Heuer wackelt die Lohnerhöhung · 2018. 2. 12. · mal die Steuerreform janur eine kleine...

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Thema: Autor: Die Presse 19.06.2015 Seite: 1, 2, 2a, 31/10 Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm² Institut für höhere Studien IHS MATTHIAS AUER Anfragen für weitere Nutzungsrechte an den Verlag Presseclipping erstellt am 19.06.2015 für Institut für höhere Studien zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. © CLIP Mediaservice 2015 - www.clip.at Heuer wackelt die Lohnerhöhung Wirtschaft. Die Steuerreform wirke wie zwei Lohnrunden und führe zu einer Mini-Erholung, sagen Ökonomen und Arbeitnehmervertreter. Sie bereiten die Beschäftigten bereits auf eine Nulllohnrunde vor. VON MATTHIAS AUER Wien. Nach sieben schwarzen Jahren malen die heimischen Ökonomen wieder eine Wirt- schaftsprognose in Blassrosa. Die frisch er- wachte Konjunktur in der Eurozone und die heimische Steuerreform sollen das Wachs- tum nach Österreich zurückbringen, sagen Wifo und IHS voraus. Erstmals seit Jahren kämen auf Österreichs Arbeitnehmer wieder real höhere Nettolöhne zu. Landen diese wie erhofft in den Geschäften, könne die Wirt- schaft 2016 um 1,3 Prozent (Wifo) bis 1,8 Prozent (IHS) wachsen, so die Erwartung. Österreich bliebe damit immer noch deut- lich unter dem Schnitt der Euroländer. Eine Mini-Erholung, aber immerhin. Doch wirklich gut sind diese Nachrich- ten insbesondere für die heimischen Arbeit- nehmer nicht. Sie dürfen sich zwar auf die Lohnsteuersenkung freuen, müssen sich im Gegenzug allerdings bei den kommenden Lohnverhandlungen in Verzicht üben. Das erwarten zumindest die Wirtschaftsforscher. 2016 werden die Bruttolöhne laut ihrer Prog- nose real stagnieren. Mehr als die Inflations- rate dürfte bei der kommenden Lohnrunde demnach nicht abgedeckt werden. Warum aber könnten Österreichs Arbeitnehmer einen Teil der Lohnsteuersenkung so rasch wieder abgeben müssen? g4411111111111114.** fnfiation. Am übertrieben hohen Nettoeinkommen der Beschäf- tigten liegt es nicht. Das Pro- blem ist die hohe Inflation, die in den Löhnen weitergegeben wurde", sagt IHS-Ökonom Helmut Hofer. Auf den ersten Blick leuchtet dieses Argu- ment nicht ein. Mit heuer 1,3 Prozent ist die Inflation historisch eher niedrig. Verglichen mit der erwarteten Inflation von 0,1 Prozent in der Eurozone ist sie jedoch sehr hoch. Da mit der Inflation auch die nominellen Löhne steigen, verliert Österreich an Wettbe- werbsfähigkeit. Das ist ein Problem, das wir alle lang übersehen haben", sagt Wifo-Chef Karl Aiginger. Der Großteil der Teuerung kommt aus dem Dienstleistungsbereich oder direkt vom Staat. Die Gebühren in Österreich stiegen zuletzt deutlich schneller als die In- flationsrate - und deutlich schneller als etwa in Detitschland. Die Wassergebühren legten im vergangenen Jahrzehnt um 24 Prozent zu, in Deutschland um zehn Prozent; die Müll- gebühren um 19 Prozent, in Deutschland gar nicht. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir im internationalen Vergleich in Eu- ropa relativ hohe Inflationsraten haben", sagt selbst Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm zur Presse" (Seiten 2, 3). Das be- deutet natürlich, dass auch die Lohnsteige- rungen hoch sind." Dieser Satz des Arbeitnehmervertreters ist beachtlich, öffnet er doch dem Einfrieren der Bruttolöhne Tür und Tor. Während IHS- Experte Hofer höflich auf Spielräume bei Lohnverhandlungen" hofft, wird Muhm kon- kreter: Die Lohnsteuersenkung wirkt de fac- to wie zwei Lohnrunden." Der Boden für die Nulllohnrunde ist also bereitet. Schon im Vorjahr war die Inflation bei der Metaller- lohnrunde ein Streitpunkt. Letztlich wurde doch die höhere österreichische Teuerungs- rate als Basis herangezogen statt der euro- päischen. Es gab nominell plus 2,1 Prozent.

