Heterogenität

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Schule und ICT 2009 Hetero- genität ICT in heterogenen Klassen- situationen

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Der Einsatz von ICT und E-Learning in heterogenen Klassensituationen ist eine Herausforderung, die zahlreiche Chancen für die Weiterentwicklung von Unterrichtsszenarien beinhaltet. Der Weg zu einem gewinnbringenden Einsatz der neuen Technologien im Unterricht führt deshalb über vertiefte didaktische Kenntnisse. Der vorliegende Guide klärt Begriffe, formuliert Thesen und gibt Impulse für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.

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Schule und ICT

2009Hetero- genitätICT in heterogenen Klassen-

situationen

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Guides zur Beratung und Unterstützung von Lehr-personen, Ausbilderinnen und Ausbildern beim Einsatz von ICT im Unterricht.

Heterogenität ICT in heterogenen Klassensituationen als Chance und Herausforderung

Dieser Guide verfügt über eine Internetseite mit Informationen und Material. http://guides.educa.ch/de/heterogenitaet

SFIB | Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen Erlachstrasse 21 | Postfach 612 | 3000 Bern 9 | Tel. 031 300 55 00 | Fax. 031 300 55 01

E-Mail [email protected] | Internet www.sfib.ch

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Impressum

Auftraggeber Das Projekt educaguides entstand ihm Rahmen von PPP-SiN «Schule im Netz», im Auftrag des Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT, unterstützt durch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdi-rektoren EDK

Herausgeberin Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen SFIB

Projektleitung Andy Reich

Beteiligte Autoren Joseph Eigenmann

Hugo Neuhaus

Rahel Tschopp

Men Gustin

Arno Zanetti

Stéphane Métral

Gabriel Parriaux

Sprachversion Der Guide ist auch in französischer Sprache erhältlich.

Copyright educa.ch, Bern 2006 | Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – unter Angabe der Quelle gestattet.

. Im Rahmen der Initiative PPP-SiN «Schule im Netz» wurde für das Jahr 2005 ein Schwerpunkt auf die «pädagogische und didaktische Beratung und Unterstützung von Lehrkräften bei der Nutzung von ICT im Unterricht» gelegt. In kantons- und institutionsübergreifender Zusammenarbeit erstellten angesehene Fachleute aus bekannten und renommierten Institutionen im Bereich Weiterbildung Guides zu folgenden Themen:

- Ethik: ICT und Ethik - Infrastruktur: Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln an Schulen - Literacy: Lesen, Schreiben und neue Medien - Recht: ICT-Recht - Didaktik: Computer im Unterricht – Didaktik und Methodik - Ergonomie: Computer und Menschen mit besonderen Bedürfnissen Diese Guides sind ausführlich auf der Website www.educaguides.ch dargestellt. Hier findet sich auch diese Downloadfassung.

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Inhaltsverzeichnis1. Einführung ..................................................................................................................... 5

1.1. Heterogene Lerngruppen, Lernklima, Lernerfolg und ICT ........................................ 5 2. ICT und E-Learning im Klassenunterricht – Grundbegriffe ............................................. 7

2.1. Ausgangslage .......................................................................................................... 7 2.2. Heterogenität und ICT: Integrative E-Didaktik .......................................................... 7 2.3. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von E-Learning und ICT ............. 8

2.3.1. Aspekt des Schul- und Klassenumfeldes ...................................................... 8 2.3.2. Aspekt des methodisch-didaktischen Verständnisses ..................................... 8 2.3.3. Medienkompetenz für Lehrpersonen .............................................................. 9

2.4. Anspruchsvolleres Unterrichten: Wissenswertes zur E-Didaktik ............................... 9 2.5. Individualisierung ..................................................................................................... 9

2.5.1. Methodisch-didaktische Arrangements ........................................................... 9 2.5.2. Orientierungspunkt der Individualisierung: die lernende Person.....................10 2.5.3. Die Handlungsorientierung als zentrales Merkmal der Individualisierung .......10 2.5.4. Planorientierung, dialogisches Prinzip ...........................................................10

2.6. Grundsätze einer integrativen E-Didaktik ................................................................11 2.6.1. Grundsatz der Planarbeit, der Zielorientierung und Zielabhängigkeit .............11 2.6.2. Grundsatz des selbstorganisierten Lernens ...................................................12 2.6.3. Grundsatz der individualisierenden Lernbegleitung und Lernkontrolle ...........12 2.6.4. Grundsatz der systematischen Lernentwicklung ............................................12

3. Beispiele zur Unterrichtsführung in heterogenen Klassen .............................................13 3.1. Individualisierung durch Handlungsorientierung, Volksschule – Unterstufe .............13

3.1.1. Das Projekt ....................................................................................................13 3.1.2. Projektdurchführung ......................................................................................13 3.1.3. Heterogenität als Voraussetzung für die Unterrichtsgestaltung ......................15 3.1.4. Evaluation ......................................................................................................17

3.2. Lernen durch Lehren, Individualisierung durch Rollentausch. Volksschule Mittelstufe .........................................................................................................................18

3.2.1. Knowhow-Transfer .........................................................................................18 3.2.2. Projektidee ....................................................................................................18 3.2.3. Auf dem Weg zur Expertin und zum Experten ...............................................19 3.2.4. Das Ziel bestimmt den Plan ...........................................................................19 3.2.5. Lernen beim Lehren – lehren beim Lernen ....................................................19

3.3. Im Austausch lernen: Fremdsprachenunterricht in heterogenen Klassen, Sekundarstufe I ................................................................................................................20

3.3.1. Projektidee ....................................................................................................20 3.3.2. Mehrwert im Vergleich zu alternativen Angeboten .........................................22

3.4. Unterricht für Fremdsprachige, Sekundarstufe I ......................................................22 3.4.1. Projektbeschreibung ......................................................................................23 3.4.2. Unterrichtsbeispiele .......................................................................................24 3.4.3. Unterrichtsverlauf...........................................................................................25 3.4.4. Ablauf einer Unterrichtssequenz im Informatikraum .......................................27 3.4.5. Schreibregeln und Korrektur der Texte ..........................................................29

3.5. Heterogenität in "Stützzentren", Sekundarstufe I ....................................................30 3.5.1. Ausgangslage ................................................................................................30 3.5.2. Heterogenität der Klassen .............................................................................31 3.5.3. Aufgaben des Stützzentrums .........................................................................32 3.5.4. Grundsätze der integrativen e-Didaktik ..........................................................32 3.5.5. Arbeitsplan ....................................................................................................34 3.5.6. Informatikinfrastruktur und Ressourcen .........................................................34 3.5.7. Positive Nutzung der Heterogenität ...............................................................35 3.5.8. Auswertung und Links ...................................................................................36

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ICT und E-Learning in heterogenen Klassensituationen

Der Einsatz von ICT und E-Learning in heterogenen Klassensituationen ist eine Herausforderung, die zahlreiche Chancen für die Weiterentwicklung von Unterrichtsszenarien beinhaltet. Der Weg zu einem gewinnbringenden Einsatz der neuen Technologien im Unterricht führt deshalb über vertiefte didaktische Kenntnisse. Der vorliegende Guide klärt Begriffe und formuliert Thesen, zeigt die Mediennutzung der Kinder und Jugendlichen auf und gibt Impulse für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Beispiele aus der Praxis illustrieren die theoretischen Leitideen.

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1. Einführung Andy Reich ist Dozent für E-Learning an der Pädagogischen Hochschule Graubünden. Er entwickelte das Konzept zu diesem educaguide und leitete dessen Realisierung.

Erfolgreicher Unterricht in heterogenen Schulklassen zeichnet sich dadurch aus, dass die beteiligten Personen Unterschiede bejahen, anerkennen und voneinander lernen wollen. Ausgehend von den Grundsätzen einer integrativen e-Didaktik, die Joseph Eigenmann in seinem Beitrag entwickelt, zeigt dieser educaguide anhand von konkreten Beispielen aus der Unterrichtspraxis Bedingungen und Faktoren auf, die einen gewinnbringenden Einsatz von ICT und E-Learning beim Unterrichten in heterogenen Schulklassen ermöglichen.

Heterogene Lerngruppen beinhalten gerade aufgrund ihrer Heterogenität pädagogische Chancen, die homogene Lerngruppen nicht zu bieten vermögen. Gleichzeitig sind heterogene Lerngruppen aber auch mit Risiken verbunden und werden von Lehrpersonen deshalb als anspruchsvoll empfunden. Lehrpersonen, die lernen, mit den sich aus der Heterogenität einer Gruppe ergebenden zusätzlichen Herausforderungen umzugehen und individualisierende Lernformen erfolgreich einzusetzen, möchten jedoch auf den zusätzlichen Gewinn, wie er aus individualisierendem Unterrichten entsteht, nicht mehr verzichten.

Interaktive Kommunikationstechnologien (ICT) unterstützen Lehrpersonen und Lernende im individualisierenden Unterricht auf vielseitige Weise. Die ICT bieten eine grosse Anzahl an Werkzeugen dafür an: Dazu gehören Informationsverarbeitungswerkzeuge für Text, Bild, Ton und Grafik ebenso wie Kommunikations- und Lernplattformen zur Unterrichtsgestaltung. Die Didaktik und Methodik zeigt, wie elektronische Angebote aufgebaut und gestaltet werden können.

Lehrpersonen und Lernende entscheiden selber, welche Werkzeuge Sie für das Lehren und Lernen einsetzen. Unterrichten wird dadurch komplexer. Die Antwort auf die zusätzlichen Anforderungen kann aber nicht die Reduktion der Komplexität, sondern nur die Kompetenzerweiterung aller am Unterricht beteiligten Personen sein.

1.1. Heterogene Lerngruppen, Lernklima, Lernerfolg und ICT Heterogene Unterrichtssituationen werden von Lernenden wie auch von Lehrpersonen unterschiedlich wahrgenommen. Ein förderndes Lernklima entsteht in einer heterogenen Lerngruppe als Folge eines differenzierenden, individualisierenden und kommunikativen Unterrichtsstils. In einem solchen Unterricht können sich die Lernenden trotz unterschiedlichem Lernstand, Erfahrungshintergund und unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen. Für den Unterrichtserfolg ist dabei die Bereitschaft, aus Problemlösungen, Zusammenarbeitsformen und Endprodukten der anderen Lernenden Erkenntnisse zu gewinnen, zentral.

Für eine erfolgreiche Unterrichtsführung ist deshalb entscheidend, dass die heterogene Klassensituation als Chance für das Lehren und Lernen erlebt wird. Der Unterrichtserfolg kann in heterogenen Gruppen nicht allein durch das Erreichen der allgemeinen Lernziele definiert werden. Es werden zusätzlich die individuellen Lernfortschritte miteinbezogen.

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Folgende Wegweiser helfen bei der Gestaltung von individualisierenden Unterrichtsszenarien mit ICT:

• Lernende müssen wissen, was sie lernen und wie sie die Lernziele erreichen. • Regeln für die ICT-Nutzung und für die Zusammenarbeit in der Lerngruppe

erleichtern die Konzentration auf den Lernstoff. • Lernende müssen sich mit dem Lernstoff und den Aufgabenstellungen identifizieren. • Informationen werden kommuniziert und diskutiert. • Informationen finden ihren Sinn in der Verknüpfung. Bekanntes und Neues sollen

miteinander verknüpft werden. • Bilder, Grafiken, Filme und Tonaufnahmen sind ein wichtiges Kommunikationsmittel

bei der Problemstellung und bei der Lösung von Aufgaben. • Die Repetition ist ein wichtiges Prinzip der Wissensspeicherung

In allen Unterrichtsphasen kann ICT eine wichtige Rolle spielen und gewinnbringend in Unterrichtsszenarien eingebaut werden: zum Beispiel bei der Gestaltung der Lernumgebung, bei der Vermittlung von Lernaufgaben, beim Üben, bei der Erarbeitung von Lerninhalten, bei der Darstellung von Lösungswegen und bei der Präsentation und Bewertung von Endprodukten.

