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HOCHMITTELALTERLICHE ADELSFAMILIEN IN ALTBAYERN, FRANKEN UND SCHWABEN Herausgegeben von FERDINAND KRAMER und WILHELM STÖRMER Redaktion: Elisabeth Lukas-Götz KOMMISSION FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTE MÜNCHEN 2005

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HOCHMITTELALTERLICHE ADELSFAMILIENIN ALTBAYERN, FRANKEN UND

SCHWABEN

Herausgegeben von

FERDINAND KRAMER und WILHELM STÖRMER

Redaktion: Elisabeth Lukas-Götz

KOMMISSION FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTEMÜNCHEN 2005

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DIE GRAFEN VON KÜHBACH UND IHRVERW ANDTSCHAFTSKREIS

von

Gottfried Mayr

In Kühbach (LK Aichach-Friedberg) erinnern die ehemaligen Klostergebäude- heute in privater Hand - an ein Benediktinerinnenkloster, das dort zu Beginndes 11. Jahrhunderts gegründet wurde. Die folgende Untersuchung soll sichnicht mit der Geschichte dieses Klosters, sondern mit dem Verwandtschafts-kreis der Klosterstifter beschäftigen. Vom Geschlecht der Grafen von Kühbachist nur, wie sich im folgenden zeigen wird, die Generation der Gründer genauerbekannt, und auch diese keineswegs vollständig. Schon die Eltern der Gründer,wie auch deren nähere Verwandte und die weiteren Vorfahren sind uns unbe-kannt. Ebensowenig kennen wir, mit einer Ausnahme, die Namen der Kinderder Gründergeneration. Trotz dieser schmalen Grundlage soll nun der Fragenachgegangen werden, wieweit sich der Verwandtschaftskreis der Grafen vonKühbach zurückverfolgen läßt und welche Aussagen sich zum Weiterleben ma-chen lassen. Dabei sollen die bekannten Namen der Kühbacher und ihr nach-gewiesener Besitz die Ausgangsbasis einer Untersuchung nach dem erprobtenVorgehen der besitzgeschichtlich-genealogischen Methode bilden.Im Jahre 1011 nahm ein Meginhart von Gilching (LK Starnberg) vor König

Heinrich 11. in Regensburg seine Ansprüche auf ein Gut in Trens bei Sterzing(Südtirol) zurück, das dem Kloster Tegernsee übergeben worden wart. Zeugen -und damit in des Königs unmittelbarer Umgebung - waren Adalpero de Cho-pach preses, Eperhardus de Eparesperc comes, iterum Eperhardus, Polo. Am 26.Juni des gleichen Jahres 1011 verlieh König Heinrich in Regensburg dem Klo-ster Kühbach die Immunität und das Recht, Äbtissin und Vogt zu wählen unterVorbehalt der Vogtei für den Gründergrafen-, Als Gründer des nach der Regeldes heiligen Benedikt und zu Ehren des heiligen Magnus in der GrafschaftHörzhausen (LK Neuburg-Schrobenhausen) errichteten Klosters nennt das Di-plom einen Grafen Adalbero, natürlich den Grafen Adalpero von Kühbach.Leider werden die in der Königsurkunde angesprochenen Angehörigen Adal-peros (sue suorumque proprietati ... abalienavit) nicht mit Namen genannt,doch helfen hier die 1894 von E. von Oefele edierten Traditionsnotizen des

I Peter ACHT (Bearh.), Die Traditionen des Klosters Tegernsee 1003-1242 (QuE NF 9/1),München 1952 [künftig zitiert: Trad. Tegernsee], Nr. lb.

2 MGH D Heinrich n. Nr. 230.

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Klosters Kühbach weiter', Hier finden wir die nicht datierte, aber natürlich Vor1011 anzusetzende Besitzaufteilung eines Grafen Udalschalk, der in extremispositus seinem Bruder, dem Grafen Adalpero, seinen Besitzanteil in Kühbachzur Ausstattung des geplanten Klosters gab. Seiner Schwester Liutgan_übergaber das Gut Langenwisen (Langenwiesen LK Pfaffenhofen a.d.I1m ) mit derVerfügung, daß dieses an das Kloster fallen solle, falls Liutgarts Söhne ohnerechtmäßige Erben ihr Leben beschließen würden. Eine weitere Schwester Hiltabekam das Gut Taitingen (Taiting LK Aichach-Friedberg), das bei erbenlosemTod ihres Sohnes Adalpero ebenfalls an das geplante Kloster fallen sollte.Neben den Geschwistern bedachte Graf Udalschalk in seinem Testament sie-

ben weitere Personen mit Besitzt;Pabo nepos: Ye/wen (Felbern LK Pfaffenhofen a.d. 11m),Antratespach (Anders-bach LK Aichach-Friedberg), Wineden (Winden LK Aichach-Friedberg)S, Be-ren (nach v. Oefele verlesenjt, Tuscinga (nach v. Oefele ebenfalls verlesen; eshandelt sich um Theißing LK Eichstätt)Adalpen: Mantelach (nach v. Oefele Mandlach LK Aichach-Friedberg; es han-delt sich aber eher um Mantlach bei Velburg LK Neumarkt i. d. Opf.)Alto If: Werinspach (Wöresbach LK Aichach-Friedberg), Emechenhvsen (es han-delt sich um eine in Inchenhofen LK Aichach-Friedberg aufgegangene Siedlung)Walperga: Chrageheim (Graham LKPfaffenhofen a.d. Ilm)Helmperht: Wilaha (Weilach LK Neuburg-Schrobenhausen)Marquard: Cruti (Haslangkreit LK Aichach-Friedberg)Vdalschalch: Harda (Hardt LK Neuburg-Schrobenhausen).Alle diese Güter sollten nach dem Tod der jeweiligen Empfänger für das See-

lenheil des Grafen Udalschalk und seiner Sippe in die Verfügungsgewalt desneuen Klosters übergehen.Zeugen für Graf Udalschalks Besitzaufteilung waren Graf Adalbero, Babo,

Sigemar, Pirhtilo, Crimolt und sein Bruder Babo, Arnolt, Babo und sein SohnEigel, Adalhart und sein Sohn Marquan, Ilsunch, Udalschalk und Rutpreht.

J Edmund FRHR. von OEFELE, Die Traditionsnotizen des Klosters Kühbach (Sitzungs-berichte d. Bayer. Akademie d. Wissenschaften, phil.-hist. Klasse II), 1894 [künftig zitiert:Trad. Kühbach).

• Herrn Rudolf Wagner, Kühbach, darf ich für seine Bereitschaft danken, die Ortsnamender frühen Kühbacher Traditionen mit mir zu besprechen.

5 In Winden finden wir später wittelsbachischen Besitz. Pfalzgraf Ono bestimmte dort mitZustimmung seiner Frau Heilica eine Hufe für Kühbach (Trad, Kühbach [wie Anm. 3) Nr, 9f.).Wir werden sehen, daß die Wittelsbacher zu den Haupterben der Kühbacher gehörten. .

6 Möglicherweise handelt es sich bei dem nicht bestimmten Beren um eine Verschreibungfür Bergen. Der Besitz der Wittelsbacher in Winden läßt vermuten, daß dieses .Bergen- mit je-nem vieus Perga identisch ist, der in der Hand Bertholds von Burgeck war, damit mit Wage-senberg (lK Aichach-Friedberg). Berthold war ein Verwandter der frühen Wittelsbacher unddürfte ebenfalls über Kühbacher Erbe verfügt haben. Zu Berthold Rudolf WAGNER, GrafBerthold und die civitas Burgeck, in: Zeitschrift d. Hist. Vereins f. Schwaben 71 (1977) 89-108.Für einen umfan~reichen Übergang ehemaligen Kühbacher Besitzes in die Hand der Wittelsba-eher gibt es in VIelen Orten Indizien. Burgeck und Berg kommen an Fürstenfeld, die Sühne-stiftung Herzog Ludwigs n. (Carta Fundationis 1266, in: MB 9, München 1757, 92). In den Be-sitz dieses Klosters kamen auch die praediA Taxberg und Reifersdorf (Gertrud DIEPOLDER,Das Landgericht Aichach [HAB A II2), München 1950, 17). langenwiesen gehörte dem Klo-ster Hohenwart, war aber vorher im Besitz des Herzogs (Friedrich HILBLE, Landkreis Pfaffen-hofen a. d. 11m[HONB OB 4], München 1983, Nr. 186).

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Aufbauend auf die genannten Quellenangaben hat Tyroller in seinen genealo-gischen Tafeln des altbayerischen Adels im Hochmittelalter auch die Grafenvon Kühbach bearbeitet, und zwar als Teil der Grafen von Ebersberg/, Der ersteTeil unserer Untersuchung soll nun darin bestehen, Tyrollers Stammtafel zuüberprüfen, gebenenfalls zu korrigieren und zu erweitern. Dabei soll von derGründergeneration ausgegangen werden.

U dalschalk I.

Nach Tyroller war Udalschalk I.Vogt von Freising um 975, Graf an der Paar,1003/1004 auch im Nordgau. Von diesen Angaben ist die erste unzutreffend.Zwar gibt es zur Lebenszeit des Grafen Udalschalk in Freising einen wichtigenVogt mit diesem Namen, ein Besitzgeschäft aus der Zeit um 980 zeigt aber ein-deutig, daß Vogt Udalschalk und Graf Udalschalk nicht identisch waren: Bei ei-nem Tausch gab Graf Udalschalk fünf Huben zu Königswiesen (LK Starnberg)in die Hände des Bischofs Abraham und seines Vogtes Udalschalk, der Bischofgab dem Grafen das gleiche Maß in Glonn (LK Dachau) mit der Hand seinesVogtes zurück", Die nächste Angabe, daß Udalschalk Graf an der Paar gewesensei, will Tyroller mit einer Königsurkunde aus dem Jahre 1007 belegen, derzu-folge Holzheim bei Rain (LK Donau-Ries) in pago Horewun in comitatu Uto-nis war", Uto sei eine Kurzform für Udalschalk, was aber nicht überzeugt, danicht einzusehen ist, wieso ein Mann, der bei allen Erwähnungen - auch in allenKönigsurkunden - in der Namensform Udalschalk erscheint, plötzlich Uto hei-ßen solle. Dennoch zeigt das Kühbacher Testament eindeutig, daß UdalschalkGraf war, und Tyroller dürfte damit recht haben, wenn er die ursprünglicheGrafschaft der Kühbacher an der Paar sucht. Denn nach der Urkunde Hein-richs 11. von 1011 lag das neue Kloster in comitatu Herteshusa, ein Inhaber derGrafschaft wird aber nicht genannt. Damit ergibt sich, daß wohl kein andererim Besitz dieser Grafschaft war als der in der Urkunde vorher genannte GrafAdalbero. Es ist auch recht unwahrscheinlich anzunehmen, daß die Kühbacherin nächster Nähe eines Grafschaftszentrums ein Kloster gegründet hätten, wennsie nicht selber Inhaber der Grafschaft gewesen waren'P,

7 Franz TYROLLER,Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, in: Wilhe1mWEGENER (Hg.), Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Göttingen 1962-1969,45-524, hier Tafel2 mit Erläuterungen 18-26.

8 Theodor BITIERAUF (Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Freising, 2 Bde. (QuE NF 4,5), München 1905 u. 1909 [künftig zitiert: Trad. Freising), hier Nr. 1282: Tradidit namqueidem predictus comes ... in manus episcopi et advocati sui Odalscalhi •.. Econtra idem eximiusantistes iam nominatus cum manu sui predicti advocati ... eidem comiti retradidit.

9 MGH D Heinrich 11. Nr. 153. Wilhe1m STÖRMER,Früher Adel. Studien zur politischenFührungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert (Monographien z.Geschichte d. Mittelalters 6), Stuttgart 1973,406, geht davon aus, daß dieser Graf Uta mit GrafOtto von Schweinfurt zu identifizieren ist.

10 Eine ähnliche Situation finden wir bei dem 1011 mit Adalbero von Kühbach genanntenGrafen Eberhard von Ebersberg. Die Burg, nach der er benannt war, war Stammsitz des Ge-schlechts, aber nicht Mittelpunkt der umliegenden Grafschaft. Ebersberg lag im Cornitat Stein-höring. Dazu Gottfried MAYR,Ebersberg: Gericht Schwaben (HAB A 1/48), München 1989,52.

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Nach Tyroller war Udalschalk auch Graf im Nordgau, wofür er zwei Nen-nungen angibt: 1003 liegen Pösing und Frieding (beide LK Cham) im Nordgausub Oudalscalchi comitatu, 1004 liegen Dürn und Mantlach (beide LK Neu-markt i.d.Opf) in comitatu Ovdalscalchi comitis", Zu diesem Comitat sagt E.Müller-Luckner: "Im Südwesten an der oberen Laber, am Unterlauf der ViIsund Naab sowie entlang des Regen-Nordufers trat unmittelbar nach der Ver-urteilung Heinrichs von Schweinfurt ein Graf Udalschalk auf, dessen Comitatjedoch nach 1004 nicht mehr zu belegen ist"l2. Die Übernahme dieses wichtigenCornitats in der angesprochenen schwierigen Situation zeigt, daß Heinrich n.volles Vertrauen in die Kühbacher setzte. Man kann auch wohl davon ausgehen,daß die Kühbacher ihren Herzog bei seinem Versuch unterstützt hatten, nachOttos Ill. Tod die Königskrone zu gewinnen. Wenn der Kühbacher die Nord-gaugrafschaft nur kurzfristig innehatte, dann sicher nicht deswegen, weil ihmder König das Vertrauen entzog: Noch 1011 ist ja Graf Adalpero von Kühbachin des Königs Umgebung. Wir glauben, daß der Tod des Grafen Udalschalk dieWiedereinsetzung des Schweinfurters im Nordgaucomitat ermöglichte. Ab 1008ist ja wieder Heinrich von Schweinfurt dort nachweisbar'>. Tyroller setzt1008/1009 für die Todeszeit Udalschalks an, ein sehr später Ansatz, wie wirglauben. 1011 war die Gründung des Klosters Kühbach abgeschlossen und dieKlosterkirche geweiht", Zwischen der Absichtserklärung des Grafen Udal-schalk zu einer Klosrergründung'> und dem Bau von Kirche und Kloster undihrer angemessenen Ausstattung dürfte doch ein größerer Zeitraum anzusetzensein als die von Tyroller angenommenen zwei oder drei Jahre.Obwohl- wie gezeigt - Graf Udalschalk nicht Freisinger Hochstiftsvogt war,

so ist er in den Freisinger Traditionen durchaus zu finden, und zwar alsTauschpartner des Bischofs und als Zeuge in Zeugenreihen. Um 980 tauschte,wie schon angeführt, Graf Udalschalk mit Bischof Abraham von Freising", DerGraf gab fünf Huben zu Königswiesen und erhielt dafür das gleiche Maß inGlonn. Mit ihm tauschte ein Graf Ougo ebenfalls Besitz in Königswiesen gegensolchen zu Glonn, desgleichen ein vir nobilis Erchanger, während ein vir nobilisKumpo, der hier in der Kurzform seines Namens statt des sonst üblichenKuntpold/Gumpold erscheint, zwar auch Besitz in Glonn eintauschte, dafüraber Besitz in Elsendorf (LK Kelheim), Allach (Stadtt. v. München) und Ra-melsbach (LK Dachau)" gab", Die trotz der verschiedenen Urkundenformulare

11 MGH DD Heinrich II. Nr. 56 u. Nr. 61.12 Elisabeth MOLLER-LUCKNER,Nabburg (HAB A 1/50), München 1981,26.13 MGH D Heinrich II. Nr. 334.14 MGH D Heinrich 11.Nr. 230: comes officio Adalbero ... in comitatu Herteshusa de predio

et collaborato suo fun davit et pro suo libitu deo asspirante perfectum sanctique Magni ministerioet nomini dedicatum in nostram potestatem libertandi gratia transfudit.

IS Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 1: comes Vdalscalcus in extremis positus tradidit frarn suoAdalperoni partem sui predii in loco, quod uocatur Chubach •.. eo tenore ut, si monasterium ibiconstruat, deo seruientes illud potestative habeant.

16 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1282. .17 In Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1147, vertauscht ein vir nobilis Kozperht um 955 Be-

sitz in Ramelsbach gegen Besitz in den Nachbarorten Rettenbach und Biberbach (alle drei OrteLK Dachau). Biberbach wird sich in unserer Untersuchung als wichtiger Besitzort der mit denKühbachern verwandten Aribonen herausstellen.

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gleichen Zeugenreihen zeigen, daß diese "Flurbereinigung" in Königswiesen,bei der der Bischof wohl die in verschiedene Erbteile zersplitterte Siedlung ge-schlossen in seinen Besitz bringen konnte, gleichzeitig vorgenommen wurde.Da hier offensichtlich Verwandte eine gemeinsame Aktion durchführten, sindauch Zeugen aus der Verwandtschaft zu erwarten. Deshalb sollen die vorderenZeugen hier angeführt werden: Piligrim, Dietrih, Arnis, Kuntpolt, Erchanger,Timo, Tagini, Papo, Anno, Dietrih, Ruodolf, Perahtolt, Kunthart, Durine,Diotpato, Pili grim ... Der Königswiesener Grundherr Erchanger tauschte Be-sitz auch mit Erzbischof Friedrich von Salzburg: Er gab dem Erzbischof Besitzim Erding-Isener Raum und erhielt dafür Besitz zu Petzenhausen (LK Mühl-dorf a. Inn). Erchangers erste Zeugen waren Aripo und der KönigswiesenerMittradent Kumpo/Guntpolr'", Um das Jahr 1000 tauschte Graf Udalschalk er-neut. Diesmal gab er seinen ganzen Besitz in Gartelsried und bekam dafür bis-heriges Lehengut in Michelskirchen und bei Hilgertshausen (alle drei Orte LKDachau) zu freiem Eigen20• An der Spitze der Zeugenreihe steht jetzt Tagini, derin Udalschalks früherem Tausch, also etwa 20 Jahre vorher, noch in der Mitteder Zeugenreihe genannt war. Der Zeuge Isangrim war bei den KönigswiesenerTauschgeschäften nicht anwesend, Papo wurde damals unmittelbar nach Taginiaufgeführt, den folgenden Zeugen Etih finden wir wieder in Elsendorf", Be-merkenswert erscheint, daß in der Zeugenreihe zwei Dietriche genannt sind. Einälterer Dietrich war in Udalschalks früherem Tausch nämlich zweiter Zeugenach Piligrim. Von Graf Udalschalks verschiedenen Nennungen als Zeuge führtuns jene von etwa 995 weiter, in der er einem Priester Ratolt, der seinen Besitzin Zolling (LK Freising) an der unteren Amper tradiert, Zeugenhilfe leistet.Denn dieser Ratolt handelte in Freising in Anwesenheit und auf den Rat seinerVerwandtschaft/l. Daß Verwandte Zeugenhilfe leisteten, zeigt der zweite ZeugeTagini, der Zeuge beider Tauschgeschäfte des Grafen Udalschalk, davon daszweite Mal sein Spitzenzeuge. Offensichtlich nahm auch Graf Udalschalk alsVerwandter, und nicht in seiner Eigenschaft als Graf, an diesem festlichen Aktteil. Nach einem weiteren Udalschalk finden wir in der Zeugenreihe Pezili undAripo, in der gleichen Reihenfolge Udalschalks Zeugen um 1000. Der nächsteZeuge Arnis war dritter Zeuge in Graf Udalschalks Tausch von ca. 980.Wir wollen noch auf den Ort Tuscinga eingehen, der zu Graf Udalschalks Be-

sitz gehört hatte. Diesen Ortsnamen hielt v. Oefele für verlesen. Tuscinga aberist mit Theißing (LK Eichstätt) zu identifizieren", Dort und in Parra übertru-gen ein Bernhard und sein Sohn Wolfgoz Besitz an Münchsmünster. Bernhard

18 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1281, Nr. 1283 f.19 Willibald HAlTfHALER (Bearb.), Salzburger Urkundenbuch, 2 Bde., Salzburg 1910 u. 1916

[künftig zitiert: SUB], hier I 184 f.; vg!. 191.20 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1337.21 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1289.22 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1316: Tradidi in urbe Frisinga ... presentibus etiam

Juam plurimis consulentibusque consanguineis meis placuit duos agnatos meos quorum alteracob, alter Tagini cognominatur eidem substituere traditioni illa quippe lege, ut alter e duobus

Jacob consanguinitatis quoque iure inibi propinquior id ipsum totum haberet ...2l Franz Michael WITIMANN (Hg.), Schenkungsbücher der Reichsstifter St. Emmeram und

Obermünster (QuE 1), München 1856 [künftig zitiert: Trad. Obermünster], hier Register.

