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#humanity Zivilcourage & Werte

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Stimmen zu #humanity

Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes

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erSie wissen das sicher schon: Das Rote Kreuz versteht sich als Fürsprecher der Menschlichkeit auf allen Ebenen. Das beginnt

mit der Jugendarbeit in den Schulen. Und weil die Jugend im Internet zu Hause ist, muss auch die Menschlichkeit digitaler werden: Das halte ich für eine großartige Idee. Auch im digitalen Raum gilt es, andere zu achten, nicht vorschnell zu urteilen und sorgsam miteinander umzugehen – besonders wenn alles immer schneller und flüchtiger wird. Vielleicht können wir gemeinsam einen Beitrag dazu leisten. Gegen Hass im Netz, für mehr Sicherheit und für digitale Menschlichkeit.

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Mehr #humanity im Netz: Als Jugendrotkreuz wollten wir dazu das nötige Rüstzeug für Pädagoginnen und Pädagogen erstellen – für Workshops und Aktivitäten inner-halb und außerhalb der Schule. Dabei geht es nicht nur um Inputs für nötige Bewusst-seinsbildung, sondern auch um konkrete Anwendungsmöglichkeiten digitaler Tools im Unterricht. Das ist der Fokus zu Beginn unserer Initiative. Am Ende sind es Betreuungs- personen, die Kindern und Jugendlichen entscheidend helfen können, damit im digitalen Raum nicht die Angst oder der Hass regieren, und die Menschlichkeit die Oberhand behält.

Mag. Renate Hauser, Bereichsleiterin des Österreichischen Jugendrotkreuzes

Es gibt mehr als 450 Jugendgruppen im Roten Kreuz in Österreich, und alle Mitglieder tummeln sich im Netz: Da finde ich es ein schönes

und wichtiges Zeichen, gemeinsam einen Schwerpunkt zu digitaler Menschlichkeit – zu grenzübergreifender #humanity – zu setzen. Die Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleiter werden begeistert sein: Die Materialien und Workshops sind eine tolle Unterstützung für ihre Arbeit mit Kindern undJugendlichen. Ich bin überzeugt, dass es gelingen wird, zuerst unsere Betreuungspersonen und dann die jungen Menschen für mehr Menschlichkeit zu begeistern – in der Online- wie auch in der Offline-Welt.

Ing. Patrick Lackner, Bundesreferent für Jugendgruppen im Roten Kreuz und Jugendrotkreuz

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Zivilcourage & WerteMit #humanity stärken wir Kinder und Jugendliche in Menschlichkeit und Solidarität für ein Leben und Wirken in einer digitalisierten Welt.

Die Onlinewelt ist aus der Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken, aber wie steht es mit dem Thema Menschlichkeit im Netz?

2019 startet das Österreichische Jugendrot-kreuz einen Themenschwerpunkt mit dem Titel #humanity. Dabei werden wir über drei Jahre lang dazu beitragen, die Online-Welt mensch-licher zu machen. Die Themen „humanitäre Wer-teerziehung“ und „digitale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen“ werden dabei ver-eint. Im ersten Jahr bieten wir vor allem Work-shops und Materialien für Betreuungspersonen (PädagogInnen, JugendgruppenleiterInnen, etc.) an. Außerdem gibt es spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche, mit denen wir ihr Interes-se wecken wollen.

Im Rahmen dieses Themenpakets dreht sich alles um das Thema Zivilcourage & Werte.

Werte stellen für eine menschlich geprägte Gesellschaft einen wichtigen Bestandteil dar, umso bedeutender ist die Auseinandersetzung mit diesen bereits mit Kindern und Jugendlichen. Auch das Thema der Zivilcourage stellt eine Wich-tigkeit dar, die es sowohl im Offline- wie auch On-linebereich zu adressieren gilt. Aber wie vermittelt man dieses Thema passend Kindern und Jugendlichen? Mit diesem Themenpaket versuchen wir dafür eine Hilfestellung zu geben. Zum einen finden sich hier Hintergrundinformationen um sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ebenso fin-den sich Übungen für verschiedene Altersstufen. Die folgenden Übungen sind in drei Kategorien aufgebaut:

1. Sich selbst kennen2. Situationen analysieren3. Aktiv werden

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Diese drei Stufen bieten Differenzierung, Reflexionsmöglichkeit und Entwicklung zu zivilcouragiertem Verhalten und den eigenen Werten. Wenn sich Kinder und Jugendliche kaum mit den eigenen Werten, dem eigenen Ich auseinandergesetzt haben, stellen die Übungen „sich selbst kennen“ eine Basis dar. Die Übungen „Situationen analysieren“ schaffen bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für verschiedenste Ereignisse, in denen zivilcouragiertes Verhalten erfordert ist. In der dritten Ka-tegorie finden sich Übungen zum Handeln oder „aktiv werden“, die beispielsweise durch Rollenspiele mit den Kindern und Jugendlichen erarbeitet werden können.

Die Übungen können demnach aufeinander aufbauend an-gewandt werden oder auch als alleinstehend betrachtet und genutzt werden.

Im Themenpaket befinden sich immer Auszüge zu den Materialien, alle ausgearbeiteten und vorbereiteten Materialien befinden sich online und können unter www.humanity.at/zivilcourage heruntergeladen werden.

Auf www.humanity.at gibt es zusätzlich alle weiteren Infor-mationen rund um #humanity, sowie weitere Themenpakete und Materialien zu: „Humanitäres Völkerrecht“, „Grundsätze & Leitbild“, so wie auch „Digitale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen“.

Solltest du dir deine Materialien lieber selbst zusammen stel-len wollen, findest du alle Übungen aus dieser und allen ande-ren Unterlagen auch in unserer Materialiensammlung einfach erklärt und zum Download bereit: www.humanity.at/materialiensammlung

Wie viel Zeit brauche ich für eine Übung? Grundsätzlich sind alle Übung im Rahmen einer Schul- oder Jugendgruppenstunde umsetzbar. Der Umfang unterscheidet sich allerdings: Einige Übungen sind als Einstieg gedacht und andere können – je nach Zusammensetzung der Gruppe und zeitlicher Verfügbarkeit der Betreuungsperson – kürzer oder intensiver gestaltet werden.

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Zivilcourage kann man lernen! Bedrohung, Mobbing und Diskriminierung sind Alltagserscheinungen. Doch kaum jemand schaut hin oder greift ein – oft bleibt es nur bei guten Ab-sichten. Zivilcouragiertes Handeln bedeutet in der Schule, der Jugendgruppe oder in der Öffentlich-keit in “unangenehmen” Situationen einzugreifen und sich mutig für andere einzusetzen.

Was ist eigentlich Zivilcourage? Es gibt keine allgemeingültige Definition von Zivilcourage:

Zivilcourage ist der Mut, in unangenehmen Situationen in der Öffentlichkeit einzugreifen. Eingreifen kann – je nach eig enen Grenzen und Fähigkeiten und nach dem Wunsch der Betrof-fenen – bedeuten, dass man hinschaut, den Be-troffenen Unterstützung anbietet, Vorfälle doku-mentiert oder Unterstützung bzw. Hilfe holt. Auch in der Online-Welt ist zivilcouragiertes Handeln gefragt, um Hass im Netz in Grenzen zu halten, Räume nicht stillschweigend aufzugeben und wiederum Betroffenen den Rücken zu stärken.

Verein ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

Mut, den jemand beweist, indem er humane und demokratische Werte (z. B. Menschenwürde, Gerechtigkeit) ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen in der Öffentlichkeit, gegenüber Obrig-keiten, Vorgesetzten u. a. vertritt.

Duden, 8. Auflage

… ein bestimmter Typus sozial verantwortlichen Handelns, keine Eigenschaft einer Person. Zivil-couragiertes Handeln geschieht in Situationen, in denen zentrale Wertüberzeugungen und soziale Normen (z. B. Menschenwürde, Menschenrechte, Gerechtigkeit, friedlicher Konfliktaustrag unter Bürgern) oder die physische oder psychische Inte-grität einer Person verletzt werden. Zivilcouragiert handelt, wer bereit ist, trotz drohender Nachteile für die eigene Person, als Einzelne/Einzelner – sel-tener als Mitglied einer Gruppe – einzutreten für die Wahrung humaner und moralischer Werte, für die Integrität und die legitimen, kollektiven, primär nicht-materiellen Interessen vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst.

Gerd Meyer, Politikwissenschaftler

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Diesen und weiteren Definitionen von Zivilcourage ist gemeinsam, dass es sich um ein mutiges, emotionales, prosoziales Verhalten handelt, das auf demokratischen Grundwerten und persönlichen Wertüberzeugungen fußt. Es geht dabei nicht um materielle Werte, sondern persönliche Überzeugungen.Zivilcourage geht einher mit dem Risiko negativer persönlicher Kon-sequenzen (Beispiel: Ich setze mich für ein Mobbingopfer ein und werde dann ebenfalls gemobbt.) und gegebenenfalls Normbrüchen (Beispiel: Ich spreche eine Nachbarin auf mögliche häusliche Gewalt an und greife dadurch in die Privatsphäre ihrer Familie ein.)

Was ist der Unterschied zwischen Zivilcourage und Hilfeleistung?In beiden Fällen helfe ich einer Person in einer Notsituation. Es gibt aber wichtige Unterscheidungsmerkmale:

1. Zivilcouragiertes Handeln ist öffentlich, d. h. in der Regel sind mehr als zwei Personen beteiligt, nämlich TäterIn, Opfer und zivilcouragiert eingreifende Person. Bei der Hilfeleistung reichen zwei Personen – eine, die Hilfe braucht (z. B. nach einem Sturz) und eine Person, die hilft.

2. Bei zivilcouragiertem Handeln ist der Ausgang oft ungewiss und es gibt mögliche negative körperliche und soziale Konse-quenzen. Beispiel: Ich setze mich für eine Frau ein, die im Bus aufgrund ihres Kopftuchs verhöhnt wird und riskiere dabei verbale oder physische Angriffe auf meine Person.

Hilfeleistung ist hingegen sozial positiv konnotiert. Helfende, z. B. bei einem Autounfall, müssen nicht mit negativen sozialen Konsequenzen für ihr Eingreifen rechnen.

3. Bei der Zivilcourage geht es auch um das Verletzen von Werten (z. B. Menschenwürde) oder Rechten. Beispiel: Wenn ich einer Person helfe, die bei einem Unfall physisch oder psychisch verletzt wurde, so ist dies nicht Zivilcourage, sondern Hilfeleistung. Greife ich in der Öffentlichkeit zugunsten einer Person ein, die rassistisch beschimpft wird, zeige ich Zivilcourage.

4. Es gibt ein reales oder subjektiv wahrgenommenes Macht- ungleichgewicht zu Ungunsten derer, die zivilcouragiert handeln. Beispiel: Der Schulleiter erzählt regelmäßig ausländer-feindliche Witze im Beisein einer türkischen Kollegin und der Rest vom Kollegium schweigt. Hier braucht es Zivilcou-rage, um als LehrerInnen das Thema „ausländerfeindliche Witze“ anzusprechen und es besteht das Risiko etwaiger persönlicher und beruflicher Nachteile. “Macht“ spielt hingegen im Bereich der Hilfeleistung keine Rolle.

5. Bei zivilcouragiertem Verhalten werden ansonsten akzeptierte Regeln gebrochen, um helfen zu können. Beispiel: Ein Mann beschimpft lautstark eine Frau im Bus. Ich greife zu Gunsten der Frau ein und verletze dadurch unter Umständen die Privatsphäre eines Paares.

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Warum Zivilcourage üben?Basierend auf den eigenen Erfahrungen der Gruppe geht es darum, den persönlichen Hand-lungsspielraum zu erweitern, eigene Grenzen auszuloten und körperliche wie verbale Selbst- behauptung zu trainieren. Man braucht ganz sicher keinen schwarzen Gürtel in Karate, um wirkungsvoll eingreifen zu können! Zivilcourage kann man lernen und je öfter man übt, desto besser!

