Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

513
LOGISCHE UNTERSUCHUNGEN VON EDMUND HUSSERL ZWEITER BAND UNTERSUCHUNGEN ZUR PHÄNOMENOLOGIE UND THEORIE DER ERKENNTNIS I. TEIL ZWEITE, UMGEARBEITETE AUFLAGE HALLE A. D. S. MAX NIEMEYER 1913

Transcript of Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    1/518

    LOGISCHEUNTERSUCHUNGEN

    V O N

    EDMUND HUSSERL

    ZWEITER BANDUNTERSUCHUNGEN ZUR PHNOMENOLOGIE

    UND THEORIE DER ERKENNTNISI. TEIL

    ZWEITE, UMGEARBEITETE AUFLAGE

    H A L L E A . D. S.MAX NIEMEYER1913

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    2/518

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    3/518

    Inhalt.Einleitung. Seite1. Notwendigkeit phnomenologischer Untersuchungen zur erkenntnis-kritischen Vorbereitung und Klrung der reinen Logik.2. Zur Verd eutl ichung der Ziele solcher Untersuchungen33. Die Schwierigkeiten der rein phnotnenologischen Analyse . .4. Unentbehrlichkeit einer Mitberck.sichtigung der grammatischen Seiteder logischen Erlebnisse125. Bezeichnung der Hauptziele der nchstfolgenden analytischen Unter-suchungen156. Zustze16

    7. Das Prinzip der Voraussetzungslosigkeit erkenntnistheoretischerUntersuchungen19I. Ausdruck und B edeutung.Erstes Kapitel.'Die w esentlichen U nterscheidungen. 1 . Ein Doppelsinn des Terminus Zeichen23 2 . Das Ween der Anzeige243 Hnweis undBeweis 95 4: Exkurs ber die Entstehung der Anzeige aus der Assoziation9 5 . Ausdrcke als bedeutsame Zeichen. Absonderung eines nichthierhergehrigen Sinnes von Ausdruck ...... .30 6 . Die Frage nach den phnom enologischen und intent ionalen Unter-scheidungen, die zu den Ausdrcken als solchen gehren.1 7 . Die Ausdrcke in kommunikativer Funktion32 8 . Die Ausdrcke ira einsamen S eelenleben35 9. Die phnom enologischen U nterscheidungen zwischen physischer Aus-druckserscheinung, sinngebendem un d sinnerhillendem Akt37 10 . Die phnomenologische Einheit dieser Akte39 1 1 . Die idealen Unterscheidungen: zunchst zwischen Ausdruck und3edeutung als idealen Einheiten42 1 2 . Resetzung: Die ausgedrckte Gegenstndlichkeit

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    4/518

    IVSeite 13 . Zusamm enhang zwischen Bedeutung und gegensttidlieherehung 49

    14. Der Inhalt als G nstand, als erfllender Sinn und als Sinn oderBedeutung schlechthin ... .... . 0 15. Die mit diesenUnterscheidungen zusammenhngenden quivokationender Rede von Bedeutung und Bedeutungslosigkeit . . 52 16. Fortsetzung. Bedeutung und Mitbezeichnung . 57Zweites Kapitel.Zur C harakteristik der bfredeutungverleihenden Akte. 17. Die illustrierenden Phantasiebilder als vermeintliche Bedeutungen . 61 18. Fortsetzung. Argumente und Gegenargumente3 19. -Verstndnis ohne Anschauung . . . 66 20. Das anschauungslose Denken und die stellvertretende Funktion"der Zeichen .. .... . 68 21 . Bedenken mit Rcksicht auf die Notwendigkeit, zur Klrung derBedeutungen und zur Erkenntnis der in ihnen grndenden W ahr-heiten auf korrespondierende Anschauung zurckeu .70 22. Die differenten V erstndnischaraktere und dieanntheitsqualitt" 73 23. Die Apperzeption im Ausdruck und die Apperzeption in den an-schaulichen V orstellungen

    rittes Kapitel.Das Schw anken der W ortbedeutungen und die Ideal ltt derBedeutungseinheit. 24. Einleitung 7 7 25. Deohingsverhltnisse zwischen den Inhalten der Kund:nd derNennung78 26. W esentlich okkasionelle und objektive A usdrcke79 27. Andere Arten schwankender Ausdrcke .86 28. Das Schwank en der Bedeutungen a ls Schwanken des B edeutens 29. Die reine Logik und die idealen Bedeutun zn

    1Viertes Kapitel.Der phnomenologische und ideale Inhalt der Bedeutungserle

    30. Der Inhalt des ausdrckenden Erlebnisses im psychologischen Sinneund sein Inhalt im Sinne der einheitlichen Bedeutung. 96 31 . D er Ak tcharakter des B edeutens und die id- ,: -eine B edeu9 32. Die Idealitt der Bedeutungen keine Idealitt im normativen Sinn 101 33 . Die Begriffe Bedeutung" und Begriff" im Sinne VOil Spezidecken sich nicht ..... ....... 102 34. Im Akte d.es Bedeutens wird die Bedeutung. nicht ::zenstndlichbewu ....... .......103 36. Bedeutungen an sich" und ausdrckliche B edeutungen104

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    5/518

    Inhalt.II. Die ideale Einheit der Spezies und die neuerenAbstraktionstheorien. SeiteEinleitung . .106Erstes Kapitel.Die allgemeinen Gegenstnde und das Allgemeinheitsbewutsein.1. Die allgemeinen Gegenstnde werden uns in wesentlich anderenAkten bewut als die individuellen1082. Unentbehrlichkeit der Rede von allgemeinen Gegenstnden. 1103. Ob die Einheit der Spezies als eine uneigentliche zu verstehen ist Identitt und Gechhet 1124. Einwn de gegen die R eduktion der idealen Einheit auf die zerstreuteMannigfaltigkeit. . .1135. Fortsetzung. Der Streit zwischen J. ST. MILL und H. SPENCER . 11 66. berleitung zu den folgenden Kapiteln119Zweites Kapitel.Die psychologische Hy postasierung des Allgemeinen. 7. Die metaphysische und psychologische Hypostasierung des All-gemeinen. Der Nominalismus121 8. Ein tuschender Gedankengang123 9. Locias Lehre von den abstrakten Ideen26 10. Kritik127 11. Loom s al lgemeines D reieck133Anmerkung .134 12. Die Lehre von den Gemeinbildern. 136Drittes Kapitel.Abstraktion und Aufmerksamkeit. 13. Nominalistische Theorien, welche die Abstraktion als Leistung derAufmerksamkeit fassen ............ . 137 14. Einwnde, welche zugleich jede Form des Nominalismus treffen a) Der Mangel einer deskriptiven Fixierung der Zielpunkte . 139 15. b) Der Ursprung des modernen Nominalismus als berspannteReaktion gegen LooKEs Lehre von den allgemeinen Ideen.Der wesentliche Charakter dieses Nominalismns und die Ab-

    straktionstheorie durch Aufmerksamkeit 143 16. c) Allgemeinheit der psychologischen Funktion und die Allgemein-heit als Bedeutungsform. Der verschiedene Sinn der Beziehungdes Allgemeinen auf einen Umfang147 17. d) Anwendung auf die Kritik des Nominalismus150 18. Die Lehre von der Aufmerksamkeit als generalisierender Kraft 151

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    6/518

    verfahren . 3 1 . Die Haup tquelle der aufgew n Verirrti.ng(? n 1. 182VI Inhalt.

    exem..en. me , " 19. Einwnde. a) Das*n 'ehe Achten auf ein M erkebt nicht dIndividualitt - 20 . b) Widerlegung desmenus dmetrischen Denken 21 . Der Unterschied zwischen dem Aufm erken auf ein unselbe n igesMoment 41,, an. hauten Ge nstand , und dem Aufm ,rkenauf das entsprechende Attributpecie . . 22 . Fundamentale Mn e in der phnomenologischen Analyse derAufmerksamkeit.s 23. Die sinnge ; Rede von der Aufm rkSphre se des Denkens und nicht blo die des Anschaue63

    Vierte Kapitel.1 1te p 24 . Die allgemeine Vo 25 . Ob die allgemeine Repder allgemeinortsetzung. Die verschiedenentionen d All inbewuteeins und die sinnliche Anschauung. . 27 . Der berechtigte Sinn der allg , einen Rep0 28 . Die Rep rsentation als Stellvertretung. Locra und BR R

    29. Kritik der BaR minsehen R ep -entationstheorie 30. Fortsetzung. BERKKLEYSns dem geometrischen Bew 1 56157 keit um!ie t egenkkonotation als w 4I 4ungen dienen lt - ` in he*its:. 166lunt 169 171. 174. 1 75. 178Fnftes Kapitel.PhUnomenolo ha Studie ber Hunz 32 . Abhngigkeit HUM ES von BER KELEY....84 33. Hux .1. Kritik der abstrakten Id, -n und ihr verme intlich Ergebnis.Sein Au .rachtlassen der phnomenologischen Hau ptpun kte 34. Rckbeziehung der HUntersuchun auf zwei 35 . Das leitende P rinzip, dnis und die ausrh ndgedankenio ehre . 36 . H Lehre von der distinctio rationis in der gern igtenund radikalen interp tion 37 . Ein de gene Lehre in ihrerlen loteAnm 38 . bertragung der S ke.iis von deneeTeile berhaupt.

    39. Letzte Steigerung der Sk epsis und ihre Widerlegutng

    1 86190

    1 92b e T eilinhalten auf a lle 2 02

    2 06

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    7/518

    VII

    Sechstes Kapitel.eiteSonderling verschiedener Begriffe Ton Abstraktion und Abstrakt.140. Vermengungen der einerseits auf unselbstndige Teilinhalte undandererseits auf Spezies bezogenen Begriffe von Abstraktion un dAbtrak . 216 41 . Sonderung der Begriffe, die sich um den Begriff des unselbstn-digen Inhalts gruppieren218 42 . Sonderling der Begriffe, die sich um den Begriff der Speziesgruppieren . 221

    III. Zur Lehre von den Ganzen und Teilen.Eneung. 225Erstes Kapitel.

    Der Unterschied der selbstndigen und unselbstndigenGegenstnde. 1. Zusammengesetzte und einfache, gegliederte und ungegliederteGegenstnde . 226 2. Einfhrung der Unterscheidung zwischen unselbstndigen undselbstndigen Gegenstnden (Inhalten)228. 3. Die Unabtrennbarkeit der unselbstndigen Inhalte230 4. Beispielsanalysen nach ST UM PF231 5 . Die objektive Bestimmung des Begriffs der Unabtrennbarkeit 235 6 . Fortsetzung. Anknpfung an die Kritik einer beliebten B estimm ung 2 37 7 . Schrfere Ausprgung unserer Bestimm ung durch Einfhrung derBegriffe reines Gesetz und reine Gattung239 7a. Selbstndige und unselbstndige Ideen242 8 . Absonderung des Unterschiedes zwischen selbstndigen undunselbstndigen Tnhalten von dem Unterschied zwischenanschaulich sich abhoben den und v er s oh m ol z e ne n Inhalten. 24 2 9. Fortsetzung. Rinweis auf die weitere Sphre der Verschmelzungs-phnomn 245 1 0 . Die Mannigfaltigkeit der zu den verschiedenen Arten von Un-selbstndigkeiten gehrigen Gesetze249 1 1 . Der Unterschied dieser materialen" Gesetze von den forma len'oder ana lytischen" Ge setzen251 1 2 . Grundbest imm ungen ber ana lyti sche und syntheti sche S tze . 254 13 . Relative Selbstndigkeit und Unselbstndigkeit257Zweites Kapitel.Gedanken zu einer T heorie der reinen Formen von Ga nzen un d Teilen. 14 . Der Begriff der Fundierung und zugehrige Theoreme . . . 261 15. nberleitung zur Betrachtung der wichtigeren TeilverhItnisse . . 264

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    8/518

    vIIISeite

    16 . We chse1 seiti und einseitige, m ittelbare und un mittelbare Fun-dierung...6 4 17 . Ex Bestimm ung der Begriffe Stck. , M oment, physischer T zi l,Abstraktum, Konkretum ......... ..6 618 . Der Unterschied der mittelbaren und unm ittelbaren Tei le einesGanzen- - ............6 8 19. Ein neuer Sinn dieses Unterschiedes: nhere und fernere Tei ledz: Ganzen6 9 20 . Nhere un d fernere T ei le rel div zueinander. .72 21. Exakteimirtung der prgnanten Begriffe Ganzes und T ei l,sowehrersentliehen Arten, mittels des Begriffes der Fan -dierung -7 5 2 2 . Sinnliche sheitsfornien und Ganze .7 7 2 3 . Ka hak Bnheib3formen und Ge8 2 24 . Die reinen formalen T ypen von Ganzen und T eilen. Das Potulateiner apriorischen Theorie . . . 8 4 25 . Z ::tze ber die Zerstckung von Ganzen d urch die Zerstckungihrer Momente.IV. er Unterschied der selbstndigen und iniseib-sttnd1gen Bedeutungen und die Idee der reinenGrammatik.Einleitung . .