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hat mit diesem Kloster auch Hörige getauscht", M. Thiel und O. Engels verwei-sen in ihrer Vorbemerkung zu dieser Urkunde auf einen Bernhard in denFreisinger Traditionen, der hier als Ehemann und Vogt einer nobilis femina En-gilrat vorkommrP, Die von ihnen angeführten Zeugennamen bei der Freisingerund der Münchsmünsterer Nennung lassen an der Identität keinen Zweifel.Bernhard war der zweite Mann dieser Engilrat, die in ihrer ersten Ehe mit demAribonen Jacob verheiratet und die Mutter des Grafen Aribo war. Engilrat undihr Sohn Aripo hatten in jenem Gumpersdorf einen Anteil an der Kirche=, ander auch der Edle Altman, den wir als Verwandten des Grafen Udalschalk ken-nenlernen werden, anteilsberechtigt war.Damit haben wir eine Reihe von "Seitenverwandten" des Kühbacher Grafen

Udalschalk kennengelernt, auf die es im folgenden zu achten gilt.

Babo II.

Babo 11.ist bei Tyroller als weiterer Bruder des Grafen Udalschalk I. und alsVater des in Udalschalks Erbteilung erwähnten Neffen Babo, bei Tyroller Ba-bo 111.,angeführt. Hier ist zunächst nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß dieStammtafel eine Sicherheit vortäuscht, die sich aus den Quellen keineswegs er-gibt. Nirgends sind die von Tyroller angegebenen Filiationen zu den beiden Ba-bo belegt, und so können wir nur den Grad der Wahrscheinlichkeit dieser An-nahme überprüfen. Für seinen Babo 11. führt Tyroller zwei Belege aus denFreisinger Traditionen an, die beide von Bitterauf in die Zeit zwischen 977 und981 gesetzt werden. Bei den in den beiden Urkunden festgehaltenen Tauschge-schäften eröffnet jeweils ein Papo die Zeugenreihe", Festzuhalten ist, daß erbeide Male nicht den comes-Titel trägt. Dieser die Zeugenreihen eröffnende Pa-po war sicher eine bedeutende Persönlichkeit; den zweiten Tausch vollziehenBischof Abraham und Vogt Udalschalk nach dem Rat des Pfalzgrafen Hartwigund des Papo und nach dem Rat von deren Getreuen - nicht nach dem Rat derGetreuen des Bischofs. Daß Hartwig der Pfalzgrafentitel zugelegt wird, Papodagegen ohne Titel erscheint, zeigt, daß dieser Spitzenzeuge nicht der Graf war.Wir glauben, daß es sich um späte Auftritte des Hauptvogtes Papo handelt, dervom Sedenzbeginn Bischofs Abraham (957) an bis um 977 kontinuierlich nach-zuweisen ist. Papo, in der Zeugenreihe noch vor Hartwig genannt, war Zeugefür den Edlen Meginhart; die Zeugenreihe nennt drei weitere Meginharte. Wirwerden sehen, daß auch ein Meginhart zur weiteren Verwandtschaft der Küh-bacher gehörte. Tyroller übersieht, daß in den Freisinger Traditionen einmal ein

24 Matthias THIEL- Odilo ENGELS (Bearb.), Die Traditionen, Urkunden und Urbare desKlosters Münchsmünster (QuE NF 20), München 1961 [künftig zitiert: Trad. Münchsmünster]hier Nr. 16, Nr. 3. Für Parra geben die Bearbeiter Baar (LK Ingolstadt, jetzt pfaffenhofen a.d.Um) an. Aufgrund des Kühbacher Besitzes in Theißing läßt sich erwägen, Parra mit demKirchdorf Paar in der Gemeinde Kühbach zu bestimmen, zumal ja Graf Adalbero ein Gut zuBarra besaß (Trad. Kühbach [wie Anrn. 3] Nr. 6).

25 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1192.26 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1086.27 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1270, Nr. 1273.

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Graf Pabo vorkommt, und zwar als Zeuge neben dem Vogt Pabo28• Es läßt sichin den Freisinger Traditionen beobachten, daß der Vogt, zumindest der Vogtdes Bischofs, keine Zeugenhilfe leistet. Vogt Papo und Graf Papo sind mit Si-cherheit zwei verschiedene Personen. Nun bleibt bestehen, daß es in der Grün-dergeneration der Kühbacher einen weiteren Bruder gegeben haben muß. Dennder Neffe Pabo (Babo Ill.) bekam fünf praedia, während seine Tanten mit ihrenNachkommen jeweils mit nur einem praedium abgefunden wurden", Offen-sichtlich war Pabo zum Zeitpunkt des Entschlusses zur Klostergründung dereinzige männliche Nachkomme in direkter männlicher Linie und sollte mit sei-nem auffallend großen Erbanteil für seine Ansprüche entschädigt werden. Si-cher hat Pabo dann auch seine Zustimmung zur Klostergründung gegeben. Daßder Vater dieses nepos Pabo auch Graf war, ist selbstverständlich, daß er wie derSohn Pabo hieß, durchaus wahrscheinlich. Wir folgen also Tyroller darin, daßPabo 11. der gesuchte Bruder der Kühbacher Gründer war. Das auffallend selte-ne Auftreten dieses Grafen im Bistum Freising könnte damit zu erklären sein,daß der Schwerpunkt seines Wirkens außerhalb dieses Bistums lag. Um 990 ließHerzog Heinrich 11. von Bayern, der "Zänker", einen Gerichtstag in der Markdes Markgrafen Liutpold abhalten und dabei die dortigen Rechte der PassauerKirche festhalten. Die dabei ausgestellte Urkunde nennt einen Grafen Papo alszweiten Zeugen'", Tyroller sah in diesem Babo den Stammvater der Burggrafenvon Regensburg, Flohrschütz macht jedoch darauf aufmerksam, daß Aventindiesen Grafen Babo als Grafen von Scheyern anführt", Dies deutet, wie wirnoch sehen werden, sehr darauf hin, daß dieser Graf Babo in Zusammenhängedes Aichacher Raumes gehört.Wir haben noch eine Nennung zum Grafen Udalschalk nachzutragen: Um

das Jahr 1000 ist er gemeinsam mit seinem Bruder Graf Adalpero Zeuge für einTauschgeschäft des Freisinger Bischofs im Erdinger Raum". Bezeichnenderwei-se ist auch hier der dritte Bruder nicht dabei.

Adalbero und seine Frau Hiltegart

Tyroller sagt von ihm: Graf an der Paar und im Huosigau, Gründer vonKühbach. Einen Quellenbeleg, der Adalpero als Grafen an der Paar zeigt, kannTyroller nicht anführen, doch dürfte, wie schon angeführt, die Grafschaft umHörzhausen die angestammte Grafschaft der Kühbacher gewesen sein. DieGrafschaft im Huosigau belegt eine Nennung von 10lD, derzufolge das Kloster

28 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1315 a.29 Wenn auch die Größe des jeweiligen praedium nicht bekannt ist, sind die fünf praedia, die

Babo bekommt, auf jeden Fall beträchtlich mehr Erbgut, als die Schwestern (mit Nachkom-men) mit je einem praedium bekommen.

30 Max HEUWIESER(Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Passau (QuE NF 6), München1930 [künftig zitiert: Trad. Passau], hier 92.

31 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 121. Günther FLOHRSCHÜTZ,Zur Ge-nealogie der Grafen von Sc~er.ern, in: Pankraz F~IED (Hg.), .Forschungen zur schwabischenGeschichte (Augsburger Beitrage zur Landesgeschichte Bayerisch-Schwabens 4), Sigmaringen1991,37-60, hier 38-44.

32 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1355.

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Polling in pago Houisi in der Grafschaft des Grafen Adalpero lag33• Das engeVerhältnis zum Bayernherzog Heinrich, dem späteren König und Kaiser Hein-rich Il., das wir schon bei Graf Udalschalk feststellten, ist auch bei Graf Adal-pero gegeben: Im Jahre 1000 bekam er von Ono Ill. einen Hof in Regensburg,der in der Nähe des Klosters Obermünster gelegen war, und zwar auf Interven-tion von Herzog Heinrich>'. Schon ein Jahr, nachdem er sich der deutschenKönigskrone bemächtigt hatte, zeichnete Heinrich 11.Graf Adalpero weiter aus:Er übergab ihm den Wildbann zwischen Isar und Loisach'", Ohne Zweifel warGraf Adalpero ein treuer Helfer des Herzogs Heinrich; auch bei ihm läßt sichannehmen, daß er ihn bei seinem Bemühen unterstützt hatte, deutscher Königzu werden36• Natürlich hat Tyroller recht, wenn er Adalpero auch als Gründervon Kühbach anführt.Erstaunlicherweise kann er aber keine Schenkung des Grafen an seine Stiftung

anführen, obwohl doch zu erwarten wäre, daß gerade Adalbero, nach der Kö-nigsurkunde von 1011 der eigentliche Gründer des Klosters Kühbach, seineStiftung mit Besitz ausgestattet hat. Nun kennen die Kühbacher Traditionensehr wohl einen Grafen Adalpero als Tradenten von Schenkungsgut in rechtbeträchtlichem Umfang. Ausdrücklich wird gesagt, daß die tradierten Güter suiiuris sind, also nicht aus dem Erbgut seiner Frau stammen. Die Güter lagen inPaar, Inchenhofen, Winden, Reifersdorf und Taxberg (alle Orte LK Aichach-Friedberg). In zweien dieser Orte, in Inchenhofen und in Winden, fanden wirBesitz von Graf Udalschalk von Kühbach. Der Kühbacher Tradent Graf Adal-bero verfügte, daß seine Frau Hiltegart die tradierten Güter bis zu ihrem Todnutzen könne. Erst nach ihrem Tod sollten sie für ihrer beider Seelenheil unddas der Verwandten, von denen sie ererbt waren, an das Kloster fallen. Hiltegartübergab am Ende ihres Lebens in extremis posita37 Besitz zu Wollomoos (LKDachau), Biberbach (von v. Oefele mit Biberbach bei Dachau bestimmt, es han-delt sich aber um Biberbach LK Eichstätt), den dritten Teil der Weinberge inRehling (LK Aichach-Friedberg) mit den Winzern, den dritten Teil der Wein-güter zu Liupheringen (von v. Oefele mit Loipferding bei Dorfen bestimmt, eshandelt sich aber um Leoprechting, Stadtteil v. Regensburg) und an der Naab(wohl Raum Nabburg) den Teil eines Gutes, der drei Pfund erbringen konnte,an einen Udalschalk, der diese Güter für das Seelenheil Hiltegarts und ihresMannes, des Grafen Adalpero, und für das der gemeinsamen Söhne an Kühbachübergeben sollte. Nun ging v. Oefele erstaunlicherweise davon aus, daß Hilte-gart, die Frau des an Kühbach tradierenden Grafen Adalbero, mit Hilta, derSchwester der Gründergrafen Udalschalk und Adalbero, identisch sei. Damitmußte er einen weiteren Grafen Adalpero annehmen, zu dem er allerdings keineAngaben machen konnte. Tyroller übernimmt diese These und muß ebenfallszugeben: "Über die Identität dieses Grafen Adalbero läßt sich nichts aussa-

33 MGH D Heinrich 11.Nr. 212.34 MGH D Ono Ill. Nr. 370.35 MGH D Heinrich n.Nr. 54.36 Heinrichs Gemahlin, die Kaiserin Kunigunde, schenkt an Kühbach ihren Hof Ecknach

(LK Aichach-Friedberg), Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 11.37 In extremis posita - bei Graf Udalschalk hieß es in extremis positus - ordnet Hiltegart ihr

Erbe. Auch ihre Urkunde läßt sich als eine Art Testament auffassen.

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gen"38. Die Identifizierung von Hilta und Hiltegan wurde mit ihrer Konse-quenz eines weiteren Grafen Adalbero auch von der neueren Literatur über-nommeri'",Wir wollen nun zeigen, daß Hilta und Hiltegart zu unterscheidensind, und

daß damit Graf Adalbero, der Mann der Hiltegart, mit dem Kühbacher Grün-der identisch ist. Erstens gäbe es sonst erstaunlicherweise gerade vom Gründerkeine Stiftung für sein eigenes Kloster. Außerdem unterscheiden die KühbacherNotizen deutlich zwischen Hilta und Hiltegart. Alle fünf Nennungen, in denendie Frau des Grafen angesprochen ist, haben die Form Hiltegart, Hilta heißt nurdie Schwester des Grafen", Dazu wird für Hilta ausdrücklich nur ein SohnAdalbero genannt, und zwar vor 1011 in Udalschalks Testament. Hiltegart undGraf Adalpero hatten dagegen mehrere Söhne, die beim Zeitpunkt der Kloster-gründung allerdings schon verstorben waren. Graf Udalschalk erwähnt sienämlich nicht in seiner Erbfolgeregelung, auch Graf Adalpero berücksichtigtnur seine Frau Hiltegart. Von den Kindern dieses Ehepaares erfahren wir nuraus Seelgerätstiftungen. Daß sie früh gestorben sind, ergibt sich auch daraus,daß Hiltegart für eine eigene Besitzübertragung einen fremden Salmarmbraucht, Udalschalk von Elsendorf. Wir nehmen an, daß es zum Zeitpunkt desEntschlusses zur Klostergründung von Udalschalk und Adalbero keine männli-chen Nachkommen mehr gab und daß die Klostergründung als Reaktion daraufGrablege und Memoria sichern sollte.Wir kommen zurück zu jener anfangs erwähnten Tegernseer Urkunde, die in

ihrer Zeugenreihe Adalpero de Chopach preses anführt", Sieht es zunächst da-nach aus, als hätten wir hier eine zeitgleiche Eigenbenennung gefunden, so mußdoch darauf hingewiesen werden, daß unsere Urkunde erst unter Abt Ellinger(1034-41) in das um 1035 angelegte Traditionsbuch eingetragen wurde. So ist esdurchaus möglich, daß erst bei diesem Eintrag die Benennung nach Kühbachdazukam. Aber gerade dann, wenn Adalpero etwa eine Generation später nocheindeutig mit Kühbach bestimmt werden konnte, muß Kühbach für ihn zu sei-nen Lebzeiten von besonderer Bedeutung gewesen sein. Natürlich ist zu fragen,warum gerade Kühbach unter den vielen Besitzungen für das Familienbewußt-sein - nicht für ihre Stellung als Grafen, denn Grafschaftsmittelpunkt war jaHörzhausen - so entscheidend war. Der nach Adalpero in Tegernsee genannteEperhardus de Eparesperc comes, also Graf Eberhard von Ebersberg, wurdenach Ebersberg benannt, weil don die "Stammburg" des Geschlechts war. Ent-sprechend können wir davon ausgehen, daß eine Burg im Siedlungskomplex

38TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 23.39 Günther FLOHRSCHÜ"TZ,Der Adel des Ebersberger Raumes im Hochmittelalter (Schrif-

tenreihe 88), München 1989, 121. Ludwig HOLZFURTNER, Die Grafschaft der Andechser.Comitatus und Grafschaft in Bayern 1000-1180 (HAB A II/4), München 1994, 88. Hans Con-stantin FAUSSNER,Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher.Ein Kapitel bayerisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht (Studien zurRechts-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte XV), Sigmaringen 1990, 77.

40 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 1, in der Hilta vorkommt, und Trad. Kühbach (wieAnm. 3) Nr. 5, das Testament der Gräfin Hiltegart, sind nach dem gleichen Formular wohlvom gleichen Schreiber geschrieben. In Kühbach wurde zwischen Hilta und Hiltegart deutlichunterschieden.

41 Trad. Tegernsee (wie Anm. 1) Nr. 1b.

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(locus) Kühbach Mittelpunkt des Familienbewußtseins war. Allerdings findetsich weder in der königlichen Bestätigung der Gründung noch in UdalschalksTestament ein Hinweis darauf, daß das neue Kloster - wie in Ebersberg - in ei-ner Burg errichtet wurde42• So spricht vieles dafür, daß die Burg Wittelsbach ur:..sprünglich dem Siedlungskomplex Kühbach zugerechnet wurde und damitebenfalls Kühbach hieß. Nach der Gründung des Frauenklosters mochte derName Kühbach für die Burg nicht mehr angebracht erscheinen, außerdem kames nach dem Aussterben der Kühbacher zu einem Besitzerwechsel: Dies dürfteeinen Namenwechsel herbeigeführt haben. Damit paßt zusammen, daß entspre-chend die Erben der Kühbacher die Benennung nach Kühbach aufgeben: Sienennen sich nach Elsendorf nach Pielenhofen, nach Scheyern, nach Berghofen _aber niemals nach Kühbach.Wir wollen noch auf den Grundbesitz der Gräfin Hiltegart, der Frau Adal-

beros, eingehen. Sie hinterließ ja ebenfalls in extremis posita eine Art Testa-menr". Dem Edlen Udalschalk, sicher jener Udalschalk von Elsendorf, der dannfür ihr Seelenheil tradiert, übergab sie als ihrem Salmarm - wie schon gesagt _die Güter (praedia) Wollomoos, Biberbach, den dritten Teil der Weinberge inRehling, den dritten Teil der Weinberge in Leoprechting und ein Gut an derNaab im Nordgau. Diese Güter sollten sofort an Kühbach weitergegeben wer-den für ihr, ihres Mannes Adalbero und ihrer Söhne Seelenheil. Udalschalk hatHiltegarts Wunsch ausgeführt und eine eigene Schenkung angefügt". Die übri-gen Güter - Baar, Inchenhofen, Taxberg, Reifersdorf und Winden - gab sie ih-rer Tochter Willibirg; sollte diese überlebende Söhne oder Töchter haben,müßten sie diesen zufallen. Bliebe Willibirg erbenlos, sollten die Güter nach ih-rem Tod an Kühbach fallen. Im übrigen hielt Hiltegart bei den letztgenanntenGütern die Bestimmung ihres Mannes nicht ein, denn nach Adalberos Wunschsollten sie nach dem Tod seiner Frau sofort an Kühbach fallen", Von einerTochter ist in den Verfügungen des Grafen Udalschalk nicht die Rede, offen-sichtlich war sie, als Graf Adalbero seine Verhältnisse ordnete, noch nicht amLeben. Mit großer Sicherheit läßt sich sagen, daß Willibirg aus der noch zu be-sprechenden zweiten Ehe der Hiltegart mit einem Grafen Konrad stammte.Dafür spricht auch, daß Udalschalk von Elsendorf an Kühbach ein Gut in Thal-hausen (LK Dachau) übertrug, das vorher im Besitz des Grafen Konrad undseiner Frau gewesenwar". Wie wäre dieses Gut in die Hand des Udalschalk ge-kommen, wenn er nicht die Tochter aus dieser Ehe geheiratet hätte.Aus einer späteren Stiftung des Udalschalk von Elsendorf ersehen wir also,

daß Graf Konrad der zweite Gatte der Hiltegart war. Tyroller glaubt, daß dieserGraf Konrad mit dem Welfen Kuno I. identisch ist, dem Bruder Eberhards, desersten Bischofs von Bamberg", Eberhard aber war ein Verwandter Kaiser Hein-richs 11.,was damit auch für Welf gilt. Tyrollers Annahme könnte eine von ihm

42 Das Diplom Heinrichs H. von 1011 und Udalschalks Testament sprechen nur vom locxsKühbach.

43 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 5.44 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 7.45 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 6.46 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 7.47 TYROLLER, Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 162f.

