Hünerwadel W. - Lysimachos

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-36*-::r' die besondet'e Prtifung ftir das Lehramt cler deutschen Geschiclrte und GeograPhie. An dieser Stelle sehe ich mich verpflichtet, allen, mein.n ho'oi verehrten tehrern uncl ganz besonders Herrn Professor Dr:. Gtinthl aLls dessen Anregungen diese Arbeif hervorgeganger ist, sowie FI Professor Dr. R e g e I , der dem Fortgange derselben lebhaftes In esse entgegenbrachte, tneinen aufrightigsten Dank allszusprechen. \ ffir ffijr 1900. Itti Forschungen zut des von Thrakien, fnougrrrllrserlqfion ERLANGUNG DER DOKTORWURDE cler hohen philosophisehen Fakultrit L Sektion der Universit$it Ziirich eingereicht von Walther H u nerwadel von Lenzburg, Kt. Aargau. Begwtachtet uon Herrm Prof. Dr. G. Meyer aon Knonaw. ZV*ICH Buchdruckerei F. LoHSAUER KUnigs Lysimachos ffeschichte

Transcript of Hünerwadel W. - Lysimachos

-36*-::r'die besondet'e Prtifung ftir das Lehramt cler deutschen

Geschiclrte und GeograPhie.

An dieser Stelle sehe ich mich verpflichtet, allen, mein.n ho'oi

verehrten tehrern uncl ganz besonders Herrn Professor Dr:. Gtinthl

aLls dessen Anregungen diese Arbeif hervorgeganger ist, sowie FI

Professor Dr. R e g e I , der dem Fortgange derselben lebhaftes In

esse entgegenbrachte, tneinen aufrightigsten Dank allszusprechen.

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ffir ffijr 1900.

Itti Forschungenzut

des

von Thrakien,

fnougrrrllrserlqfion

ERLANGUNG DER DOKTORWURDE

cler hohen philosophisehen Fakultrit L Sektionder Universit$it Ziirich

eingereicht von

Walther H u nerwadelvon Lenzburg, Kt. Aargau.

Begwtachtet

uon Herrm Prof. Dr. G. Meyer aon Knonaw.

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Inhalts ,Y erzeichnis.

Einleitung. seite

1. Thrakien bis zu Lysimachos 12. Lysimachos bis zum Tode Alexanders (328) t0

Kapitel I. Lysimachos satrap und Konig von Thrakien(323-301)

L4r. Die Entwicklung seiner Macrrt bis zum Jahre s1s; aI.miihliches Angliedern der thrakischen Gebiete t4._zo

2. Der erste l(oalitionskrieg gegen Antigonos bis zum Friedendes Jahres 311

3. I-ysimachos nach Auflosung der Allia,z von 315 im Friedens.zustand mit Antigonos (bis AO3l2)

+. Die Vernichtung des Antigonos g0zllKapitel II. Das hellespontische Reich des Lysimachos

(301-286)1. Neue Konstellation untef den 4 Machthabern: Lysimachos

und Ptolemaios gegen Seleukos und Demetrios2. Lysimachos kntipft Beziehungen an zu Athen3. Lysimachos erobert das demetrische Kleinasien. Demetrios

20-33

33-4040--50

51

51-6060-67

. 67 -72transistrianischenKleinasien, Hera-

gewimrt den makedonischen Konigsthron4. Die Kampfe des Lysimachos mit clem

Getenreiche. Verhaltnisse im pontischenkleia und Bithynien

r{apitel III. Lysimachos Konig des makedonisch-hel-Iespontischen Reiches (286-28r)

1. vernichtung des Demetrios. Lysimachos erkiimpft sichden Alleinbesitz von Makedonien gegentiber pyrrhos undAntigonos Gonatas. Angliederung des paionenreiches.Neuer Zug nach Asien .

2. Die politische Entwickrung in der Stellung der Grossmeichtevon 286 an. Einfluss der Arsinoe. Katastrophe des Lysi-machos

3. Das Aulkommen des KeraunosI(apitel IV. Grundzuge der

machischen Reiches

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Organisation des lysi-

rch, walther Hiinerwadel, bin am 5. F'ebruar 18?5 in Horgenam Zirchersee geboren, woselbst meine Eltern jetzt noch wohn-haft sind. Bis zum F'rrihling 1887 besuchte ich die Primarschuleder Gemeinde Horgen und trat dann in das Gymnasium Frauen-felcl ein, wo ich im MiLrz 1894 die Maturitetsprufung bestand.In Basel immatrikuliert, studierte ich zwei Semester Geschichtebei den }rerren Professoren Baumgartner und Boos und hortedaneben philologische Vorlesungen bei Herrn professor -Wacker-

nagel und dem leider so frtih verstorbenen }ferrn professor Joh.

Toepffer. Im Fruhling 1895 bezog ich clie Universitet zurich,wo ich geschichtliche Vorlesungen bei den Herren professoren

Meyer von Knonau und. Stern,. philologische bei den }lerrenProfessoren I(agi, Blumner und Dr. Schulthess horte. Danebenbesuchte ich die historischen Ubungen bei r1en llerren ProfessorenMeyer von Knonau, oechsli und stern; spd.ter, im sommer 1g9?,nahm ich am philologischen Seminar bei den Herren Blumner,I(egi und Hitzig teil. Von Ostern 1896 bis Ostern 1897 studierteich in Gottingen und besuchte vorlesungen bei den Herren pro-fessoren Brandi, I(ehr, Max Lehmann, Wellhausell und. v. Wila-mowitz. Nach zffich zurtickgekehrt bestand ich Anfang Juli1899 die Diplompriifung ftir Geschichte und Geographie und am29. Juli das mtindliche noktorexamen. Ich spreche a1len denI{erren Professoren, die mir so reiche Belehrung und Anregunggeboten, meinen herzlichsten Dank aus, insbesondere den Herren

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Meyer von Knonau, oechsli und Lehmann, clie meinr_. Studienin liebevoller weise gefordert haben. An clieser Stelle dankeich auch meinem Gymnasiallehrer, Herrn Dr. otto Schulthess inFrauenfeld, aufs herzlichste ftir die wertvolle untersttitz1ng, dieer mir bei der Ausarbeitung und Drucklegung meiner Dissertationzu teil werden liess.

Einleitung.

1. Thrakien UL zu Lysimachos.

Der Typus des national-thrakischen Odrysenreiches ist der-jenige eines Staates, in dem die Monarchie jerrgeils unter alleSohne des letzt verstorbenen Regenten geteilt wird, ist also analogden Germanenreichen der Volkerwanderung (mit Ausnahme desVarrdalenreiches). Es begegnet uns ailerdings in der zweitenHalfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. eine ziemlich umfassende Re-gierung eines einzelnen Fiirsten, des odrysen Sitalkes; alleindieser Zustand ist ein mehr zufalliger, auf der personlichen Be-deutung des Nlannes beruhender; 'fhuk. rr, 97 kennt auch nebenihm rcapaduvaorc|ovreg und yevvctior der odrysen, die z. B. Ab-gaben empfingen. Wie der \rerlauf der spiltern thrakischenFtirstengeschichte im 4. Jahrhundert schliessen ldsst, sind diese>Nebenfiirsten< nichts anderes als Angehdrige des herrschendenlratrses, die zu einer zeit ein Teilsttick des Landes empfang-enhaben; 1) Beispiele sind u. a. der aus Xen. Anab. vII bekannteMaisades und sein Sohn Seuthes; Maisades hatte ein F'tirstentumam Pontus nordwestlich von Byzanz besessen und war in cliesemBesitze vom l(onige Nredokos anerkannt. Wie die Teilung dereigentlichen Konigswiirde sich vollzog, zeigt clie (ieschichte derNachfolger Kotys I. Und gerade sie bietet uns ein Beispiel,r,vie der einzelne dann r,r,'ieder den F-olgen einer solchen immerweiter greifenden Zersplitterung' zlr wehren suchte; der kahleEgoismus bot hier das natiirliche I{orrektiv gegen das verderb-liche Erbrecht. I{ersobleptes richtete seine Bestrebung-en vonAnfang an darauf, die andern Teilreiche an sich zu reissen. Andiesem Punkte konnten dann die auswrirtigen Machte eingreifen,

) Es liegt, genauer genommen, eineeinem Gebietsteile ftir die ihnen entgehendeLudlvig der Fromme seine jlingeren Sohnefand dagegen eigentliche Teilung statt.

Abfindung der jtingern mitKonigswiirde vor, etwa wiebedachte. In anderen Fallen

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um die Kraft des Thrakerreiches stets in ftir sie vorteilhafterZersplitterung' zn erhalten. Dass dies z. B. die fur Athen ge-

gebene Politik sei, ftihrt Demosthenes in der Rede gegen Aristo-krates breit aus. Ganz analog ging Philipp II. von Nlakedonien

vor; er ge\,vann der Reihe nach die Untersttitzung des Amadokosund des 'feres fUr den Kampf gegen die andern thrallischentr'tirsten. Aber zwischen hinein gab es hie und da Momente, rvo

eine starke }Iand sich grossere Autoritat verschaffte und die

Teilreiche -sehr einschrilnkte; Kotys I. hat das eine Zeitlangvermocht; nach Demosthenes (g. Aristokrates $ 8) hat er ver-einigt, was friiher Sonderbesitz des Seuthes und Amadokos g'e-

wesen war. 1) Auch in dieser Hinsicht besteht eine starke Ana-logie z. B. zum Merowingerreiche.

Die Geschichte dieser thrakischen Dynasten ist eingehend

dargestellt von A. Hoeck, im Hermes Bd. 26 mit der Berichtigr-rng

im Jahrgang 1898;2) sie weist noch viele Lucken auf, da der

Stammbaum der thrakischen KOnige bis jetzt noch nicht hat mitSicherheit rekonstruiert werden konnen. Von ztvei Seiten herbietet sich die MOglichkeit, zv kontrollieren, wie unzureichend

unser Wissen in dieser Hinsicht noch ist. Die MUnzen zeigen

eine Reihe von thrakischen Dynastennamen, die uns aus der

Litteratur gar nicht beka,nnt sind; z. B. Mtinzen von K.-vpsela

rnit der Legende OII urrd ()lrlV, ferner mit EI'11P.3) Da inKypJela Kotys I, I(ersobleptes, Seuthes III geprzigt haben. ist

es nicht ausgeschlossen, dass auch die zwei nur aus den Nfunzen

bekannten Namen mit den vorgenannten genealogisch zusallutleit-hingen; doch wissen wir auch, dass Philipp II. selbst neue Ftirsreneingesetzt hat, a) an welche man nattirlich auch denken kciutrte;

'ferner ist aus den Mtirrzen ein Saratokos, auf Thasos oder clem

gegeniiberliegenden F estland regierend, bekannt, von clenr cjie

litterarische Uberlieferurlg' ebenfalls nichts weiss (nach fnrhoof

t; Ein kurzes Streiflicht auf solche innern Zwistigkeiten zr,vischen Cen

herrschenden Fiirsten und ihren Anverwandten aus dem Konigshause -i.- irft,neben den bekannten, schon err,vzthnten Thatsachen, die Notiz bei P,:,h-aetl

VIL 31, wo es heisst, dre ouTToueis seien von Kersobleptes abgefalltr:-z; Bd. XXVI (1se1), S. 76 ff.; Bd. XXXII (18e8), S. 626 ff.a) lmhoof-Blumer, PortrAtkopfe auf griechischen Mi.inzen. S. tr,.a) Dem. Olynth. I 13, Isokr. Phil. 21.

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a. a.O.ca. a.400). 1) Imhoof 2) weist einen Orsoaltis, der mit ale-xandrischen Typen prdgte, der Zeit des Lysimachos zu; einI(ersibaulos soll der Zeit des Alexandros nicht ferne stehen; dassind nattirlich ftir uns lauter ungreifbare Existenzen. Aberauch die aus der Litteratur bekannten vermogen wir nicht mitSicherheit einzureihen; man hat die Namen, welche zur ZeitAlexanders und der Diadochen vorkommen, mit Kersobleptes inVerbindung gebracht; aber das delphische Proxeniedekret furdie SOhne des IGrsobleptes aus dem Jahr 351 3) zeigt uns keineneinzigen der erforderlichen Namen. a) Ein noch ungelostes Pro-blem bietet auch der C. I. A. II 1"75 b (i. J. 331) genannte Rhe-bulas, Sohn des Seuthes, Bruder des Kotys. Hoeck a. a. O. haltihn ftir einen Sohn des Seuthes II, des \raters von l(otys I; indiesem F-alie h;itte Rhebr-r1as seinen Bruder Kotys um etwa 30 Jahretiberlebt und h;itte in so hohem Alter noch eine Gesandtschaft nachAthen ausgefuhrt; I(otys war auch nicht sehr jung gestorben, da eriiber 20 Jahre regiert hatte. Droysen I, S. 11-7, macht den Rhebulaszum Sohne des Seuthes III, des Gegners des Lysimachos; dieseHypbthesen entziehen sich einstweilen a1le einer genauen Kontrolle.

Im l-eldzuge vom Jahre 343--341 entriss Philipp demthrakischen Konigshause den letzten Rest von lVlacht und setzteden I{ersobleptes ab ;' das eigentliche Thrakien ward makedo-nische Provinz und die Grenze zwischen Makedonien und 'fhra-kien bildete fortan der Nestos.s) IJnter l\,Iakedonien wurde Thra-

an die Namen aus dem I(onigshause:

3; Bull. cor. hell. XX (1896), S. +oo ff.e1 Mit Unrecht zieht jedenfalls Droysen, Gesch. des Hellen. I, 1. S. 117,

den I(ommandanten der Thraker, Agathorr, Sohn des Tyrirnrnas, heran.Denn Tyrimmas ist ein alt makedonischer l\ame, z. B, der eines I(onigs beiEuseb. I, 227 und eine Generation vor Alexander r,verden noch keine make-donischen Namen in Thrakien vorkommen.

r; Ob die thrakischen Fiirsten des 4. Jahrh. tiber den Nestos hinausihre Macht ausgetibt, kann fraglich sein. Die Vertragsurkunde C. I. A. II 66 b(Dittenberger Sylloge2, Nr. 114), lvorin die Athener dem l(etriporis die Ge-rvinnung von l(renides versprechen, kdnnte darauf irindeuten, dass clie Stadtihm urspriinglich gehort habe; dazu stimmt aber Diodor 16,8 nicht; dieWahrscheinlichkeit spricht aber {ir die Angabe der Urkunde, da eben erstPhilipp Makedonien bis an clen Nestos erweitert hat. Vgl. Strabo, p. 331.

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1) Man erinnert sich dabei auchSparadokos, Sadokos bei Thukyd.

2) Moirnaies Grecques S. 56.

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kien von Strategen verr,valtet; einer derselben ist Alexandros,Sohn des Aeropos (Arrian I, L7, 8 und I, 25, 3), der von Asienaus hingeschickt worden ist ; dieser blieb nur kurz e Zeit daselbst,und wilhrend des Agiskrieges (a. 331) bekleidete ein N{emnondiese Stelle; derselbe lehnte sich gegen den Regenten Antipatrosauf, traf aber bald ein Abkommen mit ihm, a1s Antipatros ihnin I'hrakien erngriff (Diod. 17,62). N{emnon erscheint spilter aufdenr asiatischen Schauplatze;t) sein Nachfolger war Zopyrion,der auf einem Zuge gegen die Skythen vernichtet wurde. DieAnsetzung cles Zopyrion ist streitig, da Justin XII, 2,16 (und L, 4)eitre andere Zeitbestimmung an die Hand gibt als Curtius X, 1, 43;ich halte mit Niese') S. 499 an Curtius fest, da irn andern Falle,wenn der Zng des Zopyrion gleichzeitig \,var mit dem Kriegegegen Agis, Diod l. 1. eine betrachtliche Lucke aufweisen wtirqle.Aus Curtius VI, l- kann man ferner schliessen, dass er die Mem-nonepisode an ihrer Stelle auch bertihrte, dass also seine Quellein der That beide Ereignisse gekannt hat. Wiirden wir dagegendie Chronologie Justins annehmen, so mtisste, soviel wir sehen,Thrakien in zwei Provinzen zerfallen sein. Die oben zitierte Stellebei Arrian scheint nur eine zu kennen; und das l{ommando inderselben war eben erledigt, wie sich ar-rs Curtius IX, 3,21 ergibt.Bei Justin heisst Zopyrion freilich >>praefectus Ponti<<, bei Curtiusdagegen >praepositus Thraciae<. Ein gervichtiger Einwand gegendie Ansetzung Nieses scheinen mir einzig die Spottlieder zu sein,welche (nach Plut. Alex. 50) in Maracanda anno 328 auf dievon Barbaren geschlagenen Strategen gesungen worden sind;doch wtirde auch dies noch nicht zwingend auf das Jahr 331ftrhren ftir die Niederlage des Zopyrion.s) Uber den Einfluss,welchen die Vernichtung cles Zopyrion auf die makedonischeMachtstellung in Thrakien ausiibte, werde ich unten S. 14 sprechen.

Es ist nur noch einiges zu sagen von gewissen Bestand-teilen Thrakiens, die weniger eng mit den thrakischen Dynastenzusammenhiengen. In erster Linie kommen die hellenischen I(risten-stiidte in Betracht; das Verhriltnis, in welchem ,fig zv den. I.'tirsten

r) Curtius IX, 3, 2L z;rtr Zeit der indischen Expedition.2) Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten, Bd. I.3) Man kann auch an I(alas denken, der von Bas, dem FUrsten von

Bithynien, geschlagen worden ist.

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des Hinterlandes standen, ist nicht mit Sicherl-reit zu bestimmen.Es przigen ja allerdings solche Fursten mit den Typen vonNfaronea z. 8.,') wie auch mit denen von l(ypsela (*rg1. obenS. 2); aber das ist noch kein sicherer Beweis fur die lferrschaftdes betreffenden I'ursten tiber die Stadt; ein sicheres Beispiel,dass eine freie Stadt die Mtinzen eines benachbarten Dynastenschlug, scheint mir >Beschreibung der Berliner N{tinzen T, 118uvorzuliegen; luie in Anmerkung 1 gesagt ist, priigte schon l\{edokosmit maronitischen Typen; aber im Jahre 377 trat die Stadt demzweiten attischen Seebunde bei (C. I. A. 1I, l7; Ditt.z n. 80, 2.87);ftlr das Jahr 376 rnacht die Notiz in dem Scholion zu Aristeides III,{>. 275, die Unabhangigkeit von dem benachbarten thrakischenKonig wahrscheinlich (rrg1. Diod. 15, 36); noch inr Jahre 361scheint sie mir autonom gewesen z1r sein, vgl. die Rede desApollodor gegen Polykles.2) Zum mindesten haben sich einzelnedieser Stadte zeitrveilig dem Einflusse der 'Ihraker entzogen Iaber schon die Urkunde C. I. A. II, 65 b zeigt uns andere Ver-hriltnisse. In derselben garantieren die Athener den Thraker-konigen Tribute, die sie von gewissen Stadten erhoben; dabeikann man nur an hellenische Stadte denken. Ferner konnte Philippsein Vorgehen gegen Kersobleptes a. 343-341 als einen Re-freiungskrieg zu Gunsten der hellenischen Stadte in Thrakienausgeben, rind in unsere Uberlieferung (Diod. L6, 7L) hat dieseAuffassung auch Eingang gefunden. Es r,vird eben je nach derPersdnlichkeit des thrakischen I)ynasten und nach der iibrigenpolitischen I(onstellation die gegenseitige Stellung der Stadteund der benachbarten I i.irsten eine verschiedene gewesen sein.Philipp trat zunZlchst mit diesen Stadten in das Verhriltnis derSymmachie: 3) da aber in den Kampfen der Diadochen in diesenGegenden sich keine freiheitlichen Regungen mehr zeigen, wirdanzunehmen sein, dass Philipp ihre Autonomie alimzihlich beseitigthat. Wir k6nnten vielleicht den Grad der Abhangigkeit vonN,Iakedonien, der sich bei ihnen bereits herausgebildet hat, besser

t1 Nach Imhoof-Bl. Portr. K. S. 16, z. B. Metokos, Amadokos, Teres.2) Demosthenes orat. L, S 21 ff.; ebenso waren Aenus und Skiathus

im Seebunde. Ditt. a. a. O. Zeile 86 u. 103.a1 Diod. t6,7L, Philipps Brief (bei Dem. orat. t2), Dem. tiber die Trug-

gesandtschaft t7+.

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erkennen, wenn u,ir die in der Bundesurkunde C. I. A. II, L84(Ditt.2, 159) erw'iihnten >>cirb Opticxrls<< zu identifizieren vermochten.I)ie Besitzungen, welche Athen auf der thrakischen Chersonesinnegehabt, gingen im Frieden, welcher der Schlacht von Chae-ronea folgte, an N{akedonien Ober; auch diese nehmen an derAutonomiebewegung der Diadochenzeit keinen Anteil. 1)

Das Odrysenreich war aber, besonders im 4. Jahrhundert,noch anderweitig beschrd.nkt, als durch die periodische Autohornieder hellenischen Stadte. Die Zahl der sog. unabhangigen Thraker,sowie der Dynasten selbstalndiger Stamme, ist zLr allen Zeitenziemlich g'ross g'ewesen, und die Zeit der makedonischen Flerr-schaft hat diese Verhiltnisse kaum ge:indert; denn in den spitternzeiten begegnen sie uns in ganz analoger Gestalt wie in denvorangehenden. Ich kann hier nur einige typische Beispieleherausgreifen. In der Gegend der thrakischen Chersones findenr,vir ^) verschiedenen Zeiten Thraker, die sich gegenseitig be-kriegen, die nicht unter einer }lerrschaft stehen. Herodot VI, 34belehrt uns iiber den Gegensatz zwischen Dolonkern nnd Apsinthiern,'welchem das athenische Fiirstentum des Nliltiades seinen Ursprungverdankte. Am Ende des 5. Jahrhunderts ftihrt Alkibiades nachseiner Verbannung l{rieg g'egen die >>9pfi.zes dpaoi)eurot< (Piut.Alk. 36). Als Agesilaos 'anno 395 nach Europa zurtickkehrte,bestand eine vielfache Spaltung der Kustenthraker in kleinereStamme, mit derien er getrennt verhandeln musste.2) Anno 3?6sehen wir die Triballer bis nach Abdera vordringen; 3) es standihnen also keine kompakte Macht entgegen. Durchaus analogeZustainde wie in der Nachricht iiber Agesilaos begegnen unsa. 148, als Pseudophilipp von Thrakien aus nach Makedonieneinzudringen versuchte; 4) da erscheinen neben dem Konig Teresd"iloc duvclorut, ferner ein Thrakerkonig Barsabas. E,ine Reihe vonthrakischen F'iirsten ftir das 3. Jahrhundert kennt auch Polyb. IV,45.rm Jahre L71, lassen sich in Rom neben I(otys noch anderethrakische Volkerschaften durch Gesandte vertreten; Livius 42, Lgnennt sie >hos poprilos< (rg1. 42r 29). Daneben gab es zu arren

1) Uber Kardia ist irn dritten Abschn. des Kap. I noch einiges beizuftigen.e) Diod. 14, 83. Plut. Ag. 16.8) Schol. zu Aristides III, p. 2?5. Diod. ls, 96. Aen. pol. 15.a) Diod, Fragm. bei Mtiller F. H. G. II, p. XV.

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Zeiten eine ganze Reihe unabhiingiger Rauberstd.mme; Thuk.II,96spricht von autonomen 'Ihrakern, Dioi genannt, die im Gebirgewohnen; noch bei Strabo nehmen dieselben ganz die gleicheSteliung ein; wenn Antipatros nach Polyaen IV, 4, 1 es mit denTetrachoriten (rrg1. Steph. v. Byz. s. v.) zv thun hat, wird maneben an solche autonome Gebirgsstd.mme denken. Strabb p. 331

lfrg. 48 kennt auch Raubervolker im Hinterlande von lVfaroneaund Serrhium; ungefahr dieselben I-eute rverden es gewesensein, die den Nlanlius Vulso auf seinem Riick\,vege aus Asienirr der Gegend von I(ypsela ausraubten (Liv. 38, 40). 1)

- Allediese T'hatsachen sprechen ja nicht unmittelbar ftir die Zeit desLysirnachos; aber sie belehren uns doch tiber die thatseichlichgeringe NIacht des Odrysenreiches, und lvenn Tacitus Annal. II,64,IV, 46 imrner noch clieselben Verhaltnisse voraussetzt, durften siesehr stabil gervesen sein; es kommt hier rveniger auf die genaueAbgrenzung der jerveiiigen Macht- und D)rnastenverh;iltnisse an,clie uns sozusagen nirgends auf den Ausgang cies 4. Jahrhundertsmoglich ist, als auf das Prinzip, das im Entwickelungsgange derthrakischen Nation (als ethnologischer Begriff) thatig gewesen ist.

\&'as das ethnologische anbetrifft,2). m6chte ich nur ein kurzesWort sagen uber die thrakischen Stamme, die an der westlichenPontuskiiste sassen. Im Hinterlande von Kallatis, Tomi, Istrir,vohn_ten die Krobyzen, urie verschiedene Autoreu bezeugen. s)

Nach Strabo p. 331, frg. 48 ist Odessos die letzte Stadt derOdrysen; nach Skymnos grenzte tr{esembria an das getischeGebiet; damit stimmt auch Thuk. II, 96; der Haemus bildetealso ungefeihr die Gren ze zu,ischen Odrysen und Geten. 4)

1) Es ist mir hier nicht moglfbh, das Material komplet voizulegen,besonders alle Stamme aufzuzihlen, bei denen aus irgend einer Zeit mehroder weniger selbstzindige Dynasten bekannt sind.

2) Fur die Ethnologie der Thraker sind inheranzuziehen, welche Tomaschek publiziert hatBerichten, Jahrg. 1893, p. 1 ff. (Bd. 128), 1894, pDarstellung von Mtillenhoff D. A. Bd. III, dessen

allgemeinen folge.3) Hekataeus Frg. 149, 150. Herod. IV. 49.

p. aS7 MUller. Ps.-Skymnos v. 746 750.a; Dio Cass 51, 22 sagt, Geten oder dakische Thraker hatten einst in der

Rhodopegewohnt; diesistftirunsaufkeinerStufederUberlieferungnachweisbar.

erster Linie die Aulbiitzein den Wiener Sitzungs-1 ff. (tsd. 131), ferr-rer die

Gesichtspunkten ich im

Strabo p. 318. Ptol. X,

. Zu dieser Grenzbestimmung passt auch sehr gut die Ver-mtrtung von Mtillenhof D. A. ITI, 726, die Krobyzen und 'Iirizenseien Geten gewesen. Herod. (IV, 92) unterscheidet die Volker-schaften, rvelche im Hinterlande des Salmydessos und der StadtApollonia wohnten, durchaus richtig als Thraker schlechthin vonden Geten, die weiter nordlich ihre Sitze hatten. 1) Die Astenin der Gegend des Salmydessos waren entweder eine odrysischeVolkerschaft (so Tomaschek a. a. O.), oder sie standen z.umwenigsten unter der Herrschaft der Odrysen; 2) in ihrer Haupt-stadt Rizye (heute visa; Strabo p. 331, frg,48) ist eine rnschriftdes Konigs l(otys gefunden worden; nach Plinius IY, 47 \,\,ardiese Stadt )arx regum Thraciae<. Als das Odrysenreich seinegrosste Ausdehnung erreicht hatte, erstreckte sich seine Nlachtauch iiber den Haemus hinaus zu den Geten (Thuk. II, 96); dasist irr der rnakedonischen Zeit nicht mehr der I'all; da existiertein Getenreich jenseits des Ister. s) Wie die Loslosung. erf,olgte,lZisst sich nicht mehr nachweisen I aber noch im 4. Jahrhundert habendie Verhiiltnisse in diesen Gegenden folgenreiche Veriinderung-enerlitten; eine Zeitlang bltihte die Macht der Autariaten, eines.illy-rischen Stammes, der vom Naroflusse (rrg1. Skylax S 24, Nrriller)nach osten gedr5ngt *oi l*., war (Strabo p. 31718); aber annc)310/9 mtissen sie in Makedonien Zuflucht suchen und. schon a. 836beim Alexanderzuge sind .rie ohne grosse Bedeutung (vgl.ArrianAn. I, 5, 3). Die Triballer sitzen noch mehr ostlich; sie warenin Kampf geraten mit Ateas, dem Konige der Skythen (PolyaenYII, 44, 1 ; vgl. mit F rontin II, 4, 2O). Zur Zeit Philipp II. hattesich nzimlich um den 'Unterlauf der f)onau, \r,ahrscheinlich auchsiidlich derselben, ein Skythenreich gebildet, das eine bedeutendeMacht besass (Strabo p. 307); allein der vorstoss, Philipps, derzu einer blutigen Schlacht fiihrte, vernichtete dieselbe und dasReich verschwindet ziemlich spurlos. a) Sehr a,uffallend ist es,

r) zu den Nipsaeern Herod. l. l. kann man die Tranipsen ziehen,die nach Xen. Anab. VII, 2, 32 neben den Thynern wohnten.

2) Vgl. Xen. Anab. VII, 5, tZ, der ihren Namen nicht nennt; aber dieSchilderung erweist die Identitat. Vgl, Strabo p. 319.

8) Vgl.die Darstellung des Donaufeldzuges Alexanders bei Arrian I, 1,4ff.l) Es mtissten denn die Skythen in der Nachbarschaft der Pontusstiidte

bei Diod. L9,73; die einige Bedeutung haben, Uberreste dieses Reiches sein.

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dass man schon ca. 4 Jahre nachher, a. 336, jenseits der Donauein Getenreich trifft; ob diese Geten von Stiden her erst tiberdie Donau vordrangen, seit Ateas vernichtet war, oder ob sieschon seit fruherer Zeit trartsis(rianisch waren, leisst sich nichtentscheiden. Philipp hat auf dem Ateaszuge einen GetenkOnigsiidlich der I)onau bei Odessos getroffen, 1) aber auch die l(ro-byzen hatten ein Konigtum schon im 3. Jahrhundert vor Christus.Phylarch erwzihnt einen I{robyzenkonig fsanthes (frg. 19). Str;rbosagt nur, dass die Geten wie auch andere Stamme bald links,bald rechts der l)onau sassen, je nachdern die Skythen sie geradeclr;ingten. Die bei Diod. 19, 73 in F-rage kommenden Thrakerkonnen ebensogut Krobyzen a1s Angehorige des transistrianischenGetenreiches gewesen sein.2)

Wie man auch die ein2elnen Phasen des VOlkergetriebesim 4. Jahrhundert auf der Balkanhalbinsel nordlich des Flaemusbeurteilen mag, jedenfalls \4/ar die treibende Kraft in demselbendas allmzihliche Vordringen der galatischen Donaustd.mme; nachPlinius 31, 53 sind schon zvr Zeit des Iiassandros Gallier bis inclen Haemus vorgedrungen, woseibst der rnakedonische Konigmit ihnen in Kampf geriet.

Philipp II. hat den Versuch gemacht, das thrakische Kern-land zu makedonisieren; man besitzt daruber aber nur die eiusser-

lichen Daten flber die Stadtegriindungen, s) die natrirlich auchhier das geeignetste Mittel bildeten zur Erreichung dieses Zweckes.IJnsere Uberlieferung zeigt dagegen keine Spuren, dass l-ysi-machos versucht hatte, griechische I(ultur auf nation al-thrakischemBoden heimisch zu machen; er wird sich dieser miihevollenAufgabe kaum unterzogen haben.

1) Theopomp frg. 244 vgl. mit Satyros frg. 5, F. H. G. III, 161, Jor-danes c. 10.

z) Nach den oben S. 7 A. 3 zitierten Autoren haben die Krobyzenihre Wohnsitze stidlich der Donau bewahrt, sind also kaum der Kernpunktdes transistrianischen Reiches gewesen.

3) Zusammengestellt bei Schafer, Demosthenes und seine Zeit lI2,s. 448, A.2, 7. Aufl. II, S. 420 A. 1.

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2. Lysimachos bis zum Tode Alexanders.

In der (ieschichte Alexanders, wie sie uns tiberliefert ist,tritt Lysimachos sehr rvenig hervor; rvir horen bloss (Arrian VII, 5und vI, 2B), dass er Somatophylax war i aber wir-wissen nicht,rvo und wann er es geworden. Unter der Voraussetzung, dassFlieronymus vorl Kardia (bei Ps. Luc., Macrob.) 1) sein Alter richtigangibt, d. h. auf 80 Jahre anno zBL, ist er anno 361 geboren(somit 5 Jahre rilter als Alexander). -tsei Beginn des l,'elclzugesstand er demnach im 27. Jahre. Er wd.re also gleichaltrig mitEumenes, 6 Jahre junger als Ptblemaios, Sohn des I-agos, vielleichtetwas iilter als Seleukos. Von Ptolenraios ist bekannt (Arrianrrr, 27, 5), dass er anno 330, 3T Jahre alt, Leibweichter wurde.I-eonnatos, dessen Alter urir leider nicht kennen, u,ird 331 inAgypten ernannt; anno 324 wird Peukestes beford ert, zl einerzeit, da die andern 7 ihre Sterlung bereits bekleicleten. rn derSchlacht am Hydaspes (326) war Lysimachos schon Somatophylax;er war also jiinger befordert worden, als Ptolemaios, hochstens35 Jahre alt. Die Gelegenheit l;isst sich nicht mehr bestimmen.Arrian nennt ihn zum ersrenmal (V, 19, 1) im Rericht iiber dieSchlacht am Hydaspes. Wir horen auch nirgentls, class Lysimachos

- ein Kommando iibertragen r,vorden wd.re. Bei cler Ersttirmungder rnderstadt Sangala (a. 325) wurde er verwundet (Arr. An. v,24, 5); im Jahre 324 erhielt er nebst den andern Leibweichternden Ehrenkranz. Beilaufig genannt wird Lysimachos von CurtiusVrII, t, 46 (aber nur von cliesern) bei der Kleitoskatastrophe: ersoll Alexander die Lanze weg'genommen haben; bei plut. Alex.51hat dagegen ein Somatophylax Aristophanes (so1l natiirlich heissenAristonus, wie Palnterius schon las) ihm das Schrvert entrissen.

von Lysimachos vvird auch uberliefert,2) dass er ein r.'reunddes Philosophen Kallisthenes gewesen, uncl dass er ihm, daAlexandros ihn misshandelte, durch Gift von seinen Qualen be-

r) cap. 11 : F. H.2) Justin XV 3, 3.

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freit habe. Da bei Plut. Alex. 54 Lysimachos im Gegenteilals Anklai"ger des I(allisther-res auftritt, n:usste das Ilrteil auf einequellenkritische lJntersuchung abgestellt werden. Da aber dieVerhatltnisse gerade ftir diese Partie, den Kallisthenesprozessnicht sehr einfach sind, wage ich es hier nicht, eine bestimmteAnsicht vorzutragen. Bei Justin findet sich die Angabe nichtgerade in der besten G eseilschaft, weil der Exkurs riber Lysimachosdurchaus anekdotenhaften Char;rkter triigt; aber ich halte es dochnicht fiir ausgeschlossen, dass die Notiz aus der alexanderfeind-lichen Tradition, etwa Kleitarch, stamrnt und dass die Angabebei Plutarch in bewusstem Gegensatz zu ihr steht. Da aber dieoffizielle Darstellung, wie man sie aus Arrian und Plutarch ent-nehmen kann, auch r:icht zuverldssig ist, 1) m6chte ich wie gesagtkeinen Entscheid treffen. 2) Ganz gleich halte ich es rnit derNotiz, rvelche eine Verbindung des J-ysimachos mit dern indischenPhilosophen Kalanos voraussetzt (Arr. Anab. VII, 3).

Uber die Abstammung' cles Lysirnachos liegen uns zweibestimmter gehaltene Angaben vor, die sich zLt widersprechenscheinen. In der Liste der Trierarchen (Indike 18) reiht ihnArrian unter die Pellaer ein, u,omit Anabasis VI, 28 (das. Ver-zeichnis der Somatophylakes) tibereinstimmt. Die andere Angabefinden rvir in Eusebs Auszug alrs Porphyrios (Euseb. p. 234Schone), wo es heisst, er sei ein Thessalier aus Krannon. Esscheint mir nun am niichsten zu liegen, die beiden Angaben inder 'Weise zu vereinigen, dass man annimmt, der Vater cles

Lysimachos habe aus Krahnon gestammt, als Vertrauter Philippsaber das Burgerrecht in Pella erworben. Doch sollen auch diean derrveiti gen An cleutu n gen un serer Qu e1len her an gezo gen werden.PlLrtarch (Demetr. 45) sagt, Demetrios habe sich von l-ysimachos\r,eg gegen Pyrrhos gewendet, da er ersterem gegenuber, a1s

1) Es ist z. B. typisch, dass Arrian in dieser Sache sein quellenkritischesPrinzip verleugnet und IV, 13 den unter sich ubereinstimmenden AutorenPtolemaios und Aristobul nicht folgt.

2) Was die Lowenabenteuer anbetrifft, gibt es deren gewiss ver-dzichtig viele; aber die Anekdote bei Plut. Demetrius 2? scheint mir denLdrvenkampf des Lysimachos sicherzustellen I denn sie ist sicher gleichzeitigund wtirde jeder Pointe erttbehren, wenn das tertium comparationis reinaus der Luft gegrift-en wiire.

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G. II, p. a53.

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einem Makedonier, der Zuverliissigkeit seiner Trr-rppen nichtsicher war. In Justins kurzer vita des Lysimachos (XV, 3) heisst€S, er sei >inlustri quidem Macedoniae loco natus<. I-etzteresZeugnis rvrirde also nur besagen, dass er in Pella geboren, nichtdass seine Vorfahren schon Nfakedonen gewesen seien. pausanias(I, 9, 5) scheint bestimmter zu sein, ,'0 di ,luoiltaXog oittos yivogce i1v ilIaxeddtv.< Das lzlsst, wrirde man glauben, an Zuverlzlssig-keit nichts zu wi.inschen iibrig. Aber gleich der folgencle Satzmacht stutzig: >Als er den L6rven, rnit welchem Alexander ihnzusammensperren liess, besiegt hatte, sei des Konigs Achtung vor ihmsehr gestiegen. Td re vitv d")),a fidq drccl)ec 8aupd.(tov xcti ]Vlazedbvov\poitog roig dpioroq ilyev lv rryfi. Von einem geborenen N4akedonierausgesagt ist das meines Erachtens befremdend, passt aber vor-ztglich auf einen, der seiner Geburt nach hinter den. National-makedoniern zurticksteht; d. h. besser gesagt, es klingt hier eineErinnerung durch an die nicht makedonische Abstammung clesLysimachos, wie ja gewisse SchriftSteller solche Sachen vor-zubringen liebten. Unter der Voraussetzung, dass schon Agu-thokles sich in Pella eingebiirgert habe, ist die Angabe Arriansim Trierarchenkatalog durchaus zutreffend; fur clen r,'a11, dasser unil sein Sohn Lysimachos daselbst nur wohnhaft gewesen,sttinden die Analogien von Nearch und Laomedon zur Verftgung,die mit ihren Wohnsitzen,, nicht mit den Btirgerorten, verzeichnetsind. 1) Von Nearch steht das gleich S 10 des Kapitels und vonLaomedon 2) "wissen wir sonst, class er aus N,Iytilene stammt.'Was die Angabe Eusebs 1. l. betrifft,.kOnnte eine Notiz Theo-pomps Bedenken erregen; er erziihlt (frg. 136), ein thessalischerPeneste Agathokles, der einer der sauberen Gesellen r,var in derUmgebung Philipps, habe beim Konige g'rossen Einfluss besessenund sei sogar zu politischen Missionen verwendet worden. Esliegen nun zwei Moglichkeiten vor: entweder ist der Vater des

r) Nearch ist ein I(reter (Ind. l. c.; Diodor XIV, 69). Die Angabe desStephanos v, Byzanz. er sei aus der Stadt Lete in Makedonien, beruht sicherauf einer Verwechslung mit der Stadt tlaccb in Kreta (so schon Meineke,wie ich aus seiner I(onjektur zur Stelle entnehme). Vgl. die Inschrift beiMichel, Recueil d'inscriptions grecques, No. 28.

z; Im weitern Verlaufe der Diadochengeschichte erscheint er oftersals laop{dcov Mur c)"qvulos.

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Lysimachos identisch mit diesem Possenreisser; dann ist jedochsehr auffallend, dass in der ganzen uns erhaltenen Uberlieferungnirgends GebreLuch gemacht ist gegen Lysimachos von einer so

z'n,eifelhaften Abstammung; oder aber die beiden Agathoklessind nicht identisch und dann ist sehr wohl moglich, dass irgendein Autor aus irgend einem Grunde, gestiitzt auf diese Angatredes Theopomp, die Identifikation vollzogen hat. (Ich erinnerean die verschiedenen Versionen tiber den Vater des Eumenes;nach Duris \\rar er ein Fuhrmann. Plut. Eum. 1.) Ich entscheidemich fur die erstangefuhrte Moglichkeit, weil meiner Ansichtnach bei Porphyr eine gut unterrichtete Quelle vorliegt, und weilzwei verschiedene Agathokles am Hofe des Philippos, die beideeine gewisse Bedeutung hatten, nicht wahrscheinlich sind. I)asBedenken wegen der zweifelhaften Ro1le, die Agathokles gespielthaben so1l, erledigt sich durch die Erwztgung, dass Theopompmit Vorliebe die Umgebung Philipps in so grellen Farben malte(vgl. Polyb. tiber Theopomp VIII, 11-). Nfeines Erachtens verburgtuns also die Theopompstelle geradezu die Angabe des Euseb.;nur muss man sie eben ihrer Ubertreibung entkleiden.

Remerkenswert ist, fur den Fall, dass ich das richtige ge-troffen , das Ergebnis, dass die Makedonier einen erst durchseinen Vater eingebiirgerten Ausieinder in jeder Weise als voll-guitig anerkennen (vgl. besonciers Plut. Dem.46), was von grosserLiberalitiLt zeugt. Ob Lysimachos in Pe1la geboren ist, wie Justinvermuten liisst, kann nicht bestimmt werden; war sein Geburts-jahr 361 (s_iehe oben), so ist jene Angabe nicht sehr wahrs-phein-lich, da Philipp erst 360 l(Onig wurde und Agathokles geu,issza clen Leuten gehort hat, die durch das frisch aufbliihendeGluck des Makedoniers nach Pella gezogen w,orden sind; dochist a1les unsichere Rechnung. Sicher bezeugt ist rins ein Bruderdes Lysimachos namens Philippos (Justin XV, 3, l2), ferner einAutolykos (Arr. succ. A1: 38). t) Vielleicht ist ein AlkimachosBruder des Lysimachos (vg1. Arr. I, 18, 1).2)

1) So Droysen II, 147. Den Beleg liefert ein Stein im Amphiareionbei Oropos, der eine Widmung des Lysimachos an Adeia, die Gemahlinseines Bruders Autodikos enthzilt; man wird also bei Photius Verschreibungdes Namens in Autolykos annehmen.

z1 ''AvripttXov,'A)z-i1ta),ov,'A)zipayou, verschiedene lfandschriften. So

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I. I(apitel.

Lysimachos satrap und Kcinig von Thrakien(sea-aor).

Bei der Satrapieenverteilung erhielt r.ysimachos rhrakien.Gegen ilrakedonien war seit Philipp II. der ll'estos die Grenze;im Norden scheint sie durch clie Niederlage des zopyrion be-deutend zurtckgeschoberr worden zu sein. wir wissen allerdingsnicht, wie weit die Strategie Thrakien sich erstreckte, als Alexandernach Asien zog. Auch das Verhaltnis, in welchem die westlichenPontusstiidte zo Philipp standen , entzieht sich einer genauernBeurteilung.') Aus der Geschichte, welche uns Jordanes c. 10(nach der Getengeschichte des Dio) erzi)rhlt, rvie die gotischenPriester (Heiligen, pii) die Stadt olbia vor pltinderung geschutzt,konnen rvir in dieser versttimmelten I'orm nicht mehr viel ent-nehmen; gerade das wesentliche, ob ein Abhangigkeitsverhziltniseingetreten ist, leisst sich .nicht erkennen. Scheifer II, 420 sagt,Philippos habe sich an der Pontoskriste festgesetzt, indem erdarauf hinweist, dass nach Justin rx, 2, 1 Apollonia von ihmabheingig war. 2)

Droysen I, 1, S. 201, der ihn mit dem c. I. A. II, 123 geehrten identifi ziert.Niese s. 63 halt an Lysimachos fest; Entscheidung bringt nur die

Feststellung der besten Lesart. Einen Makedonier Alkimachos kennen wiraus Hypereides frg. 77; er wird dort zusammen mit Antipatros athenischerBtirger genannt. Anaximenes frg. 1? (script. AI.) spricht von einer Recledesselben, gegen die Demosthenes Einsprache erhob (schafer IIII, t, s. 161,Annr, 2, Droysen I, 1, S. z+2, Annr. 2, nehmen an, es sei clie Gesancltschaftbetr. die Trieren gewesen [anno 833]). Das scheint wahrscheinlich.

l) Niese, s. 171, Anm. 2, vermutet, sie seien von philipp unterworfenworden.

2) Droysen I, 1, s. B?: ,,Die hellenischen stadte am pontus bis odessushinauf traten gern mit ihnt in Btindnis." Er sagt dies wolrl im Hinblick aufJordanes l. l.

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Im Jahre 313 haben allerdings einige dieser Stadte wieI(ailatis, Istroi u. s. w. eine Besatzung des Lysimachos; aber

daraus lzisst sich fiir die friihere Zeit nichts schliessen; denn zum

mindesten war seit der Niederlage des Zopyrion jede thatsuich-

liche.Abhangigkeit von Makedonien geschwunden. Wie die Lageanno 323 war, ergibt sich meiner Ansicht nach klar aus der'Grenzbestimmung Arrians (succ. A1. 7); vrenn er hier den Salmy-dessos als Grenzpunkt nennt, r,r,'ird das nicht gruntllos sein, undDroysen (II, 1 S. 31) und Niese (S. 1-97) thun Unrecht, auf diese

Angabe gar kein Gewicht zu legen. Es mag zwar immerhinverwunderlich sein, dass nicht der offiziell beanspruchte Besitzin die Bestirnmung aufgenommen ist (aiso Thrakien bis zur l)onauetwa); aber die Provinz hat vielleicht genalr g'enommen nie weitergereicht und das nordlich gelegene mag rnehr nur iri' der make-donischen Machtsphare gewesen sein. Waren die Stadte etwamit Philipp verbiindet, erklart es sich gleichfalls sehr leicht, dass

sie nicht zur Strategie Thrakien gehorten. 1) Nun ist auch von\Mesten her das Gebiet des I-ysimachos sehr eingeengt worden.Illyrier, Triballer, Agrianer wurden bei Makedonien belassen.

11 \AIas den Salmydessos speziell anbetrifft, so ist derselbe nicht genauzu bestimmen, u,eil er ein Kustenstrich u,ar, nicht ein fixe.n" Punkt (Stadt,

Feste oder ihnliches), Herodot IV, os. Xen. An. VII, 5, 12. Diodor XIV,37, Strabo p. 50, p. 319; Pseudoskymnos Vers ?24. Er wird hziufig ai1ru,)bggenanntl daher wohl 6 \u)pudqoaris scil t"riycu,),\g. ,t\ls eine Stadt bezeichnetihn ausdriicklich nur Plinius IV, 44, der auch Thynias eine Stadt nenntlwahrscheinlich auch Apollodor, Chronik l, 9,21: ,,Eis r\v 9pgzqs \alpu-|t1ooisv." Bemerkenswert ist, dass der Nanre hier als Feminin erscheint,d. h. eben als Stadtname. Strabo nimmt ihn nicht als fixen Punkt; er gibtdem garizen l(irstenstrich eir-re Ausdehnung von 700 Stadien.. Arrian (PeriplusPonti Etrxini XXV) behandelt ihn als festen Punkt (er nennt ihn aucl-r Xt,tpiov),der 600 Stadien von den l(yaneen entfernt ist, 200 vom Vorgebirge Thynias.Zu den 700 Stadien des Strabo stimmt das so ziemlich; die ganze DistanzApollor-ria-Kyaneen betriigt aber bei Strabo 1500 Stadien, bei Arrian nur1280. Nach oberflachlichen Kartenmessungen finde ich ftir Thynias-Bosporus-miindung ca. L40 km, rviihrend Arrian ca.744 (800 Stadien) verlangt. Schon dieDistanz bei Arrian ist etwas zu gross, bei Strabo noch viel mehr. Auf An-gaben rvie die des Steph.Byr. >>'Arco)ir,tviu, 3v' v7o? rpbs rQ Zct),purlr1oott,,oder- >:.?a"qooig;ri)cs rpits r{t J'.r* ist nichts zu geben: Auch Strabo p.541sagt von der Thynias: ,Tpbs 'tlr;il,)utviu, zai I.<, obschon er die Distanzder.beiden Punkte auf ca. 800 Stadien angibt.

t7

in lGlikien sich befunden zu haben; vielleicht ist die Stelle so

aufzufassen, dass er in l(ilikien den Winter zugebracht hatte.Seine Ankunft in Makedonien berichtet l)iodor 18, 17 gleichzeitigmit der Vernichtung des Ariarathes von Kappadokien. Lysimachosist aber jedenfalls bedeutend sp;iter in Thrakien eingetroffen.

