hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

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Nr. 1 Frühling/Sommer 2012

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Hier findest Du die Online-Version des aktuellen hhv.de mags Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012.

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Nr. 1 — Frühling/Sommer 2012

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–B a c k f o r G o – o d

Liebe Leserin, Lieber Leser,ein Jahr lang pausierten wir mit der Herausgabe eines Print-Magazins. Länger hielten wir es nicht aus. Natürlich litten wir auch in dieser Zeit – wie jeden Tag – an »der quälenden Sehnsucht, den holden dahintreibenden Unsinn des Lebens durch Geist zu beschwören und in Sinn zu verwandeln«, wie es Hermann Hesse einst beschrieben hatte. Nur war das nicht außergewöhnlich, denn das ist unser Leben. Doch da war noch mehr, etwas wie der Wunsch, die Vielfalt und den Facettenreichtum von hhv.de auszustellen. Wir wollten zeigen, wer wir sind, wie wir ticken, was uns begeistert. Das zehnjährige Jubiläum steht in diesem Jahr an und wir fanden, es sei an der Zeit, das ganze Paket zu präsentieren, die dünnen Linien aufzuzeigen, Zusammenhänge zu verdeutli-chen. Wir lieben Musik, Mode, Schuhe und sehen in diesen Dingen oft mehr als ihren Gebrauchswert. Wir sehen darin eine Welt. Und diese Welt stellen wir täglich für euch aus: im Shop, im Selected Store und im Online-Magazin. Das neukonzipierte Print-Magazin bündelt fortan die Essenz unseres Tuns. Es ist eine Momentaufnahme, die halbjährlich Ein-blicke in unsere Beschäftigung mit und unsere Emphase für diese Dinge, die die Welt bedeu-ten, erlaubt. Die kommenden Seiten laden zum Flanieren, Verweilen und Sinnieren ein. Herzlich Willkommen.

3Introduction

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3-9Introduction–Back for Good – 3Impressum – 6Contributors – 8

Development–Court, Sparks & the Colour of Sand – 22Skylights – 54Stitches To Wear – 58New Kicks On The Block – 64La Dolce Vita – 92

Exposition–Events & Präsentationen – 10Let’s Dig & Celebrate! – 14DJ Rooms – 16Pils Daddy – 18Yaneqdoten – 20

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Coda–Miscellaneous (Reviews & Empfehlungen) – 100

Recapitulation–First Serve – 34Speech Debelle – 36John Talabot – 38Star Slinger – 40Project: Mooncircle – 42Scuba & Jimmy Edgar – 44Alice Russell – 46Aphroe – 48Valentin Stip – 50Beach House – 52The Best Is Yet to Come – 72Singen mit echtem Gefühl – 80Jäger des verlorenen Schatzes – 86

100-121

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5Introduction

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–I m p –r e s s u m

HHV Handels GmbH–Grünberger Str. 54D-10245 Berlin+49 30 29381240+49 30 [email protected]äftsführer: Thomas UlrichUSt-Nr.: DE263440712Handelsregister-Nr.: HRB 117211 B, Amtsgericht Berlin-Charlottenburg

Produktmanagement–David Wetzel | Thomas Ulrich

Projektleitung–LGB5 | Stefan Gerats

Anzeigenleitung & Marketing–Stefan Gerats – [email protected]

Artdirektion & Layout–LGB5 – [email protected] – www.lgb5.de

Redaktion–Sebastian Hinz (ViSdP) – [email protected]

Redaktionspraktikanten–Carlos Steurer | Sebastian Spiering

Webseiten–www.hhv.de | www.hhv-mag.com

Autoren dieser Ausgabe–Björn Bischoff, Philipp Kunze, Benjamin Mächler, Andreas Peters, Henning Koch, John Luas, Markus von Schwerin, Eileen Seifert, Martin Silbermann, Carlos Steurer, Lukasz Tomaszewski, Florian Triesch

Fotografen dieser Ausgabe–Constantin Falk, Andy Havemann, Tobias Hoffmann, Tilman Junge & Malte Seidel, Cornelia Krieger, Tobias Schult, Michael Binh Theel, Christopher Voy, Robert Winter

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck – auch nur auszugsweise – darf nur mit vorheriger und schriftlicher Einwilligung des Herausgebers und der Autoren erfolgen. Alle Urheberrechte liegen beim Herausgeber, sofern nicht anders an-gegeben. Für unaufgefordert eingesandtes Material wird weder Verwendung garantiert noch Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für ihre Artikel übernehmen die Autoren die presserechtliche Verantwortung.

Produktfotografie & Produktbearbeitung–Martin Pohle, Michael Binh Theel, Gordon Gieseking, Jinna Morocha, Sarah Rackel, Tom Schulze, Malte Tarnow

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Wir filtern und kommentieren täglich

neue Nachrichten aus der Welt der

Unterhaltungsindustrie.

Lasse uns und unsere Leser daran

teilhaben, was dich gerade so

interessiert.

Ständig neue Verlosungen von

schönen und einzigartigen Dingen.

Durchsuche hunderte Artikel in unserem

Archiv oder entdecke Wissenswertes in

unserem einzigartigen Glossar.

Unser Kolumnist vom Dienst Florian Aigner hört

sich einmal im Monat durch aktuelle Releases und

kommentiert diese süffisant und ungefiltert.

Hyperton ist der monatliche Blick über den eigenen

Tellerrand hinaus. Wir treffen eine kleine Auswahl

an aktuellen Schallplatten und schauen mal nach,

was andere Gazetten und Blogs so schreiben.

Wir besprechen über 50 Schallplatten im

Monat und laden zur Diskussion darüber ein,

ob eine Platte nun gut oder schlecht ist.

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Für seinen Text über Speech Debelle führte Björn Bischoff ein Telefonin-

terview mit der britischen Künstlerin. Angesprochen auf den Umstand vor

zweieinhalb Jahren von Take-That-Fans von der Bühne gebuht worden zu sein,

unterbrach sie das Telefonat abrupt. Unser Autor ließ sich in seinem Text dann aber nichts davon anmerken.

Björn–

Bischoff

Während er für unsere Jubiläumsgeschichte Motive für seine Fotografien suchte, kam Robert Winter in den Genuss, die Gänge der Lagerräumlichkeiten von hhv.de zu erkunden. Neben Schallplatten, teilweise mit Coverart-works, die von ihm selbst gestaltet wurden, fand Robert Winter witzige Randnotizen, Sketches und Collagen, alte Poster von legendären LPs, einen unglaublich abgerockten Bürostuhl, einsam Beats spielende Kopfhörer und stapel-weise Club Mate im Büro. rwinter.net

Robert–Winter

Als Exil-Hessin musste sie sich oft den obligatorischen Fragen stellen: »Bist du ein Schwabe?«, »Warum rollst du das ›R‹ so komisch?« oder »Gehst du auch ins Stadion zur Union gegen die Eintracht?« Genau diese Berliner Manier ihrer Kollegen aus dem Selected Store lernte sie in den 2 Jahren, die sie bereits neben ihrem Schauspielstudium in unserem Se-lected Store jobbt zu schätzen.

Laura-Marie–Kettner

Mit dem 2003 gegründeten Basketballverein sponsort hhv.de ein Team, das mit dem Durchmarsch durch die Kreisliga nun auf anhieb die Bezirksliga geentert hat. Wir sind so stolz auf die Jungs! Zumal sie darüber hinaus auch Flagge in Sachen Gesundheits- und Nachwuchsförderung zeigen, indem sie Sport-AGs an Friedrichshainer Schulen anbieten, um die Jugendlichen in puncto Teamfähigkeit, Regelfähigkeit und Belastbarkeit zu stärken.www.freibeuter2010.org

–C o – n t r i b –u t o r s

Die–Freibeuter

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Als Experte für die Musik der südlichen Hemisphäre schreibt und funkt der Journalist v.a. über Neu- und Wiederentdek-kungen aus Südamerika und Afrika. Für diese Ausgabe hat er Soundway, Analog Africa und Strut unter die Lupe genommen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Plattenlabels herausgearbeitet.

Seit dreieinhalb Jahren als Fotografin für die Produktpräsentation ver-antwortlich, geht sie schon mal mit gutem Beispiel voran, während die männlichen Kollegen den Schwanz einziehen: Als sich die Jungs etwa allesamt weigerten, sich in einer superknappen Unterbuxe ablichten zu lassen, sprang sie kurzerhand ein, ausgestattet mit einer selbst herge-stellten Genitalprothese aus Pappe.

Der Berliner Fotograf ist für seine rohe und unmittelbare Bildsprache über die Stadtgren-zen hinaus bekannt. Die Herausforderung beim Fotografieren von John Talabot war es, ein Porträt zu liefern, das den spanischen Techno-produzenten zeigt, ohne ihn zu zeigen. www.christophvoy.com

Platten werden für den anderen gleich mit und damit doppelt bestellt, beim freitaglichen Youtube-Abend

geht nichts über R&B und Rapclassics und die Rhythmus-maschinen aus dem Hause Roland werden selbstredend

auch geteilt. Nur beim Thema Frauen und den Chromatics besteht bei unserem Kolumnistenduo (»Zwoelf Zehner«)

ein dysfunktionales Passungsverhältnis.www.hhv-mag.com

Christoph–Voy

Sarah–Rackel

Florian Aigner &–

Paul Okraj

Lukasz–Tomaszewski

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Project: Mooncircle 10th Anniversary– Showcase mit fLako, Long Arm & Fae Simon uva.im Club Gretchen in Berlin am 17. März 2012Foto: The Binh

Brainfeeder Special

– Samiyam und Teebs im Club Gretchen in

Berlin am 1.März 2012Foto: Andy Kasemann

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Sharon Jones & The Dap-Kings– im Rahmen der »Soul Time!«-Tour im Übel & Gefährlich in Hamburg am 29. Februar 2012Foto: Cornelia Krieger

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Dilated Peoples– Evidence, Rakaa Irisience und DJ Babu live im Lido in Berlin am 15. Februar 2012Foto: Tobias Hoffmann

Mayer Hawthorne– Zusammen mit seiner Band The County live im Klubsen in Hamburg am 19. März 2012Foto: Cornelia Krieger

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–L e – t ’ s D i g& C e l e b – r a t e !

10 Jahre hhv.de – Geburstagsparty –27.Juli Cassiopeia, Berlin– auf 3 Floors: Live-Floor u.a. mit Retrogott & Hulk Hodn, Project: Mooncircle- Floor u.a. mit Jehst, Party-Floor mit hhv.de DJs und Freunden.

Jehst – Foto: Dom Fleming, www.domflemingphotography.blogspot.de

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hhv.de feiert in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag. Das be-deutet nicht nur unzählige Tonnen an verschickten Platten, organisatorische Meisterleistungen und schweißtreibende Nächte, sondern eben auch: Let’s celebrate! Um dies gebüh-rend zu feiern, findet am 27.7. im Cassiopeia in Berlin eine große Jubiläums-Party statt, bei der das erste Jahrzehnt eures geliebten Mailorders in exzessiver Feiermanier aufgearbeitet wird. Auf proklamatische Festreden wird dabei verzichtet. Doch das Team hat sich etwas einfallen lassen, und so darf mit reichlich Special Guests und weiteren Überraschungen gerechnet werden. Wir freuen uns, auf dieses besondere Ereignis gemeinsam mit euch anstoßen zu dürfen und be-danken uns in diesem Sinne bei der tollen Kundschaft, den Geschäftspartnern und allen Künstlern für die ersten, unver-gesslichen 10 Jahre. Die Tage danach dürften jedoch kaum Möglichkeiten bieten, den Rausch auszuschlafen, denn dann halten die allseits beliebten »Diggin Days« Einzug in die sel-bige Location. Staubige Finger, Kisten voll mit plattgepress-tem Vinyl und eine Ansammlung gleichgesinnter Musikliebha-ber für den gepflegten Nerd-Talk – all das, was das Herz des Plattensammlers begehrt – werden zugegen sein. Es gilt sich am 28. und 29. Juli durch mehr als fünf Tonnen von schwar-zem Gold, bestehend aus Raritäten, Schnäppchen und neu eingetroffener Ware, zu wühlen. Zusätzlich zu den knapp 50.000 Scheiben, gibt es auch stark reduzierte Clothing-Artikel zu ergattern. Und ab einem Einkaufswert von 50 Euro werden euch die dort erworbenen Schätze sogar direkt und kostenlos nach Hause geschickt. Für das leibliche Wohl sorgt der Außenbereich mit Bar, dazugehörigem BBQ und einem Biergarten, musikalisch untermalt durch ausgewählte DJs. Das letzte Juli-Wochenende sollte man sich als stilbe-wusster Musikliebhaber also dick im Kalender anstreichen. Auf die nächste Dekade!

Diggin Days –28./29.Juli Cassiopeia, Berlin– täglich von 12 bis 21h, im Cassiopeia Revaler Straße 99, Berlin-FriedrichshainS/U-Bhf. Warschauer Straße, Eintritt bis 20h frei. Mehr Infos auf www.diggindays.com

Foto: Tilman Junge

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Katorski (Antwerpen, Belgien)

Marco Duits (lebt in den Niederlanden, ist aber auch Inhaber dieses schönen Musikzimmers mit Ausblick in Chengdu, China)

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Wer wollte nicht schon immer mal wissen, wie es in den Ar-beitsräumen anderer DJs und Produzenten aussieht? Nur ein-mal seinen Kollegen durchs Schlüsselloch zu blicken, mit der so simplen wie genialen Idee dies abzubilden, schuf der Frank-furter Chris Riedel gemeinsam mit Freunden, die Plattform DJ Rooms. Zu Beginn gab es lediglich die Studio-Fotos professio-neller Musiker, die aus dem Netz zusammengetragen wurden. Das Konzept ist mittlerweile erweitert worden und präsentiert unter www.dj-rooms.com die Räumlichkeiten von Bedroom-DJs, Hobby-Produzenten und etablierten Namen der Szene. Das DJ-Rooms-Team greift dabei auf eingesendete Impressionen der stetig wachsenden internationalen Community zurück. Die inter-essantesten und einzigartigsten Bilder werden selektiert und die Räumlichkeiten des Gewinners zum »Room of the Week« gekürt. Das Team beschränkt sich dabei nicht mehr nur auf die Präsen-tation der Zimmer, sondern bietet darüber hinaus, im Stile eines Blogs auch Beiträge zu Kunst, Dokumentationen und Equipment rund um die Themen Musik, Deejaying und Vinyl. Und nicht nur DJs scheinen Gefallen daran zu finden wie die Home-Studios und Plattensammlungen der Konkurrenz aussehen. Allein mehr als 15.000 Anhänger bei Facebook verfolgen die Seite – eine überschwängliche Resonanz auf das Projekt, mit der die Macher zuvor nie gerechnet hätten. Doch so sehr sich das Team über das gestiegene Interesse an Vinyl auch freut, zu einer kommer-ziell genutzten Oberfläche soll DJ-Rooms.com nicht werden. Die Seite ist bei Redaktionsschluss bei Raum Nr. 43 angekommen und es befinden sich noch Zimmer im Archiv, die nach und nach online gestellt werden. So, und jetzt bekommst du die Möglich-keit, deine eigene Plattensammlung oder Studioräumlichkeit zu präsentieren. Schick uns einfach ansprechende Bilder deiner persönlichen Wirkungsstätte mit dem Betreff: »My DJ-Room« an [email protected]. Einsendeschluss ist der 30.6.! Die besten Einsendungen werden ausgewählt und auf DJ-Rooms.com als »Room of the Week« prämiert und in der nächsten Ausgabe des hhv.de Magazins veröffentlicht.

Die interessantesten und einzigartigsten Räumlichkeiten werden selektiert und zum »Room of the Week« gekürt.

Marquese (Köln, Deutschland)

Istra Tec (Iasi, Rumänien)

Marius Sahdeeq (Köln, Deutschland)

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Die Pilskills bleiben auch auf »Die Betrachtung des Dahinvegetierens« ihrem Wortwitz, der Berliner Kaltschnäuzigkeit und Suff Daddy treu.

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Bereits mit ihrem ersten Mixtape »Stinkeschuhcrew« halten die Pilskills die Fahne ihres Kiezes hoch und beobachten seit nun-mehr 15 Jahren das Treiben in Berlin-Friedrichshain und anders-wo. Man könnte diesen Prozess auch mit dem Titel ihres neuen Albums beschreiben: »Die Betrachtung des Dahinvegetierens«. Gemeinsam mit Suff Daddy an den Beats sind elf Songs entstan-den, die nun unter dem Namen Pilsdaddy veröffentlicht werden, und in denen sich die Berliner stilistisch in ihrer Vortragsweise aus Wortwitz und Berliner Kaltschnäuzigkeit treu geblieben sind. Zum Song »Club Mathe«, in dem das Schwinden der Moneten im Laufe allabendlicher Ausgehtouren thematisiert wird, wurde bereits Ende Februar ein detailverliebtes Musikvideo gedreht. Für dessen visuelle Umsetzung zeigten sich die befreundeten Grafikdesigner LGB5 und der tolle Fotograf Robert Winter ver-antwortlich, der dem Clip die für ihn typische Schwarzweiß-Äs-thetik verlieh. Der Release des Albums wird dann im Rahmen der zehnjährigen Jubiläumsfeier von hhv.de zelebriert, womit sich für uns und die Pilskills-Jungs ein Kreis schließen dürfte. Denn vor genau zehn Jahren unternahmen wir mit der Zusammenarbeit am »Funkfurter Tape« gemeinsam erste Gehversuche im Mu-sikgeschäft. Bereits im letzten Monat wurde »Das Album von Pilskills«, das Debüt von Davy Dave, Bagman und DJ Ossi Oskar aus dem Jahre 2006 auf Vinyl wiederveröffentlicht. Am 25.Mai ist es soweit und »Die Betrachtung des Dahinvegetierens « wird frisch aus dem Presswerk zur Bestellung bereit liegen. Wer auf die rappenden Beschreibungen lieber verzichtet und nur Suff Daddys zurückgelehnten Beats lauschen will, für den gibt es die Instrumentals als Bonus-LP obendrauf.

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Jan Kage aka Yaneq – Foto: Stefan Ruhmke

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Jan Kage, auch bekannt als Yaneq, ist ein vielbeschäftiger Mann. Ob als Musiker, Teilzeit-Schauspieler, Journalist für taz, De-Bug, Backspin oder als Moderator für eine wöchentliche Radiosen-dung auf Flux FM. Nebenbei konnte er sich sogar als Buchautor einen Namen machen. Mit seiner Diplom-Arbeit »American Rap: US-Hip Hop und Identität« im Fach Politische Theorie lieferte er 2002 eines der wenigen theoretisch-fundierten Standardwerke über die Jugendkultur im Geburtsland. In ihr befasste er sich mit der These von »Hip-Hop als Ausdrucksform junger Afroamerika-ner, mit deren Hilfe Identität konstruiert werden könne«. Weni-ger wissenschaftlich geht es in seinem neuen Buch Yaneqdoten zu. In dem begibt er sich mit autobiografischen Einschüben auf die Pfade der Belletristik. Zu erzählen hat der Mann mit dem vollgestopften Terminkalender ja einiges. Was die Texte von Jan Kage so besonders macht, ist der humoristische Stil wie er ihn allmonatlich in unserem Online-Magazin hhv-mag.de mit seiner Kolumne »Yaneqdoten« zeigt. Hier schildert er Alltagsbeschrei-bungen, die nicht nur lustig und mehrdeutig sind, sondern darü-ber hinaus viel Interprationsfreiraum lassen. Yaneq philosophiert über die Kunst des Witzeerfindens, kleinere Probleme mit Nazi-Bullen, die anthropologischen Eigenarten von Großstädtern und Landeiern und auch sonst über so ziemlich alles, was den Kosmos des in Bonn geborenen End-30ers, der sich seit geraumer Zeit in der Bundeshauptstadt als West-Berliner versucht, bewegt. Ya-neqdoten erscheint über Fantôme und stellt eine Auswahl seiner amüsantesten Anekdötchen vor, grafisch unterlegt vom Design-kollektiv Klub 7, mit denen er seit geraumer Zeit eng zusammen-arbeitet. Wer Yaneqs Erzählungen nicht nur lesen will, kann ihn, auf seiner regelmäßig in Berlin stattfindenden Party-Arty-Reihe als Spoken-Word-Künstler auch live erleben. Events veranstaltet der Tausendsassa nämlich auch noch ganz nebenbei.

