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Nr. 54—Januar 2012 ohne Hindernisfreiheit Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen Centresuis..... la construction adapt& aux handicaps Centro svizzero per la costruzione adatta agil andicappati hindernisfrei-bauen.ch Keine Nachhaltigkeit

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Nr. 54—Januar 2012

ohne HindernisfreiheitSchweizerische

Fachstellefür

behindertengerechtesBauen

Centresuis.....

la constructionadapt&

aux handicaps

Centro svizzeroper

la costruzioneadatta

agil andicappati

hindernisfrei-bauen.ch

Keine Nachhaltigkeit

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2 Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen

Hindernisfrei bauenheisst nachhaltig bauenma. Nachhaltigkeit — gerade auch beim Bauen — beruht auf den drei Zielen ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachhaltigkeit. Für letztere bilden hindernisfreie Bauten und Anlageneinen unerlässlichen Bestandteil.

Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung wurden 1927 vonder UNO-Kommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) definiert. Die drei miteinander verbundenenDimensionen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft sind zu beachten. Für das Bauen in der Schweiz hat der SIA 2004 mit derEmpfehlung SIA 112/1 «Nachhaltiges Bauen — Hochbau)) einRegeiwerk dazu vorgegeben. Dieses Instrument hilft, die Ziele für die Planung nach 36 Kriterien in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt festzulegen.

Bereich gesellschaftliche Nachhaltigkeit

Eine hindernisfreie Gestaltung bildet einen wesentlichen Bestandteil der meisten der 1 5 aufgeführten Ziele zur gesellschaftlichen Nachhaltigkeit. So z.B. für die Integration undDurchmischung, für soziale Kontakte, räumliche Orientierung,Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle, Sicherheit, Licht undBeleuchtung usw. Mit der Norm SIA 500 «Hindernisfreie Bauten>) werden die Anforderungen definiert, um das Nachhaltigkeitsziel 1 .3.3 der SIA 112/1 zu erreichen. Dies im Sinne eines«Design for All)) nicht nur für Menschen mit einer Behinderung, sondern ebenso für Menschen mit Kinderwagen, Gepäck, Gipsbein, verlorener Brille, defektem Hörgerät oder einfach altersbedingten Einschränkungen, damit niemand durchbauliche Mängel ausgegrenzt oder gefährdet wird.

Stand der Dinge

Auffällig ist, dass im Bauwesen von den drei gleichwertigenZielen der Nachhaltigkeit meist nur der Umweltaspekt im Fokus steht und gefördert wird. In vielen Publikationen, Diskussionen und Fördermassnahmen wird unter nachhaltigem Bauen lediglich der ökologische Aspekt thematisiert. In unsererGesellschaft sind ökologische Maximen und Handlungsweisensowie die Umweltsorge zu Recht zu einem allgegenwärtigenThema geworden und manifestieren sich u.a. auch prägnant

Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit steht weniger imVordergrund, doch durch die ökonomischen Interessen der Eigentümer und Beteiligten ist sie automatisch immer mit imSpiel. Und so finden sich zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeitauch unter Einbezug von Umwelt und Gesellschaft viele Publikationen oder Programme. Beim Bauen ist automatisch dieÖkonomie ein immanenter Imperativ.

Das dritte Standbein, die gesellschaftliche Nachhaltigkeit,ist momentan weder Mode noch werden ihre wirtschaftlichenPotenziale erkannt. Wo sie beim Bauen und Gestalten thematisiert wird, stehen meist soziologische, konzeptionelle oderstädtebauliche Aspekte im Vordergrund.

Kleinmassstäbliche, funktionale Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten spielen oft nur eine untergeordnete und vernachlässigte Rolle, denn sie werden bezüglich ihrer Nachhaltigkeitswirkung regelmässig unterschätzt oder gar nichtuntersucht. Im Lichte der Zunahme von Menschen mit Alters-und anderen Einschränkungen sowie auch dem Gebot derNichtdiskriminierung darf die gesellschaftliche Nachhaltigkeitnicht mehr weiter vernachlässigt werden.

