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Reallexikon der germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände

Herausgegeben von Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann und Steffen Patzold

Band 106

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Festschrift für Wilhelm Heizmann

Herausgegeben von Alessia Bauer und Alexandra Pesch

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Entstanden mit der Förderung des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie, Schloss Gottorf, Schleswig.

ISBN 978-3-11-056284-2e-ISBN (PDF) 978-3-11-056948-3e-ISBN (EPUB) 978-3-11-056917-9

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar

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www.degruyter.com

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Bernd Päffgen, Klaus Düwel, Robert NedomaDer Runen-Glaskameo aus Mainz

Abstract: Not only gems and cameos carved from stone, but also their glass substi-tutes have been known and treasured since the Antique. During the Merovingian Empire, the art of lithotomy was unknown. It wasn’t until the reign of Charles the Great (768–814) that this type of artistry bloomed again, only to decline again in the 10th century. Two of the most rare early medieval glass cameos were already found in 1902 during excavations in Mainz. They have been dated to the 8th century. The one exemplar is bichrome and shows the representation of a shipwreck. The smaller cameo is made of monochrome glass and portrays a bust of a man with runic inscrip-tions. The ‘glass-bracteat’ from Mainz exhibits five runes EiGlP followed by a para-textual symbol that possibly marks the end of the inscription. Due to the late dating, the inscription cannot be considered part of a continuous South Germanic runic epigraphic tradition which would have thrived until the 8th century. In its present form, the inscription is certainly uninterpretable; though, if we assume that rune no. 5 P p is misspelled Anglo-Frisian Æ a3 (= “o”), the lower branch being clapped down, we get a regular male anthroponym *EiGlÆ eigla3 = OHG (Franc.) Eiglo that has an exact equivalent in WFranc. Aiglo. The named person was seemingly the owner of the pseudo-cameo, the manufacturer or, less possibly, the donor. However, it remains unclear why the purchaser (or the manufacturer?) had the idea to add (Anglo-Frisian) runes.

Bernd Päffgen Teil I: Der gläserne Pseudo-Kameo mit Runeninschrift aus Mainz

Fundkontext

Der in der runenkundlichen Literatur immer wieder genannte, aber noch nicht aus-führlicher separat behandelte Mainzer Altfund kam in der Innenstadt in der Bauern-gasse bereits 1902 zutage1. Anschließend wurde er von Ludwig Lindenschmit dem

1 Klaus Düwel (Göttingen), dem ich für weiterführende Hinweise danke, schlug die gemeinsame Behandlung im Rahmen dieser Festschrift vor. Ellen Riemer, Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz, verdanke ich den Zugang zu wertvollen Informationen hinsichtlich der Inventarisierung der Funde und ihres Verbleibs sowie die Beschaffung der Abbildungsvorlagen 1–2 und 6–7.

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Jüngeren (1850–1922) im Jahresbericht 1902/03 der Zugänge der Sammlung des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Altertümer publiziert (Lindenschmit 1903, Taf. 9, Abb. 10). Der Verein war 1841 bzw. 1844 von seinem Vater, Ludwig Linden-schmit dem Älteren (1809–1883), mitbegründet worden und führte auch Ausgrabun-gen in Mainz und Umgebung durch Frey (2015, 238). Die Sammlung des Altertumsver-eins sollte archäologische Funde aus Mainz und seinem Umland zeigen, während das Römisch-Germanische Zentralmuseum in der Lindenschmit’schen Konzeption einen überregionalen Sammlungsanspruch besaß (Frey 2015). Die Sammlung des Mainzer Altertumsvereins (so umbenannt seit 1906) wurde im Kurfürstlichen Schloss unterge-bracht und ging 1910 im Städtischen Altertumsmuseum, seit 1967 Mittelrheinisches Landesmuseum, seit 1986 Landesmuseum auf, wo das uns interessierende Fundstück bis heute verwahrt wird.

Lindenschmit sorgte für die archäologische Begleitung der 1902 erfolgten Anlage eines hofseitigen Kellers auf dem Grundstück von J. Harth in der Bauerngasse in Erwartung römischer Bebauung, da in der Umgebung zuvor ein römischer Mosaikfuß-boden beobachtet worden war. Römische Spolien kamen in der Kellerbaugrube bis oder unter einer Tiefe von 1,50 m unter Geländeoberkante jedoch nur in einer Schutt-schicht zum Vorschein, die Lindenschmit über einen vergesellschaftetes Fundmate-rial, u.  a. einen Dolchgriff, das Fragment eines Leuchterfußes, eine Gewandschelle und Steinzeug hoch- bis spätmittelalterlich datierte. Der Ausgräber erklärte den Befund als Planierschicht nach Abbruch eines mittelalterlichen Stadthauses (Lin-denschmit 1903, 417). Mitgefundene römische Steinfragmente, u.  a. ein 65x55x88 cm großes römisches Weihesteinfragment mit der Darstellung von Diana und Apoll (Abb. 1) waren als Spolien dort verbaut2.

Straßenseitig erkannte Lindenschmit etwa 60  cm unter der mittelalterlichen Schuttschicht eine wiederum fundführende Schicht „schwarzer Erde“. Aus dieser Schicht in einer Position von etwa zwei Metern unter Geländeniveau stammt der Pseudo-Kameo mit Runeninschrift (Inv.-Nr.  5996; Abb.  2,1, 6 u. 9). Hinzu kommt ein mitgefundener zweiter Glaskameo mit der Darstellung eines geflügelten und mit Fischschwanz versehenen Mischwesens (ketos) und rückseitigen Resten der ursprünglichen Fassung als Fibel (Inv.-Nr. 5995; Abb. 2,2, 7 u. 8).3 Weiter kam in besag-ter schwarzer Schicht eine 3,4 cm hohe kreuzförmige Bronzefibel mit Eckrundeln und mitgegossenem Bandgeflecht zutage, deren Nadel fehlte (Inv.-Nr. 5997; Abb. 2,3). An einem vierpaßförmigen Beschlagstück aus Bronze von 3,6  cm Durchmesser haftete Leder an; Lindenschmit dachte hier an einen Riemenverteiler (Inv.-Nr. 5998; Abb. 2,4; heute verschollen). Auch ein einzeiliger Beinkamm langrechteckiger Form wurde aus der Schicht geborgen (Inv.-Nr.  5999; Abb.  2,5; verschollen). Lindenschmit klassifi-

2 Körber 1903, 182; Frenz 1992, 96  f. Nr. 63.3 Lindenschmit 1903, 417: „… diente ehemals als Einsatz in eine Brosche. Auf der Rückseite sind noch Reste der Bronzefassung zu sehen.“

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Abb. 1: Fragment eines römischen Weihe-steins mit der Darstellung von Diana und Apoll, geborgen 1902 bei der von Ludwig Lindenschmit durchgeführten archäolo-gischen Begleitung des Bauvorhabens in der Bauerngasse 13 in Mainz. Foto: GDKE Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer).

Abb. 2: Durch Ludwig Lindenschmit 1902 geborgene frühmittelalterliche Fundstücke aus der „schwarzen Schicht“ in der Bauerngasse 13 in Mainz, Zeichnungen aus dem Zugangsinventar des Museums. Abbildungsvorlage: GDKE Landesmuseum Mainz.

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zierte die Kameen und die kreuzförmige Fibel aus seiner Materialkenntnis als „wahr-scheinlich der karolingischen Zeit angehörige Zierrate“ (Lindenschmit 1903, 417). Für den Kamm verwies er auf „spätfränkische Zeit“ (Lindenschmit 1903, 418).

Unterhalb der schwarzen Schicht stellte Lindenschmit ein mächtigeres, bis drei Meter unter Geländeniveau reichendes römerzeitliche Schichtpaket fest, das er nicht weiter differenzierte. Er betonte, dass es auffallend wenig Keramik beinhaltete. Ver-schiedene Stempel auf südgallischer und ostgallischer Terra sigillata wurden fest-gestellt und sichergestellt: Lindenschmit las MACCONO, MARTIALIS, OF BASSI, PLLINVS und MEDDICVS.4 Weitere chronologische Anhaltspunkte ermöglichen die aufgefundenen Ziegelfragmente mit Stempeln der I., III. und XXII. Legion. Die Legio XXII primigenia war von 43 bis 69 n. Chr. in Mainz stationiert, um nach einer Zwi-schenphase in Vetera 92 n. Chr. wieder nach Mainz zurück beordert zu werden, wo die Legion bis in die Spätantike nachweisbar ist.5 Die Legio I Adiutrix pia fidelis war in der Zwischenphase bis 86 n. Chr. in Mainz stationiert und wurde dann in Pannonien eingesetzt.6

Nachträglich wurde beim Bau eines Verbindungsgangs des Kellerneubaus das Teilstück einer römischen Kanalführung aus Ziegeln mit Stempel der XXII. Legion beobachtet. Dabei fanden sich ein Terra sigillata Bruchstück mit Töpferstempel MAXIMINVS (? Maximianus ?) und ein Bronzezierrat.7

Die Funde der baubegleitenden Untersuchung kamen – wie schon oben erwähnt – in die Sammlung des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alter-tümer. Lindenschmit konnte den Grundstückseigentümer J. Harth zur Schenkung seines Fundanteils bewegen. Die Örtlichkeit der Ausgrabung lässt sich in der Bauern-gasse 13 genauer lokalisieren.8

Die „schwarze Schicht“ als dark earth?

Die Angaben bei Lindenschmit lassen sich annähernd und in sicher sehr idealisierter Form rekonstruierend zu einem Profil der Schichten in Zeichnungsform zusammen-stellen, das hier als Versuch dargestellt wird (Abb. 3). Möglicherweise handelte es sich hier um die auch andernorts festgestellte spätantik-frühmittelalterliche dark earth-Bildung. Dies legt der Vergleich mit dem Idealprofil der dark earth (Abb. 4) zumindest nahe (Heimdahl 2005). Aus Mainz ist eine solche Dark-Earth-Schicht bislang jedoch

4 Bei Jung 2009, Anhang 3 sind die Funde von der Bauerngasse nicht erfasst.5 Ritterling 1925a; Baatz 1962.6 Ritterling 1925b, Ein im November 1902 inventarisierter Ziegel (later) vom Typ Mainz 6 ist erhalten: CIL XIII, 12098,2; Dolatta 2014, 140 Nr. III.70 Taf. 52.7 Lindenschmit 1903, 420 Taf. 7,21; bei Jung 2009, Anhang 3 nicht erfasst.8 Schulze-Dörrlamm 2013, 92 ist diese Identifizierung zu verdanken.

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nicht bekannt. Trotzdem ergeben sich durchaus Anhaltspunkte für das Vorliegen einer solchen Schicht. So ist in Regensburg, das wie Mainz ein römisches Legionslager war, im Bereich der früheren Fläche des Lagers eine dark earth des 6./7. Jh.s dokumentiert, ebenso im Bereich des Legionslagers in Wien (Gaisbauer 2006, 183). Die Nähe der Bauerngasse zum Rhein kann auch auf eine dark earth hinweisen, so begünstigen nachweislich alluviale Ablagerungen eine Bildung der schwarzen Schicht (Heimdahl 2005; Nicosia 2013, 158). Ebenfalls ist das Vorkommen der Schicht klassisch nach dem in der heutigen Forschung anerkanntem Modell Heimdahls gut der Dokumentation

Abb. 3: Nach den Angaben von Ludwig Lin-denschmit umgezeichnete Profilskizze der 1902 beobachteten stratigraphischen Ver-hältnisse in der Bauerngasse 13 in Mainz. Entwurf: Bernd Päffgen; Umsetzung: Ursula Scharafin-Hölzl (LMU München).

Abb. 4: Idealprofil der dark earth Bildung nach Heimdahl 2005.

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zu vergleichen (Heimdahl 2005). Auch die Mächtigkeit von versuchsweise rekonst-ruiert etwa 20 cm entspricht der Stärke, die nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Forschung üblich ist. Als Normwerte werden in der Literatur Mächtigkeiten der dark earth Bildung von 0,2 m-0,7 m genannt (Heimdahl 2005, Devos et al. 2009, 270). Da uns natürlich keine mikromorphologischen Bodenanalysen aus einer Grabung bzw. Baubeobachtung des Jahres 1902 zur Verfügung stehen, liegt alternativ die Möglich-keit nahe, dass es sich eine Brandschicht gehandelt haben könnte. Aber es wird in der Dokumentation von Lindenschmit explizit zwischen der mutmaßlich karolingischen „schwarzen Schicht“ und einem neuzeitlichen Brandhorizont unterschieden, so dass trotz fehlender naturwissenschaftlicher Analysen die Möglichkeit einer dark earth zu diskutieren ist.9 Wenn dem so wäre, hätte der erfahrene Ausgräber Lindenschmit die „schwarze Schicht“ erstaunlich gut und früh dokumentiert.

