzlehofs, des höchstgelegenen Gehöfts im Mittleren Schwarzwald. Sie befinden sich ganz im Natur-schutzgebiet „Rohrhardsberg“ und werden vom Eigentümer mit Sorgfalt gepflegt. Darum ist noch die alte Landschaftsstruktur erhalten: Um den Hof saftige Wiesen, die früher z. T. gewässert wurden, auf dem Moränenhügel eine steinige Weide, an besseren

Hinauf zum RohrhardsbergRunde durch eine anregende schwarzwaldlandschaft

beginn: Haltestelle und Parkplatz „Mühlebühlbrücke“ an der L 109 zwischen Oberprechtal und Schonach oder Parkplatz Hirzbächle

anfahrt: Buslinie 7274, nur am WochenendeVerlauf: Mühlebühlbrücke – Ochsenhof – Am

Schlagbaum – Schwedenschanze – Richard Tüchle-Weg bis zum Parkplatz Hirzbächle – Mühlebühlbrücke

Länge: 7 kmschwierigkeit: recht kurze, aber anstrengende

Bergwanderung (Auf-/Abstieg 270 m)

5

26

Page 15: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Moore gibt es am Rohrhardsberg nur in den Hochlagen, vor al-lem im Tal der Oberen Elz. Dort schlängelt sich der noch junge Bach durch ein fast komplett vermoortes Tal. Reichlich Nieder-schlag sorgt für viel Feuchtigkeit, zusätzlich tritt im Tal überall Grundwasser zutage. Der torfige, schwarze Boden ist das ganze Jahr über wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen. Wegen der Muldenlage ist das Tal auch eine Kältefalle, in dem zu jeder Jahres-zeit im Frost zu rechnen ist.

Viele der Moorflächen im oberen Elztal, z. B. in der Umge-bung des Farnbauernhofs, sind unbewaldet und als extensive Viehweiden genutzt – eine andere landwirtschaftliche Nutzung ist auch kaum möglich. Es sind Niedermoorflächen, auf denen nur angepasste Pflanzen wachsen können. Dazu gehört als auf-fälligste Art das Wollgras, das im Frühjahr bei Massenwuchs manchen Wiesenfleck mit seine Haarbüscheln geradezu schnee-weiß einfärbt. Dazwischen reckt das Breitblättrige Knabenkraut, eine Orchidee, im Juni die purpurnen Blütenpyramiden in die Höhe; auch den Siebenstern kann man gelegentlich finden. Die

Moore am Rohrhardsberg Empfindliche Lebensräume aus Torf und Wasser

28

Hauptmasse bilden Sauergräser wie Seggen und Binsen, die alle-samt auf solche sauren Moorstandorte angewiesen sind. In dem von Huminstoffen braun gefärbten Moorwasser schiebt zwischen den Seggen gelegentlich der Fieberklee seine weißen Blüten ins Licht.

Im LIFE-Projekt galten viele Pflegemaßnahmen den Nie-dermooren. Mit Gehölzen zugewachsene oder aufgeforstete Flächen wurden wieder freigeräumt, das verschaffte den bedroh-ten Moorarten wieder mehr Lebensraum. Damit sie weiter offen bleiben, schickt man nun das Vieh zur Beweidung hinein. Davon profitiert z. B. der sehr seltene Hochmoor-Gelbling. Der stark gefährdete Schmetterling mag s gern kalt und lebt nur in Moo-ren, wo er die Rauschbeere, die Nahrungspflanze seiner Raupen, findet.

Wenn sich in einer Mulde mehr Torf angesammelt hat und sich gar zu einem flachen Hügel aufwölbt, entstehen Hochmoore. Sie sind eine ganz eigenartige, ja geradezu fremd erscheinende Welt. Hier gibt es nur die Spirke, eine besondere urtümliche Moorkiefern-Art, Beersträucher und viele Torfmoose, die für das Torfwachstum sorgen.

29

Page 16: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Das Ziel dieser Wanderung ist das vermoorte Tal der Oberen Elz. Gleich unterhalb der Mühlebühlbrücke (880 m) liegen die Elzfälle. Hier stürzt die behäbige Elz rauschend über grobe Gra-nitböcke hinab ins enge Tal, das weiter unten sich schluchtartig eintieft.

Auf dem Asphaltsträßchen geht es zunächst zum Parkplatz am Hirzbächle, nicht weit davon ist das Korallenhäusle, in dem Ita-liener im 18. Jahrhundert Halbedelsteine schliffen. Der gesamte Talgrund entlang der Elz ist vermoort. Das Grünland besteht aus quelligen Wiesen, sumpfigen Weiden und Niedermoorflächen. Auch Moorwälder stehen im nassen Talgrund und verbergen das ein oder andere Moor. Überall fließen Rinnsale und Bächlein der noch jungen Elz zu, die sich mit ihrem torfbraunem Wasser durchs moorige Tal windet. Manche der nassen Weideflächen sind im Rahmen des LIFE-Projektes wieder geöffnet worden, um seltenen Moorarten mehr Raum zu verschaffen.

Am trockeneren Talhängen oberhalb des Weges gibt es mage-re, aber artenreiche Bergweiden, auf denen im Sommer Jungvieh weidet. Die würzige, aber vom Vieh verschmähte Bärwurz, hartes

30

Durch s Obere ElztalErkundungen im vermoorten Tal der jungen Elz

beginn: Haltestelle und Parkplatz „Mühlebühlbrücke“ an der L 109 zwischen Oberprechtal und Schonach, Parkplatz am Hirzbächle

anfahrt: Buslinie 7274, nur WochenendeVerlauf: Parkplatz Hirzbächle – Korallenhäusle –

Vogte – Briglirain – Weißenbacher Höhe – Farnbauer – Hirzbächle

Länge: 8,5 kmschwierigkeit: Leichte Talwanderung mit geringen

Höhen unterschieden (Auf/Abstieg 120 m)

Borstgras, aber auch manche seltene Orchidee wachsen darauf. Im Oberen Elztal hat es noch einige Schwarzwaldhöfe. Beson-

ders beeindruckend thront auf der gegenüberliegenden Seite der Farnbauernhof, ein in der Mitte geteiltes Doppelgehöft, über dem Tal. Der Weg ist recht abwechslungsreich und gewährt zwischen den Wäldchen immer wieder neue Ausblicke.