    1 . Einfache und zusammengesetzte Bedeutun95 2 . O b die Zusammengesetztheit der Bedeutungen eind. xsei einer Zusam men etztheit der 0 z: -nstnde. 1 Zusammengesetztheit der Bedeutun...n und Zusammeng etztheitdes konkreten Be deutens. Imp lizierte Bedeutungen .97 4. Die Frage nach der Bedeutsamkeit ,synkategorematischeru-stcke komplexer Ausdrcke302 5 . Sei s tendi.: und unselbstndige Bedeutungen . Die Unseig-keit der sinnlichen und diejenige der ausdrckenden 'Wortteile 305 6 . Gegen berstellung anderer Unterscheidungen. Ungehlossene,anomal verkrzte und lckenhz , rcke 7 . Die Auffassung der unselbafind'Inhalte . . ... 8 . Schw ierigkeiten dieser Auffassung. a) O b die Un selbstndigkeitder Bede utung eigentlich nur in der Unselbstmdigkeit des be-deuteten G e:,znstand es l iege . .3 9. b) Das Verstndnis herausgerissener Synkategore a1 4 10 . Apriorische Gesetzm; igkeiten in der Bedentun: omplexion316 11 . Einwnde. Bedeutungsmodifikationen, welche im WEesen der Aus-drcke, bzw. Bedeutungen wurzeln 2 1 12. Unsinn und Widersinn .2 630 8tBedeutungen es fundierter... ... 1 0

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    9/518

    Inhalt.xSeite13. Die Gesetze der Bedeutungskornplexion und die rein logisch-gram-matische Formenlehre32814. Die Gesetze des zu vermeidenden Unsinns und die des zu ver-meidenden Widersinns. Die Idee der reinlogischen. Grammatik 333Amrkungen. 340Y. 'ber intentionale Erlebnisse und ihre Inhalte".Einleitung343Erstes Kapitel.Bew tseiu als phnomenologischer Bestand des Ichund Bew utsein als innere Wah rnehmun g.el 1. Vieldeutigkeit des Terminus Bewutsein345 2. Erstens: Bewutsein als reell-phnomenologische Einheit der Ich-erlebnisse. Der Begriff des Erlebnisses . . . . .. 347 3. Der phnomenologische und der populre Erlebnisbegriff . . . 351 4. Die Beziehung zwischen erlebendem Bewutsein und erlebtemInhalt keine phnomenologisch eigentmliche Beziehungsart535. Zweitens: Das "innere" Bewutsein als innere Wahrnehmung54 6. Ursprung des ersten Bewutseinsbegriffs aus dem zweiten . .56s 8. Das reine Ich und die Bewutheit59

    Zweites Kapitel.Bew utsein als Intentionales Erlebnis.

    "bs 9. Die Bedeutung der BRENTANO sehe Abgrenzung der psychischenPhnomene" . ................ 364 10. Deskriptive Charakteristik der Akte als "intentionaler" Erlebnisse 366 11 . Abwehrung terminologisch nahegelegter Mideutu.ngen: a) Dasmentale" oder "immanente" Objekt370s 12. b) Der Akt und die Beziehung des Bewutseins oder des Ich aufden Gegenstand375 13. Fixierung unserer Terminologie377 14. Bedenken gegen die Annahme von Akten als einer deskriptivfundierten Erlebnisklasse380 15. Ob Erlebnisse einer und derselben phnomenologischen Gattung(und zumal der Gattung Gefhl) teils Akte und teils Nicht-Akte sein knnen387a) Ob es berhaupt intentionale Gefhle gibt388b) Ob es nicht-intentionale Gefhle gibt. Unterscheidung derGefhlsempfindungen und Gefhlsakte391

    16. Unterscheidung zwischen deskriptivem und intentionalem Inhalt 397 17. Der intentionale Inhalt im Sinn des intentionalen Gegenstandes 400 18. Einfache und zusammengesetzte, fundierende und fundierte Akte 403

    t

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    10/518

    nha t.Seite

    19 . Die Funktion der Aufmerksamkeit in komplexen Akten. Dasphnom enologische V erhiltnis zwischen Wo rtlaut und Sinn alsBeispiel ..........05 20. Der Unterschied der Qualitt und der Materie eines Akt.y11 21 . Das intentionale und d" bedeutimgsra" ige Wesen17Beil e zu den Paragraphen 11 und 20. Zur Kritik der Bilder-theorie" und der Lehre von den imrw ienten" Gegens dender Akte . . .21Drittes Kapitel.Die M ateriektes und die zugrunde liegende Vorstellung. 22. D ieach dem V trhltnis zwischen Materie und QualittAktes.........10 26 23 . Die Auffassung der M aterie ala ein fundierenden Aktes "bloenVorstellens . . . . 427 24 . Schwierigkeiten. Das Problem der Differenzierung der Qualitts-gattunz=n ............31 25. Gen auere Analyse der beiden Lsungsmglichk ' ten33 26. ibw ing und Ablehnung der proponierten Auff nng. .37 27. Das Zeugnis der direkten rntuition. Wahrnehmungsvorstellungund Wahrnehmung3 8 28. Spezielle Erforschung d er SaobeimUrteil . . .445 29 . Fortsetzung. Anerkennung oder " u mn u g" zu der bloenVorstellung des Sachverhalts .4 4 6Zusatz .....41 ,51 30. D ie Auffassung des identischen. Wort- und Satzverstndn isse.s alsbloen V orstellens".... . . . 45 31. Ein letzter Einwand gegen unsere Auffassung. Bloe Vorstel-lungen und isolierte Materien . . ...... . . 454

    Viertes Kapitel.Studie ber fundierende V orstellungen mit besonderer Mtesieht aufdie Lehre vom Urteil. 32 . Ein Doppelsinn d Wort,: Vorstellung und die vermeintlicheEvidenz des Satzes -von der Fundierungk durcheinen Vorstellungsakt - .436 33. R estitution des Satzes auf Grund eines neuen VorstenullNennen und Aussagen . .. .... .M58 34. Schwierigkeiten. Der Begriff des namens. Setzende und nicht-

    setzende Namen . .. 35 . ..Nom inale Setzung und U rteil . O b Urtei le berhaupt Tei le vonnominalen Akten w erden knnen...... 36 . Fortsetzung. O b Aussagen als ganze Namen fungieren knnen7 146 2

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    11/518

    Inhalt.IFnftes Kapitel.eiteWeitere Beitrge zur Lehre vom Urteil. Vorstellung" als qualitativeinheitl iche Gattung der nominalen und propositionalen Akte. 37 . Das Ziel der folgenden Untersuchung. Der Begriff des objekti-vierenden Aktes477 38 . Qua litative und m ateriale Differenzierung der objektivierenden Akte 4 79 39. Die Vorstellung im Sinne des objektivierenden Aktes und ihrequalitative Modifikation485 40 . Fortsetzung. Qualitative und imaginative Modifikation . . 489s 41. Neue Interpretation des Satzes von der Vorstellung als Grundlagealler Akte. Der objektivierende Akt als primrer Trger derMere 493 42 . Weitere Ausfhrungen. Fundamentalstze fr komplexe Akte 494 43. R ckblick auf die frhere Interpretation des behandelten Satzes 498

    Sechstes Kapitel.Zusamm enstellung der wichtigsten iquivokationen der T erminiVorstellung und Inhalt.

    44 . Vorstellung" -99 45 . Vorstel lungsinhalt"505Anmerkung507

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    12/518

    Einleitung. 1. Notwendigkeit phnomenologischer Untersuchungen zur

    erkenntniskritischen Vorbereitung und Klrung der reinen Logik.Die Notwendigkeit, die Logik mit sprachlichen Errterungen

    zu beginnen, ist vom Standpunkte der logischen Kunstlehre oftanerkannt worden. Die Sprache" so lesen wir bei MILLI ist augenscheinlich eines der vornehmsten Hilfsmittel und Werk-zeuge des Denkens, und jede Unvollkommenheit des Werkzeugesund der Art seines Gebrauches mu, wie jedermann einsieht,diese Kunstbung noch mehr als jede andere hemmen und ver-wirren und jedes Vertrauen in die Gte des Ergebnisses zerstren.

    . An das Studium wissenschaftlicher Methoden herantreten,bevor man mit der Bedeutung und dem richtigen. Gebrauch derverschiedenen Arten von Worten vertraut ist, dies hiee nichtminder verkehrt handeln, als wollte jemand astronomische Be-obachtungen anstellen, ehe er das Fernrohr richtig gebrauchengelernt hat". Aber einen tieferen Grund fr die Notwendigkeit,in der Logik mit einer Analyse der Sprache zu beginnen, siehtMim darin, da es sonst nicht mglich wre, die Bedeutung vonStzen zu untersuchen, ein Gegenstand, der an der Schwelle"unserer Wissenschaft selbst stehe.

    Mit dieser letzteren Bemerkung rhrt der ausgezeichneteDenker an den Gesichtspunkt, der fr die reine Logik der ma-gebende ist und, wohlbeachtet, fr die reine Logik als philo-sophische Disziplin. Ich setze also voraus, da man sich nichtdamit begngen will, die reine Logik in der bloen Art unserer

    Logik, I. Buch, Kap. 1, 1.Rusen Log Uners. L.1

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    13/518

    2inleitung. =mathematischen Disziplinen als ein in naiv-sachlicher Geltungerwachsendes Stzesystem auszubilden, sondern da man in einsdamit philosophische Klarheit in betreff dieser Stze anstrebt,d. i. Einsicht in das Wesen der bei dem Vollzug und den ideal-mglichen Anwendungen solcher Stze ins Spiel tretenden Er-kenntnisweisen und der mit diesen sich wesensmig konsti-tuierenden. Sinngebungen und objektiven Geltungen. SprachlicheErrterungen gehren nun sicherlich zu den philosophisch uner-llichen Vorbereitungen fr den Aufbau der reinen Logik, weilnur durch ihre Mithilfe die eigentlichen Objekte der logischenForschung und, in weiterer Folge, die wesentlichen rten undUnterschiede dieser Objekte zu unmiverstndlicher Klarheit her-auszuarbeiten sind. Es handelt sich dabei aber nicht um gram-matische Errterungen im empirischen, auf irgendeine historischgegebene Sprache bezogenen Sinn, sondern um Errterungenjener allgemeinsten Art, die zur weiteren Sphre einer objektiven.Theorie der Erkenntnis und, was damit innigst zusammen-hngt, einer reinen Phnomenologie der Denk- und Er-kenntniserlebnisse gehren. Diese, wie die sie umspannendereine Phnomenologie der Erlebnisse berhaupt, hat esausschlielich mit den in der Intuition erfabaren und analysier-baren Erlebnissen in reiner Wesensallgemeinheit zu tun, nichtaber mit empirisch apperzipierten Erlebnissen als realen Fakten,als Erlebnissen erlebender Menschen oder Tiere in der erschei-nenden und als Erfahrungsfaktum gesetzten Welt. Die in derWesensintuition direkt erfaten Wesen und rein in den Wesenendenden Zusammenhnge bringt sie deskriptiv in Wesens-begriffen und gesetzlichen Wesensaussagen zu reinem Ausdruck.Jede solche Aussage ist eine apriorische im vorzglichsten Sinnedes Wortes. Diese Sphre ist es, die zum Zweck einer erkenntnis-kritischen Vorbereitung und Klrung der reinen Logik durch-forscht werden mu; in ihr werden sich daher unsere Unter-suchungen bewegen.Die reine Phnomenologie stellt ein Gebiet neutraler For-schungen dar, in welchem verschiedene Wissenschaften ihre

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    14/518

    Einlei tung.Wurzeln haben. Einerseits dient sie der Psych ologie alsempirischer Wissenschaft. In ihrem reinen und intuitivenVerfahren analysiert und beschreibt sie in wesensmiger Allge-meinheit speziell als Phnomenologie des Denkens und Er-kennens die Vorstellungs-, Urteils-, Erkenntniserlebnisse;welche, empirisch aufgefat als Klassen realer Vorkommnisse imZusam m enbange der an imalischen N aturwirklichkeit , die Psycho-logie einer erfahrungswissenschaftlichen Erforschung unterwirft.Andererseits erschliet die Phnomenologie die "Quellen", ausdenen die Grundbegriffe und die idealen Gesetze der reinenLogik "entspringen", und bis zu welchen sie wieder zurck-verfolgt w erden m ssen, um ihnen die fr ein erken ntniskrit ischesVerstndnis der reinen Logik erforderliche "Klarheit und Deut-lichkeit" zu verschaffen. Die erkenntnistheoretische, bzw. phno-menologische Grundlegung der reinen Logik umfat Forschungen.von groer Schw ierigkeit , aber au ch von unvergleichlicher Wichtig-keit. Erinnern wir uns an die im I. Bande dieser Untersuchungengegebene Darlegung der Aufgaben einer reinen Logik, 1 so ist esdabei abgesehen auf eine Sicherung und Klrung der Begriffeund Gesetze, die aller Erkenntnis objektive Bedeutung und theo-retische Einheit verschaffen.