Je öfter eine Person sich in einer Situation befunden hat, in der sie aktives Einschreiten einüben konnte und je häufiger sie/er dies kompetent bewältigt hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Selbstvertrauen, Handlungsentschlossenheit und vor allem Handlungsroutine zunehmen.

Kai Jonas und Veronika Brandstätter, SozialwissenschaftlerInnen

Dabei werden in der Forschung fünf zentrale Faktoren für zivilcouragiertes Verhalten benannt:

1. Erkennen und Kennen Zivilcourage-Übungen vermitteln, wie wichtig zunächst das bloße Bemerken eines Ereignisses ist. Aufmerksamkeit im Alltag und bewusste Wahrnehmung der Umgebung sind für Zivil-courage förderlich, Eile und Ablenkung (z. B. durch Kopfhörer) eher hinderlich. Hat man die Notsituation einer Person einmal wahrgenommen, so ist es wichtig, die Augen nicht zu verschließen oder sie zu ignorieren.

2. Können Die Übungen in diesem Themenpaket dienen der Förderung von Fähigkeiten und Fertig-keiten z. B. durch Rollenspiele: Was sage ich? Wie sage ich es? In den Übungen wird aber auch Wissen, z. B. über die Funktions-weise der Sicherheitssysteme im öffentlichen Nahverkehr (Notbremse, Notruf) vermittelt. Durch das Aufzeigen und Einüben konkreter Handlungsoptionen wird das jeweils eigene Verhaltensrepertoire für Zivilcourage erweitert.

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3. Wollen ... oder die Frage: Was geschieht, wenn ich nicht eingreife? Wenn niemand reagiert, bedeutet das, dass es gar kein Notfall ist? Oder verlassen wir uns alle nur darauf, dass schon irgendwer anderer eingreifen wird? Und wie fühlt es sich überhaupt an, vor einem großen Publikum beschimpft zu werden und niemand hilft einem? Macht es das nicht noch schlimmer? Zivilcourage-Übungen helfen, die eigenen Einschätzungen und Einstellungen zu Notsituationen zu reflektieren.

4. Sollen Bin ich bereit, Verantwortung für diese Situation zu über- nehmen? Ist für mich eine emotionale oder moralische Grenze überschritten, die mich einschreiten lässt? In den Zivilcourage-Übungen wird das eigene “innere Barometer” erforscht, d. h. die eigenen Einstellungen und Verhaltensten-denzen werden durchleuchtet. Dies schärft die Sensibilität für die Notwendigkeit zivilcouragierten Verhaltens im Alltag.

5. Dürfen Die Übungen vermitteln durch Reflexionen, Rollenspiele und Körperübungen auch eine Steigerung des Selbstwerts, was wiederum zivilcouragiertes Verhalten begünstigt. Hinzu kommt die Ermutigung der TeilnehmerInnen zu zivilcoura-giertem Verhalten und aktivem Eintreten für Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde.

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Zivilcourage-Übungen mit Kindern und JugendlichenAls oberste Maxime gilt: KLEINE SCHRITTE STATT HELDENTATEN! Eines der wichtigsten Lernziele aller Zivilcourage- Übungen ist es, Handlungskompetenzen zu vermit-teln, bei denen man sich nicht selbst in Gefahr bringt.

Für alle Altersstufen setzen die Methoden auf gedanklicher Ebene, beim Verhalten und bei der Selbsterfahrung an. Anhand von Beispielen und Alltagserfahrungen der Kinder und Jugendlichen wird Zivilcourage konkretisiert, werden alters-gerechte Handlungsoptionen entwickelt, erprobt und eingeübt. Damit erfolgt eine Sensibilisierung für die Thematik und stellt einen wichtigen Baustein zur Entwicklung eines selbstreflektierten Verhalten von Kindern und Jugendlichen dar.

In der PrimarstufeAuch wenn der Begriff “Zivilcourage” wenigen Kindern geläufig ist und er bei Workshops auch viel besser mit “Achtsamkeit, aufeinander aufpas-sen und Verantwortung übernehmen” umschrie-ben werden kann, so teilen auch junge Kinder bereits Ziele zivilcouragierten Verhaltens:

• Unrecht nicht hinnehmen• einstehen für Schwächere• böse Worte nicht unwidersprochen stehen lassen• ein Machtungleichgewicht ausgleichen wollen

Die Übungen sollen die Kinder bestärken, Grenzen wahrzunehmen und Gefühle zu benennen. Ein weiteres Ziel ist es, soziale Kompetenz, Team- fähigkeit und Selbstbehauptung zu stärken. Mit dieser Altersgruppe kann am besten über Körperübungen und Spiele sowie Bilder und Geschichten gearbeitet werden.

In der Sekundarstufe Basierend auf den individuellen Erfahrungen der Gruppe bieten sich folgende Übungsinhalte an:

• Was ist Zivilcourage?• Was ist Gewalt – welche Arten gibt es?• Wie begegne ich Angriffen, Ohnmacht,

Aggression oder ? • Was kann ich wann tun?• Wo sind meine Grenzen?

Das Ziel besteht darin, mehr Jugendliche zu zivil-couragiertem Verhalten zu bewegen und indivi-duelle Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

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Das Österreichische Jugendrotkreuz steht für die Vermittlung von demokratischer, humanitärer und sozialer Bildung sowie für die Förderung von Selbst- und Sozialkompetenzen und engagiert sich in der Bildungsarbeit in der Schule und frei-zeitzentrierten Jugendarbeit seit gut 70 Jahren. Vor diesem Hintergrund stellt das Thema der Wertebildung einen großen Schwerpunkt dar.

„Werte spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Als Vorstellungen von dem, was gesell-schaftlich und persönlich wünschenswert ist, geben sie uns Orientierung für unser Handeln und den Umgang miteinander. Persönliche Wertvorstellungen sind maßgeblich dafür, wie wir unser Leben individuell gestalten. Die in einer Gesellschaft geltenden Grundwerte wiederum bilden die Basis für ein friedvolles Miteinander und den sozialen Zusammenhalt. Wir können auf diese Orientierung nicht verzichten, zumal sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend gewandelt hat. Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel und soziale Ungleichheit verändern unser Leben. Die da-

mit einhergehenden Umbrüche sind in Wirt-schaft, Politik und Kultur, aber auch im Alltag jedes Einzelnen spürbar. Die wesentlichen Effekte: zunehmende Komplexität und Vielfalt. Mit dem globalen technologischen Wandel entstehen neue wirtschaftliche Möglichkeiten, aber auch die Ansprüche an den Einzelnen wachsen. Lebens- und Arbeitswelten verändern sich rasant, sie werden mobiler und individu-eller. Zugleich wandeln sich auch die sozialen Beziehungen bis hin zu Familienstrukturen. Nicht zuletzt stellen weltweite Wanderung und Flucht unsere Gesellschaft dauerhaft vor große Aufgaben. In Deutschland leben heute Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen zusammen, mit unterschiedlichen Überzeugungen, Wertorientierungen und Lebensstilen.“

Leitlinien für die Wertebildung von Kindern und Jugendliche, Bertelsmann Stiftung, 2017

Wertebildung bei Kindern und Jugendlichen

Quelle: www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/ LW_Leitlinien-Wertebildung.pdf

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Kinder entwickeln Wertehaltungen, nach denen sie später han-deln und damit die Gemeinschaft mitgestalten. Dass es also Werte braucht, steht in unserer Gesellschaft außer Frage. Wie gestaltet man allerdings Wertebildung? Aus unserer Erfahrung wissen wir, humanitäre Werte und Wertehaltungen können am besten in Form von Learning by Doing erlernt und verinner-licht werden. Werden die Themen Werte, Menschlichkeit und damit verbunden auch Zivilcourage bereits in der Kindheit und Jugend adressiert, besteht die beste Chance, diese für die Zukunft langfristig zu verankern. Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.

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Zivilcouragiert zu handeln und sich in Situationen für andere Menschen stark zu machen, die ungerecht behandelt werden, ist definitiv leichter gesagt als getan. Erst recht, wenn mit negativen Konsequenzen für einen selbst gerechnet werden muss. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder und Jugendliche. Allerdings kann, wie hier bereits erwähnt, Zivilcourage erlernt werden. Gerade bei jüngeren Kindern ist das Verständnis für Recht und Unrecht bereits gut ausgeprägt und sollte daher in jedem Fall im Rahmen des Unterrichts oder in der Jugendarbeit weiter behandelt werden.

Unserem Ansatz nach ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Werte und auch Zivilcourage im Offline-Bereich wichtiger Garant dafür, dass vor allem Jugendliche auch in der Lage sind, ihre Wertehaltung dann auch im Online-Bereich zu leben und aktiv für andere einzutreten, wenn Unrecht passiert.

Die Unterlagen in diesem Themenpaket dienen also vorwiegend dazu, Kinder und Jugendliche zu einem reflektierten Umgang miteinander

anzuhalten. Zum einen, um sich selbst besser kennenzulernen und somit einen wichtigen Teil dazu beizutragen, dass sich bei Kindern und Jugendlichen ein Werteverständnis formt. Aber auch im Hinblick darauf, Situationen analysieren und in weiterer Folge abschätzen zu können, wann jemand anderer Hilfe benötigt und es aktives Handeln braucht. Durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit den Themen Werte- bildung und Zivilcourage, trägst du in der Schul-klasse oder Jugendgruppe einen großen Teil dazu bei, dass sich Kinder und Jugendliche heute und in Zukunft menschlich verhalten.

Weitere Materialien rund um das Thema #humanity findest du unter:

www.humanity.at/themenpakete

Fazit

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Stell dir vor …

… ein Fußballfan beschimpft einen gegnerischen Fan.

… drei ältere Schülerinnen verspotten ein Mädchen am Schulgang und machen sich lustig über ihre bunte Schultasche.

… du liest verspottende Kommentare unter einer Instagram-Story einer dir fremden Person.

… in der U-Bahn am Heimweg von der Arbeit schimpft eine ältere Dame laut auf „die Jugend von heute“, weil sie keinen Sitzplatz hat.

… in einer Volksschulklasse wird ein Junge, der sehr schüchtern ist, ausgeschlossen. Er darf nirgends mitspielen und keiner redet mit ihm.

… einige deiner Freunde machen sich über einen Obdachlosen lustig.

… Klassenkameraden versperren einem Mädchen im Rollstuhl in der Pause absichtlich den Weg.

… du chattest während deines Online-Games mit einem Jungen aus Deutschland, der Androhungen zu einem Amoklauf macht.

… ein Politiker nennt Flüchtlinge „Asylschmarotzer“.

… ein angetrunkener Mann belästigt eine junge Frau auf offener Straße.

… du bekommst ein Foto von Kollegen geschickt, auf dem dein Chef total betrunken und am Tisch schlafend zu sehen ist.

… du merkst wie sich im Turnunterricht einige Mitschüler über die Figur eines Mädchens lustig machen.

… im Restaurant beschwert sich ein Mann am Nebentisch über die laute Flüchtlingsfamilie.

… auf Facebook wird ein Bekannter wegen seines Kommentars zu einem Posting von mehreren anderen Usern beleidigt.

Situationen zum Nachdenken

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Das sind nur ein paar Situationen, die wir alle kennen und die wir in der einen oder anderen Form vielleicht auch schon selbst erlebt haben. Genauso bekannt ist uns Erwachsenen auch, wie schwer es manchmal fällt zu entscheiden, ob man in diesen Situationen eingreift oder nicht – und welche Konsequenzen das eigene Handeln oder Nicht-Handeln nach sich zieht. Nicht anders geht es jungen Menschen in diesen Situationen, von denen es offline, aber auch online heutzutage scheinbar immer mehr gibt.