Yaneq philosophiert über die Kunst des Witzeerfindens, kleinere Probleme mit Nazi- Bullen und die anthropologischen Eigenarten von Großstädtern und Landeiern.

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Court, S

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Foto: Tob ias Schul t

Fotoass is tenz : S imon Schre iner

Creat i ve D i rec t ion: LGB5

Haare/M

ake-Up: Mischka H

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Produk tmanagement & S t y l ing: Lena Mwinkand & S tefan G

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Models: Lu isa (Indeed) & Pab lo (Deebeephunk y)

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Luisa: Wemoto − Yasmin V-Neck Women T-Shirt, 24.95 ¤ | Cleptomanicx − Bhumi Pants, 59.95 ¤ | Nike − WMNS Air Max 1, 139.95 ¤

Pablo: Carhartt − Army Cap, 29.95 ¤ | Obey − The Great One T-Shirt, 29.95 ¤ | Carhartt − Cargo Bermuda Shorts Columbia, 79.95 ¤

Onitsuka Tiger − California 78 OG VIN, 89.95 ¤

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Luisa: Converse − Chuck Taylor All Star Sweatshirt Hi, 69.95 ¤ | Vans − Damone Shades, 14.95 ¤

adidas − Letterman Women Jacket, 109.95 ¤ | Carhartt − Jersey Dress, 34.95 ¤

Pablo: Carhartt − 89KM Champ T-Shirt, 34.95 ¤ | Wemoto − Wolf Shorts, 54.95 ¤ | Nike − Air Classic BW Textile, 139.95 ¤

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Luisa: Kraftklub − Finger Women T-Shirt, 19.95 ¤ | Cheap Monday − Short Skin, 49.95 ¤ | Cheap Monday − Theresa Women Belt, 22.95 ¤ | Nike − WMNS Air Max 1, 139.95 ¤

Pablo: Ucon Acrobatics − College Zip-Up Hoodie, 59.95 ¤ | adidas Originals by Originals x Jeremy Scott − JS T-Shirt, 59.95 ¤ | Casio − G-Shock DW-6900SN-3ER, 99.95 ¤

Cleptomanicx − Port Slim Chino Shorts, 49.95 ¤ | adidas − ZX 8000, 129.95 ¤

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Luisa: Converse − Chuck Taylor All Star Canvas Hi, 64.95 ¤ | Carhartt − Woodstock Dress Nashville, 99.95 ¤

Pablo: Obey − Trenton Jacket, 149.95 ¤ | LRG − Expansion Team T-Shirt, 29.95 ¤ | Levi's − Best 510 Skinny Pants, 129.95

Carhartt − Script Belt, 44.95 ¤ | New Balance − M576FW, 119.95 ¤

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Luisa: Cleptomanicx − Möwe Scoop Neck T-Shirt, 29.95 ¤ | Carhartt − Recess Women Shorts Acoma, 49.95 ¤ | Converse − Chuck Taylor All Star Canvas Ox, 59.95 ¤

Pablo: Obey − Standard Issue Windbreaker, 99.95 ¤ | Stüssy − State Of Mind T-Shirt, 34.95 ¤ | Carhartt − Slam Pants Wichita, 69.95 ¤ | Asics − Aaron MT CV, 69.95 ¤30D

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Luisa: Dillon − Tornado Women T-Shirt, 29.95 ¤ | Carhartt − Vital Sweat Women Shorts, 39.95 ¤ | Nike − WMNS Dunk High AC, 99.95 ¤

Pablo: LRG − Core Collection Three T-Shirt, 29.95 ¤ | adidas − Casual Track Pants, 49.95 ¤ | Puma − Suede Classic Eco, 79.95 ¤

Plattenspieler: Numark − PT-01 USB Portable Turntable, 119.95 ¤32D

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–Text: Car los Steurer

Foto: The B inh

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»Wenn wir von De La Soul beeinflusst wurden, dann nur, weil sie so viele New-School-Bands dazu brachten,

sich selbst treu zu bleiben.«Deen Whiter

Das Märchen von First Serve liest sich so: Deen Whiter und Ja-cob »Pop Life« Barrow kennen die Hochs und Tiefs des Musikge-schäfts. Seit die zwei völlig unterschiedlichen Typen in der vierten Klasse, beim Hausaufgaben abschreiben Bekanntschaft schlos-sen, eint sie ein brüderliches Verhältnis. Gerade die charakter-lichen Differenzen sind es, die die besondere Chemie zwischen den beiden Rappern ausmacht. Auf der einen Seite Jacob, der Frauenheld und potentiell angehende Millionär, mit dem richti-gen Gespür fürs Geschäft. Andererseits Deen, ein etwas blauäu-giger Tagträumer, der nur aus reiner Liebe zur Musik das Rappen begann. Während Deens Mutter ihren Sohn lieber im Anzug als Büroangestellten sehen würde, träumen die beiden in seinem Kinderzimmer in Queens von einem Leben im Rampenlicht.

Ausgerechnet in Europa, als Vorband für De La Soul, soll sich für Jacob & Deen aka Plug 1 und Plug 2 die einmalige Chan-ce zum Durchbruch ergeben. Während einer spontanen Free-style-Cypher, am Rande einer belebten Pariser Touristenmeile, ziehen die beiden die Aufmerksamkeit der einheimischen Hit-Produzenten Chokolate und Khalid, die die Szenerie von einem Straßencafé aus interessiert beobachten, auf sich. Als die MCs wieder gen USA abreisen, steht die Idee, einen gemeinsamen HipHop-Klassiker mit Funk- und Disco-Einflüssen produzieren zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt ahnen die beiden Plugs jedoch noch nichts von den Querelen des gnadenlosen Geschäfts, die ihre Freundschaft später auf eine harte Probe stellen sollen. Ge-treu dem Motto »First come, first serve, get what you deserve« formieren sie sich zur internationalen Supercrew First Serve und nehmen, wieder zurück in Paris, ihr selbstbetiteltes Debüt auf. Dieses soll sich »auf der Höhe seiner Zeit bewegen, ignoriert dabei aber die aktuellen Trends und sucht die goldene Mitte zwischen Samples und echten Musikern«, so Khalid über die klangliche Ausrichtung. Die Zeitlosigkeit, auf die sich das Quar-tett beruft, soll auch das im Vorfeld veröffentlichte »Goon Time Mixtape« wiederspiegeln. »Momentan klingt doch alles gleich, was im Hip Hop passiert«, bringt Deen seinen Unmut über die aktuelle Musiklandschaft zum Ausdruck. Um ihre Andersartig-

keit zu verdeutlichen, legen die First Serve-Jungs deshalb auch besonders viel Wert auf die visuelle Umsetzung des Projekts. Im Comic-Stil präsentieren sie ihre hyper-animierte Fantasy-Welt, deren bunte Fröhlichkeit die Musik zusätzlich illustrieren soll: »Es geht bei uns nicht ums Geld«, erläutert Jacob den bandinternen Anspruch, »sondern darum aufzufallen, um den künstlerischen Ausdruck an sich«.

Dass diese Ansicht von allen Bandmitgliedern nur bedingt ge-teilt wird, zeigt sich, als nach der Vertragsunterschrift mit Goon Time Music der Aufstieg ins Blitzlichtgewitter folgt und Jacob be-reit ist, für den kommerziellen Erfolg jegliche Kompromisse ein-zugehen. Doch Deen will sich nicht verbiegen lassen und stellt höhere Ansprüche an seine Kunst. Es kommt zum Zerwürfnis, auf dessen Höhepunkt sich die Plugs zufällig in der Telefonleitung ei-ner französischen Lady, die mit beiden falsches Spiel spielt, wie-derfinden. Nicht ganz ohne humoristische Schuldzuweisungen, besinnen sie sich noch am Hörer auf ihre alten Freundschafts-schwüre. »Ich denke Freundschaft ist das Wichtigste und diese Kombination macht die Musik zu etwas Speziellem«, begründet Deen später die Wiedervereinigung. »Wenn man eine Freund-schaft aufrecht erhalten will, gilt es die Höhen und Tiefen zu akzeptieren, wenn man das vergisst, geht die Magie verloren.« Momentan steht also erstmal wieder der Spaß an der Musik im Vordergrund, der von allen vier Bandmitgliedern als Mash-Up der kulturellen Eigenheiten von Paris und New York beschrieben wird. Gerüchte, dass sich hinter Plug 1 und Plug 2 Dave Jude Jolicœur und Kelvin Mercer von De La Soul verbergen sollen, weisen alle Beteiligten übrigens vehement zurück. Auch jedwe-de optische oder akustische Ähnlichkeit zu De La Soul sei rein zufällig. »Wenn wir von De La Soul beeinflusst wurden, dann nur, weil sie so viele New-School-Bands dazu brachten, sich selbst treu zu bleiben.« Zumindest ihre eigene freundschaftliche Treue haben die beiden Plugs, in ihrer turbulenten Band-Historie, ja bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. –

First Serve – First Serve, Pias, 2LP 16.95 ¤, CD 15.95 ¤

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»Ich habe vermutlich schon viele Dinge in meinem Leben verpasst. Das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss.

Das ist wohl das Leben.«

»Ich wäre nicht da, wo ich jetzt bin. Wenn ich den Mercury Prize nicht gewonnen hätte, würde mich keiner kennen. Ich würde Platten rausbringen wie hunderte von Rappern in Großbritanni-en – und keiner würde sie jemals hören«, sagt Speech Debelle. Auch das Rauschen in der englischen Presse nach dem Gewinn des wichtigsten Musikpreises des Landes ist der 28-Jährigen egal. The Guardian fragte z.B., ob der Mercury Prize ihre Karri-ere eher ins Stottern brachte. Unter dem Artikel stellte ein User die These auf, dass Debelle die Chance auf mehr Aufmerksam-keit schlicht und ergreifend verpasst hätte. »Ich habe vermut-lich schon viele Dinge in meinem Leben verpasst. Das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss. Das ist wohl das Le-ben.« Wie Corynne Elliot das mit einem sympathischen Lachen zu Protokoll gibt, klingt das weit weniger resignierend als sich der Satz vielleicht liest. Überhaupt weiß Speech Debelle, was und wohin sie will. Ihre soeben erschienene zweite Platte konnte sie entspannt angehen. »Du lernst aus der Erfahrung.« Sie hatte daher eine sehr genaue Vorstellung, wie »Freedom Of Speech« klingen sollte. Und ist mit dem Resultat auch mehr als glücklich. War ihr Debüt geprägt von persönlichen Texten, schiebt sich auf dem zweiten Album in manchen Tracks eine politische Dimension ein. Ihren eigentlichen Sound hat sie noch geschärft, hat ihm mehr Kanten gegeben, ohne von den HipHop-Wurzeln abzuwei-chen. »Blaze Up A Fire« gab schon vor der Veröffentlichung ei-nen guten Eindruck, wie »Freedom Of Speech« in den stärksten

Momenten klingen würde. In dem Song heißt es: »Sometimes you need to blaze up a fire./ Let it be known for the record, your honor./ Sometimes need to blaze up a fire/ before the case gets settled, your honor«. »Nimm es wortwörtlich, wenn Du magst«, wirft Speech Debelle ein. »Ich bringe es raus und die Leute neh-men es, wie sie wollen. Es gibt da keine Spielregeln für meine Songs« Gerade mit dem Wissen um die Unruhen im letzten Jahr in London, ist so eine Ansage selbstbewusst. Oder einfach auch ein wenig trotzig. Denn Speech Debelle spricht von ihrer Stadt, deren Einwohner sie verstehen kann. »Ich denke, das musste passieren. Es waren ja nicht die ersten Unruhen in London in dem Jahr, davor waren es die Studenten, die randalierten.«

Auf die Frage nach einer Verantwortung von Musikern für die Gesellschaft sagt sie ohne Zögern: »Nein, wir sind Menschen. Und wenn Du einen Musiker brauchst, der Dir erzählt, was Du zu tun hast, dann lebst Du offenbar nicht das richtige Leben. Ich sollte niemandem erzählen müssen wie er zu leben oder zu denken hat.« Ihre Stimme wird da bestimmend. Es ist aber kein erzieherischer Ansatz, kein moralischer Zeigefinger auf »Free-dom Of Speech« zu finden. Dafür fällt auch die Erklärung für den Albumtitel zu einfach aus: »Weil es irgendwie ein cooler Titel war. Außerdem mag ich es dabei mit meinem Namen zu spielen.« Immer dort, wo andere ins Statement verfallen würden, bleibt Debelle eben doch dort, wo sie sich am besten auskennt: bei sich selbst, ihren eigenen Empfindungen. Dadurch sind ihre Lyrics auch nie überladen, sondern simpel, klar und ausdrucks-stark. Doch als politisches Album sieht sie »Freedom Of Speech« nur teilweise: »Es geht ja auch um Liebe.« Wie in dem Track »Ele-phant In The Living Room«, den sie vor zwei Jahren in Australien schrieb: »Zuerst habe ich die Streicher und die Drums gehört. Danach bin ich ins Studio: Wir fingen an zu schreiben und die Musik entstehen zu lassen.« Doch weder jetzt noch bei »Speech Therapy« hatte sie Angst, sich durch ihre Offenheit angreifbar zu machen: »Ich bin ja nicht Björk. Wenn ich solche Songs ma-che, dann bin ich alleine in meinem Schlafzimmer. Das ist was anderes.« Seit knapp zehn Jahren macht Speech Debelle nun Musik – geschrieben hat sie schon immer. Die Entwicklung, die sie seitdem durchgemacht hat, ließ sie zu einer gefestigten Per-sönlichkeit werden. Ihre liebste Zeile auf der Platte: »I’m not a popstar, I’m a motherfucking thug.« Das meint sie vollkommen ernst. Speech Debelle braucht sich nicht darum zu kümmern, was authentisch ist und was nicht. Sie ist es einfach. –

Speech Debelle – Freedom Of Speech, Big Dada, 2LP 16.95 ¤, CD 12.95 ¤

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–Text: Andreas Peters Foto: Christoph Voy

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»Ich will nicht mit meinen anderen Projekten assoziiert werden. Die Leute sollen nur die Musik beurteilen,

die ich als John Talabot mache«

Selten klafften Selbst- und Fremdwahrnehmung so weit aus-einander wie bei diesem jungen Spanier. John Talabot ist be-reits im ersten Quartal bei vielen Kritikern und Fans der Hype des jungen Jahres und sein Debüt »ƒin« heißer Kandidat für die Bestenlisten zum Jahresabschluss. Obendrein sind seine Remixe gefragt wie nie zuvor (Bands wie The xx und Delorean fragten bereits an) und prominente Fans wie James Murphy und Len Faki stehen zur Gratulation bereit. Der Künstler selbst gibt sich da bescheidener. Seine Identität ist unbekannt. Gerüch-ten zufolge war Talabot früher als Techno-Produzent D.A.R.Y.L. unterwegs - alles nur Spekulation. »Ich will nicht mit meinen anderen Projekten assoziiert werden. Die Leute sollen nur die Musik beurteilen, die ich als John Talabot mache«, begründet der Mann hinter der Alufolien-Maske sein Versteckspiel. Man kauft es ihm ab. Diese Haltung ist alles andere als Ausdruck einer kalkulierten Eitelkeit oder die Koketterie zur künstlichen Befeuerung des Hypes. Vielmehr fühlt es sich so an, als wolle und könne der Spanier den Hype um seine Musik gar nicht so richtig verstehen. Als Musiker jedenfalls sieht er sich nicht. Bis vor kurzem konnte er weder Klavier spielen noch Noten lesen.

Einige Klavierstunden und eine gefühlte Ewigkeit, sowie dut-zende Songskizzen später steht sein erster Langspieler. Hier entwickelt er seinen Sound weiter und schafft ein zusammen-hängendes Album anstelle einer bloßen Aneinanderreihung von Club-Tracks. Damit gelingt ihm, was er bereits kurz nach seinem Über-Nacht-Erfolg mit »Sunshine« - dem sonnigen Club-Track mit Techno-Beats und Afro-Einschlag - angekündigt hatte: Aus den vielschichigen, hier und da ziellos housigen Tracks einen ambitionierten Elektro-Pop-Klangteppich zu we-ben. Die Tracks kommen auf den Punkt und obschon sie immer noch diese balearische Leichtigkeit besitzen, die stellenweise an Caribou oder Four Tet erinnert, forcieren sie einen Aspekt,

der bisher in Talabots Kompositionen zu wenig herausstach, ihm jedoch immer sehr wichtig war. »ƒin« trägt eine unter-schwellige Melancholie mit sich und inszeniert eine musikali-sche Geschichte, die mehr zu bieten hat als diese langweilige, sonnige Hedonisten-Welt. War sein bisheriges Schaffen noch bestimmt von einer Komple-xität und Vielschichtigkeit, die zwar direkt auf den Dancefloor zeigte, dabei jedoch oft unentschlossen wirkte, geht »ƒin« einen Schritt zurück. Der Dancefloor ist nur noch zu erahnen, aber doch immer präsent - in der Ferne, irgendwo zwischen Sommer-abend und Nachtschwärmerei. Die collageartigen Soundkon-strukte wirken dabei wie minutiös geplante und ineinander ver-wobene Songfragmente. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Vielmehr begreift Talabot seine Musik als eine Art Mosaik oder Puzzle, bei dem nur die einzelnen Fragmente per Trial & Error richtig zusammengesetzt werden müssten. »Aber das ist nichts Besonderes. Jeder kann das«, spielt er seine Arbeit herunter. Doch Talabot schafft es, durch gezieltes Experimentieren, Din-ge zu kombinieren und Neuartiges entstehen zu lassen. Dass er damit den gegenwärtigen Zeitgeist trifft, ist daher wohl eher dem Zufall geschuldet als irgendeinem Kalkül. Dass »ƒin« ein durchweg konsistentes Mini-Epos geworden ist, kann hingegen nur der gesunden Naivität und Experimentierfreude eines am-bitionierten Pop-Tüftlers zugeschrieben werden. Wenn er über Theo Parrish und Omar-S. schwärmt, sie befänden sich »auf der Suche nach dem organischen Sound, einem Weg die Seele zu ergreifen«, dann gilt das irgendwie auch für die Arbeitsweise und das Werk von Talabot selbst. Von Talabot wird in diesem Jahr noch einiges zu hören sein. Hoffen wir, dass er sich seine sympathische Bescheidenheit und Naivität erhält. –

John Talabot – ƒin, Permanent Vacation, 2LP+CD 19.95 ¤, CD 16.95 ¤

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–Text: Car los Steurer

Foto: T i lman Junge & Malte Se idel

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»Das war verrückt, ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass HipHop-Fans so darauf abgehen«

Darren Williams war vor kurzer Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt. Dies änderte sich schlagartig, als nicht ganz unrelevante Presseorgane wie The Guardian und Pitchfork den Engländer 2011 überraschend zum Newcomer des Jahres kürten. Sein neu-artiger »Soulwave«-Sound sei dafür ausschlaggebend gewesen. Für Williams waren Kanye Wests »Through The Wire«, De La Souls »I Know« und Daft Punks »Around The World« die Schlüs-selsongs, die ihn kurz nach der Jahrtausendwende zum Produzie-ren bringen sollten. Erst Jahre später begann er dann unter dem Namen Star Slinger an seinem eigenwilligen Stil, bestehend aus modernen, sample-lastigen und doch elektronisch klingenden HipHop-Beats zu basteln. Er selbst bezeichnet seinen Sound als »Booty LSD«, was den Stil treffender beschreibt als die übli-chen J Dilla-Vergleiche. Auf dem »Beat-Tape Vol.1«, das 2010 aus dem Nichts den Weg in die Blogosphäre fand, wühlte er sich noch eifrig durch die Plattenkisten seines Lieblingsplattenladens Beatin' Rhythms. Die Entdeckung des Record Stores im Norden Manchesters, welcher sich auf Doo Wop und Northern Soul spezialisiert hat, kann als Wendepunkt in der Sound-Findungs-Phase des heute 26-Jährigen angesehen werden. Ein ebenso wichtiger Faktor für den Start seiner Karriere ist die unbegrenzte Möglichkeit des Internets, die er geschickt zu nutzen weiß. Ein heiß-laufender Soundcloud-Account, Bandcamp-Seite, sowie regelmäßige Tweets reichten aus, um mittlerweile auch die grö-ßere Major-Industrie auf sich aufmerksam zu machen. Doch was kann diese einem im heutigen Zeitalter überhaupt noch bieten, wenn man schon über Kontakte zu Szenegrößen wie Diplo ver-fügt und der internationale Durchbruch kurz bevor steht?