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Die Presse 19.06.2015Seite: 1, 2, 2a, 31/10Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm²

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Heuer wackelt die LohnerhöhungWirtschaft. Die Steuerreform wirke wie zwei Lohnrunden und führe zu einer Mini-Erholung, sagenÖkonomen und Arbeitnehmervertreter. Sie bereiten die Beschäftigten bereits auf eine Nulllohnrunde vor.VON MATTHIAS AUER

Wien. Nach sieben schwarzen Jahren malendie heimischen Ökonomen wieder eine Wirt-schaftsprognose in Blassrosa. Die frisch er-wachte Konjunktur in der Eurozone und dieheimische Steuerreform sollen das Wachs-tum nach Österreich zurückbringen, sagenWifo und IHS voraus. Erstmals seit Jahrenkämen auf Österreichs Arbeitnehmer wiederreal höhere Nettolöhne zu. Landen diese wieerhofft in den Geschäften, könne die Wirt-schaft 2016 um 1,3 Prozent (Wifo) bis 1,8Prozent (IHS) wachsen, so die Erwartung.Österreich bliebe damit immer noch deut-lich unter dem Schnitt der Euroländer. EineMini-Erholung, aber immerhin.

Doch wirklich gut sind diese Nachrich-ten insbesondere für die heimischen Arbeit-nehmer nicht. Sie dürfen sich zwar auf dieLohnsteuersenkung freuen, müssen sich imGegenzug allerdings bei den kommendenLohnverhandlungen in Verzicht üben. Daserwarten zumindest die Wirtschaftsforscher.2016 werden die Bruttolöhne laut ihrer Prog-nose real stagnieren. Mehr als die Inflations-rate dürfte bei der kommenden Lohnrundedemnach nicht abgedeckt werden. Warumaber könnten Österreichs Arbeitnehmereinen Teil der Lohnsteuersenkung so raschwieder abgeben müssen?

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fnfiation. Am übertrieben hohenNettoeinkommen der Beschäf-tigten liegt es nicht. Das Pro-blem ist die hohe Inflation, diein den Löhnen weitergegeben

wurde", sagt IHS-Ökonom Helmut Hofer.Auf den ersten Blick leuchtet dieses Argu-ment nicht ein. Mit heuer 1,3 Prozent ist dieInflation historisch eher niedrig. Verglichenmit der erwarteten Inflation von 0,1 Prozentin der Eurozone ist sie jedoch sehr hoch.

Da mit der Inflation auch die nominellenLöhne steigen, verliert Österreich an Wettbe-werbsfähigkeit. Das ist ein Problem, das wiralle lang übersehen haben", sagt Wifo-ChefKarl Aiginger. Der Großteil der Teuerungkommt aus dem Dienstleistungsbereich oderdirekt vom Staat. Die Gebühren in Österreichstiegen zuletzt deutlich schneller als die In-flationsrate - und deutlich schneller als etwain Detitschland. Die Wassergebühren legtenim vergangenen Jahrzehnt um 24 Prozent zu,in Deutschland um zehn Prozent; die Müll-gebühren um 19 Prozent, in Deutschland garnicht. Wir müssen zur Kenntnis nehmen,dass wir im internationalen Vergleich in Eu-ropa relativ hohe Inflationsraten haben",sagt selbst Arbeiterkammer-Direktor WernerMuhm zur Presse" (Seiten 2, 3). Das be-deutet natürlich, dass auch die Lohnsteige-rungen hoch sind."

Dieser Satz des Arbeitnehmervertretersist beachtlich, öffnet er doch dem Einfrierender Bruttolöhne Tür und Tor. Während IHS-Experte Hofer höflich auf Spielräume beiLohnverhandlungen" hofft, wird Muhm kon-kreter: Die Lohnsteuersenkung wirkt de fac-to wie zwei Lohnrunden." Der Boden für dieNulllohnrunde ist also bereitet. Schon imVorjahr war die Inflation bei der Metaller-lohnrunde ein Streitpunkt. Letztlich wurdedoch die höhere österreichische Teuerungs-rate als Basis herangezogen statt der euro-päischen. Es gab nominell plus 2,1 Prozent.

