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Block-HS: Husserl lesen. Einführung in die Phänomenologie WS 2007/08 Philos. Fakultät, Institut für Philosophie, LS f. Religionsphilosophie u. vergleichende Religionswissenschaften Dozent: René Kaufmann; Spr.zeit: Mittw.: 14-15 Uhr, Donn.: 17-18 Uhr, BZW/A 524; Tel.: 4633-6438/-2689; e-mail: [email protected]

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Block-HS:Husserl lesen. Einführung in die

PhänomenologieWS 2007/08

Philos. Fakultät, Institut für Philosophie, LS f. Religionsphilosophie u. vergleichende Religionswissenschaften

Dozent: René Kaufmann; Spr.zeit: Mittw.: 14-15 Uhr, Donn.: 17-18 Uhr, BZW/A 524; Tel.: 4633-6438/-2689; e-mail: [email protected]

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Seminarprogramm: Termine und Lokalitäten

• Donnerstag, 08.11.2007, BZW/A418/P:– 1. + 2. Sitzung

[16:40 - 18:10 Uhr, 18:30 - 20:00 Uhr],

• Freitag, 09.11. 2007, BZW/0253/U:– 3. – 6. Sitzung

[09:20 - 16:20 Uhr],

• Samstag, 10.11. 2007, GER/ 0037/H:– 7. – 10. Sitzung

[09:20 - 16:20 Uhr].

• Sonntag, 11.11. 2007, GER/ 0037/H:– 11. + 12. Sitzung

[09:20-10:50, 11:10-12:40 Uhr].

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Seminarprogramm/Texte

• Max Scheler, Phänomenologischer Streit, – in: Ders., Gesammelte Werke, hg. v. Maria Scheler, Bd. 10, Bern 1957, S. 391-394.

• Kurt Wuchterl, Die phänomenologische Methode, – in: Ders., Methoden der Gegenwartsphilosophie, Bern/Stuttgart 1977, S. 200-229.

• Helmuth Vetter, Art. ‚Phänomenologie, phänomenologisch‘, – in: Ders. (Hg.), Wörterbuch der phänomenolog. Begriffe, Hamburg (Meiner) 2004, S. 410-425.

• Hedwig Conrad-Martius, Vorwort, – in: Adolf Reinach,Was ist Phänomenologie?, München (Kösel) 1951, S. 5-17.

• Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen,– Hamburg (Meiner) 1986.

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Leitfragen zu den ersten Einheiten

Was versteht man unter „Phänomenologie“ und einer „phänomenologischen Methode“?

Was sind zentrale Aspekte und Schritte einer der phänomenologischen Methode folgenden philosophischen Analyse?

Klärung zentraler Termini (wie epoché, Reduktion, eidos, et al.): Erläutern Sie zentrale (phänomenologische) Termini wie …- „Intuition“, - „natürliche Einstellung“, - „Epoché“, - „eidetische Reduktion“, - „eidetische Anschauung/Ideation“,- „Noesis“ und „Noema“, - „Transzendentalphilosopie“, ....

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Was versteht man unter …„Phänomenologie“ und einer „phänomenologischen Methode“?

Unabhängig von der Verwendung des Begriffes bei philosophischen Vordenkern wie Kant, Hegel etc. gibt Husserl im 20. Jahrhundert dem Begriff Phänomenologie eine besondere Prägung.

Als solche ist die auf diese Gründungsfigur Edmund Husserl (1859-1938) zurückgehende philosophische Phänomenologie eine der vier großen, die Philosophie der ersten Hälfte des 20. Jhdt.s bestimmenden Strömungen (neben Lebensphilosophie, Existenzphilosophie, Ontologie).

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„Phänomeno-logie“ aus: ‚Phänomen‘ und griech. ‚logos‘

„Phänomen“: vom griech. ‚phainomenon‘: - ‚phainomenon‘ als Partizip Präsens von ‚phainesthai‘ (ans Licht kommen, sich zeigen, ..):

‚das sich Zeigende‘, ...• ‚das Erscheinende‘, ‚Erscheinung‘, (EH, Idee der Ph., S. 10, 10-15),

• das Evidente,• das ‚Sich-an-ihm-selbst-Zeigende‘, das ‚Offenbare‘ (Heidegger, SuZ, §7),• Begegnisart, Gegebenheitsmodus eines thematischen Gegenstandes für das

Bewusstsein, Sich-Gebendes, Gegebenes, Gegebenheit,• aber auch negativ konnotiert: der bloße Schein.