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Grundlagen

in der Politik, ja sogar in eigenen Parteien. So ist Ökologie einkategorischer Imperativ geworden.

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3 Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen

Die Ziele der gesellschaftlichen Nachhaltigkeit sind in der Bau-praxis bis heute keine allgemeine Selbstverständlichkeit. Würden Planer und Planerinnen heutzutage z.B. die ökologischenAspekte missachten, wären sie ihr Renommee und ihren Auftrag sofort los! Bauten zu erstellen oder zu sanieren und dabei z.B. die hindernisfreie Gestaltung zu ignorieren oder zuvernachlässigen, bildet hingegen kein Berufs- und lmagerisiko, denn gesellschaftliche Nachhaltigkeit ist noch kein Imperativ beim Bauen.

Gleichgewicht

Postuliert wird nicht, dass die Bemühungen für die ökologische Nachhaltigkeit zu Gunsten von mehr gesellschaftlicherNachhaltigkeit reduziert werden sollen. Vielmehr geht es darum, dass auch die Ziele der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitgleichwertig im erforderlichen Umfang gemäss SIA 1 12/7ernst genommen, aufgearbeitet, gefördert und umgesetztwerden.

Umsetzungsprobleme

Ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit können in derRegel berechnet und als eine Art «Saldoqualität» fixiert

werden. Im ökologischen Bereich ist sogar der Einbezug vonexternen Kompensationsmöglichkeiten erlaubt. Die Ziele können mit Ingenieurs- oder Buchhaltungsmethoden gemanagtwerden. Bei der gesellschaftlichen Nachhaltigkeit hingegenlassen sich viele Elemente nicht einfach über Saldierungsgrössen erfüllen. Ein schlecht erreichbarer Kinderspielplatzz.B. kann nicht einfach durch einen kindergerechteren Wohnungsgrundriss kompensiert werden. Ein fehlender Handlaufoder eine schlechte Beleuchtung kann nicht einfach durch eingrösseres Rollstuhl-WC kompensiert werden.

Die Umsetzung, insbesondere auch für eine konsequentehindernisfreie Gestaltung, erfordert vertieftes, interdisziplinäres Fachwissen, um optimale standort- oder objektspezifischeLösungen festzulegen. In Architektur- und Planungskreisenund in der öffentlichen Verwaltung ist dazu in der Regel lediglich ein rudimentäres Fachwissen zu finden. Vergleicht mandie Wissens- und Ressourcenlage mit anderen Bereichen desnachhaltigen Bauens, wie z.B. Energieplanung, Mobilitätsplanung, Städteplanung usw. zeigt sich ein eklatantes Missverhältnis von personellen Ressourcen und Förderprogrammen.Dabei geht es um nichts weniger als dass Bauten und Anlagenim Sinne eines «Design for All» für uns alle in allen Lebenslagen vom Kleinkind bis ins Alter nutzbar sein müssen.

Inhalt der Empfehlung SIA 11211 «Nachhaltiges Bauen — Hochbau»

Zweckbestimmung: ((Sie leistet einen Beitrag zu einem umfassenden Architektur- und Planungsverständnis,welches die Forderungen der Nachhaltigkeit berücksichtigt.» Die drei Bereiche der Nachhaltigkeit sind nachThemen und mit Einzelkriterien (hier lediglich für Bereich 1 aufgelistet) strukturiert:

1 Bereich Gesellschaft

1 .1 Gemeinschaft• Integration, Durchmischung• Soziale Kontakte• Solidarität, Gerechtigkeit• Partizipation

1.2 Gestaltung• Räumliche Identität, Wiedererkennung• Individuelle Gestaltung, Personalisierung

1 .3 Nutzung, Erschliessung• Grundversorgung, Nutzungsmischung• Langsamverkehr und öffentlicher Verkehr• Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle =

GebäudelUmgebung hindernisfrei gestalten

1 .4 Wohlbefinden, Gesundheit• Sicherheit• Licht• Raumluft• Strahlung• SommerlicherWärmeschutz• Lärm, Erschütterungen

2 Bereich Wirtschaft2.1 Gebäudesubstanz2.2 Anlagekosten2.3 Betriebs- und Unterhaltskosten

3 Bereich Umwelt3.1 Baustoffe3.2 Betriebsenergie3.3 Boden, Landschaft3.4 Infrastruktur

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Grundlagen

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4 Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen

Mit dem Projekt «Fusswegverbindungen für alle» wurden inder Stadt Bern unter der Federführung der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün innerhalb von knapp zehn Jahren1 750 Trottoirabsenkungen realisiert.

Im Rahmen des Projekts «Fusswegverbindungen für alle>)wurde im Jahr 2002 beschlossen, während den folgendenzehn Jahren Trottoirabsenkungen flächendeckend auf demgesamten Gemeindegebiet von Bern zu realisieren. Mit einerflächendeckenden Bestandesaufnahme auf dem gesamtenGemeindegebiet wurde ermittelt, wo Trottoirabsenkungenfehlen oder zusätzliche Absenkungen notwendig sind. Auf derBasis eines Gesamtkonzepts hat der Stadtrat einen Kredit vonFr. 3‘975‘000 für 1 750 Absenkungen genehmigt.

Ursprünglich war mit weit höheren Kosten gerechnet worden. Dank dem Baukoordinations-Tool des Tiefbauamts derStadt Bern konnten die Kosten aber massiv gesenkt werden.Dieses TooI erlaubt die Koordination der Projekte aller im öffentlichen Raum tätigen Bauherrschaften. Fast 70 Prozent derAbsenkungen konnten so im Rahmen von Tiefbau- und Werkleitungsarbeiten realisiert werden. Die im Kostenvoranschlagberechneten Durchschnittskosten von Fr. 5000 pro Absenkungerwiesen sich als praxisnah und richtig. Für den Bereich derInnenstadt und Altstadt mussten auch denkmalpflegerischeAspekte berücksichtigt werden, weshalb dort einzelne Massnahmen bis zu Fr. 25000 pro Absenkung kosteten. Insgesamtkonnte das Projekt aber mit Minderkosten von Fr. 300000.-abgeschlossen werden.

Die gesamte Bauphase wurde durch eine Arbeitsgruppebegleitet, in welcher die BRB (Behindertenorganisation RegionBern und Umgebung), das Tiefbauamt sowie die planenden In-

gen ieure vertreten waren. Durch die konstruktive und kooperative Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen internenund externen Stellen erfolgte eine für zukünftige Planungenwichtige Sensibilisierung für fussgänger- und behinderten-freundliche Infrastrukturen, sowohl in der Öffentlichkeit alsauch in der Verwaltung. Für das behindertengerechte Bauenin der Stadt Bern hat dieses Projekt Signalwirkung.

Bauen allgemein teurer — Aufzugsanlagen billiger

Auch im letzten Jahr ist der Zürcher Index der Wohnbaupreiseweiter gestiegen, wie unlängst im Tages-Anzeiger zu lesenwar. Gemäss Statistik Stadt Zürich nahm er im Zeitraum April201 0 bis April 2011 um 1,7 Prozent zu, denn höhere Preise fürSanitär- und Klimaanlagen, Lüftungen und Heizungen, aberauch höhere Tarife für Baumeisterarbeiten hätten die Erstellung von Liegenschaften im Raum Zürich massgeblich verteuert. Erfreulich aus unserer Sicht: Aufzugsanlagen waren im selben Zeitraum um 2,7 Prozent billiger zu haben. Eine Chancefür mehr zugängliche Wohnungen, die hoffentlich genutztwurde.