Siedlungstopographische Verortung des Fundorts

Zum Verständnis der Funde aus der Bauerngasse ist die siedlungstopographische Bewertung relevant. Für die römerzeitliche Topographie ist festzuhalten, dass es sich um einen Siedlungsbereich zwischen Legionslager und Rhein handelte.10 Von Bedeu-tung waren neben dem Legionslager die Funktion als Provinzhauptstadt Obergerma-niens11 sowie mehrere militärisch und zivil genutzte Hafenanlagen am Rheinufer.12 Durch die bald nach der Mitte des 3. Jh.s erfolgte Ummauerung lag der Bereich der Bauerngasse rheinseitig intra muros.13 Hinzuweisen ist auf die in etwa 150 m Entfer-nung von der Bauerngasse 1981/1982 bei der Erweiterung des Hilton Hotels in der Löhrstraße entdeckten Kriegshafen mit Funden von fünf römischen Booten aus dem 4. Jh. Art um Umfang der merowingerzeitlichen Nutzung des spätantiken Stadtareals sind im Detail unklar; gewisse Kontinuitätsstränge sind jedoch unzweifelhaft.14 In der ausgehenden Merowingerzeit wurde – zum Rhein hin – der spätantiken Stadtmauer eine hölzerne Konstruktion vorgesetzt (Abb. 5).15 Im Karolingerreich war Mainz eine wichtige Metropole für kirchliche und weltliche Administration, Münzprägung und den Handel. Die Lage am Rhein und die Anbindung an das römische Straßennetz, aber auch relativ gute Verkehrsverbindungen in das rechtsrheinische Gebiet machten

9 Für die Diskussion der Problematik und Literaturhinweise danke ich Nepomuk Amberger BA (Mün-chen).10 Überblicksweise zur römerzeitlichen Topographie: Witteyer 1999; Oldenstein 2001.11 Ziethen 1999; Haensch 2003.12 Höckmann 2003.13 Witteyer 1999, 1051; Heising 2008.14 Zur Frage der merowingerzeitlichen Stadt und der Funktion als Bischofssitz: Boppert 2001; Nop-per 2002; Knöchlein 2004.15 Schulze-Dörrlamm 2013.

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Abb. 5: Die Mainzer Siedlungstopographie im frühen Mittelalter. Nach Mechtild Schulze-Dörrlamm 2013 und ergänzt. Graphische Umsetzung: Kay Lippmann, Köln.

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Mainz zu einem Austauschort.16 Verhandelt wurden vor allem Wein, Getreide, friesi-sche Tuche und mediterrane Fernhandelsgüter (u.  a. Gewürze, Stoffe). Der uns inter-essierende Fundort in der Bauerngasse befand sich intra muros auf halbem Weg zwi-schen dem Areal der mutmaßlichen Königspfalz und der Römerbrücke, die den Rhein überquerte.17 Wegen der Wikingereinfälle wurde zum Jahreswechsel 881/882 die spät-antike Stadtmauer instandgesetzt und ein neuer Außengraben gezogen.18 Eine Blüte nach den Wikingerüberfällen setzte unter Erzbischof Hatto I. (891–913) ein. Zu dieser Zeit wurde der Bereich des Rheinufers in die Stadtbefestigung einbezogen, indem diese 25–30 m nach Osten erweitert wurde.19

Mechtild Schulze-Dörrlamm hat im Fundensemble von der Bauerngasse die Hin-terlassenschaft einer vornehmen stadtsässigen Familie erkannt.20 Alternativ möchte ich vorschlagen, hier die Überreste der Ware eines intra muros ansässigen Händlers zu erkennen, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen in die „schwarze Schicht“ gelangte. Hinsichtlich dieser Deutung ist auch zu berücksichtigen, dass – etwa 150 m entfernt – in der Baugrube für das Hilton-Hotel in der Löhrstraße leider ohne Erfassung der Befundzusammenhänge unter den zahlreichen aus dem Abraum geborgenen, metallenen Trachtbestandteilen und Gebrauchsgeräten karolingisch-ottonischer Zeit einige Rohgüsse und Halbfabrikate Werkstätten von Metallhandwerkern in Rheinnähe anzeigen, die über dem verlandeten Hafen nach der Stadterweiterung bestanden21.

Beschreibung und Einordnung

Der Mainzer Glaskameo mit Inschrift (Abb. 2,1 und 6) ist von annähernd runder Form und weist eine Höhe von 2,8 cm auf, während die Breite mit 2,6 cm etwas geringer ausfällt. Das Fundstück ist einfarbig und besteht aus grünlich-weißer Glasmasse. Lin-denschmit beschrieb es bei der Auffindung abweichend als weiß, was am ehesten durch eine Irisbildung zu erklären ist, die bei einer späteren Restaurierung abgenom-men wurde.

Zu sehen ist eine stilisierte Männerbüste im Profil nach links. Erkennbar sind Hals bzw. Brustansatz und der Kopf mit stachelig-igelartig wiedergegebenem Haupt-

16 Schulze-Dörrlamm 2014.17 Schulze-Dörrlamm 2013, 90 Abb. 63.18 Annales Fuldenses ad annum 882: MGH Script. rer. Germ. 7, 1891, 98 (ed. W. Kurze). Vgl. Staab 1999, 88. Diese spätantik-karolingische Stadtmauer von 4 Kilometer Länge besaß dann wohl wieder eine gute Verteidigungsmöglichkeit, wie aus der zwei Monate vergeblich durchgeführten Belagerung König Ottos I. gegen die dort verschanzten aufständischen Herzöge Konrad den Rote und Liudolf von Schwaben im Jahr 953 geschlossen wird.19 Wamers 1994.20 Schulze-Dörrlamm 2013, 92.21 Wamers 1994; ders. 1998/99.

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haar und dieses nach oben abschließender Konturlinie. Alternativ kann hier auch an die Wiedergabe eines Diadems gedacht werden.22 Die am Kopf umlaufende Schrift ist mitgegossen. Den äußeren Abschluss bildet ein Perlkranz mit 29 einzelnen erhaben ausgeformten Buckeln. Wie schon Lindenschmit vermutete, dürfte hier die „barba-rische Nachbildung einer römischen Kaisermünze“ vorliegen (Lindenschmit 1903, 219).23

Der Begriff „Glasbrakteat“, der für das Mainzer Fundstück als „Unicum“ im Kreis der Runeninschriften in der runenkundlichen Literatur Verwendung gefunden hat, erscheint aus antiquarisch-archäologischer Sicht ebenso verwirrend wie nicht wei-terführend.24 Es handelt sich um einen Glaskameo in bewusster Antikenrezeption.25 Da echte Kameen aus seltenen Lagensteinen als Unikate geschnitten wurden, bildete sich die Methode der Kopie in Glas heraus.26 Ein Kameo oder eine andere Vorlage, z.  B. ein Münzbild, konnte mit dem erhabenen Relief in einem Model abgedrückt werden.27 In unserem Fall muss eine spezielle Vorlage mit der Inschrift als Patrize eigens gefertigt und dann abgeformt worden sein. Der Mainzer Glaskameo ist daher nicht als Einzelanfertigung zu charakterisieren. Die so in kleiner, aber doch gewis-ser Anzahl gefertigten Glaskameen des 8. Jh.s mit Runeninschrift hatten eine andere Funktion und Zeitstellung als die nordischen Goldbrakteaten des 5. und 6. Jh.s und waren dazu bestimmt, in Fibeln eingesetzt zu werden. Dies legen andere Glaskameen

22 Bei Snijder 1933, 120 Abb. 1 ist das Stück auf dem Kopf stehend abgebildet.23 Ament 2013, Abb. 4.24 Noch weiter von der Sache führt der von Haevernick 1979, 162  f. benutzte Terminus „Glasmünze“. Die beste Charakterisierung der sog. fränkischen Glaskameen findet sich bei Krug 1998, 107–109.25 Esch 2005 zur Thematik im weiteren Sinne.26 Vgl. Babelon 1897; Zazoff 1983; Avisseau-Broustet 1997; Zwierlein-Diehl 2007, bes. 326–332 zu den Glasarbeiten und -pasten.27 Weiß 1999.

Abb. 6: Der 1902 in der Bauerngasse 13 in Mainz gefundene runde Glaskameo mit Runeninschrift. Maße: L. 2,6cm, H. 2,8cm. Foto: GDKE Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer).

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runder und ovaler Form nahe, deren Fibelfassung erhalten geblieben ist.28 Linden-schmit erkannte diese Funktion bereits und sprach in seinem Fundbericht von einem „Einsatz in eine Brosche“, ohne dass Fassungsreste bei der Auffindung vorhanden waren (Lindenschmit 1903, 219). Ament vermutet, „dass solche Fibeln vor allem west-lich des Rheins getragen wurden“ (Ament 1993, 57).

Der zweite Glaskameo ist bei Maßen von 5,3 × 3 cm in ovaler Form etwas größer und in der Masse zweifarbig (Abb. 2,2 und 7). Bei der Auffindung war der Glaskameo nicht irisiert. Die ovale Grundplatte ist von violettschwarzer Farbe und weist in opak mattweißer Glasmasse die erhabene Darstellung eines Meerungeheuers (ketos) auf. Grundplatte und figürliche Auflage sind separat gearbeitet.29 Die Zweifarbigkeit des Pseudokameos imitiert einen echten Kameo. Um die Darstellung des Meerwesens ist eine kranzartig angelegte Verzierung aus kleinen dreieckigen Goldplättchen vorhan-den, die in die Glasmasse oberflächlich eingelegt sind.30

Glaskameen sind seit der Antike bekannt und waren sehr geschätzt. Die runde und einfarbige Kamee zitiert die Tradition der antiken Herrscherkameen.31 Der ovale und zweifarbige Kameo kann als Fortsetzung der antiken Kameen mit mythologischer Darstellung gesehen werden. Große antike Herrscherkameen waren im Frankenreich kaum im Original verfügbar, aber in ihrer Bedeutung hinsichtlich der Ikonographie des römisch legitimierten Herrschertums bekannt, wofür beispielsweise als späteres Zeugnis das um 1000 zu datierende Lotharkreuz mit dem Augustus im Profil nach links zeigenden Sardonyx-Kameo aus dem frühen 1. Jh. angeführt werden kann, das

28 Runder Glaskameo mit Fibelfassung: Dorestad, Hoogstraat I, Siedlungsfund aus der Hafengrabung (van Es/Verwers 1980, Taf. 11, Fig. 124,6; Gaut 2005, 555 [Liste 4]). Beispiele von ovalen Glaskameen mit ganz oder teilweise erhaltener Fibelfassung: Putten, Grab 62 (Ypey 1964, Abb. 21–22; Gaut 2005, 554 [Liste 3]); Vicherey (Gaut 2005, 554 [Liste 3]); Mertloch, Grab 51 (Ament 1993, Abb. 43; Gaut 2005, 554 [Liste 3]).29 Ypey 1962; Werner 1969; Haevernick 1979, 164.30 Ament 2013, Abb. 3.31 Megow 1987; Bruns 1948; Möbius 1985.

Abb. 7: Der 1902 in der Bauerngasse 13 in Mainz gefundene ovale Glaskameo aus grünlich weißer Masse mit dunkler Grund-platte und weißer Darstellung eines Meer-wesens. Maße: L. 5,3cm, H. 3cm. Foto: GDKE Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer).

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im Aachener Domschatz erhalten geblieben ist.32 Für das Frühmittelalter mag der Verweis auf das Eligiuskreuz33 und das uns noch zu beschäftigende Desideriuskreuz genügen. Zu betonen bleibt die hohe Wertschätzung originaler Gemmen und Kameen im Frühmittelalter.34 Im Merowingerreich war die Kunst des Steinschnitts und der -gravur unbekannt.35 Erst am Hofe Karls des Großen (768–814) blühte diese Kunstfer-tigkeit wieder auf, um im 10. Jh. wieder zu enden.36

Eine direkte Parallele zum Mainzer Kameo mit Inschrift und Büstendarstellung (Abb.  2,1 und 6) fehlt. Annähernd zur Darstellung auf dem runden Mainzer Glas-kameo zu vergleichen ist das im Schutt der Kryptenverfüllung der Stiftskirche von St. Dionysius in Esslingen aufgefundene Kameofragment mit Herrscherbild nach rechts, das ebenfalls einen Buckelrand aufweist (grünweißes Glas, rund, ∅ 1,9 cm).37 Ein wei-teres Kameofragment aus „flaschengrünem, transparenten Glas“ von der Ausgrabung auf dem Lorenzberg bei Epfach von noch 1  cm Höhe und 1,8  cm Breite ist oval zu ergänzen und zeigt den Kopf eines Herrschers mit Diadem im Profil nach rechts ohne Perlrand.38 Auf dem Fragment eines ovalen Glaskameos aus Karos-Eperjesszög II, Grab 56 ist eine nach links gerichtete Büste zu erkennen39. Die ovale Fibel von Viche-rey (dunkle Grundplatte, Büsten weißlich, 5,7 × 4 cm) zeigt drei nach rechts gerichtete Herrscherbüsten, von denen die mittlere größer dargestellt ist (Burnand 1980, 430 Abb. 25 B) und m.  E. als von spätantiken Darstellungen angeregt angesehen werden kann. Weit qualitätvollere bichrome Glaskameen kommen am Lebuinus-Evangeliar in Utrecht mit zwei gefassten Exemplaren und am Desideriuskreuz in Brescia mit je einem Exemplar auf der Vorder- und der Rückseite vor40. Vergleichen lassen sich auch neun, 3,6 cm hohe und stärker transluzide monochrome Glaspasten am Desi-deriuskreuz mit nach rechts gewandter Profilbüste41, denen ein Stück unbekannter Herkunft aus der Königlichen Münzsammlung in Brüssel mit nach links gerichteter Profilbüste zur Seite gestellt werden kann.42 Stärker stilisierte und zu Linien und

32 Deér 1955, 48–110; Wibiral 1994.33 Zwierlein-Diehl 2007, 260.34 Jülich 1986/87.35 Ament 1991; Päffgen 1992, 383  f.36 Als Gesamtüberblick z.  B. Alcouffe 1984.37 Stein 1966, Abb.  1,6; Haevernick 1979, 162 Abb.  4,1; Haevernick/Stein/Scholkmann 1995; Gaut 2005, 555 (Liste 4).38 Werner 1969, 283 Taf. 53,10–11.39 Europas Mitte um 1000. Kat. Mannheim 3 [Stuttgart 2000] 111Nr. 04.03.13; Prohászka 2007/08.40 Snijder 1933, Taf. 14 Abb. 2–4. Hinzu kommt noch das Reliquiar im Museo Cristiano in Cividale (Conway 1919, 227 Abb. 5), auf das bereits H. Zeiß als Korrekturzusatz zu Snijder 1933, 124 Anm. 21 aufmerksam machte. Außer Büsten im Profil ist auf dem Reliquiar, das Ende des 9. bis frühes 10. Jh. angesetzt wird, ein Glaskameo mit einer Darstellung Mariens en face vorhanden. Wentzel 1962 fasste diese zweifarbigen Glaskameen zur Gruppe Brescia-Cividale zusammen.41 Wentzel 1962; Wentzel 1963; Gaut 2005, 554.42 Berghaus 1994, Abb. 71,2; Gaut 2005, 554.

