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I N H A L T

Zum Thema:

Aktuel l :

Intern:

Essay:

Rezension:

Was bringt die fünfte Erweiterung der EUpolitisch und wirtschaftlich?Otmar Höll ........................................................................................................... 4The Bologna Process and South Eastern EuropePavel Zgaga ......................................................................................................... 6Cultural Patterns of the European Enlargement ProcessLeila Hadj-Abdou ................................................................................................ 8Die Wahl zwischen Beteiligung und Ausschluss –eine schwierige Entscheidung? Überlegungen aus Anlassder Wahlen zum EuropaparlamentMarkus Wolschlager .......................................................................................... 10

Cowboys und Amazonen.Männlichkeit und Weiblichkeit im Kontext „Neuer Kriege“Saskia Stachowitsch ........................................................................................... 12„Wir wissen nicht, wer verantwortlich ist“.Über die westliche Folter im IrakMarkus Wolschlager .......................................................................................... 14Kärntner Landtagswahl 2004 – vorher und nachher.Ein Erklärungsversuch für das unerwartete Comebackdes Jörg HaiderMartin Mittersteiner .......................................................................................... 18

POWI04 SPECIALNeue Impulse für die Politikwissenschaft in Österreich?Vedran Dzihic und Eva Heidbreder ................................................................... 20Kreativität und BetreuungThomas König .................................................................................................... 23Die besten Köpfe? Kommentar zur PodiumsdiskussionMarion Löffler .................................................................................................... 24Probleme von jungen PolitikwissenschafterInnen sindauch Probleme der Politikwissenschaft, oder nicht?Monika Mayrhofer ............................................................................................. 26Generation 04 – zwischen Resignation und Aufbruch.Ein Bericht zur ersten österreichischenGraduiertenkonferenz für PolitologInnenInes Hofbauer .................................................................................................... 28Salzburger Betrachtungen zur POWI 04Stefan Fritsch ..................................................................................................... 30

Gewalt sichtbar machen.Der Verein Autonome Österreichische FrauenhäuserDaniela Almer .................................................................................................... 32

Eis oder nicht Eis – das ist hier die Frage!Oder: Wie die Matrix und ihr Binärsystem schonHamlet beinflusst hatElisabeth Weigl .................................................................................................. 34

ArbeiterInnenbewegung im SudanGerti Zupanich ................................................................................................... 35to puzzle over phantom. Ein Versuch gegen das SchweigenLuise Luksch ...................................................................................................... 36

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E D I T O R I A L

L i e b e L e s e r i n n e n

u n d L e s e r,

HerausgeberIn:Institut für Politikwissenschaft (ipw)MedieninhaberIn, VerlegerIn: ipw,1010 Wien, Universitätsstr. 7Redaktionsteam:Arztmann Doris, Hölzl Julia, KreiskyEva, Luksch Luise, Mittersteiner Martin,Purkarthofer Petra, Rumpold Carina,Sauer Birgit, Weigl Elisabeth,Wolschlager Markus, ZahradnikKatharina, Zupanich GertiKontakt: Birgit Saueripw, 1010 Wien, Universitätsstr. 7T: 4277-47712, F: 4277-47719,e-mail: [email protected]: Luise LukschCover: Susanne Wegscheider:Herstellung:Institut für Politikwissenschaft (ipw)online-Publikation unterwww.univie.ac.at/politikwissenschaftErscheinungsweise: 2x/JahrOffenlegung gem. §25 MedienG.:MedieninhaberIn ipw, 1010 Wien,Universitätsstr. 7Blattlinie: Politix informiert über insti-tutsbezogene Aktivitäten, sowie überaktuelle Entwicklungen in der Politik.Wissenschaft

Impressum

Wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben, ist esuns bis dato leider noch immer nicht gelungen,SponsorInnen für Politix zu finden, um dergestalt

wieder eine Printversion zu ermöglichen. Dessen ungeachtethoffen wir aber auch diesmal, spannende und informativeLektüre bieten zu können, wenngleich einige ExpertInnen ihreAbgabefristen nicht einhalten konnten, weshalb der Schwer-punktteil auch ein wenig kürzer ausfallen musste. Besondershinweisen möchten wir Sie dabei in diesem Zusammenhang aufden überaus interessanten Artikel von Pavel Zgaga, dem Dekander Universität von Ljubljana, wie auch auf die derzeit am ipwlaufenden Projekte, die Leila Hadj-Abdou in ihrem Beitrag vor-stellt.

In der Rubrik „Aktuell“ finden Sie eine Beurteilung der gegen-wärtigen Situation im Irak seitens unseres Redaktions-mitgliedes Markus Wolschlager. Ebenso aktuell unser Specialbezüglich der powi04, der ersten Graduiertenkonferenz fürPolitikwissenschaft, die im Mai stattgefunden hat und vor allemfür die angehenden DoktorandInnen fruchtbare Ergebnisse undwertvolle Einsichten mit sich gebracht hat, ebenso zentral warauch die Einschätzung der gegenwärtigen Situation für diesel-ben.

Wir wünschen einen erholsamen Sommer und einen guten Startin die neuen Organisationseinheiten!

Das Redaktionsteam PolitixWien, Juni 2004

Mit dem 1. Mai 2004 werdenfünf zentraleuropäische unddrei baltische Staaten sowie

die beiden Inseln Malta und der griechi-sche Teil Zyperns Mitglieder der Europä-ischen Union, die damit auf 25 Mitglied-staaten anwachsen wird. Dies ist seit demBeginn der (West)Europäischen Integra-tion zu Beginn der 50er Jahre des letztenJahrhunderts der sicherlich bedeutsamsteSchritt Europas auf dem Weg zu einerletztlich auch politischen Einigung. DieEU-25 stellt dann, historisch einmalig,einen umfassenden Raum der Demo-kratie, der Rechtsstaatlichkeit und derwirtschaftlichen Stabilität dar, dem fürdie Zukunft auch steigender Wohlstandins Haus stehen soll. Zur gleichen Zeitfinden bereits jetzt Verhandlungen überden Beitritt von Bulgarien und Rumänienund bald auch mit Kroatien statt, die derEU voraussichtlich im Jahr 2007 beitre-ten werden. Der aus einer Menge vonGründen “sensible“ BeitrittskandidatTürkei, mit dem Beitrittsverhandlungenbisher nicht aufgenommen worden sind,erhält voraussichtlich Ende dieses Jahresgrünes Licht für ebensolche Verhandlun-gen. Die meisten ExpertInnen gehen da-von aus, dass diese jedoch aller Voraus-sicht nach eine längere Dauer (vermut-lich zehn Jahre oder mehr) in Anspruchnehmen werden.

Man kann die Bedeutung dieser größtenbisherigen Erweiterungsrunde gar nichthoch genug einschätzen. Bedenkt man,dass hier zum größten Teil von Staatengesprochen wird, die bis 1989/90 demOstblock angehört haben, die sich nunfreiwillig und, wie auch die Referendenin den Ländern zeigen, mit einer signifi-kant großen Mehrheit der BürgerInnenfür eine Mitgliedsperspektive in der EUentschieden haben, zeigt dies die unge-brochene Attraktivität dieses einmaligeneuropäischen Projekts. Schließlich hatder Vertrag von Maastricht von 1992 vor-gesehen, dass jeder europäische Staat be-

antragen kann, Mitglied der EU zu wer-den. Gleichzeitig bedeutete dieser Schrittaber für die zentral- und osteuropäischenStaaten, in der Folge enorme Reform-anstrengungen auf sich zu nehmen, diedie Verwirklichung einer derartigenPerspektive erst möglich machten. ImEuropäischen Rat von Kopenhagen von1993 waren jene Kriterien und Standardskonkretisiert worden, die den nun beitre-tenden Ländern abverlangt wurden. Dazuzählen neben der Forderung nach einerStabilität der demokratischen Instituti-onen auch die Existenz von Rechtsstaat-lichkeit, die Geltung der Menschenrechteund der Minderheitenschutz als politi-sche Kriterien. Eine funktionierendeMarktwirtschaft und Konkurrenzfähig-keit gegenüber Unternehmen der EU-15im wirtschaftlichen Bereich, wie auch dieKapazität, alle Pflichten der Mitglied-schaft, die sich aus der Übernahme desRechtsbestandes der EU (dem sogenann-ten Acquis Communautaire) ergeben,sind ebenfalls zu erfüllende Vorausset-zungen für eine Mitgliedschaft.

Aus politischer Sicht wird durch die fünf-te Erweiterung eine lang gehegte Hoff-nung Europas erfüllt, die Werte der De-mokratie, der Rechtsstaatlichkeit, desSchutzes von Grund- und Menschenrech-ten sowie des Minderheitenschutzes auchauf Staaten auszuweiten, die im Verlaufdes 20. Jahrhunderts nicht in der Lage ge-wesen waren, in diesen Bereichen Erfah-rungen zu machen. Mit der größten allerbisherigen Erweiterungsrunden wirddamit dem in der westeuropäischen Inte-gration vor einem halben Jahrhundert be-gonnenen, und so wichtigen Prozess ei-ner langfristigen Befriedung Gesamt-europas Rechnung getragen. Gleichzeitigwird auch die so lange bestehende Spal-tung Europas überwunden. Es ist garnicht hoch genug zu bewerten, dass damitzentral- und osteuropäischen Staaten, dieals Kernländer des historischen Europasgegolten haben, die Chance gegeben

wird, am Projekt der europäischen Inte-gration teilzuhaben. Für die BürgerInnender alten Mitgliedsstaaten wird der EU-Raum durch die Erweiterung um nahezu33% des gegenwärtigen Territoriums undum über 20% der Bevölkerung der EU-15 ausgeweitet werden. Staaten wieÖsterreich rücken aus einer bisherigenRandlage mehr in die Mitte der EU. Un-zweifelhaft wird dadurch die sicherheits-politische Lage Österreichs und jene derübrigen “alten“ Mitgliedsstaaten erheb-lich verbessert.

Für die EU, deren wirtschaftliche Ent-wicklung im Verlauf der letzten Jahredurch einen stark aufgewerteten Euround nicht unerhebliche wirtschaftlicheund arbeitsmarktpolitische Problemerecht unbefriedigend verlaufen ist, wirddie Erweiterung von ganz entscheidenderBedeutung für die Sicherung und denAusbau einer positiven Entwicklungsdy-namik sein. Die EU wird dadurch zumweltweit größten einheitlichen Binnen-markt, der aller Voraussicht nach durchwirtschaftliche Nachholprozesse in denneuen Staaten auch wieder an wirtschaft-licher Dynamik zurückgewinnen wird.Das Wirtschaftspotenzial der nun beitre-tenden 10 Staaten ist dabei weniger ent-scheidend – es liegt mit 4.5% des EU-15-Volumens lediglich in der ökonomischenGrößenordnung der Niederlande – als ihrBeitrag zu den Entwicklungschancen dererweiterten Union in der Zukunft.

Dass von der Möglichkeit des wechsel-seitigen Handelns, der Neuinvestitionenund Joint Ventures und nicht zuletzt desFremdenverkehrs vor allem Wirtschafts-unternehmen Österreichs und Deutsch-lands profitiert haben, muss für die Be-völkerung dieser beiden Staaten Anlasssein zu verstehen, dass durch neue Chan-cen auch neue Risken und zum Teil auchKosten entstehen werden. Über diese“Kosten“, die vor allem die weniger gutausgebildeten Schichten der Bevölke-

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Was br ingt d ieFÜNF TE ERWEITERUNG

rung in Form von Arbeitslosigkeit undDruck auf die Löhne zu spüren bekom-men werden, wird nun immer öfter auchöffentlich geredet. Tatsächlich hättenschon in der Vergangenheit von EU- undnationalstaatlicher Seite Programme undStrategien entwickelt werden sollen, umzumindest einen Teil der Probleme früh-zeitig zu definieren und damit die zu er-wartenden Konsequenzen angemessenabfedern zu können. Dass nicht zuletztdie Gewerkschaften und die Institutio-nen der ArbeitnehmerInnenvertreter inder Vergangenheit eher stark strukturbe-wahrende Positionen eingenommen ha-ben und dabei manchmal über das Zielhinausgeschossen sind, hat es nicht gera-de erleichtert, das Verständnis bei denpotentiell Betroffenen zu erhöhen.

Mit dem am 1. Mai vollzogenen Beitrittwerden auch die bekannten “vier Frei-heiten“ der EU, der freie Waren-,Dienstleistungs- und Kapitalverkehrsowie die Personenfreizügigkeit reali-siert. Das bedeutet, dass BürgerInnenaus den EU-15 Staaten wie aus denneuen Mitgliedsländern überall in derEU frei reisen dürfen. Sinnvollerweisegilt die einzige Ausnahme von dieserRegel im sensiblen Bereich der Arbeit-nehmerInnenfreizügigkeit, in der einegestaffelte und bis zu 7-jährige Über-gangsfrist festgelegt wurde. Diese er-laubt es allen Mitgliedsstaaten, so weitwie notwendig auf die Zeit des völligfreien EU-Arbeitsmarktes hin Maßnah-men zu ergreifen, es erlaubt aber auchden “alten“ Staaten ihre nationalen Re-gelungen vorerst beizubehalten. Aller-dings wird nach zwei Jahren die Not-wendigkeit dieser Maßnahmen zu über-prüfen sein, und nur im Falle schwererStörungen des Arbeitsmarktes wird tat-sächlich die 7-jährige Übergangsfristgelten. Ansonsten ist damit zu rechnen,dass innerhalb von 5 Jahren nach Beitrittdie gegenwärtigen EU-Regelungen auchfür die EU-25 gelten werden.

Falls die Kandidatenländer Bulgarien undRumänien (sowie Kroatien) tatsächlichihre energischen Anstrengungen soweitfortsetzen werden und können, dass dieVerhandlungen mit der EU bereits in die-sem Jahr abgeschlossen werden können,sieht der Europäische Rat vom Dezember2003 die Unterzeichnung der Beitrittsver-träge bereits im Jahr 2005 vor. In diesemFall könnte die Union der 25 bereits imJänner 2007 um zwei weitere, und viel-leicht mit Kroatien als drittem Staat, auf27 bzw. 28 Mitglieder vergrößert werden.Dass mit der Aufnahme von (vielleicht)13 Staaten innerhalb kurzer Zeit dieAufnahmekapazität der EU bis auf weite-res zumindest ausgeschöpft sein wird,bedeutet für die Türkei, der bereits seitdem Assoziationsabkommen mit derEWG vom 12. September 1963 ein mög-licher Beitritt in Aussicht gestellt wordenwar, dass es vermutlich noch mindestenseine Dekade dauern wird, bis auch dieEuropäische Union wieder in der Lagesein wird, einen so großen Staat miterheblichen wirtschaftlichen, aber auchpolitischen und religiösen Problemen zuintegrieren. Denn man sollte bei allerFreude über die Erweiterung vom 1. Maidieses Jahres nicht vergessen, dass dieEuropäische Union mit ihren im Verhält-nis zur Zahl der Mitgliedsstaaten sehr un-befriedigenden institutionellen Struktu-ren und Entscheidungsverfahren eine er-hebliche Zeit brauchen wird, um die Aus-wirkungen dieser weitreichenden Er-weiterung, nicht zuletzt in Hinblick aufdie zu erwartenden gewaltigen gruppen-dynamischen und machtpolitischen Ver-änderungen, die dadurch ins Haus stehen,zu verdauen und wiederum zu einer neu-en Routine zu finden.

Sicherlich ist die Europäische Union, dienicht selten als “Global Payer“ und (nochnicht) als “Global Player“ bezeichnetwird, in unserer Gegenwart von einerenormen historischen Bedeutung für vie-le konfliktbeladene Regionen der Welt:

Noch in keiner Phase der langen europäi-schen Geschichte waren die Chancen aufeine Demokratisierung und Integrationder europäischen Völker größer als jetzt,noch nie war Europa so erfolgreich. Umdiesen damit verbundenen gewaltigenHerausforderungen auch weiterhin erfol-greich begegnen zu können, bedarf es je-doch nicht nur des politischen Willens derwesentlichen politischen Entscheidungs-trägerInnen. Es bedarf auch und geradedes Wissens um die Bedeutung der Er-weiterung bei den BürgerInnen Europas,die neben den gewaltigen positiven Er-rungenschaften, die eine erweiterte EUmit sich bringt, auch mit den erheblichenKosten in Form von – zumindest zum Teil– wirtschaftlichen Einschränkungen, aberauch mit einem erheblichen Anspruch andie Lern- und Veränderungsbereitschaftvon Institutionen und der einzelner Men-schen konfrontiert sein werden. Die soerfolgreiche EU der letzten nahezu 50Jahre ist in gewisser Weise ein Opfer ihreshistorisch einmaligen Erfolges: Dieser er-fordert von der Wirtschaft, den Institutio-nen und nicht zuletzt von den Einzelnendie Bereitschaft zu Geduld, aber auch zurlängerfristigen Voraussicht und schließ-lich auch eine gewisse Zähigkeit, nicht beivergleichsweise geringen Schwierigkei-ten an der gewaltigen historischen Aufga-be der Befriedung und Vereinigung Euro-pas selbstverschuldet vorzeitig zu schei-tern.

Otmar HöllLektor am ipw

und Direktor des Österreichischen Institutsfür Internationale Politik (OIIP) in Wien

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der EU

Von Otmar Höll

POLITISCH UND WIRTSCHAFTLICH?

Bologna Process was enlarged at Berlin Conference2003 considerably: there are now 40 countries mem-bers of the Process. We remind that only 4 countries

formulated the first idea of the “new European higher educati-on architecture” in Paris (Sorbonne Declaration) in 1998, 29countries signed Bologna Declaration in 1999 and 33 countrieshad been closely cooperating after Prague meeting, during thesecond term 2001-2003. Berlin conference welcomed sevennew members to the process, four of them from South EasternEurope (SEE).(i)

Countries of SEE and their higher education systems wentthrough hard times in the 1990s, and they now seek to joininternational co-operation and integration to foster nationaleconomic, social and cultural recovery. Universities can playan important role in these processes, offering knowledge andqualifications as well as democratic values. In last few years,the Bologna Process has contributed to the reforms of highereducation in these countries, at the national as well as at theregional and international level.

An interesting regional event with relevance for the regionalcooperation and for the Bologna process in general took placein August 2002, supported by the Croatian Ministry of Scienceand Technology. University Rectors of all SEE countries metat the Inter-University Centre (IUC) in Dubrovnik for the firsttime after a decade of conflicts in the region, and discussedinternational processes in higher education from a regionalpoint of view. In their final Statement they appealed “to theEuropean institutions immediately to admit the regional uni-versities within the Erasmus and Socrates programs, i.e., tofacilitate the mobility and exchange of students and facultyfrom the region”. They decided to organize two workinggroups “on the following important issues: (a) curriculumreform, (b) mutual recognition of periods of study and diplo-mas within and outside the region.”(ii) The second SEERegional Rectors’ Conference in August 2003 focuses on cur-ricular reform, but also on various aspects of excellence buil-ding and on specific projects of regional academic co-operati-on.

