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22 Interview Migros-Magazin 51, 18. Dezember 2006 «Jedes Konzert ist für mich das einzige, das wahre – und vielleicht letzte Konzert.»

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22 Interview Migros-Magazin 51, 18. Dezember 2006

«Jedes Konzert ist für mich das einzige, daswahre – und vielleicht letzte Konzert.»

23InterviewMigros-Magazin 51, 18. Dezember 2006

Mutter-Tag anWeihnachtenAnne-Sophie Mutter beendet ihr Mozart-Jahr – und kann vom Komponistengenienoch immer nicht genug kriegen. Die Fast-Schweizerin über die Liebe zu ihrer Geigeund zum Wald, ihr Weihnachtsmenü, Harald Schmidt und den neuen James Bond.

DementiertGerüchte umihren Rücktritt:«Ich höre nichtmit 45 auf!», sagtGeigerin Anne-Sophie Mutter.

Anne-Sophie Mutter, mit welcher Musikstimmen Sie sich auf Weihnachten ein?Mit dem Weihnachtsoratorium und den Kanta-ten Bachs. Wir spielen auch seine Choräle amKlavier. Gern höre ich auch Ella Fitzgerald undLouis Armstrong, wenn die beiden das Jingle-Bells-Repertoire rauf und runter jazzen.

Welche anderen Sinnesgenüsse gehören fürSie unbedingt zu Weihnachten?Der Advent beginnt bei uns daheim immer mitdem «Redibänz»-Backen am 6.Dezember.

In der Schweiz ist das der Grittibänz?Genau, ich kenne den Brauch aus meiner Kind-heit, und mit meinen beiden Kindern backe ichauch jedes Jahr Redibänzen zum Nikolaustag.Am gestrigen 6.Dezember war ich allerdingszum ersten Mal seit 15 Jahren nicht daheim.Es fiel mir nicht leicht, doch dann sagte ichmir: Meine Tochter Arabella ist 15 Jahre alt,mein Sohn Richard fast 13, die glauben ja nunnicht mehr so ganz an den Nikolaus …

Also gabs dieses Jahr bei Familie Mutterkeinen Redibänz.Doch. Ich war gestern Gast in Harald SchmidtsShow und kam erst abends um zehn zurück.Da lag daheim – gebacken von meinen Kin-dern – ein frisches Hefemännchen, das ichdann mit grosser Begeisterung verspeiste.

Was kochen Sie an Weihnachten?In den letzten Jahren wiederholen wir an Weih-nachten immer unser Thanksgiving-Dinner:Wir essen dann also gefüllte Pute mit Preisel-beer-Chutney und Kürbissuppe. Danach sindwir meist so erschlagen, dass wir Christstollenund Plätzchen links liegen lassen.

Sie zelebrieren Weihnachten also gern?Oh ja. Meine Kinder und ich backen Plätz-chen. Wobei die Hälfte des Teigs schon vorherfür Geschmackstests draufgeht. Weil wir dieFesttage in Kitzbühel verbringen, spiele ichdort in der Kirche von Aurach. Die Atmosphä-re ist wunderbar. Dort zu geigen gehört fürmich – wie auch die Weihnachtslieder, die wirsingen – unbedingt zu Weihnachten.

Gestern Abend, Sie erwähnten es bereits,zeigten Sie ungemein viel Witz als Gast inder «Harald Schmidt Show».Ich bin witzig!

Sonst hätten Sie Ihr Mozart-Jahr wohlkaum bei Schmidt ausklingen lassen.Im Januar habe ich das Mozart-Jahr bei HaraldSchmidt begonnen und fühlte mich in seinerSendung so wohl, dass ich beschloss, dasMozart-Jahr auch in seiner Show zu beenden.Ich bewundere ihn: Er versteht es, seinenIntellekt derart witzig und informativ rüberzu-bringen, dass wir alle ihn verstehen und Spassdabei haben. Schmidt hat auf seine trockeneund geistreiche Art ja auch schon die diffizils-ten Themen aufgegriffen. Wie er zum Beispieldie Wagner-Opern mit Playmobil-Figurennachspielte, das war schlichtweg genial.

