HsF-crossover_7-13
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klipp und klar
Wie Studierende lernen,
Kompliziertes einfach zu erklären
2013
www.hs-fulda.de
neu und nahrhaft Lebensmitteltechnologen entwickeln
ein Spezialbrot für Senioren
kompakt und komfortabel Trotz Wachstum will die
Hochschule Fulda persönlich bleiben
das Magazin der Hochschule Fulda
cross overWie fühlst
du dich?Gesund durch Studium und Beruf
studieren SeitePraktikum Clarissa Plendl empfiehlt das UNESCO- Biosphärenreservat Rhön 4
Interview Wachsen und trotzdem eine persönliche Studien- atmosphäre bieten. Wie das geht, erläutert Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar im Interview 6
Tutorinnenprogramm Unterstützung für Schülerinnen, die ein MINT-Fach studieren wollen 8
BASIB Einblicke in den Studiengang Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen 10
Interdisziplinär Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter testen Praktika 12
Bibliothek Manfred Wess sorgt dafür, dass alte, wertvolle Bücher erhalten bleiben 14 Buchvorstellung 16
Schwerpunkt SeiteINTRO 17
Gesundheitsfördernde Hochschule Der Blick richtet sich auf die Rahmenbedingungen am Studien- und Arbeitsplatz 18
Pause Ein Bild zum Entspannen 21
Ich fühle mich wohl, wenn… Studierende und Beschäftigte erzählen, wann es ihnen gut geht 22
FIDUS Wer sich bewegt, lernt besser 26
Infografik Salzgehalt in Lebensmitteln und die Folgen 28
Liebe Leserin, lieber Leser, „es sind die Rahmen-
bedingungen, die maßgeblich den Gesundheits-
zustand von Studierenden und Beschäftigten
beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Klaus Stegmüller,
Mitinitiator des Projekts Gesundheitsfördernde
Hochschule. Wie kann man sich gesund ernähren,
wenn man täglich außer Haus isst? Wie bewegen,
wenn der Stundenplan oder der Terminkalender
voll sind? Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt,
die Rahmenbedingungen an der Hochschule Ful-
da so zu verändern, dass sie unsere Gesundheit
fördern. Erste Angebote sind entwickelt: für ein
gesundes Essen und für ausreichend Bewegung
auch während der Vorlesungen. Studierende
haben außerdem die Prüfungsordnungen auf
den Prüfstand gestellt und herausgefunden: Hier
lässt sich Stress reduzieren.
Dass das Thema noch eine Menge Potenzial
hat, zeigen die Antworten von Studierenden und
Beschäftigten auf die Frage, wann es ihnen gut
geht. Da rückt auch das Zwischenmenschliche in
den Fokus: Vertrauen, Respekt, Handlungsspiel-
räume. In jedem Fall eine Menge Anregungen –
auch für all jene, die bald ins Berufsleben gehen.
Inhalt
Dr. Antje Mohr, Leiterin Hochschulkommunikation [email protected]
Impressum Crossover 2013 Herausgeber Der Präsident der Hochschule Fulda Marquardstraße 35, 36037 fulda Konzept, Redaktion Dr. Antje Mohr Mitarbeit Alle Autoren sind unter den jeweiligen Artikeln genannt. Mitarbeit extern Bettina Mangold, Journalistin
Kontakt [email protected] Konzept, Gestaltung Andrea Froneck-Kramer, Grafik Designerin © Illustration, Infografik Seite 18/19, 21, 22–25, 28/29, 33, 45, 52/53
www.hs-fulda.de
Gemeinschaftsverpflegung Ein Stück Lebensqualität 30
Hochschulsport Das Angebot ist so breit, dass jeder etwas fi ndet 32
forschen Seite
Brot für Senioren Lebensmitteltechnologen erschließen eine neue Forschungsrichtung 34
vernetzen Seite
Molekülchenküche Kompliziertes einfach erklären: Ein Test mit Vorschulkindern 36
Praxiserfahrung Sophie Mühlau will nicht nur studieren 38
Börsenkreis Zu Besuch an der London Exchange, der weltgrößten Rohstoffbörse 40
Alumni Vom Beamten zum Unternehmer 42
Kurz-Infos Warum es sich für Tutorinnen und Tutoren lohnt, sich zu qualifi zieren 45
leben Seite
Mobilität Sieben afrikanische Studierende riskieren alles und lernen Rad fahren 46
So entspanne ich Andreas Herbert mag den Sommer, weil er gerne gärtnert. 48
Freizeittipp André Radecks Empfehlung für Sprach- und Geschichtsinteressierte 50
Studierendenjobs Ein Portal im Test 52
Campusgespräch Elena Hammermeister taucht mit Prof. Grimm in 3D-Welten ein 54
Kreuz und quer Wer mit wem gesprochen hat 55
Impressum Crossover 2013 Herausgeber Der Präsident der Hochschule Fulda Marquardstraße 35, 36037 fulda Konzept, Redaktion Dr. Antje Mohr Mitarbeit Alle Autoren sind unter den jeweiligen Artikeln genannt. Mitarbeit extern Bettina Mangold, Journalistin
Kontakt [email protected] Konzept, Gestaltung Andrea Froneck-Kramer, Grafi k Designerin © Illustration, Infografi k Seite 18/19, 21, 22–25, 28/29, 33, 45, 52/53
© Fotos Hochschule Fulda Seite 4, 9, 10, 12, 13, 22, 23, 24, 25, 34, 40, 43, 46/47, 48/49, 54 Nicole Dietzel dinias Fotografi e: Seite 6, 21 Bettina Mangold Seite 14, 15, 27, 41 Andrea Froneck-Kramer Seite 1, 16, 17, 36/37, 51, 56 Uwe Kramer Seite 51 Michael Steffen Seite 38/39 iStockPhoto Seite 30 Wortreich Bad Hersfeld Seite 50
Papier: „Reprint Deluxe“
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Vieles sprach für ein Praktikum vor Ort und nicht im Ausland: Ihr damals zweijähriges Kind, die Nähe zur Region, in der sie aufgewachsen ist, ihre bereits vorhandene Auslandserfah-rung, die sie in den USA gesammelt hat. Doch darauf will Clarissa Plendl ihre Entscheidung nicht reduzieren. „Diese Fak-toren spielten zwar eine gewichtige Rolle. Dennoch habe ich mich ganz bewusst für das Praktikum im Biosphärenreservat entschieden, um meine Region noch besser kennenzulernen“, erzählt die 25-Jährige. Über „Praktikum für die Umwelt“ wurde sie auf die Prak-tikumsstelle beim Biosphärenreservat Rhön aufmerksam. Gefördert von Commerzbank und EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, bietet das Programm Praktika in Natur- und Nationalparks sowie Biosphärenreservaten deutschlandweit an. Clarissa Plendl bewarb sich, fuhr zum Bewerbungsgespräch und bekam die Stelle.
Auf dem höchsten Berg Hessens Was folgte, waren vier spannende Praktikumsmonate: „Ich hatte ein tolles Team um mich, das mich vom ersten Tag an herzlich aufgenom-men hat auf der Wasserkuppe, dem mit 950 Metern höchsten Berg Hessens“, erzählt sie. Den Kollegen sei wichtig gewesen, ihr die gesamte Bandbreite der Arbeit zu zeigen. So bekam Plendl die Chance, in vielen Bereichen mitzuarbeiten: Zum Beispiel bei der Gestaltung und Entwicklung von Internet-seiten, der Überarbeitung von Informationsmaterialien und bei der Pressearbeit. Ihr Chef Martin Kremer nahm sie immer wieder zu länderübergreifenden Sitzungen mit, bei denen es um wichtige Fragestellungen ging. Schließlich teilen sich die Bundesländer Hessen, Thüringen und Bayern die Rhön „und dabei gibt es häufig Abstimmungsbedarf, zum Beispiel wie touristische Attraktionen in der Rhön optimal und einheitlich für Rhönbesucher gestaltet werden können“. Durch diese län-derübergreifende Arbeit sei auch der interkulturelle Aspekt in ihrem Praktikum nicht zu kurz gekommen, erzählt Plendl au-genzwinkernd, um dann gleich wieder ernst zu werden: „Die drei Bundesländer haben ganz unterschiedliche historische Entwicklungen hinter sich, insbesondere durch die frühere DDR-Grenze, die mitten durch die Rhön verlief.“ Und diese Unterschiede merke man heute noch. So hätten alle drei Bun-desländer eigene Verwaltungsstellen, die nach außen hin die Rhön zwar gemeinsam repräsentierten. Dennoch verfolge je-des Land auch seine eigenen Projekte. So arbeite die hessische Verwaltungsstelle beispielsweise federführend an der „Mit-fahrzentrale Rhön“, eine regionale Online-Mitfahrzentrale, die im ländlichen Bereich eine individuelle Mobilität garantieren will. In ihrem Praktikum habe sie die Gelegenheit gehabt, in dieses Projekt „reinzuschnuppern“.
Ein Ausstellungskonzept entwickeln Was für Clarissa Plendl am spannendsten war: Sie bekam ihr eigenes Projekt. Sie entwickelte für das Biosphärenreservat ein Ausstellungs-konzept zum Thema Klimaänderung. „Das war mein Projekt und ich bin rückblickend sehr dankbar, dass mir die Verwal-tungsstelle diese Aufgabe zutraute.“ Sie lernte, was es heißt, ein Projekt von Beginn an umzusetzen: ein Konzept zu erstel-len, einen Projektplan zu entwerfen, Aufgaben zu planen und, bevor es an die eigentliche Umsetzung geht, viel Recherchear-beit zu erledigen, um sich erst einmal in die Thematik ein-zuarbeiten. „Glücklicherweise hatte ich in meinem Kollegen Michael Müller, mit dem ich auch schon im Mitfahrzentralen-
Bewusst hat sich Clarissa Plendl für ein Praktikum
beim Biosphärenreservat Rhön und damit für ein
Praktikum am Studienort entschieden. Ein Schritt,
von dem sie noch heute profitiert.
Praktikum um die Ecke
|studieren
www.praktikum-fuer-die-umwelt.dewww.rhoen.dewww.biosphaerenreservat-rhoen.de 5
Projekt zusammengearbeitet hatte, immer einen Ansprech-partner, wenn ich Fragen hatte oder einen gedanklichen Aus-tausch brauchte.“ Clarissa Plendl war es wichtig, die Menschen der Regi-on mit einzubeziehen und ihnen zu zeigen, welche globalen, aber auch regionalen Auswirkungen der Klimawandel auf ih-ren Lebensbereich hat. „Und da es wichtig ist, im Bereich der Umweltbildung schon bei den Kleinsten anzufangen, habe ich Kinder in die Planung mit einbezogen.“ Sie nahm Kontakt mit drei Grundschulen auf, erstellte einen Unterrichtsplan und vermittelte ihnen so die Thematik. Die Kinder haben anschließend in Bildern festgehalten, was jeder gegen den Klimawandel tun kann: Zum Beispiel, dass ihre Eltern Fahrgemeinschaften zum Sport bilden könn-ten, damit nicht jedes Kind einzeln gebracht wird oder die Wäsche nicht im Wäschetrockner, sondern aufgehängt und an der Luft getrocknet werden kann. „Und diese Bilder haben dann die Ausstellung, die aus mehreren Tafeln bestand, er-gänzt“, berichtet Plendl. Sie habe die Hoffnung gehabt, über die Kinder auch die Eltern zu erreichen und für das Thema zu sensibilisieren. „Ich kann nicht sagen, ob ich das geschafft habe, aber es wäre schon viel getan, wenn die Eltern die Tipps ihrer Kinder in den Alltag umsetzen.“
Die Rhön erlebbar machen Bis heute hat Clarissa Plendl das Thema Umweltbildung nicht mehr losgeslassen: Inspiriert durch ihre Praktikumszeit im Biosphärenreservat, machte sie im Anschluss eine Ausbildung zur zertifi zierten Natur- und Landschaftsführerin. „Ich habe also die Qualifi kation, Besu-chergruppen durch die Rhön zu führen und kann ihnen die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Region nahe bringen.“ Und das möchte sie auch Studierenden: Im Oktober 2012 plan-te sie für die Erstsemesterstudierenden ihres ehemaligen Stu-diengangs BASIB am Fachbereich Sozial- und Kulturwissen-schaften eine „Welcome-Rhön-Tour“, „die dann leider wegen zu schlechten Wetters ins Wasser fi el“. In diesem Oktober will sie einen erneuten Anlauf starten und hofft, dass dann das Wetter mitspielt.
Im Berufsleben angekommen „Rückblickend bin ich rundum zufrieden mit meinem Praktikum – ich habe erlebt, was es heißt, in einem Team zu arbeiten, das einem Freiräu-me für eigene Kreativität, aber auch die nötige Rückkopplung im Lernprozess gibt. Und was es heißt, verschiedene Projek-te und Aufgaben selbständig durchzuführen“, erzählt Plendl. Erfahrungen, von denen sie ihrem heutigen Berufsleben sehr profi tiert. Sie arbeitet im Institut inter.research e. V., das seinen Sitz im Hochschulzentrum Fulda Transfer hat. Dort ist sie in erster Linie für die Koordination der Erasmuspraktika zustän-dig: „Ich gebe Studierenden organisatorische und inhaltliche Unterstützung bei der Durchführung von Praktika im europä-ischen Ausland und entscheide über die Vergabe von Stipen-dienmitteln.“ Daneben arbeite sie auch in EU-Projekten mit und unterstützt bei der Beantragung und Durchführung. Dass sie dabei den Überblick behalte, verdanke sie im Wesentlichen den Erfahrungen der Praktikumszeit auf der Wasserkuppe. Nur eins kam aus ihrer Sicht im Praktikum etwas zu kurz: Das Rausgehen in die Natur: „Heute würde ich mehr die Chance nutzen, die Rhön hautnah zu erleben und die Rhön-Ranger bei ihrer Arbeit begleiten: Besuchergruppen durch die Rhön führen, Artenschutz betreiben und einfach die Natur erleben“. Aber das sei auch das Einzige, was sie anders machen würde. Kerstin Irnich
Clarissa Plendl hatanderHochschuleFuldaSozialwissenschaftenmitSchwerpunktinterkulturelleBeziehungen(BA-SIB)studiertundistfürihrLebengerninderNatur.
Biosphärenreservat RhönDie Rhön ist im Jahr 1991 offi ziell von der UNESCO als Bio-sphärenreservat ausgezeichnet worden und damit Teil des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“(Man and the Biosphere – MAB), über das weltweit Biosphärenre-servate miteinander vernetzt sind. Mit dem Programm sollen die Reservate als Modellregionen für nachhaltige Entwick-lung gefördert werden. Der Naturschutz spielt dabei eine wichtige Rolle, aber genauso stehen die Menschen im Mittel-punkt, die in den Regionen leben und diese mitgestalten. Die Rhön an sich wird auch als das „Land der offenen Fernen“ bezeichnet, da weite Teile der Landschaft nicht mit Wald bedeckt sind. Wer Natur pur erleben möchte, ist hier bestens aufgehoben. Und auch der Sport kommt nicht zu kurz: Von Klettern über Gleitschirmfl iegen bis hin zum Ski- und Snow-boardfahren wird vieles geboten.
„Praktikum für die Umwelt“Die Commerzbank und EUROPARC Deutschland, der Dach-verband der Nationalen Naturlandschaften, bieten mit dem von der UNESCO ausgezeichneten Programm alljährlich Praktika in Naturparks und Biosphärenreservaten an – und das seit 20 Jahren. Der Schwerpunkt liegt dabei in den Berei-chen Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Wer sich für ein Praktikum „vom Watzmann bis zum Wattenmeer“ inter-essiert, erhält auf der Website alle wichtigen Informationen.
6
Interview
Herr Khakzar, die Hochschule Fulda steht für kurze Weg und eine persönliche Atmosphäre. Lässt sich dieser Anspruch trotz Wachstum aufrechterhalten? Dieüberschaubare,persönlicheStudienatmosphärezeichnetunsereHochschuleinbesondererWeiseaus.FürvieleStudierendehatgeradedieseinenbesonderenWert.DeshalbistesunserZiel,dieseAtmosphäreauchweiterhinzubieten.Ichbinüberzeugt,dassunsdasgelingenwird.Was macht Sie da so sicher? AuchmitdenneuenGebäudenbleibtderCampussehrkompaktundüberschaubar.Ichwürdesogarsagen,dasswirdieChancehaben,dasHochschullebenstärkeralsbislangaufdieneueMitteauszurichten.DerzentralePlatz,umdensichdieneuenGebäudegruppieren,wirdsichzueinemTreffpunktentwickeln.HierwerdensichStudierendeverschiedenerFach-richtungenundKulturenbegegnen.DerneueMittelpunktwirddaherhoffentlichaucheinOrtmitinternationalemFlairsein.Davonwerdenalleprofitieren.Also schwebt Ihnen ein Campus vor, wo man sich gerne aufhält? Ja.UnddasgiltfürStudierende,LehrendeundalleBe-schäftigten.DieneueBibliothekundMensawerdenaufalleeinehoheAnziehungskraftausüben,dabinichmirsicher.ImSommerlockenaußerdemdergroßePlatzmitdenPlatanen,dieErholungslandschaftmitWieseundBäumenunddem-nächstaucheinOrtzumBewegenundSporttreiben.WirschaffenalsoneueMöglichkeitenfürBegegnung,Aus-tauschundMiteinander.UndwirschaffenRäumezumAus-spannenundWohlfühlen.AuchinihrerfreienZeitsollensichdieStudierendengerneaufdemCampusaufhalten.Ichfreuemichsehrdarauf,dennwirbekommenmitSicherheiteinederschönstenCampusanlageninDeutschland.Sind diese Überlegungen auch in die Planung der neuen Gebäude eingeflossen? WirhabenunssehrvieleGedankenumQualitätgemacht.AuchausstädtebaulicherSicht.FürunswarvonAnfanganklar:WirwollennichtnurMasseimSinneneuerGebäude,neuer
Räumlichkeiten.Wirwollenqualitätvollbauen,hochwertigeMaterialienverwendenunddamiteinennachhaltigenAnsatzverfolgen.DeshalbhabenwirWettbewerbeausgeschrieben,ExpertenbeteiligtunddiejeweilsbestenEntwürfeausgewählt.DerhessischeFinanzministerhatdieNeubautenderHochschuleFuldainsbesonderemitBlickaufNachhaltigkeitundEnergieef-fizienzaufdemHessischenEnergiegipfelimMaialsbeispielhaf-tesProjektpräsentiert.DasisteinewunderbareAnerkennung. Die Studierenden beklagen immer wieder, dass es zu wenig Raum gibt, um gemeinsam zu lernen. Dürfen sie jetzt auf Besserung hoffen? Ja,wirwollenvorallemdasSelbstlernenstärkerfördern.InderBibliothekwerdennebenzahlreichenEinzelarbeitsräumenelfGruppenarbeitsräumemitjeweilszehnPlätzenzurVerfü-gungstehen.ZumTeilsindsieausgestattetmitinteraktivenmobilenWhiteboards.ZudemwerdenwirinderaltenMensaeinsogenanntesSelbstlernzentrumeinrichten,indeminsbesondereGruppengemeinsamlernenkönnenundesauchmaletwaslauterzugehenkann.WirwollendieStudierendenbeimLernenauchunterstützen,wennsiedaswünschen,undentwickelnhierzumomentanneueAngeboteundKonzepte.Wenn nun weitere Studierende hinzukommen, wird es schon bald wieder zu eng? DavongeheichnachjetzigemStandnichtaus.Wirhabenunsbereiterklärt,jährlichetwa300bis400Studierendezusätz-lichaufzunehmen.UnserePrognosengehendanndavonaus,dasswirinFuldadamitinsgesamteineStudierendenzahlvon
Auf 7 000 wird die Zahl der Studierenden im kom-
menden Wintersemester voraussichtlich klettern.
Wie die Hochschule Fulda dennoch überschaubar
und persönlich bleiben will, erläutert Hochschul-
präsident Prof. Dr. Karim Khakzar.
|Interview
„Wir bekommen eine der schönsten Campusanlagen“
7
etwa7.000erreichenwerden. DergrößteWachstumsschubliegtsomithinteruns.FuldaistdiehessischeHochschule,diesichindenvergangenenJahrenamstärkstenentwickelthat.FürdenAusbauderStudienplätzeinHessenhabenwirbereitsetwasmehrgetan,alsvonunserwartetwurde.Dieszahltsichjetztaus,dawirausdenSondermittelnvonBundundLandnunstärkerprofitierenalsandereHochschulen.DamitlassensichweitereBaumaßnahmenrealisieren.SodürfenwirbeispielsweiseaufdemCampuseinweiteresGebäudeinderMoltkestraßeerrichten,indemauchdenFachbereichenweitereRäumezurVerfügungstehensollen.Dasheißt:WenndiederzeitgeplantebaulicheEntwicklunginrunddreiJahrenabgeschlossenseinwird,solltenwirselbstfür7000Studieren-deausreichendPlatzhaben.Zu einer persönlichen Studienatmosphäre gehören auch kleine Arbeits- und Lerngruppen. Werden diese zwangsläufig wachsen müssen? StudentinnenundStudentenlernenbeiunsinallerRegelinkleinenGruppenunddassollauchsobleiben.AusAbsolventenstudienwissenwir,dassderintensiveKontaktzuProfessorinnenundProfessorenimmerwiederalsStärkeunsererHochschulegenanntwird.WirseheninderLehrenachwievordeutlicheVorteilegegenübergroßenUniversitäten.IndenkommendenJahrenerhaltenwirzusätzlichefinanzielleMittel,umweitereStudienplätzezufinanzieren.12,5MillionenEurowerdenesdiesesJahrsein,jeweils15MillionenEuroindenfolgendenbeidenJahren.DergrößteTeildavonfließtindieBetreuungderStudierenden,insbesondereinPersonalmaßnah-men.DamitsolltendieFachbereicheindieLageversetztwer-den,auchbeisteigendenStudierendenzahlendieGruppengrö-ßenüberschaubarzuhalten.BisalleneuenProfessurenbesetztsind,brauchenwirjedochetwasGeduld.AlleFachbereichearbeitenderzeitmitHochdruckandenBerufungsverfahren.