Logos: Lehre, Wissenschaft von …ergo: „Phänomeno-logie“: Lehre/Wissenschaft von den Erscheinungen.

Lehre von dem, was einem Bewusstsein erscheint, was sich ihm zeigt.

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Phänomenologie als philosophische (Erkenntnis-)Methode

Methode zur Fundierung der Philosophie (+ aller Wissenschaften) in einer letzten Sicherheit.‚Tatsachenwissenschaften sind abhängig von (eidet.) Wesenswissenschaft‘ (Phänomenologie)

(EH, Ideen I, §8; LU II, I §1, S2f.)

Phänomenologie als philosophische Methode stellt - wie jedwede Philosophie als Philosophie -eine bestimmte Einstellung und Erkenntnishaltung dar. … nach dem Anspruch Husserls stellt die Phänomenologie sogar „die spezifisch philosophische Denkhaltung und Methode“ dar. (EH, Idee der Ph., S. 23, 12-24)

„Sache selbst“ (EH, Ideen I, §19, S.34f., LU II, I §2, S. 6f.)

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Methode zur Fundierung der Philosophie (und aller Wissenschaften) in einer letzten Sicherheit

• ursprüngliches Telos dieser Gewinnung letzter Sicherheit und Letztbegründung war die Herbeiführung von legitimierten Entscheidungen gegenüber der Vielfalt sich gegenseitig ausschließender (und sich somit in ihrem Anspruch gegenseitig relativierender) Standpunkte. Phänomenologie beginnt bei erkenntnistheor. Problemen, als Erkenntnistheorie (EH, Idee d. Ph., 29ff.)

• Kern aller phänomenologischen Analysen ist die Gewinnung einer letzten Absicherung in einem auf irgend eine Weise direkt Gegebenen, das weder deduziert noch weiter zurückverfolgt werden kann.

• Phänomenologie zielt auf endgültige, absolut abgesicherte und revisionsunfähige Erkenntnis.• Sie findet sie in der „originär gebenden Annschauung“:

„Prinzip aller Prinzipien: daß jede originär gebende Anschauung eine Rechtsquelle der Erkenntnis sei, daß alles, was sich uns in der ‚Intuition‘ originär […] darbietet, einfach hin-zunehmen sei, als was es sich gibt, aber auch nur in den Schranken, in denenes sich da gibt.“ (EH, Ideen I, § 24, S. 43f.)

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Phänomenologie als philosophische Methode stellt eine bestimmte Einstellung und Erkenntnishaltung dar: die phänomenologische Einstellung

• Sie setzt sich kritisch ab: – sowohl von (a) der ‚natürlichen Einstellung‘ (EH, Ideen, §27)

– als auch von (b) der ‚wissenschaftlichen Einstellung‘. (EH, Idee der Ph., S. 17ff)

• Die phänomenologische Einstellung zielt weder auf das naiv in der natürlichen Einstellung Wahrgenommene noch auf das durch wissenschaftliche Konstrukte Vorbestimmte ab, sondern will methodisch-systematisch zum jeweilig im Bewusstseinsakt eigentlich (inhaltlich) Gemeinten (Intendierten), zu den „Sachen selbst“ vordringen.

• Es ist ein ‚besonderer Blick‘ für das im Bewusstsein Gegebene (für die „Sache selbst“, welche offensichtlich unsinnlicher Natur ist) notwendig.

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Sie setzt sich kritisch ab …sowohl von (a) der ‚natürlichen Einstellung‘, als auch von (b) der ‚wissenschaftlichen Einstellung‘

a) ‚natürliche Einstellung‘naive Wahrnehmung; Naivität der natürlichen Einstellung, die unkritisch am wahrgenommen Geglaubten festhält.

b) ‚wissenschaftliche Einstellung‘Haltung ist geprägt durch wissenschaftliche, theoretische Konstrukte, die eine radikale

theoretische Entfremdung gegenüber dem Gegebenen darstellen. Auch hier liegt Naivität insofern vor, als die Reduktion des erscheinenden durch die

wissenschaftlichen Konstrukte (wiss. Vorurteile) nicht nochmals kritisch reflektiert und bewusst wird.