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Die Presse 19.06.2015Seite: 1, 2, 2a, 32/10Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm²

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Schade nur, dass beiden Arbeitnehmern davonnichts angekommen ist. Trotzteils krgtiger Lohnsteigerun-gen auf dem Papier schrumpf-

ten ihre Nettolhne nach Abzug der Inflationin den vergangenen sechs Jahren um fnfProzent (inklusive 2015). Hofer verteidigt diemogliche Nulllohnrunde dennoch: Arbeitge-ber seien von der Steuerreform enttauscht,da sie mitunter mehr statt weniger Lohnne-benkosten zu bezahlen haben. Sie brauchtenSignale, dass der Wirtschaftsstandort ster-reich attraktiv bleibe. Da es die Politik nichtschafft, sollen es nun offenbar die Sozialpart-ner richten.

Arbeitslosigkeit. Aber auch ausSicht der Arbeitnehmer gibt esein Argument fUr Lohnzuriick-haltung: Sie knnte ein Mittelsein, um die hohe Arbeitslosig-

keit einzudammen. Die Arbeitslosenquotedrfte heuer mit 9,3 Prozent und im nkhs-ten Jahr mit 9,6 Prozent sehr hoch bleiben,erwartet das Wifo. Da die Produktivitk derheimischen Arbeitnehmer mit den nominel-len Lohnsteigerungen nicht mithalten konn-te, verlor das Land in seinen Exportmkktenzuletzt stark an Boden. So greift etwa diedeutsche AutomobiIindustrie vermehrt aufosteuropaische statt ësterreichische Zuliefe-rer zuriick, warnte schon die Nationalbank.Eine moderate .Lohnrunde wke aus Sichtder Okonomen ein probates Mittel, um Bo-den gutzumachen. Das Problem der hohenArbeitslosigkeit wird so zwar nicht geliist -dafr ist die Zuwanderung zu hoch und s-terreichs Umgang mit ihr zu schlecht. Abermit wettbewerbsfahigeren Lhnen risse sichdas Land wenigstens keine neue Wunde auf.

Quelle: Wtio Grahic .D$P Presse GK

INFLATION

3,3

1,7

1,2

AlleAngaben 2011-14 und Prognose 2015-16

jeweils zum Vorjahr in Prozent

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NETTOREALLÖHNE

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LEITARTIKEL

Wir stecken ziemlichtief im KonjunkturlochDie Wirtschaftsforscher versprechen uns einen Mini-Wirtschaftsaufschwung.Wir prophezeien, dass der ohne Strukturreformen ausbleiben wird.

NächstesJahr kommt also endlich ein

(wenn auch kleiner) Konjunkturauf-schwung, sagen Nationalbank und Wirt-schaftsforscher. Fein, aber kühlen Sie denSekt lieber noch nicht ein. Der Auf-schwung kommt nämlich seit gut vier Jah-ren im jeweils kommenden Jahr. Aber lei-der nur in den Prognosen.

Könnte auch diesmal so sein. Dennman sieht den Impuls nicht, der diesenprognostizierten Mini-Aufschwung (selbstdie optimistischen, bei 1,3 bis 1,9 Prozentliegenden Wachstumsprognosen reichenja nicht einmal, um den Anstieg der Ar-beitslosigkeit zu stoppen) anstoßen könn-te.

Von außen kommt er eher nicht: DieEU steckt weiter im Wachstumsloch, wo-rüber auch ein paar erfreuliche Turn-around-Storys von Krisenstaaten nichthinwegtäuschen können. In den USA trübtsich die Konjunktur gerade zusehends ein.Das scheint man hierzulande noch nichtso recht registriert zu haben. Die jüngsteWachstumsprognose der US-NotenbankFed für das kommende Jahr liegt jedenfallssehr deutlich unter den Werten, die dieheimischen Wirtschaftsforscher für dasUS-Wachstum zugrunde legen.

Und aus den Schwellenländernkommt so gut wie gar nichts. Die Wachs-tumsprognosen für das nicht unwichtigeChina werden ständig nach unten revi-diert. Jetzt schon auf deutlich unter siebenProzent. Klingt noch immer eindrucksvoll,aber Daten aus diesen Ländern sollte mangrundsätzlich mit der nötigen Distanz be-trachten. Sieben Prozent Wachstum bei1,2 Prozent Inflation, wie das die Chinesenbehaupten, passen jedenfalls in kein Öko-nomielehrbuch.