The main Bologna follow-up event in the SEE region beforethe Berlin conference was a conference on “The ExternalDimension of the Bologna Process: South-East EuropeanHigher Education and the European Higher Education Area ina Global World” organized jointly by UNESCO-CEPES andEUA (European University Association) and held in Bucha-rest on 6-8 March, 2003. It relied on the Project “RegionalUniversity Network of Governance and Management ofHigher Education in South East Europe”, supported by theEuropean Commission in the framework of the CARDS

(Community Assistance for Reconstruction, Development andStabilization) Programme. The conference explored four maintopics: (1) challenges and opportunities facing higher edu-cation systems and institutions participating in the project(from Albania, Bosnia and Herzegovina, Croatia, Kosovo,FYR of Macedonia, Montenegro and Serbia) in the context ofthe Bologna process; (2) challenges to academic values and tothe organization of academic work at a time of increasing glo-balization; (3) higher education as a public responsibility anda public good, and its significance for higher education in theregion; (4) quality assurance, accreditation and recognition ofqualifications as regulatory mechanisms in the EHEA(European Higher Education Area).

This conference was rich in content. The organizers providedanalytical materials on the reforming processes at nine selec-ted SEE universities (iii), and the preliminary results of theanalysis of Trends III data for the SEE region were presentedfor the first time followed by other presentations and inte-resting discussions among participants from a total of 18European countries. Experience in the above-mentioned pro-ject has demonstrated that those responsible for higher educa-tion in SEE countries have already used the provisions of theBologna Declaration and the Prague Communiqué as a refe-rence framework for their own reform initiatives. Today, thereis clear evidence of a strong commitment to achieving theBologna process objectives in the region. Participants recom-mended that the Ministers meeting in Berlin take this into con-sideration and welcome new applicants from the region as fullmembers in the Bologna process. Participants also welcomedthe opportunity of promoting debate and exchange of experi-ence between representatives of the BFUG (Bologna FollowUp Group) and of the various applicant countries from theregion.

Participants analyzed recent developments in depth, and maderecommendations. University autonomy is now legally protec-ted in all the countries concerned and the practical implemen-tation of this essential element is also improving. The values ofacademic freedom are highly regarded and embedded ineveryday academic work. However, in terms of governancethere are still many issues to be addressed. The current orga-nization of universities as mostly weak federations of legallyautonomous faculties hinders the effective implementation ofthe objectives of the Bologna process. Although students havea formal role in institutional governance bodies, they are, inpractice, in many cases not yet actively involved. Quality assu-rance has become a key challenge for national authorities andinstitutions across the region. Given the small size of the res-pective higher education systems, the introduction of moresystematic and effective institutional quality assurance mecha-

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The Bologna Process

nisms, including a wider European dimension, becomes evermore important. Therefore, institutions have been encouragedto strengthen their European networking activities in this field,and fledgling national agencies should work together with theEuropean Network for Quality Assurance in Higher Education(ENQA); countries that have not yet established an ENIC cen-tre (European Network of National Information Centres onacademic mobility and recognition; the ENIC Network) areexpected to do so as soon as possible.

Universities in the region are well aware that their main prio-rity should be curricular reform. Structures remain traditional,curricula have not been restructured and the duration of studiesat Bachelor level is longer than intended in the Bologna pro-cess while the Master level tends to be simply an add-on to theprevious one. Attention was drawn to the importance of diver-sification, the need to develop alternative forms of provision,and the need to promote lifelong learning. However, pilot pro-jects are on the way and considerable efforts have been madein all countries to introduce ECTS (European Credit TransferSystem). Compared to the past, academic mobility has increa-sed dramatically, despite obstacles encountered both by staffand students (visa requirements, financial resources). On thenegative side, many of the best students and graduates do notreturn after their study abroad, thus contributing to brain drainfrom the region. There are still difficulties with the recognitionof qualifications and periods of study, both internally betweenthe countries in the region, and in relation to other countries.

Participants dealt also with the issue of higher education as apublic responsibility and a public good, from a specific regio-nal point of view. They believed there is now a need to focusattention on the responsibility of public authorities for highereducation. They saw the dilemma facing the countries of theregion as that of coping with the consequences of acceptingpublic responsibility for higher education - the challenges ofsupporting a system ensuring equity and equal access for allaccording to merit, and high quality of provision - at a time ofstrictly limited state budgets, multiple and growing fundingdemands, and recent large increases in higher education parti-cipation rates across the region. There is a need for furtherinvestigation of various possible models of funding highereducation systems, taking into consideration the growing com-petitiveness in the emerging EHEA where sustainable levels ofexcellence are a prerequisite.

Since the Berlin Conference, all countries of SEE are membersof the “Bologna Club”. Soon after the Conference, on 2-3December 2003, Council of Europe organized in Strasbourganother important event, “Conference on the implementationof the Bologna Process in SEE”.(iv) The conference aimed to

provide a forum in which the four SEE countries that haveacceded to the Bologna Process in 2003 and a number ofexperts from other parts of Europe exchange experiences andindicate an agenda for further action in the period leading upto the next conference in May 2005. This agenda focused onthe reforms to be carried out in the four countries concerned toimplement the goals of the Bologna Process, the possibleregional dimensions of such policies and the contribution ofthe four countries to the Bologna Process overall. Thus, for allcountries of SEE the next conference in Bergen in 2005 willalso be an important corner stone.

Pavel ZgagaProfessor and the Dean in the Faculty of Education at the University

of Ljubljana.From 1992 to 1999 he was State Secretary for Higher Education

and from 1999 to 2000 he was Minister of Education and Sports ofthe Republic of Slovenia. His research is primarily focused on issu-

es of internationalization and globalization in educational policy,particularly in higher education. He was General Rapporteur of the

Bologna Follow-up Group at the Ministerial Conference in Berlin inSeptember 2003.

Fußnote:(i) “Ministers decide to accept the requests for membership of Alba-nia, Andorra, Bosnia and Herzegovina, Holy See, Russia, Serbiaand Montenegro, ‘the former Yugoslav Republic of Macedonia’ andto welcome these states as new members thus expanding the processto 40 European Countries.” – Berlin Communique, 19 September2003. See http://www.bologna-berlin2003.de/(ii) Statement from the Dubrovnik Meeting of University Rectors ofSoutheast European Countries. Inter-University Centre inDubrovnik, 23 August 2002. See http://www.see-educoop.net/portal/id_bologna.htm The South East European Education Co-operation Network (SEEECN) is the broadest regional educational network supported bysome countries (Austria, Switzerland, Slovenia) and NGOs (OpenSociety Institute); its website – referred to in this note and further –provides special pages on the Bologna Process with information anddocuments translated in various languages.(iii) Case studies from universities of Zagreb and Split (Croatia),Banja Luka (Bosnia and Herzegovina), Montenegro (Montenegro),Novi Sad and Niš (Serbia), Prishtina (Kosovo), Tirana (Albania) andSs. Cyril and Methodius University in Skopje (FYR of Macedonia). See http://www.see-educoop.net/portal/id_bologna.htm (iv) For the programme, contributions, documents and final reporton the conference seehttp://www.see-educoop.net/portal/id_bologna.htm

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and South Eastern EuropeVon Pavel Zgaga

Seit Ende 2003 wird am Institut für Politikwissen-schaft ein internationales Forschungsprojekt zumeuropäischen Erweiterungsprozess durchgeführt.

Der Beitrag soll einen kurzen Überblick darüber geben.

EU als politisches Projekt

Wurde die Europäische Union zu Beginn in der Regel als„ökonomischer Zusammenschluss“ bezeichnet, hat sichspätestens seit Maastricht auch in der öffentlichenDebatte die Meinung durchgesetzt, dass die EU auch als„politisches Projekt“ zu verstehen ist.

Vor allem von politischen Akteur/innen, aber auch vonPolitikwissenschafter/innen wird dabei immer öfter auchdie Frage nach einer „europäischen Identität“ gestellt.

Von einer „Welt in Stücken“ hin zu einereuropäischen Identität?

Die Veränderungen nach 1989/90 und die damit einher-gehende europäische Integration haben dazu geführt,dass nicht nur die ehemaligen realsozialistischen Staatenihre Identität neu denken müssen, auch die „westlichen“Staaten sind dazu aufgefordert sich (teilweise) neu zupositionieren und etwa ihren „europäischen Charakter“unter Beweis zu stellen.

Der Anthropologe Clifford Geertz (1) sprach im Zusam-menhang mit dem Zusammenbruch der bipolaren Welt-ordnung von einer „Welt in Stücken“, welche dazu ange-halten ist, Konzepte wie Tradition, Identität, Nation,Kultur und Staat zu reformulieren.

Dieser Prozess zeigt sich im Falle der neuen Mitglieds-staaten beispielsweise durch die Phrase von der „Rück-kehr nach Europa“ oder im Falle von Österreich durchseine wiederholte Betonung, dass es „im Herzen Euro-pas“ liege. In der Regel spielen Identitätskonzepte auchbei der Umkehrung dieses Diskurses, bei dem die mögli-che Bedrohung des Nationalstaates durch die europäi-sche Ebene betont wird, implizit eine Rolle.

Cultural Patterns

„Cultural Patterns of the European Enlargement Pro-cess“ versucht, die diesen Identitätskonstruktionen zu-

grunde liegenden politischen Kulturmuster zu analysie-ren.

Dazu nimmt das Projekt Felder des politischen Diskur-ses in den Blick, welche einerseits auf politische Kul-turmuster zurückgreifen und andererseits (potentielle)Konfliktlinien widerspiegeln, wobei eine vergleichendePerspektive von verschiedenen europäischen Staaten(A, BG, CH, F, H, SK) angewandt wird.

Um diese Fragestellungen zu fokussieren, wird exem-plarisch einerseits die Bedeutung von Territorium, ande-rerseits die Konstruktion eines gemeinsamen „europäi-schen Gedächtnisses“ untersucht.

„Ausverkauf der Heimat“

Hinsichtlich der Bedeutung von Territorium ist zu be-merken, dass trotz weitgehender gesellschaftlicher Ver-netzungsprozesse über nationalstaatliche Grenzen hin-weg, nationales Territorium nach wie vor einen wichti-gen Bezugsrahmen für die Formierung kollektiver Iden-tität darstellt (2).

Im Falle der Integration Österreichs in die EU verdeut-licht sich dies etwa am Beispiel des so genannten „Aus-ländergrunderwerbs“, welcher eine zentrale Stellung inden österreichischen Beitrittsverhandlungen einnahm.Als exemplarisch kann hierfür die Aussage des damali-gen Föderalismusministers Weiss gelten, der sich dieFrage stellte, „welches das höherwertige Gut sei, derBeitritt Österreichs zur EU oder eine restriktive Rege-lung im Ausländergrundverkehr.“ Wurde das Themabereits in den 50er Jahren im Rahmen des „Euro-päischen Niederlassungsübereinkommen“ (1957/1966)Teil der Debatte, erhielt es Mitte der 80er Jahre im Zugeder österreichischen Beitrittsverhandlungen erneutAktualität. Das verbindende Element der verschiedenenDiskursstränge ist dabei die „Überfremdung“. WeitereSchlagwörter wie „Ausverkauf des Grund und Bodens“,„Ausverkauf Österreichs“ bis hin zu Begriffen wieErhaltung des „Lebensraumes“ wiederholen sich darinständig.

Abweichend von Diskursen über Migration ist das Bilddes „Ausländers“ in erster Linie geprägt vom „kaufkräf-tigen Deutschen“. – In Ungarn nahm im Rahmen derErweiterung wiederum „der finanzkräftige Österrei-

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CCuullttuurraall PPaatttteerrnnss

cher“ diese Position ein. Damit verknüpft sind Bedroh-ungsszenarien im Bezug auf Themen, die traditionell alsTeil österreichischen Selbstverständnisses aufgefasstwerden, wie die „Bauernschaft“ oder der österreichischeTourismus. Die Neutralität wird für die Attraktivität des„österreichischen Bodens“ wiederum als wesentlich be-nannt. Die Rolle Österreichs als kleiner Staat und seineföderale Struktur nehmen hier einen besonderen Stellen-wert ein.

Eine Fortsetzung des Diskurses findet sich im Rahmender so genannten „Osterweiterungsdebatte“. So schreibtdie FPÖ im Zuge des niederösterreichischen Gemeinde-wahlratskampfes 2000 „EU-Osterweiterung – NeinDanke!“ und fordert dazu auf, künftig Niederösterrei-cher/innen beim Grunderwerb zu bevorzugen, denn „ab1.1.2000 besitzen EU-Bürger das uneingeschränkteRecht, sich in Niederösterreich anzusiedeln […] EinAusverkauf der Heimat droht.“

Die Frage des Ausländergrunderwerbs in den einzelnenLändern stellt nur ein Untersuchungsfeld von vielen dar,welche im interdisziplinären Projekt, das politische Kul-turmuster als strukturierende Kategorie und als Bezugs-rahmen für politische Orientierung versteht, themati-siert werden.

Das Projekt läuft bis 2006. Weitere Informationen dazufinden sich auch im Internet unter http://cultpat.eu.tt.

Leila Hadj-Abdouhat Politikwissenschaft und Geschichte in Wien und

Budapest studiert, war von 2000-2003 Projektmitarbeiterinam Österreichischen Ost- und Südosteuropa Institut und ist

seit 2003 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ipw für dieProjekte „Cultural patterns of the european enlargement pro-

cess“(EU/5FP) und „Public Construction of Europe“(BMBWK/NODE)

Fußnoten:(1) Geertz, Clifford (1996): Welt in Stücken. Kultur undPolitik am Ende des 20. Jahrhunderts. Wien(2) Albert, Matthias (1999): Territorium und Identität.Kollektive Identität und moderner Nationalstaat. In: ÖZP,28/3, 255-268

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of the EuropeanEnlargement Process

Von Leila Hadj-Abdou

Jener Prozentsatz, wie viele Menschen sich an der Wahlzum EU-Parlament 2004 beteiligt haben, hat vieleUrsachen und kann breit interpretiert werden, je nach-

dem, welche Perspektive gewählt wird: Ist es nun die oft-mals diagnostizierte Politikverdrossenheit in der westlichenWelt (Stichwort Entpolitisierung) oder eine mediatisierteMassengesellschaft, für die der Bedeutungsunterschiedzwischen „Starmania“ und Wahlzelle ins Belanglose zer-rinnt? Was auch immer die Ursache für eine geringeWahlbeteiligung ist, das Partizipationsausmaß ist jedenfallsein wichtiger Indikator dafür, welchen Wert (welchen Sinn,welche Bedeutung) Menschen Wahlen zumessen. Und inder Tat: der Stimmzettel wird seit den neunziger Jahren desvorigen Jahrhunderts – „dem Jahrzehnt der Globalisierung“– mehr und mehr entwertet, weil der Staat bzw. Natio-nen(zusammenschlüsse) nicht mehr alleinige Akteure inder Welt sind, sondern nur mehr Einflussgruppen nebenanderen. Habermas spricht in diesem Zusammenhang voneiner „sinkenden Kaufkraft der Stimmzettel“ (1). Es gibtgegenwärtig eine Reihe von internationalen Organisationen(etwa UNO, NATO, OSZE), Nichtregierungsorganisatio-nen (etwa Greenpeace, amnesty international, Attac) sowieUnternehmen mit Interessen (etwa Shell, Ford, Microsoft),die als politische Akteure auftreten. Staaten gelten so alsMitspieler, die Betonung liegt dabei auf „mit“. Wennman/frau bedenkt, dass nur mehr etwa 20 Prozent der Ent-scheidungen im „eigenen“ Land getroffen werden – bereits80 Prozent werden vorher bereits im Rahmen von multila-teralen Vereinbarungen in der Europäischen Union (EU)vereinbart –, dann wird der Einfluss der EU im politischenMehrebenensystem (Gemeinde – Region – Nation –Kontinent – Welt) deutlich. Das Institutionengeflecht derEU versucht auf internationaler – zumindest aber kontinen-taler – Ebene, ein politisches Gegengewicht zu transnatio-nalen ökonomischen Interessen aufzubauen. Das Euro-päische Parlament als Vertreterin der mittlerweile 450 Mil-lionen BürgerInnen stellt dabei so etwas wie eine Tribünen-funktion bzw. Diskussionsplattform dar. Die im Vergleichan nationalstaatlichen Parlamenten gemessene geringeBefugnis wird immer wieder unter dem Schlagwort„Demokratiedefizit“ angekreidet. Der deutsche Rechtswis-senschafter Carl Schmitt, der auch in den Nationalso-zialismus verstrickt war, bemerkte 1926 in einem Text über„Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamen-tarismus“ zum Zusammenhang von Debatte und Demo-kratie folgendes: „Das Wesentliche des Parlaments ist (...)

öffentliches Verhandeln von Argument und Gegen-argument, öffentliche Debatte und öffentliche Diskussion,Parlamentieren, wobei zunächst noch nicht an Demokratiegedacht zu werden braucht.“(2). Allein der Begriff Par-lament erinnert uns ständig an die zunächst kommunikativeFunktion (parler = sprechen). Nicht das Zurückziehen aufprivative oder elitäre Konferenzen im Sinne von „Geheim-verhandlungen“, wie wir sie im Zuge von WTO-Verhand-lungen bereits kennen gelernt haben, sondern das öffentli-che Debattieren ist heute gefragt. Im neuen Europa ist diesesprachliche Integrationsleistung des Parlaments zudemmehr als erforderlich.

Doch zurück zu der Ausgangsfrage rund um das Ausmaßder Wahlbeteiligung. Die vergangenen Wahlgänge zeigtenin Österreich ein eher bescheidenes Interesse am Europa-parlament. Während sich die Wahlbeteiligung bei National-ratswahlen Ende der neunziger Jahren bei etwas über 80Prozent eingependelt hat (1995: 84 %; 1999: 80 %; 2002:84 %), ist bei Bundespräsidenten-Wahlen ein Rückgangfestzustellen (1951 bis 70er Jahre: ca. 95 %; 80er Jahre: ca.90 %; 90er Jahre: ca. 80 %; 1998: 74 %; 2004: 70 %), sokann die genaue Daten-Analyse der EU-Parlamentswahlendurchaus zu interessanten Ergebnissen führen. Bisher laghier die Wahlbeteiligung in Österreich auf sehr niedrigemNiveau (1996: 68 %; 1999: 49 %). Pierre Bourdieu behaup-tete Ende der 70er Jahre, dass die Angabe über die Höhe derMeinungsverweigerInnen bei Umfragen die interessantesteZahl der Demoskopie überhaupt sei. Sie zeige nämlich, wersich berechtigt fühlt und in einem gewissen Sinne auchbefähigt ist, Meinung zu äußern und wer in der Arena deröffentlichen Interessensübereinkunft teilnimmt (3). In aktu-ellen Veröffentlichungen bestätigt sich diese ErkenntnisBourdieus immer wieder. Interessant ist hier etwa eineErhebung, publiziert in der „Herald Tribune“ vom 17. März2004, in der sich die Bevölkerung mehrerer Staaten zumIrak-Konflikt äußerten. In Deutschland oder Frankreich gabes dabei eine signifikant höhere Beantwortungsquote, alsetwa bei der Türkei oder Pakistan. Gewagt, aber nicht weni-ger interessant, wäre nun eine Übertragung solcher Befundevon Meinungsumfragen auf demokratische Wahlen, etwaauf die EU-Parlamentswahl vom Juni 2004. Welche Ländernehmen in welchem Ausmaß an den Wahlen teil? Sind diezehn „Neuen“ partizipationsfreudiger oder noch abwar-tend? Lässt das Interesse der 15 „Alten“ nach oder gibt esim Zuge der Re-Thematisierung europäischer Themen

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Die Wahl zwischenBBeteietei ll igung und Aigung und Ausschlussusschluss

– eine schwierige Entscheidung?Entscheidung?

einen gewissen Aufwärtstrend an der europapolitischenBeteiligung, gar eine Freude am Politischen, so etwas wieeine „public happiness“ (Arendt)?