Fachstellenkurs-Termine im Jahr 2012

Der nächste Möglichkeit, unseren bewährten zweitägigen Einführungskurs « Hindernisfreies Bauen)) zu besuchen, bietetsich am 29. und 30. März 201 2 mit dem bewährten Leitungsteam Bernhard Rüdisüli und Eric Bertels. Als Referentlnneneingeladen sind die Rechtsanwältin Nadja Herz, der ArchitektPatrick Röösli von der Fachkommission hörbehindertengerechtes Bauen und Marc Fehlmann von der Schweiz. Fach-kommission sehbehindertengerechtes Bauen.

Zum zweiten Mal werden wir einen Weiterbildungskurs fürBaubehörden-Mitglieder ausrichten.Als Fortsetzung des obengenannten Kurses «Hindernisfreies Bauen>) richtet er sich anFachpersonen, die mit dem Vollzug der baugesetzlichen Bestimmungen für das Hindernisfreie Bauen beauftragt sind.Vermittelt werden Kenntnisse über die Mittel und Abläufe imBaubewilligungsverfahren betreffend die Durchsetzung dergesetzlichen Bestimmungen zum Hindernisfreien Bauen. Einenbesonderen Schwerpunkt bildet die Vorgehensweise bei derSanierung bestehender Bauten.

Die Kursleitung liegt jeweils in den Händen von BernhardRüdisüli, Schweiz. Fachstelle für behindertengerechtes Bauen,und Eric Bertels, Berater für hindernisfreies Bauen Pro InfirmisBasel-Stadt. Desweiteren wird auch in diesem Kurs die Rechtsanwältin Nadja Herz referieren und wichtige Inputs geben.Die Durchführung ist für den 20.April 2012 geplant. Gerne geben wir Ihnen dazu weitere Auskünfte per Telefon.

Bitte melden Sie Ihr Interesse per E-Mail an oder kontaktieren Sie uns unter 044 299 97 97.

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Mitteilungen

Eine von nahezu 2000 Trottoirabsenkungen in der Stadt Bern

Absenkungen verbinden Fusswege

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5 Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen

LiftVector, Butler, Orion, Gulliver

Die unter dem Sammelbegriff «Homelift» zusammengefassten Aufzüge entsprechen der europäischen Maschinenrichtlinie und sind EG-Baumustergeprüft, weisen Hubhöhen von 1 2Meter (Spindelantrieb) oder gar 1 5 Meter (hydraulischer A.)auf und erfordern nur minimale Schachtgruben von 5 oder 1 0Zentimeter Tiefe.

Zugangsmöglichkeiten von drei Seiten zeichnen das Modell «Vector» aus. Seine Plattform, 1,48 cm tiet misst in derBreite nur 1 00 cm. Dafür übertrifft er, was seine Tragfähigkeitangeht,mit 41 0 kg die anderen Modelle (optional 500 kg).

Im Vergleich dazu nur die halbe Traglast bewältigt der((Butler». Bei privater Nutzung im Wohnbereich mag das genügen. Für ihn sprechen auch geringe Schacht-Aussenabmessungen von nur 88 cm x 134 cm (bzw. 114 cm), die diesen Typbei beengten Platzverhältnissenim Nachrüstungsfall interessant erscheinen lassen. Dass sich ein Rollstuhlbenutzer dabeimit einer sehr kleinen Plattform arrangieren muss, bleibt zubedenken.

Der «kompletteste» Aufzug ist der hydraulisch angetriebene «Orion». Er weist eine auf vier Seiten geschlossene Kabine auf und kann per Knopfdruck bedient werden. Allerdingsist die Kabine aufgrund des Querformats (0,90 m Tiefe bei 1,35m Breite) für Rollstuhlbenutzer eher ungeeignet. In dieser Hinsicht geeigneter ist das Modell «Gulliver», das mit einer Plattform von bis zu 1,16 m x 1,48 m eher den Platzansprüchen vonRollstuhlfahrenden gerecht werden dürfte.