Womit wir schon beim Kern der Sachesind: Wer ausnahmsweise 100 GrammHausverstand einsetzt, statt komplizierteökonometrische Prognosemodelle mitfreundlichen Annahmen zu füttern, siehtschnell, dass die gesamte Weltwirtschaftanhaltend im Jammertal steckt. GlobalerEnergie- und Rohstoffpreisverfall, gepaartmit deflationären Tendenzen trotz heißlaufender Gelddruckmaschinen der No-tenbanken in wichtigen Wirtschaftsregio-nen, ist eben kein Hinweis darauf, dass derBoom unmittelbar vor der Tür steht. JedeKrise geht zu Ende, aber derzeit gibt es

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VON JOSEF URSCHITAi

überall noch viel zu viele offene Baustel-len: Die durch eine ungeschickte Kon-struktion der Gemeinschaftswährung amLaufen gehaltene Eurolandkrise, dienoch immer ungelösten Probleme in derglobalen Finanzwirtschaft, die viel zuhohe Staatsverschuldung in allen wichti-gen Wirtschaftsregionen, die verkruste-ten Strukturen in vielen reform-resistenten europäischen Ländern.

Womitwir wieder in Österreich sind:

Da wird die Steuerreform im kom-menden Jahr sicher einen kleinen Im-puls liefern, indem sie den Konsum an-kurbelt. Aber einen zu schwachen. Zu-mal die Steuerreform ja nur eine kleineTeilkompensation für die teils beträchtli-chen Reallohnverluste ist, die die Öster-reicher jetzt sechs Jahre in Folge unteranderem durch die Gebührenorgien deröffentlichen Hand erlitten haben.

Wenn das Ganze halbwegs zumSelbstläufer werden soll, dann müssendie verkrusteten Strukturen", wie dasWifo-Chef Aiginger so richtig nennt, auf-gebrochen werden, dann müssen die be-kannten Ineffizienzen in der Verwaltungbeseitigt werden, dann muss es zu einemGesinnungswandel in Sachen Wirtschaftkommen. Wenn man, wie das derzeit ingroßem Stil geschieht, durch SchikanenGewerbebetriebe aus der Stadt und In-dustrieunternehmen aus dem Landekelt, dann wird man auf den nächstenAufschwung vergeblich warten.

Wir haben in dieser Woche mit Er-staunen mit angesehen, wie Bundes-kanzler Fayrnann seinem griechischenKollegen Tsipras schlaue Reformtippsgegeben hat. Vielleicht könnte er das inder eigenen Stillstandsrepublik auch ein-mal versuchen.

Dazu könnte ein Blick nach Irlandhilfreich sein: Die Iren waren vor einigenJahren pleite, mussten unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen und habendaraufhin eiserne und schmerzhafte Re-formen durchgezogen. Mit dem Ergeb-nis, dass sie jetzt Österreich beim Pro-Kopf-BIP überholt haben. So macht mandas, Abkupfern ist durchaus erlaubt.Mehr zum Thema: Seite 1

E-Mails an: [email protected]

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Interview. Österreich sei einParadies für Arbeiter aus demAusland, sagt AK-Chef Muhm.Er mahnt den Staat, dieInflation (und so die Löhne)nicht in die Höhe zu treiben.VON MATTHIAS AUER

Die Presse: Österreich hat sieben magereJahre hinter sich. Die Gründe dafür sindauch hausgemacht, wie jüngst eine Stand-ort-Studie gezeigt hat. Sie nannten siewertlos", man solle das Land nichtschlechtreden. Ist wirklich alles in Ord-nung?Werner Muhm: Es ist nicht alles in Ordnung.Wir haben Schwächen, und an denen müs-sen wir arbeiten. Aber ich sehe das Glas ebenhalb voll und nicht halb leer. Österreich istwettbewerbsmäßig immer noch gut aufge-stellt und zählt seit zwanzig Jahren zu denwohlhabendsten Ländern in Europa. Wir ha-beli eine aktive Leistungsbilanz und eine derniedrigsten Arbeitslosenraten.