Seine Leidenschaft für Dirty South-Produktionen aus den ameri-kanischen Südstaaten überrascht jedenfalls: »Ich bin ein riesiger Three 6 Mafia-Fan und ich liebe es, wenn sie Soul-Samples be-nutzen«. Somit ging ein lang gehegter Traum für ihn in Erfüllung, als die Bandmitglieder Juicy J und dessen Bruder Project Pat für die Überarbeitung seines bis dato größten Hits »Dumbin'« die Vocals beisteuerten. Und selbst Funkmaster Flex, die New Yorker Radio-Legende, spielte den Ohrwurm-Kandidaten in seiner lan-

desweiten Hot97-Show. »Das war verrückt«, schildert Williams das Erlebnis, »ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass Hip-Hop-Fans so darauf abgehen, auf mich, diesen weißen, nerdy Jungen aus Notthingham.« Seitdem veröffentlichte er Remixe für so unterschiedliche Künstler wie Drake, Mount Kimbie, Rihanna, oder How To Dress Well, die allesamt seinen musikalisch-grenz-überschreitenden Horizont verdeutlichen. Dass er derzeit mit Chippy Nonstop, einer Sängerin, die zuletzt auf dem Album von Major Lazor in Erscheinung trat, zusammenarbeitet, erscheint da nur konsequent. Ebenso besteht reger musikalischer Austausch zu Lil B und Theophilus London, mit denen er sich eifrig Filesha-ring-Links hin- und herschickt. Bis diese Projekte aber fertig ge-stellt sind, residiert er noch ein Weilchen in Ljubljana, wo er letz-tes Jahr Freundin und Zweitwohnsitz fand. In der slowenischen Hauptstadt hat er mit »Jet Jam« gerade eine eigene Partyreihe ins Leben gerufen, bei der hemmungsloses Feiern, fernab von BPM-Zahlen oder Genrebezeichnungen, im Mittelpunkt stehen soll. Besonders als DJ schafft es Star Slinger gekonnt den Spa-gat zwischen Dirty South Club Banger und Berghain-Publikum zu schlagen und zeigt dabei keinerlei Berührungsängste. Wenn es nach ihm ginge, dürften auch größer angelegte Produktionen folgen. »Ich interessiere mich auch sehr für Pop-Musik und wür-de da gerne meine Fühler ausstrecken, dann müsste es aber was richtig krankes sein«, bekennt er.

Als sein kindlicher Blick nach dem Interview, am Vormittag seines ersten Berghain-Sets, rüber zum großen, fast durchsichtig wirken-den Universal-Gebäude in Berlin-Friedrichshain schweift, kom-mentiert er etwas ungläubig und fasziniert die gesamte Szenerie: »Ich habe ihr Gebäude in Wien gesehen, es ist riesig.« In diesem Moment bekommt man das Gefühl, dass diese befremdliche, riesige Musikindustrie für den etwas verschlafen-dreinblickenden kleinen Briten, noch eine unwirkliche Faszination ausübt. Auf das Intuitive und Innovative seiner Beats dürfte sich dieser Zustand hoffentlich weiterhin erfrischend auswirken. –

Teams Vs. Star Slinger – Teams vs. Star Slinger, Mexican Summer, 12 Inch 18.95 ¤

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»Die Philosophie ist es, elektronische, tiefgründige und ausgefeilte Musik zu veröffentlichen.«

Schon als kleines Kind übt der Mond eine magische Anziehungs-kraft auf Gordon Gieseking aus. So ist es nicht verwunderlich, dass ihm ausgerechnet bei einem nächtlichen Mondspazier-gang einfällt, den Himmelskörper in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens zu erheben. Er richtet sich ein kleines Studio im Keller seiner Eltern ein, investiert von nun an seine Ersparnisse in die Musik. Mit der Zeit wird ihm Hip Hop, der bei ihm in den 1990er Jahren noch Gänsehaut erzeugt hat, immer weniger wichtig. Er richtet sich musikalisch elektronischer aus. Musiker wie Machine Drum, Seven Star und Task Force dienen fortan als musikalische Referenzpunkte. Während seiner Praktika bei kleinen, aber feinen Plattenfirmen in Miami, Florida lernt er die Verheißungen und Schattenseiten des Musikbusiness ken-nen und es wächst die Idee vom eigenen Plattenlabel. Mit dem gewonnenen Praxiswissen begibt er sich auf die Heimreise nach Berlin, wo er bei hhv.de nicht nur alte Bekannte aus Platten-sammlertagen trifft, sondern auch die passenden Geschäfts- und Vertriebspartner findet. Immer wenn der Mond die Sonne verdrängt, stürzt er sich in die Arbeit. Mit Project: Mooncircle findet der Nachtmensch schließlich den passenden Namen, der seine beständige Inspirationsquelle offenbart. Auch die ersten Kontakte knüpft er zu nächtlicher Stunde. Über das Internet kontaktiert er interessante Künstler. Dann geht’s los. Das erste Release, Mr Coopers »Amongst Strangers«, sollte gleich eine der bestverkauften Platten des Labels werden. So vergehen die

Jahre im Mondschein, doch während sich die Musikindustrie grundlegend verändert, bleibt die eigenwillige Ausrichtung des Berliner Labels, bei dem inzwischen eine Hand voll Mitarbeiter aushelfen, bestehen. Project: Mooncircle hat sich an der Seite seiner Künstler wie Robot Koch, fLako, Lewis Parker, The Q4, Cyne, Long Arm stetig weiterentwickelt. In diesem Jahr feiert die Plattenfirma ihr zehnjähriges Bestehen. Kannst du die Philosophie, die hinter dem Label steckt ge-nauer erläutern?Mein musikalischer Hintergrund ist schon immer sehr elektro-nisch, also auch die Sachen, die mich Anfang des Jahrtausends geprägt haben. Da war ich schon sehr weit weg von diesem Hip-Hop-Ding. Die Philosophie ist es, elektronische, tiefgründige und ausgefeilte Musik zu veröffentlichen. Ich lege auch großen Wert darauf, dass bei den Sachen auf die Arrangements geachtet wird. Wir wollen Sachen produzieren, die wirklich mit Instrumen-ten arrangiert sind, wo einfach mehr da ist als ein Loop.

Mit den Sublabels Project: Squared und Finest Ego habt ihr euch ausdifferenziert. Wie ist die Unterteilung zu verstehen?Wir wurden immer elektronischer und irgendwann haben selbst die Künstler gefragt: »Wo geht's hin? Das wird ja immer abs-trakter, immer elektronischer!« Dann mussten wir klarer differen-zieren. 2009 kam dann Paul Cooper mit der Idee, mit Project: Squared ein Technolabel für uns zu starten, was für mich Sinn machte. Dann kam Finest Ego, womit wir eigentlich die ersten in Deutschland, wenn nicht gar in Europa waren, die gesagt haben, wir machen eine Plattform nur für diesen Sound. Hier geht es mehr um instrumentale Musik mit dem Schwerpunkt auf Future Bass und Beats.

Gibt es Anekdoten von Künstlern, die dir durch die Lappen gegangen sind? Oh ja, Dimlite ist mir durch die Lappen gegangen, der hat mir vor Jahren ein Demo geschickt. Heute ist er auf Stones Throw gesignt. Onra auch, der hat mir 2004 persönlich eine e-Mail geschickt, aber mir war das damals zu standardgemäß.

Wie siehst du persönlich die Zukunft der Musikindindustrie?Allgemein gut. Die Majors werden aber nicht untergehen, das sind ja alles große Firmen, wo auch ein paar helle Köpfe dahin-ter stecken. Und wenn es die und selbst die Indies nicht mehr gibt, auch egal. Es wird immer einen Weg geben, sich mit Musik vereinen zu können. Für die Künstler selbst wird es aber schwie-riger. Der Markt ist so überflutet, dass es schwer wird für Radio-stationen und andere Medien zu selektieren. Außerdem wird es härter für die Künstler, weil sie schwerer gehört werden. Musik wird durch die neuen Plattformen ja zum Fast Food. Das ist nur noch ein Produkt, das genommen wird, aufgefressen und teilwei-se noch nicht mal mehr ausgespuckt wird. –

Project: Mooncircle – 10th Anniversary Box Compilation, 4LP 29.95 ¤

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–Text: Henning Koch

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»Ich habe die Funk- und R’n’B-Einflüsse meiner bisherigen Alben nicht komplett aufgegeben. Aber ich fühlte den Drang, neue

Richtungen zu erforschen.« J immy Edgar

»Es ist schwer zu beurteilen, wie groß der musikalische Einfluss von Berlin auf mich ist«, beschreibt Paul Rose die Bindung zu seiner Wahlheimat. 2007 hatte der unter dem Künstlernamen Scuba tätige Labelchef von Hotflush Recordings London ver-lassen, um sich ganz der ausgeprägten Club-Kultur in der deutschen Hauptstadt zuwenden zu können. Dabei versucht er, seine Herkunft auch weiterhin nicht aus den Augen zu verlieren: »Berlin hat wirklich großartige Clubs, es ist in dieser Hinsicht je-der anderen europäischen Stadt weit voraus«, schildert er seine Erfahrung, »aber London ist nach wie vor der lebhafteste und interessanteste Ort für innovative musikalische Entwicklungen.« Seit Mitte der 1990er Jahre verfolgte Scuba bereits in England den Techno. Seine Bestimmung findet er in dieser Hinsicht schließlich im Berliner Club Berghain, wo er bei der von ihm veranstalteten Clubnacht »Sub:stance« die Einflüsse der UK Bassmusik mit Techno kreuzen kann. Eine Mischung, die er auch auf seinen bisherigen Platten intensiv verfolgte. Vergangenes Jahr spielte er auf der »Adrenalin EP« überraschenderweise mit euphorischen Rave-Elementen und auch auf seinem aktuellen Album »Personality« stellt er seine persönliche Bindung zu den verschiedenen Musikformen über die feste Erwartungshaltung seines Publikums. »Ich glaube man kann ›Personality‹ am besten in der Hinsicht zusammenfassen, dass ich während des Schaf-fensprozesses bewusst alle Einflüsse, die ich als DJ, Producer oder Zuhörer hatte, in dieses Album einfließen lassen wollte. Und obwohl ›Personality‹ mehr der Tanzfläche zugewandt ist als meine bisherigen zwei Alben, hängt es von der Stimmung und Atmosphäre her noch stark mit seinen Vorgängern zusammen.« Auf seinem Label Hotflush Recordings hat Paul Rose über die Jahre hinweg eine kleine Gemeinschaft von Künstlern versam-melt, die allesamt das Ziel verfolgen, vielseitige elektronische Musik fernab fester Genregrenzen zu gestalten. Auch wenn er bei der Auswahl der Musiker natürlich das Hauptaugenmerk auf die musikalischen Fähigkeiten legen muss, pflegt sein Team ein freundschaftliches Verhältnis zueinander.

Über diese Verbindungen gelangte nun auch der Detroiter Musiker Jimmy Edgar zu Hotflush Recordings. Nach Veröffent-lichungen auf den renommierten Labels Warp und !K7 ebnet ihm seine Freundschaft zu Travis Stewart (aka Machinedrum)

den Weg, welcher vergangenes Jahr als Teil des Duos Sepalcu-re ein Album bei Hotflush Recordings veröffentlicht hat. »Travis hat mich mit Paul Rose zusammengebracht. Ich kannte ihn bis dahin nicht direkt, aber ich war mir natürlich über seine Musik bewusst. Wir waren also gemeinsam Essen und die Idee, dass ich mein Album ›Majenta‹ auf seinem Label veröffentliche, kam dabei ganz spontan zustande.« Nachdem Jimmy Edgar in der Vergangenheit zeitweise in New York und London unterwegs gewesen war, verbringt er mittlerweile einen Großteil seiner Zeit in Berlin, um sich von der Stadt inspirieren zu lassen. Dies bedeutete für ihn, dass er sein Studio aufteilen und dabei ler-nen musste, ohne viele materielle Dinge oder feste Bindungen auszukommen. Das war für ihn aber auch ein Weg, seinem Ruf als elektronisches »Wunderkind« aus dem Weg zu gehen, der ihn seit seinen Anfängen bei Warp verfolgte: »Ich habe ver-sucht, einfach nicht darauf zu achten. Am Ende des Tages ist es doch nur eine Menge Hype. Und ich denke meine engsten Fans glauben es auch nicht.« Diese persönliche Neuorientierung zeigt sich nun auf der Single »This One’s For The Children«, der ersten Veröffentlichung seit zwei Jahren, in einer stilistischen Weiterentwicklung. »Ich habe die Funk und R’n’B-Einflüsse meiner bisherigen Alben nicht komplett aufgegeben. Aber ich fühlte den Drang, neue Richtungen zu erforschen. Meine Mu-sik trägt jetzt eine Art politische oder bewusstseinsverändernde Botschaft, fast schon spirituell.«

In diesem Wandel spiegelt sich auch seine Arbeit an Kurzfilmen und Videoclips wider, in denen er sich, inspiriert von Regisseuren wie Kenneth Anger oder David Lynch, intensiv mit mystischen und okkulten Themen auseinandergesetzt hat. »Das großarti-ge am Reisen und an guten Freunden in der Musik-Szene ist, dass die Menschen wirklich aufgeschlossen sind, wenn man mit einer positiven Einstellung auf sie zugeht«, fasst er seine Er-fahrungen zusammen. Mit der Veröffentlichung von »Majenta« und der nächsten Single von »Personality« im Mai haben Jimmy Edgar und Paul Rose ihren Blick jedenfalls klar auf die Zukunft gerichtet. –

Scuba – Personality, Hotflush, 2LP+CD 18.95 ¤, CD 9.95 ¤Jimmy Edgar – Majenta, Hotflush, 2LP 15.95 ¤, CD 12.95 ¤

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Es ist der Umgang mit ihrer Stimme, dieses Aufgehen in bedingungslosen Extremen, in ekstatische Höhen und

bodenlose Tiefen, was Soul zu Soul macht.

Die Veröffentlichungen von Amy Winehouse und alle ihren Erfolg säumenden und folgenden Platten haben Soul sowohl als Stil-richtung, v.a. aber als Gesangsstil, mehr denn je in den Main-stream gespült. Jenseits dieser, oft gerade auch wegen ihrer nostalgischen Referenzen erfolgreichen Künstler, gibt und gab es jedoch eine von eher klassischem Soul bishin zu Jazztroni-ca und Nu Jazz reichende vielfältige und kommerziell weniger bedeutende Szene der vergangenen Dekade, die sich diese soulful Vocals nicht zur historischen Referenz, sondern vielmehr als energetischen Ausgangspunkt musikalischen Schaffens ge-nommen hat. Eine Stimme, an der man in diesem vielfältigen Universum nicht vorbei kommt, ist Alice Russell.

Die britische Sängerin ist in den vergangenen zehn Jahren auf so vielfältigen, wie gleichsam prägenden Tracks zu hören ge-wesen, so dass sich beinahe die Frage stellt: Ist es die vage Verwurzlung im Jazz und Soul oder Alice Russell mit ihrer stets wiederzuerkennden Stimme und ihrem sehr eigenen Gesangs-stil, die eben jene Prägung ausmacht? Während die Sängerin selbst frei heraus sagt, dass ihr die Kollaborationen die Mög-lichkeit gegeben hätten, in einer enormen Vielfalt an Stilen zu arbeiten, stellt sie aber auch fest, dass der Drang einen Song, seien es ausgearbeitete Backing-Tracks oder noch rohes Ideen-Material, mit ihrer Stimme zu bearbeiten, zu formen, ebenso in-tendiert gewesen sei. In dieser kollaborativen Form der Arbeit,

die neben ihren beiden Soloplatten ihre bisherige musikalische Arbeit geprägt hat, habe sie, einer Bildhauerin gleich, versucht die Songs und Tracks zu bearbeiten und sich einzuverleiben. Mit »Under the Munka Moon« und »Under the Munka Moon II« hat Alice Russell folgerichtig zwei Alben veröffentlicht, die als Sammlungen ihrer Kollaborationen angelegt sind: Singles, Remixe, Neuinterpretationen. Insbesondere für das für viele das Original in den Schatten stellende Cover von »Seven Nation Army« der White Stripes mit Nostalgia77 ist sie auch fernab der Szene gefeiert worden. Alex Cowan (aka TM Juke) hat sich mit »My Favourite Letters« und »Pot Of Gold« der Produktion ihrer beiden Soloalben an-genommen. Es sind vor allem diese, die Alice Russells Qualitä-ten als Composerin, Texterin und Songwriterin herausarbeiten. Bei den Kollaborationen variiert der kompositorische Anteil und bleibt oft wenig nachvollziehbar, ist es hier doch oft der Groove, der der entscheidende Ausgangspunkt für den gemeinsamen Song ist. Auf ihren Soloalben hingegen zeigt sich eine lyrische-re Herangehensweise, die eine Nähe von Text und Gesang schafft, die ihr zwischen der enormen Fülle an Projekten nicht abhanden kommen möchte: »Mein nächstes Projekt wird wieder ein Soloprojekt sein. Ich möchte ab und an einfach gerne mit mir und meinen Texten alleine sein.«

Zunächst ist es aber die soeben erschienene Platte mit Quantic, mit dem sie bereits seit mehr als zehn Jahren immer wieder zu-sammengearbeitet hat, die ihr neue Aufmerksamkeit verschafft. Zum ersten Mal arbeitet sie darauf mit einem ihrer musikalischen Partner früherer Jahre für die Länge eines Albums zusammen, alles Songs enstanden in der kolumbianischen Wahlheimat des britischen Musikers und Produzenten. »Wir haben uns für einen sehr intensiven Monat in Kolumbien getroffen und alle Songs der Platte zusammen geschrieben. Es war eine sehr viel intuiiti-vere Arbeit als alles was wir zuvor gemacht haben.« Und auch wenn sie sich mit »Look Around The Corner« dank der kolum-bianischen Backingband The Combo Barbaro stilistisch wieder mehr im klassischen Soul verortet, bleiben die Ausflüge in Elect-ronica und Nu Jazz, in Kollaborationen wie zuletzt mit David Byr-ne und Fatboy Slim (»Men Will Do Anything«) fester Bestandteil ihrer Arbeit. Denn, was Alice Russell zeigt, ist, das der Umgang mit ihrer Stimme, dieses Aufgehen in bedingungslosen Extre-men, in ekstatische Höhen und bodenlose Tiefen, dass es das ist, was Soul zu Soul macht. Es sei für sie nicht wichtig, wie der musikalische Rahmen gesetzt sei, ob es sich um Elektro, Jazz oder Klassik handele. Aber eine Erfahrung zu verkörpern und zu vertonen, die es einem Gegenüber ermöglicht, diese Erfahrung nachzuempfinden, das sei die große Fazination und die zeitlose Bedeutung von Soul. Niemand hat dies bislang besser geschafft zu verkörpern als die Sängerin selbst. –

Quantic & Alice Russell – Look Around The Corner, Tru Thoughts, 2LP 16.95 ¤, CD 14.95 ¤

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–Text: Benjamin Mächler

Foto: Rober t Winter

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»Momentan kommen die MCs aus meiner Generation zurück und geben ihre Beiträge ab. Klar, die Zukunft gehört den Jungen,

aber man muss denen auf jeden Fall auch noch einmal zeigen, wo der Hase lang läuft!«