    2. Zur V erd eut l ichung der Z ie le solcher Unt ersuchungen.Alle theoretische Forschung, obschon sie sich keineswegs

    blo in ausdrcklichen Akten oder gar in kompletten Aussagenbewegt, terminiert doch zuletzt in Aussagen. Nur in dieser Formwird die Wahrheit und speziell die Theorie zum bleibenden Be-sitztum d er W issenschaft, s ie w ird zum urkundlich verzeichneten.und allzeit verfgbaren Schatz des Wissens und des weiter-strebenden Forschens. Ob die -Verbindung von Denken undSprechen, ob die Erscheinungsweise des abschlieenden Urteilsin der Form der Beh auptung eine aus Wesensgrnden notwend igeist oder nicht, soviel ist jedenfalls sicher, da Urteile, die der

    1 Vgl. das Schlukapitel der Prolegomena, bes. 66 u. f. 1 *

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    15/518

    4inleitung.hheren intellektuellen Sph re, insbesondere d er w issenschaftlichenangehren, s ich o hne sprachl ichen A usdruck kau m vol lziehen lassen.Darnach sind die Objekte, auf deren Erforschung es die reineLogik abgesehen hat, zunchst im grammatischen Gewande ge-geben. Genauer zu reden, sie sind gegeben sozusagen als Ein-bettungen in konkreten psychischen Erlebnissen, die in derFunktion der Bedeutungsintention oder Bedeutungser-fllung (in letzterer Hinsicht als illustrierende oder evident-machende Anschauung) zu gewissen sprachlichen A usdrck engehren und mit ihnen eine phnomenologische Einheit bilden.

    Aus diesen komplexen phnomenologischen Einheiten hatder Logiker die ihn interessierenden Komponenten, in ersterLinie also die Aktchar tere, in denen sich das logische Vor-stellen, Urteilen, Erkennen vollzieht, herauszuheben und sie indeskriptiver Analyse so weit zu studieren, als es zur Frderungseiner eigentlich logischen Aufgaben vorteilhaft ist. Unmittelbarist aus der Tatsache, da das Theoretische sich in gewissenpsychischen Erlebnissen realisiert", in ihnen in der Weisedes Einzelfalls gegeben ist, keineswegs als vermeintliche Selbst-verstndlichkeit zu entnehmen, da diese psychischen Erlebnisseals die pr imren O bjekte der logischen Forschungen gel ten mssen.Den reinen Logiker interessiert primr und eigentlich nicht daspsychologische Urteil, d. i. das konkrete psychische Phnomen,sondern das logische Urteil, d. i. die identische Aussagebedeutung,welche Eine ist gegenber den mannigfaltigen, deskriptiv sehrunterschiedenen Urteilserlebnissen." Natrlich entspricht dieseridealen Einheit ein gewisser, berall gemeinsamer Zug in deneinzelnen Erlebnissen. Aber da es dem reinen Logiker nicht aufdas Konkrete ankommt, sondern auf die betreffende Idee, aufdas in der Abstraktion erfate Allgemeine, so hat er, wie esscheint, keinen Ani , den Boden der Abstraktion zu verlassenund statt der Idee vielmehr das konkrete Erlebnis zum Zielpunktseines forschenden Interesses zu machen.

    11 der Unters. 1.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    16/518

    Einleitung.Indessen, wenn auch die phnomenologische Analyse derkonkreten Denkerlebnisse nicht zu der ureigenen Domne derreinen Logik gehrt, so kann sie doch zur Frderung rein-logischerForschung nicht entbehrt werden. Denn alles Logische mu,wofern es als Forschungsobjekt unser eigen werden und dieEvidenz der in ihm grndenden apriorischen Gesetze ermglichensoll, in konkreter Flle gegeben sein. Zunchst aber ist uns dasLogische in einer unvollkommenen Gestalt gegeben: der Begriffals mehr oder minder schwankende Wortbedeutung, das Gesetz,weil aus Begriffen sich bauend, als nicht minder schwankendeBehauptung. Zwar fehlt es darum nicht an logischen Einsichten.Mit Evidenz erfassen wir das reine Gesetz und erkennen, daes in den reinen Denkformen grnde. Aber diese Evidenz hngt*an den Wortbedeutungen, die im aktuellen Vollzug des Gesetzes-urteils lebendig waren. Vermge unbemerkter quivokationknnen sich den Worten nachtrglich andere Begriffe unter-schieben, und nun mag leicht fr die genderten Satzbedeutungendie frher erfahrene Evidenz flschlich in Anspruch genommen.werden. Es kann auch umgekehrt die aus quivokation ent-sprungene Mideutung den Sinn der rein-logischen Stze (etwain den empirisch-psychologischer Stze) verkehren und zur Dahin-gabe der frher erfahrenen Evidenz und der einzigartigen Be-deutung des Reinlogischen verfhren.

    Also dieses Gegeben.sein der logischen Ideen und der sichmit ihnen konstituierenden reinen Gesetze kann nicht gengen.So erwchst die groe Aufgabe, die logischen Ideen, dieBegriffe und Gesetze, zu erkenntnistheoretischer Klarheitund Deutlichkeit zu bringen.Und hier setzt die phnomenologische Analyse ein.

    Die logischen Begriffe als geltende Denkeinheiten mssenihren Ursprung in der Anschauung haben; sie mssen durchideirende Abstraktion auf Grund gewisser Erlebnisse erwachsenund im Neuvollzuge dieser Abstraktion immer wieder neu zubewhren, in ihrer Identitt mit sich selbst zu erfassen sein.Anders ausgedrckt: Wir wollen uns schlechterdings nicht mit

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    17/518

    6inleitung. .bloen Worten", das ist mit einem blo symbolischen Wort-verstndnis, zufrieden geben, wie wir es zunchst in unserenReflexionen ber den Sinn der in der reinen Logik aufgestelltenGesetze ber Begriffe" Urteile", Wahrheiten" usw. mit ihrenmannigfachen Besonderungen haben. Bedeutungen, die nur vonentfernen, verschwommenen, uneigentlichen Anschauungen wenn berhaupt von irgendwelchen belebt sind, knnen unsnicht genug tun. Wir wollen auf die Sachen selbst" zurckgehen.A n vollentwickelten Anschauungen wollen wir uns zur Evidenzbringen, dies hier in aktuell vollzogener Abstraktion Gegebenesei wahrhaft und wirklich das, was die Wortbedeutungen imGesetzesausdruck meinen; und erkenntnispraktisch wollen wirdie Disposition in uns erwecken, die Bedeutungen durch hin-reichend. wiederholte M essung an der reproduziblen Anschauung(bzw. an dem intuitiven Vollzug der Abstraktion) in ihrer un-verrckbaren Identitt festzuhalten. Desgleichen berzeu n wiruns durch Veranschaulichung der wechselnden Bedeutungendie demselben logischen Terminus in verschiedenen Aussage-zusammenh ngen zuw achsen, eben von dieser T atsache der iqui-vokation; wir gewinnen die Evidenz, d , was das Wort hierund dort meint, in wesentlich verschiedenen Momenten oderFormungen der Anschauung, bzw. in wesentlich verschiedenenAllgem einbegriffen seine Erfllung findet. Durch Sonderu ng derverm engten Begriffe und durch passende nderung der T erm i-nologie gewinnen wir dann auch die erwnschte Klarheit undDeutlichkeit der logischen Stze.Die Phnom enologie der logischen Erlebnisse hat den Zweckuns ein so weitreichendes deskriptives (nicht etw a ein emp irisch-psycho logisches) Verstnd nis dieser psychischen Erlebnisse unddes ihnen einwoh nenden Sinnes zu verschaffen, als n tig ist , umallen logischen Fundam entalbegriffen feste Bedeutungen zu ge benund zw ar Bedeutung en, welche durch R ck,: :ng auf die analytisch.durchforschten Wesenszusammenhnge zwischen Bedeutungs-intention und Bedeutungserfllung geklrt, in ihrer mglichenErkenntnisfunktion verstndlich und zugleich gesichert sind;

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    18/518

    _Einleitung.kurzum Bedeutungen, wie sie das Interesse der reinen Logikselbst und vor allem das Interesse der erkenntniskritischen Ein-sicht in das Wesen dieser Disziplin fordert. Die logischen undnoetischen Fundamentalbegriffe sind bislang noch sehr unvoll-kommen geklrt; sie sind mit vielfltigen quivokationen behaftet,und mit so schdlichen, mit so schwierig festzustellenden und inkonsequenter Unterschiedenheit festzuhaltenden, da hierin derhauptschlichste Grund fr den so . sehr zurckgebliebenen Standder reinen Logik und Erkenntnistheorie zu suchen ist.

    Wir mssen allerdings zugestehen, da mancherlei begriff-liche Unterscheidungen und Umgrenzungen der rein-logischen.Sphre in der natrlichen Einstellung, also ohne phnomeno-logische Analyse, zur Evidenz kommen. Indem sich die be-treffenden logischen Akte in adquater Anpassung an die er-fllende Anschauung vollziehen, wird ber die phnomenologischeSachlage selbst nicht reflektiert. Aber auch vollste Evidenz kannverwirrt, was sie erfat, kann falsch interpretiert, ihre sichereEntscheidung kann abgelehnt werden. Zumal die (keineswegszufllige) Neigung der philosophischen Reflexion, die objektiveund die psychologische Einstellung unvermerkt zu vertauschenund die beiderseitigen nach ihrem Wesensgehalt aufeinander be-zogenen, aber prinzipiell zu sondernden Gegebenheiten durch-einanderzumengen und sich dann durch psychologische Mi deu-tungen in der Interpretation der logischen Objektivitten tuschenzu lassen, fordert klrende Untersuchungen. Ihrer Natur nachknnen diese Klrungen nur durch eine phnomenologischeWesenslehre der Denk- und Erkenntniserlebnisse, unter bestn-diger Rcksicht auf das ihnen wesensmig zugehrige Vermeinte(genau in den Modis, in denen es sich als solches in ihnen selbst',bekundet", darstellt" u. dgl.) geleistet werden. Nur durch einereine Phnomenologie, die nichts weniger ist als Psychologie,als Erfahrungswissenschaft von psychischen Eigenschaften undZustnden animalischer Realitten, kann der Psychologismusradikal berwunden werden. Nur sie bietet auch in, unsererSphre alle Voraussetzungen fr eine letztausreichende Fest-

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    19/518

    8inleitung.legung der smtlichen rein-logischen Grundunterscheidungenund Einsichten. Nur sie behebt den aus Wesensgrnden ent-quellenden und daher zunchst unvermeidlichen Schein, der unsso sehr nahelegt, das objektiv Logische in ein Psychologischesumzudeuten.Die eben errterten Motive der phnomenologischen Analysehngen, wie man leicht sieht, wesentlich mit denjenigen zusam-men, welche aus den allgemeinsten erkenntnistheoretischenGrundfragen entspringen. Denn fassen wir diese Fragen in derweitesten Allgemeinheit das ist offenbar in der formtden",die Ton aller Erkenntnismaterie" abstrahiert dann ordnen siesich mit in den Kreis der Fragen ein, welche zu einer vollenKlrung der Idee einer reinen Logik gehren. Die Tatsachenmlich, d alles Denken und Erkennen auf Gegenstndebzw. Sachverh lte geht, sie angeblich trifft, derart, da ihrAn-sich-sein" sich als identifizierbare Einheit in Mannigfaltig-keiten wirklicher oder mglicher Denkakte, bzw. Bedeutungenbekunden soll; die weitere Tatsache, da allem Denken eine Denk-form innewohnt, die unter idealen Gesetzen steht, und zwarunter Gesetzen, welche die Objektivitt oder Idealitt der Er-kenntnis berhaupt umschreiben diese Tatsachen, sage ich,regen immer Ton neuem die Fragen auf: wie es denn zu.verstehen sei, da das an sich" der Objektivitt zur "Vor-stellung", ja in der Erkenntnis zur Erfassung" komme, also amEnde doch wieder subjektiv werde; was das heit, der Gegenstandsei an sich" und in der Erkenntnis gegeben"; wie die Idealittdes Allgemeinen als Begriff oder Gesetz in den Flu der realenpsychischen Erlebnisse eingehen und zum Erkenntnisbesitz desDenkenden werden kann; was die erkennende adaequatio rei aeintelleetus in den verschiedenen Fllen bedeute, je nachdem daserkennende Erfassen ein individuelles oder allgemeines, eineTatsache oder ein Gesetz betreffe usw. Es ist nun aber klar,da diese und hnliche Fragen durchaus untrennbar sind vonden oben angedeuteten Fr en der Aufklrung des Reinlogischen.Die Aufgabe der Klrung von logischen Ideen, wie Begriff und

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    20/518

    Einleitung.Gegenstand, Wahrheit und Satz, Tatsache und Gesetz usw. fhrt=vermeidlich auf eben dieselben Fragen, die man brigensschon darum in Angriff nehmen mu, weil sonst das Wesen derKlrung selbst, die man in den phnomenologischen Analysenanstrebt, im unklaren bliebe.