Ihren Sinn für Witz habe ich bereits diesenAugust erlebt. Damals spielten Sie im KKLLuzern, als plötzlich das Hörgerät eines Zu-schauers pfiff. Sie lächelten ins Publikumund sagten:Ach, kocht da jemand Tee?Mein Witz ist meist sehr schnell und sehrtrocken und manchmal ein bisschen weit weg.Daher rechne ich meist damit, dass manmeinen Humor nicht immer begreift.B

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Klassische Musik wird auch als ernsteMusik bezeichnet. Sie aber zeigen sich demPublikum oft witzig und locker. Setzen SieIhren Humor auf der Bühne bewusst ein?Überhaupt nicht! Die Bemerkung mit demTeekochen war einfach nur spontan. So etwaskäme mir nicht jeden Abend in den Sinn; espfeift Gott sei Dank auch nicht jeden Abendein Hörgerät. Aber dass ich mit Absicht vorPublikum witzig bin – nein, bestimmt nicht.

Das Mozart-Jahr geht zu Ende. Sie habensich an ihm bestimmt satt gegeigt?Nein. Gerade war ich an der Endproduktionmeiner Sonaten-DVDs. Dabei musste ich meineigenes Spiel immer wieder anhören. Da wür-de man denken, dass man irgendwann müdewird. Aber was passiert? Die Sonaten begin-nen, und ich bin fasziniert, was für grossartigeMusik Mozart geschrieben hat! Seine Werkeberühren mich selbst beim hundertsten Mal.

Das ging Ihnen ja auch als Sechsjährigeschon so. Damals, so sagten Sie einmal, hät-ten Sie sich in Mozart verliebt.Ja, in die Figur, in das Wunderkind, den Kna-ben Mozart habe ich mich damals vernarrt. Ichlas dann auch die Kitschliteratur über ihn undwar fasziniert; ein paar Jahre später fand ichdiese Texte dann widerlich. Aber es stimmt:Diese Verbindung von uns zwei Kindern –beide spielten wir ja Klavier und Geige, das istaber auch die einzige Parallelität in unseremLeben – gab mir am Anfang meines Geige-studiums sehr viel.

Haben Sie an Mozart in diesem Jahr neueFacetten entdeckt?Ja, ständig, bei jedem Konzert – jeden Abend.Es ist, wie wenn man mit einem geliebten Men-schen zusammenlebt: Zwar kennt man diesengut, aber er ist ja vielschichtig, verändert sichim Leben, reift mit einem und ist darum immerwieder anders. So geht es mir mit Mozart.

Viele stellen sich unter Mozart die Figur ausdem Film «Amadeus» vor. Zu Recht?Ein sehr guter Film. Faktisch stellt er zwar

zweifelhafte Dinge in den Raum, wie die Mör-dergeschichte mit Salieri. Trotzdem widerspie-gelt der Film viel vom Charakter Mozarts:Seine Lebensfreude, Verspieltheit, sein Genie,dieses ständige Komponieren – das alles findeich in «Amadeus» wunderbar eingefangen.

In Luzern habe ich Sie MozartsViolinsona-ten spielen hören. Ich habe gestaunt, wie Sie

drei Stunden lang auswendig vortrugen ……ja, das wundert mich auch immer wieder!

…und habe mich gefragt, was während desSpiels wohl in Ihrem Kopf vorgeht?Also Noten sehe ich keine. Ich habe nämlichabsolut kein optisches Gedächtnis. Nein, wasin mir drin passiert, nennt man den «Flow».Ein Flow ist der Zustand absoluter Kontrolle,die perfekte Leichtigkeit in der Handlung unddas Sein im Jetzt. Leider stellt sich dieserZustand nicht automatisch immer abends umacht ein. Eine gewisse Stufe von «Vor-Flow»erreicht man natürlich durch Präparation,durch Wille und Hingabe an das Werk.

Welche klassische Musik eignet sich beson-ders für Kinder?Ich finde Opern sehr gut. Sie haben eine Hand-lung, es geht um Menschen, um Liebe, Familieund Drama. Über die Handlung in die Operhineinzufinden, funktioniert gut. Für meineKinder war das der ideale Einstieg.

Anne-SophieMutter, hier beiProben mit den

TrondheimerSolisten.

Anne-Sophie Mutter, 1963 in Rheinfelden (D)geboren, lebt heute in München. Mit fünfJahren begann sie mit dem Geigenspiel. DerDurchbruch gelang ihr 1976, als Herbert vonKarajan sie entdeckte. Anne-Sophie Mutterbesitzt zwei Stradivari-Geigen von 1703 und1710. Sie hat gegen 70 Alben veröffentlicht,aktuell ist ihr «Mozart-Projekt» mit allenSonaten, den Violinkonzerten und spätenKlavier-Trios. Anne-Sophie Mutter ist geschie-den und Mutter von zwei Kindern.