Die Beiträge des vorliegenden educaguides ICT und e-Learning, Unterrichten in heterogenen Schulklassen vermitteln didaktische Grundlagen der ICT-Nutzung. Sie schildern mit Hilfe von praktischen Beispielen unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten und zeigen, wie vielseitige, spannende, attraktive und lernfördernde Unterrichtsszenarien mit ICT gestaltet werden können.

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2. ICT und E-Learning im Klassenunterricht – Grundbegriffe Joseph Eigenmann

Begriffsklärungen, Thesen und pädagogische Konzepte bilden die Ausgangslage für eine pädagogische und didaktische Betrachtung der interaktiven Kommunikationstechnologien und von E-Learning im Unterrichtseinsatz.

2.1. Ausgangslage Stellen wir uns eine 4. Klasse mit 24 Schülerinnen und Schülern vor: Das übliche Bild der Mehrsprachigkeit, ein Klassenunterricht mit integrativ geführtem Ansatz, unterschiedlichste Lernniveaus in allen Lernbereichen, grosse Schwankungen in Lernmotivation, Arbeitshaltung und Lernselbständigkeit, unter Umständen zusätzlich erschwerte Rahmenbedingungen wegen einzelner Schüler/innen mit Verhaltensauffälligkeiten. Angenommen, der Klassenraum ist nach neueren Erkenntnissen auch hinsichtlich ICT und E-Learning eingerichtet: Wie kann in einer solchen Ausgangslage sinnvoll Raum für E-Learning geschaffen werden? Braucht es nicht viel mehr Einzelbetreuung, muss nicht laufend interveniert und gestützt werden? Kann das Klassengeschehen über einen längeren Zeitraum überblickt werden? Werden die elektronischen Medien und das E-Learning nicht einfach zur Mehrbelastung der Lehrperson, werden Lernvorgänge nicht eher verlangsamt als unterstützt und beschleunigt? Dieser Fragenkatalog kann beliebig erweitert werden.

Die Fragen sind brisant, denn sie beziehen sich auf zentrale Faktoren, die verhindern, dass neue Medien und E-Learning in umfassender und systematischer Weise eingesetzt werden und als etwas Selbstverständliches im Klassenunterricht integriert sind.

Mehr zu ICT und E-Learning und Heterogenität im Glossar

2.2. Heterogenität und ICT: Integrative E-Didaktik Wie geht man erfolgreich mit der Heterogenität im ICT-integrierten Unterricht um?

THESE 1: Ein Mehrwert von ICT und E-Learning im Klassenunterricht ist nur bei gleichzeitig verbessertem Umgang mit der Klassenheterogenität erzielbar. Die integrative E-Didaktik (integrative ICT und integratives E-Learning) ist Grundlage des Alltagsunterrichts.

Die integrative E-Didaktik umfasst Theorie und Praxis methodisch-didaktischen Handelns im Zusammenhang mit elektronischen Medien und E-Learning. Integrativ ist sie dann, wenn sie nicht bloss als Zusatzelement dem Unterricht übergestülpt ist, sondern integraler Bestandteil von ICT und E-Learning ist, zur unverzichtbaren Grundlage und zum Instrument des Alltagsunterrichts geworden ist.

Das heisst, durch ICT und E-Learning sollte kein Mehraufwand entstehen und das Lernen darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. Lernvorgänge sollen im Gegenteil dank den veränderten und erweiterten Lernumgebungen individualisierter und wirksamer werden.

Es ist deshalb auch nicht sinnvoll, E-Learning und elektronische Erweiterungen auf den bestehenden Unterricht einfach aufzustocken. Technologie und E-Learning dürfen nicht zur Mehrbelastung werden. ICT und E-Learning müssen vielmehr als sinnvolle, integrale Instrumente (Werkzeuge) des Alltagslernens verstanden werden. Integrative E-Didaktik bedeutet daher: ICT und E-Learning sind im didaktischen Verständnis und als Werkzeuge nicht bloss sporadische, sondern regelmässige und wiederkehrende Bestandteile des Unterrichtens und Lernens.

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THESE 2: Die integrative E-Didaktik eröffnet neue und effiziente Möglichkeiten des Lernens hinsichtlich ICT, Arbeitstechnik und selbstorganisiertem Lernen (SoL). ICT und E-Learning im Klassenunterricht können den Umgang mit Heterogenität wesentlich verbessern.

Durch den regelmässigen Einsatz und die Integration von ICT und E-Learning in den Unterricht werden neue Kompetenzen sowohl in Arbeitstechnik und Selbständigkeit bzw. selbstorganisiertem Lernen und E-Praxis erworben. So wird etwa durch deren praktische Anwendung gleichzeitig grosses handwerkliches Wissen und Können im Umgang mit den neuen Medien erworben.

Wie ist es aber möglich, die erwähnten zwei Thesen sinnvoll umzusetzen? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit ICT und E-Learning einen konstruktiven Beitrag für das Heterogenitätsmanagement und die Lernunterstützung leisten?

2.3. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von E-Learning und ICT

Für die erfolgreiche E-Integration sind Kooperation und Wissensaustausch zwischen den Bereichen der Fachwissenschaft, der Fachdidaktik und der Psychologie zentral.

THESE 3: Integrativ geführte E-Didaktik beruht zwingend auf Kooperation und Wissensmanagement in der schulischen Umgebung.

2.3.1. Aspekt des Schul- und Klassenumfeldes Die systematische Einbindung der E-Didaktik setzt voraus, dass:

• sie als Schulentwicklungsvorgang im Sinne der Organisationsentwicklung aufgefasst wird und

• dafür – und unter Einbezug sorgfältiger Personalbegleitung – die geeigneten personellen, finanziellen, zeitlichen und materiellen Voraussetzungen geschaffen werden.

THESE 4: ICT und E-Learning müssen in Ausbildungsgängen als Entwicklungsvorgänge gestaltet werden, die sorgfältig vorbereitet, begleitet und laufend evaluiert werden.

2.3.2. Aspekt des methodisch-didaktischen Verständnisses E-Learning basiert auf bestimmten methodisch-didaktischen Grundsätzen und Überlegungen; die Wirksamkeit von E-Learning ist abhängig von methodisch-didaktischen Arrangements. In den folgenden Kapiteln sollen die für das E-Learning wichtigsten Aspekte derartiger Arrangements herausgegriffen und erörtert werden:

• Innere Differenzierung • Individualisierung • Zielorientierung und Zielabhängigkeit • Grundsatz der Planarbeit und Aufgabenorientierung • Grundsatz des selbstorganisierten Lernens • Grundsätze der individualisierenden Lernbegleitung und Lernkontrolle

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Grundsatz der systematischen Lernentwicklung in den Bereichen:

• Fachkompetenz (Lernmethode, Lernziel), • ICT-Kompetenz (Technische Kompetenz, Nutzungskompetenz, • Gestaltungskompetenz und Reflektorische Kompetenz), • Metakognitive Kompetenz (Selbständigkeit, • Selbststeuerung, Selbstkontrolle und motivationales Selbstcoaching), • Erfahrungskompetenz

2.3.3. Medienkompetenz für Lehrpersonen Im Anhang Medienkompetenz für Lehrpersonen sind wichtige Bereiche der ICT- bzw. Medienkompetenz für Lehrpersonen in Form einer Matrix zusammengefasst (internes Arbeitspapier Pädagogische Hochschule Rorschach, PHR)

2.4. Anspruchsvolleres Unterrichten: Wissenswertes zur E-Didaktik

Differenzierung

Innere Differenzierung als Orientierung für die Unterrichtsgestaltung Wenn die Lehrperson nach Gesichtspunkten der inneren Differenzierung Unterricht gestaltet, orientiert sie sich am Gemeinsamen und den spezifischen Unterschieden, der Heterogenität, innerhalb der Klassengemeinschaft.

Klassenheterogenität als Resultat der individuellen Voraussetzungen Der Unterricht orientiert sich an unterschiedlichen Leistungsniveaus, Interessen, Motivationslagen, aber auch an unterschiedlichen Lernkompetenzen etwa in den Bereichen Selbstständigkeit, Selbststeuerung, Arbeitshaltung oder Arbeitseinstellung.

Klassenheterogenität als Ergebnis gezielter Unterrichtsgestaltung Heterogenität wird im Unterricht gezielt geschaffen und gestaltet und für das Lernen in der Klassengemeinschaft nutzbar gemacht, und zwar aus ganz unterschiedlichen Motiven. So können Lernende zum Beispiel nach unterschiedlichen Unterrichtszielen, Themen eingeteilt werden, sie können auch nach methodischen Kriterien eingeteilt am gleichen Gegenstand aber mit Hilfe unterschiedlicher Medien und Sozialformen arbeiten.

Mehr zu den Begriffen innerer Differenzierung, äusserer Differenzierung und Individualisierung im Glossar

2.5. Individualisierung Die Individualisierung ist das komplementäre Gegenstück zur Inneren Differenzierung; im Umgang mit Heterogenität im Unterricht betrifft die Innere Differenzierung den organisatorischen Teil, die Individualisierung den lernpsychologischen. Da jeder Unterricht auf heterogenen Voraussetzungen basiert, bedingt jede Art von Unterricht eine Auseinandersetzung mit diesen beiden Grundsätzen.

2.5.1. Methodisch-didaktische Arrangements Mit Individualisierung sind methodisch-didaktische Arrangements gemeint, die das ressourcenorientiert-individuelle Lernen möglichst breit unterstützen und fördern. Ressourcenorientierung und Austausch innerhalb der Lerngemeinschaften im Sinne des gemeinsamen Lernens und des Erfahrungstauschs sind dabei unverzichtbare und integrale Bestandteile des Lernens, das heisst des individuellen, eigenständigen und eigentätigen Lernaktes. Dieser Definition entsprechend können die folgenden drei Spezifika der Individualisierung ausgemacht werden:

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2.5.2. Orientierungspunkt der Individualisierung: die lernende Person Lernende sollen auf ihren je individuellen, persönlichen Lerngrundlagen Neues erarbeiten und in der Lerngemeinschaft austauschen und erproben. Eigenes Wissen und Können bilden die Grundlagen des Lernens und werden für den Erwerb von Kompetenzen eingesetzt. Der Lernende steht im Dialog mit sich selber (intraindividueller Dialog), wenn er bereits Erworbenes in Beziehung zu Neuem bringt ("was kann ich schon, was weiss ich hier und wie kann ich es für den nächsten Schritt verwenden…?") und er tauscht seine Ziele, Lernerfahrungen und das neu Erworbene mit Seinesgleichen und Experten aus (interindividueller Dialog).

2.5.3. Die Handlungsorientierung als zentrales Merkmal der Individualisierung Die Handlungsorientierung ist das zentrale Merkmal der Individualisierung. Sie lässt sich wie folgt charakterisieren:

• Die Handlungsorientierung ist planorientiert (d.h. ziel- und problemorientiert): Der Lernende hat eine klare Vorstellungen von dem, was er lernen will.