Man hat nun angenommen, 1) der Thrakerkonig Seuthes III,,der bereits nach der l(atastrophe des Zopyrion 326/5 sich er-hoben hatte und wahrscheinlich nicht wleder unterworfen worden

',var, habe sich dem hellenischen Bunde angeschiossen.'In DiodorsVerzeichnis der Bundesgenossen (18, L1-) finclen sich u. a. >>rdtv

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\re'il)uptitv zui 9pqzEv 6)iyoc<. 2) Einmal schon der Wortlaut dieser

\St"tt" macht es nicht ratsam, an Seuthes zu denken, da man

\cht vergessen darf, wie genau und vorzriglich das Registerists dazu kommt, dass das C. I. ,A. II, 184 erhaltene Verzejichnisder Bundesgenossen eine genrigende Erklarung gibt fur die d)iyoc

9pqzdtv; man findet nrimlich >>d"trb 9prVnls zai...< Der Terminus&rb ilp(zqs verbietet es meiner Ansicht nach, an Seuthes zlrdenken. 'Viel passender bietet sich irgend ein Staitname, wiez. B. DittenbergerB) 80, b. Z. LOL|Z. lXilzt)dis rhb 70prin1s), ibidemZ. 12819: lcis d.zcb 0p(n1s. In den Tributlisten des ersten See-bundes lautete die Uberschrift zu den thrakischen Steuereinktinften:>>drb 9pqr.qs gi,pos, neben: 9pdtzcos tp. Analog haben wir Ditten-bergerl 18, Zeile 45: /lt)ct[z],o[s-s d)rb Xa).zclddov), Zeile 50: Xepo]u-

leoirac) arc.' Ayoprt.g. Dittenberg'er 49, Zeile 39: Toi,s ilearo),rcacs roZs

drb l0pdtxes).Dass der Beweis kein vollstrindiger ist ftir die Ausschliessung

des Seuthes sehe ich sehr wohl, da die C:. I. A. II, 184 eirhalteneUrkunde nicht komplet ist. a)

l) Schifer III2, S. 366. Droysen II, 1, S. 52 und Anm. 1. Niese S. zO+s) Ein o'itz vor'illyu einzusetzen, wie Droysen II, 1, 52, Anm.. 1 vor-

schlagt, ist sicher bedenklich3) Ich zitiere Dittenbergers Sylloge nach der 2. Auflage (Leipzig 1898).a) Die Rhebulasinschrift C. I. A. Il, t75 b ist allerdings unter Umstiinden

ein Zeugnis ftir Verhandlungen, die zwischen Athen und einem thrakischenKonige gefirhrt worden sind; Thatsache ist aber doch, dass sie keine prak-tischen Folgen hatten, sei nun Seuthes a.331 oder nach 331 abgefallen; ftirConnexionen des Jahres 323 wird man aber die 8 Jahre i'rltere Inschriftkaum mehr in Anspruch nelrmen kdnnen.

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Es handelte sich auch hier natiirlich mehr um eine Einflusszoneals um wirklichen gesicherten Besitz. Der Agrianerkonig Langaros2,. B. stand in mehr pers0nlicher I reundschaft zu Alexander(Arr. Anab. I, 5, 2). Die friballer werden auf dem Zuge A1e-xanders an die Donau nicht unterworfen. Sie kommen, um die>>gt)[a< Alexanders nachzusuchen, und er schliesst einen Vergleich,der von'IJnterordnung' seiteps der Triballer nichts zeigt. Aberdie Reservierung dieser Gebiete ftir Makedonien schmiilerte dieBer,vegungsfreiheit des thrakischen Satrapen ganz bedeutend.Dass die genannten Voikerschaften nicht etwa bedeutungsloswaren, beweist das !-aktum, dass man bei der Teilung die Inte-ressensphiiren von vornherein so g'enau ausschied. Gerade gleinzeqdwar der Anteil des Lysimachos nicht: Gebiete, die erst wiederneu unterrvorfen werden mussten, uffi derenwillen eiri Kampfsich kaum lohnte. 1) Wertvoll war an'sich einzig der Besitz d.er

thrakischen Chersones. Lysimachos beherrschte damit den Helle-spont, strategisch den Ubergang' von Europa nach Asien.2) Ztd.emwar der Hellespont d.usserst wichtig als Hauptstrasse frir dieGetreidezuftihr nach Hellas.

Lysimachos konnte den Pontos absperren. Er hat zwar diesePosition sehr wenig ausgebeutet; wir konnen daraus entnehnren,wie stark er in erster Zeit in Thrakien selbst muss in Anspruchgenommen gewesen sein.

Die ersten lJnternehmLtngen des Lysimachos in seinerSatrapie fallen nach der Uberlief'erung in die Zeit cles lamischenKrieges, nach dem Tode des Le.osthenes und vor der Ankunftdes Leonnatos. Doch ist natiirlich clie Einreihung nur insofernchronologisch, alsDiodor (18, 14)beim Eingreifen des Leonnatos densummarischen Bericht iiber die ersten Thaten des Ptolemaios undLysimachos beifugt. Wie sehr hier die Ereignisse sich zusd:mmen-schieben, zeigt ein Vergleich mit dem Marsche des Krateros.Dieser war schon anno 324 in Sommer oder Herbst abmarschiert.Nach Diodor 18, 3 scheint er zur Zeit der Satrapienverteilung

t) >>ti)v dv 0p4*n xuxitv<, (Dem. tiber die Chersones 44).2) Als Briickenkopf war die Chersones im hellen. Altertum viel

wichtiger als Byzanz. (Dem. iiber die Trugges. 180 nennt ihn die wichtigstePosition fur das Meer, was die Termopylen fiir das Land seien.)

18

1 Lysimachos fand also diesen Seuthes kampfbereit bei seinerAnkunft in Thrakien. Der letztere trat mit 20,000 Mann Fuss-volk und 8000 Reitern dem thrakischen Satrapen gegeniiber,der nur iiber 4000 lVlann zu tr'uss und halb so viele Ileritteneverftigte. Auf beiden Seiten ist die Zahl der Reiter im Ver-hiiltnis zu den F'usstruppen eine ungerv6hnlich grosse; die Thrakerwaren als tuchtige Reiter bekannt (Arr. Anab. II, 7, 8). ThrakischeReiter dienten in Alexanders Fleer, und rvir begegnen ihnen hieund da in .clen l)iadochenschlachten. Was ftir Truppen Lysi-machos bei sich hatte, wissen wir nicht, wahrscheinlich frischangeworbene. Er nahm den ungleichen Kampf an, der ihm mehrEhre als Erfolg einbrachte; aber jedenfalls gelang es Seuthesnicht,zu verhindern, dass Lysimachos sich festsetzte und grossereStreitkrafte sammelte. Uber den weitern Verlauf des l{riegesist nichts bekannt. Dass er fortgesetzt \rurde, kann man s-chliessenaus dem Diodor 19, 73 mitgeteilten F aktum, Seuthes lrabe zurZeit der Erhebung der pontischen Stadte in Abhangigkeit vonLysimachos gestanden. Auch die griechischen Stadte sridhch derDonau am Westufer des Pontus Euxinus hatten ihre Autonomieeingebusst (wenn sie solche bis zu Alexander etwa noch besessenhatten, vgl. oben S. 14- 15).

.Wir konnen auch , nur unter der VoraussetzLrng, dassI-ysimachos einstweilen in heftige innere Kampfe verwickeltwar, verstehen, dass er bis zum Jahre 315 eigentlich .ganz ausder Geschichte der Diadochen verschwindet. Anno 32211 wirdauf Betreiben des Antig'onos eine Allianz g'egen Perdikkas ab-geschlossen und Ptolemaios dazu beigezogen; des Lysimachosgeschieht keine Erwrihnung. Im Friihjahr 321, zogen die Ver-btlndeten ganz unbehelligt durch das (iebiet des thrakischenSatrapen nach Asien hinuber. Daraus folgt, dass Lysimachos zudieser Zeit entr,r,eder im Innern Thrakiens beschaftigt war, oderdass er gemeinsame Sache mit der l(oalition gegen den Reichs-verweser gemacht hat. Droysen II, 1, S. 31 und Kless (Pauly,R.. E. Art. Lys.) haben angenommen, Lysimachos sei dem Per-dikkas besonders ergeben gewesen. Das geht nirgends aus derUberlieferung' hervor. Zum mindesten war er kein eifriger Partei-gzinger desselben; wenn ihn Perdikkas, wie Kless meint, alsT3eobachter neben Antipatros setzte, hat Lysimachos seine Auf-

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ga\chlecht gelost. I)ie Stellung des Perdikkas zu Antipatroswird \rhaupt zu sehr ex eventu beurteilt. Es war ersteremgewiss s\ ungelegen, dass Antigonos den Bruch mit Antipatrosherbeiftihrtb. Antipatros hat den tr'ntscheid riber den Besitz derInsel Samos dem Reichsverrveser anheimgestellt, und dieser hatihn so gefallt, wie es Antipatros zweifellos gewiinscht hatte. WasLysimachos betrifft, so sprechen die wenigen bekannten That-sachen nicht ftir eine besonders enge Verbindung desselben mitPerdikkas. A1s Antipatros aus Asien zurtickkehrte, rettete ersich mit den Konigen for dem meuternden Heere in die Cher-sones zu Lysimachos Wrr. succ. A1. Schluss). Das hritte ergewiss nicht gervagt. w\ Lysimachos ein eifriger Perdikkanerg'ewesen wd.re. Vielleicht hann man aus der Stelle entnehmen,dass Lysimachos zu dieser Zeit von seinem thrakischen F'eldzugezurtick war, ferner, dass er sein Hauptquartier auf der Chersoneshatte. Der Ort leisst sich nicht genauer bdstimmen: 1) Antipatroshat von Abydos iibergesetzt; das ist die ger,v6hnliche Ubergangs-stelle. Das Herr folgte am nzlchsten Tage; aber wir erfahrennicht, wo es ihn erreichte.

Leider konnen r,vir nicht neiher datieren, wann Lysimachosdie l'ochter des Antipatros, Nikaia, geheiratet hat. Wir findenihn im l(ampfe zwischen I(assandros und der Reichspartei aufSeite des erstern (Diodor 18, 72); aber bei der Vereinigung desI(assandros rnit Antigonos erfahren wir wieder gar nichts vonLysimachos. Eine Andeutung gibt Qiodor 20, L06, wo es heisst,Kassandros habe in den schwierigsEn Lagen clie Hulfe desLysimachos in Anspruch genommen.') Es hat gewiss einigeWahrscheinlichkeit, dass ihre Verschwatgerung in diesen Zeit-raum, vor 303/2 falli8) I-ysirnachos nahm an der Erhebung des

1) Man denkt in erster Linie an Kardia, das nachmalige Lysirnacheia.Unter Alexander beherrschte die Stadt ein Tyrann Hekataios; derselbe be-gegnet im Jahr 323 (Plutarch, Eum. 3) als Geschziftstriiger des Antipatros.Damals scheint er seine Macht noch besessen zu haben. Wie sich Lysimachosmit ihm auseinandersetzte, ist nicht auszumachen, weil jede Nachricht' fehlt.

z; Es ist Uberhaupt ganz undbnkbar, dass Lysimachos so sehr in alleninternationalen Beziehungen aug dem Spiele gefallen ist, wie Diodor vermutenliisst. Er ist in der Uberlieferung eben sehr zu kurz gekommen.'s1

So auch Niese S. 236, Anm. 4. Arsinoe I, die erste Gemahlin desPtolemaios Philadelphos rvar s,ahrscheinlich eine Tochter der Nikaia. Vgl.

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Kassandros insofern Anteil, als seine Soldaten den Kleitos, den

Admiral des Polyperchon, nach der firr die Reichspartei un-glucklichen Schlacht in der Propontis toteten (a. 318). -

-Wenn

I-ysimachos durch die Przigung mit den Mtinztypen Alexanders,sowie durch die Umnennung' von Antigoneia in d.er Troas zu

Alexandreia eine be-sondere Pietrit gegen den grossen I(onigan den fag gelegt hat, muss man anderseits zugeben, dass erdieselbe gegen die letzten Sprossen des Konigshauses in keinerWeise betheitigte.

Von Anfang an war der natrirliche Gang der Ereignisse,dass nach dem Tode Alexanders die Satrapieen nnter Beibehaltungeiner nominellen Reichseinheit sich allm;ihlich in l'erritorial-herrschaften umwandelten, tiber welche die Reichsge',rrralt keinethatseichliche Macht mehr austiben konnte. Diesen Entwicklungs-rveg ist Agypten geg'angen, ebenso Thrakien unter Lysimachosund Makedonien unter Kassandros. Letzterer sucht seine territo-riale Macht an den lediglich makedonischen l(onig anzukntpfen,Philipp II. - I(assandros erhilt Vollmachten als Reichsverweservon Eurydike, die im Namen ihres kranken Gemahls Philipp III.Arrhidaios handelt. Als er nach N'[akedonien siegreich zuriick-gekommen, kniipfte er an Philipp III. und Euryclike an, indemer diesen eine konigliche Bestattung in der Gruft von Aigaizuteil werden liisst. Durch seine Heirat mit Thessalonike, einerTochter Philipp II., sucht er seine neue Steltung zu legitimieren,und es ist bezeichnend genug, dass Antigonos gerade die Recht-miissigkeit dieser Legitimation anzufechten versucht, indem er

die Ehe a1s eine erz!\,ungene bezeichnet (Diotlor 19,61). Uber den

letzten erbberechtigten Nachfolger Alexanders, der vom Heeredie Bestzitigung seines Erbrechtes empfang'en, geht Kassandroseinfach hinweg; eine Politik eihnlich derjenigen, welche AntigonosGonatas in Makedonien durchfiihrte; prinzipiell ist sie aber nichtverschieden von der des Ptolemaios, Lysimachos und Seleukos.

unten. Die Heirat zwischen Ptolemaios und Arsinoe285 statt. Das ergibt also auch kein n?iheres Datum als

vor 303.

I. fand kaum vordas approximative

2t

Anf eine ganz andere Basis hat sich Antigonos gesterllt. Es istnotwendig, seiner Politik von 323 an aufmerksam zLt folgerruncl seine Pliine sich entwickeln zu sehen. Zum erstenmal tritter bedeutend hervor durch seine Gegnersc\aft gegen Perdikkas.Er bringt die Allianz gegen denselben zus\.nde und verursachtsomit die Katastrophe des Reichsverwesers. \ Aber dieser Kriegwar nicht gegen das Prinzip gerichtet, \ndern gegen diePerson; denn das Haupt der feindlichen l(o{lition (Antipatros)tlbernimmt nun selbst das erledigte Reichsamt; Antigonos abererhailt in dieser neuen Reichsregierung einen sehr wesentlichenPosten: er wird Reichsfeldmars[hall. Das typische daran ist, dass

auch hier, analog den Verhaltn\en der Satrapen und Strategen,in der obersten Instanz die M\tar- und Administrativgewaltgetrennt wurden. Antipatros *N. eigentlicher Reichsregent,Antigonos Kommandant des Reichsheeres, und, was noch wich-tiger war, mit der l-rihrung des Reichskrieges gegen Eumenesbetraut. 1). Auffallend ist nur, dass die Konige dem Schutze des

Antigonos anvertraut blieben und nicht mit Antipatros nachMakeclonien zurtickkehrten; denn dass das letztere nachhergleichwohl eintrat, ist eine sekundilre Erscheinung', durchaus nichtetwa Verfiigung der Reichsversammlung von Triparadeisos.2)

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l) Droysen lvtirdigt diese Stellung des Antigonos II, 1, S. 146, Anm. 1.z; Arr. succ. A1. S 42-44 ist ldartiber so klar, dass Diodor 18, 39 da'

gegen nicht in Frage kommt. Zuder\ ist der Fehler des letztern leicht er.klerlich und lehrreich ftir die Beurteilung seiner Arbeitsweise.-DerSchlusssatzseines c. 39 >aDrds dd (Antipatros).rolr5 paoil,eig dva),apt)w zil d1v idiavdbvapu npoiyev lrci r)1v llazedoviav zacciQov roUs paoileZg dri ri,raryida ist identisch rnit Arrian 44 (nach dem Streite zwischen Kassandrosund Antigonos in Phrygien sich ereignend) z ,>Avrirc(trpos di dva)apcbvrobg paoile?s zai r)v d.ilqv d,ivaptv /1et ,bs repatoobpevos l..,:-i Maze-dbviav.u Diodor hat also, modern gesprochen, einige Seiten iiberschlagenund ftihrt getrost an irgend einer Stelle weiter, ohne sich um die logischeVerbindung zu kiimmern. Ware Arrian nicht erhalten, so wiisste niemand,dass die Konige beim Heer hatten bleiben

'sollen. Man sieht aber auch, wieviel oder wenig auf derartige Diskrepanzen in der Uberlieferung zu geben

ist. Was die Arbeitsweise des Kompilators Diodor betrifft, vergleiche manauch die von Wachsmuth, Einleitung S. 94, angeftihrten Beispiele. Niese 5.225scheint die unrichtige Darstellung Diodors akzeptiert zu habenl vielleicht istdie Ungenauigkeit seiner Darstellung $hur eine Folge der Gedrflngtheit, inder er die Ereignisse darstellt.

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22

tsine offizielle Darlegung' seines Standpunktes erhalten rvirvon Antigonos bei Anlass der verhandlungen, die dem Todedes Eumenes gefolgt sind (a. 315). Er verlangt als orparTfdszaBeoraltdyos (natiirlich a.321) und weil er die trryl)eru cfis paoc)eiugubernommen (durch Cession von Polyperchon) (iehorsam vonKassandros. Leider erfahren wir (Diod. !9, 57) nicht, welcheAntwort Antigonos den drei Satrapen auf ihre Botschaft gegeben;Diodor sagt nur, sie sei grob g'ewesen. Wir mtissen nun ver-suchen, den Zusammenhang zwischen den Positionen der Jahre321 und 315 herzustetlen, indem r,r'ir die Vorgatnge innerhalb desdurch diese Zahlen begrenzten Zeitraumes betrachten und ins-besondere untersuchen, welche tr-olgen der Tod des Reichs,verwesers Antipatros nach sich gezogen hat.

Antipatros ernannte letztwillig Polyperchon z\m Reichs-verweser. Seinen Sohn Kassandros rvollte er damit nicht aus-schliessen; denn er machte ihn zum priisumtiven Nachfolger desPolyperchon. Seine Absicht \var also, ihn noch etwas iilterwerden zu lassen und er hoffte wohl, die Verhilltnisse wtirdensich mit d.er Zeit noch mehr abklaren. I(assandros war damitnicht zufrieden; er wandte sich an Antigonos, und dieser ver-sprach ihm bereitwillig lltilfe. Dies ist sehr auffallend, und unsereQuelle sucht es zu begriinden. >Taica di {rparre (Antigonos)rcpoorcorcLpevog dcd. ri, z:pbg 'Awhcarpov gt),lav ouvepyeTv, rfi d' d"-

)qdeiq Boil\pevos cobs repi lliluotcepxovra tril,i,pous zai peyril,ougTep,oraopobg {Xecv, fizro4 abrbs dzudivas riv 'Aoiav lrd]d"1i xai rlvritv B)av fiyepoviav eis Saurdv reprcrrjoT (Diodor 18, S4). Das wirdAntigonos auch damals niemandem haben plausibel machenkonnen, dass er aus Zuneigung zu Antipatros desse.n letztwilligeVerftigung umstossen wo1le. Diodor hat entweder schlecht be-richtet, wichtiges tibersprung'en, oder seine Quelle \,\'ar schonungeniigend unterrichtet tiber die Politik des Antigonos. Niese(S. 234) glaubt, Antigonos habe dem neuen Reichsverweser denGehorsam verweigert, weil der Ubergang der Gervalt nicht aufeinem gerneinsamen Beschlusse beruht habe. 1) Dies wtirde aberdas Gegenteil von dem voraussetzen, was uns Diodor (a. a. O.)tiber die Stellungnahme des Antigonos zu dem verstorbenen

nr)ZJ

Antipqltros mitteilt. Ls bleibt noch die Annahme, dass damals

einmiitig von den Satrapen die Unterdriickung der Reichsgeu'altbeschlossen und ins Werk gesetzt worden ist, ein tiberw;iltigen-der Ausdruck des festen \\ri[errs, dass man diese verhangnisvolleReichseinheit nicht mehr lzinger dulde. Aber eine solche Vor-aussetzung wtirde der Politik des Antigonos, auch derjenigen der

anderen Satrapen (r.B.Seleukos, Diodor 19r 12), a1len Halt undalle l(onsequenz absprechen. Dieser Geclank! kam erst 315 zum

Ausrlruck und wurde damals von Antigon{s aufs heftigste be-

kaimpft. -Wenn man die Uberlieferung nicht vprwerfen will, bleibtnur ein Ausweg: Es sei gegen Polyperchon dpr Vorwurf erhoben

r,vorden, lr habe den letzten Willen Antipa{ers entweder mis-

braucht /od,er geradezu gefalscht, er sei nicht zum Nachfolgerurn^ng{ worden oder habe die Nomination erpresst. fn dem F'alle

kont'te Arrtigonos die Freundschaft zu Antipatros gegen Poly-perchon ausspielen, und letzterer beeilte sich ja selbst, einer solchen

Auffassung Recht zu geben, indem er die Koniginmutter Olympiasnach Makedonien rief, die Todfeindin des alten Antipatros.

von der Stellungnahme des Antigonos hieng in dieser

Periode viel ab die Aussichten Kassanders beruhten zuniichst

nur auf ihm. 'Wenn Antigonos den neuen Reichsverweser aner-

kannte, konnten sie zusammen Kassandros unterdriicken, bevorPtolernaios zu Htilfe klq; Antigonos scheint in l(assandros die

hohere Kapazitiit erkannt zu haben, die er fiir sich zu gewinnenhoffte, die ihm aber spiiter uber den Kopf gewachsen ist. 1) Beidiesem {Jmschwung der Dinge, glaube ich, hat Antigonos seine

Position als Reichsmarschall nicht aufgegeben, und er hat au:hden Krieg gegen Eumenes in diesem Sinne durchgeftihrt. Ciegen

den Kardianer, welcher mit strenger Konsequenz die Sache des

zentralen KOnigtums vertrat, hatte man eine bequeme Waffe in

seiner Verurteilung dr-rrch die Heeresversammlung. I)as macht

z. B. Ptolemaios geltend (Diod1. 18, 62). Seleukos gibt dem

Enmenes zur Antrvort, als er ' ihn anffordert, die Sache der

1) In Pausanias I,6,7 kommt dieser Sachverhalt zum richtigen Ausdruck(mag das Urteil nun dem PamEanias angeh6ren oder nur von ihm an Hand

seinerQuelle formuliert sein): ,r'l'ity di pu,oil,ltov rdtv xaBil\vrovAvriTovovrivooubratov zglvo yevioBw Kciooavdpov, bg -d' AvriTouou (so Hitzig.) r\vllrizedivotv dpXlv dvaor,tociltevos rio)ey.iotov ifiBev 3r' iivdpa e\epyirqv.ul) So auch Kohler, Berliner Sitzungsberichte 1898, S. 827.

24

I{onige gegen Antigonos zu unterstutzen: >'ftig piv i}uot)ei.totv(dgaoav scil. oi nepi zil'euxov) poil,eoBac rapixeoBo.c Tpeias, Ebpivec

ltivrot ye pqdixoS' \ttopeveZv rotoivcas rb rcpoocurcbytevoy, oit MdedbvesouvilSivres xar{yvooav Sdvarou (Diod or 19, !2). Das eigentiimlichein der Lage des l(onigtums war eben, dass es stetsfort zwischenden Parteien hin und herschwankte, zihnlich dem deutschenI{onigtum im Mittelalter, das sich meistens auf die 'ferritorial-macht'seines jeweiligen fnhabers verlassen musste. Man hattefreilich eine Erbmonarchie, daneben aber ei ne Wahlverr,veserschaft.Antigonos behauptete sich also in seiner Stellung zum Reiche,und bis zur Vernichtung des Eumenes war keiner seiner spd.ternGegner g'esonnen, sie ihrn streitig zu machen.

Die Primilrquelle, welche bei Diodor vorliegt, macht wieder-holt und nachdrucklich darauf aufmerksam, dass Antigonos schonin der zeit vor 315, kurz nach der \rerteilung von I'riparadeisos,sich der Botmd.ssigkeit des Reiches ^) entziehen und mit derZeit direkt gegen dasselbe aufzulehnen begann. 1) Soviel gehtganz klar aus den unten zitierten Stellen hervor, dass der Autor,auf dem Diodor beruht, die Bestrebungen des Antigonos furclurchaus reichsfeindliche gehalten hat; er teilt ganz den Standpunktdes Eumenes: so ungefahr mag in dessen Umgebung das Vor-gehen des Antigonos beurteilt worden sein.2) Cber den Umfangder Anspriiche des Reichsfeldherrn sind die Ansichten unseresGewilhrsmannes verschieden formuliert: 18, 50 lesen wir vonAntig<>nos: >reptpa)bpevbg re raig d)rcioc riv ri)v ilov qyepoviuv;r,.

dies wird aber sofort priizisiert: ,|rild.ppuve T()p abrbv zpeircoB[vupcv dyovra cdtv zard. riv 'Aoiav Srloaupdv z[prcv loeoBat, p-qdevbs

dwor co[t Buvapivou npbs ubrbv dvrccd.(aoBac;u am Schluss desK.apitels: >>lcevoeiro fdp dzelfleiv rilv 'Aoiav zai coitg ltiv f.,rcd.pXovra9

oarpdrag Bxpu)eZ'v<< etc.; 18, 47: >>lrcvoiro rdv zard. rh, 'Aoiav

l) Man vergleiche etwa: Diod. 18, 41 (noch bei Lebzeiten des Anti-patrosl schon 18, 39 deutet darauf hin), 18, 50 (beim Tode des Antipatros)18,441 L8,621 18, 53, ebendort am Schlusse; 18, 54 und 58.

e) Ab Abfall von der Reichsgewalt und Usurpation der Lender zueigenem Besitz taxiert das Vorgehen des Antigonos auch Appian Syriake 58:,zai fiv Bapu),oviav zai riv Meoororapiav zai Boa ilJ,a lz Mrldavlri cbv D),)rlottovrov 48vr1 xaSimaro 6aorG1s< Es ergibt sich eben mitaller Sicherheit, dass dies die Auffassung der Prinriirquelle ist.

\25

\qrd,c, rpuylul"rtuvl<< l-8, 54 ex.: '0no4 tt,)rbs izcvdbvog r^qv 'rloictv

3rei81i zui rqv rti)v [il,ov if epovia, eis Saurov reprcrqon.u t) Es istsomit klar, rvelchen Umfang Diodbrs Quelle den Bestrebung'endes Antigonos beilegt. Droysen II, 1, S. 162, schreibt ihm schonvon 32L an den ganzen Umfang seiner sp6teren Restrebung'enzu. Wir konnen das nicht mekrr kontrollieren; r,r,ir wissen blos,dass 315 seine Intentionen weiter gingen a1s auf ein >ReichAsien<. Anno 311- hatte er durch den Frieden dieses Reich sichsichern konnen; allein er findet fiir gut, Kassandros nicht un-behelligt im Besitze von Makedonien zu belassen und den helle-nischen Stadten die Stellung zv gewilhren, welche sie in AlexandersReich eingenommen hatten (und die sie bloss in demjenigen desAntigonos rvieder einnahmen). Soviel glauben wir sicher voraus-setzen zu konnen, dass von 3L5 an Antigonos darauf ausging,Alexanders Reich in seinem ganzen Umfarrge und auch in derEingliederung der einzelnen Bestandteile wieder ins Leben zurufen, dass er z. B. nicht gesonnen war, sich ein asiatisches Reichzu schaffen, wie Ptolemaios sich ein ;igyptisches, I-ysimachosein hellespontisches, I(assandros ein makedonisch-hellenischesgeschaffen hatte.2)

I)en Entrvicklurrgsgang dieser Idee konnen wir aber nichtmehr nachr.veisen, besonders aus dem Grunde, weil uns im18. Buche des I)iodor die Auffassung des Eumenes, nicht diedes Antigonos vorliegt. s) Das Vorgehen des Antigonos gegendie Satrapen Ober-Asiens nach dem Tode des Eumenes tiber-schreitet allerdings bedeutend die l(ompete nzen, die in seinerStrategie lagen. a) Die Reichsidee des Antigonos bildet nun die

1) Unger (Mtinchener Sitzungsberichte 1878, S. 368 ff.) verteilt dieseverschiedenen Angaben auf die Haupt- und die Nebenquellen. Ich kann dieseHypothese nicht annehmen; vielleicht ist es mir m6glich, spziter einmal aufdie quellenkritischen Fragen in einem gr6sseren Zusammenhange zurtick-zukommen.

2) Ich werde darauf noch nAher zu sprechen kommen bei der Beur-teilung der Stellung, welche die hellenischen Stadte in den einzelnen Reicheneinnahmen.

a; Die Erziihlung von den doppelten Vertrzigen bei Plut-. Eum. 12, magsie nun aus Duris oder Hieronymos stammen, bestiitigt diese letztere Ansicht.

a) Wir wissen aber einerseits nicht, av!'er seit dem Tode des Antipatrosals Reichsverweser anerkannt worden ist, andererseits wann Antigonos diese

26

Grundlage, auf der sich die ganze folgende Entlvicklung abspielt.Nicht bloss die lkiegsbewegung'erl, sondern auch die innere Orga-nisation der Reiche ist abhangig von der verschiedenen Auf-fassung auf der einen Seite des Verhii.ltnisses zwischen Reichund Satrapen, auf der andern, bei Antigonos, von der Identitiitseines eigenen Reiches mit demjenigen Alexanders. Als Besitz-stand des Antigonos bei Ausbruch des ersten Koalitionskriegesrvird an verschiedenen Orten schlechtweg Asien angegeben, so

Justin XV, 1, 6 (rn,o Asien ersichtlich nur Vorderasien bedeutet),Appian an der Seite 24, Anmerkung 2, zitierten Stelle. Anletzterer Stelle wird durch das Imperfekt >>zaB[otuto<, deutlichnur der Anspruch bezeichnet, welchen durchzufiihren Antigonoserst gesonnen ist. Es mag also wohl sein, dass die Primirquelledas ZieT des Antigonos in der Errichtung eines ast'atrsc/zezz Reichessah. Gegenuber den Zeugnissen, wie sie das I)iodor 19, 61 mit-geteilte Dekret, ferner der F'riede von 311 und das letzte Auftretengegen Kassandros liefern, ist dieses asiatische Reich nicht alsEndzweck der antigonischen Politik tbstzuhalten. Die Anklage des

Seleukos (Diod. 19, 56) 1) beweist a1s solche natUrlich fUr den ob-jektiven Sachverhalt nichts; aber im vorliegenden tral1e wird diesegegnerische Beurteiluns nicht ;rllzuweit vom richtigen entfernt sein.2)

Antigonos wollte einstweilen den Krieg noch vermeiden;3)allein die Forderungen des Ptolemaios, Kassandros und I-ysi-

Wurde an sich gerissen hat. Spdtestens a. 315 in Phonicienl denn er macht(Diodor 19, 6r) den ,obern Satrapeno seine Ftirsorge ftir die I(onige bekanntin der Hoffnung, sie wtirden fortan, von seiner Reichstreue trtrerzeugt, rnitihm einig gehen. Von einer Ubernahme der Reichsverweserschaft durchAntigonos ist- in der Proklamation ausdrilcklich die Rede.

t) >>Ereprjgavov yeyev'qldvou (Antigonos) zu,i raig ihin reptei,q-gbru rcd"oav ci1v lllaxedbvaru puoil,eiav.u

2) Ein Beispiel dagegen, dass eine solche subjektive Ausserung einerhandelnden Person sich nicht deckt mit der Ansicht des Autors, bietet Diod.79, 56. Hier rechnet Seleukos clen Python unter die >oDdly ^ldczrlzbrct5

d))d zai Xpe/as ril,)ds zai peyril,as 3v r,fi <pilr1 ftclpe$Xqpivousrr, welcheBelohnung verdient hatten; aber Kap. 46 erziihlt er die verr2iterischen Urntriebedes Mannes und wie er dann im Synedrion zum Tode verurteilt worden sei.Der Autor Diodors liebt es, subjektive Uberlegungen handelnder Personenmitzuteilen, was die Bestirnmung seiner eigenen Auffassung sehr erschrvert,

. 3) Diod. 19, 56. Damit in voller'Ubereinstimmung Pausanias I, 6, 5.

ivas auf ciie gleiche Urquelle hinweist, die gut unterrichtet war.

27

machos warell so unverschamt, standen So Sehr in keinem Ver-hziltnis zu detn wenigen, das sie geleistet hatten (rnit Ausnahrnedes l(assandros), dass Antig'onos jede Hoffnung auf Erhaltungdes I,-riedens sofort fa1len liess. 1)

Lysimachos beanspruchte Phrygien am Hellespont, das seitclem Abgange von Arrhabaios (welcher nach der Seeschlacht inder Propontis spurlos verschwindet) frei geworden. Es mag sein,

dass Antigonos um diese Zeit mit den dortigen hellenischen

Stadten verbundet war; er erhiilt z. B. aus dem Hellespont Schiffe(Diod. 19, 62). Droysen II, 1, 321, Anmerkung 4, schliesst'aus derljorderung des Lysimachos, dieser habe bereits (vor 3L5) nachdem hellespontischen Phrygien hinribergegriffen. Eine solcheAnnahme ist jedoch absolut unnotig. Die Kriegsgeschichte gibtkeinen Anhaltspunkt daftir; denn Lysimachos wird erst 313 durchdas Ubergreifen des A ntigorlos nach Thrakien in einen direktenKampf gegen Streitkrafte {es letzteren verwickelt. Er scheintsich bis dahin ruhig verhalten zr: haben. Seuthes war unter-worfen, die Pontosstitdte hatten Besatzungen aufnehrnen mtissen,

) Die Uberlieferung tiber die Forderungen der Satrapen ist nicht un-beanstandet geblieben wegen der Ansproche des Kassandros. Es ist gewisshochst auffallig, dass Kassandros ftir sich den Besitz von Kappadokien undLykien fordert. Phrygien wiire damit eine vollstindig dem Kassandros aus-

gelieferte Provinz geworden. Lykien war schon in erster Teilung demAntigonos zugesprochen worden; auch konnte es kaum in Kassandros Inte-resse liegen, in Asien zwei ganz isolierte Provinzen 2u erwerben. Er warauch nicht der Mann, sich in solche Spekulationen einzulassen. Die palaeo-graphisch leichte Anderung in Asandros ftir l(asandros ist mehrfach vor-geschlagen worden. Niese S. 247, Anm. 3, kehrt zur Uberlieferung zurtick,was Kohler (Berl. Sitz.-Ber. 1898, S.829, Anm. 1) einen Rtickschritt nennt. DerEinsetzung von Asandros steht aber als gewichtiges Bedenken gegentiber,dass Kap. 62 erziihlt wird, Ptolemaios habe (irn Laufe des Kr,'eges) denAsandros ftir die Koalition gewonnen. Wenn Kohler a. a. O. meint, Diodorhabe diesen Anschluss Asanders selbst hinzugeftigt, u,eil er ihn an der rich-tigen Stelle durch Kassander verdriingt hatte, so ist damit Diodor gewisszuviel zugetraut, den r,vir sonst durchaus nicht als so skrupulos kennen. Ichkann mich nicht entschliessen, an dieser Stelle eine Interpolation der Quelledurch Diodor anzunehmen. Trotzdem ich keine Erklarung finde fur dieseSchrvierigkeit, halte ich an der Anderung in Asandros fest I namentlich dieVoraussetzung, dass I(assandros durch.einen Strategen in Kappadokien habeKrieg fuhren lassen, halte ich fiir unwahrscheinlich I es nltisste vermittelstder Flotte geschehen sein. I

28

waren also ,ut,ohl nicht freirvillig in das l{eich des Lysimachoseingetreten. Dieser Zustand ist a. 313 perfekt, und der thrakischeSatrap scheint keine Anstalten getroffen zu haben, am l(riegeteilzunehmen. Antigonos eroffnete aber den Angriff auf Lysi-machos, weil er einen Ubergang nach Europa am Bosporos zugewinnen hoffte; den genauen Verlauf der Vorgringe kennenwir nicht. Diodor hat gerade hier nachweislich flrichtig gearbeitet.I)ieser thrakische l(rieg des l-ysimachos war als Episode in derallgemeinen l(riegsgeschichte erzdthlt, nicht als selbstandigerExkurs tiber Lysimachos, wie der Abschluss von 19, 74 deutlichbeweist: >>6 d'Avriyovog droruyt)tv ra[rqs rils lncpoilils l€ettep,],e...uetc.; dafur fehlt uns aber der Anschluss an die letztvorangehen-den Un{ernehmungen des Antigonos. Wir verlassen denselbenc.69, wo er die Winterlager in seiner Hauptstadt l(elainaibezieht;in c. 73 erztlhlt l)iodor, die Kallatianer seien abgefallen u. s. w.,ferner, Antigonos habe ihnen Htilfe geschickt, aber nicht etwa, ersei an den Bosporos vorgertickt, habe die pontischen Stadte durchVersprechen von Untersttitzung zum Abfalle gereizt, habe dasVersprochene ausgeftihrt, der Plan sei aber an der Energie desLysimachos gescheitert. I)ass die Quelle so berichtet hat, ist schonaus allgemeinen Uberlegungen naheliegend und wird zur Genrigedurch den oben zitierten Satz bewiesen. Diodor hat also hier wesent-lich verkirzt, ohne eine logische Verbindung herzustellen.

Der Aufstand gegen Lysimachos, durch Antigonos angeregtoder zum mindesten in seine Plane hineingezogen, brach in derStadt I(allatis aus, die auch im weitern Verlauf der Hauptsttitz-punkt desselben blieb. Nachdem sie die Besatzung des Lysimachosvertrieben hatten, setzten die Kallatianer ihr Befreiungswerk an

den ribrigen Pontosstildten stidlich der I)onau fort und griindetenmit ihnen einen Bund, dessen Zweck die Bekampfung des

thrakischen Satrapen urar. Sie nahmen in denselben auch benach-barte thrakische und skythische Volkerschaften auf. 1) Ich glaube

) Die nZihere Bestimrnung dieser Thraker und Skythen ist nicht leicht.Die Thraker sind verschieden von den Unterthanen des Seuthes, wahr-scheinlich aber auch von dem transistrianischen Getenstaate. Geten (i*ethnologischen Sinne) waren es wohl, da keine andern Thraker in dieserGegend sassen. Vgl. Einleitung S. 8-0. I)ass es Skythen sudlich der Donaugab, ist gut bezeugt, vielleicht Triimmer von dem Reiche des Ateas.

29

nicht, dass diese Hereinziehung der Barbaren schon langer i'Iandvorbereitet gewesen \,var, weil sie erst in den Kampf eingreifenkonnten, nachdem Odessos und Istros r,vieder durch Lysimachosunterworfen waren. Es spricht dies ebenfalls dafur, dass dieganze Erhebung durch Antigonos ad hoc inszeniert r,var. Diesemangelhafte Vorbereituns des Aufstandes verschaffte Lysimachoseinen leichten Sieg. Die Stadt Kallatis umging er einstweilen,da er wohl daselbst den stilrksten Widerstand efwartete. Odessosund Istros hielten einer ernsthaften Belagerung'nicht stand. Vondem nun eintreffenden barbarischen Bundesheere errviesen sichdie Thraker als ebenfalls unzuverleissig, indem sie einen l{ampfscheuten und mit Lysimachos sich vertrugen. Die Skythen wurdenblutig geschlagen und verjagt. So war Kallatis rasch isoliert;nur noch auf clie Hulfe von Antigonos konnte "r r/"h.r",r. Vonder sofort ins Werk gesetzten Belagerung r.vurde I-ysimachoshinweggerufen durch clie Nachricht von einer Htilfesendung desAntigonos. Es hiess, Lykos sei rnit einem Geschwader in denPontos eingefahren, Pausanias stehe mit nicht geringen Streit-kriiften beim sogenannten Hieron. 1) Lysimachos mass diesemEinbruche in sein Reich mehr Bedeutung bei als einer alltalligenEntsetzung von Kallatis, das doch von seinem Machtzentrumweit entfernt lag. Er furchtete wohl eine Erhebung der.Odrysenund Abfall seitens der griechischen Ktistenstildte in Chersonesund in Sudthrakien. In der That versperrte lhm Seuthes diePasse iiber den Haimos (auch er scheint erst auf das Vorgehendes Antigonos hin zu den Waffen gegriffen zo haben), und nurein heftiger Kampf offnete dem Lysimachos den W"g. Wieunser Bericht vermuten ldsst, stand Pausanias nicht mehr an clerI(uste; er wird wohl in das Bergland der Asten und Thynen,das bis nahe an den Pontos sich erstreckt, vorgeriickt sein, umdem Seuthes Hulfe zu bringen. Lysimachos konnte ihn in un-wegsamer Gegend einschliessen. Pausanias selbst fie1; ein Teilder Soldaten trat in das Heer des Lysimachos ein.

Ein Korps des Lysimachos hatte a. 313 die Belagerungvon l{allatis aufrecht erhalten. Ob Lykos die Stadt entsetzenkonnte, erfahren wir nicht. Diodor 20, 25 belehrt uns, dass

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l) Jeclenfalls das Ilieron am Bosporos bei Strabo, p. Bt9.

30

Kallatis belagert wurde, als Eumetos Konig im Bosporos war.

Dies kann friihestens 309 fallen. 1) I)azr'vischen talit also der

Friede von 311. Es ist aber nicht auszumachen, ob Lysimachos

sich in d.emselben seine hellenischen Stadte garantieren liess' ob

von ihnen tiberhaupt die Rede war. Niese s. 311 nimmt einen

neuen Krieg gegen die Pontosstiidte an (gerviss nur Kallatis)

zwischen 309 und 304' '9)

ImgartzensprechendieArgumentefflreineWiederunter-werfung dieser staat"; es ist auch nicht anzunehmen, dass das

eine Kallatis sich hat halten k6nnen. Aus der Nachricht iiber das

Eingreifen des Eumelos scheint hervorzugehen, dass Lysimachos

das N,Ieer damals nicht beherrschte. Seine trlotte wird erst ent-

standen sein, aIs er die kleinasiatischen Stadte gewonnen hatte

(,,g1. Memnon iiber Herakleia c. 13). Anderseits aber -zeigt sich

auch, dass Eumelos die Stadt Kallatis nicht direkt untersttitzt

hat.obdieseeventuelleUnterwerfungvonKallatisineinemneuenFeldzugeerfolgte,,oderobdieBelagerungseit3l3trnunter-brochen fortgesetzt wurde, liisst sich natiirlich nicht errtscheiden'

Die Nennung des Lysimachos vermissen wir auch ',vieder

beidenunterhandlungeni.ibereinenFried'ensschtttss'r'r'e1chenoch im Jahre itsltz iu^ Hellespont zwischen l{.assandros und

iriig""oi stattfanden.'Doch mochte ich aus dem Stiltschweigen

Dioclors (19, ?5) nichts weiteres schliessen inbetreff einer al1fzilligen

Abwesenheit des Lysimachos. s) Der Hellespont kam noch ein-

malin}-ragebeidergrossenDiversion,welcheAntigonosim

r) Pairisades stirbt a. 310; dann folgen Wirren' Satyros regierte

9 Monate.2)L.Muller,MunzendesKo.nigsLysimachos,schreibteinigeMunzen

von Kallatis der iett d,es Lysimachos ztt ebenso von Istros s. 59 und 61,

nicht aber von Odessos und Tomi, also gerade einer von denjenigen Stedten

(odessos), welche sich a. 313 wiede, ,rrri;.*orfen hatten. Aber das Kriterium

ist unsicher, und da es sich nur um wenige Stucke handelt, ist eine Be.

reicherung des Materiales nicht ausgeschlost;' ^w"t n Droysen II, 2, S' 78'

Anm. 2, sich darauf beruft, dass irach Muller s. 63 es keine Lysimachos'

miinzen d", po.,tir"h", stadte gebe, verallgemeinert er unrichtig' Muller

sagtnur,"=g"u.-t.eineLysimachos.Drachmen,wohlaberStatere;vonfa-ttatis registriert er 2 Tetradrachmen'

3) Niese S. 288, Anm' B,-nimmt z' B' an' Lysimachos habe au diesen

verhandh,rngen teilgenommen, Droysen clas Gegenteil (II, 2' s' 31--32)'

31

Jahre 3L3lI2 durch einen Ubergang nach Europa gegen Kassandrosbeu,irken rvollte, der auf Euboea stand. Doch geht aus der Dar-stellung Diodors 19, 77 nicht sicher hervor, ob das ein blossesScheinmano\,er war, oder ob Antigonos wirklich, wenn es ihmm6glich gewesen, in Thrakien eingedrungen w2ire. Wir findenihn plotzlich an der Propontis, am Bosporos, ohne dass errvithntwird, warum er nicht uber den Hellespont gesetzt 1) habe. Wahr-scheiniich rvar Lysimachos auf eine solche Eventualitzit vorbereitet(so auch Niese S. 290), urie er auch den Versuch des Antigonos,Byzanz in seine Symmachie aufzunehmen, kraftig zuriicku,ies.Die Stadt hielt ihre Neutralitiit auf seine Vorstellungen hin auf-recht.z) I)iese Begegnung vor Byzanz fand unmittelbar vorAnbruch des \,Vinters 313/12 statt. s) Von nun an, also im l{riegs-jahre 313ft2, erlosch der Kampf am aegaeischen Meere fast ganz,'rvenigstens rvurde von beiden Seiten nichts entscheidendes mehrvorgenommen.

Man hofft nun aus dem Friedensschlusse, welcher 311 zD-

stande kam, einige Anhaltspunkte fur die Politik der einzelnenSatrapen gewinnen zu konnen; aber das Resultat wird sehr be-eintrachtigt durch die nachlZissige Art, in welcher Diodor uberdas rvichtige Ereignis berichtet. Namentlich ein F-aktum, dessen

genaue Einreihung zur Beurteilung dieses Iiriedens sehr wert-vol1 r,r,ii.re, hat er ganz iibergangen: die endgiiltige EroberungBabylons durch Seleukos. Wie belangreich die Thatsache ist,ersieht man arr besten aus der ganz abweichenden Beurteilung,welche dieser Friede durch Droysen und Niese erfahren hat. Dererstere, welcher die Eroberung' Babylons spilter als den I rieden

l) Vgl. den Erklarungsversuch von Unger, Mtnchener Sitzungsberichte,1878, S. 386 ff.