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Kreuzdarstellungen aufgelöste Herscherbilder in Perlrandfassung sind von mono-chromen Glaskameen aus Kaupang (grünweißes Glas, rund, ∅ 2,1 cm)43, Dorestad-Hoogstraat (grünweißes Glas, oval, in Fibel der Größe 7,2 × 5,5 cm)44 und Mannheim-Seckenheim (grünweißes Glas, oval, 2,5 × 1,9 cm, in Fibel der Größe 3,15 × 2,5 cm)45 bekannt; Ament führt diese Stilisierungen auf oströmische Solidi mit Kaiserbildern in Panzerbüste und mit einem Kreuzglobus en face zurück, wie sie etwa für Kaiser Justinian I. (527–565) bekannt sind.46

Die Herrscherbüste im Profil mit einem nach antiker Art bekränzten Haupt wäre nach Josef Déer im christlichen Kulturkontext immer nur als weltliche Herrscherre-präsentation zu lesen gewesen, da das Christusbild en face dargestellt worden sei.47 Ob dies wirklich so stimmt oder das Herrscherbild nicht doch auch im Sinne einer Christusdarstellung gedeutet worden sein kann, bleibt zu diskutieren. Im Merowin-gerreich jedenfalls dürfte das Kaiserbild auch generell für Christus gestanden haben können.48 Bei den in das 5. und 6. Jh. datierenden Goldbrakteaten mit Büste im Profil (A-Brakteaten) ist das Kaiserbild im Profil nach der Interpretation Karl Haucks zur Gottheit (Odin) umgedeutet worden49. Interessanterweise gibt es auch römische Kameen, die Angehörige der Herrscherfamilie mit erkennbaren Porträtzügen als Götter darstellen.50

Der ovale Glaskameo aus Mainz zeigt ein mythisches Meerwesen (ketos) nach rechts im Profil. Das Motiv des Meerungeheuers fand bekanntlich bereits im 5. Jh. als Umset-zung in die „germanische Kunst“ Eingang51. Die beste Parallele bietet der schon Lin-denschmit bekannte Grabfund aus Mertloch auf dem zwischen Mittelrhein und Mosel gelegenen Maifeld (blauschwarze Grundplatte, ketos nach links in weiß, 6,5 × 4,2).52 Hinzu kommen zwei weitere Grabfunde aus Vicherey, Dép. Vosges (dunkle Grundplatte und ketos in weiß, 7,0 × 4,5 cm)53 und Putten, Grab 62, Prov. Gelderland (violette Grund-platte und ketos nach rechts in weiß, 6,2 × 4,2 cm).54 Als Siedlungsfunde sind ovale Psedokameen mit der Darstellung des Meerwesens als Altfund aus der Rosenbadgasse

43 Gaut 2005.44 van Es/Verwers 1980, Taf. 11, Fig. 124,6; Gaut 2005, 555 (Liste 4); Ament 2013, Abb. 2.45 Wirth 2012.46 Ament 2012; Ament 2013, Abb. 1.47 Deér 1955, 57.48 In Pressblech abgeformter Kaiserkopf als Sinnbild Christi: Klein-Pfeuffer 1993, 208  ff. Abb. 67.49 Hauck 2011.50 Z.B. der stehende Claudius mit den Attributen des Jupiter, Lagenachat, 5,1 × 4,0 cm im Art Insti-tut of Chicago; Ivilla oder Drusilla als Pax mit Kerykeion und Füllhorn, Lagenachat, 9,5 × 7,8 cm, im Museum Schaffhausen.51 Z.B. Werner 1949; Haseloff 1973.52 Bei Lindenschmit 1903 verschrieben zu Mettlach.  So dann auch bei Snijder 1933, 120 Taf. 14 Abb. 6. –Zum Stück: Haevernick 1979, 163 Nr. 3 Abb. 4,5; Ament 1993; Gaut 2005, 554.53 Burnand 1980, 430  f. Fig. 25A; Haevernick/Stein/Scholkmann 1995, 420; Gaut 2005, 554.54 Haevernick/Stein/Scholkmann 1995, 421; Gaut 2005, 554.

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in Straßburg (Fragment, blauschwarze Grundplatte und ketos nach links in weiß, noch 3 × 3 cm, ursprünglich etwa 5–7 cm)55 und als Grabungsfund des Jahres 1980 aus Wijk bij Duurstede/Dorestad (Fragment, blaurote Grundplatte und ketos nach links in weiß, ca. 5,2 cm)56 zu nennen. Nach den Beobachtungen von Jaap Ypey am Puttener Exem-plar sind die weiße Tierdarstellung und die Grundplatte separat gegossen und dann fixiert (Ypey 1964, 141). Zu vergleichen sind wiederum vier Glasflüsse von 2,8 cm auf dem Desideriuskreuz, die jeweils ein geflügeltes Seewesen zeigen.57

Datierungsfragen

Leider ist nicht hinreichend klar, ob die in der „schwarzen Schicht“ der Bauerngasse entdeckten Fundstücke (Beinkamm, Kreuzfibel, die beiden Glaskameen und der Rie-menverteiler) wirklich eine Einheit gleichzeitiger Deponierung darstellen (Abb.  2). Ein Argument in diese Richtung gibt die Tatsache, dass auch andernorts beide Glas-kameoformen in einem Kontext zusammen vorkommen (Esslingen).

Noch nicht diskutiert ist bislang der Beinkamm. Der Zeichnung im Inventar-buch zufolge handelte es sich um einen einzeiligen Kamm langrechteckiger Form (Abb. 2,5). Er besaß eine oder drei (?) Durchbohrungen am Kopf und wies am Kopf-ende eine dreieckige Aussparung auf. Solche aus einem Langknochen (metacarpus, metatarsus) von Pferd oder Rind gefertigte Steil- oder Langzinkenkämme waren als Steckkamm für das weibliche Haar zu verwenden. Man hat aber auch an eine hand-werkliche Nutzung bei der Keramikverzierung, als Webkamm oder als Riffelkamm bei der Flachsbearbeitung gedacht. Entgegen der Einschätzung Lindenschmits ist diese Kammform nicht chronologisch empfindlich, sondern vom Früh- bis Spätmittelalter anzutreffen.58 Eher selten begegnen Steilkämme in Grab- und Siedlungszusammen-hängen fränkischer Zeit.59

Chronologisch relevant sind besonders die Fibeln.60 Mechthild Schulze-Dörr-lamm hat sich für eine Datierung des Fundkomplexes in das späte 8. bis 9. Jh. ausge-sprochen.61 Der Datierungsfrage sei hier noch etwas detaillierter nachgegangen.

55 Forrer 1927, 755  f. fig. 549; Ypey 1964, Abb. 38,2; Gaut 2005, 554. Haevernick 1979, 164 Nr. 5; 171 Abb. 4,7.56 Haevernick 1979, 164 Nr. 6, 171 Abb. 4,8–9; Gaut 2005, 554.57 Snijder 1933, Taf. 15 Abb. 2; Wentzel 1962, Abb. 6; Gaut 2005, 554.58 Lampe 1980, bes. 197; Teegen 1981; Ulbricht 17–36; May 1992, bes. 310 (Webkamm); Ermischer 1997 (zur Wollverarbeitung dienend); Schmidt 1999, bes. 120; Teuber/Heege 2002. Zusammenfassend: Richter 1994.59 Ament 1976a, Taf. 9,6 (Mayen, Gräberfeld „Auf der alten Eich“); Janssen 1967, 22 Abb. 30 (aus der fränkischen Siedlung Gladbach bei Neuwied).60 Als Übersicht zu Fibeln der Karolingerzeit: Wamers 1994b.61 Schulze-Dörrlamm 2013, 92.

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Kreuzfibeln aus Grabkontexten sind vor allem aus der Stufe JM II (= jüngere Mero-wingerzeit) nach Hermann Ament bekannt, zeigen aber im Detail andere Formen.62 Das Mainzer Exemplar (Abb.  2,3) weist wie schon die noch merowingerzeitlichen Exemplare einen betonten Mittelbuckel auf, unterscheidet sich aber durch die höhere Form, die Eckrundeln und die Art der mitgegossenen Ornamentik und dürfte in das 8. Jh. zu setzen sein.63

Die Datierungsfrage zu den Glaskameen ist komplizierter. In der archäologischen Forschung haben sich, nachdem ein früher Zeitansatz in das 7. Jh., wie ihn Snijder und Ross vertraten64, als nicht haltbar erwiesen hatte, unterschiedliche Positionen einer späteren Zuweisung herausgebildet. Ausgehend von Grabfunden mit Glaskameofi-beln wird zumeist eine Datierung in die ausgehende Merowingerzeit des späten 7. bis früheren 8. Jh.s vertreten.65 Auch der Kunsthistoriker Hans Wentzel sprach sich aus stilistischen Erwägungen nach seiner Beschäftigung mit frühmittelalterlichen Glas-arbeiten für einen Zeitansatz „um 700“ aus.66 Frauke Stein datierte die beiden Glas-kameofragmente aus der Kirchengrabung von St. Dionysius in Esslingen zunächst um die Mitte des 8. Jh.s (Stein 1966). Detlev Ellmers betonte gegenüber Haevernick, dass im Hinblick auf das Mainzer Stück und dessen von Jaap Ypey vorgeschlagener Datie-rung „um 800“ die Runenverwendung in dieser Zeit auszuschließen und aus seiner Sicht im Hinblick auf Parallelen im Fundgut des 7. Jh.s deutlich früher anzusetzen, vielleicht aber auch noch im 8. Jh. möglich sei.67 Vor allem wegen der Verwandtschaft mit den Münzfibeln und Pseudomünzfibeln der Karolingerzeit vertritt dagegen eine Gruppe von Archäologen einen anderen Zeitansatz in das späte 8. bis 9. Jh.68

Für die Gewinnung einer Datierung führt die Suche nach einem umgesetzten Münzvorbild weder am Mainzer Glaskameo noch für die gesamte Gruppe der Glaska-meen mit Herrscherbild im Profil weiter. Festzuhalten bleibt allenfalls eine gewisse Nähe zu Trienten des 6. bis 7.  Jh.s, obwohl sich bereits dezidierter hinsichtlich der konkreten Umsetzung von Münzvorbildern ausgesprochen wurde. So hat Snijder für die neun monochromen Glaskameen am Desideriuskreuz die Herleitung von Münzen

62 Ament 1976b, 308 Anm. 57; Ament 1993, 55  f.63 Stein 1967, 97  f.; Sippel 1989, 167  ff.; Bierbrauer 1984; Wamers 1994a, 134  ff.; Wamers 1994b; Bunte 2013, 101–102.64 Snijder 1932 und 1933 hob darauf ab, dass diese Glaskameen an frühmittelalterlichen Goldschmie-dearbeiten karolingischer und vorkarolingischer Zeitstellung zum Teil in gesicherter Zweitverwen-dung vorkommen. Ross 1965, 124–126 argumentierte über die Goldscheibenfibeln des 7.  Jh.s mit Kameen und Gemmen, nahm langobardenzeitlichen Steinschnitt in Italien im 7. Jh. an und setzte die Glasimitate zeitgleich.65 Ament 1993. - Werner 1954, bes. 28, vertrat eine Datierung in die zweite Hälfte des 7. Jh.s.66 So Wentzel 1962 und Wentzel 1963 für die Gruppe Brescia-Cividale. Vgl. auch das Urteil von H. Wentzel in: Fehring 1966, 370 Anm. 51 für die Glaskameofibeleinlagen nördlich der Alpen.67 Ypey 1964, 139; D. Ellmers, in: Haevernick 1979, 168 mit Anm. 30.68 Haevernick/Stein/Scholkmann 1995; Frick 1992/93; Spiong 2000; Gaut 2005 plädiert hinsichtlich der Kameen mit Herrscherbild für einen Zeitansatz von 750/775–800/825 n. Chr.