Aber wie lange noch? Aktuell zählt Öster-reich zu den ökonomischen Schlusslich-tern in der EU, die Exporte brechen ein,die Arbeitslosigkeit steigt .. .Ja, aber Österreich ist auch ein Paradies fürArbeiter aus dem Ausland. Die Arbeitslosig-keit hierzulande ist zu einem beträchtlichenAusmaß importiert. Es gab Zeiten, da arbeite-ten zehnmal mehr Österreicher in Deutsch-land als umgekehrt. Heute kommen jährlichnetto 7000 Deutsche zu uns. Dazu kommenall jene, die über die Grenze arbeiten. Sie ver-dienen in Österreich ihr Geld, geben es aberin Ungarn und der Slowakei aus, wo sie leben.Nach dem Auslaufen der Übergangsfristenfür Kroatien Mitte 2020 kommt noch einmaldasselbe auf uns zu. Das steigert den Druckauf den Arbeitsmarkt natürlich enorm.

Das Thema Arbeitszeitverkürzung muss entkrampfter diskutiert werden", sagt Arbeiterkammer-Direktor Muhm.

"Arbeitslosigkeit großteils importiert"Ist das nicht zuletzt auch Ihr Verdienst"?Die Arbeiterkammer kämpft ja fiir eben-

diese guten Arbeitsbedingungen, die nunoffenbar Probleme bereiten. Wie lässt sichdieser Import an Arbeitslosigkeit verrin-gern?Die Antwort darauf ist nicht einfach. Klar istnur: Man muss etwas tun. Weitere Verschär-fung der Regeln gegen Lohn- und Sozialdum-ping und die Einführung des Bestbieter- stattBilligstbieterprinzips sind erste Schritte. Wirwerden uns auch die freien Gewerbe anse-hen. Zehntausende sind bei der WKO alsfreie Vergipser gemeldet. Gibt es da Umge-hungen? Aber das Thema Arbeitszeitverkür-zung muss entkrampfter diskutiert werden.Das Modell Mehr Freizeit statt mehr Lohn"kann ich mir auch im öffentlichen Dienst gutvorstellen.

Mehr Wirtschaftswachstum wird das wohlebenso wenig schaffen wie Ihre Forderungnach einer sechsten Urlaubswoche.Wachstum ist notwendig und wird sichernicht über die sechste Urlaubswoche ermög-licht, sondern über einen guten Industrie-standort. Wir brauchen eine Industriepolitik,und in Ansätzen haben wir sie auch wieder:Wir haben die Forschungsprämie erhöht, dieMittelstandsfinanzierung neu geregelt unddie Mitarbeiterkapitalbeteiligung angehoben.Aber es braucht mehr öffentliche Infrastruk-turinvestitionen, Verfahrensbeschleunigungund eine Bundesstaatsreform zur Reduktiondes Faktors 10 bei der Gesetzgebung. Dasbringt uns wettbewerbsfähige Betriebe.

Die Notenbank hat jüngst gewarnt, dassÖsterreich schon viel seiner Wettbewerbs-fähigkeit eingebüßt hat. Seit 2007 hat dasLand fünf Prozent Exportmarktanteile ver-loren, weil die Lohnstückkosten schnellergestiegen sind als im Rest Europas.Ich sehe das nicht.so. Wir sind kostenmäßignoch wettbewerbsfähig. Wir müssen aber zurKenntnis nehmen, dass wir im internationa-len Vergleich in Europa relativ hohe Infla-tionsraten haben. Das bedeutet natürlich,dass auch die Lohnsteigerungen hoch sind.

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Das mtissen wir im Auge behalten.

Sie pffidieren also fiir Lohnzuriickhal-tung im Herbst?

Nein, die Arbeitnehmer haben natrIicheinen Anspruch auf steigende Realeinkom-men. Aber wir haben diesmal auch eineLohnsteuersenkung, die de facto wie zweiLohnrunden wirkt. Die Frage ist: Woherkommt die Inflation im Land?

Ein groger Teil davon konunt iiber hiihereSteuern und Gebiihren vom Staat.Die /nflation war besonders hoch im Dienst-leistungsbereich und bei den Lebensmittein -aber auch bei den Gebhren. Die tiffentlicheHand muss in der Gebiihrenpolitik wiederAugenmaS entwickeln. Zum Beispiel bei denGerichtsgebhren. Sie sind heute so hoch,dass sie das komplette Justizbudget mehr alsfinanzieren.