• Die Handlungsorientierung ist sinnorientiert; für den Lernenden hat das zu Verwirklichende Sinn, einen Stellenwert.

• Die Handlungsorientierung ist willensorientiert: Lernende wollen aus eigener Überzeugung (freiwillig) etwas verwirklichen: sie wissen, was sie wollen und können sich das, was sie wollen, auch konkret vorstellen; das Ziel steht in einem konkreten Lebensbezug; das Ziel hat Bedeutung.

• Die Handlungsorientierung ist durch Selbsttätigkeit (Eigenaktivität) und Selbständigkeit (Autonomie) charakterisiert: Der lernende Mensch agiert selber, sein Lernen kann nicht delegiert werden. Durch möglichst eigenständiges, selbstgesteuertes Lernen erwirbt er sich nicht nur neue Kompetenzen in einem (Sach-) Bereich, sondern eignet sich dank des autonomen Handelns auch neue Lernerfahrungen und neue Lernkompetenzen (z.B. Steuerungskompetenzen) im einschlägigen Inhaltsbereich an.

THESE 5: Das Merkmal Handlungsorientierung ist der Schlüssel zum Verständnis einer integrativen E-Didaktik.

2.5.4. Planorientierung, dialogisches Prinzip Die Handlungsorientierung ist planorientiert: Das, was der Lernende erreichen will, kann er erreichen, sofern ein Minimum an Strategien und Plänen vorhanden ist: Um ein Ziel erreichen zu können, müssen Pfade abschnittweise im Bewusstsein vorliegen, es müssen Entscheide über Weg- und Mittelwahl getroffen werden, denn Aufwand und Ertrag stehen in der Regel in einem Ermessensspielraum; der Weg zum Ziel unterliegt damit phasenweise der eigenen Kontrolle; unter Umständen muss sich der Lernende beraten und begleiten lassen, damit er "wegkompetent" wird, d.h. genügend Strategie- und Kontrollerfahrungen machen kann.

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Zur Planorientierung im Lernvorgang gehören alle Faktoren, Überlegungen, alles Wissen und Können, welches mit Handlungssteuerung und Handlungskontrolle zusammenhängt. Dazu gehören etwa folgende Elemente:

• Zielfestlegung und Zielreflexion ("was will ich erreichen, warum will ich es ...?") • Gedankliche Gliederung der Lern-Handlung in Teilschritte, Etappen, Meilensteine

(Projektphasen) • Mittelwahl und Wegwahl (methodisches Vorgehen) und gedankliche Vorwegnahme

der zur Zielannäherung einzuschlagenden Wege • Abschätzung von Aufwand und Ertrag und Abschätzung der Auswirkungen des

eigenen Tuns sowohl für die eigene Person (intraaktiv) als auch auf den Kontext der Sach- und Sozialwelt (interaktiv)

• Abschätzung der eigenen Möglichkeiten (Selbsteinschätzung)

Aus den Forderungen nach Differenzierung und Individualisierung (handlungsorientiertem Lernen) ergeben sich die folgenden Grundsätze einer integrativen E-Didaktik.

2.6. Grundsätze einer integrativen E-Didaktik E-Learning soll so konzipiert sein, dass damit der soziale Austausch bzw. das gemeinschaftliche Lernen unterstützt und gefördert wird. E-Learning Szenarien beachten dabei die folgenden Grundsätze:

2.6.1. Grundsatz der Planarbeit, der Zielorientierung und Zielabhängigkeit Zielorientierung im Zusammenhang mit der inneren Differenzierung des Klassenunterrichts bedeutet: Klare Ziele für die ganze Klasse, für einzelne Lerngruppen und einzelne Schülerinnen und Schüler zum Zweck individueller und differenzierter Förderung innerhalb von (Wochen-) Planarbeit. Für die Planarbeit werden regelmässige Zielvereinbarungen und individuelle Lernberatungsgespräche geführt. Für die Lernenden und die Lehrperson werden diese Ziele zu einem wichtigen Steuerungsinstrument, das zusammen mit den zugeordneten Aufgabenstellungen die Lernenden über einen längeren Zeitraum (z.B. von Woche zu Woche) begleitet. Die in die Planarbeit integrierte Zielorientierung generiert für die einzelnen Schülerinnen und Schüler dann neue Ziele, wenn der selbständig Lernende auf seinem Weg Schwierigkeiten, Lücken, aber auch neue Bedürfnisse entdeckt, die er weiter verfolgen möchte. Dieser als Zielgenerierung bezeichnete Vorgang wird in der Planarbeit durch die eigenständige Lernarbeit in einem Individualisierungsprozess gefördert. Im Individualisierungsprozess kommen E-Instrumente und E-Learning, welche diesen Prozess unterstützen, zum Tragen. E-Learning – immer im Sinn von Blended Learning - hat dabei die folgenden Funktionen:

• E-Instruktion mit Hilfe geeigneter Lernsoftware • Üben und Vertiefen mit Hilfe geeigneter Lernsoftware • Recherche und vernetztes Sammeln und Dokumentieren von Informationen

(schriftlich und multimedial) • Stillstudium mit Hilfe von vorgegebenem oder selbständig recherchiertem Material • eigenständige bzw. begleitete Aufbereitung und Verarbeitung von Informationen, sei

es im Alleingang oder im Team (Herstellung von Texten oder multimedialen Produkten wie Präsentationen, Filmen, Podcasts …)

• Kollaboration für die im Team zu erarbeitenden Produkte

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Plattformen, die für Blended Learning - Szenarien zum Einsatz kommen, sind etwa educanet2 oder Moodle. Diese ermöglichen, Aufgaben online zu stellen und zu terminieren, sowie deren Ergebnisse in einem virtuellen Klassenraum zu veröffentlichen. Damit werden die Produkte des Lernens orts- und zeitunabhängig für alle Lernenden zugänglich. Lernattraktiv werden diese Arrangements dann, wenn die Ergebnisse immer wieder zum Verhandlungs- und Lerngegenstand innerhalb der Lerngruppe werden. E-Learning ist dabei nicht Selbstzweck, sondern es kommt immer dann - und nur dann - zum Einsatz, wenn Prozesse des selbständigen Arbeitens und Lernens ermöglicht und strukturiert unterstützt werden sollen.

2.6.2. Grundsatz des selbstorganisierten Lernens "Selbstorganisiert" bedeutet, dass Zielgenerierung und Lernerfahrungen auf der Ebene der Metakognition nur dann ausgelöst werden können, wenn Lernende selber steuern und in eigener Verantwortung an den Zielen bzw. den Aufgaben- und Problemstellungen arbeiten. Selbstorganisiertes Lernen setzt voraus, dass Lernende, die im Klassenverband an Grenzen stossen und nicht gleich Hilfe beanspruchen können, oder die einen Auftrag abgeschlossen haben, immer genügend Reservearbeiten zur Verfügung haben; im e-gestützten Unterricht ist immer ein Überhang an Lernarbeit vorhanden; hier wird manifest, welchen Stellenwert E-Learning zur Förderung eigenständiger Lernarbeit haben kann. Der Grundsatz der zielorientierten, frei verfügbaren Arbeitszeit ist im Übrigen die Voraussetzung dafür, dass die Lehrperson innerhalb des Klassenverbandes Gelegenheit hat, individuell mit einzelnen Schülerinnen und Schülern zu arbeiten.

2.6.3. Grundsatz der individualisierenden Lernbegleitung und Lernkontrolle Lernende sind Novizen, sie benötigen die fachkompetente Begleitung durch Lehrpersonen; konkret heisst das, dass Lernvorgänge zum Zwecke der Feedbackfunktion regelmässig und streng kontrolliert werden müssen. Dies hinsichtlich der Art und Weise, wie Lernende vorgehen (Strategien, Motivation, Arbeitshaltung…), was sie an Leistungen erbringen und inwieweit sie den Lernverpflichtungen auch tatsächlich nachkommen (Leistungsnachweise, Prüfungen, absolvierte Übungen usw.).

2.6.4. Grundsatz der systematischen Lernentwicklung Erfahrungen im individualisierenden und differenzierenden E-Learning-Unterricht können sowohl Lernende wie Lehrende nur dann machen, wenn sie in der oben skizzierten Weise zu arbeiten beginnen. Kompetenz ist in diesem Bereich das Resultat von Erfahrung.

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3. Beispiele zur Unterrichtsführung in heterogenen Klassen

3.1. Individualisierung durch Handlungsorientierung, Volksschule – Unterstufe

Hugo Neuhaus ist Kleinklassenlehrer an der Primarschule Therwil (Baselland) und ausgebildeter Psychologe.

Hugo Neuhaus setzt in seinen Unterrichtsprojekten auf Individualisierung und auf die Kreativität der Schülerinnen und Schüler. Durch den konstruktivistischen Unterrichtsansatz, der sich mit der Software "ANI...PAINT" gut umsetzen lässt, ist es möglich, Aufgaben zu stellen, die trotz gemeinsamen Lernzielen, Leistungen auf unterschiedlichen individuellen Niveaus erlauben. Durch die Produktorientierung sind alle Kinder sind handelnd tätig und Besprechungen und Verbesserungen in der Klasse möglich.

3.1.1. Das Projekt

Eine heterogene Kindergruppe Das Projekt "Eine Maus geht auf Reisen: Am Computer Geschichten erzählen" wurde im Rahmen einer Schulhaus-Projektwoche durchgeführt. Eine heterogene Gruppe von 14 Kindern aus 9 verschiedenen Klassen (1. bis 5. Schuljahr, inklusive Kleinklassen) beteiligte sich am Projekt. 5 Arbeits-Halbtage wurden dafür eingesetzt. Je zwei Kindern stand ein Computer zur Verfügung.

Projektidee und Ziele Im Projekt lernen die Kinder eine Geschichte zu erzählen: Sie logisch aufzubauen, sie in eine klare Struktur zu bringen, sie so umzusetzen, dass andere den Erzählfaden nachvollziehen können. Dabei setzen sie Medien ein (Text, Bilder, Töne…) und kombinieren diese am Computer zu einem sinnvollen Ganzen. Das Computerprogramm bleibt im Hintergrund und stellt ihnen die Werkzeuge zur Verfügung. Die Kinder arbeiten immer zu zweit, sie diskutieren den Fortgang und die Umsetzung ihrer Geschichte, machen Versuche, beurteilen die Ergebnisse, verbessern und ergänzen. Eine intensive Auseinandersetzung findet statt. Es ist anspruchsvoll und spannend eine Geschichte multimedial zu erzählen. Der Einsatz des Computers als Multimediazentrale fördert die Medienkompetenz der Kinder. Dank seiner Einfachheit ist das im Projekt verwendete Autorensystem ANI...PAINT für Kinder ein ideales Werkzeug. Ausgehend von einer schwarzen Fläche, einem ‚Pinsel' und einem ‚Farbkasten' können die Kinder Geschichten zeichnen und einfachen Mitteln Bilder, Töne und Texte einbauen. Eine Geschichte kann jederzeit als bewegte Animation angeschaut werden. Dadurch, dass die gezeichnete Geschichte animiert ist, erleben die Kinder eine Dynamik, die sich auf ihr Tun überträgt und so zu kreativen Prozessen führt.

3.1.2. Projektdurchführung

Erste Phase Im ersten Halbtag lernen die Kinder das Programm ANI...PAINT kennen. Jeweils zu zweit machen sie kleine Dialoggeschichten.

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Beispiele:

• Ein Kind zeichnet etwas vor, das andere kopiert.

