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Seite 139 Florian Zeller 07/08 Historische Experimente zur Ernährung der Pflanzen Schon im Jahre 1771 führte der englische Naturforscher und Geistliche Joseph Priestley folgende Experimente durch. Bei ihrer Darstellung wollen wir uns auf die wesentlichsten Daten beschränken. a) Setzte er eine Maus und stellte er eine Kerze in zwei ge- trennte, luftdichte Glasgefäße, so starb die Maus, und die Kerze erlosch. b) Eine in einem luftdichten Glasgefäß gehaltene Pflanze starb ebenfalls nach einiger Zeit. c) Befanden sich die Maus und Pflanze im selben luftdichten Glasgefäß, so überlebten sie beide. d) Brachte er eine Pflanze in eine Luftmenge, in der eine Kerze erloschen war (a), so ge- dieh die Pflanze (b), und nach einer Weile konnte eine Kerze wieder gut in dieser Luft brennen (c). Bedeutung der Photosynthese Stoffaufbau durch Energiebindung Produktion von 170 Billionen t Biomasse/a Ernährungsgrundlage für alle heterotrophen Lebewesen Sauerstoffproduktion für alle aeroben Lebewesen Die Ernährungsweise der Pflanzen besteht also darin, dass sie aus ener- giearmen anorganischen Stoffen (Wasser, Kohlendioxid) energiereiche Nährstoffe synthetisieren und dabei Sauerstoff frei wird. Autotrophe Pflanzen

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  • Seite 139 Florian Zeller 07/08

    Historische Experimente zur Ernährung der Pflanzen

    Schon im Jahre 1771 führte der englische Naturforscher und Geistliche Joseph Priestley folgende Experimente durch.

    Bei ihrer Darstellung wollen wir uns auf die wesentlichsten Daten beschränken.

    a) Setzte er eine Maus und stellte er eine Kerze in zwei ge-

    trennte, luftdichte Glasgefäße, so starb die Maus, und die

    Kerze erlosch.

    b) Eine in einem luftdichten Glasgefäß gehaltene Pflanze starb

    ebenfalls nach einiger Zeit.

    c) Befanden sich die Maus und Pflanze im

    selben luftdichten Glasgefäß, so überlebten

    sie beide.

    d) Brachte er eine Pflanze in eine Luftmenge,

    in der eine Kerze erloschen war (a), so ge-

    dieh die Pflanze (b), und nach einer Weile

    konnte eine Kerze wieder gut in dieser Luft

    brennen (c).

    Bedeutung der Photosynthese

    Stoffaufbau durch Energiebindung

    Produktion von 170 Billionen t Biomasse/a

    Ernährungsgrundlage für alle heterotrophen Lebewesen

    Sauerstoffproduktion für alle aeroben Lebewesen

    Die Ernährungsweise der Pflanzen besteht also darin, dass sie aus ener-

    giearmen anorganischen Stoffen (Wasser, Kohlendioxid) energiereiche

    Nährstoffe synthetisieren und dabei Sauerstoff frei

    wird.

    Autotrophe

    Pflanzen

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    KOHLENSTOFFKREISLAUF bzw. Materiekreislauf

    Ökosysteme:

    Areal

    in 106 km

    2

    Pflanzenbiomasse

    in 109 t C

    Nettoprimerproduktion

    in gC/m3/Jahr

    Tropischer Regenwald 17,0 344,0 988

    Hochsee 322,0 0,45 56

    Savannen 15 27 407

    ATP ist das Cosubstrat aller Kinasen !

    P EP ATP Glucose – 6 – P

    BTS ADP Glucose

    Substrat 1 NADH2 Produkt 2

    Produkt 1 NAD Substrat 2

    NAD ist das Cosubstrat aller Dehydrogenasen

    Produzenten

    organische Substanz

    Konsumenten

    abgestorbenes org. Material

    Destruenten

    anorganische Verbindungen

    CO2 O2

    Apoenzym

    Pyruvatkinase

    Apoenzym

    Pyruvatkinase

    Apoenzym Apoenzym

    ADP ATP

    NAD NADH2

  • Seite 141 Florian Zeller 07/08

    Nicotinsäureamid-Adenin-Dinucleotid Enzym 8

    NAD+

    Wasserstoffübertragendes Coenzym (nur die Bedeutung erkennen!)

    Photosynthese

    Gleichung:

    6 CO2 + 6 H2O C6H12O6 + 6 O2

    Formeln von Chlorophyllen und Carotin

    Porphyringerüst aus 4 Pyrrolringen (I – IV) mit zentralem Magnesiumatom

    Zeichnen können!!

    𝛽-Carotin

    Licht

    Chlorophyll

    Nicotinamid

    Ribose

    Nicotinamid

    Ribose P P

    reaktive

    Stelle

    NADP+

  • Seite 142 Florian Zeller 07/08

    Zeichnen können!!

    Chloroplasten im Lichtmikroskop

    Bestrahlung mit weißem Licht reflektiertes Licht

    Kontinuierliches Spektrum kein kontinuierliches Spektrum

    Aller Spektralfarben Spektrum mit Lücken bei

    bestimmten Wellenlängen

    absorbiert Licht bestimmten Wellenlängen

    Eigenfarbe: Mischfarbe aus den nicht absorbierten Spektralbereichen

    Eine von mehreren Modellvorstellungen zum Aufbau

    der Thylakoidmembran eines Chloroplasten.

    Die Quantasomen werden hier als Membranbauteile

    betrachtet.

    Rohchlorophyll-Lösung

  • Seite 143 Florian Zeller 07/08

    (mehr dazu auf Seite 144)

    Chlorophyllextraktion

    - zerkleinerte Blätter

    - Seesand

    - Alkohol

    - Aceton

    Die verschiedenen Farbstoffe werden aufgetrennt:

    Carotinoide

    Xanthophylle

    Chlorophylle (a+b)

    Gemeinsamkeit von Chlorophyll a/b und Carotinoiden:

    SYSTEM KONJUNGIERTER DOPPELBINDUNGEN

    Lösungsmittel gemischt

    Homogenisieren

    und

    Extrahieren

    Papierchroma-

    tographie

    -Elektronen leicht anregbar,

    wichtig für die Lichtabsorption!!