2) Byzanz war a. 318 gegen den Reichsverweser auf die Seite desAntigonos und Kassandros getretenl denn als Bundesgenosse von Polyperchonrvii.re es vollkommen isoliert gewesen, da auch Lysimachos schon darnalszu Iiassandros hielt. Man sieht, dass sich Byzanz doch ganz nach Lysimachosrichtete, wenn es auch vollkommen autonom war. Letzteres beweist dassoeben besprochene Vorkommnis (Diod. J9, 77). Vgl. ferner die Anekdotebei Plut. moralia II, 437 Bernadakis (de Alex. fort. c. 5). Die Stadt bliebaber mit ihren Sympathien immer auf Seite des Antigonos; vgl. die untenbesprochene Inschrilt atrs Olympia (S. 48, Anm. 2).

s; Nacli cler Rechr-rlrng volr Droysen II, 2, S. 84, Anm. 1.

32

ansetzt, konstruiert sich eine gewaltige Demonstration des Anti-g'onos gegen Agypten, ufl zu erklaren, r,vie es -geschah, dass dieNlachthaber des'Westens den Abschluss eines Friedens tibereilten,in welchem sie auf grosse Vorteile und grossere Ansprtcheverzichteten und obendrein ihren ki.ihnen Verbondeten Seleukosvollkommen preisgaben (II,2, S.63). Niese, welcher der Meinungist, dass Seleukos zu dieser Zeit w'ieder im Besitze von Babylong'ewesen sei, sagt S. 303: Antigonos ftihlte sich nicht mehr im-stande, seine urspriinglichen A.bsichten durchzufiihren und ent-schloss sich zum Frieden mit seinen Gegnern Kassandros, I-ysi-machos und Ptolemaios. Ganz klar ist der Sachverhalt nurbetreffs der Stellung des Kassandros. Antigonos hat ihm in derHeeresversammlung von Tyros (Diod. 19, 61) vorgeworfen, ermache das l(onigtum in Makedonien zu seinem Privatbesitz(>d€dri(erat.r). Dies hat er verhindert; I(assandros ist jetzt nurStrateg von Europa, bis Alexandros, Sohn der Roxane, mtindigwird, d. h. er hat nur ein Anot, kein Reiclt.. Von Ptolemaiosund l-ysimachos heisst es, sie sollten fiber ihre l-and.er >>zoptebecv<.

Dieser Ausdruck ist zweideutig; sind sie durch das l(onigtumnicht beschrtinkt? Antigonos soll ,rigqyeio$ac rfis Aolcr,s tiriorls.rr t)

An Hand der ungenauen Terminologie Diodors kommen wiralso"nicht weiter als zu der unsicheren Vermutung, class Anti-g'onos sich nicht den einfachen Privatbesitz (als dovd"orqs) von

Asien garantieren liess, sondern dass er eine Gewalt beanspruchte,

deren Grundlage die Aufrechterhaltung des Reiches war. Anti-gonos hat diesen Grundgedanken ftir sich und wenigstens gegen-riber Kassandros nie aufgegeben. I)agegen halte ich es ftir sehr

t) Darin erkennt man eine analoge Stellung, wie sie bei Diodor 18,25

dem Krateros zuerkannt wird >>ri5 AolaS fiTelnvia<r. Hat nun Antigonosdiese WUrde schon 321 erhalten? Appian (Syr. 53) sagt es ausdriicklich:>>lrciotorcos ff eTvw ris iilrls'Aoias B€ Avcurdrpou . . . drdiletpp{vos.<<Arrian und Diodor wissen davon nichts. Ich mochte an einen Ausdruckerinnern, der dem bei Diodor gebrauchten ganz analog ist. (Arrian, Anab.VII, t2, 4). Krateros wird nach Makedonien geschickt: >>Maxedovias re zuiilprfzqs zai 0erra),6v l{'qye|o$at zat rdv'E),)t1vav ,is t)euSepiass<

fLi aie Stellung des Antipatros finde ich nur orpaulTds (Diodor 17, 118 und

18, 12). Auch bei der ersten Amterverteilung wird er >>orparefbSrfiS EbptbrulSu

genannt (Arrian succ. Al. s). ,rfiTrlrrirr< war der Titel, welchen Philipp und

Alexander ftihrten, als sie an der Spitze des korinthischen Bundes statlden

wohl moglich, dass er gegen Ptolemaios und Lysinrachos dieAnsprtiche in dieser Richtung preisgab, uffi in kunftigen F allennicht mehr mit ihrer Gegnerschaft r:echnen zu mtissen. Da r,viraber seiner Zeit nicht feststellen konnten, wie er sie a. 31b be-handelt hat, wissen wir nicht, inwiefern Antigonoq hier seine ur-sprtinglichen Plane hat einschrAnken mussen.

Diodors Ausdruck, >dgriyeioBat d)s'rloiag rid.oqsu sagt tiberSeleukos nichts aus; Kassandros ist orpartlyits tils tibprlr-qs, ohnedass l-ysirnachos ihm deswegen untergeben g'e\,\resen .rvire. Ir[iese,S. 364, meint, Seleukos sei formell fallen gelassen worden; aberder Bund der drei Satrapen mit ihm habe fortbestanden und ihnauf diese Art gesichert. Aus der Uberlieferung aber konnenr,r,ir meines Erachtens nur entnehmen, dass die Allianz .sich anno311 aufgelost hat. 1) Es liisst sich also zufolge der Reschaffenheitunserer Quellen die Stellung des Seleukos nicht mit Sicherheitbestimmen. Das r,vesentlichste an der Situation, lvelche durchden tr'riedensvertrag geschaffen rvurde, ist aber cler Umstancl,dass Antigonos sich nicht durchaus auf Asien beschr;inkte, sonderndurch die Bestimmungen tiber Kassandros unci die hellenischenStadte sich immer die Moglichkeit offen hielt, in weitere Sphztreneinzugreifen. Dabei konnte er die Reichsverweserschaft forrnellsehr u,oh1 falien 1assen.2)

Die eine Moglichkeit, r,l.elche den tr rieden aufheben konnte,trat sehr bald ein: die Jirmordung des prasumptiven I(onigsAlexandros. l{ohler (u. u. C. S. 830) sagt: >Die Beseitigungdes l(onigs Alexander durch Kassander, eine clirekte Folge desFriedensvertrages, war dazu angethan , d.ie Liquidierung tlesAlexanciererbes zu fordern und zu erleichtern.< Diese Auffassungmacht die Politik des Antig'onos. zu einer ganz inkonsequentennnd rein unbegreiflichen. Es ist ganz undcnkbar. dass ciie Garan-tien fur den jungen Konig im Frieden von 311- von jemanclanderem als Antigonos gefordert uncl dr-rrchges etzt w-aren, mochten

1) Ich werde das weiter unten (S. 3?) darlegenHeerfahrt des Ptolemaios nach Hellas.

2) Bei Diodor ist sie nicht rnehr erwiihnt, wasSchluss erlaubt.

bei Besprechung der

zwar keinen sichern

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sie immerhin an der in Makedonien vielleicht intensiv r,r,'irkenden

Konigstreue (so Droysen) einen starken Ruckhalt finden; wennAntigonos nicht ftir sie eintrat, wd"ren sie gewiss spurlos weg-gewischt worden. Kassandros war nicht der Mann, der solchen

Geftihlen von sich aus Rechnung trug, besonders nach den Vor-gfr.ngen der Jahre 3L7116. Durch die Vermtihiung mit Thessalonikervar er ja der Nachfolger Philipps geworden; wenn der letzteNachkomme Alexanders weggerdlumt war, musste Nlakedonien

rnit absoluter Notwendigkeit eine Dynasteia des Kassandros

urerden. Dagegen trat niemand auf als Antigonos. Den strickterrBeweis aber daftir, dass Antigonos den Kassandros nicht w'olltefesten F'uss fassen lassen, sehe ich in den beiden Eckpfeilern der

antigonischen Politik 315 (Heeresversammlung von Tyros) und30312 (Auftreten gegen Kassandros, F'ordern der unbedingtenIJnterwerfung). Das Mittelglied liegt uns vor im Friedensvertragevon 311, wenn r,vir ihn im oben ausgefuhrten Sinne auffassen.

Aber warum hat Antigonos nicht in treuer Befolgung seiner

Politik dem Kassandros, als er den Konig ermordet hatte, den

I(rieg erklart ? 1) -Warum wartete er auf den Angriff des Ptole-maios, der erst im nichsten Jahre erfolgte ? Das miisste gewiss

befremden, wenn dem so w6re; aber ich glaube, dass 'die Ver-hitltnisse thatszichlich nicht so lagen. Diodor erziihlt (19, 105)

gleich nach dem Frieden die Ermordung der Roxane und ihres

Sohnes. Es heisst dann allerdings, Kassandros habe befohlen,

seinen Mitsatrapen (d. h. doch wohl ltrldevi fiiv d)).tou) nichts davon

verlauten zu lassen. I(onnte das Geschehene aber so lange geheim

bleiben ? Vielleicht; wir wissen es nicht. Nun gibt uns aber

d.as neugefundene Bruchsttck des lVlarmor Parium 2) eine ganz

anclere Chronologie an die }Iand, die tlnsere Verlegenheit be-

seitigt. Ich setze die Reihenfolge der Chronik hieher: 3L2lLlSchlacht bei Gaza, 311/10 Ptolemaios erobert Cypern, Tod des

Nikokreon, s) 3LOl9 Tod des Alexandros und des Herakles (die

1) Diese verwunderliche Thatsache er6rtert auch Droysen II, 2, S' 74.t) Publiziert von IVL K. Krispi und A. Wilhelm, Athenische Mitteilungen

1897, S. 183-217.a) Nikokles bei Diodor 20, 2l; die Identitat angenommen auch von

Wilheirn a. a. O. Sie war schon lange vorher erschlossen und ist jetzt durch

diese Stelle ganz evident geworden.

35

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Ergiinzung Wilhelms ist absolut sicher). Die Vernichtung desNikokreon setzt aber die Eroffnung des l{rieges gegen Antigonosvon seiten des Ptolemaios voraus und wird von Dio dor (20, 21)nach der I(riegserkkirung (20, 19) berichtet. Wir konnen nunannehmen, dass Diodor oder seine Quelle die Ermordung voraus-berichtete, da deren Erwiihnung an dieser Stelle gut passte,oder dass das Marmor Parium, wenn auch vielleicht nicht diegenaue Zeit der That, so doch diejenige gibt, in welcher derTod des Konigs bekannt rvurde. Ich glaube, die Chronologiedes Steines sei irn einen oder andern Sinne als richtig anar-nehmen, da sie eine Schwierigkeit lost. 1) Es treffen dann zweiEreignisse, die l(riegserkliirung des Ptolemaios und der Abfalldes Neffen des Antigonos, Polemaios, dessen Ubertritt zu l(as-sandros, zusammen, um begreiflich zu machen, dass Antigonossich nicht sofort nach Hellas wenden konnte.2) Ubrigens hat erden Kampf gegen I{assandros in Hellas selbst aufg.enommen,so gut er es vermochte: durch Polyperchon. Auch Niese S. 306nimmt an, llerakles, der Sohn Alexanders von der Barsine, seinicht ohne Zustimmung des Antigonos, in dessen 1\{achtbereich(in Pergamon) er stand, nach Hellas gekommen. Er war der letzteReichsvertreter, der gegen l(assandros ausgespielt r,verden konnte.

So rvar der I(rieg r,vieder in Gang gekommen, frtiher alsAntigonos es gewiinscht hat, durch Ptolemaios und l(assandrosvom Zaune gebrochen. Die fUr die allgemeine Politik inte-ressanteste Phase dieses neuen Kampfes ist die kurze Periodeder Reichspolitik (um mich so auszudriicken), welche Ptolemaiosvon Agypten durchftihren will. Meines Erachtens hat Droysenrichtig geurteilt, \ /enn er annimmt, Ptolemaios habe den Anti-gonos auf dessen eigenem. Felde schlagen wollen, indern er seinePoiitik sich aneignete. In wie weit etr,va Antigonos der Auto-

) Es finden sich alierdings auch chronologische Ungenauigkeiten imMarmor Parium, so betreffend die Grtindung von Alexandreia, vielleicht auchdiejenige von Theben, daneben aber die richtige Angabe tiber die Konigs-proklamie;ung des Ptolemaios gegentiber den litterarischen Quellen 306/sstatt 307/6. Da im vorliegenden Falle durch den Ansatz des Marmor Pariumeine Schwierigkeit gehoben wird, halte ich ihn ftir richtig.

__.-2) Auch im hellespontischen Phrygien musste Antffios Krieg ftihren

Iassen wegen des Abfalls der Provinz. Alles Diodor zO, Lg.

3736

nomieverfugung (betr. die hellenischen Stadte, im Frieden von311) nicht nachgekommen ist, wissen wir nicht. Die Verhtlltnisse,die wir in den kleinasia,tischen Stadten vorfinden (rg1. den letztenAbschnitt dieser Arbeit), zeigen uns deutlich, dass er die Auto-nomie durchgefiihrt hat. Wir werden sehen, dass seine Verwaltungsich unterscheidet von derjenigen der andern l(onige. Wir durfenaber eines nicht vergessen: Alexander hat seinerueit nur diejenigenhellenischen Stadte selbstrindig gemacht, die es fruher gewesenwaren, die lykischen und pamphylischen Stadte z. B. nicht. 1)

Antigonos hat geu,iss auch hierin die Verftig'ungen Alexandersbeibehalten; Ptolemaios aber legte die Sache anders aus undbefreite zuerst die kilikischen Stadte, die jedenfalls weder unterAlexander noch unter Antigonos je frei gewesen. 'Wenn erauch die Stadte irn Nlachtbereich des Kassandros und l-ysimachosaufforderte, mit ihm sich gegen Antigonos zu verbinden, istdas sehr verwunderlich, und jene beiden werden ihm dafurkeinen grossen Dank gewusst haben. Noch im Jahr 308 suchteer diesem seinem neu angenommenen Prinzipe Geltung zu \rer-schaffen. Er fuhr mit einer F'lotte nach Hellas hintiber, befreiteeinige Stadte, wie l{.orinth und Sikyon und versuchte sogar eineWiederaufrichtung des korinthischen Bundes.2) Wie nicht andersdenkbar, hat diese Politik'den Ptolernaios mit I(assandros in einegewisse Reibung gebracht: I(assandros betrachtete He1las alszu seiner Machtsphare gehorig. Ptolemaios'war von seiner Reichs-politik sehr bald ernuchtert und fand sich mit den makedonischen

Satrapen ab. I)iodor 20, 37 sagt, sie hatten eine >eipqvq< ge-schlossen. I)ass ein l(rieg stattgefunden, ist nicht bezeugt und

) Arr. anab. l, 2+, 4;26, 4; 27,4. Niese S. 66. Fiir Kilikien, Syrien,Phonikien nimmt das auch Droysen an (Kl. Schriften II, S. 248) nach den

Mtinzen, mit Berufung auf Muller, die Mtinzen Alexanders. Nach welchen

Grundsiitzen Alexander bei der Scheidung verfuhr, weiss ich nicht.2) Suidas, s. v. Demetrius. Dazu Kohler, Berl. Sitz.'Ber. 1891, S. 207 f.

Gerade die Darstellung bei Suidas zeigt uns, dass er nur that, was Antigonosauch; dazu kam nur noch die Versicherung, ihm sei es dabei wirklich umdie Freiheit der Stadte zu thun, es versteckten sich keine dynastischen Ge-

danken hinter dem iiberalen Gebahren (r>nm;e0ovrag dts lrci oagei rdtv'E))r1vov ileuSepdtoet zai ouz d.,oXi1s irt$u1-tir1 rd. rpccrr\lteva yiyvorco<.).

Aus der grossen Synoikismos-Inschrift vonTeos (Dittenb.2, Nr.177 ,2.85 ff.) sehenwir, dass man die Politik des Antigonos im angedeuteten Sinne verdachtigt hat.

)

un'*rahrscheinlich; aber die Grundlagen der alten Symrnachie hattenschon durch den Frieden von 311 ihre Bedeutung eingebrisst undwaren jetzt ganz erschtttert. Es r,vurde demgernzlss eine neueVerbindung geschlossen auf einer durchaus verii.nderten Basis:die beiden Vertragskontrahenten garantieren sich den Besitz d,er

von ihnen besetzten Stadte. 1) Dies bedeutet die direkte Auf-hebung einer Bestimmung des F'riedensvertrags, welcher mithinnicht nur gegeniiber Antigonos, sondern fiberhaupt hinfeillig ge-worden war. I)araus ergibt sich ftir die Stellung des Lysimachos,dass derseibe nach a1len Seiten hin seiner Verbindlichkeiten ledigwar, und in der That sehen wir, dass er an den folgenden I(riegs-ereignissen keinen Anteil nimmt. (Mit einer einzigen Ausnahme,die noch zu bespre'chen sein wird.) tr-rst im ]ahre 303 greift er,durch Kassandros zu Hulfe gerufen, wieder in den I{rieg ein.

In den Anfang dieser zweiten Kriegsperiode ta1lt dieGrundung der Stadt Lysimacheia auf dem Isthmus der thra-kischen Chersonesos. Die Zeit derselben, das Jahr 309/8, Archontatdes Demetrios von Phaleron, ist ribereinstimmend [berliefert, beiDiodor 20, 29 und im Marmor Pariurn. 2) Diodor bringt dieNachricht, neben einer kurzen Notiz uber einen R.egierungs-r,vechsel in Sparta; den Rest des Kapitels und die folgendenftrllt sicilische Geschichte. Ich denke also, dass er die Grtndungnicht seinem Autor fur die Diadochengeschichte entnommen hat,sondern dass es eine chronographische r\otiz ist. Die Stadt wurdeda angelegt, wo frtiher Agora gewesen. Dies ergibt der Ver-gleich zwischen Skylax 66-67 und Strabo VII, p. 331", frg. 52.Wo Skylax Agora nennt, hat Strabo Lysimacheia; dazu nochPlinius IV, 48 verglichen mit Hegesipp iiber }lalonnesos (Dem.or. VII) S 39, 41. Nach Plinius ist Lysimacheia 5 Milien vonden longi muri entfernt; nach Hegesipp liegt Agora niher clemthrakischen tr'estlande als Kardia, aber stdvn'estlich von der Grenze

1) Wieder ,>xupte,Seu< bei Diodor, welcher Ausdruck doch wohl hieru,ie 19, 105 auf die Quelle zurockgeht und mehr bedeutet als ein amtlichesVorstehen: einen wirklichen Besitz. Im Marmor Parium col. t heisst es vomJahre 323 rzai llrd,epaiou Aiyurrou zup.ce\oeos . . .<<

e,1 In den Kanones des Euseb. ist der Ansatz unsicher; die armenischeVersion auf O1. 118, 3 : 1710 Abraham : 306i5. Wie Niese S. 31t, Anm. 3,

sagt, schwanken die Handschriften in den Ansii.tzen betrflchtlich.

38

der Chersones zwischen Pteleos und Leuke Akte. Die alte Mauer,welche I'Iiltiades (Herod. VI, 36) errichtete, uffi die Chersones ab-zuschliessen, verband Kardia und Paktye; eine neue baute u. a.

Derkyllidas anno 399 (Xen. Hell. TII,2,10; Diodor 4,38). Pliniuskennt also eine neue Mauer, die mehr landeinweirts gegen Thra-kien 1rg. Diese scheint mir Hegesipp vor Augen zu haben,wenn er zwischen Leukte Akte und Pteleos die Grenze und den

Altar des Zeus Horios annimmt; es diirfte also schon atr Zeitdes Lysimachos die Stadt nicht unmittelbar an der Grenzmauerangelegt worden sein, sondern ca. TLfz km (5 Milien) davon ent-fernt, rvenn die Mauer clamals iiberhaupt bestand. 1) Uber denZweck der Stadt liegt aus dem Altertum eine einzige Angabevor, bei Appian, Syr. 1: sie sei a1s Schutzwehr gegen die Thraker

1 gegriindet ',r'oJde_!.-l 'Wenn das richtig wire, wiirde es auf die

**"f"..Starke d6s iysimachischen Einflusses in Thrakien ein sehr bedenk--\ '' -f "liches Licht werfen. Droysen II, 2, S. 85 und Anm. 1 fasst ihre',

-"-l- Bedeutung mehr in dem Sinne, wie Antiochos der Grosse es

, 'i- gethan hat: als Brtickenkopf zrvischen Asien und Europa (vgl.

: rauch Niese S. 311). Das wird seine Richtigkeit haben, obschonl":;'' zu diesem Zwecke auch eine der schon bestehenden Stadte wie

$ Sestos, Paktye, Kardia heitte dienen konnen. Lysimachos ,w,ird\^\ eben wie die anderen ,Diadochen und Epig'onen das Bedtirfnis

empfunden haben, sich durch eine Stadt seines Namens aJ ver-ewigen. Die Staritegrtndung war der Zug der Zeit. N{an begreift

,, auch nicht recht, warum Lysimachos die Stadt vom Meere weg-I verlegt hat. Iiiirchtete er vielleicht die Moglichkeit einer Blokade?

"-{"'Lysimachos hat gerviss zu dieser Zeit noch keine F-lotte besessen.2)

[ rcardia selbst scheint voriibergehend zu einem grossen Dorfe

t) Sollte es damit etwa zusammenhiingen, dass die Stadt spiter Hexa-mili hiess? Zu Lysimacheia ist zu vergleichen Kuhn, Uber die Entstehungder Stadte der Alten, S. 336 f., Schultz, de Chersoneso Thracica (dessenArbeit ich nicht gesehen habe), Muller in der Ausgabe des Ptolemaios p.476;Lolling, Hellenische Landeskunde, bei Iwan Muller, Handbuch der klassischenAltertumswissenschaft, Bd. III, S. 231. Lolling nimmt als Grtindungszeit 323

an; das ist nicht uberliefert, glaubhaft ist aber wohl, dass Lysimachos indieser Gegend etwa von Anfang an ein Standlager hielt (vgl. oben S. rs).

z) Aus den Antecedenzien der Stadt Kardia wissen wir, dass sie eifer-stchtig trber die Wahrung ihrer reinen Autonomie wachte, dass sie z. B.die athenischen Kleruchen energisch zurtickwies (Hypothesis zur Rede iiber

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39

herabgesunken zu sein (Paus. I, 10, 5). Pausanias scheint das

freilich von seiner Zeit ztt sagen; aber ich vermag nicht, die

spzitern Zeugnisse iiber die Existenz der Stadt Kerrdia rnit Kuhn(S. 337) alle auf die vorlysimachische Zeit za beziehen, besouders

Strabo p. 331, frg. 52, 54; Ptolemaios p. +90 Muller. Ichglaube, dass spAter Kardia w'ieder an $i" Stelie von Lysi-macheia getreten ist, besonders weil es unmittelbar am Nleere

lag, in Friedenszeiten also grosse Vorteile bot. -Was die Zet-

storung anbetrifft, so brauchen wir uns dartiber nicht aufzr-rhalten

(sei sie nun eine vollstzindige gewesen oder nicht), da rvir atts

dem Reskript des Antigonos an Teos Z. 9 (Dittenb. n. L77)

wissen, dass die Niederreissung der zu verlassenden Stadt (bei

aller Freundschaft) sicherlich nur von technischen Errvzigungenabhzingig gemacht r,vorden ist. Gegen Lysimachos ist in cler

Uberlieferung mehrfach mit solchen Argumenten operiert rvordett,

um ihm Vorwurfe zu machen. Es wire aber geracle_zu unsinniggewesen, eine verlassene Staclt stehen zu lassen.

. Die Annahme des Konigstitels bedeutet tfurchaus keinenWendepunkt in der Geschichte der Diadochen; es ist ja r,vohl

m6glich, class Antigonos glaubte, seine hoheri: Stellung daclurchden andern Satrapen gegentiber ztim Ausdruck bringen zu konnen(rgl.Droysen II,2, S. 137), dass dies der Exponent seiner Reichs-politik sein soltte; aber man kann nicht annehtnen, dass er sichetwa der Hoffnung hingab, die anderen Satrapen wtrden diesen

Schritt nicht ebenfalls thun. Die praktische Bedeutung konntealso von vornherein nicht sehr g'ross sein. 'Wenn Niese S. 321

sagt: >Damit erhob er (Antigonos) den Anspruch auf die Herr-schaft im ganzen Reiche und trat, nachdem Alexanders Geschlechtzugrunde gegangen, selbst an dessen Stelleu . macht er et'was

ziemlich iiusserliches zu dem Wendepunkt, der, wie ich zu zeigen

die Chersones bei Dem. or. VIII). Die Stadt war mit Makedonien unterPhilipp verbtndet gewesen (Philipps Brief 11, iiber die Truggesandtschaft L7+).

Dann hatte Hekataios die Gewalt bekommen. Wenn wir rn'iissten, wie dieseTyrannis geendet, k6nnten wir vielleicht das Verhaltnis der Stadt zu Lysi-machos erkennen. So fehlt uns fast der wichtigste Faktor, die Grtinde fiirdessen Netischopfung zrt wiirdigen. Lysimachos mag eine Neugestaltung,wobei gewiss makedonische Soldaten eine wichtige Rolle spielten, ftir gutbefunden haben. Sowohl Kardianer als Einwohner von Paktye bildeten einenBestandteil des neuen Gemeinrvesens (Paus. I, 9, 10; Plinius IV, 48).

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,a- versuchte, schon viel frtiher eingetreten ist. So fuhrte nun auch

]1-I-ysimachos vom Jahre 306 an den Konigstitel. Ob dadurch seini.'Verhaltnis zu seinem Unterthanen Seuthes, der den Konisstitel

' I immer besessen hatte. in gunstiger -Weise beeinflusst rvurde,: r ..,,.-konnen wir nicht beurteilen. Nach der Niederwerfung von 313\, horen rvir nichts mehr von Rebellionen cier Odrysen.'tt" zu erneutem Eingreif'en in den Gang des l(rieges wurcle

.' I-ysirnactros veraniasst durch die Belag'erung von Rhodos. Die

*,Jorl Arrtigonos bedrangte Stadt bat ihn gleich wie die beiden: andern K-onige urn Htilfe. Rhodos hatte den Antigonos a. 313

mit Schiffen untersttitzt, auf Grund eines speziellen Vertrages;i es scheint, dass die Rhoclier nur zur Befreiung der helienischen

,i-Stadte ihm Beihtilfe ger,vahrt hatten, Diodor \9,77 (20, 81 in, der Vorgeschichte des rhodischen Krieges wird das einfach' ignoriert, \Aras auf einen Quellenwechsel hinweist). Mrg man nuni clie 20, 81 zitierten Synthekai auffassen, rvie man will, gerviss lag, ein Vertragsbruch von seiten des Antigonos vor, wenn Lysi-, machos allenfalls uach einern Rechtsgrunde gesucht hatte, um' den faktischen I rieclenszustand mit Antigonos zu durchbrechen.' Lysimachos leistete dem Htilferuf Iiolge und liess eine sehr be-

--' trachtliche (ietreidesendung nach der belagerten Stadt abgehen,40000 Scheffel Gerste uncl ebensoviel Weizen (42O24h1 zusammen).

, Die Sendung des Ptolernaios war etrvas mehr als cloppelt soi g'ross, die des l(assandros nur der achte Teil der lysimachischen.

Es scheint, dass l-ysimachos grosse Vorrd.te an Getreide angelegt,",r*ratte. Ob das weizenreiche Thrakien (Hebros- und Tonzosthai) zu, solchen l.ieferungen geniigte oder ob Lysimachos im Pontos Getreide

angekauft hatte, weiss ich nicht. - Die Rhodier dankten ihm nach

*der Aufhebung der Belagerung durch die Errichtung einer Statue.

Die entscheidenclen l.'ortschritte,lvelche die hellenische Politikdes Antig'onos in den Jahren 30413 in Griechenland rnachte, unddie (spater) sogar zu einer Erneuerung des korinthisclen Bundes,der Ernennung' des Demetrios z:um Hegemon fiihrten, musstenI(assandros in die grosste Besorgnis versetzen. Wie man all-gemein annimmt, hat sich Demetrios vom Synedrion zu l(orinthmit dem I{riege gegen Kassandros beauftragen lassen. Im treldzuge

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des Jahres 302 ftihrt Demetrios unter andern Truppen nicht wenigerals 25 000 Mann aus ctren hellenischen Stadten g'egen Kassandros.

Als Demetrios, von Korinth aufbrechend, nach Athen kam,stand man ini Munychion, d. h. Aprii/Mai des Jahres 302, uncizu dieser Zeit und zwar in den geraden Olympiadenjahren (eswar Olympiade 11,9, 2) ,,vurden die Isthn:ien gefeiert. Es istsehr rvahrscheinlich, dass die korinthische Versamnrlung zur ,Feierder rsthmien zusammen gekommen r,varr und demgemAss im April302 stattgefunden hatte. Wir haben auch nach Plutarch keinenGrund anzunehmen, dass Demetrios nach der korinthischen Ver-sammlung noch ,,rreiteres unternahm, bevor er sich rrach Athenbegab. t) l)a nlln einerseits, nach den l(riegsereignissen zuschliessen, I;ysimachos gleich im Frtihling 302 nach Asien hinuber-ging, anclrerseits Demetrios den Kassandros sofort nach seinerEinweihung in die eleusinischen Mysterien angriff (Diotlor 20, 110)und, 'r,vie Niese S.339, -t\nm. 1, bemerkt, Seleukos zu jener Zeitin Indien l(rieg gefuhrt hatte und also schon Anfang 302 auf-brechen musste, uni im Winter 30211 (Diocior 20, 113) in Kappa-dokien eintreffen zu k6nnen, so ist es hochst u,ahrscheiniich, dassder Abschiuss der Allianz schon im Winter 30312 stattgefundenhat, demnach z,or dem fage zu Korinth.

Kassandros sah ein, ciass die Ereignisse in Hellas zu diesemAbschlusse drd"ngten; er r,vusste, dass die Politik des Antigonoszrr diesem Ende fuhren musste, und nun . suchte er bei Zeitenvon ihm einen annehmbaren Frieden zLr erhalten. Wir konnennicht mehr beurteilen, warum er zuerst versuchte, mit Antigonosein Abkommen zD treffen, ber,,or er den Lysimachos zLr Htilferief. Wahrscheinlich aber waren seine l(rrifte so erschopft, dasser rvenig Hoffnung auf eine Weiterfuhrung des I(rieges setzte.Vielleicht glaubte man, von Seleukos rechtzeitige Hrilfe nichterhalten zu konnen, da er in Indi'en' stand, und Ptolemaios hatallem Anscheine nach nichts mehr gegen Antigonos unternommen.Al1ein der letztere forderte je.,zt, was er a. 311 noch nicht hattedurchsetzen konnen: vollige Ir nterwerfung. Auch er scheint eine

l) Droysen II, 2, s. 190 setzt zwischen hinein den Zug nach KorkyralWilamou,itz, Antigonos von Karystos (Philologische Untersuchungen, IV. Heft)S. e+g hat diese Annahme auch durch weitere Grtinde r,viderlegt.

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energische lJntersttitzung des Kassandros durch die l(onige nichterrvartet zu haben. 1) I(assandros setzte sich in Verbinclung mitLysimachos und beide zusamrnen beschlossen, die fruhere Koalitionzu erneuern, uncl entsprechende Vorschlage bei Ptolemaios undSeleukos zu machen, die dann auch ang'enommen r,vurden.2)

Uber die (lruncllage des neuen Allianzvertrages sind wirsehr schlecht unterrichtet; eine lJestimmung war, nur gemeinsamFrietlen zu schliessen, r,vie Plutarch f)emetrios 31. ext. ergibt. Uberetwaige Gebietsrrerd.nderungen ist meiner Ansicht nach nichtsbeschlossen rvorden. I)as Schrveigen aller Quellen wird keinzufal\iges sein; Droysen (II, 2, S. 200 uncl Anm. 5) mochte aus

Polyb. V, 67 entnehmen, dass die Verteilung des ganzen anti-gonischen Reiches festgesetzt worden sei. Der betreffende Passus

scheint mir aber gerade zu zeigen, dass nichts bestimmt wordenwar: der Syrer versteift sich nicht auf eine ,u,ertragliihe Ztt-sicherung, sondern auf die faktische Besitznahme von Coelesyriendurch Antigonos und dann durch Seleukos. s) l-erner habe Ptole-maios nicht fur sich, sondern fur Seleukos den Krieg gefuhrt,was durch nichts belegt wird, und der Hauptrechtstitel Syrienswird gefunden in der Zuteilung nach der Schlacht von Ipsos.Die Agypter dagegen scheinen eine Vertragsbestimmung arzitieren: >.izi roiro oultico)eytfioat lileuztp llrilepriov tg' Q rqv pbv

ii)qs i1s',loius apgiv )iil,suztp reptleivctc, ri" di zcrcr) Koilrlv \uplava6rqt zarazrtloaoBac zgi ()oruizqv.u Davon halte ich den ersten

l) Das zeigt am deutlicbsten der Umstand, dass er beirn Ausbruchdes Krieges in Antigoneia am Orontes mit der Inscenierung eines gross-artigen Festes beschaftigt war (Diod. 20, r08). Ich kann mich der Vermutungnicht erwehren, dass er auch mit Ptolemaios zu dieser Zeit irgendwie einAbkommen getroffen hat.

2) Diodor 20, 105, Justin XV, 2, 15. Wenn das ,coireu bei letzteremauf Verhandlungen geht, ist es ganz unpassend; vielleicht muss man es abereher auf die Kriegftihrung beziehen. Vgl. PIut. Demetr. 28: >>tiiv yd.p il,)avpaoc)etov. --. ouvtoraplvov , .. zd oupgep|vrav eig rabrb rd.g 0uv(tpe6.r<Wenn ferner die Auslassungen bei Justin tiber den Schaden des vereinzeltenOperierens und den Vorteil der Allianz nicht bloss rhetorische Floskeln sind,k6nnte man darin eine Spur von Entfremdung zwischen den frtiheren Ver-btindeten erkennen, die nun zuerst wieder iiberwunden werden muss.

3) Auch diejenige durch Antigonos nennt der syrische Konig eine> ztiotg zup tot(ttr1 zai dtzcttordr^q.<,

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Teil fiir falsch. Weder hat Seleukos nach der Vernichtung desAntigonos soviel beansprucht, noch konnte einer der andernMachthaber vor cler Entscheidung geneigt sein, so viel zuza-gestehen, auch Ptolemaios nicht. Man wollte gerviss nicht einenrandern die ganze furchtbare Nfacht des Antigcinos in die Hiinde'spielen. -Wenn nun aber der erste Teil der Vertragsbestimmungfingiert ist, ist wahrscheinlich das Ganze fingiert. Es war auchgewiss das natrirlichste, dass in dieser alle Eile erfordernden Lagenicht noch lange riber Beitrittsbestimmungen verhandeit tvurde.

Die lVlacht des Antigonos \iar sewachsen seit dem erstenKriege von 315-311, die (iegner, rvenigstens Ptolemaios undKassandros, hatten Einbusse erlitten. Das wurde aber mehr alsaufger,l,ogen durch den lJmstand, dass sie ihre geographischeLage, die zentrale Position des Antigonos, zu einem gegenseitigenVorsto,ss auf einen Punkt hin ausnutzen konnte. Dies aber war'u,iederum die F olge davon, dass das thrakische und namentlichdas babylonische Reich sich ausserordentlich verstzirkt hatten.I(assandros und Lysimachos haben diesen Vorteil g'enau erkanntund energisch ausgenritzt. I(assandros konnte ruhig den l-ysi-machos durch einen IeiI seiner eigenen Streitkrafte verstirken,da Demetrios keine allzu grosse Ubermacht besass. Die Aufgabedes Lysirnachos war nun, den Antigonos an einem Angriffe aufGriechenland zu verhindern. und ihn im Schach zu halten, bisSeleukos eingreifen konnte. Auf ihn fie1 also die Hauptiast desI{ampfes, wahrend PtolemaiosZeit und K.rilfte mit der Eroberungder festen Platze in Phonikien verbrauchte. Lysimachos l6steseine Aufgabe aufs beste. Das Heer,. mit dem er uber denHellespont setzte, mag rund 40 000 Mann stark gewesen sein. r)

Uber den Feldzug des l,ysimachos sind wir durch Diodor 20. 106 f.recht einl;isslich unterrichtet, obschon auch hier nicht alle F'ragengenau zu beantrvorten sind. Der ganze Verlauf der Operationenbis zum Eintreffen des Antigonos zeigt uns deutlich, dass letzterer

) Plut. Dern. 28, verglichen mit Diod. 2o,tl3 ext.; doch sind die Zahlennicht identischen Angaben entnommen, da die Reiterei des Seleukos stArkerangegeben wird als die vereinigte bei Plutarch. Droysen II, 2, S. Zt7, Anm. Ischreibt das Verlusten des Seleukos zu. Auch hier ist unser Wissen un-zureichend, da wir nicht unterrichtet sind uber die Bewegungen, welche derSchlacht bei Ipsos vorangingen.

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Inoch keine trlotte besass, konnten die im Hafen erbeuteten Schiffe i

nichts nitzen und rvurden demnachzerstort. Hierauf scheinen'feo$j*und Kolophon freirvillig ribergetreten zu sein, wEihrend Erythrai und I

Klazomenai rechtzeitig von demetrischen Truppen besetzt rverdenkonnten, so dass Prepelaos mit einer Verwustung ihres Gebietessich begnugte. 1) Nach diesem Iiehlschlage wancite sich prepelaoslandeinrveirts gegen Sardes, wo ein Stratege des Antigonos, phoinix,stand.2) Die Burg rvurde durch einen hohern offizier, philippos,kommandiert, der den Verrat des Phoinix nicht mitmachte. Hieraufscheint Prepelaos mit Lysimachos sich rvieder rrereinigt zu haben.

Lysimachos hatte erreicht, was als vorbedingung ftir diebevorstehende Entscheidung notig gewesen: I(assandros rn,ar ge-sichert vor einem Angriffe aus I{leinasien, und Lysimachos selbstsoweit vorgedrung'en, dass er Seleukos die Hand bieten. konnte,sobald derselbe in l{appadokien eintraf. Da auch phrygien unclLykaonien von Antigonos abfielen, durfte er hoffen, dass jenerihn nicht so rasch r,verde angreifen konnen. rndessen trat inden letztgenannten Gebieten dem Antigonos kein nennenswerterWiderstand entgegen, als er in Eilmirschen von Antigoneia arnOrontes aus die kilikischen Piisse uberschreitencl im Innern I{1ein-asiens eintraf. \,Vie stark seine Truppen waren, kOnnen rvir leidernicht bestirnmen. In die Schiacht von Ipsos fuhrte er riber ?0 000I'Iann zu Fuss und 10000 Reiter. \Arie viel rruppen ihm l)emetriosgebracht hat, rvissen rvir ebenfalls nicht, gewiss nicht sein ganzesgriechisches Heer.3) i\{ilitarisch hatte der Vertrag zwischen Kas-sandros und Demetrios (Diodor 20, J.11) keine 1ledeutung; jederwusste genaL, dass der andere am Kriege teilnehmen v,rerde 'ur,,ie

l) Es ist lvohl raoglich, dass auf diese Rettung von Klazomenai durcheine Htrlfssendung des Demetrios sich das ephesische Ehrendekret (GreekIn*"criptions in the British Museum No. 452 : Michel No. a91) ftir den Stra-tegen Archestratos bezieht. Hicks a. a. o. zweifelt, ob er dasselbe ins Jahr302 setzen diirfe, da Antigonos nicht erwzihnt ist.

2,) Dokimos hat wahrscheinlich rnit Sardes nichts zu thun und ist durchein Versehen des Diodor hierher gekommen (Kap. 102).

3) In Thessalien zahlte das Heer des Demetrios rund s0 000 Mann(Diodor 20, 110). Brachte er alle hinuber, und rechnet man an Stadte.besatzungen und dem Posten am Hieron bei Chalcedon ca. 10 000 Nlann ab,so konnte er Cem Antigonos noch 40 000 Mann zufuhren. Dieser rvzire alsomit blos 30 000 dem Lysimachos entgegengetreten, was hochst unwahrschein-

auf einen l(rieg sehr r,venig vorbereitet war und dass er sicheines Angriffes von Thrakien her nicht versehen hatte. DerUbergang ober den Hellespont wurde Lysimachos in keiner-Weise streitig gemacht, \,vas bei einer einigermassen ansehnlichenTruppenmacht des Antigonos in diesen Gegenden sehr rvohl h;ittegeschehen konnen. Lampsakos und Parion traten sofort zu Lysi-machos [ber. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er nicht den

gervohnlichen Ubergang \ron Sestos nach Abydos gewlihlb, sondern(rvie auch Droysen II, 2, S. 201 anzunehmen scheint) etwa den vonPaktve (oder Kallipolis, von \,vo man haufig nach Asien hinuber-fuhr. Strabo p. 331, frg. 56 und p. 589). Auch dieser Umstandzeugt daftlr, dass er in Lampsakos und Parion keinen Widerstanderr,rrartete. Das feste und ruohiverteidigte Abydos umging er auchjetzt noch, um es zu isolieren. Es gelang ihm, Sigeion zu erobern;erst hierauf wendete er sich zur Belagerung von AbydoS, wiihrender zugleich den Prepelaos, welcher das Htilfkorps des l{assandrosftihrte, nach dern Siiden abschickte. Allein sein Angriff scheitertean clem i\Iangel einer F'lotte. Demetrios konnte der Stadt auf dem

Seeweg Hulfe zuftihren, worauf l-ysimachos, um keine Zeit zu ver-lieren, sofcrrt die Belagerung aufhob und sich riach Osten rvendete.

Von hier weg r,vird Diodor sehr kurz in der Berichterstattungi.iber die Unternehmungen des l-ysimachos bis zur Ankunft des

Antigonos. Er sagt, Lysimachos habe das hellespontische Phrygienuntenvorfen und Synnada, als er sich zur Relagerung anschickte,

durch Verrat des Dokimos, Strategen des Antigonos, g'ewonnen.Ein Blick auf die l{arte gentigt, um zu zeigen, wie summarisch

dieser Bericht ist.

Prepelaos operirte indessen nicht ohne Erfolg an der aeolisch-

ionischen Kuste. r) Zuerst gewann er Adramyttion; das neu-

gegriindete und gerviss starke Antigoneia (speiter AlexandreiaTroas) scheint er unbehelligt gelassen zu haben. Mit Ubergehungder andern jonischen Stadte vt arf er sich sofort auf Ephesos, das

rasch kapitulierte und eine Besatzung erhielt.2) Da Lysimachos

t; Sein Korps war nicht gerade stark, 5000 Maun zu Fuss und 1000

Reiter. Lysimachos durfte nicht soviel Leute detachieren, und die schwache

Verteidigung der Kiistenstiidte scheint nicht mehr Krafte erfordert zu haben.z1 Uber seine politische Stellung, die vermeintliche Verfassungsiinderung,

wird spiiter bei Behandlung der Reichsverwaltung des Lysimachos die Rede sein.

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bisher. 1) Das vorgehen des Kassandros erscheint uns hochst

kurzsichtig und gerad.ezu unbegreiflich, wenn wir nicht annehmen,

dass er bestimmt auf einen Vergleich mit Antigonos rechnete'

Plutarch I)em etri os 28 scheint solche l]nterhan dlun gen an zudeuten' 2)

Antigonos war auf keinen liall sehr viel stzlrker als sein

Gegner; er fUtrlte sich jedoch uberlegen und suchte ihn zur Schlacht

zu'zrvingen. Lysimachos stancl clamals schon nicht mehr bei

Synnadal sonclei., hatte sich riickrvZlrts gegen Norden gezogen, s)

et\,va halbwegs nach Dorylaion. Lysimachos hatte diese Stellung

befestigt und war entschlossen, keine Schlacht anzunehmen' Als

Antigono, ai", einsah, versuchte er seinen Feinden die Zufuhr

abzuschneid.en. Dies bervirkte, dass jene ihr Lager verliessen

und heimlich und in Eile bis Dorylaion zLlruckgingen. Lysimachos

nahm hier eine Stellung ein, clie clurch den I'luss 'fhymbres ge-

schtitzt .war, und die er noch durch Erdwerke verstilrkte. An

Lebensmitteln scheint clie Gegend sehr reich gewesen zu sein'

lich ist. Der Inschrift C. i. A. II, 314 (Ehrendekret firr Philippides) ist keine

Beweiskraft daftir zuzusprechen, dass die hellenischen I(ontingente den asia'

tischen Krieg mitgemucht haben, da nach Droysen (II, 2 S' 909, Anm' 2) die

gefangenen Athener Leute" ge\,vesen sein konnten, die am I(riege auf eigene

Faust teilnahmen. - Diodor 20, 111 >&vl\4Bq ravti rQ oilkyu besagt

das nicht, sondern bloss, er habe alles in-einem Zuge hiniibergef0hrt, ohne

einzelne Geschwacier anderswohin zu dirigieren'1) Droysen lI, 2, s. 211 und Anm. 1 scheint eine Bedingung anzu-

nehmen, wel.he Kassandros die weitere Teilnahme am Kampfe verbot' Das

ist ganz unglaublich.2) Droysen II, 2, S. 2Og f. fasst die Situation ganz anders auf I aber ich

halte seine chronologische Anordnung der Ereignisse nicht fiir richtig' Der

Entscheid musste in Asien fallen uncl so ist es unbegreiflich. von Kassandros,

dass er clie Lage des Lysimachos durch sein vorgehen so sehr verschlimmerte'

Die Abberufung des Demetrios aus Griechenland faUt gewiss spiiter, als

Droysen annimmt, in die Zeit, wo Antigonos schon das schlimmste zu be'

fiirchten hatte, wo auch eventuelle Erfolge des Demetrios in Europa die

Entscheidung nicht mehr hatten aufhalten konnen' Vergleiche die Darstellung

der Lage auf S. 47-48. . n,a; von seinem Lager aus erreichte er Dorylaion durch einen Marsch

von 400 Stadien :72 km. Wie ich ganz roh messe, betrigt aber die Luft-

linie von Synnada nach Dorylaion das doppelte (1a5 km.); das zweite Lager

war sicher dicht bei Dorylraion, wori.iber die Schilderung Diodors keinen

Zweifel iibrig ltisst. Ube. d.r, Ort des ersten Lagers m6chte ich keine nriheren

Vermutungen aufstellen.

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Man muss aber annehmen, dass es nicht gelang, dem nachnicken-den Antig'onos den Ubergang tiber den Thymbres zu verwehren,und letzterer schritt nun zu einer eigentlichen Belagerung desLagers, da Lysimachos sich auch hier nicht in einen ernsterenKampf einliess. Lysimachos vermochte nicht, die Arbeiten seinesGegners z\ rrerhindern, und als der f-ebensunterhalt ',r,ieder zumangeln anfing, musste er versuchen, die Position zu verlassen.Dies gelang ihm in einer stiirmischen Nacht (cler Winter warschon nahe). Antigonos bemerkte den Wegzllg der Fein de z''t

spZtt und, gehinclert durch das anhaltend schlechte Wetter, ver-mochte er sie nicht mehr einzuholen. So konnte nun I.ysimachosseine Winterquartiere in der salonischen Ebene etu,as stidostlichvon Herakleia am Pontos beziehen. t)

\Aro Antigonos den Winter zugebracht hat, wissen rvirnicht, wohl eher etwas ostlicher, rnit Rticksicht auf das bevor-stehende Eintreffen des Seleukos (Droysen TI, 2, S. 207).

Lysimachos \4rar ailerclings weit zurtickgedraingt worden;aber doch war der Vorteil durchaus auf seiner Seite. Antigonoshatte nicht vermocht, ihn .zur Schlacht zu zwingen, und nun u,'arSeleukos in Kappadokien eingetroffen und hatte sein Fleer dortin die Winterlager gelegt. Antigonos konnte nichts mehr unter-nehmen. Seine Ubernracht rvar nicht so gross, dass er jetzt nochden einen hatte vernichten konnen, bevor der andere zur Stel1ewar. 'Wenn er angriff (vielleicht in einem Winterfeldzuge), sokonnte etwas eihnliches sich ereignen rvie die Schlacht von\Araterloo. Die Aufgabe des I-ysimachos hat in der That einigeAhnlicfrkeit mit cler Wellingtons.