Vermutlich ist die Entscheidung zwischen der (Wahl-)Be-teiligung und dem Verzicht darauf gar keine schwierigeEntscheidung. Die Leichtigkeit des Selbstausschlusses desEinzelnen in der modernen Massengesellschaft, wie wir sienun schon seit etwa 100 Jahren kennen, ist eine ständig lau-ernde Gefahr. Zu analysieren wären heute die verschiedent-lich einwirkenden diskursiv-kulturellen Machtmechanis-men, die zu einer nur vordergründig „freiwilligen“ Abgabedes je individuellen Machtanteils führen, das die Wahl-forschung in einer Prozentangabe nüchtern wiedergibt.

Max Weber stellte bereits 1918 zum Parlamentarismus fest:„Man mag den parlamentarischen Betrieb hassen oder lie-ben, – beseitigen wird man ihn nicht. Man kann ihn nurpolitisch machtlos machen, ...“ (4).

Markus WolschlagerRedaktionsmitglied und Student am ipw

(derzeit am Institut d’Etudes Politiques - Sciences Po in Aix-en-Provence)

Fußnoten:(1) Jürgen Habermas: Der europäische Nationalstaat unter demDruck der Globalisierung. 1999. In: Internetwww.blaetter.de/kommenta/habe0499.htm, abgerufen am 23.April 2004.(2) Zitiert nach Herfried Münkler (Hg.): Politisches Denken im20. Jahrhundert. Ein Lesebuch. Piper, München/Zürich, 2002. S.239.(3) vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik dergesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt am Main,1982. (zuerst 1979) (4) Max Weber: Parlament und Regierung im neugeordnetenDeutschland. Zitiert nach Herfried Münkler (Hg.): PolitischesDenken im 20. Jahrhundert. Ein Lesebuch. Piper,München/Zürich, 2002. S. 234, die Hervorhebungen stammenvon Max Weber. Zu Webers zitierter Bemerkung ist hinzuzufü-gen, dass er den Parlamentarismus sehr kritisch betrachtete, mitder Gefahr der „Züchtung“ charismatischer Führer (vgl. dazuVolker Heins: Max Weber zur Einführung. Junius-Verlag,Hamburg, 1990, S. 58).

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Überlegungen aus Anlassder Wahlen zum Europaparlament

Von Markus Wolschlager

Dieser Tage gehen die Kino-Premieren des Heldenepos„Troia“ gleichzeitig mit den Bildern der im Irak fol-ternden US-Soldatin Lynndie England um die Welt. In

ähnlicher Weise brachte der Frühling 2003 nicht nur dasMedienspektakel um die im Irak gefangengenommene US-Soldatin Jessica Lynch auf die Fernsehbildschirme, sondernauch die größte Zahl an Westernfilmen seit den 70er Jahren indie Kinos. Das ist kein Zufall. Immer wenn die konstruierteVerbindung von Krieg und heldenhafter Männlichkeit bedrohtscheint, ersteht sie in der Imagination einer fiktivenVergangenheit wieder auf. In der westlichen Kulturtraditiongeschieht dies vor allem in den griechischen Heldensagen oderim US-amerikanischen Cowboy-Mythos. (vgl. Braudy 2004)

In einer medial bestimmten Kultur werden fiktive und realeMediengeschichten zum Ausdruck eines sich veränderndenKriegsgeschehens. Es ist daher aufschlussreich, aktuelle Bilderund Narrative von militärischer Männlichkeit und Weiblichkeitzu untersuchen, um auf eventuelle Veränderungen von Ge-schlechteridentitäten in sogenannten „Neuen Kriegen“ schlie-ßen zu können.

Verstaatlichung als Vermännlichung des KriegesKrieg wird nicht nur als männlich wahrgenommen, weil männ-liche Akteure häufiger und offenkundiger im Zentrum desKriegsgeschehens stehen. Vor allem sind es soziale und kultu-relle Konstruktionen, die eine männliche Vergeschlechtlichungdes Krieges bewirken. Um dieses Phänomen fassen zu können,muss Krieg als eine Form politischen Diskurses und sozialerPraxis verstanden werden. Denn als solcher ist er Folge patriar-chaler Geschlechterverhältnisse und auch an deren Anpassungund Kontinuität beteiligt. Vergeschlechtlichte Ideologisierun-gen und Wertvorstellungen steuern das militärische Geschehenwesentlich mit und bedeuten, dass Krieg und Militär als „frau-enlos“ gedacht werden müssen. (vgl. Kreisky 2003: 1ff.)

Dennoch war der militärische Ausschluss von Frauen nichtimmer selbstverständlich. In der frühen Neuzeit hatten mitzie-hende Familien noch vitale Bedeutung für die Versorgung derSöldnerheere. Militärisches und ziviles Leben waren noch nichtderart voneinander abgeschottet, wie dies nach der „militäri-schen Revolution“ im Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundertder Fall war. Die Erfindung der Feuerwaffensysteme führte zueiner radikalen Reform militärischer Taktik sowie einer striktenhierarchischen Organisation und Disziplin. Erst im Zuge tech-nologischer und organisatorischer Modernisierung wurdenFrauen sukzessive ausgeschlossen. (ebd.: 4ff.)

Durch Transformation von Söldner- und Fürstenkriegen zuVolks- und Massenkriegen wurden Armeen zu Instrumentennationalstaatlicher Machtpolitik und der Staat zum Monopolist

des Krieges. Die Verstaatlichung des Krieges führte in weitererFolge zu einer Idealisierung des bürgerlichen Soldaten undmachte maskuline Waffenfähigkeit zur Grundbedingung politi-scher Subjektfähigkeit. Plötzlich waren an die Mitgliedschaftbei der Institution Militär politische Rechte gebunden, vondenen es Frauen auszuschließen galt. Das Militär musste vonnun an als „frauenfreier Raum“ konstruiert werden (ebd.). Es istin diesem Sinne eine „male-defining institution“ (vgl. Isaksson1988: 3), in der Männlichkeitsvorstellungen generiert werden,die in Verbindung zu denen der Gesamtgesellschaft stehen.(vgl. Seifert 1996: 88)

Herausforderungen für die Männlichkeit desKriegesDer Soldat als Inkarnation von Männlichkeit und das Militärals männliche Machtressource wurden immer wieder durchdie Realität des Krieges herausgefordert. Schon mit derErfindung des Schießpulvers erwies sich Krieg als völlig unge-eignet für die Herstellung und Repräsentation heroischer, elitä-rer Männlichkeit. Heldenhafter Kampf wurde nach und nachvon technologischer und bürokratischer Kriegsführung überla-gert, in der Männer zu bloßen Rädchen in nationalstaatlichenKriegsmaschinerien wurden. (vgl. Braudy 2004) Die traditio-nelle Aura des Heroischen kam in den modernen Kriegen des20. Jahrhunderts weiter abhanden, während Frauen sich immermehr politische Rechte erkämpften. Kompensatorische Dar-stellungsleistungen mussten erbracht werden. Die „Rambo-isierung“ der US-Kultur nach Vietnam ist hier wohl nur dasbekannteste Beispiel für Remaskulinisierung nach „entman-nenden“ kriegerischen Konflikten.

Eine besonders große Herausforderung stellte die Aufnahmevon Frauen ins Militär dar, denn kämpfende Frauen stellten dieBeschützerfunktion der Männer als Kriegslegitimation undMilitär als Ort der Konstruktion von Männlichkeit in Frage.Doch auch für dieses ideologische Ordnungsproblem fandsich eine Lösung, indem man Frauen schlicht und einfachnicht zu Kampfeinheiten zuließ. Dieser Ausschluss beruhtauf der fiktiven Trennung von Front und Etappe und derIllusion eines „sicheren Hafens“, in dem Frauen dienen kön-nen. Der Kämpfer bleibt so auf der Ebene symbolischerRepräsentation eine rein männliche Figur und der Mythosvon der Männlichkeit des Krieges kann aufrechterhaltenwerden. (vgl. Seifert 1996: 88)

Das Phänomen der Neuen Kriege, wie es etwa von MaryKaldor oder Herfried Münkler beschrieben wird (vgl.Kaldor 2000 und Münkler 2002), fordert die Männlichkeitdes Kampfes nun ein weiteres Mal heraus und macht wiedergroße symbolische Anstrengungen notwendig, um der Ent-heroisierung des männlichen Kämpfers entgegenzuwirken.

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Cowboys u n d A m a z o n e nu n d A m a z o n e n

Bedeuten „Neue Kriege“ eineEntmännlichung der Kriegsführung?Denkt man beim Stichwort Neue Kriege in erster Linie anBürgerkriege in Afrika oder Guerillabewegungen in Süd-amerika, so muss darauf hingewiesen werden, dass auch soge-nannte westliche Länder von Privatisierung und Kommer-zialisierung von Gewalt sowie Entstaatlichung der Kriegs-führung betroffen sind. Deutlich wird dies am aktuellen Ge-schehen im Irak, wo private Militärunternehmen gegenüberstaatlichen Einheiten an Bedeutung gewinnen. Zieht man keinekünstliche Trennlinie zwischen heißer und kalter Kriegsphase,werden die kennzeichnenden Merkmale Neuer Kriege deutlich:Terrorismus als Strategie, unklare Feindkonstellationen, asym-metrische Kräfteverhältnisse. Auf beiden Seiten ist der Staatnicht mehr Monopolist des Krieges und der Konflikt wird nichtdurch das Gewinnen von Kampfhandlungen entschieden. DasKonzept des „War on Terrorism“ korrespondiert ebenfalls mitdem Konzept der Neuen Kriege. Die dadurch mögliche Aus-dehnung des Kriegsbegriffs führt zu weiterer Entstaatlichung,denn dieser Krieg wird überhaupt nicht mehr gegen Staaten,sondern gegen die unklare Kategorie des „Bösen“ an sichgeführt.

Doch wenn Verstaatlichung und Militarisierung des Kriegesmännliche Vergeschlechtlichung garantieren konnten, bedeutetdann Entstaatlichung zwangsläufig Entmännlichung?

Neue Kriege machen Frauenausschluss schwieriger. Im Zeit-alter des Technokrieges und „chirurgischer Eingriffe“ werdenArgumente der physischen Unterlegenheit von Frauen obsolet.Im Krieg der Bilder ist es nicht mehr möglich, ihre Präsenz imMilitär zu leugnen oder die fiktive Trennung von kämpfendemund nicht-kämpfendem Personal aufrechtzuerhalten. Die starreVerbindung zwischen Staat und Krieg wird aufgeweicht, dochbevor sich damit auch traditionelle Männlichkeits- undWeiblichkeitsvorstellungen auflösen, wird auf Ebene der sym-bolischen Inszenierung entgegengewirkt.

Jessica Lynch: AntiheroIm Kontext Neuer Kriege tauchen kämpfende Frauen wieJessica Lynch auf. Sie sind Zeichen eines sich veränderndenMilitärs und Kriegsgeschehens und Indiz für die Auflösung desKonnexes starker Mann – starker Staat. Doch die Repräsen-tation von Frauen im Krieg baut weiterhin auf militaristischenMännlichkeitsmythen auf und unterwirft weibliche Beteiligungan Kriegen einer Logik, die die Legitimation der männlichenBeschützerfunktion nicht hinterfragt, sondern bestätigt.

Neben der patriotischen Heldengeschichte von der tapferkämpfenden Soldatin wurden im Fall Jessica Lynch auch ver-geschlechtlichte Narrative bedient, die Rückschlüsse auf den

Versuch einer symbolischen Remaskulinisierung zulassen.Patriotische Geschichten über die Heldin wurden durch Erzäh-lungen vom infantilisierten Opfer ausbalanciert. In der media-len Darstellung war Lynchs Schicksal stets von männlicherGewalt abhängig, sei es von Seiten der irakischen Soldaten, derÄrzte oder der US Special Forces. In der Konstruktion bleibtLynch Opfer und männliches Schutzobjekt, was durch haltloseBehauptungen, sie wäre vergewaltigt worden, noch unterstri-chen wird.

Fazit: Frauen im Militär werden im Zuge Neuer Kriege sicht-barer. Um die männliche Hegemonie in dieser Schlüsselinsti-tution und Mythen von der Männlichkeit des Krieges aufrecht-zuerhalten, werden ihre Geschichten vergeschlechtlicht. DieZurschaustellung heroischer, militarisierter männlicher Machtim Fall Jessica Lynch zeigt, dass auf das Militär als “male-defi-ning institution” nicht verzichtet werden kann. Und währenddie Bilder von Lynndie England ein weiteres Mal sämtlicheIllusionen über den heroischen, männlichen Krieg zerstören,gelingt es nur noch dem Blockbuster „Troia“, das Versprechendes sauberen, ehrenhaften Krieges einzulösen. Diese Versiondes im Trailer angepriesen „greatest war of revenge“ ist garan-tiert frauenfrei.

Saskia StachowitschDissertantin und Studienassistentin am ipw

Literatur:Braudy, Leo (2003): From Chivalry to Terrorism: War and theChanging Nature of Masculinity, New YorkIsaksson, Eva (1988): Women and the Military System, New YorkKaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt imZeitalter der Globalisierung, Frankfurt/M.Kreisky, Eva (2003): Fragmente zum Verständnis des Geschlechtsdes Krieges,http://evakreisky.at/onlinetexte/geschlecht_des_krieges.pdf (20.2.04)Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege, Reinbek bei HamburgSeifert, Ruth (1996): Militär – Kultur – Identität. Individualisierung,Geschlechterverhältnisse und die soziale Konstruktion des Soldaten,Bremen

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Männl ichkei t und Weib l ichkei tim Kontext „Neuer Kriege“

Von Saskia Stachowitsch

Im Vorjahr gab es von Menschenrechtsorganisationenmehrere Versuche, die „zuständigen“ Stellen auf Miss-handlungen in irakischen Gefängnissen aufmerksam zu

machen: ein Memorandum im Mai 2003, ein Treffen mitVertretern von amnesty international (ai) im Juni, einMemo im Juli, ein Brief im Oktober. Das InternationaleKomitee des Roten Kreuzes bezeichnet die Folterungen imGefängnis von Abu Ghureib mit derzeit etwa 3.900, imZeitraum der Folterungen 6.000 Gefangenen, heute nichtals Einzelfälle, sondern als „eine tolerierte Praxis“ desWestens, als ein umfassendes „Schema bzw. System“ vonMisshandlungen (1). Erst als vor wenigen Wochen, EndeApril 2004, der US-amerikanische Fernsehsender CBS undwenig später das Wochenmagazin „The New Yorker“ gräss-liche Videoaufzeichnungen und Fotos veröffentlichten,führte die unmittelbare Kraft des Bildes zu Entsetzen. DieTitelblätter von „Spiegel“ bis „Economist“ zeigten auseiner Fülle von Material einen Kapuzenmann, verkabelt anHänden und Geschlechtsorganen und auf einer Kiste ste-hend. Sollte er Einknicken, so die Drohung der US-ameri-kanischen Soldaten im Gefängnis in der Nähe von Bagdad,so drohe ihm unmittelbar der tödliche Stromschlag. DieseBilder „sind ein Dokument dafür, dass die Stimmen derGefangenen oder der Beteiligten selbst nicht gehört wur-den“, sagt der Medienwissenschafter Joseph Vogl. DieBilder monopolisieren Vogl zufolge die ZeugInnenschaft,welche nun „ein zweites Mal gelöscht“ wurde (2). DieFolterbilder demonstrieren nicht nur die Qualen imGefängnis, sondern zugleich eine zunehmende medialeAnalphabetisierung in der westlichen Welt, wo Nachrichtenmehr und mehr von Buchstabensprache in Bildersprachetransformiert werden, um schließlich massenmedial als ein„Informations-Comic“ konsumiert zu werden.

ISo gut wie alle Medien berichteten ausführlich. Ausnahmenragen so besonders hervor: Zwei Medienunternehmer wei-gerten sich hartnäckig, die Folter im Irak zu thematisieren.Zum einen Rupert Murdoch, er ist neben Time Warner, Dis-ney, Bertelsmann, Viacom und Sony einer der „Big Player“am globalen Mediensektor. Murdoch war Vorbild für denBösewicht im James Bond Film „Tomorrow Never Dies“und erreicht im wahren Leben etwa zwei Milliarden Men-schen, also ein Drittel der Weltbevölkerung, mit seinemweit verzweigten Medienkonzern „News Corporation“. In-teressant an seiner Biographie ist der Umstand, dass Mur-doch während der Studentenzeit in Oxford radikalkommu-nistische Positionen vertreten hat, im Laufe seiner Unter-nehmerkarriere sich jedoch ausschließlich dem Marktinter-esse unterworfen hat. Es waren in den 80er Jahren auch

seine Blätter, die tief greifende „Reformen“ der Gewerk-schaftsgesetzgebung unter Margaret Thatcher in Großbritan-nien ermöglichten, um im Gegenzug mit Regierungsunter-stützung den Sender Sky-TV aufbauen zu können. Im Früh-jahr 2003 waren vor allem seine Medien und hier insbe-sondere Fox-TV in den USA federführend, der mit Sloganswie „our soldiers bring peace for iraq“ für den Krieg „warb“– eine spezifische Form von Kriegspropaganda. NoamChomsky erläutert die Funktion der Propaganda so: „GutePropaganda erfindet einen Slogan, dem alle zustimmen kön-nen, ohne wissen zu müssen, was er bedeutet, weil er näm-lich nichts bedeutet. Sein Wert besteht gerade darin, von derwirklich bedeutungsvollen Frage abzulenken.“(3) DieseVorbemerkung über Rupert Murdoch und seine bisherigeHaltung zum Irak-Krieg scheint mir nicht unwesentlich zusein für den Umstand, dass „seine“ Medien wie die „NewYork Post“ in Amerika oder „The Sun“ in Großbritannien dieaktuellen Misshandlungen im Irak so behandeln, als wärensie nicht geschehen. Die mediale Thematisierung war keineFrage von Qualitätszeitung oder Boulevardzeitung, keinevon links oder rechts. Die Entscheidung zur Veröffentlichungbzw. besser der Nicht-Veröffentlichung dürfte bei Murdochvielmehr im engen Beziehungsgerüst von Politik undUnternehmensentscheidungen liegen (4). Ähnlich verhielt essich in Frankreich, wo die zwei größten Tageszeitungen „LeMonde“ (ca. 390.000 Verkaufsexemplare) und „Le Figaro“(ca. 353.000 Stück) ein sehr konträres Bild der Bilder liefer-ten. Während „Le Monde“ ausführlich – mitunter mitSonderbeilagen – berichtete, verhielt sich der konservative„Le Figaro“ verhältnismäßig still. Vielleicht passt das zu derAnkündigung des erst seit März neuen Herausgebers SergeDassault: „Für mich ist es wichtig, eine Zeitung zu besitzen,um meine Meinung auszudrücken und auf Journalisten zuantworten, die alles mögliche schreiben.“ Dassault ist außer-dem noch Frankreichs größter Waffenproduzent und giltpolitisch als ultraliberaler Rechter. Das ebenfalls unter sei-nem Einfluss stehende französische Nachrichtenmagazin„L’Express“ verhält sich wie der „Le Figaro“: auch dort wirdversucht, das Thema systematisch „klein“ zu machen. In dermehr als 200-Seiten umfassenden „L’Express“-Ausgabevom 10. Mai findet sich gerade auf einer Seite ein Foto undzwar vom US-Präsidenten – dabei wird in zwei Spalten über„schlechte Nachrichten für Bush“ berichtet (5). Die Auf-machergeschichte für das Ressort Außenpolitik ist in diesemvon Dassault dominierten Nachrichtenmagazin übrigens eineReportage über Eskimos in Kanada.