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Justinians aus Rom versucht (Snijder 1932, 46). Ross begründete seine Datierung und Werkstattlokalisierung mit der langobardischen Münzprägung des 7.  Jh.s, gab aber auch zu bedenken, dass ein direktes Vorbild nicht zu benennen sei (Ross 1965, 125  f.). Der speziell zum Mainzer Exemplar von Ypey und Haevernick bemühte Vergleich mit dem Münzbild Ludwig des Frommen vermag ebenfalls nicht zu überzeugen.69

Noch nicht hinreichend untersucht sind die etwaigen Beziehungen der Glaska-meen zu den gläsernen Münzgewichten im frühbyzantinischen Raum, die wohl vor allem im 6. Jh. zu finden sind.70 Arabische Glasgewichte sind aus dem 8. Jh. bekannt.71 Auch spätantik-frühbyzantinische Glasanhänger rundlicher Form wären zu verglei-chen.72

Aus kunstgeschichtlich-kunstgewerblicher Sicht wird vor allem mit dem Desi-deriuskreuz im Museo di Santa Giulia in Brescia argumentiert; auf dem etwa einem Meter hohen Vortragekreuz befinden sich zwei Arten von verwandten Glasarbeiten. Zum einen handelt es sich um zwei zweifarbige Glaskameen mit einem männlichen und einem weiblichen Brustbild im Profil; zum anderen 17 einfarbige, zumeist stärker transluzide Glaskameen. Auch hier ist eine einhellige Datierung nicht gegeben. Der von Snijder in die Diskussion gebrachte und zuletzt noch von Ross vertretene Ansatz in das 7.  Jh. ist nicht zu halten.73 Auch die traditionell vertretene Zuweisung des Kreuzes an den Langobardenkönig Desiderius (reg. 757 bis 774) wird heute zumeist kritisch gesehen. Hans Wentzel setzte das Kreuz als familiäre Stiftung aus dem Umfeld des Langobardenkönigs „um 800“ an. Damals seien die zweifarbigen Glaska-meen, für die er eine Datierung „auf die Zeit um 700 oder die erste Hälfte des 8. Jh.s“ vertrat,74 zusammen mit den als „Lückenbüßer für die Kreuzrückseite“ gegossenen 17 einfarbig-transluziden Glaskameen und anderen Stücken montiert worden.75 Ob ein solcher chronologischer Unterschied für die beiden Arten von Glaskameen besteht, bleibt ungewiß. Auch die Datierung des Kreuzes selbst wird vom 8. bis späteren 9. Jh. unterschiedlich gesehen.76 Besser datiert ist noch in das 7. Jh. durch seine Stiftungs-

69 Ypey 1962; Haevernick/Stein/Scholkmann 1995, 419.70 Dalton 1901, 133–135 Nr. 660–685.71 Miles 1963, 77–87; Balog 1981.72 z.  B. Dalton 1901, 137–138 Nr. 697–706.73 Snijder 1932; Ders. 1933; Ross 1965, 124–126.74 Wentzel 1963, Sp. 758.75 Wentzel 1963, Sp. 759  f.76 Zur Problematik der Datierung des Kreuzes und seiner 212 Kameen, Gemmen, Glaspasten und sonstigen Einlagen (u.  a. einem spätantiken Goldglas und einer Alsengemme): Wentzel 1962; Went-zel 1963; Jülich 1986/87, 153–157 Farbtaf. II–III; Sena Chiesa 1995, bes. 432  f.; Sena Chiesa 1997; Sena Chiesa 2001; Sena Chiesa 2002, bes. 163  f. u. 181–218; Gaut 2005. – Die Spätdatierung des sog. Deside-riuskreuzes ergibt sich über die mit vorkommenden gravierten Bleikristalle, die erst um die Mitte des 9. Jh.s anzusetzen sind, vgl. zu den spätkarolingerzeitlichen Bleikristallgemmen und -siegeln Korn-bluth 1995, 119.

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inschrift das Theudericus-Reliquiar von St. Maurice d´Agaune, das mittig einen nach antikem Vorbild gearbeiteten, zweifarbigen Glaskameo mit Büste nach links zeigt.77

Deutlich wird m.  E. in erster Linie ein Problem der unterschiedlichen Argumen-tation über differierende Quellengattungen wie archäologische Siedlungs- und Grab-funde, Runeninschriften und kunsthistorische Realia.

Die Stütze der „Frühdatierung“ liefern drei linksrheinisch im Milieu der ausge-henden Merowingerzeit vorkommende Grabfunde, denen es aber an einer aussage-kräftigen Vergesellschaftung mit anderen Beigaben fehlt, was im Horizont der aus-setzenden Beigabensitte kaum verwundern kann.78 Ament betont daher, „dass keines der Vergleichsstücke mit letzter Präzision datiert werden kann“, stellt aber heraus, dass „sich die Indizien für eine Einordnung in den JM-III Horizont“ summieren (Ament 1993, 57). Das Gräberfeld «Haut de la Grève» im lothringischen Vicherey, Dép. Vosges, wurde M. Michler zufolge vom 7. Jh. bis an das Ende des 8. Jh.s belegt.79

Von Bedeutung ist hier das Gräberfeld von Putten, das vom 6. bis 8.  Jh. belegt wurde. Vertreten ist dort mindestens noch der Horizont der Waffengruppe C nach Frauke Stein. Das Frauengrab 62 von Putten wird von Frauke Stein dem „Gräberfelda-real des 8. Jh.s“ zugerechnet (Stein 1967, 61). Vergesellschaftet waren im Frauengrab mit der ovalen Pseudokameofibel eine Pressblechfibel mit münzartiger Darstellung von 2,6 cm Durchmesser, ein sächsisches Tongefäß und ein eiserner Stab von 13,4 cm (Ypey 1962/63, 118). Eine Datierung des Grabfunds von Putten ist bis um die Mitte des 8. Jh.s gut vorstellbar, wenngleich hinsichtlich des Belegungsendes immer noch Klä-rungsbedarf besteht.80 Von diesen drei Belegen aus Grabzusammenhängen sind wie-derum zwei weit entfernte Fundorte außerhalb des Frankenreichs zu unterscheiden. Ebenfalls aus alt geborgenem, kaum näher datierbarem Grabzusammenhang stammt ein Glaskameo ohne Fassungsspuren aus dem im späten 8. und im 9. Jh. bedeutenden Handelsplatz Kaupang in Norwegen.81 In das 10. Jh. anzusetzen ist ein magyarisches Frauengrab der sog. Landnahmezeit aus Karos-Eperjesszög II an der oberen Theiß,

77 Wentzel 1962, Abb.  7; Moosbrugger-Leu 1971, Farbtafel D; Roth 1986, 261 Nr.  1; Antonini 2004; Zwierlein-Diehl 2007, 259. – Ein 3x4,5 cm großes, Vergleichsstück mit der Darstellung einer weißli-chen Frauenbüste im Profil n.l. auf grüner Grundplatte in der Dumbarton Oaks Collection stammt aus dem Kunsthandel mit Herkunftsangabe „Constantinopel“: Ross 1965, 124–126 Nr. 173 Taf. 86; Evison 2008, 26. Ähnlich hierzu auch der ovale Glaskameo aus der Abtei von Whitby, dessen Darstellung ent-weder als jugendlicher Christus oder treffender als Frauenbüste nach antikem Vorbild gedeutet wird: Peers/Radford 1943, bes. 55 Taf. 28 b; Jennings 2005, bes. 208; Evison 2008, 26 Nr. 218.78 Grabfunde mit Glaskameofibeln: Putten, Grab 62 (Prov. Gelderland, NL): Ypey 1962/63, 120  f. Abb. 21 A und 22; Haevernick 1979, 163 Nr. 4 Abb. 4,6; Vicherey, Dép. Vosges, Gräberfeld des 7.–8. Jh.s: Burnand 1980, 430 Abb.  25 A-B (zwei unterschiedlich große Exemplare); Mertloch, Altfund, ohne überlieferten Grabkontext aus dem Gräberfeld: Haevernick 1979, 163 Nr. 3 Abb. 4,5; Ament 1993.79 Michler 2004, 370. Das Grab mit den beiden Glaskameofibeln wurde von Burnand 1980, 430  f. zu früh in das 7. Jh. angesetzt.80 Gaut 2005, 554 mit Datierung in das mittlere Drittel des 8. Jh.s.81 Gaut 2005 betont, dass nur wikingerzeitliche Grabfunde des 9. bis 10. Jh.s aus Kaupang bekannt

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das ein ovales Glaskameofragment aufwies und sekundär als Anhänger in Draht gefasst war.82

Prinzipiell ist auch die Buckelzier des Randes der Mertlocher Fibelfassung und der mitgegossene Perlrand der Mainzer Fibeleinlage mit Runenschrift schon in der ausgehenden Merowingerzeit vorstellbar. Zu nennen sind hier etwa vergleichsweise runde Filigranscheibenfibeln mit äußerer Buckelzierleiste.83 Der ovale Umriß der Mainzer und Mertlocher Glaskameo-Fibeln ist im Formenkanon der Merowingerzeit ungewöhnlich. Nach H. Ament sind ovale Fibeln in der Stufe JM II noch nicht üblich, sie kommen dann in Stufe JM III vor.84

Noch schwieriger feinchronologisch zu fassen sind die Siedlungsfunde der Glas-kameen. Für die Fundbeobachtung in der Bauerngasse in Mainz kann die Überlie-ferung aufgrund stratigraphischer Beobachtungen und mitgefundener Gegenstände noch als vergleichsweise günstig eingestuft werden. Für das monochrom-transluzide Fragment vom Lorenzberg bei Epfach ist zu betonen, dass dort im 8.  Jh. quasi ein Nebensitz des Augsburger Bistums bestand; Bischof Wikterp (amtierend 738–772) wurde in Epfach in der Marienkirche bestattet.85 Aus dem Grabungskontext ergab sich am Lorenzberg nur eine Datierung in das Frühmittelalter86; vergleichend setzte Joachim Werner den Epfacher Fund in die Mitte des 8. bis Mitte 9. Jh.s an und betonte für den Mainzer Fund die größere Nähe zu den zweifarbigen Ovalkameen mit Meer-wesen, die er etwas früher dem 8. Jh. zurechnete (Werner 1969, 284). Bei der Kirchen-grabung in St. Dionysius in Esslingen stammen beide Glaskameen aus der erst in spätromanischer Zeit eingebrachten Verfüllung der Krypta des im späten 9. Jh. errich-teten Vorgängerkirchenbaus St.  Vitalis II. Dass das Fragment mit dem nach rechts gerichteten Herrscherbild deutlich älter anzusetzen sei als die spätkarolingische Krypta vermutete Frauke Stein im Vergleich mit Grab S339, das eine Scheibenfibel mit ähnlichem Herrscherbild aufwies. Sie sprach sich für eine Datierung des zum ältes-ten Kirchenbaus St. Vitalis I gehörigen Grabs und des Glaskameofragments aus der

sind und setzt das Grab mit der Fibeleinlage in den frühesten wikingerzeitlichen Belegungshorizont um 800 oder das frühe 9. Jh. an.82 Prohászka 2007/8. Auch originale Kameen wurden im Frühmittelalter vergleichbar als Anhänger gefasst, wie ein Fundstück aus Epsom in Surrey mit Kameo (Profilkopf) zeigt: Webster/Backhouse (eds.) 1991, 54 Nr. 35.83 Ament 1993, 44 zu den Mertlocher Exemplaren Abb. 34,1–2 und 34,6 und ihrer Einordnung.84 Stein 1967, 61; Ament 1993, 44; Klein-Pfeuffer 1993, 59. Vgl. dazu auch das Kirchengrab von St. Severin in Köln III,99 (Päffgen 1992, Bd. 1, 383–384 mit Abb. 141; Bd. 2, 278 Taf. 58,5) mit einer antiken Original-Gemme in ovaler Fassung.85 Zoepfl 1955; Schmid 1964; Werner 1969, 276  f. („Epfach als Sitz Bischof Wikterps“).86 Das Fundstück kam in Schnitt K 10, im Westbereich von Bau II, in 1,34 m Tiefe zutage und stammt wohl aus der Abbruchschicht des spätantiken Baus I bzw. der Planierschicht für Bau II: Werner 1969, 131  f., 142–144, 272–275 Abb. 102. Für Bau II betonte Werner 1969, 275  f. über Keramik unter dem Bauho-rizont als terminus post quem das 8. Jh.

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späteren Kryptenverfüllung „um 750“ aus.87 Im Vergleich zu den übrigen Glaskameen kam auch die Glasforscherin Thea Elisabeth Haevernick zunächst auf eine Datierung in das 8. Jh. (Haevernick 1979). Diesen Ansatz korrigierte sie dann in der Grabungs-monographie mit Verweis auf die Münzbildbroschen Ludwigs des Frommen in das 9.  Jh. (Haevernick/Stein/Scholkmann 1995, 419). In Mannheim-Seckenheim dauern die Untersuchungen des frühmittelalterlichen Wüstungsareals immer noch an; die Keramikfunde aus dem 2009 ausgegrabenen Grubenhaus mit der Glaskameofibel sollen nach Durchsicht von Uwe Groß einer Datierung in das 8. oder frühe 9. Jh. nicht widersprechen (Wirth 2012).