  • Seite 144 Florian Zeller 07/08

    Lichtabsorption durch Pigmente

    Sichtbares Licht ist elektromagnetische Strahlung der Wellenlänge 400 – 750 nm.

    kontinuierliches Spektrum

    Werden aus weißem Licht durch Pigmente (Farbstoffe) bestimmte Wellenlängenbereiche Absorbiert (verschluckt), so

    sehen wir den restlichen reflektierten Wellenlängenbereich bunt. Im sogenannten Spektralphotometer kann man mes-

    sen, welche Wellenlängenbereiche ein Farbstoff genau absorbiert, z.B. Chlorophyll a und b sowie die Carotinoide. Das

    Ergebnis ist graphisch darstellbar als Absorptionsspektrum.

    Chlorophyll a,b: Absorption im kurzwelligen Blaubereich und im langwelligen Orange/Rotbereich,

    g rünes Licht wird durchgelassen. Chlorophylle „sind“ grün.

    β-Carotin, Xanthophylle: Absorption im blaugrünen Wellenlängenbereich,

    gelb/oranges Licht wird durchgelassen; diese Farbstoffe „sind“ gelb/orange

    Anmerkung:

    Chlorophyll a = Hauptpigment der Photosynthese

    Chlorophyll b + Carotinoide (Carotin und Xanthophylle) = Hilfspigmente (accessorische Pigmente)

    Nun kann man auch die Intensität der Photosynthese bei verschiedenem einfarbigem Licht messen. Der Zusammenhang

    zwischen den Wellenlängen des eingestrahlten Lichtes und den Photosyntheseleistungen der bestrahlten Pflanze wird

    durch das sog. Wirkungsspektrum wiedergegeben (=Aktionsspektrum)

    Spektrale Absorption von Photosynthesepigmenten und Wirkungsspektrum der Photosynthese

    Aus den Kurven ist ersichtlich, dass die Chlorophylle im kurzwelligen blauen und im langwelligen roten Spektralbe-

    reich absorbieren. Der mittlere grüne Spektralbereich wird durchgelassen. Carotin absorbiert im blaugrünen Wellenlän-

    genbereich, weshalb es uns in der Komplementärfarbe, in Rot, erscheint. Misst man die Intensität der Photosynthese bei

    verschiedenfarbigem Licht, so findet man eine ungefähre Übereinstimmung des Wirkungsspektrums mit den Adsorpti-

    onsspektren der drei Pigmente, woraus man auf ihre Mitwirkung bei der Photosynthese schließen kann.

  • Seite 145 Florian Zeller 07/08

    Modellvorstellung der Lichtabsorption: die Lichtsammelfalle

    Antennenpigmente: Carotinoide und Chlorophyll b absorbieren Lichtquanten

    Lichtweiterleitende Pigmente: Chlorophyll a

    Reaktionszentrum: Chlorophyll a Molekül

    energie energie Dieses angeregte Elektron wird an ein Empfängermolekül (Acceptor) zur

    armes e-

    reiches e-

    Leistung von chemischer Arbeit abgegeben! Das Chlorophyll a Molekül

    wurde dabei ionisiert!

    Grüne Pflanzen haben zwei Typen von Lichtsammelfallen mit Wirkung- bzw. Absorptionsmaxima bei Licht der

    Wellenlänge 700 nm = Photo- oder Pigmentsystem I, kurz P700

    682 nm = Photo- oder Pigmentsystem II, kurz P682 Die unterschiedlichen Eigenschaften von P700 und P682 liegen wohl daran, dass beide unterschiedliche Chlorophyll-Protein-Komplexe darstellen.

    Ablauf der Photosynthese

    Gleichung: 6 CO2 + 6 H2O C6H12O6 + 6 O2 ∆G‘ = + 2880 kJ/mol

    1. Lichtabhängige Reaktion (Primärprozess) am Thylakoidsystrem

    SPALTUNG von Wasser durch hv-Energie

    = PHOTOLYSE des WASSERS

    Kreuzungsexperiment von Kamen und Ruben 1941

    Tracer Methode zur Aufklärung der Herkunft des Sauerstoffs. Verwendet wurden Verbindungen, die mit dem

    schweren Sauerstoffisotop 18

    O markiert waren

    „Kreuzung“: in zwei getrennten Experimenten Markierung

    - einmal von H2O

    - einmal von CO2

    mit schwerem (Achtung: nicht radioaktivem) Sauersoff !!!

    Experiment 1: 6 CO2 + 12 H218

    O C6H12O6 + 6 18

    O2 + 6 H2O

    Bei Verwendung von isotopenmarkiertem Wasser tritt das Isotop nur im freiwerdenden Sauer-

    soff auf!

    Experiment 2: 6 C18

    O2 + 12 H2O C6H1218

    O6 + 6 O2 + 6 H218

    O

    Bei Verwendung von isotopenmarkiertem Kohlendioxid tritt das Isotop im Kohlenhydrat und

    im neu entstandenen Wasser auf.

    Nun war endgültig bewiesen, dass der Sauerstoff aus der Photolyse des Wassers stammt:

    Lichtreaktion der Photosynthese

    hv

    Licht

    Chlorophyll

    Licht

    Chlorophyll

    H2O 2 H+ + 2 e

    - +

    𝟏

    𝟐 O2

    H+ e

    - H

    + e

    -

    𝟏

    𝟐 O2

  • Seite 146 Florian Zeller 07/08

    Die Wasserspaltung findet an der Innenseite der Thylakoidmembran statt.

    - Die e- werden blitzschnell entzogen und mittels Elektronentransportketten = Redoxsysteme

    durch die Membran hindurch weitergeleitet.