II„Die schlimmsten Misshandlungen wurden von Wächternder Nachtschicht durchgeführt, als sie dachten, sie würden

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„Wir wissen nicht,wer verantwortlich ist“

nicht beobachtet werden.“(6) Dieser Satz stammt nicht ausder aktuellen Irak-Debatte, sondern von Philip Zimbardo,der (neben dem Gehorsams- und Autoritätsexperiment vonStanley Milgram an der Yale-University 1961) mit demStanford-Prison-Experiment aus dem Jahre 1971 eines derbedeutendsten psychologischen Experimente des 20. Jahr-hunderts durchführte. Aktualität gewinnt dieser Satz jedochmit der Aussage eines Angestellten des Weißen Hauses,welcher im Nachrichtenmagazin „Time“ behauptet, dass essich bei den Misshandlungen nicht um das normale Befra-gungsteam gehandelt hat, sondern um eine kleine Gruppe inder Nacht: „It was the night shift“ (7). Diese Aussage stehtübrigens im Widerspruch zu den Behauptungen eines „Auf-deckers“ des Skandals, Seymour M. Hersh. Er behauptet im„New Yorker“, dass die Misshandlungen nicht von Vorge-setzten versteckt durchgeführt wurden (8). Zimbardo warvom Effekt der durch die vor 30 Jahren fiktive Gefängnis-situation hervorgerufenen Gewalttätigkeit selbst überraschtund das auf zwei Wochen ausgelegte Experiment musstebereits nach sechs Tagen abgebrochen werden. Für denSadismus „stehen immer Kinder, Ehefrauen oder Hundedafür zur Verfügung; oder es gibt Hilflose, wie die Insassenvon Gefängnissen, Krankenhauspatienten (...)“, schreibtErich Fromm, Psychoanalytiker aus der frühen FrankfurterSchule, in seiner letzten großen Untersuchung über die„Anatomie der menschlichen Destruktivität“ (9). ImAnschluss an Fromms kritischer Auseinandersetzung mitden Experimenten von Zimbardo und Milgram, entwickelter als eine fundamentale Gegenthese zu Konrad LorenzAggressivitätsbehauptung (wonach Menschen „von Naturaus“ aggressiv und gewalttätig seien) eine sehr detaillierteAnalyse der menschlichen Charakterzüge. Im Zusammen-hang mit den Folterungen im Irak, zeigt sich in erster Linieder so genannte „sadistische Charakter“ der Gefängniswär-terInnen. Im gedanklichen Prozess des Verstehens, warumgerade ein 24-jähriger Mann oder eine 21-jährige Frau ausden USA irakische Gefangene nackt im Gang auf einenHaufen legen lassen, Hunde auf sie hetzen und andere zu-nächst „unerklärliche“ Dinge durchführen, bieten uns Zim-bardo und Fromm zwei Ansätze. Für Philip Zimbardo istdie „totale Situation“ des Gefängnisses ein entscheidenderFaktor, der aus durchschnittlichen Menschen Opfer undTäter entstehen lässt. Für Erich Fromm geht es stärker umdie in einem langen historischen Prozess entstandene ge-sellschaftliche Rahmenbedingung und weiters um ein gan-zes Bündel („Syndrom“) von Charakter-Eigenschaften, diein unterschiedlichen Situationen zum Vorschein kommen,ein anderes Mal aber im Hintergrund bleiben. (Adorno wie-derum hat in seinen „Studien zum autoritären Charakter“aufgezeigt, welche auch im Alltag allgegenwärtigen Indika-

toren auf einen autoritären bzw. faschistischen Charakterschließen lassen.) Fromm glaubt zu erkennen, dass „derKern des Sadismus (...) die Leidenschaft ist, absolute unduneingeschränkte Herrschaft über ein lebendes Wesen aus-zuüben, ob es sich nun um ein Tier, ein Kind, einen Mannoder eine Frau handelt.“ (10). Er zeigt im Zusammenhangmit sadistischem Verhalten, dass der entscheidende Punktist, den Willen eines Menschen zu brechen – und hier eig-net sich eben das sich Gefängnis besonders gut. Frommuntermauert sein Argument mit einer Studie der Harvard-University zu Kindesmisshandlungen, wonach sich dieHäufigkeit der Misshandlung im Alter zwischen drei undneun Jahren verdoppelt (verglichen mit dem Alter von einsbis zwei Jahren bzw. von neun bis 15 Jahren). Fromm: „Dasbedeutet, daß der Sadismus am intensivsten ist, wenn dasKind zwar noch hilflos ist, aber schon anfängt, einen eige-nen Willen zu zeigen und sich gegen den Wunsch derErwachsenen, es ganz zu beherrschen, zur Wehr zu setzen.“(11). Auf den Folterbildern aus dem von den USA im Irakgeführten Gefängnis Abu Ghureib können wir bei denWärterInnen die „Verwandlung der Ohnmacht in dasErlebnis der Allmacht“ sehen, bei ihnen werden „lebendigeWesen (...) zu Dingen“ – hier streben Sadisten „nach Machtüber Menschen, eben weil (sie) nicht die Macht besitz(en),zu sein.“ (12). Eine Wärterin, Lynndie England, die auf denBildern zu sehen war, rechtfertigte sich im US-Fernsehenso: „Mir wurde gesagt, ich soll mich dort hinstellen und aufdiese Objekte (!) schauen.“ Philip Zimbardo hat sich 30Jahren nach seinem Gefängnisexperiment zu den aktuellenMisshandlungen geäußert und schlussfolgerte im Nachrich-tenmagazin „Time“, dass im Irak alle drei Faktoren fehlten,die in einem Gefängnis notwendig wären: erstens klareRegeln, zweitens ein gut ausgebildetes Team und drittensein transparentes Konzept für Bestrafung bei Misshandlun-gen (13). Und Zimbardo fügt gegenüber der „New YorkTimes“ hinzu: „Ich habe genau die gleichen Bilder von Ge-fangenen mit Säcken über ihren Köpfen.“ (14).

IIIWelche Kriegs- und Gefängnisorganisation ermöglichensolche Folterungen und Misshandlungen über einen länge-ren Zeitraum? Über diese strukturellen Fragen berichtetedas deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seinerTitelgeschichte vom 3. Mai 2004 (15): „Die USA benutzenoffenbar nicht nur eigene Militärpolizisten (...) – sie lassenverhören, von privaten Ermittlern, deren Tätigkeit weitge-hend unkontrolliert bleibt und deren Handlungen amerika-nischer Gerichtsbarkeit nicht untersteht.“ (16). Laut „Spie-

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ÜBER DIE WESTLICHE FOLTER IM IRAKVon Markus Wolschlager

gel“ arbeiten eine Reihe so genannter Privater Militärfir-men (PMF) für die westlichen Staaten, im Irak derzeit etwa25.000 Personen (nach „Spiegel“-Angaben bzw. 20.000laut „Le Monde“ vom 8. Mai 2004, S. 2). Es arbeiten alsodoppelt so viele private Angestellte von Militärfirmen imIrak, als etwa Großbritannien Soldaten stationiert hat. DieUnternehmen Titan und CACI aus den USA suchen „drin-gend Verhörspezialisten“ welche in der Lage sind in iraki-schen Gefängnissen „effektiv zu interviewen bei allenfallsmoderater Aufsicht“ (17). Solche Privatfirmen sind einMarkenzeichen der aktuellen Bush-Regierung, die wiekeine vor ihr die Privatisierung staatlicher Funktionen vor-angetrieben hat. Für den Verteidigungsminister der USA,Donald Rumsfeld, ist „jede Funktion, die vom privatenSektor übernommen werden kann, keine Kernfunktion derRegierung.“ (18). Es geht bei den gegenwärtigen Entpoliti-sierungs- und Privatisierungsdebatten nicht nur um einen„schlanken Staat“, sondern auch um einen „schlankenKrieg“. Diese „Privatkrieger“ sind „Militärdienstleisterneuen Stils“ (19), von denen der Berliner Politikwissen-schafter Herfried Münkler den Begriff des „Neuen Krieges“mitgeprägt hat und die aus Großbritannien stammende Poli-tologin Mary Kaldor zu folgendem Schluss kommt: Weilsich die politischen und ökonomischen, öffentlichen undprivaten, militärischen und zivilen Bereiche kaum nochvoneinander abgrenzen lassen, „läßt sich der Krieg kaumnoch vom Frieden unterschieden“ (20). Ralf Bendrathschließlich vertritt die These, dass „die Söldnerfirmen alstransnationale Gewaltdienstleister zu einer neuen Form vonpostnationaler Souveränität führen können, in der die Tren-nung von politischer und wirtschaftlicher Macht aufgeho-ben ist.“ (21). Krieg war schon immer ein „Geschäft“, dochdie nun schon „Krieg-GmbHs“ genannten privaten Militär-unternehmen konnten sich erst seit 1989, dem Ende desKalten Krieges, zu einem „modernen internationalen In-dustriezweig“ ausbreiten (22). So stellte das UnternehmenHalliburton dem Pentagon eben erst eine Rechnung über 3Milliarden Dollar; noch bis 1995 war dort der jetzige US-Vizepräsident Dick Cheney Konzernchef. Stellenausschrei-bungen für Söldner sind in den USA und Großbritannienheute fast so normal, wie für jeden anderen Job. Bei dieserArbeit dürfte vor allem das schnelle Geld locken, dennTagesgehälter bis zu 1.200 Dollar sind durchaus üblich(23). Der weltweite Markt für solche „Krieg-GmbHs“ wirdvon „Le Monde“ auf 100 Milliarden Dollar geschätzt.Während des zweiten Golfkriegs von 1991 kämpfte einervon 50 Soldaten als Angestellter eines solchen Unterneh-mens, in Bosnien 1996 kämpfte bereits von 10 Soldaten einSöldner im Krieg und heute beträgt das Verhältnis etwa einszu sieben (24). Für die privaten Verhörspezialisten im ira-kischen Gefängnis besteht eine rechtliches Vakuum, dennsie fallen weder unter die Militärgerichtsbarkeit, noch gel-ten für sie irakische Gesetze, weil sie im Auftrag der US-Armee arbeiten. Auch daraus erklärt sich, dass wenig Skru-pel bestehen, Misshandlungen durchzuführen, wenn keineStrafe droht. Diese „Lockerheit“ lässt sich auf den Bildernund Videos beobachten. Bemerkenswert ist zudem, dass

vor allem rechts-konservative Parteien und Gruppierungengerne Höchststrafen („Todesstrafe“, „lebenslang“) beiSexualdelikten fordern, andererseits bei den aktuellenVorkommnissen eine gewisse Belanglosigkeit zu beobach-ten ist. Rumsfeld überraschte im Mai nicht nur mit seinemBesuch im Irak, sondern auch mit seinem Statement zu denSoldaten: „Wir sind stolz auf euch“. Es zeigt sich weitersimmer wieder, dass privat geführte Asylheime oder Ge-fängnisse menschenverachtendere Methoden anwenden. ImHerbst 2002 führte in Österreich Innenminister Ernst Stras-ser die damals schon länger geplante Privatisierung derFlüchtlingsbetreuung ein, indem er die Aufgaben von Hilfs-organisationen wie der Caritas an ein deutsches Unter-nehmen übertragen hat. „Der Standard“ verwies auf einmisslungenes Projekt in Deutschland, wo aus Spargründendie Betreuung einem Wachdienst übertragen wurde. Dortwaren nach kurzer Zeit „kerkerähnliche Bedingungen unterparamilitärischer Bewachung“ die Folge (25).

Die Folterbilder lassen dazu verleiten, einen plumpenAntiamerikanismus entstehen zu lassen. Es gibt aber keinspezifisch amerikanisches Wesen, weder im negativennoch im positiven Sinne, wie Bush behaupten wollte, alser sagte, diese Folterungen seinen „unamerikanisch“. Ge-rade die Normalität und Durchschnittlichkeit der durch-führenden Menschen erschreckt immer wieder vonNeuem. Die etwa 500 Männer vom Reserve-Polizeiba-taillon 101, die im Zweiten Weltkrieg in Polen zwischenJuli 1942 und November 1943 etwa 38.000 Jüdinnen undJuden eigenhändig erschossen haben, seien „repräsentativfür ‚ganz gewöhnliche Deutsche’“ gewesen, schreibt derHistoriker Christopher R. Browning in der Studie zu die-ser Polizeitruppe (26). Auch die 150 ReservistInnen der372. Militärpolizei-Kompanie im irakischen Gefängnisvon Abu Ghureib sind durchschnittliche und ganz norma-le AmerikanerInnen.Die „New York Times“ verwies nach den Irak-Bildern aufHannah Arendts Formulierung von der „Banalität desBösen“. Erkenntnisbringender als stereotype Zuschrei-bungen dürften vielmehr allgemein theoretische Über-legungen sein. In der dreifachen Privatisierung – angefan-gen von einzelnen Medienmogulen (Murdoch, Dassault),die aus ihren spezifischen Partikularinteressen herausunfähig zur publizistischen Verantwortung sind; über psy-chologische Befunde, die andeuten, dass in „totalenInstitutionen“ wie Gefängnissen jegliches Fehlen vonGemeinsamkeit in einer Unmöglichkeit an (hierarchiefrei-er) kommunikativer Verständigung und letztlich in (hier-archischer) Gewalt endet; sowie bis hin zu jener Form vonGefängnisprivatisierung und privatisierter Gewalt, die wirheute unter den Begriff der „Neuen Kriege“ zu beschrei-ben versuchen – in eben dieser dreifachen Privatisierungzeigt sich einmal mehr die etymologische Bestimmungdes Privatmenschen: Idiot (27).In dieser vollständigen Zerstreuung von Sinn und Inhaltist es verständlich, dass sich der republikanische Präsidentder Verteidigungskommission des amerikanischen Senats,

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John Warner, zu folgender Aussage hinreißen ließ: „Wirwissen nicht, wer verantwortlich ist“ (28).

Markus WolschlagerStudent am ipw und Redaktionsmitglied

(derzeit am Institut d’Etudes Politiques - Sciences Po in Aix-en-Provence)

Fußnoten:(1) vgl. “Le Monde” vom 9. Mai 2004, S. 3. – Noch stellen diewestlichen Alliierten die Befehlsgewalt im Irak, erst am 30. Juni2004 soll die so genannte „Machtübergabe“ an eine irakischeProvisionsregierung erfolgen. Dabei handelt es sich um eine pro-blematische Formulierung, weil „Macht“ immer eine interaktio-nale Beziehung darstellt und nicht einfach wie ein Kuchenstückweitergegeben werden kann. Was am 30. Juni vielmehr gesche-hen soll, könnte besser als „die teilweise Rücknahme vonmilitärischer (Befehls-)Gewalt“ beschrieben werden; „teilweise“deshalb, weil das US-amerikanische Militär auch nach dem 1.Juli 2004 im Irak bleibt. Vgl. zur Begriffsunterscheidung vonMacht und Gewalt auch Hannah Arendt: Macht und Gewalt.Piper, München/Zürich, 2000 (zuerst 1969), Kapitel II.(2) zitiert nach „Die Zeit“ Nr. 21 vom 13. Mai 2004 („Folter imBild“)(3) Noam Chomsky: Media Control. Wie die Medien uns mani-pulieren. Europa-Verlag, Hamburg/Wien, 2003, S. 35. – ZurAblenkungsstrategie: Serge Dassault stellt am 17. Mai 2004 amTitelblatt von „L’Express“ wieder einmal die Frage nach demAufenthaltsort von Osama Bin Laden. (4) vgl. Anthony King: Thatcherism and the Emergence of SkyTelevision. In: Media, Culture & Society Vol. 20, London, 1998.S. 277-293. / vgl. Stuart Crainer: Rupert Murdoch – Die 10Erfolgsgeheimnisse des größten Medienmoguls der Welt.Ueberreuter-Verlag, Wien, 2000.(5) zum Zitat und den Informationen zu Serge Dassault vgl.www.derstandard.at/etat, abgerufen am 16. März 2004; Zum„L’Express“ siehe die Ausgabe vom 10. Mai 2004, S. 74.(6) Philip G. Zimbardo u.a.: Reflections on the Stanford PrisonExperiment: Genesis, Transformations, Consequences. In:Internet http://www.prisonexp.org/pdf/bloss.pdf, abgerufen am 3.Mai 2004, S. 11 (Übersetzung von mir).(7) zitiert nach Johanna McGeary, in “Time” vom 17. Mai 2004,S. 36.(8) vgl. Seymour M. Hersh: Torture at Abu Ghraib. Americansoldiers brutalized Iraqis. How far up does the responsibilty go?In: “The New Yorker” vom 10. Mai 2004, S. 42-47, hier S. 46.(9) Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität.Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2003 (zuerst 1973), S. 327. (ZuZimbardo vgl. S. 73)(10) a.a.O., S. 326 (Hervorhebung von Fromm)(11) a.a.O, S. 321(12) a.a.O, S. 327, S. 328 f., S. 334 (Hervorhebungen vonFromm)(13) vgl. Claudia Wallis: Why did they do it? In: “Time” vom17. Mai 2004, S. 41.(14) zitiert nach John Schwartz: Between ‚Evil’ And ‚Moral’, A