Auf ca. 1.000 m Höhe erreicht man den Briglirain (rechts un-terhalb liegt der Furtwänglehof) und queren das Tal – der Weg ist auf kurzer Strecke die europäische Wasserscheide. Vorbei an der Weißenbacher Höhe (Parkplatz, alternativer Wanderbe-ginn) kommt man schließlich zum Farnbauernhof. Bald danach verschwindet der Weg im moorigen Fichtenwald und überquert die Elz. Am Korallenhäusle vorbei gelangt man wieder zum Aus-gangspunkt.

31

6

Page 17: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Geradezu geheimnisumwittert ist der bekannteste Vogel des Schwarzwalds – das Auerhuhn. Auch in den kühlen Höhen des Rohrhardsbergs bekommt man es als Wanderer oder Spazier-gänger kaum zu Gesicht.

Der scheue Waldvogel bevorzugt abgeschiedene, lichte Wäl-der, in denen die Hennen ihr Gesperre – so der Fachausdruck für die Jungvogelschar – gefahrlos großziehen kann. Die Wissen-schaft hat herausgefunden, dass dies am besten in strukturrei-chen, lichten Mischwäldern geschieht, wo alte Tannen, knorrige Buchen und schüttere Fichten noch soviel Licht ins Waldesinnere lassen, dass Kräuter und Gräser und vor allem die Heidelbeere, Lieblingsspeise des Auerwilds, am Boden wachsen können. Um sich vor Fressfeinden zu verstecken und Ruhe zu finden, brau-chen die Küken und Altvögel auch Deckung: unterm dichten Farn-gestrüpp, zwischen aufstrebenden Jungbäumen und im grünen Dickicht. Besonders im Winter ist das Auerhuhn auf Ruhe an-gewiesen. Die Kälte und das karge Nahrungsangebot an Fichten- und Tannennadeln zehren an den Energiereserven des Vogels.

Für den idealen Lebensraum ist noch die eine oder andere Lichtung nötig, auf der sich im Frühjahr die Auerhuhn-Balz abspielt. Wenn noch Schnee liegt, erwacht im Hahn im kalten

32

Das AuerhuhnWildes Leben im Verborgenen

Frühjahr heiße Leidenschaft. Aufgebläht wie Hagestolze schrei-ten die Konkurrenten durch die Arena im morgendlichen Wald; hochgereckt schnalzen sie ein sonores „Tok-tok-tok“, das die am Rand geduckten Weibchen beeindrucken soll – und es auch tut. Bei der Aufzucht der Jungen hält sich der Hahn dann allerdings vornehm zurück, er hat schließlich andere Aufgaben! Die un-scheinbar gefärbte Henne übernimmt klaglos das Geschäft und zieht die zwei bis drei Jungtiere auf.

Das Auerhuhn gehört zu den stark gefährdeten Vogelarten. Obwohl es im Schwarzwald noch vergleichsweise viele gibt, müssen auch hier intensive Schutzmaßnahmen ergriffen wer-den, um ein Verschwinden zu verhindern. Gerade die Zerstü-ckelung seines Lebensraums ist für den ortstreuen, störungs-empfindlichen Vogel verhängnisvoll. Im weitläufigen, waldreichen Rohrhardsberg-Gebiet, einem der wichtigsten Vorkommen im Schwarzwald, hat das LIFE-Projekt viel zur Verbesserung der Waldstruktur zugunsten des Auerhuhns geleistet. Auf den Wan-derungen durch die Hochlagenwälder am Rohrhardsberg durch-streifen Sie den Lebensraum des Auerhuhns, doch Sie werden den scheuen Vogel kaum zu Gesicht bekommen. Bleiben Sie bitte auf den Wegen (und im Winter auf den Loipen), denn sie sind in der Wohnung des Auerhuhns, das sich hier am wohlsten fühlt.

33

Page 18: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Bei dieser Wanderung streifen wir den Lebensraum des Auer-huhns – bleiben Sie darum bitte auf den Waldwegen, um den empfindlichen Vogel nicht zu stören.

Den Umkreis der Martinskapelle mit seinen Bergwiesen ver-lässt man nordwärts zur Loipenhütte, dem Ausgangspunkt der winterlichen Skiwege. Bei der Käsmatte verschwindet der breite Waldweg im Bergwald, den wir bis zum Ende der Wanderung nicht mehr verlassen. Man kommt vorbei an ganz verschiedenen Beständen: Da gibt es Waldstücke mit mächtigen, alten Buchen, Tannen und Fichten, die vom aufstrebenden Jungwuchs bedrängt werden. Anderswo erscheinen stufige Waldbilder, in denen ver-schieden alte Bäume in idealer Weise zusammenstehen. Bald überwuchern dichte Farne den Waldboden, bald sind Hochstau-den wie Kreuzkraut oder Alpen-Milchlattich bestimmend. In dunk-len Dickichten ist der Boden fast kahl und mit Steinen übersät.

Solche deckungsreichen und vielfältigen Wälder sind der typi-sche Lebensraum des Auerhuhns. Sie werden den scheuen Vogel aber nicht bemerken denn er ist sehr vorsichtig und lebt eher abseits der Wege. Gelegentlich sieht man Pflegemaßnahmen des LIFE-Projekts im Wald – hier wurde der Waldbestand zugunsten des Auerwild aufgelichtet.

34

Kühle Höhen und dichte Wälder

streifzug durch die bergwälder am Rohrhardsberg

beginn: Martinskapelle in Furtwangen-Katzensteiganfahrt: nur mit PKW möglichVerlauf: Martinskapelle – Käsmatte – Spechttanne – Am Rohrhardsberg – Obergefäll – Griesbacher Eck – Christenmoos – MartinskapelleLänge: 12 kmschwierigkeit: Längere Rundwanderung mit geringen Höhenunterschieden

Unmerklich kommt man dem flachen Gipfel des Rohrhardsberg nahe. Er ist eigentlich keine Sehenswürdigkeit, dort steht ein unschöner, eingezäunter Stahlgittermast inmitten eines düsteren Fichtenwalds. Der Weg wendet nun wieder Richtung Martins-kapelle. Danach passiert man das Griesbacher Eck; westlich da-von erhebt sich das Obereck, mit 1.180 m die höchste Erhebung der Rohrhardsbergmassivs.

Etwa 1 km vor der Martinskapelle kommt man am Moosscha-chen, einem unscheinbaren Waldmoor, vorbei. Sein Abfluss, der Griesbach, gurgelt verborgen unter Granitblöcken fast unsicht-bar talwärts. Bald verlässt man den Bergwald und ist wieder an den sonnigen Wiesen an der Martinskapelle.