Polyaen IV, 12, 1 berichtet von einem siegreichen Treffendes Demetrios gegen Lysimachos bei Lampsakos. Droysen II,2,S. 212 (und nach ihm Melber, Polyaen S. 213) verlegt das Ereignisin diese Zeit; doch scheint mir dies unhaltbar zu sein. Diodor,der uber die l(riegsereignisse bis Ende 302, wenigstens die ander Kriste sich abspielenden, genau berichtet, rveiss davon nichts.L,r,*simachos stand, ais Demetrios in Kleinasien erschien, schon

i) Die salonische Ebene zeichnete sich durch schones Weideland aus,und der salonische Kase genoss einen guten Ruf, Vgl. Strabo p. 565. Einesolche viehzuchttreibende Gegend war natiirlich iiusserst giinstig ftir die Ver.pflegung eines Heeres.

4B

lange in Phrygien, vielleicht schon in Bithynien. I)emetrios kaman die Propontis gerade vor Anbruch des \,\,'inters (Diodor 20,111); Lysimachos selbst kOnnte demzufolge die Nachricht jeden-falls nicht angehen. Zudem erfahren wir, dass noch im \rerlaufedes Winters 302/1" 2000 Autariaten von Lysimachos zu Antigonosiiberliefen, weil der erstere ihnen den Sold nicht bezahlte. Eswird aber nicht angezeigt sein, diese Nachricht von der Persondes Lysimachos abzulosen. 1) Aber ein }Ieer, das neben anderenTruppen noch 5000 Autariaten zahlt, die sich ohne weiteresniederhauen lassen, ist anno 30211 vor Lampsakos ganz undenk-bar. Ich mochte etwa vorschlagen, das Ereignis im Jahre 30Ounterzubringen, rn'o nach Plutarch Demetrios 31, Demetrios denLysimachos in seinem eigenen Lande angriff und mit Gltick gegenihn k:impfte. Plutarch sagt allerdings bloss, Demetrios sei in dieChersones gefahren; das schliesst aber Kzimpfe an cler g'egen-iiberliegenden l(uste des l{ellespont nicht aus. Droysen suchtseine Ansicht noch zu sttitzen durch eine Inschrift (Greek Inscr.Brit. Mus. No.448), in der die Ephesier den I(onig Demetrios be-gitickwtinschen wegen seiner Erfolge. Aber abgesehen davon, dassman bei dieser Beziehung unbedingt eine Erwihnung der Be-freiung der Stadt von den Truppen des Lysimachos erwartenwtirde in irgenci einer l.-orm, mache ich auf folgenden Passusaufmerksam. 7e11e 11 -13: ,rdruryloat db zil 'Ano),),olvidqv rbvrapi) clo7,t) paoilit,ts zui avayTeilavra ri, eijvlomv roi puoil!)tu;ritt \quoc zai l/, . .. Wenn I)emetrios soeben die Stadt befreithat, braucht er sie gewiss nicht erst seines Woirh,vollens zu yer-sichern. NIan kann ja an verschiedene Erfolge des Demetrios vordem Tode des Antigonos und nach 306 denken; am ehesten durftervohl die Inschrift, r,vie Hicl<s a. a. O. annimmt, eine Gratulationzurn Siege von Kypros und zur I{onigsproklamation wiedergeben. 2)

t; Obwohl etwa Konige an Stelle ihrer Feldherrn treten in der Ub.r-lieferung von Strategemen, z. B. Frontin III, 3,7 verglichen mit Polyaen IV, 19,gerade den Lysimachos betreffend.

z; Eine ahnliche Gratulation von seiten der Stadt Byzantion an Antigonosund Demetrios bezeugen zwei zu Olympia g'efundene Inschriften (Olympia Bd.VNr. 45 und Nr. 304 : Dittenb. Syll. 2 Nr. 170 und 171). Die erstere derselbenist nach N. v. Wilamowitz, Litt. Centralbl. 1896, S. 1358, nicht vor 302 abgefasstldoch ist die Zurtlclceroberung der von Lysimachos und Prepelaos gewonnenenStadte ein ausreichender Erklarungsgrund. Die ephesische Inschrift mochte

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Mrahrend des winters schickte I(assandros, der durch denAbzug des r)emetrios freie Hand bekommen, seinen BruderPleistarchos mit 12 000 N,Iann zLr Iiuss und 500 Reitern demLysimachos zu Hulfe. Da der Bosporos von Demetrios bervachtwurde,2) musste Pleistarch die Uberfahrt von Odessos nach Hera-kleia versuchen. Nur eine der drei Abteilungen kam unversehrthinuber; die zweite rvurde abgefangen, die dritte durch einenSturm arg dezimiert. Sehr rvichtig, namentlich fur die spiitereEntrvicklung des lysimachischen Reiches, waren die eng.en Be-ziehungen, in r,velche der Konig zu der bedeutenden pontischenStadt Herakleia trat. Auf die (ieschichte der Tyrallnen clieserStadt werde ich spziter eintreten bei der Behancllung der Chrono-logie von .Klearchos rr. und oxathres. Im Jahre 306/5 (Diodor,20, 77, I,Ierlnon cap. 4) rvar Dionysios gestorben, und fur seinebeiden unmtndigen Sohne Iilearchos und Oxathres fuhrte seineWitwe Amastris die Regentschaft. Dionysios war in den l(ampfender Diadochen auf Seite des Antigonos gestanden, und zwarhatte er sich gleich von Anfang'an fur denselben erkl;irt. DieseAmastris heiratete nun Lysimachus. und er scheint damit auchdie Vormundschaft uber die Sohne tibernommen zu haben (Mernnon>,luo|uct7og rri)u tri)v repi 'llpu,il,eictv zai i)v raidoru ire1.teieiro<).rn der Stadt selbst standen um diese Zeit'lruppen cles Lvsimachos(Diodor 20,712); er hatte also einen meichtigen Stutzpunkt gervonnen,und irn schiimmsten I alle starrd ihm jetzt zum Rtickzrig eineFlotte zur Verftlgung.3) Dass diese Heirat dern thrakischen Konigeeine Herzenssache g'ewesen, sagt uns Memnon; er scheint uberhauptr,veiblichen Einfltissen gar nicht unzugainglich gewesen zlr sein.

Da clie zusammenh;ingende Darstellung Diodors mit demwinter 30211 abbricht, konnen rn ir l<ein sicheres Biid von denOperationen entwerfen, die zur Schlacht bei Ipsos gefuhrt habe1.Drovsen II, 2, S. 216 glaubt, Antigonos habe seine \Arinterquartierein der Gegend der Entscheidungsschlacht bezogen gehabt undim trruhiing 301 seine Gegner sich vereinigen uncl heranrucken

ich doch nicht anders beziehen, da meine Einlvendungen bestehen bleiben.Dittenberger, 2. Aufl., zu der ephesischen Inschrift sctrliesst sich Droysen an.

2) Byzanz stand, lvie aus der eben zitierten Inschrift ersichtlich, auchzu dieser Zeit doch auf der Seite des Antigonos.

3) Z,t der herakleotischen Flotte vgl. Memnon cap. 13.

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lassen, ohne selbst etrvas vvesentliches zv unternehmen. NieseS. 350 nimmt an, Lysimachos habe sich mit Seleukos in I{a.ppa-dokien vereinigt, und sie seieu dann zusammen auf der }leerstrassestidlich des Tatasees durch Lykaonien gegen Phrygien marschiert.Man kommt hier riber blosse vermutung'en nicht hinaus, vondenen alle gleich wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sind. DieLage von Ipsos ist unsicher, nahe bei Synnada und dem romischenJulia. 1) Die endgtiltige Starke der beiden Ileere war nach Plutarch(Demetrios 28) fcrlgende: Die Alliierten hatten 64 000 Mann zuFuss, 10 500 Reiter, 400 Elephanten, 120 \\ragen; Antig.onos mehrals 70 000 Mann zu }-uss, 10 000 Reiter, 75 Elephanten. Mit.Ausnahme der Elephanten hielten sie sich also so ziemlich diewage. Den verlauf 2) der Schlacht kennen rvir nur sehr mangel-haft. Ilei Plutarch Demetrios 29 wird der Verlust derselben demUngesttim des Demetrios zugeschrieben, der mit der Reiterei denweichenden Antiochos, Sohn des Seleukos, solange verfolgte, bisdie Elephanten der Gegner ihm den Rrickweg auf das Schlachtfeldversperrten. (Das ist imrnerhin ziemlich merkwtirdig!) Nach Diodorxxl,2. (Dind.IY p.282) haben die Elephanten beider Heere ohne Ent-scheidung gekampft.u) Die endgtiltige Niederlag'e des Antigonos er-folgte durch die !-ahnenflucht der Phalanx, dieSeleukos herbeifiihrte,indem er sie durch Demonstrationen mit der Reiterei einschtichterte.

Ipsos bewahrt also insofern den Typus der Diadochen-schlachten, als die Reiterei trotz ihrer numerischen Schwriche imVerhaltnis zum Fussvolk uber Sieg oder Niederlage entschieden hat.

1) Rarnsay, Historical Geography of Asia Minor S. t+O und 434 sagt,Ipsos habe auf einem Hugel gele5Jen, Julia in der Ebene an der Strasse.

2) Was die Zeit d,er Schlacht anbetrifft, kann man vielleicht einenSchluss ziehen aus einer Inschrift, welche Wilhelm im Hermes Bd. 26, S. 1slpubliziert hat (: C. I. A. lY, 2, Nr. 271 b). Dieselbe datiert 2. Hd"lfte Meta-geitnion : September, lvahrscheinlich Archontat Klearch, also 301. Da derbekannte Demagoge und Demetriosschmeichler Stratokles den Antrag stellt,scheint er noch in Macht gestanden zu haben und somit die Schlacht vonIpsos in Athen noch nicht bekannt gewesen zu sein (Kohler, C. I. A. zurInschrift akzeptiert die Datierung Wilhelms, d. h. Archontat Klearchs, alszweifellod (,haud dubiumu.)

3.; Lysimachos hatte natiirlich keine Elephanten. Dass er im Excerptegenannt wird, ist ohne Bedeutung.

I(apitet II.

Das hellespontische Reich des Lysimachos.(301-286.)

Nach der Schlacht teilten drei der Alliirten, Seleukos, Lysi-rnachos und Kassandros das Reich des Antigonos unter sich auf(Polyb. V, 67, 7). Ptolemaios kam nicht in Frage, da er nichtsgeleistet hatte. Die Nachrichten tiber diese Aufteilung sind sehrmangeihaft. Von Seleukos wissen wir nur, dass er ganz Syrien undGrossphrygien erhalten hat. 1) Uber den Anteil, welcher Lysi-machos zufiel, erhalten wir keine Auskunft; wir sind blos durchspiltere Ereignisse iiber Seinen Besitzstand ih Asien unterrichtet.So zeigt Plutarch, Demetrios 46, dass Karien uncl Lydien lysi-machisch waren ; aber dieselbe Stelle macht es sehr zweifelhaft,ob l,'Iilet dem hellespontischen Reiche angehorte. Wir kennen inder That auch keine Nltinzen des Lysimachos von Milet.2) 'Wenn

alsoWilamowitz, Antigonos von l(arystos S.198, Karien und Lydiendem Pleistarch (wie er sich ausdriickt >l\fakedonien,,, da Pleistarchals IJruder des l{assandros eine Art Sekundogenitur vorstellt)zuschreibt, haben wir dagegen keinen andern Beweis, als dieUn'uvahrscheinlichkeit, dass dem doch ziemlich bedeutungslosen

1) Polyb. a. a. O.: Diodor XXI 5 p. 283 Dind. Appian, Syriake 55. FiirGrossphrygien nimmt Droysen II, 2 S. 226 Phrygien bis in die Mitte desLandes, also etwa am Tatasee I aber Appian, l. y >rltpuyictg riS dvd rb,tteobyecov< heisst natirrlich das ,,binnenliindische" Phrygien, im Gegensatzzu "

()puyia q Bg' 'E),),rlorovrE <, z. B. Appian, Syriake 62. Vgl. Niese,S. 351, Anm. 5.

z; Es ist wohl mbglich, dass neugefundene Mtinzen iiber die territqri-alen Besitzverhaltnisse neuen Aufschluss geben, wie z. B. der grosse Fund,u'elcher in Wien sich befindet, mir aber noch nicht genauer bekannt ge-lvorden ist.

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Pleistarch ein so grosses Gebiet gegeben worden sei, und dasSchweigen des Plutarch uber allfa[ige weitere l]esitzungenPleistarchs. Von Lykien und Pamphylien meint ]rliese S. 3S1,Anm. 5 u. 7, sie seien vielleicht mit Grossphrygien verbundengewesen, wie frtiher, als Antigonos Satrap war (a.323-2L),also im vorliegenden tr'all seleukisch geworden. Appian, Syr. 55liisst aber diese Annahme nicht als ratsam erscheinen. 1) Kappa-dokien im Binnenlande hatte bis 323 unter der llerrschaft einesI(onigs Ariarathes gestanden, dessen Leben und Reich perdikkasein j;ihes Ende bereitet hatte. Noch bei Lebzeiten des Antig.onos,als dieser mit Seleukos im l(ampfe stand, eroberte der gt"i"t -namige Sohn des vorgenannten kappadokischen l{onigs seinveiterliches Erbe wieder, indem er den makedonischen StrategenAmyntas totete (Diod. XXXI, 19, 5. V p. 23). Dieser. Amyntaskann nur Stratege des Antigonos gewesen sein (Droysen rr, zS. 225). Da Seleukos bei Lebzeiten des Antigonos in I{leinasiennoch keinen Einfluss besass, ist es wahrscheinlich, dass er dasVorgehen des Ariarathes gerne sah, und es ist nicht ausgeschlossen,dass der letztere sein Unternehmen ausfuhrte, bevor Seleukos inI(appadokien im 'Winter 3021L eingetroffen war, uncl dass erdiesem durch seinen Erfolg den Weg geOffnet hat. Ungefahrin derselben Zeit bildete sich das pontische l(appadokien alsDynastie der Nlithridate (ihr Ahnherr war der Ftirst von Kios,Diodor 20, 1LL). Aus der Ara dieser pontischen Fursten, wieauch der bithynischen, die auf das Jahr 281 falle, schliesst NieseS. 352, Anm. 1, dass Lysimachos die Hoheit uber diese Gebietebesessen habe. Synkellos p.522 ergibt in der That fiir Pontos:63 (Iod des iVlithradates Eupator) + 218 - 2B]-. F'ur Bithynienaber bekomme ich 75 (B. romische Provinz) + 21.3 - 288. Diezlltere Ara von Bithynien (d.h. die vorromische) beginnt nachden Mtinzen anno 297.2) Die Epoche 281- ist eingefuhrt worden,

t; Die Angaben tiber die Erwerbungen des Seleukos bei Appian sinddoch recht ausftihrlich, und das argumentum ex silentio wohl am Platz, Ichwage an Hand des vorliegenclen Materials kein Urteil zu formulieren tiberdie Zugehorigkeit der beiden Provinzen.

2) Reinach, trois royaumes de l'Asie, S. 131 f. (Nach ihm Eduard Meyer,Art. Bithynia, bei Pauly-wissova III, s. s16.) Mommsen, Zeitschrift furNumismatik 1884, S. 15S. Ramsay, Hist. Geogr. S. 191, Anm.

53

als Bithynien romische Provinz wurde. Dass Lysimachos seine

Oberherrschaft gegenuber Bithynien zu wiederholten Malen hatgeltend machen wollen, wissen wir aus N[emnon, cap. 20. Wieer sich zu dem aufstrebenden Mithradates l{.tistes stellte, erfahren

wir nicht. 1)

Seltsam muss uns aber die Thatsache erscheinen, dass Lysi-machos erst anno 294, wahrend Demetrios gegen Sparta zu Feldezog (Plut. Dem. 35), die asiatischen Stadte eroberte. Wie urir aus

Diodor 20, 111 wissen, hat Demetrios anno 3O2 die meisten

Eroberungen des Lysimachos in Vorderasien wieder zuriick-gewonnen; er war damals im Besitz d,er Stadte Ephesos, Lam-psakos, Parion, Erythrai, I(lazomenai (die zwei letztern nebst

Abydos waren immer antigonisch geblieben.2) Uber das Ver-halten des Lysimachos nach der Schlacht von Ipsos 'sind wirsehr schlecht unterrichtet. Memnon sagt, cap. 4, S 10, nach der

Beendigung des Krieges sei Lysimachos nach Sardes g'egangen,

wohin er auch seiue Gemahlin Amastris habe kommen lassen.

Er scheint einige Zeit dort geblieben zu sein; jedoch erfolgte i

bald der Angriff des I)emetrios auf die thrakische Chersones. ir

Es ist nicht unrn ahrscheinlich, dass Lysimachos bis dahin in Asien Isich aufgehalten hat. Er musste doch daran clenken, die anti-{gonischen Provinzen und die hellenischen Stadte seinem Reicheanzugliedern. Uber diese Thatigkeit konnen wir keine sichern

Resuitate ger,r,innen. Vermutungsweise kann man in die Zeitdieses ersten Aufenthaltes etwa die 'Umnennung' von Antigoneia.am askanischen See in Nikaia setzei (Strabo p. 541), weil man

annehmen darf, dass spiter Lysimachos fur die Stadt wohl einen

andern Namen gewiihlt hatte. s) In Betracht kommen ferner die

t; Da die Regierungszahlen bei Synkellos fur Pontos 281 ergeben, dieNltinziira aber von Bithynien iibernommen ist (Reinach a. a. O.), kann hierdie Ansicht Nieses richtig sein, dass die Dynastie erst vom Tode des Lysi'machos an datiert. Wir h6ren auch nirgends etwas von gesPannten Be'ziehungen zwischen Lysimachos und Mithradates. Dagegen kann vielleichtmit Niese die Nachricht des Trogus prol. 17, dass Seleukos in Kappadokiena. 281 Verluste erlitten habe, auf einen Kampf gegen den pontischen Fiirstenbezogen werden.

z; Vgl. auch Droysen II, 2, S. 258, Niese S. 353, Anm. 3.s) Doch ist auch da die Frist beschriinkt durch das Verhaltnis des

Konigs zu Amastris. - Es ist bemerkenswert, dass iiber diese Namensgebung

54

Kriege, welche Lysimachos gegen den aufstrebenden Dynastenvon Bithynien, Zipoites, geftihrt hat. Diese "haben sich, wieMemnon, c&p. 20, annehmen ltlsst, in verschiedenen Phasen ab-gespielt. Doch schliesse ich gerade aus dem {Jmstande, dasszuerst zwei Strategen den Bithynier bekampften, es sei dieserI(rieg erst sp;iter anzusetzen, zu einer Zeit, als bei der Organi-sation der asiatischen Provinzen dieser F'iirst Widerstand leistete.l)Dass Lysimachos die Verhaltnisse der hellenischen I(iistenstadte-Westasiens erst spiiter geordnet hat, ergibt sich a1s notwendigeriolge aus der Annahme, dass er sie erst anno 294 erobert hat.f'ur Ephesos haben wir ubrigens den direkten Beweis, dass es

noch anno 299, als Demetrios sich mit Seleukos verbtindete undverschrviigerte, auf der Seite dieser beiden Herrscher stand, inder Inschrift Greek fnscr. o. th. Br. M. Nr.453 (: Michel Nr. 492).

Als Thatsache zur Beurteilung des Besitzstandes, wie ihndas Abkommen der drei Konige nach der Schlacht von Ipsosgeschaffen hat, bleibt uns also nur die Ger;i,issheit, dass Lysi-machos bis anno 294 den faktischen Besitz der l(uste nicht zuerringen vermochte. Das schliesst naturlich nicht aus, dass manihm das ganze westliche J(leinasien zugesprochen hatte. Dochlzisst sich ftir diesen Fall nicht in Abrede steilen, dass Seleukosdie allfalligen Abmachung'en einfach brach, als er sich mit De-metrios verbtindete, wie,ja Pleistarch, bei Plut. Dem. 31 ext., eineanaloge I{lage auf Vertragsbruch gegen ihn vorbringt. AlsDemetrios den Lysimachos anno 30U300 (d. tr. genauer im liruh-ling 300 vgl. unten S. 63) in seinem eigenen Lande, oder, r,r,'ie

ich nach dem oben (Seite 48) Ausgeftihrten eher vermute, an derasiatischen Kuste des Hellesponts, angriff, rtihrte sich fur ihnkeine Hand von seite seiner ehemaligen Alliierten, und geriet erin Nachteil gegenriber dem Angreifer. Darauf folgte die \rer-bindung des Seleukos mit l)emetrios und es scheint nun, class

Lysimachos unter diesen IJmsteinden es nicht mehr rzitiich fand,seinen Anteil an der antigonischen Beute in Besitz za nehmen.Erst spiiter, als Demetrios mit Seleukos zerfallen war und nach

schon bei Memnon eine mythologische Legende sich findet, die denvon einer Nymphe Nikaia herleitet.

1) Uber den letzten Kampf gegen Lysimachos selbst werde ichunten handeln, da ich ihn, nach Trogus, in eine spiitere Zeit setze.

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55

Griechenland auf Eroberungen ausging, brach der Krieg rviedergegen ihn los, und bei dieser Geiegenheit eroberte sich Lysi-machos die ihm zukommende Kriegsbeute. 1) Bei Plutarch Dem.31 rvird zur Entschuldigung des Seleukos und seines Vertrags-bruches angegeben, er habe diesen Schritt gethan, weil auchLysimachos sich in verw'andtschaftliche Verbindung mit Ptole-maios gesetzt. Die Ausrede ist naturlich nicht stichhaltig, daPtolemaios Mitglied der Koalition war. Es ist allerdings zu be-achten, dass Seleukos g"g"r-, Ptolemaios erbittert war, cla clieser

ihm das von den andern l(onigen eingerd.umte Coelesyrien wegge-nommen hatte (Diod. )(XI, 5. p. 283 Dind.); aber clas Verhiiltnisdes syrischen und des zigyptischen I(onigs \\'ar offiziell ein sehrgutes: rvir erfahren (Plut. Dem. 32), dass Seleukos den Vermittlerzwischen l)emetrios und Ptolemaios spielte, und eine Verlobungdes Demetrios mit Ptoiemaios, einer Tochter des Ptolemaios vonder Eur-,rdike, sollte die neue Freundschaft befestigen helfen.2)

I.ysimachos stand jetzt als (iegner dem Demetrios alleingegentiber, und musste demnach, u,ie schon oben ausgefuhrt,sich einstrveilen fugen. Der Iiriede mit Demetrios \A'ar vonSeite des Seieukos.und Ptolemaios thatseichlich hergesteilt. Esist aber nicht rvahrscheinlich, dass Lysimachos rechtlich al1

dernselben teii nahm. Der l(riegszustand zwischen ihm undDemetrios \,var nur faktisch sistiert.

Polyaen IV, 7, 4 berichtet von einem Anschlag des Lysi-machos auf Ephesos, der durch Demetrios vereitelt rvurde. Derchronologische Ansatz hzingt von zwei Erweignngen ab: 1) stehtdas Strategem in einer Reihenfolg'e von chronologisch angeord-neten ? und 2) wohin wollte Demetrios fahren, wenn er den l{ursnach I{arien nahm ? Melber 3) bejaht die erste Frage. $ 1 und 2

scheidet er aus a1s aus geringerer Quelle excerpiert; 3--5 nimmter ftir Hieronymos von Kardia in Anspruch, 6--12 lur Duris.Geben u,ir in der lhat fur 3-5 eine fortlaufende Quelle zti (der

1) Wilamowitz, Antigonos von Karystos, S.z; Die Freundschaft hielt aber nicht so lange

1 99.

zustande kommen konnte. Erst anno 286 heirateteaber als Gegner des Ptolemaios. Plut. Dem. 46.

an, dass die VermdhlungDemetrios seine Braut,

31 Die Quellen Polyaens, Neue Jahrbucher fur Philologie, XIV. Supple-ment-Band. S. ozs ff.

56

Name thut hier nichts zur Sache), so bleibt immer noch einSpielraum von 9 Jahren (303-295) und damit im,mer noch dieAnsetzung vor oder nach clem hellespontischen l(riege. DasUrteii tiber die Fahrt nach Karien hiingt ab von demjenigeniiber die Bewegungen, die Demetrios gleich nach rpsos urlftih.t".Diodor xxl, 5 p. 283 Dind. sagt, er habe seine Mutter vonKilikien nach Cyper:n gebracht, die andern Autoren, er sei nachEphesos geflohen, clann nach Hellas (unter andern plut. Dern. 30).Droysen kombiniert beide Fahrten rr, 2 s. 221; Niese S sb2,Anm. -t ist eher fur eine Trennung.; die grossere, naruentlichsffategisch-politische'wahrscheinrichkeit spricht fur ein unver-ztigliches Ubersetzen nach Griechenland. Dem steht lvieder ciiebekannte Piet:it des Dernetrios gegen seine Eltern entgegen.

Es l;isst sich also keine Entscheidung mit Sicherheit treffe,r,was bei der Resultatlosigkeit des lysimachischen Unternehmensnicht sehr zu bedauern ist. !-erner sei noch ein Wort gesagtriber die gelegentliche Bemerkting plutarchs nem. 20, Lysimachossei dem Demetrios gegentiber gestanden, als letzterer die StarltSoloi in I{ilikien belagerte. Niese S. 355, Anm. 4 schlagt vor,das Ereignis in die Zeit zu setzen, da l)ernetrios dem pleistarchI{iiikien ,*'egnahm, also kurz nach 300. Es scheint rnir nun aberso unwahrscheinlich als moglich, dass Lysimachos seinem l.'einclequer durch I{leinasien bis nach Kilikien nachgeeilt sein soll, woer direkt mit Seleukos in Konflikt kommen nrusste, u,ihrendnoch nicht einmal vorder-l{.lei,asien in seinem Besitze war.Sehr richtig ist dagegen ge,uviss die weitere Bemerkung Nieses,dass die Nachricht sonst nirgends unterzubringen sei. Sie hat einenentschieden anekdotenhaften charakter: Lysimachos bewundertdie Belagerung'smaschinen und Schiffe seines Todfeindes Deme-trios. Sie steht ferner an einer Stelle, wo plutarch aus seinerBelesenheit mancherlei >Intimitaten<< zusalnmen gebracht hat. rchtrage daher kein Bedenken, die Nachricht als pikante Anekdotezu verwerfen.

In Betreff der verwandtschaft, welche Lysimachos mit deragyptischen Konigsfamilie ankntipfte, ist unsere Uberlieferung ineinem sehr schlimmen Zustande. plutarch Dem.31 sagt; Lysimachoshabe sich selbst mit einer I ochter des ptolemaios vermfi.hlt, einezrveite scinem Sohne Agathokles zur Gemahlin gegeben. Diese

57

Heiraten begrtinden bei Plutarch das Vorgehen des Seleukos,

sincl also nicht blos zufallig an dieser Stelle untergebracht. Eine

ganz andere Einreihung begegnet uns bei Pausanias; er sagt,

Lysimachos habe die Arsinoe geheitatet, als Agathokles von der

Lysandra bereits Kinder bekornmen (I, 10, 3.;, clen Agathoklesaber habe er mit der Lysandra vermilhlt, als er mit ihm aus

dem Getenkrieg zurtlckkehrte (I, 9, 6). Diese Nachrichten ent-

halten keinen innern Widerspruch, wenn man berucksichtigt, dass

Pausanias den Getenkrieg vor 30211 ansetzt. (Vg1. Reuss, Hie-ronymus v. I(ardia S. 50.) Ferner "vird

das lVlaterial noch

bereichert durch die Angabe des Porphyrios bei Eusebius I, 232

(Schone), dass Alexandros rron Nlakedonien, Sohn des l{assandros,

eine Tochter des Ptoletnaios namens Lysandra zut Gemahlingehabt habe. Die letztcitierte Ste11e ist (Identitat der beiden

Lysandra vorausgesetzt) unvereinbar sou,ohl mit Plutarch, weildie Heirat dann nicht schon anno 300 hat stattfinden konnen,

a1s auch mit Pausanias - solange man dessen Bericht so hinnimmt,

wie der Autor ihn verstanden wissen rvil1, -- weil seine Darstellunqebenfalls eine friihere Heirat erfordert. Droysen II,2 S. 236 und

Anm. ver.w,irft Plutarch, von Pausanias das erStcitierte Zeugnis

und behandelt implicite dessen. Reihenfolge a1s nicht chrono-

logisch. Niese S. 354 Anm. 2 verrvirft dieselbe Nachricht des

Pausanias wie Droysen und fiihrt eine zweite Lysandra ein, um

Plutarch und Porphyrios vereinigen zu konneu. Reuss, Hier. von

I(ardia a. a. O., acceptiert die Angaben Porphyrs und Plutarchsnicht, halt dagegen Pausanias mit seiner ganzen Chronologie.Hitzig 1) verrvirft in der Anmerkung zLtr Stelle des Pausanias

den Aus\\,eg, rvelchen Niese vorschiigt (zwei Lysandren)'\Vas Pausanias anbetrifft, so ordnet derselbe allerdings seine

Exkurse iiber die Diadochengeschichte chronologisch; aber Irr-ttimer sind nachweisbar, z.B.der Ansatz det Wiedergewinnungvon I(yrene durch Nlagas (a. 308) nach der Schlacht von Ipsos

[1, 6, 8] und cler Einfall des Lysimachos nach Epirus (ugl. unten

S. i8). Noch mehr talit ins Gewicht, dass Pausanias in den

F amilienverhaltnissen des Ptolemaios II Philadelphos schwere

Konfusion gemacht hat. I, 7 ext. sagt er, die IGnder habe Phil-

.sII,tr

$

&

l) Hitzig und Bltimner, Ausgabe des Pausanias. Bd' I, 1.

58

adelphos nicht von seiner Schwester Arsinoe, was richtig ist,da diese schon frtiher (ia riporepov) kinderios gestorben sei, r-asnattirlich grundfalsch ist. Zudem hat pausanias gerade in demBericht tiber die Getenexpedition des Lysimachos Veri,r,irrungangerichtet, indem er als zweite Version anfuhrt (Gefangennahmedes Lysimachos), r,vas als sicheres Ereignis absolgt feststeht.

Da Pausanias demnach nicht als gentlgend zuverl;issig geltenkann, speziell ftir diese Partie, versuche ich zuerst nach den tibrigenQuellen (Diodor, Plutarch) clie Ereignisse zv bestimmen, danndie fehlerhaften Angaben des Pausanias genetisch zu erkl5ren.Feststehend ist nur cler Zeitpurrkt, da Lysimachos heiratet:Justin xxIV, 3, 5 berichtet von einem Sohne der Arsinoe, r.ysi-machos, der anno 2BllBO 16 Jahre alt ist. Er muss also spzitestensanl1o 296 geboren sein; ibid. 2, 10 ist ein ptolemaios genannt,>Iilitts<<, ohne Zweifel von der im gleichen Satze eruzd.hnten Arsinoe.Da dieser hanclelnd auftritt und nach Trogus prol. 24 sogar gegenPtolemaios Keraunos Krieg fuhrt, ist er gerviss ailter als der 16-jahrige l-ysimachos, also vor 296 geboren. Die'Vermuihh_rng desI-ysimachos mit der Arsinoe fallt demnach in die Jahre Boo-2gg.Schr,vieriger ist die Zeitbestimmung- fur die Vermethlung desAgathokles. Bei Diodor )lXI, 11 p. 283 Dinci. bildet cler Berichtuber seine Gefangenschaft dic: Einleiturrg zur Darstellung derspitern Expeclition, welche mit der Katastrophe des ganzenHeeres endet. Der Autor datiert diesen Bericht clurch clie Angabe> oullii€(fPovqz-itrotv i.nclvrrov oXedbv ritv duvaroxitrov paot)eou zatoultpabouvrav r\))t1)ocg. u Dabei erhebt sich nun clie Frage, konnteder Gete nordlich der Donau so gut unterrichtet sein uber diegrosse Poiitik in Hellas, r\sien u. s. \\.r., urie cliese Nachrichtvoraussetzt ? Das wissen wir nicht; aber rvir sehen, dass riieVorlage Diodors offenbar diese Datierung als richtig angenommenhat, und demnach muss mindestens rlie zeitliche Koinzidenz dafurgesprochen haben. Welcher Zeitpttnkt passt nun am besten zudieser Signatur ? Der N,Ioment, welchen pausanias am n;ichstenlegt, d. h. die vor der Schlacht bei Ipsos abgeschlossene 1lllianz,gewiss sehr schlecht; das musste im Gegenteil ein Zeitpunktsein, da ein Angriff von seiten der Gegner auf Lysimachos nurvon g'rosser Bedeutung sein konnte, entweder um ihn von einemubergang nach Asien zurtckzuhalten oder um in seiner Ab-

59

rvesenheit seine Macht zu schrvZi.chen. Ferner kommt die Zeitin Betracht, welche dem Getenzuge des Jahres 2921L unmittelbarvoranging (vgl. z. B. Niese's Darstellung S. 367). \Menn aber die

Geten nur einigermassen unterrichtet waren, wussten sie, dass

Lysimachos einerseits mit Pyrrhos in l{rieg geraten war, ander-

seits soeben in Demetrios einen sehr bosen Nachbar erhaltenhatte (ugl. Droysen II, 2 S: 275, Anm. 2). Einzig passetrd istdie Zeit, da Lysimachos, weil er sei'ne isolierte Stellung durchden Angriff cles Demetrios anrlo 300 bitter empfunden hatte,

mit Ptoiemaios sich verband, Demetrios aber mit Seleukos unddurch Vermittiung des letztern eine Verstuindigung mit Ptolernaiosanbahnte. Wir haben gesehen, dass demzufolge auch Lysirnachosdie asiatischen Besitzungen des Demetrios solange respektierte,bis der Tetztere den allgemeinen.Friedenszustand -ivieder brach.Wir kommen somit in clie Zeit s,on 2gg -g5.1) aus l,velchen Jahrenwir von Lysimachos sonst gar nichts tvissen. Es r,vtirde somitin diese Zeit ein Feldzugs) gegen rlie Geten uncl die nachfolgendeAuslosung des dabei gefangen genommenen Agathokles fallen.Seine Heirat wiire sodann durch Kombination von Diodor undPlutarch in eben diese Zeit zn setzen. Die abrveichende Dar-stellung bei Pausanias lZlsst sich vieileicht etu,a folgendermasserrbegreiflich machen: Zum letzten Getenkriege, r,velchen Pausaniasfiir eine abweichende Version des ersten ansieht. gehort offe:nbar

aurch clie Stelle I,9,6: >>il,toipa7og di za) ilotepov -- d.vri"7z11 rd r),iov*;derrn die Ruckgabe der Platze jenseits der Donari erfoigte nachDiodor erst als Entgelt fur die Freilassung des l-ysimachos. Dannrvd.re der Sachverhalt bei Pausanias folgender: Er reproduzierteeine Notiz riber einen ersten Getenkrieg, der mit der Gefangell-nahme des Agathokles endete. Daran reihte er, \,vas er sonst vonBeziehungen zrvischen Lysimachos und den Geten wusste, so

auch unter anderm die Angaben iiber den endgultigEn Frieden.(291 ca.) 'Unrichtigerweise bezog er aber a11es auf diese Gefangen-

1) Demnach wiirde denn auch der Ausweg Nieses anzunehmen sein,dass die Gemahlinnen des jiingern Alexander und die des Agathokles nichtidentisch seien. So auch Strack, Dynastie der Ptolemaeer in den Anmer-kungen zur Zeittafel S. 190.

2) Der Feldzug selbst konnte eventuell zeitlich mit dem Kriege von3O2ll zusammenfallen.

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nahme des Agathokles und liess sich sogar 'erleiten, die des

Lysimachos nur fur eine variante zu der Gefangennahme desAgathokles zu halten. Die Angaberr uber die Kinder des Agathokleshat dann Pausanias vielleicht erschlossen aus seiner Ansetzung derRuckkehr des Agathokles v o r crer Schlacht bei rpsos.

r.ysimachos hat nicht allein zLLm zigyptischen Hofe Be-ziehu,gen angekniipft; er suchte auch Fuhlung in Hellas selbst,und hier kam ihrn eine Freundschaft mit dem attischen DichterPhilippides sehr zu statten. 1) Wir kennen diesen Mann vor-nehmlich aus den Fragmenten in Plutarchs Demetrios a1s Kom6dien-dichter, der die Buhne z,r politischen Nleinungsei.usserung. ver-wendete. Er hat anno 3o2lL den asiatischen Feldzug im Lagerdes Lysimachos mitgemacht, und indem er nach der Schlachtvon fpsos die gefallenen Athener bestattete, clen GefangenenFreilassung erwirkte, kntipfte er in geschickter weise ein Band"zrl'iscl.en seiner vaterstadt und seinem konigiichen Gonner. Furden neuen rreund nutzte er ferner in feiner Weise ein Miss-geschick aus, das dessen Vorgiinger in der Gunst des Volkes,dern I{onig Demetrios, passiert war.2) An den panathenelen desJalrres 3021L hatte bei der Prozession ein Sturm den peplos zer-rissen und gewiss auch den Mast und die Raen des panathe-nziischen Schiffes zerbrochen, und dies war rler peplo, g"*,"r"n,in dem neben Zeus und Athene die Bilcler des Demetrios undseines vaters Antigonos einge.webt waren. Die Gotter hattendie Gemeinschaft mit den Antigoniclen zurtickgelviesen, und anstelle der von ihnen verrvorfenen wollte nun Lysimachos tretenund die Gunst der athenischen (iottheiten erringen. So gelang

1) Als Quelle kommt hauptsiichlich in Betracht das unter dem ArchonEuthios 28+13 abgefasste Ehrendekret ftir Philippides. C. I. A. II, 3r+ (Dittenb.n. L97, Michel n. 126.) Die Frage nach der Person des philippides ist jetzterledigt durch den zweiten Teil des Ehrendekretes (ftir Philippides), welchesnach'Egqtt. dpX. 1890 s. 69 f von Kohler c. I. A. IV, e p. bs publiziert ist.Die Angabe des Suidas s. v. Philippides, sein Vater habe Philokles geheissen,bestiitigt sich, und damit fallen auch die Konstruktionen von Droysen II, 2S. 24617 und Susemihl, Litteraturgeschichte der Alexandrinerzeit I, 262. DerDichter Philippides war aus dem Demos Kephale, der Sohn des philomelosaber aus Paiania.

2) Vgl.Schubert, Hermes, Bd. X. S. 442.

6L

es ihm gewiss, die Gl;iubigen zlr gewinnen. Die Panathen2len

wurden wieder gefeiert im Hekatombaion 298, wiLhrend die Ge-

schenke nach Athen kamen unter Archon Euktemon, am Endeseiner Amtsperiode (Juni-Juli 298). Das erste aber, was Philip-pides fur Athen erreicht hat, ist das in der Inschrift erwilhnteGeschenk von L0 000 attischen Scheffeln Getreide. \,[renn Zinkt)das Geschenk, wenigstens die tsitte darum, schon 304 ansetzt,

da Athen durch Kassandros bedringt worden sei, ubersieht erhauptsZichlich, dass Lysimachos mit seinem Schrvager Iiassandrossehr gut stand und es sich nicht einfallen liess, gegen denselbenin Griechenland zu operieren. Spiiter, zwischen 30412, als dieIlerrschaft des Demetrios in Athen vollkommen feststand, konnteein Geschenk von ein r,venig Getreide keinen politischen Um-schwung herbeirufen, heitte also gar keinen Sinn gehabt. Erstvon dem I'Iomente an, wo der energische Angriff auf Antig'onosin Szene gesetzt, rvo Dernetrios gegen Kassandros ausgerticktrvar, und in Thessalien lug, konnte eine Diversion in Athenmit einiger Aussicht auf Erfolg versucht werden. Philippideshat sich etwa um diese Zeit zlt Lysimachos begeben. Eswird nun in der Inschrift (2. LULZ) berichtet, das Getreidesei unter dem Archontat des Euktemon 29918 verteilt worden;wann es in Athen eintraf, erfahren wir nicht. Auch das spelter

erbetene Geschenk ftir das Panathenzienfest gelangte noch imntimlichen Archontat Juni/Juli 298 nach Athen. N{an kann also

'rvohl schliessen, dass das Getreide fruher eingelaufen ist, abererct 299f8 verteilt wurde.2) Zur Chronologie des Jahres 301 kannma,n auch den Umstand heranziehen, dass die oben S.50, Anm. 2,

erwiihnte Inschrift sehr rn'ahrscheinlich dem Jahre 301/0 angehortund dass sie rvegen des Antragstellers Stratokles beureist, dass

der Lrmschlag in Athen fruhestens im Herbste 301 erfolgt sein

1) Eos I, S. sz.21 Dazu passt auch der Wortlaut der Inschriil arn besten. Es ist sehr

rvohl moglich, dass die Verdienste des Phiiippides in chronologischer Reihen-folge aufgezithlt sind nach seinen eigenen Angaben. Der sonderbare Um'stand, dass die Getreidespende und das Panathen2iengeschenk vor derSchlacht bei Ipsos erwtihnt sind, rviihrend sie erst 299/8 in Wirkung traten,kann dadurch erkliirt werden, dass in beiden Angaben der Ton auf dca)teXlBeig

resp. drei{XSrl gelegt ist, d. h. der Zeitpunkt bezeichnet ist, in dem die Ge'schenke von Philippides erbeten wurden'

62

kann, gewiss nicht, bevor der Ausgang der Schlacht von Ipsosbekannt wurde.

Von den Ereignissen, welche der Schlacht von Ipsos folgten,ist bereits gesprochen rvorden. I{ur eine Einzelheit ist nochnachzutragen. Niese S. 358, Anm. 3, spricht von Beforderungder bei fpsos gefangenen Athener; das bezieht sich auf folgendeStelle der Inschrift (2. 22): ,To)s pbv poil,oltlvlous orparebfeoBacdcrixzqoev 6rcos d.v zaraXtoprcB dtotvlBvf rjyepovia6.<, Richtiger dtirfteaber doch die Erklilrung sein, welche Zink a. a. O. S. 33 gegebenhat, gestiitzt auf Plutarch Aem. Paul. 16 und Camill. 23, es

seien unter fiyeltoviu taktische Einheiten gemeint, entsprechenddem Terminus >Regiment< (das akzeptiert auch Dittenb. n. L97,Anm. l-0). Bei einer Beforderung wilre zudem der AusdruckzarctXttpi(eu sehr auftallig; lxan wtirde erwarten dnodetzv,jvat,rpociyecv. -

^ilTepovictc bleibtja unger,r,6hn1ich, und z. B. aus DiodorBuch L8-20 nicht zu belegen; doch finden rvir den Vorgang,gefangene lruppen unter die eigenen einzureihen, hiiufig, be-zeichnet mit dem Ausdrucke >rirtdrutpeZv ers rr)s idias rdfegu(Diod. 19, 73) oder ,>druvipeuu. Es lzisst sich auch nicht ausmachen,ob Zinks Annahme, dass Hegemoniai regulare Truppen (d. h. wohlMakedonier ?) gewesen im Gegensatz zu Soldnern, richtig ist. 1)

Die Absage Athens von der Sache des Demetrios erfolgtegleich nach der Schlachi von Ipsos. Nach der Niederlage hatteDemetrios sich beeilt, nach Griechenland zurtickzukehren; aberurrterrvegs, bei einem kurzen Aufenthalt in den C),kladen, trafihn eine athenische Gesandtschaft, welche ihm erklarte, Athensei gesonnen, strenge Neutralit;it zu wahren, und Demetriosrespektierte das ohne weiteres.2) Wo der l(onig den Winterzugebracht hat, erfahren wir nicht, vermutlich aber in l(orinth

1) Ob diese Athener zu dem I(ontingente gehorten, welches Athenwie andere Stadte zu dem Kriege gegen Kassandros gestellt hatte, oder obsie sich hatten anwerben lassen, kann nach unserer Inschrift nicht mit Sicher-heit entschieden werden. Droysen II, 2 S. 209, Anm. 2 zieht vor, sie ftirangeworbene ilruppen anzusehen. Ditt. 197, Anm. 9 scheint das zu billigen.

2) Dieser Aufenthalt in den Cykladen fallt vielleicht zusammen rnit demAufenthalt eines Konigs (>6 paoilrDsu) auf Delos, der ungefiihr dieser Zeitangehort, wie Homolle, les archives de l'intendance sacrde d Delos, S. o? u.115, annimmt.

63

oder einer der noch zu ihm haltenden griechischen Stadte. Daich, rvie oben gesagt, die Schlacht r,,on Ipsos nicht sehr friih imSommer ansetze, ist rvohi fur die Expedition nach der Chersones

kein Raum mehr vor Einbruch des Winters 301/300 vorhanden.

In der nZlchsten Zeit scheint null in Athen einiges in derVerfassung geilndert r,vorden zt sein. 1) Ris ^)m Jahre 30211

(C. I. A. II, 27O) bezahlt die Anfertigung von Inschriften der raplag

coi-t 6r1pou. Anno 299 erscheinen an gleicher Stelle ein B(eraoci15

und rprcr,ia,oXot (C. I. A. II 297, 300 vom April 294, ferner 298).

Etwas modifiziert erscheint dieses Verheiltnis C. I. A. IV, 2 Nr.300b.: fur die Statue bezahlen Exetast und Irittyarchen, furdie Inschrift aber > ii dri ;fi 6rctzr1oec .r. Die Inschrift ist nichtdatiert, geh6rt aber rvohl wegen der beiden Finanzbehorden indie gleiche Zeit wie die eben citierten. Von 286185, ArchonDiotimos, dfl erscheint eine Mehrzahl , oi Srci cfi dtotzrloec <, z. B.C. I. A. II, 311, 312. Dittenberg'er Hermes II, S. 29 glaubt, das

Erscheinen des I{ollegiums in Verbindung bringen zu diirfen mitder Vertreibung des Demetrios. Dazu passt auch, dass in einerInschrift des Archon Diokles (C. I. A. II, 309) das Kollegiumsich findet. lJnser, Philologus Bd. 38, S. 493, hatte freilich dessen

Einsetzung auf 290 festgesetzt, da er dies ftir das Jahr des

Archonten Diokles hielt. Dieses Argument fetllt dahin durch den

gieich zu besprechenden ver;inderteu Ansatz des Diokles; moglichbleibt allerdings Ungers Ansatz, ebenso aber auch die Annahme,dass ciie Neuorganisierung der Finanzbehorde von Demetrios anno29 4 v ollzo g'en worden ist (v g1. Plut. Dem. 34 ge g. S chluss,W i lam o witzA. v. K. S. 201, Anm erk.24). Die I'rage kann tlur an der lland vonneuen Inschriftenfunden gelost',verden.2) Sie ist aber weniger r,vichtigals ein e staatsre chtlich ri chti ge Erkt arun g der Dem ocharesi r-r schrift.s)

Die chronologische E,inreihung des Archonten Diokles, nach demsie datiert ist, hat eine Anderung erfahren, seit Stschukareff dier.on I{umanudes '18qv. \II27t zuerst publizierte Inschrift durch ein

t; C. Schafer, Athen. Mitteil. V, 88.

S. 201. Niese S. 358 u. Anm. 5.

z; Die friihern Inschr. sind ges. vonUrk. S. rsS. Vgl. auch Gilbert, Handb. d.

1 bei Ps. Plut. vitae X orat. p. 851.

Wilamowitz, Antigon. v. I(aryst.

Hartel, Stud. iib. att. Staatsr. undgr. Staatsalt. Iz S. 276 ff.