Fine Line. In: “New York Times” vom Mai 2004, wiederabge-druckt in „The New York Times. Une sélection hebdomadaireofferte par Le Monde“ vom 16. Mai 2004, S. 1.(15) vgl. Hans Hoyng und Siegesmund von Ilsemann:Privatkrieg auf Staatskosten. In: “Der Spiegel” Nr. 19 vom 3.Mai 2004, S. 132-144.(16) a.a.O., S. 134.(17) vgl. a.a.O.(18) zitiert nach a.a.O., S. 140.(19) vgl. a.a.O., l35.(20) Mary Kaldor: Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt imZeitalter der Globalisierung. Suhrkamp, Frankfurt am Main,1999, S. 175 (Edition Zweite Moderne, herausgegeben vonUlrich Beck); vgl. auch Herfried Münkler: Die neuen Kriege.Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2002.(21) Ralf Bendrath: Söldnerfirmen in Afrika. Neue politischeVergesellschaftungsformen jenseits des modernen Staates.Berlin, 1998, S. 2. (http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath, abge-rufen am 10. Mai 2004)(22) vgl. Fußnote (15), S. 139.(23) vgl. a.a.O., S. 141, S. 140 und S. 143.(24) vgl. “Le Monde” vom 8. Mai 2004, S. 2.(25) Michael Simoner: Recht vor Gnade für Flüchtlinge. In: “DerStandard” vom 28. Dezember 2001, S. 32. / vgl. Michael Völkeru.a.: Flüchtlingsbetreuung ist ein „riesiger Markt“. In: “DerStandard” vom 18. Oktober 2002, S. 8.(26) vgl. Christopher R. Browning: Ganz normale Männer. DasReserve-Bataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen. Rowohlt,Reinbek bei Hamburg, 2002, S. 290 und S. 293.(27) Arendt und Flusser weisen in ihren Schriften immer wiederauf den Zusammenhang von Privatmensch und Idiot hin, vgl.dazu Hannah Arendt: Le conception d’histoire. In: La crise de laculture. folio essais, Paris, 2003 (zuerst 1972), S. 96. / vgl. VilémFlusser: Vom Subjekt zum Projekt. Menschwerdung. Schriften, 9Bände, Band 3, Bollmann-Verlag, Köln, 1994, S. 38. – DerBegriff Idiot hat die Bedeutung Tölpel sowie gleichzeitig die ausdem altgriechisch hergeleitete Bedeutung von Privatmensch. BeiIdiot bzw. Tölpel ist somit jener Mensch gemeint, welcher nurseine eigenen Angelegenheiten im Kopf hat.(28) zitiert nach “Le Monde” vom 11. Mai 2004, S. 2. –Brigadegeneralin Janis Karpinski, der alle US-Militärgefängnisseim Irak unterstanden, wurde sofort vom Dienst suspendiert. IhrNachfolger wurde General Geoffrey Miller. Ihm unterstandzuvor das Militärlager in Guantanamo. Dort, bei Kuba und somitaußerhalb des US-amerikanischen Territoriums, halten die USAetwa 600 Menschen ohne Verfahren und Rechtsgrundlage nunschon seit zwei Jahren fest. (vgl. dazu Fußnote [15], S. 134)

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Nachdem Jörg Haider das vorzeitige Ende derersten schwarz-blauen Koalition provozierthatte und die FPÖ bei den vorgezogenen

Nationalratswahlen im November 2002 zugunstender ÖVP implodiert war (von 26,9% auf 10%),glaubten viele, Schüssel habe dem spektakulärenAufstieg des Rechtspopulisten ein endgültiges Endegesetzt. Haider wurde nicht der neue Bundespartei-obmann der FPÖ, sondern blieb „nur“ Landes-hauptmann von Kärnten. Ein ähnlicher Abstieg beiden Kärntner Landtagswahlen sollte Haiders politi-sche Karriere endgültig beenden – doch es kamanders, als man es sich in mancher Parteizentraleerhofft hatte …

Der österreichweite Trend vom Abstieg der FPÖ fandbei den Kärntner Gemeinderatswahlen im März 2003nur eine abgeschwächte Fortsetzung: Die FPÖ kamkärntenweit auf 19,2% der Stimmen (1997: 26,1%)die SPÖ gewann stark dazu und kam auf 46,4%, dieÖVP nur leicht und erhielt 23,4%. Dennoch: die FPÖwar bei der Anzahl der Gemeinderatsmandate klarauf Platz 3 verwiesen worden.

Bei der Kärntner Landtagswahl im März 2004 hinge-gen feierte Haider ein überraschendes Comeback:Die FPÖ konnte ihren 1. Platz nicht nur verteidigensondern sogar leicht ausbauen und kam auf 42,5%(1999: 42,1%). Die SPÖ blieb trotz beachtlicher Zu-gewinne zweite (von 32,9% auf 38,4%), die inKärnten traditionell schwache ÖVP erlebte einDebakel und sackte von 20,7% auf 11,6% ab. DieGrünen konnten die meiner Ansicht nach undemokra-tische 10%-Hürde im Wahlkreis Klagenfurt überwin-den und kamen mit 6,7% erstmals in den Landtag.

Sämtliche in der Wahlkampfphase präsentiertenUmfragen sahen die SPÖ klar vor der FPÖ, wennauch eine „Aufholjagd“ der FPÖ erkennbar war. Waswaren die Ursachen dafür, dass Haider in den letztenMonaten vor der Wahl doch noch genügend Wäh-lerInnen für sich überzeugen konnte?

Einerseits legte Haider einen fulminanten Wahl-kampf hin, andererseits hatte er keinen ebenbürtigenGegner. Denn in einer Landeshauptmann-Direktwahl

wäre Haider laut Umfragen immer auf Platz 1 gelan-det. Das dürfte die Gestaltung der FPÖ-Plakate er-klären: Die zentrale Farbe war Gelb, der Name derPartei war nirgendwo zu lesen, stattdessen derSchriftzug „Unser Landeshauptmann. Jörg Haider“.

Neben dem Nonstop-Händeschütteln in ganz Kärntenwar das Auftreten von prominenten Persönlichkeitenanderer politischer Lager in FPÖ-Anzeigen ein wich-tiger Bestandteil von Haiders Erfolgsstrategie. Sowurden etwa Franz Grossmann (Ex-SP-Landes-sekretär) und Erwin Plaska (Ex-SP-Klubobmann imLandtag und AK-Direktor) neben dem Slogan „Ichvertraue ihm“ abgebildet. Aber auch Persönlich-keiten aus dem ÖVP-Reihen wie Johanna Trodt wur-den von Haider abgeworben. Der SP-BürgermeisterSeifried gründete mit Haider die „Plattform Wolfs-berg“ und plädierte für eine Wiederwahl Haiders,sollte die FPÖ wieder erste werden – zu dieser Zeitlautete die Linie der SP, Haider sei als Landes-hauptmann unwählbar. Dadurch entstand das Bildvon einem Haider, der dermaßen gute Arbeit geleistethaben muss, dass sich auch politisch anders orien-tierte für ihn begeisterten. Den plötzlichen Haider-freunden ging es wohl um das Begleichen von altenRechnungen oder um verlockende Versprechungen(Grossmann wurde FP-Kandidat bei der EU-Wahl).Erfolgreich war auch Haiders Geld-zurück-Aktion,bei der jene PensionistInnen, welchen auf Grund derErhöhung der SV-Beiträge unterm Strich wenigervon ihrer Pension blieb, von Haider persönlich einenkleinen Ausgleichsbetrag ausgezahlt bekamen. Dassihnen das Geld von einer Regierung unter FP-Beteiligung zuvor genommen worden war, schiennicht aufzufallen, da man die Marke Haider bereitserfolgreich abseits der FPÖ positioniert hatte. Kurz vor der Wahl – welch Zufall – erschienen dieaktuellen Kaufkraftdaten für Österreich, die dieBehauptung der SPÖ widerlegten, Kärnten sei unterHaider wirtschaftliches Schlusslicht geworden. Nunkonnte Haider mühelos Ambrozys Kritik alsSchlechtmachen der Heimat abtun.

Die anderen Parteien konnten dem perfekten FP-Wahlkampf kein entsprechendes Auftreten entgegen-setzen. Der SPÖ-Spitzenkandidat Peter Ambrozy war

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Kärntner Landtagswahl 2004– vorher und nachher

innerparteilich umstritten, SP-Prominenz lief zuHaider über, die ÖVP-Spitzenkandidatin ElisabethScheucher verscheuchte bürgerliche WählerInnen,die einen SP-Landeshauptmann verhindern wollten,in Richtung FPÖ mit ihrer Ansage, die ÖVP werdeHaider auf keinen Fall nochmals unterstützen.

Die genannten Gründe sind ein Erklärungsversuch,warum die FPÖ in Kärnten entgegen dem Bundes-trend nicht an WählerInnen verloren hat. Abgesehendavon ist es natürlich prinzipiell bedenklich, dasseine Partei, die etwa damit wirbt, zusätzliche zwei-sprachige Ortstafeln trotz Urteil des Verfassungsge-richtshofes verhindert zu haben, von einer großenAnzahl der Bevölkerung unterstützt wird.

Nach der Wahl – die großen Verlierer waren ÖVPund MeinungsforscherInnen – stellte Haider erwar-tungsgemäß den Anspruch auf die Position desLandeshauptmanns. Schon nach der ersten Ge-sprächsrunde von SPÖ und FPÖ konnten die vorkurzem noch erbitterten Feinde grinsend ein „Ar-beitsübereinkommen“ präsentieren. Die ÖVP-Spitzewurde erneuert, Scheucher verzichtete auf ihr Land-tagsmandat und Josef Martinz folgte Georg Wur-mitzer als Parteiobmann nach. Martinz fühlte sichnicht an den Anti-Haider-Kurs seines Vorgängersgebunden. Am 31. März wurde Haider mit denStimmen der FPÖ und ÖVP zum Landeshauptmanngewählt, die SPÖ ermöglichte die Wahl passiv durchAnwesenheit einiger Abgeordneter. Ambrozy be-gründete seine plötzliche Kooperationsbereitschaftmit Haider damit, dass die SPÖ „zum Wohl derMenschen und des Landes“ Verantwortung überneh-men müsse. Sowohl SPÖ als auch ÖVP brachendamit ihr Wahlversprechen, Haider als Landes-hauptmann zu verhindern.

Haider hat seinen Landeshauptmannsessel alsoerfolgreich verteidigt. Nach dem Absturz der FPÖbei der Nationalratswahl hat er im Kampf um einComeback oder ein politisches Aus deutlich gesiegt– und das auch noch auf Kosten der ÖVP. SchüsselsRechnung, Haider endgültig loszuwerden, ist nichtaufgegangen. Der auf Haider konzentrierte Wahl-kampf macht es ihm nun möglich, andere Verluste

der FPÖ auf die Partei und nicht auf seine Personzurückzuführen, und das, obwohl Haider selbst fürdie jüngsten FP-Wahlniederlagen hauptverantwort-lich ist. Es wird wohl nicht lange dauern, bis Haiderwieder mehr will als bloß Landeshauptmann vonKärnten zu sein …

Martin MittersteinerStudent am ipw und Redaktionsmitglied

Quellen:Umfragen (Sonntagsfrage und LH-Direktwahl): OGM, veröffent-licht u.a. am 22.2.2004 in der Kleinen ZeitungWahlergebnisse: BMI, Amt der Kärntner Landesregierung,DiePresseFPÖ-Wahlwerbung: www.joerg1.at, www.fpoe-ktn.at, KleineZeitung und Kärntner Tageszeitung von Jänner bis März 2004

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Ein Erklärungsversuchfür das unerwartete Comebackdes Jörg Haider

Von Martin Mittersteiner

„Die Situation an den Universitäten istfür DissertantInnen traurig“, schreibtThomas König in seinem Aufsatz indieser Ausgabe von „Politix“. DieseAussage wirft eine Reihe von Fragenauf, die neben dem konstruktiven undfruchtbaren wissenschaftlichen Aus-tausch im Mittelpunkt der Diskussio-nen der ersten österreichischen Gradu-iertenkonferenz für die Politikwissen-schaft, powi04, standen: Was ist dieZukunft der Politikwissenschaft inÖsterreich? Wie geht es Graduiertenund DoktorandInnen in den bestehen-den Strukturen? Wo bestehen inhaltli-che und methodische Mankos? Undwie kann das junge wissenschaftlichePotential besser eingebunden sowiegefördert werden? Das Ziel der powi04, die vom 13. bis15. Mai 2004 in Wien stattfand, lag aufder einen Seite in der wissenschaftli-chen Vernetzung und der Förderungvom akademischen und persönlichenAustausch. Auf der anderen Seite soll-te für Außenstehende und Verantwor-tungsträgerInnen bewusst der Blick fürden status-quo und die allgemeinenProbleme der DissertantInnen undNachwuchswissenschafterInnen ge-schärft werden, um gemeinsam Alter-nativen aufzuzeigen und möglicheVerbesserungen anzustoßen. Mit über100 TeilnehmerInnen waren sowohldie öffentlichen Podiumsveranstaltun-gen als auch die intensive inhaltlicheArbeit zu verschiedenen thematischenSchwerpunkten in insgesamt fünf Ar-beitsgruppen ein großer Erfolg. Anlie-gen der OrganisatorInnen ist es injedem Falle, auch über die Konferenzhinaus zu wirken. Ob die Dynamik derpowi04 zu konkreten neuen Impulsenin der österreichischen Politikwissen-schaft und in der Nachwuchsförderungführen wird, hängt aber entscheidend

auch vom Interesse für weitere Aktivi-täten, dem Einbringen von Ideen undEinsatz weiterer Engagierter und nichtzuletzt von einer gezielten und selbst-bewussteren Kommunikation mit eta-blierten WissenschaftlerInnen ab.

Den Beginn der Konferenz machte dieöffentliche Podiumsdiskussion „Poli-tikwissenschaft in Österreich: Perspek-tiven für die Nachwuchsförderung“.Vor einem Publikum von etwa 150ZuhörerInnen diskutierten in der vollbesetzten Aula des Alten AKH unterder Leitung von Monika MayrhoferEva Kreisky (Vorständin des Institutsfür Politikwissenschaft), Rainer Bau-böck (Vorsitzender der ÖGPW undMitglied der Akademie der Wissen-schaften), Gerda Falkner, (Leiterin derAbteilung für Politikwissenschaft amIHS), Gerhard Clemenz (Vorsitzenderdes Senats der Uni Wien), und ThomasKönig (Dissertant an der Uni Wien).Auf dem Podium waren somit vomSenat der Uni Wien, deren Institut fürPolitikwissenschaften, über die Akade-mie der Wissenschaften, bis hin zumIHS verschiedenste in die Disser-tantInnenausbildung eingebundene In-stitutionen vertreten, aus deren spezifi-schen Perspektiven die DiskutantInnenargumentierten – leider gelegentlichaneinander vorbei. Im Mittelpunkt derDebatte standen die mangelhafte insti-tutionelle und inhaltliche Einbindungvon DoktorandInnen in Österreich,deren prekäre sozioökonomische Ver-hältnisse sowie die unsicheren Zu-kunftsperspektiven in der österreichi-schen Forschungslandschaft. Einer-seits wurden die schwierigen Bedin-gungen und die Mühen eines ernsthaf-ten und nicht nur durch die grassieren-de „Titelsucht“ motivierten Doktorats-studiums geschildert, welche sich vor

allem in fehlenden Ressourcen, einemkatastrophalen Betreuungsverhältnis,einer mangelnden Einbindung in diescientific community und nicht zuletztdie Nicht-Anerkennung von Dokto-randInnen als gleichberechtigte undkompetente junge ForscherInnen be-merkbar machen. Andererseits war dieRede von der Notwendigkeit einerProfessionalisierung des Doktoratsstu-diums im Zuge rezenter Universitäts-reformen, von notwendigen Selektio-nen bei der Auswahl der DoktorandIn-nen und notwendiger Mobilität undFlexibilität im internationalen Umfeld,kurz: vom Doktoratsstudium als elitä-rer Ausbildung für die wenigen„besten Köpfe“.

Den Anfang der Diskussion machteEva Kreisky. Kreisky schilderte ein-drücklich die in der Regel triste Situa-tion der DoktorandInnen der Politik-wissenschaft in Österreich. Insgesamtgibt es derzeit etwa 15.000 Dokto-randInnen, wovon lediglich fünf Pro-zent ein Stipendium beziehen und 47Prozent einer Vollzeitbeschäftigungnachgehen. Am Institut für Politikwis-senschaft in Wien, der bei weitemgrößten politikwissenschaftlichen Aus-bildunsgstätte des Landes, sind durch-schnittlich etwa 220 DoktorandInneninskribiert, wobei im Jahr 2003 dieseZahl auf 260 gestiegen ist. Währendallein die DoktorandInnen für Politik-wissenschaft Studiengebühren in derHöhe von 95.000 Euro einzahlen,betrug das Lehrbudget für Forschungs-seminare und DissertantInnensemina-re für die gesamte human- und sozial-wissenschaftliche Fakultät im Vorjahrnur 83.000 Euro. „Mit diesen Struktur-problemen“, so Eva Kreisky, „werdenDoktoratsstudierende und Betreu-erInnen allein gelassen“. Denn obwohl

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NEUE II MM PP UU LL SS EE

insbesondere im Doktoratsstudium dieEinheit aus Forschung und Lehreumgesetzt werden sollte, ist diesesZiel unter den bestehenden Bedingun-gen und dem zusätzlich schlechten all-gemeinen Universitäts- und Wissen-schaftsklima in Österreich kaum mög-lich.

Während diese Probleme auch vonden anderen PodiumsdiskutantInnengesehen wurden, kamen diese zuunterschiedlichen Schlussfolgerungen.Doktoratsprogramme im internationa-len Vergleich beschreibend, beschei-nigte Rainer Bauböck Österreich einwenig überraschend schlechtes Zeug-nis für Österreich im Gegensatz zuStaaten wie Schweden oder Großbri-tannien. Daher forderte er eine durch-aus wünschenswerte, wenn auch der-zeit kaum realisierbare massive Auf-stockung der finanziellen Ressourcenfür das Doktoratsstudium. Bauböckplädierte darüber hinaus für die Ab-schaffung der Habilitation und für einegleichzeitige Aufwertung des Dokto-rats als der Zugangsvoraussetzung füreine wissenschaftliche Karriere. Dem-entsprechend wäre in seinen Augeneine strengere Selektion beim Zugangzum Doktorat sinnvoll, frei nach demMotto „Es muß ja nicht jeder dasDoktorat machen.“ Da Österreich zuklein für Dissertationsstudien in allenDisziplinen sei, wäre nach Bauböckeine klare thematische Profilbildungbeim Angebot von Doktoratsstudiennotwendig, um das österreichischeAngebot auch international interessantzu machen.Gerda Falkner schloss sich der Forde-rung nach der Profilbildung in be-

stimmten Bereichen an, um im selbenZug die Vorteile der in ihren Augenoptimalen DoktorandInnenausbildungam IHS zu betonen. Dort existiert eineösterreichweit einmalige postgradualeAusbildungsform, allerdings sind aucham IHS die geringe finanzielle Aus-stattung der ScholarInnen und man-gelnde Einbindung in wissenschaftli-che Lehre und Praxis evident. DieDebatte um die Internationalisierungder österreichischen Politikwissen-schaft aufgreifend, betonte GerhardClemenz die Notwendigkeit für dieUniversitäten, effizienter bei der Ver-teilung von Ressourcen zu werden, umdie ohnehin mageren Ressourceneffektiver zu nutzen. Gerade beiClemenz, der wegen der kurzfristigenAbsage von Rektor Winckler für dieDiskussion eingesprungen war, zeigtesich die Einstellung, dass man die der-zeitige Situation und die vor allem die finanzielle Ressourcenschwächeschlicht und einfach akzeptieren und„das Beste“ daraus machen müsse.„Das Beste“ sollte durch die Ein-führung strengerer und kompetitiverSelektionsmechanismen nach Cle-menz erreicht werden. Der restrikti-vere Zugang solle für eine erheblichgeringere Anzahl von DoktorandInnenein tatsächlich allumfassendes Dokto-ratsstudium gewährleisten. Clemenzbetonte des Weiteren die bereits vonanderen DiskussionsteilnehmerInnenangesprochene Hinwendung zu PhD-Programmen als zukunftsweisendesModell, welche eine stärker struktu-rierte Ausbildung mit intensiverer Be-treuung als im derzeitigen Doktorats-studium vorsehen. Wie all dies unterderzeitigen Bedingungen realisiert und

angegangen werden könnte, konnteGerhard Clemenz nicht beantworten.