»Als ich ›Elmatic‹ im letzten Jahr hörte, dachte ich mir, Junge ist das geil! Da schafft es jemand DEN HipHop-Klassiker, gut 20 Jahre später noch einmal so schmackhaft zu machen, mit Quer-verweisen zum Original und dennoch mit persönlicher Note. Das wollte ich auch ausprobieren«, erklärt der Wahl-Kölner Aphroe die Idee zu seinem Release »90«, zehn seiner Alltime-Rap-Clas-sics ins Deutsche zu übertragen und dabei den Original-Stücken in Phonetik, Delivery und Flow zu entsprechen. »Zwischen Jungle Brothers, Rakim und CL Smooth liegen Welten, doch deren Al-ben haben mich alle bewegt, berührt und verändert. Eine ganze Dekade kann man nicht in zehn Songs packen, aber diese unter-schiedlichen Facetten wollte ich ganz einfach aufzeigen«, fügt er seine Beweggründe an. Während Elzhi mit der Kombo Will Ses-sions die Stücke komplett neu einspielte, nahm Aphroe von die-ser Herangehensweise Abstand. Durch seinen Umzug von Bo-chum nach Köln ist die Abstimmung mit der ihm nahe stehenden Liveband The Tailor Mades doch etwas schwieriger geworden. »Mein Arbeitsrhythmus ist bekanntermaßen nicht der schnellste und wenn ich jetzt mit Band rangegangen wäre, hätte es noch länger gedauert.« Neben alten Weggefährten wie Mr. Wiz, DJ Stylewarz oder Mirko Machine geht ein Großteil der Beats auf das Konto von PH7, den Aphroe vor mehreren Jahren bei den Stieber Twins in Heidelberg kennenlernte. Dass überraschender-weise kein MPM-Labelmate an »90« beteiligt ist, ist schlicht und einfach der guten Chemie zwischen MC und Hauptproduzenten geschuldet. »Wir waren wieder bei Martin Stieber und da ist die Idee im Prinzip geboren. PH7 war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, er ist ein guter Dude, fähig und schnell. Wir haben uns gegenseitig angespornt und so waren am ersten Wochenende schon drei Songs im Kasten.« Beflügelt von der breiten Zustim-mung enger Vertrauter und dem immensen Spaß beim Erstellen der Remakes, nahm die Idee rasch konkretere Formen an. »Das ganze hat so viel Laune gemacht, dass ich die Texte viel schnel-ler runter schreiben konnte. Klar ist man zwangsreimgebunden, aber ich war irgendwie schneller zufrieden.« Einziger Wermuts-

tropfen: fast zeitgleich kamen die beiden Österreicher Flip und Average auf die ähnliche Idee, US-Rap-Klassiker ins Deutsche zu übertragen. Dabei hatte Aphroe mehr als die Hälfte des Albums fertig als er die Videos der beiden Ösis sah. »Ich war zunächst geknickt, weil ich dachte: ›Warste doch nicht schnell genug mit der Idee.‹ Dann wurde jedoch schnell klar, dass sich die Herangehensweise der Jungs von unserer unterschied und sie andere Tracks auswählten. Mit Flip konnte ich auch darüber sprechen und am Ende ist alles cool!«

Wäre ein solches Projekt vor zehn Jahren aufgrund des Respekts und der zeitlichen Nähe zu den auserwählten Meisterstücken noch undenkbar gewesen, so scheint die Gegenwart bereit für »90«. Künstler wie Hiob oder Dilemma haben mit ihren tradi-tionalistischen Soundentwürfen zum einen eine eigene Nische geschaffen und zum anderen ist Aphroe gespannt auf die Reak-tionen der jüngsten Rap-Hörerschaft, die zu Zeiten von »Illma-tic« oder »The Low End Theory« noch im Sandkasten buddelte. Als Ewiggestriger will man sich jedoch nicht verstanden fühlen, es sei ganz einfach ein Extraprojekt, das man der alten Zeit und den eigenen Anfangstagen in der hiesigen HipHop-Szene schulde. Auf dem eigentlichen Album soll das Kolorit der Neun-ziger dann auch wieder abgestreift werden. Apropos, wie steht es nun eigentlich um das »Kavaliersdelikt«? »Aktuell bin ich ein-fach froh wieder dabei zu sein und Releases am Start zu haben, ganz gleich ob Songs oder Alben. Das Album ist definitiv in der Mache, wird aber noch eine Weile dauern. Zuviel möchte ich nicht verraten, meine MPM-Kollegen werden Beats beisteuern und in Heidelberg war ich ja auch nicht einfach so. Momen-tan kommen die MCs aus meiner Generation zurück und geben ihre Beiträge ab. Klar, die Zukunft gehört den Jungen, aber man muss denen auf jeden Fall auch noch einmal zeigen, wo der Hase lang läuft!« –

Aphroe – 90, Melting Pot, LP 15.95 ¤, CD 15.95 ¤

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Page 50: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

»In meinem Kopf sieht alles, was ich mache, aus als wäre es unter Wasser.«

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–Text: Phi l ipp Kunze

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Nichts muss, alles kann. Diese Philosophie scheint Valentin Stips Musik zu Grunde zu liegen. »Ich lasse mich leben«, antwortet er auf die Frage, wie er sich zu seinen Songs inspiriert. Abstrakt klingt das, stößt beinahe als abgedroschen auf und macht im Bezug auf Valentin Stip doch so viel Sinn. Denn in seiner Musik ist alles »lassen«, nichts ist »müssen«. Valentin Stip »lässt« sich leben, seine Songs »lässt« er wachsen.

Auf die Welt kommt der Musiker in Paris. Dort lernt er Klavier spielen und erhält eine klassische Musikausbildung. Es passt zu der Eingangspassage, dass er damit bricht: Zu rigide ist der Lehrplan, es ist zu viel »müssen« im Spiel. Er selbst sagt, dass der Bruch mit der klassischen Musik sich wie eine Emanzipation an-gefühlt habe. Danach ergaben sich neue musikalischen Einflüsse wie von selbst; in anderen Teilen Europas kommt er in Kontakt mit elektronischer Musik, in New York City saugt er auf Konzertbe-suchen in der Carnegie Hall neue Stilrichtungen auf. »New York war wohl mein wirklicher musikalischer Erzieher«, sagt Valentin Stip. Doch auch die elektronsiche Musik fühlt sich schnell an, wie ein Korsett. Nur Elektronik ist ihm immer noch zu eng, zu eingrenzbar. Bald empfindet er - trotz seiner betonten Liebe zu elektronischer Musik - eine »Langeweile«. Inzwischen wohnt Valentin Stip in Montréal, Kanada. Das alles klingt nach der musikalischen Karriere eines inzwischen 40-Jäh-rigen - der gebürtige Pariser ist erst 20 und studiert Deutsche Philosophie. Seinen Sound gefunden hat er noch nicht, aber das will er auch gar nicht. Als »ein Spiel zwischen ihm und Emoti-onen«, die er im Alltag wahrnimmt, beschreibt er seine Musik. Welche Art Musik also macht dieser junge Mensch? Klar, die Syntheziser sind von elektronischen Genres beeinflusst. Das Kla-vierspiel beherrscht er aus seiner klassischen Musikausbildung in Paris. Die Soundflächen, in denen es rauscht, gluckert und zirpt, bilden einen Raum. Dieser scheint ohne Fundament in der Luft zu schweben - nennen wir es »Ambient«. Die Versatzstücke lassen

sich zuordnen, das Gesamtstück zerfließt, aber in die Unidenti-fizierbarkeit. »In meinem Kopf sieht alles, was ich mache, aus als wäre es unter Wasser. Und wenn ich an einer Passage arbeite, versuche ich alles so flüssig und weich wie möglich zu machen«, erklärt er. Nein, den Klang einem Genre zuweisen, kann er nicht. Aber »wenn meine Musik ein Gemälde wäre, dann vielleicht ei-nes von Monets Lilien«.

Vergleichbar ist seine Musik am ehesten mit der seines Vorge-setzten bei Clown & Sunset: Nicolas Jaar. Die Atmosphäre ist bei beiden eine Mischung aus der Ästhetik eines Film-Noir-Sound-tracks und dem Verlangen nach Romantik eines lebhaften Früh-Zwanzigers. Dennoch ist Valentin Stips Musik anders: Die Vocals sind zerstückelter, dürfen über den Song huschen, wie es ihnen gerade einfällt. Eine Einteilung in Strophe und Refrain ist kaum auszumachen - den poppigen Moment, wie man ihn von Nicolas Jaar kennt, den gibt es bei Valentin Stip nicht. Er scheint seinen Songs Eigenleben einzuhauchen; »lässt« sie sich selbst entfalten. So entstehen in einem Stück scheinbar beliebige Steigerungsmo-mente und Spannungsbögen. Die folgen nicht gerade Aristote-les‘ Dramatheorie; sie flachen ab und bauschen wieder auf, wo es gerade passt. Das beeindruckende Beispiel dafür ist »Gravels (I+II)« auf seiner im letzten Jahr erschienenen »Anytime Will Do EP« . Diese zwei Songs müssen zwischen blauen Rauchschwaden enstanden sein; auf einem abgeranzten Sofa, auf einem Mac Book zwischen leeren Rotweingläßern. Derzeit arbeitet Valentin Stip an einem neuen Projekt: Pavla + Noura ist die Zusammen-arbeit zwischen ihm und seinem Freund Paul Sara. Damit will er »endgültig sogar das Format eines Songs vergessen und tief in introspektive Gegenden vordringen«. Das gelänge besser zu zweit, weil sie sich so gegenseitig die Illusionen nehmen könnten, bis die Grenzen tatsächlich erreicht sind. –

Valentine Stip – Anytime Will Do EP, Clown & Sunset, 12 Inch 7.95 ¤

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–Text: E i leen Seifer t

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»Die Songs spannen einen sehr viel weiteren Bogen. ›Teen Dream‹ zeigt ein Bild, das sehr klein und detailliert ist, die neuen Songs hingegen zeigen ein sehr viel größeres Bild,

ein komplexeres, das auch sehr viel mehr erzählt«

Das Panorama leitet sich von den griechischen Wörtern pan (von pas – alles, ganz) und horama (sehen) ab und meint einen Blick unverstellter Sicht über Landschaft und Horizont. Als Vic-toria Legrand und Alex Scally vor zwei Jahren ihre Platte »Teen Dream« veröffentlichten, war da etwas, dass diese von ihren Vorgängeralben unterschied; ein Sound, den das Duo aus Bal-timore, Maryland als notwendige Dringlichkeit mit den Adjekti-ven »giant, crystalline and panoramic« bezeichnete. Klangliche Landschaft also, die nicht ins unscharfe Lo-fi-Dreampop-Raster passen wollte, dahingegen Klarheit, Diversität und Breite, bei Befreiung von akustischem Ballast, anpeilte. Auch auf ihrem neuen Album »Bloom« wird jenes Sound-Wollen mit bekannt mi-nimalen Mitteln verfolgt, die synonym für die Band stehen: die leiernde Orgel, Slide-Gitarre, Keyboard und Vintage-Drum-Ma-chines für eine gehörige Portion loneliness. Die unverkennbarste Zutat bleibt jedoch eine rausamtige, stets belegte Stimme der französisch-stämmigen Legrand, welche sowieso schon froh-lockende Songs knietief in den Sog treibt. Eindringlich ist das Timbre und selbst in hohen Lagen nie lieblich - allerhöchstens bitter-sweet. Eben stets einen Tick im Dunklen. Melancholisches Herbstlaub statt zart grüner Keime, Erde unter blau-grauem Himmel. »Bloom« markiert für die beiden Musiker ein intensive-res Klangbild, in Höhe und v.a. Breite gewachsen. »Die Songs spannen einen sehr viel weiteren Bogen. ›Teen Dream‹ zeigt ein Bild, das sehr klein und detailliert ist, die neuen Songs hingegen zeigen ein sehr viel größeres Bild, ein komplexeres, das auch sehr viel mehr erzählt«, erklärt ein charmant spröder Alex Scally im Interview hinter Hotelfenstern.

Im fantastischen Opener und Pre-Release »Myth«, das mit einem Beach House-eigenen Gitarren-Arpeggio einsetzt, heißt es so: »If you built yourself a myth, you'd know just what to give./ What comes after this./ Momentary bliss./ The consequence of what you do to me.« Alles, was geschieht, hat mindestens zwei Seiten. Auch ist der Track Einleitung der Narration, die er – gleich einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung – schon benennt: »Es gibt auf diesem Track ein großes Gefühl von Hoffnung. Deswegen ist

es auch der erste Song, weil das Album DER MYTHOS ist. Das zeigt, was wir für euch erdacht haben. Es ist wie die Schwing-tür, die ins Album führt«, so Alex. Und Victoria fügt hinzu: »Es beginnt sehr erklärend. Es wird zunächst zu etwas und mäan-dert dann zwischen eher abstrakten Bildern. Es ist eher eine Beschreibung eines Bildes durch Negation und eben nicht wort-wörtlich.« Legrand und Scally sind reflektiert, ohne intellektuell angestrengt zu wirken. Eher ist da diese bestechende Gelassen-heit gepaart mit einem ehrlichen Ringen um Substanz, die das Duo auszumachen scheint. Beinahe nichts finden sie schlimmer als (musikalische) Gemeinplätze und Zuschreibungen, weil sie die Erfahrungen des Einzelnen schlichtweg limitieren. Legrand, die sich im Zweiergefüge als konzeptionellen Part – gegenüber dem technisch basierten Tüftler Scally – versteht, gestikuliert mit ringbesetzten Händen (da blitzt der goldene Pferdekopf), während sie wesenhaft intuitiv über intuitive Prozesse spricht: »Die Texte sprechen über verschiedene Instinkte. Diese Instinkte sind miteinander verflochten. Und in diesem Gefühl kann das eine oder andere vorkommen. Diese Gefühle sitzen so tief. Es ist nicht so, dass ich ein Thema wähle, ich möchte viele Dinge gleichzeitig zum Ausdruck bringen. Auf diese Art kann der Hörer es von verschiedenen Seiten betrachten und das finden, was ihn anspricht.« Da ist also kaum ein initiiertes Thema, und wenn doch, dann wird dieses erst außerhalb, im rationalen Nachhi-nein benannt. »Bloom« trägt eine Offenheit und intensiv schil-lernde Momenthaftigkeit schon im Titel. Die (Lebens-)Blüte, der eben auch das Vergehen derselben immanent ist. Wenn Beach House Vergänglichkeit besingen, dann, weil die Lust am Leben diesen Teil natürlicherweise einschließt. Ehrlichkeit, unverstellte Gefühle, Kontakt zu Sicht- und Fühlbarem, ein unabdingbares Maß an Abstraktion eingeschlossen, sind die Koordinaten des Beach House-Kosmos. Die Türen dorthin stehen weit offen. Und die »singular unified vision of the world« ist so kein doktrinäres Maß, sondern etwas, das im sublimen Panoramablick des Sub-jektiven eben erst aufzugehen vermag. –

Beach House – Bloom, Bella Union, 2LP 19.95 ¤, CD 14.95 ¤

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Supremebeing − Glee Women Playsuit, 79.95 ¤Carhartt − Oceanic T-Shirt, 44.95 ¤

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Stüssy − Oliver Stripe Crew T-Shirt, 49.95 ¤Vans − Damone Shades, 14.95 ¤

Fjällräven − Kånken Mini Backpack, 39.95 ¤

New Balance − U420UD, 84.95 ¤

Wemoto − Asha Shorts, 49.95 ¤Cleptomanicx − Seagull Belt, 19.95 ¤

Iriedaily − Dog D

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bray Jacket, 99.95 ¤

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Page 56: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

Coloud − C

olors Series Blue Headphones, 34.95 ¤

Cleptomanicx − Woven Scarf Jersey, 29.95 ¤

The Quiet Life − C

louds 5-Panel Cap, 34.95 ¤

Nixon − Tim

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bray Snapback Volley Cap, 44.95 ¤

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Vans − Authentic Lo Pro (W

oven Stripe), 64.95 ¤

Wemoto − Simple Cardigen, 44.95 ¤

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Page 58: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

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Ucon A

crobatics − Minotauro T-Shirt, 34.95 ¤

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onday − Five Shorts, 49.95 ¤

Converse − C

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ikita − Detroit Jeans, 79.95 ¤

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adidas − Field Jacket, 134.95 ¤ | Stüssy − O

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T-Shirt, 49.95 ¤ | Lee 101 − Z Jeans, 179.95 ¤

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riginals − Valley Lo FDT, 99.95 ¤

adidas − Stripe T-Shirt, 44.95 ¤ | adidas − C

onductor Fit Jeans, 99.95 ¤ | adidas − Pro C

onference 2.0, 69.95 ¤

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Page 60: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

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Page 61: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

Stüssy − Cham

bray Shirt, 79.95 ¤

Carhartt − C

argo Bermuda Shorts C

olumbia, 79.95 ¤

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riginals − Valley FDT, 109.95 ¤

Stüssy − Depot Jacket, 149.95 ¤

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emade Backpack, 99.95 ¤

| Supremebeing − Row

Cut &

Sew T-Shirt, 49.95 ¤

Cheap M

onday − Ankle C

hino, 49.95 ¤ | N

ikita − Frappocino Tank, 39.95 ¤

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Page 62: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

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Brixton − Gain H

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Page 64: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

–B r a n – dN – e wS w o o s h – e s

Nike – Air Max 1–139.95 ¤

Nike – Blazer High Premium Retro–99.95 ¤

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Nike – Huarache Free Bball 2012 QS–129.95 ¤

Nike – Blazer High Premium Retro–99.95 ¤

Nike – Vandal High Supreme VNTG–99.95 ¤

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Page 66: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

–N W i t – h A t t i t u d – e s

New Balance – M576KGS–119.95 ¤

New Balance – M577NG–119.95 ¤

New Balance – M1500GBT–129.95 ¤

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Page 67: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

Adidas − ZX 8000, 129.95 ¤

–C o m e R u n – n i n g

Adidas − Adistar Racer, 89.95 ¤

Onitsuka Tiger − California 78 OG VIN, 89.95 ¤

New Balance − U420UG, 84.95 ¤

Nike − Air Max 1, 139.95 ¤

Nike − Air Max 1, 139.95 ¤

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Page 68: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

–K i n k yL o – a f e r s

Vans – Era Gold Coast–69.95 ¤

Vans – LPE Dressed Up–64.95 ¤

Vans – Zapato Del Barco–74.95 ¤

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Page 69: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

–L o – o s e &E a s i l – y

Ransom by adidas Originals − Curb FDT, 89.95 ¤

Vans − Chukka Decon CA, 89.95 ¤

Clae − Strayhorn, 94.95 ¤

Vans − Era Matte Leather, 79.95 ¤

Adidas − Chord Hi, 109.95 ¤

Clae − Ellington Canvas, 79.95 ¤

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Page 70: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

–S t r i – p e – s H – o n o u r

Adidas – Chord Lo–99.95 ¤

Adidas – Decade OG Mid–119.95 ¤

Adidas – Decade OG Mid–119.95 ¤

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Page 71: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

Adidas – Adistar Racer–89.95 ¤

Adidas – Handball 5 Plug–109.95 ¤

Adidas – ZX 8000–129.95 ¤

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Page 72: hhv.de mag Nr. 1 - Frühling/Sommer 2012

»Sucht man nach dem Erfolgsrezept von hhv.de, so findet man dieses sicherlich in der über die Jahre erhaltenden

Leidenschaft und Liebe für die Sache.«

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Es wurde uns von einer Zeit berichtet, die man durchaus als rückständig betrachten kann. Das Klonen von Schafen war noch eine Riesensache. Der Euro träumte noch den Schlaf des Nichtexistenten. Berlin-Friedrichshain war noch nicht gentrifi-ziert. Ein Mobiltelefon war ein kiloschwerer Knochen mit einer Batterie von der Größe eines Benzinkanisters. Freundschaften wurden noch von Angesicht zu Angesicht gepflegt. Und das In-ternet, ja, das war ein weitgehend unerschlossener Raum. Es war also eine Zeit, in der das Weltwissen noch in meterlangen Lexikonreihen in massiven Schrankwänden schlummerte und die seltene HipHop-Schallplatte eben nicht nur einen Mouse- klick weit entfernt zu finden war. In dieser wüsten Szenerie fand sich Ende der 1990er Jahre Thomas Ulrich wieder. Tom und sein Freundeskreis beschäftigten sich am liebsten mit Schallplatten. Sie hörten und sammelten und liebten sie. Das Sammeln und der Tausch wurde allmählich zur Passion und schließlich ein Ge-schäft. Hip Hop aus den USA, abseits des Mainstreams, war schwer, auf Vinyl nur sehr schwer, zu bekommen. Schon gar nicht zu einem fairen Preis. Die Idee, das zu ändern, war der Kick Off von dem, was heute hhv.de ist.