35

7

Page 19: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Die Winter am Rohrhardsberg sind lange und schneereich. Me-terhoch liegt der Schnee in den Hochlagenwäldern und bleibt auch lange. Während in den Tälern oft schon der Frühling ein-kehrt, hält sich eine hartnäckige Schneedecke auf der Höhe.

Die Winterzeit ist eine Ruhezeit für die Natur. Um die kalte Jahreszeit zu überstehen, reduzieren Pflanzen und Tiere den Stoffwechsel, so weit es nur geht. Laubbäume haben schon

im Herbst ihre Blätter ab-geworfen und fallen in eine Winterruhe. Selbst die Nadelbäume rüsten sich für den kalten Winter; sie lagern eine Art Frostschutzmittel in die derben Nadeln ein, damit sie bei tiefen Tempe-raturen nicht durchfrieren. Tiere hingegen haben ande-re Möglichkeiten, der kalten Jahreszeit zu entgehen. Sie fliegen entweder in wärmere Gefilde wie die Zugvögel, hal-ten Winterschlaf im Boden oder überwintern gar nur als Ei, um in nächsten Frühjahr wieder „in alter Frische“ zu erscheinen.

Größere Wildtiere wie Reh oder Auerhuhn können sich dagegen dem harten Winter nicht so einfach ent-ziehen. Das Auerhuhn muss

sich in dieser Zeit mit Nadeln von Fichte, Tannen und Kiefer begnügen, Buchenknospen sind da schon eine willkommene

Winter am RohrhardsbergRuhezeit für die Natur

36 37

Bereicherung des eintönigen Speisezettels. Mit der Rohkost übersteht das Auerhuhn den Winter so einigermaßen, doch braucht der Vogel einen großflächig beruhigten Lebensraum ohne Störungen, da jede unnötige Bewegung und Aufregung die knappen Energiereserven annagt.

Für den Menschen ist der Winter am Rohrhardsberg eher eine aktive Zeit. Wegen der Schneesicherheit sind die Höhenlagen ein Zentrum für den nordischen Skisport im Mittleren Schwarzwald – Schonach mit seinen bekannten Sprungschanzen liegt ja nicht weit. Vom Loipenzentrum an der Martinskapelle ziehen sich intensiv genutzte Loipen und Winterwanderwege durch die verschneiten Wälder – sie wurden in den 1990er Jahren im „Modell-projekt Rohrhardsberg“ neu geordnet und so angelegt, dass sie die wertvollen Auer-huhn-Lebensräume weiträu-mig umgehen und schonen.

Auch der alpine Skisport hat mit der Skipiste am Mühlebühl einen Standort am Rohrhardsberg. Hier tummeln sich die Skifahrer der Region und frönen dem Abfahrtssport. Im Sommer ist es dagegen ist eher ruhig auf der Waldschneise. Dann allerdings wachsen in den kurzen Rasen der offenen Piste seltene, kleinwüchsige Pflanzen wie Bärlappe, Moo-se, Hungerblümchen, Lab- und Fingerkräuter. Sie sind auf offene, steinige „Rohböden“ angewiesen, die beim Bau der Piste entstanden sind und durch Eisbildung und Skifahren immer mal wieder verletzt werden.

Page 20: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Zu dieser bequemen Höhenwanderung starten wir an der Martinskapelle. Am Beginn lohnt ein Besuch der am Kolmenhof gelegenen, mit landschaftstypischen Granitsteinen geschmückten Bergquelle, die als mündungsfernste Quelle der Donau gilt; das Wasser hat noch 2.888 km bis zum Schwarzen Meer vor sich. Auch ein Besuch der Martinskapelle lohnt sich.

Wir verlassen die Martinskapelle Richtung Rosseck auf dem Feldweg. Bald umschließt ein vielschichtiger Bergwald mit Buche, Tanne, Fichte und gelegentlich einem Bergahorn den schattigen Waldweg. Am Wegrand, wo die Lichtspots bis zum Boden drin-gen, wachsen üppige Hochstauden, die im Sommer kräftig blü-hen; die Farne drängeln sich eher im Schatten.

Am Rosseck öffnet sich der Wald und erlaubt einige Ausblicke nach Westen: Man blickt über das Simonswäldertal zum fast voll-ständig bewaldeten Kandelmassiv. Weiter geht es vorbei an den besonnten Wegböschungen in den Südhängen des Rossecks – willkommene Sonnenflecken für manchen Waldbewohner. In den Böschungen hat es auch kleinere Sandgruben, die scharfkantigen Sandkörner sind die Verwitterungsreste des Granits, gelegentlich ist ein größerer Stein eingebettet.

Weiter durch Fichtenwald, unter dessen Schirm junge Buchen

38

Zwischen Martinskapelle und Brend

Waldwanderung ums Rosseck und zum Güntersfelsen

beginn: Martinskapelle in Furtwangen-Katzensteiganfahrt: nur mit PKW möglichVerlauf: Martinskapelle – Mooschachen – Rosseck –

Siegelwald – Brendhäusle – Brend – Kolmenkreuz – Martinskapelle

Länge: 6 kmschwierigkeit: Leichte Rundwanderung ohne große Höhenunterschiede

aufwärts streben, gelangt man zu den Wiesenflächen am Brend, die uns einen prächtigen Ausblick auf den Südschwarzwald bis zum Feldberg gewähren (26 km entfernt, mit Wetterglück bis zu den Westalpen). Am Brendgipfel steht ein Aussichtsturm mit Panoramatafel zur Orientierung (vergessen Sie nicht eine Spende für den Schwarzwaldverein, der den Turm unterhält).

Vom Brend führt uns der Westweg durch Fichtenwald zurück zum Ausgangspunkt. Verpassen Sie aber nicht den Abstecher zu den Güntersfelsen (seit 1956 Naturschutzgebiet). Die beeindru-ckende Felsburg mitten im Wald besteht aus mächtigen Granit-blöcken, die wie von Riesen im Spiel aufgetürmt erscheinen. Bald danach kommen die Wiesenflächen um die Martinskapelle.