Das Institut für Soziologie der Universität Wien präsentierte im Februar 2019 erste Ergebnisse ihrer Studie „Zivilcourage 2.0“. 96% der befragten Jugendlichen waren schon einmal in der Rolle eines Bystanders, das heißt sie haben beispielsweise Hasskommentare, Fakeprofile, verspottende Fotos gesehen. 63 % der Befragten befanden sich selbst schon in der Rolle des Opfers, indem sie beispielsweise schlimme Fotos oder Videos erhalten haben. 32 % der Jugendlichen gaben an, selbst schon einmal Online-Täterin/Täter gewesen zu sein, indem sie zum Beispiel selbst Hasskommentare verfasst haben. Die Kinder und Jugendlichen erfahren Unrecht sowohl in der Online- als auch Offline-Welt. Daher ist es wichtig, Zivilcourage zu üben.

Die Projektbeschreibung zu dieser Forschung „Zivilcourage 2.0“ vom 21.02.2019 findest du unter: www.soz.univie.ac.at/for-schung/drittmittelprojekte/#c629306 (Stand 20.05.2019)

Weitere Situationen zum Nachdenken findest du im „Buch der Entscheidungen“ (ÖJRK, 2015) und in unseren „Digitale Di-lemma-Geschichten“ (www.humanity.at). Hier geht es darum, dass Kinder und Jugendliche Dilemmata erkennen, Handlungs-möglichkeiten identifizieren, Entscheidungen treffen, Lösung bewerten und anschließend die eigene Sichtweise reflektieren.

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Methoden Kategorie 1 – Sich selbst kennen

Die Kategorie 1 enthält Übungen rund um das Thema „sich selbst kennen“. Wahrnehmung, Achtsamkeit und Bewusstsein stehen hier im Mittelpunkt, um den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, ihre eigenen Werte zu finden und definieren.

Alle Übungen sind nach Altersstufen aufgebaut, beschreiben das Ziel, das benötigte Material, den Inhalt und enthalten einen Teil zur Reflexion, der vor allem für Zivilcourage und Werte wesentlich ist.

Methodensammlung

Übungen und Methoden Altersgruppe

1.1 Grenzen spüren ab 6 Jahren

1.2 Rette mich, wer kann ab 6 Jahren

1.3 Marionette ab 6 Jahren

1.4 Mut-Skala – Wie mutig bin ich? ab 6 Jahren

1.5 Lenas Traum ab 6 Jahren

1.6 Mein Wappen ab 6 Jahren

1.7 Allein, zu zweit, alle ab 8 Jahren

1.8 Welche Werte teilen wir? ab 8 Jahren

1.9 Mut tut gut ab 10 Jahren

1.10 Finde die Geschichte ab 10 Jahren

1.11 Deine Schuld ab 14 Jahren

Sich selbst kennen

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche erkennen persönliche Grenzen und auch was passiert, wenn diese überschritten werden. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um zu verstehen, dass man für Zivilcourage diese Grenze manchmal überschreiten muss.

Material/Raum: möglichst viel freien Platz

Beschreibung: Die Kinder und Jugendlichen gehen paarweise zusammen. Eine Person bleibt stehen (A), die andere (B) geht aus einer vorher definierten Entfernung auf die andere (A) zu und beide sehen sich dabei an. Die Aufgabe für Person A ist es, für sich zu beobachten, wie die Reaktion des eigenen Körpers ist und sobald ein unangenehmes Gefühl zu spüren ist „Stopp“ zu sagen. Hinweis: Dies kann bei jeder Person anders sein. Dann wird die Übung wiederholt und die Rollen werden getauscht.

Reflexion: In der Gruppe wird besprochen, wie es den Kindern und Jugendlichen ergangen ist und wann sich etwas unangenehm angefühlt hat. Die Betreuungsperson verknüpft dies nun mit dem Thema Zivilcourage: Die Schwierigkeit liegt hier oft darin, bewusst die eigene Grenze zu überschreiten. Um anderen zu helfen, ist es manchmal notwendig, die Grenze im sicheren Rahmen zu übertreten. Das kann jede und jeder trainieren.

1.1 Grenzen spüren

Sich selbst kennen

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Wahrnehmung und Achtsamkeit für andere schärfen

Material/Raum: möglichst viel freien Platz

Beschreibung: In der Gruppe wird durchgezählt, somit erhält jede und jeder eine Nummer. Nun spazieren alle Kinder durch den Raum, es kann auch Musik aufgedreht werden. Nach einiger Zeit nennt die Betreuungsperson eine Zahl. Die Person, die diese Zahl hat, beginnt nun langsam in Ohnmacht zu fallen. Die Aufgabe der anderen ist es, diese Person aufzufangen, bevor sie zu Boden fällt. Wird sie nicht aufgefangen, bleibt sie am Boden liegen.

Reflexion: Danach wird in der Runde besprochen, wie es den Kindern gegangen ist. Wie hat es sich angefühlt selbst in Ohnmacht zu fallen oder jemanden aufzufangen? Warum haben sie sich dazu entschieden zu helfen? Was war schwierig? Somit soll das eigene Verhalten reflektiert werden.

1.2 Rette mich, wer kann

Sich selbst kennen

Quelle: youngCaritas OÖ, 2015

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: körperliche Selbstbehauptung üben

Material/Raum: Raum für Kreis, Sessel an den Raumrand gestellt

Beschreibung: Ein Kind steht in der Mitte des Kreises und spielt eine Marionette. Die anderen Kinder müssen mit klaren Anweisungen die Marionette so verändern, dass die Körperhaltung der Marionette…

1. ... ängstlich, schüchtern (Beobachtungen teilen: nimmt sich wenig Raum, sieht kaum was rundherum passiert …)

2. ... selbstbewusst (Beobachtungen teilen: nimmt sich Raum, ohne anderen Raum wegzunehmen, sieht Umgebung gut …)

3. ... aggressiv, dominant (Beobachtung teilen: nimmt sich mehr Raum als nötig, hat ein begrenztes Sichtfeld …)

... wirkt/aussieht. Anschließend mit allen Kindern, z. B. während diese sich im Raum bewegen oder im Kreis stehen, die drei „Ausdrücke“ üben.

Reflexion: Danach werden in der Gruppe Fragen gestellt: Wie fühlt sich die jeweilige Person? Wie wirkt die Marionette auf andere? Welche Körperhaltung ist die beste, wenn ich in einer Situation zugunsten eines anderen Kindes eingreifen möchte und warum?

1.3 Marionette

Sich selbst kennen

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Die Kinder üben sich in Selbstbehauptung und können Selbstbewusstsein erlangen.

Material/Raum: Genügend freien Raum, die Sessel können an den Rand gestellt werden. Eine Linie mit Seil oder Kreppband am Boden aufzeichnen. An das eine Ende das Bild eines Löwen, an das andere das Bild einer Maus legen.

Beschreibung: Die Betreuungsperson erklärt, dass die Linie eine Skala symbolisiert. Die beiden Enden stehen für „sehr mutig“ (Löwe) bzw. ein „wenig mutig“ (Maus). Die Kinder werden aufgefordert, sich nach ihrer eigenen Einschätzung zu positionieren.

Reflexion: Danach finden sich alle wieder in der Gruppe zusammen und es werden Beispiele diskutiert – wo war ich schon einmal mutig? (Sich alleine zu positionieren, ist auch mutig. Oder zur eigenen Meinung zu stehen und nicht das zu tun, was andere tun.)

Nach der Reflexion dürfen sich alle noch einmal eine (neue) Position auf der Skala aussuchen

1.4 Mut-Skala - Wie mutig bin ich?

Sich selbst kennen

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Die Kinder sollen ein Bewusstsein für den Wert von Unterschieden entwickeln und ihre Selbsterkenntnisse fördern.

Material/Raum: Geschichte „Lenas Traum“ von Roland Bühs, zu finden ist diese hier: www.stiftung-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/2019/02/Grundschule.pdf

Beschreibung: Die Betreuungsperson liest die Geschichte vor. Danach malen die Kinder eine Situation aus der Geschichte oder sie entwerfen dazu eine Bildergeschichte.

Reflexion: Danach werden in der Gruppe Fragen gestellt und beantwortet:

• Was ist in der Geschichte passiert?

• Was hat sich Lena gewünscht? Wie geht es Lena im Traum?

• Was würdest du fühlen, wenn es dir so ginge wie Lena? Was würdest du davon halten, wenn alle das Gleiche gut finden und die gleichen Hobbys haben?

• Was wäre gut daran? Was wäre schlecht daran? (Vor- und Nachteile)

• Was ist gut an Unterschieden? Was ist gut an Gemeinsamkeiten?

• Was meint Lena damit, wenn sie sagt: „Ach, wenn du wüsstest, wie schön das ist, dass du anders bist als ich!“

• Wie sollten wir Personen behandeln, die andere Dinge als wir selbst gut finden?

1.5 Lenas Traum

Sich selbst kennen

Quelle: Geschichte Lenas Traum, © Anti-Defamation League und Verlag Bertelsmann Stiftung

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: persönliche Stärken, Schwächen und Ziele mit Hilfe einer Fantasiereise erforschen

Material/Raum: Wappenvorlage, Fantasiereise

Beschreibung: Die Betreuungsperson erklärt den Kindern, dass nun alle gemeinsam auf eine Reise nach ihren persön-lichen Stärken, Schwächen und Zielen gehen. Nach der Fantasiereise werden die Ergebnisse in Form eines persönlichen Wappens, das in vier Teile unterteilt ist, festgehalten. Das Wappen kann gezeichnet oder beschrieben werden.

1. Teil des Wappens: Stärken, Fähigkeiten

2. Teil des Wappens: Schwächen, Ängste

3. Teil des Wappens: Wünsche, Träume

4. Teil des Wappens: Was kannst du selbst tun, damit diese Wünsche/ Träume in Erfüllung gehen?

Reflexion: Die Kinder dürfen sich dann eine PartnerIn auswählen, um ihr Wappen zu erklären und kurz zu präsentieren. Anschließend werden alle Wappen in der Klasse aufgehängt. Die Betreuungsperson bespricht im Plenum dann noch einmal alle Stärken und Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler.

1.6 Mein Wappen

Sich selbst kennen

Quelle: Fantasiereise nach Maureen Murdock „Dann trägt mich eine Wolke“ (2009, Verlag Peter Hess)

Mein Wappen

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Alter: ab 8 Jahren

Ziel: Kinder sammeln Begriffe, Situationen, wo sie selbst anderen geholfen haben und stellen eine gemeinsame Definition von Zivilcourage auf.

Material/Raum: Stift, Zettel, Flipchart oder Tafel, Stoppuhr

Beschreibung: Bevor die Übung beginnt, schreiben die Kinder die Buchstaben des Alphabets jede und jeder für sich untereinander auf ein Blatt Papier. Das Ziel ist es, zu jedem Buchstaben ein Wort zu finden, das die Kinder mit „jemandem helfen“ oder „mir wurde geholfen“ verbinden. Die Betreuungsperson erklärt den Kindern, dass sie zuerst 2 Minuten für sich selbst Zeit haben, um sich zu überlegen, wann sie anderen geholfen haben und welche Wörter ihnen dazu einfallen. Diese Wörter schreiben sie ins Alphabet. Wenn die 2 Minuten um sind (die Betreu-ungsperson stoppt die Zeit sichtbar für die Kinder mit), dürfen sich die Kinder für ungefähr 4 Minuten mit ihrer Sitznachbarin oder ihrem Sitznachbarn austauschen, um das Alphabet zu vervollständigen (auch hier stoppt die Betreuungsperson die Zeit). Danach fragt die Betreuungsperson nach Worten, Situationen, die den Kindern eingefallen sind und sammelt die besten Begriffe zu den Buchstaben von Zivilcourage an der Tafel bzw. am Flipchart. So entstehen eigene Definitionen und es können erste Assoziationen verortet werden.