Thyssen Krupp Aufzüge AG8153 Rümlang0432111818www.thyssenkrupp-aufzuege.ch

Die (schachtlose) Rollstuhl-Hebebühne des kanadischen Herstellers Savaria ist dazu bestimmt, Höhenunterschiede zwischen 0,5 m und 3,0 m in oder an Gebäuden zu überwindenund somit Personen mit stark eingeschränkter Mobilität denZugang zu öffentlichen und privaten Einrichtungen (u.a.Wohngebäuden) zu ermöglichen.

Die Installation einer Savaria-Hebebühne erfordert kaumbauliche Massnahmen. Eine Grube muss nicht erstellt werden,ein ebener Boden und ein Stromanschluss genügen in der Regel. Dank der äusserst einfachen Aufstellung und Einrichtungist dieses Gerät relativ schnell betriebsbereit und dank eineshohen Sicherheitsstandards im Gebrauch gewährleistet dieseHebebühne viel Freiheit und Autonomie für gehbehinderteund rollstuhlfahrende Personen.

Das Gerät ist mit verschiedenen Plattformgrössen erhältlich. Bevor sich die Plattform in Bewegung setzt, klappt dieZufahrtssrampe automatisch nach oben. Für Nutzungen mithöheren Sicherheitsanforderungen stehen als Option automatisch schliessende Türen bereit.

Mit der für diesen Gerätetyp üblichen Totmannsteuerung,einer auf 340 kg ausgelegten Tragkraft und einer Fahrgeschwindigkeit von 0.1 m/s entspricht die Savaria-Hebebühneleistungsmässig den auf dem Schweizermarkt erhältlichenKonkurrenzprodukten.

BacoAG3613 Steffisburg0334394141www.baco-treppenlifte.ch

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Neu bei Baco: die Savaria-Hebebühne

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Bad DiversesWie laut darf eine Dusche überhaupt sein?

Seit die legendäre «Bleitasse» —noch in den 1920er Jahren einnahezu unverzichtbares Dichtungselement von geplättelten,niveaugleichen Duschen — ihren Platz im Museum der Sanitärgeschichte gefunden hat, hat der damalige Anbieter Schaco AG sein Sortiment erheblich erweitert.

Mit Schaco, nebenbei Vertriebspartner der komplettenDallmer-Duschenprodukte-Reihe, ist man in der Lage, einenbodenebenen, befahrbaren Duschenbereich zu gestalten, dernicht nur langlebige Materialen und hochstehendes Design insich vereinigt, sondern auch alle Anforderungen betreffend Sicherheit (Dichtigkeit) und Schallschutz (zertifizierter Schall-schutz gern. SIA 181) erfüllt.

Das Angebot umfasst spezielle Schallschutz- und VerstellElemente, Abläufe und Rinnen mit dazu passenden Abdeckungen, Keilschienen und Schwellenprofile, Unterbauelemente und Montageplatten, Dichtbänder, Dämmstreifen undSpezialkleber.

Die Abbildung zeigt Komponenten des Systems zur Ausbildung von geplättelten Duschbereichen. In der Mitte das hölzerne Unterbauelement (neu — EMPA-geprüft), darüber das

Schaco AG6030 Ebikon041 4443399wwwschacoag.ch

Digitale Sicherheit für die Wohnung

Haben Sie schon einmal an einer Wohnungseingangstür mitzwei Spionen geklingelt? Hier wohnt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Person, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist.Was diese Person beim Blick durch den nur 25 cm oberhalb desTürdrückers angebrachten Spion sehen konnte, war vielleichteine Gürteischnalle oder der Knopf eines Jacketts. Um ein zuidentifizierendes Gesicht wahrzunehmen, hätte es schon einesBlickes durch den oberen Türspion bedur[t. Nur ist dieser unerreichbar für einen Menschen, der nicht (auf)stehen kann.