39

8

Page 21: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Unter dem Begriff Magerrasen versteht man niederwüchsige Weideflächen, auf denen wegen der schlechten Nährstoffversor-gung wenig nahrhaftes Futter wächst. Am Rohrhardsberg findet man solche Magerrasen vornehmlich auf den verstreut liegenden Weidbergen, die extensiv genutzt werden und ertragsschwach sind. Beweidete Magerrasen fallen im Landschaftsbild auf: Sie sind nicht wie gemähte Wiesen „saftig“ grün, sondern haben eine eher olivgrüne, unregelmäßige Oberfläche und sind durchsetzt von Gehölzen. Die Pflanzendecke setzt sich aus Arten zusam-men, die Fraß und Tritt durchs Vieh gut aushalten. Dazu zählt das Borstgras, das kennzeichnend für die Magerrasen auf den Schwarzwälder Böden ist, weshalb man sie auch „Borstgrasra-sen“ nennt. Der Schwarzwald ist eine von wenigen Regionen in Mitteleuropa, in denen Borstgrasrasen vorkommen, weshalb sie als „FFH-Lebensraumtyp“ besonders geschützt sind.

Die Magerrasen am Rohrhardsberg beherbergen einige selte-ne und gefährdete Arten, darunter zwei Orchideenarten: das in rot oder gelb blühende Holunder-Knabenkraut und das Weiß-züngel. Auch besondere Heuschrecken wie Gebirgsgrashüpfer und Warzenbeißer oder Tagfalter wie Perlmutterfalter und

40

Borstgras, Besenginster, Wäldervieh

Magerrasen am Rohrhardsberg

Feuerfalter tummeln sich auf den Borstgrasrasen. In den Rasen gibt es auch schöne, vom Vieh aber wegen des bitteren Ge-schmacks verschmähte Pflanzen wie die Arnika, die Bärwurz und den Flügelginster, eine kleinwüchsige, gelbblühende Ginsterart.

Die Besenginster-Weiden – auch sie Magerrasen – sind eine regionale Besonderheit der ehemaligen Reutberge im Raum Yach und Oberprechtal. Es gibt nun noch wenige von ihnen, daher sind sie ein landschaftlicher Schatz. Sie springen ins Auge, wenn im Mai der Besenginster, ein bis ca. 2 m hoch werdende Busch, blüht; dann leuchten die alten Weiden weithin goldgelb. Besenginster-Magerrasen sind vergleichsweise artenarm, weidefeste Gräser bestimmen die Vegetation. Neben dem Besenginster durchset-zen viele Gehölze wie Weißdorn, Brombeere und Birke die ex-tensiv genutzten Weiden.

Beweidung und Offenhaltung der Magerweiden sind immer ein Problem und erfordern ein stetes Nachschaffen der Land-wirte. Darin unterstützt sie die Naturschutzverwaltung, die im Rahmen des LIFE-Projektes die Rodung von Gehölzen und die Beweidung auf Borstgrasflächen förderte.

41

Page 22: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Der Lochbauernhof steht am Eingang der engen Gefällschucht. Auf holprigem Pfad steigt man steil bergauf, immer nah am Bach, der rauschend zu Tal schießt. Schluchtwald aus Eschen und Berg-ahorn überzieht die felsigen Hänge, die oft von Steinhalden durch-setzt sind. Manchmal rücken die Felsen bis an den Wasserlauf, die hohen Felsrippen überragen teilweise sogar die Baumschicht.

Nach einer Weile verlässt der Pfad die enge Klamm und biegt auf den alten Gefällweg ein, der früher der mühsame Zugang zu den Höhenhöfen war. Durch Geäst blinken dann schon die sonni-gen Bergwiesen des offenen Kostgefälls; trotz der Höhenlage ist es bewirtschaft und daher eine „Wieseninsel“ im Bergwald. Am Gefällhof wendet man sich bergan und steigt durch schöne, ar-tenreiche Moor- und Magerwiesen bis zum Standort Obergefäll auf 1.100 m Höhe. Kaum zu glauben, dass hier einst der Ober-gefällhof stand.

Durch bunten, struktureichen Wald, der auf einem „verwilder-ten“ Weidberg aufgewachsen ist, erreicht man die Yacher Höhe mit einem Ausblick nach Norden. Am Breitbühl gelangt man zu den Weiden des Kostgefäll – eine sehr ansprechende Bergheide

42

Durchs KostgefällWanderung in ein einsames Hochtal

beginn: Parkplatz am Lochbauernhof (Haslachsimonswald)

anfahrt: Der Lochbauernhof ist nur mit dem PKW erreichbar

Verlauf: Lochbauernhof – Alter Gfällweg – Kostgefäll – Obergefäll – Yacher Höhe – Braunhörnle – Dorerbühlhütte – Kostgefäll – Lochbauernhof

Länge: 10,5 kmschwierigkeit: anstrengende Rundwanderung mit

kräftigen Auf- und Abstiegen (je 520 m)

mit vielen Bäumen, Heidelbeersträuchern, Wacholderbüschen und mageren Borstgrasrasen. Höchster Punkt der Wanderung auf 1.135 m ist das Braunhörnle mit Aussicht übers Yachtal und den Mittleren Schwarzwald. Weiter geht es durch Fichtenwald, er rührt her von Aufforstungen des ehemaligen Dorerhofs, eines weiteren abgegangenen Gehöfts.

Nun strebt man auf dem Fahrweg bergab, durch eine reich gegliederte Feldflur mit vielen außergewöhnlichen Lebensräumen und bemerkenswerten Artvorkommen. Am Gefällhof kann man wählen: Entweder steigt man durch die Schlucht hinab zum Loch-bauernhof oder man nimmt die flachere Fahrstraße, die einem mit immer neuen Ausblicken ins Haslachsimonswäldertal hinab bringt.

43

9

Page 23: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Bei 1800 mm Niederschlag im Jahr ist es kein Wunder, dass es am Rohrhardsberg unzählige Bachläufe und Rinnsale gibt. Überall in den bewaldeten Hängen hat es Quellen, aus denen reichlich Grundwasser an die Oberfläche tritt. Wo in den Höhen das viele Wasser nur schlecht ablaufen kann und sich in den Torfböden staut, haben sich sogar Moore gebildet.