Warum ist eine persönliche Studienatmosphäre so wichtig? SiefördertdieKommunikationunddenAustauschuntereinander.Manbegegnetsich,mankommtmiteinanderinsGespräch,manlerntanderePerspektivenkennen,manhilftsichgegenseitig.DasfördertaufjedenFalldiesozialenKompetenzen.Der
persönlicheKontaktzudenDozentinnen
undDozentenistwichtig,weil dieStudierendensounmittelbarvonderenErfahrungenprofitierenunddieLehren-denumgekehrtregelmäßigRückmeldungenüberdieLernfort-schritteerhalten.EinepersönlicheStudienatmosphäremotiviertundschafftbestmöglicheLernbedingungen.Haben Sie das in Ihrem Studium auch so erlebt? IchselbsthabeinmeinemStudiumaneinergrößerenUniversitäthäufigVorlesungenmitüber500Studierendenerlebt.EinAustauschzwischenDozentinnenbzw.DozentenundStudierendenwarhiernichtmehrmöglich.AußerdemwurdenureinsehrvielgeringererTeilderLehredurchhauptamtlicheProfessorinnenundProfessorengehalten.DasistsicherlichnichtimSinnederStudierenden.Die Studierenden kritisieren die starke Verschulung des Studi-ums. Sie fordern mehr persönliche Gestaltungsmöglichkeiten. Wie sehen Sie das? DiestrifftsicherlichnichtfüralleStudiengängeingleichemMaßezu.Mandarfnichtvergessen,dassbeisolchumfangrei-chenVeränderungen,wiesiedieBologna-Reformwar,naturge-mäßdaseinoderanderenachgebessertwerdenmuss.AllunsereLehrveranstaltungenwerdenregelmäßigvondenStudierendenevaluiert.SchwächensolltenspätestensmitdernächstenReak-kreditierungdesjeweiligenStudiengangsbehobenwerden.InjedemFallwirdesdaraufankommen,dassunsereStudierendennebendemreinenFachwissenauchMethoden-undSozialkom-petenzerwerbensowiedieFähigkeit,VerantwortungfürdaseigeneHandelnzuübernehmen.EinStudiumsollteausreichendSpielraumundWahlmöglichkeitenbieten,idealerweisesollteauchderBlickinbenachbarteDisziplinengefördertwerden.Das Gespräch führteDr. Antje Mohr
„Wir bekommen eine der schönsten Campusanlagen“
8 | studieren
Ihr Beruf ist noch immer nicht alltäglich für Frauen. Katja Scheuermann arbeitet als Softwareentwicklerin bei der EDAG. Damit gehört sie zu den gerade mal 15 Prozent der Fachkräfte in der IT-Branche, die laut BITKOM-Studie 2011 weiblich sind. Den Grundstein für ihre berufliche Entwicklung legte sie schon in der Schulzeit. „Für Technik und logische Rätsel habe ich mich immer schon interessiert. Schon als Kind hatte ich einen Mi-nicomputer. Mein Vater hat mich sehr gefördert“, erzählt Katja Scheuermann. In der Schule meldete sie sich für den Informa-tikkurs. Peter Bach, Lehrer an der Marienschule in Fulda, einem Mädchengymnasium, der den Kurs leitete, erkannte ihr Talent und schlug ihr damals vor, beim Projekt „Mentoring für Schüle-rinnen“ an der Hochschule Fulda mitzumachen. Über zwölf Wochen lernte sie am Fachbereich Elektrotech-nik und Informationstechnik, einen Roboter zu bauen und so zu programmieren, dass er selbstständig durch ein Labyrinth navi-giert. „Ich dachte ‚Oh Gott, ist das schwierig‘, erzählt die heute
Lust auf Technik und Naturwissenschaften will das Projekt „Mentoring für Schülerinnen“ wecken.
Denn noch immer sind Frauen in diesen Fächern unterrepräsentiert. Dabei haben diejenigen, die den
Schritt wagen, gute Berufsaussichten.
Nur für Mädchen
27-Jährige. Löten habe ihr sofort Spaß gemacht, aber Program-mieren sei ihr zunächst schwergefallen. Doch bald fand Katja Scheuermann auch das so spannend, dass sie entschied: Damit will ich mich intensiver beschäftigen. Dass es Studentinnen waren, die ihr die Informatik näher brachten, sei für sie wichtig gewesen. „Ich sah: Das machen ja auch Frauen.“ Und so studierte die gebürtige Fuldaerin nach dem Abi-tur von 2004 bis 2010 am Fachbereich Angewandte Informatik der Hochschule Fulda – so erfolgreich, dass sie zu den besten Absolventen ihres Jahrgangs zählte. Für ihre hervorragende Di-plomarbeit erhielt sie den Ewald-Vollmer-Preis, mit dem jedes Jahr die besten Informatik- und Elektrotechnikabsolventen der Hochschule Fulda ausgezeichnet werden. „Das Projekt „Mento-ring für Schülerinnen“ hat mir auf dem Weg dorthin sehr ge-holfen“, bestätigt Katja Scheuermann. „Ich habe gesehen, was mich in einem Informatikstudium erwartet. Ich war in Mathe kein Überflieger, aber das muss in der Informatik auch nicht sein. Man muss aber Spaß daran haben, logische Fragen zu lö-sen.“ „Wir wollen junge Frauen ermutigen, einen technischen Beruf zu ergreifen“, erläutert Beate Glaser das Ziel des Pro-gramms. Sie betreut das Projekt am Fachbereich Angewandte Informatik. „Es hilft, wenn Schülerinnen sehen, dass Frauen an-erkannt in einer Männerdomäne arbeiten können.“ „Wer einen solchen Beruf ergreift, sitzt keineswegs einsam vor dem Rechner“, betont Prof. Dr. Siegmar Groß, der das Pro-jekt „Mentoring für Schülerinnen“ am Fachbereich Angewand-te Informatik von Anfang an verantwortet. „Informatik ist auch Teamarbeit und ausgesprochen vielseitig. Deshalb bieten wir für Schülerinnen immer wieder unterschiedliche Themen an. Das geht von „Erstellen eines Videoclips“ über „Publizieren im Web“ bis zur „Programmierung eines virtuellen Hamsters.“
Mentoring für SchülerinnenIm Jahr 2002 hat der Fachbereich Angewandte Informatik der Hochschule Fulda gemeinsam mit dem Hessischen Mentorin-nenNetzwerk erstmals das Projekt „Mentoring für Schülerin-nen“ in der Marienschule Fulda vorgestellt. Seitdem haben 350 Schülerinnen an insgesamt 19 Kursen und Workshops teilgenommen. Ziel des Projekts ist es, bei Schülerinnen Lust auf Technik und Naturwissenschaften zu wecken, um sie für ein technisches Studium zu gewinnen. Gerade in technischen Fachbereichen sind Frauen unterrepräsentiert. Am Fachbe-reich Angewandte Informatik liegt der Frauenanteil unter den Studierenden nur bei 12 Prozent. Das Projekt „Mentoring für Schülerinnen“ richtet sich vor allem an jüngere Schülerinnen in der Mittelstufe.
Ansprechpartner für interessierte Studentinnen, die sich als Mentorin engagieren wollen, ist am Fachbereich Angewandte Informatik (AI) †Prof. Dr. Siegmar Groß:[email protected]
www.informatik.hs-fulda.de/mentorinnen 9
Beate GlaserbetreutgemeinsammitJuttaBaierundMereteHirthdasProjekt„MentoringfürSchülerinnen“amFachbereichAngewandteInformatik.AlssiedasersteMaleinenWorkshopdurchführte,warsievonderWissbegierigkeitundBegeisterungsfähigkeitderSchülerinnenüberrascht.
Prof. Dr. Siegmar Gross leitetdasProjektvondererstenStundean.Erist
zuversichtlich,dassdieSozialenNetzwerkedieInformatikkünftigauchfürFrauenattraktiver
machen.ErsiehtallerdingsauchProbleme:DurchdieVerkürzungderSchulzeit(G8)habendieSchüle-rinnenwenigerZeit,außerhalbdesStundenplanes
Neueskennenzulernen.
Allerdings hat sich das Projekt über die Jahre verändert. Wur-den zu Beginn Oberstufenschülerinnen angesprochen, um den Übergang von der Schule zur Hochschule zu erleichtern, wer-den die Teilnehmerinnen nun immer jünger. Peter Bach, der Kontaktlehrer an der Marienschule, erklärt das so: „Ein solches Angebot erst in der Oberstufe zu machen, ist zu spät. Da stehen die Lieblingsfächer schon fest. Deshalb haben wir irgendwann das Projekt mit Schülerinnen der achten und neunten Klassen durchgeführt. Mittlerweile sind wir bei den sechsten Klassen. Es ist wichtig, schon junge Mädchen mit Technik in Kontakt zu bringen. Da können Talente zum Vorschein kommen, die sonst vielleicht gar nicht entdeckt würden. Diejenigen, die ein techni-sches Studium aufnehmen, machen oft sehr gute Abschlüsse.“ Aber Peter Bach weiß auch: „Die Mädchen brauchen Zuspruch, damit Berührungsängste fallen.“ Diejenigen, die sich für einen naturwissenschaftlichen, technischen Beruf entschieden hät-ten, seien daher wichtige Vorbilder.
Dass sie als Frau in einem Beruf arbeitet, der noch immer eine Männerdomäne ist, macht Katja Scheuermann nichts aus, „Ich bin absolut akzeptiert“, sagt sie und zeigt dann gute Perspekti-ven auf: Es gibt zwar immer noch nur sehr wenige Frauen in der Informatik, aber sie haben gute Chancen.“Ralf Thaetner
10 |studieren
Der Studiengang ist interdisziplinär angelegt und umfasst die Fächer Soziologie, Politologie, Kommunikation und Recht. Er wird seit sieben Jahren an der Hochschule Fulda angebo-ten und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Aufgrund der Bewerberflut wurde die Zahl der Studienplätze zum Winter-semester 2009 verdoppelt, inzwischen studieren rund 100 Studierende pro Jahr, erklärt Professorin Dr. Almut Zwengel, die den Studiengang leitet und zusammen mit Professorin Dr. Gudrun Hentges gründete. Neben klassischen Lehrformen ge-hören auch Online-Vorlesungen, Lehrveranstaltungen in eng-lischer Sprache, Workshops, Exkursionen, Gastvorträge und die Möglichkeit, ein Semester im Ausland zu studieren, mit zum
Studium ohne GrenzenWer gerne ein soziologisch fundiertes Fach studieren möchte, sich für andere Länder interessiert und auch mal
für ein Praktikum oder ein Semester ins Ausland gehen möchte, für den eignet sich der Bachelorstudiengang
Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen, kurz BASIB, an der Hochschule Fulda.
Studiengang. Auch ein Praktikum ist Teil des Studiums und kann im In- oder Ausland abgeleistet werden. So sind man-che Studierenden in Ämtern tätig, bei Ausländerbeauftragten, im Hessischen Sozialministerium und beim Bundesministe-rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Andere arbeiten für den DAAD und das Goethe-Institut, für Verbände wie AWO und Caritas, für Betriebe wie EDAG und Media-Markt oder unterstützen mit ihrer Arbeitskraft kleinere Initiativen wie ein interkulturelles Straßenfußballprojekt und
eine NGO in einer Favela, berichtet Almut Zwengel aus dem Studienalltag. Für ihr Auslandssemester nutzten viele Studierende die Erasmuspartnerschaften des Fachbereichs Kultur- und Sozial-wissenschaften, wie sie beispielsweise mit der Babes-Bolayi-Universität in Cluj-Napoca, Rumänien, und mit dem Institut d’études politiques in Toulouse bestehen. Manche studierten dank hochschulweiter Kooperationen an Partnerhochschulen wie der University of the Sunshine Coast in Australien oder an der Universität von Rasht im Iran. Interkulturelle Kommu-nikation wird unterstützt vom Fachbereich: „Die Studieren-den können sich durch das breite Sprachangebot an unserer
Hochschule gut auf den Auf-enthalt vorbereiten“, sagt die Professorin. Zur Zeit werde Unterricht angeboten in Eng-lisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Arabisch, Russisch, Polnisch, Italienisch, Portugie-sisch, Schwedisch, Chinesisch, Koreanisch und Persisch. Zur Vorbereitung auf die sehr be-liebten spanischsprachigen Hochschulen bietet der Fach-bereich einen zusätzlichen Sommerintensivkurs an. Die Studierenden profitieren auch von den vielfältigen Projekten im Rahmen von BASIB, nicht selten geht die Initiative von
den Lernenden aus: „Immer wieder kommen von den Studie-renden Projektideen, deren Umsetzung wir so gut wie möglich fördern“, sagt Almut Zwengel. Dazu gehören beispielsweise studentisch organisierte Exkursionen wie Reisen nach Ams-terdam und Brüssel sowie ein studentisches Forschungspro-jekt, das sich mit der Veränderung von Fremdbildern während der Fußballweltmeisterschaft befasste.
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Philipp WeidemannstudierteSozialwissenschaftenmitSchwerpunktinterkulturelleBeziehungen(BASIB)undistseit2007StudiengangskoordinatorundPraxisreferentfürBASIB.
Justyna Staszczak studierteSozialwissenschaftenmitSchwerpunkt
interkulturelleBeziehungen(BASIB)undIntercultu-ralCommunicationandEuropeanStudies(ICEUS).FürihreBASIB-AbschlussarbeiterhieltsiedenDAAD-
Studienpreis.SieunterrichtetPolnischamFachbereichSozial-undKulturwissenschaftenundistdortseit
2011KoordinatorinfürAuslandsmobilität.
BASIBDas BASIB- Studium umfasst sechs Semester und ist in Mo-dule gegliedert. Für das vierte Semester wurde ein Mobili-tätsfenster eingerichtet, das die Anerkennung von erbrach-ten Leistungen im Ausland erleichtert: Die vorgesehenen Module sind so angelegt, dass sie mit sozialwissenschaft-lichen Veranstaltungen aus unterschiedlichsten Ländern gut abgedeckt werden können, erklärt Professorin Almut Zwengel. Nach dem vierten Semester ist ein achtwöchiges Praktikum vorgesehen, danach kann zwischen den Berei-chen „Migration und Integration“, „Interkulturalität in Organi-sationen“ und „Globalisierung und nachhaltige Entwicklung“ ein Studienschwerpunkt gewählt werden. Die Abschlussarbeit wird in der Regel im sechsten Semester geschrieben.
Anti-Diskriminierungs-AGIm Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften wurde eine Anti-Diskriminierungs-Arbeitsgemeinschaft gegrün-det, die derzeit ihre Arbeit aufnimmt. Ansprechpartner sind Professorin Dr. Gudrun Hentges, Philipp Weidemann (BASIB) und Christina Nottbohn (CINTEUS). Die AG möchte dort, wo Bedarf ist, praktisch aktiv werden und Weiterbil-dungsmöglichkeiten zum Thema anbieten.
Prof. Dr. Almut Zwengel lehrteanHochschulenundUniversitäteninMag-deburg,Cottbus,Casablanca,Rabat,BerlinundKassel.Seit2004istsieProfessorinfürSoziologiemitSchwerpunktinterkulturelleBeziehungenanderHochschuleFulda.
Vokabular zum Überleben „Wohnungssuche in Istan-bul ist ein Abenteuer“, berichtet Justyna Staszczak von dem Leben in der quirligen Metropole am Bosporus. Die 28-Jährige studierte ein Semester in der Türkei, nahm an englischspra-chigen Vorlesungen teil und lernte in einem Intensivkurs ein
„Überlebensvokabular“, wie sie sagt, um wenigstens auf dem Markt Orangen kaufen zu können. Der vierwöchige Sprachkurs im Land im Rahmen des Erasmusprogramms sei ein schöner Einstieg in das Auslandssemester gewesen. Die Möglichkeit, Auslandserfahrungen in das Studium integrieren zu können, ist ein Vorteil des BASIB-Studienganges, den viele der Studie-renden zu schätzen wissen. „Mobilität wird sehr gefördert“, er-klärt Justyna Staszczak, die als Referentin für Auslandsmobili-tät am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften arbeitet und im Masterstudiengang ICEUS studiert. Außerdem werde Eigeninitiative unterstützt, die Studierenden haben viel Freiheit bei der Gestaltung der Studienschwerpunkte. „Ich habe an BASIB sehr geschätzt, dass ich mich thematisch im Studium an meinen Interessen orientieren konnte. Ich habe mich für Asylrecht inter-essiert und habe in diesem Bereich mit einer Professorin ein klei-nes Forschungsprojekt durchgeführt und meine Bachelorarbeit geschrieben. Dass ich die Möglichkeit hatte, als Bachelorstuden-tin an einem Projekt teilzunehmen, Interviews zu führen und mit Professorinnen und Professoren zusammen auszuwerten und zu publizieren, das weiß ich zu schätzen“, lobt sie das sehr persönliche Verhältnis von Studierenden und Lehrenden in den vergleichsweise kleinen Lerngruppen mit guter Betreuung. Die Studierenden seien mutiger geworden und sammel-
ten Auslandserfahrungen inzwischen auf allen Kontinenten, stellt Studienkoordinator Philipp Weidemann fest. Als be-sonders mutig ist ihm eine Studentin in Erinnerung, die drei Semester lang Persisch an der Hochschule belegte, dann für ein Auslandssemester in den Iran ging und dort erfolgreich studierte – in fremder Schrift und Sprache. Neben dem in-terkulturellen Aspekt der Auslandserfahrungen lernen die Studierenden auch, sich selbstrefl exiv als Individuum in der Gesellschaft zu verorten, erklärt Philipp Weidemann. „Es geht nicht nur um die schönen und exotischen Seiten der Interkul-turalität, sondern auch darum, mit kritischem Blick zu schau-en, wo es vielleicht Ausgrenzungsmechanismen, Diskriminie-rung oder Rassismus gibt.“ Manchen würden auch die Augen geöffnet, es fände sozusagen ein Realitätsabgleich im Rah-men des Studiums statt. „Das ist uns auch sehr wichtig, dass man nicht nur eine schöngefärbte Sicht hat, weil man eine spannende Zeit im Ausland erlebt hat, sondern dass man lernt, genauer hinzuschauen“, sagt der Studienkoordinator. Um BA-SIB zu studieren, seien Offenheit und gesellschaftspolitisches Interesse wichtig sowie die Fähigkeit, eigene Entscheidungen für die berufl ichen Ziele zu treffen. Dazu gehöre die Wahl von passenden Praktika und Hausarbeitsthemen, denn Arbeits-proben und Kontakte können Türöffner für den Berufseinstieg sein. Eine Umfrage ergab, dass BASIB-Absolventen innerhalb von drei Monaten nach Ende des Studiums eine Stelle fi nden. Bettina Mangold
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Wenn es spannend ist, behält man mehr im Kopf. Doch wie macht man ein Praktikum so spannend, dass es bei den Stu-dierenden haften bleibt? Um das herauszufinden, schlüpfen Laboringenieure und -ingenieurinnen aus den hessischen Fachhochschulen einmal pro Jahr in die Rolle der Studierenden. Die Gruppe ist bunt gemischt: Informatik, Elektrotechnik und Chemie sind ebenso vertreten wie Bauingenieurswesen und Maschinenbau. Was auf den ersten Blick nicht so recht zusam-menpassen will, hat es in sich: Denn die interdisziplinäre Zu-sammensetzung fördert Ideen zutage, auf die die Angehörigen der einzelnen Fachdisziplinen kaum gekommen wären – wären sie unter sich geblieben.
Emotionalen Mehrwert bieten Susanne Heister-mann, Diplomingenieurin am Fachbereich Elektrotechnik, ist für ihre Arbeit mit den Studierenden immer auf der Suche nach neuen Ideen. Und sie weiß, die kommen oft aus anderen Fachbereichen. „ Ich finde etwa die Produktorientierung in der
Laboringenieurinnen und -ingenieure testen, wie
Laborpraktika besser werden können. Sie wech-
seln dazu die Perspektiven und nutzen das Poten-
zial, das aus einer interdisziplinären Zusammen-
arbeit entsteht.
Probelauf fürs Praktikum
Lebensmitteltechnologie sehr gut. Da kann ich zum Beispiel im Laborversuch am Schluss etwas schmecken. Das gibt eine Art von emotionalem Mehrwert. Bei Elektrotechnik-Laborpraktika muss etwas zu sehen oder auch zu spüren sein. Regelungstech-nik kann ich sehr trocken präsentieren. Aber ich kann sie auch erlebbar machen: Ein Metallzylinder schwebt in einem Magnet-feld – das kann ich sehen. Wenn ich versuche, den mit der Hand rauszuziehen, spüre ich den Widerstand.“ Dahinter stecken For-meln aus der Regelungstechnik. „Was wir machen, ist quasi ein Praktikum im Probelauf“, erklärt Ramona Hülsmann, am Fachbereich Lebensmitteltech-nologie für das Physiklabor zuständig. „ Man kriegt mit, wo Schwachstellen sind.“ Sie hat das Treffen an ihrem Fachbereich vorbereitet und ausgerichtet. Da ging es darum, physikalische Eigenschaften von Essen und Trinken zu messen. Die Laboringe-nieurinnen und -ingenieure bestimmten den Koffein- und Vit-amin C-Gehalt von Getränken, die Dichte von Fruchtsäften und maßen die Radioaktivität in Lebensmitteln. Später soll dieses Laborpraktikum im Studium der Lebensmitteltechnologie von Studierenden regulär absolviert werden.
Hilfe gegen Betriebsblindheit „Wir haben aber auch die Skripte überprüft“, erzählt Ramona Hülsmann . Es zeigte sich, dass sie zu umfangreich waren. „Das ist der große Vorteil, dass die Teilnehmer – weil fachfremd – wie Studierende range-hen. Und das hilft sehr. Denn wenn man ein Skript geschrieben hat, ist man betriebsblind.“ Doch es ging auch um grundsätzliche Fragen: Wie kann ich motivieren? Wie lässt sich aufgrund immer größerer Studieren-dengruppen eventuell der Stoff straffen und trotzdem die Qua-lität in der Lehre erhalten? Auch dabei ist es hilfreich, dass die Teilnehmenden aus verschiedenen Disziplinen stammen. Alle blickten sozusagen über den Tellerrand ihres jeweiligen Fachs und sähen, welche Ideen Kollegen aus anderen Fächern haben.
„Es geht um die Frage: Wie viel gebe ich vor, wie viel Freiraum las-se ich“, konkretisiert Susanne Heistermann. Es gebe Vorgaben:
Didaktik für LaboringenieureSeit 30 Jahren richten die hessischen Fachhochschulen reih-um einmal im Jahr die dreitägige Fortbildungsveranstaltung „Didaktik für Laboringenieure“ aus. Die Hochschule Fulda war schon mehrmals Veranstalter. 2012 hat der Fachbereich Lebensmitteltechnologie die Veranstaltung organisiert.
| studieren
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Zeit und Ziele. Und die Frage sei: Wie komme ich damit zurecht? Dieses Dilemma ist wohl überall gleich: Die Studierenden ha-ben wenig Zeit. Die Anzahl der Semesterwochenstunden in den Bachelorstudiengängen ist hoch, und das bringt Schwierigkei-ten bei offeneren Aufgabenstellungen wie beispielsweise bei Projektarbeiten. Der Zeitaufwand zur Lösung der Aufgabe ist dann schwer planbar, da die Studierenden sehr unterschiedli-che Vorkenntnisse besitzen.