Wifo-Steuerexpertin Margit Schratzen-staller meint, dass (Isterreich seit 25 Ja)l-ren an der Grenze der Steuer- und Abga-benbelastung kratze, um den Sozialstaatzu finanzieren. Reicht diese Steuerreformaus, um hier gegenzusteuern?Es ist mit 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistungimmerhin die grSte Lohnsteuersenkung seit1975. Die Kaufkraft der Menschen wird eben-so steigen wie das Wirtschaftswachstum,auch das hat die Nationalbank besthtigt.Wenn es nach mir geht, werden wir aber baldauch eine Erbschafts- und Schenkungssteuerhaben. Daftir ist in einer Leistungsgesell-schaft schon Platz, wenn im Gegenzug derFaktor Arbeit entlastet wird. Hier muss manbei den Lohnnebenkosten ansetzen. DieWohnbaufrderung hat nur eine Berechti-gung, wenn die Mittel filr den Wohnbauzweckgewidmet werden.

ZUR PERSON

Werner Muhm (65) ist Direktor der WienerArbeiterkammer. Nach dem Studium der Betriebs-wirtschaftslehre (WU Wien) ging er in die AK,wechselte spater in den OGB und kehrte 1990 in dieAK zurUck. Muhm sitzt im Generalrat der Oesterrei-chischen Nationalbank sowie in den Aufsichtsratender Wiener Stadtwerke und Wiener Stadtische.Werner Muhm gilt als einflussreichster wirtschafts-politischer Berater von SPO-Bundeskanzler WernerFaymann.

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Wir haben uns für Sicherheit undgegen Wachstum entschiedenInterview. Wer wachsenwill, müsse Risiko auf sichnehmen, sagt der ÖkonomBernhard Felderer. Dazu seiunsere Gesellschaft nichtmehr bereit.VON GERHARD HOFER

Die Presse: Sieben Jahre Krise. Ist jetztendlich Schluss?Bernhard Felderer: Wie kommen Sie aufsieben Jahre? Das krisenhafte Szenario hateigentlich viel früher begonnen. Spätestens,als sich in den Jahren ab 2002 der blindeOptimismus überschlagen hat. Es wurde gi-gantisch investiert. Das gilt für Unterneh-mer und natürlich für Banken. Alle dach-ten, es geht so weiter wie -in den 1980er-und 1990er-Jahren.

Und 2008 kam dann der große Knall na-mens Lehman Brothers.Da wurde die Krise für alle sichtbar. DerÖkonom und WirtschaftsnobelpreisträgerRobert J. Shiller hat schon 2007 davor ge-warnt, dass die Immobilienpreise in denUSA viel zu hoch sind.Seither sagen uns die Wirtschaftsfor-scher Jahr für Jahr, dass der Aufschwungnächstes Jahr kommen wird. Doch erkommt nicht. Warum soll es diesmal an-ders sein?Ich glaube, dass wir wieder ein Wachstumvon zwei Prozent haben werden. Ich be-zweifle aber, dass es schon nächstes Jahrsein wird. Es wird noch ein paar Jahre dau-ern. Besonders bei uns in Österreich.

Warum wächst die Wirtschaft nur mehrlangsam?Für Wirtschaftswachstum braucht es zweiVoraussetzungen: eine wachsende Bevölke-rung und höhere Produktivität. Die Bevöl-kerung wird in Europa in den kommendenJahrzehnten nicht wachsen. Und auch dieProduktivität sinkt seit Jahrzehnten konti-nuierlich und wächst nun in der Krise defacto nicht mehr.

Warum waren wir früher produktiver?Weil früher niemand über Sicherheit ge-sprochen hat. Weil früher alle gierig danachwaren, ein besseres Leben zu haben. Dochmit dem Wohlstand steigt das Sicherheits-bedürfnis. Und irgendwann will man nichtmehr haben, sondern das, was man hat, be-

wahren.

Das Bedürfnis nach Sicherheit ist alsoeine Wachstumsbremse?Heute geht einer ein Risiko ein, wenn erden Job wechselt. Selbst wenn er andern-orts mehr verdienen würde, ist ihm dasRisiko zu groß, dort zu versagen und denJob zu verlieren. Auch die Unternehmerriskieren weniger, das heißt, sie investie-ren weniger. Aber die Marktwirtschaft

braucht Menschen, die Risiko nehmenund Ideen haben.Diese Entwicklung gilt für viele europäi-sche Länder, nicht Jedoch für die USA.Dort ist doch die Produktivität in denvergangenen Jahren wieder gestiegen.Wie denn das?Damit sind wir beim europäischen Kern-problem. Hierzulande passen sich auch diestaatlichen Institutionen dem Sicherheits-bedürfnis der Bevölkerung an. Denken Siean den Ausbau des Sozialversicherungssys-tems, an all die Regulierungen - etwa beiden Banken. Das gibt es in den USA nicht.Dort gehen Unternehmen und sogar auchBanken pleite, wenn die Performance nichtpasst. Aber: Jeder hat eine zweite Chance.