Die Anfänge: »Learning By Doing«Kurze Zeit später wurde Tom zum Phantom. Von Partys ver-schwand er spurlos, mitten in der Nacht, um Angebote aus den an Popularität zunehmenden Online-Auktionshäusern abpassen zu können. Das Vinyl wurde fortan also auch aus Übersee he-rangeschafft. Im Jahre 2002 wurde dann unter der URL www.hiphopvinyl.de eine Homepage aufgesetzt, von der aus seine Errungenschaften auf Vinyl auf Excel-Listen eingesehen und bestellt werden konnten. Ein Gewerbe wurde angemeldet und von nun an verließen Pakete das Berliner Lager in die gesamte Bundesrepublik. Es folgten sogleich erste Mitarbeiter, die aus dem Freundeskreis und aus dem Zirkel der Stammkunden rek-rutiert wurden. Besonderes Steckenpferd war der Vertrieb von »Underground Hip-Hop« aus den USA. Respektierten Künstlern wie den Living Legends, oder den Hieroglyphics, sowie Platten-labels wie Rhymesayers Entertainment oder Stones Throw wur-de die Möglichkeit gegeben hierzulande mehr Beachtung zu erlangen. Anfang 2003 wurde in der Niederbarnimstraße 4 in Berlin-Friedrichshain der erste Shop eröffnet, der als regulärer Plattenladen mit größeren Lagermöglichkeiten diente, über den aber nun auch vermehrt Online-Geschäfte abgewickelt wurden. Schritt für Schritt entwickelte man sich weiter. Die anfänglichen Excel-Listen wichen mit der Zeit professionelleren Datenbanken. Und aus mancher Not machte man eine Tugend. Entscheidun-gen wurden basisdemokratisch mit der gesamten Belegschaft gefällt und so ging es gemeinsam Schritt für Schritt weiter. »Wir haben immer aufgepasst, dass der Shop nicht zu schnell wächst«, erinnert sich Tom. Auch die Promotion und Werbung fand noch in kleinem Rahmen statt. So verteilten die Mitarbeiter fleißig Flyer für den Shop auf allen relevanten Konzerten der Hauptstadt, während Tom die Merchandisestände leer kaufte. So begann man mit den erworbenen Band-Shirts nebenbei auch Klamotten anzubieten. Hinsichtlich des Marketings sollte sich das Internet jedoch bald darauf als Selbstläufer ganz anderer Größenordnung erweisen.

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Der Geschmack der Mitarbeiter wurde mit den Jahren breiter und breiter. Das spiegelte sich dann auch im Angebot wider.

Was’ der Handel?Auf dem Splash! Festival 2003 bekam das Team erstmals die größeren Ausmaße ihres Handel(n)s hautnah zu spüren. Die mitgebrachte Ware, die an einem kleinen provisorischen Plat-tenstand angeboten wurde, verkaufte sich innerhalb des ersten Tages restlos, so dass noch in der gleichen Nacht Nachschub aus dem Berliner Lager an den Chemnitzer Stausee geordert werden musste. Kurze Zeit später kam die Idee auf, das Angebot, bestehend aus Rap-Musik, um Soul- und Funk-Platten zu erweitern. Wie sooft in der Geschichte der Firma war auch diese Entwicklung weniger kalkuliert als vielmehr durch das eigene Interesse gelei- tet. Der Musikgeschmack der Mitarbeiter wurde einfach mit den Jahren breiter und breiter. Das spiegelte sich jetzt im Angebot wider. Mehr und mehr Genres fanden Einzug ins Repertoire. Die Auswahlkriterien waren fortan nicht mehr getragen von einem Stil, sondern zunehmend bestimmt durch Qualität. Mit dem stetig wachsenden Inventar an Vinyl und dem zunehmenden Absatz von Bandmerch ging zugleich ein Paradigmenwechsel einher: Aus dem anfänglichen »Kiez-Ding« wurde eine über- regionale Größe.

Daneben eröffnete sich hhv.de Ende 2003 eine weitere Bühne, um seine Leidenschaft für gute Musik auszuleben. Die Veröffent-lichung des Tapes »Funkfurter Tor«, der dem Betrieb nahestehen-den HipHop-Formation Pilskills war ein erster zaghafter Gehver-such als Plattenlabel. Diese Idee wurde mit der Integration des Labels Project: Mooncircle in das Firmengeflecht konkretisiert. Schon bald folgte der zweite Release eines Tonträgers. Die auf 500 Stück limitierte 7“ »Phuk die Beeatch/Sonnenzchein« von Taktlo$$ war innerhalb von zwei Wochen restlos ausverkauft. In-zwischen sind mehr als 150 Releases erschienen, von Künstlern wie Luckyiam.PSC, Planet Asia, Subtitle, Braille, Grouch Kan-kick oder Bored Stiff. Auch zu dieser Zeit, ein wenig später vielleicht, erschien der erste Katalog in gedruckter Form. Im Copyshop um die Ecke in Schwarz-weiß vervielfältigt und mit einer Heftklammer getackert, ging dieser an die Kunden. Innerhalb weniger Tage war der Ka-talog vergriffen und die Ausgabe musste nachgedruckt werden. Aber man kannte den Weg zum Kopierladen ja inzwischen. Doch schon mit der nächsten Ausgabe war vom »Do-it-yourself-Look« des ersten Kataloges nicht mehr viel übrig geblieben. Im Stile eines Magazins bereicherte man den Warenkatalog um journa-listische Inhalte und konnte abermals zeigen, welches Wissen und Passion im Team von hhv.de schlummerte. Besonders in der deutschen Hip Hop-Landschaft erweist sich das Magazin schnell als feste Institution und liefert Beiträge von einigen der renommiertesten Autoren des Landes. Einmal musste die Aus-

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lieferung des Magalogs (Hybrid aus Magazin und Katalog) auf sich warten lassen, weil das Plattenlabel Royal Bunker eine An-zeige mit rauchenden Kindern geschaltet hatte, die mit den ethi-schen Grundsätzen der Druckerei nicht in Einklang zu bringen war. Man selbst schaltete inzwischen auch Anzeigen in einschlä-gigen Magazinen, wodurch der Bekanntheitsgrad noch einmal gesteigert werden konnte. Die Konsequenz war, dass die Lager-fläche in der Niederbarnimstraße nicht mehr ausreichte. Bereits im Sommer 2004 folgte der Umzug in die Grünbergerstraße, wo sich auch heute noch das Hauptquartier von hhv.de befindet.

Expansion durch FacettenreichtumNun machte man sich an die Details und das nicht ohne Akri-bie. Für die angebotenen Tonträger wurden ab diesem Zeitpunkt die Plattencover eingescannt, durch wissenswerte Infos ergänzt und mit kurzen Hörproben versehen. Ganze Maschinen wurden extra für diesen Vorgang erfunden. Kein Scherz! Und schließlich wurde zur Darstellung der Produkte ein Fotostudio eingerichtet. So setzt sich Baustein für Baustein zusammen. Der Shop wurde größer und mit ihm wuchs die Belegschaft, die längst nicht mehr nur aus den Freundeszirkeln gewonnen wird.Im Sommer 2008 wurde mit der Eröffnung des Selected Stores in der Revalerstraße, unweit der Lager- und Verwaltungsräum-lichkeiten, ein weiteres größeres Puzzlestück gelegt. Hier wird eine feine Auswahl des Gesamtsortiments des Online-Shops angeboten. Parallel in der Entwicklung stieg auch die Bedeu-tung von Bekleidung im Angebot des Mailorders. Auch in musi-kalischer Sicht beruft sich der Betrieb schon lange nicht mehr nur ausschließlich auf die einst namengebende Hip Hop-Kultur und deren musikalischen Väter. Heute findet sich im Shop ein zeitgemäßes Angebot aller Arten von Musik, die zugleich die bunte Diversität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reflek-tiert. Passend dazu kam im März 2011 mit dem hhv.de mag ein Online-Magazin dazu, das der Vielseitigkeit des Shops eine ex-emplarische Klammer gibt. Täglich mit News, Reviews, Events, Berichten, Interviews und Kolumnen aktualisiert wird hier eine Übersicht über relevante Trends und Ereignisse gegeben. Ein Teil der Inhalte wird auch in englischer Sprache wiedergegeben. Eine Entwicklung, die auch im Online-Shop praktiziert wird und auf die steigende globale Nachfrage reagiert. Ende des letz-ten Jahres wurde dann auch noch der erste Schritt in die Sport-branche vollzogen: als Trikot-Sponsor des Berlin-Friedrichshainer Basketballteams Freibeuter e.V.

An die Zukunft denkenIn diesem Jahr steht also das zehnjährige Bestehen an und das will man im Hause hhv.de gebührend feiern. Da wäre zum ei-nen die große Jubiläumsfeier am 27.7. im Cassiopeia in Berlin-Friedrichshain, zu der parallel zum vierten Mal die Diggin' Days stattfinden werden. (für Details siehe S.14) Außerdem erscheint eine exklusive zehnteilige 7"-Reihe, die in Zusammenarbeit mit Labels wie Stones Throw, Rhymesayers Entertainment oder Tru Thoughts veröffentlicht wird.Sucht man nach dem Erfolgsrezept von hhv.de, so findet man dieses in der über die Jahre erhaltenden Leidenschaft und Liebe für die Sache. Wer hinter hhv.de ein »Imperium« vermutet, muss enttäuscht werden, denn hier arbeiten ganz normale Menschen. Ihrem geliebten Friedrichshainer Kiez blieben sie treu. Zur Arbeit radeln sie mit dem Fahrrad und viele von ihnen hat man auch schon einen Kinderwagen schieben sehen. Hier plant man für die Zukunft – und das alles auf ganz natürliche Weise. –

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ersten Track des Albums. Das ist ein Mann, der versucht seinen eigenen Standards gerecht zu werden. Klar, »It's All Over (But the Crying)« ist dann wieder eine ganz andere Geschichte. Wir haben gute und schlechte Beziehungen und wir haben versucht dieses ganze Spektrum zu thematisieren. Es ist eine Realität und das Album erzählt davon, was wirklich passiert da draußen im Leben. Es gibt viele Abschiede, aber es gibt auch Freude auf dem Album, z.B. im Rolling-Stone-Cover »Moonlight Mile«. Ich denke, es ist eine sehr bunte Platte geworden. Und jeder wird von etwas anderem ergriffen.

»Wish You Were Here« war für mich schnell der Höhepunkt der Platte…Lee Fields: ... das ist auch einer meiner liebsten Songs. Er han-delt von einem verstorbenen geliebten Menschen aber zugleich von der verlorenen Liebe in einer Beziehung. Ich glaube darum ging es. Nicht zu detailliert zu werden, so dass Menschen sich mit den Songs assoziieren können. Ich finde Leon (Michaels) und Jeff (Silverman) haben einen wirklich großartigen Job ge-macht, indem sie diese Richtung der Platte vorgeschlagen ha-ben - es geht um pure, unverfälschte menschliche Gefühle.

Du machst seit Jahrzehnten Soul aber v.a. seit deiner letzten Platte »My World« interessieren sich so viele Leute wie noch nie für Soul. Und du selbst sagst, dass diese Zeit zu den in-tensivsten Zeiten deines kreativen Lebens gehört. Sind das glückliche Umstände?Lee Fields: Ich werde als Soul-Sänger bezeichnet und ja, das ist auch meine eigene Identität. Soul bedeutet für mich mit spirit zu singen. Wenn ich singe, versuche ich in mich zu gehen und den Gefühlen zu lauschen, die das Wort formen, dass ich dann spreche. Ich versuche die Gefühle zu formen und nachzubilden wie der große James Joyce. Er hat versucht an Orte zu gehen, an denen es keine Worte mehr gibt. Ich suche in mir und versuche das Wort zu fühlen, nicht nur das Wort, aber das Gefühl an sich einzufangen. Erst dann kann ich es sagen, so das du weißt, dass Gefühle in ihm stecken, in jedem einzelnen Satz. Also, darum geht es mir und nicht nur darum, in einer bestimmten Songstruk-tur oder einem bestimmten Stil zu singen. Wenn ich also »Wish You Were Here« singe, dann meinte ich das wirklich so wie ich es singe. In dem Song geht es um die Hoffnung, dass jemand wiederkehrt, wenn du doch eigentlich schon weißt, dass das

Lee Fields, der Große unter den Unbekannten des Souls, ist so alt wie der Soul selbst. Seit seiner ersten Veröffentlichung Ende der 1960er Jahre sind 43 Jahre vergangen. Fast ein hal-bes Jahrhundert, das ihn von Kollaborationen mit Legenden wie Kool and the Gang und Sammy Gordon über Funk á la James Brown und Lo-Fi Blues bis hin zu den elektronischen Ausflügen mit House-Produzent Martin Solveig führte. Seit seiner letzten Platte veröffentlicht der Sänger aus North Carolina bei Truth & Soul, dem Brooklyner Label, das maßgeblich zum neu er-wachten Interesse an Soul beigetragen hat. Lee Fields' 2009 erschienenes »My World« und das soeben erschienene »Faithful Man« mögen stilistisch klassische Soul-Platten sein, nur ist, auch wenn das Soul-Revival ihm späte Aufmerksamkeit beschert hat, Zeitgenossentum der wahrscheinlich uninteressantere Aspekt an diesem Ausnahmesänger und seiner Musik. Im Gegensatz zu den großen Stimmen des Souls, bei denen die Integrität der Stimme zuweilen eine glatte Oberfläche schafft, die häufig mehr den Soul als Stil und spezifischen Sound zitiert, geht es bei Lee Fields um die Suche nach einem Ausdruck in der Stimme, der Soul als eine Art des Singens definiert, bei der die Musik zwar den Rahmen liefert, es diesen aber noch zu Füllen gilt. So ist das, was Lee Fields zu einem großen Sänger macht, nicht der gestalterische Rahmen (der seit 2009 von der Hausband von Truth & Soul, The Expressions, geliefert wird) und auch nicht die handwerklichen Mittel. Es ist vielmehr dieser unbedingte Aus-druck, dieser sehnsuchtsvolle Schmerz und grenzgängerische Gesang, der sich auch über die eigenen physischen Grenzen hinweg bewegt um das Innen nach außen zu kehren, auch wenn es unmöglich, unsagbar scheint. Noch nie hat er das besser un-ter Beweis gestellt, als auf »Faithful Man«. Wir sprachen mit ihm über die Suche nach Worten, den Soul und einen späten Höhe-punkt seiner langen Karriere.

»Faithful Man« scheint ein Album der Abschiede und Tren-nungen zu sein, von »Still Hanging On« bis »It's All Over (But the Crying)« ist es durchzogen von dieser bittersüßen Ver-zweiflung.Lee Fields: Es ist eine Kombination aus allen möglichen Ge-fühlen, die ein Mensch in Beziehungen hat. »You're The Kind Of Girl« erzählt ja z.B. von der unglaublichen Zuneigung, die man für einen Menschen empfinden kann, davon, jemandem zu sagen, wie wundervoll er ist. Oder nimm »Faithful Man«, den

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Du hast dich für »Faithful Man« beim Songwriting sehr zu-rückgenommen...Lee Fields: Ich hatte bei einigen Songs die Finger mit im Spiel, v.a. bei »You're The Kind Of Girl« und bei »It's All Over But The Crying«, aber habe mich ansonsten zurückgenommen. Leon (Mi-chaels) und Jeff (Silverman) hatten die meisten Songs dabei. Das Album basiert also auf Songwritern und Musikern aus dem Umfeld von Truth & Soul. Und ich bin sehr froh darum. Weißt du, manchmal ist es gut und wichtig sich anzuhören, was andere zu sagen zu haben. Das wollte ich diesmal machen: Die anderen sprechen lassen.

The Expressions, die Hausband von Truth & Soul, die dich schon auf My Way unterstützt hat, gibt den Songs solch einen klaren Rahmen, einen dermaßen präzisen Sound, dass du darin alle Freiheiten mit deiner Stimme zu haben scheinst…Lee Fields: ...ich hätte es nicht besser sagen können. Das ist eine perfekte Beschreibung unserer Zusammenarbeit. Ich hätte es so gesagt, aber mir fehlten die Worte dafür (lacht). Ich bin sehr stolz auf diese Platte, ich bin auf der einen Seite aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten, auf der anderen Seite stolz wie Eltern auf ihre Kinder. Die Songs sind meine Kinder ...

Wie schaffst du es bei den Aufnahmen diese Atmosphäre zu kreieren, die doch eigentlich nur live herzustellen ist.Lee Fields: Ja, das funktioniert, weil wir im Studio im Prinzip die gleiche Situation wie bei einem Konzert haben, ohne das Publikum wohlgemerkt. Aber alle Musiker, die im Studio mit ein-gespielt haben, werden auch live dabei sein, das heißt es wird in jedem Fall genauso gut oder noch besser (lacht)

Was verändert sich durch das Publikum?Lee Fields: Bei einem Konzert werden immer Schwingungen aus-getauscht. Der Künstler füttert das Publikum und das Publikum den Künstler, es ist dieser Kreislauf, der da entsteht. Und wenn wir es schaffen, dass das Publikum etwas von dem fühlt, was wir fühlen und wir ihre Herzen erwärmen können und sie rausgehen und sagen: »Mann, war das nicht gut?« dann wird ein Traum für mich wahr. –

Lee Fields – Faithful Man, Truth & Soul, LP 15.95 ¤, CD 15.95 ¤

nicht passieren wird. Und dann geht es darum, das was dir der Mensch in deinem Leben gegeben hat, zu genießen. Tief in mir kann ich z.B. noch immer das Gesicht meiner verstorbenen Eltern sehen und von anderen Menschen, die ich geliebt habe. Ich kann sie fast berühren, so real ist das. Es sitzt so tief, dass ich es nie vergessen werde. Ich hoffe, dass die Menschen das beim Hören meiner Musik verstehen.

Es scheint ein Missverständnis zu geben, wenn es um den Begriff »Soul« geht. Die meisten beziehen ihn nur auf eine bestimmten musikalischen Stil, auf einen bestimmten Sound, während das, was du beschreibst ja eigentlich jede Art von Musik sein könnte...Lee Fields: Ja, genau, es könnte jede Art von Musik sein. Als ich »Dance« mit Martin Solveig gemacht habe, habe ich trotzdem noch Soul gesungen. Es geht um den spirit, nichts weiter.

Lass uns nochmal über »Faithful Man« sprechen. Die Platte hört sich ja wie eine Best Of von Lee Fields an. Sind all die Songs vor kurzem entstanden oder ist auch altes Material dabei?Lee Fields: Nein, alle Songs sind neu entstanden. Wir haben uns Mitte des letzen Jahres getroffen und über ein neues Album gesprochen. Und die Idee war, eine Platte zu machen, die all die Gefühle, die ein Mensch in seinem persönlichen Liebesleben durchlebt, zu vertonen. Weil ich glaube, dass Liebe, die Suche nach Liebe und verliebt zu sein im Grunde genommen alles ist, worum es in der menschlichen Erfahrung geht. Um das Leben wertvoll zu machen brauchen wir Beziehungen, und damit meine ich alle guten Beziehungen in denen wir sein können. Das kann die Mutter zu ihrer Tochter, der Mann zu seiner Frau, die Freundin zu ihrem Freund, im Prinzip jedes Paar sein. Das ist es was die menschliche Rasse so einzigartig macht: Die Fähigkeit einander bis zu einem Punkt zu mögen, wo es das Leben auf eine Art und Weise bereichert, die dem Leben mehr Bedeutung gibt und die Dinge, die wir sind und die wir tun wichtiger werden, weil wir sie mit jemanden teilen, der ein Gefühl in unser Leben bringt, das durch keinen anderen Menschen hervorgerufen werden könnte. Diese Einzigartigkeit macht uns als Menschen besonders. Das ist eine wunderbare Sache. Und darum ging es bei diesem Album und das war eine unglaubliche Erfahrung, allein der Gedanke daran macht mich glücklich. (lacht) Ich bin überglücklich.