Viele gute Tipps Erstmals waren bei der Veranstaltung am Fachbereich Lebensmitteltechnologie auch studentische Tutorinnen dabei, in der Rolle der Laborbetreuerinnen und ein Professor. Der war zunächst sehr skeptisch. „Ich hatte die Be-fürchtung, dass zu viel darüber geredet würde, was man ma-chen könnte, müsste, sollte, statt wirklich etwas zu tun“, erin-nert sich Prof. Dr. Gerald Reiter. Aber es kam ganz anders. „Ich habe gemerkt, ich kriege richtig gute Tipps. Gerade von Leuten aus anderen Hochschulen und aus anderen Fachbereichen. Das war sehr fruchtbar.“ Und es war ganz konkret: Für einen in der Lebensmitteltechnologie geplanten Versuch zur Regelungs-technik lasse die Software den Studierenden zu viele Einstel-lungsmöglichkeiten, fanden die Elektrotechniker der verschie-denen Hochschulen. Im Brainstorming entwickelten sie eine Lösung: Wenn das Praktikum im Lehrplan auftaucht, wird es einen Versuch zur Trocknung von Lebensmitteln mit einer ab-gespeckten Software geben.
Prof. Dr. Gerald Reiter lehrtamFachbereichLebensmitteltechnologiePhysik.ErgingskeptischindieVeranstaltungundverließsiemitvielenhilfreichenTipps.
Dipl. Ing. Susanne Heistermann betreutamFachbereichElektrotechnikundInfor-mationstechnikdasAutomatisierungslabor.InderinterdisziplinärenGruppefindetsieimmerwiedervieleAnregungen.
Dipl. Ing. Ramona Hülsmann betreutamFachbereichLebensmitteltechnologiedasPhysiklabor.SiehatdieVeranstaltungander
HochschuleFuldaorganisiert.
Der Rollentausch hat allen gut getan. „Gerade auch was die Soft Skills angeht, hilft solch ein Perspektivenwechsel“, sagt Susanne Heistermann. Sie nimmt fast jedes Jahr an solch einer Fortbildung teil. Und Ramona Hülsmann hat ebenso profi tiert. Sie lässt die Ergebnisse des Probelaufs in das „echte“ Praktikum einfl ießen. Dann werden „wirkliche“ Studierende ihr Essen und Trinken vermessen.Ralf Thaetner
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Bewahrer der Schätze ist Schriftgut-Restaurator Manfred Weß. In seiner Werkstatt im Untergeschoss der HLB kämpft er gegen Schwefelsäureattacken, Insektenfraß und Schim-melpilz – die natürlichen Feinde der Bücher. Dazu kommen Wasserschäden, Fäulnis und unsachgemäße Lagerung aus vormodernen Zeiten und nicht zuletzt die jahrhundertelange Benutzung durch die Leser. Manfred Weß kennt sich aus mit dem Leiden der Bücher, der 48-Jährige ist nicht nur Buchbinde-meister, sondern auch ausgebildet im alten Buchbindehand-werk des Mittelalters. Er kennt die Besonderheiten der Bücher jeder Epoche, weiß, welches Papier wie am besten gereinigt und ersetzt werden kann, wie Buchdeckel aus Holz und Leder oder Buchschließen aus Metall originalgetreu repariert oder nachgebildet werden. Sein Kampf ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn holzhal-tiges Papier zersetzt sich selbst durch die im Holz enthaltene Schwefelsäure. Das bedeutet, dass nicht nur mittelalterliche Handschriften und alte Drucke, sondern auch modernere Bücher sowie Blattsammlungen in holzhaltigen Kartons und
Ordnern gefährdet sind. „Es werden tonnenschwere Papierber-ge sterben“, befürchtet der Restaurator für die nahe Zukunft. Daher begutachtet er regelmäßig den Zustand der insgesamt 320.000 Medien, die bei 18 Grad Celsius und 55 Prozent Luft-feuchtigkeit im Magazinturm der HLB lagern. Unterstützung bekommt er von zwei studentischen Hilfskräften, mit denen er kontinuierlich den Bestand kontrolliert: Unter anderem schauen sie, ob alles gerade im Regal steht, ob Bände gerei-nigt werden müssen. Sie nehmen Einheiten heraus und fri-schen sie auf, behandeln Ledereinbände mit Lederbalsam und lagern Loseblattsammlungen um in Kartons aus säurefreiem Papier. Risse werden übrigens niemals mit Tesafilm repariert, sondern mit lösungsmittelfreien Bändern oder mit Ausbesse-rungspapier. „Selbstklebebänder enthalten Weichmacher und Lösungsmittel, die im Laufe der Zeit das Papier vergilben, die Papierfaser zerstören und sich ablösen“, so der Fachmann. Au-ßerdem ließe sich die ins Papier eingedrungenen Lösungsmit-tel schlecht wieder auswaschen.
In den Beständen der Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) Fulda befinden sich Kostbarkeiten wie ein
sehr seltenes, auf Pergament gedrucktes Exemplar der Gutenbergbibel, zwei Codices von Bonifatius so-
wie über 200 weitere mittelalterliche Handschriften. Je älter die Bücher, desto dringlicher wird ihr Bedarf
an Restaurierung, um den Bestand zu erhalten.
Im Namen der BücherBibliothek
Viel Wissen auf Papier und PergamentÜber 700.000 Bücher stehen an derzeit drei Standorten der HLB Fulda, allein am Standort Heinrich-von-Bibra-Platz fi n-den sich 320.000 Bände. 77.000 Bände stammen aus der Zeit vor 1900, darunter 431 Inkunabeln, also frühe Drucke aus der Zeit vor dem Jahr 1500, sowie fast 10.000 Bände des 16. und 17. Jahrhunderts. Hinzu kommen 836 mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften, ferner Urkunden, über 7.500 Mu-sikalien, Karten, Stiche sowie etwa 1.670 meist deutschspra-chige wissenschaftliche und allgemeinbildende Zeitschriften und zahlreiche Tageszeitungen. Im Schauraum der Bibliothek am Heinrich-von-Bibra-Platz werden in wechselnden Aus-stellungen ausgewählte Schätze aus dem Magazin gezeigt.
Bücher nicht selbst kleben!In die Badewanne gefallen, vom Hund zerbissen – viele Ge-schichten über das Schicksal ramponierter Leihbücher sind Manfred Weß schon zu Ohren gekommen. Grundsätzlich solle man Bücher natürlich pfl eglich behandeln und vorsich-tig aufschlagen, empfi ehlt der Restaurator. Besonders beim Kopieren leiden die Bücher, wenn sie unvorsichtig zu weit aufgeklappt werden. Geht trotzdem einmal etwas kaputt, bittet er darum, das Buch nicht selbst zu kleben, sondern bei der Rückgabe die Bibliothekarin zu informieren, damit das Buch vom Fachmann professionell repariert werden kann.
Manfred WessabsolvierteeineBuchbinderlehreundlegtedieMeis-terprüfungimBuchbindehandwerkab.InspeziellenZusatzkurseninDeutschlandundderSchweizeig-neteersichdasalteBuchbindehandwerkausdemMittelalteran,umkostbareantikeSchriftstückezurestaurieren.Seit1989kümmertsichderSchriftgut-RestauratorumdenErhaltdesBestandesderHLBFulda.
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Alles in allem eine Sisyphusarbeit – Manfred Weß weiß, dass er es nicht schaffen kann, die Schäden sämtlicher restaurie-rungsbedürftiger Bücher im Bestand der HLB zu beheben.
„Aber mich motiviert die Aufgabe, ein Einzelstück so herzurich-ten, so dass der Band wieder sauber und benutzbar im Regal stehen kann“, sagt er. Das veranlasse ihn regelrecht zu Freu-densprüngen nach dem Motto: Es ist wieder ein kleiner Teil ge-schafft! Daher ist er dankbar für studentische Unterstützung bei seiner Arbeit.
Papier als Wissensspeicher Dem Restaurator liegt die Bewahrung des Wissensspeichers auf Papier am Herzen. „In 500 Jahren wissen die Menschen von uns nichts mehr“, ist Manfred Weß überzeugt. „Aber wir wissen, 2000 Jahre zurück-gerechnet, noch alles“. Noch längst sind nicht alle alten Schrif-ten digitalisiert und zudem weiß niemand genau, wie lange die neuen Speichermedien wie CDs, Sticks und Festplatten die
Daten sicher bewahren können. „Wir haben einen großen Alt-bestand vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert – den gilt es zu pfl egen“, erklärt der Buchbindemeister. Etwa ein Vierteljahr dauert die Vollrestaurierung einer alten Handschrift, je nach Beschaffenheit des Buches und des Schadens. Im Mittelalter wurden die Bücher als Einzelstücke auf einem Tisch liegend aufbewahrt und nur von wenigen Menschen gelesen, doch da es nur eine geringe Anzahl an Büchern gab, wurden diese besonders lange und oft beansprucht. Im Laufe der Zeit sind die Buchdeckel und -rücken gebrochen oder mürbe geworden, Verschlüsse gingen verloren, Eckbeschläge störten beim spä-teren Aufstellen der Bücher in den ersten Bibliotheken und wurden abgerissen.
Bücher waschen und reparieren Zunächst analysiert der Restaurator die Schäden und nimmt das Buch vorsichtig auseinander. Buchdeckel aus Holz und Leder sowie Schließen aus Metall werden von den Seiten getrennt, der Zustand des Buches sowie die zur Restaurierung verwendeten Materiali-en und Klebstoffe werden für die Nachwelt dokumentiert. Zu Beginn werden die Papierseiten einzeln in demineralisiertem Wasser gewaschen, um sie zu entsäuern und zu reinigen, die Schrift bleibt dabei erhalten. Rubriken, wie die in mittelalterli-chen Handschriften in rot geschriebenen Anfangsbuchstaben, werden zuvor fi xiert. Nach dem Trocknen werden die zerstör-ten Stellen durch Anfaserung mit Papierbrei oder mit sehr dünnem Spezialpapier ergänzt. Dabei ist auch die Ausbesse-rung von kleinen Schäden Millimeterarbeit und benötigt eine ruhige Hand. Danach werden die Blätter geleimt, um ihre Po-ren zu festigen zum Schutz vor Luftfeuchtigkeit und Schmutz. Nach Sortieren der Seiten werden die Blätter mit Nadel und Faden per Hand zusammengeheftet. Auch fehlende oder be-schädigte Eckbeschläge und Schließen repariert und ersetzt der Restaurator eigenhändig. Bettina Mangold
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Die Antworten auf diese beiden Fragen fi ndet der
Leser in dem bezaubernden Briefroman „Deine
Juliet“ der amerikanischen Schriftstellerin und
Buchhändlerin Mary Ann Shaffer.
In ihrem ersten und leider einzigen Roman fi ndet
die temperamentvolle Jungautorin Juliet auf Umwe-
gen ein neues Thema für ihr Buch und ihre Bestim-
mung als Mensch.
„Ich mag nicht mehr als heitere Journalistin
angesehen werden“, so schreibt Juliet nach Ende
des zweiten Weltkriegs an ihren Verleger und
Freund Sidney. Ihre Heimatstadt London ist schwer
zerbombt und ihr eigenes Appartement dem Erdboden
gleichgemacht.
Da erhält Juliet einen Brief von der Kanalinsel
Guernsey von Dawsey Adams, dem ein ehemals in
ihrem Besitz befi ndliches Buch in die Hände fi el.
In diesem Brief erfährt Juliet vom Club der
Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffel-
aufl auf, der während der deutschen Besatzungszeit
gegründet wurde, um das verbotene Schlachten
eines Schweines zu vertuschen. Das weckt Juliets
Interesse, und ein charmant-herzlicher Briefwech-
sel entsteht zwischen ihr und anderen Mitgliedern
der kleinen Literaturgesellschaft. Sie erfährt in
vielen, mit höchst amüsanten Anekdoten angerei-
cherten Briefen von der entbehrungsreichen Besat-
zungszeit auf den Kanalinseln. Neben den Gräuel-
taten der Besatzer erzählen die Freunde aber auch
von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Besonders
tragisch ist das ungewisse Schicksal von Eliza-
beth, der Gründerin des Clubs. Sie wurde verhaf-
tet, weil sie einen völlig entkräfteten Lager-
fl üchtling versteckt hatte. Ihre kleine Tochter
Kit lebt nun abwechselnd bei den Mitgliedern der
Literaturgesellschaft.
Juliet entscheidet sich schließlich, nach Guernsey
zu reisen. Dort wird sie herzlich von den Litera-
turfreunden aufgenommen. Sie lernt alle persönlich
kennen, die ihr schon durch die Briefe ans Herz
gewachsen sind: allen voran den ruhigen, besonne-
nen Dawsey, dessen warmherzige Rechtschaffenheit
Was Kartoffelschalenaufl auf mit Literatur zu tun hat und warum
Bücher die besten Therapeuten sind
Juliet%_Bibliothek-Rezension ,Deine Juliet%_Bibliothek-Rezension ,Deine Jul
ihre Sympathie gewinnt und die kleine Kit, die
als einzige Juliet zunächst überaus reserviert
begegnet.
Für Juliet beginnt eine aufregende Zeit auf der
Insel, in der sie nicht nur mehr über die Besat-
zungszeit und die Bewohner der wunderschönen
Insel, sondern auch mehr über sich erfährt, als
sie es je für möglich gehalten hätte.
Der Briefroman der leider mittlerweile verstor-
benen Autorin ist ein charmanter, vor Witz sprü-
hender „Pageturner“ mit bittersüßen Momenten.
Humor und Tragik halten dabei eine ausgewogene
Balance. Und nebenbei erfährt der Leser histori-
sche Einzelheiten der Besatzungszeit und viele
interessante und amüsante Episoden aus dem Leben
verschiedener Schriftsteller. Die befreiende
Kraft der Literatur steht im Zentrum des ganzen
Romans und verleiht ihm eine zauberhafte Magie.
Ein lebenskluges Buch, das mit leichter Feder von
liebenswerten Menschen berichtet, die auch der
dunklen Seite des Lebens noch Zuversicht abtrot-
zen. Lesen, zurücklehnen, genießen! Die Biblio-
thek besitzt den Roman in der deutschen Über-
setzung, als Hörbuch und im englischen Original
mit dem schönen Titel „The Guernsey Literary and
Potato Peel Pie Society“.
Sabine Happel
Juliet%_Bibliothek-Rezension ,Deine Juliet%_Bibliothek-Rezension ,Deine Jul
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Die Dinge einfach nur hinzunehmen, ist nicht ihre Sache. Mi-riam Bahnmüller gehört zu jenen Studierenden, die etwas verändern wollen. Die 27-jährige Studentin der Gesundheits-wissenschaften setzt sich dafür ein, die Studienbedingungen an der Hochschule Fulda weiter zu verbessern. Sie tut das mit etwa zehn Kommilitoninnen und Kommilitonen aus verschie-denen Fachbereichen. „Stark“ nennt sich die studentische Ini-tiative. Die Abkürzung steht für: Studentischer Arbeitskreis. Angefangen hat alles mit einem Studienprojekt der Studien-gänge Public Health und Public Health Nutrition. Was bereitet den Studierenden Stress? Welche Änderungswünsche haben sie für den Studienalltag? Das fragten die Studierenden ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Für die Arbeit im so-genannten Gesundheitszirkel rekrutierten sie Studierende aus allen Fachbereichen. Die Initiative kam so gut an, dass sie in Zusammenarbeit mit dem Asta als AG Stark weiterge-führt wird. Mit dem Ziel, es nicht nur bei einer Bestandsauf-nahme zu lassen, sondern auch Konsequenzen aus den Rück-meldungen zu ziehen. Es geht um bessere Möglichkeiten für Gruppen- und Stillarbeit, ein hochschulweites Konzept zum Angebot von Ruhe- , Entspannungs- und Erho-lungsräumen und um ausreichend Prüfungs-räume. „Hauptsächlich aber geht es darum, die Prüfungsbedingungen zu ändern, beispielsweise nicht nur einmal im Semester eine Prüfung anzu-bieten“, erzählt Miriam Bahnmüller. Statt Ratschlä-ge für den Einzelnen auszuarbeiten, richtet die AG ihren Blick auf die Rahmenbedingungen, unter denen die Studierenden tagtäglich arbeiten. Die entscheiden-de Frage lautet: Geht es auch anders?
Alles auf den Prüfstand „Wir haben die Prüfungsordnun-gen nach Lücken durchgesehen“, berichtet Miriam Bahnmül-ler aus der Arbeit der AG. „Da steht drin, dass innerhalb eines Semesters eine nicht bestandene Prüfung nachgeholt werden muss, aber nicht wann genau.“ Der zweite Versuch werde oft erst ein Semester später angeboten. Viele Studierende hätten ihn lieber schon vier Wochen später. „Kein Mensch weiß, dass
es nicht so sein muss, dass es die Möglichkeit gäbe, zu sagen, ich hole die Prüfung vor dem nächsten Semester nach.“ Vor allem, wenn es sich um den dritten Versuch handelt, findet sie das wichtig. Denn wer den nicht schaffe, sei raus aus dem Stu-dium und habe dann ein halbes Jahr verschenkt. Das, so zeigt die Umfrage, stresst viele Studierende. Und das hat keines-wegs nur Folgen für den Einzelnen. „Wenn ich mich zufrieden fühle , wenn es mir gut geht, dann bringe ich mich auch ein“, sagt Miriam Bahnmüller. Und gut gehe es ihr nur dann, wenn die Umstände, unter denen sie studiere, ihr keinen Stress ver-ursachten. Es sind die Rahmenbedingungen, die maßgeblich den Gesundheitszustand der Studierenden und Beschäftigten beeinflussen, bestätigt Prof. Dr. Klaus Stegmüller vom Fach-bereich Pflege und Gesundheit. Lange Zeit richtete sich der Fokus bei Gesundheitsfragen vornehmlich auf den Einzelnen. Inzwischen nehmen Wissenschaftler und Wissenschaftlerin-nen die Lebens- und Arbeitsumstände immer mehr in den Blick. Nicht zuletzt auch deshalb, weil gesunde Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter längst als leistungsfähiger und damit als Wettbewerbsvorteil gelten. Entsprechend hat sich das be-
triebliche Gesundheitsmanagement in den vergangenen Jahren weiterentwickelt: vom defensiven Konzept der Risikominimierung hin zu einem Konzept der Primärprävention und Gesundheitsförderung. „Dieses Kon-
zept zielt im Wesentlichen dar-auf ab, unter dem Stichwort
Ob Studium oder Beruf: Die Rahmenbedingungen, unter denen wir studieren und arbeiten, entscheiden
maßgeblich darüber, wie gesund wir bleiben. An der Hochschule Fulda hat sich das Projekt „Gesundheits-
fördernde Hochschule“ zum Ziel gesetzt, die Studien- und Arbeitsbedingungen gesundheitsfördernd zu
gestalten.
Nur keinen Stress!
| Schwerpunkt
⟼
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des Setting- oder auch Lebenswelt-Ansatzes, die Schule, den Betrieb, die Hochschule, das Quartier, also die Lebens- und Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass sie förderlich sind für diejenigen, die sich in diesen Settings bewegen“, erläutert Stegmüller. „Kurz gefasst geht es also von der Gesundheit im Setting in Richtung der gesundheitsfördernden Gestaltung des Settings.“
Rahmenbedingungen im Fokus Gründe für diesen Perspektivwechsel sind zum einen in der veränderten Stu-dien- und Arbeitswelt zu suchen, mit zunehmender Arbeits-verdichtung und immer stärkerer psychomentaler Belastung. Die zunehmende Zahl an psychosomatischen Erkrankungen ist dafür ein erster grober Indikator in Unternehmen und In-stitutionen. Hinter dem Perspektivwechsel steckt aber auch die Erkenntnis, dass verhaltensorientierte Ansätze, die mit erhobenem Zeigefinger dem Einzelnen vorschrieben, was er tun und lassen soll, nicht zum gewünschten Erfolg führen.
„Der Settingansatz postuliert, dass die Lebenswelt und da-mit die Rahmenbedingungen, in denen die Menschen leben, mitverantwortlich für die Gesundheit sind und demzufolge gesundheitsfördernd umgestaltet werden müssen“, erläutert Stegmüller. Dahinter stehe ein systemtheoretisch fundierter Ansatz, der davon ausgehe, dass Menschen und deren Verhal-ten wesentlich auch durch die sie umgebenden Rahmenbe-dingungen bestimmt werden. Deshalb versuche dieser Ansatz, die Wechselwirkungen zwischen den Rahmenbedingungen auf der einen und dem individuellen Verhalten auf der anderen Sei-te zu gestalten. Auch, wenn es „ungleich schwieriger ist, über Ver-
haltensappelle hinaus die Verhältnisse in den jeweiligen Or-ganisationen zu verändern“, wie Stegmüller weiß. Um solche Veränderungen in Gang zu setzen, bedürfe es eines Organisa-tionsentwicklungsprozesses und damit „habe man eine ganz enge Verschränkung von gesundheitsförderlicher Gestaltung von Lebenswelten auf der einen und der Weiterentwicklung der Organisation auf der anderen Seite im Fokus“.
Organisation unter Stress „Inwieweit sind individuel-le Befindlichkeiten von Studierenden und Beschäftigten ein Verweis auf strukturelle Probleme?“, fragt Stegmüller deshalb. Zumal die Hochschule unter einem enormen Konkurrenz- und Leistungsdruck stehe: Wachstum, Diversifizierung des Studi-enangebots, regionale Verantwortung, Konkurrenz zu Unis und privaten Hochschulen und bei alledem noch attraktiv sein für Studierende. Stegmüller nennt das „Organisation unter Stress“. Die Organisation stehe vor Herausforderungen, die Veränderungen erforderten. „Und diese Veränderungen müs-sen auch in neuen Strukturen gesucht werden. Da können althergebrachte Rollen sicherlich nicht mehr dazu taugen“, ist sich der Gesundheitswissenschaftler sicher. Er weiß auch, dass das ein schwieriger Prozess ist. Die entscheidende Frage sei, wie man damit umgehe. Das Thema Gesundheit kann aus seiner Sicht helfen, den Veränderungsprozess zu gestal-ten und ein gemeinsames Ziel in den Blick zu nehmen. Der Bogen spanne sich vom „pfleglichen Umgang in der Personal-führung bis hin zur Frage, wie wir arbeiten, beispielsweise wie die Studierenden studieren, unter welchen Bedingungen sie studieren, wie die Verwaltung entsprechend arbeitet. Da geht es nicht nur um die Ergonomie, ob die Bildschirmplätze richtig eingestellt sind, sondern das hat auch etwas mit Vertrauens-kultur in einer Organisation zu tun“, sagt Stegmüller. Um bisherige und neue gesundheitsbezogene Aktivitä-ten zu bündeln und zu vernetzen, hat er gemeinsam mit Prof. Dr. Anja Kroke das Projekt „Gesundheitsfördernde Hochschule“ ins Leben gerufen. Das hat sich als erstes damit beschäftigt, wie perspektivisch in der neuen Mensa eine gesunde Mensa-verpflegung bereitgestellt werden kann. Dann kamen weitere Schwerpunkte hinzu: Für eine bessere Konzentration in Semi-naren und Vorlesungen entstand ein spezielles Bewegungsan-gebot, FiduS genannt. „Es lag außerdem nahe, die Außenge-staltung des Campus mit einzubeziehen“, erzählt Stegmüller.