Na gut: Sollen die Amerikaner wachsen,wir haben dafür einen besseren Sozial-staat, wir sind zufrieden, mit dem waswir haben. Wieso müssen wir immerwachsen?Weil wir sonst unseren Wohlstand einbü-ßen. Wir brauchen zwei Prozent Wachstum,damit die Arbeitslosigkeit nicht weitersteigt. Außerdem ist nicht nur der Staat ver-schuldet, sondern auch die privaten Haus-halte. Ohne Wachstum können diese ihreSchulden nicht zurückzahlen.

Wachstum ist also kein Fetisch von Ma-nagern und neoliberalen Professoren?Und Wachstum heißt auch nicht, dass wiralles zubetonieren müssen. Viele Men-schen haben leider diese Befürchtung, dassWirtschaftswachstum die Umwelt zerstört.Dabei ist gerade das Gegenteil der Fall.Ökonomischer Fortschritt bedeutet höhereLebenserwartung, bedeutet bessere Ge-sundheit. Das alles verdanken wir derMarktwirtschaft.

Und trotzdem verliert unsere Marktwirt-schaft samt eingebautem Sozial-Airbagso an Fahrt. Steht quasi still.Sicherheitsstreben und Umverteilung redu-zieren die Wachstumsanreize,

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Die Presse 19.06.2015Seite: 1, 2, 2a, 38/10Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm²

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Aber aus einer sicheren Warte wenigerSicherheit zu predigen - da macht manes sich doch sehr einfach, oder?Ja, ich kann das locker sagen. Aber wir wer-den diese Sicherheitskultur ohnehin nichtabschütteln. Wir haben uns längst für Si-cherheit und gegen Wachstum entschieden.

Interessant ist nur, dass trotz steigenderSicherheit, trotz steigender Sozialleis-tungen die allgemeine Verunsicherungzunimmt. Wir fürchten uns mehr dennje. Vor den Ausländern, vor Arbeitslosig-keit, vor Terrorismus.Je mehr wir haben, umso größer ist dieAngst, es zu verlieren. Wir fürchten, dassuns der Ausländer etwas wegnimmt. Dabeiist empirisch erwiesen, dass Zuwanderungden Wohlstand aller steigert.

Dennis Meadows hatte also doch recht,als er das Ende des Wachstums propa-gierte?Meadows irrte. Ginge es nach ihm, hättenwir seit Jahren kein Erdöl mehr. Wir werdenkein Wachstum wie in den 1970er- und1980er-Jahren mehr 'sehen. Die Wirtschaftwird nur noch moderat wachsen. Und dasüber einen sehr langen Zeitraum.

ZUR PERSON

Bernhard Felderer wurde 1941 in Klagenfurtgeboren. Der Ökonom lehrte und forschte unteranderem an den Universitäten Princeton, Köln undBochum. Von 1991 bis 2012 war Felderer Direktordes Instituts für Höhere Studien. Er beriet alsWirtschaftsforscher Regierungen in Österreich undDeutschland. Felderer ist Präsident desösterreichischen Fiskalrats. Das Gremium berätdie Politik bei Fragen der Staatsfinanzen und desStaatshaushaltes.

Wachstum heißt nicht, dass wir alles zube-tonieren müssen", sagt Felderer.

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Die Presse 19.06.2015Seite: 1, 2, 2a, 39/10Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm²

Institut für höhere Studien IHS

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Presseclipping erstellt am 19.06.2015 für Institut für höhere Studien zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. © CLIP Mediaservice 2015 - www.clip.at

+0,4 +1,3

war suspekt"