»Ich glaube, dass Liebe, die Suche nach Liebeund verliebt zu sein im Grunde genommen alles ist,

worum es in der menschlichen Erfahrung geht.«

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»Sie haben die Türen aufgemacht und dort war ein Lager von 50 mal 30 Metern und alles voller Schallplatten. Wir haben dort

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geben: »Das vermittelt dem Hörer eine Idee davon, was wirklich in einem Land passiert ist. Wenn du Musik hörst ohne zu wissen, woher die Leute kommen, wer sie sind und was für Probleme sie hatten, dann kannst du die Musik mögen. Aber lieben wirst du sie erst, wenn du diese Menschen kennenlernst.«

Soundway fischt in karibischen GewässernMiles Cleret, Betreiber von Soundway Records, das im April sein zehnjähriges Bestehen feiert, hat nie beabsichtigt, ein eigenes Label zu gründen. Er war 2002 im Urlaub in Ghana und hörte wie ein lokaler DJ einen Track von Ebo Taylor auflegte. Taylors Afrobeat vereint traditionelle ghanaische Musik mit Elementen amerikanischer Funk- und Rockgiganten wie James Brown oder Deep Purple. Seine Songs basieren auf populären Reimen aus der Goldmine der traditionellen ghanaischen Musik. Die inst-rumentalen Tools: E-Gitarren, Bass, Drumset und Bläsersektion sind Importe aus der westlichen Hemisphäre. Wie so viele Kin-der der HipHop-Generation beginnt auch Miles Cleret in den Neunzigern Soul-, Funk- und Jazz-Platten zu entdecken, die als Sample-Fundgrube der HipHop-Produzenten gedient haben. Die Schnittmenge aus eigenem Musikgeschmack und der neu-entdeckten Exotik lassen Cleret in Afrika den Soundtrack sei-nes Lebens finden. Raue Soul- und Funk-Perlen, die zwar nicht den technischen Standard der US-Produktionen haben, dafür aber durch eine besondere Experimentierfreude auftrumpften. »Es gab eine Aufbruchstimmung, ein Gefühl von Selbstermäch-tigung. Die meisten Länder hatten ja gerade mal ein Jahrzehnt Unabhängigkeit hinter sich«, erklärt er. Fasziniert von diesem originellen Soundhybrid bereist er drei Jahre lang Ghana um anschließend die Compilation »Ghana Soundz« zusammenzu-stellen. Als sich kein Label für die Compilation interessiert, grün-det Cleret Soundway. Nach zehn Jahren blickt er heute stolz auf rund 40 Releases von Singles, EPs, Compilations und wiederver-öffentlichten Alben zurück.

Anders als bei Ben Redjeb ist der Fokus des Labels über die Jahre von Afrika abgerückt. Als Cleret eines Tages auf Ebay Calypso-Platten kauft, freundet er sich mit dem Verkäufer Ro-berto Gyement an. Ein Kalifornier mit Latino-Wurzeln, der an-schließend für Soundway eine Reihe panamaischer und kolum-bianischer Compilations zusammenstellt. Gyement teilt Clerets Werdegang: Seine Jugendhelden waren Black Sabbath und Run DMC. Doch im Jahre 2000 zieht er für sechs Jahre nach Costa Rica und entwickelt langsam ein Gespür für Calypso, Salsa und

Analog Africa: Archivar der afrikanischen JugendkulturSamy Ben Redjeb war vor zehn Jahren als DJ in einem senega-lesischen Hotel engagiert als er in einer alten Plattenkiste eine besonders groovige Funk-Scheibe aus Simbabwe entdeckt. Fas-ziniert von diesem ihm bislang völlig fremd Sound, entschließt er sich kurzerhand in das südafrikanische Land zu fliegen und sich auf Spurensuche zu begeben. Doch die Recherche erweist sich als schwieriger als gedacht: Wo man alten Soul, Funk und Rock auf Vinyl bekommen kann? Stets bekommt er nur Schulterzucken als Antwort. Doch der Deutsch-Tunesier lässt nicht locker, reist mehrmals nach Harare, klappert lokal Radiostationen ab, fragt in die Jahre gekommene Musiker und Taxifahrer, bis er schließ-lich nach drei Jahren im entlegenen Goldminen-Dorf Shishavani fündig wird: »Sie haben die Türen aufgemacht und dort war ein Lager von 50 mal 30 Metern und alles voller Schallplatten. Wir haben dort zwei Tage verbracht und unser Auto so vollgepackt, dass die Mittelachse auf dem Weg nach Harare gebrochen ist.« Die Ladung alter Schallplatten wird mit einem Container nach Deutschland verschifft. Aus dem Rohmaterial pickt Ben Redjeb die Perlen heraus, lässt sie remastern und presst sie für den Markt der nördlichen Hemisphäre. Ein neues Label ist geboren: Analog Afrika.

Der Digger Ben Redjeb ist dermaßen angefixt, dass er sein Le-ben umkrempelt und seine Leidenschaft zur Berufung macht: Er schmeißt seinen Job als Tauchlehrer, heuert vorerst bei der Luft-hansa als Flugbegleiter an und fliegt alle paar Wochen nach Lagos, Accra oder Khinshasa. Lager- und Kellerräume oder verrümpelte Terrassen und Hinterhöfen werden für ihn zu Arbeits-stätten; Fundgruben von Tonträger einer vergessenen Blütezeit afrikanischer Jugendkultur. Nach den Simbabwe-Compilations folgen Nigeria, Ghana, Benin. Die Weltmusik-Community ist begeistert: Kosmischer Afro-Soul aus Togo und Ghana oder psy-chedelischer Voodoo-Funk aus Benin. Auf der nördlichen Welt-halbkugel hat man bisher kaum gewusst, dass es ebenfalls in Afrika eine Beat-und Hippie-Ära gab, in der verzerrte Gitarren, Hammond Orgeln, Schlaghosen und Flowerpower-Hemden en vogue waren. Die Geschichten dieser Ära und die Biographien und Interviews mit Musikern wie Amadou Ballaké aus Burkina Faso, Rob Raindorf aus Ghana oder dem Orchestre Polyrythmo aus Benin erfährt man nicht nur auf dem Blog von Analog Africa. Jede Vinyl wird stets von einem liebevoll gestaltetem Booklet und rarem Bildmaterial begleitet. Labelbetreiber Ben Redjeb ist es wichtig diesen »Mehrwert« den Käufern seiner Scheiben mitzu-

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»Ich suchte direkt in der Grenzstadt eine Radiostation auf, wo ich tausende alter LPs und Singles kaufte.

Sie hatten Tonnenweise Schallplatten.«Miles Cleret , Soundway

(Mulatu Astatke) oder Berlin (Ebo Taylor) ein und vermittelt ein Studio. Darüber hinaus organisiert Strut eine Band von jungen lokalen Enthusiasten, die nicht nur das Backing für eine Album-produktion liefern, sondern anschließend auch mit den grauen Afro-Rockern durch die Welt touren. Es finden sich zwar stets Musiker, die auf genau diesen analogen Sound stehen, aber die größte Herausforderung sei es, so Scott, nicht einen Abklatsch der legendären, alten Aufnahme zu liefern.

Denn genau den »originalen« Sound erwarten die Fans. Als Scott die jungen britischen Jazz-Funker Heliocentrics mit Mula-tu Astatke zusammenbrachte, zweifelten einige Fachsimpler die analogen Studioaufnahmen an. »Die Heliocentrics sind Puristen, der Sound ist zwar sehr clean aber es gab kein Sampling oder andere Tricksereien, hundert Prozent analog«, versichert Scott. Auch die Wahlverwandschaft von Ebo Taylor und den Jungstars der Berliner Afrobeat Academy war ein genialer Schachzug. Während sich die erste Zusammenarbeit, das 2010 veröffent-lichte »Love And Death«, hauptsächlich auf Neueinspielungen alter Afrobeat-Nummern Taylors konzentrierte, bricht die dieser Tage erscheinende zweite Scheibe »Appia Kwa Bridge« Bahnen. Ganze sechs von acht Tracks sind neue Kompositionen. Und Gastmusiker in Taylors Altersklasse wie Tony Allen, Oghene Ko-logbo oder Pax Nicholas leisten ihm beim Generations-Clash Schützenhilfe. »Appia Kwa Bridge« ist anders als die Compila-tions mit Originalaufnahmen keine vertonte Zeitmaschine, son-dern eine lebende Begegnung mehrerer Musikergenerationen unterschiedlichster Länder im ghanaischen Hiplife-Gewand.Aufgenommen in den Berliner Lovelite Studios mitten im Fried-richshainer Kiez.

Der nächste SchrittEs sind unterschiedliche Strategien mit denen Analog Africa, Soundway und Strut Records uns den Soundtrack zur afrikani-schen Unabhängigkeitsbewegung näherbringen. Und letztend-lich ist es auch nur logisch. Denn nicht jeder hat die Ausdauer und Muße wie Samy Ben Redjeb monatelang wie ein Jäger des verlorenen Schatzes durch staubige afrikanische Plattenlager und zu tigern. Aber er hat das Orchestre Polyrythmo als erster nach 20 Jahren neu verlegt, im Westen bekannt gemacht und damit Strut eine fabelhafte Steilvorlage zur Albumproduktion geliefert. Soundway-Betreiber Cleret baut sich stattdessen ein Netz von qualifizierten Spürnasen auf und zeichnet mit seinen karibischen Releases lehrbuchartig den Einfluss westafrikani-scher Musik in diesen Regionen nach. Erfrischend ist schließlich die Wiederbelebung des vor zehn Jahren entdeckten Sound-tracks einer vergessenen afrikanischen Jugendkultur. Die Projek-te Batida und Afrobeat Academy haben aus dem archivarischen Vermächtnis der drei Labels ihre Inspiration geschöpft. Ihre Mu-sik ist bereits der nächste Schritt. –

Cumbia. Um sein Visum zu verlängern muss er alle drei Mo-nate einen Abstecher ins benachbarte Panama machen. »Ich suchte direkt in der Grenzstadt eine Radiostation auf, wo ich tausende alter LPs und Singles kaufte. Sie hatten Tonnenweise Schallplatten.« Gyement übernimmt die Abteilung Panama und Kolumbien und stellt fünf sagenhafte Compilations zusammen, die als genetischer Code panamaischer und kolumbianischer Musikkultur der 1960er und 1970er Jahre betrachtet werden kön-ne. Anders als bei Kuba oder Jamaika, standen die karibischen Grooves der Nachbarn nie im weltweiten Fokus. Dabei haben beide Länder ganz eigene Styles: Panamas Musikszene wurde in den Sechzigern und Siebzigern durch Calypso von Emigran-ten aus Trinidad und Funk amerikanischer GIs bereichert. An der kolumbianischen Karibikküste wurde die Cumbia erfunden; jener schlurfend-rauchige Offbeat-Groove, der in Peru und Ar-gentinien seine Nachahmer fand und heutzutage mit Clubbeats vermischt als »Electro-Cumbia« seinen Siegeszug in Clubs von Buenos Aires bis Berlin feiert.

Mit Will Holland (aka Quantic) fanden Cleret und Gyement schließlich den dritten Plattennerd, mit einem Faible für Latin-Grooves. Der englische Produzent, Multiinstrumentalist und Plattenliebhaber wohnt seit einigen Jahren im kolumbianischen Cali und liefert dieses Jahr mit den 59 Tracks der sechsfach-Vinyl »The Original Sound of Cumbia« ein wahres Vermächtnis rarer Cumbia-Tunes der Jahre 1948-1979. Doch Soundway bleibt keineswegs ein reines Liebhaber-Label für obskure B-Seiten und verlorengeglaubte Klangjuwelen. Denn das Haus erweitert stets sein Spektrum. Im April ist mit »Batida« erstmals ein moder-nes Clubalbum eines Solo-Künstlers erschienen. Hinter Batida steckt der angolanisch-portugiesische DJ Mpula alias Pedro Co-quenao, der 70er-Jahre-Samples aus Angola mit Clubbeats und Kuduro-Raps vermischt. Dazu suchte sich Batida Samples seiner Lieblingstunes, verwurschtelt sie mit synthetischen Basslines und knackigen Elektrokicks und verschickte diese Riddims an MCs aus Angola und Portugal. Für Soundway ist somit das erste auf Filesharing und Sampling basierte Album entstanden.

Strut Records: Sie sind immer noch hungrigDie Helden der afrikanischen Swinging Sixties und Roaring Se-venties in modernen Studios neu aufzunehmen, ist dagegen das Rezept des englischen Labels Strut Records. So geschehen im Fall des äthiopischen Jazz-Vibraphonisten Mulatu Astatke, des Ghanaer Hiplife-Löwen Ebo Taylor oder den aus Benin stam-menden Voodoo-Funkern Orchestre Polyrhytmo. »Viele dieser al-ten Künstler leben noch und wir müssen die Zeit nutzen, die uns noch bleibt, um sie aufzunehmen. Vor allem aber sind sie immer noch tolle Musiker und sie sind immer noch hungrig auf Live-Gigs«, erklärt Label-Manager Quinton Scott. Das Label fliegt die alten Herren nach Paris (Orchestre Polyrhytmo), London

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Vita

Foto: Tob ias Schul t

Fotoass is tenz : S imon Schre iner

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Lena Mwinkand & S tefan G

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Models: Ronja & Dar iusz (Deebeephunk y)

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Ronja: Supremebeing − Pier Dress, 54.95 ¤ | Vans − Authentic Lo Pro (Woven Stripe), 64.95 ¤

Dariusz: Wemoto − Rebel Longsleeve, 39.95 ¤ | Levi‘s − 511 Global Classic Pants, 94.95 ¤ | Vans − 106 Moc 10 Oz Canvas, 79.95 ¤

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Ronja: Carhartt − Conform Dress, 74.95 ¤ | adidas − Adria PS W, 59.95 ¤

Dariusz: Cleptomanicx − Ministripe Longsleeve, 39.95 ¤ | Cleptomanicx − Port Classic Chino Shorts, 49.95 ¤ | Ransom by adidas Originals − Curb FDT, 89.95 ¤

Brixton − Delta Straw

Hat, 47.95 ¤

| Levi's − Slim Fit Trucker D

enim Jacket, 159.95 ¤

| Carhartt − Ringer T-Shirt, 34.95 ¤

| Mishka − D

estroyer Belt, 55.95 ¤

Carhartt − Vicious Pants N

ewton H

erringbone, 79.95 ¤ | Pointer − Benjam

in, 99.95 ¤ | O

bey − Craftw

ork Duffle Bag, 79.95 ¤

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Levi‘s − Classic Women Shirt, 59.95 ¤ | Fjällräven − Duffel No.4, 129.95 ¤

Carhartt − Privileg Women Pants Mosquero Twill, 89.95 ¤ | Vans − Authentic Lo Pro, 59.95 ¤ 96D

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Ray-Ban − Original Wayfarer Sunglasses, 139.95 ¤

Obey − Love Me Oxford Shirt, 79.95 ¤ | Carhartt − Unit Pants Cortez, 79.95 ¤ | Pointer − Chester, 79.95 ¤

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Ronja: Cheap M

onday − Racer Wom

en Tank Top, 15.95 ¤ | Suprem

ebeing − Solar Skirt, 54.95 ¤ | Ray-Ban − O

riginal Wayfarer Sunglasses, 139.95 ¤

Dariusz: Vans − Basic V-N

eck T-Shirt, 24.95 ¤ | C

leptomanicx − Port C

lassic Chino Shorts, 49.95 ¤

| Cleptom

anicx − Woven Scarf Jersey, 29.95 ¤

| Pointer − Debaser, 59.95 ¤

Naketano − Acadamy Dress, 59.95 ¤ | adidas − Adria PS W, 59.95 ¤

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»Jedes Leben ist eine Enzyklopädie, eine Bibliothek, ein Inventar von Objekten, eine Musterkollektion von Stilen, worin alles jederzeit auf jede mögliche Weise neu gemischt

und neu geordnet werden kann.«I ta lo Calv ino

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Ecler –HAK 380

Monster –

Tron iPod Identity Disc Dock

Magma –

Digi Trolley BPitch Control Edition

Stanton –T-62

Der Clou unter den vielen neuen Funktionen des Scratch-Mixers HAK

380 von Ecler ist der »Scratch Cue Modus«. Dieser erlaubt es dem DJ, die X-Fadereffekte im Kopfhörer vorzuhö-

ren, bevor sie live gesendet werden. Daneben hat man jetzt die doppelte Einstellmöglichkeit der X-Faderkurve

und Cut-In-Time, erweiterte Kurvenan-passungen für die Fader, FX Send mit

Wet/Dry X-Fader und und und.–

699,95 ¤

Inspiriert von der Identity Disc aus dem Film-Epos »Tron: Legacy« präsentiert Monster ein Audio Dock System, das in Sachen Design und Klang mehr als überzeugt. Der zweifache, Mikroprozessor gesteuerte Leuchtring umfasst ganze 80 LED-Dioden, die über eine App aktiviert werden können, so dass sie synchron zum Takt der Musik aufblinken. Die Musik selbst strömt dann aus vier 1,5 inch großen Lautsprecher und einem 3,5 inch großem Subwoofer. Das Gerät ist mit iPhone und iPod kompatibel, kann über eine 3,5 mm Klinkenbuchse aber auch mit anderen Geräte extern verbunden werden.–249,95 ¤

In Zusammenarbeit von Magma mit der Berlin Techno-Fairy-

Queen und BPitch Control-Grün-derin Ellen Allien entstand diese limitierte »BPitch Control«-Editi-

on. Basierend auf dem populären Modell »Digi Trolley II« sticht

diese Version v.a. wegen seines sehr strapazierfähigen Oberflä-

chenmaterials »Tarpolin« und des bunt-leuchtenden Futters heraus.