    3. Die S elzw ierigkeiten der rein _phnom enologischen A naly se.Die Schwierigkeiten der Klrung der logischen Grundbegriffe

    haben ihre natrliche Ursache in den auerordentlichen Schwierig-keiten der streng phnomenologischen Analyse; sie sind im haupt-schlichen dieselben, ob die immanente Analyse auf die Erleb-nisse nach dem rein en Wesen geht (unter Ausschaltung allerempirischen Faktizitt und individuellen Vereinzelung) oder aufErlebnisse in empirisch-psychologischer Einstellung. Von denPsychologen pflegen solche Schwierigkeiten bei der Erwgungder inneren Wahrnehmung als Quelle psychologischer Einzel-erkenntnis errtert zu werden; freilich nicht in korrekter Weise,schon um der falschen Gegenberstellung der ueren und inne-ren Wahrnehmung willen. Die Quelle aller Schwierigkeiten liegtin der widernatrlichen Anschauungs- und Denkrichtung, die inder phnomenologischen Analyse gefordert wird. Anstatt imVollzuge der mannigfaltig aufeinandergebauten Akte aufzugehenund somit die in ihrem Sinn gemeinten Gegenstnde sozusagennaiv als seiend zu setzen und zu bestimmen oder hypothetischanzusetzen, daraufhin Folgen zu setzen u. dgl., sollen wir vielmehr"reflektieren", d. b. diese Akte selbst und ihren immanentenSinnesgehalt zu Gegenstnden machen. Whrend Gegenstndeangeschaut, gedacht, theoretisch erwogen und dabei in irgend-welchen Seinsmodalitten. als Wirklichkeiten gesetzt sind, sollenwir unser theoretisches Interesse nicht auf diese Gegenstnderichten, nicht sie als Wirklichkeiten setzen, so wie sie in derIntention jener Akte erscheinen oder gelten, sondern im Gegen-teil eben jene Akte, die bislang gar nicht gegenstndlich waren,sollen nun die Objekte der Erfassung und theoretischen Setzungwerden; in neuen Anschauungs- und Denkakten sollen wir sie

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    21/518

    10betrachten, sie ihrem Wesen nach analysieren, beschreiben, zuGegenstnden eines empirischen .oder ideirenden Denkens mach en.Das aber ist eine Denkrichtung, die den allerfestesten, von An-beginn unserer psychischen Entw icklung sich imm erfort stei rn-den Gewohnheiten zuwider ist Daher die fast unausrottbareNeigung, immer wieder von der phnomenologischen Denkhaltungin die schlicht-objektive zurck zufallen, Bestimm theiten, die imnaiven Vollzuge der ursprnglichen Akte deren Gegenstnden.zugesprochen w aren, diesen Akten selbst, bzw. den ihnen imm a-nenten Erscheinungen" oder Bedeu tungen" zu u nterschiebenja ganze Klassen von wahrhaft seienden Gegenstnden, wie dieIdeen (mit Rcksicht darauf, da sie in der ideativen Intuitionevident gegeben sein k nnen), als phnom enologische Bestandstckeihrer Vorstellungen anzusehen.Eine vielerrterte Schwierigkeit, welche die Mglichkeitjeder immanenten Deskription psychischer Akte und, in n e-liegender tfber t r a g u n g , die M g lichkeit einer phnom enologischenW esenslehre prinzipiell zu bedrohen scheint, besteht darin, dim bergang vom naiven Vollzug der Akte in die Einstellungder Reflexion, bzw. in den Vollzug der ihr zugehrigen Akte,sich die ersteren Akte notwendig verndern. Wie ist Art undUm fang dieser Vernderung richtig zu bewerten, ja wie k nnenwir von ihr sei es als Faktum oder als Wesensnotwendig-keit berhaupt etwa s wissen?Der Schw ierigkeit der Gew innung ha ltbarer, in w iederholterIdentifizierung evidenter Ergebnisse steht zur Seite die Schwierig-keit ihrer Darstellung und ihrer bermittlung an andere.Was nach genauester Analyse mit voller Evidenz als Wesens-verhalt festgestellt word en ist, soll in den Ausdrck en d argestelltw erden, die mit weitreichender Differenzierung nur der u ns ver-trauten natrlichen O bjektivitt angem essen sind, whrend dieErlebnisse, in denen diese sich bewutseinsmig konstituiert,direkt nur m ittels ein pa ar sehr vieldeutiger Worte w ie Em pfin-dung, Wahrnehm ung, Vorstellung u. dgl. bezeichnet werden k nnen.Und daneben mu man sich mit Ausdrcken behelfen die das

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    22/518

    Einleitung.in diesen Akten Inten.tionale, die Gegenstndlichkeit, worauf sich.die Akte richten, benennen. Es ist schlechterdings nicht mg-lich, die meinenden Akte zu beschreiben, ohne im Ausdruck aufdie gemeinten Sachen zu rekurrieren. Und wie leicht wirddabei bersehen, da diese mitbeschriebene und in fast allenphnomenologischen Deskriptionen notwendig mitheranzuziehendeGegenstndlichkeit" eine Sinnesmodifikation angenommen hat,in der sie eben selbst zur phnomenologischen Sphre gehrt.

    Sehen wir aber von diesen Schwierigkeiten ab, so erhebensich neue in der berzeugenden bermittlung der gewonnenenEinsichten auf andere. Nachgeprft und besttigt knnen dieseEinsichten nur von demjenigen werden, der die wohlgebteBefhigung erlangt hat, in jenem widernatrlichen Habitus derReflexion reine Deskription zu vollziehen, also die phnomeno-logischen Verhltnisse rein auf sich wirken zu lassen. DieseReinheit fordert es, jedwede flschende Einmengung von Aus-sagen zu unterlassen, die aus dem naiven Hinnehmen undBeurteilen der Gegenstndlichkeiten stammen, welche in denphnomenologisch zu behandelnden Akten Seinssetzung erfahrenhaben. Sie verbietet aber auch jedes andersartige Hinausgehenber den eigenen Wesensgehalt der Akte, also jedwede Ver-wertung auf diese Akte selbst bezogener naturhafter Apperzeptio-nen und Setzungen, d. i. ihrer (sei es auch unbestimmt allgemeinenund exemplarischen) Ansetzung als psychologische Realitten, alsZustnde irgendwelcher seelischer Wesen" der, oder irgend einer,Natur. Die Befhigung zu solcher Forschungsweise ist nichtleicht anzueignen, und ist z. B. durch keine noch so reicheSchulung im psychologischen Experiment zu ersetzen oder zugewinnen.

    Wie gro nun auch die Schwierigkeiten sind, die einer reinen.Phnomenologie berhaupt und speziell einer reinen Phnomeno-logie der logischen Erlebnisse im Wege stehen, sie sind keines-falls von einer Art, da sie den Versuch ihrer berwindung alshoffnungslosen erscheinen lassen knnten. Das entschlosseneZusammenarbeiten einer zielbewuten., der groen Sache ganz

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    23/518

    12 Einkitung.hingegebenen Forschergeneration wrde (so wage ich zu urteilen.)die wichtigsten Fragen des Gebietes, die auf seine Grundver-fassung bezglichen, zu voller Entscheidung bringen. Hier istein Kreis erreichbarer und fr die Ermglichung einer wissen-schaftlichen Philosophie fundamentaler Entdeckungen. Freilichsind es Entdeckungen, denen der blendende Glanz fehlt; es fehltdie unmittelbar greifbare Ntzlichkeitsbeziehung zum praktischenLeben oder zur Frderung hherer Gemtsbedrfnisse; es fehltauch der imponierende Apparat der experimentellen tethodik,durch den sieh die experimentelle Psychologie Vertrauen undreiche Mitarbeiterschaft errungen hat. 4. Unentbehrlichkeit einerS eite der logischen Erlebnisse. natischen

    D ie analyt ische Phnom enologie , deren der Lo giker zuvorbereitenden und grundlegenden Geschfte bedarf, betrifft unteranderem und zunchst Vorstellungen" und des nheren aus-drckliche Vorstellungen. In diesen Komplexionen aber gehrtsein primres Interesse den an den bloen Ausdrcken" haften-den, in der Funktion der Bedeutungsintention oder Bedeutungs-erfllung stehenden Erlebnissen. Indessen wird auch die sinn-lich-sprachliche Seite der Komplexionen (das was den bloenAusdruck in ihnen ausmacht) und die Weise ihrer Verknpfungmit dem beseelenden Bedeuten nicht auer Acht bleiben drfen.Es ist bekannt, wie leicht und ganz unvermerk.t sich die Bedeu-tungs;nalyse durch die grammatische Analyse pflegt gngelnzu lassen. Bei der Schwierigkeit der direkten Bedeutungsanalysewird freilich jedes, , enn auch unvollkommene Hilfsmittel, ihreErgebnisse indirekt vorwegzunehmen, nicht unwillkommen sein;aber mehr noch als durch diese positive Hilfe wird die gram-matische Analyse durch die Tuschungen wichtig, die sie beider Unterschiebung fr die eigentliche Bedeutungsanalysemit sich fhrt. Die rohe Reflexion auf die Gedanken und ihrensprachlichen Ausdruck, zu der wir ohne besondere Schulung

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    24/518

    Einleitung.3befhigt sind, und deren wir auch zu praktischen Denkzweckenfters bedrfen, gengt, um uns auf einen gewissen Parallelismuszwischen Denken und Sprechen aufmerksam zu machen. Wirwissen alle, da Worte etwas bedeuten, und da, allgemein zureden, auch verschiedene Worte -verschiedenen BedeutungenAusprgung geben. Drften wir diese Korrespondenz als voll-kommene und a priori gegebene ansehen, und zumal auch alseine solche, die den wesentlichen Bedeutungskategorien ihrvollkommenes Gegenbild in den grammatischen Kategorien ver-schafft, so wrde eine Phnomenologie der sprachlichen Formenzugleich eine Phnomenologie der Bedeutungserlebnisse (derDenk-, Urteilserlebnisse u. dgl.) in sich schlieen, die Bedeutungs-analyse wrde sich mit der grammatischen Analyse sozusagendecken.Es bedarf nicht eben tiefgehender berlegungen, um fest-zustellen, da ein Parallelismus, der diesen weitgehenden An-forderungen gengte, durch keine Wesensgrnde gefordert ist,wie er auch faktisch nicht statthat, und demgem kann sichauch schon die grammatische Analyse nicht in einer bloen.Unterscheidung von Ausdrcken als sinnlich-ueren Erschei-nungen bettigen; sie ist vielmehr prinzipiell bestimmt durchHinblicke auf die Unterschiede der Bedeutungen. Aber diesegrammatisch relevanten Bedeutungsunterschiede sindbald wesentliche und bald zufllige, je nachdem eben diepraktischen Zwecke der Rede eigene Ausdrucksformen fr wesent-liche oder fr zufllige (nur eben im Wechselverkehr besondersoft auftretende) Bedeutungsunterschiede erzwingen.