Chronologisch relevant ist auf der Mainzer Ovalfibel das Zierdetail der aufge-schmolzenen Goldplättchen. Durch die randlich aufgelegten dreieckigen oder auch rautenförmigen Goldflitter konnte die Wirkung der bichromen Glasarbeit gesteigert werden88. Diese markante Zierweise kommt auch auf den Ovalfibeln von Dorestad, Putten, Mertloch, Vicherey, Straßburg und Esslingen sowie den neuer bekannt gewor-denen Funden von Rheine89 und Karos-Eperjesszög II vor. Mit Hermann Ament ist zu betonen, dass diese Zierweise vor dem 8.  Jh. nicht vorkommt (Ament 1993). Außer an den ovalen Glaskameen, die durch die kleinen Goldfolien polychrom aufgewer-tet werden, ist diese Zierart an Perlen und Glasgefäßen zu beobachten. Relativ früh ist das Zierdetail auf Perlen aus Grab 10 in Lahr-Burgheim zu bewerten.90 Wertvolle mediterrane Glasgefäße des 8.–9. Jh.s, die als Prestigegüter zu bewerten sind, weisen Goldfolien auf, die wohl für die Glaskameen als die verzierungstechnischen Vorbil-der anzusehen sein dürften und zumeist geometrische, seltener pflanzliche Muster zeigen.91 Ein Produktionsnachweis für solche Glasarbeiten liegt aus dem Kloster San Vincenzo al Volturno (Benevent) vor.92 Aus Paderborn stammt ein so dekoriertes Glas-gefäßbruchstück aus einer nach 778 n. Chr. zu datierenden Schicht.93 Aber auch die Aufwertung von Glaskameen durch die Verwendung von Gold reicht bereits in die Antike zurück, was in diesem Zusammenhang gern übersehen, aber im Sinne einer Kontinuität wichtig ist.94

87 Stein 1966, 382  f.88 Lundström 1971, 62 Abb. 5; Hävernick 1979, 163  f. Abb. 4, 5–10; Spiong 2000, 43; Schulze-Dörrlamm 2005, 191 Taf. 2,22.89 Kersting 2005, 44.90 Stein, Germania 44, 1966, 382; Zeitstufe JM III: Ament 1993, 116 Anm. 121.91 Lundström 1971, 53 Abb. 1–2; Stevenson 1999, 180 Nr. III.89. Eine Verbreitungskarte von Glasgefä-ßen mit aufgeklebten, ungeschützten Metallfolien des 8./9. Jh.s hat Schulze-Dörrlamm 2005 zusam-mengestellt. Abb. 6 mit Fundliste S. 368. Vgl. auch Evison 2008, 26.92 Stevenson 1997, 132 Abb. 7.93 Lundström 1971, bes. 53 Abb. 2; Stevenson 1999, 180.94 So zeigt der knapp 5 × 6 cm große Glaskameo mit dem Porträt eines Angehörigen des julischen Kai-serhauses (Drusus maior ?) im Kunsthistorischen Museum in Wien (Antikensammlung, Inv.-Nr. IXa 30), der nachweislich von einem Originalkameo des Herophilos, Sohn des Dioskurides, abgeformt ist,

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Eng verwandt, aber in der antiquarischen Klassifikation doch anders einzuord-nen sind die im wesentlichen zeitgleich anzusehenden Münzfibeln und Pseudomünz-fibeln, die im späten 7. Jh. bzw. um 700 im spätmerowingerzeitlichen Fundhorizont beginnen95 und im 9. Jh. mit den gefassten und nachgeahmten Münzen Kaiser Lothars begegnen.96 Während die Fibeln der ausgehenden Merowingerzeit Bestandteil der Frauentracht waren, nimmt man für die karolingerzeitlichen Münz- und Pseudo-münzfibeln an, dass sie eher am Männermantel Verwendung fanden und auf das fränkisch-weströmische Kaisertum zu beziehen sind97. Zu betonen bleibt, dass nur Frauengräber mit Pseudokameofibeln bekannt sind. Mediterrane Münzfibeln mit gefassten byzantinischen Solidi oder arabischen Silbermünzen sind aus der Mitte des 9. J ahrhunderts von den Küsten der Nord- und Ostseegebiete bekannt (Schulze-Dörrlamm 1999, Abb. 10). Die von Sven Spiong gefertigte Verbreitungskarte der Fibeln zeigt Schwerpunkte im Rheinmündungsgebiet und im friesischen Nordseeküsten-raum (Spiong 2000, 192  ff. Karte 24). Die Datierung setzen Frick und Spiong später, d.  h. bis in das 10. Jh. an (Frick 1992/93; Spiong 2000). Die Pseudomünzfibeln weisen häufiger ein vereinfacht dargestelltes Brustbild – zumeist ohne Umschrift – und ein-fachem Perl- oder Leistenrand auf.

Vorbilder, Bildinhalt und Werkstattfrage

Trotz der Verwandtschaft zu den Münz- und Pseudomünzfibeln bleibt bei den hier betrachteten gläsernen Pseudokameen die sehr bewusste Umsetzung von Darstellun-gen von Personen der kaiserlichen Familie des römischen Reiches und das Anknüp-fen an die Materialität antiker Kameen hervorzuheben.98 Der Bestand an antiken Ori-ginalkameen war begrenzt und exklusiv.

Die Langobardenkönigin Theodolinde (reg. 589–627) ließ acht antike Kameen-büsten auf einen Buchdeckel applizieren, der sich mit noch sechs erhaltenen Büsten im Domschatz von Monza befindet.99 In dieser Tradition der Zimelienverwendung im Bereich der prestigeträchtigen Sakralkunst steht die frühmittelalterliche Verwendung von Glaskameen an Reliquiaren wie in St. Maurice d´Agaune und Cividale, dem Desi-deriuskreuz in Brescia und Bucheinbänden wie in Utrecht.

wie aus der Signatur hervorgeht, eine Goldblattauflage versehen, von der sich Reste an den Spitzen des Lorbeerkranzes erhalten haben. Vgl. Kenzler 2009, 323 Kat. Nr. 5.23.95 Hierher gehören die wiederum aus dem Mertlocher Gräberfeld bekannten beiden Pseudomünzfi-beln: Ament 1993, 53 Abb. 38,1 u. 3; vgl. Klein-Pfeuffer 1993, 208  ff. Abb. 67.96 Frick 1992/93; Berghaus 1994; Schulze-Dörrlamm 1999, 271–288; Gendre/Hollard 2005, 163; Dieke 2003.97 Schulze-Dörrlamm 1999; Dies. 2002.98 Krug 1998, 107–108.99 Busch 1988, 330  f. Nr. 113.

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Aber auch der Kameo als Fibeleinlage besitzt frühmittelalterliche Tradition, so dass eben nicht primär Münzfibeln als Vorbilder anzusehen sind. Dahinter steht letzt-lich auch das Motiv der spätantiken Kaiserfibeln mit Steineinlage.100 Die Goldfibel aus dem Reihengräberfeld von Charnay-lès-Chalon, Dép. Saône et Loire, die in das frühere 7.  Jh. gehört, weist ein antikes dreilagiges Chalzedonköpfchen als Einsatz auf.101 Hinzu kommt die Goldscheibenfibel aus dem Gräberfeld «Auf der Leimen-kaut» bei Mölsdorf, Kr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz, mit einem Achat-Kameo-Köpf-chen (Medusenhaupt).102 Anzuschließen sind Goldscheibenfibeln, die antike Steine, zumeist Gemmen, als Einlage wiederverwenden.103 Auch aus dem langobardischen Italien sind Goldscheibenfibeln des 7. Jh.s mit mittiger Kameoeinlage bekannt.104

Zum Bildinhalt war natürlich entscheidend, wer das Profilbild auf dem Mainzer Glaskameo betrachtet hat. Ein christlicher Rheinfranke müsste im 8. Jh. ein idealisier-tes Herrscherbild aus antiker Bildtradition erkannt haben, im übertragenen Sinne und trotz der Profildarstellung vielleicht auch Christus. Einem Betrachter mit heidnischem (oder synkretistischem) Hintergrund wäre das Bild vielleicht als Odin eingängig.

Zu thematisieren bleibt auch noch die Werkstattfrage der hier behandelten Glaskameen, die ebenfalls unterschiedlich gesehen wird.105 Die ovalen Exemplare aus zweifarbiger Glasmasse und mit Golddekor stellen – wie oben ausgeführt – mit

100 Schmauder 1999, 123  ff.101 Baudot 1857–60, 167 Taf. XII,1; Vierck 1974, Abb.  5, 1; Roth 1986, xxx; Guide Musée 1989, 239 Nr. 187 mit Abb.; Graenert 2007, 237  f. Nr. III, 31d.102 Zeiß 1931, Taf. 14–15; Koch 1935, 205  ff.; Roth 1986, Taf. 34; Graenert 2003, Nr. II 55; Ament 2010. Fälschlich hat Ross 1965, 124–126 die Kameen auf den Fibeln von Charnay und Mölsheim für Stein-schnittarbeiten des 7. Jhs, gehalten.103 Rademacher 1940, 63 Taf. 1 (FO.: Kobern; ovale Sardonyx-Gemme mit Darstellung des Mars) und 80 Taf. 29 (FO.: Hönningen; Sardonyx-Gemme mit Darstellung der Victoria); auch Gränert 2007, Nr. II 32 (FO.: Hönningen), II 41a (FO.: Kobern), Nr. II 68 (FO.: Quedlinburg; ovale Achat-Gemme mit Dar-stellung des Apoll); Nr. II 85 (FO.: Wonsheim; ovale Onyxgemme, Darstellung unkenntlich); Nr. IV 4 (FO.: Aesch; Fragment einer ovalen Glasgemme?) und Nr. VII 9 (FO.: Bassins, Kanton Waadt, ovale, rote Achatgemme mit bärtigem Kopf im Profil). Vgl. auch Ament 1991.104 Z.B. als Grabfund aus Benevent im Ashmolean Museum in Oxford: Bierbrauer 1991, Abb. 9 auf Farbtaf. zwischen S. 40 u. 41; Graenert 2007, 307 Nr. VI,2 Taf. 18,4. – Ross 1965, 123  f. Nr. 171 Taf. 86 (FO.: Italien; grauweißer Lagen-Achat-Kameo mit Pfauen-Darstellung). – Im Metropolitan Museum of Art in New York befindet sich eine Goldscheibenfibel aus Italien mit ovalem, dreilagigen Kameo, der eine Wagenfahrt zeigt.105 Snijder 1932 und 1933 hielt nur die Pseudokameen am Desideriuskreuz für „langobardisch“, ansonsten nahm er (ohne Kenntnis des Reliquiars in Cividale) das Merowingerreich mit Werkstätten in Gallien oder am Rhein als Herkunftsraum für die Glaskameen in den Kirchenschätzen von St. Mau-rice d´Agaune und Utrecht sowie für die ihm bekannten Funde aus dem Mainzer Landesmuseum und dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg an. Dagegen Ross 1965, 125: „the majority of these glass pastes were made in one region, probably northern Italy”. Vgl. auch Evison 2008, 26: “There is not enough evidence to determine whether the Whitby cameo was a product of the Byzantine-Lom-bardic world or the Rhineland”.

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großer Wahrscheinlichkeit mediterrane Arbeiten dar.106 Dies gilt wohl ebenfalls für die bichromen Glaskameen mit männlichen und weiblichen Büsten im Profil, wie sie am Deckel des Lebuinus-Evangeliars in Utrecht, der Vorder- und Rückseite des Desi-deriuskreuzes und am Reliquiar in Cividale vorkommen.107 Davon zu trennen sind die monochromen Glaspasten. Frauke Stein hielt es bei der Behandlung der Esslinger Funde für möglich, dass Münzbildfibeln und die Glaskameofibeln mit Herrscherbild in gleicher Werkstatt im Frankenreich entstanden (Stein 1966, 382  f.). Gaut hat die runden Fibeleinlagen mit Herrscherbild einer fränkischen oder friesischen Werkstatt zugeschrieben (Gaut 2005). Die Lokalisierung der Werkstatt der Mainzer Fibeleinlage mit Runeninschrift ist für die Runenforschung von Bedeutung. Ergänzend zu Gauts Zuschreibung ist eine Einschränkung zu machen. Da sich in Friesland keine nen-nenswerte Glasproduktion nachweisen lässt, kommt m.  E. der linksrheinische Raum zwischen Köln und Mainz oder die Landschaft an Mosel und Maas am ehesten für die Lokalisierung der Fibeleinlagen in Frage. Dass es in Mainz im 8. Jh. Glasproduk-tion gab, lässt sich historisch erschließen, da im Jahr 764 ein englischer Abt seinen in Mainz als Bischof amtierenden Landsmann, den aus Wessex gebürtigen Lullus bat, er möge ihm doch einen Glasmacher aus seiner Diözese schicken.108 Die Existenz eines solchen weit gespannten überregionalen Austauschs von Personen und Gütern belegt übrigens archäologisch auch der Mainzer Fund eines 2,4 cm großen Goldfingerrings mit gewölbter Zierplatte und nielliertem Kreuzdekor im angelsächsischen Trewhidd-lestyle des späten 8. Jh.s (Schulze-Dörrlamm 2009, Abb. 8a).