–159,95 ¤

Wer einen erschwinglichen Plattenspieler mit geradem, spring-resistentem Tonarm sucht, wird mit dem T-62 von Stanton fündig. Nein, man kann sagen, in dieser Preisklasse wirst du keinen vergleichbar guten finden. Das liegt v.a. an der hochwertigen Verarbeitung und am erstklassigen Tonabnehmer, der durchaus mit der höherprei-sigen Konkurrenz mithalten kann. Geübte DJs werden monieren, dass Features wie Rückwärts-lauf, Keylock oder Pitchlock, Antiskating oder ein änderbarer Pitchcontrol-Bereich fehlen. Für den Einsteiger ist der Plattenspieler dennoch mehr als empfehlenswert.–195,95 ¤

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Auf »Undun« rollen The Roots die Geschichte des imaginären Redford Stephens von hinten auf. Der Protagonist findet sich eher unfreiwillig im Sumpf krimineller Machenschaften wieder, die er letztlich,

also zu Beginn der LP, mit seinem Leben bezahlen muss. Nach »How I Got Over« aus dem letzten Jahr, erschufen The Roots wieder ein düsteres, gesellschaftskritisches Werk, das die Ausweglosigkeit amerikanischer Großstadt-Ghettos und die Desillusion ihrer Bewohner aufarbeitet. Durch Questloves unnachahmliches Schlagzeugspiel, Larry Golds Streicherbombast und den großartigen Klavierpassa-

gen wird »Undun« auch in musikalischer Hinsicht zu großem Leinwandkino.Text: Carlos Steurer

–2LP 16.95 ¤, CD 16.95 ¤

The Roots–

Undun Def Jam, 2012

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Auf diesem Album geht es zu wie auf einem orientali-schen Markt. Halt nein: es hört sich an wie eine Orgie im Dschungel unter dem Einfluss giftiger Beeren; oder sticht zu diesem Sound doch ein schwuler Matrose in See? Nenne ein Bild, irgendwo auf »Lilacs & Champagne« begegnet es dir. Alex Hall und Emil Amos, die Querköpfe hinter dem Projekt haben schon für die Band Grails psychedeli-schen Sound mit Multikultiklängen produziert. Als Lilacs & Champagne arten die beiden komplett aus. Frei nach Madlib füttern sie ihren MPC mit Samples aus aller Welt. Polnische Hippie-Musik hält da Einzug, genau wie kit-schige Filmmusik aus den 1970er Jahren und Samples von verstaubten Platten aus Fern- und Nahost. Mal stöhnen da Mönche, dann kündigt eine Mundharmonika ein High Noon zwischen bekifften Zwergen an, eine wüste Basswalze wird plötzlich von purem Soul abgelöst. Das alles passiert nicht zwangsweise in verschiedenen Songs. Innerhalb eines Songs knattert schon mal ein Boom-Bap-Drumgerüst los, bevor irgendjemand entscheidet: »Nä, mach da jetzt mal so 'ne richtig schöne Akustikgitarre rein«. Gitarren, die an die Dire Straits erinnern, die chinesische Guzheng - ein Instrumenten-Zoo ohne Gitter. Was nach all dem bis jetzt umschriebenen Wirrwarr betont werden muss: »Lilacs & Champagne« ist kein nerviges, »artsy« Schlaugemeier, mit dem zwei Nerds dir zeigen wollen, wie kultiviert ihre Einflüsse sind. Das hier ist Unterhaltung auf ganz hohem Niveau. Text: Philipp Kunze

–LP 17.95 ¤

Lilacs & Champagne–Lilacs & ChampagneMexican Summer, 2012

Nachdem sich die Londoner Compilation-Spezialisten von Soul Jazz im vergangenen Jahr gleich mit drei Veröf-fentlichungen der brasilianischen Musik der 1960er Jahre angenommen und im Falle von »Bossa Nova: Original Cover Art Of Brazilian Music in the 1960s« sogar ein Buch (im Al-bumformat) vorgelegt haben, folgen nun auf dem Sublabel Universal Sounds mit »Avanço« vom Tamba Trio und dem 1965er Debüt von Edu Lobo Einzelveröffentlichungen des legendären Elenco-Labels. Auf »A Musica de Edu Lobo por Edu Lobo« wird der 1943 geborene Sänger, Gitarrist und Komponist sogar vom Tamba Trio begleitet, das hier nicht nur seine jazzigen Facetten zur Geltung bringt. Etwa, wenn das kraftvolle Auftaktstück »Boranda« und der langsame Bossa Nova »Cançao Da Terra« mit pastoralen Chören unterlegt wird, die an Milton Nascimentos Arbeiten erin-nern. Oder wenn der Tamba-Bassist Bebeto Castilho die sanfte Baritonstimme Edu Lobos mit einem Querflötensolo umspielt. Das mit Vinicius de Moraes komponierte »Zambi« gehört mit seinen dramatischen Steigerungen (die hier aus-nahmsweise ohne Streicher auskommen) zum Besten des an Glanzpunkten nicht armen Werks des publikumsscheuen Künstlers. Text: Markus von Schwerin

–LP 17.95 ¤, CP 14.95 ¤

Edu Lobo–A Musica de Edu…Universal Sound, 2012

Funky Beats mit Star-Besetzung hieß ja in der Vergangenheit oft, dass eingekaufte Rap-Idole ihre Reime mehr oder (meist) minder motiviert vortragen. »Funky As Usual« jedoch überzeugt mit guten Inhalten und Ikonen, die helfen, den typischen Rap-Sound der Neun-ziger wieder erblühen zu lassen. Die Ehre gebührt den Parisern Hugo und Suspect (aka The Funk League), deren Liebe zum Vinyl und Tätigkeit als Plattensammler und -aufleger die Grundlage für dieses Album war. Unterstützt durch Sadat X, Large Professor und Speech Defect, bieten »On And On«, »Through Good And Bad« und »Why You…?« Storytelling und wir lernen mehr über Brand Nubian, Mayonnaise(!) und womöglich die Frau, die schon in »Looking At The Frontdoor« Thema war. Ohrwürmer sind »What’s Wrong With Groovin’« und »Hypnotized«, ein Gänsehaut-Instrumental und ein potentieller Hit mit Joyous und Kylie Auldist. Weiter geht’s mal auf Englisch mal auf Französissch, mit Gästen wie Diamond D, Andy Cooper und Gift of Gab. Den Wunsch nach mehr wecken die vielen, Abwechslung schaffenden Beat-Skits und »The Boogie Down Bombers«, in welchem Sadat X über die Bronx allgemein und deren Funktion als Wiege von Hip Hop reimt. Text Carlos Steurer

–LP 15.95 ¤, CP 14.95 ¤

The Funk League–Funk As UsualFavorite, 2012

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EightArms & BlackMist –Sue Premo T-Shirt

Dilated Peoples –New Era Snapback Cap

Sollen sie ihn doch verklagen, den guten Premo. Für all die großartigen

Beats, mit denen er uns in über 20 Jahren beglückt hat. Für all die toten

Fragmente, denen er neues Leben eingehaucht hat. Für all die mittelmä-ßigen MCs, denen er mit seinen Beats ins Rampenlicht verholfen hat. Für alle Karrieren, die er wiederbelebt hat. Für

sein Lebenswerk, vor dem wir uns tief verbeugen. Die New Yorker von Eight-Arms & BlackMist sehen das wohl ge-nauso. Darum widmen sie ihm diesen

Twist des Supreme Store-Logos und zeigen, wie man mit einfachen Mitteln

ein klasse T-Shirt machen kann.–

34,95 ¤

Was für eine Liaison: Kaliforniens Rapcrew Dilated Peoples verbünden sich mit New Era für ein Cap. Und was für eines: traditionelle, vorne steil ansteigende NE-Konstruktion, die die klassische, von den 59fifty’s bekannte Silhouette mit einem Snapback-Ver-schluss kombiniert, sodass nur noch 9fifty übrig bleibt. Und wieviel Liebe zum Detail in einer New Era-Kappe steckt, merkt man dann bei einem Blick ins Innere: Alle Nähte werden von Logo-Borten geschützt, außerdem katapultiert ein Feuchtigkeit absor-bierendes Stirnband den Komfort ins Unermessliche. Vorne drauf dann noch das Logo des Underground-Acts von der Westküste. Runde Sache.–36,95 ¤

The X Label würdigt die Verdienste und das Werk des 2010 an Krebs verstorbenen amerikanischen Mu-sikers Keith Edward Elam, der unter seinem Künstlernamen Guru und mit seinen Formationen Jazzma-tazz und Gang Starr Rapgeschichte geschrieben hat. Das Andenken an das erste Demotape von Keith E wird über diesen Hoodie bewahrt. Artwork vorne, Labelprint hinten, elastische Rippbündchen als Abschluss von Kör-perpartie und Raglanärmeln sind die Merkmale dieses entspannt geschnit-tenen Kapuzenpullis.–64,95 ¤

Dieser Einkaufsbeutel aus 100 Prozent Baumwolle ist mit seinen beiden Handgriffen so funktional wie jeder andere Beutel auch. Das

ist nicht das Ding. Doch Farbigkeit und Print machen dann schon Unterschiede deutlich. Wer Dillon und BPitch Control mag, wird den

»Tornado«-Beutel lieben.–

12,95 ¤

klagen, den großartigen s in über 20 all die toten eues Leben e mittelmä-einen Beats hat. Für alle ebt hat. Für wir uns tiefr von Eight-

The X Lund dasverstorbsikers Kseinem mit seintazz ungeschriedas erstüber dievorne, LRippbünperpartMerkmatenen K

Dilated Peoples

Guru –Keithy E Demo Hoodie

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www.splash-festival.comwww.facebook.com/wirsindsplash

257ers | A-Trak | A$AP Rocky | Ahzumjot | Cro

De la Soul | Die Beginner | Die Bestesten

(Morlockk Dilemma, Hiob, Audio88 & Yassin,

DJ V. Raeter & DJ Breaque) | Fard | F.R. | Genetikk

Heckert Empire feat. Ronny Tretmann & Ranking

Smo | Kid Simius | Kollegah & Favorite | Kool Savas

Kraftklub | Mac Miller | Macklemore & Ryan Lewis

Major Lazer | Marsimoto | Max Herre & Freunde

Moop Mama | Motrip | Murkage | Nas | Nneka | Olson

P Money | Prinz Pi | Raf 3.0 | Retrogott & Hulk Hodn

Robot Koch | Roger Rekless | Skream Taktloss

Tefla & Jaleel Soundsystem | Vega | Wiz Khalifa

UND VIELE MEHR...

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v.l.n.r.: Denver Nuggets NBA 2 Tone Script, 29.95 ¤ | Los Angeles Kings NHL Solid Team, 29.95 ¤

Chicago Bulls NBA Arch 2 Tone Pinstripe, 29.95 ¤ | Denver Nuggets NBA 2 Tone Script, 29,95 ¤Dallas Mavericks NBA Logo 2 Tone, 29.95 ¤ | Minnesota Timberwolves NBA Arch W/Logo G2, 29,95 ¤

Mitchell & Ness Snapback Caps–

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»The Ethiopian EP« ist nur schwer vergleichbar. Am ehes-ten ist das M.I.A in ihren radikalsten Momenten, Diplos Soundtrack beim Daggern im Nilpferdfluss. Manchmal hört es sich auch an, als würde Hudson Mohawke einen Boxenturm aufbauen, um damit eine Herde von Pavia-nen zu verärgern. Vier Tracks, die Englands Bässe und Piepen mit Äthiopiens Rhythmen vereinen. Fresh Touch ist die Zusammenarbeit von Richard Russel und Rodaidh McDonald. Russel hat für Gil Scott-Herons letztes Al-bum produziert, McDonald hat zum Debütalbum von The xx beigetragen. Vom dämmrigen Sound von The xx oder der Melancholie Scott-Herons hört man auf »The Ethio-pian EP« allerdings nichts: Jede Drum ein Hallo-Wach-Effekt, keine Zeit zum Durchatmen, die Tracks rasseln ohne Verschnaufpause durch. Es ist das Ergebnis eines Kultur- und Musikaustausches. Die beiden haben nicht etwa »nur« Samples und wilde Loops aus Äthiopien in die Songs eingearbeitet, sondern auch Alltagsgeräusche. Auf dem Flughafen von Addis Ababa herrscht buntes Treiben, im Hotelzimmer rattern die rostigen Ventila-toren, auf der Busfahrt in den nächsten Ort fegt Staub durch die verschwitze Menschenmasse im ockergelben Bus. In solchen Situationen haben Russel und McDonald stets ihr Aufnahmegerät in der Hand und setzen den Ra-dau später als Soundfetzen in die Songs. Die Stampete aus geloopten afrikanischen Gesängen, elektronischen Basslines und sich überschlagenden Schleif-, Klirr-, und Kreischgeräuschen ist anstrengend; aber sie ist – und das ist hier wichtig – glaubhaft. Hier wurden nicht romantische Volksgesänge in einen 08/15-House-Song verarbeitet, um diesem eine exotische Note zu verleihen. Die EP ist tatsächlich ein Musikaustausch und nicht die Berechnung eines Producers, die verklärt, romantisie-rende Afrika-Vorstellung des Hörers zu benutzen, um europäischen Sound zu würzen.Text: Philipp Kunze

–12 Inch 12.95 ¤

Wer es in das Ranking »Sound Of« der BBC für das jeweili-ge Jahr schafft, hat die Aufmerksamkeit für die kommen-den 365 Tage sicher. Und Michael Kiwanuka hat im Schalt-jahr 2012 sogar noch einen weiteren Tag, um seinen Anteil zu dieser selbsterfüllenden Prophezeiung abzuliefern. Dabei braucht es nicht einmal vierzig Minuten, um von dem britischen Songwriter überzeugt zu sein. Genau diese zehn Songs, die er auf seinem Debüt »Home Again« per-fekt angeordnet hat, pusten die letzten Zweifel weg. Dass mehrere Titel bereits von verschiedenen EPs bekannt sind, lässt eigentlich nur schneller einen Zugang zu diesem Al-bum finden. Getragen von der Atmosphäre verknüpft Ki-wanuka auf »Home Again« Soul und Songwriting, versöhnt Vergangenheit mit Gegenwart und Schmerz mit Hoffnung. In »I’m Getting Ready« schummelt sich der Rhythmus noch irgendwie heimlich hinter die zarte Melodie und Kiwanu-kas einzigartige Stimme, bevor dann tatsächlich noch ein Chor aus der Vintage-Ecke hereinweht. Das Mittel des behutsamen Arrangements hat Kiwanuka öfters in seinen Sound gepflanzt. Bläser, Flöten und Streicher stützen sein fragiles Gitarrenspiel unauffällig. Mit viel Feinarbeit zieht er so die Harmonien von »Home Again« hoch. Darüber singt Kiwanuka zeitlose Zeilen wie in »Worry Walks Beside Me« oder »Tell Me A Tale«. All diese Elemente geben »Home Again« genug Individualität, um die ganze Sache einfach mit Soul aufzuladen. Ein Sound zum Reinlegen, eine Stimme zum Anlehnen – dabei ist das hier gerade Kiwanukas Debüt. Eine Platte,die weit über die nächste Jahresgrenze hinaus relevant sein wird. Text: Björn Bischoff

–LP 16.95 ¤, CD 13.95 ¤

Michael Kiwanuka–Home AgainPolydor, 2012

Fresh Touch–The Ethiopian EPAngular, 2012

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v.l.n.r.: Monster – Beats by Dr. Dre Studio Headphones, 299.95 ¤ | AKG – K 141 MKII, 119.95 ¤

Incase – Reflex On Ear Headphones, 79.95 ¤ | Monster – Beats by Dr. Dre Solo HD Headphones, 199,95 ¤Urbanears – Plattan Headphones, 59.95 ¤

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Was haben Besprechungen zu Tonträgern von Eric Lau oder Guilty Simpson für gewöhnlich gemein? Richtig, der Name J Dilla, der um beide Künstler gewollt oder un-gewollt zirkuliert. Nun ist J Dillas Mitwirken an Simpsons Rapkarriere hinlänglich bekannt und einen gewissen mu-sikalischen Einfluss des Genies aus De-troit wird selbst der Londoner Beatmaker nicht von der Hand weisen können (oder wollen). Folgerichtig tauften beide damals ihren ersten Kollabo-Joint »For The D« (nachzuhören auf der Fat City-Compilation »Producer No.1«), wobei das »D« hier sicher eher für die Metropole im Norden der USA steht. Gut fünf Jahre nach diesem Song fanden beide Musiker wieder zueinander und das Ergebnis gibt es auf der »The Mission EP« zu bestaunen. Die erneute Overseas-Connection bringt es dabei auf insgesamt 15 Anspielpunkte (inklusive Instrumentals), auf denen der Rap-Grizzly Gesangsunterstützung von Fatima und Oliver Daysoul erhält. Im Gegensatz zu Simpsons prägnantem Organ, halten sich Eric Laus sphärische Sampletüfteleien stets dezent im Hintergrund. Eine Fülle an verschiedenen Soundquellen, gepaart mit sattem Drumprogramming, versteht der Jungproduzent zu einem eigenständigen, fluffig-leichtfüssigen Sound-teppich zu verweben. Um nicht wieder den Eingangs erwähnten Yancey-Burschen zu erwähnen, würden mir spontan DJ Spinna oder der Pete Rock der »Tru Master«-Ära als Referenzpunkte einfallen. Nun hat sich Simpsons stoisches Genuschel, auch dank dessen inflationärer Featurebeiträge, mittlerweile leider arg abgenutzt. Viel spannender wäre es indes zu erfahren, wie MCs vom Schlage eines Mos Def, Common oder Black Thought über die Werke aus Laus Londoner Labor flowen. Und das nicht, weil sie zufällig auch alle bereits mit dem Dilla Dawg im Bunde waren.Text: Benjamin Mächler

–12 Inch 8.95 ¤

Eric Lau & Guilty Simpson–The Mission EPKilawatt, 2012

Man kann bei Laura Gibson leicht in die Retrofalle tappen. Da ist eine Frau Anfang dreißig, die keinen Hehl daraus macht, einen Hang zur Nostalgie zur haben, die Musik von einst sehr mag, auch in Sachen Kleidung »Vin-tage« bevorzugt und Lieder schreibt, die eben nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Doch den Blick in die Ver-gangenheit zu richten, heißt noch lange nicht »retro« zu sein. Zumindest nicht, wenn man aus dieser Rückwärtsge-wandtheit Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen vermag. Laura Gibson ist ganz und gar gegenwärtig. Bereits auf dem 2009 zusammen mit dem Klangkünstler Ethan Rose entstandenen »Bridge Carols« konnte sie das beweisen, und hat dessen, auf der Reanimation und Manipulation gealterter Musikinstrumente bestehenden Soundscapes, aus einer Ferne besungen. Eine ähnliche Entrücktheit findet sich auch auf »La Grande«, ihrem dritten Album, nur dass die Sängerin aus Portland, Oregon hier viel mehr bei sich ist, der Dominanz der Rose’schen Electronica nun mit leichthändiger Verspieltheit begegnet und mit Flötentönen, Percussion, Piano und einer mit Nylonsaiten bespannten Gitarre ersetzt. »La Grande« ist dabei keinen Ton lang »retro«. Laura Gibson benutzt Folk, Country, Walzer, Traditionelles nicht als Schablone, sondern als Material und kreiert einen Sound, der durch Intimität und Vertraulichkeit eine Distanz zu jenem abgebrühten Kalkül schafft, der uns täglich umgibt. Dazu kommt, dass »La Grande« als Werk erstaunlich ausgewogen ist; da gibt’s keinen Ausfälle, stattdessen wird eine lebendige Energie spürbar, die sich durch das Werk zieht; eine Kraft, die zwanglos und erwartungsfroh nach vorne blickt. »Still to this day, I can hear the whistle blow/ I can smell the sage burn,/ I may be as old and stubborn as a pine,/ but I’m still as wild as the young.« Text: Sebastian Hinz

–LP 17.95 ¤, CD 16.95 ¤

Laura Gibson–La GrandeCity Slang, 2012

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In den letzten acht Jahren sammelte die Graffiti Crew 1UP aus Berlin fleißig Kameras, Festplatten und Bildma-terial von eigenen Sprüh-Aktionen in Kuba, der Türkei, Rumänien, Thailand, Brasilien, Marokko oder Indien. Daraus sollte zunächst ein hoch qualitativer, eigentlich kurzer Film entstehen, der all die Schwächen typischer Graffiti-Streifen vermeidet: Verwackelte Bilder, mieser Sound, Endlos-Aktionen. Herausgekommen ist eine mehr als vierstündige Dokumentation der Reisen, Werke und Techniken, mit denen gearbeitet wurde. Die Jungs von 1UP vermitteln bei ihren (vermutlich durchgängig illega-len) Aktionen ein entspanntes Gefühl von Freude an der Sache. Irgendwann wirken die eingefangenen Impressio-nen und Gestalten abseits der Pieces und Characters im-mer interessanter, weil sich die prinzipiellen Handlungen wiederholen – Züge, Bauwerke, Frauen und was sonst noch so des Weges kommt mit so ziemlich jeder Art von Farbe anmalen. Einige Momente stechen durch ihre dreiste Leichtigkeit hervor, wie z.B. verbotene Wand-gestaltung mit Hilfe von Regenschirmen inmitten einer Menschenmenge oder die Neuverzierung des öffentli-chen Nahverkehrs in Bahnarbeiter-Bekleidung samt Far-butensilien in der dazugehörigen Mülltonne. Während all dem genießt die Crew scheinbar große Sympathie bei Passanten und so helfen auch schon mal kubanische Polizisten oder ganz normale Leute bei der Arbeit. Wir werden Teil von Verfolgungsjagden, weil jemand et-was gegen die unangeforderten Bemühungen von 1UP einzuwenden hat; aber man sieht auch Bahnarbeiter, die gemütlich mit der Crew Tee und Gebäck in einem Yard genießen. Ein flüchtiger Bekannter in Kopenhagen bringt die allgemeine Stimmung wohl auf den Punkt: »Welcome to Copenhagen, fuck up Copenhagen!«. Bei all diesem Treiben ist die Auswahl der Untergründe manches Mal beeindruckender als die Pieces selbst und manche Marketingagentur kann sich hier Inspiration für die nächste Werbekampagne holen.Text: Florian Triesch