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nicht beachtete Tatsache erklären, daß nämlich Udalschalk von Elsendorf, nachunserer Auffassung mit großer Sicherheit der Schwiegersohn der Hiltegart,ebenfalls cognatus, Seitenverwandter, Heinrichs 11.genannt wird", Für Kuno I.gibt Tyroller drei Kinder an, für die.wohl eine erste Ehe dieses Grafen anzu- .nehmen ist. Ein Sohn Kuno 11. habe eine Eppensteinerin geheiratet, was dieTeilnahme dieses Kuno bei der Gedenkstiftung der eppensteinischen Herzogs-söhne Markward und Adalbero an Geisenfeld erkläre", was aber auch die An-wesenheit Udalschalks von Elsendorf bei diesem Akt in neuem Licht erscheinenläßt, eine Tochter habe den Grafen Poppo von Rott geheiratet, den Stammvaterder Grafen von Rott-Vohburg, eine weitere Tochter einen Grafen Heinrich vonder Pegnitz.Unter den Besitzungen der Hiltegart, der Gattin der Grafen Adalbero und

Konrad, war auch ein Gut an der Naab (iuxta jluvium Naba). Diese Angabegenügte zur Ortsbestimmung. Damit konnte aber nur ein konkreter Ort ge-meint sein, da ja anderenfalls der korrekte Name genannt worden wäre. Im Zu-sammenhang mit der Weitergabe spricht die Urkunde nur mehr vom prediumiuxta Naba. Das Kühbacher praedium lag also in einem Siedlungskomplex, der"an der Naab" hieß. Wir glauben, daß ein Teil dieses Siedlungskomplexes durchden Bau einer Reichsburg den Namen "Nabburg" bekommen hatte. Im Gut ander Naab könnte sich ein Zusammenhang zwischen Reichsdienst und Besitzge-winn abzeichnen. Wir erinnern daran, daß Udalschalk Graf im Nordgau war.Ab 1077 finden wir die Diepoldinger als Markgrafen der Mark Nabburg'", Die-pold Ill. erbte auch die Herrschaft Vohburg (LK Pfaffenhofen a.d. Ilm) an derDonau, die vorher dem 1081 gefallenen Pfalzgrafen Kuno von Rott gehörte,Urenkel jenes Grafen Konrad, des zweiten Mannes der Hiltegart. Die Ver-wandtschaft der Pfalzgrafen von Rott-Vohburg mit den Kühbachern und derBesitzübergang von diesen an die Diepoldinger zeigt sich auch, wie Flohr-schütz51 dargelegt hat, bei der Vogtei über St. Paul in Regensburg. Aber auchdie Dienstmannen der Diepoldinger in Theißing, wo die Kühbacher Besitz hat-ten, verweisen auf die angeführten Zusammenhänge. Besonders bemerkenswertist, daß wir Ministeriale der Diepoldinger auch im Ort Elsendorf finden, nachdem Udalschalk, der Gatte der Willibirg, benannt war, der Tochter jenes GrafenKonrad, von dem die Pfalzgrafen von Rott-Vohburg abstammen, deren Besitz-nachfolger die Diepoldinger waren.Zu den praedia, die Hiltegart durch Udalschalk von Elsendorf übertragen

ließ, gehörte auch Biberbach. Oefele hat bei seiner Tendenz, alle Orte möglichstnahe bei Kühbach zu bestimmen, diesen Ort mit Biberbach bei Dachau be-stimmt, zu Unrecht. Die Eichstätter Überlieferung zeigt eindeutig, daß es sichum Biberbach bei Plankstetten handelt. "In Biberbach bei Plankstetten hatteauch das Kloster Kühbach (bei Aichach) ziemlich bedeutenden Besitz von einer

48 Trad, Kühbach (wie Anm. 3) 273.49 TYROLLER, Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 65.50 MÜLLER-LuCKNER, Nabburg (wie Anm. 12) 28.51Günther FLOHRSCHÜTZ, Studien zur Geschichte der Herrschaft Vohburg im Hochmir-

relalter, in: Sammelblatt d. Hist. Vereins Ingolstadt 96 (1987) 9-83; 97 (1988) 9-81, hier 97(1988) 11-22.

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Gräfin Hildegard schon in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts erhalten; esveräußerte diesen Besitz 1493 an das Hochstift Eichstätt"52. In diesem Biber-bach übertrug 1141 die Edle Gisela von Seefeld Besitz an WessobrunnS3, alskinderlose Witwe trat sie selber in dieses Kloster ein. Giselas Besitz stammtevon ihrem Mann Hohold von Wolnzach (LK Pfaffenhofen a.d. 11m). DieserHohold von Wolnzach und sein gleichnamiger Vater sind die ersten Zeugen fürGraf Otto von Scheyern in einer nach 1119 angesetzten Schenkung zu lernS4•

In Wolnzach aber übergab um 1044 ein Gotschalk - ausgezeichnet mit dem eh-renvollen Titel miles iIlustris -, ein Bruder des Helmperht von Klingen, einesVerwandten der Kühbacher, Besitz an St. Emmeram für zwei dort eingetreteneSöhne", Zwei Söhne Gotschalks hießen Adalbert und Rupert=; ein miles nobilisAdalbert tradierte vor 1089 in Wolnzach an Weltenburg57. Er dürfte identischsein mit jenem Adalpert, der in Manching eingetauschten Besitz an Obermün-ster gab58• In Manching hatte ja Graf Udalschalk an Obermünster tradiert'", Einälterer Träger des Namens Hoholt, den auch der Grundherr in Biberbach beiPlankstetten trug, war bezeichnenderweise Zeuge, als der jüngere Graf Udal-schalk Besitz zu Michelskirchen tauschte''', Udalschalks Bruder Altman aberhatte wie seine Tante Hiliegart Besitz in Biberbach. Er übergab ihn um 1050dem heiligen Emmeram für sein und seiner Gattin Irmpurg Seelenheils'. Irm-purg trug den gleichen Namen, wie ihn die Schwester des Grafen Aripo getra-gen hatte. Altman und Irmpurg erhielten dafür aus Klosterbesitz auf lebenszeitdas Gut luckenpaint (lK Regensburg).

Willibirg und Udalschalk von Elsendorf

Wie soeben dargelegt, halten wir Willibirg für eine Tochter aus der zweitenEhe der Hiltegart. Für sie änderte Hiltegart eine Verfügung ihres ersten Mannesab. Die Güter in Paar, Inchenhofen, Taxberg, Reifersdorf und Winden, die ei-gentlich nach Hiltegarts Tod an das Kloster fallen sollten, sollten nun nach ih-

52Franz HEIDINGSFELDER,Die Regesten der Bischöfe von Eichstatt (Veröffentlichungen d.Gesellschaft f. fränkische Geschichte IV), Innsbruck 1915, Nr. 358.

53Reinhard HÖPPL (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Wessobrunn (QuE NF 3211).München 1984, Nr. 19 a-c mit Vorbemerkung.

54Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1697. Gemeint ist wohl Berglern (LK Erding).ss Josef WIDEMANN(Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St.

Emmeram (QuE NF 8), München 1943 [künftig zitiert: Trad. Regensburg], hier Nr. 474.Helmpreht steht nach einem Adalpero an der zweiten Stelle der Zeugenreihe, auf ihn folgt einEngilmar. Dieser Engilmar ist Zeuge in Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 7 u. Nr. 11, und Tra-dent an Geisenfeid (Harald JÄGER, Die Traditionen des Klosters Geisenfeid, [Diss. masch.]München 1948 [künftig zitiert: Trad. Geisenfeid], hier Nr. 9).

56 Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 355.57Matthias THIEL (Bearb.), Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Klosters Welten-

burg (QuE NF 14), München 1958 [künftig zitiert: Trad. Weltenburg], hier Nr. 32.5rTrad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 7.59Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 20.60 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1429.61 Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 509. Gertrud DIEPOLDER,Die Herkunft der Aribo-

nen, in: ZBLG 27 (= Land und Volk, Herrschaft und Staat in der Geschichte und Geschichts-forschung Bayerns. FS f. Karl Alexander von Müller) (1964) 74-119. Zu Irmpurg 89.

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rem Willen dies erst dann tun, wenn Willibirg keine überlebenden Söhne oderTöchter haben würde. In Hiltegarts Salmarm Udalschalk von Elsendorf sehenwir ihren Schwiegersohn. Wie schon angeführt, schenkte dieser ein praedium,das Graf Konrad und seine Frau Hiltegart in Thalhausen besessen hatten, anKühbach-'. Wenn Udalschalk auch zwei Weinberge in Berg (LK Aichach-Friedberg) bei Thalhausen an Kühbach schenkte, dann dürfte auch dieser Besitzaus dem Kühbacher Erbe, also aus dem Erbe seiner Frau, gekommen sein.Udalschalk von Elsendorf, die einzige Person, die in den Kühbacher Tradi-

tionen der Gründerzeit mit einer Ortsbenennung angeführt wird, gehörte zuden bedeutenden Adeligen dieser Zeit. Wie schon erwähnt, war er ein Ver-wandter Kaiser Heinrichs 11. Udalschalk war Zeuge bei der Übereignung derGründungsausstattung für das Kloster Geisenfeld durch den Ebersberger Gra-fen Eberhard'" und leistete auch bei einer Schenkung des Ebersberger GrafenAdalpero an sein Hauskloster Zeugenhilfe'", Im Gegensatz zu Udalschalk vonElsendorf erscheint Guntpolt, der Bruder des Grafen Udalschalk 11., in Ebers-berg nur mit dem Grafentitel und ohne Ortsbenennung".Auch bei Udalschalk fragt man sich, warum er gerade nach Elsendorf benannt

wurde, welche Bedeutung also dieser Ort für sein Selbstverständnis gehabt hat.Wir können nur feststellen, daß Elsendorf in den Jahrzehnten vor UdalschalksAuftreten fest in der Hand der Aribonen war. Um 975 tauscht der Edle AripoBesitz in Elsendorf mit Bischof Abraham, um 980 gibt Kumpo, der Verwandtedes Kühbacher Gründergrafen Udalschalk und des Altman, dort in einemTauschgeschäft Besitz ab, und um 990 tauscht der Edle Etih dort Besitz ein66•

Ob nun Udalschalk von Elsendorf seine Position in diesem Ort seiner Frauverdankte, von der wir ja annehmen, daß sie die Tochter des Grafen Udalschalkwar, oder ob er von seiner eigenen Abstammung her mit den Aribonen ver-wandt war, läßt sich nicht sicher entscheiden.Wenn wir nach Kindern des Ehepaares Willibirg und Udalschalk fragen, dann

zeigen die Freisinger Traditionen, daß sich um 1085, also in der Generationnach dem in den Kühbacher Traditionen genannten Udalschalk, wieder einUdalschalk nach Elsendorf benennt" - ohne Zweifel ein Nachkomme unseres

62 HiItegans Salmann war sicher nicht identisch mit ihrem Neffen, dem Sohn der Liutgart.Udalschalk trägt niemals den Grafentitel. außerdem vererbt sich die Hochstiftsvogtei nicht beiden EIsendorfern.

63 Trad. GeisenfeId (wie Anm. 55) Nr. 1.64 Friedrich Hektor Graf HUNDT, Das Cartular des Klosters Ebersberg (Abhand!. d. Bayer.

Akademie d. Wiss., Phi!.-Hist. Klasse XIV/III), München 1879 [künftig zitiert: Trad. Ebers-berg], hier Nr. I, 28.

6~ Trad. Ebersberg (wie Anm. 64) Nr. 1,44.66 Trad. Freising (w~e An~. 8) Nr. 1246, N~. 1284~ Nr. 1289. Auch in eine~ ~eitere.n

Tauschgeschäft zeigt sich Etih als Grundherr Im Mamburger Raum (Trad. Freising [wieAnm. 8] Nr. 1392). An der Spitze seiner Zeugen standen dabei Kerolt, Graf Guntpolt undHartwie. Guntpolt und Harrwie waren Söhne der Kühbacherin Liutgart und des Grafen Ab-man. Bezeichnenderweise war Etih unter den Zeugen, als der Kühbacher Graf Udalschalk inKönigswiesen tradierte (Trad, Freising [wie Anm. 8] Nr. 1282) und als Graf Udalschalk in Mi-chelskirchen tauschte (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1337). Ohne Zweifel gehörte auch derElsendorfer Grundherr in die aribonisch-kühbachische Verwandtschaft. Zu Etih vg!. DIEPOL-DER,Herkunft (wie Anm. 61) 99.

67 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1486b; Nr. 1650 mit einem Penno.

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Ehepaares. Wir glauben, daß dieser Sohn weit entfernt von Elsendorf in einerneuen Herrschaftsposition zu finden ist, und zwar im Lurngau (um Spinal a.d,Drau)68.Im Lurngau finden wir um 1070175 eine Reihe von Orten, die in der Graf-

schaft eines Grafen Udalschalk liegen'", Tyroller glaubt, daß dieser Graf mit ei-nem nobilis Udalschalk identisch ist, dessen Bruder Ernst Vogt von Eichstättwar. Dieser "Eichstätter" Udalschalk gehörte, wie wir noch sehen werden, indie unmittelbare Nachkommenschaft der Kühbacherin Liutgart. Wie TyrollersBelege zeigen, ist Graf Udalschalk in der Umgebung Herzog Heinrichs vonKärnten zu finden. So führt er zu 1103 eine Seelgerätstiftung dieses Herzogsnach St. Lambrecht an mit dem Zeugen Oudalscalcus comes, filius Oudalscalcicomitis. Offensichtlich hält Tyroller den Sohn für den Lurngaugrafen, da sonstin seiner Stammtafel ein gleichnamiger gräflicher Sohn seines Udalschalk I. vor-kommen müßte. Tyroller hätte sehen müssen, daß allein schon mit diesem Belegseine Annahme, Graf Udalschalk sei als Bruder des Ernst ein Sohn des Eich-stätter Vogtes Hartwie gewesen, hinfällig wird. Wir glauben, daß der Lurngau_graf Udalschalk "der Vater" mit dem zweimal in den Freisinger Traditionen ge-nannten jüngeren Udalschalk von Elsendorf'? identisch ist, der ohne Zweifel einSohn des in Kühbach genannten Udalschalk von Elsendorf war", Tyroller hat.wie die Zeitspanne der von ihm angeführten Nennungen des LurngaugrafenUdalschalk - von ca. 1070 bis 1115 - zeigt, Vater und Sohn zu einer Person zu-sammengezogen. Der jüngere Graf Udalschalk, den wir zuerst 1103 in der ebenangeführten Seelgerätstiftung Herzog Heinrichs finden, übergab um 1115 mitseiner Frau Adelheit dem Sohne Altmann Suben am Inn (Oberösterreichj't, Urn1120 tradierte die comitisss Adelheid mit ihrem Sohn Altmann Kolbnirz inKärnten an Suben", Altmann, der spätere Bischof von Trient, wird in einerSalzburger Urkunde von 115)74 als blutsmäßiger Nachkomme einer KöniginTuta bezeichnet. Dies zeigt den Rang, den die Lurngaugrafen erreicht hatten,

68Besitz der Kühbacher i~ Kärnten kennen wir durch eine Schenkung des Grafen Altman; erübergab um 1030 Besitz in Reisach im Gailtal und in Eg~ bei Hermagor als Seelgerät für Bi-schof Egilbert an Weihenstephan (Bodo UHL [Bearb.], Die Traditionen des Klosters Weihen_stephan [QuE NF 27/1], München 1972 [künftig zitiert: Trad. Weihenstephan], hier Nr. 19).

69 TYROLLER,GenealogischeTafeln (wie Anm. 7) 180.70 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1650, Nr. 1486 b.71 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 180, gibt zu .seinem- Lumgaugrafen

Udalschalk I. an, daß er um 1068 an Tegernsee Gut zu Sauerlach (LK München) für semen donzum mönchischen Leben bestimmten Sohn gegeben habe (Trad. Tegernsee [wie Anm. 1] Nr,59). Die Urkunde ist nur nach dem Empfänger Abt Siegfried zu datieren, der Tegernsee 1048-1068 leitete. Der Einreihung in die Handschrift nach zu schließen, hat Tyroller sie mit c. 1068zu spät angesetzt. Es ist wohl davon auszugehen, daß dieser Graf Udalschalk um 1055 bereitseinen Sohn hatte, der alt genug war, ins Kloster gegeben zu werden. Tyrollers Annahme, daßder mit Namen nicht bekannte Sohn des Grafen Udalschalk einen Bruder gehabt habe, der um1135 für seine Eltern ein Seelgerät gab (Urkundenbuch des Landes ob der Enns I, Wien 1852[künftig zitiert: UB Enns], hier I 429) erscheint ausgeschlossen: ~ieder zeigt sich, d~~ Tyrollerdie 1103 genannten zwei Udalschalke (Oudalscalcus comes ... fdlus OudalscalCl comllls) Gosephvon ZAHN, Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark 1, Graz 1875, Nr. 94f.) zu einer Per-son zusammengezogen hat.

72 UB Enns (wie Anm. 71) I 425.73 UB Enns (wie Anm. 71) I 425.74 SUB (wie Anm. 19) II 426.

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Ade1heid stammte aus der zweiten Ehe König Belas I.von Ungarn mit Tuta vonForrnbach". Um 1135 gab Graf Adalbero, Sohn des Grafen Udalschalk, für sichund seine Verwandten sein Eigengut Malta in Kärnten nach Suben; BischofAltmann von Trient, Bruder des Adalbero, schenkte dem Kloster Suben, ubietiam corpora parentum nostrorum sepulta sunt, Adalberos gesamten Besitz zuMalta76• 1126 hatte der Bischof seine Kirche Kolbnitz im Lurngau an Salzburggegeben, das ihm dafür den Tausch seiner Eltern von Hengiste = St. Marga-rethen (Steiermark) gegen Oberzeitlarn (LK Rottal-Inn) bestätigte". 1136 kamdie Burgkapelle von Hengiste durch Altmann an das Kloster Suben". 1142 ver-machte Bischof Altmann dem Erzstift Salzburg die von seinem Vater Udal-schalk ererbte Burg Hohenburg bei Spittal (Kärnten)", Um 1105 liegt Leisachsüdlich Lienz im oberen Drautal in der Lurngaugrafschaft des Grafen Konrad,den Tyroller ebenfalls in die Familie der Lurngaugrafen einbezogen hat. Vonseinen Nennungen her gesehen (1102 bis 1112) kann er nur ein Bruder des Va-ters von Bischof Altmann gewesen sein. Graf Konrad war mit einer Mathildeverheiratet, der Tochter des Markgrafen Purchard und seiner Frau Acica, unddamit Schwager des Gegenerzbischofs Berthold von Salzburg, der seinen Ver-wandten die Burg Attems bei Udine (Friaul) schenkte'P, Tyroller hält weiter ei-ne Willibirg für eine Schwester des Bischofs Altmann von Trient. Sie ist nachseiner Auffassung identisch mit jener comitissa Willibirch, deren Totengeden-ken in Indersdorf festgehalten wurde, und damit mit der Frau des Grafen Kon-rad von Dachau.Wenn wir die Namen der Familie der Lurngaugrafen noch einmal in Hinblick

auf die von uns angenommene Abstammung von Udalschalk von Elsendorf be-trachten, dann trugen Udalschalk und sein Sohn den Leitnamen, den Namendes Vaters bzw. des Großvaters. Konrad, Graf im Lurngau, trug den Namen desVaters der Willibirg, der Frau Udalschalks von Elsendorf. Willibirg führte denNamen der Stammmutter weiter. Altmann und Adalbero sind typische Namenfür die Kühbacher und ihre Erben. Wir glauben, daß neben den Namen nocheine Beobachtung dafür spricht, daß ein Zweig der "Elsendorfer" im südöstli-chen Alpenraum eine neue Machtposition aufbauen konnte. Ulrich von Elsen-dorf hatte sich entschlossen, in ein Kloster einzutreten, und entschied sich zu-nächst für Benediktbeuern. Dann aber wollte er in ein Kloster im südöstlichenAlpenraum eintreten, und zwar in Admont (Steiermark). Dorthin vermachte erdann seinen Besitz, den Benediktbeuern wieder herausgeben sollte. Daraus ent-

7S Cornelia MOHR (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Oberahaich (QuE NF 30/1),München 1979, Vorbemerkung zu Nr. 1d.

76 UB Enns (wie Anm. 71) I 429, 426.77 SUB (wie Anm. 19) 11203 f.; TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 25, verweist

auf einen Babo comes de Zidlaren (Trad. Passau [wie Anm. 30] Nr. 546), den er mit Babo Ill. inseiner Stammtafel identifiziert und um 1060 ansetzt. Nach den Passauer Traditonen gehört die-ser Graf Babo zwar in die Zeit um 1130, dennoch dürfte er ein weiterer Hinweis auf die Ver-wandtschaft der Lurngaugrafen mit den Erben der Kühbacher sein.