• Ein Kind beginnt eine Zeichnung, das andere Kind zeichnet weiter • Ein Kind sagt dem anderen, was es zeichnen muss • Ein Kind zeichnet während 2 Minuten den Anfang einer Geschichte, das zweite Kind

fährt dann fort...

• Einfügen von Bildern: Jedes Kind macht ein Bild von sich, dann wird ein Dialog geschrieben.

• Der Dialog wird vertont: Jedes Kind spricht seinen Part.

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Zweite Phase Die beiden Kinder, die zusammen arbeiten, erhalten einen Arbeitsauftrag. Die Lehrperson erzählt den Anfang einer Geschichte (hier die Geschichte einer Maus, die sich einen Luftballon kauft und damit wegfliegt), die Kinder spinnen die Geschichte weiter. Dies machen sie zuerst mündlich, dann setzen sie ihre Geschichte auf Zeichnungsblättern um. Sie erstellen entsprechende Skizzen. Meist werden 5 bis 10 Bilder erstellt.

Dritte Phase Die beiden Kinder besprechen mit der Lehrperson ihre Geschichte anhand der Skizzen. Im Gespräch wird überprüft, ob die Geschichte einen logischen Ablauf hat. Auch werden die Umsetzungsmöglichkeiten besprochen. Die Erfahrung zeigt, dass meist zu viele Bilder erstellt werden.

Vierte Phase Die beiden Kinder sitzen nun an den Computer und beginnen ihre Geschichte umzusetzen. Wir weisen sie an, zuerst einmal die Bilder zu gestalten, anschliessend werden die Texte eingefügt und werden vertont: Die Kinder lesen ihre Texte.

Die Kinder schauen ihre Geschichte mehrmals an, ergänzen und korrigieren. Dann bringen sie Musik-CDs mit in die Schule, wählen zusammen eine entsprechende Hintergrundmusik und fügen diese am Anfang der Geschichte ein.

Schlussarbeit Die Kinder geben ihre Arbeit ab. Meist sammelt die Lehrperson die verschiedenen Geschichten mit einem USB-Stick ein, überprüft alle Geschichten, korrigiert die Rechtschreibefehler, kontrolliert die Geschichtsabläufe und korrigiert grobe Fehler. Anschliessend werden die Geschichten auf eine CD übertragen.

An einem Elternabend können dann die Werke der Kinder vorgeführt werden.

3.1.3. Heterogenität als Voraussetzung für die Unterrichtsgestaltung Kinder hören und erzählen gerne Geschichten. Das Projekt "Eine Maus geht auf Reisen" kommt diesem Bedürfnis entgegen. Jedes Kind, unabhängig von seinem Vorwissen, seinen Interessen und seinen intellektuellen Fähigkeiten, kann zusammen mit einem anderen Kind eine Geschichte kreieren. Im vorliegenden Projekt arbeiteten Kinder der 1. bis 5. Klasse mit- und nebeneinander in einem Raum. So war es möglich sich gegenseitig zu helfen, so war es nötig rücksichtsvoll sein.

Damit dies gelingen kann, müssen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.

Grundsätze einer integrierten e-Didaktik: Planarbeit, Zielorientierung Das Durchführen eines Projekts mit einer heterogenen Gruppe verlangt klare Zielvorgaben und eine gute Vorbereitung. Die Kinder müssen, vor allem am Anfang genau wissen, was zu tun ist. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen sollen so sein, dass die Kinder darin eigene Ziele entwickeln können.

Im ersten Projekthalbtag stand die ‚Technik' und vor allem die Zusammenarbeit im Zentrum. Die Kinder mussten lernen zu zweit zu arbeiten (Wer führt die Maus? Was macht das andere Kind? ...). Dabei lernten sie die verschiedenen Werkzeuge von ANI...PAINT kennen.

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Der Einstieg

Damit die Kinder ihre Geschichte erzählen können, ohne dass sie sich verlieren, lohnt es sich einen geschickten Einstieg vorzugeben. Die Lehrperson beginnt eine Geschichte zu erzählen:

• Eine Maus kauft an der Herbstmesse einen Ballon und fliegt davon... • Ein UFO vom Mars landet auf dem Pausenplatz, da steigen ... aus. • Am Strand findest du eine Flaschenpost... • Für Jugendliche: Ein Freund aus den USA besucht dich und du zeigst ihm etwas aus

deiner Region.

Durch die Variation des Handlungsgerüsts (Was passiert wo?) und der Rollengerüste (Wer handelt?), lassen sich die Vorgaben gestalten.

• Je nach Gruppe fassen wir die Rollengerüste enger: Eine ängstliche Maus, Mickeymaus, ein Mäuserich, die Mäuseprinzessin Emma, ... oder weiter: Ein Tier, ein Mensch...

• Ebenso kann das Handlungsgerüst variiert werden: Die Maus fliegt davon und landet auf dem Matterhorn, ... auf dem Mond, ... fliegt davon und trifft eine Freundin...

• Bei älteren Kindern können wir auch die Zielgruppe fixieren: Du erzählst eine Geschichte für den Kindergarten, ...um sie auf YouTube zu publizieren, ...

Im Rahmen der vorgegebenen Handlungs- und Rollengerüste können die Kinder ihre eigenen Geschichten entwickeln. So geben sie sich selber die Ziele vor.

Bevor die Kinder am Computer ihre Geschichte umsetzen, ist es wichtig, dass sie sie miteinander (zu zweit, zu dritt) entwickeln. Auf Papier werden die zentralen Etappen der Geschichte skizziert. Auch hier können die Vorgaben enger oder weiter gefasst werden. Dabei ist jedoch die Motivation der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen. Sie wollen meist möglichst schnell an die Umsetzung mit dem Computer gehen. Entsprechend muss das Zeitgefäss vorgegeben werden.

Grundsätze einer integrierten e-Didaktik:Selbstorganisiertes Lernen Kinder lernen, arbeiten und entwickeln sich gemäss ihrer eigenen Logik. Deshalb ist es wichtig, dass die eingesetzte Software (in unserem Beispiel: ANI...PAINT) diesem Umstand Rechnung trägt. Die Software muss flexibel eingesetzt werden können. Sie muss so angepasst werden können, dass sie den Bedürfnissen der verschiedenen Kinder entspricht. Grundsätze einer integrierten e-Didaktik:Individualisierende Lernbegleitung / Lernkontrolle In heterogenen Gruppen ist es wichtig, dass die Lehrperson die Kinder individuell in ihrem Arbeits- und Lernprozess begleiten kann. Damit dies gelingt, müssen optimale Voraussetzungen geschaffen werden. So muss der Arbeitsraum, das Zeitgefäss, die Technik (Computer...), und die Software angepasst sein. Oft ist weniger mehr! Die Lehrperson muss die eingesetzte Software so kennen, dass sie in nützlicher Frist den Kindern weiterhelfen kann.

Die Lehrperson kontrolliert, ob die vorgegebenen Rahmenbedingungen eingehalten werden: Fliegt die Maus wirklich mit einem Ballon davon? Stimmt die Geschichte mit der Skizze überein? Wird erst nach dem schriftlichen Formulieren der Texte, die Geschichte vertont…?

Regelmässig sollen mit den Kindern kurze Standortgespräche stattfinden (Gelingt uns die Umsetzung, wie wir sie geplant haben? Wo treten Schwierigkeiten auf? Was brauchen wir noch? Sind wir im Zeitplan? ...). Dabei liegt für den Prozess die Verantwortung vor allem bei den Kindern, die Lehrperson begleitet und unterstützt. Grundsätze einer integrierten e-Didaktik:Systematische Lernentwicklung und Primat der Pädagogik Die Technik steht im Dienst der Pädagogik. Sie realisiert, was pädagogisch sinnvoll zur Förderung eingesetzt werden kann. Die Fachkompetenz der Pädagoginnen und Pädagogen steht an erster Stelle.

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So ist es sinnvoll, dass die Infrastruktur, die zur Verfügung steht, möglichst einfach ist. An unserer Schule haben sich einfache, tragbare Computer bewährt. Ein Grundstock an schulrelevanter Software steht auf den Geräten zur Verfügung. Die Lehrpersonen haben einen schulinternen Kurs besucht, so dass sie die Geräte sinnvoll einsetzen können. Sie werden in ihrer Arbeit von mehreren ICT-Coaches unterstützt (Lehrpersonen mit Erfahrung) Grundsätze einer integrierten e-Didaktik:Realitätsbezug Der Computer wird weniger als Trainingshilfe, sondern vielmehr als unterstützende Plattform für das Kommunizieren und Lernen verwendet. Wie beim "normalen" Lernen kann man Dinge übersehen, ohne dass der Computer gleich mit einer (Fehler-)Meldung den Prozess unterbricht.

3.1.4. Evaluation

Mit Begeisterung arbeiteten die Kinder an eigenen Geschichten. Das Vorgehen hat sich bewährt. Die Kinder verstanden sehr schnell, wie das Programm ANI...PAINT benutzt werden konnte. Meist brauchten sie etwas Hilfe beim Skizzieren der eigenen Geschichten. Diese Skizzen mit den zentralen Gedanken der Geschichte waren beim anschliessenden Kreieren am Computer sehr hilfreich.

Am Schluss der Arbeit war es wichtig, dass die Lehrperson die erstellten Geschichten überprüfte und z.B. Rechtschreibefehler korrigierte. Die Kinder wollten ihr Werk präsentieren können.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass Kinder immer wieder freiwillig Geschichten erzählen wollen. Haben sie einmal das Vorgehen mit den verschiedenen Phasen verstanden, können sie selbständig am Klassencomputer Geschichten und Präsentationen erstellen. Dadurch, dass sie sich mit Text, Bild, Ton und allenfalls sogar mit Video auseinandersetzen, lernen sie die Eigenschaften der verschiedenen Medien kennen und wirkungsvoll einsetzen. Diese Arbeit ist mit einem Reflexionsprozess verbunden:

• Was will ich dem Zuschauer oder der Leserin bieten? • Was soll sie oder er nachher wissen? • Wie kann ich mitteilen? • Wie kann ich dafür sorgen, dass die Geschichte nicht langweilig wird? • Welche Rolle spielt meine ausgewählte Musik? ...

Dieser Reflexionsprozess geschieht einerseits unter den Kindern, anderseits mit der Lehrperson, die betreut und zuletzt auch mit den Eltern, die bei den Präsentationen anwesend sind.

Kinder erleben beim ‚Geschichten erzählen mit dem Computer' die Möglichkeit handelnd eigene Ideen, Gedanken und Anliegen in eine Form zu bringen und diese zu präsentieren.

Weitere Auskünfte und Beispiele • www.anipaint.com, Weiter Hinweise und Informationen zum kostenpflichtigen Tool

AniPaint... • www.therwilhit.ch, Homepage der Schule

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3.2. Lernen durch Lehren, Individualisierung durch Rollentausch. Volksschule Mittelstufe

Rahel Tschopp ist Primarlehrerin, schulische Heilpädagogin und PC-Supporterin (SIZ). Sie unterrichtet als schulische Heilpädagogin in Davos Platz. Anfang 2007 gründete sie die CompiSchule.ch.

Das Projekt "CompiSternli" bildet Kinder am Computer aus und gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Wissen an ältere Personen weiterzugeben.