Kritisch gegenüber dieser Positionpositionierte sich der Vertreter derStudienrichtung für das Doktoratsstu-dium an der Human- und Sozialwissen-schaftlichen Fakultät der UniversitätWien und einer der Organisatoren derpowi04, Thomas König. Sein Plädoyer:Die strukturellen Probleme, unterdenen DissertantInnen in Österreichleiden, könnten weder durch persönli-che Appelle noch durch strengereSelektionsverfahren gelöst werden, daeinige der zentralen Missstände nurbedingt finanzieller Natur sind. So wer-den DoktorandInnen in den meistenFällen nicht in die Scientific Commu-nity integriert und allzu häufig vonarrivierten WissenschafterInnen nichtals vollwertige KollegInnen akzeptiert.Dabei sei die Stärkung des Selbstver-trauens der DissertantInnen neben einerintensiven Betreuung die zentraleAufgabe einer Betreuerin oder einesBetreuers. König wies darüber hinausauf eine Arbeitsgruppe hin, die imRahmen des Bologna-Prozesses undder europaweiten Vereinheitlichung deruniversitären Strukturen eine öster-reichische Position ausarbeiten soll.Scharfer Kritik unterzog König diemangelnde Einbindung von Vertre-terInnen der DissertantInnen in dieseArbeitsgruppe sowie eine völlig fehlen-de Informationspolitik. Dies sei nachKönig ein klares Zeichen dafür, dass –ganz nach dem Muster der Implemen-tierung des Organisationsplans an derUniversität Wien – erst nach derVerankerung der wesentlichen Eckpun-

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für die POLITIKWISSENSCHAFTin Österreich? Von Vedran Dzihic

und Eva Heidbreder

kte der Neustrukturierung ein Diskus-sionsprozess über anstehende Refor-men in Gang gesetzt werden solle. Imexklusiven Kommentar von ThomasKönig für diese Ausgabe von Politixfindet ihr mehr zu seiner Kritik an der-zeitigen Strukturen des Doktorats-studiums.

Trotz einer an einzelnen Stellen ober-flächlich und mit distanziert belehren-der Gestik verlaufenden Diskussion, inder mehr auf finanzielle als grundle-gend strukturelle Probleme der Dokto-randInnen in Österreich eingegangenwurde, kamen dennoch eine Reihezentraler Aspekte zur Sprache, wiezum Beispiel die prekäre soziale Lageder DoktorandInnen in Österreich aufGrund kaum vorhandener Stipendiengekoppelt mit schlechten Betreuungs-verhältnissen, unter denen sowohlDoktorandInnen als auch Lehrendegleichermaßen leiden. Die Folge die-ser schwierigen Verhältnisse sind häu-fige Frustrationen und Anonymisie-rung, welche besonders auf der institu-tionellen Ebene die für die wissen-schaftliche Zukunft der DoktorandIn-nen entscheidende Einbindung in diewissenschaftlichen Diskurse des Fachsunmöglich machen. Auch wenn diePodiumsdiskussion insgesamt wenigerVisionen eröffnete als Missstände auf-zeigte, war sie dennoch ein wichtigerAnreiz für die Beschäftigung undNachdenken über die offensichtlichenStrukturprobleme der DoktorandIn-nen-Ausbildung in Österreich undüber die eigenen Gestaltungsmöglich-keiten in diesem Bereich. In diesemSinne wurde die Veranstaltung voneinem Teilnehmer im Auditorium mitdem bezeichnenden Satz resümiert:„Gut, aber deprimierend“.

Eva Heidbreder und Vedran DzihicScholarin am ihs und Dissertant u.

Studienassistent am ipw

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22 Politix 17/04

Die Situation an den Universitä-ten ist für DissertantInnen trau-rig. Es beginnt mit der mangel-

haften Ausstattung der Institute, gehtüber die mangelhafte Absicherung, undendet bei der oftmals auch mangelhaf-ten Betreuung. Die Studierenden sindauf eine seltsame Art und Weise alleinegestellt. Dadurch, dass es für die wenig-sten die Möglichkeit gibt, sich institutio-nell zu etablieren – also etwa, in derInstitution Ihres/r Betreuers/In eineAnstellung, ja überhaupt eine räumlicheEinrichtung zu erlangen – sind sie schonmal aus einem sozialen Raum herausge-stoßen.

Es hat sich dadurch auf beiden Seiten –DissertantInnen wie BetreuerInnen –oftmals ein fatales Verhalten daraus ein-geschliffen. Von Seiten der Studieren-den ist zu bemerken, dass es hier entwe-der nur um den Titel geht oder darum,etwas Sinnvolles fortzusetzen, auchwenn die Betroffenen zu wissen glau-ben, dass der Besitz des Titels auf ihreKarriere keinen weiteren Einfluss habenwird. In beiden Fällen – Streben nachdem Titel oder Dissertation um der Dis-sertation willen – bleibt das Entschei-dende weg, nämlich die Integration indie scientific community.

Bei den BetreuerInnen ist oft zu mer-ken, dass die DissertantInnen nicht rich-tig wahrgenommen werden. Das ist soziemlich das Schlimmste: die demoti-vierende Behandlung, nicht in den For-schungsprozess, den wissenschaftlichenDiskurs einbezogen zu werden. Es gibteine Reihe von Faktoren dafür: zu we-nig Betreuende insgesamt, keine institu-tionelle Anbindung, kein regelmäßigerwissenschaftlicher Austausch, etc. Aberhier liegt genau der Knackpunkt, wasein gutes Doktoratsstudium leisten kön-

nen muss: das Etablieren eines engen Be-treuungsverhältnisses, das den Disser-tantInnen zugleich alle Möglichkeitenlässt, interdisziplinär wissenschaftliche,methodologische, kommunikative Kom-petenz zu erlangen.

Nun gehört es zu den Besonderheiten derbevorstehenden Reform, dass viele der zukritisierenden Punkte ernst genommen zuwerden scheinen. Es soll im strengen Sinnzukünftig gar kein Doktoratsstudiummehr geben, sondern Doktoratsprogram-me, die, entsprechend aufgewertet, danngleich eine Brücke hin zur wissenschaftli-chen Karriere bilden. Programm, dasbedeutet auch: Anstellung der Doktoran-den und Doktorandinnen, Hineinbringenin den Forschungsprozess, endlich dasschaffen, was heute ein riesiges Problemist: Anerkennung als Jungwissenschaft-lerInnen zu verleihen und diese auch zuhonorieren.

An sich klingen die Reformüberlegun-gen zu einem Doktoratsprogramm sehrvernünftig. Es stört aber sogleich daran,dass das Kind mit dem Bade ausgeschüt-tet zu werden droht. Denn angesichts desUmstandes, dass die Strukturen vonoben herab beschlossen werden, bestehtauch die Gefahr, dass etwa die Projekte,anhand derer zukünftige DoktorandIn-nen als wissenschaftlicher Nachwuchsbeschäftigt werden, von oben vorgege-ben sein werden. Wird es aber komple-mentär auch die Möglichkeit geben,eigene Projekte zu entwerfen, sie einzu-reichen? Zugleich wird die Gruppe derDissertantInnen massiv verändert: DieZahl der Stipendien und Anstellungenwird steigen, aber außen vor bleiben oft-mals die, die sich in den falschenGegenden bewegen oder aufgrund neuerSelektionsmechanismen nicht mehr qua-lifiziert sind.

Dagegen könnte man nun einwenden:dass ist eben der notwendige Schritt zurProfessionalisierung des Doktorats, dassnicht alle hinein kommen. Und tatsäch-lich wird die Quote, wie viele aktuellerDoktorandInnen dann in den Genusseiner Förderung kommen, wesentlichmit der Wahrnehmung der messerschar-fen Grenze zwischen jenen, die gefördertwerden, und jenen, die das Doktorat aus„irrationalen“ Gründen machen, zusam-menhängen. Aber müsste nicht die Mög-lichkeit zur eigenen wissenschaftlichenProfilierung gestärkt werden? Und müs-sten nicht die Selektionsmechanismenöffentlich diskutiert und ihre regulieren-de Wirkung so weit wie irgend möglichabgefedert werden?

Zentrales Merkmal der Sozialwissen-schaften ist die Kreativität. Kreativitätmeint die Möglichkeit, interdisziplinär(also in wissenschaftlichem Austauschstehend) und mit neugierigem Blick(also jenseits von Schulbildung) wissen-schaftlich zu arbeiten. Diese Kreativitätwird ermöglicht, wenn es eine besserematerielle Absicherung von Disser-tantInnen gibt. Aber zugleich wird sieeingeschränkt, wenn die damit verbun-dene Arbeit ausschließlich durch Projek-te von oben vorgegeben wird. Gleichesgilt für die Qualität der Betreuung. Einebessere Einbindung der DissertantInnenstärkt ihr Verhältnis zur Gruppe der Be-treuerInnen. Selektion kann dabei abernicht das vorauseilende Prinzip sein.

Thomas KönigDissertant am ipw und Studienassistent

fürs Doktoratsstudium an der Human- undSozialwissenschaftlichen Fakultät,

Universität Wienhttp://www.univie.ac.at/doktorat-huso/

Intern/powi 04

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Kreativität und BetreuungVon Thomas König

Die Erstellung einer Dissertation ist ein rechtzwiespältiges Unterfangen: Zum einen sindwir Studierende, die Seminare besuchen und

Studiengebühren zahlen müssen, zum anderen abersollte die Dissertation und die Arbeit an einer sol-chen nun endlich als Forschung und wissenschaftli-che Arbeit anerkannt werden. Von diesem Punkt sindwir schon vor Jahren gestartet, und in meinerNaivität dachte ich doch glatt, wir seien mittlerweilezu einem Konsens gekommen: Dissertierende sindForscherInnen. Gerade eine Graduiertenkonferenz istvon diesem Selbstverständnis getragen: Wir for-schen, und daher haben wir etwas zu präsentieren.Änderungen der aktuellen Situation im „Disserta-tionsstudium“ sollten die Anerkennung als Forschen-de zum Ausdruck bringen und strukturell ermögli-chen.

In der Podiumsdiskussion zum Auftakt der Gradu-iertenkonferenz „powi04“ mit dem Titel “Politik-wissenschaft in Österreich - Perspektiven für dieNachwuchsförderung” bot sich mir ein völlig andererEindruck. Schon die Bezeichnung als „Nachwuchs“lässt Böses erahnen. Wer wächst denn da wohinnach? Und vor allem: Wer lässt wachsen? Im Zugezweier Diskussionsrunden kristallisierte sich fürmeine Ohren ein Thema heraus, das ich als Knack-punkt der Debatte interpretieren würde: Wie gestal-tet sich Betreuung der „besten Köpfe“?

Mit der umfassenden Reform von allem, was bisheran der Universität geschehen ist, steht selbstver-ständlich auch das Dissertationsstudium vor derReform. Das magische Wort auch in dieser Podiums-diskussion war „Konkurrenz“ – die Universität undaußeruniversitäre Forschungseinrichtungen konkur-rieren um die „besten Köpfe“, und diese um diebesten Dissertationsstellen. Da staatliche Universitätper se schlecht ist, müssen die neuen Impulse für dieUmsetzung von nicht-universitären Institutionenkommen.

Das IHS und die Akademie der Wissenschaften ste-hen somit schon in den Startlöchern, und führen unsdie Modelle der Zukunft vor – intensives Programm-studium, wo frau wirklich noch was lernen kann, und

um die Themenwahl für die Dissertation zu erleich-tern, folgt gleich eine Rahmenvorgabe, in die eh vielreinpasst – „EU-Integration“. Dieses Modell ermög-licht nun endlich eine intensive und adäquate Betreu-ung für Dissertierende.

Wahrscheinlich ist im Sinne der Nachwuchsförde-rung „wissenschaftliche Düngung“ oder so gemeint.Ganz klar wurde die Definition einer guten Betreu-ung jedoch nicht. Es gab eine doch recht einhelligeFeststellung, dass die Betreuungssituation derzeitschlecht ist. Das wurde auch mit Zahlen und Fakten(Betreuungsverhältnis, Zahl der Dissertierenden undder Abschlüsse usw.) belegt – muss also wahr sein.Um an dieser Situation etwas zu ändern, wären mehrRessourcen sicher nützlich. Da wir hier allerdingsnicht viel Spielraum haben, müssen wir die andernFaktoren korrigieren.

Die besten Köpfe – will heißen: nicht alle Köpfe –müssen sich entscheiden, entweder für die Wissens-chaft oder gegen sie. Es geht nun einmal nicht an,dass es Menschen gibt, die im Berufsleben stehen,Geld verdienen und dann noch eine Dissertation ver-fassen wollen. Diese werden mal kategorisch ausge-schlossen. Sie mögen sich doch in Weiterbildungs-einrichtungen begeben.

Die besten Köpfe sollten zwar soweit ökonomischdenken können, dass sie in der Lage sind um Disser-tationsstellen zu konkurrieren, aber nicht so ökono-misch denken, dass sie auch noch Geld verdienenwollen, um sich z.B. ihren Lebensunterhalt zu finan-zieren, oder gar eine Qualifikation für den Arbeits-markt erwerben, falls das mit der Wissenschaft nichtswird.

Die besten Köpfe müssen grenzenlos mobil sein undsollten vier bis fünf Sprachen beherrschen, denn diebesten Dissertationsstellen sind möglicherweise weitweg in einem fernen Land.

Die besten Köpfe dürfen keine Fehler machen. Eineingerichtetes Dissertationskonzept steht für dieEwigkeit – Themenwechsel wird nicht geduldet.

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DIE BESTEN KÖPFE?

So erträumen sich Teile des Podiums also ihre bestenKöpfe, die sie dann freudig betreuen werden. Mehrals fünf DissertantInnen können nicht gleichzeitigbetreut werden, das würde das Betreuungsverhältnisverzerren und die Qualität der Betreuung in Mit-leidenschaft ziehen. Was genau treiben diese Leuteeigentlich, wenn sie eineN DissertantIn betreuen?Dieser horrende Aufwand klingt doch fast so, alsmüssten sie die fünf Dissertationen selber schreiben.Was machen aber dann die „besten Köpfe“ in derZwischenzeit?

Ich persönlich habe eine relativ klare Vorstellungdavon, was eine gute Betreuung ist, und was eineschlechte Betreuung ist. Eine gute Betreuung istdann gegeben, wenn Dissertierenden ein Arbeits-umfeld ermöglicht wird, in das sie sich einbringenkönnen, wissenschaftlich ernst genommen werden, inihrem Tun ermutigt werden, und im Austausch mitder/dem BetreuerIn, anderen Dissertierenden undForschenden ihre Projekte diskutieren, bearbeitenaber auch mal korrigieren dürfen.Eine schlechte Betreuung bieten diejenigen, die garnicht betreuen und diejenigen, die versuchen Kloneihrer selbst zu züchten. Das sind zwei interessanteStrategien, denn gemessen am Arbeitsaufwand könn-ten sie wohl nicht konträrer sein, gemessen an mei-nem Qualitätsmaßstab aber sind sie gleich schlecht.Wenn nun aber mit einem derart großen Betreuungs-aufwand argumentiert wird, kann es sich in Zukunftnur um Strategie Klon handeln, was auch wunderbarzur botanischen Nachwuchsmetaphorik passt.

Einerseits harmoniert diese Strategie recht gut mitder Idee von Programm-Studien, nach denen nurnoch ein Schwerpunkt betreut werden kann. Dennwozu sollten noch andere Themen betreut werden,wenn sie doch keine Aussicht auf erfolgreiche Kloneversprechen. Andererseits wirft das ein neues Lichtauf die „besten Köpfe“. Diese können und sollendann wohl nur noch nach Anleitung dissertieren. Siebrauchen, um klonfähig zu bleiben, genaue Anwei-sungen was und wie sie zu forschen haben.

Wenn also die Zukunft des Dissertationsstudiums insolchen Programmen liegt, die zwar Stipendien ver-sprechen, aber das auf Kosten der eigenen wissen-schaftlichen Kreativität, dann verwundert allerdingsauch nicht, dass die Anerkennung als Forschendewieder einmal nicht Thema der aktuellen Reform-diskussion ist. Dissertierende werden in Zukunftzwar „beste Köpfe“ heißen, als ForscherInnen abernur die Klone derer sein, die von sich glauben derbeste Kopf zu sein.

Marion LöfflerDissertantin und Lektorin am ipw

Intern/powi 04

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Kommentar zurPodiumsdiskussion

Von Marion Löffler

Bei der Podiumsdiskussion „Politikwissen-schaft in Österreich. Perspektiven für dieNachwuchsförderung“ wurden zwar eine

ganze Reihe von Schwierigkeiten von Nachwuchs-wissenschafterInnen besprochen, das meiner Ein-schätzung nach fundamentale Problem wurde abernur indirekt in den Aussagen der Diskussionsteil-nehmerInnen sichtbar: Probleme für den politikwis-senschaftlichen Nachwuchs werden nicht als Pro-bleme der Poltikwissenschaft in Österreich disku-tiert, sie werden in erster Linie als Probleme für diebetroffenen NachwuchswissenschafterInnen themati-siert. Dieser Unterschied ist meiner Meinung nachkein vernachlässigbarer sondern er deutet auf dasgrundlegende Problem in dieser Debatte hin, nämlichdie fehlende Anerkennung des politikwissenschaftli-chen Nachwuchs als wichtiger und notwendiger Teilder Politikwissenschaft. Diese äußerte sich z.B. ineiner seltsamen Teilnahmslosigkeit einiger Diskus-sionsteilnehmerInnen. Diese Teilnahmslosigkeitdrückte sich nicht durch eine mangelnde Gesprächs-bereitschaft in der Diskussion aus, sondern durcheine eigenartige inhaltliche Teilnahmslosigkeit unddurch fehlende Reflexivität bezüglich der eigenenEinstellungen und Involviertheit gegenüber bzw. inden politikwissenschaftlichen Strukturen. Nur eineeinzige Teilnehmerin, Eva Kreisky, schnitt wesentli-che inhaltliche Fragen an, die anderen unterstrichenihre Außenperspektive oder versuchten mit wohlmei-nenden Ratschlägen zu „helfen“. Durch letztereswird auch ein Hierarchiedenken sichtbar, das jungeWissenschafterInnen nicht als solche wahrnimmt undderen thematische Anstöße kaum als ernst zu neh-mende inhaltliche Anregungen betrachtet (dies zeig-te sich auch an der mangelnden Anwesenheit von eta-blierten WissenschafterInnen in den Workshops derGraduiertenkonferenz, bei denen Nachwuchswissen-schafterInnen ihre Forschungen präsentierten). Natürlich sind fehlende (finanzielle, karrierebezoge-ne, ...) Anreize auch dafür verantwortlich, dass eta-blierte WissenschafterInnen Dissertierende kaum

miteinbeziehen. Aber gerade diese Tatsache unter-streicht, dass die Probleme von jungen Wissenschaf-terInnen auch die Probleme der Politikwissen-schaft(erInnen) in Österreich selbst sind.Mit der Konferenz wurde der Versuch gestartet, Dis-sertierende aus ihrer Isoliertheit (die neben dem fi-nanziellen Problem wohl das dringlichste ist) zu lö-sen. Dieser Versuch kann nur mit Hilfe von etablier-ten WissenschafterInnen gelingen.