64

anderes Fragment so ergEinzthat, wie die ganzelnschrift jetzt C. I. A.IV, 2 Nr. 309 b reproduziert ist. Die letztere ist gleichfalls nachI)iokles datiert und berichtet uns tiber Verheiltnisse, die unmogiichdem Jahre 290 konnen angehort haben. Ein Ehrendekret f:drr Zenon,den Kommandanten eines ;igyptischen Geschwaders, der dieAthener in der Herbeischaffung von Getreide untersttitzt uncl fiirdie > oorqpla < des Volkes sorgt, ist ihr Inhalt. Stschukareff setztDiokles ins Jahr 28817 ; aber da nach der Inschrift in der erstenPrytanie seines Amtsjahres die Erhebung gegen Demetrios schonim Gange ist, kann man nur an 28716 denken. (Nach der Chro-nologie, welche die l(onigsrgihen bei Eusebius ergeben. 1) Mitdiesem revidierten Ansatze fdllen nun auch die Anschuldigungenvollstdndig dahin, welche 'Wilamorvitz Antig. v. Kar. S. 192 gegenLaches, den Verfasser des Psephisma fur seinen Vater Demo-chares, erhebt. Die Urkunde ist in kompleter Ubereirigtimmungmit dem Ansatze von Diokles in das Jahr 28716. I)ernochareserhielt die Erlaubnis zur Ruckkehr nicht von der Gnade desDemetrios, sondern vom athenischen \rolke, welches in der erstenHalfte des Jahres 287 gegen den makedonischen I{onig sicherhob. (Kafi)$ev . . . 6tcb roi Brlpou.) Wenn es heisst, Demochareshabe ,>zara),e)uzoros roi drlltou <, kein Amt bekleidet, so ist das(i* unten er6rterten Sinne) vollkommen richtig und. die l1unfolgende Thatigkeit, die Gesandtschaften zLr Lysimachos undAntipatros, tallt in das Jahr 287, als der l(rieg an Demetriosvon seiten der l(oalition bereits erklart war. IJnter solchen Um-stilnden begreift man auch, dass Demochares nicht notwendigbloss bei einer neuen Finanzepoche sein Amt antreten konnte,das er nach Ausrveis des"Dekretes bekleidete.2) Hingegen er-

1) Man k6nnte vielleicht geneigt sein, an den Ansatz zu denken,welchen Schubert (Herrnes Bd. X, S. 449) fur Diokles vorgeschlagen, das

Jahr 301/300; allein die im Zenon-Dekret geschilderten Ereignisse passen inkeiner Weise in diese Zeit, und 301/300 und 3oo/299 sind in Anspruch ge-nommen durch Klearchos und Hegemachos. Vgl. C. I. A. II, 611 u. IV, z

Nr. 271b. Das Eintreffen der eigyptischen Flotte in Hellas errviihnt auchPlutarch in seiner Schilderung dieses letzten Koalitionskrieges. - Nach Eu.sebius fallt die Vertreibung des Demetrios in den Sommer 287; vgl. denoben S. 63 Anm. 2 citierten Aufsatz von Unger.

2) d. h. an den Panathen?len 290, wie Unger in der citierten Arbeitannimmt.

65

halt eine andere Erklarung von Wilamowitz (A. ". K. S. 191)dadurch eine neue Bekr;iftigung, nrimlich dass die Athener nach287 die Zeit, da die Besatzungen des Demetrios auf dem Mu-seion uncl in den Hafenstiidten standen, als eine aussergesetzliche(dipos zara),e)uzcis, Fehlen der d)euBepia) bezeichnet und mit einergewissen staatsrechtlichen Inkonsequenz von einer Auflosung derI)emokratie gesprochen haben. Dazu passt vortrefflich cler neu-gefundene Schluss der Ehreninschrift fur den I{omiker Philippides(C. I. A. IV, 2 p. 85. Ditt. t97). Es heisst tla Z. 48 ff.: > zalioDr)]Au \revavriov rcpbls d]rlpoxpuriav obderdrote liroi?o)elv ofblre)67otc obre) {pyot <, genau rvie am Schluss des I)emocharesdekretes.In erster Linie mochte man freilich hier nlrr an die Zeit von 28?an denken l\reg'en des engen Anschlusses an die Rechenscha{ts-ablegung ftir die Agonothesie des Jahres 28514; aber das , oDde-

trdtrcote <, in Zeile 49 besagt cloch r,vohl rnehr. Ilingegen kdnntedie Tyrannis des Lachares in Betracht komnren, die ja strenggenommen die einzige Auflosung der Demokratie seit Vertreibungd.es Phalereers .gewesen; aber dass man noch anno 286 imFreudentaurnel tiber die Erlosung von Demetrios die Nicht-beteiligung an der kurzen Tyrannis des l-achares besondersbetont hatte, glaube ich nicht. Dazu kommt noch die ebenerrvxhnte Analogie zum Democharesdekret, wo zr,veifellos dieHerrschaft des Demetrios als Auflosung der Demokratie be-zeichnet ist. Man muss also die Stelle des Philippidesdekretesso verstehen, dass der Dichter keinen Anteil an der Staatsver-waltung genommen hat, solange Demetrios in Macht stand. r)

1) Etwas modifiziert erscheint diese Auffassung bei G. de Sanctis(studi di storia antica II s. s0 ff.); er halt den Krieg von 293189 (c. I. A. IV2 Nr. 614 b' Dittenb. 192) ftir den sogenannten vierjahrigen des Demochares-Dekretes, setzt demnach die Verbannung des l)emochares erst in diese Zeitund nimmt eine wirkliche Verfassungszinderung in Athen an nach der ftirDemetrios glticklichen Beendigung des vierjahrigen Krieges. 'Wenn nachDittenb. anno 287 das Kollegium der ,'Etri rfi \touloec < eintrat, kannrnan allerdings an eine demokratische Umbildung der Verwaltung denken;aber die Reaktion wiirde nicht eine Institution des Demetrios getroffen haben,da der dz. r. d. (Einzahl) in Verbindung steht mit den Exetasten uncl denTrittyarchen (vgl. oben S. 63 a u. C. I. A. II, Nr. 300 b), letztere aber schon299198 erscheitren. Ich halte nach dem jetzigen Stande des Materials an derErklarung fest, dass die Zeig in welcher cles Demetrios Einfluss in Athen

66

Daran knupft sich eng rlie Frage, zu welcher zeit phi-lippides in Athen, wann er bei Lysimachos sich aufgehalten hat.Da lzisst nun freilich z. 29130 schliessen (rvie zink. a. a. o. S. 84es thtrt), dass zur Zeit der Abfassung des Dekrets philippidessich am Hofe des I.ysimachos befunden hat, namentlich atichz. 38, Lysimachos habe dessen Bemiihungen den athenischenGesandtschaften gegentiber wiederholt belobt. t) Daraus ergibtsich aber, dass Philippides im Jaihre des :\rchon Isaios 29514nach Athen zuruckgekehrt ist, vielleicht mit einer Htilfssenrlungdes Lysimachos. Einen rveitern Anhaitspunkt fur eine Anrvesen-heit des Dichters in Athen geben die bei plut. Dem. erhaltenenBruchsti.icke seiner Komodie, worin er clen Stratokles verspottet.F tir die Zeitbestimmung' liefern nur den Terrninus post quemdie Anspielungen auf die Ereignisse des Jahres 802. Wilamor,vitzA. v. K. s. 199 Anm. 20 denkt an die Jahre 2gglg7. l)er Schluss-vers ,>ruita zura)bet di)pov ob zropEdiao zeigt, dass schon anderescenische Angriffe auf die Demokratie vorausgegangen sincl,gegen r,velche cliese reagiert hat. NIan mochte clie Aufftihrungmoglichst nahe an das Pzinathenaeenfest rticken, an rvelchem dievon l-ysitnachos gestiftete Ausrtistung des Panathenaeenschiffes inIitrnktion rvar, also 29\l9"i; denn cler vorwurf rvegen des peplossteht im engsten Zusammenhange damit. Man kOnnte also etr,vaan die Dionysien 297 oder auch 298 denken. Auch in diesemI'-alle vermute ich, dass Philippides selbst mit clen Geschenken

herrschte und namentlich die makedonische Besatzung in der Stadt stand,als "aulgeloste Demokratieo bezeichnet wurde. Als Kriteriurn ftir die Staats-form galt offenbar nicht das Bestehen der einen oder andern anomalen Beh6rde;sonst hatte Philippides sich kaum riihrnen k6nnen, nie etwas gegen die Demo-kratie gethan zu haben. Der vierjahrige Krieg passt auf 3oo/3 ebenso gut,wie auf 293189. Der Umstand freilich, dass Demochares nach 301 nicht ausder Verbannung zurtickgekehrt ist, k6nnte befremcllich erscheinen: aber erwar eigentlich Demokrat und gewiss einstweilen nicht gesonnen, mit Kassal.dros zu paktieren. Anno 287lagen die Verhaltnisse eben anders, da Demetriosinzwischen die Stellung des Kassandros eingenommen hatte. (zum vierjahrigenKriege vergl. die Anmerkungen Kohlers zu den Inschriften der Jahre 806/8in C. I. A. Bd. 2.)

l) Diese Gesandtschaften fanden also statt zr,vischen Diokles u..Euthios(287184). Man kann z. B. an die des Demochares denken. Zn dieser Zeitstand Lysimachos bereits in Makedonien

67

nach Athen gekommen sei. Wir ersehen aus dem oben aus-

geschriebenen Verse, dass auch nach dem Umschwung von 301

die Anhiinger des I)emetrios nicht ohne weiteres sich duckten,sondern dass sie Opposition machten geg'en die oligarchischenTendenzen.t) Dass Philippides nicht jerveils bloss vortibergehendbei Lysimachos sich aufgehalten, sondern dass er eher nur ge-

legentlich nach Athen gekommen ist, lzisst auch Plut. Dem. 12

vermuten: Philippides sei dem I-ysimachos ein guter Ratgeberin Politik und Krieg' gewesen.

Wir sehen also, dass der Einfluss des I-ysimachos in Athertsich zu d.ussern beginnt vom Jahre 301 an, neben dem des Kassan-

dros, welche beiden F-iirsten immer im besten Verhaltnisse zu

einander standen (rrg1. Paus. f, 10, 1) und dass dieser Einflusssehr r,vahrscheinlich angedauert hat bis zum Sturze des Lachares;denn nach den Angaben Polyaens IlI, 7 mtissen wir annehmen,

dass I-achares ^) Lysimachos in Reziehr-rngen gestanden hat.Daneben ergibt sich die Einsicht, dass die Anhanger des l-ysi-machos nicht a1s Oligarchen, sondern als die lvahren Vertreterder l)emokratie angesehen werden rn,ollten. Es scheint, dass

m.an damais tinter > Demokratie u mehr nur noch die Unab-h;ingigkeit r-rach Attssen verstanden hat.

Von den Unternehmung'en des Lysimachos g'egen das

demetrische I(leinasien erfahren wir erst in dem Momente, woderen gltickliche Ergebnisse den Demetrios von Sparta wegriefen.Das war im Verlaufe des Jahres 294.2) Wie r,veit sich damalsdie Besitzergreifung des Lysimachos erstreckte, wissen wir nicht,

1) Man k6nnte etwa auch verntuten, dass Philippides als Mann derOpposition seine Dichtung auf die Btihne gebracht habe; aber eine genaue

Uberlegung macht das unwahrscheinlich. Die Panatheniien, an denen der Peploszerriss, fallen Juli/Aug. 302, die nzichsten Dionysien Frtihling 301. Zu derZeit ist aber Philippides zien-rlich sicher schon bei Lysimachos in Kleinasienge\\,esen, da wir ihn unmittelbar nach der Schlacht von Ipsos bei ihm finden.

Es konnte noch die Zeit von Friihling 294 an in Betracht fallen; aber unterden Augen einer makedonischen Besatzung wiirde sich Philippides nicht inder Weise tiber Demetrios haben d.ussern konnen.

2) Uber die Chronologie der Tyrannis des Lachares und die EinnahmeAthens durch Demetrios vgl. Wilamowitz, Antig. v. I(aryst. S. 237 ff.

6B

auch nicht, ob er nach 294 und vor 2g? sein Gebiet in Asienauf I(osten des Demetrios noch errveitert hat. Wie wir obengesehen, ist anno 287 Karien im Besitze des thrakischen Konigs,wifhrend er allem Anscheine nach die Stadt Nlilet nicht einzu-nehmen vermocht hat. (Plut. Dern. 46.) Wir konnen uns alsoauch kein Bild machen vorn zeitlichen umfang der asiatischenExpedition. Doch ist wahrscheinlich, class I-ysinrachos zum An-griffe geschritten ist, als Demetrios die llelag-erung. von Athenbegann. zwei Nachrichten, die sich auf die Stadt Ephesos be-ziehen, konnen ftir diese Zeit in Betracht kommen; die eine istein bei Polyaen v, 19 erhalte,er Bericht tiber die Einnahme vonEphesos, die andere die bekannte Nachricht riber die Verlegungder Stadt und die Einbeziehung von Kolophon und Leblclos.Die erstere rvird von Niese S. 363 Anm. 4, die letztere vonDroysen rr 2, s. 258, Anm. 1 auf das Jahr 294 bezogen. Diechronologische Einreihung eines polyaenischen Strategems istimmer eine ganz unsichere Sache, \,,r/enn classelbe licht in einemgrosseren, zeitlich angeordneten Konnex von Nachrichten sichfindet. Im vorliegenden tralle scheint mir das aus cler Situationselbst sich ergebende Urteil eher fur eine Ansetzung ins Jahr286 zu sprechen. Polyaen sagt, Ainetos, Strateg des r)emetrios,habe clas umliegende Gebiet durch Piraten brandsch atzen lassen(> zurarpdTeu u). I)iese Angabe beweist (ihre Richtigkeit voraus-gesetzt), dass Ephesos ein Sttitzpunkt cles Demetrios in Feindes-larrd war, was nattirlich nur auf 286, nicht auf 294 passt. F-tir286 spricht r-roch der Umstand, dass Lykos, nicht Lysimachosselbst, den Anschlag auf die Stadt ausftihrt. t)

litir die verzinderung der ephesischen Stadtanlage einenchronologisch fixen Zeitpunkt zu gervinnen, dtirfte kaum in iiber-

r) Frontin III, 3, 7 schreibt das Strategem dem Lysirnachos selbst zu.Doch ist eine Ubertragung von Lykos, dem Feldherrn des Lysimachos, aufden Konig selbst viel eher anzunehmen als das urngekehrte. Bei Frontin wirdLysimachos >rex Macedonum.( genannt, an einer andern Stelle Ir s, 11 ,exhis unus i-n quos opes Alexandri transierunto, d. i. offenbar das griechische>et5 ttitv A){(av\pov lrude(a1tivtrtv.< Frontin reprzisentiert also r,vohl einenAutor, der exakte Bezeichnungen gab. Somit m6gen wir den n rex Mace-donum u auch exakt nehmen und auf 286 beziehen, eine Zeit, cla Demetriosbereits aus Makedonien vertrieben war.

69

zeugender 'Weise gelingen; wie Benndorf im Reiblatt der Osterr.

Jahreshefte II, (1899) S. 35 bemerkt, ist auch nach den neuesten

Entdeckungen kein sicherer Anhaltspunkt vorhanden. Es sprechen

dagegen Gruncle dafur, dass die in Ephesos einbezog'enen Stadte

Kolophon und Lebedos noch anno 28615 selbstzindige Gemein-

wesen rvaren. 1) Uber die Sorge, welche er andern Stadten' an-

gecleihen liess, sind wir chronologisch noch weniger unterrichtet.

Schon K.uhn, ,stadte der A1ten, S. 339 hat darauf hingerviesen,

dass Lysimachos seine Aufmerksamkeit hauptsiichlich denjenigen

Orten zurn,andte, welche auch von Antigonos gefOrdert rvorden

waren.2) Er wird rnit dieser Politik, die Dankbarkeit gegen

clie Antigoniden durch diejenige gegen seine eigene Person zu

ersetzen, so rasch als moglich nach der Okkupation der be-

treffenden Gebiete begonnen haben, und wir diirfen gewiss den

Anfang dieser organisatorischen Thatigkeit in die Zeit von 295

an verlegen.u)Gegen Ende 294 eilte Demetrios nach Makedonien, herbei-

gerufen durch Alexandros, den Sohn des l{assandros. Die Nach-

richten uber die Verwicklungen, welche dieser Interverttion des

Demetrios im Norden folgten, sincl wieder sehr mangelhaft und

k0nnen nur teih,veise miteinander in Einklang gebracht werden.

i; Das Dekret des jonischen Stadtebundes {irr Hippostratos, einen

Strategen des Lysimachos (Ditt. Nr. 189; Michel Nr. a85), setzt die Existenz

von Kolophon und Lebedos als souveranen Stadten noch voraus (vgl. unten

S. 9+, ferner den Abschnitt uber Ephesos im Schlusskapitel)'z'1 z. B.Alexandreia Troas, Smyrna, Nikaia.s; Eine Urkunde, die vielleicht in Zusammenhang steht mit der asiati'

schen Expedition des Jahres 294, ist das Ehrendekret von Delos fur Dema'

ratos von Sparta, der bei Lysimachos sich aufgehalten hat. Es ist nicht

anders datierbar als durch die Schrift, und allgemeine Erwiigungen tiber die

Absichten des Demaratos. Der Herausgeber Homolle (Bull. d. Corr. Hell6n.

1896, S. 508) sagt, die Schrift sei identisch mit derjenigen eines Dekretes von

ca. 300 und den Rechnungen vom Archontate des Lysixenos vom Jahre 302.

Homolle bezieht diesen Aufenthalt des Demaratos bei Lysimachos auf das

Jahr 2g+, da Sparta von I)emetrios bedroht war. Die Inschrift erlaubt

vielleicht den Schluss, dass Demaratos und Lysirnachos damals in Kleinasien

sich befanden; es heisst von Demaratos Fragm. A. 2.2 tr. "xai viv dcarpipov

rapd cgi paot)ei luotptiX? i u nachhet dltqaviCet db xai abcbs rapaTev|-

Folge dieser Mission des Demaratos war.

70

Philippos, der zilteste Sohn des Kassandros, folgte seinem Vaterrasch im Tode und die beiden uberlebenden Brticler Antipatrosund Alexandros gerieten uber die Teilung des Reiches in Streit.I)er iiltere, Antipatros, beschuldigte die Mutter Thessalonike derParteilichkeit fur Alexandros und ermordete sie. Hierauf vertrieber seinen Bruder; dieser rief als Helfer Pyrrhos und Demetriosherbei, Pyrrhos erschien zuerst auf dem Schauplatz; Antipatrosvermochte sich nicht zu halten geg'en ihn und floh zu I-ysimachos.t)Allein l.ysimachos rvar rnomentan nicht imstande, dem Antipatroszur Abrvehr des Pyrrhos behrilflich zu sein. Plut. pyrrh. 6 sagt,er sei abgehalten gewesen; Niese S.364 Anm. 3 denkt an dessenExpedition nach Asien, Droysen 5.264 an den Getenkrieg. werRecht hat, liisst sich nicht entscheiden; wir sehen nur, dass gleichnachher, als l)emetrios den Alexandros beseitigt hatte, Lysimachosdurch den Getenkrieg von einer Bekzimpfung cles I)emetrios ab-gehalten \^/ar, Justin XVI, L, 19. Bei Synkellos, p. 505, findetsich in der Handschrift B. ein Zusatz, der vielleicht einen Schlusserlaubt: 2) Antipatros sei zu I-ysimachos nach dem pontos ge-flohen. Ich glaube nicht, dass diese nii.here Bestimmung blossetwa alls allgemeinen geographischen Erwigungen abgeleitetworden ist, sonst wurde , es wohl heissen , eig Xepobvqloov < oder> eis ilpqxqv u.3) Sie scheint anzu<leuten, dass Lysimachos damalsan der Pontosktiste stand, uncl das rvrirde eher fur die Annahmef)royens als die Nieses sprechen. -Wann

diese I lucht des Anti-patros stattgefunden, ob schon nach den Erfolgen des Pyrrhos(I)roysen S. 264) oder erst nach dem Eindringen des Demetrios,

t1 Ob dieser schon damals sein Schwiegervater war, oder ob erst jetztAntipatros Eurydike, die Tochter des Lysimachos, geheiratet hat, l6sst sichnicht mit Sicherheit entscheiden, weil die beiden Stellen Justin xvl, 1, zund Porphyrios bei Euseb. p.232 nicht deutlich genug sind. I-etztere litsst ehervermuten, dass die Vermtihlung erst nach der Vertreibung des Antipatrosaus Makedonien stattgefunden hat.

2) Bei Eusebius, iiber den hinaus sonst Svnkellos in der Diadochen-geschichte gar nichts bietet, ausser einigen doppelt angesetzten Regierungs-zahlen, wobei die von Eusebius verschiedene Version jeweils aus Diodorstammt, findet sich dieser Zusatz weder in den Excerpten, noch in derarmenischen Version.

3) Ausgeschlossen ist allerdings nicht eine Verschreibung aus Helles-pontos, falls das in der Vorlage stand.

7L

lilsst sich aus unseren Quellen nicht ermitteln. \\rir gewinnen

demnach keine gesicherte Erkliirung ftir die d'oXilirtt bei Plut.

Pyrrh. 6 uncl ebenso $,enig fur die Zeit, in der l-ysimachos aus

Asien nach Thrakien zuruckgekehrt ist.

Um nun gieichwohi firr seinen schr,viegersohn einiges zu

retten, liess er an Pyrrhos im Namen des Ptolemaios eitren Briefabgehen, indem er hoffte, durch eine fingiefte Ernpfehlung von

seiten des Ptolemaios den Pyrrhos mit einer gern'isseu Geldsumme

abfinden zu konnen. Die Summe, welche er ihm soll angeboten

habeh, belief sich auf 300 Talente. 'Wenn das Urteil iiber

Pyrrhos (wohl des Hieronymus) bei Justin XVII, 2, 12 'quiet ipse spoliare singulos cupiens omnibus se partibus vendi-

tabat <, nur einen Schein von Berechtigung hat, so konnte u'ohl

Lysimachos eine so bedeutende Summe dem Pyrrhos anbieten,

ohne Zuflucht zrt einem gefalschten Briefe nehmen zu miissen.

Man sieht wohl, dass hier verschiedenes Gerede, von einer Ab-

findungssumme uncl von andern Mittelchen in einer lraditionzusammengefasst ist. 1)

Pyrrhos verlor seine kaum erworbene Merchtstellung an

Demetrios; aber auch geg'en diesen neuen Gervalthaber konnte

f.ysimachos nicht eingreifen. Justin XVI, 1, 1"9 gibt als Ver-

hinderungsgrund, .r,vie schon gesagt, einen Getenkrieg an. Lysi-

machos musste sich d.emnach gegen Demetrios ganz auf eine

geschickte Politik verlassen, und in der That gelang es ihm, eine

Vers6hnung zwischen den beiden Brtidern Antipatros und Alexan-

dros anzubahnen. Aber gegentiber der entschlossenen Riicksichts-

losigkeit uncl Thatkraft des Demetrios konnte das nichts helfen.

Alexandros ward, beseitigt, und damit verloren Antipatros und

l) Dass der Sammelpunkt epirotisch war, macht das Pyrrh. c. 6 am Ende

mitgeteilte Detail sehr wahrscheinlich; dass ferner Pyrrhos bei diesen Unterhand-

Iungen nicht ganz reine Hande ber,vahrt hat, schliesst Schubert (Die Quellen des

Plutarch in Dern. und Pyrrh., N. Jahrb. fiir: Philol.IX Suppl.'Bd. S. 6+7 ff.) haupt-

siichlich aus clem zum Schluss des l(apitels erzZihlten ,,oqpeiov". Jedenfallsergiinzen sich beide Geschichten in der Tendenz, Pyrrhos als den Uber'

vorteilten darzustellen, der noch im letzten Moment durch die Gottheit eine

rettende 'Warnung erhiilt. Angenommen, die Geschichte, welche ich als

erlogen ansehe, habe gleichwohi ihre Richtigkeit, so besass Lysimachos das

beste Recht, dem unverschamten Vorgehen des Pyrrhos mit irgend welchem

Mittei entgegenzutreten.

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72 .Dt.)

I-ysimachos jeden Anhaltspunkt in Makedonien. I.ysirnachos kanngeg'en Ende des Jahres 294 nicht viel fruher in Thrakien ein-getroffen sein als Demetrios in Makedonien. wenn er nun gleichin einen Getenkrieg verwickelt ururde, so ist durchaus klar, dassdie ursache ein Angriff der Gete, auf das Reich cles Lysimachoswar; denn der letztere w,ird beim derzeitigen Stand der Dinge inNlakedo.ien nicht einen Krieg mit den Geten vom zaune gebrochenhaben. Man darf vielleicht annehmen, dass Demetrios, wie einst seinvater Antigonos, selbst diese Diversion gegen Lysimachos bervirkthat. Er begntlgte sich aber damit, ihn von Makedonien abge-zogen zu haben und wendete sich einstweilen nach suden.

Die chronologie der Kampfe gegen das Getenvolk, r,velchesdamals unter dem l{onig Dromichaites in.einer gervissen Blitestand, ist leider zufolge d.er ganz fragmentarischen uberlieferung.eine durchaus unsichere. Die Schrvierigkeiten sind zum Teilschon oben bei Erorterung' cler vorgeinge nach 301 besprochenrvorden. Ich neige dazu, die Gefangenschaft des Agathokles r.,or299 anztsetzen, r) dann anno 299 clessen l,'reilassung durch dieGeten (nach Diodor), hierauf die Doppelheirat, im Jahre 2g4lg}sodann, wie ich soeben auseinander gesetzt habe, einen Angriffder Geten auf das pontische Thrakien, worauf dann ungefahr292191 der vielgenannte Zug des Lysimachos in die Getenwiisteerfolgte.2) Lysimachos hatte schon friiher jenseits der DonauGebietsteile des getischen Reiches an sich gerissen, wie pau-sarrias r,9,6 und Diodor xXI, 11 p.2gg Dind. bezeugen. Bei welcherGelegenheit dies geschah, leisst sich nicht n2iher bestimmen; fallsman etwa die Thraker, r,r,'elche mit den pontischen Stadten anno313 verbii,det g'ewesen, fur Angehorige des Getenreiches halt,konnte man an diese Zeit denken; doch scheint mir die erstere

I(ombination zweifelhaft. Verloren gingen die Platze erst durch

den letzten Getenzug, respektive den letzten Getenangriff, der

demselben voranging. Die Expedition vom Jahre 292197 halte

ich n;imlich nach meinen frtiheren Bemerkungen fiir ein Zuruck'weisen des getischen Angriffes von 294193, wobei Lysimachos in

ihr eigenes Gebiet einfiel. Sie wendeten aber gegen ihn die-

jenige Taktik an, die von der Natur ihres Landes erfcrrdert wird,rvie die Skythen gegen Dari++ die Russen geg'en Napoleon I.Lysimachos liess sich verleiten, von der Donau weg nach Norden

in die sogenannte Getenrvtiste vorzudringen. Polyaen VII, 25

sagt, ein Uberlaufer habe das makedonische Heer falsch gefilhrt;schliesslich erzwang der Durst die Ubergabe. 1)

Dromichaites sah ein, dass jetzt der Moment gekommen sei,

den vo1len Umfang seines Gebietes wieder zrt gewinnen und

zugleich rlas Verh;iitnis ztrm thrakischen Reiche in einer ftir die

Geten befriedigenden lAreise zo ordnen. Er widerstand daher

dem Dringen seiner Unterthanen, an dem "gefangenen l-Ieere

Rache zu iiben. Hingegen scheinen doch die Beding'ungen, unter

denen er I-ysimachos freiliess, etwas strengere gewesen zu sein,

als die barbarenfreundliche Darstellung bei I)iodor vermuten

liisst.2) Ich verrverte in Ubereinstimmung mit Niese zur Be-

stimmung der FriedensbeCingungen die Angaben des Pausanias I,9, 6: Lysimachos muss seine Besitzungen nordlich der Donatt

aufgeben, und Dromichaites erhiilt eine Tochter desselben zLrr

1) Ftir sehr wahrscheinlich halte ich, dass Diodor XXI (exc. Hoesch.) 10 zu

dieser Episode zu ziehen ist. Man vergleiche die analoge Einreihung der Geten-

expedition in den Excerpta Vaticana. Niese S. 368 Anm. 3 schliesst daraus,

dass Lysimachos sich dem Begehren seines Heeres nicht habe entziehen

k6nnen. Etwas anders ist rvieder bei Plutarch (de tuenda sanit. c. 9, I, S. 310

Bernardakis) : de sera numinum vindicta, c. 11 die Sache ausgemalt, wie\venn Lysimachos selbst seinen Durst nicht langer hiitte.bezwingen konnen.

Die Angabe bei Diodor XXI 12 p. 288 Dind., Lysimachos habe es von sich

gerviesen, sein Heer zurtickzulassen, um sich selbst zu retten, spricht nicht

sehr fiir eine vom Heer ausgetibte Pressiort. Man wird wohl am richtigstenalle solchen Zlge der rhetorischen Stilisierung zuschreiben, die demnach

schon der Primiirquelle anhaftete.z; Die etwas sentimentale Charakterisierung der edlen Barbaren im

Gegensatz zu den egoistischen Kulturvolkern ist ganz im Sinne der Ge'

schmacksrichtung, welche vom 4. Jahrhundert v. Chr. an aulkarn.

1) Auch das >>ouorpareubpevogrbre rpitrov<< bei pausanias I, 9, 6 sprichtgegen ein allzuweites Herabriicken dieses Ereignisses, da Agathokies leaen-falls der iilteste Sohn des Lysimachos war.

2) Die Zeit ist gegeben durch den Ansatz zwischen den beiden Auf.stiinden von Theben (Plutarch Dem. B9), womit die ordnung der FragmenteDiodors durchaus 0bereinstimmt (Excerpta de virtutibus und ExcerptaVaticana).

74

Gemahlin. Erg;in zend ist noch (zu pausanias) beizuftigen, dassLysimachos Geiseln zurticklassen musste, z. B, clen l(learchos,Sohn des Dionysios von Herakleia (Memnon c. 5).

Gerade im richtigen Nlomente ist Lysimachos von clerDonau zuriickgekehrt. I)emetrios hatte sich nuimlich nicht andas Abkommen 1) von 294193 gehalten. Auf clie Nachricht vonder Gefangenschaft des Lysirnachos war er gegen T'hrakien geeilt,um dasselbe als herrenlc-rses Land in Besitz zu nehmen. Dochrvurde sein Plan vereitelt durch den erneuten Aufstarrd clerThebaner und die eben erfolgte Iireilassung des thrakischenI{onigs.

Bevor vgir zum letzten Abschnitte der Geschichte cles Lysi-machos, der Besitzergreifung Makedoniens, uns wenden, wollenwir noch einige Erc,ignisse besprechen, cleren neihere Bestim-mung' Schwierigkeiten veranlasst. Dahin gehort vor allem einTreffen bei Amphipolis gegen Demetrios, das Niese s. 365,Anm. 3 dem Jahre 294193 zuschreibt, und in dem er einen ver-such des Lysimachos erkennen will, dem I)emetrios mit bewaff-neter Hand Makedonien streitig zu machen. Wilamowitz, Antig.v. I{ar. S. 245 denkt an das Jahr 287, obschon er ein versehendes Pausanias nicht fiir ausgeschlossen hzilt. (I)roysen verzeichnetS. 297 Anm. 1 die abweichende Nachricht des pausanias.) Esist zweierlei tiberliefert, ein Treffen bei Amphipolis, in dem Lysi-machos geschlagen wird, und die Einnahme von Amphipolis,welche Lysimachos durch den Verrat des demetrischen Strategengelingt.2) Die Darstellung des Pausanias (Treffen bei Amphipolis)spricht beim ersten Anblicke eher fur 293; er sagt, Lysimachoshabe den l(rieg erwartet und selbst gewrinscht, zugleich auchgesehen, dass Demetrios in Makedonien sich festsetze. Deshalbhabe er ihn angegriffen; speiter (borcpov) habe er iiber Ntake-donien die Herrschaft erlangt. Aber schon der Satzbau ist ver-wirrt: ,>Ileptil,r)ouor1s. . . ds lqprpprcv cfis d.p1i1s< (rn,orunter nur 6ieriber Makedonien gemeint sein kann), dann , iipa itp6v txbcbv

rapelBdvra tg Muxedovlav peuircepnrov 6ttb'A)e(dvd,oou . . . rbs di elpi-

1) Justin XVI, t, t9.z; Das erstere bei Pausanias I, 10, 2; das letztere bei PolyaenIY,lz, z

zero. << Es ist also zweimal das gleiche gesagt. Es scheint mir

auch aus der Darstellung in $ 2 hervorzugehen, dass Pausanias

an den Krieg von 287 denkt. Er erzahlt die Schlacht und die

neuen Besitzverhaltnisse als r,vie zum gleichen Ereigniskomplex

gehorend, nicht als ob clazwischen F riede geherrscht hatte, und

dzLnn '1 Jahre sp5ter ein neuer l(rieg ausgebrochen wiire.

Das Aorepoy ist auch ftir den Ansatz der Schlacht auf 287 voll-

kommen zutreffenrl; denn wie die Chronographen ergeben, hat

Pyrrhos 7 Monate allein in Makedonien regiert, bevor ihn Lysi-

machos zu einer Teilung veranlassen konnte (nach Unger). Gegen

den Ansatz auf 287 spricht einzig das Schweigen Plutarchs Dem. 44;

wir vernehmen nur, dass im Heere des I)emetrios eine gewaltige

Reaktion eintrat, als die Nachricht eintraf, Pyrrhos sei bis zur

Stadt Reroia vorgedrungen. I)iesen Umschr,vung der Stirnmung

im demetrischer-r Fleere at zeichnen, war die Absicht des Plutarch,

rviihrencl er rninclerr,vichtige, dieser \\rendung' vorangehende Er-eignisse vielleicht ribersprungen hat. t) llbrigens 'steht der An-setzung auf 293 dasselbe Schweigen Plutarchs entgeg'en. Justinxvl, l-, L9 macht einen l{ampf ftir das Jahr 293 ziemlic}ir un-

u,ahrscheinlich, uncl ebenso spricht die Bemerkung bei Pausanias,

nur das Eingreifen des Pyrrhos habe den Lysimachos gerettet,

eher ftir 28?. Ich bleibe also bei letzterem Ansatze.

Die bei Pollragn err,r'd.hnte Belagerung von Amphipolis

braucht nicht notwendig mit dieser Schlacht in unmittelbarem

Zusammenhange zu stehen (so auch Niese S. 375, Anm. 1-.) Ftirdieses Ereignis glaube ich eher eine sichere Datierung' erreichen

zu konnen, vorausgesetzt, dass Polyaen seine Angaben nicht ge-

rad.ezu erfunden hat. Sie empfehlen sich aber durch ihr Detail.

\Venn er erzd.hlt, Lysimachos habe den Strategen Andragathos

ben,ogen, mit ihm nach Asien zt ziehen, und ihn dann bei den

> thrakischen Thoren ( get6tet, so berveist das, dass Lysimachos

auf detn RUckmarsche nach 'Ihrakien sich befand, uncl wir sehen

in der fhat, dass derselbe nach Vertreibung des Pyrrhos aus

1) Schubert a. a. O. S. ?50 denkt an ein absichtliches Stillschweigen

des Duris iiber dies Ereignis aus Parteilichkeit I aber einen ftir den historio-

graphischen Charakter des Duris so weitgehenden Schluss zu ziehen, erlaubt

rvohl das Schweigen Plutarchs nicht'

75

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76 17

Makedonien sich nach Asien r,vandte, um die durch das Erscheinendes Demetrios gestorten verhaltnisse wieder zv ordnen. r) Dienotwendige f'olgerung' ist dann, dass Amphipolis erst betrachtlichspilter, d. h. nicht vor dem Jahre 285 gefallen ist, \Mas kaumunglaublich sein dtirfte. Man kOnnte allenfalls noch ein vonPolyaen iiberliefertes Ereignis herbeiziehen, um einen Kriegzwischen I)emetrios und I.ysimachos etwa um 293 zu konstruieren:eine kurze Notiz, rlr, 15, wie Demetrios von Phaleron in einemmit Stroh beladenen Wagen den Nachstellungen des thrakischenI(onigs entging (so Droysen S. 317, Anm. 2.) Das Strategem isteines der schlecht beglaubigten; es enthalt weder eine Zeitangabenoch den Namen des thrakischen Konigs. Wir wissen nun ausStrabo p. 398, dass Demetrios nach dem Tode des Kassandrosnach Agypten floh, und zwar aus Furcht vor Antigonos, wieHermippos bei Diog. Laert. v, 78 sagt. Letzteres (die Neirnungdes Antigonos) ist nattirlich ein l.'ehler, entstanden aus l)emetrios,Sohn des Antigonos oder aus Antipatros. (vgl. Susemihl, Gesch.der Alexandr. Litter. I, S. 1.38, Anm. 690.) Dass Demetrios vonPhaleron in Makedonien gewesen, erfahren wir sonst nirgends.I)iodor 20, 45 spricht nur von einem Aufenthalte in Theben.Dieses Schweigen der Quellen gentigt freilich nicht, das ausPolyaen bekannte Erlebnis auszuschliessen, wohl a.ber die schonoben dargestellte Geschichte der Wirren des Jahres 29+ inMakedonien und die innere l]nwahrscheinlichkeit des Geschicht-chens.2) Solange der jringere Alexandros lebte, hat der Einfalldes Lysimachos nach Makedonien nicht stattgefunden. Dass aberDemetrios von Phaleron auf die Ankunft des Demetrios Polior-ketes gewartet, und dass er dann irgendwie in feindschaftlicheBeriihrung mit Lysinrachos hatte kommen sollen, ist auch nichtabzusehen. Nach den Beziehungen zwischen I(assandros undLysimachos zu schliessen, ist uberhaupt ein feindliches Verhaltnis

t; Die topographische Notiz betr. der n Op(xru rb),u * leistet unsGewiihr fur die Richtigkeit der Angabe tiber die Absicht des Lysimachos,nach Asien zu eilen. Man kann etwa an die ostlich der Stadt Philippoi ge-legenen orevd. rd. Iatraiav re xui Kopril.roy denker-r (Appian, emphyl. lV,105), womit dann die Marschrichtung des Lysimachos fixiert ist.

z1 Auch Droysen S. zo+ ff. sagt in der Darstellung dieser Zeit nichtsvon einem Feldzuge des Lysimachos nach Makedonien.

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des Demetrios von Phaleron gegen Lysimachos ganz unwahr-scheinlich. Man kann also entweder mit Susemihl a. a. O. die

Sache auf sich beruhen lassen oder etwa an einen F'eldzug des

Kassandros gegen nordische Barbaren denketl, den Demetriosmitgemacht hat.

In das Jahr 28918 setzt Niese, S. 396, die Expedition nach

Heraklei'a a/Pontos, auf der Lysimachos die dort regierendenI'iirsten totete und die Stadt ganz an sich zog. Justin XVI, 3, 3reiht dieses Unt-ernehmen ausdriicklich nach der Vertreibung des

Pyrrhos aus Makedonien ein; Droysen S. 320 ist ihm hieringefolgt. Niese beruft sich auf die Regien"rngszahlen, welche

Diodor 20, 7'7 den beiden Sohnen des Dionysios, Klearchos undOxathres, beilegt. Dionysios stirbt 306/5, Archon Koroibos. Seine

Sohne regieren 17 Jahre, d. h. bis 289. Nach Dionysios folgtefreilich eine Regentschaft seiner Gemahlin Amastris, die min-destens im Jahre 301 noch bestanden ha.t; aber es ist zu beachten,dass Diodor in cler frtiheren herakleotischen Tyrannenliste dieRegentschaft des Satyros ebenfalls ignoriert und dem Timotheosdie 7 Jahre des Satyros -l- 8 eigenen gibt - L5 Jahre.l) Umkonsequent zu sein, muss man annehmen, dass die Regierungs-jahre der Amastris ebenfalls in den siebenzehn ihrer Sohne miteingerechnet sind.2)

t; Die Summe der Regierungsjahre bis zum Tode des Dionysios weichtallerdings bei Memnon um 1 Jahr von der des Diodor ab, auch wenn mandem Dionysios mit Nymphis 33 Jahre gibt (Memnon 30 J.). Das kann aber an

der Thatsache der Addierung der Jahre von Satyros und Timotheos beiDiodor nichts 2indern. Bei Memnon, der nur den Satyros nennt, sind somitftir Timotheos 8 Jahre einzustellen.

2) Der abr,veichende Ansatz Justins ist nicht etwa diesem Epitomatorzuzuschreiben, dondern gehort schon Trogus an, wie der Ausdruck im Prolog16 betveist: ,ut L. in Asia civitates quae sub Demetrio fuerant et in Ponto Hera-cleam occuparit.u Wenn Droysen S. szo aus dieser Stelle des Trogus einenI(rieg gegen die Thraker abstrahiert, verkennt er die Gruppierung des Trogus.In Justin XVI, 1 ist die Geschichte des Demetrios, soweit sie mit der make-donischen zusamnlenfallt, bis 293 erzilblt, dann der Ausgang des Demetrios,dann das Ende des Ptolemaios Soter. Hierauf vn'ird im Zusammenhange dieGeschichte des Lysimachos erziihlt, wobei spiitestens 293 angekniipft wird,denr Zeitpunkte, in welchem der Kap. 1, 19 erwzihnte Friede mit Demetriosabgeschlossen worden ist. Die Getenexpedition stand also unmittelbar vor

78

rch glaube noch einen zweiten chronologisch unrichtigenAnsatz,'bei Pausanias, gefunden zu haben. Die Lvsimachos-geschichte verteilt sich bei diesem Autor auf zwei Kapitel (9 und10 in Buch I), in denen er sich wie in den Exkursen iiber ptole-mai<rs c. 6, Pyrrhos LL-13, Athen 25-26 bemiiht, die Ereignissechronologisch anzuordnen. C. 9 schliesst mit der Ern,zihnr_rngeines Einfalls nach Epirus, c. 10 beginnt mit einer Betrachtungtiber das Verheiltnis des thrakischen l(onigs zu seinen lr[achbarnin Makedonien. r-etztere dient offenbar als Einleitung zu demBerichte iiber den letzten Koalitionskrieg, in dem Lysimachosl\'Iakedonien angriff. Erst in S 2 kommt der Krieg zr,vischenPyrrhos und Lysimachos zur Sprache, und erst hier sollte derEinfall des Lysimlchos eingeschoben sein (rrgl . z.I).Niese S.385,Anm. 4). rch schliesse daraus, dass Pausanias diesen Streifzugdes Lysimachos vor 287 angesetzt hat. Wem der Beweis indieser Form nicht gentigt, der m6ge l-1, 6 nachlesen : u ll\pposdb pu,oc)euoag rpricocs |rdBerc'Eilt1vov Kopzupaio6, zecltlvqv re iip6vch, vioov Tcpb ,ls a[rob Xdpas, zd d)),ots \pltqrqptov 3,p'aEcbv obxifiilov ezvat. perr). db 6),oitoav lbpzupav Boa pbv tluotTtcixE rdep.qoaglraBe zai ,bs hlprrpnv |xpildv nlaze\ovias iip€ev Bs D ubBrc d6d-

Teoev bttit TuotpriXou, cd"de pb, roi ll[ppou ptiycora 3s Szezvov rbvzatpbv |edq)onev fidr1 pot rd., Bs ,4uoiltuXov {.Xovru.u l)er letzte zu-satz garantiert die ldentit,at der Ereignisse; das erste Datum,die Eroberung von l(orkyra, ist unsicher, kann aber nicht vor29Ll9o fallen, in welchem Jahre Kokyra durch Lanassa an De-metrios kam. Niese und Droysen denken etwa an 2}g.r) So

Kap. 3, wovon der Prolog noch das Regest enth:ilt. (vgl. Reuss, Hier. v. I(.S. 77.) Ich kann mir die an verschiedenen Punkten zu Tage tretende Un-regelmiissigkeit in der Chronologie der lysimachischen Geschichte nicht anderserklAren als durch die Annahme, dass schon in den primziren Werken die-selbe nur in Exkursen dargestellt war, die von Zeit zu Zeit in den Gangder Hauptgeschichte eingeschaltet worden sind. Dies Verhaltnis trifftnatiirlich nicht mehr zu artf die Darstellung des. Kampfes zwischen Lysimachosund Seleukos.

l) Der Brief der Konige, Plut. Pyrrh. 10, braucht nicht zu sagen, dassI(orkyra im Momente noch demetrisch sei; es handelt sich hier nrir darum,zu zeigen, wessen sich Pyrrhos vorl Demetrios allenfalls zu versehen hatte.Der Brief wird also auch keine Fiktion der Mittelquelle sein, wie Schubertmeint a. a. O. 5.749.

'19

viel steht aber auf jeden F-all fest, dass Pausanias von einem

I(riege zu wissen glaubt, der vor 287 zwischen Lysimachos und

Pyrrhos stattgefunden, und in dem Pyrrhos Schaden erlitten hat.

In c. 9, 8 sagt Pausanias ferner, diesem Kriege sei spilter ein

Bunclnis mit l-ysimachos gefolgt. Das ist natiirlich die Allianzvon 287, zu weicher Zeit die beiden KOnige zusammen iu N{ake-

donien einfielen, und I-ysimachos dem Pyrrhos seine Rettun g za

verdanl<en hatte, r,vie Pausanias I, l-0, 2 sagt. Reuss, Hieronymusvon Kardia S. 186, setzt in seiner chronologischen Tabelle den

in F'rage stehenden Einfall nach Epirus ins Jahr 294; das ent-

spricht aber der Situation, wie Plutarch Pyrrhos 6 sie darlegt,durchaus nicht. Man denke sich, Lysimachos habe unmittelbarvor der Ankunft des Demetrios, vor dem Angriffe der Geten,

rvelcher ein rvirksames Vorgehen gegen Demetrios verunm6g-lichte, von fhrakien alls in einem Momente, da Pyrrhos schon

bedeutende I'eile von Makedonien in Besitz g'enommen hatte,

einen siegreichen Vorstoss bis nach Epirus hinein unternommen.Die geographische Schwierigkeit eines tiberfallartigen Einbruchesin E,pirus von Threrkien aus scheint mir tiberhaupt derart zu sein,

dass sie jeden Ansatz vor 287 unmoglich macht. Wir gelangenalso zu dem Resultate, dass Pausanias das besprochene Ereignischronologisch unrichtig eingereiht hat.

Encliich gehort in diesen Zusammenhang noch eine Be-

sprechung des Verheiltnisses zu Bithynien (vgl. oben S. 52 u. 54). Die

Ara auf den MUnzen der bithynischen l(onige beginnt mit dem

Jahre 297 (die Belegstellen oben) und ist verschieden von der

Epoche, rvelche nach der Einrichtung als r6mische Provinz ein-

geftihrt u,urde. Diese Tetztere fallt auf das Jahr 281. t) Synkellosgibt, n ie oben gesagt, 213 Jahre, als Epoche demnach 288 (75

+ 213). Reinach rvill verbessern in 223 - 298 oder inklusivegerechnet 297, was mit der Mrinzepoche stimmen -,vtircle. I)as

Datnm 288 oder 287 hat effektiv keinen Wert, wenn die Nliinzen

auf 297 ftihren. Die Annahme von Mommsen und Reinach geht

1) Es wiire tibrigens sehr interessant., wenn wirklich anno 75 die Romerauf den Untergang cles Lysintachos als Epoche ftir die neue Ara von Nikaiazurlickgegriffen hatten; das giibe eine StUtze ab fiir derr Ansatz der Schlacht

von Iiorupedion und wiire ein Beweis daftir, dass man damals das Datumderselben genau bestimmen konnte, rvohl aus bithynischer Uberlieferung.

80

dann dahin, Zipoites habe anno 297 den Konigstitel angenommen.Reinach begrundet das nEiher mit der Situation dieses Jahres;die Aufmerksamkeit des Lysimachos sei durch den Tod des

Kassandros auf Makedonien abgelenkt gewesen. .