3.2.1. Knowhow-Transfer Das Projekt CompiSternli bewährt sich. Es ist äusserst komplex, weil es viele verschiedene Lernbereiche berührt. Aufgrund unserer positiven Erfahrungen werden wir das Projekt in den nächsten Jahren schweizweit lancieren. Wir suchen dazu Personen, welche die Projektleitung in ihrer Gemeinde übernehmen möchten. Wir stellen das vorhandene Knowhow sowie einen Teil der Finanzen zur Verfügung.

Nehmen Sie Kontakt auf: www.compisternli.ch

3.2.2. Projektidee Die ersten "CompiSternli" waren 60 Kinder der Mittelstufe Davos. In verschiedenen Gemeinden der Deutschschweiz sind inzwischen weitere CompiSternli-Projekte entstanden oder im Entstehen begriffen. Die Kinder werden für das Projekt aus verschiedenen Klassen und Schulhäusern zusammengezogen. Das Projekt findet ausserhalb der Schulzeit statt. Die Einteilung der Kinder in die Gruppen erfolgt nicht nach Leistungskriterien, sondern ausschliesslich nach logistischen Erwägungen.

Je ein Kind weiht eine ältere Person in die Grundlagen des Computers ein. Das Projekt ist sehr vielschichtig und komplex. Ein Ziel ist, dass die beiden Generationen miteinander in Kontakt treten und gegenseitige Hemmschwellen abbauen. Die weiteren Ziele liegen einerseits im technischen Bereich, andererseits im Sozialen. Bei jedem Kind wird an sein bestehendes Wissen angeknüpft. Indirektes Ziel ist es, dass die CompiSternli den Computereinsatz in ihren Schulklassen ankurbeln und als "Expert/innen" in ihren jeweiligen Klassen eingesetzt werden können.

Individuelles Wissen und Können aktiv nutzen Die Integration des Computers in den Unterricht bietet Schülerinnen und Schülern Lernanlässe, die vielseitig und attraktiv sein können. Bedingung für die produktive Nutzung der neuen Technologien sind aber Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer und mit Standardprogrammen, die in heterogenen Klassen der Primarschule nicht vorausgesetzt werden können.

Deshalb beabsichtigten wir, ein freiwilliges Projekt zu starten, in dessen Verlauf sich Expertinnen und Experten heranbilden würden, die in einer heterogenen Klasse ihren Schulkameradinnen und -kameraden beim Einsatz des Computers für die Lösung von Aufgaben im Unterricht Hilfe leisten können.

Die Kinder in den CompiSternli-Gruppen kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in den Kurs: Die Gruppen sind durchmischt, vom hochbegabten Kind bis zum integrativen Sonderschüler; jedes Kind kann mitarbeiten. Diese Heterogenität wird von Beginn an aktiv genutzt: Nicht die Gruppenleitung gibt das Wissen weiter, sondern möglichst die Kinder selber. Wir gehen davon aus, dass die Kinder bereits sehr viel Wissen mitbringen (im Sozialbereich sowie im Anwenden des Computers). Die Aufgabe der Gruppenleitenden ist es, dieses Wissen zu erfassen und den andern Kindern zugänglich zu machen.

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3.2.3. Auf dem Weg zur Expertin und zum Experten Eine CompiSternli-Gruppe setzt sich aus maximal 10 Kindern zusammen. Die Kinder arbeiten während eines ganzen Jahres am Projekt mit. Während den ersten 20-25 Stunden werden die Kinder ausgebildet: Einerseits lernen sie den Computer als Werkzeug kennen, anderseits lernen sie, die Rolle des Lehrenden zu übernehmen. Das Computerwissen wird nicht systematisch erarbeitet, vielmehr folgt unser System der Methode "learning by doing". Die Aufgabenstellungen sind offen gehalten, so dass jedes Kind auf seinem Vorwissen aufbauen kann. Möglicher Auftrag: Gestalte einen Steckbrief von dir. Die Gruppenleitung erkennt dann schnell, welches Kind welches Wissen mitbringt. Sina, die verschiedene Bilder einfügt, kann diesen Ablauf den andern Kindern erklären. Marino arbeitet mit einer Tabelle – er gibt dieses Wissen weiter. Goldene Grundregel für alle Beteiligten ist, dass nur verbal erklärt werden darf. Die Hände dürfen nicht verwendet werden. Die Kinder üben sich regelmässig darin, ihr Wissen weiterzugeben. Die Gruppenleitung übernimmt eine Person ab 14 Jahren. Jugendliche Gruppenleitende erhalten jedoch nur kleinere Kindergruppen (bis ungefähr 6 Kinder). Für sie ist es oft eine der ersten Möglichkeiten, Führungserfahrung zu sammeln. Sobald sich eine CompiSternli-Gruppe sicher genug fühlt, schreibt sie einen Kurs für ältere Personen aus. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich nicht nur "Senior/innen" anmelden, sondern vermehrt auch jüngere Personen. Viele Hausfrauen haben den Einstieg in die Computerwelt verpasst und scheinen die Atmosphäre in den Kursen zu geniessen. Je ein Kind betreut eine ältere Person: Während 5-10 Lektionen bildet es diese in Eigenregie am Computer aus. Viele Kinder entwickeln in dieser Phase enorm viel Energie und Fingerspitzengefühl. Speziell Kinder, die in der Schule viel Übung benötigen, vielleicht eher langsam arbeiten, können mit den Ängsten der älteren Personen sehr gut umgehen.

3.2.4. Das Ziel bestimmt den Plan Das primäre Ziel für jedes Kind ist klar: Es muss in der Lage sein, selbständig eine ältere Person in die Grundlagen des Computers einzuführen. Im technischen Bereich erwarten wir von den Kindern, dass sie sich auf ihrem Level weiterentwickeln und den Computer als Werkzeug zielgerichtet einsetzen können. Der zusätzliche Spielraum ist offen und wird von den Kindern unterschiedlich genutzt. Jedes Kind entwickelt sich in seinem Tempo, in seinem Rahmen. Der vorgegebene Lehrplan ist bewusst einfach gehalten; es ist genügend Raum vorhanden für individuelle Lernfortschritte.

Die Kinder sollen die Struktur des Computers selber entdecken, Analogien selbstständig ziehen. Sie lernen diejenigen Techniken kennen, die sie gerade benötigen. Die Kinder lernen, sich das Wissen gegenseitig weiterzugeben. Die Aufgabenstellungen werden sehr offen gehalten.

3.2.5. Lernen beim Lehren – lehren beim Lernen Die Kinder zeigen einander gegenseitig am Computer, wie z.B. ein Bild aus dem Internet eingefügt wird. Damit das Lernen möglichst effektiv ist, dürfen die Kinder beim Erklären die Hände nicht benutzen – sie müssen sogar drauf sitzen. Aus schulischer Sicht ist das eine wirkungsvolle mündliche Sprachübung. Die erklärenden Kinder erfahren auf diese Weise unmittelbar, ob ihre mündliche Anleitung klar genug war; ansonsten können sie sich selber korrigieren. Sie erleben, dass es absolut normal ist, dass alle einen unterschiedlichen Wissensstand haben. Der Rollentausch (Schüler wird zu Lehrer) findet durchgehend statt. Die eigentliche Lernkontrolle findet für die Kinder erst dann statt, wenn sie selber die ältere Person schulen.

Wir pflegen das spiralförmige Lernen: Alles Erlernte wird immer wieder angewendet. Wir versuchen, jedes Lernelement über die Handlung, das Anwenden und schlussendlich das Lehren zu verinnerlichen. Das angestrebte Ziel ist für jedes Kind klar und transparent: Es bildet selbständig eine ältere Person am Computer aus.

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3.3. Im Austausch lernen: Fremdsprachenunterricht in heterogenen Klassen, Sekundarstufe I

Men Gustin und Arno Zanetti In Felsberg wird als erste Fremdsprache Italienisch unterrichtet, in Poschiavo Deutsch. Mit dem Projekt soll den Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden, die Sprachen auf eine abwechslungsreiche Art und Weise und den individuellen Kompetenzniveaus entsprechend zu erlernen. Zudem werden mit gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern aus einer fremdsprachigen Region Kontakte geknüpft.

Verantwortlich für das Projekt sind Arno Zanetti, Schulleiter in Poschiavo und Men Gustin, Schulleiter in Felsberg.

3.3.1. Projektidee Die Sekundarschulen von Felsberg und Poschiavo gestalten gemeinsam den Sprachunterricht und setzen dafür ICT ein. Schon bei Beginn der Planungsarbeiten für das Projekt war den Lehrpersonen klar, dass der Einsatz von ICT in heterogenen Klassen mit einer Intensivierung der Beziehungen zwischen den Lernenden einher gehen musste. Diese Zielsetzung führte zum vorliegenden Projekt.

Ziele des Projektes Die Schülerinnen und Schüler:

• ...haben Spass am Lernen und lernen selbstständig zu arbeiten • ...verbessern ihre Deutsch- bzw. Italienischkenntnisse, • ...können das Internet als Kommunikationsmittel anwenden, • ...kennen neue Computerprogramme und können sie erfolgreich benutzen, • ...arbeiten mit neuen Technologien, • ...lernen ihre Arbeitszeiten selber zu planen, • ...sammeln Erfahrungen und Kenntnisse über ein vorgegebenes Thema, • ...sind bereit, mit Fremdsprachigen über ein Thema zu diskutieren und ein Projekt zu

entwickeln.

Das Projekt wurde in mehrere Teile gegliedert:

1. Selbständige online-Arbeit

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten selbständig Online-Aufgaben, die von den Lehrpersonen im Vorfeld aufgearbeitet worden sind (Beispiele im Anhang 1). Aufwand ca. 7 Lektionen

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2. Videokonferenzen

Die Schülerinnen und Schüler besprechen über Videokonferenz verschiedene Aufgaben und stellen eine Präsentation zusammen (Beispiele Im Anhang 2). Aufwand ca. 4 Lektionen

3. Treffen vor Ort

Die Schülerinnen und Schüler treffen sich in der fremdsprachigen Region und tragen die online vorbereiteten Themen dem Plenum vor (Beispiele im Anhang 3): 2 Tage in Poschiavo, 2 Tage in Felsberg

Bei der Erarbeitung der Aufgaben war es uns wichtig, Themen zu wählen, welche die Jugendlichen ansprechen. MusICThemen mit aktuellen Gruppen und aktuelle Sportthemen haben sich da anerboten.

Die Schülerinnen uns Schüler konnten selbständig die Themen bearbeiten und zum Teil auch selber Tests durchführen.

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3.3.2. Mehrwert im Vergleich zu alternativen Angeboten Ein solches Projekt fördert die Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Selbstdisziplin der Schülerinnen und Schüler. Im Vergleich zu herkömmlichen Lernmethoden mit den üblichen Fremdsprach-Lehrmitteln konnte die Motivation und das Interesse der Schülerinnen und Schüler durch diese realitätsnahe Arbeitsweise gesteigert werden. Auffallend war die motivierte und gute Zusammenarbeit zwischen Mädchen und Knaben. Die Lehrpersonen lernen durch das Projekt ihre Schülerinnen und Schüler in einem neuen Lernumfeld kennen und können deren Lernverhalten und deren Problemlösestrategien beobachten. Dies zeigte sich bei den Auswertungen als hilfreich. Leistungen konnten gesamtheitlicher beurteilt werden.

Erwarteter Einsatz Die aufgearbeiteten Online-Kursteile auf educanet2 können für den Unterricht der Fremdsprachen (Deutsch oder Italienisch) auch ohne Partnerklasse in eine Unterrichtseinheit eingebunden werden. Ausserdem bieten die Themen gute Möglichkeiten für Diskussionen in der Klasse. Der Aufwand für die Lehrpersonen ist sehr gering, es genügt, wenn die SchülerInnen lediglich mit der educanet-Plattform vertraut sind.