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Nochmals: Die phänomenologische Einstellung zielt weder auf das naiv in der natürlichen Einstellung wahrgenommene noch auf das durch wissenschaftliche Konstrukte Vorbestimmte ab,sondern will methodisch-systematisch zum jeweilig im Bewusstseinsakt eigentlich (inhaltlich) Gemeinten/Intendierten, zu den „Sachen selbst“ vordringen.

Dieses im Bewusstseinsakt Gemeinte bezieht sich nicht auf die Existenz eines Objektes.Diese transzendentale Gegebenheitsweise liegt nämlich gar nicht in meinem unmittelbaren

Bewusstsein.Es wird in der phänomenologischen Wesensanalyse daher auch bewusst eingeklammert

(außer Geltung gesetzt, siehe: eidetische und transzendentale Reduktion).Allererst die in der eidetischen Reduktion ermöglichte unmittelbare Einsicht in

Wesensgehalte und Wesensstrukturen und deren Implikationen diese Wesensgehalte sind (nach Meinung der Phänomenologen) die Voraussetzungen (i.S. von transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit) für das faktische Vorkommen in/von beobachtbaren Einzelobjekten und für die Identifizierbarkeit von Gegenständen.

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„Sache selbst“

Um von diesen „Sachen selbst“ ausgehend philosophieren oder anderweitig wissenschaftlich arbeiten zu können, bedarf es aber erst einmal eines Zurückgehens zu ihnen:

„Zurück zu den Sachen (selbst)!“ (EH, Ideen I, §19, S. 34f.)

Zu den „Sachen selbst“ war der Slogan der Phänomenologie und zugleich zentrales Kennzeichen und Prinzip der phänomenologischen Methode.

„Sache selbst“?:• als das Im Bewusstseinsakt (noesis) „ursprünglich, eigentlich inhaltlich Gemeinte“ (noema),• jeweils die Sache als ein Ganzes mit bestimmter Bedeutung,• als das ‚Phänomen‘:

– als das im Bewusstsein Vorhandene,– als das dem Bewusstsein Erscheinende, Gegebene, ...– nicht als die sinnlich gegebenen bestimmten, partiellen Ansichten und Perspektiven.

• dieses Gemeinte (im Bewusstsein Gegebene) steht immer schon in einem Bedeutungszusammenhang (Horizont).

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(phänomenologische) Reduktion(en):

1. Phänomenologie als Methode erhebt den Anspruch (bei Husserl), [entgegen den stets nur vorläufigen, weil nur wahrscheinlichen, und stets falsifizierbaren Erkenntnissen aus empirischer Verallgemeinerung] zu einer letzten Sicherheit gelangen. Husserl verlangt nach einer „Philosophie als strenger Wissenschaft“ und nach einer diesbezüglichen Methodik, die letzte Sicherheit gewährt, indem sie evidente Letztbegründungleistet.

2. Zur Erlangung absolut gesicherter, revisionsunfähiger Erkenntnisse gilt es (nach Husserl), zu den einfachsten, konstitutiven und absolut/unmittelbar evidenten Elementen wahrer Erkenntnisvorzudringen.

3. Diese stellen (nach Husserl) die elementaren Bewußtseinsinhalte (Phänomene) dar, welche uns in unzweifelhafter/evidenter Weise absolut sicher gegeben sind und alles zusammengesetzte Wissen begründen.

4. Phänomenologie als Methodik stellt nun genau diesen „Weg“, diesen Rekurs auf solche evidente Phänomene, die uns durch Intuition in absoluter Sicherheit gegeben sind, dar.

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5. Um zu diesen vorzudringen bedarf es (in einem ersten Schritt) einer Reinigung der komplexen Gegebenheiten von ihren jeweiligen nicht-evidenten Elementen. D.h. alle Elemente, die nicht zur „Sache selbst“, zum „Phänomen“ gehören, werden systematisch ausgeschlossen.

6. Diese Be-Reinigung geschieht mittels „Reduktionen“. Diese stellen methodisch bewusste, vorläufige „Urteilsenthaltungen“ dar. Weitere Termini für diese reinigenden Rücknahmen sind: „Epoché“, „Einklammerung“, ….