    - Die H+ werden in den Thylakoidinnenraum abgegeben

    - O2 verlässt den Chloroplasten

    Für den Beweis zweier „unabhängiger“ Reaktionssysteme (Lichtreaktion, Dunkelreaktion) arbeiteten u. a. 1940

    Herr Hill und sein Team, 1941 Kamen und Ruben und ihr Team.

    Hill-Reaktion 1940

    Beweis, dass die Sauerstoffproduktion der Photosynthese nicht an das Vorhandensein von Kohlendioxid ge-

    bunden ist.

    O2 stammt nicht aus CO2, sondern aus H2O !!

    Experiment:

    Ergebnis: viel O2 entsteht!

    Erklärung: Wasser wird durch Licht und mit Hilfe der Chloroplasten in Protonen, Elektronen und Sauerstoff zer-

    legt. Die reduzier bare Substanz nimmt dabei die Elektronen auf und wird zur reduzierten Substanz.

    H2O 2 H+ + 2 e

    - +

    𝟏

    𝟐 O2

    Elektronen- reduzier bare reduzierte

    acceptor Substanz Substanz

    (hier Fe3+

    ) (hier 2 Fe2+

    )

    Gesamt: H2O + 2 Fe3+

    2 Fe2+

    + 2 H+ +

    𝟏

    𝟐 O2

    Im Hill-Versuch wurden als reduzier bare Substanz Fe3+

    -Ionen verwendet, bei der Photosynthese ist die reduzier

    bare Substanz NADP (eigentlich NADP+) !!!

    Belichtung

    aus lebenden Zellen isolierte Chloroplasten

    reduzier bare Substanz (Fe3+-Ionen)

    Wasser

    Licht

    Chlorophyll

    = + 2 e-

  • Seite 147 Florian Zeller 07/08

    Gesamtgleichung der Photosynthese

    6 CO2 + 12 H2O C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O

    Elektronentransport und Photophosphorylierung

    zeichnen können!!!

    Anmerkung: Redoxsysteme = Enzyme = e--Transprotketten

    Bilanz:

    12 H2O 24 H+ + 24 e

    - + 6 O2

    12 NADP + 24 H+ + 24 e

    - 12 NADPH2 (Reduktionsäquivalente)

    18 ADP + 18 P 18ATP (Energieäquivalente)

    12 H2O + 12 NADP + 18 ADP + 18 P 12 NADPH2 + 18 ATP + 6 O2

    Licht

    Chlorophyll

  • Seite 148 Florian Zeller 07/08

    Lichtabhängige Reaktion am Fotosystem I (P700)

    Durch Lichtabsorption wird das Reaktionszentrum in P700 angeregt Chlorophyll a Molekül gibt Elektro-

    nen ab, diese werden auf einen Zwischenempfänger = Stoff Y gehoben. Das Empfängermolekül überträgt die

    Elektronen auf den endgültigen Akzeptor NADP.

    Lichtabhängige Reaktion am Fotosystem II (P682)

    Durch die Elektronenabgabe am P700 ist dort eine Elektronenlücke (Kationencharakter nachweisbar!) entstan-

    den, diese muss gefüllt werden. Die Füllung der Lücke erfolgt durch das Fotosystem II:

    Wiederum Absorption von Lichtenergie Anregung des Reaktionszentrums P682 Chlorophyll a Molekül

    gibt Elektronen ab werden auf den Zwischenakzeptor Stoff X gehoben und von dort über eine besondere

    Elektronentransportkette in das P700 geleitet Lücke gefüllt!

    Fotolyse des Wassers

    Nun ist eine Elektronenlücke im P682!! Dies wird gefüllt durch chemische Spaltung des Wassers in Sauersoff,

    Protonen und Elektronen!

    Der Sauerstoff wird abgegeben.

    Die Elektronen werden zum P682 weitergeleitet und füllen dort die Lücke.

    Die Protonen werden auf andere Weise wie die Elektronen zum NADP transportiert!

    Fotophosphorylierung bzw. chemoiosmotische ATP-Bildung

    Die ATP-Bildung erfolgt ähnlich wie in der Endoxidation an einem ATP-Syntheseprotein in der Thylakoid-

    membran. Die Energie zur ATP-Bildung wird aus dem Konzentrationsgradienten der Protonen zwischen

    Thylakoidinnenraum und Matrix (= Stroma) geschöpft.

    Messungen des pH-Wertes im Thylakoidinnenraum ergaben eine Differenz von 2 pH-Einheiten zum Stroma,

    d.h. innen ist die Konzentration der H+ um das 100-fache höher! Folge: H

    + diffundieren von innen nach au-

    ßen durch das ATP-Syntheseprotein, die dabei frei werdende Energie wird zur ATP-Synthese genutzt.

    Die Aufrechterhaltung des Protonengradienten erfolgt

    1. durch das Fotosystem II, das ständig auf das Wasser einen so starken Elektronensog ausübt, dass Wasser

    gespalten wird H+-Nachschub

    2. Auf dem Weg der e- von X zu P700 wird Energie frei, diese nutzt ein Stoff namens Plastochinon zum

    Rücktransport der ausgetretenen H+ in den Thylakoidinnenraum H

    +-Nachschub.

    Da 1. und 2. Nur bei Belichtung funktionieren, also letztendlich das Licht die Triebkraft der ATP-Bildung

    darstellt, kann man auch von Fotophosphorylierung sprechen = „Nicht zyklische Fotophosphorylierung“

    „Zyklische Fotophosphorylierung“

    Die Lichtanregung am P700 wird ausgenützt. Die Elektronen wandern vom Stoff Y aus nicht zum NADP,

    sonder über andere Redoxsysteme und das Plastochinon zurück zum P700. Plastochinon nutzt die energie und

    pumpt H+ nach innen, H

    +-Gradient wird erhöht, H

    + diffundieren durch das ATP-Syntheseprotein nach außen,

    ATP kann gebildet werden.

    Hierin liegt wohl der Sinn der zyklischen Fotophosphorylierung! Zusätzliche ATP-Bildung!!!