78 Franz HUTER (Hg.), Handbuch der historischen Stätten Osterreichs 2, Stuttgart 21978,84f.

79 August von ]AKSCH(Bearb.), Monumenta Historica Ducatus Carinthiae, 4 Bde., Klagen-furt 1896-1906, hier III 751.

80 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 182£., auch zum folgenden.

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stand ein langwieriger Streit, der schließlich 1146 von Bischof Otto I. vonFreising zugunsten von Admont entschieden wurde". Ulrich scheint sich fürden Raum entschieden zu haben, in dem seine Verwandtschaft eine bedeutendePosition aufbauen konnte.

Hilta

Über Hilta können wir nur aussagen, was wir aus Udalschalks Testamentwissen: Siewar verheiratet, aber der Name ihres Mannes ist uns unbekannt, undsie hatte einen Sohn Adalbero, auf den wir noch eingehen werden.

Liutgartl Altmann

Wir kommen nun zu Liutgart, für die Tyroller angibt: Verheiratet mit Alt-mann I., Graf an der Paar. In seinem Textteil sagt Tyroller aber ..verheiratetwahrscheinlich mit dem Grafen Altmann I. an der Isar unterhalb Moosburg"'.1007liegt Ergolding (LK Landshut) in der Grafschaft Altmanni comitisi', Alt-manns Grafschaft an der Paar entpuppt sich also als bloßes Versehen. OhneZweifel gehörte dieser Altmann zur engsten Verwandtschaft der Kühbacher,wie eine von Tyroller nicht herangezogene Freisinger Tradition erweist. AlsGraf Udalschalk von Kühbach um das Jahr 1000 mit Bischof Gottschalktauschte, vollzog der Bischof gleichzeitig, wie die absolut identische Zeugenrei-he zeigt, ein Tauschgeschäft mit seinem Vasallen, dem Edlen Alrmann'", Der Bi-schof gab ihm die Kirche und Landbesitz in eben jenem Michelskirchen (lKDachau), in dem auch Graf Udalschalk Besitz bekam. Altmann hatte 166 Mor-gen Land und seinen vierten Anteil an der Kirche zu Gumpersdorf (LKDachau) gegeben. Anteil an der Kirche zu Gumpersdorf hatte auch die edleFrau Engilrar", Mutter des Grafen Aripo, beide zentrale Figuren des Aribonen-verbandes", Wie die gemeinsamen Anteile an der Kirche von Gumpersdorf zei-gen, gehörte auch Altmann irgendwie zu den Aribonen. Wenn wir auch davonausgehen, daß der Aribone Altmann in die Familie der Kühbacher eingeheiratethat, so ist, wie oben die Darlegungen zu Graf Udalschalk zeigten, doch offen-sichtlich, daß die intensiven Sippenverbindungen zwischen Aribonen und Küh-bachern sehr viel älter sind.

81 FLOHRSCHÜTZ,Studien (wie Anm. 51) 97 (1988) 50f.82 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 23.83 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1336. Altman trägt im Gegensatz zu Udalschalk nicht den

Grafentitel.84 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1086.8S ZU Engilrat vg!. DIEPOLDER,Herkunft (wie Anm. 61) 87-89. Die Arihonen ~ehörten zu

den führenden Adelsgeschlechtern im frühmittelalterlichen Bayern, die zunächst im Ostlandund nach den Ungarnkämpfen im inneralpinen Raum bedeutende Machtpositionen aufbauenkonnten. Zusammenfassend zu den Arihonen mit weiterer Literatur s. Wilhe1m STORMER,Aribonen, in: LdM 1, Sp. 929 f.

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Nun finden wir eine Generation später, um 1035, die Kirche von Michelskir-chen im Besitz eines Grafen Udalschalk, der sie neben Besitz zu Satanasin-genlMichelskirchen, Gartelsried (LK Dachau), Fröttmanning (Stadtt. v. Mün-chen), Vuacreina86 und Deutenhausen (LK Dachau) gegen den Freisinger Besitzin Moosach (Stadtt. v. München) vertausche". Name und Besitz zeigen, daß die-ser Graf Udalschalk ohne jeden Zweifel von den Kühbachern abstammte; daß erdie Kirche zu Michelskirchen erbte, zeigt, daß er von Graf Altmann abstammte.Die Möglichkeit, daß Altmann der gesuchte dritte Bruder der Gründer war, läßtsich deswegen ausschließen, weil er in der gleichzeitigen Schenkung im Gegen-satz zu Graf Udalschalk nicht den Grafentitel bekommt. Ganz unwahrschein-lich ist auch die Möglichkeit, daß Altmann der Mann der Hilta war, da diese nureinen Sohn Adalpero hatte, Altmann dagegen einwandfrei der Vater des GrafenUdalschalk war. So kommen wir zu dem Ergebnis, daß Tyroller recht damithatte, Altmann für den Mann der Liutgart und für den Vater des jüngeren Gra-fen Udalschalk zu halten.Tyroller unterscheidet zu Recht Altmann I. und Altmann n.; daneben gibt es

in der Altmann I. vorausgehenden Generation einen weiteren Altman, der inaribonische Zusammenhänge gehört: Um 930, in einer Zeit, in der der NameAltman in den Freisinger Traditionen ausnehmend selten ist, finden wir diesenAltman in der typischen Aribonengruppe Aripo, Ratkoz, Altman, Meginhart".Er ist sicher noch identisch mit jenem Altman, der um 965 bei einem Tausch desedlen Vasallen Dietrich mit Bischof Abraham in einer fast nur aus Aribonen-verwandtschaft bestehenden Zeugenreihe vorkommt, aus der wir die für unse-ren Zusammenhang wichtigen Namen anführen: Jacob, Erhancker, Ogo, Pera-tolt, Altman, Ediram, Kundpold '" Kisalolt, Adalpero. Dietrich war nach Aus-sage der Urkunde verheiratet mit Irmpurg, einer Schwester des Grafen Aribo",und Vater eines Jacob90• Bemerkenswert ist, daß dieser Altman hier mit einemEdiram und einem Kuntpolt auftritt. Von Kuntpold erwähnten wir bereits, daßer mit Graf Udalschalk von Kühbach bei dessen Königswiesener Schenkungmittradiert?'; für uns ist der Name deswegen besonders wichtig, weil Altrnan,der Mann der Kühbacherin Liutgart, selber einen Sohn Kuntpald hatte, wienoch zu zeigen ist. Ediram erscheint um 990 in folgender Zeugenreihe: Jagob,Papo, Odalschale, Papo, Diotrih, filii eius Kisalolt, Ediram, Kotescalch, Adal-pero, Sigiharr". Zeugenreihen legen nahe, zumindest in Kisalolt'", Ediram undKotascalch Söhne des Dietrich und damit Brüder des Jacob zu sehen. Ediram

86 Abgegange~ ~ei Garehing (L~ Münc~~n); vgl, Eduard WALLNER,Beiträge zum Namen-register der Traditionen des Hochstifts Freising, m: OA 77 (1952) 96 N r. 486.

87 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1429.88 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1047.89 DIEPOLDER,Herkunft (wie Anm. 61) 89f.90 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1208.91 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1282, Nr. 1284.92 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1311.93 Kisalolt ist um 990 Zeuge für Dietrich (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1291) und für den

Priester Ratolt (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1287f.); Kotascalch ist erster Zeuge für Diet-rich (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1308).

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tauschte um 975 Besitz in OnpoldesdorJ ein'''' um 985 aber vertauschte ein f7i7nobilis Dietrich den Besitz zu Onpoldesdorf": Natürlich ist das nicht mehr Edi-rams Vater, sondern wohl ein Sohn von ihm. Auf diesen Dietrich, Vater VOnPapo und Ougo, werden.wir gleich zu sprechen kommen. Er war Bruder desPriesters Ratolt, dessen Spitzenzeuge Graf Udalschalk von Kühbach gewesen.war96• Tyroller nennt neben Graf Udalschalk als weiteren Sohn des EhepaaresLiutgart und Altman einen Altman, Vicedom von Freising'", Tyroller baut seineAnnahme auf den Namen auf; sie läßt sich aber auch quellenmäßig absichern.Um das Jahr 1000 nennt eine Salzburger Zeugenreihe Altman und seine SöhneCumpolt und Altman". Damit ist gesichert, daß der so oft mit Altman 11. ge-nannte Kuntpolt sein Bruder war. Um 1100 macht ein Altmann mit Zustim_mung seiner Frau Perhta eine Schenkung an Salzburg und macht dabei etwas,was man sich häufiger wünschen würde: Er nennt Vorfahren, und zwar seineGroßeltern Altman und Totila und seine Eltern Aribo und Racka'", Wir könnendaraus ersehen, daß Altmann 11. wieder einen Sohn mit Namen Altman ha~der seinem Sohn den typischen Aribonennamen Aribo gab. Wir erinnern darandaß Irmpurc, die Frau Altmans n. und Großmutter dieses Aribo, einen Name~trug, den wir als Namen der Schwester des Grafen Aribo kennengelernt haben.Neben Udalschalk, Kuntpold und Altman können wir noch einen vierten

Bruder nachweisen; 1034 finden wir die Zeugenreihe Altman, Sarhilo, Gunpoltund sein Bruder Hartuuic'P,

Babo Ill.

Zu jenem nepos Pabo, der in Udalschalks Testament so bevorzugt behandeltwurde, sagt Tyroller: 1008/1009,1021 und 1062 Graf im Chiemgau, ca. 1060Graf von Zeitlarn. Dabei ist 1008/1009 der von Tyroller - wohl etwas zu spät-angesetzte Zeitpunkt des Testaments des Grafen Udalschalk, zu dem der nepos

94 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1215. Der On ist nicht ermittelt; vgl, WALLNER,Beiträge(wie Anm. 86) 81 Nr. 386. .

95 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1291.96 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr.1316.97 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 25.98 SUB (wie Anm. 19) 1266. .99 SUB (wie Anm. 19) I292:pro remedio anime sue uxorisque sue ae f.arentum suorum, quo-

rum nomina hee sunt: Althman avus eius et uxor eisadem nomine Totils, et pater ipsius Alth-manni nomine Aribo et eius uxor Raeka. Hauthaler gibt in seiner Vorbemerkung Folgendes an:Der Getreue Althmann übergibt mit Zustimmung seiner Gemahlin Perhta •.• als Seelgeräth fürsich und seine Gemahlin, dann für seinen Grossvater und dessen Frau Totila, ferner für denVater desselben Aribo und dessen Gemahlin Racka seinen Besitz. DIEPOLDER,Herkunft (wieAnm. 61) 95, spricht von der Familienstiftung eines Altmann, der dabei seinen Großvater Alt-mann und dessen Eltern Aribo und Racka nennt. Wir glauben aber, daß hier ein Enkel Alt-manns 11.Großvater und Vater nennt - und nicht den Urgroßvater. Der Schreiber hätte sichergewußt, daß ein Urgroßvater ein proavus ist, .un.d sic~ die seltsame Umschrei~ung gesI:'Ut. Erunterscheidet korrekt zwischen eisadem und 'pSIUS.Die Frau des Großvaters rst uxor elusdem,.und so müßte der Vater des Großvaters der pater eisadem sein. Der Schreiber macht aber klar,daß es sich um den Vater des Tradenten handelt, indem er sagt:pater ipsius Althmanni. Zeitlichpaßt ein Enkel Altmann um 1090 genau zu dem um 1030 auftretenden Altmann 11.

100 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1440; vgl. Nr, 1439.

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Papo nach Ausweis des Testaments noch nicht Graf war. 1021liegt Vogtareuthund 1062 Frauenchiemsee (beide Orte LK Rosenheim) in der Grafschaft Ba-bOSIOI• Tyroller begründet einleuchtend, daß es sich trotz des langen Zeitraumsum dieselbe Person handelt. Zeitlich kommt eine Identifizierung dieses GrafenBabo mit dem bis ea. 1080 genannten Babo aus der Familie der Burggrafen vonRegensburg nicht in Frage, so daß der Chiemgaugraf sicher mit dem Kühbacheridentisch ist. Graf Pabo war auch Grundherr im Chiemgau: Er tauschte um1050 Besitz in Halfing mit Erzbischof Baldwin von Salzburg'F. Tyroller er-wähnt auch die Schenkung des Grafen Babo an das Stift Obermünster in Re-gensburg, die er um 1060 ansetzt'?'. Daß es sich bei diesem Babo um einenKühbacher handelte und nicht um ein Mitglied der Sippe der Burggrafen vonRegensburg, geht klar daraus hervor, daß in Babos Schenkungsort Leoprechtingauch Hiltegart, die Frau des Gründers Adalbero, über Besitz verfügte'?', Aven-tin kennt einen zweiten Grafen Babo von Scheyern, den er in der GeisenfelderÜberlieferung gefunden hat. Auch diese Nennung findet sich in einer nachträg-lich angefertigten Urkunde, bei der aber die Personen der Zeugenreihe in ande-ren zeitgenössischen Quellen nachgewiesen werden können und daher nichterfunden sind. Nun gibt es im Kloster GeisenfeId um 1060 einen Vogt Babo,den Flohrschütz mit Tyrollers Babo Ill. gleichsetztlos. Babes Benennung nachScheyern setze voraus, daß er im Besitz dieser Burg gewesen sei, und zwar bismindestens 1062, dem Jahr seiner letzten Nennung. 1070/72 aber erscheineschon ein Otto von Scheyern, also nach einem so knappen Abstand, daß dazwi-schen keine Generation und damit kein Erbgang eingeschaltet werden könne.Also müsse entweder Otto, der Stammvater der Wittelsbacher, oder seine FrauHaziga mit Graf Babo nah verwandt gewesen sein. Da nun aber die spätereÜberlieferung behauptet, Haziga sei nobili et antiquo genere principum decastro Schyren orta gewesen, müsse der Besitzer der Burg zur Zeit ihrer Geburtihr Vater gewesen sein. Graf Hermann, der frühere Gatte der Haziga, habe

101 MGH D Heinrich n. Nr. 441; MGH D Heinrich IV. Nr. 97.102 SUB (wie Anm. 19) I 232. HOLZFURTNER,Grafschaft (wie Anm. 39) 239, stellt diesen

Chiemgaugrafen Pabo zu den Grafen von Rott. Die von ihm angeführten Belege (Anm. 18 u.19) zeigen nur d.i~Form Poppo. Poppo. und Pabo sind ganz unterschiedliche ~amen, die i~ ~enFreisinger Traditionen genau unterschieden werden. Vg!. z.B. die Zeugenreihe Trad, Freising(wie Anm. 8) Nr. 1146 .•. Papo, Poppo ...

103 Trad. Obermünster (wie Anm. 23) NT. 27.104 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 6.105 FLOHRSCHÜ1Z,Genealogie (wie Anm. 31) 41. Haziga hatte vor ihrer Ehe mit Ono Graf

Hermann von Kastl zum Mann gehabt. Für diese Ehe nimmt Tyroller einen Sohn Hermann n.an der mit einer Alberada verheiratet gewesen sei (TYROLLER,Genealogische Tafeln [wieA~m. 7] 150, 155). Haziga, Alberadas Schwiegermutter, stand in engster Beziehung zum .Klo-ster Kühbach, dem Stammkloster Ihrer Familie, Ihr Vater war dort Vogt. In Kühbach befmdetsich ein Gedenkstein aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts für eine dort bestattete GräfinAlbrat. Damit dürfte Tyrollers Zuordnung der Alberada als zutreffend anzunehmen sein: Erhält Alberada für eine Tochter Ottos von Schweinfurt (TYROLLER,Genealogische Tafeln [wieAnm. 7] 30). Otto heißt in der älteren Tegernsee Entfremdungsliste Otto de orientali Francia.Dazu STÖRMER,Früher Adel (wie Anm. 9) 52. Für Alberada, also wohl für Ottos Tochter, gibtdie Kühbacher Inschrift Herkunft aus der Francia an. Vg!. Rudolf M. KLOOS, Inschriften - be-redte Zeugen der Geschichte, in: Münchener Historische Studien, Abt. Gesch. Hilfswissen-schaften 19, Kallmünz 1982, 14-19.

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Scheyern nicht gewinnen können, da er vor seinem langlebigen Schwiegervatergestorben sei.

Udalschalk 11.

Tyroller sagt zu Udalschalk 11.:Ca. 1015 bis ca. 1040 Vogt von Freising, Grafan der Paar und im Huosigau, verheiratet mit einer Tochter des älteren Pegnitz-grafen Heinrich. In seinem Text gibt Tyroller an, daß Udalschalk auch alsVogtdes Domkapitels Freising und als Vogt von Weihenstephan nachzuweisen ist.Im Gegensatz zu Udalschalk I. trifft bei Udalschalk II. zu, daß er FreisingerVogt war. Als um 1022 ein Sahso Besitz in pfreimd (LK Schwandorf) in manuscuiusdam comitis Odalscalci gab, amtierte er bereits als Vogt, ohne noch als sol-cher bezeichnet zu werden; er trägt aber bereits in der nächsten Tradition diesenTitel'06. Er löste in diesem Amt Vogt Gerold ab, der einige Male nach demlangjährigen Vogt Helmperht amtiert hatte107• Daß sich Graf Udalschalk nichtsofort als neuer Hauptvogt durchsetzen konnte, zeigt sich auch darin, daß Bi-schof Egilbert bei seinem nächsten Rechtsgeschäft einen Alprih als Vogt heran-zog und dann von Graf Altmann zwei Unfreienhufen übertragen ließ. Dannaber amtierte Graf Udalschalk von etwa 1022 bis zum Ende der Sedenzzeit desBischofs Egilbert 1039 für die Freisinger Domkirche in vierzig Rechtsgeschäf-ten als Vogt. Nur ganz selten vertrat ihn in dieser Zeit ein Aripo. So war AripoVogt, als eine Heiza tradierte, aber eine summa traditionis zeigt, daß der Besitzin manus videlicet Odalscalchi comitis et Arponis advocati übergeben wurde.Odalschalk und Aripo werden als illustres oiri bezeichnet, gehörten also derobersten Gesellschaftsschicht an. Aripo war auch Vogt, als Graf Udalschalk sei-nen Besitz zu Michelskirchen vertauschte und als Tradent nicht selber als Vogtamtieren konnte'P, Nach Tyroller war Graf Udalschalk 11. auch Vogt von Wei-henstephan; dazu gibt er eine Urkunde über ein Tauschgeschäft zwischen Bi-schof Egilbert von Freising und Abt Arnold von Weihenstephan anlO9• Aber:Sowohl der Vogt des Bischofs hieß Udalschalk - das war der Graf - als auch derVogt des Abtes. Wenn auch Udalschalk 11. nicht Vogt von Weihenstephan war,so war er doch mit diesem Kloster nach der Einführung der Benediktiner 1021durch Bischof Egilbert und vor allem mit diesem Bischof selber eng verbunden.In pfreimd in der Oberpfalz. wo wir Graf Udalschalk schon als Vogt gefundenhaben110, übertrug er einen locus terminatus an Weihenstephan für das Seelen-heil des Bischofs Egilbert'!'. Später gab der Graf auch Besitz in Gerlhausen (LKFreising), sowie in Irschenbach (LK Straubing-Bogen) und in Frainingau in

106Trad. Freising (wie Anm 8) Nr. 1386 f.107Helmuth STAHLEDER (nach Vorarbeiten von Kurt STEIGELMANN), Hochstift Freising

(Freising, Ismaning, Burgrain) (HAB A 1/33). München 1974,47-55.lOB Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1427-1429.109 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1409; vg!. Trad, Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 15,

Nr.33.110 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1386: Tradidit namque idem Sabso in manus cuiHsdam

comitis Odalscalchi propriecatem suam Frimida dictam .•.III Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 2.