In Memnon c. 20 wird von verschiederren Siegen berichtet,welche Zipoites iiber Strategen des Lysimachos und den Konigselbst errungen hat. Man k6nnte also daran denken, die An-nahme des Konigstitels mit einem dieser Siege in \/erbindungzu bringen (wie die Annahme des Konigstitels gern an Siegeangekniipft wurde, z.B. Antigonos anno 306, Attalos nach seinem

Galliersiege an der Kaikosquelle, Hiero nach seinem Siege uberdie Mamertiner). Fur die l(ampfe mit den Strategen haben u,irkeinen Anhaltspunkt; sie rnachen nur u'ahrscheinlich, dass derI(rieg gegen Zipoites sich tiber einen liingern Zeitraum erstreckthat. Lysimachos selbst u,ar in Asien anno 3o2ll, 29514, nach 286

und daneben noch 289, zu welcher Zeit die Geschichte Herakleiaseinen Aufenthalt in Asien erfordert (vg1. S. 77). Mit dieset letztenExpedition hangen offenbar die bithynischen Verhaltnisse irgend-r,r,'ie zusammen; nach Ausweis des Prologs 16 hat ntimlich Trogusan gleicher Stelle wie die Geschichte der herakleotischen Tyranneneinen Abriss der bithynischen Geschichte eingeschaltet. t) Man

mag also annehmen, eine.Phase und wohl die letzte, der Angriffdes l-ysimachos atrf Zipoites, habe anno 289 stattgefund.en.2)

Durch Strabo p. 563 wissen wir, dass Lysimachos die StadtAstakos (nOrdlich gegentiber derselben am Busen von Astakoswurde spiiter Nikomedia gegrUndet) zerst0rte. Von Astakosh6ren wir bei Diodor 19, 60, dass es durch Ptolemaios vor den

Angriffen des Zipoites sicher gestellt wurde, und dass es in den

Staatenbund cles Antigonos eintrat. Sp:iter, wohl nach der Ver-nichtung des antigonischen Reiches, hat sehr wahrscheinlich

Zipoites clie Stadt eingenotnmen, da Lysimachos sie sonst kanm

l) Dazu kann man auch die Vermutung ziehen, welche Gutschmid an

das unrichtige , Thraciae n bei Justin XVI, 3, 3 kniipft, an dessen Stelle

habe vielleicht bei Trogus gestanden ,Bithynios Thraces in Asian (Praefatio

bei Ruhl, p. XXKII).2) E. Meyer, P. W. III, t, S. 516 f. (Art. Bithynia) will den Sieg tiber

Lysirnachos der Annahnre des I{dnigstitels 297 vorangehen lassen.

81

zerst6rt haben wiirde. Die Bewohner hat Lysimachos, wie es

scheint, nicht umgesiedelt; denn erst Nikornedes verpflanzte die

Anwohner des Ortes nach seiner Hauptstadt \ikomedia (Strabo

a. a. O.). Leider setzt Memnon die in c. 20 angefangene Ge-

schichte der Stadt nicht fort. Astakos wird durch L1'simachoszum offenen Flecken degradiert worden sein. Diese Erergnisse

und vielleicht ein I(ampf des Zipoites mit Chalkedon 1) gewiihreneinen kleinen Einblick in den Entwicklungsgang des bithynischenI(onigreiches.

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t) Plutarch Quaestiones Graecae,etwa an 315 zu denken ist. Vgl. Niesechischen Altertumsrvissenschaft S. go+.

49 II p. 348 Bernard., wenn nichtS. 399, Toeptr'er, Beitrzige zur grie-

I(apitel III.

Lysimachos K6nig des makedonisch-

hellespontischen Reiches

(286-281).

Demetrios hatte die Streitigkeiten mit Pyrrhos kurzerHand beendigt, uffi einer IJnternehmung grosseren Stiles seineKritfte ganz zuwenden zu konnen. Er zielte diesmal nach Asien,welches den I(ern des Staatenbundes gebildet, in dem sein \raterdas Reich Alexanders hatte erneuern wollen. Was riber denEndzweck dieser l]nternehmung' bei Plutarch Dem. 43 steht:> drcvoe-cro Ad obfiiv d),iyov, d)Jd. rcd"oav dvilappdvecv ri, 6rb ti,racpi yevopivrlv dpNrlr< gibt keine absolut klare Vorstellung.Vielleicht ist darunter das asiatisch.e Reich des Antigonos zrtverstehen, also was ihm thatsiichlich gehort hatte, weniger wahr-scheinlich die universalistischen An spr ii ch e desselben ; denndie Schwierigkeit, eine solche Idee noch aufrecht ^r erhalten,war mit jedem Jahre angewachsen, das man sich von Alexanderentfernte, und um das die Territorialreiche ;iIter gervorden waren.Wir wissen iiber die Politik des Dernetrios zn wenig authen-tisches, um sie beurteilen zu k6nnen. Es scheint nicht, dasser sich um dauernde Organisation energisch bemiihte. Die Cha-rakteristik, welche Wilamowitz (Antig. v. I(aryst. S. 186 ff.) vonDemetrios entwirft, ist insofern verzeichnet, als dasjenige, washingestellt wird als die politische Idee des noch unverdorbenenJiinglings, des wahren Nachfolgers von Alexander, die konse-quente und auf das Ganze gerichtete Politik seines Vaters ist.Nach 301 verliert diejenige des Demetrios die Konsequenz, welcheauf der Person des Antigonos beruht hat.

83

Von dem geplanten Angriffe musste in erster Linie Lysi-machos betroffen werden. Er hatte die Erbschaft des Antig.onosin Vorderasien angetreten, und hier war ftir Demetrios amehesten ein Erfolg zu erwarten; denn die Hegemonie des Anti-g'onos hatte in diesen Gegenden treue Anhiinger gefunden.l)Aber noch einmal wie anno 315 und 30312 schloss sich dieAllianz 2) der andern Machthaber wie ein Ring um l)emetrios,und Makedonien war ftir ihren Angriff leichter erreichbar, alsdas Asien des Antigonos es g'ewesen. Wieder blieb der Siegder Offensive, welche die Alliierten ebenso entschlossen ergriffenwie anno 3O2. Bevor Demetrios seine Rtistungen hatte voll-enden konnen, rvurde der Angriff auf Makedonien erOffnet. Esscheint nach Plutarch Dem. 44, dass Demetrios in Hellas sichbefand, als der plotzliche Stoss sein Reich traf (Niese S. 375Anm. 2). Schleunigst eilte er dem in Norden stehenden Lysi-machos entgegen. Man kann gewiss daraus schliessen, dassPyrrhos in dieser Zeit noch nicht weit vorgedrung'en war odernoch nicht einmal die Grenze iiberschritten hatte, und dass derAngriff des Lysimachos gefahrlicher schien. 'Wenn die Annahmerichtig ist, dass Demetrios bei seinem Aufenthalt in Hellas durchden Angriff vollkommen iiberrascht wurde, so muss allerdingszugegeben werden, dass Lysimachos in der Zeit, die bis zur An-kunft des Demetrios verstrich, nicht sehr weit vorgedrungen ist.Wahrscheinlich hat er sich auf eine Belagerung von Amphipoliseingelassen, wie wir ja auch in der Geschichte des asiatischenFeldzuges von 302 gesehen haben, dass er nur gezwung-en feste

1) Man vergleiche z. B. fiir Ephesos die Inschriften Greek Inscr. Br.Mus. No. 448, 452-453 oder fur die karischen Stadte die Abhandlung vonUsener iiber das Epigramm von Knidos (Rhein. Mus. Bd. 29, S. zb tr.).

2) Wenn wir schon iiber die Grundlagen zur zweiten Koalition von 303/2schlecht unterrichtet waren, so wissen wir gar nichts iiber allfallige Beding-ungen des Bundnisses von 287; wahrscheinlich war die Entwicklung derDinge eine sehr rasche und zudem eine vorausgehende Einigung kaum zuerreichen. Wie phrasenhaft stereotyp die Darstellung bei Justin ist, siehtman gerade hier deutlich. Er sagt XVI, 2, 1: Ptolomeus, Seleucus, etLysimachus, experti priore certamine, quantae vires essent concordiae, pactasocietate adunatisque exercitibus bellum . . . transferunt etc.l d. h. die Nachrichtbesteht aus einem Gemeinplatz und einer total deplacierten Phrase I dennan eine Vereinigung der Streitkrafte ist nicht zu denken

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Plirtze rinerobert in seinem Rricken liess. Vor d.ieser Stadt er-reichte ihn Demetrios und brachte ihm eine empfinclliche Nieder-lage bei. (Vgl. auch Schuberl, Pyrrhos, S. 142 tr.) Aber dieserVorteil wurde rnehr als aufgewogen durch die sich verbreitendeIrlachricht, Pyrrhos sei bis Beroia vorgedrung'en. Jetzt wussteDemetrios genau, dass auf die Makedonen kein Verlass mehr sei,und hegte nur noch die Hoffnung, ein Ubertritt seiner SoldatenzuPyrchos sei weniger zu beflirchten als zu Lysimachos, da \etztererden Nimbus eines Alexandergefahrten besass. Die mangelnde Er-gebenheit gegen die Dynastie, welche Demetrios selbst am meistenverschuldef hatte , trat aber auch angesichts des Epiroten zu Tage.und Demetrios blieb nichts ubrig als schleunige Flucht.

Der Sturz des Demetrios erfolgte im Juni 28?. Fiir dieChronologie dieser Zei.t folge ich der Rechnung, welche Unger(Philologus Bd. 38, S. 457 tr) an der Hand der eusebischen

Chronik aufgestellt hat, und welche auch von Wilamowitz (Antig.v. Karyst. S. 248) acceptiert ist. Der Umstand, 'dass in Nlakedoniennach dieser Uberlieferung' zuerst eine 7 Monate d.auernde Herr-schaft des Pyrrhos eintritt, spricht entschieden dafur, dass Lysi-machos zu Anfang des Feldzuges eine tiichtige Schlappe erlittenhatte, und dass er erst mit Beginn des neuen Jahres 286 etwaim Februar (das Jahr ist in 7 + 5 Monate zerlegt, also Juli/Aug.bis Jan./Febr.) eine Teilung des Machtbezirkes von Pyrrhos er-langen konnte.l)

Uber die gleichzeitigen athenischen Ereignisse und nament-lich iiber die Wirksamkeit des Philippides in Athen ist obenS. 60/61 u. 64 einiges gesagt worden. - Demetrios hat offenbarden Winter 28716 in Mittel-Hellas, speziell in Theben zugebracht,dem er um diese Zeit die Selbstiindigkeit zurtickgab (PlutarchDem. c. 46). Im Friihjahr riickte er gegen Athen vor und be-

l) Anders rechnet Droysen II, 2, S. 3L2, Anm. 1, indem er in denachten Monat, d. h. den auf die 7 Monate dauernde Herrschaft des Pyrrhosfolgenden, die Vertreibung des Pyrrhos durch Lysimachos setzt I ebensoSchubert, Pyrrhos S. 149. - *Schubert sucht a. a. O. S. r+0 festzustellen. wiedie makedonischen Gebiete in der Teilung zwischen Lysimachosund Pyrrhosausgeschieden worden sind: Edessa gehorte Pyrrhos, wie Plut. Pyrrhos c.12,2schliessen liisst, wahrscheinlich auch die von Alexandros abgetretenen Land-schaften Stymphaia und Parauaial genaueres kann ich auch nicht ermitteln.

85

g'ann eine Belagerung' der Stadt; allein einerseits das Aniiickbndes Pyrrhos, anderseits die Gesandtschaft des AkademikersKrates (Wilamowitz a. a. O. S. 208 f.) bewogen ihn, dieselbewieder aufzuheben. Demetrios und Pyrrhos schlossen hieraufeinen !'rieden ab, und wenn Pyrrhos den Athenern Neutralit2itanempfiehlt (Plutarch Pyrrh. t2), at einer Zeit, da der Piraeusund Munychia noch demetrisch waren, ebenso auch Eleusis, so

war das wirklich eine etwas sonderbare Zumutung. Auf welcherGrundlage die Vereinbarung zwischen den beiden Fursten ge-troffen worden, ist uns unbekannt. Pyrrhos konnte der Uber-gang des Demetrios nach Asien nur errvunscht sein; denndurch einen soichen ,,vurde Lysimachos in Mitleidenschaft ge-zogen, und seine Aktionsfahigkeit geg'en Makedonien beein-trdchtigt. Nach den chronographischen Rechnungen 1nat sichPyrrhos schon im Anfange des Jahres 286 mit Lysimachos zurTeilung Makedoniens verstehen mussen, und es ist hochst wahr-scheinlich, dass er diesen jetzt schon mehr furchtete als den

geschlagenen Demetrios. Seine Ratschl;ige an Athen fur dessen

Haltung gegenuber den Konigen mogen also vornehmlichgegen Lysimachos berechnet gewesen sein. In diesen Zusammen-hang hat Droysen S. 302 Anm. 1 die Verse des l(omikersPhoinikides aus Megara g'ezogen, welche durch Hesych s. v.>> 66vaow ocandv << tiberliefert sind. 1) Die l(omodie, aus der sieentnommen sind, heisst Ailqrpides, und ist nach Hesych a. a. O.in Athen aufgeftihrt worden. Hesych erkliirt die dru),hoery alsabgeschlossen zwischen Antigonos und Pyrrhos. Er gibt zwei\rersionen daruber, die sich aber durch gar nichts unterscheiden.Vielleicht ist arn einen oder and.ern Orte Verschreibung einesNamens anzunehmen (Demetrios in Antigonos). Zwischen Anti-g'onos und Pyrrhos k6nnten zwei Vertr;ige in Betracht fal1en,

derjenige, welcher zu ihrem gemeinschaftlichen Kampfe g'egenLysimachos flrhrte (rrg1. Pausan. I, 10, 2) oder der Vertrag, inwelchem Antigonos dem Pyrrhos Schiffe stellte fur die Uber-fahrt nach Italien (Justin XVII, 2, l3); der letztere fellt ausserBetracht, da er fur Athen kein geniigendes Interesse bot. Die

r) Sie lauten : ,, /[vaoac otattdvBepivoug zezpaydvac dozeiv. <

6me (robg) rds dru)uoeca I duwt-

86

Situation selbst liisst zwischen dem Vertrage des pyrrhos mitDemetrios oder dem ersten mit Antigonos kaum eine Entscheidungzu; denn Geheimhaltung war in beiden Fallen angezeigt; ebensowenig das aktuelle rnteresse ftir Athen, denn anno 2gS, als derKampf zwischen Lysimachos und Pyrrhos ausbrach, waren d,ieathenischen Hi.fen noch im Besitze des Antigonos Gonatas, undeine Symmachie desselben mit Pyrrhos konnte den Athenerndurchaus nicht gleichgriltig sein. Eine Entscheidung kOnntenwir hier nur treffen, wenn wir wiissten, zu welcher Zeit d,as Stuckaufgefuhrt wurde.

Aus den Steinurkunden vermogen wir aber ftir keinenIfoment ein Schwanken der athenischen politik zu Gunsten derAntigoniden wahrzunehmen, und ich halte ein solches auch nichtftir wahrscheinlich. Das Vorgehen des Pyrrhos scheint also aufAthen keinen Einfluss ausgetibt zu haben. Frir pyrrhos selbstaber ist sein Verhalten in den Jahren 287/85 sehr bezeichnend ;

denn gleich nach diesem Parteiwechsel liisst er sich von Lysi-machos bereden, die hellenischen Besitzungen des Demetriosaufs neue anzugreifen, worauf dann wieder das Bundnis mitAntigonos gegen Lysimachos folgt. von 28514 an, Archontat desIsaios, herrscht jedenfalls in Athen der Einfluss des Lysimachos,l) -wie wir oben gesehen, war in diesem Jahre philippides zumAgonotheten gewuihlt worrlen - und dieser Einfluss scheint an-gedauert zu haben bis zur Katastrophe des Lysimachos; denn wieWilamowitz a. a. O. S. 246 aus dem Schriftcharakter schliesst,gehort das Ehrendekret ftir Bithys, den Gunstling des I-ysimachos,dem Archontat des Menekles oder des Nikias von otryne &R,welche in die Jahre 28218L und 281/80 (von Schoffer p. w. Art.Archon 283182-282lsl) fallen. Bei diesem Stand der Dinge istes hochst unwahrscheinlich, dass Lysimachos die Insel Lemnosin dieser zeit den Athenern weggenommen habe. Sie waranno 307 mit Imbros den Athenern von Antigonos zuruck-gegeben worden.2) Die rnschrift c. I. A. rr,734, zeile 41 beweist,

t; An der Wiedergewinnung des Piraeus und der iibrigen Phruria Attikas,die in diese Zeit falk, wird Lysimachos durch Geld- und GetreidespendenAnteil genommen haben, wie er das in Aussicht gestellt hat (vgl. C. I. A. II,314, z. 34).

2) vgl. Kohler, Mitt. d. ath. Inst. r, s. 262 f., wilhelm, Hermes zB s. 460.

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87

dass noch unter Archon Euxenippos anno 30514 die Insel inathenischem Besitze war; enger konnen wir die Grenzen nichtziehen; am wahrscheinlichsten erscheint mir, die Besitznahme ins

Jahr 294 za verlegen, zu welcher Zeit Lysimachos die asiatischenStadte des Demetrios eroberte, letzterer aber Athen wieder aufseine Seite gezog'en hatte. Hingegen zeigte Lysimachos keine Lust,die Insel den Athenern zuriickzugeben; ftir ihn waren, seit erdie I(tistenstd.dte Asiens und demzufolge auch eine Flotte besass,

die Inseln des ndrdlichen aegaeischen Meeres wichtige Sttitz-punkte. Die Erbitterung der athenischen Kleruchen (Phylarch,Fragm. 28) mag wohl in einer lysimachischen Besatzung ihrenHauptgrund gehabt haben. 1)

Als Demetrios im f'riihjahr 286 mit einem }Ieere von l-1000Mann nach Asien hinuberfuhr, geu'ann er daselbst rasche Erfolge.Zuerst fasste er festen Fuss in Milet, das wahrscheinlich nichtlysimachisch war. Irlachdem er daselbst Hochzeit gefeiert mitder ihm fruher verlobten Ptolemais, Tochter des Ptolemaios Iund der Eurydike, ging er g'egen die Stadte vor, die sich ihmzum Teil freiwillig anschlossen, wiihrend andere gezwung'enfolgten. Gewiss hatte das Regiment des Lysimachos noch keinefesten 'Wurzeln geschlagen in diesen Gegenden; aber aus demraschen Abfall der Stadte und dem Ubertritt einiger Strategendarf man keine weitgehenden Schliisse i.iber den Charakter dieses

1) Hieher ist auch die Frage nach der Chronologie der Besitzergreifungvon Samothrake zu ziehen. Benndorf hat in den , Neuen archaeologischenUntersuchungen auf der Insel Samothrake o S. 49 ff. gezeigt, dass die grosseNikestatue von Konig Demetrios Poliorketes geweiht sei. Dies muss zueiner Zeit geschehen sein, als Samothrake sich noch nicht irn Besitze desLysimachos befand. Leider kann das Monument nicht als terminus post quemverwendet werden, da es nicht genau datiert werden kann. Aus den ge'schichtlichen Ereignissen ergibt sich ebenfalls kein sicheres Datum. Wenndie Demetriosmiinzen, welche die samothrakische Nike wiedergeben, dermakedonischen Zeit angehoren (Benndorf a. a. O. S. 86 nach Eckhel, doctrinanummorum II p. 120), konnten sie allenfalls glaublich machen, dass Samo'thrake zur Zeit ihrer Prigung noch nicht lysimachisch war, also wahrschein-lich erst anno 28716 besetzt worden ist. Dabei bleibt es aber fraglich, obnach der Schlacht von Ipsos Samothrake von Demetrios hat behauptet werdenkonnen, was mir als das wahrscheinlichere vorkommt, oder ob es voriiber-gehend lysimachisch geworden.

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Regimentes ziehen. Denn Abfall von einer angegriffenen Re-gierung war in diesen zeiten an der Tagesordnung; anno 302waren mehrere asiatische Stadte freiwillig von Antigonos zuLysimachos tibergetreten, ebenso hatten ihn verschiedene seinerStrategen verlassen; Zutrauen und Anhanglichkeit an einenDynasten hatten sich in diesen wirren Zeitlilufen noch nichtausbilden konnen. Es ist uns nicht recht verstzindlich, warumDemetrios nicht vorgezogen hat, gesttitzt auf die ihm ergebenenStadte, dem Angriffe des Lysimachos an der I{uste zu begeg.nen,wo ihm schlimmsten F'a1ls der Ruckzug auf die Flotte tibrigb1ieb. (\'g1. I)roysen S. 304). Dass er freivgillig den Plan gefasst,nach Armenien durchzudringen, kann ich nicht glauben; denndort war fur ihn gar nichts zu finden. 'Wenn rvir den Berichtdes Plutarch, I)em. 46 ff., fiir eine zuverld.ssige Wiedergabe seinerQuelle halten diirfen, ergibt sich ungefahr folgendes Bild derkriegerischen Ereignisse: aus irgend r,r,elchem Grunde, vielleichtweil daselbst Gelder des Lysimachos deponiert waren, 1) oderwegen ihrer strategischen Bedeutung hat Demetrios zuerst dieStadt Sardes eingenommen. Wahrend er noch dort stand, rtickteAgathokles, der Sohn des Lysimachos, mit einer dem Demetriosgewiss uberlegenen Streitmacht g'egen Sardes vor, wd.hrendsein Strateg Lykos die I{ustenstd.dte wieder g'ewann, so z. B.Ephesos.2) So scheint Demetrios unversehens von der I{risteabgedriingt worden zv sein, worauf er notgedrungen nach Ostenins Binneniand zurtickweichen und seine Plane iindern musste.Plutarch berichtet freilich, in den gelegentlichen Scharmutzelnsei der Vorteil auf Seite des Demetrios geblieben; aber wenner sagt, der letztere habe sich zurtickziehen miissen, weil ihmdie Verproviantierung abgeschnitten wurde, so ist k1ar, dassAgathokles an Truppenzahl bedeutend iiberlegen war. DieRichtung dieses Ri.ickzuges geht aus der N6tiz hervor, u,-elcheerhalten ist uber die Passierung' des Lykosflusses (Plut. Dem. 46;Polyaen Iy, 7, L2). Es kann dies kein anderer Fluss sein alsder s0dliche Zufluss des Maeander dieses Namens. Sie hatten

t) Spiiter wenigstens2) Letztere Annahme

auseinandergesetzt, warumnicht zg+.

war das der Fall. Vgl. Polyaen IV, 9, 4.

beruht auf Polyaen V, 19; ich habe oben (S. o8)

ich dieses Strategem ins Jahr 286 setze und

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also dieselbe Strasse verfolgt, auf welcher der jringere Cyrusbeim Angriffe gegen seinen Bruder marschiert war. Bestimmtrvurde die Richtung jedenfalls nicht von Denretrios, sondern vonAgathokles. Seine Absicht war, den Demetrios so rasch als

moglich in das Reich des Seleukos hineinzujagen, rvas ihm auch

gelang. Demetrios uberschritt den Tauros in der Richtung aufTarsos hin, und Aga"hokles verschanzte die Pdsse, rvomit De-metrios vollig aus dem lysimachischen Nlachtgebiete hinausgedrztngt r,r,ar. t) Der Krieg gegen Demetrios endete schon zu

Anfang des Jahres 285, indem derselbe in die Gefangenschaftdes Seleukos geriet. Bei Plutarch, Demetrios c. 51 und beil)iodorXXI,20 (IV, p.297 Dind.), ist uns eine Nachricht tiberliefert,welche ein recht geh;issiges Urteil uber Lysimachos, als das des

Seleukos formuliert. abiegt, nzimlich Lysimachos habe dem Seleukoseine bedeutende Summe Geldes angeboten, wenn er den Demetriosumbringen lasse. Es ist wohl m6g1ich, dass diese Nachricht aufHieronymos basiert, der Lysimachos keines'rvegs ge\,l,'ogen war.

Da u,ir aber den Inhalt der Anklage sachlich nicht u'iderlegenkonnen, und da auch nicht in Abrede gestellt werden kann, dass

Lysimachos ein rvesentliches Interesse am Tode <1es Demetrios hatte,so muss man die Angabe wohl a1s richtig annehmen, obschon auch

denkbar $.ire, . dass Seleukos sie unter die Leute gebracht, umdie Cernierung des Demetrios auf diesem dunklen lJntergrundeetwas heller erscheinen za lassen. Denn man hat ihm Vorrviirfegemacht wegen seiner Hartherzigkeit gegen Demetrios. Das

"Heranziehen des Dromichaites (Piutarch Dem. 52 extr.) liisst ver-muten, dass man von lysimachischer Seite andeuten wollte,Seleukos habe sich barbarischer gezeigt als der geborene Bar-bar. Jedenfalls war auf seleukischer Seite kein Grund zv

moralischer Entnistung, und Lysimachos mag lr'ohl mit Rechtbesorgt ge\,vesen sein, der Schrviegervater m6chte eines Tagest'ieder bei Seleukos in Gnaden aufgenommen und dann gegen

1) Verrvunderlich ist die Angabe Plutarchs, Demetrios habe das kili'kische Land moglichst geschont, um den Seleukos nicht zu reizen. Gross'Phrygien, durch das sie vorher gezogen, war, so viel wir wissen, ebenfallsseleukisch. Plutarch l. l. berechtigt jedoch, angesichts der Stelle bei Appian,(Syr. 55) nicht, das Reich des Lysimachos bis an den Tauros sich erstreckenzu lassen.

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ihn ausgespielt werden, wie fnihere Vorkommnisse ihn belehrthatten. 1)

Wie ich schon oben beruhrt (S. 86), liess sich Pyrrhos nachdem Abarge des Demetrios bewegen, den eben geschlossenenFrieden zu brechen und Thessalien anzug'reifen (Plut. Pyrrh. 12).In wie weit er dabei Erfolg hatte, erfahren rvir nicht. Als imFrtihjahr 285 bekannt rvurde, dass das Abenteuer des Demetriosmit seiner Gefangennahme geendet habe, glaubte Lysimachos diezeit gekommen, den Pyrrhos gii.nzlich aus den ostlichen Lilndernzu vertreiben. Obschon der Epirote die Bundesgenossenschaftdes noch eben von ihm bekampften Antigonos Gonatas gewann,vermochte er nicht, dem thrakischen Konig erfolgreichen Wider-stand zu leisten. Gegen Pyrrhos spielte dieser die in jenenZeiten nie versagende l{arte aus: die -Wetterwendigkeit

derMakedonier. Sie standen sich bei Edessa gegentiber; durchschriftliche und mundliche Aufforderung suchte Lysimachos dasnationale Ehrgefuhl des makedonischen Adels geg'en den epiro-tischen !-remdling nr wecken. Die Abschneidung der Lebens-mittelzufuhr gab diesen Argumenten den ndtigen Nachdruck,und es blieb Pyrrhos nichts ubrig, als mit dem nichtmakedoni-schen Teile seines Heeres, den Ruckzug anzutreten. Ob derI(rieg r,virklich so unblutig' ablief und namentlich, in wie fernAntigonos Gonatas sich da,ran beteiligt hat, l;isst die dtrftigeUberlieferung nicht entscheiden. Pausanias sagt I, LO, 2: zara-ordvrov lg il)epov luoipaXos . . . rilepqoag Bzpdrrloe rapd tril,b . . .,Ausdriicke, die nichts Bestimmtes angeben. Wenn PlutarchPyrrh. L2 auf Seite des Epiroten auch eine ooltpayzrl dbvapts er-rvilhnt, kann das freilich Antigonos g'elr'esen sein; andere Bundes-genossen r,r,'tisste ich nicht namhaft zu machen.2)

Die Beseitigung des jtingern Antipatros fatlt sicher in dieseZeit und ist an sich leicht erklariich. Solange nur Anspruche

1) Nach Diodor a. a. O. hatte Seleukos die Absicht, Demetrios seinReich wieder zu verschaffen. Jedenfalls war die Moglichkeit dazu immervorhanden, so lange Demetrios lebte, wenn auch zuzugeben ist, dass Seleukosdieselbe nicht in Wirklichkeit umzusetzen gesonnen war.

z; Was Droysen S. grz tiber diesen Krieg vorbringt, beruht auf einerDifferenzierung der Berichte des Plut. Pyrrh. 12 und Pausanias Ir to, 2, wozukaum eine Berechtigung vorliegt.

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auf Nlakedonien aufrecht zu erhalten waren, leistete seine Persongute Dienste, sobald sie aber verwirklicht u/aren, stand er .miteben diesen Anspruchen seinem Schwiegervater im Wege.

Aus der thessalischen I(onigsliste (Euseb. p. 2aL) muss manentnehmen, dass Lysimachos auch die Herrschaft iiber Thessalieninne gehabt hat (Niese S. 385 Anm. 3). Leider sind die Zahlenhier in grosser Unordnung. Pyrrhos hat 4 Jahre 4 Monate (S. 241),an anderer Stelle 3 Jahre 4 Monate (S. 245), Lysimachos an beidenOrten 6 Jahre; die Zahl ftir Demetrios 4 Jahre oder 3 Jahre4 Monate ist hochst unwahrscheinlich. Ob etwa die 4 Monate inden Zahlen fur Pyrrhos richtig sind, vermogen wir nicht mehr zu

bestimmen. Die gesamte Zeit vom Sturze des Demetrios an

betr?igt genau 6 Jahre (in Makedonien 7 Monate des Pyrrhos+ 5 Jahre 5 Nlonate des Lysimachos - 6 Jahre wie in der thes-salischen Liste fur Lysimachos). Vielleicht ist Lysimachos inThessalien ohne Unterbruch an Demetrios angeschlossen, fallsPyrrhos nicht zur Ausiibung der Regierung gelangt ist. Indem trall mtisste Pyrrhos erst nachtr;iglich in die Liste ein-geschoben worden sein.

Uber die weiteren Beziehungen zwischen Pyrrhos und Lysi-machos habe ich oben schon (S. ?8) gesprochen, aus Anlass derStelle des Pausanias I, 9, 8. Die Situation bis zum Jahre 287

erlaubt uns nicht, den Einbruch des Lysimachos nach Epirus vordiesen Zeitpunkt zu setzen. Eine direkte Nachbarschaft ist die not-wendige Bedingung fur die Erklfr.rung desselben. Hingegen isteine genaue Einreihung dieses isoliert uberlieferten Vorkommnissesnicht wohl moglich, besonders da Pausanias es aller \\rahrschein-lichkeit nach falsch eingeordnet hat. trur die Jahre 285-28List zudem die Uberlieferung uber Pyrrhos gleich Nuil, sodass

die Errviihnung der Abwesenheit des Konigs bei Pausaniasnicht weiter hilft. An diesen Einbruch in Epirus und dieSchiindung der epirotischen l(onigsgriiber, die dabei erfolgt sein

so11, kntpft sich die bekannte Polemik des Pausanias gegenHieronymos von Kardia. Man hat wiederholt ben:erkt, dieI{ritik des Pausanias beweise eben, dass er keine thatsilchlichenArgumente gegen Hieronymos vorzubringen r,r'usste. 1) Der

1) So Pfundtner, N. Jahrb. fl Philol. Bd. 99, S. 453.

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Schluss von Roessler r) aber, das Ereignis sei identisch mit derGrd.berschiindung durch die Galater des pyrrhos (bei plutarchPyrrh.26; Diodor xXII, 12, (IV, p.311 Dind.), und Hieronymoshabe es aus Geh;issigkeit auf Lysimachos tibertrag.en, ist metho-disch durchaus verkehrt; denn das Schweigen des pausanias kannabsolut nicht beweisen, dass Hieronymos von der zweiten Gr?iber-schandung nichts sagt, und sollteletztere.s gleichwohl derl'ail sein,so beweist das immer noch nicht, dass er die von pyrrhos be-gangene Schitndung auf Lysimachos ubertragen hat. Beicle l(onigewaren ihm etwa gleich lieb, und eine solche freche Verdrehungwenige Jahre nach den Ereignissen wtirde fur Hieronymos einsehr schlechtes Zeugnis ablegen. Es bleibt also bei der Anklagedes Hieronvmos, die mit unserem Material nicht widerlegt r.vercienkann (wirrvtissten nichts besseres vorzubringen als pausanias),und Lysimachos mltss einstweilen das ,rdTos< noch tragen; wasihm zrvar eine solche sinnlose Brutalitat hatte nitzen sollen, siehtman nicht ein. e) r)as von Pausanias I, 9, g erwd.hnte Btindniszwischen Lysimachos urld Pyrrhos beziehe ich nach der obens. 78 gegebenen Erklarung der Stelle auf das Jahr 2gz.

Hier mochte ich gleich ein Ereignis anfuhren, dessen chro-nologie unsicher ist: Die Einverleibung von paionien in daslysimachische Reich. Der rod des Iionigs Audoleon ist derterminus post quem. C. I. A. II, 312 (die Urkunde uber seineGetreidesendung) tdllt auf den 26. Skirophorion des Archon Dio-timos, nach der von mir angenomrlenen chronologie also Juli285. ) Da Lysimachos clessen sohn Ariston (polyaen rv, 12, B)zurtickftihren musste, scheint in der letzten Zeit des Audoieonoder nach seinem Tode ein Versuch stattgefund.en za haben,seine Dynastie ar verdrd.ngen. Man kann dartiber bloss Ver-

r) de Duride Diodori, Hieronymo Duridis .. .. auctore. Diss. Gottingen1876, S. 30.

z) Ein Missverstiindnis des Pausanias anzunehmen, wie Niese S. 3g5Anm. 4 will, ist nattirlich auch keine befriedigende Losung. Die Beantworrungder Frage selbst ist wichtiger fiir unser Urteil iiber Hieronymos als tiberLysimachos.

3) Die Berufung Droysens s. 323 Anm. z auf c. I. A. II, 814, dasDekret fur Philippides, kann ich nicht verstehen, also auch seinen Schlussnicht, Audoleon habe 284/3 noch gelebt.

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mutungen anstellen, etwa die lysimachosfreunclliche T endenz des

Audoleon sei den Paionen nicht errviinscht gervesen. Lysimachosbenutzte diese Gelegenheit, um bei der feierlichen Einsetzungdes jungen l(onigs die llerrschaft an sich zu reissen. Das Detailuber diese l{ronungsfeier ist interessant und zeugt fur die Echt-heit der Nachrichten: der neue Konig nahm ein Bad im Astibos-flusse; 1) dann r,vurde der konigliche Tisch neben ihn gestellt;wahrscheinlich sollte ein Mahl folgen. Ebenso ist von Interessedas Fragment aus Diodor, welches Tzetzes, Chil. VI, 53 er-halten hat : Xermodigestos, der Getreue des Paionerk6nigsAudoleon, habe dem Lysimachos oder einem andern Thraker-konig die im Sargentiosflusse erhaltenen Schzitze verraten; folgtdann eine Schilderung, rvie diese Schzitze vergraben worden,ganz genau das. was u,ir iiber die Bestattung der Leiche des

Alarich bei Jordanes Getengeschichte c. 30 1esen. Daza kommtnoch der weitere lJmstand. dass nach Dio Cass. 68,14 die Sch?itze

des Thrakerkonigs Decebalus in einem Flusse vergraben 'waren,

dessen Name Sargetias ist, der also offenbar stammlich denselbenl{amen fuhrt. Tomascheck, 'Wiener Sitzungsber. Bd. 131 S. 99macht auf diese Ubereinstimmung aufmerksam und erinnert an

die litauisch-preussische -Wurzel s€rg, die bedeutet > einhegen,

htiten. beurahren <, die auch in den Fiussnamen Pa - sarge undSargente auftrete. I{an scheint es hier mit einem alten undsehr rveit verbreiteten Brauche zu thun zu haben.

Wie rvir aus Trogus pro1. 16 entnehmen, hat Lysimachosnach der Eroberung Nlakedoniens noch einen Zug nach Asienunternommen, um die durch Demetrios zum Abfali gebrachtenStadte rvieder ar unterrverfen. Bevor er den Ubergang nachAsien antrat, bekam er die Stadt Amphipolis durch den Verratdes demetrischen Strategen And.ragathos in seine Gewalt (.rg1.

Polyaen IY, t2,2 und die Erorterung fiber das Strategem obenS. ?5 tr). Es darf als eine lt{oglichkeii angesehen werden, dass dieVerfassung von Ephesos zu dieser Zeit geiindert worden ist (Strabo

p.6a0). Die Art und Weise einer solchen Verfassungszinderung,sowie deren Zeit bespreche ich im Abschnitte iiber die Organisation

t) Nordl. Seitenflussselben mtindet.

des Axios, der in der Nahe von Stoboi in den-

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des lysimachischen Reiches. In diese letzte Periode des Lysi-machos gehort die Uberlassung der Stadt an seine GemahlinArsinoe, nach der sie auch benannt worden ist. Herakleiaam Pontos, welches dasselbe Schicksal teilte, wurde von Arsinoedurch einen Statthalter regiert; man kann nun annehmen, dass

auch in die Verwaltung von Ephesos Eingriffe gethan wordensind; zudem ist aller Wahrscheinlichkeit nach (rrgl.meine Dar-stellung oben S. 88) Ephesos anno 286 zu Demetrios abgefallen,und hat Lysimachos eine Einschriinkung seiner demokratischenSelbstverwaltung g'erne zugelassen. - Wie sich schon aus allge-meinen Uberlegung'en ergibt, sind durch diesen Feldzug allebedeutenden Stadte \[restkleinasiens lysimachisch geworden. Diefnschrift ftir Hippostratos, den Strategen des Lysimachos L), zeigtuns, dass die dreizehn ionischen Stadte dem I.ysimachos unter-standen, von den Inseln also die beiden grossen, Samos undChios. 2) Da ich aber annehme, dass Nlilet bis 286 nichtlysimachisch war (vgl. oben S. 51), kann das Dekret nicht vor25615 abgefasst sein. Daraus folgt, dass Kolophon und Lebedos

zu der Zeit noch als selbstilndige Staaten existiert haben. Mankonnte geneigt sein, in diesen Zeitraum die Intervention des

Lysimachos im Samos-Priene-Ilandel zu ziehen; doch ist die

Chronologie dieser Frage so wenig zu fixieren, dass nach 306

fast alle Jahre ftir das Fingreifen des l-ysimachos in !-ragekommen konnen. 3)

r) Publiziert von E. Curtius, Arch. Zeit. tg7z p. 188. Luders, Boll.dell. Inst. arch. 18?2 p. 248. Dittenb. Nr. 189. Michel Nr. 485.

z; Vgl. Delamarre, Rev. de Philol. XX S. 101 ff. - In Beziehung auf

Delos und den Cykladenbund liegen die Verhaltnisse nicht klar; in den von

Homolle publizierten Urkunden (Bull. d. Corr. Hell. VI, S. 6 ff., S. 157) findetsich Lysimachos nicht unter den Schenkendenl aber auch Antigonos I. nicht,

dessen Einfluss doch sicher in dieser Gegend einst dominiert hat (vgl.

B. C. H. XVII, S. 205, Z. L3 ff.),3) Einer genauern zeitlichen Bestimmung entzieht sich auch die Be'

schtitzung der Prienenser gegen die Pedieer (Greek Inscr. Br. Mus. II,Nr. 402) und des samothrakischen Heiligtums gegen die Piraten (Mitt. d. ath.

Inst. 1897, S. 419). Ganz ausser allem Zusammenhange ist liir uns die Notiz,

dass in Aetolien eine Stadt Arsinoe bestanden hat (Steph. v. Byz.), d. h. wirkonnen fiir den Fall, dass es sich wirklich um eine Grtindung oder Umnennungzu Ehren der Gemahlin des Lysimachos handelt, keine weitern Beziehungen

zwischen Lysimachos und den Aetolern damit in Parallele setzen.

95

Der letzte Abschnitt der Geschichte des Lysimachos istwesentlich bedingt durch die Bestrebung'en seiner GemahlinArsinoe. Eine nur einigermassen befriedigende Chronologiedieser letzten Ereignisse lAsst sich mit dem vorliegenden Materialleider nicht feststellen. Die Anordnung, welche Droysen gibt,beruht auf nicht sehr haltbaren l(ombinationen. Zuerst liisst erdie Errnordung des Agathokles stattfinden, dann die Flucht derLysandra und ihrer Brtider zu Seleukos und zwar so friih, dass

sie bei ihm eintreffen, wiihrend Ptolemaios Soter noch am Lebenist. Dieser Ansatz stritzt sich auf Memnon c. \2, wo es heisst,Seleukos habe dem Ptolemaios l(eraunos versprochen, ihrn denSgyptischen Thron zu verschaffen, wenn sein \rater gestorbensei. Der Tod des Ptolemaios I. erfolgte anno 283. Mit Ruck-sicht auf den noch lebenden Ptolemaios habe Seleukos den I(rieggegen Lysimachos verschoben. Erst nach dem Tode des Agr-thokles sei der neue aigyptische l(onig Ptolemaios II. mitArsinoe f., der Iochter des Lysimachos, vermiihlt worden, damitdie Verbindungen wieder befestigt wiirden, welche durch dieErmordung des Agathokles, des Gemahls der Lysandra - einerTochter des Ptolemaios gelockert worden waren (S. 325).Darauf sei Ptolemaios l(.eraunos vom thrakischen Hofe geflohen.An diesen Aufstellungen lasst sich rnancherlei aussetzen. 1) Sicherrnit Recht macht Niese S. 389 darauf aufmerksam, dass die gutenBeziehungen zwischen Lysimacheia und Alexandreia nicht gestortworden sind. In der That, Agathokles ist unter dem Vorurandeget0tet worden, er trachte seinem Vater nach dem Leben (Paus.I, 10, 4; Memnon c. 8). Das war die offizielle Darstellung, undArsinoe, die das Hauptinteresse am Tode des I{ronprinzengehabt, 'war die rechte Schwester des regierenden zigyptischenI(onigs, Lysandra dagegen die des zurtickgesetzten PtolemaiosKeraunos, Tochter der Eurydike, welche den Hof in Alexan-

t) Ich bemerke gleich von vorn herein, dass auch in iigyptischen Ur-kunden kein Material vorliegt, welches die Fragen zu l6sen geeignet wiire.Vgl. Strack, Dynastie der Ptolemaier, S. 192 Anm. 9; z. B. kennen wir dasGeburtsjahr des Ptolemaios III. Euergetes nicht einmal anniiherungsweise,rvissen ferner auch nicht, wann Arsinoe I. verbannt worden ist. Wir sindalso einstweilen an die in den Autoren Oberlieferten Nachrichten und derenInterpretation gebunden.

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dreia schon 286 verlassen hatte. Ferner spricht die Art undWeise, 'w,ie der Ikieg eroffnet rvurde, gegen'die Annahme,Seleukos habe clenselben noch um etwa zwei Jahle verschoben.Memnon c. 8 und Justin XVII, 1, 8 sagen, die von Lysimachosabfallenden Strategen und Stadte hatten den Seleukos zur Er-Offnung des I{rieges veranlasst. Diese Auflehnung'en gegenLysimachos werden der That rasch auf dem l-usse gefolgt sein.Unter den Abgefailenen befand sich der I{ommandant von Per-g'amon, Philetairos, von dem es heisst (Paus. I, 10, 4), er habe aus

Grol1 uber den Tod des Agathokles seine Htilfe dem Seleukosangeboten. Und was das stzirkste Argument ist, Seleukos konntenicht mit dem Kriege solange warten, a1s es ihm passte; denn Lysi-machos hat selbst den Krieg eroffnet (zum mindesten gegen dieAufst;indischen, wenn nicht gegen Seleukos selbst). 1) Zur Stitzeder Droysen'schen Ansicht bleibt einzig noch jene Ausserungdes Seleukos bei Memnon, €r' wolle i{eraunos nach Agyptenzuriickfrihren, \ renn sein Vater gestorben sei; aber bei Nlemnonverspricht das Seleukos anno 28L nach der Vernichtung des

Lysimachos, was natrirlich unm6glich ist. Das Verhaltnis isthier uberhaupt falsch rviedergegeben. Memnon c. L2 errn,eckt

die Vorstellung, I{eraunc's sei in Thrakien geblieben und dannals Gefangener in die Hande des Seleukos gefailen, was gegen-iiber dem Zeugnis von Pausanias I, L6, 2, Porphyrios bei Eusebiusp. 235, Cornel. Nepos, de regibus 3, App. Syr. 62 unhaltbar ist.Niese S. 403 Anm. 3 bezweifelt auch die weitere Angabe des

Memnon, I{.eraunos habe selbst die Ermordung des A.gathoklesvollzogen. Man kann sich auch kaum denken, dass Ptolemaiosder Witwe Lysandra an den seleukischen Hof gefolgt wire,u,'enn er bei der Katastrophe sich irgendwie hervorgethan hatte.

Die politische l(onstellation des Jahres 285 mag ungefahrfolgende gewesen sein: in Agypten hat eben nach dem Ruck-tritt seines Vaters Ptolemaios II. die Regierung angetreten. Ichhalte es dabei fur wahrscheinlich, dass er rur Zeit der Thron-besteigung sich mit Arsinoe, der 'Iochter des Lysimachos, ver-heiratet hat. Die Verschwigerung zwischen dem thrakischen

l) Paus. I, 10,

lcapde Bs d1v'Aolav5: "tluoipa\pg 6b ra\ra rdvra ttuv$avbpevog dESrl

xai d.p€as ahbs nddpou ouppddtv rc 8eletz?o etc,

97

und igyptischen l(onigshause war nun bereits eine dreifache;doch war wohl durch die Verdrilngung der Eurydike und ihrerI{inder das Verhiltnis zum thrakischen Kronprinzen Agathokles,dessen Gemahlin eine Tochter der Eurydike war, etwas gelockertworden und die Moglichkeit lag nicht fern, dass Keraunos einstnach dem Tode des Lysimachos (der l(onig war schon etwa76 Jahre alt) mit Htilfe des neuen thrakischen }ferrschers zurtick-kehren werde. Man suchte daher eine neue Verbindung her-zustellen, und dies geschah eben durch die Verheiratung desaigyptischen Ttironfolgers mit einer thrakischen Prinzessin. 1)

Diese Heirat kOnnte auch schon vor der Thronbesteigung statt-gefunden haben; denn der Entscheid gegen I(eraunos war jeden-falls geraume Zeit vor der Abdankung des alten Ptolemaiosgefallen; nur unter dieser Voraussetzung konnen wir das W"g-gehen der Eurydike anno 286 oder schon 287 und ihre Ver-bindung mit Demetrios, dem F einde ihres Gemahls, verstehen(Plutarch Dem. 46).

Die Sympathien der Ptolemaier waren also durchaus aufthrakischer Seite; zu den Seleukiden kann das Verhziltnis einsehr gutes nicht gewesen sein wegen l(oilesyriens, dessen Besitztiber kurz oder lang zwischen den beiden Dynastien zum Aus-trag kommen musste. Gleich nach Ipsos hatte Seleukos seineAnspriiche festgelegt und sich alle Schritte gegen Agypten vor-behalten.2) ,Einzelne Andeutungen unserer Quellen scheinen zu

1) Von welcher Gemahlin des Lysimachos dieselbe stammte, wissenwir nicht. Die bestimmten Angaben von Droysen (S. 318) und Niese (S. 389)

kOnnen nur auf Vermutung beruhen. Die von beiden citierte Stelle (Schol.Theokrit XVII, 128) habe ich zweifach ausgeschrieben vor mir (nicht imOriginal) bei Prott, Rhein. Mus. 1898 S.470, und Strack, Dynastie der PtolemaierS. 192, und da steht nuruTochter des Lysimachosn ohne Angabe der Mutter.Arsinoe II, die man wegen des Namens etwa vermuten konnte, ist undenk-bar, da ein solches Verhaltnis zwischen den'beiden Arsinoen in der Litteraturnotu,endigerweise Spuren hatte hinterlassen miissen. Es bleiben somit dieOdryserin, Nikaia und Amastris, wobei man dann allerdings am ehesten anNikaia denken kann. Arsinoe ist ein makedonischer Name.