Als Auftraggeber für eine kleine Serie von solchen Fibeln mit Glaskameo-Einlage und Runen wird man sich im Rhein-Maas-Mosel-Raum am ehesten friesische Händler vorzustellen haben.109 Diese besaßen zumindest bekanntlich in der Karolingerzeit am Rhein regelrechte Stadtquartiere in Duisburg, Köln oder Worms. Sie betrieben Aus-tausch nach Norden; früh belegt ist die friesische Händlerkolonie in York in den 760er Jahren.110 In Mainz befand sich das Friesenviertel in bester Lage (optima pars) wohl in unmittelbarer Rheinnähe, wie es in den Annales Fuldenses anläßlich seiner Zerstö-rung durch einen Brand im Jahr 886 heißt.111

106 Anders Werner 1969, 284, der auch sie “wohl in den Rheinlanden gearbeitet” vermutete. So auch Evison 2008, 26.107 Wentzel 1962; Wentzel 1963.108 Dümmler 1892, S. Bonifatii et Lulli Epistola 406; Übersetzung bei Nonn 2007, 85.109 Als Gesamtüberblick: Lebecq 1983.110 Altfrid, Vita Liudgeri, c. 11–12; Diekamp 1881, 16–17.111 Kurze 1891, 104.

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Zusammenfassung und Ausblick

Vor dem Hintergrund der Neufunde von Glaskameen aus Bitburg und Trier wird die genauere Zeitstellung der hier behandelten Glaskameen innerhalb des 8. Jh.s erneut zu diskutieren sein, um dann hoffentlich abschließend klären zu können, ob der Mainzer Pseudokameo mit Runen noch an das Ende der Merowingerzeit gehört oder mit Gaut in die Zeit 750/775–800/825 anzusetzen ist.112 Die frühere Datierung hat im Hinblick auf die runenepigraphische Tradition, die gegen Mitte des 7. Jh.s abbricht, Gewicht. Andererseits gilt es, das Fehlen von Glaskameen im Fundgut des eigent-lichen Reihengräberhorizonts bis um 680 zu betonen. Da die gesicherten Grabfunde (Putten, Vicherey, wohl auch Mertloch) zu weiblichen Bestattungen gehörten, ist auch für den Mainzer Runenkameo eine Verwendung als Bestandteil der Frauentracht das Wahrscheinlichste.

Es stellt sich auch die derzeit jedoch kaum zu beantwortende Frage nach der Pro-duktionsdauer der Glaskameen im späten 7. und 8. Jh. sowie nach chronologischen Unterschieden der unterschiedlichen Typen hinsichtlich Farbe, Glasmasse und Dar-stellungen.

Die feinchronologische Einordnung innerhalb des 8.  Jh.s ist  – wie mehrfach betont – schwierig.113 Die wenigen Grabfunde aus dem Merowingerreich gehören am ehesten zu einer Spätphase der Stufe JM III nach Ament, d.  h. ca. um 700 bis 720 n. Chr. und stammen aus Frauengräbern und eben nicht aus Männergräbern, was in Analogie zu Münzfibeln um 800 möglich wäre. Die hier betrachteten Siedlungsfunde und das Desideriuskreuz sprechen eher für eine Datierung später im 8. Jh. (mittleres Drittel oder zweites Hälfte 8. Jh.).

Gauts Meinung, den Mainzer Runenkameo ganz an den Anfang der Entwicklung der Glaskameen zu setzen, ist so wohl kaum zu halten.114 Der Mainzer Runenkameo imitiert vielmehr frühere und realistisch gehaltene Arbeiten wie den Profilkameo auf dem Theudericus-Reliquiar (spätes 7. Jh.) oder die bichromen Pseudo-Bildniskameen auf dem Desideriuskreuz, die nach Wentzel um 700 anzusetzen sind. Ein weiterer Schritt der Entwicklung wären dann nach dem Mainzer Stück die Vereinfachungen wie aus Mannheim-Seckenheim und Dorestad (Ament 2012; Ders. 2013). Schwierig ist es, in dieser Entwicklungslinie aber die stärker transluziden einfarbigen Glaskameen wie auf dem Desideriuskreuz (nach Wentzel späteres 8.  Jh.) oder aus Epfach anzu-

112 Stein 1967, 61 (8. Jh. für die ovalen Fibeln mit Seewesen); Ament 1993 mit dem Plädoyer für JM III; Krug 1998, 107–109 (8. Jh.); Gaut 2005. – Spiong 2000 setzt die Glaskameen als Fibeleinlagen „um 800“ an; ähnlich Schulze-Dörrlamm 2009; Dies. 2013.113 Evison 2008, 26: “… most of these glass cameos are inlaid in Carolingian objects, and two of the animal brooches were found in Merovingian graves, so that a late 7th–8th century date is indicated for their production”.114 Gaut 2005, 551 charakterisiert das Mainzer Stück als „the earliest of the glass casts in question … in archaeological terms“.

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setzen. Möglicherweise liegen doch mindestens zwei chronologisch unterschiedliche Gruppen vor, die antiquarisch noch zu präzisieren sind. Für eine Datierung der gesam-ten Gruppe deutlich später in das 9. Jh., wie sie zuletzt von Thea Elisabeth Haevernick vertreten wurde (Haevernick/Stein/Scholkmann 1995, 419), sehe ich in der Bilanz eine geringe Wahrscheinlichkeit. Weiter führen könnten zur Klärung materialkundliche Untersuchungen an erhaltenen Fibelfassungen der Pseudokameofibeln. Nach Spiong sind „Fibeln, die aus einer Blei-Zinn-Legierung gegossen wurden, (…) erstmals für die Zeit um 800 nachgewiesen“ (Spiong 2000, 87). Leider fehlen solche Analysen bislang.

Klaus Düwel, Robert Nedoma Teil II: Die Inschrift des Mainzer GlaskameoZu den Merkwürdigkeiten in der Runologie gehört eine gelegentlich recht große Zeit-spanne zwischen dem Auffinden eines Objektes und der Entdeckung darauf stehen-der Buchstaben und Zeichen, insbesondere Runen. Markante Beispiele bieten die Bügelfibel von Nordendorf I (KJ 151), 1843 gefunden, die Runen erst 1865 entdeckt, oder der Goldring von Pietroassa (KJ 41), 1837 in einem Schatzfund geborgen, die Zeichen darauf anfangs für Griechisch oder Pelasgisch gehalten und erst 1855 als Runen erkannt. Fast 40 Jahre liegen bei der Bronzekapsel von Schretzheim II (KJ 157) zwischen Auffindung im Jahre 1892 und Entdeckung der Runenschrift im Jahre 1931 (s. Schnall 1973, 59  ff., 66  ff. bzw. 75 und die entsprechenden Artikel im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde [RGA]). Schließlich hat, um einen rezenten Fall zu nennen, Heiko Steuer im Jahre 1963 in Haithabu ein Kammergrab ausgegraben und die darin aufgefundene dreieckige Bronzeschale 1973 veröffentlicht. Auf der Außen-wand der Schale waren kaum sichtbare zarte Einritzungen entdeckt worden. Nachdem seinerzeit nur ein aus dem Osten stammendes Pendant bekannt war, wurden die Zeichen nicht als Runen, sondern als „türkische Runenschrift mit Schriftzeichen der Orchon-Jenissei-Schriften“ (Steuer 1973, 92) angesehen und als Trinkspruch gedeu-tet. Zur Zeit arbeiten Steuer, der zahlreiche Schalen aus westlichem Gebiet anführen kann, und Düwel, der die Zeichen als jüngere skandinavische Runen identifiziert, an einer neuen Deutung, gut 50 Jahre nach dem Bekanntwerden der Schale.115

115 Stever/Nugderen/Düwel 2017. Es gibt aber auch das Gegenteil solcher zeitlich weit auseinander liegender Entdeckung von Gegenstand und Inschrift. Ende 2013 informierte Ursula Koch Klaus Düwel über eine gerade erkannte Ritzung auf einer Amulettkapsel aus einem Frauengrab (Nr.  938) vom Hermsheimer Bösfeld (Mannheim-Seckenheim), die wenig später autopsiert und als Runeninschrift erkannt wurde. Anfang 2014 lag das Manuskript in Zusammenarbeit von Robert Nedoma vor, und die Publikation erfolgte in der Germania 91 (2013), erschienen zur Mitte des Jahres 2015.

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Hier ist nun ein krasser Fall zu verhandeln: der Mainzer Glaskameo (Abb.  2,1 und 6), ein Pseudokameo, der bereits 1903 gefunden wurde (Schnall 1973, 45) und den Ludwig Lindenschmit (der Jüngere) im selben Jahr (Lindenschmit 1903, 419  f.) bekannt gemacht hat. Er schreibt: „Von der Strassenseite der Baugrube und aus einer etwa 60 cm unter der mittelalterlichen Schuttmasse liegenden schwarzen Erde stammen einige wahrscheinlich der karolingischen Zeit angehörige Zierrate.“ Das erste ist eine „in farbigem Glasfluss ausgeführte barbarische Nachahmung eines antiken Kameo (abgebildet Taf. 9 No. 9).“ Dieses Objekt dürfe „als überaus seltenes Fundstück bezeichnet werden“. Lindenschmit beschreibt diesen Pseudokameo, der „ehemals als Einsatz in eine Brosche“ gedient habe.

Das zweite Objekt, ebenfalls als Einsatz in eine Brosche verwendet, ist „der auf Taf. 9 unter No. 10 abgebildete Gegenstand, die barbarische Nachbildung einer römi-schen Kaisermünze aus weissem opaken Glas; die Buchstaben der Inschrift, welche ohne Verständnis zusammengestellt sind, geben keinen Sinn“ (Abb. 7). Es ist verwun-derlich, dass L. Lindenschmit, dessen gleichnnamigem Vater einige Entdeckungen von Runen zu verdanken sind (z.  B. KJ 151 Nordendorf I im Jahre 1865, s. Schnall 1973, 59), die Schriftzeichen der Inschrift nicht als Runen identifiziert hat.

Obwohl Jaap Ypey (1964, 139) bereits neben der Bilddarstellung eines Kopfes „eine Randinschrift in Runen“ erkannt und beschrieben hatte, sprach Wolfgang Krause (1968, 120) von „einem 1965 [!] in Mainz gefundenen und noch nicht publi-zierten Glasbrakteaten“ beziehungsweise genauer im Funddatum und in der Formu-lierung: „Auf einem um 1900 in Mainz gefundenen Glasbrakteaten – einer äußerst seltenen und sekundären Brakteatenform – befindet sich eine bisher noch nicht ver-öffentlichte Runeninschrift, die anscheinend wirkliche Lautrunen enthält, aber noch völlig undeutbar wirkt […]“ (Krause 1971, 37 Anm.). Offenbar haben Krause Photos vorgelegen, zwei im Maßstab 1,5:1 sind in der Phototafelsammlung des Skandinavi-schen Seminars der Universität Göttingen erhalten. Sie sind ohne Datum und ohne Herkunftsnachweis. Auf diesen Photos wird Krauses wiederholte Angabe zur p-Rune in der Inschrift (s. dazu unten) gründen. Es verwundert dagegen, dass er bei der engen Zusammenarbeit mit dem Archäologen Herbert Jankuhn keine Kenntnis der Abhand-lung Ypeys (1964) gehabt haben sollte. Dementsprechend fehlt auch der Beitrag Ypeys in der gründlichen Bibliographie zu den kontinentalen Runeninschriften von Schnall (1973, 55) zum Lemma *Mainz. Zwar stimmt die Angabe nicht, die Inschrift sei „bisher noch nicht veröffentlicht“, aber tatsächlich ist sie noch nicht im Kontext einer archäologischen Analyse runologisch bearbeitet worden. Dies geschieht mit diesem Beitrag.