    Achtung: hier läuft nur dann die Lichtreaktion I ab

    keine Wasserspaltung, daher keine O2-Bildung

    keine NADPH2-Bildung!

  • Seite 149 Florian Zeller 07/08

    2. Lichtunabhängige Reaktion

    = REDUKTION von KOHLENDIOXID zu TRAUBENZUCKER

    Voraussetzungen für die Reduktion von CO2 zum energiereichen Kohlenhydrat:

    1. Reduktionsmittel: NADPH2 = Wasserstoffübertragendes Coenzym

    2. Energie: ATP als Speicher und Überträger von Energie

    Adenosin – P ~ P ~ P P = Phosphatgruppe

    ~ = energiereiche Bindung

    Umwandlung von Kohlendioxid zu Kohlenhydraten

    Diese Reaktionen laufen normalerweise im Licht neben den Lichtreaktionen ab, können aber im Dunklen noch

    weiterlaufen, solange der Vorrat an ATP und NADPH2 aus der Lichtreaktion noch reicht.

    Die Reaktionen können im Dunkeln ständig ablaufen, wenn man künstlich ATP und NADPH2 zugibt.

    Mevin Calvin (Nobelpreis 1961) hat experimentell den Weg des CO2 von der Aufnahme durch die Pflanze bis

    zum fertigen Kohlenhydrat durch das Verfahren der Autoradiographie verfolgt:

    Grünalgen der Gattung Chlorella wurde *CO2 ( * = mit radioaktivem 14-C mar-

    kiert) angeboten, bei Belichtung bauen die Algen dies ein.

    Unterbrochen wird die Photosynthese-Tätigkeit zu verschiedenen Zeitpunkten

    durch Übergießen mit siedendem Alkohol. Nun kann man in verschiedenen zeit-

    abständen die Photosynthese-Zwischenprodukte, die ja *14 C enthalten, isolieren

    und untersuchen.

    1. Extraktion der Intermediärprodukte

    2. Chromatographie der Intermediärprodukte: Die verschiedenen Substanzen laufen verschieden weit Auf-

    trennung; Substanzen farblos, man sieht nichts

    3. Sichtbarmachen der IMP: Auflegen eines Filmstreifens, Stellen mit radioaktivem Verbindungen (*C!)

    schwärzen den Film, nun weiß man, wo die IMP auf dem Chromatogramm sind!

    Dunkelreaktion der Photosynthese

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    4. Auswaschen der IMP aus dem Chromatogramm (nicht den Filmstreifen)

    5. Chemische Identifikation

    Bereits 5 Sekunden nach Zugabe von *CO2 sind viele verschiedene Substanzen entstanden, z.B. Saccharose und

    andere Zucker.

    Calvin verkürzte schrittweise die Versuchszeit, bei einem Stopp bereits nach 1,7 Sekunden erhielt er einen einzi-

    gen *C-haltigen Stoff, das Glycerinsäure-3-Phospaht bzw. 3-Phosphoglycerinsäure = 3-PGS. Dies ist also das

    erste fassbare IMP der Photosynthese.

    Wo aber kommt die Phosphoglycerinsäure mit ihren 3 C-Atomen her?

    Weitere Versuche zeigten, dass der Primäre Acceptor für CO2 ein C5-Körper mit

    dem klangvollen Namen RuDP ist, d.h. Ribulose-1,6-Diphosphat, welches in der

    Dunkelreaktion in einem Kreisprozess, dem Calvin-Zyklus ständig nachgeliefert

    wird.

    Temperaturabhängigkeit der Photosynthese

    In den Lichtreaktionen wird so wenig „Rohmaterial“ hergestellt, dass dessen völlige „Aufarbeitung“ bereits bei

    niedrigen Temperaturen erfolgt. Eine gesteigerte Aktivität in der Dunkelabteilung bringt nichts ein.

    Anders liegen die Verhältnisse bei Starklicht:

    3-PGS

    ATP

    NADPH2

    ATP

    NADPH2

  • Seite 151 Florian Zeller 07/08

    Fotochemischer Wirkungsgrad

    Wie viele Elektronenanregungen sind zur Herstellung von einem Mol Glucose notwendig?

    Pro Bildung von einem NADPH2 müssen an zwei Lichtsammelfallen je zwei

    Elektronen angeregt werden 4 Elektronenanregungen notwendig

    Da 12 NADPH2 24 Elektronenanregungen durch Licht notwendig.

    Energie von einem Lichtquant: ca. 200 kJ/mol

    Energie von 48 Lichtquanten: ca. 9600 kJ/mol

    In einem Mol Glucose sind aber nur 2872 kJ/mol Energie gespeichert.

    Wie viel % der eingesetzten Energie sind das? 9600 kJ = 100 %

    2872 kJ = x

    𝑥 = 2872 𝑘𝐽 ×100%

    9600 𝑘𝐽 = 𝟐𝟗,𝟗𝟐 %

    Wie groß ist der fotochemische Wirkungsgrad?

    Der maximale Wirkungsgrad 𝜂 = 1; 9600 kJ = 1

    2872 kJ = x

    𝑥 = 2872 ÷ 9600 = 𝟎,𝟑 𝜂 = 0,3

    Die Dunkelreaktion der Photosynthese ist also enzymgesteuert und temperaturabhängig!

    - die Prozesse laufen im Stroma ab

    - lichtunabhängig

    - jedoch werden bei der Pflanze die Energieäquivalente und die Reduktionsäquivalente – also die 18 ATP und

    die 12 NADPH2 – aus der Lichtreaktion gebraucht.

    Die Dunkelreaktion lässt sich in drei Phasen gliedern:

    1. Fixierungsphase: Bindung des CO2 an einen Acceptor (C5-Körper), über ein instabiles Zwischenpro-

    dukt entstehen Glycerinsäurephosphatmoleküle.

    2. Reduktionsphase: Glycerinsäurephosphat wird unter ATP-Verbrauch und mit Hilfe des Reduktionsmit-

    tels NADPH2 zu Glycerinaldehydphosphat reduziert.