2) Diod. XXI, 5 (Dind. IV p. 284)z >>nepi di cfis xo{)r1s Xuplaedfi. rlv gdlav Bri rcu rapbvrog ytrldbv ro),tnpaypovrloecv, liorepov dbpoile,ioeo\ac rcds Xpqm{ov lori rdv g[),cov roig poiloltivog n),eoyezre-cu. n

Zrveifelnd ziehe ich hieher auch Justin XVII, 2, g, wo I(eraunos nachI

98

zeigen, dass auch zwischen Thrakien und Syrien ein gespanntes

Verhaltnis herrschte. Hierher gehOrt die obbn besprochene

Nachricht tiber das Anerbieten des Lysimachos, die Ermordungdes Demetrios betreffend, und dessen schroffe Zuriickweisungdurch Seleukos, ferner die Angabe bei Plut. Dem. 48, Seleukos

habe eine Unterstiitzung von Seite des I-ysimachos (anno 28615)

aus Misstrauen und Furcht ausgeschlagen. Solche Bemerkungenkonnen aber sehr wohl nur ein Reflex des spiiter wirklich er-

folgten Zusammenstosses sein. Seleukos hat z. B. von der Person

des Demetrios, mit der er den Lysimachos jederzeit behelligen

konnte, durchaus keinen Gebrauch gemacht; wenn er das Gerticht

verbreiten liess, er wolle Demetrios wieder in seine friihere Macht

einsetzen, that er das nur, um an seiner Humanitat keinenZweifel autkomm en za lassen, und die Entschuldigung fur das

Nichterftrllen dieses Vorhabens steht in unsern Quellen gleich

daneben (P1ut. Dem. 51 extr.). Ich billige von dem Gesichtspunkteaus, dass der Gegensatz zwischen Lysimachos und Seleukos nicht

schon von lang er Zeit her ein scharf allsgesprochener \ rar, die

Ansicht von Schuchhardt, 1) die makedonischen Militzirkolonieenin der hyrkanischen Ebene seien erst von den Seleukiden an-

gelegt, nicht etwa schon von Lysimachos als Grenzfestungen gegen

Syrien. Phrygien hat jedenfalls bis zum lahte 286 nicht in einem

straffen Zusammenhang mit dem syrischen Reiche gestanden.

I)er asiatische F eldzug des Demetrios (von eben diesem Jahre)setzt gar keine reale Macht des Seleukos in Phrygien voraus,

und die Darstellung bei Plutarch c. 47 erweckt geradezu den

Anschein, als ob das Seleukidenreich erst jenseits des laurosbegonnen habe. - Ich glaube demnach, dass sich die politische

Konstellation, welche zur Katastrophe des Lysimachos ftihrte,

erst durch die unsinnige That des thrakischen KOnigs heraus-

gebildet hat und zwar sehr rasch, so dass Agypten keine Zeit

mehr fand, Stellung zu nehmen; denn es ist ja gewiss sehr auf-

fallend, dass Philadelphos der Vernichtung des Thrakerreiches

sozusagen Gewehr bei Fuss zugesehen hat, wZihrend ihn ja a1le

der Ermordung des Seleukos seinen Bruderfessus deponere se offensam erepti paterniquaesiturum, quod honestius a paterno hoste

t; Die makedonischen Militzirkolonieen

bittet, Frieden zu haltenregni neque amplius a

perceperit.uM. A. I. Bd. 13, s. I ff.

, pro-fratre

t

tf"{s

fI$tf;tIt

99

rnteressen auf die Erhaltung dieser Macht hindrdngen mussten.Ma, 'wende nicht ein, die Ermordung des Agatirokles habe ihnmit Lysimachos entzweit. Darauf ist ^tm ersten schon obenS. 95 geantwortet. vornehmlich aber scheint Lysandra in Ale-xandreia keine Htilfe erwartet zu haben, sonst hatte es doch ftirsie sehr nahe gelegen, nach Hause zv fliehen. Man kann sichdiese Passivitat des Philadelphos nicht wohl anders als durchden unerwartet raschen Zusammenbruch des lysimachischenReiches erklilren.

rJnsere Quellen stimmen alle darin i.iberein, dass Arsinoedie Schuld an der Ermordung ihres Stiefsohnes trilgt. Es ist auf-fallend, dass nicht von dgyptischer Seite der versuch gemachtworden ist, die nachmalige Konigin und Gemahlin des phila-delphos von diesem verdacht at reinigen; wir haben .wenigstensin der uns erhaltenen Uberlieferung keine cleutliche Spur Jurror.Bei Pausanias I, 10, 3, der ja nach Kohler (Berl. Sitz.-Ber. 1891,S. 212 unten) eine alexandrinisch gefarbte Diadochengeschichtebieten soll, ist allerdings das ganze Material tiber den Tod desAgathokles mit ,r)iyetac, {ypa^l,av, )dyouot< wiedergegeben. Daskann nun freilich aus einer euelle stammen, die den Klatschgleubig vorbringt oder aber aus einer, die ihn kritisiert. nochwtrde man von einer solchen Kritik bei pausanias irgend eineSpur erwarten; so viel kann man aber schliessen, dass die An-schuldigung gegen Arsinoe zur Entstehungszeit der euelle desPausanias nur noch als >)eybpevov< vorgebracht wurd.e. Hochstwahrscheinlich scheint mir dagegen, dass das Ereignis nach demvorbilde der Phaidra-Hippolytos-Sage ausgebildet worden ist. r)

Die genaueste Darstellung des vorganges selbst finden wirbei tr'femnon c. 8. Darnach versuchte man zuerst, den Agathoklesdurch ein schleichendes Gift aus dem Leben zu schaffen, d. h.man suchte den Anschein eines nattirlichen, durch Krankheitherbeigefuhrten Todes zu erwecken. Als Agathokles sich durchGegenmittel retten konnte, machte man ihm offen den prozess,indem man ihn des Hochverrates gegen seinen vater beschuldigte.

t) vielleicht kann man hierin die Hand des Duris erkennen (vgl. inder Darstellung des Todes der Olympias die unverkennbare Anlehnung anden Tod der Polyxena in der euripideischen Hekabe v. s6g-?0).

100

Er wurcle verhaftet und hingerichtet. 1) Gleich nachher scheint

in den Kreisen, welche dem Hofe nahestanden, eihe energische

Opposition geg'en diesesVorgehen sich erhoben zu haben, und neue

Hinrichtungen waren n0tig, den \lriderspruch zum Schweigen

zu bringen (Justin XVII, 1,6). Zufolge dieses Schreckensregimentes

begann der Abfall. Sowohl Leute aus den Hofkreisen werdeu

rler Witwe Lysandra, welche Zuflucht bei Seleukos suchte, ge-

folgt sein, a1s auch manche h0heren Offiziere (d.h.woh1 Strategen,

>ii qui exercitibus praeerant bei Justin a. a, o. $ 7). von Lysandra

heisst es bei Pausanias f, 10, 4, sie habe ihre Ifinder und ihre

Ilnider mit auf die trlucht genommen. Neben Keraunos hielt

sich noch ein Meteagros, Sohn des Ptolemaios (der sptitere Prii,-

tendent) am thrakischen Hofe auf, und wir haben keinen Grund,

zu bezwei.feln, dass beicle mit Lysandra geflohen sind. z)

Allein nicht bloss auf diese WiirdentriLger beschrilnkte sich

der Abfall; er griff in weitere Kreise. So bot der Kommandant'

von Pergamon, der Eunuch Philetairos, dem Seleukos seine

Dienste dfl, was, abgesehen vom Verluste der strategisch

wichtigen Festung, eine Schwiichung der finanziellen Kraft des

Lysimichos um 9000 Talente nach sich zog (rund 53 Millionen

trranken. s) Zu d.en Opportunitittsgrunden, r,velche ihn auf die Seite

des Seleukos ftihrten, kam noch ein zerwiirfnis mit Arsinoe, die ihn

verleumdete, wie Strabo p. 633 sagt. I)iese isolierte Nachricht ist

r; Justin XVII, 1, 4 ist durch Verkurzung unrichtig geworden. In wie

weit etwa die Primiirquelle, wahrscheinlich Duris, von der Tradition bei

Memnon abwich, kOnnen wir nicht bestimmen. Der prol. 17 ltisst nicht einmal

auf Trogus einen Schluss ziehen. Die Darstellung bei Droysen S' 322 rtnd

Niese, S. +OS ist ungenau. Memnon ist durchaus korrekt. Nach der Zeichnung

der Situation, wie ich sie oben versucht, halte ich es fiir ausgeschlossen, dass

Keraunos selbst den Agathokles getotet habe. Die Angabe kann sehr wohl

auf einer spiitern iigyptischen Darstellung beruhen'z; Auch aiesei Zug spricht wieder daftir, dass dem Keraunos eine

Teilnahme an dem Verbrechen gegen Agathokles erst nachtrdglich zt|'

geschrieben worden ist.3) Wenn Paus. I, 10, 4 sagt, Philetairos habe sich und sein Geld dem

Seleukos zur Verftigung gestellt (yprlparo Bdid'ou zai-a.[.trbv), so ist das auf

das Mass zu reduzie-ren, welcher 51."bo p.633. gibti >>'Arc|ocrloe (Philetairos)

rit ytopiov zai z.pbs robs xacpobg tril,cce,iero< und >>xai toJ'treobpevog-ai t"[rxeo*u, xai- rfis mrli Separcet-cte ,Jei rpbs rdv ioy[ovra ,&i

dffits tcu,obvrct.<,

L01

kaum mit Sicherheit in den Verlauf der Dinge einzureihen. Ob dieAnklagen g'eg'en Philetairos nach der Hinrichtung des Agathokleserhoben worden sind, oder ob er von Anfang in den Hochverrats-prozess des I(ronprinzen verwickelt worden ist, bleibt ungewiss.Es hat vielleicht einige Wahrscheinlichkeit fiir sich, anzunehmen,dass es Arsinoe verstanden hat, Lysimachos die Uberze.rgungbeizubringen, Agathokles habe an der Spitze eines grossernI(omplottes gestanden 1).

Memnon fiberliefert uns, es seien die Stadte von Lysimachosabgefallen, bevor Seleukos zum l(riege schritt. Man hat dabeinattirlich zuerst an die asiatischen Stadte zu denken; aber wirbesitzen kein sicheres Indizium, irgend eine der abgefallenennamhaft zrt machen. Von Herakleia wissen wir aus Memnon,dass es erst nach der Schlacht von Korupedion den Statthalterder Arsinoe verjagt hat. Aus Ilion liegt in einer fnschrift zuEhren des Antiochos I. eine Angabe iiber das Verhiiltnis derStadt zu Seleukos vor. (C.L G. 3595, Dittenberger 1, 156, Michel 525).Am Schlusse heisst es daselbst : zai dtriloyrcd.plevot 6oa rlpiv 6rrip74et

rpbs abcbv re zai fiv ra)tipa abro\ paoilia Zfileuxov] . . . Mankonnte dabei an Verdienste denken, welche llion um Seleukossich erworben hat, z. B. den Abfall von Lysimachos; aber dieInschrift, rvelche Hirschfeld in der Arch;tologischen Zeitunq 1875,S. 155, publiziert hat, reicht v611ig aus, um den zitierten Passuszu erkliren; denn Verdienste um den Vater Seleukos konnensehr wohl die demselben dekretierten gottlichen Ehren sein. DieUberschrvzinglichkeit der Dankesbezeug'ung'en ist sehr gross, be-sonders wenn man vergleicht, wie z. B. Herakleia am Pontosgleich nach dem Kriege in offene Gegnerschaft zt Seleukos ge-treten ist. Die Inschrift gibt uns leider keinen Anhaltspunkt daftir,ob die Ehrungen der I)ank sind fiir erwiesene Wohlthaten (das

nimmt z. B. Hirschfeld an), oder ob sie den die Stadt betreffenden\rerfi.igungen des Seleukos vorangehen. Da sich auch im ribrigenkeine Anhaltspunkte finden, ist eine genauere Datierung. der

1) Die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme wtirde noch vergrossert,wenn die Vermutung Nieses (S. +oz, Anm. 3) richtig ware, dass Agathoklesan der Spitze der asiatischen Provinzen gestanden habe; doch geben dieInschriften bis jetzt daftir keinen Anhaltspunkt.

toz

Inschrift nicht mdglich, also auch die I'"rage nach der Stellung-nahme Ilions zLr den beiden kriegfuhrenden l(Onigen nicht zu

beantworten.

Vielleicht erhalten wir einst nihere Auskunft tiber die Vor-gdinge, welche auf Lemnos zur Losl6sung von Lysimachos fuhrten,wenn der Schluss der Inschrift, welche Wilhelm, Ilermes Bd. 23,

S. 454 f. publiziert hat, gefunden wird. Es stand hier jedenfalls

ztr lesen, wie die Insel in athenischen Besitz zurUckkam, undman wiirde vielleicht zugleich vernehmen, wie Athen zum Unter-gan€fe seines thrakischen Gonners sich gestetlt hat.

Die Nachrichten sind vollkommen ungentigend, um ttns ein

Bild vom Verlaufe des Krieges zu geben. Noch unsicherer rn,ird

die Rekonstruktion des I eldzuges, weil der Schauplatz der Ent-scheidungsschlacht nicht identisch iiberliefert ist. Nach AppianSyr. 62 fand die Schlacht statt: >repi (Xpuf iav riv dg"E).)r1orc6vrau,

nach Euseb. versio Armen. p. 235 >in planitie liori<, nach den

Excerpta Euseb. p. 234 >Bv rfi rcepi Kopouire\{ov p,i4nu. Niese

S. 404, Anm. 4, sagt, es liege nahe, an das Kupou rediov inI-ydien (Strabo p. 626, 629) zu, denken. 1) Naher bestimmt wirddie l-age des Kyrupedion nicht; es heisst nur: f.trbzercuc db tfi rb)ec

(scil. Sardes). Gewiss hiess das grosse Pedion vor der StadtSardes, in welchem Kroisos von Kyros geschlagen wurde, >Ebene

cles l(yros<; denn wie Strabo p. 629 sagt, haben die Perser

diesen Namen aufgebracht. Eine Vereinigung mit der BezeichnungAppians ist also nicht m6glich fur den Fa1l, dass Niese Koru- undI(yru-Pedion mit Recht identifiziert. Die Anwesenheit des Seleu-

kos vor Sardes rvird in der That erfordert durch das Strategem;das Polyaen IV,9,4 tiberliefert, und zwar wird clas darin mitgeteilteEreignis nur verstiindlich, wenn wir es vor der Schlacht ansetzen;

d.enn nach dem Tode cles Lysimachos wird keiner seiner Strategenmehr Lust verspiirt haben, sich gegen Seleukos zu halten. Indemich nun die Identitiit von l(oru und l(yru-Pedion festhalte, ebenso

durch das zitierte Strategem des Polyaen clie Anwesenheit des Se-

leukos vor Sardes in der Zeit, bevor die Entscheidungsschlacht fieI,

ftir wahrscheinlich gemacht erachte, kann ich mir clie abweichende

Angabe des Appian nicht wohl anders erkliiren, als dass er in

.}103

seiner Vorlage las, Lysimachos habe seinen Marsch durch das

hellespontische Phrygien g'enommen. Ich stelle dernnach ver-mutungsrveise etwa folgenden Verlauf des Feldzuges fest:

A1s die Empdrung in Vorderasien ausbrach, riistete sichLysimachos zu einer Expedition gegen die Abtriinnigen. Dazubot er auch die Flotte auf, vielleicht um abgefallene Stadteblockieren zu konnen, vielleicht auch, weil er, wie ich vermute,nicht den Hellespont iiberschritten, sondern sein }Ieer auf Schiffenan irgend einem Punkte der Propontiskuste hinubergefuhrt hat.Dass er zuerst I(ampfe gegen die Aufstiindischen bestehen musste,

macht die Angabe bei Justin XVII, 2, 1, wahrscheinlich, er habedurch verschiedene Unfalle 1-5 l{inder (?) verloren. I)ie nilchsteSituation, die wir kennen, ist die. dass Seleukos die Stadt Sardesbelagert. Obschon T ysimachos den Angriff eroffnet hatte, undSeletrkos rveiter vom l(riegsschauplatze entfernt gewesen, ist es

letzterem gelungen, bis Sardes vorzudringen, gei,viss weil Lysi-machos infolge des allgem.einen Abfalles nicht rasch vormarschierenkonnte. Es ist eben nicht zu verg'essen, dass eine Anzahl Stra-tegen abgefallen sind, die natiirlich feste Plai'ze und Truppenunter sich hatten. Ich glaube nurr, Lysimachos habe urspri.inglichdurch das hellespontische Phrygien nach Grossphrygien vordringenwollen, um das Gebiet des Seleukos selbst anzugreifen und dem-selben die Hauptstrasse nach den rebellischen Gegenden Vorder-asiens zu verlegen, diejenige Strasse, auf welcher von l{eramonAgora an der jungere I(yros gezogen ist. Dieser Plan des Lysi-machos durfte demjenigen verwandt sein, den er 302 gegen Anti'gonos befolgt hat. Er musste jetzt verhindern, was er damalsherbeizufiihren die Aufgabe hatte, die Vereinigung der vorder-asiatischen Streitkrilfte mit einem aus Hochasien vordringendenIleere. Seleukos kam ihm aber zuvor und stand bei Sardes, bevorLysimachos diese Hauptstrasse erreicht hatte. Letzterer musste nunI(ehrt machen und zog durch den Pass von Kadoi ins Hermos-tha1. Seleukos erwartete ihn in der Nahe von Sardes, rvoselbstdie entscheidende Schlacht erfolgte. Von dieser wissen wir garnichts, als dass Lysimachos von einem llerakleoten, namensIfalakon, getotet wurde (Memnon c. 8). Seine Niederlage warjedenfalls eine entscheidende, und es ist anzunehmen, dass sein

Heer zu Seleukos tibertrat (Niese S. 404).

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) Die Handschriften haben bei Strabo p. 626 ,I(orun statt ,Kyru'.

104

Seleukos beeilte sich mit dem Ubergange nach Europanicht sehr; nach Justin XVII, 2, 4 ist er 7 Monate nach sei.nem

Siege i.iber I-ysimachos get6tet worden; da dies aber nach AppianSyr. 62, Paus. I, 16, 2 sofgrt nach der Uberschreitung des Helle-spont geschah, hat er die ganze Zwischenzeit noch in Asienverbracht. Seine Thatigkeit richtete sich hauptsiichlich auf dieinnertiche Gewinnung der damals lysimachischen Gebiete. DerI{onig selbst arbeitete im Stiden, wdhrend er nach dem Nordeneinen Kommisstlr mit dem Spezialauftrage schickte, die Ein-verleibung der Stadte Phrygiens (natrirlich des hellespontischen)und der Pontoskiiste in sein Reich durchzufiihren. 1)

Uber Seleukos2) selbst iiberliefert uns Stephanos v. Byzanzs. v., er habe die Stadt Thyateira gegrtindet. Dass diese Stadteine makedonische Militarkolonie war, bezeugen die Inschriften. s)

Schuchhardt a. a. O. verwirft die Nachricht des Steph. v. Byzanz,weil sie auf der falschen Volksetymologie 0ucicerya gleich 0uydrerya

beruhe, und da es sehr wohl denkbar sei, dass die Grtndung aufden ersten l(onig des seleukidischen Hauses zuriickgefuhrt wurde,auch wenn sie faktisch von einem sp2ltern ausgegangen sei; es

sei zudem sachlich bedenklich anzunehmen, dass Seleukos so

viele Soldaten detachiert habe, bevor die Entscheidung gefallen.T-etzterer Einwand trifft natiirlich nicht mehr zl, wenrl man dieSchlacht von Korupedion nicht so weit nach Norden verlegt.Auch das erste Argument ist nicht ausreichend, wie auch Radet a)

und Clerc betonen I da die ungltickliche Etymologie natrirlichan die richtige Grundungsnachricht angefiigt worden sein kann.Radet S. 50 und Clerc S. 13 ziehen als Beweis ftir Seleukos I.a1s Grtinder die Inschrift heran, welche Contoleon, Revue desEtudes Grecques IV, p. 297 publiziert hat >paoilei \ilebxg rdviv 0uareipo6 lllaxedbvov oi fiyepdves xil of mpurcdtcac. Die Inschriftals solche ist nattirlich nur beweiskraftig, wenn der Konig

r) Niese sagt S. 405 nicht ganz genau, Seleukos habe diese Stadte derVerwaltung des Aphrodisios iibergeben. Vgl. Memnon c. 11.

2) Von der staatsrechtlichen Organisation, dem Verheltnis der helle-nischen Stadte zum Reiche, wird im Schlusskapitel die Rede sein.

3) VgL Clerc, de rebus Thyatirenorum, Paris 1893.n; De coloniis a Macedonibus in Asiam cis Taurum deductis. Paris

r8e2. (s. 50 )

105

Seleukos eincleutig a1s Seleukos I. bestimmt werden kann.Der }lerausgeber Contoleon vermutet nach dem SchriftcharakterZtrgehorigkeit in diese iiltere Zeit. Damit ist aber immerhinLysimachos als Grunder noch nicht ausgeschlossen; doch wirdman nicht einer blossen N,Ioglichkeit zuliebe die Angabe beiStephanos modifi zieren und etwa Ubertragung der Griinderehrevom Besiegten auf den Sieger annehmen wollen. Es ist ja auchleicht verstd.ndlich, dass Seleukos in der frisch eroberten Land-schaft einen zuverlilssigen Sttitzpunkt anlegen .wollte. 1)

Uber die Richtung des Nlarsches, welchen Seleukos nachdem Hellespont hin antrat, sind gar keine Anhaltspunkte vor-handen. Die Darstellung Appians Syr. 62 macht es wahrschein-lich, dass Seleukos den Hellespont an der gew6hnlichen Stelletiberschritt von Abydos nach Sestos; dass er hiebei auch Ilionberiihrte, ist anzunehmen, doch nicht zu erweisen. Eine Episode,von welcher Polyaen IIf, 7, 3 berichtet, dtirfte ungefahr hier ein-zureihen sein. Es heisst daselbst, als die Iieinde sich der StadtSestos bemalchtigten, verbarg sich Lachares in einer Cisterneund floh dann, indem er als Klageweib verkleidet an einemLeichenbegiingnisse teilnahm. F-tir dieses Ereignis kann nur derI(rieg zr,vischen Seleukos und Lysimachos in Betracht kommen.An das Jahr 300, in rvelchem die Invasion des I)emetrios statt-fand, ist nattirlich nicht zv denken, einmal schon wegen derchronologischen Anordnung der drei Lachares-Strategeme, sodann,'rveil kein Grund vorhanden ist, anzunehmen, dass Lachares vorseiner Tyrannis in Athen bei Lysimachos sich aufgehalten habe.Ob aber Sestos dem syrischen Fleere Widerstand geleistet hat,ob vielleicht Lachares das I(ommando tiber die Stadt inne hatte,erfahren wir nicht; dass er seine Zuflucht noch nach Lysimacheianehmen konnte,2) w'enn Sestos bereits vom Heere des Seleukos

t) Auf die andern makedonischen Militarkolonien kann ich hier nichtniiher eintreten. Die Frage nach den Grtindern ist ebenfalls noch nicht mitSicherheit gel6st, da sich pergamenischer und seleukidischer Einfluss hierdurchkreuzen.

z) Die letzte uns bekannte Episode aus dem vielbewegten Leben dieseslViannes ist ein Aufenthalt in I(assandreia nr Zeit, als Antiochos schon Koniggeworden war (vgl. Polyaen Vl, 7,2) (im nimlichen Dekret wird seine Landes-verlveisung und die Anerkennung des Antiochos beschlossen).

-: 106

erobert worden ist, muss befremden. Man mochte daher annehmen,dass die Eroberung'von Sestos dem Eintreffen des Seleukos voran-g'egangen sei. Noch ein weiteres Strategem bei Polyaen VI, 12

scheint sich auf diesen Krieg zu beziehen (Droysen S. 326, Anm. 3);

es wird hier die List erzihlt, weiche Alexandros, Sohn des I-ysi-machos, anwendete, um die Stadt Kotiaeion einzunehmen. DieI)arstellung macht wahrscheinlich, dass sich eine Besatzung incler Stadt befand, welche die wahren Sympathien der Btirgerschaftunterdrtickte. Deshalb verschaffte sich Alexandros in einer Ver-kleidung Eingang und verki.indete den Einwohnern, er sei ge-kommen, sie zu befreien. Die Situation passt vollkommen indiese Zeit des allgemeinen Abfalls von Lysimachos, der an vielenOrten ger,r,iss nur durch eine treubleihende Besatzung verhindertwurde. W'ie das Ereignis aber in den l'eldzug strategisch ein-ztrreihen ist, bleibt ganz unklar; denn wir wissen nicht, ob Ale-xandros den l(rieg im }Ieere des Seleukos mitgemacht, oder ober auf eigene Faust vorg'egangen ist; letzteres scheint mir r,vahr-

scheinlicher; wilre das syrische Heer in die Gegend von Kotiaeiongekommen, so hiitten Stadt und Besatzung gewiss sich beeilt,zu Seleukos iiberzugehen; doch hringt diese !-rage natiirlich aufsengste damit zusammen, wie man sich den topographischen Ver-lauf des ganzen Feldzuges denkt.

So schlecht die Uberiieferurlg inbetreff des lebenden Lysi-machos bestellt ist, so viel r,r,issen die Queilen zu berichten iiberdas Schicksal seines Leichnams. Ein Zug, der verschiedenensekundiren Autoren dabei gemeinsam ist, betrifft das Verhaltendes Hundes Hyrkanos, der den Leichnam des Lysimachos be-rn'acht und dann die Feuerbestattung mit seinem Herrn geteilthaben soIl. Aus Plinius n. h. VIII, 40 (- Duris fragrn. 33) wissen

wir, dass diese Nachrichten auf einen primdren Autor zurtck.gehen. Plutarch de solert. animal. c. 14, \'I, p. 4l- Bernard. ver-btirgt die Verbindung beider Angaben tiber den Hund. Appianbringt die Erzithlung neben einer andern Anekdote iiber Lysi-machos, die in ganz ubereinstimmender tr'orm bei Justin im Exkursiiber Lysimachos auftritt. Diese Nachrichten werden, wie bei derHyrkanosgeschichte durch das Citat des Plinius klar ist, auf Duriszurtickgehen und auf irgend einer Uberlieferungsstufe mit Hiero-nymos verarbeitet sein (bei Justin vielleicht von Duris selbst).

i

to

107

Wesentlich ist nur, dass diese Geschichten bei Appian z. B. nichtprimzlr sind, sondern erst im Verlaufe der Uberlieferung clenEingang in die primflre Quelle gefunden haben. (Ein rihnlichesVerhziltnis liegt bei Pausanias vor; vgl. Kohler, Berl. Sitz.-Ber.1891 S. 21U72). Appian unterscheidet zwei Versionen, wobei aberdie erste sich von der zweiten nur durch den falschlicherweise ausder entsprechenden Partie der Antigonosg'eschichte (plut. Dem.29)herubergenommen en Zug unterscheidet, dass Thorax von pharsalosden Leichnam des Lysimachos beigesetzt habe. Wo der Irrtumeingetreten ist, karrn mit unserem Material nicht festgestelltwerden. Pausanias, der sonst gern abvrreichende Angaben zunotieren pflegt (so an zwei schon besprochenen Stellen der Lysi-machosgeschichte) kennt nur Version 2. Halten wir also einst-rveilen ruhig Appian fur den Schuldigen; denn er hat, wie ichglaube, noch eine andere kleine I{onfusion angerichtet. In seinemTexte heisst es Syr. c. 64 , Eb}bs ai Bttavacgefi{vros abr{t roiIe).eizou zeipevov rb odpa roi ,lootytri.xou zbav . . . . dtegu)aooe . . .ltdxpc

lra(ev,< Die Zeitbestimmung' durch den absoluten Genetivbedingt frir das dtegu)aooe eine Frist von ? Monaten, worausdeutlich hervorgeht. dass ein Irrtum vorlieg'en muss. Offenbarvermengt hier Appian die Zeitbestimmungen tiber die vorlztufigeBergung cles Leichnams und die erst spd.ter nachfolgende Bei-setzung im Lvsimachos-Heiligtume zv Lysimacheia. Letzterekonnte selbstverstiindlich erst erfolgen, a1s Seleukos tot wartrnd Ptolemaios K.eraunos sich zum l(onige proklamiert hatte.von ihm heisst es (bei Justin) ausdrucklich, er habe sichals Racher des Lysimachos ausgegeben, und. dazu passtedieser Akt d"{ Pietzit gegen die Uberreste des I{onigs vor-treffiich. Alexandros, der jiingere Sohn des Lysimachos, be-sorgte die Bestattung; aber Keraunos gab natiirlich seine Ein-rvilligung dazu. r)

1) Niese S. +o+ Anm. 5 schliesst wohl mit Recht aus den Angaben desPausanias I, 10, 5, Seleukos habe die Verfugung i.iber den Leichnam desLysirnachos der Lysandra tiberlassen (und sie hat sich demnach hierinmenschlich gezeigt). Doch bezieht sich das natiirlich auf die vorlaufige Bergungdes Leichnams, nicht auf die Beisetzung in Lysimacheia, wie pausanias ganzrichtig sagt.

*I

t

108

Wieso es Keraunos gelungen ist, vom }Ieere als Konig'anerkannt zu werrlen , zeigt unsere UberlieferLrng' nicht mehr.Man kann sich verschiedene Kombinationen ausdenken; wennrichtig ist, was Memnon c. 12 tiber die Absichten des Seleukosmitteilt, scheint dieser nicht gesonnen g'ewesen zu sein, die Kinderdes Agathokles in ihre Rechte einzusetzep; aber auch das konnenwir nicht mit Sicherheit sagen. Thatsache ist nur, dass Keraunosaufkam, und- dass er an Lysimachos anknupfte. Ob er etwaformell zu Gunsten der Sohne des Lysimachos von der Arsinoeauftrat, lzisst sich nicht sagen: als er sie ermordete, riihrte sichniemand ftir sie, wzihrend der illteste Sohn aus dieser Ehe, Pto-lemaios, sich von Anfang an entschieden gegen ihn stellte; es

kam sp2lter zu einem Kriege, in welchem dieser Ptolemaios,untersttitzt von dem Illyrierkonig Monunios, einen Einfall nachMakedonien machte. Seine anderweitigen Gegner, vor allemAntiochos I., konnte l{eraunos zum Frieden bern,eg'en (vielleichtdurch Verzicht auf Asien, was Antiochos anbetrifft; Trogusprol. 17. Vgl. Droysen II, 2, S. 337; Niese II, 9, macht auf dieSchwierigkeiten aufmerksam, welchen Antiochos in Asien be-gegnete). Den Pyrrhos g'ewann er durch Stellung eines Hiilfs-korps fur dessen italischen Krieg. Es konnte scheinen, dass

Pyrrhos ihn sogar zum r,rerweser in Epirus bestellte (Justin

XVII, 2, 15); aber XVIII, 1, 3 wird dieses Arnt dem Sohnedes Pyrrhos, Ptolemaios, zugeschrieben. Die Altersangabe zeigt,dass nicht bloss eine Verwechslung vorliegt; es sind vielleichtbeide Nachrichten in dem Sinne zrt verbinden, dass Keraunosdem erst l5jahrigen Ptolemaios zur Seite stand. Auch mit seinemHalbbruder Ptolemaios II. von Agypten hat sich l(eraunosallem Anscheine nach zu vertragen gewusst. 1) Als einzigerGegner blieb ihm Antigonos Gonatas, den er zur See schlug,

worauf er die Herrschaft in Makedonien an sich riss. Hiermachte er sich freie Bahn, indem er durch eine erzwungeneHeirat mit seiner Stiefschwester Arsinoe sich Zugang zu deren

Sohnen verschaffte und sie ermordete. Arsinoe verliess hieraufihren Witwensitz Kassandreia und zog sich nach der Insel Samo-

1) Alle Nachrichten tiber dieSeleukos finden sich bei Justin B.

Zeit unmittelbar nach der Ermordung des

17 und B. 24-26.

109

thrake zuriick. Wie schon oben bemerkt, hat ihr iltester SohnPtolemaios den Versuch gemacht, I(.eraunos aus Nlakedonien zt'u,erdriingen. Nach der Anorclnung bei Trogus prol. 24 miisstedieser Versuch vor die Heirat zwischen I(eraunos und Arsinoefallen, und so erziihlt Droysen S. 338. Die Ausserung JustinsXXIV, 2, LO, Ptolemaios habe gegen die Vermiihlung seinerNlutter mit Keraunos protestiert, da Betrug hinter dem Vorgehendes l(eraunos stecke, spricht eher dafiir, dass er bis dahin formellnoch im Frieden mit dem Tetzteren gelebt und macht es nichtsehr wahrscheinlich, dass er schon damals einen erfolglosen An-griff auf Makedonien unternommen hatte. 1)

1) Dieser Ptolemaios erscheint nach dem Tode des l(eraunos unterden Priitendenten, u,elche sich um den makedonischen Thron streiten. VSl.Euseb. p. 236 in verbindung mit der I(onigsliste p. 241, wo ihn noch dieI(orruptel,Antipatrus Lysimachi filius" zeigt.

I(apitel IV.

Grundztige der organisation des lysimachischenReiches.')

wenn man die Gestaltung des Reiches Alexanders desGrossen verfolgt, so liegt der Schwerpunkt des rnteresses auf dembedeutun gsvollen Versuche Alexan ders, clie barbarischen Elemente,die ehemaligen Bestandteile des Perserreiches seinem Reiche ein-zuverleiben. Das verhetltnis der hellenischen Staclte zu der Neu-schopfung des Nlakedoniers erscheint minder wichtig, weil Ale-xander demselben wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Eriibernahm daftir (nicht in Hinsicht auf alle, aber doch auf einegrossere Anzahl hellenischer Stadte) ohne weiteres die Form,welche sein Vater geschaffen hatte, den korinthischen Bund.Die teilnehmenden Stadte waren autonom; ihr Verheiltnis zumReiche war das der Symmachie. 2) Die Stelle des Hegemon ander Spitze des Bundes, welche Philippos und Alexandros be-kleideten, 'war eine Wurde, welche ihnen von den Bundesgliedernselbst iibertragen worden. Uber die Bundesgesetze sind wirziemlich gut unterrichtet,s) nicht aber tiber die Befugnisse des Hege-mon. Als ein in gewisser Hinsicht lehrreiches Beispiel kann der

t) Fur diesen Abschnitt ist hauptsiichlich auch zu vergleichen der Auf.satz Droysens tiber die innere Gestaltung des Alexanderreiches in den kleinenSchriften Bd. z, S. 232 ff.

2) Die Formel findet sich im Scholion zu Demosth. Rede vom Kranze(Dind. vI[, s.29s) >>'Eotreioaco yr).p zai abcbg (Alexander) rpbg abrobs(orep 6 trar)1p,, [bore abrobg abrovbpoug e'/uac zai d.gopo).oyt7rous.<

lann ,6prt pdvroc \razo[ecv abr{t zai zart). Tiv zai i"ia oaiarr(tv.Das ist genau das Verhaltnis der asiatisch-hellenischen Stadte zu Antigonos.

3) Die Verfassung des korinthischen Bundes ist skizziert in der pseudo-Dem.-Rede zard. rdtv rpbg'A)i(avdpov ouvBtlzdtv. Ganz sparliche Frag.mente desselben Bundnisses (mit Philipp oder Aiexander) bietet die InschriftC. I. A. II. n. 160.

111

Erlass an die rnsel chios 1) gelten, der die Form eines Reskriptes,einer personlichen vernehmlassung rles Hegemon, hat. Frir dieStellung eines Gliedes freilich, das sich freiwillig dem korinthischenBunde angeschlossen hat, kann dieses Reskript nicht viel er-geben; 2) denn chios war, wenn auch durch Schuld der Aristokraten,zu den Persern zunickgefallen uncl erst spilter von den Demokratenrvieder an Alexandros ausgeliefert worden. Demnach botendie innern verh;iltnisse der Insel keine Gewrihr ftr Aufrecht-erhaltung der Demokratie und gerechte Staatsleitung. Aus diesemGrtrnde wircl Chios in einen ausserg'ewohnlich en Zustand versetzt;es erhalt makedonische Besatzung, bis der innere Ausgleich voll-zogen ist. Immerhin ist aber die Stellung Alexanders als einesSchiedsrichters zr,vischen den parteien typi."h, d, sie auch anders-wo begegnet. Das Dekret von Mytilene c. I. G. rr,2166 (I. Gr. Ins.Mar. A"g.fasc. Ir, 6) clurfte so zlr verstehen sein, dass Alexanderinnere Zwistigkeiten beilegt ocler deren Beilegung gutheisst, inder Eigenschaft eines Schiedsrichters zwischen clen sich be-kzimpfenden Parteien. s) Es heisst daselbst zeire 23: >Ta)is dca-)ooleooc, raig 6 paoilebg ittizpuvel. . . .(< Es kommt hier wesentlichauf die Bedeutung von Bnczplvecv an; Boeckh a. a. o. fasst es alsErlassen eines Ediktes, Feldmanna) als >approbare<. Daneben zitiertder letztere Beispiele, in denen es die Bedeutung >>decernere<<,einen richterlichen Entscheid failen, hat. Eine sprachliche paralleletr*

:1 ,. dem Reskripte des Antig.onos an die Stadt Teos b)

1) Publiziert 'A'Bqvd.1898, p. 8, Revue de phitol. xvIII, s. 188,No. 33, Ditt. 150.

z) Der Herausgeb er Zorotas {'A*qvd. a. a. o.) bemerkt richtig, dassder Brief vor die Ubergabe von Chios zu setzen sei.

3) Auch der Fall von Eresos ist so zu beurteilen. (I. Gr. Ins. Mar.Aeg. fasc. rr, sz6, Michel n. ssg, Conze, Reise auf der Insei Lesbos, p. 29,r)roysen II, 2, s. g6g ff). Alexander verlangt eine neue gerichtliche Ab.urteilung der Tyrannen Agonipposr Eurysilaos und Genossen, weil diese ihnzur Vermittlung aufgefordert haben. Dass hier bei der mehrfach zitiertendruTpagq Alexanders nicht an das olympische Dekret zu denken sei, scheintmir durchaus klar zu sein und namentlich aus folgenden Stellen hervorzugehen:D., Z. tollt, tg_24, ferner C., zzlzz.

a) Diss. Argent. IX. S. 124, Anm. 3.5) Ditt. No. 172; Michel No. s4. w. Feldmann, analecta epigraphica ad

historiam synoecismorum et symporitiarum. Diss. Argent. IX, p. 106 f. vgl.auch I(ohler, Das asiatische Reich des Antigonos, Berl.-Sitz.-Ber.isoa, s. g3g ft:

112

Zeile 60. rn zeile 51 hat es eine rihnliche Bedeutung: von denbeanstandeten Gesetzen entscheidet sich Antigonos"(resp. die d.aatbezeichnete Stadt) ftrr die einen oder andern, indem er ihnenseine Zustimmung gibt.

Auch sachlich bietet nun dieser Erlass des Antigonos einenAnkntipfungspunkt an Alexanders Politik gegen die hellenischenStadte. Antigonos stellt sich durchaus auf den Standpunkt einesSchiedsrichters 1) in Sachen der beiden Stadte Teos und Lebedos.Ich werde weiter unten noch von andern Seiten her zu zeigenversuchen, dass Antigonos in Hinsicht auf die innere Organisationseines Reiches sich eng an Alexandros angeschlossen hat. DieIJrkunden, welche von Antigonos herriihren oder mit ihm inZusammenhang stehen, gervihren uns nun in reicherem Masseals die Alexanders interessante Einblicke in das Verhziltnis desHegemon ^) den mit ihm verbtindeten stadten; sie zeigen, dassderselbe doch in verschiedenen Beziehungen eigentliche Souve-riinetitsrechte besass. Ich will versuchen, dieses eigentiimlicheVerhatltnis auch im Hinblick auf die Genesis d.er einzelnen Sy--machien zu charakterisieren, um dann, mit besonderer Beriick-sichtigung des Lysimachos, ein vergleichendes Urteil tiber diepolitisch-organisatorische Thatigkeit der Diadochen zLr gewinnen.

Den Ausgang nehmen wir von dem soeben zitierten Re-skripte des Antigonos an die Stadt Teos. Es fallt ganz in denRahmen einer schiedsrichterlichen Kompetenz, wenn Antigonossich die Entscheidung tiber die umstrittenen Gesetze vorbehiilt;Zeile 50 tr aber tiberschreitet er dieselbe durchaus, wenn er auchdie von beiden Teilen akzeptierten Gesetzesbestimmung.en sichvorlegen liisst und mit eventuellen Strafen gegen die Gesetz-geber droht, welche nicht >>zvm besten geraten haben<<; dennwenn beide Teile ein Gesetz gutheissen, wird es keinem vonihnen nachteilig sein. Es bleibt nur die Moglichkeit, dass esdem Konige nachteilig ist, und dass er darum kraft irgendrvelcherSouveriinetatt das betreffende Gesetz unterdruckt; aber in demneimlichen Schreiben versichert Antigonos, dass durch ihn die -StadteTeos und Lebedos >lle[fiepoc<< und >airrbvoytot<< gemacht wordenseien. Eine weitere Spur dieses Souveriinetd.tsrechtes finde ich in der

ordnung cler.Rechtspflege d,rch Antigonos, im gleichen Schrift_stuck zeire 26; sie sorten prozesse und Klagen entscheiden nachden Gesetzen und nach dem von Antigo,os errasse nen ddypappe.Dazu steht in pararlere ein Dekret -ro, Ky.rr", von rlem nurr'enige zeilen erharten sind r) >'threcdl ,b d,rr,,orrjprcu rcapyevopelvovfe7 -llctTvqoictg zar.r) rb duiypappa ri, ,Arrryivco.

. . dlded izaze.u.2) Alsdrittes kommt hinzu ein Delret-von Kalymnos; s) auch da r,verclen(durch ein ausrvzrrtiges Richterkoregium) Rechtsheinder zum reilgiitlich, zum te, durch richterricherr Spruch erledigt ,zard. re rbdrciTpuulucr. roi) paoc)eos zai robs ,dp.ousi, i.it" 44ff.4) Es scheintalso, dass Antigonos verschiedenen Stadten die Erledigung ihrerpendenten Rechtsgeschafte vorgeschrieben hat; hingeg.en brauchtnran nicht an ein allgemeines Gese tz za denken, es konnen sehrwohl spezialverfiigungen g'ewesen sein. Das Eingreifen in dieRechtssprechung ist sicheJch auch eine starke Beeintrerchtigungder Autonomie. r'rir die Hegemonie des Antigonos gegenriberden helrenischen Stadten ergibt der Errass an Teos noch ein'weiteres sehr wesentliches Nloment u) (2.g0 f) ; die beiden stadtelegten dem Konige den wunsch vor, es m.chten in der neuenStadt Getreidevorrd.te angelegt werden. Antigonos erwidertif;::,{:,, :i':::.-::..:oi:':" . ri, :,bi;^-

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113

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z) Hier bezieht sich zarrl rb dcciTpappcr rvohr auf den vorangehendenSatzte,' Man hat es also -it "irr"- Speziarbefehr zu thun.3) c. l. G. z6zt, Micher r\r. 412 und die daserbst zitierten Steren.a) Dass im I)ekret.von Kalyrnnos unter dem paot?e)S Antigonos zllverstehen sei, kann ich nicht ande"rs graubhaft *r"h"r, ars durch die beidenAnalogieen. Gew.hnrich denkt man a: Alexancrros, spezier an dessen Re-stitutionsedikt vom Jahre ae+ (so Hi"r.r, Greek ui.i".i*r Inscript. Nr. 1s0. wila_mowitz bei Sonne, de arbitris externis . . . oirr. cott. 1ggg, s. 76 an einenPtolemaier); alrein darauf rdeutet inhartrich gr. rri.rrrr; man vergreiche dagegenetrva die oben erwzihnte Inschrift von Myt,ene c. r. G, 2166. Man konnteauch an einen Seleukiden denken unter vergreichung von Micher Nr. 4b7.5) Auf eine.Detailbesprechung aller fur diese ieit inBetracht fallendenInschriften kann ich r,i". ,i.ni .ln't."t"r, auch nicht auf alle Lysimachos-Inschriften. Letztere sind zum Teil historir.rr.potiti..r, ni.n, sehr ergiebig, undan dieser stere kann nur das prinzipie,e ,r; s;;h" Lo,n,r"n.t) Vgl. auch l(ohler a. a. O., S. aao.

11-t

er ziehe es vor, dass die stadte aus dem benachbarten 1{6nigs-lande ihr Getreide beziehen. Auch das greift, nach heutigenAnschaulrngen, sehr tief in die >Selbstverr,valtung( eines Gemein-wesens hinein, und doch sind diese Gemeinwesen autonom, wenig-stens dem Namen nach; und dass diese Autonomie nicht einmalein blosses Scheingebilde wat, zeigt ein interessanter passus auseinem Briefe des I(onigs Antiochos I. an die Stadt Erythrai(Michel No. 37). Die Gesandten von Erythrai sagen, die Stadtsei unter Alexander und Antigonos abr\vopog zai d.gopo)6yqrogg'ewesen. Es konnte hier kein Grund vorliegen, dem Antigonoseine freiheitliebende verwaltung zu2uschreiben, \Menn das nichtden Thatsachen entsprochen hritte. um die Restitution zu er-rvirken, gentigte die l.[ennung Alexanders, oder falls man ltigen rrvollte, hatte man Lysimachos gerade auch noch genannt. DieSteile bev'eist meines Erachtens absolut sicher, dass Jie Regierungdes Antig'onos von der des Lysimachos prinzipiell verschieden war)und dass der l]nterschied deutlich empfunden rvorclen ist. 1)

F-ur das Steuer\4resen ist das vorliegende l\,Iaterial so sprirlich,dass sich ein sicheres urteil nicht gewinnen leisst; ich bemerkehier nur soviel, dass ich die von r-enschau z) p. 166 vorgeschlageneUnterscheidung von oivra{6 und gbpos nicht akzeptieren kann.

Ich denke nun, dass Antigonos die hellenischen Stadte (spzite-stens) von 315 an seinem Reiche angliederte. B) wo der An-fangspunkt dieser Reichspotitik liegt, 1onn"n wir nicht g.enauermitteln. Anno 315 ist sie schon inauguriert; im phonizischenLager des Antig'onos befinden sich (a. 31b) Truppen ocler Ab-

1) Hom, Griech. Geschichte, Bd. IV, s. 169, spricht sich dahin aus,dass es unnbtig sei, die Verhaltnisse der hellenischen Stadte zu den l)ia-dochenregierungen staatsrechtlich genau erfassen zu wollen. Das entsprecheder Vielgestaltigkeit und Regellosigkeit jener Zeit nicht: aber gerade derzitierte Passus widerlegt ihn vollstflndig.

2) de rebus Prienensium, Leipzig. Stud. XII, S. 11g ff.3) Interessant ist auch, dass in dem Freiheitsdekrete der K6nige, das

unter Polyperchons verweserschaft erlassen wurde (Diodor 1g, s;), dieAutonomiepolitik an Alexandros und philippos angekniipft wird, -it' "u.-driicklicher Desavouierung des Antipatros. Dass Alexander in seiner letztenZeit sich irber ihre Schranken hinweggesetzt hat, ist sehr wohl moglich(K2irst, Hist. Zeitschr., Bd. 38, S. zoglto).

115

geordnete von verbtindeten Stadten. 1) niese kOnnen nicht erstseit der Kriegserklarung der Satrapen . eingetroffen sein; ichglaube daher, dass diese Verbindungen weiter zulickzud.atierensind. Die schon oben einmal kurz bertihrte Schiffssendring ausdem Hellespont (Diod. 19, 62) liisst vielleicht an hellespontischeund propontische Stadte denken, und man kame daher ins Jahr317 znrtick, zu r,r,elcher Zeit Lntigonos in dieser Gegentl kampfte;doch sind nach Diodor 19, 60 z. B. Astakos und l{alchedon erstetr,vas spilter dem Bundnisse beigetreten. was c]ie Art und weisedes Beitrittes betrifft, so ist sehr wahrscheinlich, dass mit deneinzelnen Stadten Sondervertrilge abgeschlossen wurden, die nichtin jedem F'alle ganz gleich beschaffen \lraren. Ein schones Bei-spiel eines solchen Sondervertrages ist der mit Rhoclos nach derAufhebung der Belagerung abgeschlossene (Diod. 2a, gg). Mankann hier vielleicht alles als typisch ansprechen, mit Ausnahmeder speziellen Ptolemaios-I(lausel. von Bunclesvertrd.gen findetsich eine Lnzahl, jedoch ohne nilhere Bestimmlur[Jen, bei Diodorerrvd.hnt. Ein Spezialvertrag ist derjenige mit Rhodos vom Jahre313 bei Diodor 19, i7; er scheint die Rhodier nur ftir Beihulfeztrr Befrei,ng der hellenischen staclte verpflichtet zu haben.Zu den Erfordeniissen der Autonomie, welche den verbundetenStadten garantiert r.r,ird, gehort, theoretisch wenigstens, alch dasBefreitsein von Besatzungen fremder Souverd.ne. Diodor berichtetfast bei jeder Stadteroberung, die Antigonos und Demetriosmachen, dass sie die Besatzungen weg.zogen und die Stadt d"gpo[-P?ros liessen. Von grdsserem fnteresse ist die Stelle lg,7B ,zai roi-tsxa)z"deis dglzev dgpouprlcous, [[.tore yevioBac gavepbv, tbs rpbs d.),r1Becav'Avtiyovog ileu9epoiv tcpollptrat robg "E)trqvag.<< Solange also eineStadt die Besatzung eines Machthabers dulden musste, gait sienicht als absolut frei.z) Dass das verh;iltnis des Antigoro. ,,den hellenischen Stadten eine Symmachie war, in der bis zueinem gervissen Grade alle Gliecler gleichberechtigt r,varen, gehtauch hervor aus Diod or 20, 46 ,>ritv ltiv ouppayidav r6),eoy ouv{dpoug

1) Di9d. 19, s8 : ,>o'i re lz ut.tv oultltaxidaru r6)eav zai rd.vres ofzotvoirpafoivceg colg nepi' AvriTovov.