Reflexion: Kinder zeichnen eine Situation, in der sie jemandem geholfen haben oder in der ihnen selbst geholfen wurde.

1.7 Allein, zu zweit, alle

Sich selbst kennen

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Alter: ab 8 Jahren

Ziel: Die Kinder erkennen ihre gemeinsamen Werte.

Material/Raum: Raum mit Platz, Aussagenkärtchen

Beschreibung: Die Betreuungsperson bereitet je zwei gegensätzliche Aussagen vor, die für das Wohl der Klasse besonders wichtig sind (zum Beispiel: spezielle Herausforderungen). Gegensätzliche Aussagen könnten sein: „Unsere Klasse ist sehr in Cliquen aufgeteilt.“ versus „Niemand wird in unserer Klasse ausgeschlossen.“ Die zwei Aussagen werden jeweils gegenüber am Ende des Raumes platziert. Nun werden die Kinder aufgefordert, sich selbst zu platzieren mit der Frage „Wie ist das in unserer Gruppe/Klasse?“ Die Betreuungsperson kann dann einzelne Kinder nach dem Grund ihrer ausgewählten Position fragen. Auch die Frage: „Wie wünscht du es dir?“, kann gestellt werden.

Hinweis: Falls ein Problem in der Gruppe/Klasse vorherrscht, ist diese Übung nicht dazu geeignet, Lösungen für das Problem zu finden, sondern um gemeinsam Werte zu finden.

Reflexion: Im Plenum wird besprochen, welche Werte für die Gruppe und Klasse eindeutig wichtig sind. Wie schwierig es manchmal vielleicht gewesen ist, sich eher allein auf eine Position zu stellen.

1.8 Welche Werte teilen wir?

Sich selbst kennen

Quelle: Stronger Children – Less Violence” Projekt 2009-2011 – Daphne Programm, Projektnr. JLS/2008-1/DAP-204 - Anpassung: mhtconsult, DK online unter www.vhs-th.de/fileadmin/redaktion/Der_Verband/Downloads/DL-KitaSchule/StrongerChildren2_DE.pdf (Stand 24.05.2019)

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Alter: ab 10 Jahren

Ziel: Kinder verstehen den Spruch „Nicht betroffen sein heißt nicht, nicht verantwortlich zu sein“-Jugendliche beschäftigen sich mit ihrer Mitverantwortung.

Material/Raum: Bild der drei weisen Affen (nichts sehen/hören/sagen), Situationsbeschreibung

Beschreibung: Die Betreuungsperson zeigt ein Bild der drei weisen Affen (nichts sehen, nichts hören, nichts sagen), und weist darauf hin, dass dieses Verhalten leider oft die Realität darstellt. Anschließend werden mit den Jugendlichen Gründe gesammelt, warum es manchmal so schwer fällt, aktiv zu werden und etwas gegen Unrecht zu tun. Zuerst werden die Gründe auf einem Flipchart gesammelt. Danach werden die Jugendlichen in Kleingruppen zu jeweils 4 - 6 Personen aufgeteilt und erhalten eine Situationsbeschreibung. In der Gruppe soll diskutiert werden, was man tun könnte. Anschließend werden die Überlegungen mit der gesamten Gruppe geteilt.

Reflexion: Kinder zeichnen eine Situation, in der sie jemandem geholfen haben oder in der ihnen selbst geholfen wurde.

1.9 Mut tut gut

Situation 1: In der U-Bahn schimpft eine ältere Dame laut auf „die Jugend von heute“, weil sie keinen Sitzplatz hat.

Situation 2: Im Supermarkt stiehlt eine Frau eine Hautcreme und wird dabei von zwei Jugendlichen beobachtet.

Situation 3: In der Turnstunde lässt eine Lehrerin eine übergewichtige Schülerin spüren, dass sie wenig von ihr hält. Die Sportlichen werden freundlich behandelt.

Sich selbst kennen

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Alter: ab 10 Jahren

Ziel: Jugendliche erkennen, dass Zivilcourage an vielen Ecken zu finden ist und reflektieren das Verhalten anderer.

Material/Raum: Beispiele für Zivilcourage

Beschreibung: Betreuungspersonen erzählen den Kindern und Jugendlichen mehr über Zivilcourage (siehe Hinter- grundinformationen Zivilcourage und Beispiele) und die Wichtigkeit, dass man in Situationen, in denen ein anderer unfair behandelt wird, „Stopp“ sagen muss. Im Alltag passieren genau solche Situationen und es liegt nun an den Jugendlichen selbst herauszufinden, ob es hier Beispiele in ihrem direkten Freundes- und Verwandtenkreis gibt. Sie sollen auf die Suche nach Geschichten rund um Zivilcourage gehen und diese festhalten. Die Dokumentation dazu kann digital oder analog erfolgen. Fragen, die gestellt werden können sind:

• Hast du dich schon einmal gegen andere gestellt, weil du das für richtig gehalten hast?• Hast du schon einmal für jemanden Partei ergriffen, obwohl es dich in eine unangenehme Situation gebracht hat?• Hast du schon mal spontan geholfen, ohne an die persönlichen Folgen zu denken?

Reflexion: Die Gruppe diskutiert abschließend folgende Frage „Hast du schon einmal selbst Zivilcourage erfahren? Hat dir jemand geholfen?“

1.10 Finde die Geschichte

Beispiel 1: Die Verkäuferin, die einschreitet, als eine genervte Mutter ihr Kind im Supermarkt schlägt.

Beispiel 2: Der Pensionist, der beherzt eingreift, als im Bus ein paar Jugendliche eine Muslimin mit Kopftuch anpöbeln und ärgern.

Beispiel 3: Der junge Mann, der aus der Zuschauermenge heraus selbst in den Fluss springt, um ein hineingefallenes Kind heraus zu holen.

Beispiel 4: Die Schülerin, die sich auf die Seite der unbeliebten Klassenkollegin stellt und dabei nicht an die eigene Beliebtheit denkt.

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Jugendlichen erkennen durch ein Impulslied ihren eigenen Handlungsspielraum.

Material/Raum: Lied „Deine Schuld“ von „Die Ärzte“

Beschreibung: Betreuungsperson spielt den Jugendlichen das Lied „Deine Schuld“ von „Die Ärzte“ vor und lässt den Lückentext ausfüllen. Anschließend diskutieren die Jugendlichen folgende Fragen:

• Was wird in dem Lied beschrieben?• In welchen Situationen kennst du das Gefühl „nichts ändern zu können“?• Was brauchst du, um „die Welt zu ändern“ bzw. um selbst aktiv zu werden und anderen Menschen zu helfen?• Wie kannst du dich in deiner Stadt engagieren?

Reflexion: Die Jugendlichen suchen im Internet ein Bild, das für sie Zivilcourage ausdrückt, und begründen ihre Wahl im Plenum.

1.11 Deine Schuld

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Quelle: youngCaritas OÖ, 2015

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Auszug Lückentext:

Hast du dich heute schon , war es heute wieder schlimm?

Hast du dich wieder gefragt, warum kein was unternimmt?

Du musst nicht akzeptieren, was dir .

Wenn du deinen nicht nur zum Tragen einer Mütze hast, ohoho.

Den gesamten Lückentext findest du unter www.humanity.at/zivilcourage

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Situationen analysieren

Methoden Kategorie 2 – Situationen analysieren

Die zweite Kategorie bietet Übungen, um sich mit Situationen, in denen zivilcouragiertes Handeln erfordert ist, auseinander zu setzen. Kinder und Jugendliche schaffen dadurch ein Bewusstsein für schwierige Ereignisse, in die sie eingreifen können.

Alle Übungen sind nach Altersstufen aufgebaut, beschreiben das Ziel, das benötigte Material, den Inhalt und enthalten einen Teil zur Reflexion, der vor allem für Zivilcourage und Werte wesentlich ist.

Methodensammlung

Übungen und Methoden Altersgruppe

2.1 Verhaltens-Memory ab 6 Jahren

2.2 Irgendwie anders ab 6 Jahren

2.3 Ich bin viele: Stand-up ab 6 Jahren

2.4 Ja sagen ab 6 Jahren

2.5 Die Streittypen ab 6 Jahren

2.6 Aufbauer und Miesmacher ab 8 Jahren

2.7 Roboter-Porträt ab 9 Jahren2.8 Zeit für Helden – und was machst du? ab 11 Jahren

2.9 Gewaltbarometer ab 11 Jahren

2.10 ZARA-Spots 1.0 ab 11 Jahren

2.11 Zivilcourage: Ja oder nein? ab 12 Jahren

2.12 Wertetauschbörse ab 14 Jahren

2.13 Spinnwebanalyse ab 14 Jahren

2.14 Wie im richtigen Leben ab 14 Jahren

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder erkennen Situationen und Aktionen.

Material/Raum: Vorlage Verhaltens-Memory

Beschreibung: Aus der bestehenden Verhaltens-Memory-Vorlage werden in der Gruppe passende Situationen und Aktionen verbunden (z. B. miteinander streiten – Streit schlichten). Jedes Paar wird dann ausgeschnitten und in einer Farbe angemalt. Die Begriffe können auch auf Karton geklebt werden und auch noch um weitere Paare ergänzt werden. Anschließend kann das Memory nach den bekannten Regeln gespielt werden.

Eine Vorlagen zu den Memory-Karten findest du unter www.humanity.at/zivilcourage

Reflexion: Die Kinder zeichnen eine Bildergeschichte zu einem Memory-Paar ihrer Wahl.

2.1 Verhaltens-Memory

Situationen analysieren

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder setzen sich mit Toleranz, Freundschaft und Akzeptanz auseinander.

Material/Raum: Kinderbuch „Irgendwie anders“. AutorInnen: Kathryn Cave, Chris Ridell, Illustration: Chris Ridell, Übersetzung: Salah Naoura, Verlag: Oetinger Verlag, 1994

Beschreibung: Betreuungsperson liest den ersten Teil der Geschichte vor, damit die Kinder zuerst ihr eigenes Ende erfinden und auch malen können. Jedes Kind hat dann Zeit, sein eigenes Ende kurz in der Gruppe mit seinem gemalten Bild vorzustellen.

Reflexion: Die Betreuungsperson bespricht die Bilder und stellt währenddessen folgende Fragen an die Kinder:

• Wie fühlen sich die einzelnen Personen in der Geschichte und am Ende?• Wer hat selbst schon einmal Ähnliches erlebt?

2.2 Irgendwie anders

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Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder erkennen Gruppenzugehörigkeit, Zuschreibungen und Vielfalt an.

Material/Raum: Sesselkreis

Beschreibung: Alle Kinder sitzen im Kreis. Eine Reihe von Aussagen wird vorgelesen und die Kinder werden ge-beten aufzustehen, wenn eine Aussage auf sie zutrifft und sich vor der nächsten Aussage wieder hinzusetzen. Wichtig: Niemand ist gezwungen, aufzustehen, wenn sie oder er das bei einer Aussage nicht möchte.

Die Betreuerinnen und Betreuer bitten alle Kinder jeweils aufzustehen, die …

… Geschwister haben … Schlapfen tragen

… ein Haustier haben … Menschen sind

… gerne lesen … eine Brille tragen

… ein Mädchen sind … in Österreich leben

... ein Bub sind … gerne Rad fahren

… sich schon mal verliebt haben … Ski fahren oder Fußball spielen

… schon mal außerhalb Österreichs/Europas waren … Religion wichtig finden

… gerne Musik hören … Personen mit einer Behinderung kennen

… an Aliens glauben … gerne im Internet surfen

… gerne tanzen … Vegetarierin oder Vegetarier sind

… eine elektrische Zahnbürste haben … mehr als 2 Sprachen sprechen

2.3 Ich bin viele: Stand-up

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Reflexion:

• Bei welchen Rollen sind alle aufgestanden?• Ist jemand bei einer Rolle alleine gestanden? Wie hat es sich angefühlt, alleine oder fast alleine zu stehen? • Was war es für ein Gefühl Teil einer größeren Gruppe zu sein? • Welche Rolle mögt ihr am liebsten, welche ist euch am wichtigsten?• Welche Rollen kann man sich aussuchen?• Welche Rollen habt ihr von Geburt an?• Haben sich deine Rollen im Laufe der Zeit verändert? Welche Rollen werden sich (vielleicht) noch ändern,

glaubt ihr? (Schülerin, Schwester, Brille)• Hast du etwas Neues über dich und über die Gruppe gelernt?