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Niederösterreich für des Bischofs Seelenheil an Weihenstephanll2• Udalschalksteht auch mehrmals an der Spitze von Zeugenreihen bei Schenkungen an Wei-henstephan'P, Wenn wir bei den Kühbacher Gründern nur angenommen ha-ben, daß sie die Grafenrechte im Aichacher Raum ausübten, so wird das bei...·Udalschalk 11. zur Gewißheit: 1033 liegt Todtenweis in der Grafschaft desGrafen Oudalscalc und im gleichen Jahr Aindling (beide Orte LK Aichach-Friedberg)!". Auch die Grafschaft im Huosigau ist allem Anschein nach vonGraf Adalbero auf Udalschalk 11. übergegangen!", Tyroller verweist auf dieposteri, die in Udalschalks Michelskirchner Tauschurkunde berücksichtigt wer-denll6, nimmt aber an, daß diese den Vater kaum überlebt hätten. Denn dieGrafschaft an der Paar erscheine bald in den Händen Ottos 1. von Scheyern!".Dieser Übergang sei durch Udalschalks Gattin vermittelt worden. Viel wahr-scheinlicher erscheint, daß nach dem erbenlosen Tod des Grafen Udalschalk 11.die angestammte Grafschaft an der Paar an den letzten männlichen Kühbacher,an Udalschalks Cousin Babo Ill., und nach dessen Tod über die ErbtochterHaziga an Otto I.von Scheyern kam. Wie sein Vetter Babo hat auch der jüngereGraf Udalschalk Besitz an das Stift Obermünster in Regensburg gegeben, undzwar in Großen/Klein-Pinning (LK Straubing-Bogen), in Manching (LK Pfaf-fenhofen a.d. 11m)und zwei Weinberge in Wergilapergalls. Udalschalks ersterZeuge ist ein in dieser Zeit in den Traditionen von Obermünster sonst nichtnachweisbarer Cuntpolt, Udalschalks Bruder. Wergilaperga dürfte mit Virgl-berg bei Bozen identisch sein. Dort stand eine Burg Weineck, deren Herrenzwei Mädchen in das Kloster Kühbach gaben, wofür sie Weingüter übertru-genll9•

AI tmann 11.

Wir kommen nun zu Altmann 11., nach Tyroller ca. 1020 bis ca. 1047 Vize-dom von Freising, Graf an der Isar, Sohn Altmanns I. und Bruder Udal-schalks 11. Wie oben bei Altmann I. schon aufgezeigt, treffen Tyrollers Angabenzu. Über Tyroller hinausgehend konnten wir feststellen, daß er neben Udal-

112 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 5 f.; Salmann in Nr. 20.m Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 3 f., Nr. 7- 9.114 MGH DD Konrad n.Nr. 191; Nr. 196.115 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 25.116 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1429.117 Nach Tyrollers Stammtafel (TYROLLER,Genealogische Tafeln [wie Anm. 7] 18) war

Udalschalk mit einer namentlich nicht bekannten Tochter des älteren Pegnitzgrafen Heinrich I.verheiratet. Dazu verweist er auf die Nr. 32 (nicht 22, wie fälschlicherweise angegeben ist) inder Stammtafel der Luitpoldinger (TYROLLER,Genealogische Tafeln [wie Anm. 7] 31). Hier istdie gesuchte Frau aber als Schwester des älteren Pegnitzgrafen Heinrich angeführt und damitals Tochter Heinrichs von Schweinfurt. Darauf baut Tyroller weiter auf. Der jüngere Pegnitz-graf Heinrich n. sei ein Sohn des älteren und ein Bruder Ottos von Scheyern gewesen (TYROL.LER,Genealogische Tafeln [wie Anm. 7] 31). Otto habe die Grafschaft an der Paar über seinemit Namen nicht bekannte Tante erhalten, deren Ehe mit Udalschalk n.•von Kühbach", demvorausgehenden Paargrafen, ohne Nachkommen geblieben sei.

liS Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 20.119 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 4; vg!. Einleitung dazu 277.

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schalk auch die Brüder Gumpold und Harrwie hatte. Altman comes finden wirmit Graf Odalschalk und Graf Guntpolt als Zeugen für den Grafen Geroldl20•Als Bischof Egilbert mit seinem Vogt Udalschalk für seinen Besitz in Hohen_

kammer Klosterbesitz in pfreimd eintauschte, lag Hohenkammer in AltmannsCornitat'!'. Wie die gleichen Zeugen zeigen, übertrugen Graf Altmann und GrafUdalschalk gleichzeitig Besitz an Weihenstephan: Dabei war Udalschalk ersterZeuge für Altman, Altman für Udalschalk'P, Der von Graf Altman tradierteBesitz lag in Kärnten - in Reisach im Gailtal und in Egg bei Hermagor. WieGraf Udalschalk erlangte auch Graf Altmann eine herausragende Position beimFreisinger Bischof: Nach 1022 handelt Bischof Egilbert cum consilio vicedomnoAltmanni necnon videlicet advocati Odalscalchi und tauscht cum consensu Alt-manni comitis et quorundam fidelium suorum per manum advocati sui OdaI-scalchi123• Tyroller hat recht, wenn er den Grafen Altmann mit dem FreisingerVizedom identifiziert. Aus den Weihenstephaner Traditionen erwähnten wir dieUrkunde über einen Tausch Bischof Egilberts mit Abt Arnold124, die auch Ho-henkammer betraf, von dem es hieß in comitatu Altmanni. Altmanns ersteNennung als Graf in den Freisinger Traditionen zeigt ihn als Spitzenzeugen ei-nes Tausches, der Hohenkammer und Kammerberg betraf, also Orte in Alt-manns Comitat12s• Dennoch ist Altmans Zeugenhilfe hier kaum auf sein Gra-fenamt zurückzuführen, sondern auf seine Stellung als herausragender VasallBischof Egilberts. Altman ist nämlich in dieser Zeit auch Spitzenzeuge fürFreisinger Besitzgeschäfte, die Orte in Südtirol und in Kärnten betreffen, woAltman ganz sicher nicht als Graf als erster Zeuge auftrat'26• Bei einem Tausch

120 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 3 in Gerharding (LK Ebersberg), Auch GrafGerold dürfte mit der Familie des Grafen Altmann verwandt gewesen sein. DIes zeigen zu-nächst seine Besitzinteressen: Gerolt tauscht um das Jahr 1000 Besitz in jenem Biberbach ein(Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1335), in dem aus unserem Verwandtschaftskreis Meginhan,Papo, der Sohn Piligrims, Engildeo und Harrwie zu finden sind (Trad. Freising [wie Anm. 8]Nr. 1080, Nr. 1091, Nr. 1097, Nr. 1407). Zwischen Aripo und Dietrich ist Gerolt Zeuge fürGraf Udalschalk und dessen Schwager Altmann (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1336£.). Um1015 finden wir Gerolt in einer Zeugenreihe, die fast nur Männer nennt, die in unseren Zu-sammenhang gehören: Odalschalk, Gerolt, Ekkihart, Altman, Etih, Hoholt, Sizo, Hartwic.Heinrih, Anpo; Graf Guntpold war Salmann (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1369). Zur sel-ben Zeit ist Gerolt Salmann für eine Schenkung zu Gerharting (LK Ebersberg) mit viele~lei-chen Zeugen: Odalschalk comes, Guntpolt, Ekkihart, Heinrih, Dietrih ... Aripo, Hoholt (Trad.Freising [wie Anm. 8] Nr. 1370). In Gerharding aber tradiert, wie eben angeführt, Gerolt alsnobilis homo, qui et ipse comes das Seelgerät für Bischof Egilbert an Weihenstephan. Gerolt undGuntpolt eröffnen die Zeugenreihe, als Etih, der Zeuge für Graf Udalschalk und Altman in Mi-chelskirchen, mit Bischof Egilbert tauscht, und zwar in folgender Gruppe: Kerolt et comesGuntpolt, Hartuuic, Penno, Diotrich (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1392; vg!. Nr. 1607). Bi-schof Egilbert hat Gerolt auch als Vogt eingesetzt, so bei der Schenkung des Grafen Altman zuSchäftlarn (Trad, Freising [wie Anm. 8] Nr. 1383 b). Auch beim Namen Gerolt läßt sich beob-achten, daß er in denselben Namenverbindungen weiterlebt. Um 1065 hat ein Gerolt einenBruder Jacob, um 1130 gehören ein Gerold und der Domherr Hartwie zusammen (Trad. Frei-sing [wie Anm. 8] Nr. 1620,Nr. 1735).

111 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 17.122 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 19f.12l Trad, Freising (wie Anm. 8) Nr. 1402f.; vgl, Nr. 1405.124 Trad, Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 17.m Trad, Freising (wie Anm. 8) Nr. 1382.126 Trad, Freising (wie Anm. 8) Nr. 1383a, Nr. 1391, Nr. 1393; Trad. Weihenstephan (wie

Anm. 68) Nr. 18.

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zwischen Bischof und Domkapitel vertrat Udalschalk den Bischof, sein BruderGraf Altman das Domkapitel als Vogt127• Wir kennen bereits Graf AltmansStiftung an Weihenstephan für das Seelenheil Bischof Egilbertst", er tradierteauch sein Gut in Schäftlarn für des Bischofs Seelenheil, diesmal an Freising!",Am Tag vor Altmanns Schäftlarner Schenkung gab ein jüngerer vir nobilis Ari-bo Besitz in Kiens in Südtirol an Freising, und zwar ebenfalls für das SeelenheilBischofs Egilbert; dabei war Graf Altmann Spitzenzeuge, und als dieser Aripomit seiner Frau Guntpirg und dem Sohn Egilolf, dem späteren Grafen, Besitz zuHarthausen (LK München) gab und die Kirchen zu Ramersdorf und Perlach(beide München) bekam, beginnt die Zeugenreihe mit Odalsscalh, item Odal-scalh und führt dann Jacob, Papo, Altmann und Guntpolt an, Namen von un-tereinander verwandten Freisinger Aribonen-'",Um 1030 finden wir eine für die Verwandtschaftsverhältnisse des Grafen

Altmann Il, sehr aufschlußreiche Urkunde: Eine femina nobilis Hazacha = Ha-ziga, Witwe eines Pili grim, übergab ihr Gut zu Schäftlarn (LK München) demGrafen Altmann, der es dem Freisinger Bischof tradieren sollte. Der Bischofsollte dafür zwei Töchter im Kloster unterbringen. Zeugen waren Heimo, Papound Engildieo, die Söhne der Haziga, danach folgen Papo und Ogo, die Söhneeines Dierrich!". Wenn diese als Söhne Piligrims so unmittelbar vom Rechtsge-schäft betroffen waren, dann mußte Dietrich in engster verwandtschaftlicherBeziehung zu Pili grim gestanden sein. Wir halten Dietrich und Piligrim fürBrüder.Papo hieß auch Hazigas Vogt, der Urkunde zufolge Stiefvater der Kinder und

damit Hazigas zweiter Gemahl. Man könnte sagen, daß Altmann hier einfachals Vertreter des Bischofs handelte. Es ist aber daran zu erinnern, daß Graf Alt-mann selber in Schäftlarn begütert war; ohne Zweifel wurde Altmann aufGrund seiner Verwandtschaft von Haziga und ihrem zweiten Mann Pabo ge-beten, ihnen als Salmann zur Verfügung zu stehen. Wenn wir uns in AltmannsVerwandtschaft umsehen, dann ist natürlich an seinen Cousin Babo Ill. "vonScheyern" zu denken, der selber eine Tochter Haziga hatte. Wir gehen davonaus, daß die Schäftlarner Tradentin Hazacha und ihr zweiter Mann Pabo dieEltern der Haziga "von Scheyern" waren.

127 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1420.128 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 19.129 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1383b.130 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1383a, Nr. 1381.IJI Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1419; vg!. Nr. 1383b. Traditio autem ista propterea est

facta quo episc~pus iam dictus /iliabus eiu.s~em femin.e duabu~ utrique ilfarum in qu?cunquetrium monaster_lO.rumsub~erscrzpt~r".m[scillime et optl"!e p~tulSSet,prebendam u~am ~mfetra-ret id est in cnntate Ratisponensi srue ad Oparanmunzstun vel ad Nidsranmunisturi slVe adNj~vanburch: Die Töchter sollten also in Obermünster, in Niedermünster oder in Neuburguntergebracht werden.

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Guntpolt

Guntpolt hat Tyroller nicht als Sohn Altmanns I. erkannt. Wir führen nocheinmal die Salzburger Quelle an, die diese Filiation eindeutig belegt. Vor 1025bezeugen dort Altman et filii eius Cumpolt et Altman eine Übergabe'P, Wie beianderen Namen aus dem Umkreis der Kühbacher zeigt sich auch beim NamenKuntpold, daß er schon in den Generationen vor der Klostergründung im glei-chen Namenumfeld vorkommt. So steht ein Kundpold vor Engildieo und Isan-hart an der Spitze der Zeugenreihe, als Papo, der Sohn Piligrims, um 945 in Bi-berbach in Erscheinung tritt1J3• Dieser Kundpold ist auch Spitzenzeuge vorOgo, Jacob, Dietrih und Piligrim, als Engilrat mit ihrem Sohn, dem späterenGrafen Aribo, Besitz tausche'?'. Als ebenfalls um 965 Dietrich und seine FrauIrmpurg, die Schwester des Grafen Aribo, Besitz tauschen, finden wir wiedereinen Kundpold unter den Zeugen, jetzt aber nicht mehr an der Spitze, sondernan siebter SteIlem. Es handelt sich deutlich um einen jüngeren Guntpolt, deraber, wie Zeugenreihen zeigen, eindeutig in dieselben Verwandtschaftsbezie-hungen gehörtl3&. Die engeVerwandtschaft dieses Guntpalt zu den Kühbachernzeigte sich, wie schon erwähnt, darin, daß er mit dem Grafen Udalschalk um980 an der Neuzuweisung des Besitzes in Glonn beteiligt warm. Bei einem vonBitterauf in die Zeit zwischen 1006 und 1022 gesetzten Tauschgeschäft findenwir an 11. und 12. Stelle in der Zeugenreihe Altman und Guntpolt!". Hier han-delt es sich offensichtlich um die beiden Bruder, Söhne der Kühbacherin Liut-gart. Beide erscheinen bald als Grafen. Um 1035: Altman comes, Guntpoltcomesv".Besonders wichtig ist die Zeugenreihe, die mit Guntpolt comes et fratereius Hartuuich beginnt, zeigte sie uns doch den weiteren Bruder Hartwic140•Auch folgende Zeugengruppe haben wir bereits angeführt: Kerolt et comesGuntpolt, Hartuuic, Penno, Diotrih14l• Wir führen sie hier deswegen an, weil sie

132 SUB (wie Anm. 19) I 266. Der Name Guntpold erscheint bis um 890 in den FreisingerTraditionen in der Form Cuntpalt, dann nur noch in der Form Cuntpolt (Trad. Freising [wieAnm. 8] Register). Um 895 tauscht Bischof Waldo mit einem Grafen Cundpald, während einZeuge bereits in der ..modernen" Namenform Cundpold erscheint (Trad, Freising [wie Anm. 8]Nr. 1008). Alle Nennungen eines Mannes um 980 In den Freisinger Traditionen in der Kurz-form Gumpo beziehen sich auf dieselbe Person, die auch als Guntpold erscheint. Vg!. Trad.Freising (wie Anm. 8) Nr. 1237Jacob, Ercbanger, Dietrib, Kumpo, Odalschalc, Helmpreht •••Ogo oder Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1309 Odalrih, Jacob, Cumpo, Dietrib, Erchangermit Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1165 Adalpero comes, Gundpold, Papo, Meginrat, Diet-rih,Timo, Jacob, sowie Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1192 Kundpold, Ogo, Jacob, Dietrih,Piligrim und Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1312 Odalrih, Odalscalk, Ogo, Guntpolt, Pili-grim, Erchanger, Dietrib. Entsprechend änderte sich der Ortsname Cundpaldesdorf zu C"nd-poldesdorf(rrad. Freising [wie Anm. 8] Register). .

133 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1091; vg!. Nr. 1124, Nr. 1141 f., Nr. 1165, Nr. 1186.134 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1192.t3S Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr, 1208:Jacob, Erhancker, Ogo, Peratolt, Altman, Ediram,

Kundpold ...13& Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1209, Nr. 1215, Nr. 1220, Nr. 1312.137 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1284.138 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1381; vg!. Nr. 1607.139 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1404, Nr. 1430.140 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1384; vg!. Nr. 1440.141 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1392.

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zeigt, daß auch Pen no zu den Verwandten gehörte142• Wie schon angeführt,kommt Graf Guntpolt auch in den Traditionen des Klosters Weihenstephanvor. So sind die drei Brüder Graf Udalschalk, Graf Guntpolt und Graf Altmandie einzigen Zeugen für.Graf Gerold!", Graf Guntpolt selber übergab Besitz inAssenhausen (LK Dachau) an Weihenstephan, Zeugen sind die vier GrafenUdalschalk, Gerolt, Altman und Odalrih!", In den Freisinger Traditionen fin-den wir einen vir nobilis Purchard, der in eben jenem Assenhausen und inKampill bei Bozen (Südtirol) Besitz an Freising gibt145• Sein Salmarm ist derEdle Guntpold, natürlich der spätere Graf. Ebenso dürfen wir in den die Zeu-genreihe einleitenden Personen Odalschalk, Gerolt und Altman die eben ange-führten Zeugen des Grafen Guntpolt in der Weihenstephaner Urkunde erken-nen. Um 1100 übergab eine Gräfin Liutgart, die Frau des »Hirschberger" Gra-fen Ernst'", eine Hufe in einem Asinheim, das Bitterauf nicht recht deutenkonnte!". Wenn wir bedenken, daß diese Liutgart dabei mit der Hand ihresSohnes Hartwie für das Seelenheil eines Guntpold tradierte, dann ist nicht daranzu zweifeln, daß es sich um eine spätere Schicht der Kühbacher Erben handelt.Es ist deshalb zu erwägen, ob es sich bei Asinheim nicht um eine Verschreibungfür jenes Asinhusen handelt, in dem Graf Guntpolt begütert warHS• Zu denVerwandten der Kühbacher gehörten auch um 1035 eine Heiza und ihr SohnMeginhard, die wir als Grundherren in Glonn (LK Dachau) finden, das wir alswichtigen Besitzort der aribonisch-kühbachischen Verwandtschaft kennen!",Dort ging es um fünf hobae nobiles, die Meginhart und seine Nachkommen nurbekämen, wenn er eine rechtmäßige Ehe einginge. Stürbe er vorher, sollte derBesitz an seine Brüder Cunrpolr und Hartwig fallenl50•Um 1085 finden wir unter den testes nobiles einen Gumpolt von Hagenau

(LK Freising), von dem wir wissen, daß er einen gleichnamigen Sohn hatte!".Um 1130 übertragen der Edle Liutolt von Hagenau und der Domherr Herrandein Gut zu Natz (bei Brixen Südtirol) für das Seelenheil ihres Bruders Gum-poldl52• Nach dem Tode Herrands übergab Gumpolt von Hagenau ein Gut zuSandelzhausen (LK Kelheim) zu dessen Jahresgedenken, erster Zeuge ist derBruder Liutolt von Hagenau'P. Nun kommt der Name Herrant durchaus inVerbindung mit den Söhnen Altmanns I. vor, wie folgende Zeugenreihen derZeit um 1028 zeigen: Altman comes, Hartuuic, Herrant und Altman comes,

142 Vgl. Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1229, Nr. 1250 f., Nr. 1394, Nr. 1401, Nr. 1459.143 Trad. Weihenstephan (wie Anm. 68) Nr. 3.144 Trad. Weihenstephan (wie Anm 68) Nr. 4.145 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1369.146 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 180 Nr. 6.147 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1671.148 Asinheim mit Assenhausen (LK Dachau) zu identifizieren erscheint wahrscheinlicher als

mit Asenkofen (LK Freising), wie Tyroller vorgeschlagen hat (TYROLLER,Genealogische Ta-feln [wie Anm. 7] 182).

149 Um 975 Dietrich, um 980 Graf Ogo, Graf Odalschalk, Erchanger, Kumpo/Kuntpolt(Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1220, Nr. 1281-1284).

ISO Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1427 f.; vgl. zu Meginhart und Hartwic Trad. Freising(wie Anm. 8) Nr. 1484 c.

151 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1670, Nr. 1715.152 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1721.153 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr.I723; vgl. Nr. 1726.