Weiterentwicklung Im Schuljahr 2007/08 haben die Schulen von Felsberg und Poschiavo das Projekt "Fremdsprachen lernen – einmal anders / impariamo le lingue in maniera diversa" erfogreich durchgeführt und per Ende Juni auch abgeschlossen. Alle Unterlagen stehen selbstverständlich anderen Schulen kostenlos zur Verfügung. Ganz im Sinne unseres Projektes sind alle Unterlagen zu finden unter http://poschiavo-felsberg.blogspot.com.

Die guten Erfahrungen aus der Zusammenarbeit zwischen Felsberg und Poschiavo haben uns bewegt, auch im laufenden Schuljahr zusammenzuarbeiten. Wir werden in der zweiten Hälfte des Schuljahres ein ähnliches Projekt durchführen.

3.4. Unterricht für Fremdsprachige, Sekundarstufe I Stéphane Métral

Die Klassen und ihre Zusammensetzung Die nachstehend beschriebenen Beispiele sind eine Zusammenfassung der Erfahrungen, welche im Verlauf der letzten Jahre mit verschiedenen Klassen am Kurs FLE (Français Langue Etrangère, Französischklassen für Fremdsprachige) gemacht wurden. Die Umstände sind jeweils vergleichbar:

• Die Klassen bestehen aus maximal 12 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 15 und 20 Jahren;

• Die Schülerinnen und Schüler sind mehrheitlich fremdsprachig und erst seit kurzer Zeit in der Schweiz. Es handelt sich zum Teil auch um Schülerinnen und Schüler mit wenig Schulbildung oder mit Lernschwierigkeiten;

• Die Schülerinnen und Schüler besuchen wöchentlich neun Unterrichsstunden in der Muttersprache (Französisch), Unterricht in Mathematik, Allgemeinbildung, Gestalten, Berufseinführungslektionen, sowie Werkunterricht (z.B. Holz und Metallbearbeitung, Gärtnerei, Hauswirtschaft usw.);

• Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Hilfe von ICT-Werkzeugen (technisches Zeichnen, Recherchen im Internet, Übungen in Mathematik, Verwendung von GoogleEarth, Stellensuche …);

• Es stehen zwei Computer (Macs) pro Klasse zur Verfügung; • Ein Informatikraum mit 13 Arbeitsplätzen (PC) wird genutzt.

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Ein Teil der Schülerinnen und Schüler nutzt von zu Hause aus sporadisch Ressourcen, welche von der Schule angeboten werden. Die Schüler werden zwar dazu ermutigt, dieses Angebot zu nutzen, es ist jedoch in keinem Fall eine Bedingung, da nicht alle Schüler zu Hause einen Computer mit Internetanschluss haben.

3.4.1. Projektbeschreibung Der Entschluss, Dinge im Internet zu veröffentlichen, in unserem Fall mit einem Blog, hat mehrere Gründe. Ganz allgemein haben ich und meine Kollgeen festgestellt, dass es für unsere Schülerinnen und Schülern schwierig ist, Texte in gewünschtem Umfang und Qualtiät zu verfassen. Obwohl sich die Schüler vom Medium Computer meistens mehr angesprochen fühlen als die Schülerinnen, erschien es uns aufgrund der Natur eines Blogs (kurze Texte) und der Attraktivität des Mediums lohnenswert, diesen Weg weiter zu verfolgen. Ein anderer Aspekt war, dass dadurch ein Anlass geschaffen wurde, um Fragen nach Autorenrechten, Copyright, Daten- und Persönlichkeitsschutz usw. zu diskutieren. Und schliesslich wird ein Blog im Internet zu einer Plattform der Klasse, welche von den Lehrpersonen wie von den Lernenden orts- und zeitunabhängig bearbeitet werden kann. Sie trägt auch zur Verbesserung der Kommunikation mit den Eltern bei.

Mehrheitlich wurde mit einem Blog gearbeitet, wir verwenden aber ebenfalls educanet² und ein Wiki. Geeignet für solche Aktivitäten ist eigentlich jedes gute CMS (Content Management System).

Grundprinzipien und Einführung Einige der nachfolgenden Bemerkungen ercheinen selbstverständlich, dennoch sollten sie in Erinnerung gerufen werden.

• Aktivitäten sind immer auch abhängig von der Verfügbarkeit der Infrastruktur (Anzahl der Computer im Klassenzimmer und/oder Verfügbarkeit eines Informatikraumes).

• Die Integration von Computern in den Unterricht muss, um wirklich Vorteile bringen zu können, pädagogisch und didaktisch begründet sein. Die Schülerinnen und Schüler müssen nachvollziehen können, inwiefern ICT ein Bestandteil des Unterrichts ist.

• Es ist zu empfehlen, zu Beginn eher mehrere kleine Projekte als ein grosses anzugehen.

Publikationsregeln Es müssen klare und genaue Regeln darüber kommuniziert werden, unter welchen Bedingungen Blogeinträge der Schülerinnen und Schüler publiziert werden.

• Alle sind verpflichtet, ihre Arbeiten zu machen und Blogeinträge zu veröffentlichen; • Die Lehrperson entscheidet nach Rücksprache mit der Schülerin oder dem Schüler,

für wen der Blogeintrag sichtbar sein soll (öffentlich, nur für die Mitglieder der Klasse, nur für die Lehrperson, für die Lehrperson und den Verfasser).

• Die Schülerin, der Schüler kann es ablehnen, dass ihr/sein Beitrag veröffentlicht wird. • Die Lehrperson kann die Veröffentlichung eines Blogeintrags ablehnen, muss aber

die Gründe dafür nennen (z.B. weil er persönliche Daten enthält oder ein negatives Bild der Schülerin/des Schülers vermittelt, usw).

Heterogenität Die Zusammensetzung der Klassen ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Obgleich bei der Klassenzuteilung sehr sorgfältig vorgegangen wird, ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Heterogenität unvermeidlich. Die Einstufungstests zu Beginn des Schuljahres geben nur den momentanen Stand wieder, sie sagen nichts darüber aus, wie gut und in welchem Tempo Fortschritte erziehlt werden.

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Hinzu kommt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Sprachkenntnissen, ihrem kulturellen Hintergrund wie auch in ihrer Bildungsbiographie stark unterscheiden. Das stellt einerseits eine zusätzliche Hürde dar, auf der anderen Seite kann dieser reichhaltige Erfahrungshintergrund auch eine Bereicherung darstellen - sofern es gelingt, diesen in den Unterricht zu integrieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass diese zwei Arten von Heterogenität, eine davon eher unfreiwillig (unterschiedliche Wissensstände), die andere als Bereicherung des Unterrichts (unterschiedliche Herkunftserfahrungen) die Lehrpersonen zu einem differenzierten pädagogischen Ansatz zwingt. Die Verwendung der ICT unterstützt diese Differenzierung.

Vorteile eines Blog: • Einfache Bedienung bei gleichzeitiger Vielfalt der Funktionen, insbesondere die

Möglichkeit der Einbindung von Multimedia (Bild, Ton, Video); • Modulartiger Aufbau (Einfach zu Beginn, je nach Bedürfnis können weitere

Funktionen als Plugins installiert werden); • Motivierend für die Schülerinnen und Schüler; • Charakteristik eines Blog (kurze, nicht chronologische Texte)

3.4.2. Unterrichtsbeispiele Einige Aktivitäten sind in einem Informatikraum einfacher durchzuführen als mit einzelnen mobilen Computern. Je nach Situation können alle Aktivitäten im Klassenzimmer oder im Informatikraum durchgeführt werden.

Ziele der Verwendung von ICT-Werkzeugen • Die pädagogische Differenzierung erleichtern, um die unterschiedlichen

Lernvoraussetzungen auszugleichen; • Integration der unterschiedlichen Voraussetzungen aufgrund der Herkunft der

Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel, dadurch die Lernerfahrungen zu bereichern ; • Wertschätzung der kulturellen Unterschiede und Anknüpfen an den konkreten

Erfahrungen; • Erleichterung der fächerübergreifenden Arbeit; • Den Schülerinnen und Schülern die grösstmögliche Selbständigkeit zu ermöglichen

(unabhängig vom Lernstand; • Erhöhung der Motivaton der Schülerinnen und Schüler; • Heranführen der Schülerinnen und Schüler an einen Gebrauch des Computers,

welcher über spielerische Aktivitäten oder blosse Kommunikation hinausgeht. • Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für Fragen in Zusammenhang mit der

Publikation von Inhalten im Internet.

Jede Aktivität umfasst mehrere der obigen Zielsetzungen. Eine genaue Beschreibung soll es dem Blog-Leser ermöglichen, den Entstehungsprozess dieser Sequenzen zu erfassen und abschätzen zu können, welche Aktivitäten die Publikation eines Blogeintrags voraussetzt.

Mein Land, meine Schule Der Lehrplan in Französisch (Muttersprache) beinhaltet auch eine Sequenz zur eigenen Identität, eine andere zum Leben in der Schule. Eine Aktivität welche diese Ziele wie auch sprachliche und grammatikalische Aktivitäten umfasst besteht darin, die Schülerinnen und Schüler über ihr Herkunftsland und ihre dort gemachten Schulerfahrungen berichten zu lassen. Die Klasse war zusammengesetzt aus Schülerinnen und Schülern, welche seit ein bis zwei Jahren in der Schweiz waren. Ohne entsprechende Vorbereitung wäre es für die Schülerinnen und Schüler aber nicht möglich gewesen darüber zu schreiben.

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Die Thematisierung der unterschiedlichen Herkunftssituationen erlaubt:

• Wertschätzung der Herkunftskultur; • Anbindung des Schreibanlasses an reale Erfahrungen; • Sprachliche Arbeit anhand von Texten der Schülerinnen und Schüler.

3.4.3. Unterrichtsverlauf • Die Schülerinnen und Schüler äussern sich mündlich darüber, was sie über das

Schulsystem in der Schweiz wissen. Hier ist z.B. eine Zusammenarbeit mit der Lehrperson für Geographie/Allgemeinbildung möglich.

• Die Lehrperson ergänzt die Ausführungen und schreibt diese in einer Zusammenfassung an die Wandtafel.

• Die Schülerinnen und Schüler notieren in Stichworten Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf das Schulsystem in ihren Heimatländern (Unterrichtszeiten, Unterrichstafel, Zusammensetzung der Geschlechter…), sie können diese Notizen auch in ihrer Muttersprache machen.

• Austausch, Brainstorming: Welche Elemente sind nötig, um einen französischen Text über das Schulsystem in seinem Heimatland verfassen zu können (Wortschatz, grammatikalische Kenntnisse, Aufbau des Textes, ...)?

• Die Lehrperson vermittelt die fehlenden Elemente auf herkömmliche Weise und/oder unter Verwendung von ICT. Dieses Vorgehen stellt für die Schülerinnen und Schüler so keine langweilige Grammatiklektion ins Zentrum, vielmehr sind die vermittelten Kenntnisse notwendig, damit die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Vorhaben durchführen können.

• Einige Schülerinnen und Schüler können so recht schnell dazu übergehen, ihre eigenen kleinen Texte zu verfassen, während andere mehr Hilfestellungen und Übungsmöglichkeiten benötigen. Die weiter fortgeschrittenen Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, ihre Texte auf Papier zu verfassen, während die Lehrperson die anderen unterstützt indem z.B. Übungsmöglichkeiten am Computer angeboten werden.