Betreuungsperson fasst am Ende die Erkenntnisse zusammen: Wir sind alle verschieden – haben aber auch viel gemeinsam. Manchmal sind viele gestanden, manchmal waren es wenige. Manche Rollen kann man sich aussuchen und manche sind von Geburt an so.

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder erleben die vielfältige Bedeutung des Wortes „Ja“ (fragend, zögernd, abweisend, ermunternd, etc.) und verstehen, dass die Intonation dieses Wortes maßgeblich eine Situation bestimmen kann. Zudem erfahren sie, wie wichtig die Fähigkeit ist, zur eigenen Meinung auch stehen zu können. Ziel ist die Förderung von Zivilcourage.

Material/Raum: möglichst viel freien Platz, Sesselkreis

Beschreibung: Die Kinder bilden einen Stuhlkreis. Zunächst sollen sie nun der Reihe nach „Ja“ sagen. In der zweiten Runde gibt der Lehrer oder die Lehrerin eine beliebige Frage vor, welche die SchülerInnen wiederum der Reihe nach mit „Ja“ beantworten sollen – auch wenn sie die Frage eigentlich verneinen würden (z. B. „Isst du gerne Spaghetti?“). Aufgrund dieser Tatsache wird das Wort „Ja“ völlig verschieden betont werden, sodass viele unterschiedliche „Ja`s“ zu hören sind.

Reflexion:

• Was war das für ein Gefühl, mit „Ja“ zu antworten, obwohl man eigentlich „Nein“ sagen müsste?• Wie fühlt es sich an, nicht zur eigenen Meinung zu stehen?• Welche unterschiedlichen Aspekte kann man in einem Wort bzw. in einer Aussage hinsichtlich der Betonung

und des Ausdrucks hören (Ironie, Angst, etc.)?• Kommt mir so eine Situation im Alltag bekannt vor? Wo erlebe ich sie evtl. regelmäßig?

2.4 Ja sagen

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Quelle: www.bpb.de/lernen/grafstat/mobbing/46668/info-05-08-ja-sagen nach Frey, D u.a.: zammgrauft. Ein Training von Anti-Gewalt bis Zivilcourage für Kinder und Jugendliche, in: Jonas, K. u.a.: Zivilcourage trainieren! Theorie und Praxis, Göttingen u.a.: Hogrefe 2007, S. 137-203, hier: S. 162f.

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Alter: ab 6 Jahren

Ziel: Kinder erkennen, dass Menschen verschieden sind und demnach auch in Situationen unterschiedlich handeln bzw. sich verhalten.

Material/Raum: Geschichte der streitenden Tiere, Bilder der Tiere

Beschreibung: Die Betreuungsperson liest die Geschichte der streitenden Tiere vor, stellt immer wieder Zwischenfragen: „Was glaubt ihr, wie wird der Hase/Wolf… reagieren? – Besprich das für eine Minute mit einer Partnerin oder einem Part-ner.“ Während des Erzählens werden als Gedächtnisstütze auch Tierbilder aufgehängt. Jedes Tier hat eine andere Art, sich bei Streit zu verhalten, erklärt die Betreuungsperson und sammelt mit den Kindern die Reaktionen von jedem Tier zusammen.

Reflexion: Die Betreuungsperson stellt anschließend folgende Reflexionsfragen: Was sagen, fühlen und tun die verschiedenen Tiere im Streit? Welche Streitstrategie führt in der Geschichte oder im Alltag zu nachhaltigen Lösungen? Welchen Beitrag kann ich durch meine Reaktion auf Konflikte zu einem guten Klima innerhalb der Klasse leisten? Hinweis: Die Betreuungsperson kann den Kindern auch eine Beobachtungsaufgabe mitgeben.

2.5 Die Streittypen (von Verena Chavanne)

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Beobachtungsaufgabe: Immer wieder gibt es Meinungsverschiedenheiten in der Klasse. Ich reagiere normalerweise ähnlich wie………………………………………. in der Geschichte. Letzte Woche habe ich ausprobiert, wie es ist, wenn ich wie………………………………………..reagiere. So habe ich mich dabei gefühlt:

Quelle: www.oezeps.at/wp-content/uploads/2019/02/Handreichung_Mobbing_ONLINE.pdf (Stand 28.05.2019)

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Alter: ab 8 Jahren

Ziel: Kinder verbinden ihre Emotionen zu Situationen und drücken diese aus.

Material/Raum: Aufbauer- und Miesmacher-Situationen

Beschreibung: Die Betreuungsperson oder die Kinder ziehen aus einer Box verschiedene Situationsbeschreibungen und lesen diese vor. Anschließend nimmt sich jeder für sich eine Minute Zeit, um darüber nachzudenken, wie sie oder er sich fühlt. Danach stoppt die Betreuungsperson zwei Minuten, in denen sich die Kinder mit einer Partnerin oder einem Partner kurz über ihre Gefühle austauschen und für „Aufbauer“ oder „Miesmacher“ entscheiden. Sobald die zwei Minuten um sind, bittet die Betreuungsperson die Kinder ihre Entscheidung mit Daumen nach oben (Aufbauer – „Wir fühlen uns gut“) oder Daumen nach unten (Miesmacher – „Wir fühlen uns schlecht“) zu zeigen. Das Prozedere wird bei jeder Aussage wiederholt.

2.6 Aufbauer und Miesmacher

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Beispiele für Aussagen:

Wie sehen denn deine Haare aus? Bist du in einen Farbtopf gefallen?

Tina und ich gehen heute Abend ins Kino. Hast du Lust mitzukommen?

Sag mal, wie oft soll ich dir das noch erklären? Du checkst echt gar nichts!

Ich stimme zwar nicht mit deiner Meinung überein, aber ich fand sie interessant und habe noch eine ganze Weile darüber nachgedacht.

Geh weg, du Opfer! Wir wollen dich hier nicht haben.Fand ich übrigens nett von dir, dass du mir dein Handy geborgt hast.

Reflexion: Die Betreuungsperson sammelt mit den Kindern noch weitere „Aufbauer“, die dann auf ein Plakat geschrieben und in der Klasse aufgehängt werden.

Quelle: Nach einer Vorlage von Jamie Walker in Team Soziales Lernen/LISUM, Seminarpapier zur Hauptschultagung, 2006: Auswahl an Übungen zum sozialen Lernen

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Alter: ab 9 Jahren

Ziel: Kinder lernen unterschiedliche Blickwinkel einer Mobbing-Situation (Ausgrenzung, ungleiche Behandlung, ...) kennen und stellen dar, wie sie Mobbing erleben – durch fühlen, darüber denken und sprechen.

Material/Raum: Flipchart, 3 x ausgedruckte Symbole für Kopf, Hand, Mund und Herz

Beschreibung: Die Betreuungsperson teilt die Kinder in 3 Gruppen auf. Jede Gruppe repräsentiert eine Rolle in einer Mobbing-Situation – die oder der Gemobbte, die oder der Mobbende und die Zuschauer. Jede Gruppe malt eine Silhouette auf ein Flipchart und muss dazu die 4 Symbole – Kopf, Hand, Mund oder Herz – kleben.

Die Betreuungsperson erzählt nun eine Mobbing-Situation (zum Beispiel: Im Turnunterricht wird Lina absichtlich von Maja nie in ihr Völkerballteam gewählt oder erst ganz zum Schluss unwillig ins Team aufgenommen. Der Rest der Klasse schaut immer zu). Die Kinder überlegen jetzt zu jedem Symbol etwas, das sie anschließend kurz präsentieren:

Reflexion: Im Plenum stellt die Betreuungsperson das WARUM und das WOZU in den Vordergrund. (Warum und wozu empfinden, denken, handeln und sprechen die Charaktere das?) Danach brainstormen alle, wie Mobbing vermieden werden kann.

2.7 Roboter-Porträt

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• Was denkt meine Rolle? (Kopf)• Was macht meine Rolle? (Hand)

• Was sagt meine Rolle? (Mund)• Was fühlt meine Rolle? (Herz)

Quelle: Stronger Children – Less Violence” Projekt 2009-2011 – Daphne Programm, Projektnr. JLS/2008-1/DAP-204 - Anpassung: mhtconsult, DK online unter www.vhs-th.de/fileadmin/redaktion/Der_Verband/Downloads/DL-KitaSchule/StrongerChildren2_DE.pdf (Stand 24.05.2019)

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#humanity Zivilcourage & Werte

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Alter: ab 11 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche analysieren Filmsequenzen zu Zivilcourage.

Material/Raum: Internet, Leinwand, Beamer (um Filmsequenzen zu zeigen)

Beschreibung: Betreuungspersonen zeigen Kindern und Jugendlichen Teile von der Sendung „Zeit für Helden – Und was machst Du?“ der Bundeszentrale für politische Bildung. Darin wird die Frage gestellt, wie reagieren Passantinnen oder Passanten, wenn sie Zeugen von Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Diskriminierung im Alltag werden? Das Verhalten von Menschen im Alltag wird in „Zeit für Helden“ zunächst mit einer versteckten Kamera beobachtet, alle Szenen werden dabei von Schauspielerinnen/Schauspielern eingeleitet. Die einzelnen

Episoden können auf www.bpb.de/presse/206021/zeit-fuer-helden-und-was-machst-du abgerufen werden.

2.8 Zeit für HeldInnen– und was machst du?

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Reflexion:

Betreuungspersonen binden die Kinder und Jugendlichen immer wieder mit Fragen in die Situationen ein:

• Welche Vorurteile stecken in der Situation? • Wie fühlen sich die einzelnen Personen?• Haben die Jugendlichen selbst schon eine ähnliche Situation erlebt?• Wie wird die Person reagieren? Wie wird die Geschichte ausgehen?• Warum hat die Person in dieser Art und Weise gehandelt oder nicht?• Wie können die Jugendlichen in einer ähnlichen Situation helfen?

Anmerkung: Auf der Webseite werden zudem vertiefende Hintergrundinformationen angeboten. Fakten und Argumentationshilfen unterstützen, um Vorurteilen und Vorfällen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Diskriminierungen und Alltagsrassismus besser entgegenzuwirken. Ihre eigene Zivilcourage können Nutzerinnen oder Nutzer mit einem Online-Game testen und spielerisch weitere Handlungsoptionen kennenlernen.

Quelle: www.bpb.de/presse (Stand: 27.06.2019)

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Alter: ab 11 Jahren

Ziel: Jugendliche reflektieren ihre eigene Meinung, indem sie sich positionieren und ihren eigenen inneren Kompass für Gewalt erspüren. Außerdem wird Meinungsvielfalt aufgezeigt.

Material/Raum: Klebeband für den Boden, möglichst viel freien Platz

Beschreibung: Die Jugendlichen werden aufgefordert, Tische und Sessel zur Seite zu räumen. Das Klebeband wird von einer Seite des Raumes zur anderen geklebt, damit eine gerade Linie entsteht. Die Betreuungsperson erklärt, dass die Linie eine Skala symbolisiert: Ein Ende steht für ein klares „Ja“, das andere für ein klares „Nein“. Im Folgenden werden einige der untenstehenden Situationen vorgelesen und gefragt, ob das für die Jugendlichen unter „Gewalt“ falle. Die Jugendlichen positionieren sich bei jeder einzelnen Situation nach ihrer eigenen Meinung. Bei auffälligen Ergebnissen kann nachgefragt werden, warum einzelne Personen dafür oder dagegen sind.