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Hartuuic, Sarbilo, Meginhart, Herrantv". Um 1125 tradiert Graf Hartuuic einGut zu Berghofen (LK Landshut) für das Seelenheil seines Bruders, des GrafenAltmann, mit der Bestimmung, daß der Domherr Herrand, dessen Verwandter(cognatus)Herrand und ihr nächster Verwandter den Besitz erhalten solltenIss.Über Herrant aber führt eine Verbindung zu den Herren von Lern. Um 1100übergab der Edle Adalram ein Gut zu Langenbach (LK Freising) zu seinem ei-genen Seelenheil, das der Domherr Herrant zu Lehen bekommen solltelS6• Ander Spitze der Zeugenreihe stehen als nobi/es Herrant von lern und sein BruderGotebolt, dann folgen Tegeno und Hezel von lern, der uns schon bekannteGuntpolt von Hagenau, der Bruder..des Domherrn Herrand, und Ulrich undsein Bruder Adalbero von Tandem. Uber Herrant gehörten also die Herren vonHagenau und von Lern zusammen, beide Familien aber sind offensichtlich ausder Altman-Gruppe herausgewachsen. Aber auch die zwei Zeugen von Tandemgehören zu diesen Nachkommen. Um 1145 schenken die Brüder Ulrich undAdalbero von Tandern ein Gut in Giesenbach (LK Freising), das nach ihremTod der Diakon Herrand und der Subdiakon Herrand zu Lehen bekommensollten 157.

Hartwic

Bei der Besprechung der Nennungen der Brüder Harrwies. also der GrafenUdalschalk, Altman und Guntpolt, haben wir die für Hartwie wichtigen Bdegein den Freisinger Traditionen schon angeführt. So soll bei Harrwie nur noch ei-ne kurze Anmerkung zum Weiterleben des Namens und damit des Familienbe-wußtseins gemacht werden. Wir machten bei Guntpolt darauf aufmerksam, daßder Name Penno ebenfalls zum Namengut im Kühbacher Umfeld gehörte. Sofällt natürlich auf, daß unter den Zeugen des Ehevertrags des Freisinger Vice-doms Adalpert (vor 1073) ein Penno und sein Bruder Hartwie genannt sind158•

Hartwie und Penno gehörten zu den Herren von Röhrmoos (lK Dachau), diewir ebenfalls zu den Nachkommen des Grafen Altman und der KühbacherinLiutgart rechnen dürfen. Zwischen 1078 und 1098 übergab eine damna Judittazwei Mansen zu Pecking (abgegangen bei Sünzhausen LK Pfaffenhofen a.d.Ilm) als Seelgerät für ihren Mann Udalschalk!", Unter den Zeugen findet sichHartuvich von Röhrmoos. Einige Zeit danach begegnet Juditta wieder, jetzt alsJuditta von Röhrmoos. Sie tradierte an Freising ihr Gut zu Steinhart (LK Ro-senheim) für das Seelenheil ihres Sohnes Penno. Vogt der Juditta war ihr SohnHartwic, Spitzenzeuge ihr Sohn Aribol6O• Auch die weiteren Zeugen Odalrich,Aribo, Adalpero und Odalscalch bestätigen den angegebenen Familienzusam-menhang.

IS4 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1412a, b. Nr. 1409.ISS Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1710.IS6 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1672;vg!. Nr. 1673a.157 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1763.IS8 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1469.IS9 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1631.160 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1661.

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Adalbero, Sohn der Hilta

Wir kommen nun zu Adalbero, den Sohn von Udalschalks Schwester Hilta.Wir konnten bereits zeigen, daß gegen Tyrollers Angabe Willibirg nicht seineSchwester war. Tyroller setzt ihn mit jenem Adalbero von Badershausen gleich,der in der Tegernseer Verlustliste von ea. 1020 als Lehennehmer von entfrem-detem Klostergut in der Amper-Glonn-Gegend genannt wird, wofür es aberkeine überzeugenden Gründe gibtl61. An Obermünster tradierte ein Adalbero inAnwesenheit seiner Schwester Tuota seinen Besitz in Pielenhofen (LK Regens-burg)162. Dieser Adalbero wird im Nekrolog des Klosters ausdrücklich Graf ge-nannt, und zwar mit dem von anderer Hand hinzugefügten Zusatz de Puolen-hove. Adalbero scheint kinderlos gestorben zu sein, denn nach seinem Todüberließen, wie die Urkunde angibt, Tuta, ihr Gemahl Sigehart und deren Kin-der - und nicht Söhne des Adalbero - das Schenkungsgut dem Kloster Ober-münster. Adalberos Zeugen waren Petto, Udalschalk und Adalpert. Wir werdensehen, daß diese Zeugen sehr für Identität Adalberos von Pielenhofen mit demSohn der Kühbacherin Hilta sprechen. Tyroller hält Adalbero von Pielenhofenund damit Tuta für Ebersberger. Nun sind aber für Tuta ausdrücklich Kinderbezeugt, sowohl in der Bestätigung der Pielenhofener Schenkung Adalberos, alsauch in einer Schenkung des Grafen Sighard'P. Hier ging es um die annonadreier Töchter, außerdem wurde die Übergabe in Anwesenheit der Frau und derSöhne vollzogen. Eine Königsurkunde von 1048 spricht von der Frau Judita,Witwe des 1046 gefallenen Sighard, und von ihren vier Söhnen'!', Da die fastzeitgenössische Ebersberger Uberlieferung aber eindeutig sagt, daß Udalrich,der angebliche Vater der Tuta/judit, von seinen Kindern keine Enkel gehabt ha-be außer Hadarnuot, der Tochter der Ebersbergerin Willibirg, kann jene Juditnicht zu einer Tochter des Ebersbergers Udal rich gemacht werden.

Babo I. und Willibirg

Tyroller schreibt zu ihnen: "Die Babonen von Kühbach müssen irgendwiegenealogisch mit den eigentlichen Ebersbergern eng zusammenhängen. Das zei-gen die Ebersberger Namen Adalbero und Liutgart bei den Kindern Babos I.,vor allem aber der Eintritt Babos I. in die Hochvogtei Freising nach dem Aus-scheiden Ratolds n., der, wenn auch die Vogtei damals noch keineswegs Erble-hen war, bei der Macht der Ebersberger Sippe durch einen Geschlechtszusam-menhang mit dieser begründet sein muß"165. Nach seiner Meinung ist dieser Zu-sammenhang mit einer Verschwägerung in der Weise anzunehmen, daß Babo I.eine Tochter Adalberos I. von Ebersberg heiratete. Da eine angebliche Enkelin

161Auch über den Nachfolger Adalberos von Badershausen in der Verfügung über die Te-gernseer Güter, über Konrad von Rihpo!disperga, führt keine erkennbare Spur zu den Nach-kommen der Kühbacher Gründergeneration.

162 Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 10.163Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 23.164 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 24 Nr. 25.165TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 22.

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Willibirg hieß, müsse das der Name von Babos I. Frau gewesen sein. DieseKonstruktion ist kaum haltbar. Adalbero und Liutgard sind sehr häufige Na-men, die als solche keine genealogische Zuschreibung absichern. Vor allem aberwar der Freisinger Vogt Babo nicht Graf, womit Tyrollers stärkstes Argumenthinfällig wird - wenn überhaupt der Vater der Kühbacher Gründer Babo hi~was quellenmäßig ja nicht belegt und nur zu vermuten ist. Babo ist in der erstenHälfte der Sedenzzeit des Bischofs Abraham Freisinger Hauptvogt, er amtiertetwa neunzigmal. Dabei trägt er niemals den Grafentitel und er steht als Vogtniemals in der Zeugenreihe. Die Gewohnheit bei den Freisinger Traditionen.daß der Vogt des Bischofs nicht zugleich Zeuge ist, ergibt, daß die eine von Ty_roller angeführte Freisinger Urkunde, in der Papo als Vogt amtiert und ein Pabocomes die Zeugenreihe anführt, gerade die Nichtidentität von Vogt und Grafbeweistl66• Daß dieser Graf Pabo in den Freisinger Traditionen praktisch nichtvorkommt, dürfte damit zu erklären sein, daß er, wie Tyroller zeigt, Graf fernim Osten war: 973liegt Freisinger Besitz in regione Chreine (= Krain), in comi-tatu Paponis comitisl67• Die kontinuierliche Anwesenheit des Vogtes Papo imBistum Freising zeigt ebenfalls, daß dieser Hauptvogt Papo keinesfalls, wie Ty-roller annimmt, mit dem femen Grafen identisch sein kann. Mögen die Kühba_eher auch irgendwie mit den Grafen von Ebersberg verwandt gewesen sein, eineeinzige Hochzeit, von der Tyroller ausgeht, dürfte wohl auf keinen Fall dazuausreichen, die Kühbacher zu einer Seitenlinie der Ebersberger zu machen.Dennoch sind die Kühbacher in der Literatur immer wieder mit den Ebersber-gern zusammengebracht worden, aber dazu führte eine Quellenstelle, die Ty-roller erstaunlicherweise nicht anführt. Die etwa 125 Jahre nach der GründungKühbachs geschriebene Historia Weiforum berichtet, daß der Welfe Rudolf ausseiner Ehe mit einer Ita zwei Söhne und eine Tochter Richgard gehabt habe.Diese Richgard habe einer der mächtigeren Grafen Bayerns - der Name wirdnicht genannt - zur Frau genommen. Weil die Ehe kinderlos blieb, habe er ausseinem Besitz drei Abteien gegründet, nämlich Ebersberg, Kühbach und Gei-senfeld. Nun gab es eine Welfin Richlind, die mit dem Ebersberger Adalberoverheiratet war. Dieser aber war keineswegs fundator des Klosters Ebersherg; erschenkte um 1030 seine Burg Ebersberg dem darin bestehenden Kloster. Gei-senfeld wurde 1037 gegründet, aber nicht von jenem Adalbero von Ebersberg,sondern von Graf Eberhard von Ebersberg. Die Angaben der Welfenchroniksind also derart unzuverlässig, daß Tyroller sie wohl bewußt nicht verwendethatl68•

166 Trad, Freising (wie Anm. 8) Nr. 1315 a.167 MGH D Ono 11.Nr. 66; vg!. Nr. 47.168 Erich KÖNIG, Historia Welforum Weingartensis (Schwäbische Chroniken d. Staufeneit

1), Sigmarin~en 21978, 20: RHdalfus.pT~fatus e~ su~ Ita JH.a~filias ... et filiam .RichgaT~m pro-genuit ... Ricbgardam unus de mawr;bus Baioariae comitibus uxorem accepit. Sed qUia ex cc.beredem non habuit, tres abbatias e~ suis prediis ... funda'f!it. Qu.ae sunt Ebirsperc, Coub.c~,Gisinueld. FLOHRSCHO'IZ,Adel (wie Anm. 39), 109f., bringt mit der Beobachtung, daß dieZeugen der Kühbacher Schenkungen keinen Zusammenhang mit den Vasallen der Ebersbe~ererkennen lassen und daß die wichtigen Personen aus der Kühbacher Verwandtschaft nicht ImGefolge der Grafen von Ebersberg erscheinen - abgesehen vom einmaligen Auftreten Udal-schalks von Elsendorf mit den Ebersbergern -, eine weitere Absicherung dafür, daß die Grün-dung des Klosters Kühbach nicht mit den Grafen von Ebersberg in Verbindung zu bringen ist.

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Aviza

Zum Abschluß der Untersuchung der in Tyrollers Stammbaum genanntenPersonen haben wir noch..auf Aviza einzugehen, von der Tyroller sagt: Verhei-ratet mit Hartwig von Berghofen, den er zu den Hirschbergern zählt. Damitkommen wir zum Problem des genealogischen Zusammenhangs zwischen denErben der Kühbacher und den Grafen von Hirschberg=". Die bisherigen Über-legungen zu diesem Zusammenhang, auch die Tyrollers, kranken daran, daßnicht erkannt wurde, daß für die Ehe der Kühbacherin Liutgart mit Graf Alt-man vier Söhne nachweisbar sind: Udalschalk, Altman, Kuntpold und Hartwic.Ohne Zweifel hat Tyroller recht, wenn er für diesen Harrwie (1.) einen SohnHartwie (Il.) ansetzt, für den wir eine stattliche Zahl von Belegen haben. Um1035 kommt er als Hartwie de Percho/en im Ebersberger Cartular vorl70• DieseBenennung zeigt wieder, daß die Erben der Kühbacher sich an neuen Stammsit-zen orientieren mußten, da eine Benennung nach Kühbach nach der Kloster-gründung nicht mehr in Frage kam. In Berghofen bei Eching (LK Landshut)finden wir um 945 einen Meginhart, den Vater von Anno und Dietrich!", derzu den Aribonen gehörte. Meginhart hatte Besitz unter anderem im Aribonen-besitzort Biberbach'", wo auch Hartwic, der Sohn Altmans, begütert war173•Daß wir in Hartwie von Berghofen einen frühen Vertreter der Hirschberger voruns haben, bestätigt eine Schenkung von ea, 1125, in der Graf Hartwie (Ill.)dort Besitz für das Jahresgedenken seines Bruders Altman übergibt!", Eine be-sonders wichtige Nennung von Berghofen finden wir in Salzburg: 925 tauschtender Edle Jacob und seine Frau Engilrat, die Eltern des Grafen Aripo, Besitz mitErzbischof Odalbert!", Sie gaben ihren Besitz am Ziller und in Marlup im Inn-viertel und bekamen dafür Besitz der Salzburger Kirche in Berghofen, Stump-fenbach (LK Dachau) und in Gumpersdorf (LK Dachau). Wenn man danachfragt, wer diesen entlegenen Besitz an Salzburg gegeben haben könnte, dannkämen der camerarius Hartuuich und sein Sohn Engildeo in Frage, die Spitzen-

Auch FAUSSNER,Frühzeit (wie Anm. 39) 75, geht noch davon aus, daß die Stammutter derKühbacher Willibirg geheißen habe. Abgesehen davon, daß diese Stamrnutter nirgends belegtist und ihr Name von Tyroller aus dem Namen einer angeblichen Enkelin erschlossen wurde,wir aber gesehen haben, daß die angebliche Enkelin aus der zweiten Ehe der Gräfin Hiltegartstammte, muß Faußner die Namensform Uuilla annehmen, um einen Eintrag im ReichenauerVerbrüderungsbuch, der mit Uuilla, Heinrih, Chunegund, Popo beginnt, auf sie beziehen zukönnen ..E~ J;;laubt,.daß die Kühbacher au~ der Ehe des ~aben~ergers Poppo ,?it der Ebersber-gerin WIlhblrg (WIlla) hervorgegangen SInd. Poppo Will er Im Popo des EIntrags erkennen.Dazu ist zu sagen, daß bei den Kühbachern nur der Name Papo vorkommt, der (wie in Anm.102 gezeigt) nicht mit Poppo zusammengebracht werden darf. Faußners genealogische Darle-gungen zu den Kühbachern scheinen nicht auf einer sinnvollen Grundlage zu beruhen.

16~Pankraz FRIED, Zur Herkunft der Grafen von Hirschberg, in: ZBLG 28 (= Gesellschaft,Staat, Kultur in Bayerns Geschichte. FS für M. Spindler zum 70. Geburtstag) (1965) 82-98.Fried geht nicht darauf ein, daß die Hirschberger über den Sohn Hartwie von Graf Altmannabstammten.

170 Trad. Ebersberg (wie Anm. 64) Nr. I, JO.171 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1079, Nr. 1080, Nr. 1089.172 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1080.173 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1407.174 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1710.175 SUB (wie Anm. 19) I 89.

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zeugen für Dietrich, den Sohn des Meginhart, noch vor Jacob, Meginhan undAnno, Dietrichs Bruder, warenI7'. Sie verbinden Salzburg und den Besituau:mder Freisinger Aribonen miteinander, denn eine Salzburger Aufzeichnungspricht von einem Zehnten, quam Hartuuicus camerarius habueratln• Einen il-teren Engildeo finden wir u.a. im oft genannten Biberbach und in Elsendorf~ 'WOer an Regensburg tradiertel". In Gumpersdorf, wo dann Engilrat mit ihre.nSohn Aripo ihren von Salzburg eingetauschten Besitz an den Freisinger Bischofweitervertauschte, besaß auch der Edle Altman, der Onkel Hanwigs von Berg-hofen, Besitz mit einem Anteil an der Kircheli'9. Der genealogische Zusammen-hang zwischen den frühen Hirschbergern, deren gesicherter Stammbaum nUtHarrwig 11.(= von Berghofen) einsetzt, Altman, dem Mann der KühbacherinLiutgart, und den Aribonen ist offenkundig. Harrwig von Berghofen war auchZeuge bei der Gründung des Klosters Geisenfeid und bei Schenkungen derEbersberger Grafenfamilie an ihr Kloster Ebersberg'P, Sein hohes Ansehenzeigt sich auch darin, daß er einmal Vogt Kaiser Heinrichs Ill. war. Dieses An-sehen dürfte darauf beruht haben, daß der Bruder Gebhard Bischof von Eich-stätt und dann als Viktor 11.Papst wurde, ein weiterer Bruder Gotapolt Patri-arch von Aquileia. Von Gebhard sagt die Eichstätter Überlieferung, daß er demGeschlecht der Hirschberger angehörte; von seiner Herkunft heißt es: Hie Patn!Hartwigo, matre oero Beliza natus, Sueuia oriundus extitit et etiam regalem, litipse Heinricus imperator /atebatur, prosapiam ex parte attigit. Bischof GebhardIll. von Regensburg, ein Stiefbruder Konrads 11.,nennt ihn seinen Verwandten(cognatus). Tyroller hat sicher recht, wenn er von den Lebensdaten her BischofGebhard von Eichstätt für einen Bruder Harrwigs von Berghofen hält. Hartwigwird aber auch ausdrücklich Bruder des Patriarchen Gotapold genannt. DieNamen Gebhard und Gotapold kommen im Freisinger Material nicht in ver-wandtschaftlicher Beziehung zu den Aribonen oder dem Personenkreis umAltman vor, sie stammen also nicht aus der Familie des Vaters des Papstes, Son-dern aus der seiner Mutter Beliza. Harrwig, der Sohn des Grafen Altman, hatteoffensichtlich eine "glänzende Partie" gemacht; seine Frau war Verwandte dersalischen Kaiser, sie vermochte offensichtlich Namenmaterial ihrer Familie beiihren Söhnen zur Geltung zu bringen. Sie dürfte aus einem vornehmlich inSchwaben begüterten Geschlecht gekommen sein, was die Bezeichnung ihresSohnes Gebhard als Schwabe erklären würde. Der offizielle Papstkatalog nenntihn allerdings natione Noricus.1068übergab die edle Frau Richlint Besitz zu Alfershausen und zu Thalmäs-

sing (beide Orte LK Roth) mit der Hand ihres Vogtes Ernst in Anwesenheit ih-rer Mutter Aviza dem Bischof Gundekar von Eichstatt und ihrem Vater Hart-wic, dem Eichstätter Hochstiftsvogt. Gleichzeitig übertrug der Edle Udalschalkauf Bitten seines Bruders Ernst Besitz zu Pettenhofen (Stadtt. v. Ingolstadt) an

176 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1230.177 SUB (wie Anm. 19) I 329.178 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1097;Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 113.m Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1086,Nr. 1336.180 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 179, auch zum folgenden.