• Die fertigen Texte werden anschliessend vorgelesen. Bei jeden Text wird diskutiert, welche Fragen damit beantwortet werden und welche auch noch interessieren würden. Diese offenen Fragen werden an die Wandtafel geschrieben. (die interessierenden Punkte sind etwa: Herkunftsland, Dauer der Lektionen pro Tag, Schulkleidung vorgeschrieben, obligatorischer oder freiwilliger Schulbesuch, …)

• Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, ihre Texte entsprechend anzupassen. Danach schreiben sie ihre Texte am Computer (zwei Macs im Klassenzimmer) und korrigieren diese mit dem Korrekturprogramm, mit dem Wörterbuch und indem sie ihre Texte gegen lesen. Während dieser Zeit arbeitet die Lehrperson mündlich mit den langsameren Schülern anhand der notierten Fragen. Sie notieren sich die Antworten zu einzelnen Fragen, diese Antworten ergeben ihre kurzen Texte.

• Im Informatikraum erfassen die Schülerinnen und Schüler ihre Texte. Es verbleiben zwei Schülerinnen und Schüler, welche kaum etwas schreiben konnten. Einer übernimmt den Text eines Klassenkameraden und ersetzt darin die nichtzutreffenden Aussagen mit den eigenen. Der andere, welcher über sehr beschränkte Schreib- und Lesekompetenzen verfügt, jedoch schon recht gut sprechen kann, dICTiert seinen Text einem Klassenkameraden und tippt diesen anschliessend in den Computer.

• Alle machen eine Tonaufnahme ihres Textes. • Anschliessend verlinke ich die Texte mit den entsprechenden Orten auf der Karte

(GoogleMap).

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Beispiele der Schülerinnen und Schüler

einer der kürzesten Texte

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Der längste Text, gleichzeitig entstanden

Die Blogeinträge können anhand der Karte ausgewählt werden. Umgekehrt ist die Karte auch von den Blogeinträgen her erreichbar.

Link auf die Blogseite: http://sem.unige.ch/scai/wp/

3.4.4. Ablauf einer Unterrichtssequenz im Informatikraum Eine Unterrichssequenz (45 oder 90 Minuten) im Informatikraum spielt sich immer etwa in der gleichen Art ab. Die Blogeinträge sind von der Lehrperson so eingestellt, dass diese nur für die Schülerinnen und Schüler persönlich sichtbar sind:

• Die Schülerinnen und Schüler schalten die Computer ein und setzen sich in der Mitte des Raumes an den Tisch, entfernt von den Computern;

• Die Lehrperson erklärt am Beamer das Vorgehen und beantwortet Fragen. • Die Schülerinnen und Schüler melden sich im Blog an, die Informationen zum

Vorgehen sind auf dem Beamer. Mit fortschreitender Selbständigkeit der Klasse wird es nicht mehr immer nötig sein, die Informationen auf dem Beamer zu zeigen;

• Die Lehrperson unterstützt die Schülerinnen und Schüler individuell mit Korrekturen und Erklärungen;

• Eine Unterrichtssequenz (45 oder 90 Minuten) umfasst immer einen Hauptteil (einen Text schreiben/korrigieren, Vorbereitungen für eine Lernkontrolle, Korrekturen einer Lernkontrolle, …) sowie weitere Aufgaben.

Allgemeine Bemerkungen zur Arbeit im Informatikraum Es stehen immer mehr Aufgaben zur Verfügung als gelöst werden können. Je nach dem Grad der Selbständigkeit der Klasse können verschiedene organisatorische Vorkehrungen getroffen werden: Anhand eines "Vertrags" wird vereinbart, dass Übungen, welche als zu einfach angesehen werden, nicht gelöst werden müssen. Gleichzeitig wird auch klargemacht, dass solche Aufgaben in der Lernkontrolle vorkommen werden. Oder es wird individuell festgelegt, in welcher Reihenfolge die Aufgaben zu lösen sind. In beiden Fällen notieren sich die Schülerinnen und Schüler in einem Heft, welche Aufgaben gelöst wurden und wieviele Punkte erreicht wurden. Sie notieren auch, ob sie eine Übung verstanden haben und ob sie dabei Hilfe brauchen.

Einige Übungen werden gleich in den Lernkontrollen verwendet. Screenshots zeigen den Schülerinnen und Schülern, dass das genau so der Fall ist.

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Ein Wechsel zwischen der Arbeit am Computer und der Arbeit mit Papier und Bleistift ist möglich, weil im Informatikraum auch Arbeitstische vorhanden sind: Die Schnelleren können die Anderen unterstützen, sie können auch an den Tischen Arbeiten zusammen machen.

Beispiele von Aufträgen (nur online)

Beispiel aus einer Klasse, welche schon relativ selbständig ist und auf einem eher höheren Niveau arbeitet.

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Kurzer Arbeitsauftrag, welcher nicht an eine bestimmte Aktivität geknüpft ist. Beim Klicken auf "Aufgaben" sehen die Schülerinnen und Schüler (und nur sie allein) die für sie bestimmten Aufträge. Sie können so auch auf Aufträge zurückkommen, bei welchen sie Schwierigkeiten hatten.

3.4.5. Schreibregeln und Korrektur der Texte Nach und nach werden Schreibregeln erarbeitet: es handelt sich dabei um einfach zu vermeidende Fehler. Wenn ein solcher Fehler festgestellt wird, wird dieser nicht korrigiert, sondern nur noch auf die Art des Fehlers resp. auf die Nummer der Regel hingewiesen. Diese Liste wird in jedem Schuljahr neu angelegt. Die Schülerinnen und Schüler haben einen Papierausdruck dieser Regeln, sie können diese auch während der Lernkontrollen verwenden.

Diese Regeln umfassen nicht alle möglichen Fehler, um diese anzugehen sind weitere Strategien möglich. Wichtig ist, die Art der Korrekturen zu variieren, sie individuell anzupassen sowie die Schülerinnen und Schüler damit nicht zu überfordern.

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Vorgehen bei Fehlerkorrekturen: Handschriftlich gemachte Fehler werden bewusst nicht korrigiert, die Schülerinnen und Schüler werden darauf hingewiesen, den Text mithilfe des Korrekturprogramms zu verbessern. Je nach dem Lernstand werden die fehlerhaften Stellen markiert.

• Die Schülerinnen und Schüler korrigieren ihre Texte gegenseitig. Das ist besonders interessant, wenn sie nicht die gleiche Muttersprache haben: Sie sind so gezwungen sich auf Französisch zu äussern. Zudem werden je nach Muttersprache oft nicht die gleiche Art von Fehlern gemacht.

• Verwendung einer Sprachgausgabe, um solchen zu helfen, welche beim Schreiben Fehler machen weil sie falsch aussprechen und lesen. Sie schreiben z.B. "je mange" anstatt "j'ai mangé" weil der Buchstabe "e" in ihrer Muttersprache als "é" ausgesprochen wird. Die Sprachausgabe kann ihnen bei der Erkennung solcher Fehler helfen.

• Zurückhaltende Verwendung von Webseiten mit automatischer Übersetzung Französisch – Muttersprache. Zurückhaltend aus dem Grund, weil die Übersetzung von ganzen Sätzen oder Abschnitten zum Teil unzulänglich ist.

Wenn die Texte danach immer noch fehlerhaft sind kann man:

• sie trotzdem veröffentlichen, sie aber nur für die Klassenkameraden sichtbar machen,

die fehlerhaften Teile löschen,

• der Autorin/dem Autor genaue Angaben geben (Internet, Grammatikbuch, …), damit er die Fehler selber korrigieren kann.

Weiterführender Link auf den Blog http://sem.unige.ch/scai/wp

3.5. Heterogenität in "Stützzentren", Sekundarstufe I Gabriel Parriaux

3.5.1. Ausgangslage Einige Schulen im Kanton Waadt ersetzen seit einigen Jahren, gestützt auf neue pädagogische Impulse, den bis anhin üblichen Stützunterricht (classes de développement) durch das Konzept der Stützzentren (lieu de ressource). Dieses Angebot zielt auf die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit schulischen Schwierigkeiten.

Vorher war es die Praxis, Schülerinnen und Schüler in eigenen Klassen zu separieren, wo sie ihre gesamte Unterrichtszeit hindurch und in allen Fächern unterrichtet wurden. Im Gegensatz zu diesem Modell stehen die Stützzentren als integrierendes und offenes Angebot zur Verfügung. Schülerinnen und Schüler mit schulischen Schwierigkeiten besuchen punktuell Französisch- oder Mathematikunterricht, in allen anderen Fächern verbleiben sie in ihren Stammklassen.

Auf diese Weise wird der Ghettoisierung entgegengewirkt, einem Phänomen, welches beim früheren System in den Unterstützungsklassen bemängelt wurde.

Das vorliegende Beispiel der Primar- und Sekundarschule St-Prex und Umgebung (VD) wurde auf die Initiative von Frau Florence Chapuisat initiiert, sie ist Sonderschullehrerin in dieser Gemeinde.

Als Erweiterung dieses Projekts wurde die Verwendung von ICT-Werkzeugen umgesetzt, dies um die Organisation zu unterstützen und Lernprozesse zu verbessern. Dies führte zu einem weiteren Anschlussprojekt, bei welchem in Zusammenarbeit zwischen dem Informatikverantwortlichen und dem Autor als Verantwortlichem des Stützzentrums die entsprechenden Informatikvoraussetzungen geschaffen wurden.

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3.5.2. Heterogenität der Klassen Eines der Hauptcharakteristika dieses Stützzentrums ist die fortlaufend wechselnde Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler während den Unterrichtsstunden. Diese besuchen das Zentrum während derjenigen Unterrichtsstunden, bei denen in den entsprechenden Stammklassen Französisch (Muttersprache) und/oder Mathematikunterricht stattfindet. Da diese Unterrichtstunden in den Stammklassen nicht zeitgleich stattfinden, führt das zu einem dauernden Wechsel der Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler des Zentrums als auch zu einem Wechsel der Unterrichtsinhalte.

Das zeigt, dass die Heterogenität einerseits auf den unterschiedlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler (individuell begründete schulischen Schwierigkeiten) und zugleich auf der wechselnden Zusammensetzung beruht.

Ein typisches Beispiel Ein Beispiel? Hier ist eine Situationsbeschreibung (mit fICTiven Schülernamen), welche charakteristisch ist für einen typischen Vormittag am Stützzentrum in St-Prex: Montag Morgen, erste Unterrichtsstunde, anwesend sind die beiden Lehrpersonen Catherine und Florence sowie drei Schülerinnen und Schüler der 5. Klassenstufe in Französisch, vier Schülerinnen und Schüler der gleichen Stufe in Mathematik, drei Schülerinnen und Schüler der 6. Klassenstufe in Mathematik sowie zwei Schülerinnen und Schüler der 7. Klassenstufe für Unterricht in Grammatik in der Muttersprache. Anwesend ist auch Christopher, er ist erst seit kurzer Zeit in der Schweiz und besucht hier Französischunterricht anstatt in seiner Stammklasse den Fremdsprachenunterricht zu besuchen. In der Mitte der Stunde erscheint dann noch Vincent, er wurde in seiner Stammklasse wegen Auseinandersetzungen mit der Lehrperson vor die Türe geschickt und zieht es nun vor, sich im Stützunterricht zu beruhigen.