Monika MayrhoferDissertantin am ipw und Scholarin am ihs

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Probleme von jungenPolitikwissenschafterInnen sindauch Probleme der Politikwissenschaft,

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oder n icht?Von Monika Mayrhofer

Ein entmutigender Auftakt ...Angesichts der prekären Studienbedingungen und des all-gemein geringen gesellschaftlichen Stellenwerts der Sozial-wissenschaften in Österreich können es eigentlich nur „irra-tionale“ Beweggründe wie beispielsweise ein unstillbarerWissenshunger, der Glaube an die allgemeine Weltverbes-serung oder aber auch ein Hang zum Masochismus sein, diejenseits einer direkten ökonomischen bzw. wissenschaftli-chen Verwertbarkeit motivieren, die Abenteuerreise Dokto-ratstudium der Politikwissenschaft anzutreten. Als einziger„rationaler“ Grund bliebe demnach lediglich die Erlangungdes Statussymbols „Doktortitel“ und seiner in Österreichvergleichsweise gesellschaftlich hohen Bewertung. Annahmen wie diese bildeten den entmutigenden Auftaktzur ersten österreichischen Graduiertenkonferenz für Poli-tikwissenschaft, der “POWI04“ bzw. beendeten die Podi-umsdiskussion „Perspektiven für die Nachwuchsförde-rung“ zum Auftakt der Konferenz. Problematiken, die zuderartigen Überlegungen führen, waren auch vor derAuftaktdiskussion wohl bekannt und haben mit dazu beige-tragen, eine Graduiertenkonferenz überhaupt zu veranstal-ten. Natürlich interessierte im Rahmen der Konferenz nichtnur, welche Persönlichkeitstypen überhaupt noch die„Bürde des Doktoratstudiums“ (in Österreich charakteri-siert durch so gut wie keine Stipendienmöglichkeiten, einermangelhaften Betreuung und Einbindung in die universitä-re Forschung etc.) wohl freiwillig auf sich nehmen und wel-che Art von Forschungsprojekten hierbei wohl zustandekommen. Die „POWI04“ sollte vielmehr eine positive Ini-tiative zur Diskussion und Verbesserung der prekären Lagevieler österreichischer NachwuchsforscherInnen sein. Dochder Verlauf der Diskussion bestätigte einmal mehr dieNotwendigkeit, neue Impulse einzubringen und Taten zusetzen.

...aber eine ermutigende Konferenz!Die POWI04 hatte zwei Schwerpunkte: zum einen die Lageder Politikwissenschaft, insbesondere der Graduierten inÖsterreich, einer kritischen und öffentlichen Diskussion zustellen und der Frage der inhaltlichen und formalenGestaltung von Nachwuchsförderung im allgemeinen nach-

zugehen. Darüber hinaus stand die mangelnde methodischeAusbildung im Studium zur Debatte. Dazu waren verschie-dene Panels sowie die „POWI Lounge“, eine informelleDiskussionsrunde mit etablierten PolitologInnen, gedacht.Zum anderen sollte die Konferenz eine Plattform für denwissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung vonDiplomandInnen, DissertantInnen, Post-Docs und innovati-ven WissenschafterInnen schaffen, um eine Diskussion undeinen Austausch oft isolierter Forschungsprojekte (undForscherInnen) zu ermöglichen. Dies geschah neben infor-mellen Gesprächen während der Pausen und Feste vorallem in fünf thematischen Arbeitsgruppen: „Gesellschaftund Staatlichkeit“, „Österreich und Europa“, „PolitischeTheorie“, „Internationale Beziehungen“ und „Transforma-tionsprozesse“. Als Teilnehmerin der Gruppe Gesellschaftund Staatlichkeit kann ich einen Einblick in diese Gruppegeben.

Gesellschaft und Staatlichkeit - aus dem„Innenleben“ einer ArbeitsgruppeEine Gruppe, die mit einem Arbeitstitel aus zwei derart um-fassenden aber auch umstrittenen Begriffen wie „Gesell-schaft und Staatlichkeit“ definiert wird, ermöglicht zumeinen eine breite thematische Integration und somit einespannende Diskussion, einen kreativen Austausch und einekritische Auseinandersetzung, wirft zum anderen aber dasProblem einer gewissen Schwammigkeit und Überfrach-tung auf. So war Gesellschaft und Staatlichkeit die Arbeits-gruppe mit den meisten TeilnehmerInnen, den kontrollier-testen Redezeiten und den kürzesten Pausen, aber vielleichtauch jene mit den spannendsten wissenschaftlichen Ausein-andersetzungen.Sowohl die Forschungsprojekte als auch ihre methodischenbzw. theoretischen Zugänge waren sehr vielfältig, sie reich-ten vom Themenkomplex Wandel von Staatlichkeit, Globa-lisierung und Europäische Integration, über Umweltpolitik,Migration, Bürgerkonferenzen bis hin zur staatlichenKonstruktion der nigerianischen Drogenmafia und der Be-deutung von Vertrauen in Innovationsnetzwerke. Die Zu-sammenlegung mit der Gruppe „Politisch Theorie“ am

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G e n e r a t i o n 0 4- zwischen Resignation und

Aufbruch

zweiten Tag war eine große Bereicherung, denn sie brachtedie notwendige theoretische Auseinandersetzung zu denBegriffen Gesellschaft und Staatlichkeit. Die theoretischeVielfalt zeichnete sich durch postmarxistisch und femini-stisch bis hin zu policy- und governance-orientierten An-sätzen aus.

So entstand über zwei intensive Tage ein hoher Bedarf anDiskussion zu der aber, angesichts der Dichte an Vorträgen,nur wenig Zeit blieb. Auffällig war, dass es insbesondere deut-sche KollegInnen waren, die immer wieder die Frage nach derMethodik stellten. Die fünf deutschen TeilnehmerInnen, aus-schließlich MitarbeiterInnen universitärer Forschungsprojekte,zeigten eine beeindruckende Professionalität im Auftreten,Präsentieren und Diskutieren und konnten im Gegensatz zuden österreichischen TeilnehmerInnen bereits auf einigeErfahrung mit Graduiertenkonferenzen zurückblicken.Für alle war die Präsentation in der Arbeitsgruppe eine will-kommene Gelegenheit bisher Erforschtes zu präsentieren, ihrenoch unfertigen Arbeiten in der Öffentlichkeit zur Debatte zustellen und so neue Motivation zum Weiterforschen zu sam-meln.

Frischer Wind aus der und in die österreichi-sche PolitikwissenschaftNach zwei sehr intensiven Tagen, reich an Diskussion undKennenlernen von KollegInnen und ihrer Forschungsprojekteim Rahmen der Arbeitsgruppen und der Feste, stand einerleichten Erschöpfung eine unermüdliche Aufbruchsstimmunggegenüber, die weit entfernt vom entmutigenden Auftakt derKonferenz war. Zur Frage: “WARUM tue ICH mir das eigent-lich an?” kam eine weitere hinzu: “WIE wollen WIR besserweiter machen?”In der follow-up Runde am Ende der Konferenz wurden eini-ge Initiativen angedacht, die von der Institutionalisierung imRahmen einer Sektion der ÖGPW, den Weitererhalt und Aus-bau der POWI04-webpage, über die Organisation einer Folge-konferenz in ein oder zwei Jahren, mögliche Veranstaltungs-reihen bis zur Verknüpfung verschiedener bereits laufenderProjekte reichten.

Allerdings schärfte die Konferenz auch das (Selbst-)Be-wusstsein und das Bedürfnis, gemeinsame Initiativen set-zen zu wollen, die über die gegenseitige Unterstützung hin-ausgehen sollen. So wollen wir uns stärker als bisher –schon jetzt als NachwuchsforscherInnen – in die öster-reichische Politikwissenschaft einbringen und auf dieseWeise vielleicht auch zu einer Veränderung der hierarchischstrukturierten Wissenschaftskultur beitragen. Dabei wollenund können wir aber keineswegs auf alle im Eingang diesesArtikels erwähnten „irrationalen Beweggründe“ jenseitsökonomischer Verwertbarkeit verzichten, denn unserVorhaben verlangt wiederum viel ehrenamtliches Engage-ment, Wissenschaftsbegeisterung und insbesondere einenBlick, der über den status-quo hinaus geht, um Alternativenzur Verbesserung unserer Lage und jener der Politikwissen-schaft in Österreich verwirklichen zu können und vielleichtnoch vieles mehr ...

Ines HofbauerDissertantin am ipw

und Projektassistentin am Institut fürStaatswissenschaften/Abteilung Wirtschaftssoziologie

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Ein Berichtzur ersten österreichischenGraduiertenkonferenz für PolitologInnen

Von Ines Hofbauer

Nachdem unsere Graduiertenkonferenz letzt-lich so ein großer Erfolg und eine persönlichBereicherung wohl für jede/n der Organisa-

torInnen geworden ist, wirkt der Beginn diesesganzen Projekts rückblickend fast schon wieder un-wirklich und verschwommen. Es begann irgendwannletzten Herbst, da las ich an unserem Institutsbretteinen kleinen unscheinbaren Aufruf eines gewissenStephan Hofers vom IHS in Wien, der sich doch allenErnstes einbildete, österreichische PolitikstudentIn-nen zu einer Konferenz motivieren zu können. Na ja,ich war zu Beginn schon sehr skeptisch, fand dieSache aber so interessant, dass ich meine Teilnahmeam ersten Vorbereitungstreffen bekannt gab. Irgen-dwann im November trafen sich dann ein gutesDutzend Enthusiasten in Wien und die POWI 04erblickte nach unzähligen Stunden des Hin- undHerdiskutierens das Licht der Welt. Erst dort wurde,so glaube ich, allen der Ernst, wie auch der Umfangdieses Projektes bewusst, zumal ja auch keiner vonuns so etwas schon einmal auf die Beine gestellthatte.

Es wurden Kompetenzen verteilt, Organisations-strukturen festgelegt und die Sache begann an Mo-mentum zu gewinnen. Als Salzburger, noch dazu dereinzige der in der Organisation mitgewirkt hatte,fühlte man sich irgendwie als Rufer in der Wüste.Nicht dass man sich abgeschnitten vorgekommenwäre, ganz und gar nicht. Die interne Kommuni-kation zwischen den OrganisatorInnen verlief vonAnfang bis Ende tadellos. Sogar als ich im Jän-ner/Februar zu Forschungszwecken in den USA weil-te, riss der Informations- und Ideenstrom nie ab. Vieleher bedrückte mich die mangelnde Resonanz amInstitut wie auch bei den Studierenden in Salzburg.Dies umso mehr, als wir in Salzburg quantitativgesehen doch wesentlich kleinere Brötchen backenals in Wien. Die DissertantInnen in allen Teildiszi-plinen kann man wahrscheinlich an zwei Händenabzählen. Und die meisten fristen ein Einsiedlerda-sein. Die Kommunikation zwischen uns wie auchzwischen den DiplomandInnen ist alles andere alsgut. Insofern machte ich mich insgeheim, ebenso wiemeine Innsbrucker Kollegen auf wenig Anteilnahme

aus den Bundesländern gefasst. Schließlich sollten esdoch noch zwei andere Salzburger KollegInnen nachWien schaffen.

Vielleicht liegt es aber auch an der Location. Mög-licherweise sähe die Sachlage, würde die Konferenzdas nächste Mal vielleicht in Salzburg abgehalten,ganz anders aus. All dies bleibt letztlich Spekulation.

Eines muss man, bevor ich meine Eindrücke von derKonferenz schildere, klar sagen: Die Hauptlast derOrganisation trugen die Wiener bzw. die IHS-Kolleg-Innen. Was wir in den „Außenstellen“ nach Kräftenversuchten, war den Bekanntheitsgrad der POWI 04zu steigern und immer wieder die ProfessorInnen undKollegInnen auf die Konferenz aufmerksam zumachen. Es war praktisch unmöglich SalzburgerFinanzsponsoren für eine Veranstaltung in Wien zubekommen. Wien ist weit weg, davon habe mannichts, habe ich immer wieder gehört. Nun gut, dafürwaren unsere WienerInnen bei der Sponsorensucheerfolgreicher und auch die ÖGPW hat ihr finanziellesHerz für den Nachwuchs entdeckt. Kommen wir abernun zur Konferenz selbst.

Alles war generalstabsmäßig geplant und hat imGroßen und Ganzen ja auch funktioniert. Ich persön-lich nahm im Panel „International Beziehungen“ teil.Die Teilnehmer kamen aus Österreich, England undDeutschland. Insgesamt hatten wir acht Präsenta-tionen, was uns genügend Zeit für ausführlicheDiskussionen zu jedem Thema gab. Die thematischeVielfalt war erstaunlich. Von klassischen Sicher-heitsthemen über intra-organisatorische Wandlungs-prozesse, internationale politische Ökonomie, Gen-der-Themen, kritische Theorie, Technologiefragensowie Nuklearwaffenstrategien war alles vertreten.Für mich sehr interessant war die inzwischen dochstarke Dominanz konstruktivistischer Ansätze in denInternationalen Beziehungen. Dieses Paradigmascheint momentan unter jungen Nachwuchsfor-scherInnen Hochkonjunktur zu haben. Die Diskus-sionsatmosphäre war entspannt, die Diskussionenwurden intensiv aber immer sachlich geführt. Es istimmer wieder eine spannende Erfahrung, wenn Men-

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Salzburger BetrachtungenSalzburger Betrachtungen

schen mit vollkommen unterschiedlichen Sicht-weisen zu einem Thema diskutieren. Viele Kritik-punkte nimmt man positiv auf (weil sie möglicher-weise stimmen), andere werden fallengelassen, dasie für die eigene Arbeit nicht relevant sind. Daswichtigste ist jedoch die Erfahrung der Kritik, dasSchärfen der eigenen Argumente und die Sicht deranderen. Viele von uns haben vielleicht auch schondie Erfahrung des Tunnelblicks gemacht. Wenn manlange an einem bestimmten Thema arbeitet, verliertman leicht den kritischen Blick fürs Ganze. AndereMenschen dagegen nähern sich (D)einem Themavollkommen unbelastet und sehen auf AnhiebWidersprüche oder Messprobleme, Dinge die einemselbst entgangen sind. Dieses Korrektiv von außenstellt für mich das wahrhaft Positive solcher Ver-anstaltungen dar.

Ich glaube, dass dieser ungezwungene Charakter beiden Panel-Diskussionen eine Folge der praktisch in-existenten Teilnahme des wissenschaftlichen Mit-telbaus bzw. der ProfessorInnenschaft war. Das isteinerseits schade, da praktisch keine Anbindung anbestehende Strukturen möglich war, und diese For-scherInnengruppe somit keine Ahnung hat, was derNachwuchs so treibt. Andererseits war es für unsalle selbst gut, da wir aus uns herausgegangen sindund frei von jedweder Hierarchie in Meinungsaus-tausch traten.

Zur interpersonellen Vernetzung beigetragen habenauch die Socializing-Events wie das POWI-Fest. Beigutem Essen und Trinken konnte man bis spät in dieNacht weiter politisieren, philosophieren und ganzallgemein über Dinge sprechen, die JungforscherIn-nen interessieren, bedrücken usw. Das hat eine ArtGemeinschaftsgefühl erzeugt, von dem viele hof-fentlich noch lange zehren. Man wusste spätestensnach dieser Konferenz, dass es viele junge und enga-gierte ForscherInnen gibt, die alle im gleichen Bootsitzen wie man selber. Das beseitigt zwar nichtbestehende Probleme wie mangelnde Finanzierungs-möglichkeiten eigener Forschungsprojekte, aberman weiß zumindest, dass es noch andere gibt, diemit denselben Problemen kämpfen wie man selbst.

Ich persönlich ziehe also ein rundweg positivesResümee zu dieser Konferenz. Sie wird hoffentlichdas Anfangsmomentum beibehalten. Vor allem eineInstitutionalisierung im Rahmen der ÖGPW ist abso-lut wünschenswert. Jetzt gilt es aber neue Mitstreiterfür die Aufrechterhaltung und Verwirklichung derIdee einer Nachwuchssektion in der österreichischenPolitikwissenschaft zu rekrutieren. Denn die Sachedarf nicht wie eine Sternschnuppe am Nachthimmelverblassen. Diese Konferenz sollte erst der Anfangzu etwas langlebigem gewesen sein, von dem mittel-fristig wirklich neue Impulse ausgehen. Dabei sollteunbedingt versucht werden, alle Politikinstitute miteinzubeziehen.

Stefan FritschDissertant am Institut für Politikwissenschaft in Salzburg

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z u r P O W I 0 4z u r P O W I 0 4Von Stefan Fritsch

Eine von fünf Frauen ist laut Schätzungen in Öster-reich von Gewalt durch einen nahen männlichenAngehörigen betroffen. „Eine von fünf. Gewalt

gegen Frauen im sozialen Nahraum“ ist auch der Titeleiner interdisziplinären Ringvorlesung, die derzeit amInstitut für Politikwissenschaft der Universität Wien abge-halten wird. Veranstaltet wird die Lehrveranstaltung vomVerein Autonome Österreichische Frauenhäuser gemein-sam mit Universitätsprofessorin Dr.in Birgit Sauer. DieRingvorlesung liefert einen Überblick über die verschiede-nen Maßnahmen, die in Österreich zur Prävention vonGewalt an Frauen und Kindern in der Familie getroffenwerden und wurden. Als GastreferentInnen konntenMitarbeiterInnen von Opferschutzeinrichtungen, Wissen-schafterInnen sowie VertreterInnen der Anti-Gewalt-Bewegung in Österreich gewonnen werden.

„Eine von fünf“ ist nur eine von zahlreichen Aktivitäten,die der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuserseit mehr als 25 Jahren in ganz Österreich setzt, um Gewaltgegen Frauen und Kinder sichtbar zu machen: Angefangenhat alles 1988 mit der Gründung des Vereins „Aktionsge-meinschaft der autonomen österreichischen Frauen-häuser“, dem Zusammenschluss der Mitarbeiterinnen derautonomen Frauenhäuser Österreichs. Vernetzung undInformationsaustausch waren die beiden Zauberworte, dieeinige engagierte Frauenhaus-Mitarbeiterinnen dazu ver-anlasst hatten, einen Dachverband ins Leben zu rufen. DieAktionsgemeinschaft der autonomen österreichischenFrauenhäuser (heute: Verein Autonome ÖsterreichischeFrauenhäuser) sollte den Mitgliedern eine Plattform bieten,um – über die tägliche Arbeit im Frauenhaus hinaus –Maßnahmen zur Prävention von Gewalt an Frauen undKindern entwickeln zu können. Eine der Gründerinnenerinnert sich:

„Was uns fehlte, waren Geld und ein Standort. Enthusias-mus für die Sache und den Willen, uns zu engagieren,brachten wir mit. (...) Rosa Logar (die Obfrau) fuhr mitzahllosen, aufs Rad gebundenen Ordnern durch Wien. Ich(Anm.: Renate Egger, damals Kassierin-Stellvertreterin)trug ständig massenweise Papier in großen Rucksäckenherum und Maria Fuchs (die Kassierin) transportierte mitihrem Auto Schachteln mit Unterlagen von einem Ort zumanderen. Wir hatten keinen Platz, um das Material zu lagern oderunsere Besprechungen abzuhalten. Rosas Wohnung wurdein ein Büro verwandelt (...). Ein unhaltbarer Zustand,besonders deshalb, weil es schon sehr bald österreichweiteAnfragen und Anliegen an die Aktionsgemeinschaft gab.“(Tätigkeitsbericht der Informationsstelle gegen Gewalt1996)

Allerdings änderte sich dieser Zustand rasch, als dem Ver-ein 1989 völlig überraschend der Dr.-Karl-Renner-Preisfür Verdienste um die Republik Österreich zugesprochenwurde. Mit dem Preisgeld war es endlich möglich, einBüro zu mieten. Dort, in der Hofgasse im fünften WienerGemeindebezirk, wurde dann 1991 die Informationsstellegegen Gewalt eröffnet.