    NADPH2 wird dabei oxidiert zu NADP.

    3. Regenerationsphase: Der Acceptor wird im Kreisprozess unter erneutem ATP-Verbrauch regeneriert.

    Bilanzmäßig lässt sich 1 Molekül energiereicher Glucose abzapfen.

    6 CO2 6 H2O 12 ATP 12 ADP + 12 P 12 H2O

    6 C5 6 [C6 ] 12 C3 12 C3

    Ribulose 1,5 di – P Glycerinsäure-P 12 NADPH2

    12 NADP

    6 ADP + 6 P C6 Glucose

    CALVIN-BENSON-ZYKLUS

    6 ATP Saccharose

    6 C5- P 10 C3- P Stärke, Cellulose

    6 CO2 + 18 ATP + 12 NADPH2 C6H12O6 + 18 ADP + 18 P + 12 NADP + 6 H2O

  • Seite 152 Florian Zeller 07/08

    Zentraler Reduktionsschritt:

    12 ATP 12 ADP + 12 P

    12 NADPH2 12 NADP

    Glycerinsäure-3- P Glycerinaldehyd-3- P

    3 PGS 3 PGA

    Beeinflussung der Photosyntheseleistung durch Außenfaktoren

    Photosyntheserate ist abhängig von

    1. Lichtintensität (Beleuchtungsstärke)

    2. Lichtqualität (𝜆 des Lichts = Farbe des Lichts)

    3. Kohlendioxidgehalt der Luft

    4. Temperatur

    5. Luftfeuchtigkeit

    zu 1. Lichtintensität:

    Man unterscheidet zwischen Brutto- und Nettophotosyntheserate

    Tatsächlicher Glucosegewinn

    (Gewinn an Biomasse)

    Einfluss der Lichtintensität:

    - im Dunkeln: Pflanze betreibt Atmung

    - bei bestimmter Lichtintensität:

    Lichtkompensationspunkt K erreicht, d.h.

    Atmung (Glucoseverbrauch) und Bruttopho-

    tosynthese (Glucoseentstehung) kompensie-

    ren sich (heben sich auf).

    - Lichtintensität darüber hinaus:

    Nettogewinn setzt ein !!

    Diagramm 1: Abhängigkeit der Nettophotosynthese von

    der Beleuchtungsstärke bei Schattenpflanzen und Sonnen-

    pflanzen

    6 CO2 + 12 H2O* C6H12O6 + 6 O2* + 6 H2O

    Brutto-Photosynthese-Rate = Photosynthesegesamtleistung

    Netto-Photosynthese-Rate = Bruttophotosyntheserate – Glucoseverbrauch bei der Atmung

  • Seite 153 Florian Zeller 07/08

    zu 2. Lichtqualität

    vergleiche Wirkungsspektrum der Photosynthese

    zu 3. Kohlendioxidgehalt der Luft

    ist mit 0,03 % der sog. Minimumfaktor (= jener abiotischer Umweltfaktor, der die Photosyntheseleistung unter na-

    türlichen Bedingungen begrenzt).

    Diagramm 2: Abhängigkeit des Pflanzen-

    wachstums vom CO2-Gehalt der Luft;

    Unterschiedliche CO2-Toleranz verschie-

    dener Pflanzen

    Jede Pflanze zeigt ein

    - CO2-Maximum (sehr hohe Konzentrationen nicht tolerierbar)

    - CO2-Optimum ( Konzentration etwas über dem normalen CO2-Gehalt der Luft)

    - CO2-Minimum: Bohne: stellt bei erniedrigter CO2-Konzentration das Wachstum bald ein.

    Mais: toleriert geringe CO2-Konzentration, verlangsamt lediglich das Wachstum!!

    Ursache: Mais, andere Gräser, Kakteen (allg. Pflanzen trockener Standorte) sind

    Wegen hoher Außentemperaturen und damit verbundener Gefahr zu hoher Verduns-

    tung oftmals gezwungen, die Stomata zu schließen wenig CO2-Aufnahme mög-

    lich !!

    Trotzdem können diese Pflanzen Photosynthese betreiben:

    Ihr Stoffwechsel ist an die verringerte Aufnahmemöglichkeit von CO2 angepasst.

    Das bei der Atmung entstehende CO2 kann chemisch gespeichert werden und in die

    Photosynthese eingeschleust werden.

  • Seite 154 Florian Zeller 07/08

    zu 4. Temperatur

    Diagramm 3: Temperatur –Toleranz

    Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt allgemein bei enzymatischen Reaktionen mit steigender Temperatur zu, bis

    Hitzedenaturierung der Enzyme für Abfall der Reaktionsgeschwindigkeit sorgt, schließlich kommt das gesamte

    Stoffwechselgeschehen zum erliegen!

    Allgemein: Zunahme der Photosynthese mit steigender Temperatur, Einstellung der Photosynthese bei zu hohen

    Temperaturen

    Jede Pflanze hat Temperaturminimum, -optimum, -maximum!

    Jenseits von Minimum und Maximum stellt die Pflanze die Stoffproduktion ein und stirbt.

    zu 5. Luftfeuchtigkeit

    Luftfeuchtigkeit muss genügend vorhanden sein. Erhöhung kann sich positiv auf die Photosyntheserate auswirken!

    Analyse der Photosynthesefaktoren

    Summarisch lässt sich der Photosyntheseprozess in folgender Bruttogleichung darstellen:

    Pro Mol erzeugter Glucose wird eine Energiemenge von 2825 kJ benötigt.