–Buch 24.95 ¤

J-Zone steht stellvertretend für jene Menschen, die gerne einen Fuß in die Tür des Musikgeschäftes bekommen hätten. Diese Mischung aus Kommentar und Biographie macht »Roots For The Villain« unglaublich spannend. J-Zone beginnt den Bericht bei seinen Großvätern, schreibt darüber wie er einen Ständer im Matheunterricht verber-gen musste, wegen Darlene, der Dame vom Cover der High Rollers. Und schon merkt man, dass das gar nicht so fern ist von eigenen Ideen und Einflüssen. Wollte nicht jeder schon einmal eine Band gründen, bis dieser Wunsch-traum von der Vorstellung der eigenen Bar in der Studien-zeit abgelöst wurde? Über die ersten Aufnahmen und die ersten Billboard-Platzierung geht es zum Absturz und dem Ende vom Traum der eigenen Rap-Karriere. Knapp hundert Seiten später treibt es einem dann fast selbst die ange-nehme Schamesröte ins Gesicht, wenn J-Zone beschreibt, wie ihn jemand mal erkennt aufgrund seines musikali-schen Werdegangs. Allerdings bleibt der Blick nie nur auf seiner Biographie: J-Zone schiebt mal ein Ratespielchen mit berühmten Plätzen in New York ein, gibt Dating-Tipps oder einfach nur seinen Kommentar zur Sache ab. Das liest sich alles kurzweilig und macht Laune. Es ist ein ehr-licher Blick, den J-Zone auf sein Leben und das Musikge-schäft gibt. Keine Träumerei, keine Verblendung, nur ab und an gesunder Sarkasmus über diese ganzen Zustände, durch die sich J-Zone da quälen musste. Seine Karriere mag daran zwar gescheitert sein, seine Vorstellung von Hip Hop ist es nicht. Ab und an kommt die Kritik zwar etwas zu pauschal und manche Ansichten dürften so wohl nur in Indie-Rap-Kreisen zirkulieren, doch J-Zone packt den Leser. An den wichtigen Stellen erklärt er genug und an den weniger wichtigen lässt er Erklärungen aus, sodass man bei »Root For The Villain« oft konspirativ zustimmend nicken kann. Text: Björn Bischoff

–Buch 16.95 ¤

J-Zone–Roots For The VillainOld Maid Books, 2011

1UP–One United PowerMolotow, 2011

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»Endlich wird wieder gekifft!« Wurde aber auch Zeit, dass Marsimoto sich, trotz Major-Verlockungen, einfach frei macht und im Weed-Rausch, unweit entfernt von der spanischen Küste, völlig gehen lässt. Marsimoto kann alles sein was er will, außer hip, angesagt und nüchtern, eine Ode an die Outness reiht sich hier an die nächste. Er ist Wal, Zigeuner, Tarzan, Absinth- und Indianer-Fan, »Der springende Punkt« höchstpersönlich oder gar der »Sänger von Björk«. Er schert sich weiterhin einen Dreck um Erwar-tungen und Massenkompatibilität. Die synthie-lastigen, mit Samples verfeinerten Beats von Langzeitfreunden Nobody’s Face, Dead Rabbit und Kid Simius orientieren sich am State-Of-Mind der momentanen Club-Kultur und schielen dabei wieder stark Richtung London. Größten-teils in Granada entstanden, strahlt Marsimotos drittes Werk die Unbeschwertheit und Spontanität des Debüts aus. Einzig der Überraschungseffekt, der »Halloziehna- tion« auszeichnete und zum zweifellosen Klassiker machte, bleibt aus. Natürlich ist die Ironie-, Punchline-, Hit- und Referenzen-Dichte überdimensional hoch. Sein Sound ist dabei aber nicht per se eingängig oder als seichte Massenware konzipiert, sondern wächst bei jedem Hörgang, wobei sich die Songs letztlich, so ungeplant und unvorhersehbar sie auch sein mögen, mosaikartig zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Text: Carlos Steurer

–LP 17.95 ¤, CD 16.95 ¤

Marsimoto–Grüner SamtFour Music, 2012

Auf Wiedersehen Dekonstruktion und Skizze: Da wo andere Produzenten nur einfache Striche zeichnen und Ideen aufblitzen lassen, malt Stuart Howard als Lapalux komplette Soundlandschaften, die irgendwo im Koordina-tenkreuz von Glitch Hop, R&B und Pop liegen. Dass solche Tracks besonders im Brainfeeder-Lager für feuchte Träu-me sorgen, dürfte klar sein. Aber Howard liegt mit »When You’re Gone« weit weniger draußen als seine Kollegen, sondern erdet etwa »Construction Deconstruction« auf einer Atmosphäre, die in dieser halben Stunde oft um-schlägt. Versatzstücke von Emotionen entstehen aus den Samples, die hinter den Beats aufleben. Die einzige noch menschliche Stimme bleibt Sängerin PY in »Moments«. Der Rhythmus liegt wie ein schweres Tier in »Gutter Glit-ter«, dessen Brustkorb sich nur noch träge hebt, doch da-runter pumpt das Herz unablässig. Emotionen bahnen sich mit jedem Durchgang mehr und mehr ihren Weg aus den synthetischen Tragflächen. Die Takte von »Yellow 90’s« wachsen langsam in ihren Groove rein, bauen Substanz auf. Sämtliche Winkel rundet Howard einfach ab. Er ent-kernt seine Stücke nicht, sondern legt ihnen Individualität und Gefühl in die Windungen, spannt einen perfekten Bogen über alle sieben Songs. Stell Dir vor Mount Kimbie, SBTRKT oder Flying Lotus würden weniger auf das Studio oder die Tanzfläche schielen, sondern endlich dahin, wo sich Geschichten abspielen: ins Schlafzimmer. Text: Björn Bischoff

–12 Inch 6.95 ¤

Lapalux–When You’re Gone EPBrainfeeder, 2012

Manchmal macht nur der Groove den Unterschied. Denn auch auf »Warm My Soul« pas-siert nichts, was nicht schon bekannt wäre. Max Guiget lässt unter dem Namen Blundetto Funk und Soul im Reggae-Rhythmus verlaufen, hier und da gibt es Anleihen an Jazz, Latin und Hip Hop. »Warm My Soul« ist in der Hinsicht so innovativ wie der vermutete Soundtrack im Küchenradio von Herrn Silbereisen. Und doch lassen einzelne Tracks wie »Final Good-bye« das zweite Album von Blundetto besonders werden. Da hängt die gesamte Nummer an den Saiten einer Gitarre, auf denen Tommy Guerrero eine dünne Melodie spielt, wäh-rend die Orgel immer wieder Stiche setzt. Der Titeltrack pumpt sich über seine Rootstakte auf und Gastsänger Courtney John säuselt seine Liebesbedürftigkeit dazwischen. All diese einzelnen Momente laufen aber nicht zu einem Ganzen zusammen. Zu herzlich empfingen einen ja auch die Bläser in »Rocroy«, um mittendrin auszusteigen. Und dass »Crowded Places« ziemlich arg nach Mulatu Astatke klingt: geschenkt. Text: Björn Bischoff

–LP 19.95 ¤, CD 16.95 ¤

Blundetto–Warm My SoulHeavenly Sweetness, 2012

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Wer heutzutage einen vernünftigen Auftritt hinlegen möchte, muss schon mehr auffahren als eine kodierte Botschaft auf dem T-Shirt. Die Tendenz geht eindeutig zu Accessoires, die irgendwo eine Notwendigkeit darstellen, aber auch optisch etwas hermachen sollen. Da kommen als erstes natürlich Uhren in den Sinn. Zuerst genannt werden derzeit immer noch die Retro-Designs, wobei einzigartige Formen auch hoch im Kurs stehen. Flud und Casios G-Shocks sind in diesem Segment zwei Namen, die man auf dem Schirm haben muss, denn deren Uhren sehen nicht nur cool aus, sie können auch was. Vor allem die G-Shocks sind stoßfest, wasser-dicht, verfügen über vernünftige Uhrwerke, eine ganze Palette sinnvoller Features wie Timer, Tagesalarme, Stoppfunktionen, Beleuchtung etc. Außerdem belegen Kollaborationen mit Künstlern wie Parra oder Brands wie The Hund-reds, dass die G-Shocks nicht nur ein hohes Maß an Funktionalität mitbringen, sondern auch zu begehrten Accessoires des Streetwear-Klientels gehören. –

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Die vier zwischen 1979 und 1982 erschienenen Alben von Guelewar gehören zum Einflussreichsten, was afrikanischer Psych-Funk zu bieten hat. Umso erfreulicher ist, dass diese Zusammenstellung nicht

nur die stärksten Stücke aneinanderreiht, sondern dass die im Durchschnitt über sieben Minuten dauernden Jams in dieser Reihenfolge auch als eigenständiges Album funktionieren. Der Sound von Guelewar, der nicht nur in Gambia und dem Senegal »Afro Manding« genannt wird, ist hypnotisch, abwechslungsreich und nicht nur durch exotische Einflüsse zwischen Latin, Highlife und regionalen

Rhythmen wie Boogaraboo und Sawrouda einzigartig.Text: Martin Silbermann

–2LP 16.95 ¤

Guelewar–

Touki Ba Banjul: Acid Trip From Banjul To Dakar Kindred Spirits, 2012

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Apollo Brown & OC–TrophiesMello Music Group, 2012

Apollo Brown ist so etwas wie der 9th Wonder der Jetztzeit: In kurzer Zeit hat sich der Beatschmied aus Detroit zum verlässlichen Go-to Guy in Sachen Boom und Bap entwi-ckelt. Mit O.C. hat er nun den bis dato namhaftesten Gast an sein Studiomikrofon ge-lotst. Herausgekommen ist dabei mit »Trophies« ein wertkonservatives Album im positiven Sinne, auf dem der D.I.T.C.-Cheflyricist auf seine alten Tage noch einmal zu Hochtouren aufläuft. Browns druckvolle Instrumentierung zeigt sich als konvergent zum Samtflow des New Yorkers, der sich inhaltlich zwischen Selbstreflexion, coolem Braggadocio und tag-täglichem Struggle bewegt und dabei ein ums andere Mal lyrische Ausrufezeichen setzt. Auch wenn Apollo Brown nicht sonderlich tief in den Plattenkisten gräbt und O.C. hier und da den obligatorischen Veteranen-Zeigefinger hebt, liefern beide ein MC/Producer-Teamplay erster Güte ab. Nach O.C.s zuletzt eher tristen Langspielern endlich eine Plat-te, die sich hinter »Word…Life« und »Jewelz« nicht verstecken muss. Text: Benjamin Mächler

–LP 18.95 ¤, CD 14.95 ¤

Der Trick ist nicht Verstehen. Macht bei Gonjasufi auch keinen Sinn, denn schon bei seiner letzten Platte »A Sufi & A Killer« war man eher mit ausgeblasenen Denklichtern auf der sicheren Seite. Und auch das Mini-Album »MU.ZZ.LE« lässt einen mehr treiben – dabei geht es hier irgendwie um Politik und Gesellschaft. Doch die meisten Tracks bleiben nebulös und gespenstisch. »Nikels And Dimes« wimmert vor einem umtriebigen Rhythmus vor sich hin, während die Lyrics komplett an einem vorbeilaufen. Doch statt Erleuchtung, wartet auf »MU.ZZ.LE« nur Düs-ternis. Das Säbelrasseln von »Venom« schiebt sich neben den Beat, der nur kurz aufflackert, um zwischen Hall und Dub am Ende wieder aufzutauchen. Dinge erschließen sich bei Gonjasufi aber auch erst nach einer gewissen Zeit und selbst auf dieser kurzen Spanne verschieben sich die Schablonen wieder. Dass jemand es schafft, damit über-haupt noch aufzufallen im Schwall an abgedrehter Musik, muss Gonjasufi hoch angerechnet werden. Dass die ganze Sache auch noch gut geworden ist, umso höher. Zwischen dem Knistern, den Melodien, den unverständlichen Vocals und dem Rhythmus liegt die Verknüpfung neuer Synapsen im Hirn, obwohl das gar nicht arbeitet, sondern ent-spannt. Text: Björn Bischoff

–2 x 10 Inch 19.95 ¤, CD 7.95 ¤

Gonjasufi–MU.ZZ.LE EPWarp, 2012

Mit seiner aktuellen EP Abstractions I-IV wagt sich der Londoner Techno-Produzent James Shaw in düsterere Gefilde als man es bisher von ihm gewohnt war. Sowohl das Artwork mit einem kargen, winterlichen Motiv, als auch die Tracktitel kündigen bereits eine melancholische Grundstimmung an, die Sigha auch konstant in seine musikalische Umsetzung einfließen lässt. »Something In Between Us« eröffnet die Platte mit weiten, sphärischen Klangflächen und überrascht durch die komplette Abwe-senheit eines rhythmusgebenden Beats. Darauf folgt mit »Where I Come To Forget« das eindeutige Herzstück der Platte, das auch schon auf Scubas »DJ-Kicks« Compilation vertreten war. Ein stampfender Techno-Beat dient als Grundlage für die kratzigen und tropfenden Klangkompo-sitionen, die im Hintergrund aktiv sind und die Spannung beim Zuhörer über die gesamte Laufzeit hinweg aufrecht-erhalten können. Dies will dem weitaus druckvolleren »How To Disappear« nicht ganz so gut gelingen. Zwar versucht der Track, mit seinen Glockenklängen einen breiten auditiven Raum zu erkunden, verliert sich dabei aber etwas in seiner starren Repetitivität. Mit »Drown« kündigt sich der düstere Abschluss der Platte an, ein breit angelegter Klangraum im tiefen Frequenzbereich, dessen konstanter Beat immer wieder von unheimlich hallenden Kompositionen überspielt wird. Text: Henning Koch

–12 Inch 7.95 ¤

Sigha–Abstractions I-IVHotflush, 2012

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Man kann dieses Stück vielleicht mit ein paar Worten beschreiben. Man könnte sagen, es handele sich hier um ein legeres Kleid mit feinen, gewebten Querstreifen, relativ flachem U-Ausschnitt, Brusttasche auf der linken Seite, gerundetem Saum, umgeschlagenen Ärmelkanten, schlichter Kordel als Gürtel und gewebtem Wemoto-Branding, das um den Saum gelegt wurde. Doch wie sich dieser entspannte Schnitt aus 100% Baumwolle trägt, das ist schlicht unbe-schreiblich.–44,95 ¤

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Das Transit Tank Top von Ucon Acrobatics ist eine raffinierte, länger geschnittene Konstruktion aus hundertprozentiger Baumwolle, die nur

mit einem Branding versehen wurde.–

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Seit wir denken können, bekleiden sich die coolsten Rapperinnen, Sportlerinnen, Bad Girls, Musikerinnen und Lifestylerinnen – also die kulturelle Elite unter der Sonne – mit diesem Schmuckstück, das jeden Trend überlebt und sich in allen Lagen spielend durchgesetzt hat. Ist ja irgendwie auch logisch, denn beim »Firebird Track Top« stimmt einfach alles: Das minima-listische Design, das die Grundfarbe nur durch perfekt eingesetztes Trefoil- und 3-Streifen-Branding sowie die Sterne aufbrechen lässt, die ideale Schnittform, Qualität, Verarbeitung und nicht zuletzt das matt schimmernde Finish. An dieser Jacke mit hochschließendem Kragen und elastischen Rippbündchen ist einfach kein Vorbeikommen, wenn man sein Outfit ohne eine Trainingsjacke für unvollständig hält.–79,95 ¤

Als die Urform des Nike Air Max, also die Nummer 1, 1987 für den Markt frei-gegeben wurde, konnte noch niemand ahnen, welchen Einfluss dieser Runner auf seine Art ausüben sollte. Im Lauf der Jahre wurde der Air Max 1 stetig weiterentwickelt und verbessert, sodass sein Gewicht nochmals um ein paar Gramm reduziert und seine Performance verbessert werden konn-te. Selbstredend, dass Nike seit ‘87 sich nicht auf den Trophäen ausruht, wodurch es nachvollziehbar ist, dass einige Nachfolger des Air Max 1 dem Original in puncto Gewicht, Komfort oder Dämpfung den Schneid abkaufen konnten. Doch keiner dieser Schuhe genießt heute einen solchen Kultsta-tus. Nun gibt’s den Nike Air Max 1 in einer ganz neuen, wiederum perfekt abgestimmten Farbkombination. –139,95 ¤

Man kann dieses Stück vielleicht mit ein pa

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Kein halbes Jahr nach Erscheinen seines Debütalbums »Bad Vibes« legt Shlohmo eine EP nach. Urlaub von den schlechten Stimmungen, von dunklen Tönen, von düste-rer Atmosphäre – das soll die »Vacation« für Shlohmo sein. Musikalisch hat sich nicht so viel geändert: Da ist das verschrobene Drumgerüst: es klimpern Stecknadeln gegeneinander, Schachteln mit Reißzwecken werden geschüttelt, während der Bass darunter sachte gurgelt. Dann sind da die Synthesizer: meist tragen sie Stör-geräusche in sich, rauschen leicht – sind dabei immer harmonisierend, halten lange einen Ton. Schließlich peppen irgendein Instrument oder ein Stimmschnippsel die Songs auf. Am wenigsten gut klingen die verzerrte Gitarre und die Kreische-Stimme auf dem Opener. Da-nach gibt es dann Shlohmo in Bestform. Auf »Wen Uuu« lungern dunkle Geisterstimmen im Hintergrund herum, vorne streicht ein zartes Stimmchen durch den Track. Die Gitarren auf »Rained The Whole Time« hören sich an, als wären sie direkt im warmen Sommerregen in New Orleans eingespielt worden. Shlohmo klingt weiterhin am besten, wenn er den Blues hat. Noch ein Urlaub sei ihm nicht gegönnt. Dachten sich wohl auch die Remi-xer, die allesamt die freundliche Stimmung vertreiben. Airhead fährt eine Basswalze auf, die Stimmfetzen zer-malmt. Salva nimmt »Wen Uuu« mit in den Club, wo der Track direkt die Kontrolle verliert und nach der Bearbei-tung von Nicolas Jaar klingt »Rained The Whole Time« nicht mehr nach einer Veranda in N’awlins, sondern nach einer eingeregneten Holzhütte im Märchenwald.Text: Philipp Kunze

–12 Inch 11.95 ¤

Shlohmo–Vacation EPFriends Of Friends, 2012

Auf dem Cover von »The Keychain Collection« prangt ein Klavier, auf dem Pult die Noten von Beethoven’s all-time classic »Für Elise«. Es scheint als wolle der aus South-hampton stammende Will Ozanne aka Gang Colours hier-mit die Richtschnur für das eigene Werk setzen, das nicht ganz zufällig auf Gilles Peterson’s Label Brownswood erscheint. Denn Will Ozanne scheint gleichermaßen ge-schult an den Balladen eines Beethovens wie am Katalog des eigenen Labels. Tracks wie »Tissues & Fivers« zeugen davon. Wo man bei Brownswood-Veröffentlichungen sonst die Acid- und Soulzitate zwischen den Zeilen feiner elektronischer Beats vermutet, vermindert Ozanne diese Anteile zu Jazz-Versatzstücken, die sich einreihen und unterordnen und somit vor allem dem Klavier viel Raum schaffen. Vor allem der Verzicht auf klare dramaturgi-sche Strukturen, diese stetig suchenden Beats, die immer wieder gebändigt werden müssen, um die melodischen Akzente setzen zu können, machen »The Keychain Col-lection« zu furnishing music im besten Sinne. Eine subtile, beiläufige Platte, die sich ebenso im Hintergrund zu halten weiß, wie sie für denjenigen, der sich ihr zuwendet, eine Fülle an doppelten Böden und Details bereithält. Will Ozanne’s Gesang muss sich dabei sicherlich an die James Blake-Vergleiche gewöhnen, wenn auch er seine Stim-me viel vorsichtiger, beinahe schüchtern für nur wenige zaghafte Zeilen einsetzt, sie dem Klavier nicht ebenbürtig positioniert ist. Die Momente, wenn diese sich jedoch für wenige Augenblicke emanzipiert, gehören zu den schöns-ten und größten dieses überzeugenden Debüts. Text: John

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–LP 15.95 ¤

Gang Colours–The Keychain CollectionBrownswood, 2012

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v.l.n.r.: Carhartt – Cargo Bermuda Shorts Columbia, 79.95 ¤ | Herschel – Little America Backpack, 179.95 ¤

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Service-Hotline: 030 29 38 12 40 | Mo.-Fr. 9-19 Uhr3 9 3 4 | 9 9

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