„Die Studierenden haben sich mit ihren Arbeits- und Studi-enbedingungen eingeklinkt und wir beschäftigen uns auch
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Prof. Dr. Klaus StegmüllerlehrtamFachbereichPflegeundGesundheitundforschtzurPrimärpräventioninSettings.Unteran-deremwarerfürdieBegleitforschungzurZertifi-zierung„GesundheitsförderndeSchule“imAuftragdesHessischenKultusministeriumsverantwortlich.
Miriam BahnmüllerabsolviertihrPraktikumimProjektGesundheitsför-derndeHochschule.SiestudiertGesundheitswissen-
schaftenundhatschonimBetrieblichenGesund-heitsmanagementgearbeitet.
gesundehochschule.hs-fulda.de | Schwerpunkt
Eine Frage der FührungMittlerweile gilt als erwiesen, dass Führungskräfte es maßgeblich in der Hand haben, wie gesund ihre Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter sind. Denn sie können dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen stimmen und eine mitarbeiter-orientierte Kultur herrscht, indem sie unter anderem†ausreichend informieren und kommunizieren†Rückmeldungen zu Arbeitsergebnissen geben†Arbeitsprozesse koordinieren†Freiräume zur selbstständigen Arbeitseinteilung gewähren †klare Arbeitsanweisungen geben.
Mehr zum Thema: †Marianne Giesert (Hrsg.) Führung und Gesundheit, Gesundheitsgipfel an der Zugspitze. Hamburg (VSA- Verlag) 2009†Faller G/Schnabel PE (Hg.), Wege zur gesunden Hoch- schule: Ein Leitfaden für die Praxis, Sigma, Berlin 2006†Krämer A/Sonntag U/Steinke B/Meier S/Hildebrand C (Hg.), Gesundheitsförderung im Setting Hochschule, Wissen- schaftliche Instrumente, Praxisbeispiele und Perspektiven, Juventa, Weinheim/München 2007†Seibold C/Loss J/Nagel E, Gesunde Lebenswelt Hochschule – ein Praxishandbuch für den Weg zur Gesunden Hoch- schule, Veröffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheits- management der Techniker Krankenkasse, Band 23, 2010
Homepage und Kontakt†„Gesundheitsfördernde Hochschule Fulda“ (siehe unten)
⟞ mit den Arbeitsbedingungen von technisch-administrativen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an unserer Hochschule.“ Zum Qualifi zierungsbedarf für Füh-rungskräfte in Sachen „gesundheitsfördernde Personalfüh-rung“ sei bereits eine Bachelorarbeit entstanden. „Wir haben als Hochschule den großen Vorteil, dass wir uns selbst zum Forschungsgegenstand machen und die Kompetenzen, die wir hier im Haus haben, nutzen können, um unsere Institution auch bei diesem wichtigen Thema voranzubringen.“
Vom Projekt in die Linie „Gesundheit ist ein Quer-schnittsthema, das es immer wieder und an verschiedenen Nahtstellen der Organisation Hochschule zu berücksichtigen gilt“, fordert Stegmüller. Das Projekt habe hier einen wichtigen Anstoß geben können. Deshalb soll das Thema nun durch eine Verstetigung des Projektes in der Linienorganisation fest ver-ankert werden. Denn mit der Plattform „Gesundheitsfördern-de Hochschule Fulda“ soll auch weiterhin ein Forum geboten werden, in dem Beschäftigte wie Studierende sich artikulieren und ihr Studier- und Arbeitsumfeld mit gestalten können. „Es wäre eine mögliche Perspektive, einen Zertifi zierungsver-fahren zu entwickeln, wie wir es für die hessischen Schulen bereits mitentwickelt haben“, sagt Stegmüller. Das hieße: Ge-sundheitsförderung als einen permanenten Prozess zu begrei-fen. Und das hält Stegmüller noch aus einem anderen Grund für geboten: „Wir haben über unseren Bildungsauftrag eine große Chance, dass unsere Studierenden, gleich welcher Fach-richtung, das Thema Gesundheit nach ihrem Studium in die Berufswelt hineintragen, vor allem auch in Führungspositio-nen.“ Miriam Bahnmüller wird dies auf jeden Fall tun.Dr. Antje Mohr
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„Hallo, bitte einmal alle aufstehen“ heißt es für die Studieren-den im Kurs Wirtschaftswissenschaften zu Beginn der Vorle-sung am Mittwochmorgen. Übungsleiterin Laura Schilling weiß, wie sie ihre Kommilitonen in Bewegung bringt: „Auf der Stelle laufen“ ist das Kommando für die erste Übung zum Warmwerden. Hände und Arme werden zur Lockerung ge-schüttelt, der Rücken im Katzenbuckel gedehnt. Alle machen mit, die Stimmung ist gut im Seminarraum bei Professorin Dr. Dagmar Preißing, die ebenfalls an den Übungen teilnimmt. Laura Schilling lässt die Gruppe Schattenboxen und Hände-kreisen zur Kräftigung der Arme, dann gilt es sich zu konzen-trieren auf die nächste Übung, bei der die linke Hand sanft auf den Kopf klopft, während die rechte gleichzeitig über dem Bauch kreist. Nicht ganz einfach. Spätestens jetzt sind alle hell- wach und mit Spaß bei der Sache. „Fit durchs Studium“, kurz FiduS, heißt das Projekt, das Studierende und Lehrende der Hochschule Fulda in Schwung bringt. FiduS startete als Kooperation des Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Gesundheitsfördernde Hochschule Fulda“ und des Hochschulsports, unterstützt von der Techni-ker Krankenkasse. Inzwischen liegt FiduS ganz in den Händen des Hochschulsports. Die bewegten Pausen mit einer Dauer von fünf bis zehn Minuten sollen helfen, die Konzentration zu verbessern, Stress abzubauen und die Gesundheit zu fördern. Denn Studieren geht häufig mit viel Sitzen einher, und das steigert das Risiko für körperliche Beschwerden wie Rücken-schmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Projekt kommt bei den Studierenden gut an: „Ich find’ das lustig“, meint Bopda Karla Roux, Studentin der Betriebs-wirtschaft an der Hochschule Fulda. „Es hilft einem, wach zu werden und die Konzentration zu steigern“, fügt ihr Mitstu-dent Michael Stach hinzu. So sieht das auch FiduS-Trainerin Laura Schilling, die das lange Sitzen in den Vorlesungen aus dem eigenen Studium kennt: „Ich find’s gut. Bei acht Stunden Vorlesung an einem Tag – wenn man sich da nicht mal bewegt, schläft man ein.“ Sie absolvierte eine Schulung des Hochschulsports zur FiduS-Übungsleiterin und bringt nun ihre Studiengenossen auf Trab. Die Studierenden machen alle gut mit, berichtet die Studentin des Studienfachs Gesundheitsförderung. Es gebe immer mehr Interessenten für die Bewegungspausen – schließlich sei lan-ges Sitzen nicht gesund.
Auch immer mehr Professorinnen und Professoren fragen nach den Bewegungspausen bei Anita Schleicher, die das Projekt inzwischen koordiniert. Gianna König, die als wissen-schaftliche Mitarbeiterin zuvor beteiligt war, kam im Rahmen ihrer Masterarbeit für den Studiengang Public Health Nutriti-on nach Umfragen an der Hochschule zu dem Ergebnis, dass sowohl Studierende als auch Lehrende ein Bedürfnis nach mehr in den Hochschulalltag integrierter Bewegung haben. Daraus entstand im Jahr 2011 zusammen mit Lehrenden und Studierenden in Kooperation mit dem Hochschulsport das Projektkonzept für FiduS. „Bewegungspausen können aus einem Konzentrations-tief heraushelfen. Auch aus neurowissenschaftlicher Sicht stellt man fest, dass Bewegung und Sport Veränderungen in den Gehirnstrukturen hervorrufen und damit ganz konkret
Das Projekt FiduS bringt mit Bewegungspausen Studierende und Lehrende in Schwung.
Bewegte Köpfe lernen besser
FiduS – Fit durchs StudiumFiduS kann für Vorlesungen, aber auch für Tagungen und Kongresse gebucht werden. Für die Lehrveranstaltungen stehen ausgebildete FiduS-Übungsleiterinnen und Übungs-leiter zur Verfügung. Videoclips zur Anleitung von Bewe-gungspausen gibt es ebenfalls. Außerdem stellt das Projekt ein detailliertes Handbuch bereit, in dem die Übungen unter Berücksichtigung des Raumangebots mit Bild und Text beschrieben werden. Unterschieden wird zwischen Aktivie-rungs-, Mobilisierungs-, Kräftigungs-, Gleichgewichts- und Dehn-Übungen.†Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: [email protected] bzw. [email protected]
FiduS kommt gut anBei einer Evaluation zur Pilotphase von FiduS waren die Rückmeldungen durchweg positiv: Fast allen Studierenden machten die Bewegungspausen Spaß, besonders geschätzt wurden die Übungen für die Lockerung der Rücken- und Nackenmuskulatur sowie zur Anregung des Kreislaufes. Die meisten der Befragten sprachen sich für eine bewegte Pause in der Mitte eines Vorlesungsblocks aus und gaben an, sich nach den Übungen entspannter, aufnahmefähiger und wacher zu fühlen als vorher.
| Schwerpunkt
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Laura SchillingstudiertGesundheitsförderung.Nachihrem
BachelorwürdesiegernenocheinenMaster,eventuellimBereichdesbetrieblichenGesund-heitsmanagementsabsolvierenunddanachin
diesemBereichtätigwerden.
Anita SchleicheristHochschulsportassistentinundfürdieKoordinationvonFiduSzuständig.BeiihrgibtesauchdieVideoclipsunddasHandbuchzudenbewegtenPausen.
Einfl uss auf die Lernfähigkeit haben“, fasst König wissen-schaftliche Studien des Karlsruher Instituts für Technologie zusammen. In der Zeit des Studiums entwickelte sich außer-dem die Persönlichkeit, bildeten sich Lebensweisen und Le-bensstile der meist noch jungen Studierenden heraus. Darauf hätten die Rahmenbedingungen einer Hochschule einen gro-ßen Einfl uss, Werte und Arbeitsstile der Hochschule würden nach außen getragen in die Familien, zu Freunden und in zu-künftige Arbeitskontexte. Ziel des Projektes sei die Einrichtung von Bewegungspausen als festes Angebot und als selbstver-ständliches Element in den Lehrveranstaltungen.
Die meisten Bewegungspausen werden derzeit von den Fach-bereichen Pfl ege und Gesundheit sowie Oecotrophologie ge-bucht, aber auch bei den Sozial- und Kulturwissenschaften und Informatik gehören inzwischen bewegte Pausen zum Stundenplan. Zustimmung erhält FiduS außerdem im Fachbe-reich Wirtschaft. Professorin Dr. Dagmar Preißing ist von der guten Sache bereits überzeugt: „Ich bestelle es jedes Semester für alle meine Kurse.“Bettina Mangold
Frauen: durchschnittlich 6g/Tag
Verarbeitete Lebensmittel:Brot- und BackwarenFleisch- und WurstwarenMilch- und KäseprodukteGemüse, Fertiggerichte,Suppen, Eintöpfe, Alkoholische Getränke,Soßen, …
Natürlicher Natriumgehalt
Zugabe bei Tisch
Zugabe während des Kochens
Männer: durchschnittlich 8g/Tag
Jugendliche, junge Erwachsene: bis zu 17g/Tag
Säuglinge: weniger als 1g/Tag
Babys: maximal 1g/Tag
Kinder 1–6 Jahre: maximal 2–3g/Tag
Kinder bis 12 Jahre: weniger als 5g/Tag
Jugendliche/Erwachsene: maximal 5g/Tag
77% 12% 6%
5%
Warum ist zuviel Salz ungesund?– erhöht den Blutdruck p Risikofaktor für
Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche
– kann begünstigen: Magenkrebs, Ostoeporose,
Adipositas, Nierensteine, Nierenerkrankung
Woran erkenne ich, ob ein Lebensmittel viel Salz enthält?– Vor allem verarbeitete Lebensmittel können sich deutlcih
in ihrem Salzgehalt unterscheiden
– Folgende Grenzwerte können zur Beurteilung genutzt werden:
· Salzreiche Lebensmittel: > 1,5g Salz/100g (oder 0,6g Natrium/100g)
· Salzarme Lebensmittel: < 0,3g Salz/100g (oder 0,1g Natrium/100g)
· Salzarme Mineralwässer: < 0,5g Salz/Liter (oder 0,2g Natrium/Liter)
– Um auf der Basis der Natriumangabe den Kochsalzgehalt zu ermitteln:
· Natriumgehalt (Na) ng oder mg x 2,5 = Kochsalzgehalt
Weitere Informationen:– www.test.de/salzrechner
– www.was-wir-essen.de/infosfuer/bluthochdruck–ernaehrung.php
Soviel: Tatsächliche Menge des Salzkonsums pro Tag
Woher? Hauptquellen der Salzzufuhr
Wieviel? Empfohlene Menge des Salzkonsums pro Tag
© Konzept, Gestaltung, Illustration: Grafik Designerin Andrea Froneck-KramerInhalt: Leonie Knorpp; Quellen: WHO/FAO 2002 Wxpert Consultation; Food and Nutrition Board 2005
Frauen: durchschnittlich 6g/Tag
Verarbeitete Lebensmittel:Brot- und BackwarenFleisch- und WurstwarenMilch- und KäseprodukteGemüse, Fertiggerichte,Suppen, Eintöpfe, Alkoholische Getränke,Soßen, …
Natürlicher Natriumgehalt
Zugabe bei Tisch
Zugabe während des Kochens
Männer: durchschnittlich 8g/Tag
Jugendliche, junge Erwachsene: bis zu 17g/Tag
Säuglinge: weniger als 1g/Tag
Babys: maximal 1g/Tag
Kinder 1–6 Jahre: maximal 2–3g/Tag
Kinder bis 12 Jahre: weniger als 5g/Tag
Jugendliche/Erwachsene: maximal 5g/Tag
77% 12% 6%
5%
Warum ist zuviel Salz ungesund?– erhöht den Blutdruck p Risikofaktor für
Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche
– kann begünstigen: Magenkrebs, Ostoeporose,
Adipositas, Nierensteine, Nierenerkrankung
Woran erkenne ich, ob ein Lebensmittel viel Salz enthält?– Vor allem verarbeitete Lebensmittel können sich deutlcih
in ihrem Salzgehalt unterscheiden
– Folgende Grenzwerte können zur Beurteilung genutzt werden:
· Salzreiche Lebensmittel: > 1,5g Salz/100g (oder 0,6g Natrium/100g)
· Salzarme Lebensmittel: < 0,3g Salz/100g (oder 0,1g Natrium/100g)
· Salzarme Mineralwässer: < 0,5g Salz/Liter (oder 0,2g Natrium/Liter)
– Um auf der Basis der Natriumangabe den Kochsalzgehalt zu ermitteln:
· Natriumgehalt (Na) ng oder mg x 2,5 = Kochsalzgehalt
Weitere Informationen:– www.test.de/salzrechner
– www.was-wir-essen.de/infosfuer/bluthochdruck–ernaehrung.php
Soviel: Tatsächliche Menge des Salzkonsums pro Tag
Woher? Hauptquellen der Salzzufuhr
Wieviel? Empfohlene Menge des Salzkonsums pro Tag
© Konzept, Gestaltung, Illustration: Grafik Designerin Andrea Froneck-KramerInhalt: Leonie Knorpp; Quellen: WHO/FAO 2002 Wxpert Consultation; Food and Nutrition Board 2005
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Am Anfang war das Feuer, und auch der moderne Mensch braucht einen Herd oder einen Grill, um eine warme Mahl-zeit herzustellen. Die Zutaten müssen zwar nicht mehr gejagt, erlegt oder gesammelt werden, doch fehlt trotz allen techni-schen Fortschritts im Alltag oft die Zeit für die Zubereitung ei-ner Mahlzeit. Arbeitszeiten und Schichtdienste, lange Kinder-
Die Gemeinschaftsgastronomie nimmt zu, immer
mehr Menschen essen außer Haus, weil sie keine Zeit
mehr haben, täglich für sich zu kochen. Wenn dann
aber einer für alle kocht, stellt sich die Frage nach dem
Angebot. Es geht unter anderem um Geschmack, Ge-
sundheit und Kosten. Die alltägliche Mahlzeit bedarf
auf jeden Fall der wohlüberlegten Planung.
Was wollen wir essen?
garten- und Schultage oder ein voller Hochschulstundenplan bestimmen unser Leben und unsere Essgewohnheiten. Kein Wunder, dass die Bedeutung von Schnellimbissen, Restau-rants und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung in der modernen Zeit stetig zunimmt. Die Ursache sieht Stephanie Hagspihl, Professorin am Fachbereich Ökotrophologie, haupt-sächlich im demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Es gebe immer mehr ältere Menschen, die versorgt werden müssten, und immer mehr Frauen, die berufstätig sind. Wenn zu Hause keiner mehr ist, der ein Essen kochen kann, brauchen immer mehr Menschen eine Verpflegung außer Haus. Der gesellschaftliche Trend geht in die Richtung, weniger selbst zu kochen, stellt auch Professorin Anja Kroke, Medizi-nerin und Ernährungswissenschaftlerin, fest. Durch die Ver-dichtung von Arbeit bliebe einfach zu wenig Zeit, und auch der Transfer von Wissen, wie man eine Mahlzeit zubereitet, nehme von Generation zu Generation ab. Das schnelle Essen
auf der Straße und im Restaurant erfreue sich daher zuneh-mender Beliebtheit. Und immer mehr Menschen essen in Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung, von der Kin-dergarten- und Schulverpflegung und dem Mensa-Angebot der Hochschulen bis zum Kantinen-Essen in Betrieben und den Mahlzeiten im Seniorenheim. Ein warmes Mittagessen serviert zu bekommen sei einfach praktisch für alle, die wenig Zeit haben, nicht gerne kochen oder nicht kochen können.
Essen ist mehr als nur Ernährung Essen ist aber nicht nur notwendige Ernährung, sondern hat auch etwas mit Ge-nuss zu tun. „Essen ist Kultur und Kommunikation“, sagt Anja Kroke. Gemeinschaftsverpflegung habe daher eine große Be-deutung für die Lebensqualität der Menschen, die sich in Ein-richtungen aufhalten. Die Art und Weise, wie das Essen darge-boten wird, und in welcher Atmosphäre gegessen wird, wirke sich auf das Wohlbefinden aus. Eine gute Gemeinschaftsver-
pflegung biete auch eine stressreduzierende Funktion, bei-spielsweise eine kurze Kaffeepause außerhalb des Büros oder Hörsaals, erklärt die Expertin. Außerdem beinhalte die Ge-meinschaftsverpflegung auch einen sozialen Aspekt, wenn Menschen gemeinsam essen. Eine Studie habe ergeben, dass die Verbraucher genussorientierter sind als früher: „Essen soll gut schmecken, gut aussehen, gut riechen und auch ein biss-chen innovativ sein“, berichtet Professorin Stephanie Hagspihl. Aber auch die Sicherheitsbedenken hätten zugenommen. Auf-grund der vielen Lebensmittelskandale der letzten Jahre forder-ten viele Verbraucher eine transparente Wertschöpfungskette; sie möchten wissen, woher ihr Essen kommt und was sie essen.
Hochschulmensa hat Vorbildfunktion Das Ange-bot einer Gemeinschaftsverpflegung orientiert sich zwar an dem Leitfaden der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, richtet sich aber auch nach ungesunden Kundenwünschen
| Schwerpunkt
www.hs-fulda.de/Icc 31
Neuer StudiengangUm der erhöhten Nachfrage im Berufsbereich Gemein-schaftsverpfl egung und Großküchenplanung an Fach-personal nachzukommen, bietet die Hochschule Fulda ab Wintersemester 2014 /15 den neuen dualen Bachelor-Studiengang „Wirtschaftsingenieur/in LifeCycle Catering“ an. Das Studium soll Absolventen und Absolventinnen dazu befähigen, den gesamten Wertschöpfungsprozess in der Außer-Haus-Verpfl egung von der Entwicklung zielgruppen-spezifi scher Verpfl egungskonzepte, über die Küchenplanung, Bewertung und Beschaffung von Lebensmitteln und deren Produktionsprozesse bis hin zu den Bereichen Marketing und Vertrieb zu analysieren, Konzepte zu entwickeln und Prozesse zu managen. Das deutschlandweit angebotene Studium ist mit kurzen Präsenzzeiten an der Hochschule Fulda und E-Learning-Einheiten so strukturiert, dass Studie-rende das Studium neben ihrer Berufsausbildung in einem Betrieb absolvieren und mit zwei Abschlüssen abschließen können. Studierende, die bereits einen zum Studium passen-den Beruf haben, können praxisintegriert studieren. Bisher gibt es keine passende Ausbildung, weder aka-demisch noch berufl ich, beispielsweise für eine Großkü-chenplanung. Gebraucht werden Fachkräfte, der an der Schnittstelle zwischen Architekten, Haustechnikern und Ingenieuren und den Bedürfnissen des Endkunden ver-mitteln können und die im naturwissenschaftlichen sowie technischen Bereich mit allen Partnern auf Augenhöhe sprechen können, meint Stephanie Hagspihl, die den neuen Studiengang mit ins Leben gerufen hat.†Weitere Informationen im Internet (siehe unten)
Prof. Dr. Anja Krokeistseit2006ProfessorinfürErnährungsepidemio-
logieundPräventionsstrategienimFachbereichOecotrophologieanderHochschuleFulda.