Ein Spion, der aus der Hightech kommt, ist ((der elektronische Türspion». Der TS2000, TS2 500, TS3000, TS4000 und derDG3000 sind digitale bzw. elektronische Türspione und bestehen aus einer Türspion-Linse, einer Türspion-Kamera und einem Türspion-Monitor. Diese werden anstelle des bekannten,optischen Türspions eingebaut. Ein Knopfdruck genügt undman sieht, wer vor der Wohnungstür steht. Der Besucher vorder lür merkt nichts davon!

Die Kamera des TS3000 zum Beispiel hat eine Auflösungvon 300‘OOO Pixel, was völlig ausreichend ist für eine solcheAnwendung. Das farbige Bild erscheint auf dem 7 x 5,3 Zentimeter grossen LCD-Monitor und lässt dank seiner 76‘800Bildpunkte alle wesentlichen Details erkennen, die nötig sindfür die Identifizierung der Einlass begehrenden Person.Für den Türspion 3000 wird ein spezielles Erweiterungs-Set fürRollstuhlfahrer angeboten. Auf diese Weise lässt sich der Monitor in jeder gewünschten Höhe auf dem Türblatt und, fallsgewünscht, sogar auf einer Wand daneben platzieren.

Bär Trade & Dc GmbH8803 Rüschlikon0763342735www.tuerspion.ch

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Produkte

Dusch-Board aus XPS-Schaum, unten das AblaufgehäusePRIMO Plus mit Schallschutz-Ummantelung.

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Was auf den ersten Blick so aussieht wie ein Paperweight(Briefbeschwerer) — manche mögen das etwa streichholzschachteigrosse Objekt auch für einen Handschmeichler halten — ist eine Uhr für Sehbehinderte und Blinde!

«Klassische» Blindenuhren haben entweder einen Sprung-deckel, der sich öffnen lässt, sodass die Zeigerstellung ertastet werden kann, oder (in modernerer Form dank Sprachausgabe) eine akustische Zeitansage.

Nicht so dieser Zeitmesse der aussieht wie ein Löffel ohne Stiel. Er heisst <(Meteor)) und funktioniert ganz anders alseine Uhr mit Analog- oder Digitalanzeige: die auf der konkayen Seite eingelassenen drei kleinen Stahlkugeln beginnen beiFingerkontakt gut vernehmbar zu vibrieren!

Der Reihe nach werden so die aktuelle Stunde und Minute angezeigt. Die Kugel auf der Seite des dicken Randes nenntdie Stunde, die auf der anderen Seite die Einzelminute(n),während die Kugel in der Mitte jeweils Minuten als Zehner-Einheiten anzeigt.

Wieviele Personen bereits mit einem solchen Gadget derZeit den Puls nehmen, war nicht in Erfahrung zu bringen. Wieviele den Batteriewechsel selbständig bewältigt haben, entzieht sich ebenso unserer Kenntnis. Es ist nämlich kein ganzeinfaches Unterfangen, die beiden Knopfzellen, die den Meteor mit Strom versorgen, auszuwechseln. Sie werden von ihren Kontakten so fest gehalten, dass es einiges Geschickbraucht, sie dort herauszuhebeln. Und um das Gehäuse überhaupt öffnen zu können, braucht es einen Super-Mini-Kreuzschlitzschraubendreher. Wer hat schon ein solches Werkzeug?Vielleicht lohnt sich der Weg in den Uhrenladen doch. Damites bald wieder heisst: «Good vibrations.»

Alexandravision GmbH2074 Mann032 753 57 64www.alexandravjsion.com

Vielfältige Türzargen aus Stahl

Türzargen sind nur ein Artikel aus dem umfangreichen Sortiment, mit dem der Münsterländer Stahlbauer BOS GmbH einen der Spitzenplätze im deutschen Markt behauptet. GemässFirmencredo steht BOS für <(Best Of Steel» («Das Beste ausStahl») und verspricht hochwertige, funktionale und ästhetisch hochstehende Lösungen für unterschiedliche Anwendungen.