2) Vgl. auch die Stelle bei Diodor 20, 103 iiber Korinth, worin durchdie besonderen Umstzinde gerechtfertigt wird, dass noch eine antigonischeresp. demetrische Besatzung in der Staclt blieb.

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ff'iii,

116

ouortjoaoBat rcbs poil,euooltdvoug zotvfi repi rdv rfi'E))tilc oupgepbvroru<<.1)

Dies bezieht sich auf die Zeit vor der Erneuerung. des korin-thischen Bundes anno 302.

Kohler, Berliner Sitzungs-Berichte 1898, Seite 835 ff., hatbetont, dass Antigonos die Strategenverr,valtung an Stelle derSatrapenverr,valtung einfuhrte, dass er die Ger,valten nicht trennte,wohl aber dem lJmfange nach sehr verkleinerte. Das letzte deut-liche Beispiel von Gewaltentrennung nach dem alten persischenSchema (ein Satrap ftir die Civilverwaltung, daneben ein militai-rischer Machthaber), finde ich bei Diod. L9,75, wo dem Asandrosin I(arien nur die Civilverwaltung gelassen wird, also not.r,vendigein anderer das militarische Kommando gefuhrt haben muss.Nun hat unseres 'Wissens allerdings Lysimachos das Strategen-system akzeptiert; aber es muss doch in der Verwaltung einprinzipieller Unterschied geherrscht haben, wie ich schon obenangedeutet, und den sehe ich darin, dass bei Antigonos diehellenischen Stadte der Gewalt des Strategen nicht unterworfenwaren, wohl aber bei Lysimachos. Fur Lysimachos beweist eseine Inschrift iiberzeugend; 2) was hingegen Antigonos betrifft,so ist der Schluss hauptszichlich ex silentio zu ziehen. Strategendesselben sind uns bezeugt aus Sardes und Synnada (Diod.20, 109),aber nirgends aus einer griechischen Stadt, welche nach demVorgange Alexanders autonom war. Aus Ephesos kennen wirfur diese Zeit ziernlich reichlich Inschriften; aber es begegnetuns nirgends eine Spur von einem antigonischen Strategen. Ineinem Falle 3) konnte nran frir Erythrai einen solchen annehmen;doch wissen wir aus Diodor, dass Demetrios in diesem Zeitpankte

r) Zur Autonomie ist noch zu vergleichen das Dekret des ilischen Stadte-bundes ftir Malusios von Gargara (Michel Nr. 522, Z. 2416 : Dittenberger169), ferner das neu publizierte Schreiben des Antigonos an die Stadt Skepsis(Journal of Hell. Stud. XIX, 1899, Part. II, S. 930 ff.): Antigonos ersucht dieStadt, sich auf das Friedensinstrument zu verpflichten. (Sie kann nattirlichden Friedensvertrag nicht selbst unterzeichnen, da der Hegemon der Sym-machie sie nach aussen repriisentiert.)

z; Das Dekret der ionischen Stadte, Ditt. 189 : Michel n. 48S. Mankann hierher auch noch den Greck Inscr. Brit. Mus. Nr. 402 publizierten Briefdes Lysimachos an Priene ziehen, in welchem von einem Strategen dieRede ist.

3) Greek Inscr. Brit. Mus. n. 452.

1L7

die Stadt durch'fruppen unterstiitzt hat.r) Man kann iiberhauptdas blosse Vorkommen eines Strategen nicht als Ber,veismittelfur die Gestaltung der Organisation verwenclen, welche d.er zu-stindige Machthaber in seinem Reiche durchgefiihrt hat. Eskann immer ein spezielles militiirisches l(ommando vorliegen,be,sonders wenn der F'a1I einem Kriegsjahre angehort (z.B.3OZ|L).Gerade der Umstand, dass die Herrschaft des Antigonos inYorderasien rasch zusammenbrach unter dem Anstosse des LysiJnrachos, zeigt, dass seine sonst beliebte Herrschaft nicht durchBesatzungen in allen Stadten geschi.itzt war. Es ist ja wohldenkbar, dass der eine oder andere wichtige Platz durch einTruppenkontingent gesichert u,ar, wie z. B. sehr u,ahrscheinlichAbvdos (Diod. 20. 107); aber gerade das Reskript an Teos be-rveist, dass keine vermittelnde Gewalt zwischen Antigonos undden r-erbflndeten Stadten stand.2)

r) Wenn iiberhaupt die Inschrift auf diese Zeit zl beziehen und nichtnach clem Tode des Antigonos anzusetzen ist.

2) Diese Auffassung decl<t sich im allgemeinen mit derjenigen, welcheI(6hler a. a. o. S. s3s und 842 darlegt. Niese I, S. 998, sagt dagegen durch-aus unrichtig, die Venvaltung des Lysimachos sei von derjenigen des Antigonos s,ohl nicirt verschieden gewesen. Ahnlich liegt das Verhaltnistviederum unter demjenigen Antiochos, welcher die Briefe an den SatrapenMeleagros in der Sache des Aristodikides von Assos geschrieben hat (MichelNo. 351 Droysen II, 2, S. 377). Da zeigt es sich z. 8., dass die Stadte Ilionund Skepsis nicht in gleicher Weise t,om Konige regiert werden, wie diepctoilcdl Xrrpa. (Der Gegensatz zwischen Basilike chora und Stadtgebietzeigt sich auch im Reskript an Teos z. 80 f. und in einem Briefe Ale-xanders des Grossen an Priene, Greek Inscr. Br. Mus. Nr. a00). Das demAristodikides geschenkte Konigsland geht in dessen Privatbesitz tiber ausdem des Konigs, und es wird nun in der Verwaltung einer benachbartenStadt angegliedert (tcpooeviyzaoBac rpits rilv 'I)tdav ril,u i Xzr1^l,iovZ. 20 f., Z. 4415 ttnd Z. 57). Weitere Andeutungen bestiitigen diese Auf-fassung, z. B. Z.58: >>rpbs i, dp poilqru rdp rb)eov Bv rlc fiuer{pacoultpLayiat<<, oder 2.45: >>rdtv lv ric yipru zai ouppaXiat. Feinei scheintder Satrap des hellespontischen Phrygiens keine Gewalt tiber Ilion ausgeiibtzu haben. A. a. O. Z. 13 f.: er ersucht die Stadt, die Wunsche des Aristo.dikides zu erfiillen: >>zu)dtg d' dv rcorloacre nl,rlgcod"pevoc . . . rr). gilciv-$gonu, abriic:< -- Etwas anders fasst Niese II, s. 9s, die stellung von Ilionund Skepsis zum Seleukiclenreiche auf. Ich glaube aber doch, dass man eineLockerung des Verhaltnisses zwischen diesen Stadten und dem Reiche an.zunehmen hat, wie wir dies ja von andern Stadten aus der Zeit des AntiochosTheos wissen, vgl. die Stellen bei Niese II, S. 185, Anm. 10 und 136, Anm. 1.

118 119

Ich glaube die Verhailtnisse endgultig etwa folgendermassenformulieren zu konnen: Antigonos gliederte die hellenischen Sta-dtein Asien, welche Alexandros freigegeben hatte, sor,vie diejenigenvon Hellas selbst, seinem Reiche als Bundesg.enossen an. Mitden einzelnen Stadten schloss er Sondervertrflge ?b, die wohlnicht jedesmal die gleichen Bedingung'en enthielten; hingegeniibte er auch tiber diese Bundesgenossen eine gewisse, nicht sehrgering bemessene, Gewalt aus in seiner Eigenschaft als }legemondes Bundes. Aber im Unterschied zu den andern Konigen hater die genannten Stadte nicht zu seiner Territorialherrschaft ge-schlagen, sie nicht seiner >f)ynasteia<< einverleibt, d. h. er hatsie nicht durch konigliche Beamte regiert. Es war dies ungefahrdasselbe Verhetltnis, wie es in Alexanders Reich bestanden, undAntigonos hat mit Bewusstsein seiner Reichspolitik gemdss auchdie Gliederung' der einzelnen Bestandteile und die Art und'Weise,seine Macht geltend zu machen, gestaltet. Anders Kassandros undLysimachos. Diese bestrebten sich, die eroberten oder freir.villigzu ihnen tibergetretenen Stadte ihrem Reiche einzuverleiben. Sieregierten dieselben direkt durch kOnigliche Beamte, wie z. B.Lysimachos den Strategen iiber den ionischen Stadtebund ein-setzt (Ditt. No. 189 ; Michel No. 485).

Ich will nun noch versuchen, von einigen gegebenen Punktenaus einen Einblick in das 'organisatorische Verfahren des Lysi-machos zu gewinnen. Aus Strabo p. 640 hat man schon frtihergeschlossen, dass in Ephesos eine Zeit lang eine Oligarchie ge-herrscht habe, deren Organe die a. a. O. genannte Gerusia unddie Epikletoi waren, und wegen der Verkniipfung bei Strabo hatman ferner angenommen, Lysimachos sei der Urheber dieseroligarchischen Reaktion g'ewesen. Eine Stutze fur diese Ver-mutungen fand man dann in zwei ephesischen Inschriften, r)

t) Greek Inscr. Brit. Mus. Nr. 449 und 470. In diesem Sinne habendie Inschriften verr,vendet Menadier, Qua conditione Ephesii usi sint etc. Diss.Ilerl.; Feldmann, diss. Argent.IX, 151ff.; L6vy, Rev. des et. Gr. VI[, S. 231f.Hogarth, Journ. of Philol. Nr. 37, S. 69 ff. Anders haben dariiber geurteilt,Dittenberger in der Anmerkung zu der Inschrift Nr. 1861 Lenschau, de rebusPrienensium (Leipziger Stud. XII, S. 191ff.), Swoboda, Griech. Volksbeschltisse,S. 103. Auch das Urteil von Hicks, Einleit. zu den ephes. Inschr. Gr. Inscr.Brit. Mus. III, S. 76-77, deckt sich nicht ganz rnit demjenigen Menadiers.

in rvelchen von der Gerusie und den Epikleten die Rede ist.

\,Ienadier, der die Frage zuerst im ZusamLrnenhang angefasst hat,kam zu dem Resultate, dass die Gerusie mit der hochsten Gewaltim Staate von Lysimachos bekleidet rvorden sei. 1) Von der Vor-geschichte der beiden Kollegien sagt er dagegen ausdrticklich,sie sei ganz unbekannt. Eine niihere Betrachtung der beiden

IJrkunden zeigt nun aber, dass rvahrscheinlich ein direkter Za-

sammenhang zwischen der Verfassungs2inderung und der Stellung,welche die Gerusie in den beiden Inschriften einnimmt, nichtbesteht. Der definitive Beschluss wird in beiden F'allen von Buleund Ekklesie gefasst, wiihrend Gerusie und Epikleten nur Urheberdes Antrages sind.2) Die letzteren konnten, meines Erachtens,

nicht einmal selbst vor dem Rate den Antrag stellen. In den

Dekreten aus Iasos, rvelche Swoboda Seite 7O f. zitiert, kommendie betreffenden Beamten selbst vor den Rat und stellen den

Antrag. Ganz analog dem Vorgange in den ephesischen Dekreten

t; Wie DroysenII,2, S.211, Anm.2, Feldmann undHicks a.a.O. nimmtMenadier das Jahr 302 als Zeitpunkt fi:r die Einftrhrung dieser Verfassungs'Einderung an; sie sei von Prepelaos bei seinem Ztge gegen die ionischen

I(iistenstiidte durchgeftihrt worden. Als Beweis wird Diodor 20, 111 angefiihrt:>>ilvdyzctoe (Demetrios) criv r6]cv eig r)1v rpoutrdpXouo&v dttoxucaorfivacrd.(ru<< etc. Nun ist aber in dem Berichte tiber die Massregeln, welchePrepelaos in dem eroberten Ephesos vornahm (Diod. 20, 107,4) rnit keinemWorte angedeutet, dass die Demokratie gestiirzt worden sei I ?t|fizev kommtsonst gewohnlich bei Diod. in der Diadochengeschichte inVerbindungen vor, tvieileuBipous dgizev 20,ls,3; abrovbpous dg. 19,751 d.gpoup7rouS d9. Man

hat sich nun geholfen, indem man sagte, dgcivu bedeute hier einfach strafloslassen; aber das wdre ja gar nicht der Fall gewesen, wenn die Demokratiedurch neue Amtsgewalten ersetzt worden wtire. Ebenso ungewdhnlich istder Ausdruck eis lfiv rpoUndpXouoav rd€u d.rcozaraorfivat; lur die Wieder'herstellung der Demokratie gebraucht Diodor in der Diadochengeschichte

sonst immer tleufiepoity oder abrbvoytov d"gdvu oder dergl. Ich erkl2ire

die Stelle in der Weise, dass ich annehme, Demetrios habe mit bewaffneterHand die Stadt gezwungen, wieder auf seine Seite zu treten; eine lysi'machische Partei mag sich wohl in der Stadt geregt haben unter dem Druckeder von Prepelaos hinterlassenen Besatzung'

2) Wenn die Gerusie und die Epikleten selbst das Recht besessen

hiitten, das Burgerrecht zu verleihen (woraus man eben auf ihre politischeMachtstellung schliesst), wiirden sie kaum bei der Bule um die gesetzliche

Sanktion nachgesucht haben; es ist aber klar, dass sie nur den Antrag stellen,

die Bule dagegen denselben zum Beschluss erhebt.

t20

ist derjenige, welchen uns eine Urkunde aus Iasos zeigt:r) ^l,qgtopardv rpeopuripov . . . . 6rip riv of rpeoP,irepoc tcpoeypri^J,(],vro, ddofeyrilc poili1t zai fi)c drjluot . . . . repi dv dttfl)Bov ofltcpeo)ptrepu &r) coiTupvaocd.pXou Xpuoitntou. . . .(( Hier wird das Psephisma durch Ver-mittelung des Gymnasiarchen vorgelegt; der Unterschied bestehtnur darin, dass die Presbyteroi in Iasos keine Behorde waren.2)Neben diesem staatsrechtlichen Beclenken - denn eine obersteBehorde, die nicht selbst mit der legislativen Gewalt verkehrt,ist doch in der That seltsam - spricht auch noch ein andererUmstand geg'en die Annahme, dass die beiden rnschriften einevon Lysimachos resp. Prepelaos der Gerusie und den Epikletenneugeschaffene Machtstellung repriisentieren. In der Inschrift Brit.Mus. Nr. 449 verlangen die beiden l(orperschaften von PrepelaosSteuerfreiheit fur den Tempel. Man ware demnach eher geneigt,anzunehmen, dieselbe sei ihnen eben durch denselben entzogenworden. Jedenfalls kommt man nicht zu der Uberzeugung, dassPrepelaos die beiden Kollegien mit ganz ausserordentlichen Ge-walten bekleidet habe. -'Wenn ferner Nlenadier ganz allgemeinannimmt, Lysimachos habe in allen Stadten seines Reiches dieseBehorde eingesetzt, so ist das gewiss unrichtig. Dazu ist zu be-merken, dass freilich die Gerusie meistens in Gemeinwesen sichfindet, die einst dem lysimachischen Reiche angehort haben, dassaber kein einziges Beispiel (abgesehen von Ephesos) fur die Zeit d,es

Lysimachos selbst nachgewiesen werden kann. Die Inschriftenvon Priene z. B. (Greek Inscr. Bd. III, Nr. 401 ff.), welche ausclieser Zeit auf uns gekommen sind, zeigen keine Spur von einerVerfassungsii.nderung. Dort bestehen die Gewalten der Bule undEkklesie ganz ungest6rt fort. Von Herakleia" r,r,issen wir ausMemnon, dass Lysimachos urspriinglich der Stadt auf ihren'Wunschdie Demokratie gewzihrt hat, und dass sie erst unter Arsinoewieder aufgegeben wurde. Wenn ubrigens die Gerusie eine vonLysimachos neu kreierte, missbeliebte Beh6rde gewesen wiire, sc)

hatte sie sich kaum mit dieser auffallenden Langlebigkeit in sovielen Stadten erhalten, s) sondern witre mit dem Falle seines

t; Rev. des et. grecques VI, S. 167. 2) Swoboda bringteine Analogie bei aus I(nidos (Greek Inscr. Brit. Mus. No. 786).

e1 Die Gerusie findet sich tibrigens auch in Stadten, welche nie demReiche des Lysimachos angehort haben, wie die von Menadier aufgestellte

t27

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Reiches spurlos verschrrtrunden. Dass die (ierusie, nachdemsie durch die vorhergehende dernokratische Regierung wiederersetzt war, noch politische Bedeutung beibehalten habe, scheintmir unwahrscheinlich; es findet da keine allmeihliche Ruckbildungstatt, sondern durch den einmaligen Akt der Verfassungs2lnrlerungstellt sich das alte V'erhriltnis wieder her, und dass gerade wiihrenddieser kurzen Zeit, langstens von 294--281, das Institut als poli-tisches sich so weit verbreitet habe, ist, wie oben gesagt, durch-aus nicht zu beweisen. 1) L6vy sagt a. a. O. Seite 236: >Ainsi donc,

la gerousie semble se pr6senter )r nous sous l'aspect ambigu, et en

quelque sorte contradictoire, d'un corps public, officiel, auquel feraitd6faut toute comp6tence positive en matidre d'administration, toutpouvoir politique.< Ich halte die von ihm ins F'eld geftihrtenGrtinde, dass dies die Rudimente einer ehemals hohen politischenStellung seien, nicht fur ausreichend, um gegen die zuvor ge-ilusserten Bedenken mehr allgemeiner Art aufzukommen. 'Wenn

die Gerusie nach der Inscirrift C. I. G. 4275 wirklich z1r den>Politikai Archai< gerechnet worden ist, so braucht das nichtmehr zu sein als der Uberrest einer Gewalt, die diesem Institutein anderen Stadten nach dem Vorbilde der ephesischen Tempel-behorden gegeben worden ist.

Etu'as anders erklart Hicks a. a. O. die Stellung der Gerusie.Er legt dar, w,ie bedeutsam der Einfluss des Artemisheiligtumesin Ephesos ge\\,esen, namentlich auch als eines Geldinstitutes.I)ie I-eitung des Tempels habe nun Lysimachos irr die Handeeiner neugeschaffenen griechischen Korperschaft gelegt, und so

sowohl den Tempel fur sich gewonnen, als auch die Macht riberdie Stadt an sich gebracht. Aber die Inschrift Brit. Mus. n. 449

Liste zeigt. Das Institut hat sich also, in einzelnen Fiillen wenigstens, ohne

Zuthun des Lysirnachos verbreitet, und da eben Ephesos den Ausgangspunktbildet, ist es naturnotwendig, dass der Verbreitungsbezirk vornehmlich das

ehemalige lysimachische Reich war.r) Mommsen, Rom. Gesch. V, S. 326, A. 1 spricht sich auch gegen die

Ankntipfung der vorderasiatischen Gerusie an die politische Behorde des

Lysirnachos aus. An dieser Stelle mochte ich noch aufmerksam machenauf eine Inschrift aus Aphrodisias C. I. G. II, 2784 die der Gerusie eineandere Stellung zuzuweisen scheint als der Bule und dem Demos. ,i poilqzai 6 dilros 6Agpo\o#ory zai'fi Tepouoiao, wo die Stellung der Gerusiehinter dem Demotikon sie deutlich von Bule und Demos scheidet.

L22

zeigt uns eben, wie ich schon oben dargelegt, die beiden Korper-schaften in einem durchaus andern Verhailtnis zu Prepelaos. Eskann, meiner Ansicht nach, kaum ein Zweifel darUber bestehen,dass im Kriegsjahre 302 die erwd.hnte Gesandtschaft von derCierusie an Prepelaos geschickt worden ist, weil derselbe ent-weder die Steuerfreiheit annulliert hat, oder weil man das von ihmbefiirchtete. Wenn ferner Lysimachos zu irgend einer Zeit dierealen Machtverhailtnisse in Ephesos hat iindern rvollen, ist es hochstwahrscheinlich, dass er sich an irgend einen gegebenen lVlacht-faktor anschloss, nicht einen durchaus neuen kreierte, und sichso einerseits die alten Tempelbehorden verfeinclete, andrerseitsdoch die demokratische Biirgerschaft nicht geu'ann. In gewissemSinne beurteilt Curtius (Gesammelte Abhandlungen I, S. 235 tr)den Vorgang uihnlich wie Hicks, indem er die That des Lysi-machos als Hellenisierung des Tempels auffasst.

Hicks hat a. a. O. darauf aufmerksam gemacht, dass diebetreffenden ephesischen Inschriften (Brit. Mus. Nr. 449 u. 470)ein Hervortreten der Gerusie und der Epikleten nur in Tempel-sachen zeigen. r) I)arauf fussend nahm dann Lenschau a. a. O.und nach ihm Swoboda gewiss mit Recht an, die beiden Korper-schaften seien 'fempelbehorden g'ewesen. Damit ist aber die ausStrabo zitierte Stelle iiber ihren Einfluss noch nicht aus der \Areltgeschafft; denn dass dabei nur an den Tempel zu denken sei,ist nach dem Wortlaute ausgeschlossen. Es bleiben nur zweiAuswege: entweder hat Strabo die Tempelbehorden falschlicher-rveise ftir Staatsgewalten angesehen, oder die ersteren habet zueiner gervissen Zeit effektiv die ihnen zugeschriebene hervor-ragende Stelle eingenommen. Im letztern Falle, den ich ftirwahrscheinlicher halte, wtirde ich die Zeit nach 28615 fnr ihreAnsetzung vorschlagen; denn durch ihren Abfall zu Demetrioshat die ephesische Demokratie sich gegentiber Lysimachos kom-

t1 Hicks setzt also gleichfalls voraus, dass die Gerusie und die Epikletennur den Antrag stellten vor der Bule auf Erteilung des Biirgerrechts (resp.die Bekriinzung, in Nr. 470); denn die Kompetenz zur Erteilung des Biirger-rechts liisst sich doch nicht vereinigen mit der Annahme, die Amtsgewaltder Gerusie und der Epikleten habe sich auf religiose Sachen beschr€inkt (vgl.Hicks, S. 76, Spalte links unten).

123

promittiert. t) \Vie steht es unter dieser Voraussetzung mit denbeiden Inschriften ? Nleines Erachtens durfte man sie nicht aufdiese oligarchische Periode beziehen, sondern wir rvurden aus ihnendas \Aresen erkennen, das den beiden I(ollegien eigen war, bevorLvsimachos sie an die Spitze des Staates stellte. Und es ist jadurchaus wahrscheinlich, dass Lysimachos sich bei derVerfassungs-iinderung auf einen schon existierenden Machtfaktor gesttltzt hat.

\\renn ich die oligarchische Umgestaltung der ephesischen\rerfassung in die Zeit nach 286 setze, kommt als weiteres Motivnoch der IJmstand hinzu, dass sehr wahrscheinlich die grosse\reranderung' der Stadtanlage und die Einbeziehung der StadteI(olophon und Lebedos im gleichen Zeitraume stattgefuncien hat.Ich habe oben (S. 68 und S. 94) zu zeigen versucht, dass das

Jahr 28615 ais terminus post quem ftir diese Umgestaltung vonEphesos anzusehen sei. Nach Plut. Dem. 46 hat Eurydike anno286 den Dernetrios in oder bei N[ilet empfangen. Mit DroysenSeite 303 Anmerkung 1 schliesse ich daraus, dass Milet damalsnoch nicht lysirnachisch war; demzufolge fallt das Ehrendekretcler 13 ionischen Stadte (das also Kolophon und Lebedos nochals selbstrindige Stadte voraussetzt) ftir Hippostratos, den vonL)rsimachos iiber sie gesetzten Strategen, in die Zeit nac]n 286.'9)

1) Auch frtiher hat sie sich durch besondere Anhanglichkeit gegeniiberden Antigoniden hervorgethan, vgl. die Inschr. Brit. Mus. Nr. +48, 452, 453.'-- Ich habe schon oben (S. 120) dargelegt, dass Lysimachos nicht prinzipielldie Demokratie in den hellenischen Stadten durch oligarchische Regierungenersetzt hat, und werde auch am Schlusse noch einmal darauf zurtickkommen.

2,1 Rohde, der griechische Roman, S. 75, A.1, kommt auf anderm Wegeebenfalls zu diesern Datum. - Es ist immerhin mit der Moglichkeit zu rechnen,dass Milet a.286 nur vortibergehend von Lysimachos abgefallen ist; doch ist einsolcher Abfall nicht wahrscheinlich, bevor Demetrios selbst mit einem Heerein Asien erschien. Nach der Geschichte von Ephesos, die wir ftir die Jahre301-299 ziemlich gut kennen (vgl. oben S. 54), halte ich es ftir ausgeschlossen,dass man die Einbeziehung von Kolophon und Lebedos a. 301 ansetze, wie diesHicks, Brit. Mus. III, S. 70, thut, indem er die ephesische Chiliastys der Lebedier,die a. 3001299 erscheint (Brit. Mus. Nr. 453), mit diesem Synoikismos in Ver-bindung bringt. Vielleicht war ein Teil der Lebedier nach Ephesos um-gesiedelt, als die Vereinigung mit Teos sich zerschlagen hatte (vgl. Giibler,Erythrae, S. 21, Anm. 3). Ed. MeSrer, Geschichte des Altertums II, S. 1S9 A,mochte die Entstehungsgeschichte dieser Chiliastys wie die der i.ibrigcn indie Zeit der Adelsherrschaft zuriickverlegen.

124

Ich halte es nun nicht fiir ausgeschlossen, class clie d.ussere Um-gestaltung der Stadt Ephesos in direktem Zusarnmenhange stehtrnit der Verfassungsiinderung, indem ich annehme, Lysimachoshabe die durchaus demetrisch gesinnte Stadt in ein ganz neues

Gemeinwesen verwandeln wollen. t) - Niese (I, S. 402) helt es fiir

wahrscheinlich, dass Ephesos von Lysimachos seiner GemahlinArsinoe tiberlassen r,r,'orden sei. IiUr diese Vermutung wtirde wohlnoch eher als die Umnennun[J von Ephesos in Arsinoe die beiPolyaen VIII, 57 tiberlieferte Thatsache sprechen, dass Arsinoenach der Schlacht von I{orupedion sich in Ephesos befand, unddurch den Aufruhr der seleukisch Gesinnten zur F-lucht gezwung'enwurde. Doch scheint mir das Stillschweigen von Strabo undStephanos von Byzanz an den dfters zitierten Stellen, wo doch dieGelegenheit, von einer solchen Schenkung'zu reden, sehr nahe lag,gewichtig genug zu sein, um die Vermutung zu verr,verfen.2)

Als ich die Verbreitung der Gerusie im lysimachischenReiche besprach, machte ich darauf aufmerksam, dass (abgesehen

von Ephesos naturlich) Lysimachos keine IJmstrirzung einerdemokratischen Verfassung nachgewiesen werden konne; dass

das Vorgehen gegen Herakleia eine Ausnahme bilde. Aber geradehier best;itigt die Ausnahme die Regel. Lysimachos hat denHerakleoten ihre demokratische Verfassung garantiert, und erstArsinoe, die dem Konige die Stadt abzuschwatzen verstandenhatte, machte der Demokratie, tiberhaupt der Selbstverwaltungin jeder Hinsicht, ein Ende. A1s positiven Beweis fuhrte ich ftirmeine Behauptung dfr, dass, nach Ausr,r'eis der Inschriften, inPriene die Verfassungsform von Lysimachos unangetastet ge-

l) Damit mag es zusammenhengen, dass die Ephesier der Veriinderungder Stadtanlage feindlich gegentiberstanden (Strabo p. 640, Steph. v. tsyz.s. v. "Egeoos); denn in topographischer Hinsicht war das Unternehmen des

Lysimachos ein durchaus verntinftiges, durch die Verhaltnisse begriindetes.f)iese Ansicht haben die osterreichischen Archaologen bei den neuesten Aus'grabungen gewonnen; vgl. Benndorf im Beiblatt zu den Osterreichischen

Jahresheften II, S. 34/35. Ebenso begriindet war die Einbeziehung von Lebedosund Kolophon, die beide gewiss recht unbedeutende Stadtchen waren Schon

Antigonos hatte gesehen, dass Lebedos nicht existenzfiihig sei. Gleichwohlmusste Lysimachos ihre Einverlelbung mit bewaffneter Hand erzwingen.

z; Ich korrigiere in diesem Sinne die S. g+ beilaufig geiiusserte Ansicht

tiber diesen Punkt.

t25

blieben ist. Dagegen scheinen nun freilich die I-emnier in der vonWilhelm publizierten Urkunde (Hennes Bd. 23, S. 454) von einerWiederherstellung der Verfassung durch Seleukos zu sprechen.Damit kann aber sehr wohl nur die Freilassung aus der Reichs-gewalt, d. h. der Souverainetei.t des Lysimachos und eventuelleines Strategen desselben gemeint sein. In der That ist die Inselzu dieser Zeit trieder athenisch geworden. r) I'rir eine oligarchischeReaktion kdnnte man ferner einen Anhaltspunkt zu finclen glaubenin dem (iesetze, rvelches die Ilier gegen Tyrannis und Oligarchieerlassen haben; 2) aber dasselbe macht einen vollkommen ab-strakten, theoretischen Eindruck. Nirgends findet sich die Spureiner historischen Beziehung', die gewiss nicht fehlen wurde, wennin der Ihat eine Tyrannis oder Oligarchie vorangegangen w;[re.In den tibrigen aus Ilion erhaltenen.Inschriften findet man eben-falls nicht die geringsten Anhaltspunkte fur eine zeitweilige Ver-fassungs€Lnderung in der Stadt. Das Gesetz mag wiihrend der\Virren, die seit 281 mehrere Jahre dauerten, g.eg.en alle Moglich-keiten erlassen worden sein.3) Ich glaube also, dass Lysimachosden hellenischen Stadten ihre Verfassung belassen hat, dass ernnr in einzelnen I'allen, wo ihm zwingende Grunde vorzuliegenschienen, eine Umgestaltung der inneren Verh;iltnisse vornahm. a)

t) z.B,sagen die Nesioten (Cykladenbund) von Ptolemaios Soter (Bull.de corr. Hell. XVII, s. 20s, Ditt. Nr. 202, Nlichel Nr. B?3) >>zai robg v\pougatiodo;.ts zil rrlp ndtprcv iiil,rceiuv rcd.ocy zaraorioag.<< Die Herrschaft,von der sie befreit wurden, ist nach der allgemeinen Annahme die des Antigonos(vgl. Ditt. in der Anm. zur Stelle. Eine Best2itigung dieses Ansatzes auf 308enthalt meines Erachtens 2.26127t die Nesioten hatten clem Soter ptolemaioszuerst gOttliche Ehre erwiesen. Das >zuerst< steht deutlich im Hinblick auf dieRhodier, welche das i. J. 304 thaten). Allein gegeniiber s?imtlichen Zeugnissen,die uns litterarisch und inschriftlich iiber die Politik des Antigonos erhalten sind,werden wir nicht annehmen, dass Antigonos gerade auf den zum Cykladenbundegehorenden Inseln die Demokratie gesttirzt habe. Hier wie im Falle von Lem-nos kann bei der ,\Ariederherstellung der Gesetzeu sehr wohl nur an die Be-freiung von der Souver2inetdt des fremden Machthabers gedacht werden.

2) Michel Nr. 524, Brtickner, Berl. Sitz.-Ber. 1894, S. 461 f., Rec. d,inscr.jur. gr. II, pag. 24.

3) Eine solche Tyrannis entstand z. B. in der Anarchie der Jahre s02

-296 in Priene, nach Ausweis der Inschrift Brit. Mus. III, Nr. a0B.a) Nicht als Argument ftr diese Respektierung der Stadte, wohl aber

als Symptom ftir die wohlwollende Gesinnung des Lysimachos gegen sietnochte ich die Sorge anfiihren, welche der I(onig einigen von ihnen angedeihen

L26

Trotz des ziemlich reichen inschriftlichen Materials konnenwir nicht nachweisen, \,r'ie Ilion und der ilische Stadtebund in daslysimachische Reich eingegliedert waren. Itlach der Analogie,welche das I)ekret des ionischen Stadtebundes 1) an die Handgibt, mdchte ich vermuten, dass auch der ilische Bund einenVerwaltungskreis, d. h. den X{achtbezirk eines Strategen gebildethat. Was den ionischen Bund anbetrifft, schliesst Lenschau aus

den Spielen, welche derselbe zu Ehren Alexanders feierte,2) geu,iss

mit Recht, dass der Bund von Alexander erneuert worden sei.

Jedenfalls hat er zu Lebzeiten Alexanders schon bestanden undist nicht erst durch Lysimachos ins Leben gerufen worden. Dieserhat nur die schon bestehende Organisation zur Grundlage seinerVerwaltung gemacht. I)ass diese Foderation vor oder nachI-ysimachos grossere politische Bedeutung gehabt habe, ist sehrzu bezw,eifeln.3) In Zeile 59 des rhodischen Schiedsspruches inder Samos-Priene-Frage (Brit. lVlus. Nr. 403) ist das Panionionfreilich err,l,Shnt; aber sicher ist doch, dass von Alexander an

die Ijrage nie vor dem l(oinon der ionischen Stadte verhandeltworden ist, wo ihre Erledigung doch am natiirlichsten gewesenwiire, fiir den liall, dass demselben irgendwelche politische Be-

deutung innegewohnt hzitte. Als weitere negative Jnstanz kommt,wie ich glaube, eine Inschrift in Betracht, welche uns Kenntnisgibt von einem Vertrag zr,rischen Milet und Priene.4) Da istdie Rede von >>poqSeZv<<; ferner rverden die Prozessverhiltnissezwischen den beiden Stadten geordnet. -Wenn das I{oinon der-

artige Beziehungen nicht geregelt hat, muss seine innere Organi-sation sehr wenig ausgebildet gewesen sein.5) - Einem Strategen

liess; so erweiterte und verschdnerte er die Stadt llion; auch Smyrna scheint

er ausgezeichnet zu haben.t1 Ditt. 189, Michel Nr. 485.2) ,Alexandreiao, Strabo p. 644. Vgl. Lenschau a. a. O. S. 182 f.3) Mommsen (Rom. Gesch. V, S. 317 und Anm. 1) und Niese sprechen

diesen Verbiinden jede politische Bedeutung ab. Gilbert, Staatsaltert. Bd. II,S. 155/6 scheint mir zu weit zu gehen mit der Annahme, Lysimachos habe

das Koinon zu einem Verwaltungsorgane umgestaltet.a) Greek Inscr. Brit. Mus. III, No. 414.01 Es kann fraglich sein, ob das Koinon noch existierte, als dieser

Vertrag geschlossen wurde I aber gewiss gehort dieser Vertrag einer Zeitatr, da die staatlichen Gewalten (seien es iigyptische, pergamenische oder

r27

des Lr-simachos begegnen wir in dem Briefe, welchen Lysimachosan die Stadt Priene schrieb (Greek Inscr. Nr. 402). Lenschaua. a. O. S. 182 Anm. 4 nimmt ihn als Strategen des ionischenBundes in Arrspruch. Das ist sehr wahrscheinlich, da Prieneeben zo den L3 ionischen Stadten gehorte. Damit modifiziertsich auch die Ansicht, die Hicks zu Nr. 401 und 402 vorbringt,Priene sei rechtlich unabhangig von Lysimachos gewesen.l)

Das ist alles, u,as wir tiber die Reichsorganisation des I-ysi-machos n issen. Er hat meines Erachtens das Strertegensystemdes Antigonos beibehalten, aber mit der wesentlichen Modifikation,dass er die hellenischen, ehemals autonomen, Stadte dem l(om-mando der Strateg'en ebenfalls unterwarf und sie so seinem Reicheenger angliederte, a1s Antigonos es gethan hat. \A,7ie schon imAltertunr selbst. so hat Lysimachos auch von den modernenHistorikern keine sehr gtnstige Beurteilung erfahren; er so1l dieFreiheit der hellenischen Stadte vernichtet haben. I)as ist insofernrichtig, als er sie seiner Territorialmacht einverleibte, sie demBefehle seiner Strategen unterstellte. Aber das thaten in dereinen oder andern I'orrn al1e. Nur Antigonos begrtindete seinellacht nicht durch Schaffung eines territorialen Ftirstentums,sondern er baute fort auf den Grundlagen, die Philippos und Ale-xandros hergestellt hatten.2) Er war Hegemon in einern Staaten-

seleukidische) nicht ausreichten zum Schutze der Stiidte, und da wtirde maneben erlarten, dass das Koinon in Wirksamkeit getreten wiire. Wie standes zu Zeiten, da die ionischen Stadte verschiedenen Herrschern gehorten ?

Ich nehme z. B. an, Milet sei bis 286 nicht lysimachisch gewesen.t) Die Stelle des Memnon, auf die Droysen III, S. 261, Anm. z, ver-

weist, die Galater hatten den Stadten gegen die Fiirsten geholfen, beweistdoch nichts ftir die Zeit des Lysimachos.

2) Dieses Urteil, welches hier aus der litterarischen Uberlieferung undden Inschriften entwickelt ist, findet seine Bestiitigung durch die Mtinzen.Lysimachos ist der erste Ftirst, den bei seinen Lebzeiten die noch unterAlexander autonomen hellenischen Stadte auf ihren Munzen abbildeten. (VSl.L. Muller, die Munzen des Konigs Lysimachos. DroysenII, 2, S. 227, Anm. 1.)

Insofern wird man die Schlusse, die sich aus den Munzen ergeben, ohne Be-denken akzeptieren. (So zeigt sich z. B. auch, dass die ersten Seleukiden,Seleukos Nikator und Antiochos Soter die lysimachischen Verhaltnisse bei-behalten haben, was sich durch unsere anderrveitigen Kenntnisse bestatigt.)Doch muss nach zwei Seiten hin mit Zurtickhaltung geurteilt werden. Alsnegative Instanz dtirfte z. B. das F-ehlen von Lysimachosmiinzen in einzelnen

12.S

bunde, der aus koniglichem Larrcie ,d. h- it:'in: {:ri:- r..,mt.n} t}ebiete)und autonomen Stadten bestand; aber. x-ie *-:r rges6!a-n., xr-ar dieseStellung des Hegemon mit ganz bedeutenien {}er,*-,airel umkieidet,so dass der thatsiichliche Einfluss de-s .\ntig'*ncs a;i ,i.e helle-nischen Stadte kaum geringer ruar als derienige ce; anderenKOnige. 'Wenn man festhalt, dass trenigstens ln d,r ersten ZeitAlexanders das Reich sich darstellte als ein Sraate:,i:und. :nner-halb dessen die einzelnen Staaten autonom $aren. u:li blossfaktisch beschrilnkt durch die dem Hegemon iibertrasene tien-alt,kann man sagen, Antig'onos habe die Reichsnru:rirtelbarke:r cier

hellenischen Stadte aufrecht erhalten, und der Prozes-s in denanderen Diadochenreichen erweist sich dann a1s ein fl.hulicher,wie derjenige, der sich im Mittelalter abspielte, a1s die reichsfreienGebiete mancherorts von der Territorialmacht irgend eines Furstenallm;ihlich absorbiert wurden. Antigonos hat demnach seine Politikauch in der Organisation seines Staatenbundes konsequent clurch-gefiihrt, aber ebenso die anderen Diadochen, in der allmiihlichenbewussten Ausrottung des Reichsgedankens.

ionischen Stadten (2. B. Kolophon, Priene, Lebedos etc.) kaum bentitzt werden.Andrerseits ist auch der Fall nicht absolut ausgeschlossen, dass Stadte (oderVolkerschaften) mit dem Typus eines Herrschers pr2igen, dessen Reich sienicht unmittelbar angehoren; man vergleiche das Verzeichnis von Kupfer-miinzen mit dem Trpus Antiochos I. bei Niese II, S. 74, Anm. 3. So mochteich aus den ]Iunzen nicht schliessen, dass Kallatis und l\{esembria in derThat dem Seieukidenreiche -iemals angehort. oder richtiger ge*tagt, unterst'rischer \-ern-altung gestanden haben. Haufig ist auch die Be-.tinrnlung desPrzigeortes aus den Beizeichen nlcht mit Slcherheit zu erre'ichen: rnan r"gl.

das \rerzeichnis der unsrcirern Frage,:,rte bei }[ui]er" So bringt er Sr-nnada

in Vorschlag, rvas ich, der L be:'Iiel'emng lc'Igend. nicirt annehnren kann;vgl. oben S. 89, Annr. 1.

129

Nachtrag.

Ein recht interessantes Dokument ztr Geschichte des ersteu

I(oalitionskrieges (315-311) ist von I. A. R. Munro auf der

Statte des alten Skepsis gefunden worden. Nfunro hat die In-schrift im Journal of Hellenic Studies )(IX, 1899, Part. II, Seite

330 ff. publiziert und einige Bemerkungen daran gekntipft. Essind zu.ei Briefe, der erste ein Schreiben des Antigonos, rt'oriner die Skepsier iiber den I'rieden unterrichtet, rvelchen er mitseinen Gegnern abgeschlossen, der zweite die Antrvort der Skepsier,die hauptseichlich den Gluckwunsch der Stadt zu dem Erfolgedes Antig'onos enthiilt. Aus dem Briefe des Antigonos lernenwir, dass er seinen Bundesgenossen recht ausfr.rhrlichen, > rt'ohl-motivierten< Bericht erstattete uber die poiitischen Vorgiinge, zrt-

gleich aber auch, dass in dieser Berichterstattung mehr zr,vischen

den Zeilen zv lesen steht als in denselben. Unsere litterarischeUberlieferung' (bei Diodor) ervveist sich bei der Vergleichr,rng a1s

richtig, aber a1s stark rrerktirzt; es bestatigt sich aiso das lJrteil,das man im allgemeinen riber die Diadochengeschichte Diodorsformuliert hat. Der 19, 105 r'erzeichnete gemeinsame Friedens-schluss gibt eben nur d.as letzte allgemeine Resultat der viel-fachen Verhandlungen rvieder; der Sonderfriede zn,ischen Anti-gonos und I(assandros-L,vsirnachos ist tibergangen. Schon imJahre 313 (r,g1. Diod. 19, 75) u,tnschte Iiassandros Frieden zu

schliessen, und Antigonos war g'erne bereit, die Spaltung derfeindlichen Koalition mit einigen l{.onzessionen zu erkaufen; aberes erfolgte Einsprache (durch zo),uccti rucs, n'ie der tsrief Zeile 7sagt), gewiss von seiten des Ptolemaios, r) und Kassandros schenktedessen Vorstellungen Gehor. Der Krieg nahrn nun seinen Fort-gang, und I{assandros vermochte auch im Reste des l(riegsjahres

l) Man kann sich fragen, ob auch Lysimachos damals gegen l(assandrosaufgetreten sei. Ich glaupe eher, dass Lysimachos in den Fragen der all'gemeinen Politik sich stets durch Kassandros hat vertreten lassen. Bei derzr,veiten Unterhandlung wird auch nur I(assandros genannt, rviihrend derdaraus hervorgegangene Friede auch Lysimachos miteinschloss'

9

130

313 und im Jahre 312 keine Erfolge zu erringen, wzihrend sich

inr Osten, namentlich durch die Schlacht von. Gaza (312), die

Situation zu Gunsten des Ptolemaios (und Seleukos) verrinderthatte. Kassandros empfand am Beginn des Jahres 311 von neuem

ein lebhaftes Bediirfnis nach tr'rieden. Er unterhandelte mit Ptole-maios iiber die Grundlagen eines allgemeinen Friedens; indemer aber die Einsicht gewann (oder schon vorher besessen hatte),

dass Ptolemaios Forderungen stelle, die Antigonos nicht annehmen

werde, 1) benutzte er nun diese neuen Verhandlungen, um fursich und Lysimachos unter gtnstigen Bedingungen einen Separat-frieden zu erhalten. Prepelaos und Aristodernos gingen als lJnter-hiindler zu Antigonos. Einerseits die I'urcht vor den schroffernBedingungen des Ptolemaios (wahrscheinlich die Rehabilitierungdes Seleukos), andrerseits die Aussicht, Ptolemaios isolieren ztr

konnen, veranlassten' Antigonos, unter ziemlich weitgehendenKonzessionen 2) diesen Frieden einzugehen. Doch hat er dabeidie Autonomie der hellenischen Stadte gegeniiber I(assandroswahren konnen, wie er nachdrticklich hervorhebt.s) A1s Ptolemaios

von diesem Spezialfrieden, den seine ehemaligen Bundesg'enossen

eingegang'en .waren, erfuhr, suchte er seinerseits ebenfalls umAufnahme in denselben naclt; er konnte das um so eher thun,als jedenfalls gerade in dem Moment Seleukos wieder in den

Besitz von Babylon gekomrnen war. Ich schiiesse das daraus,dass Antigonos trotz der Isolieruhg des Ptolemaios dessen Vor-schlag annahm. A1s Grtinde fi.ir seitr Vorgehen gibt Antigonos

1) Wenn die Forderungen des Ptolemaios ftir Antigonos annehmbarwaren, ist nicht einzusehen, warum der erstere nicht auch in den Friedenmiteingeschlossen worden ist.

2) Kassandros hatte jedenfalls seine Anforderungen gesteigert. Ygl, Z. L3,

3) IVIunro glaubt, Antigonos habe den griechischen Stadten mehr ver'sprochen, als er halten konnte, indem er sich offenbar auf Zeile 16 ff. stiitzt'Der Satz dzrsi etc. enthalt aber die Begriindung zu dem Hauptsatz iotbpeSadeiu etc., d. h. Antigonos wollte das Zustandekommen des ganzen Vertragesnicht durch Kleinigkeiten geftihrden, weil ihm die Freiheit der Hellenen, seinaltes Programm, so sehr am Herzen lag. Die Verz6gerung, die entstehenk6nnte, steht in der Begriindung seines Verfahrens (dari rd etc.) seiner festenAbsicht entgegen, die hellenischen Angelegenheiten nach lftaften zu ordnen.Die Verz6gerung, von der die Rede ist, wire eingetreten, werul Antigonosin andern Beziehungen dem Kassandros keine Konzessionen gemacht hatte.

131

selhs-, en: eine Differenz mit Polyperchon, r) freundschaftliche{}esrnriilng zu Ptolemaios und Erschopfung der Bundesgenossene,.rr.--'lge der l{riegslasten, gewiss keine ausschlaggebenden l\{otiveffir ernen so folgenschweren bedeutenden Schritt. - Die Ver-mutung r-on )funro, dass in Zeile 28, vor Prepelaos und nach;!,{,:. ll:il.zua;.ov ausgefallen sei, nehme ich auch an. - Aus Zeile

6S und Zeile L}ILL des Antwortschreibens scheint mir sicherherr-orzugehen, dass bei dem allgemeinen Ausdrucke nU)lqves auchan die kieinasiatischen Hellenenstzidte zu denken ist.

r) Davon rvussten wir bis jetzt nichts. Niese S. 291, A. 1, macht mitRecht darauf aufmerksam, dass die Besitznahme von Korinth durch Poly-perchon rDiod. t9, 74) nicht als ein Akt der Feindseligkeit gegen Antigonosan-eesehen u.erden kann, da nach Diod. L9, 87 die antigonische Flotte vorKorinth ankerte.