Prof. Dr. Stephanie Hagspihlistseit2009ProfessorinfürCateringundFoodSup-plysowieDekaninamFachbereichOecotrophologiederHochschuleFulda.
wie Pommes und Schnitzel. „Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es dem Kunden schmeckt“, meint Professorin Anja Kro-ke schmunzelnd. Allerdings stelle sich die Frage, wie oft sol-che Gerichte angeboten und verzehrt werden sowie welche Alternativen es gebe. Ein Ziel könne es sein, alternative Ange-bote so attraktiv zu gestalten, dass sie auch häufi ger gewählt werden. Eine Gemeinschaftsverpfl egung könne durchaus eine Mission verfolgen, ohne dogmatisch zu sein und die Gäste zu bevormunden. Zur Förderung der Gesundheit sollte eine Hochschulmensa auch Vorbild sein und zeigen, wie man sich gesund ernähren kann. Für viele Studierende sei es das erste Mal, dass sie nicht mehr zu Hause leben und sich selbst ver-sorgen müssen. Bei der Entwicklung dieses neuen Lebensstils könne die Hochschule einen Rahmen der Orientierung bieten, beispielsweise durch die Art und Grenzen des Angebots, mein-te die Professorin. Wichtig sei außerdem die Berücksichtigung von physio-logischen Bedürfnissen der Nutzer einer Mensa. Die meisten Mitglieder einer Hochschulgemeinde arbeiteten überwie-gend sitzend und bewegungsarm. Zur Vorbeugung gegen Übergewicht sollten die Portionsgrößen entsprechend ange-
passt und beispielsweise mit weniger Fleisch und mehr Ge-müse zu einer energieärmeren und gesünderen Mahlzeit zu-sammengestellt werden.
Qualität und Nachhaltigkeit der Ernährung Qua-lität und Nachhaltigkeit der Speisen einer Gemeinschaftsver-pfl egung hängen unter anderem davon ab, welche Lebens-mittel eingesetzt und wie diese transportiert, gelagert sowie verarbeitet werden. Werden die Lebensmittel tiefgekühlt und vorbereitet angeliefert oder selbst vor Ort zubereitet, werden Lebensmittel aus dem Ausland bezogen oder werden regiona-le und saisonale Lebensmittel sowie Produkte aus fairem Han-del und ökologischem Anbau bevorzugt. Eine Mensa soll aber nicht nur gute, gesundheitsfördernde und nachhaltige Spei-sen anbieten, sondern auch kostengünstige Angebote für Stu-dierende bieten. Aber Bio- und Fair-trade-Produkte sind teurer, eine hohe Fertigungstiefe erfordert mehr Küchenpersonal. Qualität und Nachhaltigkeit hängen also auch von dem fi nan-ziellen Budget ab, was einer Gemeinschaftsverpfl egung zur Verfügung steht. Eine Möglichkeit eines nachhaltigen Ange-bots wäre beispielsweise die Reduzierung des Fleischkonsums durch kleinere Fleischportionen oder vegetarische Speisen.
Neue Mensa der Hochschule Fulda Entsprechend dem Leitbild der Hochschule Fulda wurde bei der Planung der neuen Mensa Wert auf ein nachhaltiges Konzept gelegt. Vorzugsweise regionale, Bio- und Fair-Trade-Produkte sollen verwendet und vor Ort frisch zubereitet werden. Außerdem soll die neue Mensa mit einem Großküchen-Lernlabor ausge-stattet werden, das wie eine Großküche im Kleinen aufgebaut ist und zusätzlich über Messgeräte verfügt. In der Laborküche können Studierende die Geräte kennenlernen sowie wissen-schaftlich arbeiten und forschen. Bettina Mangold
32 | Schwerpunkt
Früher wollte Jenny Dreher vor allem eines: sich auspowern. Die sportliche Vergangenheit der 25-jährigen Studentin lässt daran auch nicht den geringsten Zweifel aufkommen: Leichtathletin war sie, um es genau zu sagen: Siebenkämpferin. Hochsprung, Speer, Diskus, Hürden waren ihre Lieblingsdisziplinen. Sie war mit Leidenschaft dabei. Sie trainierte im Verein und nahm an Wettkämpfen teil.
Bewusste Entspannung gesucht Sport und Bewe-gung gehören für Jenny Dreher seit frühester Kindheit zum All-tag. Doch seit sie studiert, hat sich etwas verändert. Nicht die Lust an der Bewegung, eher die Art und Weise, wie sie sich be-wegt. Denn mit dem Studium kam der Wunsch nach bewusster Entspannung. „Früher ging es mir mehr um Action. Es war diese Explosion in der Leichtathletik, die ich brauchte, wenn beispiels-weise beim Hochsprung nach einer Phase äußerster Konzentra-tion sämtliche Energie in Höhe umgesetzt wird. Das faszinierte mich und gab mir eine Menge Kraft.“ Inzwischen braucht Jenny Dreher bewusste Entspannung. Und die findet sie im Yoga. „In stressigen Zeiten, wo viele Eindrücke zu verarbeiten sind und der Kopf eher reizüberflutet ist, genieße ich den Rückzug“, sagt sie. Die Informationsflut sei so massiv, da müsse man eine Stra-tegie finden, sich auch mal herauszunehmen. Körperübungen und bewusstes Atmen zu kombinieren, das bringe ihr den not-wendigen Ausgleich zum Studienalltag. „Ganz gleich welchen Sport man treibt, er dient in irgend-einer Weise der Gesunderhaltung“, sagt Dr. Jan Ries, der Leiter des Hochschulsports. Er begreift Gesundheit ganzheitlich: „Wer im Regen barfuß mit seinen Kumpels Fußball spielt und dabei einfach Spaß hat, auch der tut sich etwas Gutes.“ Deshalb gebe es ein breites Angebot an Bewegung, Entspannung und Spaß, ein extrem breites Angebot für eine Hochschule dieser Größe.
„Wir wollen eine große Anzahl der Menschen da abholen, wo sie positive Sporterinnerungen haben“, erklärt Jan Ries die Grund-philosophie des hiesigen Hochschulsports. Die Zugänge zu sportlichen Angeboten seien nun einmal äußerst heterogen.
Ob auspowern oder meditativ entspannen, ob vor der Vorlesung oder nach dem Seminar: Sport hält
gesund. Damit er auch Spaß macht, bietet der Hochschulsport ein so breites Angebot, dass für jeden
etwas dabei ist. Beste Voraussetzungen also für ein gesundes Studium.
Bewegen, abschalten, Spaß haben
Trainings- und Gesundheitsberatung Bis hin zu spe-ziellen Kursen gegen kardiologische und orthopädische Zivili-sationskrankheiten reicht das Angebot. Doch wer glaubt, mit einem Kurs sei es getan, den muss Jan Ries enttäuschen. „Man kann nicht in sechs Wochen fit machen, was man über Jahre kaputt gemacht hat“, betont er. In der Boulevard-Presse werde das oft behauptet, doch es gebe nur einen langsamen Prozess der Verbesserung. Deshalb biete der Hochschulsport auch in-dividuelle Trainings- und Gesundheitsberatung an. „Es gibt hier sehr viele Möglichkeiten und es liegt an einem selbst, ob man die Möglichkeiten auch wahrnimmt“, bringt es Jenny Dreher auf den Punkt. Wer sich nicht so recht vorstellen kann, was hinter einem Kursangebot steckt, wer zweifelt, ob die gewählte Sportart die richtige ist, für den gibt es Schnupperangebote. „Unsere Übungsleiter sind entsprechend geschult“, erklärt Jan Ries. „Wir geben auch durchaus Verweise auf andere geeignete Sportar-ten.“ Jenny Dreher hat schon beim Volleyball, Basketball und Hiphop reingeschnuppert. Yoga belegt sie jedes Semester.
„Sport bringt einfach Freude“, sagt sie „ und wenn man die mit-nimmt in den Alltag, dann kann auch das Studium oder die Arbeit mal nicht so toll sein. Man denkt sich, ich lächle jetzt einfach und dann geht alles leichter.“ Doch manchmal muss auch sie sich aufraffen, den inneren Schweinehund besiegen. „Gerade wenn man schon sitzt und so ein bisschen bequem geworden ist oder wenn man lernt, sich dann nochmal aufzuraffen, fällt oft nicht so leicht. Und trotzdem, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe: Ich fühle mich nach dem Sport total gut, ich bin wieder konzentrierter und aufmerksamer – alleine das ist für mich schon immer eine große Motivation, mich zu bewe-gen und zum Kurs zu gehen.“ Die Gruppe, sagt sie, helfe in solch trägen Phasen auch.
„Man schließt neue Freundschaften, lernt neue Leute kennen, auch Studierende aus anderen Fachbereichen und Studiengän-gen. Man verabredet sich und sagt dann ungerne ab. Danach ist man einfach froh, dass man sich aufgerafft hat.“
www.hs-fulda.de/hochschulsport 33
Soziale Kompetenzen erwerben 1.200 Teilnehmerin-nen und Teilnehmer kommen jede Woche zum Hochschulsport, erzählt Jan Ries. Und die wollen alle betreut sein. „Unser größtes Problem ist es, studentische Übungsleiterinnen und -leiter zu fi nden.“ Sich für 16 Wochen festzulegen, falle den meisten Stu-dierenden schwer. „Dabei ist das eine gute Möglichkeit, über-fachliche, soziale Kompetenzen zu erwerben“, wirbt Jan Ries. „In den regelmäßigen Fortbildungen mit den Übungsleitern trai-nieren wir das. Da haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance, sich selber zu erfahren und sich in der Gruppe zu erleben.“ Es geht um Führungskompetenz, Planungssicherheit, das Verständnis als Dienstleister und darum, wie die Philoso-phie, die hinter dem Hochschulsport steht, rüberzubringen ist. Kurz: Die Übungsleiter lernen alles, was zu einer
gut geführten Sportstunde dazugehört. Und weil soziale Kompetenzen für ein
angenehmes Miteinander unerläss-lich sind, lernen die Übungsleite-
rinnen und -leiter auf diese Weise eine Menge für den
späteren Job, vor allem dann, wenn sie eine
Führungsrolle über-nehmen wollen.
Jenny Dreher hat sich auch dafür
entschieden.
Im Sommer-semester arbeitet sie als Übungsleiterin für Leichtathletik. Dann geht sie mit ihrer Gruppe ins Stadion, macht Koordinations- und Kon-ditionstraining. „Es ist immer wieder spannend, wie sich die Gruppe zusammensetzt“, erzählt sie. Die verschiedenen Leistungsniveaus so unter einen Hut zu bringen, dass es allen Freunde macht und trotzdem ein Trainingseffekt stattfi ndet, das ist eine herausfordernde Aufgabe.
Wach in die Vorlesung Daneben wird sie ab dem Win-tersemester wieder einen Kurs morgens vor der Vorlesung ge-ben. Leichtes Körpertraining mit Yogaübungen macht sie da.
„Durch die Bewegung wecken wir unsere Zellen und bringen Energie rein, unser Herz-Kreislauf-System und die Sauerstoffzir-
kulation werden angeregt.“ Man fühlt sich geweckt und kann so konzentrierter den Unterricht verfolgen. Das haben ihr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückgemeldet. „Manchmal war es hart aufzustehen, aber danach waren wir immer wieder dankbar und glücklich.“ Wettkämpfe macht Jenny Dreher keine mehr. Wettkampf, sagt sie aus heutiger Sicht, sei auch immer ein bisschen Kon-kurrenz, Anspannung, Druck von außen, aber auch der Wille, ein Ziel zu erreichen. Manchmal gab es auch Krisen zu über-winden. Nicht jeder Wettkampf lief wie geplant, und dennoch motivierte sie sich danach, weiterzumachen. Im Studium hat ihr genau das geholfen. „Da gibt es ähnliche Situationen, wo wir ab und zu unter Anspannung stehen, einen gewissen Druck aushalten müssen oder auch Misserfolge bewältigen müssen. Im Umgang mit solchen Stresssituationen profi tiere sie heute von ihren sportlichen Erfahrungen. „Was ich durch den Sport gelernt habe, das kann ich heute auf anderen Gebieten anwen-den: Durchhaltevermögen, auf ein Ziel hinzuarbeiten, die Kräfte einzuteilen, auf den Punkt fi t zu sein, sich immer wieder zu mo-tivieren und manchmal sich auch durchzusetzen und willens-stark zu sein.“Für Jenny Dreher steht fest: Sie will ihre Erfahrungen auch be-rufl ich nutzen. Am liebsten im Betrieblichen Gesundheitsma-nagement. Den ersten Schritt hat sie schon getan: Als Studen-tische Aushilfe bei EDAG Production Solutions GmbH & Co KG.Dr. Antje Mohr
Dr. Jan Ries istLeiterdesHochschulsportsanderHochschuleFulda.ErrätallenInteressierten,schnellzusein,wenndasneueHochschulsportprogrammonlinegeht.DenninnerhalbvonzweiTagensindinderRegel80ProzentderKurseausgebucht.
Der Hochschulsportsucht studentische Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Wer Interesse hat, kann sich melden bei: †Dr. Jan Ries: [email protected]
Jenny Dreher studiertSozialeArbeit.Sieschätztdiegute
StimmungimHochschulsportbüro.Daserklärtsiesichso:Sportmacheinfachlockererunddasmerkt
mandannauchbeiderArbeit.
34
Es ist das Synonym für Nahrungsmittel schlechthin: Brot. Täg-lich verzehrt jeder Deutsche etwa 234 Gramm. Vor über 6.000 Jahren erfunden, gibt es in Deutschland heute etwa 300 ver-schiedene Sorten Brot. Und bald könnte eine neue dazukom-men, eine speziell auf die Bedürfnisse von älteren Menschen abgestimmte Variante. Professor Dr. Joachim Schmitt ist Fach-gebietsleiter für die Technologie pflanzlicher Lebensmittel an der Hochschule Fulda. Er will erforschen, inwieweit es möglich ist, ein seniorengerechtes Brot zu entwickeln.
Gute Marktchancen Der Bedarf für ein solch spezifisches Produkt ist groß: Einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge sind knapp zwei Drittel der Bewohner in stationären Einrichtungen der Altenpflege von Mangelernährung betroffen oder zumindest gefährdet, Mangelernährung zu erleiden.
Viele ältere Menschen leiden unter Mangeler-
scheinungen. Es fehlt ihnen an lebenswichtigen
Vitaminen und Mineralstoffen, weil sie sich nicht
mehr ausgewogenen ernähren. Gemeinsam mit
Praxispartnern wollen Lebensmitteltechnologen
der Hochschule Fulda deshalb ein seniorengerech-
tes Brot entwickeln.
Das Brot ab 65
| forschen
Vielen älteren Menschen machen Kau- oder Schluckbeschwerden die Nahrungsaufnahme be-schwerlich. Die Folge: Sie essen tendenziell zu wenig ballaststoff- und mineralstoffreiches Obst. Die Vitamin- und Mineralstoffdefizite durch Tabletten auszugleichen, stößt bei vielen Betroffenen auf Ablehnung. Ähnlich problema-tisch gestaltet sich der Versuch, Nahrungsergänzungsmittel dem Essen beizumischen, weil das den Geschmack verändert. Ein Teufels-kreis. Die Betroffenen nehmen noch weniger Nahrung zu sich, was die Mangelzustände weiter verstärkt.
17 Millionen Deutsche sind über 65 und damit potenzielle Kunden für ein seniorengerechtes Brot. „Wir wissen, dass viele ältere Menschen am liebsten ein rustikales Graubrot, also ein Roggen-Weizenmischbrot essen“ erläutert Schmitt. Zusammen mit Marco Ziegler, Technologietransfer-Berater des Technologie-Transfer-Netzwerks (TTN) in Fulda, entwickelte er die Idee, die fehlenden Nährstoffe in das Brot zu bringen. Mehr noch: Das neue Brot soll keine feste Kruste mehr haben, weil 50 Prozent der Heimbewohner eine solche nicht kauen können. Deshalb schneidet sie das Pflegepersonal ab und wirft sie weg. Zusätz-lich soll das seniorengerechte Brot noch länger frisch bleiben und seine gute Textur auch nach dem Auftauen bewahren.
Neue Rezepturen Klingt einfach, ist es aber nicht. „Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir nicht einfach die erfor-derlichen Zusätze in den Teig mischen können. Wir wissen, dass mehr Ballaststoffe im Brotteig das Brot härter machen. Wir wissen auch, wenn wir viele Mineralstoffe in den Brotteig ge-ben, dann geht der Teig nicht mehr richtig auf. Wir hätten eher einen harten Klumpen Teig als ein Brot“, so Schmitt. Für das Forschungsprojekt heißt das, die Rezeptur des Brotteigs zu opti-mieren. „Wir haben einen Calciumbedarf von rund 1000 mg pro Tag. Geht man von einem täglichen Verbrauch von etwa sechs Scheiben Brot aus, so müsste man auf ein Kilogramm Brot um-gerechnet etwa vier Gramm Calziumionen zugeben. Zusätzlich sollte noch Magnesium zugeführt werden. „Wenn diese Mine-
35
ralmengen zum Sitzen bleiben des Brotteiges führen, müssen wir tief in Trickkiste greifen und eventuell Mineralsalze verwen-den, die sich erst im Magen aufl ösen“, erläutert Schmitt. Ähnlich ambitioniert ist der Versuch, das Brot ohne Kruste zu backen. „Die Fachwelt sagt, ein Krustenbrot ohne Kruste zu backen – das geht nicht“, erklärt Schmitt. Jahrhundertelang sei versucht worden, eine wohlschmeckende Kruste zu entwickeln.
„Jetzt wollen wir in die genau entgegengesetzte Richtung ge-hen. Das hat zur Folge, dass es nahezu keine Erfahrung mit rin-denlosem Brot gibt. Wir betreten also Neuland!“ Und auch der Versuch, ein Brot zu entwickeln, das tagelang weich und frisch bleibt und sich darüber hinaus noch gut einfrieren lässt, ist eine Herausforderung. „Daran haben sich schon viele gute Bäcker erfolglos versucht“, resümiert Schmitt und gibt zu bedenken:
„Das Betreten von Neuland birgt auch immer das Risiko des Scheiterns in sich.“ In der Forschung ist das möglich. In der Pra-xis kostet es im schlimmsten Fall die Existenz. Enge Zusammenarbeit „Das Erforschen und Entwickeln neuartiger Produkte ist sehr zeitaufwendig und teuer“, erläu-tert Schmitt. „Viele Bäckereien haben nicht die Kapazitäten und nicht das Know-how, langwierige Testreihen durchführen zu können.“ Deshalb arbeiten in dem Forschungsprojekt Wissen-schaftler und Praktiker eng vernetzt zusammen, um die neuen Rezepturen auf ihre Praxistauglichkeit hin zu prüfen und de-ren Potenzial bei der Zielgruppe zu testen. „Wir als Hochschule Fulda betreiben die Rezepturentwicklungen, die Backversuche und die Analysen der experimentellen Brote. Wir übernehmen damit einen Großteil der wissenschaftlichen Versuche und Ent-wicklungsarbeit“, sagt Schmitt. „Die Brote, die wir bei uns im La-bor entwickeln, werden von der Bäckerei Storch unter realen Be-dingungen und in entsprechender Stückzahl produziert. Diese
Brote werden dann in der Seniorenresidenz Seniana zusammen verkostet und von den Heimbewohnern beurteilt. Auf Basis die-ser Ergebnisse optimieren wir bei Bedarf die Rezeptur und nut-zen das Feedback für die weiteren Entwicklungsschritte.“ Eine solche kooperative Vorgehensweise hat viele Vorteile, vor allem können die Bedürfnisse der Zielgruppe direkt in das Forschungsprojekt einfl ießen. Durch die enge Kooperation mit der Seniorenresidenz und die dadurch mögliche Evaluierung erhält die Hochschule wichtige Hinweise, um das Produkt zu verbessern. Die Bäckerei sichert dagegen die Umsetzung unter realen Bedingungen, wie sie üblicherweise in einer mittelstän-dischen Bäckerei vorherrschen. So ist sichergestellt, dass die Re-zeptur nicht nur unter Laborbedingungen funktioniert, sondern auch in der täglichen Praxis. „Die bisherigen Versuche sind sehr vielversprechend“ be-schreibt Schmitt den aktuellen Stand der Forschung. „Insbe-sondere was die Anreicherung mit Nährstoffen anbelangt, sind wir auf einem guten Weg.“ Sollte das Projekt erfolgreich sein, ist geplant, das Verfahren patentieren zu lassen. In Lizenz wird es dann auch anderen Bäckereien möglich sein, dieses Brot zu backen und entsprechend zu vermarkten. André Radeck, Dr. Antje Mohr
Seniorengerechte Lebensmittel: Projekt mit PotenzialEs ist davon auszugehen, dass der Bedarf an seniorenge-rechter Ernährung in Zukunft steigen wird. Die Forschung an lebensmitteltechnologischen Themen ist bislang allerdings kaum gefördert worden. Die Konsequenz: Das vorhandene Wissen über gesündere Lebensmitteln ist kaum in Produkte umgesetzt worden und steht dadurch der Bevölkerung nicht zur Verfügung. Das Projekt will diese seit Jahrzehnten zu beobachtende Kluft durch die Umsetzung theoretischer Erkenntnisse in praktische Produkte verkleinern. Es ist eine Art Neuanfang auf dem bislang vernachlässigten Gebiet der Technologieentwicklung. Die Lebensmitteltechnologen der Hochschule Fulda wollen das Thema auch nach Projektende weiter verfolgen. „Wir sind dabei, eine neue Forschungsrich-tung an der Hochschule Fulda einzurichten“, betont Prof. Dr. Joachim Schmitt. Die Hochschule Fulda macht sich damit auf den Weg, Antworten auf Fragen zu fi nden, die sich einer alternden Gesellschaft künftig verstärkt stellen werden.
Förderung vom Land HessenDieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 359/12-49) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischerExzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben mit 304.000 Euro gefördert.
Prof. Dr. Joachim Schmittlehrtseit2010dieTechnologiepflanzlicherLebens-mittelamFachbereichLebensmitteltechnologiederHochschuleFulda.ErerforschtunteranderemneueTechnikeninderLebensmittelproduktion.