    Bekanntlich sind es aber nicht bloe Bedeutungsunterschiede,welche die Differenzierung der Ausdrcke bedingen. Ich erinnerehier nur an die Unterschiede der Frbung, so wie an die stheti-schen Tendenzen der Rede, welche der kahlen Einfrmigkeit derAusdrucksweise und ihrem lautlichen oder rythmischen Miklangwiderstreben und daher eine verfgbare Flle gleichbedeutenderAusdrcke fordern.Da infolge des rohen Zusammengehens von verbalen und

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    25/518

    1 4inleitung.gedanklichen Unterschieden und zumal auch von Wortformenund Gedankenformen eine natrliche Neigung besteht, hinterjeder ausgepr; en gram ma tischen U nterscheidung eine logischezu suchen, so wird es eine logisch wichtige Angelegenheitdas Verhltnis von Ausdruck und Bedeutung zu ana-lytischer Klarheit zu bringen, und in dem Rckgang vondem v en B edeuten zu dem entsprechenden artikulierten, klarenmit der Flle exemplarischer Anschauung gesttigten und sichdaran erfllenden Bedeuten da s M ittel zu erkennen, wodurch d ieFrage, ob eine Unterscheidung als logische oder a ls blo granun a-tische zu gelten habe in jedem gegebenen Falle entschiecUnwerden kann.Die allgemeine an passenden B eispielen leicht zu gewinnend eErkenntnis des Unterschiedes zwischen gramm atischer und logischerDifferenzierung gengt nicht. Diese allgemeine Erkenntnis dgram m atische Un terschiede nicht imm er mit logischen Ha nd inHand gehen; mit anderen Worten, da die Sprachen materialeBedeu tungsunterschiede von weitreichender kom mun ikativer N tz-lichkeit in hnlich durchgreifenden Formen ausprgen, wie diefundam entalen logischen U nterschiede (nm lich die U nterschi edie im allgemeinen Wesen der B edeutungen a pr iCer i grnden) diese allgemeine Erkenntnis kann sogar einem schdlichen di-kalismus den Boden ebn en, der die Sphre der logischen Form enberm7;ig beschrnkt, eine breite Flle logisch bedeuUnterschiede als vermeintlich blo grammatische verwirft undnur einige wen ige brig behlt, die eben noch a usreichend sind,der traditionellen Syllogistik irgendeinen Inhalt zu belassen.Beka nntlich ist Bm zugos trotz alledem sehr w ertvoller Versucheiner Reform ation der formalen L ogik in diese bertreibung ver-fallen. Nur eine volle Kiarh rng des phnomenologischenWesensverhltnisses zwischen Ausdruck, B edeutung, Bedeutungs-intention und Bedeutungserfllung kann uns hier die sichert)M ittelstellung verschaffen und das Verhltnis zwischen gram ma -tischer und Bedeutungsanalyse zur erforderlichen Deutlichkeitbringen.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    26/518

    Einleitung.5 5. Bezeichnung der Hauptziele der nchstfolgendenanalytischen U ntersuchungen.Wir werden damit auf eine Reihe analytischer Untersuchungen

    zur Klrung der fr eine reine oder formale Logik konstitutiven.Ideen. und zunchst der auf die rein-logische Formenlehre bezg-lichen hingewiesen, die, ausgehend von der empirischen Gebun-denheit der Bedeutungserlebnisse, an Ausdrcken" festzustellensucht, was die mehrfach quivoke Rede vom Ausdrcken", bzw.Bedeuten", eigentlich meint; welches die wesentlichen, sei esphnomenologischen oder logischen Unterscheidungen sind, diea priori zu den Ausdrcken gehren; wie dann weiter um.

    zunchst die phnomenologische Seite der Ausdrcke zu bevor-zugen die Erlebnisse wesensmig zu beschreiben, welchenreinen Gattungen sie einzuordnen sind, die a priori zu dieserFunktion des Bedeutens befhigt sind; wie das in ihnen voll-zogene Vorstellen" und Urteilen" sich zur entsprechendenAnschauung" verhalte, wie es sich darin veranschauliche",ev. bekrftige" und erflle", darin seine Evidenz" finde;u. dgl. Es ist leicht einzusehen, da die hierauf bezglichenUntersuchungen allen denen voraufgehen mssen, welche aufdie Klrung der Grundbegriffe, der logischen Kategorien, bezg-lich sind. In die Reihe dieser einleitenden Untersuchungengehrt auch die fundamentale Frage nach den Akten, bzw. denidealen Bedeutungen, die unter dem Titel Vorstellung fr dieLogik in Betracht kommen. Die Klrung und Scheidung der-vielen, Psychologie, Erkenntnistheorie und Logik ganz und gar-verwirrenden Begriffe, die das Wort Vorstellung angenommenhat, ist eine wichtige Aufgabe. hnliche Analysen betreffenden Begriff des Urteils, und zwar des Urteils in dem fr dieLogik in Betracht kommenden Sinne. Darauf ist es in der so-genannten Urteilstheorie" abgesehen, die aber ihrem Hauptteil,bzw. ihren wesentlichen Schwierigkeiten nach Vorstellungs-theorie" ist. Natrlich handelt es sich dabei um nichts wenigerals um eine psychologische Theorie, sondern uni eine durch

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    27/518

    16erkenntniskrit ische Interessen um grenzte Phnom enologie der V or-stellungs- und Urteilserlebnisse,Wie der eigene Wesensgehalt der ausdrcklichen Erlebnisse,so erfordert dann auch ihr in ten tionaler Gehalt, der idealeSinn ihrer gegenstndlichen Intention, d, i. die Einheit der Be-deutung und die Einheit des Gegenstandes, eine nhere Erfor-schung. Vor allem aber auch der beiderseitige Zusammenhang,die zunchst rtselhafte Art, wie dasselbe Erlebnis in doppeltemSinne einen Inhalt haben, wie ihm neben seinem eigentlichenreellen, ein idealer, intentionaler Inhalt einwohnen soll und k n.In diese Richtung gehrt die Frage nach der Gegenstnd-lichkeit", bzw. Gegenstandslosigkeit" der logischen Akte, dieFrage nach dem Sinn der Unterscheidung zwischen intentionalenund wahren Gegenstnden, die Klarlegung der Idee der Wahrheitin ihrem Verhltnis zur Idee der Urteilsevidenz, desgleichendie Klarlegung der brigen, innig miteinander zusammenhngen-den logischen und Poetischen Kategorien. Zum Teil sind dieseUntersuchungen mit den auf die Konstitution der logischenFormen bezglichen identisch, sofern natrlich die Frage derAnnahme oder Verwerfung einer prtendierten logischen Form(der Zweifel ob sie sich von den bereits erkannten Formen blogrammatisch oder logisch unterscheidet) mit der Klrung derformgebenden, kategorialen Begriffe erledigt istHiermit sind einigermaen die Problemkreise gekennzeichnet,welche fr die na chfolgenden U ntersuchungen die leitenden aren.Diese erheben im brigen keinerlei Ansprche auf Volls dig-keit . Nicht ein. System d er Logik, sondern V orarbeiten zu einerphilosophischen, aus Urquellen der Phnomenologie gekr nLogik wollen sie bieten. Und natrlich sind die Wege eineranalytischen Untersuchung auch andere als die einer abschlieend nDarstellung vollerreichter Wahrheit im logisch geordneten System .

    6. Zust ze .1. Zusatz. Unverm eidlich fhren die bezeichneten Untersuchungenvielfach ber die enge phnom enologische Sphre hinaus, deren Studium

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    28/518

    Einleitung.7zur Klrung, zur direkten Evidentmachung der logischen Ideen wirkich erfordert ist. Eben diese Sphre ist ja nicht von vornhereingegeben, sondern begrenzt sich erst im Laufe der Untersuchung.Zumal zwingt die Sonderung der vielen und verschwommenen Be-griffe, die im Verstndnis der logischen Termini unklar durcheinander-laufen, und die Ausfindung der wahrhaft logischen unter ihnen zurErweiterung des Forschungskreises.

    2. Zusatz. Die phnomenologische Fundierung der Logik kmpftauch mit der Schwierigkeit, da sie fast alle die Begriffe, auf derenKlrung sie abzielt, in der Darstellung selbst verwenden mu. Im.Zusammenhang damit steht ein gewisser und schlechthin nicht aus-zugleichender Mangel hinsichtlich der systematischen Aufeinanderfolgeder phnomenologischen (und zugleich erkenntnistheoretischen) Funda-mentaluntersuchungen. Gilt uns das Denken als ein allererst zuKlrendes, so ist der unkritische Gebrauch der fraglichen Begriffe,bzw. Termini, in der klrenden Darstellung selbst unzulssig. Nunist aber zuvrderst nicht zu erwarten, da die kritische Analyse derbetreffenden Begriffe erst dann notwendig wrde, bis der sachlicheZusammenhang der logischen Materien zu diesen Begriffen hingefhrthabe. Mit anderen Worten: An und fr sich betrachtet, wrde diesystematische Klrung der reinen Logik, so wie die jeder anderenDisziplin, fordern, da man Schritt fr Schritt der Ordnung derSachen, dem systematischen Zusammenhang der zu klrenden Wissen-schaft folge. In unserem Falle erfordert es aber die eigene Sicherheitder Untersuchung, da man diese systematische Ordnung immer wiederdurchbreche; da man begriffliche Unklarheiten, welche den Gang derUntersuchung selbst gefhrden wrden, beseitige, ehe die natrlicheFolge der Sachen zu diesen Begriffen hinfhren konnte. Die Unter-suchung bewegt sich gleichsam im Zickzack; und dieses Gleichnispat um so besser, als man, vermge der innigen Abhngigkeit derverschiedenen Erkenntnisbegriffe, immer wieder zu den ursprnglichenAnalysen zurckkehren und sie an den neuen, sowie die neuen anihnen bewhren mu.

    3. Zusatz. Hat man unseren Sinn der Phnomenologie erfat,so kann man nicht mehr den Einwand machen, der bei der beliebtenInterpretation derselben als deskriptive Psychologie (im natrlichen.erfahrungswissenschaftlichen Sinne) sein volles Recht htte: Alle Er-kenntnistheorie als systematische phnomenologische Erkenntnisklrung

    Husserl, Log. Unters. LI.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    29/518

    1 8inleun Q.baue sich auf Psychologie. Also ruhe schlielich auch die reine Logik,nmlich die erkenntnistheoretisch geklrte, die wir als philosophischeDisziplin bezeichneten, auf Psychologie, sei es auch auf der bloUnterstufe der letzteren, auf der deskriptiven Erforschung der inten-tionalen Erlebnisse. Wozu also der eifri Streit gen den Psychelogismus?Natrlich antworten wir: Behlt das Wort Psych 1 enalten Sinn, so ist Phnomenologie eben nicht d icriptive Psychologie,die ihr ei ntraliche reine" Deskription d. i. die auf Grundexemplarischer Einzelanschauungen von Erlebnissen (' - auch infreier Phantasie fingierten) vollzo. -ne W.)-en rschauung und diedeskriptive Fixierung der erschauten Wesen in reinen riff n ist keine empirische (naturwissenschaftliche) D-,kription, sie schlietvielmehr den natrlichen Vollzug aller empirischen (naturalisti hen)Apperzeptionen und Setzun aus. Dz- riptiv-psychologi he F-w-t-stellungen ber Wahrnehmimrteile, Gefhle, Wollmlsw .gehen auf die so bezeichneten -; en Zustnde animalischerrNaturwirklichkeit, ganz wie deskripti e F tellungen izr physieZustnde selbstverstndlich ber N aturvorkomm nisse und ber solcheder wirklichen und nicht einer fingierten Natur macht sind. Jederallgemeine Satz hat hier den Charakter empirischer All meinheit gltig fr die Natur. Die Phnomenologie aber spricht von keinenZustnden animalischer Wesen (nicht einmal von solchen einer mg-liehen Natur berhaupt), sie spricht von Wahrnehmungen, Urteilen,Gefhlen usw. als solchen, von dem, w; ihnen a priori i, in un-bedingter Allgemeinheit, eben als reinen Einzelheiten der reinenArten, zukommt, von dem, was ausschlielich auf Grund der reinintuitiven Erfassung der Wesen" (Wesen: arttin ) ein-zusehen ist: ganz analog wie die reine Arithmetik ber ZahlenGeometrie ber Raum tten spricht, auf Grund reiner Anschauungin idz., diver Allgemeinheit. Also nicht die Psychol, * , e, sondern diePhnomenologie ist das Fundament der rein-logischen (wie allervernunftkritischen) Aufklrungen. Zugleich ist sie aber, in total an-derer Funktion, das notwendige Fundament jeder Psychologie diesich mit vollem Recht soll streng wissenschaftliche nennen drfen analog wie reine Mathematik, z. B. reine Raum- und Bewlehre, das notwendige Fundament jeder exakten Naturwi(Naturlehre von empirischen Dingen mit ihren empirr en

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    30/518

    _Einleitung.9Bewegungen usw.) ist. Wesenseinsichten ber Wahrnehmungen, Wol-lungen und jederlei Erlebnisgestaltungen sonst gelten natrlich auchfr die entsprechenden empirischen Z ustnde animalischer W esen, ebensowie geometrische Finsichten fr Raumgestalten der Natur. 7. Das Prinzip der Voraussetzungslosigkeit erkenntnistheoretischer