Neben den bereits eingangs genannten knappen Hinweisen auf Buchstaben beziehungsweise Runen auf dem Mainzer Glaskameo hat als erster und bisher ein-ziger Jaap Ypey ausführlich den Befund beschrieben: „Der Brakteat ist aus opakem bläulich-weissem Glas. H: 2,9. Ein nach links sehender Kopf hat eine Randschrift in Runen. Diese scheinen mir angelsächsische Runen zu sein wie diese vorkommen im Codex Salisburgensis 140 (jetzt in Wien) aus dem Ende des 8. Jahrhunderts41 und auf

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dem Scramasax aus dem Thames bei Battersea (British Museum, Inv. No. 56.6–23.1) aus dem 9.  Jahrhundert. Die Runen würden dann darstellen: eiglp?siu? Besonders das p ist kennzeichnend. Es wäre dann eine Datierung um 800 möglich. Die Glaska-mee kann damit selbstverständlich nicht mit Sicherheit datiert werden – die Möglich-keit, dass diese aus derselben Zeit kommt, ist nicht ausgeschlossen“ (Ypey 1964, 139). Unklar ist, warum Ypey die um den Kopf laufenden Zeichen als „angelsächsische Runen“ angesehen hat. Sein erster Verweis geht auf eine Überlieferung von Manu-skript runen im Codex Vindobonensis 795 (ÖNB Wien, sog. Salzburg-Wiener Alkuin-Handschrift;116 olim Codex Salisburgensis 140, hier Abb. 8) aus dem 9./Anfang des 10. Jh.s (Einzelnes schon Ende 8. Jh.), den Derolez117 (1954, 52  ff.; Runen mit Angabe der Lautwerte und der Runennamen ebd., 59) ausführlich behandelt hat. Diese Hand-schrift stellt eines der wichtigsten Zeugnisse von Runica manuscripta der englischen Tradition auf dem Kontinent dar. Der prinzipielle Unterschied zwischen epigraphi-scher und Manuskriptrunen-Tradition (dazu Derolez 1983) spielt in diesem Fall keine Rolle. Den zweiten, diesmal epigraphischen, Beleg für angelsächsische Runen auf dem Glaskameo bezieht Ypey (1964, 139 Anm. 42) aus Diringer (1948), und zwar mit dem Fuþa3rk1 („Fuþorc“)118 auf dem sog. Themse-Kurzschwert (Thames scramasax)

116 Faksimileausgabe: Unterkircher 1969.117 Diese grundlegende Darstellung scheint Ypey nicht gekannt zu haben, da er in der zugehörigen Anm. 41 angibt: „Dieser [!] Runenfuthark ist auch abgebildet in Der Grosse Brockhaus, 1933, Bd. 16, S. 217.“118 Abweichend von der in der Runologie herrschenden Praxis (sog. Dickins-Page-System) wird für die (anglo-)friesischen Runeninschriften hier und im folgenden ein nicht-interpretatives Translitera-tionssystem verwendet, für das u.  a. gilt: a3 = Æ („o“) und k1 = ½ und Varianten („c“). Der wesentliche Vorteil dieser (nur) auf den ersten Blick weniger übersichtlichen Methode besteht in der Eindeutig-keit: die graphemische Ebene wird nicht verlassen, sodaß keine Vorentscheidung über tatsächliche oder vermeintliche Graphem-Phon(em)-Korrelationen getroffen wird.

Abb. 8: Manuskriptrunen in Codex Vindobonensis 795. Nach: Derolez 1954, 59.

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aus dem 9. Jh. (Abb. 9). Dieser immer noch einzige Zeuge für die englische Runenreihe war seinerzeit schon bequem bei Elliott (1959, 34 Fig. 7)119 zugänglich.

Nach Ypey (1964) sieht man folgende, von ihm nicht ausdrücklich als rechtsläufig (also münztechnisch gesehen von innen) zu lesende Runen: eiglp?siu?. Ypey erkennt demnach zehn Runen. Schnall (1973, 55) notiert hingegen: „Der runische (?) Charakter der Inschrift wurde zunächst nicht erkannt.“ Das Fragezeichen signalisiert, dass „der runische Charakter“ der Zeichen nicht sicher ist, weshalb auch das Lemma *Mainz mit einem Asterisk versehen wurde.

Um Klarheit zu gewinnen, ist in einem solchen Fall dringend eine Autopsie erfor-derlich. Diese Autopsie hat Klaus Düwel am 17. September 1986 in Mainz vornehmen können. Das Ergebnis lautet: Links von der Halspartie des dargestellten Kopfes begin-nend, verlaufen fünf sicher zu identifizierende Runen nach rechts etwa bis zum Haar-ansatz: E e, i i, G g, l l und P p. Die danach erkennbaren Zeichen sind folgenderma-ßen zu beschreiben: Zeichen 6 setzt sich aus zwei Teilen zusammen, einer nach unten ausgebogenen bootförmigen Linie, in die umgekehrt eine kleinere der gleichen Art eingesetzt ist. Eine gewisse Nähe zeigt diese Zeichenform zur j-Rune in Form zweier gegeneinandergesetzter Halbkreise (ç bzw. &). Allerdings bleibt angesichts der abwei-chenden Form doch äußerst fraglich, ob eine intendierte Rune vorliegt; es kann sich gut um ein paraschriftliches Zeichen (als Markierung des Textendes) handeln.120

Zeichen 7 gleicht einem liegenden Spazierstock, dessen kurzer nach unten wei-sender Handgriff etwas verlängert ist. Zeichen 8 stellt ein langgestreckt liegendes S

119 Bemerkenswerterweise findet sich bei Elliott (1959, 34  f.) direkt hintereinander die Runenreihe auf dem Thames scramasax und im Vienna codex (Abb. 10). Diese Zusammenstellung ist ganz außer-gewöhnlich.  Ypey hat beide aus verschiedenen Quellen zusammengebracht, ohne dass erkennbar wird, warum er sowohl die epigraphische als auch die Manuskript-Überlieferung zusammengeführt hat. Die englische Runenreihe auf dem Themse-Kurzschwert ist jetzt bequem zugänglich bei Page (1999, 80) und Düwel (2008, 71).120 In einem früheren Stadium der Bearbeitung schien mir (K.D.) der Formduktus von Zeichen 6 mit der vorausgehenden Rune eher für runischen Charakter zu sprechen, die ungenaue Form jedoch eher dagegen. Nachdem in der letzten Zeit der Begriff des paraschriftlichen Zeichens – zuerst bei Robert Nedoma 1995, 30; 2004, 185 passim (Liste S. 447) – gebräuchlich geworden ist, kann das Zeichen 6 am besten als ein solches bezeichnet werden.

Abb. 9: Englische Runenreihe auf dem Themse-Kurzschwert. Nach: Düwel 2008, 71.

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dar, es folgt ein kopfständiges lat. T, dessen Horizontale auf der linken Seite merklich verlängert ist (Zeichen 9).121 Das 10. und letzte Zeichen zeigt wieder den Spazierstock, dessen unteres Ende mit einer senkrechten Linie abgeschlossen wird.122 Die Zeichen 7–10 sind mit Sicherheit keine Runen, sie stellen bestenfalls depravierte Kapitalis-Imi-tationen dar. Es ist uns unverständlich, wie Ypey mit den angegebenen Vergleichs-quellen die Runen siu? hat erkennen wollen.

Wir haben auf diesem Glaskameo ähnlich wie auf zahlreichen Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit Runen und (depravierte) Kapitalis-Imitationen nebenein-ander. Bei den Goldbrakteaten begegnen solche Inschriften

1. als Kapitalis-Imitationen (darunter fallen alle mit Inschriften versehenen Medaillon-Imitationen123 mit dem Avers: IK 3 Åk, IK 14 Aneby, IK 85 Hove, IK 107 Lilla Jored, IK 124 Mauland, IK 126 Midtmjelde, IK 193 Tunalund, IK 256 Godøy, IK 263 Gunheim, IK 268 Haram, IK 282 Hov, IK 286 Kälder, IK 351 Raum Sundsvall; einige

121 In den Zwischenraum zum Zeichen 10 ragen zwei Striche hinein, die aber wohl zur Haartracht gehören und keinen schriftartigen Charakter haben.122 Wenn Ypey hier mit Fragezeichen umschreibt, versteht man nicht, dass er das ähnliche Zeichen 7 mit s wiedergibt. Möglicherweise nimmt er eine andere Zuordnung vor, doch wird dies nicht erkenn-bar.123 Die Medaillon-Imitationen und die A-Brakteaten haben nur ein Haupt im Bildfeld, die Zeichen verlaufen zu beiden Seiten des Hauptes.

Abb. 10: Die Runenreihe vom Thames scramasax und aus Codex Vindobonensis 795 hintereinander gestellt. Nach: Elliott 1959, 34  f.

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A-Brakteaten: IK 47,1 Elmelund, IK 47,2 Broholm, IK 162,1 Skonager (II), IK 162,2 Darum (III), IK 225 Broholm (I)/Oure, IK 240 Erin und IK 299 Maglemose (I)/Gummersmark, IK 326 Schonen (VII), IK 346 Strangegården/Sundby, IK 354 Torpsgård-Senoren; dazu die beiden C-Brakteaten: IK 59 Fünen und IK 289 Kjellers-Mose),

2. als Mischinschriften, bestehend aus Kapitalis-Imitationen und Runen bezie-hungsweise runenähnlichen Zeichen (z.  B. die A-Brakteaten: IK 41,1 Darum (II), IK 145 Revsgård, IK 329 Seeland (III), IK 360 Unbekannter Fundort, sowie ein B-Brakteat: IK 384 Vindum Stenhuse) und

3. vereinzelt auch mit reinen Runenformen (z.  B.: IK 42 Darum (I)-B, IK 76 Wurt Hitsum-A und IK 189 Raum Trollhättan-A).

Im Fall des Mainzer Glaskameo stehen Runen und depravierte Kapitalis-Imita-tionen in zwei Gruppen nebeneinander, wofür es unter den Goldbrakteaten nur ein Beispiel gibt, nämlich IK 39 Dänemark (X)-B, vergleichbar wäre noch IK 345 Store Salte-A. Aber auch näher an den Fundort Mainz herangerückt gibt es die beiden Klein-brakteaten von Hüfingen, die neben den Formelwort-Inschriften alu und ota eben solche Kapitalis-Imitationen zeigen (Fingerlin et al. 1998, Heizmann 2004).

Wenden wir uns wieder der Inschrift auf dem Glaskameo zu. Grundsätzlich können die fünf sicher als Runen zu identifizierenden Zeichen EIGLP sowohl aus dem anglofriesischen Fuþa3rk1 („Fuþorc“),124 das in Inschriften aus England bis ca. 1000 und aus Friesland bis ca. 900 bezeugt ist, oder aus dem Älteren Fuþark stammen, das in Skandinavien bis ca. 700 und auf dem europäischen Kontinent epigraphisch bis in das 7. Jh. hinein in Gebrauch war. Es sind jedenfalls keine Runen darunter, deren Form eindeutig auf eine dieser Überlieferungen weist, wie es etwa H h in skandinavi-schen und gotischen, ¥ h in südgermanischen und anglofriesischen, oder Æ a3 (o) in anglofriesischen Inschriften tun. Ypey (1964, 139) meinte, es handle sich um „angel-sächsische“ (i.  e. anglofriesische) Runen, wobei Rune Nr. 5 P p besonders kennzeich-nend sei. Dies trifft allerdings nicht das Richtige, denn P ist die originale (Odenstedt 1990, 79) bzw. ‚klassische‘ Form der p-Rune (vgl. Seebold 1991, 452  f.), die nicht nur in England (Themsemesser, 9. Jh.), sondern auch in Skandinavien (Stein von Kylver, KJ 1; Brakteat von Grumpan-C, KJ 3 = IK 260; beide 5. Jh.) und im südgermanischen Raum (Ichtratzheim; Neufund, s. unten) entgegentritt. Odenstedt (1990, 80) hat beobachtet: „P seems to have been avoided in runic texts in Scandinavia [Ersatz durch b] and on the continent [

E

auf Charnay, KJ 6; Î auf Breza KJ 5].“Der lebendigen bodenständigen runenepigraphischen Tradition wird die Inschrift

auf dem Glaskameo von Mainz jedenfalls nicht entstammen. In der südgermanischen (sprachlich: voralthochdeutsch-voraltsächsisch-langobardischen) ‚Runenprovinz‘ kommt der vor allem im 6. Jh. üppige Runengebrauch125 mit dem Abbruch der Bei-gabensitte in den Reihengräbern und der christlichen Bestattung bei und in Kirchen

124 Die anglofriesische Runenreihe baut im wesentlichen auf dem älteren Fuþark auf (Page 1999, 43).125 Eine Gesamtedition Die südgermanischen Runeninschriften von Klaus Düwel, Robert Nedoma

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völlig zum Erliegen, so dass hier ab der Mitte des 7. Jh.s keine Runen mehr im epigra-phischen Gebrauch zu finden sind. Wohl die späteste Runeninschrift aus dem Raum, aus dem der Pseudokameo von Mainz stammt, findet sich auf der silbernen Kapsel von Arlon (Prov. Luxembourg, Belgien) aus der Zeit 610–640.126 Es ist daher schwer vorstellbar, dass die Inschrift auf dem Glaskameo von Mainz einen 100–150 Jahre jün-geren, isolierten Ausläufer der einheimisch-südgermanischen Runenkultur bilden kann. Wenn, wie der archäologische Befund nahelegt, der Mainzer Kameo in dem Rhein-Maas-Mosel-Raum lokalisiert werden kann und dort auch hergestellt wurde, dann wird es sich nicht um ein Importstück aus England, Friesland oder Skandina-vien handeln. Denkbar wäre, dass am Herstellungsort ein aus England/Friesland oder sogar Skandinavien stammender Spezialist gearbeitet hat, der von Haus aus über Runenkenntnis verfügte. Damit wird die umstrittene Vorstellung vom Wanderhand-werker berührt. So bemerkt Gaut (2005, 553) anlässlich der Behandlung des Pseudo-kameo aus Kaupang (Norwegen): „Imported pottery, glass and also a small number of coins uncovered from the settlement area demonstrate lively contacts with the Fran-kish and Frisian areas at this time. ([Literaturhinweise]). A small collection of metal work also testifies to the presence of visiting traders and artisans from these regions (Wamers in prep.)”.127 In der Frage, ob insbesondere Goldschmiede als Wanderhand-werker zu gelten haben, „hat sich die Meinung durchgesetzt, daß es in der MZ [Mero-wingerzeit] und WZ [Wikingerzeit] neben ortsfesten auch mobile G[oldschmied]e gab“ (RGA 12, 1998, 364, s. auch RGA Register Bd. 2 s.  v. Wanderhandwerker). Die Denkmä-ler der Wielandsage bieten literarische Zeugnisse dafür, einen mobilen Goldschmied durch Lähmung ortsfest zu machen (s. RGA 33, 2006, 604, 608).