Mögliche Situationen:

• Ein Vater reißt sein Kind vor einem Auto von der Straße weg und tut ihm dabei sehr weh.• Ein Mädchen stiehlt Geld aus der Geldbörse ihrer Mutter.• Eine Atomkraftgegnerin blockiert einen Atommülltransport.• Ein Autofahrer jagt mit quietschenden Reifen von der Ampel weg.• Eine Mutter gibt ihrem Kind einen Klaps auf den Hintern.• Ein Kind in Indien stirbt an der Pest.• Ein Fußballfan beschimpft einen gegnerischen Fan.• Ein Lehrer gibt eine schlechte Note.

2.9 Gewaltbarometer

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• Passanten schweigen, als ein Schwarzer beschimpft wird.• Eine Obdachlose erfriert.• Der Direktor eines Unternehmens veranlasst, dass Giftmüll in ein mittelafrikanisches Land geschickt wird.• Ein Politiker nennt Flüchtlinge „Asylschmarotzer“.• Ein Polizist setzt eine Abschiebung mit Handschellen durch.• Sabine und Anna verspotten Christoph aus der Nachbarklasse, weil er von seiner Mutter abgeholt wird.• Tim geht einem Mädchen aus der ersten Klasse nach, bis sie sich fürchtet und davonläuft.

Anmerkung: Während der Übung empfiehlt es sich für die Betreuungsperson, sich Notizen zu machen, um auf diese dann im Rahmen der Reflexion einzugehen. Vor allem besondere Aha-Erlebnisse können hier aufgegriffen werden.

Reflexion: Die Betreuungsperson fasst Erkenntnisse zusammen und verweist auf folgende zwei Punkte:

• Man bekommt oft nur einen Ausschnitt einer Handlung mit bzw. man hat nicht alle Informationen. Dennoch muss man sich bei Zivilcourage oft rasch für ein Eingreifen entscheiden.

• Andere nehmen eine Situation anders wahr bzw. bewerten sie anders, obwohl sie vielleicht grundsätzlich eine ähnliche Haltung wie ich haben.

Quelle: u.a. Rainer, Barbara, Elisabeth Reif: Du schwarz?! Ich weiß! 10 Module gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen. Gesellschaft für bedrohte Völker. 2. Auflage 2001. Wien: Thienel Druck.

Lünse/Rohwedder/Baisch (2001) „Zivilcourage: Anleitung zum kreativen Umgang mit Konflikten und Gewalt“, Münster: Agenda-Verlag

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Alter: ab 11 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche setzen sich mit den ZARA-Spots zu Zivilcourage auseinander.

Material/Raum: Internet, Leinwand, Beamer (um ZARA-Spots zu zeigen)

Beschreibung: Die Betreuungsperson zeigt den Kindern und Jugendlichen die ZARA-Spots unter http://www.sodafilm.at/zaraspots/

Reflexion: Die Betreuungsperson hält den Film an mehreren Stellen an und stellt folgende Fragen zur Diskussion:

• Wie fühlen sich die einzelnen Personen in der jeweiligen Situation?• Haben die Jugendlichen selbst schon eine ähnliche Situation erlebt?• Wie können die Jugendlichen in einer ähnlichen Situation helfen?• Wie wird die Geschichte ausgehen?

Anmerkung: Eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema kann gelingen, wenn die Jugendlichen selbst den Auftrag bekommen, sich weitere Spots dieser Art zu überlegen. Die Geschichten können niedergeschrieben werden oder in Form eines Videos als Projektarbeit aufbereitet werden.

2.10 ZARA-Spots 1.0

Situationen analysieren

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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#humanity Zivilcourage & Werte

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Alter: ab 12 Jahren

Ziel: Jugendliche beschäftigen sich mit ihrer eigenen Einstellung zum Thema und analysieren Situationen und Prioritäten für zivilcouragiertes Handeln.

Material/Raum: Emotionen, Aussagen über zivilcouragiertes Handeln

Beschreibung: Je nach Größe der Gruppe, können die Jugendlichen auch in Kleingruppen eingeteilt werden. Den Jugendlichen wird ein Blatt ausgeteilt, auf welchem verschiedene Aussagen stehen. Die Aufgabe im ersten Schritt ist nun, dass jede und jeder für sich diese Aussagen von 1 (begünstigt Zivilcourage) bis 12 (hindert Zivilcourage) reiht bzw. ordnet, sodass Prioritäten entstehen. Anhand dieser Analyse soll anschließend eine Prioritätenliste für die gesamte Gruppe erstellt werden (Jugendliche diskutieren und argumentieren dadurch, welche Umstände Zivilcourage erschweren oder begünstigen.)

Reflexion: Kinder und Jugendliche schreiben ihre persönliche Nummer 1 auf ein Post-it und kleben dieses auf die Tür, bevor sie den Raum verlassen.

2.11 Zivilcourage: ja oder nein?

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Quelle: Gugel Günter „Zivilcourage: Eingreifen statt zuschauen!“; 2001

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Aussagen Meine Wertung GruppenwertungVorbilder haben

Eindeutigkeit der Situation

Hilfsbedürftigkeit des anderen

Einfühlungsvermögen

selbstsicheres Auftreten

Konfliktfähigkeit

Gehorsam

Angst

sich nicht ausdrücken können

Rückhalt der Familie und Freunde

Risikobereitschaft

räumliche Nähe mit einer hilfsbedürftigen Person

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Jugendliche machen sich ihre eigenen Lebenswerte und Wertmaßstäbe bewusst und treten für sie ein.

Material/Raum: möglichst viel freien Platz, eventuelle Beispiele für Werte

Beschreibung: Die Jugendlichen erhalten von der Betreuungsperson fünf Kärtchen, auf denen sie die für sie wichtigsten Werte notieren. Die Betreuungsperson sammelt die beschriebenen Kärtchen in einem Korb oder einer Schachtel. Daraus ziehen die einzelnen Jugendlichen dann mit geschlossenen Augen fünf Kärtchen. Die Jugendlichen setzen sich nun in zwei Stuhlreihen gegenüber. In den folgenden zwei Minuten versuchen die Jugendlichen diese Werte, die ihnen wichtig sind, bei ihrer PartnerIn einzutauschen. Sie müssen dabei argumen-tieren bzw. begründen, warum sie die Wertkarte haben möchten, warum ihnen ein Wert wichtig ist und welchen Wert sie dafür bereit sind abzutreten. Manchmal können sogar zwei Wertkarten für einen besonders begehrten persönlichen Wert gesetzt werden. Bei einem zuvor definierten Signal wird gewechselt, indem die Jugendlichen der Reihe A um eine Person weiterrücken. Mehrmalige Wechsel sind möglich.

Reflexion: Im Plenum erfolgt anschließend ein kurzer Austausch darüber, welche Werte den Einzelnen wichtig sind, für welche sie einstehen, aufstehen, sich einsetzen, kämpfen würden.

Beispiele für Werte

Freiheit Beziehung Erfolg Menschlichkeit Macht

Abenteuer Offenheit Harmonie Treue Respekt

Ehre Prinzipien Friede Glaube Bildung

Gleichheit Ziele Hoffnung Begeisterung Kreativität

2.12 Wertetauschbörse

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Jugendliche analysieren Situationen und reflektieren Ursachen für ein Verhalten.

Material/Raum: möglichst viel freier Platz, Beispielssituation

Beschreibung: Es wird eine konkrete Situation beschrieben, die gemeinsam analysiert wird: Stellvertretend für die Situation steht ein Begriff in der Mitte des Papiers, das in die Mitte des Raumes gelegt wird. Im ersten Kreis werden rund um den Begriff Ursachen festgehalten, die zu dieser Situation geführt haben (Ursachen 1. Ordnung). Im nächsten Schritt werden Ursachen für die Ursachen in 1. Ordnung gesammelt (Ursachen 2. Ordnung) und innerhalb des zweiten Kreises angeordnet. Danach werden mit Linien Verbindungen zwischen Ursachengruppen gesucht – es entsteht ein Spinnennetz. Die Formulierungen sollten so konkret wie möglich sein. Es wird festgehalten, dass es für viele Phänomene eine Vielzahl von Entstehungsbedingungen geben kann.

Reflexion: In der Gruppe diskutieren, warum Hintergrundwissen, persönlicher Bezug oder Beziehungen zu den Personen manchmal helfen können, aktiv zu handeln.

Beispiel 1: Zwei Berufsschüler schlagen sich vor der Schule. Du siehst das von deinem Klassenzimmer aus.

Beispiel 2: Ein angetrunkener Mann belästigt eine junge Frau auf offener Straße. Du beobachtest das auf deinem Heimweg.

2.13 Spinnwebanalyse

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Erleben von Vorurteilen und Diskriminierung.

Material/Raum: Rollenkärtchen, Situationen zum Vorlesen, möglichst viel freien Platz

Beschreibung: Die Jugendlichen erhalten alle ein Kärtchen mit einer Rolle, die sie nun für die Dauer der Übung einnehmen und die sie den anderen nicht verraten dürfen. Danach wird eine Reihe an Fragen vorgelesen. Wenn die Jugendlichen diese aus ihrer Rolle mit „Ja“ beantworten können, machen sie einen Schritt nach vorne. Beantworten sie die Frage für sich hingegen mit „Nein“, bleiben sie stehen. Hinweis: Verwende keine reale Rolle der anwesenden Jugendlichen.

Reflexion: Nach der letzten Frage bleiben alle auf ihren Plätzen stehen und die Betreuungsperson stellt den Teilnehmenden Fragen zur Evaluierung (Wie ging es dir in der Rolle? Wie fühlt es sich an, ganz vorne zu stehen? Bei welchen Fragen warst du dir nicht ganz sicher?). Danach wird vorgestellt, wer welche Rolle hat. In der Gruppe wird danach überlegt, welche Auswirkungen Umstände auf das Handeln einzelner Personen haben können. So zeigt sich gut, dass man nicht auf den ersten Blick beurteilen kann, was eine Person bewegt oder zu bestimmten Handlungen verleitet.

2.14 Wie im richtigen Leben

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Situationen und Ereignisse zum Vorlesen

• Du hast nie in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten gesteckt.• Du lebst in einem bescheidenen Haus mit Telefon und Fernsehen.• Du hast das Gefühl, dass deine Sprache, Religion und Kultur in der Gesellschaft, in der du lebst, respektiert wird.• Andere Menschen holen zu verschiedenen Problemen deinen Rat ein.• Du hast keine Angst, in eine Polizeikontrolle zu geraten.• Du weißt, wohin du dich wenden kannst, wenn du Rat und Hilfe brauchst.• Du hast ein interessantes Leben und bist zuversichtlich, was deine Zukunft betrifft.• Du hast das Gefühl, du kannst studieren und deinen Wunschberuf ergreifen.• Du hast keine Angst, auf der Straße oder in den Medien belästigt oder angegriffen zu werden.• Du kannst bei nationalen Wahlen deine Stimme abgeben.

Rollen

Du bist eine arbeitslose, allein erziehende Mutter. Du bist ein junger Mann, der im Rollstuhl sitzt.

Du bist die Tochter eines Bankdirektors und studierst Wirtschaftswissenschaften an der Universität.

Du bist Berufssoldat beim Bundesheer.

Du bist ein arabisches Mädchen, wurdest muslimisch erzogen und lebst bei deinen Eltern.

Du bist ein arbeitsloser Lehrer in einem Land, dessen Amtssprache du nicht fließend beherrschst.

Du bist ein 24-jähriger Flüchtling aus Afghanistan.Du bist der Sohn eines chinesischen Einwanderers, der einen gut gehenden Schnellimbiss betreibt.