    Untersuchungen,.Eine erkenntnistheoretische Untersuchung, die ernstlichen

    Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, mu, wie man schonoft betont hat, dem Prinzip der Voraussetzun.gslosigkeitgengen. Das Prinzip kann aber unseres Erachtens nicht mehrbesagen wollen als den strengen Ausschlu aller Aussagen, dienicht phnomenologisch voll und ganz realisiert werden knnen.Jede erkenntnistheoretische Untersuchung mu sich auf reinphnomenologischem Grunde vollziehen. Die Theorie", die inihr angestrebt wird, ist ja nichts anderes als Besinnung und.evidente Verstndigung darber, was Denken und Erkennen ber-haupt ist, nmlich nach seinem gattungsmigen reinen Wesen;welches die Artungen und Formen sind, an die es wesensmiggebunden ist; welche immanenten Strukturen seiner gegenstnd-lichen Beziehung zugehren; was in Hinsicht- auf solche Struk-turen z. B. die Ideen Geltung," Rechtfertigung, unmittelbare und,mittelbare Evidenz und ihre Gegenstcke besagen; welche Be-sonderungen solche Ideen parallel mit den Regionen mglicherErkenntnisgegenstndlichkeiten annehmen; wie formale undmateriale Denkgesetze" sich ihrem Sinn und ihrer Leistungnach durch apriorische Beziehung auf jene strukturellen Wesens-zusammenhnge des erkennenden Bewutseins aufklren, usw.Soll diese Besinnung auf den Sinn der Erkenntnis kein bloesMeinen ergeben, sondern, wie es hier strenge Forderung ist,einsichtiges Wissen, so mu sie sich als reine Wesensintuition.auf dem exemplarischen Grunde gegebener Denk- und Er-kenntniserlebnisse vollziehen. Da sich die Denkakte gelegentlichauf transzendente oder gar auf nichtexistierende und unmglicheObjekte richten, tut dem keinen Eintrag. Denn diese gegenstnd-2*

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    31/518

    2 0inleun Q.l iehe R ichtung , dies Vorstellen und i einen eines im phn ome no-logischen Bestan d des Erlebnisses nicht reell vorfindlichen O bjektsist, wie man wohl beachten mu, ein deskriptiver Charakterzugim betreffenden E rlebnis, und so mu sich der Sinn eines solchenM einens rein auf G rund d es Erlebnisses selbst klren und feststellenlassen; ja auf andere W eise w re dergleichen auch n icht m glich.Von der reinen Erkenntnistheorie geschieden ist die Fragenach der Berechtigung, mit der wir bewutseinstranszendentepsychische" und physische" Realitten annehmen, ob die aufsie bezglichen Aussagen der Naturforscher in wirklichem oderunei ntlichem Sinne verstanden werden mssen, ob es Sinnund R echt hat , der erscheinenden Natur, der Natur als Korrelatder Naturwissenschaft, noch eine zweite, in potenziertem Sinnetranszendente Welt gegenberzusetzen, und dergleichen mehr.Die Frage nach der E xistenz und Natur d er Auenwelt" ist einem etaph ysische Fr; e. Die Erken ntnistheorie, als allgem eine Auf-klrung ber das ideale Wesen und ber den gltigen Sinn derkennenden Denkens, umfat zwar die allgemeine Frage, obund inw iefern ein Wissen oder vernnftiges Vermuten von d ing-l ich realen" Gegenstnden m glich ist , die den sie erkennend enErlebnissen prinzipiell transzendent sind, und welchen Nonnender wahre Sinn solchen Wissens gera:' sein mte; nicht aberdie empirisch gewendete Frage, ob wir M enschen auf Grund deruns faktisch gegebenen Daten ein solches Wissen wirklich ge-winnen knnen, oder gar die Aufgabe, dieses Wissen zu reali-sieren. Nach unserer Auffassung ist die Erkenntnistheorie,eigentlich gesprochen, gar keine Theorie. Sie ist keine Wissen-schaft in dem p anten Sinne einer Einheit aus theoretischerErklrung. Erklren im Sinne der Theorie ist das Be if-l ichm achen des E inzelnen ans d em a ll. meinen Gesetz und diesesletzteren wieder aus dem Grund gesetz. Im Gebiet der Ta tsachenhandelt es sich dabei UMdie Erkenntnis, d S, was unter ge-gebenen Kollokationen von Umstnden geschieht, notwendigdas ist nach Naturgesetzen geschieht. Im Gebiet des Apriori-schen wieder handelt es sich um das Begreifen der Notwendig-

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    32/518

    Einleitung.1keit der spezifischen Verhltnisse niederer Stufe aus den um-fassenden generellen Notwendigkeiten und letztlich aus denprimitivsten und allgemeinsten Verhltnisgesetzen, die wirAxiome nennen. Die Erkenntnistheorie hat aber in diesem theo-retischen Sinn nichts zu erklret), sie baut keine deduktivenTheorien und ordnet nicht unter solche Theorien. Wir sehendas zur Genge an der allgemeinsten, sozusagen formalen Er-kenntnistheorie, die uns in den Darlegungen der Prolegomenabegegnet ist als die philosophische Ergnzung zur reinenMathesis im denkbar weitesten Verstande, der alle apriorischekategoriale Erkenntnis in Form systematischer Theorien zusammen-schliet. Mit dieser Theorie der Theorien liegt die sie aufklrendeformale Erkenntnistheorie vor aller empirischen Theorie: also voraller erklrenden Realwissenschaft, vor der physischen Natur-wissenschaft auf der einen, der Psychologie auf der anderenSeite, und natrlich auch vor aller Metaphysik. Sie will nichtdie Erkenntnis, das faktische Ereignis in der objektiven Natur,in psychologischem oder psychophysischem Sinn erklren,sondern die Idee der Erkenntnis nach ihren konstitutiven Ele-menten, bzw. Gesetzen aufklren; nicht die reden Zusammen-hnge der Koexistenz und Sukzession, in welche die faktischenErkenntnisakte eingewoben sind, will sie verfolgen, sondern denidealen Sinn der spezifischen Zusammenhnge, in welchensich die Objektivitt der Erkenntnis dokumentiert, verstehen;die reinen Erkenntnisformen und Gesetze will sie durch Rck-gang auf die adquat erfllende Anschauung zur Klarheit undDeutlichkeit erheben. Diese Aufklrung vollzieht sich im Rahmeneiner Phnomenologie der Erkenntnis, einer Phnomenologie, die,wie wir sahen, auf die Wesensstrukturen der reinen" Erlebnisseund der zu ihnen gehrigen Sinnesbestnde gerichtet ist. Sieenthlt in ihren wissenschaftlichen Feststellungen von Anfang anund in allen weiteren Schritten nicht die mindeste Behauptungber reales Dasein; also keine metaphysische, keine naturwissen-schaftliche und speziell psychologische Behauptung darf in ihrals Prmisse fungieren.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    33/518

    2 2inleitung.Selbstverstndlich findet die in sich reine phnomenolo

    Theorie" der Erkenntnis dann ihre Anwendung auf alle natrlicherwachsenen, in einem guten Sinne naiv n" Wissen aften, die sichauf diesem Wege in philosophische" Wissenschaften v 4. 4 dein.M. a. W., sie verwandeln sich in Wissenschaften, die in jedem irgend-mglichen und zu fordernden Sinne ge! :rte und gesicherte Erkennt-nisse gewhren. Was die R ittswissenschaften anbelangt, 8D ist nurein anderer Ausdruck fr diese erkenntnistheoretisch kl rende Arbeit:naturphilosophische" oder metaphysische" us ertung.Diese m etaphysische, naturw issenschaftliche, psychologischeVoraussetzungslosigkeit, und keine andere, wollen auch dienachfol nden Untersuch= erfllen. Selbstverstndllch wirsie nicht schdigt durch gek ntliche Zwischenbemerkungen,die auf Inhalt und C harakter der Analysen einflulos sind, odergar durch d ie vielen uerungen , in welchen sich der D lieran sein Publikum wendet, dessen Exi nz wie seine eigene darum noch keine Voraussetzung des Inhaltes der Untersuchung enbildet Die uns steckten Grenzen berschreiten wir auch nicht,wenn wir z. B. von dem F; ; tum der Sprachen au hen und dieblo kom mu nikative Bedeutung ma ncher unter ihren Ausdrucks-formen er rtern, und w as dergleichen m ehr. M an berzeugt s ichberall mit Leichtigkeit, da die angeknpften Analysen ihrenSinn und erkenntnistheoretischen W ert unabh: igig davon ha benob es wirklich Spra chen und einen Wechselverkehr von enschen,dem sie dienen wollen, gibt, ob es berhaupt so otw; wieMenschen und eine Natur gibt, oder ob all das nur in der Ein-bildung und M glichkeit bestehtDie wahren Prm issen der prtendierten Ergebnissein Stzen liegen, die der Porderung antigen, d , was sie aus-sagen, eine adqu te phnomenologische Rechtfertigungalso Erfllung durch Evidenz imgsten Wortsinn, zul t.ferner d; 7 diese Stze allzeit nur in dem Sinn e, in dem sie intuitivfes stellt worden sind w eiterhin in Anspruch genom m en w erden.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    34/518

    I.Ausdruck und Bedeutung.

    Erstes Kapitel.Die wesentlichen Unterscheidungen.

    1. Ein Doppelsinn des Terminus Zeichen.Die Termini Ausdruck und Zeichen werden nicht seltenwie gleichbedeutende behandelt. Es ist aber nicht unntz zu

    beachten, da sie sich in allgemein blicher Rede keineswegsberall decken. Jedes Zeichen ist Zeichen fr etwas, aber nichtjedes hat eine "Bedeutung", einen Sinn", der mit dem Zeichenausgedrckt" ist In vielen Fllen kann man nicht einmalsagen, das Zeichen bezeichne" das, wofr es ein Zeichen ge-nannt wird. Und selbst wo diese Sprechweise statthaft ist, istzu beobachten, da das Bezeichnen nicht immer als jenes Be-deuten" gelten will, welches die Ausdrcke charakterisiert.Nmlich Zeichen im Sinne von Anzeichen (Kennzeichen, Merk-zeichen u. dgl.) drcken nichts aus, es sei denn, . da sieneben der Funktion des Anzeigens noch eine Bedeutungsfunktionerfllen. Beschrnken wir uns zunchst, wie wir es bei derRede von Ausdrcken unwillkrlich zu tun pflegen, auf Aus-drcke, die im lebendigen Wechselgesprch fungieren, so er-scheint hierbei der Begriff des Arzeichens im Vergleich mit demBegriff des Ausdrucks als der dem Umfang nach weitere Begriff.Keineswegs ist er darum in Beziehung auf den Inhalt dieGattung. Das Bedeuten ist nicht eine Art des Zeichen-seins im Sinne der Anzeige. Nur dadurch ist sein Umfang

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    35/518

    2 4t4 7r ,,, eNtegge,neemie.Keeeete..peeeee.4,

    ein engerer, da das Bed euten in m itteilender Red ellzeitmit einem Verhltnis jenes Anzeichenseins verflochten ist, unddieses wiederum begrn det dadu rch einen w eiteren Begriff , des eben auch ohne solche Verflechtung auftreten kann. DieAusdrcke entfalten ihre Bedeutungsfunktion aber auch imeinsamen Seelenleben, wo sie nicht mehr als Anzeichenfungieren. In Wahrheit stehen also die beiden Zeichenbegriffegar nicht im Verhltnis des weiteren und engeren Begriffes.Doch es bedarf hier nherer Er rterungen.

    2. Das U 7 der Anzeige.Von den beiden dem W orteanhngenden B egriffenbetrachten wir vorerst den d es Anzeichens. Das hier obw altendeVerhltnis nennen wir die Anzeige. In diesem Sinne ist dasStigma Zeichen fr den Sklaven, die Flagge Zeichen der Na tion.Hierher gehren berhau pt die M erkma le" im ursprnglichenWortsinn a ls charakteristische" B eschaffenheiten, geschickt dieO bjekte, denen sie anhaften, kenntlich zu m achen.Der Begriff des Anzeichens reicht aber weiter als der

    Merkmals. Wir nennen die arskanle Zeichen fr die Exis teintelligenter Marsbewohner, fossile Knochen fr die Existenzvorsintflutlicher Tiere usw. Auch Erinnerungszeichen, wie derbeliebte Knopf im T aschentuche, wie Denkm ler u. dgl., geh renhierher. Werden hierzu geeignete Dinge und Vor "n , oderBestimm theiten von solchen, in der Absicht erzeugt, um als An-zeichen zu fungieren, so heien sie dann Zeichen, gleichgltigob sie gerade ihre Funktion ben oder nicht. Nur bei den will-krlich und in anzeigender Absicht gebildeten Zeichen sprichtman auch vom Bezeichnen, und zwar einerseits im Hinblickauf die Aktion, welche die erkzeichen schafft (d , Einbrennendes Stigma, das Ankreiden u. dgl.), und a ndererseits im S inn derAnzeige selbst, also im Hinblick auf das anzuzeigende bzw. dasbezeichnete Objekt.Diese und hnliche Unterschiede heben dietliche Ein-heit in Hinsicht auf den Begriff des Anzeichens nicht auf. Im

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    36/518

    Die w esentlichen U nterscheidungen.5eigentlichen Sinn ist etwas nur Anzeichen zu nennen, wenn esund wo es einem denkenden Wesen tatschlich als Anzeige frirgendetwas dient Wollen wir also das berall Gemeinsame er-fassen, so mssen wir auf diese Flle der lebendigen Funktionzurckgehen. In ihnen finden wir nun als dieses Gemeinsameden Umstand, da irgendwelche Gegenstnde oder Sachver-halte, von deren Bestand jemand aktuelle Kenntnis hat, ihmden Bestand gewisser anderer Gegenstnde oder Sach-verhalte in dem Sinne anzeigen, da die berzeugung vondem Sein der einen von ihm als Motiv (und zwar als einnichteinsichtiges Motiv) erlebt wird fr die ber-zeugung oder Vermutung vom Sein der anderen. DieMotivierung stellt zwischen den Urteilsakten, in denen sich frden Denkenden die anzeigenden und angezeigten Sachverhaltekonstituieren, eine deskriptive Einheit her, die nicht etwa alseine in den Urteilsakten fundierte Gestaltqualitt" zu fassen ist;in ihr liegt das Wesen der Anzeige. Deutlicher gesprochen: dieM otivieru.ngseinheit der U rteilsakte hat selbst den C harakter einerUrteilseinheit und somit in ihrer Gesamtheit ein erscheinendesgegenstndliches Korrelat, einen einheitlichen Sachverhalt, der inihr zu sein scheint, in ihr vermeint ist. Und offenbar besagt dieserSachverhalt nichts anderes als eben dies, da die einen Sachenbestehen drften oder bestehen mssen, weil jene anderenSachen gegeben sind. Dieses weil", als Ausdruck eines sach-lichen Zusammenhanges aufgefat, ist das objektive Korrelat derMotivierung als einer deskriptiv eigentmlichen Form der Ver-webung von Urteilsakten zu Einem Urteilsakt.