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Manchmal ist Wissen ein Fluch. Warum werden Nudeln beim Kochen weich? Warum wird Sahne steif, wenn man sie auf-schlägt? Warum lassen sich Öl und Wasser zu Mayonnaise vermischen? Theoretisch, mit vielen Fachbegriffen aus der Chemie, können das die Studierenden von Prof. Dr. Felix Ecker am Fachbereich Lebensmitteltechnologie prima erklären. Aber wenn sie dabei in die großen, fragenden Augen von Fünfjäh-rigen schauen, ist anderes Vokabular angebracht. „Vergessen Sie, was ich in Chemie erzählt habe. Denken Sie in Bildern“, rät Prof. Ecker Thomas Klatte. Der 27-Jährige hat sich im Projekt im vierten Semester mit der Maillard-Reaktion beschäftigt, durch die Hackfl eisch beim Anbraten braun wird und sein typisches Aroma entwickelt. Am Beispiel eines Häkelpullovers will er Vorschülern erklären, wie sich durch die Hitze in der Pfanne Aminosäuren mit Zucker verbinden. Jedes Sommersemester können die Studierenden in der Lebensmitteltechnologie zwischen verschiedenen Projekten zur Lebensmittelherstellung wählen, die Molekülchenküche ist eins davon. Hier sollen sie unter anderem lernen, kompli-zierte Vorgänge zu durchdenken und einfach zu beschreiben. Die Abschlusspräsentation vor Kindergarten-Publikum gehört zum Konzept, die Studierenden sind gezwungen, eine Sache auf den Kern zu reduzieren. „Wenn Sie versuchen, einen wis-senschaftlichen Zusammenhang so zu erklären, dass ihn ein Laie versteht, müssen Sie das Ganze selbst sehr genau ver-standen haben“, erklärt Ecker die Idee.
Einfache Sprache Betreut hat das Projekt Myriam Braun-Münker. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbe-reich und will bei den Studierenden neben aller Theorie den Blick für die Praxis schärfen. Chemische Vorgänge in einfache Sprache zu fassen, gehört dazu. „Das ist eine Ressource fürs spätere Arbeitsleben“, sagt Braun-Münker. „Die Studierenden wissen ganz viel, aber sehen nicht, wo die Dinge im Alltag vorkommen.“ Durch die Vereinfachung geht in den Ausarbei-tungen hin und wieder ein Detail verloren. Für die Apotheke-rin und Lebensmittelchemikerin ist das nicht schlimm. „80 Prozent Genauigkeit reicht mir an dieser Stelle“, sagt Braun-Münker.
In der Molekülchenküche lernen Studierende, komplizierte chemische Vorgänge einfach zu erklären.
Das Projekt gehört zum Studiengang Lebensmitteltechnologie. Am Ende müssen die Viertsemester vor
Kindergarten-Publikum beweisen, dass Sie ihre Projekte bis ins kleinste Detail verstanden haben.
Kochen als Wissenschaft
Den Studierenden gefällt der Ansatz. „Ich fi nde es gut, dass es nicht nur um die Analysemethoden geht, sondern auch um die verständliche Erklärung“, sagt Lena Metzler. Die 21-Jähri-ge hat sich mit Mayonnaise beschäftigt und der Frage, war-um sich die eigentlich nicht mischbaren Flüssigkeiten Öl und
Wasser hier plötzlich vertragen. Der Clou sind die Lecithine im Eigelb, die die Vermischung von Fetten und Wasser möglich machen. Für die Kindergartenkinder hat die Studentin Puzzle-Teile gebastelt. Die Teile, die Öl und Wasser symbolisieren, pas-sen nicht zusammen. Fügt man ein Eigelb-Teilchen ein, hält die Verbindung. Bei ihrer Erklärmethode hat sich Metzler an der Sendung mit der Maus orientiert. „Ich fand das als Kind klasse. Die Kinder sollen verstehen, dass viele Dinge nicht so einfach sind, wie sie aussehen.“
Präsentieren vor Kindergarten-Publikum Zu Gast ist am Ende des Sommersemesters die Vorschulgruppe aus dem Kinderhaus Kleine Füße in Petersberg. Eine Woche vorher proben die Studierenden mit ihrem Professor den genauen Ablauf. „Sie brauchen als Ei eine Heizplatte und die Mayon-naise kommt vor der Schlagsahne“, legt Professor Ecker fest. 15 Minuten hat jeder Zeit, sein Projekt vorzustellen und dabei
| vernetzen
um sich die eigentlich nicht mischbaren Flüssigkeiten Öl und
Wasser hier plötzlich vertragen. Der Clou sind die Lecithine im Eigelb, die die Vermischung von Fetten und Wasser möglich
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möglichst locker und kindgerecht aufzutreten. „Sie brauchen keine Angst vor den Vorträgen zu haben. Das muss nicht bier-ernst sein“, macht der Professor der Gruppe Mut. Dass sie mit ihren Präsentationen auch unterhalten müssen, ist für die Studierenden eine ungewohnte Aufgabe. „Man ist darauf ge-trimmt, dass man Fachbegriffe lernt und sich kompliziert aus-drückt“, sagt Melanie Orth. Sie ist im Projekt der Frage nachge-gangen, was genau dafür verantwortlich ist, dass Nudeln beim Kochen weich und größer werden. Getestet hat sie ihre Ausar-beitung an ihrem kleinen Neffen: „Der fi ndet so etwas super
und fragt mich auch jetzt noch Sachen“, sagt die 22-Jährige. Der Probelauf hat sich gelohnt, auch die Fünf- und Sechsjäh-rigen aus dem Kinderhaus sind begeistert. „Kinder brauchen keine abstrakte Wissensvermittlung über Dinge, mit denen sie nichts zu tun haben“, sagt Barbara Goldbach, die den Kinder-gartenbereich im Kinderhaus leitet. Sie versucht die Neugier und den Forscherdrang der Vorschulkinder aufzugreifen und ihnen Dinge zu erklären, die sie im Alltag umgeben. Die Mo-lekülchenküche kam da gerade recht. Sahne und Mayonnaise kennen die Kinder auf Kuchen und Pommes, bei der Zuberei-tung von Nudeln und Hackfl eisch haben die meisten schon einmal zu Hause geholfen. Auch in der Molekülchenküche wollen die Kinder nicht nur zuhören, sondern anfassen und ausprobieren. Das geht zum Beispiel an der Sahne-Station. Nach dem Schlagen ist die Schüssel deutlich voller als vorher. „Wir haben nichts reinge-tan, wir haben nichts rausgeholt. Wo kommt das jetzt her?“,
Prof. Dr. Felix Eckeristseit2006ProfessorfürpharmazeutischeTech-
nologieanderHochschuleFulda.SeineLehrgebietesinddarüberhinausVerpackungundHaltbar-machungsowieallgemeineundanorganische
Chemie.Myriam Braun-Münker istApothekerinundstaatlichgeprüfteLebensmittel-chemikerin.SiearbeitetseitJanuar2012alswissen-schaftlicheMitarbeiterinamFachbereichLebens-mitteltechnologieundhatdasProjektbegleitet.DieIdeezurMolekülchenküchekommtnichtnurbeiKindergärtengutan,esgibtauchschonersteKontaktezuSchulen,diedieAusarbeitungenfürdenChemie-undPhysikunterrichtnutzen.
fragt Professor Ecker. Zwei Jungs dürfen gegeneinander antre-ten und mit Strohhalmen Schaumberge in Wassergläsern pus-ten. Ähnlich funktioniert es bei der Sahne. Beim Schlagen wird Luft untermischt, an der die Fettkügelchen der Sahne durch Eiweißmoleküle an der Oberfl äche haften bleiben. Die Sahne wird fest und erreicht fast das Doppelte ihres ursprünglichen Volumens. Helen Knust
beitung an ihrem kleinen Neffen: „Der fi ndet so etwas super
und fragt mich auch jetzt noch Sachen“, sagt die 22-Jährige. Der Probelauf hat sich gelohnt, auch die Fünf- und Sechsjäh-
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Anfangs plagte sie durchaus der ein oder andere Zweifel. „Ich musste erst mal ein Gefühl dafür bekommen, wie man so eine ganze Firma plant, wo man hinwill, wie man das vermit-telt“, gesteht sie. „Ich hatte immer eher Angst, in ein Gespräch zu gehen, weil man ja nie weiß, wie man wirkt und ob die an-deren einem zuhören. Ich bin ja noch relativ jung und da habe ich mich gefragt, ob ich genauso gesehen werde wie der andere Geschäftsführer, der ausgesprochen wortgewandt ist.“ Doch
Ihr Enthusiasmus und ihre Energie wirken ansteckend. „Ich habe meine Freundin für das Projekt geworben und sie ist auch ganz begeistert“ erzählt Sophie Mühlau strahlend. Die 21-Jähri-ge arbeitet neben ihrem Studium in der studentischen Unter-nehmensberatung Furecon. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich im Arbeitsleben Fuß fassen soll, ohne vorher etwas praktisch gemacht zu haben“, begründet sie ihre Entscheidung und über-legt dann: „Vielleicht wäre mir das Studium alleine auch zu the-oretisch.“ Es war ein guter Bekannter, der Sophie Mühlau auf die Idee brachte. „Er war zum damaligen Zeitpunkt in der studentischen Unternehmensberatung Furecon aktiv und fand, dass das auch etwas für mich sein könnte“, erzählt sie. Und auch ihr WG-Mit-bewohner, Geschäftsführer der Furecon und Mitgründer der Studentischen Initiative Bingen „SIB“, dem Projektpartner von Furecon, riet ihr, den Schritt zu wagen und nicht nur im Rollen-spiel, sondern in einem echten Projekt Erfahrungen zu sam-meln. Das war Anfang 2012. Sophie Mühlau war damals gerade im ersten Semester. Wenige Monate später, im Juni 2012, wagte sie den nächs-ten Schritt und übernahm die Aufgabe der Geschäftsführerin. Erfahrungen hatte sie kaum. Ein einziges Projekt hatte sie bis dahin abgewickelt. Sie riskierte es einfach – im Vertrauen dar-auf, rasch in ihre neue Rolle hineinzuwachsen. Mittlerweile lei-tet Sophie Mühlau seit etwa eineinhalb Jahren gemeinsam mit zwei Kommilitonen das studentische Unternehmen. Und sie weiß: Es war die richtige Entscheidung.
Sich menschlich weiterentwickeln Jetzt sitzt sie in der Hochschulkommunikation und erzählt lebhaft von ihren ersten Erfahrungen als Unternehmensberaterin und Geschäfts-führerin. Mit jedem Satz wird klarer: Sie sieht ihre Aufgabe bei Furecon nicht nur als eine gute Möglichkeit, Praxiserfahrungen neben dem Studium zu sammeln. Für sie ist es auch eine Chan-ce, sich persönlich zu stärken, das Selbstbewusstsein auszubau-en. Gleichzeitig testet sie, wie es ist, als Beraterin zu arbeiten.
„Ich kann mir die Arbeitszeiten selbst legen“, sagt sie und weiß schon jetzt: „Das ist die Arbeitsweise, die ich später mal gerne haben möchte!“
Als sie den Posten der Geschäftsführerin über-
nahm, hatte sie kaum Erfahrung, aber eine Menge Mut und Begeisterungsfähigkeit. Inzwischen
weiß Sophie Mühlau, dass es genau darauf ankommt: etwas zu wagen.
Wer mitmachen will, kann sich melden bei: †David Krebs: [email protected]†Sophie Mühlau: [email protected]†Christian Moscha: [email protected]
Willkommen sind Studierende aus allen Fachrichtungen.
„Traut euch“
www.furecon.de 39
sie lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass solche Sorgen unbegründet sind. „Wenn man das öfter macht, dann fühlt man sich immer wohler“, erklärt sie selbstbewusst.
Das Selbstbewusstsein stärken Und dann verrät sie, was sie ärgert: Dass viele ihrer Kommilitoninnen vor allem auf gute Noten und ein Studium in Regelstudienzeit fi xiert seien. Zu oft höre sie: „Ich habe dafür keine Zeit“ oder „Das kann ich nicht“. „Ich fi nde es wichtig, jetzt damit anzufangen, Praxiser-fahrungen zu sammeln und sich genügend Selbstbewusstsein für den Berufseinstieg zu verschaffen statt erst fertig zu studie-ren.“ Es bringe nichts, nur auswendig zu lernen. Man bekomme durch die Praxis den Blick für das Wesentliche und das lasse sie etwas gelassener an die Sachen herangehen. „Vielleicht“, überlegt sie kurz, „hätte ich mich auch nicht getraut, wenn ich nicht so bestärkt worden wäre“. Und deshalb will sie jetzt all jenen Mut machen, die noch zweifeln: „Es gibt keinen Grund, es nicht zu versuchen“, fi ndet sie und ist über-zeugt: „Ich glaube schon, dass es etwas ausmacht, dass ich jetzt als Frau in der Geschäftsführung bin.“
Frühzeitig aus Fehlern lernen Für Sophie Mühlau je-denfalls bringt die frühzeitige Praxisorientierung nur Vorteile:
„Wir können uns ehrlich sagen, was noch nicht perfekt gelau-fen ist und uns Tipps geben. Das ist doch das Gute: Wir sind alle noch Studierende. Wenn jetzt etwas schiefgeht, dann ist das noch nicht so peinlich, als wenn es beim späteren Arbeitgeber passiert.“ Sie erinnere sich noch gut: Anfangs sei es ihr alles an-dere als leicht gefallen, ein Akquise-Anschreiben zu formulieren. Welche Worte wählt man am besten? Wie umfangreich darf es sein? Mit der Zeit bekomme man ein Gespür dafür. Was immer helfe: Dass man jederzeit die anderen um Unterstützung bitten könne. Was sie ebenso schätzt, ist das Feedback der Lehrenden.
„Professor Haller hat sich mein Projekt angesehen und mir ge-sagt, wo es noch nicht passt. Er hat mich auf all die Kleinigkei-
ten hingewiesen, auf die man nicht unbedingt achtet, wenn man aus der Schule kommt und losstudiert“, erzählt sie. Erste Führungserfahrungen hat Sophie inzwischen auch gesammelt: Akquise-Anschreiben liest sie mittlerweile Kor-rektur und gibt ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen Feedback. Pläne hat sie auch in puncto Strategie: So will sie die Kooperation mit der Unternehmensberatung in Bingen aus-bauen. Die Studentische Initiative Bingen hat sich nämlich auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit spezialisiert und arbeitet mit vielen Ingenieuren zusammen. „Die Kooperation verschie-dener Fachrichtungen in der Beratung ist sinnvoll“, sagt sie. Ver-schiedene Fächer, das bedeute auch: ganz verschiedene Men-schentypen und ganz unterschiedliche Kompetenzen. Furecon übernehme deshalb den Akquisepart, die Bingener brächten ihr Ingenieurswissen ein. „Wir haben schon ein paar Projekte ver-mittelt“, erzählt sie stolz.
Punkten bei Bewerbungen Bei der Jobsuche werden ihr all diese Erfahrungen helfen, ist Sophie Mühlau überzeugt. Bestes Beispiel sei ihr Furecon-Kollege Martin Lahusen. Er habe sich für ein Praktikum bei drei großen Beratungsunternehmen beworben und tatsächlich von allen Zusagen erhalten. „Solche Praxiserfahrungen“, sagt sie, „machen sich eben gut in den Be-werbungsunterlagen.“ Und dann macht sie noch einmal einen Versuch, alle Unentschlossenen zu motivieren: „ Es ist eine tolle Sache, so viele Erfahrungen schon im Studium machen zu kön-nen. Das sollte man unbedingt nutzen.“ Wer jetzt noch immer zweifelt, sollte eines tun: Es einfach ausprobieren!Dr. Antje Mohr
Sophie MühlauistdieersteGeschäftsführerinderstudentischenUnternehmensbe-ratungFurecon.ObwohldieStudentinderInternationalenBetriebs-wirtschaftslehreinihreRolleersthineinwachsenmusste,hatsieihreEntscheidungniebereut.ImGegenteil.
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„Es war unglaublich laut in der Börse“, sagt Jenny Strom, stellvertretende Vorsitzende des Akademischen Börsen-kreises Fulda. „Besonders zu Zeiten, wenn bestimmte Rohstoffe gehandelt wer-den“. Ein „V“ aus Zeige- und Mittelfi nger bedeutet eine Erhöhung des Preises, Zei-gefi nger rund auf Daumen heißt in der Händler-Zei-chensprache, nicht weiter zu bieten. Den Börsianern bei der Arbeit live zuzuschauen, sei sehr interessant gewesen. Die Rückmeldungen der mit-gereisten Studierenden zum
Besuch der Börse lauteten ähnlich und reichten von Kommen-taren wie „Organisiertes Chaos“ bis „Das kann ich mir nicht anschauen – sind das nicht die Leute, die für die Finanzkrise verantwortlich sind?“. Aus rund 40 Teilnehmern bestand die Exkursionsgruppe, die neben der Londoner Rohstoffbörse auch die Stadt inklusi-ve der Pubs besichtigte und die Universität besuchte. Interes-sant, aber teuer waren die Angebote der London Metropolitan University, die Programme für ein Auslandsemester extra für deutsche Studierende vorstellte. Rund 4500 Pfund kostet das Semester, Wohnkosten nicht mit eingerechnet. Und Wohn-raum ist in London knapp und teuer, ohne Stipendium ist das nur für Kinder reicher Eltern zu schultern. „Vor der Uni standen auch nur Porsche und BMWs, und zwar auf dem Studenten-parkplatz“, schmunzelt die Studentin. Für sie war die Organisation der gelungenen Kurzreise für Studierende verschiedener Studienorte eine praktische Übung in Projektmanagement, einer ihrer aktuellen Studien-
schwerpunkte. Es sei interessant, das, was man strukturiert gelernt habe, durch praktische Erkenntnisse zu erweitern.
Börsenverein eröffnet Kontakte Über die Mitarbeit im Börsenverein hat die 20-jährige Betriebswirtschaftsstudentin schon eine Menge Kontakte geknüpft, die für ihren späteren berufl ichen Weg nützlich sein können. „Ich habe enorm vie-le Menschen kennengelernt“, stellt sie fest. Auf Messen, bei Vorträgen und bei Treffen des Bundesverbandes der Börsen-vereine an deutschen Hochschulen (BVH) traf sie interessan-te Gesprächspartner und hat inzwischen Freunde in ganz Deutschland. „Aus denen wird auch mal was“, meint sie über-zeugt. Denn wer sich im Studium schon so engagiere, bleibe
Ob der Goldpreis steigt, der Zick-Zack-Kurs auf dem Kupfermarkt für Unruhe sorgt oder die Händler mit
einem Handzeichen über den Lärm hinweg hektisch ihren Handel signalisieren – ein Besuch der London
Metal Exchange, der weltgrößten Rohstoffbörse, ist für Betriebswirtschaftsstudierende allemal span-
nend. Der Akademische Börsenkreis Fulda veranstaltete deshalb zusammen mit studentischen Börsen-
vereinen anderer Hochschulen eine Exkursion nach London.
Das organisierte Chaos
Akademischer Börsenkreis e. V.:Der Akademische Börsenkreis wurde 2006 von Studierenden mit Unterstützung von Professor Peter Haller gegründet und zählt derzeit über 100 Mitglieder. Mitmachen können alle, Studierende und Nicht-Studierende, die mehr über Aktien, Anleihen, Börsen und Broker wissen möchten. Der studen-tische Verein möchte nicht nur den Studierenden, sondern auch allen anderen Interessierten aus der Region Fulda ein Forum für Informations- und Erfahrungsaustausch bieten und damit ein Netzwerk knüpfen, das insbesondere seinen aktiven Mitgliedern den Einstieg ins Berufsleben erleich-tern kann. Zum Angebot des Vereins gehören Fachvorträge, Seminare und Exkursionen, beispielsweise zum Frankfurter Börsentag, zur Jahreshauptversammlung eines Dax-Kon-zerns wie der Deutschen Bank und zur Invest-Messe nach Stuttgart. Außerdem bietet der Akademische Börsenkreis Fulda jährlich einen BVH Börsenführerschein an, der mittels vier Seminaren an zwei Samstagen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Grundlagen der Börse vermit-telt. Die Teilnehmer erhalten im Anschluss ein bundesweit einheitliches Zertifi kat.
www.boersenkreis-fulda.de 41
Jenny StromgeboreninNovosibirsk,wuchsinBüdingenaufundstudiertInternationaleBetriebswirtschaftslehreanderHochschuleFulda.SeitdemerstenSemesterarbeitetsiemitimAkademischenBörsenkreisundiststellvertretendeVorsitzende.
auch später sicher nicht auf der Strecke. Viele ehemalige Stu-dierende sind Mitglieder im Börsenkreis geblieben und stehen heute im Beruf. Sie habe auch gelernt, wie man sich mit Leuten „richtig“ unterhält, „richtig“ im Sinne von selbstbewusst und zielori-entiert, erklärt Strom. Als Beispiel nennt sie ein Gespräch mit einem der Partner von PricewaterhouseCoopers (PwC), einem der vier größten Wirtschaftsprüfungsunternehmen weltweit. Die Studentin interessierte sich für das Unternehmen und be-warb sich später erfolgreich um einen Praktikumsplatz.
Ihr soziales Engagement im Börsenverein kam gut an im Be-werbungsgespräch. Im vergangenen Sommer absolvierte sie ihr zehnwöchiges Praktikum bei PwC in Frankfurt. „Es war sehr beeindruckend. Ich habe auch zuvor schon gearbeitet, aber ich bin vorher noch nie wie ein normaler Angestellter behandelt worden.“ Sie prüfte Fonds darauf, ob bei den Programmen und Listen alle Vertragspunkte und Gesetze eingehalten wurden und ob die Beträge stimmen, arbeitete viel mit Excel. Für ihre berufl iche Zukunft kann sie sich einen Job in der Finanzbran-che nun gut vorstellen. Bettina Mangold
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Es gab eine Zeit, da war er das Unternehmen: Er war zustän-dig für Kommunikation, Vertrieb, Support, Weiterentwicklung und dafür, sein Produkt zu testen. Er alleine. Er ging ans Telefon, wenn er krank war oder sich nur ein paar Tage Urlaub gönnte.
„Das ging an die Grenze“, erzählt er. Und dennoch gab es für Martin Mahr nur eins: weitermachen. Obwohl er so manchen finanzielle Engpass überwinden und irgendwann die Entschei-dung treffen musste, den sicheren Job zu kündigen. „Ich wollte das Projekt nicht sterben lassen, nicht die Ohren hängen lassen und sagen: Hallo Kollegen, ich bin wieder da. War doch keine so eine gute Idee.“ Also wagte er irgendwann den Schnitt. Inzwischen sorgen Martin Mahr und seine Partner mit ihrer Software VisWa dafür, dass Patienten in Arztpraxen nicht mehr so lange warten müssen, dass auch Montagmorgens die Erreichbarkeit gesichert ist und die Mitarbeiterzufriedenheit steigt. Vor allem in Hamburg und München hat das junge Un-ternehmen bislang seine Kunden: Arztpraxen und Therapeu-ten, die ihre Prozesse effizienter gestalten und ihren Service für die Patienten optimieren wollen. Und bald sollen auch andere Branchen von der Software profitieren.