7. zentrale Aspekte die dieser „eidetischen Reduktion“ unterworfen (d.h. die eingeklammert) werden, sind:a) alles angelernte Wissen (aus theoret. Wiss.en), mittelbar Erschlossene u. Hypothetische,b) alles durch Tradition Vermittelte, nicht selbst Erfahrene,c) alle Zuschreibungen aufgrund meiner personenspezifischen Perspektive,

D.h. alles, was dem betrachteten Objekt nur aufgrund der Beziehung zu meiner speziellen Person zugeordnet wird und von anderen nicht so erfahrbar ist (Subjektives, Perspektivisches),

d) alles nicht Denknotwendige, d.h. Aspekte die auch anders sein könnten,e) und schließlich (als bewusstseinstranszendenter Aspekt) die objektive Existenz des Erlebten .

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8. Ergebnis diese Epoché sind Bestimmungen des Erlebten, die von diesem nicht mehr zu trennen sind, d.h. die notwendig (weil wesentlich) zur Sache zugehören.Sie stellen dessen „Wesen“ (Eidos) dar, das in evidenter Weise anschaulich, unmittelbar, intuitiv erfaßt wird.

9. Dieser erste methodische Schritt der Phänomenologie wird daher auch als eidetische Reduktion und ihr angestrebtes Ziel als „Wesensschau“ (eidetische Anschauung, Ideation) bezeichnet.

10. Die verschiedenen phänomenologischen Reduktionen ...(a) legen das Eidos/Wesen/Allgemeines frei und führen zur eidetischen (kategorialen)

Anschauung/Ideation(=> eidetische Reduktion),(b) setzen die zufälligen (nicht wesentlichen) Elemente ...

(b1) einerseits außer Kraft (in die Klammer der Epoché/Urteilsenthaltung (=> eidetische Reduktion)(b2) und bringen diese zufälligen/nicht-wesentlichen Elementen zugleich in eine gewisse

Fundierungs-/Konstitutions-Ordnung (=> phänomenologische Reduktion).

11. Über diese Fundierungsordnung gelingt es, die vorläufig ausgeschiedenen(eingeklammerten) Elemente wieder neu mit Sinn zu versehen.

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12. Nach dem ersten Schritt, der reduktiven Analysis (mit dem Ziel des Aufweises letzter Wesenselemente in den Sachen) und deren Entleerung und Verarmung folgt also in der phänomenologischen Methode als zweiter Schritt der synthetische Wiederaufbau!

13. Zentrale Prämisse dieses synthetischen, zweiten Schrittes ist die These: dass alles, was Sinn hat, hat diesen Sinn aus (sinnkonstitutiven) Leistungen des Bewusstseins erhält.

14. Dieser zweite Schritt, die „phänomenologische Reduktion“, ruht damit auf dem Wissen/These, dass alles Sein „Korrelat des Bewusstseins“ ist und somit eine methodisch-systematisch realisierte Rückfrage vom Sein zum Bewusstsein verlangt.

15. Notwendig wird so die Deutung des Seienden aus dem Ego: welche wiederum möglich ist aufgrund der intentionalen Struktur des reinen Bewusstseins: Bewusstsein ist immer „Bewusstsein von ...“ / „Bewusstsein von etwas“.

16. Bewusstsein ist also immer intentional auf sein (intentionales) Objekt bezogenes Bewusstsein.

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17. In der "phänomenologischen Reduktion" erfolgt also:• ein Rückgang auf die Konstitutionsleistungen des Ego/Bewusstseins,• eine Reinigung des empirischen Ichs von all seinen faktischen Eigenschaften und

Leidenschaften,• die Gewinnung des reinen Ich/Ego -> als dem reinen Bezugspunkt der Intentionalität,• damit: die Entdeckung der letzten Evidenz (Selbstgewissheit),• und die Stufenordnung der Evidenzen: Konstitution des sinnvoll Gemeinten =

Wiederaufbaubewegung, die der vollzogenen Reduktion folgt.

18. Zuerst: Reduktion: als transzendentale Reduktion (# reale Vernichtung, sondern) = Suspension der Seinsgeltung,

19. dann: Konstitution/Wiederaufbau aus den Leistungen der Subjektivität (# reale Erzeugung von irgendetwas, sondern) = Weg des Verstehens all dessen, was als Sinn gelten soll.

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Edmund Husserl (1859-1938)

• einer der einflussreichsten Philosophen des 20. Jhdt.s,

• Begründer der Phänomenologie (als einer Wissenschaft vom reinen Bewusstsein, die sch allein an die gegebenen Phänomene hält).