Mit seinen Stahlzargen/Tür-Kombinationen zum Beispielbietet BOS Komplettlösungen aus einer Hand, für die design-orientierte Anwendung ebenso wie für den Funktionsbereich.

Alle Produkte werden für unterschiedliche Nutzungsbereiche auch in Edelstahl (V2A und V4A) angeboten, etwa als exklusives Material in Wohn- und Repräsentationsräumen. ImObjektbereich (Bürogebäude, Krankenhaus usw.) lassen sichGestaltungsmöglichkeiten in besonders ansprechender Weisemit den optischen und funktionalen Anforderungen verbinden.BOS bietet hierfür auch verschiedene Edelstahldekore in Premium-, bp- und Design-Qualität.

Der zweite wichtige Einsatzbereich findet sich überall dort,wo besondere Hygieneanforderungen zu erfüllen sind: in derLebensmittelverarbeitung, bei Sanitärräumen, Krankenhäusern und Laboratorien. Für all dieseAnwendungen eignen sichEdelstahltüren und -zargen, denn ihre Oberfläche lässt sichmühelos reinigen und desinfizieren und erfüllt somit strengste Normen und Vorschriften. Die Korrosionsbeständigkeit vonEdelstahl ermöglicht auch den Einsatz in permanent feuchterUmgebung wie in Hallenbädern und Sauna-Anlagen.

Das BOS-Baukastensystem ermöglicht diverse Gestaltungsvarianten in unterschiedlichen Anforderungs- und Preis-kategorien. So ist zum Beispiel eine komplette Edelstahl-Ausführung für Feuchträume erhältlich oder eine ausschließlichdekorative Variante, bei der sich Edelstahl nur im Sichtbereichbefindet, während die nicht sichtbaren Teile aus kostengünstigeren Materialien gefertigt sind.

Für besondere Einsatzbereiche und Ansprüche bietet derHersteller auch spezielle Produkte, z. B. das OP-Schiebetürelement, bestehend aus Schiebetür und Zarge — beide aus Edelstahl — das zudem ausgerüstet werden kann mit dem Schiebetür-Antrieb Magneo (Dorma AG). Desweiteren erhältlichsind Sensor-Steuerungen, Schallschutz-Rundum-Dichtungenund in die Zarge integrierte Bedienelemente und Beleuchtungen (siehe Prospekt-Beilage).

BOS GmbH Best of Steel8488 Turbenthal0523852488www.BestOfSteel.de

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Vibrierende Stunden und Minuten

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Aus dem Tagebuch einerElektrorollstuhlfahrerinRuth Bader aus Winterthur lebt seit Geburt miteiner Hemiparese.