    Photosynthese (Schema) Chlorophyll a und b

    C6H12O6

    Chlorophyll

  • Seite 155 Florian Zeller 07/08

  • Seite 156 Florian Zeller 07/08

    Vorgehensweise:

    kurze: 6 CO2 + 6 H2O C6H12O6 + 6 O2

    erweiterte: 6 CO2 + 12 H2O C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O

    Lichtreaktion

    Dunkelreaktion

    Lichtreaktion:

    12 H2O 24 H+ + 24 e

    - + 6 O2

    12 NADP + 24 H+ + 24 e

    - 12 NADPH2

    18 ADP + 18 P 18 ATP

    12 H2O + 12 NADP + 18 ADP + 18 P 12 NADPH2 + 18 ATP + 6 O2

    Dunkelreaktion:

    6 CO2 + 18 ATP + 12 NADPH2 C6H12O6 + 18 ADP + 18 P + 12 NADP + 6 H2O

    ausgleichen:

    6 CO2 + 12 H2O C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O

    Es ist schön, autotroph zu sein … … , zeitweise wenigstens.

    autotrophe Organismen

    (autotroph = „sich selbst ernährend“)

    = Organismen, die energiereiche organische Stoffe durch Photosynthese aus einfacheren anorganischen Verbindungen

    aufbauen können und damit von energiereichen organischen Nährstoffen unabhängig sind.

    heterotrophe Organismen

    (heterotroph = „sich von anderen ernährend“)

    = Organismen, die hinsichtlich ihres Stoffwechsels auf die Zufuhr energiereicher organischer Stoffe angewiesen sind.

    Diese werden entweder in körpereigene Stoffe umgewandelt oder unter Energiefreisetzung abgebaut.

    Licht

    Chlorophyll

    Licht

    Chlorophyll

  • Seite 157 Florian Zeller 07/08

    Die Farben kennzeichnen die Reaktion der Verdauungssäfte:

    grün = neutral

    rot = sauer

    blau = alkalisch

    Organ Abbau Enzym

    Mundhöhle Stärke Maltose ∝-Amylase (Ptyalin)

    Magen Proteine Polypeptide Pepsin, Kathepsin

    (Schleim, HCl)

    Dünndarm

    Stärke Maltose

    Maltose Glucose

    Nucleiosom Nucleotide

    Proteine Polypeptide

    Polypeptide Aminosäuren

    Fette Glycerin + Fettsäuren

    ∝-Amylase Maltase

    Nucleasen

    Trysin, Chymotrypsin

    Proteasen

    Lipasen

  • Seite 158 Florian Zeller 07/08

    Energiefreisetzung durch Abbauvorgänge

    AEROBER STOFFABBAU

    Mitochondrium

    mit O2 unter dem

    Elektronenmi-

    kroskop

    Bau eines Mitochondriums (zeichnen können!)

    Übersicht über die Vorgänge beim STOFFABBAU

    = Dissimilation

    1. GLYCOLYSE

    2. Oxidative Decarboxylierung

    3. Citronensäurecyclus

    4. Endoxidation:

    Hauptsächliche Energiequelle !

    ATP !!

    Glucose C6

    Brenztraubensäure 2 x C3

    CO2

    Aktivierte Essigsäure C2

    2 H 1

    2O2 H2O

    CO2

    CO2

    NADH2 FADH2

    Sauerstoff vom Atmen braucht

    man nur bei Schritt 4 !!!

  • Seite 159 Florian Zeller 07/08

    anaerober Abbau aerober Abbau

    Glykolyse

    C6H12O6

    2 BTS

    Oxid. Decarboxil. Milchsäure-Gärung

    alkoh. Gärung

    BTS

    Ethanol + CO2

    2 Acetyl-CoA

    4 CO2

    2 BTS

    2 Acetyl-CoA

    + 2 CO2

    BTS

    Milchsäure

    Endoxydation

    Citratcyclus

    10 NADH2

    2 FADH2

    + 6 O2

    12 H2O

    34 ATP

    6 NADH2

    2 FADH2

    2 GTP

    Rückgewinnung

    NAD

    2 NADH2 Rückgewinnung

    NAD

    2 NADH2

    2 ATP

  • Seite 160 Florian Zeller 07/08

    Bilanzgleichung für den Oxydativen Abbau

    C6H12O6 + 6 O2 6 CO2 + 6 H2O

    38 ADP + 38 P 38 ATP

    1. Glycolyse

    Reaktionskette ohne O2-Verbrauch im Zytoplasma.

    Sehr alter Stoffwechsel !!!

    - Läuft bei allen Lebewesen gleich ab

    - Ablauf im Zytoplasma, denn zu Zeiten der Prokaryonten gab es noch keine Mitochondrien.

    - Anaerober Ablauf der Glykolyse, denn ursprünglich kein O2 in der Atmosphäre

    Bilanz:

    C6H12O6 + 2 NAD + 2 ADP + 2 P H3C – C – COOH + 2 ATP + 2 NADH2

    BTS

    2 C3-Körper

    = Pyruvat

    Vereinfachte Darstellung der Glycolyse (können müssen!)

    Glucose C6H12O6 C6 Körper

    PHOSPHORYLIRUNG ATP ADP

    und

    ISOMERISIERUNG Clucose – 6 – P C6 ~ P

    Fructose – 6 – P C6 ~ P

    ATP ADP

    Fructose – 1,6 – diphosphat P ~ C6 ~ P

    SPALTUNG

    2 Glycerinaldehyd – 3 – P 2 C3 Körper ~ P

    2 ADP 2 P 2 ATP

    2 H2O 2 NAD 2 NADH2

    2 Glycerinsäure – 3 – P 2 C3 ~ P

    ( 2 H2O)

    2 Phosphoenolbrenztraubensäure 2 C3 ~ P

    2 ADP 2 ATP

    2 x Brenztraubensäure 2 C3 Körper

    O

    OXIDATION

  • Seite 161 Florian Zeller 07/08

    Formulierung des zentralen Oxidationsschritts mit Strukturformel

    (nur zum Verständnis!!!)

    Bilanz Glycolyse:

    C6H12O6 + 2 NAD + 2 ADP + 2 P 2 CH3 – C – COOH + 2 ATP + 2 NADH2

    O

    2 + 2 H2O 2 NAD 2 NADH2

    2 ADP + 2 P 2 ATP

  • Seite 162 Florian Zeller 07/08

    2. Oxydative Decarboxylierung

    Die BTS wandert in die Mitochondrien (durch eine Doppelmembran aber nur noch halb so groß!).