Das Wasser hat diese Landschaft entscheidend geprägt. In Jahrmillionen haben die Bäche Unmengen von verwitter-tem Gestein und Boden abgeschwemmt und weggetragen. Tiefe, beeindruckende Täler sind dort entstanden, wo Elz und Wildgutach zur Rheinebene hin ihre ganze Kraft entfalten konnten. Als Eis sprengt es in der kalten Jahreszeit das harte Gestein und bereitet es auf den Angriff durch das flüssige Wasser vor. In den Eiszeiten zwängte es als Firn und Eis der Bergland-schaft um den Rohrhardsberg ihre sanfte Formen auf. Das Eis

schaffte es sogar, tonnen-schweren Granit blöcke – wenn auch nur wenige hun-dert Meter – zu befördern.

Doch die Wasserläufe sind auch die Lebensadern einer Landschaft. Quellen, Rinnsale und Bäche sind eine ganz eigene Welt. In den schnell fließenden Rinnsalen unterhalb der Quellen oder in den schluchtartigen Sturz-bächen können nur Spezialis-ten überleben. Um nicht von der Strömung weggerissen zu werden, verstecken sich die kleinen Tiere wie Stru-delwürmer, Libellen- und

Lebensadern der Landschaft bachläufe am Rohrhardsberg

44

Eintagsfliegen-Larven unter den Kieseln oder ducken sich millime-tereng an die Wackersteine.

Größere Tiere tauchen erst auf, wenn die Wasser nicht mehr so wild durchs Bachbett hüpft, wenn es auch ruhige Gumpen neben turbulenten Fließstrecken gibt. Das ist das Revier der Bachforelle, die kalte, sauerstoffreiche Gewässer liebt. Tagsüber lebt sie eher verborgen, wird sie aber aufgeschreckt, schießt die elegante, stromlinienförmige Jägerin flink in ein neues Ver-steck. Ganz anders lebt im selben Bach die Groppe, eine seltene Fischart mit eher plumpem Körperbau. Am Tag hält sich die schlechte Schwimmerin gut getarnt am steinigen Bachgrund auf; nachts jagt sie, beschränkt sich aber auf kleine Beute.

Wildgutach und Elz schließlich sind größere Bäche mit eher bedächtig fließendem Wasser. Hier ist die Vielfalt an ökologi-schen Nischen besonders groß: schnell oder langsam fließende Bereiche, am Bachgrund Sand, Kies oder grobe Steine – entspre-chend vielfältig ist auch die Tierwelt. Typisch für solche Gewässer ist die Wasseramsel, die man oft bei der Jagd nach Wasserinsek-ten beobachten kann. Sie sitzt auf Steinen im Bach und knickst aufgeregt, bevor sie sich zum Beutefang kopfüber ins gurgelnde Wasser stürzt.

Am steinigen Ufer solcher Bäche wächst ein schmaler Wald-streifen aus Eschen, Weiden und Erlen, die ihn wie einen Tunnel einhüllen. Die Baumwurzeln beschützen die Ufer vor Erosion, vor allem bei heftigen Hochwässern. Dieser „Galeriewald“ schlän-gelt sich landschaftsprägend durch die schönen Wiesentäler.

45

Page 24: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Der „Sägplatz“ in (Alt-)Simonswald ist ein guter Einsteig in die Wan-derung entlang der Wilden Gutach. Nicht weit weg vom Anfang hat man im Rahmen des LIFE-Projekts einen Uferabschnitt renaturiert, worüber eine Tafel informiert. Er war durch Ablagerungen, Nadel-gehölze und wuchernden Japanknöterich beeinträchtigt. Mit auf-wändig aufgebrachten „Weidenspreitlagen“ wurden wieder stand-ortnahe Uferbäume eingebracht und das Ufer naturnah gesichert.

Der schattige und bequeme Weg am Bach erlaubt immer wieder Blicke in die Wilde Gutach, die sich nur bei Hochwasser wirklich „wild“ gebärdet. Mit etwas Glück kann man Wasser-amseln, auffällig durch den mit weißen Brustfleck, bei der Jagd beobachten. Von den Fischen bekommt man leider kaum etwas zu Gesicht; Forelle, Neunauge oder Groppe halten sich eher versteckt. Am Ufer wächst ein strukturreicher Erlen-Eschenwald, der Teil des vielfältigen Lebensraums Bach ist.

Manchmal entfernt sich der Weg von der Wilden Gutach, führt etwas in die Höhe und gewährt Übersicht in die Siedlungsstruktur des Simonswäldertals, die von einzeln stehenden Schwarzwäldhö-fen bestimmt wird. Die Gehöfte sind umgeben von saftigen Wiesen und Weiden, weiter oben am Hang folgt der hofeigene Wald.

Das Wasser der Wilden Gutach ist im Simonswäldertal schon

46

Entlang der Wilden Gutachbachwanderung im simonswäldertal

beginn: Simonswald, Sägplatz (im Ortsteil Altsimonswald)

anfahrt: Buslinie 7272 (mit zahlreichen Haltestellen in Simonswald)

Verlauf: Sägplatz – Ochsenbrücke – Ibendörfle – Kaspersbrücke – Obersimonswald – EngelLänge: 6 kmschwierigkeit: Einfache Streckenwanderung mit wenigen kleinen Höhenanstiegen

immer in Mühlen genutzt worden. Informationstafeln am Weg be-richten über längst stillgelegte Mühlen und Hammerwerke; nur das sehenswerte Kulturdenkmal Ölmühle mit eigenem Mühlkanal ist noch vorhanden.

Wo der Griesbach in die Wilde Gutach einmündet, hat der kleine Seitenbach die große Schwester mit seinem fächerförmigen Kiesschüt-tung an den gegenüber liegenden Talrand in eine Engstelle gedrängt.

Vorbei an Obersimonswald erreicht man schließlich den „Engel“, ein altes, weithin bekanntes Gasthaus am Anfang des Kilpenbachtals und Endpunkt der angenehmen Wanderung. Von hier aus – wie von zahlreichen anderen Haltestellen unterwegs – ist stündlich die Rückfahrt zum Ausgangspunkt mit dem Bus möglich.

Tipp: Über die oben beschriebene Wanderstrecke hinaus können Sie von Bleibach bis zum Simonswälder Ortsteil Wildgutach ent-lang der Wilden Gutach wandern; Gütenbach ist von der Wilden Gutach her über die beeindruckende Teichbachschlucht erreichbar.