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Biographie Husserls8.4.1859 geboren in Proßnitz (Prostejov), Mähren.1868 Besuch des Realgymnasiums der Leopoldvorstadt in Wien,

nach einem Jahr bis zur Matura 1876 des dtsch. Gymnasiums in Olmütz (Olomouc).1876 Studium der Astronomie, Mathematik, Physik, Philosophie in Leipzig.1878 Studium der Mathematik und Philosophie in Berlin.1881 Studium der Mathematik in Wien.1882 Promotion in Wien (Mathematik): Beiträge zur Theorie der Variationsrechnung;

danach Militärzeit, verschiedene Arbeiten; Studium der Philosophie bei Franz Brentano.1886 Wechsel nach Halle zwecks Habilitation bei Carl Stumpf.1887 Habilitation: „Über den Begriff der Zahl“;

Eheschließung mit Malvine Steinschneider.1900 Logische Untersuchungen. 1. Teil.1901 Berufung nach Göttingen.1913 Erscheinen des Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung.

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1916 Berufung nach Freiburg i. Br. als Nachfolger Heinrich Rickerts.1928 Emeritierung - Husserl Nachfolger wird Martin Heidegger.1928-35 Vorträge in Amsterdam (1928), Paris (1929: Méditations cartésiennes. 1931), Frankfurt,

Berlin, Halle; 1935 in Wien: Die Philosophie in der Krise der europäischen Menschheit.1933- … : Behinderungen seiner Arbeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten;

Beurlaubung (1933, wieder aufgehoben); Entzug der Lehrbefugnis 1936; Verhinderung der Teilnahme am internationalen Philosophiekongress in Paris u.a.m.; 1937 muss Husserl seine Wohnung in der Lorettostraße verlassen.

27.4.1938 Tod Husserls.1938 Rettung des Nachlasses durch P. Herman Leo Van Breda OFM und Gründung des Husserl-

Archivs in Löwen (Leuven; Louvain). Mit dem Löwener Archiv kooperiert das Freiburger Husserl-Archiv.

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Werk

4 Werkphasen:

1. Psychologismuskritik und Neubergündung der Logik (Logische Untersuchungen, 1900/01)

2. Wissenschfts- und Philosophiekritik der Göttinger Phänomenologie.

3. Versuch der kritischen Grundlegung einer transzendentalen Phänomenologie (ab 1913; Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, 1913; Cartesianische Meditationen, 1931).

4. Kritik des europäischen Wissenschafts- und Zivilisationsprozesses durch eine transzendentale Analyse der Lebenswelt (Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie, 1936).

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Die Idee der Phänomenologie.Fünf Vorlesungen (1907)

- entstanden 1907, - EA: Den Haag 1950 (in: Husserliana, Bd.2).

- im SS 1907 (Göttingen) gehaltene Vorlesungen,

- Vollzug einer Wende zum „transzendentalen Idealismus“:- Platzierung zwischen …

- Logischen Untersuchungenund

- Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie

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Kleine Genealogie der phänomenologischen Bewegung

(Quelle: http://online-media.uni-marburg.de/philosophie/husserl1/vorlagen/vorlage5.html)

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Max Scheler, „Phänomenologischer Streit“, in: Ders., GW, hg. v. Maria Scheler, Bd. 10, Bern 1957, S. 391-394.

Leitfragen zur LektüreErläutern Sie die – von Scheler – wiedergegebene Kritik Wundts an Husserls Phänomenologie

(an dessen ‚Logischen Untersuchungen’).

Welche Position bezieht Scheler zu dieser Kritik?

Was stellt – nach Scheler – Sinn und Ziel einer phänomenologischen Analyse dar?

Welche Rolle, Funktion und Bedeutung kommen dabei (in der ph. A.) den ‚mannigfachen Negationen’ zu?

Inwiefern unterscheidet sich – für Scheler – eine phänomenologische Analyse und Darstellung von einer positiv-wissenschaftlichen?

Erläutern Sie das von Scheler angesprochene ‚Problem der Möglichkeit und Methode der Mitteilung des mittels einer phänomenologischen Untersuchung Erkannten?

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Kurt Wuchterl, Die phänomenologische Methode, in: Ders., Methoden der Gegenwartsphilosophie, Bern/Stuttgart 1977, S. 200-229.