    3. Hinweis und Beweis.Die phnom enologische Sachlage ist hierm it aber so allgemein

    geschildert, da sie mit dem Hinweisen der Anzeige auch dasBeweisen der echten Folgerung und Begrndung mitbefat.Die beiden Begriffe sind aber wohl zu trennen. "Wir haben denUnterschied bereits oben durch die Betonung der Uneinsichtig-keit der Anzeige angedeutet In der Tat nennen wir in Fllen,

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    37/518

    26Ausdruck und &deutung.ne.le

    wo wir den Bestand eines Sachverhalts aus demjenigen andererSachverhalte einsichtig erschlieen, die letzteren nicht Anzeigenoder Zeichen fr die ersteren. Und umgekehrt ist von einemBeweisen im eigentlichen Sinn der Logik nur in di em Falleinsichtiger oder m glicherweise e insichtiger F olgerung die R ede.Gewi ist vieles von dem, was wir als Beweis, im einf, AstenFalle als Schlu, ausgeben, uneinsichtig, ja sogar falsch. Aberindem wir es so ausgeben, erheben wir doch den Anspruch, d ,die Konsequenz eingesehen werden knne. Damit hngt for -ndeszusammen: Dem subjektiven Schlieen und Beweisen entsprichtobjektiv der Schlu und Beweis, bzw. das objektive Verh tniszwischen Grund und Folge. Diese idealen Einheiten sind nichtdie betreffenden Urteilserlebnisse, sondern deren id le "Inhalte,die Stze. Die Prmissen beweisen den Schlusatz, wer immerdiese Prmissen und den Schlusatz und die Einheit beiderurteilen mag. Es bekundet sich hierin eine ideale Gesetzmkeit, welche ber die hic et nunc durch Motivation verknpftenUrteile hinausgreift und in berempirischer Allgemeinheit alleUrteile desselben Inhalts, ja noch mehr, alle Urteile derselben"Form", als solche zusammenf t. Eben diese Gesetzmigk itkommt uns subjektiv in der einsichtigen Begrndung zum Be-wutsein, und das Gesetz selbst durch ideirende Reflexion aufdie Inhalte der im aktuellen Motivierungszusammenh g (imaktuellen Schlu und Beweis) einheitlich erlebten Urteile alsoauf die jeweiligen Stze.

    Im Falle der Anzeige ist von all dem keine Rede. Hier istdie Ein.sichtigkeit und, objektiv gesprochen, die Erkenntnis einidealen Zusammenhangs der bezglichen Urteilsinhalte geradezu.ausgeschlossen. Wo wir sagen, d: der Sachverhalt A ein An-zeichen fr den Sachverhalt B sei, d das Sein des einen daraufhinweise, da auch der andere sei, da mgen wir in der Er-wartung, diesen letzteren auch wirklich vorzufinden, vlligsein; aber in dieser Weise sprechend, meinen wir nicht, daein Verhltnis einsichtigen, objektiv notwendi n Zusammen-hanges zwischen A . und B bestehe; die Urteilsinhalte stehen uns

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    38/518

    Die 'wesentlichen Unterscheidungen.7hier nicht im Verhltnis von Prmissen und Schlustzen. Aller-dings kommt es vor, da wir in Fllen, wo ein (und zwar einmittelbarer) Begrndungszusammenhang objektiv besteht, gleich-wohl von Anzeichen sprechen. Dem Rechner dient (so sagenwir z. B.) der Umstand, da eine algebraische Gleichung vonungeradem Grade ist, als ein Zeichen dafr, da sie mindestenseine reelle Wurzel hat Aber genau besehen, beziehen wir unshiermit nur auf die Mglichkeit, da die Konstatierung der tin-geradzahligkeit des Gleichungsgrades dem Rechner ohne daer den einsichtig beweisenden Gedankenzusammenhang aktuellherstellt als unmittelbares, uneinsichtiges Motiv dient fr dieInanspruchnahme der gesetzlich zugeordneten Eigenschaft derGleichung fr seine rechnerischen Zwecke. Wo dergleichen alsovorliegt, wo gewisse Sachverhalte wirklich als Anzeichen dienenfr andere, an sich betrachtet aus ihnen zu folgernde Sachver-halte, da tun sie dies nicht im Denkbewutsein als logischeGrnde, sondern vermge des Zusammenhanges, den die frhereaktuelle Beweisfhrung oder gar das autorittenglubige Lernenzwischen den berzeugungen als psychischen Erlebnissen, bzw.Dispositionen, gestiftet hat. Daran wird natrlich auch nichtsgendert durch das eventuell begleitende, aber blo habituelleWissen vom objektiven Bestande eines rationalen Zusammenhangs.Hat darnach die An zeige (bzw . der M otivieru.ngszusamm enhang,in dem dies sich als objektiv gebende Verhltnis zur Erscheinungkommt) auch keine wesentliche Beziehung zum Notwendigkeits-zusammenhang, so kann allerdings gefragt werden, ob sie nichteine wesentliche Beziehung zum Wahrscheinlichkeitszusammenhangbeanspruchen msse. Wo eins auf das andere hinweist, wo dieberzeugung vom Sein des einen diejenige vom Sein des anderenempirisch (also in zuflliger, nicht in notwendiger Weise) moti-viert, mu dann nicht die motivierende berzeugung einen Wahr-scheinlichkeitsgrund fr die motivierte enthalten? Es ist hiernicht der Ort, diese sich aufdrngende Frage genauer zu erwgen.Nur soviel sei bemerkt, da eine bejahende Entscheidung sicher-lich gelten wird, wofern es zutrifft, da auch derartige empirische

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    39/518

    2 8. Ausdruck und Bed eu tung .M otivierungen einer idealen Rechtsprechung u nterstehen, welchees gestattet, von berechtigten und unberechtigten Motiven zusprechen; also in objektiver Hinsicht von wirklichen ( ltendend. i. W ahrsch einlichkeit und eventu ell em pirische Sicherheit be-grnd enden) Anzeichen zu sprechen , im Ge nsatz zu scheinbaren(u ngltigen, d. i . keinen W ahrscheinlichkeitsgrund abgeben den).Man denke beispielsweise an den Streit, ob die vulkanischenErscheinungen w irklich Anzeichen dafr seien oder nicht seienda da s Erdinnere sich in einem feurig-flssigen Zustande befindeoder dergleichen. Eins ist sicher,a die Rede von Anzeicheneine bestimmte Beziehung auf Wahrscheinlichkeitserwgun nnicht voraussetzt. In der Regel liegen ihr ja nicht bloe Ver-mu tungen, sondern fest entschiedene U rteile zugrunde; daher d ieideale Rechtsprechung, der wir hier eine Domne zugebilligthaben, vorerst die bescheidene Einschrnkung gewissen ber-zeugungen in bloe Vermutungen wird verla mssen.

    Ich bemerke noch, da die Rede von der Motivierung in demallgemeinen Sinne, der die Begrndung und die empirische Hindeutungzugleich befat, meines Erachtens nicht zu umgehen ist. Denn tat-schlich besteht hier eine ganz unverke nnbare phn ome nologische Ge-meinschaft, die sichtlich genug ist, um sich sogar in der gewhnlichenRede zu bekunden: allgemein ist ja von Schli n und Folgern nichtblo im logischen Sinne, sondern auch im empirischen der Anzeidie Rede. Diese Gemeinsamkeit reicht offenbar noch viel weiter, sieumfat das Gebiet der Gemts- und speziell der Willensphnomene,in welchem von Motiven ursprnglich allein prochen wird. Auchhier spielt das Weil seine Rolle, das sprachlich berhaupt so weitreicht, als die Motivation im allgemeinsten Sinne. Ich nn daherPALEWONGS T adel der BR ENT ANosch.en T erminologie, der ich m ichhier angeschlossen habe, als berechtigten nicht anerkennen. 1 Darin.aber stimme ich ihm vollkommen zu, d ; ; es sich bei der Wahr-nehm ung der M otiviertheit uni nichts weniger handelt , als um W ahr-nehmung von Kausation.

    1 A. v. MEINom, Gtt. gei. Anz. 1892, S. 446.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    40/518

    Die w esentlichen U nterscheidungen.9 4. Exkurs ber die Entstehung der Anzeige aus der Assoziation.Die psychischen Tatsachen, in welchen der Begriff des

    Anzeichens seinen Ursprung" hat, d. h. in denen er abstraktivzu erfassen ist, gehren in die weitere Gruppe von Tatsachen,welche unter dem historischen Titel Ideenassoziation" zubefassen sind. Denn unter diesen Titel gehrt nicht blo,was die Assoziationsgesetze ausdrcken, die Tatsachen der Ver-gesellschaftung der Ideen" durch Wiedererweckung", sondernauch die weiteren Tatsachen, in denen sich die Assoziationschpferisch erweist, indem sie nmlich deskriptiv eigentmlicheCharaktere und Einheitsformen schafft.' Die Assoziation ruft dieInhalte nicht blo ins Bewutsein zurck und berlt es ihnen,sich mit den gegebenen Inhalten zu verknpfen, wie es das Wesen.der einen und anderen (ihre Gattun.gsbestimm.theit) gesetzlich vor-schreibt. Dibse rein in den Inhalten grndenden Einheiten, z. B.die Einheit der visuellen Inhalte im Gesichtsfelde u. dgl., kann.sie freilich nicht hindern. Aber sie schafft zudem neue phno-menologische Charaktere und Einheiten, die eben nicht in denerlebten Inhalten selbst, nicht in den Gattungen ihrer abstraktenMomente, ihren notwendigen Gesetzesgrund haben. 2 Ruft A dasB ins Bewutsein, so sind beide nicht blo gleichzeitig odernacheinander bewut, sondern es pflegt sich auch ein fhlbarerZusammenhang aufzudrngen., wonach eins auf das andere hin-

    1 Natiirlich ist die personifizierende Rede von der Assoziation, die etwasschafft, und sind hnliche bildliche Ausdrcke, die wir weiterhin gebrauchen,darum nicht schon verwerflich, weil sie Ausdrcke der Bequemlichkeit sind.Wie wichtig auch eine wissenschaftlich genaue, dann aber auch sehr umstnd-liche Beschreibung der hierhergehrigen Tatsachen ist, so wird doch zu Zweckenleichter Verstndigung und in Richtungen, wo letzte Genauigkeit nicht erforder-lich ist, die bildliche Rede niemals entbehrlich sein.