47

10

Page 25: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Artenreichen Wiesen sind der Inbegriff einer abwechslungsrei-chen Kulturlandschaft. Ihre anheimelnde Farbenpracht entfalten sie vor allem im Frühjahr, wenn die meisten Kräuter blühen. Wer genau hinsieht, bemerkt aber, dass der Großteil der Pflanzen in den Wiesen Gräser sind. Auch sie blühen im Frühling und recken ihre filigranen Rispen in den Wind. Sie verzichten auf auffällige Blumen, mit denen die Kräuter Bestäuber wie Bienen, Schweb-fliegen und Käfer anlocken; ihnen trägt der Wind die Pollen zur nächsten Ähre.

Artenreiche Wiesen gibt es nur dort, wo Landwirte nicht zu intensiv wirtschaften. Zu häufiges Mähen und zu große Dünge-mengen verändern die Grasnarbe, meist setzen sich wuchskräf-

tige Gräser durch. Die vom Naturschutz so geschätzten Kräu-ter werden zurück-gedrängt und ver-schwinden schließlich ganz. Häufiges Mähen setzt auch der Tier-welt zu und lässt sie verarmen. Solches Grünland ist produk-tiv und als Grundlage für die Viehzucht bei den Landwirten sehr geschätzt.

Extensiv genutzte Wiesen, die nur we-nig gedüngt werden

und von den Landwirten wegen des geringen Ertrags nur ein- bis zweimal pro Saison gemäht werden können, gibt es erfreulicher-weise recht häufig am Rohrhardsberg und in den angrenzenden

MähwiesenFutter fürs Vieh – augenweide für den Mensch

48

Tälern. Die Wiesen sind von großer Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität. Sie liefern keine hohen Heumengen, daher ersetzt die Naturschutzverwaltung den Landwirten den Minder-ertrag und die erschwerte Bewirtschaftung durch einen Geldbe-trag und sichert damit die Existenz der Bergbauernhöfe und der besonderen Wiesentypen gleichermaßen.

Am Rohrhardsberg kann man grob zwei Wiesentypen unterscheiden. In den Tälern finden sich sog. „Magere Flachland-Mähwiesen“, ein FFH-Lebensraumtyp, der europaweit einem besonderen Schutz unterliegt. Auffällige Blütenpflanzen sind neben vielen anderen Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Glocken-blume, Margerite und Wiesen-Bocksbart. Wo Scharfer Hahnen-fuß oder Schlangenknöterich vermehrt vorkommen, ist der Boden meist feuchter.

Auf den Höhen ab etwa 800 m gibt es die „Berg-Mähwiesen“ – auch sie ein FFH-Lebensraumtyp. Wegen des raueren Klimas und der viel kürzeren Vegetationszeit bestimmen andere Arten das Bild der Wiese: Der hellviolette Wald-Storchschnabel, die Schwarze Flockenblume oder die rosablühende Große Pimpi-nelle. Selten gesellen sich auch Orchideen dazu, am besten zu erkennen ist das Stattliche Knabenkraut mit purpurroten Blü-tenständen. Hinzu kommen auch zarte Pflanzen wie Weicher Pippau, Frauenmantel oder Bärwurz, letztere besonders auf den mageren Standorten mit ganz niedriger Pflanzendecke.

49

Page 26: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Man beginnt am „Grünen Baum“ am Anfang des Griesbachtals. Auf der Asphaltstraße geht es – vorbei an der Eichhof-Siedlung, einem wenig ins Tal passenden Neubaugebiet – talaufwärts. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die liebevoll gepflegten Höfe daran auf. Um sie herum das Grünland, das sich bei manchen Höfen die Hänge hinauf erstreckt. Doch der größte Teil der sich 400 m hoch aufragenden Berghänge ist bewaldet. Im Talgrund schlängelt sich der Griesbach.

In Hintergriesbach weitet sich das Tal und macht artenreichen Wiesen Platz, die eine oder andere davon ist als „Magere Flach-land-Mähwiese“ geschützt. Gut zu erkennen sind auch die Gren-zen der Hofgüter – gerade, z. T. mit Gehölzen markierte Linien im Grünland, die sich bis in den Wald hinein ziehen.

Nun nimmt der Weg an Steigung zu und man gelangt in den Wald. Steil bergauf entlang des herabstürzenden Bachs gewinnt man an Höhe – durch dichte Fichtenwälder, die aus Aufforstun-gen der letzten Jahrzehnte hervorgegangen sind. Am Standort „Winterwald“ ist man in den Bergwäldern, man bleibt auf der Höhe und wandert nordwärts zum Griesbacher Eck. Dort be-ginnt der Abstieg. Am Südhang des Obereckes, mit 1.180 m die höchste Erhebung am Rohrhardsberg, führt der Weg hinab zum

50

Griesbachtal und IbichtalWanderung durch zwei großartige Täler

beginn: Neuenweg bei Obersimonswaldanfahrt: Buslinie 7272, Haltestelle NeuenwegVerlauf: Haltestelle Neuenweg – „Grüner Baum“ in

Neuenweg – Eichhof – Winterwald – Griesbacher Eck – Beim Dürrstein – Ibichhof – Ibich – Ibendörfle

Länge: 12 kmschwierigkeit: anstrengende Bergwanderung mit steilen Auf- und Abstiegen (je ca. 650 m)

Dürrstein, einem einsamen Porphyr-Felsklotz im Waldhang. Hier wechselt man nun ins Ibichtal. Weiter bergab durch den

steinigen Wald und vorbei an noch halbwegs offenen Wiesen-täler, die aber nicht mehr bewirtschaftet werden, ist bald der Ibichhof erreicht. Durch Wald und Weideflächen, auf denen neu-gieriges Jungvieh weidet, wandert man am Ibichbach talwärts. Es ist einsam im fast urtümlich erschienenden Tal, nur wenige „Häus-le“ künden von früherer, längst aufgegebener und bescheidener Besiedlung. Die hohen, sonnenbeschienenen Talhänge sind über-sät von Steinblöcken, die z. T. in waldfreien Blockhalden sichtbar werden. Dann taucht man ein in den Schluchtwald im engen Tal des Ibichbachs, bis der Weg im Ibendörfle endet.

51

11

Page 27: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Beim Wandern am Rohrhardsberg begegnen uns unwillkürlich die beiden Gesteine, aus denen der ganze Schwarzwald aufge-baut ist: Granit und Gneis.