Leitfragen zur Lektüre9.1. Ein Beispiel: „Zu den Sachen selbst“Welche drei zentralen „Einstellungen“ führt Wuchterl an? Erläutern Sie diese. 9.2. Die erste Komponente der phänomenologischen Methode: Der Rekurs auf reduzierte

Intuition Was stellt – nach Wuchterl – das Ziel der Phänomenologie dar? Welche Bedeutung spielen hierfür die ‚elementaren Bewußtseinsinhalte’ und der Rekurs auf

diese evidenten Phänomene? Erläutern Sie die Termini ‚Reduktion’ , ‚Epoché’ und ‚Ideation’, ‚Wesen’/‚Eidos’? Welche Be-‚Reinigungen’ führt Wuchterl als zentrale Schritte einer ‚eidetischen Reduktion’ zur

Erlangung einer ‚eidetischen (Wesens-) Anschauung an? Inwiefern stellt die so gewonnene Anschauung eine ‚apriorische Einsicht’ dar? Erläutern Sie den Unterschied zwischen ‚formalen Apriori’ und ‚materialen Apriori’.

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Kurt Wuchterl, Die phänomenologische Methode, in: Ders., Methoden der Gegenwartsphilosophie, Bern/Stuttgart 1977, S. 200-229.

Leitfragen zur Lektüre9.3. Die zweite Komponente der phänomenologischen Methode: Die Sinnkonstitution aus

den intentionalen BewußtseinselementenErläutern Sie den zweiten Schritt der phänomenologischen Analyse (‚synthetischen

Wiederaufbau’ anhand der Analyse ‚sinnkonstitutiver Bewußtseinsleistungen’). 9.4. Verschiedene Formen der Phänomenologie Erläutern Sie die verschiedenen Ausformungen und Ausdifferenzierungen der

Phänomenologie? a) Die deskriptive Phänomenologie; b) Die transzendentale Phänomenologie;c) Die existenziale Phänomenologie; d) Die operative Phänomenologie

10. Kritische Einwände gegen die Phänomenologie Geben Sie Kernweinwände und kritische Argumente, die nach Wuchterl gegen die

Phänomenologie angeführt werden können, wieder.

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Helmuth Vetter, Art. ‚Phänomenologie, phänomenologisch‘, in: Ders. (Hg.), Wörterbuch der phänomen. Begriffe, Hamburg (Meiner) 2004, S. 410-425.

Leitfragen zur Lektüre

Geben Sie zentrale Schritte der Begriffsgeschichte ‚Phänomenologie’ wieder.

Welche zentralen Termini führt Vetter an? Erläutern Sie diese.

Welche zentralen Vertreter und phänomenologischen Richtungen führt Vetter an?

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Hedwig Conrad-Martius, Vorwort, in: Adolf Reinach,Was ist Phaenomenologie?, München (Kösel) 1951, S. 5-17.

Leitfragen zur LektüreErläutern Sie die kritische Absetzung des Phänomenologieverständnisses von Conrad-Martius

gegenüber einem „transzendentalen Idealismus“.

Erläutern Sie die Charakterisierung der Phänomenologie als ‚Wesenslehre’.

Erläutern Sie die Termini ‚Wesen(-heit)’, ‚apriorische Sinnhaftigkeit’ und ‚Gegebenheit’.

Welche Vertreter zählt Conrad-Martius zur Gründergeneration der Phänomenologie?

Erläutern Sie Conrad-Martius’ kritische Absetzung der Phänomenologie von den Naturwissenschaften und dem Existentialismus.

Erläutern sie die These von Conrad-Martius: Die Phänomenologie hätte nichts mit der ‚Realitätsfrage’zu tun.

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Erste Vorlesung

Leitfragen zur LektüreWelche beiden Denk- und Geisteshaltungen unterscheidet Husserl? Erläutern Sie beide.

Welches erkenntnistheoretische Problem wirft Husserl auf?

In welchem Verhältnis platziert Husserl die Phänomenologie und Philosophie zu dieser erkenntnistheoretischen Problematik und zu den diesbzgl. Denkhaltungen?

Erläutern Sie die Differenz zwischen „natürlicher“ und „philosophischer Einstellung“ gegenüber der Transzendenzproblematik.

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Zweite Vorlesung

Leitfragen zur LektüreDurch welche Bestimmungen hat sich nach Husserl der Anfang der Erkenntniskritik (die „erste Erk.“)

auszuzeichnen?