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Eichstättl81• Klar ist, daß Ernst, der Vogt der Richlint bei einer Tradition inAnwesenheit der Eltern, zu ihren nächsten Verwandten gehört haben muß. DaßTyroller recht hat, wenn er Ernst für einen Bruder Richlints hält und nicht fürihren Ehemann, ergibt sich daraus, daß in der nächsten Generation derHirschberger dieser Name weitergegeben wird, und zwar zusammen mit denaus den Freisinger Urkunden bekannten alten Leitnamen der Familie Altmanund Harrwig'P. Ernst und Udalschalk waren also Söhne Hartwigs vonBerghofen, des Eichstätter Vogtes. Im reichen Freisinger Material kommt zwarder Name Ernst vor, aber niemals in irgendwelchen Zusammenhängen mit demVerwandtschaftskreis um Altman. Dies läßt nur den Schluß zu, daß der Nameüber die Mutter Aviza in das Geschlecht der Hirschberger gekommen ist. Ernsterbte von seinem Vater die Hochstiftsvogtei über Eichstätt. Er hatte die SöhneAltman, Hartwic, Ernst und Gebhard. Ernst und Gebhard, der von 1125-1149Bischof von Eichstatt war, gründeten das Benediktinerkloster Plankstetten.Dotationsgut dafür lag in den Orten Pretzabruck, Zilchenricht und Traunrichtbei Nabburg (alle drei Orte LK Schwandorf)'!', Plankstetten aber ist Nachbar-ort von jenem Biberbach, das wir als wichtigen Besitzort der Kühbacher ken-nengelernt haben. Biberbach ist auch Nachbarort von Hirschberg, nach demsich die späteren Nachkommen des Grafen Altmann und der Kühbacherin Li-utgart benannt haben. Das Plankstettener Dotationsgut bei Nabburg erinnert anden Besitz der Kühbacherin Hiltegart "an der Naab", den wir im Bereich derNabburg gesucht haben. Offensichtlich wird bei der Gründung des KlostersPlankstetten noch einmal alter Kühbacher Besitz im Nordgau sichtbar. DieserBesitz kam zum Teil an die Altman-Nachkommen und bot ihnen eine gute Ba-sis für ihre Position im Bistum Eichstätt. Mit der Vogtei über Eichstätt erlang-ten die Hirschberger einen Machtschwerpunkt, der die alten Besitzungen imFreisinger Bistum an den Rand treten ließ. So ist von dieser Schwerpunktverla-gerung her durchaus zu verstehen, wenn die Hirschberger das Interesse an ih-rem Erbgut im Freisinger Bereich verloren und es allmählich aufgaben!",Wir kommen auf das Testament des Grafen Udalschalk von Kühbach zurück

und erinnern daran, daß nach Udalschalks Geschwistern Adalbero, Liutgartund Hilta sieben weitere Personen berücksichtigt wurden. Es waren dies derNeffe Babo, Adalpert, Altolf, Walperga, Helmpert, Marquard und ein Udal-schalk. Die Annahme, bei diesen Personen könne es sich um Vasallen des Gra-fen gehandelt haben!", erscheint aus zwei Gründen als sehr unwahrscheinlich.Udalschalks Neffe Babo, der diese Reihe eröffnet, wurde ganz sicher als Ver-wandter, nicht als Vasall seines Onkels, in die Erbverteilung einbezogen. Au-ßerdem ist unter den sieben Personen eine Frau, die natürlich keine" Vasallin"war. Wir halten diese miterbenden Personen für "Seitenverwandte" , die wir in

181 HEIDINGSFELDER,Regesten (wie Anm. 52) Nr. 237,3,237,4.182 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 186.183 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 180.184 FRIED,Herkunft (wie Anm. 169) 96-98.185 Die Möglichkeit, daß es sich um Vasallen handelt, wird von HOLZFURTNER,Grafschaft

(wie Anm. 39) 87, erwogen.

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unsere Untersuchung einbeziehen wollen, wobei der Neffe Babo bereits behan-delt ist.

Adalpert

Adalpert bekam das predium Mantelach, das v. Oefele mit Mandlach beiPöttmes (LK Aichach-Friedberg) bestimmt hat. Nach dem Register des Atlas-bandes Aichach handelt es sich bei diesem Mandlach um eine alleinstehendeMühle, die zur adeligen Hofmark Handzell gehörtel86• Es erscheint sehr un-wahrscheinlich, daß mit einem frühmittelalterlichen predium eine Mühle alleingemeint war. Wir glauben, daß Adalpert ein predium in Mantlach bei Velburg(LK Neumarkt i.d. Opf.) bekam, in jenem Mantalahi, in dem Heinrich H. Be-sitz an die Alte Kapelle in Regensburg schenkte und das in der Grafschaft desKühbacher Grafen Udalschalk lagl87• Ob hier Reichsgut in die Hand der Küh-bacher gekommen ist oder inwieweit sich Udalschalk in seinem Cornitat auf Ei-gengut stützen konnte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall dürfen die frühen Posi-tionen der Kühbacher nördlich der Donau nicht übersehen werden, darunterjenes Pielenhofen, wo wir Adalbero, den Sohn der Hilta, gefunden haben. Des-sen dritten Zeugen Adalpert in seiner dortigen Schenkung-" halten wir für denEmpfänger des Gutes Mantlach. Wir erinnern daran, daß dieser Adalpert auchein Gut in Manching an Obermünster gab; in Manching aber fanden wir denjüngeren Grafen Udalschalk mit seinem Bruder Kuntpolt als erstem Zeugenl89•In Wolnzach fanden wir ebenfalls einen Adalpert, der zu den Seitenverwandtender Kühbacher gehörte und wohl Nachfahre des Adalpert war, der in MantlachKühbacher Besitz erbtel9O•

Altolf und Walperga

Zu diesen beiden Personen finden sich keine Nennungen, die sich in Bezie-hung zu den Kühbachern und ihren Erben bringen lassen.

Helmperht

Nach dem älteren Vogt Udalschalk tritt seit dem Amtsbeginn Bischof Gott-schalks (994-1005) ein Vogt Helmperht auf, der seinen Vorgänger als Haupt-vogt nicht schlagartig, sondern nur allmählich ablöst!". Es stellt sich die Frage,

186 DIEPOLDER, Aichach (wie Anm. 6) Register u. 39.187 MGH D Heinrich 11.Nr. 61.188 Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 10.189 Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 7, Nr. 20.190 S. oben 13. .191 Graf Odalschalk verdrängt später Vogt Helmperht ebenso nicht aus dem Amt, sondern

löst ihn allmählich ab. Beide vertreten sogar gemeinsam den Bischof: Tradidit ... in manumOdalscalchi advocati et Helmperti (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1395).

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ob dieser Vogt Helmperht mit dem Verwandten der Kühbacher identisch ist.Zeugenreihen legen die Zugehörigkeit des Namens Helmperht zum aribonisch-kühbachischen Verwandtschaftskreis nahe192• Der Name Helmperlit kommt inden Freisinger Traditionen auffallend häufig unmittelbar zusammen mit demNamen Cotescalh vor - eine Namenkombination, die uns weiterführt'P, Um1000 tauscht Bischof Gottschalk von der edlen Matrone Perachsuint Besitz: Ei-ne Kirche zu Hirschenhausen gegen eine Kirche und Unfreie zu Sünzhausen(beide Orte LK Pfaffenhöfen a.d. Ilm)194. Sie handelt durch die Hand ihresVogtes Herirant und in presentia etiam mariti sui Helmperti. Warum nimmt sienicht ihren Mann als Vogt, wenn er schon anwesend war? Warum wird Helm-perht nicht unter den Zeugen aufgeführt? Weil er der Vogt des Bischofs warund als solcher eben nicht unter den Zeugen erscheint. Helmperht und Perach-suint hatten die Söhne Gotscalch und Helmpert und führten damit eine alteNamentradition der Familie weiter. Zwischen 1006 und 1039 finden wir einenHelrnperht in Jetzendorf (LK Pfaffenhofen a.d. Ilm), sicher schon der Sohn desVogtes. Als Helmprebt de Vuchilingen (Klingen, LK Aichach-Friedberg)tauscht er mit der Äbtissin Gerbirg von GeisenfeId Besitz zu (Ober-, Unter-)Mauerbach (LK Aichach-Friedberg) gegen solchen zu Osseltshausen (LKFreising)195. Jäger glaubt - in seiner Vorbemerkung zur Urkunde -, daß er miteinem nobilis vir Helmpreht identisch ist, der zwischen 1080 und 1085 an St.Emmeram in Regensburg tradiert!", Dieser Helmperht gehört zwar offensicht-lich einer späteren Generation an, aber doch ohne Zweifel dem gleichen Famili-enverband; er handelt nämlich auf Bitten seines cognatus Gotescalc. Bei der Zu-gehörigkeit des "Regensburger" Helmperht zu den Verwandten der Kühbachermüssen seine Schenkungsorte auffallen: Tannheim, Seuloheund Ensdorf (alledrei Orte LK Amberg-Sulzbach). In den Regensburger Traditionen finden wirauch Gotschalk, den Sohn des Freisinger Vogtes Helmperht, und zwar in einemZusammenhang, der jeden Zweifel an der Verwandtschaft mit den Kühbachernausschließt. .Um 1015 tauschte Abt Richold von St. Emmeram Besitz mit dem Edlen Gott-

schalk und seiner Frau Hiltipurg. Gottschalk gab ihm Besitz in jenem Liubbe-ringa/Leoprechting, in dem Hiltegart, die Frau des Kühbacher Gründers, undGraf Babo von "Scheyern" begütert waren. Gottschalk bekam dafür Besitz inLangenerlingl97. Das Namenpaar Helmperht-Gottschalk führt wieder zurückzu den alten Schichten dieses Verwandtschaftskreises. Wohl 864 war ein GrafCotescalc Grundherr in Weng (LK Freising) und in Hollenbach (LK Aichach-Friedberg) in der Nähe von Kühbacht'", Graf Cotescalc war erster Zeuge, als

192Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1325, für den Aribonen Aribo: Piligrim. Helmberth,Dietrich, Guntpolr, Gotescalc. Vg!. Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1604.

!9) Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1021, Nr. 1045, Nr. 1049, Nr. 1056 f., Nr. 1065 und ineiner neuen Generation Nr. 1237.

194Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1331.195Trad. GeisenfeId (wie Anm. 55) Nr. 11.196Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 644.197Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 285.198Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 891.

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Graf Jezo seinen Besitz in eben jenem Jetzendorf vertauschte!", in dem späterHelmperht Besitz hatte2°°. Ein Helmperht ist aber erster Zeuge für ein Besinge-schäft, in dem Bischof Waldo in Hollenbach den dritten Teil der Kirche ver-tauschte, den Cotescalc an Freising gegeben hatte, dazu Besitz in Weng, woCotescalc ebenfalls begütert war, und zu Hörzhausen (LK Neuburg_Schrobenhausen) nördlich von Kühbach-?'. Hörzhausen202 spielt bekanntlichfür das Grafenamt der Kühbacher eine wichtige Rolle; Kühbach lag im ComitatHörzhausen. Besonders bemerkenswert erscheint, daß wir schon 822 in jenemGauting, wo später Vogt Papo und sein Sohn Vogt Odalschalk Besitz haben, ei-nen Cotescalc und seine Frau Ermanlind finden203•Ohne Zweifel war der Freisinger Vogt jener Helmperht, der Besitz des Küh-

bacher Grafen Udalschalk erbte. Damit war er auch verwandt mit seinem Nach-folger im Amt des Freisinger Vogtes, mit dem jüngeren Grafen Udalschalk.Im 10. und frühen It. Jahrhundert amtierten für den Freisinger Bischof gele-

gentlich noch Vögte, die nur einige Male herangezogen wurden. Die Vögte Ra-tolt, Papo, Udalschalk, Helmperht, Graf Udalschalk und Graf Otto aber warenfast ständig in der Umgebung des Bischofs2Q.4; sie waren Hauptvögte. DieFreisinger Traditionen verwenden dafür die Bezeichnungen archiadvocatusoder principalis advocatus. Da wir feststellten, daß von den Hauptvögten Helm-perht Verwandter der Kühbacher und Graf Udalschalk direkter Erbe war undauch Graf Otto von Scheyern über seine Frau Haziga mit den Kühbachern zu-sammenhing, erhebt sich die Frage, ob nicht auch die Vögte Ratolt, Papo undUdalschalk mit den Kühbachern verwandt waren, zumal ja bei Papo und Udal-schalk die Namen darauf hindeuten.Wir wollen von einem Tausch des Bischofs Lambert mit dem vir nobilis Papo

um 945 ausgehen. Papo, der Sohn eines Piligrim, gab Besitz zu Amras in Tirolund zu Biberbach (LK Dachau) und erhielt dafür die Kirche mit Besitz zu Wal-kertshofen (LK Dachau); die Zeugenreihe beginnt mit Kundpold, Engildieound Isanharr'". Zur selben Zeit tauschte der Edle Engildieo, der Sohn des came-rarius Harrwic, im gleichen Biberbach Besitz; jetzt beginnt die Zeugenreihe mitIsanhart, Aripo, Papo, Erimperht, Chonrat und Jagob206• Bei einem weiterenTauschgeschäft in Biberbach in dieser Zeit führen Engildio, Papo und Isanhartdie Zeugen an207• Die angeführten Nennungen legen die Verwandtschaft zwi-schen den Biberbacher Grundherrn Papo und Engildieo - und damit zwischenihren Vätern Piligrim und Hartwie - nahe. Nun kommt aber nach 1000 wiederein Piligrim vor, der die Söhne Heimo (= Kurzform für Heirnperht), Papo undEngildieo hatte. Sie stammten aus Piligrims Ehe mit Hazacha, die - wie schon

199 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1003.200 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1384.201 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1000.202 Heriteshusun wird von Bitterauf falsch mit Hörenzhausen .(LI<;Fr~ising) bestimmt; vFtI.

WALLNER,Beiträge (wie Anm. 86) Nr. 258. Der Beleg fehlt bel Fnednch HILBLE-CorneliaBAUMANN-OELWEIN,Landkreis Schrobenhausen (HONB OB 5), München 1996, Nr. 105.

203 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 464 a, b.2Q.4 STAHLEDER,Freising (wie Anm. 107) 42-57.205 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1091.206 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1097.207 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr, 1100.

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gezeigt -, in zweiter Ehe mit dem Kühbacher Papo verheiratet, Mutter der Ha-ziga war. Als Bruder dieses Piligrim läßt sich ein Dietrich erschließen, Vater derBrüder Papo und Oug020S• 955 tauschte Papo Teile seines Besitzes zu Moosach(Stadtt. v. München), wobei Ratolt als Vogt arntierte-P, In der nächsten Freisin-ger Urkunde, als Bischof Lambert mit dem edlen Diakon Ratolt Unfreietauschte, ist Papo dessen Vogt, und damit naher Verwandter dieses Diakons; bi-schöflicher Vogt ist auch hier Ratolt21o• Gemeinsam mit dem Diakon Ratolt -wie die völlig identische Zeugenreihe zeigt - tauscht der Aribone jagob-". Nachder Erhebung Abrahams zum Bischof von Freising212wurde der Unfreientauschbestätigt; dabei wurde die alte Urkunde weitestgehend einfach übernommen-P.Hieß es allerdings in der alten Urkunde eo tenore, ut sipater eius ilium superui-xisset, so wurde unter Abraham folgender Satz daraus eo tenore, ut si pater eiusRatolt illum supervixisset. Außerdem haben die Vögte gewechselt: Papo ist jetztVogt des Bischofs, Ratolt der des Diakons. Unter Bischof Lambert mußte derName des Vaters offensichtlich nicht genannt werden, weil er mit dem Vogtidentisch war.Wir wollen noch die Zeugenreihen der nächsten drei Freisinger Urkunden

heranziehen. 1145: Ruodo/f, Poppo, Morhart, Salahho, Kozperht, Item Koz-perht, Uuetti, Cbuniperbt, Sinperht, Aripo, Lantpreht, Mahtuni; 1147: Ruodo/f,Poppo, Morhart, Salahho, Kozperbt, Uuetti, Chuniperht, Sintperht, Aripo, Lant-perht, Mabtuni, Perahtolt, Eralo. Und dazu die Urkunde 1146 über den Tauschdes Edlen Jacob, wie das vorausgehende Tauschgeschäft in Freising abgeschlos-senlH. Hier sind die Zeugen: Inprimis Vuo/ftregil, Papo, Diotrih, Ruodo/f, Pop-po, Morhart, Atto, Mahtuni, Lantpreht, Vuetti, Erolo. Der Vergleich dieser dreiZeugenreihen zeigt eindeutig, daß Wolftregil, Papo und Dietrich nicht zur Be-gleitung des Bischofs gehörten, sondern als Verwandte an Jakobs feierlichemRechtsgeschäft teilnahmen. Jakob, Papo und Dietrich waren also verwandt. DieBestätigung des Unfreientausches mit dem Diakon Ratolt durch den neuen Bi-schof Abraham wird genau vor denselben Zeugen vorgenommen wie der

20S Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1419. Vg!. Nr. 1186, Nr. 1192, Nr. 1210, Nr. 1264 f., Nr.1281 f., Nr. 1293 f., 1325 a. S. oben.

209 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1142. Die gleichen Zeugen in Nr. 1141.210 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1143.211 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1144.212 In einer in Freising am Ende der Sedenzzeit von Bischof Lambert (957 n.Chr.) ausge-

stellten Tauschurkunde geht das Tauschobjekt in manus episcopi et archiadvocati sui Ratofdi.Vollzogen wurde der Tausch palam domno Abraham postea episcopum (Trad. Freising [wieAnm. 8] Nr. 1153). In Abrahams erster Urkunde (Trad. Freising [wie Anm. 8] Nr. 1155) heißtes: quam. denuo successor eius .(tbr~~am venerabilis episcopus .", renovavit. In di~ Schwierig-keiten bel Abrahams Amtsantntt konnte auch Vogt Ratolt verwickelt gewesen sein. Abrahamhat sofort Papo als Vogt gewählt.

213 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1155.214 In Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1145, heißt es: Hec namque complatitatio facta est in

episcopali loco Frigi~i,!gacu~ consilio et consensu totius principalis Jamil~e clericoru~ atq,ue lai-,corum; in Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1146:Hec namque commutatto facta est zn episcopelisede Frigisinga cum consilio et cansensu totius principalis familie clericorum atque laicorum.Wenn beim Tausch des vir nobilis Jacob zu den sonst völlig gleichen Zeugen von Trad. Freising(wie Anm. 8) Nr. 1145, Vuolftregil, Papo und Dietrih dazukamen, dann gehörten diese ein-wandfrei nicht zum Gefolge des Bischofs, sondern eröffneten als Verwandte die Zeugenreihe.

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Tausch eines Edlen Petto21S mit einer charakteristischen Ausnahme: Pettos Spit-zenzeuge Ratolt fehlt beim Diakon Ratolt. Er, der Vater, war sein Vogt, und alssolcher nicht Zeuge. Petro ist für uns deswegen wichtig, weil wir ihn in Zolling(LK Freising) finden, wo um 965 Bischof Abraham mit einem Vasallen Uietrichtauscht, der einer früheren Sippenschicht angehört. In Zolling aber begegnet um995 ein Priester Ratolt mit einer Besitzübergabe-", Daß dieser Priester Ratolteinen Bruder Dietrich hatte, zeigt eindeutig, daß er mit dem gerade behandeltenDiakon Ratolt identisch ist. Wenn wir eben Verwandtschaft zwischen demGeistlichen Ratolt und dem Edlen Jakob wegen ihrer gleichzeitigen Tauschge-schäfte angenommen haben, so wird diese Annahme ausdrücklich bestätigt: Ja-kob war Verwandter (cognatus) des Ratolt, Aber nicht nur Dietrich und derGeistliche Ratolt waren Söhne des Vogtes Ratolt, sondern mit großer Sicherheitauch ein Pili grim, auf den wir bereits eingegangen sind, der Vater von Heimo (=Heimperht), Papo und Engildeo und der erste Mann der Haziga, die in zweiterEhe Graf Papo "von Sehey ern" heiratete.Die Verwandtschaft zwischen der Ratoltfamilie und den Kühbachern geht

aber nicht auf diese Heirat zrück, sondern ist viel älter, war doch Graf Udal-schalk von Kühbach erster Zeuge für den Priester Ratolt.Der soeben angesprochene ältere Dietrich läßt sich genealogisch gut einord-

nen; sein Vater hieß Meginhart, seine Mutter Rihhilr, sein Bruder Anno, seineFrau Irampurg, sein Sohn Jakob217• Dieser Sohn Jakob ist ohne Zweifel iden-tisch mit dem Verwandten des Priesters Ratolt. Iramburg war wahrscheinlicheine Schwester jenes Jakob, der der Mann einer Engilrata und der Vater desGrafen Aripo war2l8• Der Vater Meginhart bekam ein Lehen zu Biberbach2l9•Beide Dietriche bezeugen gemeinsam einen Tausch des Grafen Peranhard; derjüngere Dietrich ist dritter Zeuge für den Zollinger Tausch des Vasallen Diet-rich, des Sohnes des Meginhart220•Wir kommen zu der Urkunde zurück, mit der wir unsere Untersuchung der

Hauptvögte begonnen haben, mit dem Tausch des Edlen Papo in Biberbach221•Hier erfahren wir den Namen seines Vaters; er hieß Piligrim. Piligrim hieß aberauch der Bruder des Geistlichen Ratolt, dessen Vogt Papo war, der spätereFreisinger Hauptvogt nach Ratolt, dem Vater dieses Geistlichen. Die Namenund Papos Vogtei für Ratolt legen nahe, Piligrim, den Vater des Vogtes Papo,und Vogt Ratolt, den Vater von Dietrich, Ratolt und Piligrim, für Brüder zuhalten. Von den verschiedenen Nennungen Papos ist jene in einer Tauschur-kunde um 965 von besonderem Interesse, derzufolge ein Udalschalk seinen Be-sitz in Gauring (LK Starnberg) tauscht-". Der Edle gibt seinen dortigen Besitz,zu dem vier Unfreie gehören, und erhält dafür die Kirche mit Zehnten undzwölf Unfreie auf seine und seines Vaters Papo Lebenszeit. Papo erscheint nicht

21S Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1156.216 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1220, Nr. 1316.217 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1080, Nr. 1208.218 DIEPOLDER,Herkunft (wie Anm. 61) 87.219 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1080.220 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1157, Nr. 1220.221 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1091.222 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1209.