Der Untergrund des Elz- und des Simonswäldertals mit den vielen Seitentälern besteht aus Gneis. Er ist bereits vor mehr als 600 Millionen Jahren entstanden. Im Gneis sind die Mineralien in Schichten angeordnet, was ein geübtes Auge gut erkennen kann. Bei seiner Verwitterung lässt er vergleichsweise gute Böden für die Landwirtschaft entstehen. Selbst an steileren Hängen sind Fel-sen selten, wo diese dennoch vorhanden sind, sind härtere Ge-steine die Ursache. Der Dürrstein im Ibichtal oder die Felsen im Kostgefäll bestehen aus verwitterungsresistenteren Ganggestei-nen wie Porphyr, die den „weicheren“ Gneiskörper durchziehen. Unterhalb solcher Felsrippen oder verwitterter Grate sind die Hänge vom grobem Gesteinschutt übersät – das sind besonders urtümlich und wild erscheinende Landschaftsteile.

Felsen, zumal besonnte, sind nicht totes Gestein, sondern ganz besondere Lebensräume. Mühsam besiedeln Moose, Flech-ten und mikrokopische Algen die Oberfläche. In den Spalten des Gesteins drängen sich kleine Pflanzen wie Streifenfarne, das

52

Blockhalden, Felsklötze und Wollsacksteine

Die beiden schwarzwälder Gesteine zeigen ihr Gesicht

Engelsüß-Farn, Heidekraut und Felsenbaldrian. In größeren Erdta-schen kann sich auch ein Busch – die seltene Felsenbirne – ansie-deln. Auf abgelegenen Felsen brüten seltene Vogelarten.

Auf der Hochfläche des Rohrhardsbergs findet man den sog. Triberger Granit, ein grobkörniges, helles Gestein. Es ist im Schwarzwald nur wenig „jünger“ als sein Schwestergestein Gneis.Vor ca. 500 Mio. Jahre erstarrte es aus magmatischen Schmelzen. Auch der Granit besteht aus den drei Mineralien (Merkspruch: „Feldspat, Quarz und Glimmer – die drei vergess` ich nimmer“), doch lagern sie als grobe Körner nebeneinander im kompakten Gestein.

Landschaftlich beeindru-ckend ist die Verwitterung des Granits. Es bilden sich große, massige Steine, die wegen der Form gern auch „Wollsack-Granitblöcke“ genannt werden. Sie liegen oft verstreut im Gelän-de, wobei früher viele aus den landwirtschaftlichen Flächen entfernt wurden; heute sind sie auf Viehwei-den in alter Verteilung zu sehen. In den Wäldern sind sie noch weit verbreitet oder es gibt aufgetürmte „Felsburgen“ wie den Gün-tersfelsen oder den Sieben-felsen im Yachtal, bei denen es scheint, als hätten Riesen mit Bauklötzen gespielt.

53

Page 28: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Wanderung

Die Wanderung beginnt am Gasthaus „Engel“, von dort führt der Weg direkt hinein ins schluchtartige, bewaldete Kilpbachtal. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war der steile Fahrweg ein wich-tiger Übergang über den Schwarzwald; er überwindet auf 6 km zwischen dem Engel und der Alten Eck 600 Höhenmeter! An der alten Straße gab es Höfe und einige Gastwirtschaften, die auch Umspannstationen für die Pferdefuhrwerke waren. Als die Stra-ße 1856 auf die heutige Trasse verlegt wurde, gingen fast alle ein.

Man kommt beim anstrengenden Anstieg an wenigen Häu-sern mit kleinen Weideflächen vorbei, der vielfältige Laubwald reicht bis an den Weg heran. Nach einer letzten Biegung öffnet sich Tal plötzlich, fast unvermittelt sieht man die Bergwiesen im Kilpen. Sie sind zur Blütezeit im Juni sehr blumenbunt und ent-halten einige besondere Arten. Etwas versteckt hinter Bäumen steht der alte Kilpenhof über der herrlichen Landschaft.

Am Standort Kilpen verlassen wir das alte Kilpensträßle, das weiter zur Passhöhe an der „Alten Eck“ ansteigt, in Richtung Obernonnenbachhof. Man durchquert das Gehöft und steigt er-neut durch schöne Wiesen und Fichtenwald auf.

Am Standort “Brendweg“ beginnt der Abstieg. Nun geht es durch früher bewirtschaftetes Gelände, das zu abgegangenen

54

Auf m Kilpensträßle und durch s Nonnenbachtal

Wanderung abseits großer straßen

beginn: Gasthaus Engel, Obersimonswaldanfahrt: Buslinie 7272Verlauf: Engel – Kilpen – Obernonnenbachhof – Brendberg – Siegelhäusle – Wolfhof – Obersimonswald (Haltestelle Rebstock)Länge: 11,5 kmschwierigkeit: anstrengende Bergwanderung mit steilen Auf- und Abstiegen (Aufstieg 650 m, Abstieg 700 m)

Höfen gehörte, und passiert längst verschwundene Hofstätten. Unglaublich, dass das abschüssige Gelände, das sich ein bunter, se-henswerter Wald wieder geholt hat, einmal landwirtschaftliches Gelände war!

Am Wolfhof kommt man wieder „in die Zivilisation“. Er ist der oberste Hof im Nonnenbachtal, das man nun auf der Asphaltstra-ße talwärts durchwandert. Die Hänge sind weit hinab bewaldet, am ausgeprägten Steilrelief wachsen naturnahe Tannen-Buchen-wälder, am Übergang zu den Talwiesen befinden sich birkenrei-che Niederwälder, entstanden aus aufgelassenen Weideflächen. Ein aufgegebener, zerfallender Schwarzwaldhof zeugt von den Schwierigkeiten der Landwirtschaft im engen Tal.

55

12

Page 29: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Im Schwarzwald mussten die Menschen in früheren Zeiten mit dem auskommen, was ihnen die Landschaft bot. Die Bauern ha-ben sich deshalb Bewirtschaftungsformen einfallen lassen, die auf den kargen Böden dennoch Ertrag brachten.

In den Tälern des Mittleren Schwarzwalds praktizierte man zum Anbau von Getreide die Reutberg-wirtschaft. Es handelt sich um einen Bewirtschaftungsform, bei der sich verschiedene Nutzungen im lang-jährigen Zyklus abwechseln. Dabei schlug man zunächst auf einer Fläche den Bewuchs ab – meist krüppeligen Wald. Stecken und dünne Äste wur-den getrocknet und gingen beim Rüt-tibrennen im Sommer in Flammen auf. Anschließend baute man auf dem aschegedüngten Boden zwei bis drei Jahre Roggen, Hafer oder Kartoffeln an, bis die ausschlagenden Sträucher, allen voran der Besenginster, über-

hand nahmen. Dann weidete das Vieh noch in der Fläche, bis man sie dem Aufwuchs des Niederwalds ganz überließ. Nach 15 oder 20 Jahren begann der Zyklus erneut.