Was die Möglichkeit einer englischen Herkunft von Runen auf dem Kontinent betrifft, so sei an die Überlieferung von Runen in Handschriften erinnert.128 Diese Runica manuscripta sind frühestens seit dem späten 8. Jh., in größerer Zahl aus dem 9. Jh., vor allem in Gestalt von Runenreihen und -alphabeten in der englischen Tra-dition (d.  h. mit anglofriesischen Runen geschrieben) bezeugt. Die Schreiber dieser

und Sigmund Oehrl wird im Rahmen des Projektes „Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen“ der Akademie der Wissenschaften in Göttingen erscheinen.126 Bei runenähnlichen Zeichen wie etwa auf einer Grabstele aus Kaiseraugst, die „ein der o-Rune O ähnliches Zeichen“ aufweist, reicht der Zeitrahmen möglicherweise noch weiter „zwischen 610/620 und 700/720“. Alle Angaben aus der in Anm. 125 genannten Edition. Die Datierung von Arlon lautet in KJ 146: „Mitte des 7. Jh.s“.127 Wamers 2011: „Es geht bei den kontinentalen und insularen Funden aus den jüngeren Grabun-gen von Kaupang darum, dass wir dort offenkundig ein nordfränkisch-friesisches (Händler-)Viertel nachweisen können, vielleicht auch inkl. Metallwerkstatt.“128 Ferner wäre in diesem Zusammenhang das Runenkästchen von Gandersheim aus der Zeit um 800 zu erwähnen, dessen bronzene Bodenplatte eine längere, in anglofriesischen Runen geschrie-bene Inschrift trägt. Da jedoch unklar ist, ob dieser Metallrahmen authentisch ist (s. Page 1994, 183; Pape 2000, 33), bleibt dieses epigraphische Zeugnis aus dem Spiel.

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Handschriften müssen jedoch nicht durchweg aus England stammen, zumal für den Ausgangspunkt der Manuskriptrunen in Nordfrankreich „Iren als Zwischenträ-ger“ (Seebold 2000, 33) in Frage kommen können. In der Forschung wird die Frage: „Epigraphical versus Manuscript English Runes: One or Two Worlds?“ (Derolez 1983) diskutiert. Derolez „presented some examples of epigraphical runic usage which may derive directly from the scriptorium: the learned nature of the inscriptions on St. Cuthbert’s coffin and […] the coded vowel-runes of the right side of the Franks Casket” (Parsons 1994, 198), wie denn auch Parsons (ebd.) betont: „The manuscript world must have existed in the eighth and ninth centuries in England and must, in some way, have lived alongside epigraphical practice.“ Vielleicht darf man auch ver-gleichbares für den Großraum voraussetzen,129 in dem der Pseudokameo von Mainz lokalisiert wird (s. oben), allerdings ist da die epigraphische Tradition bereits seit län-gerem abgebrochen. Im übrigen haben wir bisher kein Beispiel für die Übernahme einer spezifischen Manuskriptrune in eine Runeninschrift gefunden.

In jedem Fall ist die rechtsläufige Runeninschrift auf dem Mainzer Glaskameo fol-gendermaßen zu transliterieren: eiglp? (? paraschriftliches Zeichen, womöglich zur Markierung des Textendes).

Sämtliche fünf Runen sind im älteren Fuþark und im anglofriesischen Fuþa3rk1 identisch.  Die Runen 1–4 EIGL eigl begegnen in allen runenepigraphischen Tradi-tionen außerordentlich häufig, während die p-Rune sehr selten entgegentritt. Dies hat sprachliche Gründe: bereits im Urgermanischen war /p/ (< uridg. /b/ durch die Erste Lautverschiebung) ein Marginalphonem. Zuwachs in dessen Tochtersprachen, darunter Urnordisch, (Vor-)Altenglisch, Voralthochdeutsch etc., bekam /p/ erst durch Lehnwörter (v.  a. aus dem Lateinischen, teils aber auch aus keltischen Sprachen). Die p-Rune begegnet großteils in Fuþarkinschriften, die das gesamte runische Graphem-inventar aufreihen: auf dem Kontinent Fibel von Charnay (ostgermanisch, um/nach 550, allerdings in der Variante

E

) und Halbsäule von Breza (wohl langobardisch, 6.  Jh., ebenfalls in einer Variante Î), in Skandinavien Steinplatte von Kylver und mehrere Brakteaten (KJ 1–6; RGA 10, 273  ff.).

Da die Runeninschrift auf dem Glaskameo ein Wort, jedenfalls keine Runenreihe, aufzuweisen scheint, hat Krause (s. oben) mehrfach auf dieses Objekt mit der p-Rune als Beleg außerhalb der Fuþarkinschriften hingewiesen. Erst im Jahre 2012 wurde in einem reich ausgestatteten Frauengrab (ca. 570–590/600) in Ichtratzheim im Elsass ein Silberlöffel mit einer Inschrift lapela = vor-ahd. (fränk.) lap(p)ela ‚Löffel‘ gebor-gen (Fischer et al. 2014), in der P p ein Phonem in einem Appellativum bezeichnet.

Für Lindenschmit (1903, 420) ergibt die Runenfolge eiglp „keinen Sinn“, Ypey (1964, 139) äußert sich gar nicht zu einer Deutung. Wir bewegen uns im Umfeld von Brakteaten, bei denen das Kaiserportrait von Medaillons und Münzen barbarisch

129 „On the evidence Derolez cites there are Anglo-Saxon futhorcs in manuscripts that may […] have been written in Salzburg, St. Gallen, Trier, Brau[]weiler (near Cologne)” (Page 1994, 183).

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nachgeahmt wird. Das gilt auch für einen der beiden Kleinbrakteaten von Hüfingen, und ebenso beruht die Kopfdarstellung des Mainzer Kameo auf einem Münzvorbild (s. oben). Die Legenden von Münzen enthalten oft einen Namen, meist den eines Kaisers, wie er auf einigen Medaillon-Imitationen und Goldbrakteaten noch erkannt oder rekonstruiert werden kann, z.  B. IK 265 Godøy-M bzw. IK 263 Gunheim-M: CON-STANS. Es liegt also nahe zu prüfen, ob die Inschrift auf dem Mainzer Glaskameo einen Namen enthalten kann.

Will man der undeutbaren Runensequenz EIGLP eiglp einen Sinn abgewinnen, ist eine – durchaus verständliche – Verschreibung Æ a3

130 (= o nach herkömmlicher Transliterationspraxis) → P p anzunehmen; hier ist lediglich der untere Zweig des intendierten Æ an den Fuß des Stabs geklappt. Umformungen ähnlicher Art sind in den Brakteateninschriften nicht selten zu beobachten, etwa wenn die Normalform L der l-Rune etliche Male als ̄ (Zweig geklappt)131 erscheint (Belege bei Nowak 2003, 227  ff.). Die Herstellung von (Inschrift-)Brakteaten erfolgt in mehreren Arbeitsschritten (Kon-zeption-Modell-Pressung/Prägung eines Goldblechs-Beschneidung des Goldblechs-Randeinfassung-Ösung, s. Axboe 2004, 1  ff.; Nowak 2003, 23  ff.; vgl. auch Wicker 2006, 415  ff.). In diesem komplizierten Herstellungsprozess – die Runen müssen sei-tenverkehrt/spiegelbildlich in den Modell gearbeitet werden – können leicht einfache, aber auch größere Abweichungen von der idealen Runenform vorkommen, vor allem wenn illiterate Handwerker die Arbeiten ausführen. Eine vergleichbare Verschreibung begegnet ferner auf dem Stein von Krogsta (KJ 100), wo s§ainaz wohl für *stainaz steht: auch hier ist ein Zweig von der Stabspitze an den Fuß geklappt.

Das aus EIGLP gebesserte *EIGLÆ eigla3 ist glatt als Männername ahd. (fränk.) Eiglo zu deuten, dessen genaue Entsprechung als wfränk. Aiglo (zwei Belege, 7.  Jh. und 10. Jh.; Morlet 1968, 27) entgegentritt. Es handelt sich wohl um eine Allegroform des (ursprünglichen) Kurznamens ahd. Eigilo, der mit Suffix *-an- zu einem zwei-gliedrigen Anthroponym mit Vorderglied *Aigila- gebildet ist. Dieser Namenstamm ist etwa in ahd. Eigilrat m., 8.  Jh. oder wfränk. Eigelramnus m., 9.  Jh. bezeugt (För-stemann 1900, 34 sub Egilrat; Morlet 1968, 27; weitere Belege bei Wagner 1999, 114  f.). Das appellativische Relatum ist wohl ein mit dem Suffix *-ila- gebildetes Nomen agentis zur Verbalwurzel des Präteritopräsens got. aigan*, ahd. eigan*, ae. āgan, aisl. eiga etc. ‚haben, besitzen‘ (Typ ahd. zuntil m. ‘Anstifter’: zunten sw. Vb. I ‘anzünden, entfachen’; Wagner 1999, 117; Nedoma 2004, 164  f. mit Lit.). Im Korpus südgermani-scher Runeninschriften wird das Nomen agentis in aigil = vor-ahd. (obd.) Aigil m. auf

130 Bei der Rune Æ handelt es sich um eine Neuerung in der anglofriesischen Runenreihe, die mit einem ersten Vorkommen auf dem Brakteaten von IK 374-A Undley noch in das späte 5.  Jh. datiert (Parsons 1999, 63  f.; RGA 31, 2006, 435), damit aber keinen Datierungshinweis für den Mainzer Kameo abgibt.131 Einen nur tiefer gesetzten Zweig bei der l-Rune zeigen z.  B. IK 264 Gurfiles(?)-C oder IK 353 Raum Tønder-B.

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der Gürtelschnalle von Pforzen (567–600)132 greifbar; es handelt sich offenbar um eine (ursprünglich) morphologisch-semantisch motivierte Bildung, mithin um einen Übernamen (Nedoma 2004, 165).

Wer der Genannte ist, läßt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Es kann sich um den Besitzer des Objekts, um den Spezialisten oder auch  – etwas weniger wahrschein-lich – um den Schenker handeln. Warum der Auftraggeber des Mainzer Kameo auf die Idee verfallen ist, das Stück mit (anglofriesischen) Runen versehen zu lassen (viel-leicht kannte er ‚richtige‘ Brakteaten?, die ja auch in England vorkommen) und woher er einen englischen oder ggf. auch friesischen Runenkundigen aufgetrieben hat, ist unklar und wohl auch nicht zu klären.

LiteraturAlcouffe 1984: Daniel Alcouffe, Antike, byzantinische und abendländische Steinschneidekunst. In:

Hansgerd Hellenkemper (Hg.), Der Schatz von San Marco in Venedig. Katalog Köln. Mailand 1984, 81–235.

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Ament 1976b: Hermann Ament, Chronologische Untersuchungen an fränkischen Gräberfeldern der jüngeren Merowingerzeit im Rheinland. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 57, 1976, 285–336.

Ament 1991: Hermann Ament, Zur Wertschätzung antiker Gemmen in der Merowingerzeit. In: Germa-nia 69/2, 1991, 401–424.

Ament 1993: Hermann Ament, Siedlung und Gräberfeld des frühen Mittelalters von Mertloch, Kün-zerhof (Kreis Mayen-Koblenz) (Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Wissenschaftli-che Beibände 9). Nürnberg 1993.

Ament 2010: Hermann Ament, Die fränkische Scheibenfibel von Mölsheim und ihr antiker Kameo. In: Acta praehistorica et archaeologica 42, 2010, 183–194.

Ament 2012: Hermann Ament, Die Darstellung auf der Glaskameo-Fibel von Mannheim-Seckenheim. In: Archäologische Nachrichten aus Baden 85, 2012, 40–42.

Ament 2013: Hermann Ament, Panzerbüste – zur Deutung der Darstellung auf der Glaskameo-Fibel von Mannheim-Seckenheim. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 43, 2013, 277–283.

Antonini 2004: Alessandra Antonini, Saint-Maurice d’Agaune. RGA 26, 2004, 138–143.Avisseau-Broustet 1997: Mathilde Avisseau-Broustet (ed.), La glyptique des mondes classiques.

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Axboe 2004: Morten Axboe, Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Herstellungsprobleme und Chronologie (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 38). Berlin/New York 2004.

Baatz 1962: Dietwulf Baatz, Mogontiacum. Untersuchungen am römischen Legionslager in Mainz (Limesforschungen 4). Berlin 1962.

132 S. dazu die Beiträge von Düwel, Schwab, Nedoma, Wagner in: Bammesberger/Waxenberger 1999.

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584   Bernd Päffgen, Klaus Düwel, Robert Nedoma

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