INS 2015 2016

Wifo 2015 2016

Konjunkturprognosejeweils zum Vorjahr in Prozent

-0,1 +2,0Bruttoanlageinvestitionen

+0,5 +1,5

Konjunktur. Der Aufschwung imEuroraum wird auch in Österreichankommen, erwarten Wifo undMS. An eine echte Erholungglauben die Unternehmen aberoffenbar nicht.Wien. Zwei Drittel des heimischen Wirt-schaftswachstums wird jenseits der Grenzenentschieden. Und da große Euroländer wieItalien, Frankreich oder Spanien wieder zumWachstum zurückfinden und Österreich vomSchwächeln der Schwellenländer nur wenigbetroffen ist, rechnen die Wirtschaftsfor-schungsinstitute Wifo und IHS für 2016 wie-der mit einem kräftigeren Anstieg der Kon-junktur. Spätestens ab 2017 soll auch dieSteuerreform ihr Scherflein zur Konjunktur-belebung beitragen. Heuer bleibt die wirt-schaftliche Dynamik in Österreich mit einemprognostizierten BIP-Plus von 0,5 bis 0,7 Pro-zent noch sehr schwach. Damit wächst die

+2,9 +5,0Exporte

+3,0 +4,0

-0,5 +1,3Bauinvestitionen

+0,5 +1,0

Quelle: IHS. Wifo Grafik ..Die Presse' GK

Österreichs Wachstumsbonusheimische Wirtschaft das zweite Jahr in Fol-ge langsamer als der Euroraum.

Unsere Prognose ist nicht pessimistisch,sondern realistisch", betonte Wifo-Chef Karl

Aiginger. Einen Grund für die schwächereEntwicklung Österreichs im Vergleich zurEurozone sehen die Ökonomen auch darin,dass das Land am Aufschwung beim wich-tigsten Handelspartner Deutschland nichtpartizipieren kann wie gewohnt. Denn diedeutsche Erholung ist stark konsumgetrie-ben, Österreichs Exportunternehmen hinge-gen vor allem im industriellen Bereich stark.

Aber auch Soft Facts hemmen das heimi-sche Wachstum, allen voran die düstereStimmung, in der sich die österreichischenUnternehmer derzeit befinden.

Zurückhaltung bei Investitionen

Obwohl die konjunkturellen Signale aus vie-len Industrieländern gut seien, stünden die-se bei Investitionen weiter fest auf der Brem-se. Das IHS erwartet im Jahresschnitt heuereine Stagnation (-0,1 Prozent) der Anlagein-vestitionen. Das Wifo hat seine Prognosen

+0,7 +1,8BIP-Wachstum real

+0,5 +1,3

+0,8 +1,7Privater Konsum

+2,9 +5,0Importe

+2,5 +3,5

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Die Presse 19.06.2015Seite: 1, 2, 2a, 310/10Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 94.618 | Reichweite: 302.000 (4,2%) | Artikelumfang: 106.629 mm²

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far die Bruttoanlage- und die Ausrastangsin-vestitionen far heuer auf je 0,5 Prozent plusreduziert.

Das ist deutlich weniger als bei fraherenAufschwiingen", sagt IHS-elkonom HelmutHofer. Die heimischen Unternehmen rech-nen offenbar nicht damit, dass das Wirt- \schaftswachstum mittelfristig wieder

Qber zwei Prozent steigen wird, erlQutert seinWifo-Kollege Aiginger. Erst ab dieser Schwel-le warden nQmlich KapazitQten in den Fabri-ken tiblicherweise zu knapp und Investitio-nen in die Erweiterung von Anlagen notwen-dig. Und: Es ist gut mQglich, dass die Unter-nehmen hier recht behalten", sagt Aigingerzur Presse".

Neue Zirkte in Osteuropa lassen aus

Der Grund dafQr: Osterreich habe es die1Qngste Zeit verabsQumt, eine wirldich kon-kurrenzffihige Zukunftsindustrie aufzubau-en. Der Wachstumsbonus", den Osterreichlange Zeit gegenQber LQndern wie Deutsch-land genossen habe, sei ihm immer sus-pekt" gewesen.

Die ErklQrung ftir das fraher stQrkereWachstum sieht er einzig in der geschicktenErschlieBung neuer MQrkte. Die OstQffnungund spQter die EU-Osterweiterungen hQttendie heimische Wirtschaft stark belebt. Nunseien mit Russland, der Ukraine und dem ge-samten Balkan jedoch drei der einstigenHoffnungsmQrkte in wirtschaf-tlichen Turbu-lenzen. Die FlexibilitQt, sich nun einfach um-zudrehen und die Waren eben in eine chine-sische Provinz zu liefern, fehle der heimi-schen Wirtschaft noch. (auer)