Das Stützzentrum

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3.5.3. Aufgaben des Stützzentrums Der Grund für diese Zusammensetzung liegt darin, dass das Stützzentrum Aufgaben übernimmt, welche ihm nicht eigentlich zugedacht sind. Die Hauptaufgabe des Stützzentrums wäre eigentlich, Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten zu fördern, die Aufnahme von fremdsprachigen Schülerinnen und Schülern gehört nicht eigentlich zu den Aufgaben des Stützzentrums. Es ist nun aber so, dass die Nachbargemeinde die Aufnahmeklassen geschlossen hat. Diese waren dafür vorgesehen, neu in die Schweiz kommenden, fremdsprachigen Schülerinnen und Schülern Grundkenntnisse in der Unterrichtssprache zu vermitteln. Neu werden solche Schülerinnen und Schüler direkt in die Regelklassen aufgenommen. So hat es sich ergeben, dass das Stützzentrum diese Aufgabe übernommen hat.

Ähnliches gilt für Schülerinnen und Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten. Das sind nicht notwendigerweise Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten, sie gehörten also nicht zur Zielgruppe der Stützzentren. Da die Schulen jedoch keine weiteren Unterstützungsmassnamen für solche Schülerinnen und Schüler haben nehmen sie in solchen Fällen die Unterstützung durch die Stützzentren in Anspruch.

Heterogenität ist so eine tägliche Realität unserer Situation und bildet so den Ausgangspunkt unserer Arbeit:

• Heterogene Klassenstufen (5. bis 9. Klassenstufe) • Heterogene Unterrichtsfächer (Muttersprache, Mathematik) • Heterogene Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler (Lernschwierigkeiten,

Fremdsprachigkeit, Verhaltensauffälligkeiten)

3.5.4. Grundsätze der integrativen e-Didaktik Damit die geschilderte Heterogenität keinen Nachteil für die Schülerinnen und Schüler darstellt, sondern als Vorteil im Lernprozess genutzt werden kann, müssen die entsprechenden Bedingungen geschaffen werden. Die Arbeit mit ICT-Werkzeugen stellt dabei ein wichtiges Hilfsmittel dar.

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Die wichtigsten Werkzeuge: iCal, Agenda und Beamer

Wie beschrieben gibt es in jeder Unterrichtsstunde eine neue Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler. Dabei wäre es für die Lehrperson schwierig, immer zu wissen, wer anwesend sein sollte und wer womit beschäftigt ist. Benötigt wurde also ein Werkzeug, welches jederzeit für Lehrende wie für Lernende zugänglich ist und welches einfach aktualisiert werden kann.

Organisatorische Vereinfachungen Es stellte sich schnell heraus, dass eine mit dem Beamer ständig projizierte elektronische Agenda die beste Lösung war. Die Lehrpersonen wurden in die Bedienung der Agenda eingeführt und bereiten mit iCal von Mac zu Schuljahresbeginn die Klassenpläne vor. Dabei werden jede Lektion, die Namen der Schülerinnen und Schüler sowie ihre jeweiligen Unterrichtsinhalte erfasst. Von Vorteil ist, dass eine typische Woche als Vorlage genommen werden kann, um damit den Plan für das ganze Schuljahr zu erstellen.

Somit können die Lehrpersonen zu Beginn jeder Unterrichtsstunde einen Blick auf den Beamer werfen, um die Anwesenheiten zu kontrollieren. Die Schülerinnen und Schüler erfassen gleichermassen auf einen Blick, welches Unterrichtsfach für sie aktuell ist.

Sollte der Fall eintreten, dass ein Schüler oder eine Schülerin eine geänderte Unterrichtstafel hat, also z.B. in der 3. statt in der 4. Lektion das Stützzentrum besucht, kann die Änderung mit wenigen Mausklicks in der Agenda und für das ganze verbleibende Schuljahr nachvollzogen werden. Dazu müssen nicht mehrfach Kopien auf Papier neu erstellt und verteilt werden.

Lernstandstests Auf Grund der Effizienz dieses Systems haben die Lehrpersonen beschlossen, ein zusätzliches Element einzuführen. Das ist die zusätzliche Aufnahme derjenigen Stunden, in denen kleinere Lernstandstests und Kontrollen stattfinden. Diese gehen so nicht vergessen, darüber hinaus können sich die Lehrpersonen mit iCal einen Alarm einrichten, der sie an bevorstehende Termine erinnert.

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3.5.5. Arbeitsplan

Weiteres Werkzeug : Der Arbeitsplan Schon bevor mit elektronischen Werkzeugen gearbeitet wurde, wurden Arbeitspläne auf Papier eingesetzt. Jede Unterrichtsstufe hat in den Fächern Muttersprache und Mathematik einen Arbeitsplan. Dieser führt die Lerninhalte sowie die Reihenfolge des Vorgehens während der Woche auf. Die Lehrpersonen des Stützzentrums erstellen diese Pläne, sie basieren auf Lehrplänen der Regelklassen. Dieser Bezug stellt sicher, dass die Schülerinnen und Schüler Anschluss an das Programm ihrer Stammklasse haben und die spätere vollständige Integration möglich ist.

Sobald die Schülerinnen und Schüler eine Arbeit beendet haben, färben sie den entsprechenden Auftrag auf ihrem Plan ein. Anschliessend werden diese Arbeiten durch die Lehrperson korrigiert und besprochen. Dies entweder einzeln oder, wenn eine Arbeit in der Gruppe gemeinsam gelöst wurde, zusammen.

Portfolios Die nächste vorgesehene Neuerung wird die Arbeit mit elektronischen Portfolios sein. Diese werden die Schülerinnen und Schüler verwenden, um darin ihre Arbeiten einzutragen sowie zur Reflexion ihres Arbeits- und Lernverhaltens.

3.5.6. Informatikinfrastruktur und Ressourcen Die Schulen von St-Prex gehören zu den gut ausgerüsteten Schulen des Kantons Waadt, sie zählen auch mit zu den Schulen, welche bei der Integration der ICT in den Unterricht weit fortgeschritten sind. Der Informatikraum wie auch die mobilen Geräte werden von der anspruchsvollen Lehrerschaft intensiv genutzt. Auch wenn das Stützzentrum nicht jedem Schüler einen Computerarbeitsplatz zur Verfügung stellen kann, stehen vier Macs zur Verfügung, welche von den Schülern im Turnus benutzt werden. Die Lehrpersonen des Stützzentrums haben zusätzlich die Möglichkeit, die mobilen Geräte, insgesamt 16 Stück, zu brauchen, um so allen Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, gleichzeitig an einem Gerät zu arbeiten.

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Ressourcen Was die Lerninhalte betrifft ist es meistens nicht nötig, zusätzliche Materialien zu beschaffen. Die Ressourcen an Lernsoftware und Ressourcen im Internet sind reichhaltig genug. Die Lehrpersonen wählen die Ressourcen nach aktuellem Thema und Unterrichtsfach aus. So genügt es meistens, die installierte Lernsoftware sowie Internetlinks als Quellen aufzulisten.

Die Reichhaltigkeit des Softwareangebots ergibt sich aus dem Umstand, dass der Kanton den Schulen einen sogenannten Master cantonal (http://vd.educanet2.ch/liens/files/master_2008.html )zur Verfügung stellt. Die Abteilung Bildung, Jugend und Kultur des Kantons Waadt liess eine Sammlung von Standardsoftware und Lernsoftware (für Mac) zusammenstellen. Dieser Datenträger wird allen Schulen des Kantons zur Verfügung gestellt und enthält eine grosse Sammlung an kostenpflichtiger und frei verfügbarer Software mit Hinweisen auf nützliche Angebote im Internet. Die Geräte des Stützzentrums sind auch damit ausgerüstet. Zu den oft genutzten Angeboten im Internet gehört die Site Français facile (www.francaisfacile.com ), man findet hier eine Vielzahl von interaktiven, selbstkorrigierenden Übungen. Eine vollständige Beschreibung der online-Aktivitäten findet sich in meiner Diplomarbeit.

3.5.7. Positive Nutzung der Heterogenität Mit dem Projekt zur Integration von ICT-Werkzeugen in die Arbeit an den Stützzentren hat sich die Praxis so entwickelt, dass jedes Fach durch elektronische Unterlagen wie auch Unterlagen auf Papier begleitet wird. Letztere umfassen Informationen für die Schülerinnen und Schüler welche ihnen zeigen, wie eine Software gestartet wird oder wie eine Ressource im Internet aufgerufen wird.

Vorteil: Selbständigkeit Der entscheidende Vorteil dieses Systems liegt in der grösseren Selbständigkeit der Schülerinnen und Schüler. Diese müssen zu Beginn der Unterrichtsstunden nicht mehr die Lehrpersonen fragen, welches Fach und auch welche Lerninhalte für sie aktuell sind, sie informieren sich in der Agenda, welche über den Beamer projiziert wird.

Ein weiterer Vorteil im beschriebenen System liegt darin, dass die Lehrpersonen während der selbständigen Arbeit der Schülerinnen und Schüler, etwa an interaktiven Übungen, Zeit haben, Schülerinnen und Schüler individuell und persönlich zu beraten und zu begleiten, wenn sich das als notwendig erweist.

Vorteil: Gegenseitige Hilfe Die beschriebene Heterogenität beruht auf den Gegebenheiten, sie kann aber auch positiv genutzt werden. Ältere Schülerinnen und Schüler oder solche, welche einen Wissensvorsprung haben, etwa im Umgang mit Computern, unterstützen die anderen. Sie leiten sie etwa im Umgang mit der Agenda an, sie unterstützen sie im Zugang und der Bearbeitung der elektronischen Übungen und helfen allgemein bei auftretenden Fragen im Umgang mit dem Computer.

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3.5.8. Auswertung und Links

Abschlussarbeit Die gemachten Erfahrungen in St-Prex konnten dank dem Umstand, dass ich dieses Projekt zum Thema meiner Abschlussarbeit an der pädagogischen Hochschule Lausanne machte, genauer unter die Lupe genommen werden. In dieser Arbeit interessierte ich mich besonders dafür, welchen Einfluss die Verwendung von ICT auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler hat, dies am Beispiel einzelner Aktivitäten in Mathematik.

Resultate Anhand von gefilmten Arbeitsphasen, bei denen die Schülerinnen und Schüler einerseits auf Papier, andererseits am Computer arbeiten, konnten interessante Feststellungen gemacht werden. Ohne diese auf alle Aktivitäten am Computer ausweiten zu wollen, konnte ein positiver Motivationseffekt bei der Arbeit am Computer festgestellt werden.

Folgende Beabachtungen konnten gemacht werden:

• Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten ausdauernder am Computer als auf Papier, • Die Schülerinnen und Schüler beanspruchten bei der Arbeit am Computer weniger

Unterstützung durch die Lehrpersonen, als wenn sie mit Aufgabenstellungen auf Papier arbeiteten,

• Der subjektive Eindruck der Schülerinnen und Schüler war, dass sie bei der Arbeit am Computer mehr Lernfortschritte machten.

Ich hoffe dass dieses Beispiel aufzeigt, wie die Integration der ICT in einen von Heterogenität geprägten Unterricht vorteilhaft sein kann. Die Verwendung von einfachen, der Situation angepassten ICT-Werkzeuge bietet interessante Lösungen zum Umgang mit Heterogenität.

Weiterführende Links • Français facile • Master cantonal, VD, für Mac • iPlan with iCal Lesson Planning with iCal (englisch) • Mac Grundkurs: iCal • Outlook • Google Kalender

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