    Aus dem C3-Körper (BTS) entstehen C2-Körper (Essigsäure) unter Abspaltung von CO2

    GEWINN von 2 NADH2 !!!!

    Bilanz:

    2 CH3 – C – COOH + 2 NAD + 2 H - S CoA 2 CH3 – C + 2 CO2 + 2 NADH2

    BTS (= Pyruvat) Acetyl-Coenzym A

    3. Zitronensäurezyklus

    = Tricarbonsäurecyclus (TCC)

    = Krebs-Martius-Cyclus

    - Reaktionsort in den Mitochondrien

    - Abbau des C2-Körpers Acetyl-Coenzyms A zum CO2-Molekülen

    - Bildung von Reduktions- und Energieäquivalenten

    (NADH2) (ATP)

    Beginn: Der Acetylrest der aktivierten Essigsäure wird auf einem C4-Körper (Oxalessigsäure) über-

    tragen C6-Körper entsteht = Zitronensäure.

    (können müssen!)

    wird mit Hilfe eines Enzyms, dem HS-Coenzyms A in

    Schwung gebracht, d.h. aktiviert

    „aktivierte Essigsäure“

    = Acetyl-Coenzym A

    (spielt im GESAMTEN Zellstoffwechsel eine

    GANZ entscheidende Rolle!!!)

    O O

    S CoA

  • Seite 163 Florian Zeller 07/08

    Da beim Abbau von 1 Molekül Glycose 2 Acetyl-CoA entstehen:

    Bilanz:

    2 + 2 ADP + 2 P + 6 NAD + 2 FAD + 6 H2O 4 CO2 + 2 ATP + 6 NADH2 +

    2 FADH2 + 2 HSCoA

    (nur zum Verständnis!)

  • Seite 164 Florian Zeller 07/08

    4. Endoxidation = ATMUNGSKETTE = Oxidative Phosphorylierung

    In der Endoxidation wird „gewechselt“:

    pro NADH2 3 ATP

    FADH2 2 ATP

    Die reduzierten Koenzyme NADH2 und FADH2 schleusen ihren Wasserstoff H in die Endoxidation ein.

    NAD und FAD werden dabei zurückgewonnen.

    Spaltung des Wasserstoffs in H+ und e

    - ; die e

    - werden über Elektronentransportketten zum endgültigen Accep-

    tor Sauerstoff O2 übertragen

    2 H+ + 2 e

    - +

    𝟏

    𝟐 O2 H2O

    Anmerkung:

    Bei der Endoxidation spielen ähnlich wie bei der Lichtreaktion der Photosynthese ein Membrangebundener

    Protonengradient und ein ATP-Syntheseprotein eine Rolle.

    ATP-Bilanz für 1 Molekül Glycose

    in der Endoxidation direkt

    1. Glycolyse: 2 NADH2 6 ATP 2 ATP

    2. Oxid. Dec.: 2 NADH2 6 ATP

    3. Zitronenzy.: 6 NADH2 18 ATP

    2 FADH2 6 ATP 2 ATP (=GTP)

    = 38 ATP

    andere Ausführung:

    pro NADH2 3 ATP; da 10 NADH2 30 ATP

    pro FADH2 2 ATP; da 2 FADH2 4 ATP

    2 ATP direkt aus Glycolyse

    2 ATP direkt aus Citratzyklus

    38 ATP

    Die Enzyme für die Atmungskette sitzen in der inneren Mitochondrienmembran.

    Was passiert nun?

    Der in den reduzierten Coenzymen NADH2 und FADH2 gebundene Wasserstoff (also kein Wasserstoffgas H2)

    wird auf Sauerstoff übertragen, Wasser wird gebildet. Die dabei stufenweise frei werdende Energie (nicht schla-

    gartige, explosive Freisetzung von Wärmeenergie wie bei der Knallgasreaktion) kann zum großen Teil zur Herstellung von

    ATP aus ADP + P genutzt werden. Ähnlich wie bei der Lichtreaktion der Photosynthese spielen ein

    H+-Gradient, – hier an der inneren Mitochondrienmembran und Membranporen (= ATP-Syntheseproteine) eine

    Rolle.

    aus Atmungskette

  • Seite 165 Florian Zeller 07/08

    NADH2 lädt den Wasserstoff unter Spaltung in 2 H+ und 2 e

    - auf Redoxsystem 1 ab, die Protonen und die

    Elektronen wandern zum Redoxsystem 2, auf dem FADH2 nach Art des NADH2 sein Wasserstoff ablädt. Die

    reduzierten Coenzyme sind jetzt wieder oxidiert und können in Glycolyse, oxidativer Phosphorylierung oder

    im Citratzyklus neu beladen werden, d.h. wieder reduziert werden.

    Das Redoxsystem 2 pumpt die e- zu Redoxsystem 3, wo sie dann für die Wassersynthese zur Verfügung ge-

    stellt werden; alle H+ werden in den Intermembranraum (= Lumen) gepumpt, es kommt zur Anreicherung

    der Protonen im Lumen. In der Matrix sind vergleichsweise wenig Protonen. Daher können nun die H+ durch

    die Membranporen vom Lumen in die Matrix diffundieren, dabei stellt die ATP-Synthase ATP her.

    Die H+ reagieren zusammen mit den e

    - und Sauerstoff zu Wasser.

    Stoffbilanz der Atmungskette:

    10 NADH2 + 2 FADH2 + 6 O2 + 34 ADP + 34 P 10 NAD + 2 FAD + 12 H2O + 34 ATP

    aerob !!!!!

    Die Änderung der freien Enthalpie bei der Endoxidation beträgt pro NADH2 etwas über 210 kJ/mol. Da für die

    Synthese von 1 mol ATP ca. 30 kJ notwendig sind, könnten rein rechnerisch 7 mol ATP entstehen. Tatsächlich

    gebildet werden aber nur 3 mol ATP/NADH2, die Restwärme kann z.B. zur Aufrechterhaltung der Körpertem-

    peratur genutzt werden.