31. 05.2011Termin beim Hausarzt. Die Eingangstür des Gebäudes, in demsich das Swica Gesundheitszentrum befindet, ist sehr schwer.Ich muss jemanden um Hilfe bitten. Wenn ich aus dem Liftkomme, muss ich mich bemerkbar machen, damit mir jemanddieTür zum Zentrum öffnet. Dann muss ich beimArztaufsWC.Die Toilette ist eng und die Tür geht nach innen auf. Ich habedeswegen schon die Halterung für die WC-Bürste ramponiertund brauche wegen der Tür die Hilfe einer Praxisassistentin.Drum gehe ich lieber im benachbarten «Da Giovanni» auf dieToilette. In diesem Restaurant esse ich manchmal und das WCdort kann ich ohne Schwierigkeiten benutzen. Also geht‘s mitdem Lift wieder zum Ausgang. Ich habe Glück, eine anderePerson benutzt mit mir den Lift und macht mir die schwere Türauf. Nach dem WC geht‘s mit der Hilfe von einem Passantenzurück in die Arztpraxis. Das ist umständlich und doch angenehmer für mich als die «WC-Übung» in der Arztpraxis.17.06.2011Eine Kollegin und ich testen die Strecke vom Landesmuseumin Zürich zum Hirschengraben, weil wir am 1 8.06. den Jahres-ausflug mit dem RCZ haben, zuerst ins Landesmuseum gehenund danach am Hirschengraben Zmittag essen werden. AmSeilergraben gibt es auf der linken Trottoirseite eine Baustelle. Und die andere Trottoirseite können wir auch nicht befahren, weil dort beim Trottoirübergang bei der Häringstrasse keine Absenkungen vorhanden sind. Also müssen wir untenentlang und dann bei der Mühlegasse wieder zum Seilergraben hoch. Um nach Winterthur zurück zu fahren, nehmen wirdie 58. Das können wir autonom machen.Allerdings bleibt derEingang zum Rollstuhlabteil wegen eines Defekts gesperrt.Zum Glück gibt es noch einelür zum Fahrradabteil, die wir benutzen können. Hier gibt es jedoch kein WC. Wir verlassen uns

Kantonale Beratungsstellen

Die aktuelle Liste sämtlicher kantonaler Beratungsstellenfinden Sie unter www.hindernisfrei-bauen.ch

Beilage: Faltprospekt der BOS GmbH Best Of SteelD-48282 Emsdetten

auch gar nicht mehr daraut dass wir dasWC im Zug benutzenkönnen. Das geht im Normalfall auf kurzen Strecken und wennwir nicht in Zeitnot sind. Sonst wird es schwierig.15. 07.2011Ich gehe mit einem Kollegen zum Museumscaf am Römer-holz. Das Museum ist, bis auf eine Schwelle, barrierefrei. DieTür vom Caf öffnet sich automatisch — wie schön. Da es aberschönes Wetter ist, möchten wir uns zum Kaffeetrinken in denGarten setzen. Das geht nicht, weil ein paar Stufen, die zumGarten führen, das verhindern. Eine Rampe würde Abhilfeschaffen, aber die gibt es nicht. Ich nehme mir vor, deshalb anbak.admin.ch eine Mali zu schreiben. Mein Kollege und ichfahren zum Restaurant «Bloom» und trinken unseren Kaffeedort auf der Terrasse. Ich hoffe, dass es ein anderes Mal auchim Garten vom Museumscaf am Römerholz möglich seinwird.17.07.2011Ich schreibe ein Mau an bak.admin.ch und bitte um eine Rückmeldung. Es ist mir ein Anliegen, dass wir Elektrorolli-Fahrende bei Anpassungen nicht vergessen werden. Wir sind auf dievollständigen Anpassungen angewiesen, man kann uns nichteinfach über ein paar Stufen hinweg helfen oder tragen. Fürmich ist das unmöglich und ich bin sicher nicht die Einzige. Ichkann auch auf keine anderen Stühle sitzen.29.09.2011Heute kam nun eine Antwort auf meine E-Mail. Die Leiterindes Museums bedauert, dass aus «denkmalpflegerischenGründen>) nicht in allen Bereichen Rollstuhlgängigkeit erreichtwerden konnte. Aber man werde «nun über die Bücher gehenund nach einer Lösung suchen». Klingt vielversprechend!

Herausgeberin: Schweizerische Fachstel le für behindertengerechtesBauen, Kernstrasse 57, 8004 Zürich, T 01 299 97 97, F 01 299 97 98

Auflage: 2000 Ex. deutsch, 400 Ex. französisch, erscheint zweimaljährlich, Druck: Alder Print und Media AG, 9125 Brunnadern

Fotos/Illustrationen: Fachstelle, ThyssenKrupp Aufzüge AG, Baco AG,SchacoAG, Bär Irade & Do GmbH, Alexandravision GmbH

Nr. 54 — Januar 2012

Kolumne