Herrlichkeit & Frömmigkeit: Barock in Pilsen und Westböhmen · durch eine Reihe von barocken...

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Herrlichkeit & Frömmigkeit: Barock in Pilsen und Westböhmen Ausstellung im Westböhmischen Museum in Pilsen (Pizen) Friedrich Polleroß Zu den ereulichen Leistungen des Kulturhauptstadtjahres in Pilsen darf die vom 28. Oktober 2015 bis zum 20. März 2016 in der mittelalterlichen Fleischhalle der Stadt präsentierte Ausstellung gezählt werden, die von 1\ndrea Steckerova von der dort ansässigen Westböhmischen Galerie und Stepan Vacha vom Kunsthistorischen Institut der J\kademie der Wissenschaften in Prag innerhalb eines Jahres konzipiert und realisiert wurde 1 Die Stadt Pilsen w i rd durch eine Reihe von barocken Denkmäle gekennzeichnet, die von durchwegs hochrangigen Meiste geschaf- n wurden wie etwa die Dominikanerkirche von dem aus einer italienischen Baumeistermilie stammenden Jakob Augusten (um 1688-1735) oder der Hochaltar der Franziskanerkche mit dem um 1700 von Franz Julius Lux 2 nach Rubens gemalten Gemälde. Wie in vielen anderen Regionen Mitteleuropas gab es jedoch vor allem außerhalb der Stadt einige 1-ulturelle Zentren und ein breites Spektrum barocker „Volkskunst" bz"v lokale Meister auf der einen Seite und überregional aktive Künstler auf der anderen Seite. Während in Pilsen sclbsl eine bürgerliche Bevölkerung und zünftische Handwerker wie die eben genannten .Meister ugusten und Lux dominierten, konnten die großen öster Tepl/Tepla (Prämonstratenser), Plaß/Plasy (ZisLci·zienser) und Kladrau/Kladub1f (Benediktiner) sowie einige Adels- milien mit der Beschäftigung von Meiste aus Prag, Wien oder München Kunst auf höherem Niveau beaufLragen. NaLürlich lässt sich die Viellt einer Region vor allem hinsichtlich ihrer Architektur und Monumentallrnnst schwer in einer Ausstellung vermilteln, aber eine Digitalbildlge holte immerhin die wichtigsten Denkmäler in den Ratun. Die Ausstellung war v01wiegend kulturgeschichtlich aufgebaul und bot einleitend eine Stadtansichl und ein Thesen- blatt von Philipp Kilian mit Stadtallegorie, die gotische Stadtpatron.in auf einer barocken Fahne sowie einen monu- mentalen Bleiug der Fleischerzunft von 1640 slellvertretend für das zünftische KLmst. handwerk. lm Kontrasl dazu verkörperte das schöne gemalle Epitaph des Ritters Karcl Kokofovec z Kokofova (Kokorowelz von Kokorzowa) von 1605 bereits den offensichllich importierten qualitätvollen ühbarocken Stil, der auch von manchen jüngeren Werken lokaler Meister nicht erreicht wurde. Die erste Sektion der Schau war dem 1680 in den Granstand beförderlen Ferdinand llroznata Kokofovec z Kokofova (+1708) gewidmel und wurde von zwei Gruppenmilienporträts un1 1700 dominiert. Wenngleich eines ,\bb. 1. Lazar Widemann, Alabasterskulpturen Q.ebensalter, ovidische Mytl1ologien, Ringergruppen sowie Allegorien des Nil und Tiber) aus dem Kunstkabinett des Grafen Jan Josef von Vrtba, um 1730; Ing. Jaroslav Lobkowicz und Narodni Galerü Prag 15

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Herrlichkeit & Frömmigkeit:

Barock in Pilsen und Westböhmen

Ausstellung im Westböhmischen Museum in Pilsen (Pizen)

Friedrich Polleroß

Zu den erfreulichen Leistungen des Kulturhauptstadtjahres in Pilsen darf die vom 28. Oktober 2015 bis zum 20. März 2016 in der mittelalterlichen Fleischhalle der Stadt präsentierte Ausstellung gezählt werden, die von 1\ndrea Steckerova von der dort ansässigen Westböhmischen Galerie und Stepan Vacha vom Kunsthistorischen Institut der J\kademie der Wissenschaften in Prag innerhalb eines Jahres konzipiert und realisiert wurde1

• Die Stadt Pilsen wird durch eine Reihe von barocken Denkmälern gekennzeichnet, die von durchwegs hochrangigen Meistern geschaf­fen wurden wie etwa die Dominikanerkirche von dem aus einer italienischen Baumeisterfamilie stammenden Jakob Augusten (um 1688-1735) oder der Hochaltar der Franziskanerkirche mit dem um 1700 von Franz Julius Lux2 nach Rubens gemalten Gemälde. Wie in vielen anderen Regionen Mitteleuropas gab es jedoch vor allem außerhalb der Stadt einige 1..--ulturelle Zentren und ein breites Spektrum barocker „Volkskunst" bz"v. lokale Meister auf der einen Seite und überregional aktive Künstler auf der anderen Seite. Während in Pilsen sclbsl eine bürgerliche Bevölkerung und zünftische Handwerker wie die eben genannten .Meister .Augusten und Lux dominierten, konnten die großen Klöster Tepl/Tepla (Prämonstratenser), Plaß/Plasy (ZisLci·zienser) und Kladrau/Kladub1f (Benediktiner) sowie einige Adels­familien mit der Beschäftigung von Meistern aus Prag, Wien oder München Kunst auf höherem Niveau beaufLragen. NaLürlich lässt sich die Vielfalt einer Region vor allem hinsichtlich ihrer Architektur und Monumentallrnnst schwer in einer Ausstellung vermilteln, aber eine Digitalbildfolge holte immerhin die wichtigsten Denkmäler in den Ratun. Die Ausstellung war v01wiegend kulturgeschichtlich aufgebaul und bot einleitend eine Stadtansichl und ein Thesen­blatt von Philipp Kilian mit Stadtallegorie, die gotische Stadtpatron.in auf einer barocken Fahne sowie einen monu­mentalen Bleikrug der Fleischerzunft von 1640 slellvertretend für das zünftische KLmst..handwerk. lm Kontrasl dazu verkörperte das schöne gemalle Epitaph des Ritters Karcl Kokofovec z Kokofova (Kokorowelz von Kokorzowa) von 1605 bereits den offensichllich importierten qualitätvollen frühbarocken Stil, der auch von manchen jüngeren Werken lokaler Meister nicht erreicht wurde. Die erste Sektion der Schau war dem 1680 in den Grafcnstand beförderlen Ferdinand llroznata Kokofovec z Kokofova (+1708) gewidmel und wurde von zwei Gruppenfamilienporträts un1 1700 dominiert.. Wenngleich eines

,\bb. 1. Lazar Widemann, Alabasterskulpturen Q.ebensalter, ovidische Mytl1ologien, R.ingergruppen sowie Allegorien des Nil und Tiber) aus dem Kunstkabinett des Grafen Jan Josef von Vrtba, um 1730; Ing. Jaroslav Lobkowicz und

Narodni Galerü Prag

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