Eine ausführliche Liste von Situationen wie auch Rollen findest du unter www.humanity.at/zivilcourage

Quelle: www.kompass.humanrights.ch, Übung 15 Ein Schritt nach vorn

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Methoden Kategorie 3 – Aktiv werden

In den Übungen der Kategorie 3 geht es hauptsächlich ums „Aktiv werden“ und konkrete Handlungsoptionen. Kinder und Jugend-liche können dadurch Zivilcourage trainieren.

Alle Übungen sind nach Altersstufen aufgebaut, beschreiben das Ziel, das benötigte Material, den Inhalt und enthalten einen Teil zur Reflexion, der vor allem für Zivilcourage und Werte wesentlich ist.

Methodensammlung

Übungen und Methoden Altersgruppe

3.1 2-Ecken-Spiel ab 7 Jahren

3.2 Brunnen ab 7 Jahren

3.3 Unterschriften-Bingo ab 8 Jahren

3.4 Wir zeigen, wie es geht ab 10 Jahren

3.5 Quiz „Zivilcourage online“ ab 10 Jahren

3.6 Online-Game „Zeit für Helden – und was machst Du?“ ab 11 Jahren

3.7 Ja, aber! ab 12 Jahren

3.8 Hilfe holen ab 12 Jahren

3.9 Hate-Kommentare ab 14 Jahren

3.10 Aktiv werden oder nicht ab 14 Jahren

3.11 Zivile Heldinnen/Helden gegen Gewalt ab 14 Jahren

3.12 Zivile Heldinnen/Helden gegen Hass im Netz ab 14 Jahren

3.13 ZARA-Spots 2.0 ab 15 Jahren

Aktiv werden

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Alter: ab 7 Jahren

Ziel: Kinder lernen Zivilcourage-Situationen und Handlungsmöglichkeiten kennen und entscheiden sich.

Material/Raum: Für jede beschriebene Situation werden die Varianten A und B auf Zettel geschrieben und in gegenüberliegenden Zimmerecken aufgelegt.

Beschreibung: Den Kindern wird eine Situation vorgelesen und zwei Optionen zur Verfügung gestellt. Die Fragen lauten: Wie würdest du dich entscheiden? Was würdest du machen? Jede und jeder geht zur jeweiligen Ecke, die der eigenen Meinung am nächsten kommt. Falls eine andere Idee aufkommt (Variante C), bleiben die jeweiligen Kinder sitzen und stellen ihre Lösungsidee vor.

1. In der Straßenbahn beschimpft ein Junge aus der 4. Klasse einen Buben aus der 2. Klasse. Was machst du?

A. Ich biete dem Buben den freien Platz neben mir an. B. Ich sage nichts, denn ich will nicht, dass mir was passiert. C. Ich habe eine andere Idee, nämlich ...

3.1 2-Ecken-Spiel

Aktiv werden

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2. Ich beobachte, wie zwei Kinder aus der Parallelklasse einem anderen Kind die Jause wegnehmen A. Ich schaue weg und bin froh, dass sie mir nicht die Jause wegnehmen. B. Ich frage das Kind, ob ich ihm helfen soll. C. Ich habe eine andere Idee, nämlich ...

Weitere Beispiele für Situationen findest du unter www.humanity.at/zivilcourage

Reflexion: Betreuungsperson fragt währenddessen: Was macht das Handeln leicht/schwierig in der jeweiligen Situation? Außerdem sammeln die Kinder mit der Betreuungsperson weitere Handlungsoptionen (als Gruppe helfen, Hilfe holen, …)

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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Alter: ab 7 Jahren

Ziel: Kinder werden sich bewusst, dass viele verschiedene Eigenschaften in einer Gruppe gebraucht werden.

Material/Raum: Raum mit Platz für einen Sitzkreis

Beschreibung: Die Kinder sitzen in einem Kreis, ein Kind lässt sich in der Mitte des Kreises fallen und sagt: „Ich bin in den Brunnen gefallen.“ Die anderen Kinder und die Betreuungsperson fragen: „Wer soll dich retten?“ Das Kind sucht sich eine Eigenschaft aus und antwortet zum Beispiel: „Die Person, die am lautesten schreien kann.“ Oder „Die Person, die heute glücklich ist.“ Alle Kinder demonstrieren dann diese Eigenschaft und das Kind im Brunnen wählt jemanden aus, der dieser Rolle am besten gerecht wird. Das ausgewählte Kind geht danach in den Brunnen und das Spiel wird fortgesetzt. Hinweis: Jedes Kind sollte einmal in den Brunnen „fallen“.

Reflexion: Die Betreuungsperson leitet folgende Fragen zur Reflexion im Plenum an: Wie habt ihr euch während der Übung gefühlt? Welche Eigenschaften sind in schwierigen Situationen sehr hilfreich oder weniger hilfreich?

3.2 Brunnen

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Quelle: Stronger Children – Less Violence” Projekt 2009-2011 – Daphne Programm, Projektnr. JLS/2008-1/DAP-204 - Anpassung: mhtconsult, DK online unter www.vhs-th.de/fileadmin/redaktion/Der_Verband/Downloads/DL-KitaSchule/StrongerChildren2_DE.pdf (Stand 24.05.2019)

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Alter: ab 8 Jahren

Ziel: Kinder erkennen, dass das Handeln und Einsetzen für andere immer wieder vorkommt und keine so große Seltenheit ist.

Material/Raum: Rasterblatt mit Aussagen

Beschreibung: Auf einem Rasterblatt stehen verschiedene Aussagen. Die Kinder haben nun die Aufgabe, sich mit dem Rasterblatt durch die Schule zu bewegen und zu den einzelnen Aussagen Unterschriften zu sammeln. Es darf immer dann von einer Person unterschrieben werden, wenn sie die Handlung schon einmal durchgeführt hat. Wer bei einer Aussage zuerst zehn Unterschriften gesammelt hat, gewinnt.

Beispiele für Aussagen

Ich habe einer Mitschülerin die Hausübung erklärt. Ich teile die Jause mit dem Klassenkollegen, der keine hat.

Als meine Klassenkollegin beim Dauerlauf im Turnunterricht nicht mehr laufen konnte, habe ich sie angefeuert und motiviert.

Zwei Schüler in meiner Klasse haben sich gestritten und ich bin dazwischen gegangen.

In der U-Bahn bin ich für eine schwangere Frau aufgestanden, damit sie sich setzen kann.

Ich habe einer alten Frau schon einmal beim Tragen ihrer Einkäufe geholfen.

Reflexion: Kinder zeichnen für sich selbst eine Situation, in der sie jemandem geholfen haben oder in der ihnen geholfen wurde und verstehen, dass anderen zu helfen oft mit einer kleinen Tat beginnt.

3.3 Unterschriften-Bingo

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Alter: ab 10 Jahren

Ziel: Jugendliche formulieren für sich Tipps zum aktiven zivilcouragierten Handeln und präsentieren diese Ideen.

Material/Raum: Handy

Beschreibung: Die Jugendlichen werden in Kleingruppen von jeweils 3 - 4 Personen aufgeteilt und erhalten alle den Auftrag, vorbildliche Verhaltensweisen in Situationen, in denen jemandem Unrecht getan wird, zu beschreiben. Dies sollen sie in Form eines Podcast (mit dem Handy) aufnehmen. Daher müssen sie sich überlegen, wie sie diese Tipps darstellen wollen, um sie anderen verständlich zu machen. Die Aufnahmen können danach in der Gruppe vorgespielt bzw. auch anderen Personen zugänglich gemacht werden, um andere zu aktivem Handeln zu mo-tivieren (Schule, Bezirksstelle, #getsocial, etc.). Dies kann auch in Form eines Erklärvideos umgesetzt werden, sodass die Jugendlichen Szenen bildnerisch darstellen und dies in Form eines Videos zusammenschneiden.

Reflexion: Zivilcouragiertes Handeln kann unterschiedliche Ausprägungen haben – welche ist davon die richtige? Durch Diskussion sollen die Schülerinnen und Schüler auf gemeinsame Antworten kommen. Die Betreuungsperson fasst am Ende zusammen: Es ist wichtig, eine Form zu wählen, bei der man sich selbst nicht in Gefahr bringt!

3.4 Wir zeigen, wie es geht!

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Alter: ab 10 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche treffen ihre eigenen Entscheidungen zu schwierigen Situationen in der Online-Welt.

Material/Raum: Computer mit Internet oder Handy mit Internet

Beschreibung: Unter www.saferinternet.at/quiz/ spielen die Kinder und Jugendlichen das Quiz „Zivilcourage online“. Die Betreuungsperson weist sie darauf hin, sich bewusst Zeit für ihre Entscheidungen zu nehmen und die Fragestellung, Antwortmöglichkeiten und Rückmeldungen genau durchzulesen.

Reflexion: Nach dem Quiz wird im Plenum diskutiert und es können folgende Fragen gestellt werden:

• Welche Situationen kennst du selbst aus der Online-Welt, die schwierig sind?• Was kannst du in solchen Situationen tun oder was hast du vielleicht auch schon getan?

3.5 Quiz „Zivilcourage online“

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Quelle: www.saferinternet.at (Stand: 27.06.2019)

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Alter: ab 11 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche entscheiden, was sie in Situationen machen würden, wenn sie Zeugin oder Zeuge von Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Diskriminierung werden.

Material/Raum: Computer mit Internet oder Smartphones

Beschreibung: Kinder und Jugendliche testen ihre eigene Zivilcourage mit dem Online-Game unter www.bpb.de/veranstaltungen/zielgruppe/jugend/zeit-fuer-helden/189104/games-bist-du-ein-held

Reflexion: Kinder und Jugendliche tauschen sich anschließend mit den anderen aus, wie es ihnen beim Online-Game ergangen ist, was sie überrascht hat und was sie sich noch einmal genauer anschauen wollen.

Anmerkung: Zusätzlich können einzelne Filmsequenzen „Zeit für Helden – und was machst Du?“ gezeigt werden und anschließend gemeinsam reflektiert werden (siehe Übung aus Phase 2 „Zeit für Helden“ in der Materialien-sammlung unter: www.humanity.at/materialiensammlung).

3.6 Online-Game „Zeit für Helden – und was machst Du?“

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Quelle: www.bpb.de/presse

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Alter: ab 12 Jahren

Ziel: Jugendliche gehen mit Vorwürfen/Vorurteilen um und lernen aktive Handlungen kennen.

Material/Raum: Raum mit Platz für einen Personenkreis

Beschreibung: Gemeinsam sammelt die Gruppe Vorwürfe, Vorurteile und Hate-Kommentare, die ihnen schon untergekommen sind und die man im Alltag immer mal wieder hört. Nun stellen sich die Jugendlichen im Kreis auf und eine oder einer stellt sich in die Mitte. Die Aufgabe ist es nun, einen der zuvor gesammelten Vorwürfe auszusuchen und diesen an die Person in der Kreismitte auszusprechen. Diese Person muss nun auf diese Aussage reagieren. Die Person in der Mitte richtet diesen Vorwurf auch noch an weitere Personen im Kreis und lässt die Antworten auf sich wirken. Nach drei bis vier Antworten entscheidet der Jugendliche in der Mitte des Kreises, welche Reaktion ihn am meisten angesprochen hat. Es betritt dann eine andere Jugendliche oder ein anderer Jugendlicher den Kreis mit einem anderen Vorurteil, etc. .

Reflexion: Gemeinsam wird in der Gruppe diskutiert, wie es war, Reaktionen auf Vorurteile zu finden, und wie es den Jugendlichen dabei gegangen ist.

3.7 Ja, aber!

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Quelle: youngCaritas OÖ, 2015

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Alter: ab 12 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche setzen in einer simulierten Notfallsituation einen Notruf ab.