Wendepunkt Zivildienst Doch der Reihe nach. Die Ge-schichte beginnt mit der Ausbildung zum Beamten. Martin Mahr gehört nicht zu jenen, die schon immer von der Selbst-ständigkeit träumten. Mit 17 ging er zur Post. Dann absolvierte er seinen Zivildienst beim Roten Kreuz. Später wird er erzählen, dass dies seine berufliche Perspektive völlig veränderte, dass er nach allem, was er erlebt hatte, nicht wieder in den Postdienst zurückkehren konnte. Mahr entschied sich, die Ausbildung zum Rettungsassis-tenten zu machen. „Das war schon ein Risiko“, erzählt er. „Ich war Beamter, hatte Anspruch auf meine Pension.“ Die Eltern waren nicht begeistert, sagten aber: Du bist alt genug, das ist deine Entscheidung, du hast einen sicheren Job, überleg es dir gut.
Er hatte etwas zu verlieren. Und dennoch wuss-
te er: Es gibt kein zurück. Martin Mahr machte
sich auf den Weg zum Unternehmer, ließ los, gab
Sicherheiten auf, übte sich im Durchhalten. Eine
Gründergeschichte
„Ich bin kein Hinwerfer“ Er nahm ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub und hielt sich da-mit die Option offen, in den Postdienst zurückzukehren. Wie ein Bergsteiger, der sich mit einem Seil gegen einen möglichen Absturz sichert. „Es waren total harte Zeiten“, sagt er immer wieder.
Und wieder zurück Weil er die Ausbildung selbst finanzie-ren musste, arbeitete er weiter im Rettungsdienst. Nach dem Abschluss bekam er eine befristete Stelle beim Roten Kreuz. Währenddessen meldete sich die Post und drängte auf eine Entscheidung. Da kündigte er und gab seine Ansprüche als Be-amter auf. Als der Vertrag beim Roten Kreuz nicht verlängert wur-de, ging er noch einmal zur Post. Machte ein halbes Jahr lang Briefkastenleerungen, Lkw-Nachdienst und irgendwann In-nendienst. Derjenige, der nach ihm gelernt hatte, war jetzt sei-ne Aufsicht, wenn er als Aushilfe die Briefe im Verteilzentrum stopfte. Dann kam endlich die ersehnte Festanstellung beim Rettungsdienst. Aus der Zeitung erfuhr er ein paar Jahre später von dem neuen Studiengang Gesundheitsmanagement. Mahr absol-vierte die Hochschulzugangsprüfung für beruflich Qualifizierte, bestand und begann zu studieren. Berufsbegleitend. Wenn die Nachtdienste ruhiger waren, konnte er sich ein paar Stunden hinlegen. Danach ging er in die Hochschule. Die Arbeitskollegen fragten: Warum tust du dir das an? Und sie sagten: Das packst du eh nicht.
Entscheiden und durchhalten Einmal hätte er beinahe alles hingeschmissen – aufgrund privater Probleme. „Überleg dir das gut“, redete sein Kommilitone und Mitstreiter ihm da-mals ins Gewissen. Und da sagt er sich: „Ich bin kein Hinwer-fer. Wenn ich etwas anfange, mache ich es auch zu Ende, egal wie. Ich kann nicht eineinhalb oder zwei Jahre meines Lebens aus dem Fenster werfen.“ Was ihm damals zugutekam, war sei-ne Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und diese dann nicht mehr anzuzweifeln. Mahr schloss das Studium in der Regelstudienzeit ab. Da war die Idee, sich selbstständig zu machen zwar schon geboren, das Geschäftsmodell aber noch unklar. „Ein Kommilitone von mir hatte die Idee entwickelt, QM für Arztpraxen anzubieten. Doch als wir mit dem Studium fertig waren, gab es schon eine Reihe an Angeboten. Ich fragte einen weiteren Kommilitonen, der Pflegemanagement studiert hatte, ob wir nicht zu dritt et-
Alumni: Gründergeschichtte
| Alumni
⟼
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was auf die Beine stellen wollten. Im Studium hatten wir viel und gut zusammengearbeitet. Und dann verkündeten wir drei bei der Abschlussveranstaltung: Wir machen uns selbstständig. Da haben uns alle für verrückt gehalten.“ Doch Mahr wollte sein eigener Herr sein, nicht schon wie-der „unter irgendeinem Vorgesetzten dienen“. Und er hatte das Ziel, sich finanziell weiterzuentwickeln. „Ich hätte als Bachelor etwa so viel verdient wie als Rettungsassistent im Schicht-dienst“, erklärt er seinen Schritt in Richtung Selbstständigkeit.
Mit dem Blick des Fachmanns Die zündende Geschäft-sidee kam ihm bei einem seiner Einsätze als Rettungsassistent.
„Ich stand mit einer Patientin an der Anmeldung und beobach-tete das Treiben in der Praxis. Eine Arzthelferin war nur am Tele-fonieren. Vor ihr standen Leute, die eine Frage hatten oder einen Termin wollten. Dann telefonierte auch die zweite Arzthelferin. Alle waren genervt. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß, dachte
ich, die Arzthelferin ist doch keine Telefonistin.“ Abends unter der Dusche fiel ihm die Lösung des Problems ein: Termine on-line vergeben. Um die Finanzierung sicherzustellen, bewarben sich Mahr und seine beiden Kommilitonen um ein Gründerstipendium. Parallel führte sein Kommilitone tatsächlich QM in Arztpraxen ein. Auf Basis einer Kauflösung, um das finanzielle Polster et-was aufzubessern. Beim Verfassen ihres Ideenpapiers stellten sie fest, dass es eine Online-Terminvergabe schon gab. „Also entwickelten wir die Idee, die Abläufe in der Arztpraxis zu verbessern und die On-line-Terminvergabe mit einem guten Terminmanagementsys-tem zu kombinieren, als Gesamtpaket, auch mit Beratung, weil wir überzeugt sind: Das Produkt kann nur funktionieren, wenn alle Einstellungen passen.“
Herber Rückschlag Das Gründerstipendium bekamen sie im zweiten Anlauf, als sie den mutigen Satz in ihr Papier aufnahmen, dass es um die Kombination von Beratung und IT gehe und nicht um eine rein technische Innovation. Martin Mahr nahm wieder ein Jahr un-bezahlten Urlaub, um sich voll und ganz der Produktentwick-lung zu widmen. Ein weiteres ehemaliges Gründerprojekt übernahm die Programmier-arbeiten. Kurz vor dem ersten Messeauftritt, den die drei noch während ihres Gründerstipen-diums planten, kam die Ernüch-terung: Nichts funktionierte.
„Das hat uns letztendlich ein Jahr und 10.000 Euro gekostet“, erzählt Mahr und man merkt ihm die Enttäuschung noch an.
„Wir haben fast die kompletten Sachkosten an diese Firma be-zahlt – für nichts. Wir konnten nichts gebrauchen. Da habe ich gesagt: Ich will nächstes Jahr davon leben. Und dann haben
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wir uns von unserem IT-Partner getrennt“, erzählt Mahr und erklärt: „IT kann unberechenbar sein, ist aber leider existenziell. Man macht sich abhängig. Man braucht nicht nur einen abso-lut zuverlässigen Partner, man braucht einen Ehrenmann.“ Und den fand er glücklicherweise sehr schnell – durch Zu-fall. „Manchmal haben wir uns zwei Stunden über drei Klicks unterhalten. Eine solche Zusammenarbeit ist die Vorausset-zung für eine gute Bedienbarkeit.“ Es entstand eine Urtestversi-on, die Mahr und seine Partner in der Praxis Tölle in Flieden auf Herz und Nieren testen ließen. „Da gab es schon den ein oder anderen Moment, da hatte ich Schweißperlen auf der Stirn“, gibt er zu. „Da bin ich nach Flieden gefahren und habe viele Stunden in der Praxis verbracht.“
Der endgültige Schnitt Als das Gründerstipendium aus-lief, stand Martin Mahr abermals vor der Entscheidung: Zurück in den alten Job oder kündigen? „Das war nochmal eine heftige Phase“, erinnert er sich. „Da habe ich endgültig den Schnitt ge-macht und beim Roten Kreuz gekündigt.“ VisWa war da längst sein Baby. „Ich war der einzige, der zu diesem Zeitpunkt diesen Schritt wagen konnte.“ Das war umso mutiger, als Mahr inzwi-schen zwei Kinder hatte. „Meine Frau musste mitspielen, sich auch einschränken und zu diesem Zeitpunkt nicht zu knapp. Das Ganze ist nur mit dem hundertprozentigen Rückhalt des Lebenspartners zu machen. Und den hatte ich.“ Zwölf Monate erhielt Mahr noch den Gründerzuschuss. Danach wurde es fi nanziell eng. Mahr bekam das Geld, das sie mit der Einführung des QM-Systems verdienten. Die anderen hielten sich zurück. An Ausgaben für Marketing und Vertrieb war unter diesen Bedingungen nicht zu denken. Deshalb ent-schieden sich Mahr und seine Partner, einen Kredit aufzuneh-men: um werben zu können, den Vertrieb zu intensivieren und
Software und DienstleistungDas Terminsystem VisWa unterstützt Ärzte und Therapeuten beim Terminmanagement, indem Patienten Termine online buchen können. Durch Vernetzung mit einem Sekretariats-service ist zudem sichergestellt, dass auch telefonisch im-mer jemand erreichbar ist – selbst Montagmorgens. Neben einer bestens auf die Bedürfnisse der Praxen abgestimmten IT bieten Martin Mahr und seine Partner Maik Schmidt und Dirk Strehlow auch Prozessberatung an. Entwickelt hat das System Stefan Kraus vom Unternehmen BiteTheBytes.
www.mahrundpartner.de
das Produkt weiterzuentwickeln. Mittlerweile ist der zweite Partner Vollzeit in das Unternehmen eingestiegen. Er soll die Software nun auch in anderen Branchen vertreiben. Und mit dem Anbieter einer Praxisverwaltungssoftware bahnt sich eine Kooperation an. „Es geht bergauf“, sagt Mahr, aber er weiß, „es ist trotzdem noch ein steiniger Weg.“
Die richtige Entscheidung Fragt man Martin Mahr, ob er sich den Weg in die Selbstständigkeit so vorgestellt hat, dann antwortet er entschlossen „nein“. Als Zweifel will er das nicht verstanden wissen. „Ich würde es trotzdem wieder machen“, sagt er. „Man reift persönlich, sogar extrem. Was ich auf dem Weg zum Unternehmer gelernt habe, kann mir keine Instituti-on der Welt beibringen. Es bleibt immer spannend. Selbst wenn das Telefon heiß klingelt, dann ist das ein Problem, weil du gar nicht alles abarbeiten kannst.“ Mahr hat eine Menge Ideen im Kopf, wie sich das Produkt weiterentwickeln lässt. Ist eine Ent-kopplung von Beratung und Produkt angebracht? Schadet das dem Produkt? Läuft dann die Hotline heiß? Er weiß, er muss sich all das genau überlegen. Selbstständig sein – das war nicht sein großer Traum und lange Zeit keine Option für ihn. Doch wer Martin Mahr zuhört, merkt schnell: Er ist mit Leib und Seele dabei. Und das ist wohl auch die Voraussetzung, um durchzuhalten auf dem Weg zum Unternehmer. „Ein Sparkassenmitarbeiter hat einmal zu mir gesagt: Es gibt nur zwei Kategorien: Selbstständiger und Nicht-Selbstständiger, dazwischen gibt es nichts. In diesem Satz steckt so viel Wahrheit.“Dr. Antje Mohr
Martin Mahr studierteGesundheitsmanagementundmachte2007seinenBache-lor-Abschluss.OhnedasStudiumwäreernichtUnternehmergewor-den.EswarfürihndieGrundlage,selbstständigarbeitenzulernen.
⟞
| Alumni
45 vernetzen |
Mit dem richtigen Handwerkszeug geht es leichter:
Wer Interesse hat, sich als Tutorin oder Tutor in
die Lehre einzubringen, und zwar professionell,
kann sich speziell für diese Aufgabe qualifi zie-
ren. Die Hochschule Fulda bietet Kurse für Prä-
senz- sowie E-Tutorinnen und -Tutoren, in denen
sie Grundkenntnisse in Methodik und Didaktik
vermittelt. Welche Rolle, welche Aufgaben haben
Tutorinnen und Tutoren? Welche aktivierenden
Methoden können sie einsetzen? Wie lassen sich
Gruppenprozesse erkennen und lenken, Konfl ikte
managen und Veranstaltungen planen? Darauf berei-
ten die Kurse vor.
Der Kurs für Präsenztutorinnen und -tutoren qua-
lifi ziert für den Einsatz bei Laborübungen, Propä-
deutika oder sonstigen Übungen zur Vertiefung von
Wissen. Die E-Tutorinnen und -Tutoren übernehmen
vor allem die Aufgabe, Onlineforen auf der Lern-
plattform zu moderieren, Studierende zu motivie-
ren, sich an Onlineaufgaben zu beteiligen und sie
bei Fragen und Problemen zu unterstützen.
Der zeitliche Aufwand für die Ausbildung zur Prä-
senztutorin bzw. zum Präsenztutor beläuft sich
auf zwei Tage. E-Tutorinnen und Tutoren nehmen
einen halben Tag an einer Präsenzschulung teil,
Qualifi zierungsangebot für Tutorinnen und Tutoren
Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-Info-Kurz-
ansonsten fi ndet die Qualifi zierung online statt.
Insgesamt sind dafür etwa drei Tage zu kalkulieren.
„Von den Tutorinnen und Tutoren, die die Ausbil-
dung bereits absolviert haben, wissen wir, dass
sie ihre Lehrveranstaltungen deutlich abwechs-
lungsreicher gestalten können“, sagt Debora
Rieser aus dem E-Learning-Team der Abteilung
Dienstleistungen für Lehre und Studium an der
Hochschule Fulda. „Sie bieten beispielsweise auch
World Cafes oder den so genannten Glückstopf an,
aus dem Zettel mit Begriffen gezogen werden, die
dann vor der Gruppe erklärt werden. So lässt sich
Lernstoff mit Spaß wiederholen.“
Die Ausbildungsinhalte und die anschließenden
praktischen Erfahrungen, etwa im Umgang mit Grup-
pen, lassen sich später im Beruf nutzen, wenn es
beispielsweise darum geht, Projekte zu managen.
Auch ihre Beratungskompetenz können die Tutorin-
nen und Tutoren schulen. Die Teilnahme an den
Qualifi zierungsprogrammen wird bescheinigt.
,Die Anmeldung ist jederzeit möglich unter
,Für Fragen zum Qualifi zierungsprogramm steht
Debora Rieser unter der
Telefonnummer 0661 9640 9556 oder der
E-Mail [email protected]
zur Verfügung.
www.facebook.com/hsfulda
Wer vernetzt ist, weiß mehr.
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Das Training ist an diesem Tag ins Parkhaus verlagert. Nicht ganz ungefährlich zwischen all den parkenden Autos. Doch die sieben Kursteilnehmer, sechs Studentinnen und ein Stu-dent aus Kamerun, sind entschlossen, dem Regenwetter zu trotzen und die Herausforderung anzunehmen. Helm auf und los geht’s. Andrea Kahlhöfer und Jan Ries vom Hochschulsport helfen beim Aufsteigen. Noch sichtbar wackelig und unsicher läuft das ab. Kein Wunder, schließlich sitzen sechs der sieben Studierenden erst zum dritten Mal in ihrem Leben auf einem Fahrrad. Was hierzulande zum Studentenleben dazugehört, hat für die Studierenden aus Kamerun beinahe etwas Exotisches. In ihrem Heimatland gibt es zwar Fahrräder. Doch das Radfah-ren gehört nicht zum Standardprogramm, das jedes Kind lernt.
„Zu Hause fahren wir Auto“, sagen Estrelle Dadji und Dorice Matsingoum, zwei der Studentinnen, die sich an diesem Tag bemühen, Fortschritte zu machen. Keine Frage, es braucht schon einigen Mut, um als Erwachsener das zweirädrige Ge-fährt mit dem wackligen Lenker in den Griff zu bekommen. Schließlich fällt man im Ernstfall nicht mehr so unbedacht wie in jungen Jahren. Und das wissen die sieben. „Fahrräder nutzen wir nur selten als Fortbewegungs-mittel im Alltag, mehr zum Spaß“, erklärt Carine Mendom. In Deutschland sei das anders. Und deshalb findet sie es wichtig, das Radfahren zu lernen. Carine Mendom ist zwar keine bluti-ge Anfängerin. Als kleines Mädchen saß sie bereits auf einem Rad, aber das ist schon viele Jahre her. „Jetzt habe ich Schwie-rigkeiten mit dem Gleichgewicht“, erzählt sie. Mittlerweile helfen Andrea Kahlhöfer und Jan Ries bei den ersten Fahrversuchen im Parkhaus. Sie laufen neben den Rädern her, geben Tipps, halten mal am Sattel, mal am Len-ker fest, um die Lernwilligen zu stabilisieren. „Fuß raus“, ruft Jan Ries, als das Rad einer Studentin in bedrohliche Schieflage gerät. Bei einigen zeigt sich: Der Sattel ist noch zu hoch ein-gestellt. Ohne Bodenkontakt mindestens eines Beins ist noch nichts zu machen. Zu unsicher. Verständlich! Weil alle sieben Radschüler die Zeit nutzen und üben wollen, eilen jetzt auch Peter Freund und Julia Steinbicker vom
Die Eroberung des Alltäglichen Rad fahren ist ein Teil studentischen Lebens. Zu-
mindest in Deutschland. Für viele internationale
Studierende ist es eine unbekannte Welt. Sieben
Mutige haben sich entschlossen, sie zu erobern.
AStA zur Hilfe. Die beiden haben gemeinsam mit Gesa Pusch aus dem International Office die Räder organisiert – und einen vierwöchigen Fahrradkurs gleich dazu. Die Räder sind Fund-räder der Stadt Fulda. In regelmäßigen Abständen stellt die Stadt sie internationalen Studierenden zur Verfügung, damit sie mobiler sind in Fulda. Wer an allen vier Kursen teilnimmt, wer lernt, sich sicher auch im Straßenverkehr zu bewegen, be-kommt das Rad am Ende geschenkt. Das ist die Abmachung.
Denn die meisten der internationalen Studierenden haben hier kein Auto. Wenn sich das Leben nur im Takt der öffentli-chen Verkehrsmittel bewegt, dann schränkt das die Möglich-keiten, an der Gesellschaft teilzuhaben und sich in die neue Heimat zu integrieren, enorm ein. „Alle bitte mal hierher“, ruft Jan Ries jetzt und winkt auch diejenigen herbei, die sich schon ein wenig weiter weg getraut haben. Es geht ums Anfahren. „Handbremse anziehen, Füße auf die Pedale und los“. Ries läuft über den Gepäckträger gegrätscht hinter Estrelle Dadji her, beide Hände fest am Sat-tel. Keine Frage: Das ist Höchstanstrengung. Als das Rad der Studentin zur Seite kippt, sind Kraft und Können gefragt. Zum Glück ist der Sportler darin geübt, Hilfestellung zu leisten. Und dann gelingt das Ersehnte: Estrelle Dadji fährt die erste Runde allein und freut sich: „Ich hatte immer Angst, aber jetzt macht es Spaß“, sagt sie. Die ehrgeizige junge Frau will auf jeden Fall dabei bleiben und auch nach dem Kurs fleißig trai-
|leben
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nieren. Ja, es ist ein Stück Freiheit, bestätigt sie. Kurven fahren steht als nächstes auf dem Programm. Es geht quer durchs Parkhaus, manchmal erschreckend nah an den parkenden Autos vorbei. „Wie haben die Leute, die gut Radfahren können, das bloß gelernt?, fragt sich Dorice Matsingoum, während eine ihrer Mitstreiterinnen vorbeiradelt und „Juh!“ ruft, weil auch sie die erste Runde ohne Hilfestellung geschafft hat. „Treten, treten, treten“, ruft Jan Ries, wohl wissend, dass es ohne eine
Peter Freund und Julia Steinbicker vomAStAhabennichtnurdieRäderorganisiert,sondernauch
währenddesKurseskräftigmitgeholfen.
Andrea Kahlhöfer waralsHochschulsportassistentinmitimEinsatz,
umbeidenerstenFahrversuchenzuhelfen.
Gesa Pusch istReferentinfürdasAusländerstudiumimInternationalOfficeundwarmaßgeblichanderOrganisationvonFahrrädernundHelmensowieanderTeilnehmerakquisebeteiligt.
Dr. Jan Ries istLeiterdesHochschulsportsanderHochschuleFulda.ErführtedenvierwöchigenRadfahrkursfürinternationaleStudierendedurch.
gewisse Geschwindigkeit nicht funktioniert. Dorice Matsing-oum legt gerade ein paar Meter mit seiner Unterstützung zurück. „Ich will alleine fahren, aber ich habe noch Angst“, ge-steht sie. Die Hilfestellungen geben ihr Sicherheit. Ohne den Kurs, gibt sie zu, hätte sie sich nicht für ein Fahrrad gemeldet. Die Erfolgserlebnisse an diesem Tag tun ihr gut. „Nach dem Training fühle ich mich immer leicht“, verrät sie. Und nicht nur deshalb will sie auf jeden Fall weiterfahren, auch nach dem Kurs. Dann lässt der Regen endlich nach. „Wir üben noch das Bergabfahren“, kündigt Jan Ries an. Andrea Kahlhöfer atmet einmal tief durch. Ob das gut geht? „Für die Fahrsicherheit ist das unerlässlich“, sagt Jan Ries. Mutig postieren sich die Radfahrerinnen und der Radfahrer an der leicht abschüssi-gen Zufahrt zum Parkhaus. Und dann zeigen die sieben, was sie gelernt haben. Aufsteigen, Blick nach vorne, Hand an die Bremse. Es klappt besser als gedacht. Jan Ries ist sichtlich ge-
schafft, aber zufrieden. Kein Sturz, keine Verletzungen, keine Schrammen an den parkenden Autos. Alle haben eine Menge dazugelernt. Und während die Teilnehmerinnen und der eine Teilnehmer ihre Räder zurück Richtung Sporthalle schieben, will eine von ihnen es nochmal wissen: Sie setzt sich aufs Rad, fährt noch einmal bergab Richtung Parkhaus, rollt aus und dann schiebt auch sie, den anderen folgend, ihr Rad zurück.Dr. Antje Mohr
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Angefangen hat es im Zivildienst. Da musste ich zwangsläu-fig sehr viel Gartenarbeit erledigen. Später habe ich dann ei-nen Auslandsaufenthalt in Schottland gemacht mit Work and Travel. Auch da habe ich größtenteils Gartenarbeit gemacht: Unkraut jäten, Bäume schneiden und pflegen, Rosen schnei-den. Vor zwei Jahren habe ich mir bewusst in den Ferien einen Job in unserer Gemeinde beim Bauamt
gesucht. Ich bin ich in die Abteilung Landschaftsgärtnerei ge-kommen und das hat mir gut gefallen, weil ich nach dem gan-zen Prüfungsstress, nach all dem Sitzen und Denken wieder mal was Körperliches machen wollte, was mich richtig müde
nach Hause kommen lässt – und was mich hungrig macht. Denn das Hungergefühl hatte doch merklich nachgelassen während der Klausurzeit. Berührungspunkte mit Gartenarbeit hatte ich vorher nur durch meine Eltern. In unserem Garten habe ich den Rasen gemäht, die Hecken geschnitten und gesät. Letzten Sommer
So entspanne ich
Seine Projekte: Avocado-, Papaya- und Pfirsichbäum-
chen züchten. Seine Leidenschaft: Das Gärtnern.