    Die Bildung von 3 mol ATP entspricht einem Wirkungsgrad von ca. 40 % technische Wärmekraftwerke ha-

    ben einen Wirkungsgrad zwischen 20 und 35 %.

    Anmerkung:

    (folgende Begriffe muss man können!!)

    Oxidierte Coenzyme reduzierte Coenzyme

    NAD NADH2

    FAD FADH2

    (photosyn) NADP NADPH2

    energiereiche Triephosphate = ATP

    Reduktionsäquivalenten = NADH2 & FADH2

  • Seite 166 Florian Zeller 07/08

    Übersicht zum Nachschauen

  • Seite 167 Florian Zeller 07/08

    Übersicht des aeroben Glucoseabbaus

    Glucose (C6)

    2 ATP

    2 NADH2

    2 x BTS (C3)

    2 CO2

    2 NADH2

    2 x „aktivierte Essigsäure“ (C2)

    6 NADH2

    2 FADH2

    2 x 2 CO2 restloser Abbau der Glucose !

    2 ATP

    10 NADH2

    2 FADH2

    ATP-Gewinn !!!

    10 NADH2 30 ATP

    2 FADH2 4 ATP

    ATP-Bilanz

    zwei aus Glycolyse

    zwei aus Citronensäurecyclus

    34 aus ATmungskette

    werden eingeschleust zum 4. Schritt: Endoxidation

    = Atmungskette

    Innenmembran der Mito-

    chondrien

    3. Schritt: Citronensäure-

    cyclus

    2. Schritt: Oxidative

    Decarboxylierung

    in Mitochondrien-innenraum

    1. Schritt: Glycolyse

    38 ATP

  • Seite 168 Florian Zeller 07/08

    GÄRUNGEN

    Stoffabbau = Dissimilation

    Die Grundprozesse laufen bei Mensch und Tier gleich ab.

    Bedeutung: ATP-Gewinn aus energiereichen organischen Molekülen wie Glucose.

    2 Wege: anaerob = ohne O2

    = Gärung, sehr alter Stoffwechsel

    aerob = mit O2

    = Atmung, tritt später in der Evolution auf

    Hier:

    alkoholische Gärung

    Anmerkung:

    Um die restliche Luft oben im Rundkolben zu verdrängen, kann man z.B. Stickstoff einleiten!

    Summengleichung:

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P C2H5OH + 2 CO2 + 2 ATP Ethanol

    (Alkohol)

    Beim anaeroben Abbau ist der Weg bis zur Brenztraubensäure (BTS) gleich, da kein O2-Verbrauch bei der Glycolyse;

    Im Cytoplasma; Gewinn pro Glucose-Molekül: 2 ATP; der Wasserstoff der beiden NADH2 kann nicht „Endoxidiert“

    werden.

    Die Arten der Gärungen sind nach ihren Endprodukten benannt!

  • Seite 169 Florian Zeller 07/08

    1. Milchsäuregärung

    1. Schritt: Glycolyse

    Traubenzucker (C6) 2 x Brenztraubensäure (C3)

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P + 2 NADP 2 H3C – C – COOH + 2 ATP + 2 NADH2 BTS

    Der Energiegewinn = 2 ATP ist also bei den Gärern mit der Glycolyse abgeschlossen.

    Jedoch muss das NAD regeneriert (= zurückgewonnen) werden, sonst käme die Glycolyse zum Stillstand (und

    damit der lebensnotwendige ATP-Gewinn!) daher zweiter Abbauschritt notwendig, der sich nun je nach Gä-

    rungstyp verschieden gestaltet.

    2. Schritt: Regeneration von NAD

    2 C3H4O3 + 2 NADH2 2 C3H6O3 + 2 NAD (Summengleichung)

    2 H3C – C – COOH + 2 NADH2 2 H3C – C – COOH + 2 NAD

    Bilanz:

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P 2 C3H6O3 + 2 ATP

    Milchsäure

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P 2 H3C – C – COOH + 2 ATP

    Bedeutung von Milchsäuregärung:

    - beim sauerwerden der Milch Joghurt, Quark

    - Skelettmuskel bei Sauerstoffmangel

    - Sauerkrautherstellung

    - Herstellung von Silofutter

    2. Alkoholische Gärung

    1. Schritt: Glycolyse

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P + 2 NADP 2 H3C – C – COOH + 2 ATP + 2 NADH2

    O

    O

    OH

    H

    OH

    H Milchsäure

    O

    Milchsäure-

    bakterien

  • Seite 170 Florian Zeller 07/08

    2. Schritt: Regeneration von NAD

    2 C3H4O3 + 2 NADH2 2 C2H5OH + 2 CO2 + 2 NAD (Summengleichung)

    O

    2 H3C – C – COOH 2 H3C – C + 2 CO2

    H

    O

    2 H3C – C + 2 NADH2 2 H3C – C – H + 2 NADH

    H

    Bilanz:

    C6H12O6 + 2 ADP + 2 P 2 C2H5OH + 2 CO2 + 2 ATP Ethanol

    Bedeutung der alkoholischen Gärung:

    - Herstellung alkoholischer Getränke

    - Konservierung

    ACHTUNG:

    Hefen können – falls O2 vorhanden – auch atmen !!!!

    Aerober Abbau von Glucose (innere Atmung)

    C6H12O6 + 6 O2 6 CO2 + 6 H2O

    38 ADP + 38 Pi 38 ATP

    Pi i = inorganic = anorganisches Phosphat

    O

    OH

    H Ethanol

    Hefe-

    pilze

  • Seite 171 Florian Zeller 07/08

    Beim aeroben Abbau wird die in der Glycolyse gebildete Brenztraubensäure (C3) in die Mitochondrien aufgenom-

    men.

  • Seite 172 Florian Zeller 07/08

  • Seite 173 Florian Zeller 07/08