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in der Zeugenreihe - er war ja der Vogt des Bischofs. Die Annahme liegt nahe,daß Udalschalk als Vogt seinem Vater Papo nachgefolgt ist und zwar vor 977 -also haben wir in Gauring die Vögte Papo und Udalschalk vor uns223• Nach demSedenzbeginn von Bischof Gottschalk wurde Helmperht immer häufiger alsVogt herangezogen. Allerdings wirkte Udalschalk noch länger neben Helm-perht als Vogt224, d. h. er war durchaus noch fähig, das Amt eines Vogtes auszu-üben. Mit Helmperht wandte sich der neue Bischof wohl einem nahen Ver-wandten zu, hieß doch auch ein Sohn Helmperhts Gottschalk. Die anfänglicheUnsicherheit in Bezug auf den Vogt mag dazu geführt haben, daß Udalschalkbei der Tradition des Priesters Ratolt zwar anwesend war, aber nicht als Vogtamtierte22S• Er erscheint unter den Zeugen und zwar nach Graf Udalschalk vonKühbach und nach Tagini, der sowohl mit dem Priester Ratolt als auch mit GrafUdalschalk verwandt war26• Da die Urkunde ausdrücklich die Anwesenheitsehr vieler Verwandter betont, können wir auch Udalschalk dazurechnen: nachden obigen Darlegungen war Udalschalks Vater Papo ein Cousin des PriestersRatolt.Insgesamt können wir feststellen, daß die von uns untersuchten Freisinger

Hauptvögte Ratolt, Papo und Udalschalk untereinander sehr nahe verwandtwaren, daß sie aber auch wie Helmperht und Graf Udalschalk in einem Ver-wandtschaftsverhältnis zu den Kühbachern standen.

Marq uard

Ein Marquard bekam von Udalschalk Besitz in Haslangkreit. Auch unter denZeugen finden wir einen Marquard, und zwar nach seinem Vater Adalhart!",Dieser Zeuge dürfte aber nicht mit dem im Testament Bedachten identisch sein,da sonst wohl der Vater das Legat bekommen hätte. Wir glauben, daß ein Ep-pensteiner Markwart zu den Seitenverwandten der Kühbacher gehörte; zeitlichkommt nur Markwart Ill. in Tyrollers Stammtafel der Eppensteiner in Frage228•Dieser Markwart Ill. war vor einem Papo Zeuge, als Graf Ulrich von Ebersbergum 980 an den heiligen Emmeram zu Langenerling (LK Regensburg) tradier-te229• In Langenerling bekam aber der Edle Cotascalc, der Verwandte des Helm-perht aus dem Kühbacher Verwandtschaftskreis. Güter im Tausch gegen seinGut zu Liubheringa/Leoprechting-", Dieses Liubheringa ist für uns von beson-derem Interesse, gehörte es doch zu den Besitzorten der Kühbacher. Dort

223 Vorbemerkung zu Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1155.224 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1318, Nr. 1320.225 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1316.226 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1316; erster Zeuge für Graf Udalschalk Trad. Freising

(wie Anm. 8) Nr. 1337.227 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 1.228 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 7) 65.229 Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 218. Die Eppensteiner waren eng mit den Ebersber-

gern verwandt, wie sich an den Stiftungen der Eppensteiner für Geisenfeid zeigt. In Geisenfeidaber wurde der Kühbacher Graf Pabo "von Scherern- Vogt. Dazu FLOHRSCHÜTZ,Genealogie(wie Anm. 31) 41 f.

230 Trad. Regensburg (wie Anm. 55) Nr. 285.

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schenkt die comitissa Hiltegart, die Frau des Grafen Adalpero, ein Drittel derWeinberge an Kühbach!", Auch Obermünster in Regensburg bekam eineSchenkung in Liubheringen, und zwar vom Grafen Babo232.Wir glauben also~daß der Eppensteiner Markward zur Verwandtschaft der Kühbacher gehÖne.Dennoch soll noch kurz auf Adalhart und seinen Sohn Markwart eingegangenwerden, die Graf Udalschalks letzte Verfügung bezeugen. Adalhart finden wirals ersten Zeugen in einer Schenkung an Münchsmünster-", die von den Her-ausgebern in die Zeit um 1000 gesetzt wird, und dies mit Recht. Nach Adalhannennt die Zeugenreihe Helmprebt, Pappo de Marchpach, item Papo et [rater eu,sCrimolf, Cuntpolt, Oci et [rater eius Tato et alii multi. Nun sind Papo und seinBruder Crimolf ohne Zweifel identisch mit Crimolt et frater eius Babo in Udal-schalks Testamenr-". Entsprechend dürfen wir auf die Identität der ZeugenAdalhart schließen.

U dalschalk

Jener Udalschalk, der in Graf Udalschalks Testament Hardt (LK Neuburg_Schrobenhausen) erhielt, ist wegen der Häufigkeit des Namens genealogischschwer einzuordnen. Auszuschließen ist Udalschalk von Elsendorf, der Mannder Willibirg, die, wie wir glauben, aus der zweiten Ehe der Gräfin Hiltegartstammte, während deren erster Mann Graf Adalbero zum Zeitpunkt des Testa-ments noch am Leben war. Auszuschließen ist auch der jüngere Graf Udal-schalk, der Sohn der Liutgart, der Schwester des Grafen Udalschalk, da in ihremFalle sie selber die Erbin für sich selbst und für ihre Söhne war. Möglicherweiseist der Zeuge Udalschalk, der nach einem Ilsunch genannt ist2J5, identisch mitdem Erben. Udalschalk ist nach Engelmar236 und Wirnt auch Zeuge für dieGräfin Hiltegart und wieder mit Ilsunch Zeuge für die Schenkung der KaiserinKunigunde an Kühbach-", Ilsunch, mit dem Udalschalk mehrmals zusammenauftrat, trug einen ausnehmend seltenen Namen, der z.B. im reichen Namen-material der Freisinger Traditionen nicht vorkommt. Wir finden ihn im Salz-burger Urkundenbestand nach 1041 als Zeugen; bei der ausnehmenden Selten-heit des Namens dürfte er mit dem zeitgleichen Kühbacher Zeugen identischsein. Ilsunc war dabei, als der Edle Eppo den kirchlichen Zehntanspruch aufseine Güter in Kärnten, darunter in Friesach, ablöste238• Dieser Eppo dürfte mitdem Eppensteiner Eppo (= Eberhard) identisch sein, der nach Altman den Co-mitat im Raum Landshut innehatte-", Eppos Besitz in Kärnten läßt sich leichtdamit erklären, daß sein Vater Markwart Markgraf in Kärnten war. Markwan

231 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 5.232 Trad. Obermünster (wie Anm. 23) Nr. 27.233 Trad. Münchsmünster (wie Anm. 24) Nr. 6.234 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 1.m Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 1.236 Vg!. Trad. GeisenfeId (wie Anm. 55) Nr. 9.237 Trad. Kühbach (wie Anm. 3) Nr. 5, Nr. 11.238 SUB (wie Anm. 19) I 236£.239 MGH D Heinrich H. Nr. 27.

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aber halten wir für einen der Miterben der Kühbacher. Einen Mann mit demsehr seltenen Namen Ilsunk (als Ilisunch) finden wir erstaunlicherweise nocheinmal in Kärnten, und Zwar ausgerechnet wieder in Friesach. Er ist Zeuge eines927 in Maria-Saal (Kärnten) vorgenommenen Rechtsgeschäftesc.als dort einWeriant den ganzen Ort mit der Kirche eintauscht, und zwar vor Marhuuart,Herolt, Ascuuirr'". In der fast gleichzeitigen Schenkung des ChorbischofsKotabert in Maria-Saal finden wir entsprechend die Zeugengruppe Weriant,Maruuart, Ascuuin, Herolt-".

Die Grafen von Kühbach und ihre Nachkommen (ll.Jh.)

Pabo l.-IPabo 11 Udalschalk I. Adalbero-I . Cl>Hiltegart

Cl) Konrad-IHilt..r ~g!!!

Cl>Altmanl.-I~

Cl>HazachaWillibirg Adalbero Y. Tut. Udalsch.lk 11. Altm.nn 11. Guntpolt Hartwic I.

Cl>Udalschaik Pielenhofen Cl>~hart Cl>Irmpure Cl>8elilaY. Elsendorf I

Hallga Udalschalkl Altman Hartwlcll. Gebhartl. Gotapolty.Scheyern lurngau Cl>Totila Y. Berghofen Bf.Y. ElchsUtt Patr.y.

CI> Hermann Y. Kastl h 1

CI>~ = Papst Vlktor 11. AqullelOl

I Cl>Otto I1Hermann Grafeny. Udalschalk Konrad Arlbo Udalschalk Ernst Rlhllnt

Cl>Alberad. Scheyern Cl> Adelhelt '"' Racka

II IAltman. Adalbero Wllllblrg Altmann Altman Hartwlc 111.Ernst Gebhardll.

Bf.v. Trient '"'Perht. I Bf.Y. ElchsUt!

Hlrschberger

Die unterstrichenen Personen sind In Tyrollers Tafel 2: Die Grafen von Ebersberg (Kühbach) (vgI.Anm. 7) aufgeführt.

Wir könnten den Namen Weriant außer Acht lassen, wenn nicht Truta, dieWitwe eines Weriant, gerade in jenem Gauring 10 Mansen an Salzburg tradierthätte242, in dem wir die mit den Kühbachern verwandten Vögte Papo und Udal-schalk gefunden haben, und wenn nicht der Freisinger Bischof selber Besitz inFriesach gehabt hätte24J• Der Kühbacher Zeuge Ilsunk dürfte mit dieser inKärnten in Erscheinung tretenden Familie mit dem Namen Weriant in Verbin-dung zu bringen sein. Vielleicht gehörte auch Ilsuncs Mitzeuge Udalschalk in

240 SUB (wie Anm. 19) I 118.241 SUB (wie Anm. 19) I 69.242 SUB (wie Anm. 19) I 255.243 Trad. Freising (wie Anm. 8) Nr. 1772.

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diese Kärntner-Freisinger Zusammenhänge. Wir könnten in ihm den Vater desUdalschalk von Elsendorf gefunden haben, den wir für den Grafen im Lumgauhalten. Udalschalks von Elsendorf Ehe mit der .Kühbacherin· Willibirg sprichtnicht gegen eine solche Annahme, denn Willibirg war blutmäßig gar keineKühbacherin, auch wenn sie Kühbacher Erbgut bekam. Ihre Mutter hane einenKühbacher in erster Ehe geheiratet, Willibirg aber stammte aus der zweiten Eheder Hiltegart. Die mögliche Verwandtschaft des Vaters des Udalschalk von El-sendorf - wahrscheinlich eines Aribonen, denn Elsendorf war ein wichtiger Be-sitzort dieser Gruppe - wäre kein Hindernis für die Ehe seines Sohnes mit Wil-libirg gewesen.

Zusam m enf assu ng

Die Kühbacher haben sich als eines der großen Geschlechter in Bayern in derZeit um die Jahrtausendwende erwiesen. Einen einigermaßen sicheren Einblickin die Familie haben wir allerdings nur für die Generation, von der das KlosterKühbach gegründet wurde; selbst da mußte der Name eines Bruders erschlossenwerden. Die Eltern sind in den Quellen nicht genannt; den Namen des Vaterskann man mit einiger Sicherheit erschließen. Über Geschwister der Eltern oderüber frühere Vorfahren haben wir keinerlei Nachrichten. Wir wissen also auchnicht, seit wann die Kühbacher als Grafen amtierten. So ist es nur ein ganz kur-zer Zeitraum, auf den ein einigermaßen helles Licht fällt, und selbst bei derGründergeneration bleibt vieles im Ungewissen. So sind die Namen der Ehe-gatten der Geschwister - abgesehen von Graf Adalberos Frau Hiltegart - unbe-kannt. Nur Graf Altman konnte mit großer Sicherheit als Mann der Liutgarterwiesen werden. Eine große Unsicherheit bleibt auch bei der Generation derKinder der Gründer. Von Graf Udalschalk ist nicht einmal sicher, ob er über-haupt Frau und Kinder hatte. Auch die Namen der Söhne des Grafen Adalperokennen wir nicht; deutlich wird allerdings, daß sie den Vater nicht überlebt ha-ben. Sicher dürfte sein, daß der Neffe Papo der einzige Nachkomme der Män-ner in der Gründergeneration war. Der Name seines Vaters mußte wieder er-schlossen werden. Papas Tochter Haziga war demnach die letzte ..eigentliche"Kühbacherin. Denn die Nachkommen der Schwestern der beiden Gründergra-fen orientierten sich eher an den Geschlechtern der Väter. Deutlich wird diesbei Nachkommen von Liutgart und Altman. Von ihren Söhnen bekamen zwei,Udalschalk und Kuntpolt, Namen, die von der Mutter, also von den Kühba-ehern, herkamen, die Namen der zwei anderen, Altman und Hartwic, stehen inder Familientradition des Vaters. Bezeichnenderweise verschwanden gerade dieNamen Udalschalk und Kuntpold in der Grafenfamilie, die sich später nachHirschberg benannte. Über die neuen Frauen kamen bei den Hirschbergern inden nächsten Generationen dafür wieder neue Namen dazu. Aufbauend auf al-tem Kühbacher Besitz im Altmühlraum, den wir in Biberbach deutlich greifenkönnen, gewannen sie mit der Eichstätter Hochstiftsvogtei eine neue Machtpo-sition, die sie zur Aufgabe alten Familienbesitzes im Freisinger Einflußbereichbewog.

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Besitz der Kühbacher Gründer und der darauffolgenden Generationenin der ersten Hälfte des 11.Jahrhunderts vornehmlich nach den

Traditionsnotizen des Klosters Kühbach

• Besitzort

g Burg

o Orientierungsort

Mantlach.

Irschenbach •

• Luckenpaint

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• I ~ IRehling" Kühbach :

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• Frainingau(GB Melk NÖ) --

Kärnten:• Raisach im Gailtal

(GB Kötschach) "

• Egg(GB Hermagor) --

Virglbergbei Bozen•

+13

Kartographie: F.-G. WeinrichEntwurf: G. Mayr

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Bemerkenswert erscheint, daß die Nachkommen der Kühbacher mit ganzunterschiedlichem Gewicht erscheinen. Adalbero, der Sohn der Hilta, war Grafund wurde nach Pielenhofen benannt; er starb offensichtlich ohne Nachkom_men. Haziga, die Tochter von Adalberos Cousin Papo, war eine hochrangigePartie. Ihrem letzten Gemahl Otto brachte sie die Burg Scheyern, die Grafschaftan der Paar und die Vogtei über das Hochstift Freising mit.• Hochrangig· wa-ren natürlich auch die eben erwähnten Grafen von Grögling, die sich späternach Hirschberg nannten. Aus ihrer Mitte kam der Mann mit Kühbacher Blut,der den höchsten Rang erreichte, Papst Viktor II ... Hochrangig" waren auch dieLurngaugrafen, die Tyroller von den Hirschbergern herleitete, die aber wohlvon Udalschalk von Elsendorf abstammten. Aber auch die Herren von Röbr-moos stammten ihren Namen nach irgendwie von den Kühbachern ab. Sie ge-hörten zu den nobi/es; was sie aber von den anderen unterschied, war, daß siekein hohes Amt gewinnen konnten, weder eine Grafschaft noch eine Vogtei.Da wir die Vorfahren nicht kennen, wissen wir auch über die Herkunft des

Besitzes der Kühbacher nicht Bescheid. So ist uns unbekannt, ob etwa der Be-sitz nördlich der Donau altes Familiengut war, ob er durch Heirat dazukamoder ob er im Reichsdienst gewonnen wurde. Deutlich wurde, daß Besitz derKühbacher keineswegs nur im "Einzugsbereich" der Freisinger Traditionennachzuweisen ist.Die - möglicherweise nachträgliche - Benennung des Grafen Adalpero nach

Kühbach läßt keinen Zweifel am Zentrum des Familienbewußtseins. Geradedort errichteten die beiden überlebenden Brüder Udalschalk und Adalbero, denerbenlosen Tod vor Augen, ihr Kloster; wenn es auch nicht ausdrücklich gesagtwird, kann man doch davon ausgehen, daß sie dort Grab und Memoria habenwollten. Eine Benennung nach Kühbach findet sich nicht mehr, die Erbenmußten sich auf neue Stammsitze ausrichten.Daß keine konkreten Nachrichten zu den Vorfahren der Kühbacher vorlie-

gen, erschwert auch die Suche nach Seitenverwandten. Nicht einmal alle im Te-stament des Grafen Udalschalk genannten Erben konnten genealogisch einge-ordnet werden. Trotzdem läßt sich der Personenkreis. aus dem die Kühbacherherausgewachsen sind, gut bestimmen. Ermöglicht wird dies dadurch, daß inden Freisinger Traditionen Besitzgeschäfte und sonstige Nennungen von Küh-bachern zu finden sind. Wir kennen also Kühbacher als Grundherren und Zeu-gen, und wir können über Grundnachbarn, Zeugenhilfe und Mitzeugen ein Ge-flecht von Verwandtschaftsbeziehungen herausarbeiten, auch wenn die kon-krete Art der Verwandtschaft dabei oft nicht nachzuweisen ist. Es zeigte sich,daß die Kühbacher in enger verwandtschaftlicher Verbindung zu jener Perso-nengruppe standen, die G. Diepolder als "Freisinger Aribonen" eingehend un-tersucht hat.Wenn wir danach fragen, was die Kühbacher aus ihrem Verwandtschaftskreis

heraushob, dann waren dies ihre Ämter - was auch für die pfalzgräflichen Ari-bonen gilt. Es gab viele nobiles im Bistum Freising, aber nur einer konnte aduo-catus prindpalis sein; dabei zeigte sich, daß ein Verwandtschaftskreis das Amtdes Hauptvogtes für sich zu behaupten verstand. Noch entscheidender hob einComitat die Grafenfamilien von den nobiles ab, und es wird deutlich, daß die

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Grafen ein gewisses exklusives Bewußtsein gegenüber den »einfachen" nobilesentwickelten. Wenn man Tyrollers Stammtafeln der großen Geschlechterdurchsieht, fällt auf, wie sehr in den Grafenfamilien untereinander geheiratetwurde. Bei den Kühbachern sahen wir, daß Liutgart einen Grafen heiratete, undauch Hiltegart, die Frau des Grafen Adalpero, heiratete in zweiter Ehe wiedereinen Grafen. Die Seitenverwandten der Kühbacher, die nicht zum Grafenrangaufstiegen, mußten sich als Vasallen arrangieren. Dies gilt auch für die Freisin-ger Aribonen, die zum großen Teil Vasallen des Freisinger Bischofs blieben.Wie von den Gründern geplant, blieb das Kloster, das sie - wie die Benen-

nung Graf von Kühbach zeigt - auf dem für ihr Selbstverständnis zentralen Be-sitz errichteten, der Memoria des Grafenhauses verpflichtet. Ein Stifterbild des16. Jahrhunderts, das in der ehemaligen Klosterkirche Kühbach erhalten ist,zeigt neben den wittelsbachischen Herzögen Otto I. und Ludwig I. und derGräfin Alberada den Fundator Albiro, den Grafen Adalbero von Kühbach244•

Allerdings zeigt diese Tafel auch die Bedeutung der Wittelsbacher für Kühbach,die dieses Kloster auf dem Erbweg erhalten hatten.

244 Abbildung der Tafel in: Huben GLASER (Hg.), Wittelsbach und Bayern 1/2: Die Zeit derfrühen Herzöge. Von Otto 1. zu Ludwig dem Bayern, Ausstellungskatalog München 1980, 45.

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