Oft wurde die Reutbergwirtschaft auch mit anderen Nutzun-gen kombiniert: Von den wild aufgewachsenen Bäumen, die nach dem Brand freudig aus den Wurzelstöcken austrieben, gewann man Brennholz oder Nutzholz. Bis vor reichlich 100 Jahren lohnte sogar das Eichenschälen: Vor dem Rüttibrennen schälten die Bauern die Eichenstämme, denn deren Rinde konnten sie als Lohe teuer an Ledergerbereien verkaufen.

Die alten „Weidberge“ sind heute noch strukturreiche Lebens-räume, auch wenn die Bewirtschaftung längst einen Niedergang

56

Reutberge und FeldstreifenRelikte früherer Landwirtschaft am Rohrhardsberg noch sichtbar

erfahren hat. Auf engem Raum findet man Besenginsterweiden, Haselbosch (ein besonders dichtes Gestrüpp aus Haselbüschen), Birkenwäldchen, Sukzessionswald – ein landschaftliches Gemisch, das uns die fast chaotische Vielfalt früherer Nutzungsformen vor Augen führt. Die im Yach- und Elztal noch vorkommenden Besen-ginsterweiden sind also ein Relikt aus jener Zeit, als im Mittleren Schwarzwald die Reutbergwirtschaft, die noch bis in die 1950er Jahre betrieben worden ist, weit verbreitet war. Die aufwändigen Techniken sind fast vergessen, gelegentlich lebt das Rüttibrennen noch bei Heimatfesten auf (z. B. im Kinzigtal, organisiert vom Schwarzwaldverein).

In den Hochlagen musste man mit der Feldgraswirtschaft vor-lieb nehmen. Dabei werden an sonnigen Hängen auf kaum 10 m breiten Streifen Roggen, Hafer oder Kartoffeln angepflanzt. Weil nach zwei, drei Jahren die Ertragskraft erschöpft war, wanderte der Streifen im nächsten Jahr eine „Stufe“ den Hang hinauf. Der aufgegebene Ackerstreifen begrünt sich und durfte sich 20 Jahre erholen, bis er erneut zum Getreideanbau umgebrochen wurde. Am Rohrhardsberg kann man noch bis in 1.000 m Höhe solche schmalen Ackerstreifen entdecken – ein Relikt der früher land-schaftsprägenden Streifenwirtschaft.

57

Page 30: Herausgeber: Konzeption und Texte: Gestaltung: …...wendet dafür jedes Jahr unzählige Stunden auf, damit Sie Ihr Ziel sicher erreichen. N! Impressum Herausgeber: Konzeption und

LIFE-Thema

Sie können bei Ihren Wanderungen nicht nur allein die Rohrhards-berg-Landschaft erkunden, sondern sich auch den fachkundigen und unterhaltsamen Angeboten von Naturführern anschließen. 23 Naturführerinnen und Naturführer wurden von der Stiftung Naturschutzfonds im Rahmen des LIFE-Projektes speziell für die Region als Botschafter ihrer Heimat ausgebildet. Mit Kreativität, einer guten Portion Humor und viel Liebe zur Heimat bieten sie erlebnisreiche Führungen für Gäste jeden Alters durch das NATURA 2000-Gebiet im Rohrhardsberg. Die Naturführerin-nen und Naturführer öffnen Ihnen gern Augen und Ohren, Sinne und Verstand für diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, sie vermitteln Ihnen wissenswerte und erstaunliche Neuigkeiten

und ermöglichen Ihnen neue Pers-pektiven auf Dinge, die Sie allein vielleicht übersehen. Eine Übersicht über das Programm der Naturführer finden Sie im Inter-net unter: www.rohrhardsberg-life.de

58

Kommen Sie mit – zu großen und kleinen Wundern der Natur!

„Naturführer/innen Rohrhardsberg –

Natur Guides“ stellen sich vor

Innerhalb des LIFE-Projekts haben Schüler, Auszubildende und Jugendliche gemeinsam mit Naturerlebnispädagogen, der Stiftung Naturschutzfonds, der Forstbehörde, Künstlern und Handwer-kern am Mühlebühl im Oberen Elztal einen „Naturerlebnisraum der besonderen Art“ eingerichtet. Er soll Kindern und Jugendli-chen Lust auf Natur im Schwarzwald machen und ihnen nahe-bringen, sensibel mit der Natur umzugehen und spannende For-scheraufgaben zu lösen.

Zwischen Mühlebühlbrücke, Ochsenhof und Elzhof kann man sich auf eine etwa 4,5 km lange Entdeckertour begeben. For-scherstationen und Spielelemente sind entlang des Pfades aufge-baut, der durch Wiesen und Wald, vorbei an Mooren und über Bäche führt. Eine Auerhuhnkegelbahn, ein Kletterwildschwein und eine Baumhängematte erwarten neugierige Besucher. Am Holztierpfad stehen geschnitzte Tiere mitten im Wald, ein Was-serpfad widmet sich den rauschenden Elzfällen. Am Ochsenhof in 960 m Höhe erfährt man vieles über ökologische Landwirtschaft und das Leben und Arbeiten in einem Schwarzwälder Hof (hier kann man auch übernachten). Langweilig wird es beim Abenteuer im Naturerlebnisraum auf keinen Fall. Wer will, kann sich für die Entdeckertour im Naturerlebnisraum einen Forscherrucksack ausleihen oder sogar interessante betreute Angebote buchen.

Weitere Informationen unter:www.rohrhardsberg-life.de

59

Wildnis und Natur ganz unmittelbar

Der „Naturerlebnisraum von und für Kinder und Jugendliche“

im Oberen Elztal

Stiftung Naturschutzfonds Baden-WürttembergBaden-Württembergische BankKonto Nr.: 2 828 888Bankleitzahl: 600 501 01Verwendungszweck unbedingt eintragen: „Zweckgebundene Spende Rohrhardsberg”bzw. „Zustiftung Rohrhardsberg”

Machen Sie mit beim großen Spendenmarathon oder stiften Sie Zukunft am Rohrhardsberg unter dem Motto: „Gemeinsam aktiv für eine vielfältige Natur”