Inwieweit knüpft Husserl hierbei an Überlegungen von René Descartes an?

Erläutern Sie die Termini „absolute Gegebenheit“, „Immanenz“ und „Transzendenz“.

Welche Bedeutungen von „Transzendenz“ und „Immanenz“ unterscheidet Husserl hierbei?

In welchem Verhältnis stehen – nach Husserl – ‚Erkenntnistheorie’ und ‚natürliche Wissenschaft’? Welche erkenntnistheoretisch grundlegende, prinzipielle Reduktion stellt Husserl vor?

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Dritte Vorlesung

Leitfragen zur LektüreWie bestimmt Husserl das Sein der ‚cogitationes’?

Was ist unter „erkenntnistheoretischer Reduktion’, ‚Epoché der Transzendenz` und ‚phänomenologischer Reduktion’ zu verstehen? Wozu dient dieses methodische Element?

Was zeichnet ein ‚reines Phänomen’ aus? Auf welchem methodischen Wege wird es gewonnen?

Welche Relevanz für die Phänomenologie Husserl besitzt der Unterschied zwischen (a) den Quasi-Gegebenheiten des transzendenten Objektes und (b) der absoluten Gegebenheit des Phänomens selbst?

Welche Probleme sieht Husserl für phänomenologische Urteile als wissenschaftlich gültige, objektive Urteile? Auf welche Zirkelproblematik macht Husserl hierbei aufmerksam?

TU Dresden, 8.-11.11.2007 KAUFMANN: Husserl – Einführung in die Phänomenologie Folie 33

Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Dritte Vorlesung

Leitfragen zur LektüreInwiefern hält Husserl es für möglich, dass neben Einzelheiten (singulären Gegebenheiten) auch

allgemeine Sachverhalte zu absoluter Selbstgegebenheit gelangen können?

Was besagt „Phänomenologie als Wesenanalyse und Wesenserforschung“ („phänomenologische Erkenntnis als Wesenerkenntnis“) im Rahmen „rein (an-)schauender Betrachtung“ und „absoluter Selbstgegebenheit“?

Welche zwei Bedeutungen des Begriffes „apriori“ unterscheidet Husserl? Welches Apriori-Verständnisist – nach Husserl – v.a. für die Phänomenologie relevant?

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Vierte Vorlesung

Leitfragen zur LektüreWas ist unter den Termini „intentional“, „intentio“ und „Intentionalität“ zu verstehen?

Inwiefern ist Phänomenologie als Wesenforschung ‚generelle und allgemeine (nicht singuläre) Forschung’?

Welche Fragen stellen sich Husserl hierbei v.a./zentral? Ist die absolute Selbstgegebenheit des Allgemeinen (des Wesen, des Sinns, …) möglich?

Was versteht Husserl unter einer „Wesensanalyse“? Inwiefern ist die Wesensanalyse der Erkenntnis einer apriorische Untersuchung?

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Vierte Vorlesung

Leitfragen zur LektüreInwiefern ist – nach Husserl – die phänomenologische Methode als „die“ philosophische Methode zu

bestimmen?

Erläutern Sie Husserls „Evidenz“-Begriff und seine Kritik an der ‚Gefühlstheorie der Evidenz’.

Was besagt „phänomenologische Reduktion als Beschränkung auf die Sphäre reiner Evidenz“?

Welche Bedeutung und Rolle hat Evidenz/absolute Gegebenheit als ein Letztes?

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Edmund Husserl, Die Idee der Phänomenologie. Fünf Vorlesungen (1907). Fünfte Vorlesung

Leitfragen zur LektüreWas besagt der Terminus „Retention“?

Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Gegenstands- und Vergangenheitsphänomen und der Konstitution des Zeitbewusstseins?

Inwiefern sind Wahrnehmungen und Phantasievorstellungen für eine Wesensbetrachtung/-erfassung relevant? Inwiefern ist die Existenzsetzung des Wahrgenommenen und Phantasierten hierfür relevant?

Was besagt und bedeutet für die phänomenologische Wesenanalyse der Ausschluss aller transzendenten Bedeutungen sowie die Suspension der empirischen Existenzsetzung?

Essenz und/oder Existenz: Was ist für die phänomenologische Wesensanalyse relevant? Worüber fällt sie Urteile?