Material/Raum: evt. 2 Telefone, evt. Trennwand oder 2 Sessel, die Rücken an Rücken stehen

Beschreibung: Die Betreuungsperson versteckt vor der Übung die Beschreibungen der Notfallsituationen im Gebäude. Kinder und Jugendliche können sich nun als Freiwillige melden, um in folgende Rollen zu schlüpfen

• Polizei, die den Notruf entgegennimmt (Person A)• AnruferIn, die oder der die Notfallsituation beobachtet hat und den Notruf tätig (Person B)• BeobachterIn, die oder der am Ende Beobachtungen teilen (C)

Die Beobachter (C) bleiben im Raum, während A und B mit dem Rücken zueinander im Raum sitzen. Person B wird dann von der Betreuungsperson aufgefordert eine Notfallsituation im Gebäude zu finden, diese genau zu lesen, dort liegen zu lassen und danach in den Raum zurückzulaufen, um die Polizei anzurufen. Person A bekommt einen Handzettel mit Fragen, die sie oder er Person B stellen kann.

Reflexion: Nach der nachgespielten Anrufsituation werden den Spielerinnen und Spielern und Beobachterinnen und Beobachtern folgende Fragen gestellt:

• Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?• Was ist dir schwierig/leicht gefallen?• Was ist dir besonders aufgefallen?• Welche Verbesserungsvorschläge gibt es?

3.8 Hilfe holen

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Quelle: Zivilcourage Manual, Lektion Hilfe im Notfall 2013 Seite 22 f

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Handzettel für die Rolle der Polizei (Person A):

• Wer spricht? (Wenn SchülerInnen ihren Namen nicht nennen.)

• Was ist passiert?• Wo befindest du dich genau?• Wer ist das Opfer?• Ist das Opfer verletzt?• Wie viele TäterInnen?• Beschreibung von TäterInnen

(Signalelemente und Tätermerkmale einprägen)• Beschreibung der Situation

• Was willst du jetzt tun – was sind deine Handlungs- möglichkeiten?

• Gibt es Anwesende, die dir helfen können?• Bleibe, wo du bist (als Zeugin/Zeuge, zur Opfer-

betreuung)! Wir schicken sofort einen Streifenwagen.• Beschreibung der Situation• Was wollen Sie jetzt tun – Ihre Handlungs-

möglichkeiten?• Gibt es Anwesende, die ihnen helfen können?• Bleiben Sie wo sie sind (als Zeuge, zur Opfer-

betreuung), wir schicken sofort einen Streifenwagen.

Beispiel für eine Notfallsituation

Die Situation

Eine ausländische Studentin wird auf dem Weg zum Bahnhof von drei betrunkenen Jugendlichen angepöbelt und geschubst. Es ist 10 Uhr abends und es ist neblig. Es erscheint dir, als ob die Frau ihre Jacke nicht mehr anhat. Du befindest dich auf der gegenüberliegenden Straßenseite (4-spurig) in einer Telefonzelle. Hinter dir steht ein Bürohaus einer Versicherung, den Straßennamen kennst du nicht.

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Reflexion zu Emotionen in Bezug auf Hate-Kommentare

Material/Raum: Zettel, Stifte, Hate-Kommentare

Beschreibung: Jugendliche bringen eigene Beispiele von Hate-Kommentaren aus ihren eigenen Online-Erfahrungen. Sie suchen diese heraus und schreiben sie auf Zettel. Diese werden dann von der Betreuungsperson eingesam-melt, nach der Reihe ziehen Jugendliche Kommentare und lesen diese für sich durch und machen sich Notizen, wie es ihnen geht, wenn sie diese lesen. In der zweiten Runde stellen sich immer zwei Jugendliche gegenüber und lesen sich die Kommentare laut vor und richten diese direkt an die Person. Es wird in der Gruppe besprochen, welchen Unterschied dies macht, wenn diese Kommentare laut ausgesprochen werden. In einer dritten Runde kann wieder ein Kommentar vorgelesen werden und jene Jugendlichen, die von sich sagen würden „Da sage ich etwas dagegen, da mische ich mich ein!“ heben die Hand.

Reflexion: Es können dann Motivationen und Hintergründe aus der Gruppe eingeholt werden, warum man aktiv werden würde oder auch nicht.

Beispiele für Hate-Kommentare

• „Du hast auch echt nichts im Kopf! Das sieht man an deinen Fotos.“• „Wie ist es, wenn man in allem scheiße aussieht? Du hässliche fette Sau!“• „Mit so einem Gebiss andere hässlich nennen, ist schon tapfer.“

3.9 Hate-Kommentare

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: : In der Gruppe findet ein Austausch über die Herangehensweisen zum aktiven Handeln statt.

Material/Raum: zwei Sesselkreise, eventuell Digitale Dilemmageschichten (www.humanity.at)

Beschreibung: Die Betreuungsperson beschreibt eine Situation aus dem Alltag, in der jemandem Unrecht getan wird und lässt das Ende dabei offen. Die Jugendlichen sitzen in Form von zwei Kreisen – der innere Kreis besteht nur aus vier Sesseln, im äußeren Kreis finden sich mehr Sessel, sodass alle Platz haben. Diskutieren dürfen nur jene im inneren Kreis. Die Betreuungsperson fängt an, Fragen in die Runde (bezogen auf die Situation) zu stellen und wie man sich verhalten hätte. Wenn jemand aus dem äußeren Kreis etwas dazu sagen möchte, kann sie/er sich hinter den Sessel einer Person im inneren Kreis stellen. Spricht diese gerade, kann diese ihren Gedanken zu Ende bringen und gibt den Platz dann frei. Die andere Person setzt sich (es werden also Plätze getauscht) und kann sich an der Diskussion beteiligen. Dies wird fortgeführt, bis die Betreuungsperson die Diskussion abbricht.

Reflexion: Betreuungsperson stellt den Jugendlichen folgende Fragen, die sie nur für sich selbst beantworten:

• Welche Argumente hast du besonders gut empfunden und warum?• Mit welcher Meinung stimmst du nicht überein und warum?• Welche Situationen fallen dir noch ein, in der Zivilcourage wichtig ist?

3.10 Aktiv werden oder nicht?

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Jugendliche erleben durch ein interaktives Video Zeitdruck und müssen bei einer Gewalt-Situation aktiv Entscheidungen treffen.

Material/ Raum: Smartphone, Tablet oder Computer, Kopfhörer

Beschreibung: Die Jugendlichen öffnen am Smartphone, Tablet oder am Computer die Homepage der zivilen Helden und wählen das Thema „Gewalt“, um das interaktive Video zu starten. Sie beobachten die Situation, hören den Text und müssen innerhalb von 5 Sekunden zwischendurch Entscheidungen treffen, die dann den weiteren Verlauf der Situation angeben. Anschließend sollen die Jugendlichen das Quiz zum Video machen, das noch einmal auf Details, das Hilfe- holen, den Tathergang eingeht. Die Jugendlichen üben ihr zivilcouragiertes Verhalten.

Reflexion: Die Betreuungsperson diskutiert anschließend kurz mit der Gruppe über ihre Ergebnisse und die gesehene Situation. Danach lesen sie im Plenum „auf Gewalt reagieren“ und die „6 Tipps für richtiges Verhalten in Gewaltsituationen“.

3.11 Zivile Heldinnen/Helden gegen Gewalt

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Quelle: www.zivile-helden.de/ (Stand 24.05.2019)

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Alter: ab 14 Jahren

Ziel: Jugendliche erkennen, wie Hass im Internet in der Offline-Welt aussehen kann.

Material/Raum: Smartphone, Tablet oder Computer, Kopfhörer

Beschreibung: Die Jugendlichen sehen hier zwei Videos in einem. Die Betreuungsperson klärt die Jugendlichen auf, dass sie die Perspektiven während dem Anschauen des Videos wechseln können – einmal Perspektive A, die die Situation in der Online-Welt zeigt und einmal die Situation B, die diese Situation in der realen Welt zeigt.

Danach reagieren die Jugendlichen in einem Quiz, wie sie sich in verschiedenen Chatverläufen verhalten würden, was sie antworten, ob sie einen Screenshot machen oder die Situation vielleicht sogar melden.

Reflexion: Die Betreuungsperson bespricht im Plenum die Ergebnisse und die Situation. Wie haben sich die Beteiligten gefühlt? Wie schwierig oder einfach ist es, im Internet oder in einer Offline-Situation zivilcouragiert zu handeln? Gemeinsam können noch die 3 Tipps für richtiges Verhalten im Netz gelesen und besprochen werden.

3.12 Zivile Heldinnen/Helden gegen Hass im Netz

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Quelle: www.zivile-helden.de (Stand 27.06.2019)

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Alter: ab 15 Jahren

Ziel: Kinder und Jugendliche reflektieren ihre Handlungsweisen, Gründe und analysieren die Situation des ZARA-Spots.

Material/Raum: Internet, Leinwand, Beamer (um ZARA-Spots zu zeigen)

Beschreibung: Die Betreuungsperson zeigt den ZARA-Spot „Öffentlicher Bus“ und stoppt, bevor die blonde Frau im Film den „Anfall“ simuliert. Gemeinsam mit den Jugendlichen sollen folgende Fragen im ersten Schritt erarbeitet werden:

• Welche Rahmenbedingungen erleichtern das Eingreifen?• Welche Situationen erschweren es, dass ich mich traue einzugreifen? (Mut, Wut, Zeit, persönlicher Bezug, …

vs. Zeitdruck, Erstarren, mangelnde Information, Ohnmacht,…)

leicht/er schwer/er

persönlich ansprechen, Wut, Mut, Erfahrungen, Kraft, Ruhe und Gelassenheit, persönlicher Bezug, Zeit, Sicherheit, gut drauf/ Selbstvertrauen, Solidaritätsgefühl, mögliche Identifikation, soziale Erwünschtheit, Einschätzen des Umfeldes, Konsequenzen, Rückenstärkung, starke Überzeugung

Ohnmacht, Angst, Aggression, körperliche Unterlegenheit, mangelnde Informationen, Spontanität, alleine, Erstarrung, Einschätzen der Situation, Wahrnehmung, Zeitdruck, eigene Position, Kontinuität, Einschätzen von Zeuginnen/Zeugen, Bezug zum Opfer, Machtlosigkeit, Abhängigkeit. Resignation, Angst, etwas falsch zu machen, Gefährdung anderer, Überforderung, nicht wissen, was zu tun ist

3.13 ZARA-Spots 2.0

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Im zweiten Schritt sollen Jugendliche verstehen lernen, dass verschiedene Ziele verfolgt bzw. erreicht werden können, wenn sie zivilcouragiert handeln. Folgende Fragen sollen gemeinsam diskutiert werden:

• Was will ich mit meinem Eingreifen eigentlich erreichen? Was sind meine Ziele?• Wie erreiche ich diese Ziele? Wie schauen meine Handlungsstrategien bzw. Interventionsmöglichkeiten aus?

ZIELE STRATEGIEN

z. B. Gewalt stoppen, Solidarisierung, Gerechtigkeit, Ungleichheit aufheben/aufzeigen, Opfer schützen, Widerspruch, etwas nicht stehen lassen, Machtgleich-gewicht herstellen, Reflexion ermöglichen, Ablenkungen, Einstellungsänderung, Streit schlichten, System stützen/verändern, Verantwortung aufzeigen

z. B. „Stopp“ sagen, Ablenkung, Verbündete sichern, Notruf, etwas zu Täterin/Täter sagen, sich bemerkbar machen, mitteilen, dass man sich beleidigt fühlt, Präsens zeigen, Aufmerksamkeit erregen, Verwirrung/ Irritation, HumorWICHTIG: EINE STRATEGIE WÄHLEN, BEI DER MAN SICH SELBST NICHT IN GEFAHR BRINGT!!!

Die Betreuungsperson zeigt in einem dritten Schritt das Ende des Films und löst die Situation damit auf.

Reflexion: Welche Interventionsformen fühlen sich für mich passend an? Wichtig: Eine Strategie wählen, bei der man sich selbst nicht in Gefahr bringt!

Quelle: ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

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