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Eine moderneArt der klassischen Musik istFilmmusik. Was halten Sie davon?Es gibt wohl keinen grossen Komponisten desletzten Jahrhunderts, der sich nicht mit Film-musikschreiben über Wasser hielt. Viele guteFilme profitieren von hervorragender Film-musik. Wenns die nicht gäbe, könnte man somanchen Film auf den Müll schmeissen.

Welche Filmkomponisten hören Sie gern?John Williams finde ich fabelhaft. Seine Musikim Film «Catch Me If You Can» ist genial!Oder die Motive, die er für «Harry Potter»schrieb, sind erste Klasse. Ebenso «Der weisseHai» und «Krieg der Sterne». Apropos Film:Haben Sie den neuen James Bond gesehen?

Äh, nein, noch nicht.Müssen Sie unbedingt anschauen. Hervor-ragend gemacht. Ich habe ihn in einer Wochegleich dreimal angeschaut. Gehen Sie ganzunvoreingenommen ins Kino – dieser JamesBond ist total anders, aber gut.

WelcheArt von Musik haben Sie auf IhremiPod gespeichert?Das ganze klassische Repertoire, weil ich dasals Referenz brauche, wenn ich unterwegs bin.Dann meine Lieblingsaufnahmen der jungenJazzsängerin Madeleine Peyroux. Ein paarElla-Fitzgerald-Sachen und sonst allerlei.

Auch Pop und Rock?Wenig, dafür meine Kinder umso mehr. Sie

lieben aber auch die Klassik, teilweise sogarungewöhnliche Stücke der zeitgenössischenMusik.

Fällt Ihnen ein Popstar positiv auf?Ich kenne viel zu wenig, aber einige Songs vonChristina Aguilera finde ich sehr gut.

Sie sagten in einem Interview, mit 45 Jahrenwerden Sie Ihre Karriere beenden.Das ist eine aus dem Zusammenhang heraus-gerissene Aussage, die ich vor zwölf Jahreneinmal machte. Mit dieser Aussage wollte ichdamals meine Hingabe und Ernsthaftigkeitdokumentieren. Ich wollte klarmachen: JedesKonzert ist für mich das einzige, das wahre –und vielleicht letzte Konzert. Aber um es hierganz klar zu sagen: Ich höre nicht mit 45 Jah-ren auf!

Wie ist die Beziehung zu Ihrer Geige?Es ist die Beziehung zu meiner Stimme, dieGeige ist meine musikalische Stimme, meineHerzstimme. Sie ist ein Teil meiner Seele. Ichhatte immer eine starke Affinität zu Streich-instrumenten. Diese bildhauerische Möglich-keit, innerhalb eines Bogenstrichs etwasentstehen und wieder vergehen zu lassen, istgenial.

Eine enge Beziehung haben Sie ja auch zurSchweiz.Ich studierte in Winterthur und durfte – da warich zehn Jahre alt – bei meiner wunderbaren,einzigartigen Lehrerin Aida Stucki sogar woh-nen. Sie war und ist der prägende Einfluss inmeinem Geigerleben. Später arbeitete ich mitdem Dirigenten Paul Sacher; er war meinzweiter Ankerpunkt in der Schweiz. DieSchweiz war für viele Jahre meine geistigeHeimat. Ich bin im Schwarzwald aufgewach-sen und lebe jetzt in München. Am wohlstenaber fühle ich mich immer noch im Wald.

Im Wald?Am Wald, beim Wald – einfach in der Natur.Es gibt für mich fast nichts Schöneres, als aufeinen Berg zu klettern.

Zum Schluss bitte ich Sie noch um Hilfe.Welche Klassik-CDs soll ich zu Weihnach-ten verschenken? Ihr Tipp!Ich habe die besten Erfahrungen gemacht,wenn ich das verschenke, was ich selber amliebsten haben möchte. Und haben Sie umHimmels willen keine Schwellenangst: Es istnoch niemand an Mozart, Brahms oder Stra-winsky gestorben. Nur Mut!

Interview Marcel Huwyler

«Es gibt für mich fast nichts Schöneres, als aufeinen Berg zu klettern.»

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