Andreas Herbert, Student der Lebensmitteltechnolo-
gie, entspannt, wenn er mit Pflanzen arbeitet – und
wenn er sieht, wie alles wächst.
| So entspanne ich
„Den Gedanken freien Lauf lassen“
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habe ich mit meinem kleinen Neffen – der ist dreieinhalb Jahre und will immer mit Hacke und Schippe arbeiten – Son-nenblumenkerne in eine Schale gepfl anzt, sie gegossen und dann einfach stehen lassen. Übers Wochenende war ich weg, und da sind sie alle aufgegangen. Ich habe die Sonnenblumen genommen und im ganzen Garten verteilt. Während der Prü-fungen habe ich sie dann ganz vergessen. Und als ich wieder geguckt habe, waren sie fast so groß wie ich, also fast 1,80 Meter. Alle haben geblüht. Ich habe mich gefreut, dass die so schön aufgegangen sind. Was mir so gut gefällt an der Gartenarbeit: Ich sehe, was ich geleistet habe. Das gibt mir ein gutes Gefühl und ist für mich eine Selbstbestätigung. Wenn ich mich anschließend
müde fühle, dann weiß ich warum. Die körperliche Arbeit ent-spannt mich, aber es entspannt mich auch zu sehen, dass da was rauskommt. Beim Gärtnern kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen, das ist wichtig für mich. Ich kann in meine eigene Ge-dankenwelt gehen und ein bisschen philosophieren und me-ditieren, nicht im Sitzen, sondern bei der Arbeit. Hinterher durch den Garten zu schlendern, das mache ich auch gerne. Wir haben teilweise noch Rosen von meiner Großmutter. In den Garten gehen, das war auch das Erste, was ich mit meiner Mutter nach dreieinhalb Monaten Schottland-aufenthalt gemacht habe. Sie hat mir gezeigt, was sich alles verändert hat. Wenn ich lerne, dann gehe ich immer mal kurz raus, füt-tere meine Kaninchen, gieße die Pfl anzen. Solche bewussten Pausen in Lernphasen, auch das Umherlaufen, sind total wich-tig für mich. Dabei sortieren sich die Gedanken.
Andreas HerbertmagamliebstenSonnenblumen,LavendelundKräuter.WennseineMutterPizzamitdenKräuternausdemeigenenGartenmacht,dannistdasfürihneinbesonderesGeruchs-undGeschmackserlebnis.BeiunseremGesprächsterminaufdemDachgartenzeigteermirgleichdieKräuterspirale.
Übrigens, das Erste, was ich beim AStA mache, wenn ich mal eine Woche nicht da war: Ich gieße die Blumen. Es ist scha-de, wenn sie eingehen und jeder sie vergisst. Wir haben sogar eine Aloe Vera-Pfl anze. Zu Hause habe ich drei Avokado-Bäumchen, die ich schon einmal im Keller überwintert habe. Ich habe sie immer nur ein bisschen gegossen und dachte: Überstehen sie die Kälte? Sie haben es überstanden. Jetzt fragt mein Vater, was ich damit machen will. Sie werden immer größer. Ich hatte mir schon überlegt, sie auf den Dachgarten zu stellen, wenigstens eines. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie irgendwann mal Früch-te kriegen, aber sie müssen 20 Meter hoch werden und das
dauert noch fünf Jahre. Als nächste Projekte will ich versuchen, ein Pa-paya- und ein Pfi rsichbäumchen zu ziehen.Aufgezeichnet von Dr. Antje Mohr
„Den Gedanken freien Lauf lassen“
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Hier hast du das Sagen Für alle Sprachinteressierten unter euch lohnt sich ein Ausflug nach Bad Hersfeld. Unter dem Motto „ Hier hast du das Sagen“ präsentiert die moder-ne Mitmach-Ausstellung „Wortreich“ alles rund um das Thema Sprache und Kommunikation. Rund 90 Stationen laden ein zum Hinhören, Zusehen, Sprechen und Kreativsein. Egal ob Wortbil-dung mit Buchstabenbällen, Theaterkaraoke oder Erstellen ei-nes fiktiven Beitrags für das Radio – die Möglichkeiten, Dinge auszuprobieren und dem eigenen Umgang mit der Sprache auf die Schliche zu kommen, sind mannigfaltig. Wir leben im Kommunikationszeitalter: Pausenlos wird ge-twittert, gepostet und gesimst. Wer sich der faszinierenden Viel-falt der Sprache spielerisch nähern möchte, ist im „Wortreich“ goldrichtig. Anhand der fiktiven Geschichte von Konrad werden die Besucher durch die Ausstellung geleitet. Und dieser Name ist keineswegs zufällig gewählt, nimmt er doch Bezug auf zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten – Konrad Zuse und Konrad
Das Wortreich in Bad Hersfeld und der
Point Alpha eignen sich perfekt für kleine Auszeiten,
findet André Radeck.
Sprache und Geschichte erleben
Duden. Die 2011 eröffnete Ausstellung wirkt modern und aufge-räumt. Hier soll dem etwas trockenen Thema „Sprache“ eine le-bendige Erlebniswelt gegenübergestellt werden. Nichts soll an trostlose Deutschstunden erinnern. Und das gelingt ziemlich gut. So begegnet man zum Beispiel beim Thema Abkürzungen dem Fanta-4-Klassiker „MfG“, kann die Bedeutung des eigenen Namens herausfinden oder sich als Redakteur versuchen. Er-weitert wird das Themenspektrum durch wechselnde Sonder-ausstellungen. Noch ein Tipp: Weil viele Mitmachangebote auf zwei Personen ausgelegt sind – Freund oder Freundin mitnehmen. Wer danach noch Kraft und Muße hat, schlendert durch die Bad Hersfelder Altstadt. Zahlreiche Geschäfte laden zum ausgiebigen Shoppen ein. Geschichtlich Interessantes gibt es im Stiftsbezirk, gleich neben der Stiftsruine. Denn dort befindet sich das Stadtmuseum. Und wer mehr erfahren möchte über Konrad Duden, der kann sich im Konrad-Duden-Museum informieren.
Wortreich Bad HersfeldBenno-Schilde-Platz 136251 Bad Hersfeld†Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–17 Uhr, Wochenende und Feiertage 11–17 Uhr
| leben
Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte Viele Studentinnen und Studenten kennen die DDR und die inner-deutsche Grenze nur aus dem Geschichtsbuch oder den Erzäh-lungen der Eltern. Wer sich selber ein Bild von dem Leben an der ehemaligen Grenze der beiden deutschen Staaten machen möchte, kann das in der Gedenkstätte „Point Alpha“ tun. Point Alpha steht für einen der Brennpunkte des Kalten Krieges. Betritt man diesen Ort, kann man kaum glauben, dass sich an dieser Stelle die Vorposten von NATO und Warschauer Pakt vier Jahrzehnte lang Auge in Auge gegenüberstanden. Doch mitten in diesem Nirgendwo, zwischen dem thüringischen Geisa und dem in Hessen liegenden Rasdorf, befand sich einer der heißesten Konfrontationspunkte im Kalten Krieg. Der Ob-servation Point Alpha war bis 1989 einer der markantesten Be-obachtungsstützpunkte der US-Streitkräfte in Europa. An dieser Stelle ragte die ehemalige DDR am weitesten in den westlichen Sektor hinein. Man hielt deswegen eine Eskalation an diesem Punkt für wahrscheinlich. Aus diesem Grund stand dieser Ort unter ständiger Beobachtung. Heute lässt sich dies alle friedlich nacherleben mit Hilfe zweier großer Dauerausstellungen mit Medienstationen und Audioguides. Die original erhaltenen Grenzanlagen und Rekon-struktionen der Grenze in früheren Jahrzehnten geben plas-tisch wieder, welchen Gefahren sich Flüchtlinge aussetzten, um in Freiheit zu gelangen. Auf dem Gelände des ehemaligen US-Camps Point Alpha fi nden sich original erhaltene Militär-
fahrzeuge sowie die Wohneinrichtungen der damaligen Streit-kräfte. Darüber hinaus lässt sich der US-Beobachtungsturm erklimmen. Nur noch wenige Orte geben einem die Möglich-keit, einen so detaillierten Einblick in diesen Teil der deutsch-deutschen Geschichte zu bekommen. Wer sein Ohr selber auf die Schiene der Geschichte legen möchte kann das hier tun.André Radeck
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Gedenkstätte Point AlphaPlatz der Deutschen Einheit 136419 Geisa†Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich 9–18 Uhr, November und März täglich 10–17 Uhr, Dezember bis Februar Di bis So 10–16.30 Uhr
www.wortreich-badhersfeld.de www.pointalpha.com
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Monika, die im 3. Semester Soziale Arbeit studiert, arbeitet nebenbei im Restaurant. „Ich habe in diesem Bereich meine Ausbildung absolviert und kann deshalb ziemlich selbststän-dig arbeiten“, erzählt die 23-Jährige. Ärgerlich nur: Obwohl sie ausgebildete Fachkraft ist, wird sie bloß als Hilfskraft bezahlt. Darüber hinaus muss sie teilweise bis weit nach 23 Uhr im Res-taurant arbeiten, so dass ein Studienbeginn um 8 Uhr morgens nicht immer ganz einfach ist.
„Mylittlejob.de“ heißt die Plattform, mit der die Gründer Daniel Barke und Marlon Litz-Rosenzweig das ändern wollen. Unternehmen und Freiberufl ern geben sie dort die Möglichkeit, Studierende mit verschiedensten Aufgaben zu beauftragen. Die denkbaren Einsatzgebiete reichen von Rechtsrecherchen über Datenerhebungen sowie das Schreiben von Texten aller Art. Hauptvorteil für die Studierenden soll in erster Linie die fl exible Arbeitszeitgestaltung sein. Denn diese können selbst entscheiden, wie viele Aufträge sie in einem Monat annehmen und zu welcher Zeit sie diese bearbeiten, solange sie in dem vor-gegebenen Zeitfenster bleiben. Die Idee ist nicht neu. „Virtueller Assistent“ nennt sich der Service, den bereits mehrere Unter-nehmen anbieten. Ziel ist es, dass unliebsame und
Laut 19. Sozialerhebung des Deutschen Studen-
tenwerks gehen 66 Prozent aller Studierenden
arbeiten. Viele halten sich mit schlecht bezahlten
Hilfstätigkeiten wie Kellnern oder Regale einräu-
men über Wasser. Ein Online-Angebot will das
ändern. Aber hält es auch, was es verspricht?
Wie das Studium fi nanzieren? zeitraubende Arbeiten nicht mehr von den eigenen und damit teuren Mitarbeitern oder vom Unternehmer selbst erledigt, sondern an externe Dienstleister abgegeben werden. Das Be-sondere an Mylittlejob ist, dass sich das Angebot ausschließlich an Studierende richtet. Die Bezahlung legt der Auftraggeber fest. Sie orientiert sich an dem zu erwartenden Aufwand und der verlangten Qualifi kation.
So funktioniert es: Studierende, die an einer Universi-tät oder Hochschule immatrikuliert sind, können sich auf der Homepage mit ihrer Hochschulmailadresse anmelden. Im An-schluss erfolgt ein kurzer Einstellungstest mit 25 Fragen, die in jeweils 50 Sekunden beantwortet werden müssen. So soll sichergestellt werden, dass die Teilnehmer über die nötige Qua-lifi kation verfügen. Die Fragen sind breit gefächert. Allgemein-wissen ist genauso gefragt wie mathematisches Verständnis. Ein wenig merkwürdig erschienen uns die Fragen indes schon. Wenn man weiß, wer der erste Bundespräsident in Deutsch-land war oder wie die Hauptstadt der USA heißt, ist das sicher von Vorteil – spätestens bei „Wer wird Millionär“. Doch zur Be-wertung fachspezifi scher Kenntnisse sind solche Fragen sicher nicht geeignet. Wer den Test erfolgreich absolviert hat, erhält eine Einstu-fung in Form von Sternen. Und dann kann es auch schon losgehen. Je nach Anzahl dieser Sterne werden die verfügbaren Jobange-bote angezeigt. Für uns war der Blick in die Liste jedoch ernüch-ternd. Beispiele gefällig? So hätten wir „anspruchsvolle Ratge-bertexte
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André RadeckstudentischerMitarbeiterindercrossover-Redak-tion,hatdasStudentenjob-Portal„mylittlejob.de“getestetundbewertet.Sternehaternichtvergeben,dafürgibterumsomehrAnregungenfüralle,dieihrStudiumdurchJobbenfinanzierenmüssen.
mit 2.000 Wörtern zum Thema zehn Besonderheiten, auf die Sie beim Kauf von Turbolader-Ersatzteilen achten sollten“ sch-reiben können. Möglicher Verdienst: 20 Euro. Bei einem weite-ren Angebot hätten wir „ein Gespräch zum Thema Kühlschrän-ke auf Englisch aufschreiben“ sollen, welches „als Tonband (26 min) in deutscher Sprache“ vorgelegen hätte. Versprochene Be-zahlung: 25 Euro. Diese Art der Angebote überwiegen. Die Aus-wahl hält sich noch in Grenzen. Zum Zeitpunkt unserer Recher-che gab es davon gerade mal sechs. Denn die Plattform krankt daran, dass weit mehr Studierende die Angebote nutzen wollen, als es Auftraggeber gibt.
Wichtig zu wissen: Entspricht die Qualität der einge-reichten Arbeit nicht den Anforderungen des Auftraggebers, geht man leer aus. Zusätzlich handelt man sich eine negative Bewertung ein. In einem solchen Fall kann man sich allerdings bei Mylittlejob melden und um eine Überprüfung bitten. Sollte die Kritik des Auftraggebers ungerechtfertigt sein, erhält man sein Geld und bleibt von einer Abstufung verschont. Für jeden Auftrag gibt es einen individuellen Zeitrahmen. Wenn man eine Arbeit nicht in der vorgegebenen Zeit abliefert, verliert man alle bis dahin erworbene Sterne und fängt wieder bei einem Stern an. Im Falle einer Wiederholung wird man von Mylittlejob aus-geschlossen. Stellt sich die Frage, ob das Angebot das klassische Jobben neben dem Studium ersetzen kann. Fakt ist: Als alleinige Ein-kommensquelle ist die Vergütung schlichtweg zu gering. Meist sind es nur zwischen zehn und dreißig Euro pro Auftrag. Es gibt
keinerlei soziale Absicherung, ja nicht einmal eine Garantie, dass die Vergütung über-haupt ausbezahlt wird. Sieht
man das Ganze je-
doch als eine Möglichkeit, sich fl exibel und unkompliziert den einen oder anderen Euro hinzu zu verdienen, lohnt sich ein Blick auf die Plattform. Besonders gefi el uns das einfache und trans-parente Konzept. Man geht keine langfristigen Bindungen mit einem Arbeitgeber ein und kann selbst entscheiden, wie viel Aufträge man in einem Monat annimmt, wobei immer nur ein Auftrag bearbeitet werden darf. Weniger begeistert waren wir von den angebotenen Jobs. Sie bestanden zum Zeitpunkt unseres Tests überwiegend aus Textarbeiten für Werbeplattformen oder Produktbeschreibun-gen für Onlineshops. Anspruchsvollere Aufträge sind rar und können erst bei einer entsprechend hohen Anzahl an eigenen positiven Bewertungspunkten in Form von Sternen angenom-men werden.
Doch lieber offl ine suchen? Eine Alternative könnte der Weg sein, den Nadine (Name von der Redaktion geändert) beschritten hat. Sie studiert soziale Arbeit und jobbt unter an-derem als Seminarleiterin bei einem sozialen Träger. „Mein Stu-dium hat auch fi nanzielle Vorteile“, sagt sie. Sie wird aufgrund des Studiums höher vergütet als vergleichbare Angestellte. Ihr Tipp: „In unserem Gebäude hängen manchmal auch Aushilfs-jobs mit Fachqualifi kation aus. Ansonsten lohnt es sich, im sozi-alen Bereich bei entsprechenden Trägern nachzufragen.“ Unser Tipp: Seht euch ruhig mal etwas genauer auf dem Campusgelände um. An mehreren Stellen fi ndet ihr immer wie-der Jobangebote. So werden oft zum Semesterende und Semes-teranfang Studenten gesucht, die in der Bibliothek mithelfen oder den Empfang im Student Service Center übernehmen. André Radeck
www.mylittlejob.de
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Elena Hammermeister fragt Professor GrimmChecken Sie schon vor dem Frühstück Ihre E-Mails? Ja,warumnicht.WennmeineFamiliesichnichtbe-schwert.WirhabenkeineTageszeitung,sondernnureinTablet.Unddainformiertmansichohnehinonline.Haben Sie ein Smartphone? Ja,ichnutzeesprivatundfürdieForschung.Inwiefern für die Forschung? EsgibtdieschönstenvirtuellenWelten,aberesistzuauf-wendigundteuer,siezumodellieren.DieIdeeist:ÜberallgibtesFotoapparate–imNotebook,imSmartphone.WirwollendieTechniknutzen,diejederzurVerfügunghatundüberFotosvirtuelleWeltenaufbauen,diesichfürallesMöglichenutzenlassen.GoogleStreetViewistzumBeispieleinAbbildderWeltinFotos.Wie nutzen Sie das konkret? WirmachenunteranderemmitdemHessischenBau-management,MicrosoftunddemFraunhoferInstituteinForschungsprojekt,woesumdieUnterstützungdesBauma-nagementsgeht.DieIdeeist,dassjemandvorOrtmitseinemHandyeinFotomachenundsagenkann,anderundderStellehabeicheinProblem.DerArchitektkann,auchwennerinseinemBürooderaufeineranderenBaustelleist,sofortsehen,worumesimDetailgehtundmitdenLeutenvorOrtkommu-nizieren.MitHilfevonFoto-basierten3D-WeltenundVisualisie-rungstechnikenfürdasWeb,fürHandysundTabletswirddasmöglich.Zielistes,dieBauorganisationkosteneffizienterzugestaltenundvorallemkostspieligeFehlerzuvermeiden.Also eine Software für Baufi rmen? Nichtnur.WirsetzenWebtechnologieneinundhabendasZiel,dasskeinespezielleHardwareerforderlichist.AuchPrivatleutekönnendanndenBauihresHausesdokumentieren.MitunsererSoftwarehatmandieMöglichkeit,genauzusehen,wodasFotogemachtwurde.Sie beschäftigen sich mit einem Projekt namens I-Search. Ist das die Suchmaschine der Zukunft? IndasProjektsindvielegroßeFirmeninvolviert,unteranderemGoogle.WirentwickelneinemultimodaleSuchma-schine,mitderSieauchüberGestenundkleineSkizzensuchenkönnen.SiehabendenTaktvoneinemFilmsong,klopfenihnundkriegenautomatischdenVerweisaufdenFilm.OderIhnengefälltdieserStuhlhier.SiemachenmitdemHandyeinFotoundsagen:SuchemireinenAnbieter.DaswirdinZukunftdefi-nitivfunktionieren.
Wollten Sie eigentlich immer Informatiker werden? IchhabePhysikstudiert,abernebendemStudiumimmerinmeinemjetzigenFachgebietgearbeitet,damalsbeiFraunho-ferunddannauchaufdiesemGebietpromoviert.UndschonalsSchülerwarichbei„Jugendforscht“PreisträgerimBundeswett-bewerb.Wie würden Sie Schüler für Ihren Studiengang begeistern? EinehemaligerStudenthatdiePanoramaViewAppfürsGoogle-Telefonentwickelt.Dakanneshinführen,wennmanhierstudiert.Wasimmermotiviert,sindComputerspiele.EinigeunsererAbsolventenarbeiteninderComputerspielindustrie.DasindschonKindheitsträumeRealitätgeworden.Wobeiichdasnichtjedemempfehle.Esistunglaublichanstrengend,keinJobfürimmer.Aber:WerComputerspieleentwickelnkann,kannauchallesanderemachen.Führen die neuen Technologien nicht dazu, dass die Menschen immer weniger Kontakt miteinander haben? EineehemaligeKolleginhattebeimFrühstückdenLaptopan,weilihrSohngeradeinColoradowar,undsiesoeinmalamTagzusammenessenkonnten.IstdasjetztmehroderwenigerKom-munikation?IchhabeübersozialeMedienzuvielenMenschenKontakt,dieichsonstausdenAugenverlorenhätte.IchbineinrelativpassiverNutzer,aberichkriegesoeinfachmehrmit.Wasmanschaffenmuss,ist,sichniegedrängtzufühlenunddasHandyauchmalklingelnzulassen.Wennmandaskann,hatdieTechnikvieleVorteile.Wennnicht,wirdeskatastrophal.
Prof. Dr. Paul Grimm lehrtseit2011amFachbereichAngewandteInformatik.SeinFach-gebietistdieComputer-Grafik.InderFreizeitläuftergerneSkioderMarathon.VergangenesJahrstarteteerinFrankfurtundBerlin.
Elena Hammermeister studiertSozialwissenschaftenmitSchwerpunktinterkulturelle
Beziehungen.SieinteressiertsichfürdieAuswirkungenderneuenTechnologienaufdasmenschlicheMiteinander.
Campus-Gespräch
Juli
2010
Februar 2011
Februar 2012
März 2013
Prof. Dr. Wolfgang GeuerFachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
Prof. Dr. Stefan GreßFachbereich Pfl ege und
Gesundheit
Prof. Dr. Paul GrimmFachbereich Angewandte
Informatik
Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller
Fachbereich Oecotrophologie
Helena BohlenderFachbereich Pfl ege und
Gesundheit
Anna HagspiehlFachbereich Sozialwesen
Elena HammermeisterFachbereich Sozialwesen
André RadeckFachbereich Sozialwesen
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