    2 Ich spreche oben von erlebten Inhalten, nicht aber von erscheinen-den, vermeinten Gegenstnden oder Vorgngen. All das, woraus sich dasindividuelle " erlebende" Bewutsein reell konstituiert, ist erlebter Inhalt.Was es wahrnimmt, erinnert, vorstellt u. dgl., ist vermeinter (intentionaler)Gegenstand. Nheres darber in der Untersuchung V.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    41/518

    30. Ausdruck und Beckutung.weist, dieses als zu jenem gehrig dasteht. Aus blo Zusammen-seiendem Zusammengehriges zu gestalten oder um es genaueranzudeuten: aus ihnen zusam m engehrig erscheinende intentionaleEinheiten zu gestalten das ist die kontinuierliche Leistungder assoziativen Funktion. Alle Erfahrungseinheit, als empi-rische Einheit des Dinges, des Vorganges, der dinglichen Ord-nung und Beziehung, ist phnomenale Einheit durch die fhl-bare Zusammengehrigkeit der sich einheitlich heraushebendenTeile und Seiten der erscheinenden Gegenstndlichkeit. Einsweist in der Erscheinung auf das andere hin, in bestimmter Ord-nung und Verknpfung. Und das einzelne selbst in diesen Hin-und Rckweisungen ist nicht der bloe erlebte Inhalt, sondern dererscheinende Gegenstand (oder sein Teil, sein Merkmal u. dgl.),der nur dadurch erscheint, da die Erfahrung den Inhalten einenneuen phnomenologischen Charakter verleiht, indem sie nichtm ehr fr sich gel ten, sondern einen vo n ihnen verschiedenen G e n-stand vorstell ig m achen . In den B ereich dieser Tatsachen gehrt nunauch die der Anzeige, wonach ein Gegenstand, bzw. Schverhaltnicht nur an einen anderen erinnert und in dieser Weise aufihn hinzeigt, sondern der eine zugleich fr den anderen Zeugnisablegt, die Annahme, da er gleichfalls Bestand habe, empfiehlt,und dies unmittelbar fhlbar, in der beschriebenen Weise.

    5. A usdrcke als bedeutsam e Zeichen.Absonderung eines nicht hierhergehrigen Sinnes von Ausdruck.Von den anzeigenden Zeichen unterscheiden wir die be-deutsamen, die Ausdrcke. Den Terminus Ausdruck nehmenwir dabei freilich in einem ein schrnkten Sinne, dessen Gel-

    tungsbereich manches ausschliet, was in normaler Bade als Aus-druck bezeichnet wird. In dieser Weise mu man ja auch sonstder Sprache Zwang antun, wo es gilt, Begriffe terminologischzu fixieren, fr welche nur quivoke Termini zu Gebote stehen.Zur vorlufigen Verstndigung setzen wir fest, d jede Redeund jeder Redeteil, sowie jedes wesentlich gleichartige Zeichenein Ausdruck sei, wobei es darauf nicht ankommen soll ob die

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    42/518

    Die w esentlichen U nterscheidungen.1.........Rede wirklich geredet, also in kommunikativer Absicht an irgend-welche Personen gerichtet ist oder nicht Dagegen schlieen wirdas Mienenspiel und die Geste aus, mit denen wir unser Reden.unwillkrlich und jedenfalls nicht in mitteilender Absicht be-gleiten, oder in denen, auch ohne mitwirkende Rede, der Seelen-zustand einer Person zu einem fr ihre Umgebung verstndlichenAusdrucke" kommt. Solche uerungen sind keine Ausdrckeim Sinne der Reden, sie sind nicht gleich diesen im Bewutseindes sich uernden mit den geuerten Erlebnissen phnomenaleins; in ihnen teilt der eine dem anderen nichts mit, es fehltihm bei ihrer uerung die Intention, irgendwelche Gedanken"in ausdrcklicher Weise hinzustellen, sei es fr andere, sei esauch fr sich selbst, wofern er mit sich allein ist. Kurz, derartigeAusdrcke" haben eigentlich keine Bedeutung. Daran wirdnichts gendert dadurch, da ein zweiter unsere unwillkrlichenuerungen (z. B. die Ausdrucksbewegungen") zu deuten, und.da er durch sie ber unsere inneren Gedanken und Gemts-bewegungen mancherlei zu erfahren vermag. Sie bedeuten" ihmetwas, sofern er sie eben deutet; aber auch fr ihn haben siekeine Bedeutungen im prgnanten Sinne sprachlicher Zeichen,sondern blo im Sinne von Anzeichen.In der folgenden Betrachtung werden die Unterschiede zurvollen begrifflichen Klarheit zu bringen sein.

    6. Die Frage nach dun phnomenologischen und intentionalenUnterscheidungen, die zu den Ausdrcken als solchen gehren.Man pflegt in Beziehung auf jeden Ausdruck zweierlei zu

    unterscheiden:1 . den Ausdruck nach seiner physischen Seite (das sinnlicheZeichen, den artikulierten Lautkomplex, das Schriftzeichen aufdem Papiere u. dgl.);2 . einen gewissen Belauf von psychischen Erlebnissen, die,an den Ausdruck assoziativ geknpft, ihn hierdurch zum Aus-druck von etwas machen. Meistens werden diese psychischenErlebnisse als Sinn oder Bedeutung des Ausdruckes bezeichnet

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    43/518

    3 2. Ausdntek undnund zwar in der Meinung, durch diese Bezeichnung das zutreffen, was diese Term ini in der normalen R ede bedeuten. W irwerden aber sehen, da diese Auffassung unrichtig ist, und ddie bloe Unterscheidung zw ischen dem physischen Zeichen undden sinnverleih.enden Erlebnissen berhaupt, und zumal frlogische Zweck e, nicht ausreichtIm besonderen Hinblick auf die Namen ist Hierher hrigesauch schon lngst bemerkt worden. Man hat bei jedem Namenzwischen dem, was er kundgibt" (d. i. jenen psychischen Er-lebnissen), und d em , was er bedeutet , unterschieden. Und aber-ma ls zwischen dem , was er bedeutet (dem Sinn, dem Inhalt" dernominalen Vorstellung) und dem, w as er nennt (d em Gegenstandder Vorstellung). Wir werden hnliche Unterscheidungen fralle Ausdrcke notw endig finden und ihr W esen genau erforschenm ssen. An ihnen liegt es auch, da w ir die Begriffe Ausdruckund Anzeichen" trennen, wogegen nicht streitet, cl: ' die Aus-drcke in der lebendigen R ede zugleich auch a ls Anzeichen fun-gieren, wie wir sogleich errtern werden. Dazu werden spternoch an dere w ichtige U nterschiede treten, welche die m glichenVerhltnisse zwischen der Bedeutung und d er i l lustrierenden undvielleicht evidentmachenden Anschauung betreffen. Nur durchRcksichtnahme auf diese Verhltnisse ist eine reinliche Ab-grenzung des Begriffes Bedeutung und in weiterer Fol diefundam entale Gegenberstellung der symbolischen Funktion derBedeutungen und ihrer E rkenntnisfunktion zu volLziehen.

    7. Die .Ausdriicke in kommunikatiter Punkt*Betrachten wir, um die logisch wesentlichen Unterschei-dungen herausarbeiten zu. knnen, den Ausdruck zunchst inseiner kommunikativen Funktion., welche zu erfllen er ja ur-sprnglich berufen ist Zum gesprochenen Wort, zur mitteilen-den R ede berhaupt w ird die artikulierte Lautkomplexion (bzw.

    das hingeschriebene Schriftzeichen u. dgl.) erst dadurch, d derR edende sie in der Absicht erzeugt, sich" dad urch ber etw aszu ern", mit anderen Worten, d er ihr in gewissen psychi-.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    44/518

    Die w esentliehen Unterscheidungen,.3sehen Akten einen Sinn verleiht, den er dem Hrenden mitteilen-will. Diese Mitteilung wird aber dadurch mglich, da derHrende nun auch die Intention des Redenden versteht Under tut dies, sofern er den Sprechenden als eine Person auffat, .die nicht bloe Laute hervorbringt, sondern zu ihm spricht,die also mit den Lauten zugleich gewisse sinn.verleihende Aktevollzieht, welche sie ihm kundtun, bzw. deren Sinn sie ihm mit-teilen will. Was den geistigen Verkehr allererst mglich und dieverbindende Rede zur Rede macht, liegt in dieser durch diephysische Seite der Rede vermittelten Korrelation zwischen denzusammengehrigen physischen und psychischen Erlebnissen dermiteinander verkehrenden Personen. Sprechen und Hren, Kund-gabe psychischer Erlebnisse im Sprechen und Kundnahm der-selben im Hren, sind einander zugeordnet.

    Wenn man diesen Zusammenhang berschaut, erkennt mansofort, da alle Ausdrcke in der kommunikativen. Rede alsAnzeichen fungieren. Sie dienen dem Hrenden als Zeichenfr die Gedanken" des Redenden, d. h. fr die sinngebendenpsychischen Erlebnisse desselben, sowie fr die sonstigen psychi-schen Erlebnisse, welche zur mitteilenden Intention gehren.Diese Punktion der sprachlichen Ausdrcke nennen wir diek -u.ndge b ende Funktion. Den Inhalt der Kundgabe bilden.die kundgegebenen psychischen Erlebnisse. Den Sinn des Prdi-kates kundgegeben knnen wir in einem engeren und weiterenSinne fassen. Den engeren beschrnken wir auf die sinn-gebenden Akte, whrend der weitere alle Akte des Sprechen-den befassen mag, die ihm auf Grund seiner Rede (und eventuelldadurch, dai sie von ihnen aussagt) von dem Hrenden eingelegtwerden. So ist z. B., wenn wir ber einen Wunsch aussagen, das Ur-teil ber den Wunsch kundgegeben im engeren, der Wunsch selbstkundgegeben im weiteren Sinne. Ebenso im Falle einer gewhn-lichen Wahrnehmungsaussage, die vom Hrenden, als zu eineraktuellen Wahrnehmung gehrig, ohne weiteres aufgefat wird.Der Wahrnehm.ungsakt ist dabei im weiteren, das sich auf ihnaufbauende Urteil im engeren Sinne kundgegeben. Wir merken

    Nuss erl , Log. Unters. II.

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    45/518

    34. A u sd ru c k u n d Be d e u t u n g .gleich an, da es die gewhnliche Sprechweise erlaubt, die kund-gegebenen Erlebnisse auch als ausgedrckte zu bezeichnen.Das Verstndnis der Kundgabe ist nicht etwa ein begriff-liches Wissen von der Kundgabe, nicht ein Urteilen von der Artdes .Aussagens; sondern es besteht * blo darin, da der Hrendeden Sprechenden anschaulich als eine Person, die dies und dasausdrckt, auffat (apperzipiert), oder wie wir geradezu sagenknnen, als eine solche wahrnimmt Wenn ich jemandem zuhre,nehme ich ihn eben als Sprechenden wahr, ich hre ihn erzhlen,beweisen, zweifeln., wnschen usw. Die Kundgabe nimmt derHrende in demselben Sinne wahr, in dem er die kundgebendePerson selbst wahrnimmt obschon doch die psychischen Phno-niene, die sie zur Person machen, als das, was sie sind, in einesanderen Anschauung nicht fallen knnen. Die gemeinblicheRede teilt uns eine Wahrnehmung auch von psychischen Erleb-nissen frem der Personen zu, wir sehen" ihren Zorn, Schmerz usw .Diese Rede ist vollkommen korrekt, solange man z. B. auch dieueren krperlichen Dinge als wahrgenommen gelten lt und,allgemein gesprochen, den Begriff der Wahrnehmung nicht aufden der adquaten Wah rnehm ung, der Anschauung im strengsten.Sinne einschrnkt. Besteht der wesentliche Charakter der Wahr-nehmung in dem anschaulichen Vermeinen, ein Ding oder einenVorgang als einen selbst gegenwrtigen zu erfassen und einsolches Vermeinen ist mglich, ja in der unvergleichlichen Mehr-heit der Flle gegeben, ohne jede begriffliche, ausdrcklicheFassung dann ist die Kundnahme eine bloe Wahrnehmungder Kundgabe. Freilich besteht der hier eben schon berhrtewesentliche Unterschied. Der H rende nimm t wahr, da derR edendegewisse psychische Erlebnisse "uert, und insofern nimmt er auchdiese Erlebnisse wahr; aber er selbst erlebt sie nicht, er hat vonihnen keine innere", sondern eine uere" Wahrnehmung..Es ist der groe Unterschied zwischen dem wirklichen Erfassen.eines Seins in adquater Anschauung und dem vermeintlichen Er-fassen eines solchen auf Grund einer anschaulichen aber inad-quaten Vorstellung. Im ersteren Falle erlebtes, im letzteren Falle

  • 7/30/2019 Husserl Logische Untersuchungen 21 1913 (1)

    46/518

    Die w esentlichen U nterscheidungen.5supponiertes Sein, dem Wahrheit berhaupt nicht entspricht.Das wechselseitige Verstndnis erfordert eben eine gewisse Kor-relation der beiderseitigen in Kundgabe und Sundnahme sich ent-faltenden psychischen Akte, aber keineswegs ihre volle Gleichheit.

    8. Die Ausdrcke im einsamen Seelenleben.Bisher haben wir die Ausdrcke in der kommunikativen

    'Funktion betrachtet. Sie beruht wesentlich darauf, da die Aus-(lrcke als Anzeichen wirken. Aber auch in dem sich im Ver-kehr nicht mitteilenden. Seelenleben ist den Ausdrcken einegroe Rolle beschieden. Es ist klar, da die vernderte Funktionnicht das trifft, was die Ausdrcke zu Ausdrcken macht. Siehaben nach wie vor ihre Bedeutungen und dieselben Bedeutungenwie i