Informationsstelle gegen GewaltWährend der Verein als Dachverband die Interessensver-tretung der autonomen Frauenhäuser in Österreich ist undsich in erster Linie um den Informationsaustausch und dieVernetzung zwischen den autonomen FrauenhäusernÖsterreichs kümmert, liegt das Hauptaugenmerk derInformationsstelle auf der Prävention von Gewalt.„Prävention durch Information“ ist das Motto derEinrichtung, die mittels Aufklärungsarbeit, Sensibilisie-rungskampagnen und Öffentlichkeitsarbeit versucht,Gewalt an Frauen und Kindern schon im Vorfeld zu ver-hindern.

WAVE – Women Against Violence EuropeBereits 1996 hat der Verein sein Tätigkeits-Spektrum miteiner weiteren Einrichtung erweitert: WAVE – WomenAgainst Violence Europa ist ein europäisches Netzwerkvon Hilfseinrichtungen, die im Bereich der Bekämpfungvon Gewalt in der Familie aktiv sind. Das Koordinations-büro des Netzwerks befindet sich in Wien und ist imVerein Autonome Österreichische Frauenhäuser angesie-delt. WAVE wird über das DAPHNE-Programm derEuropäischen Union finanziert.

Frauenhelpline 0800/222 5551999 konnte der Verein sein Angebot schließlich mit der„Frauenhelpline gegen Männergewalt 0800/222 555“ ver-vollständigen. Die Helpline ist der direkte Draht fürFrauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind ebensowie für Familienangehörige, NachbarInnen und FreundIn-nen, die helfen wollen. Sie ist 365 Tage im Jahr rund umdie Uhr aus ganz Österreich anonym und kostenlos zuerreichen.

LiteraturdokumentationSchlussendlich gehört neben der Informationsstelle gegenGewalt, WAVE und der Frauenhelpline seit jüngster Zeitauch eine umfangreiche Sammlung von Fachliteratur, Vi-deos und Plakaten zum Thema Gewalt in der Familie zumVerein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Die Lite-raturdokumentation ist im Internet abrufbar (www.platt-formgegendiegewalt.at), in einer Präsenzbibliothek in denRäumlichkeiten des Vereins können Bücher und Doku-mente gelesen und auszugsweise kopiert werden.

Intern

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Gewalt sichtbar machen

MeilensteineMeilensteine in der Vereinsgeschichte sind unter anderemdie Entwicklung des Bundesgesetzes zum Schutz vorGewalt in der Familie, das seit 1997 in Kraft ist und derPolizei erlaubt, gewalttätige Personen aus der Wohnung zuweisen und ihnen für zehn Tage die Rückkehr zu verbieten.„Wer schlägt, muss gehen“ lautet die Botschaft desGesetzes, das eindeutig die Handschrift der Vertreterinnenvon Frauenhilfseinrichtungen trägt, die an seiner Entsteh-ung intensiv beteiligt waren.

Bereits seit Beginn der 1990er Jahre werden in ÖsterreichExekutivbeamtInnen von Mitarbeiterinnen der Frauen-häuser zum Thema Gewalt im sozialen Nahraum geschult.Diese Trainings sind eine wichtige Voraussetzung für dierichtige Anwendung des Gewaltschutzgesetzes und förderndie Zusammenarbeit zwischen Opferschutzeinrichtungenund Polizei. Mittlerweile sind die von Mitarbeiterinnen desVereins entwickelten Schulungen für alle ExekutivbeamtIn-nen in der Grundausbildung verpflichtend.

2003 konnte der Verein schließlich den Spielfilm AUSWE-GE (Regie: Nina Kusturica, Drehbuch: Barbara Albert) her-ausbringen, der anhand von drei exemplarischen Geschich-ten Wege aus Gewaltbeziehungen schildert. AUSWEGEwar Eröffnungsfilm des österreichischen FilmfestivalsDiagonale 2003 und erst jüngst bei den Filmfestspielen inBerlin vertreten.

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser wirdzu 100 Prozent durch Subventionen und Spenden finan-ziert. Leider gibt es trotz des langjährigen Bestehens derEinrichtung aber keine Finanzierungs-Garantie seitens derzuständigen Ministerien. Im Gegenteil: Jedes Jahr muss umden Fortbestand des Vereins gekämpft werden.

Verein Autonome Österreichische FrauenhäuserBacherplatz 10/41050 WienTel. 01/544 08 20Fax 01/544 08 20-24www.aoef.at

WAVEwww.wave-network.org

Frauenhelpline 0800/222 555

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Der Verein AutonomeÖsterreichische Frauenhäuser

Von Daniela Almer

Zwar hat Shakespeare nichts von Computern und denihnen zugrunde liegenden Einsen und Nullen gewusst,aber er kannte die beiden Zahlen bereits, und damit das,

worauf unsere gesamte Welt basiert.Was damit gemeint ist, ist das Problem, dass wir in einer Weltleben, die auf einem einfachen Binärsystem aufgebaut ist. Aberanstatt dies zu erkennen, quälen wir uns lieber jeden Tag mitvermeintlich unendlich vielen Entscheidungen herum. Dabeigeht es nur darum, ob ich mich entscheide oder nicht. Zur bes-seren Verständnis ein kleines, anschauliches Beispiel:Wenn ich Eis essen gehe, hätte ich doch viele verschiedeneEntscheidungen zu treffen: Will ich eine Tüte oder einenBecher, und soll dieser essbar sein oder umweltverträglich; unddann die vielen Eissorten: etwas Milchiges, Schokoladiges,Fruchtiges, Nussiges, Blaues ... . Aber im Grunde genommenhabe ich doch nur zwei Alternativen: Soll ich Eis essen odernicht? Und erst wenn ich das entschieden habe, kann ich michder nächsten Frage widmen: Becher oder Tüte. In Bezug aufdie Eissorten werden einige jetzt meinen, dass es da doch soviele verschiedene Wahlmöglichkeiten gibt – viel zu weitgedacht! Wofür den Gedankenapparat mit solchen weitreichen-den Fragen und ihren Konsequenzen überlasten? Es ist doch,wenn man es genau nimmt, immer nur eine Entscheidung zwi-schen zwei Möglichkeiten: Nehme ich die eine Eissorte odernicht? Und bei der nächsten Geschmacksrichtung analog das-selbe: Nehme ich sie oder nicht? Folglich gibt es immer nurzwei Möglichkeiten! Also keine Panik, wenn man meint, dieWelt breche über einem zusammen, weil es so furchtbar vieleEntscheidungsmöglichkeiten gibt!

Doch um diese verzwickte Logik, dass absolut alles auf 0 und 1,nur zwei Alternativen, basiert, richtig beweisen zu können,bedarf es eines kleinen Ausflugs in die Philosophie und Mathe-matik (für alle, die jetzt meinen, es wird zu anstrengend: keinePanik, gibt ja nur 0 und 1 als Zahlen!).Wenn man bei sich selbst anfängt, ist es leicht zu erkennen, dassman selbst zwiegespalten ist (nicht wie Jekyll und Hyde, aberdennoch existieren zwei Persönlichkeiten): Zum Einen gibt esdiese fanatischen Widerstandskämpfer, in den Akten als Gefüh-le, Herz oder Geist vermerkt, denen der Körper, der den Verstanddarstellt, im Kampf des Lebens gegenübersteht und versucht,seine autoritäre Herrschaft aufzuzwingen. Für welche Partei mansich bei den einzelnen Wahlen entscheidet, hängt zumeist vonJahreszeit, Alkoholeinfluss oder materiellen Gütern ab.Wir werden nun einen großen Schritt weiter gehen, und zwar zudem Kampf „Schicksal vs. Zufall“. Wenn man diese Rivalität aufunsere Idee überträgt, ergibt sich die Gegensätzlichkeit zwischenzwei völlig konträren Weltvorstellungen; vereinfacht könnte manauch hier wieder von „1 vs. 0“ reden.

Somit hätten wir unser eigenes Leben und das um uns imGrundgerüst geklärt. Doch ist das ganze nur philosophisch,werden die meisten hier sagen. Stimmt, nur da wir erkannthaben, dass eigentlich unsere ganze Welt, wir und unsere Um-gebung, auf 0 und 1 basiert, kann man das ebenso von denkleinsten bekannten Teilchen annehmen: den Atomen undihren Bewohnern. Und diese Bestandteile sind da oder ebennicht: 1 oder 0! Somit ist es auch logisch, dass das Universumaus dem Nichts, 0, entstanden ist, und nun den Zustand 1 (es istda) hat.Wer jetzt noch nicht verstanden hat, worum es geht, und wiesodas alles mit 1 und 0 erklärt werden kann, dem sei mit einembekannten Beispiel erklärt, worauf die Welt basiert: Sein odernicht sein. Im Grunde gibt es keinen anderen Zustand für einmenschliches Lebewesen (wie das nun alles mit den Religionenabläuft, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen).Und wer immer noch zweifelt, dem sei das „Yin-Yang“ vonKonfuzius ans Herz gelegt, das besagt, dass das eine auch daseigene Gegenteil erzeugt. So entsteht z.B. durch die Bestim-mung, was Schön ist, auch gleichzeitig eine Definition für dasHässliche. 0 erzeugt somit 1 und umgekehrt.Und was hat das alles mit Politikwissenschaft zu tun? Zumeinen ist es wichtig für StudentInnen der Politikwissenschaft,zu erkennen, dass es so etwas wie „politische Systeme“ garnicht gibt, dass das alles nur Einbildung ist, weil die ganze Weltauf nur einem einzigen System beruht: dem Binärsystem!Und um nun auch noch etwas wirklich Wichtiges für welt-machtgierige PolitikwissenschafterInnen zu bringen: Das, waseiner „Weltformel“ als wichtigste Erkenntnis dienen würde,wäre wohl, wie das Universum seinen Zustand von 0 auf 1umgestellt hat, und somit Raum und Zeit geschaffen hat. Dennkönnte man dies herausfinden, wäre es ein leichtes, Atome undMoleküle zum eigenen Besten zu verändern, indem man ihreBestandteile von „da sein“ auf „nicht da sein“ oder umgekehrtbringt. Man könnte somit die Welt beherrschen!Die einzige Frage, die sich ein angehender Brain mit Ellipsen-kopf noch zu stellen hat, ist, ob man mit diesem Binärcode-Panschen auch in der vierten Dimension, der Zeit, herumpfu-schen und damit noch mehr Macht erhalten könnte. Doch obZeit wirklich auf 1 und 0 basiert, sei dahingestellt, da Zeit docheigentlich nur eine Erfindung des Menschen ist … genauso,wie der dreidimensionale Raum nur Einbildung ist … das sindnur grüne Zeichen, die sich von dem schwarzen Hintergrundabheben, und so wie 1 und 0 aussehen, also Computererzeug-nisse … Zahlenfolgen von 0 und 1 … 1 und 0 … die Matrixlebt …

Elisabeth WeiglStudentin am ipw und Redaktionsmitglied

Essay

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Eis oder nicht Eis – das ist hier die Frage!– oder:

Wie die Matrix und ihr Binärsystem schon Hamlet beinflusst hat

Von Elisabeth Weigl

Der Autor vertritt die These, dass Entstehung undEntwicklung der ArbeiterInnenbewegung sowie dieder Kommunistischen Partei eng mit dem Unab-

hängigkeitsbestrebungen bzw. der nationalen Befreiung desSudan gegenüber Ägypten und Großbritannien verbundenist. Diese theoretische Annahme versucht er in den erstenKapiteln zu belegen. Die weiteren Kapitel beschreiben diewechselhaften Erfolge bzw. Nichterfolge bis zum Verbotder Gewerkschaft und der Kommunistischen Partei durchdiktatorische Militärregime. Trotz dieser Einschränkungensieht der Autor die sudanesische ArbeiterInnenbewegungals eine der stärksten in Afrika an.

Da eine sozialdemokratische Partei sich nie im Sudan eta-blieren konnte, nimmt die SCP (Sudan Communist Party)eine zentrale Rolle sowohl bei der Entstehung der Gewerk-schaftsbewegung als auch als Opposition gegenüber denjeweiligen Militär-Regimen ein. Die Gründung einer erstengewerkschaftlichen Organisierung, die der „WorkersAffairs Association“ (WAA) der männlichen sudanesischenEisenbahnarbeiter, ging von kommunistischen Bewegun-gen in Ägypten aus. Ideologischer Wegbereiter in Ägyptenwar Henri Curiel, ein Jude italienischer Abstammung, dereinen marxistischen Studienkreis leitete. Mit der Unabhän-gigkeit des Sudan 1950 vom ägyptisch-britischen Kondo-minium musste die Kommunistische Partei und auch dieGewerkschaftsbewegung ohne die Unterstützung ausÄgypten auskommen. Der innenpolitische Prozess derKonsolidierung war nicht nur zu Beginn schwierig. AmHöhepunkt des Kalten Krieges hatte auch die USA einInteresse an der Anbindung bzw. Stabilität prowestlicherRegime Afrikas. Demzufolge sollten Einfluss kommunisti-scher und anti-imperalistischer Bewegungen dieser Ländermöglichst ausgeschaltet werden.Mit der Machtübernahme der Regierung durch den GeneralGafaar Numayri – auch durch die Unterstützung derKommunisten im Sudan – stellten diese zunächst vierMinister. Numayris Regime entwickelte sich zunehmend zueinem terroristisch-diktatorischem Regime mit einemVerbot der SCP (Sudan Communist Party), Einführung derSharia-Gerichtsbarkeit, Installierung einer staatlichenGewerkschaft und Verbot der freien, bis hin zur Ermordungvon elf Mitgliedern der linken Opposition. Die Ausschal-tung der Linken ging konform mit der Stärkung der isla-misch-religiösen Eliten des Sudan und war begleitet voneinem Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden,der bis heute, 2004, anhält.Trotz des Verbotes während des Numayri-Regimes gelanges den freien Gewerkschaften und der SCP, sich im Unter-grund zu organisieren und neue Strukturen aufzubauen.Nach dem Sturz Numayris 1985 – wieder durch das Militärund mit der Unterstützung der Linken –, begann eine kurze

Phase demokratischer Entwicklung bis zum Militärputsch1989. Nicht nur der Zusammenbruch des „Realsozialis-mus“ 1989, auch die zunehmend islamisch beeinflusstePolitik und Gesellschaft des Sudan bedeuten für freie Ge-werkschaften – die Linke ist großteils im Exil – wenig Ein-fluss auf die Gestaltung und Durchsetzung von ArbeiterIn-nenrechten nehmen zu können. Ihre Rolle – wie bereits inden vergangenen fünfzig Jahren – ist die der Oppositiondamit wenigstens ein Etappenziel bei der Demokratisierungdes Landes erreicht werden kann.

Meine Kritik am Buch bezieht sich weniger auf den wis-senschaftlich gut recherchierten Inhalt des Buches, sondernauf den für mich irreführenden Titel „ArbeiterInnenbe-wegung“. Trotz der in der Einleitung vorangestellten These,die gewerkschaftliche Organisation sei eng mit der Ent-wicklung der Kommunistischen Partei verknüpft, habe ichmehr über die Rolle der Linken im Sudan erfahren und fürmeine Erwartungen zuwenig über eine ArbeiterInnenbe-wegung. Wobei die Rolle der „Arbeiterinnen“ gar nicht vor-kommt: Das wird vom Autor damit erklärt, dass zu Beginngewerkschaftlicher Organisierung kaum Frauen in einemlohnabhängigen Arbeitsverhältnis standen. Meine Kritik andieser Arbeit ist auch, dass die Beurteilung und Analyse,trotz Bemühen um wissenschaftliche Objektivität meinerAnsicht nach von einem europäischen Beobachtungsstand-punkt erfolgt ist und die eigentlichen AkteurInnen, dieFunktionärInnen und AktivistInnen und ihre persönlichenErfahrungen im Kampf um Rechte im Sudan inhaltlichnicht berücksichtigt wurden. Das finde ich schade, weil derAutor Interviews mit AkteurInnen geführt hat (dieTranskriptionen befinden sich im Anhang).

Gerti ZupanichAbsolventin des ipw und Redaktionsmitglied

Der Autor Thomas Schmidinger, geboren 1974, studierteEthnologie und Politikwissenschaft in Wien, Redakteur derZeitschrift Context XXI, Autor mehrerer alternativerZeitschriften, Gründer der Westpapua-Solidarität in Wien undMitarbeiter der im Irak tätigen Hilfsorganisation Wadi Verlag: Peter Lang, 2004, Frankfurt/M. – SchriftenreiheEuropäische Hochschulschriften XXXI, 269 Seiten, ISBN 0721-3654, 40,- €

Rezension

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ARBEITERINNENBEWEGUNG IM SUDANVon Gerti Zupanich

Was tut man, wenn man Verwandtschaft mit einemNS-Täter aufweisen kann, der abwesend ist? Wasgeschieht in Momenten, in denen man realisiert, daß

jener Verwandte aktiv für zahlreiche Morde verantwortlich ist?Was weiß man eigentlich Genaues über diesen Verwandten?Beginnt man zu recherchieren? Stellt man Fragen? Warumspricht niemand aus der Familie über den Abwesenden? Gibt esüberhaupt etwas zu besprechen, zu erfragen, zu rekonstruieren?Wenn ja, weshalb ist man die erste bzw. einzige Person aus derFamilie, die das Bedürfnis dazu verspürt?Das sind nur einige der vielen Fragen, die Claudia Brunner undUwe von Seltmann seit langer Zeit begleiten. Claudia Brunnerist 1972 geboren, hat Politikwissenschaft studiert und ist dieGroßnichte von Alois Brunner, der rechten Hand AdolfEichmanns, einem vielgesuchten Nazi, der für tausende Toteverantwortlich ist. Uwe von Seltmann ist 1964 geboren, arbei-tet als Journalist und ist der Enkel von Lothar von Seltmann,einem Nazi, der an der Niederschlagung des WarschauerGhettoaufstandes beteiligt gewesen ist. In ihrem Buch schildernbeide ihren fast schon als zwanghaft empfundenen Drang, dieverdunkelte Familiengeschichte zu beleuchten, Fragen zu stel-len, sich ein Bild zu machen. Doch wozu eigentlich? Auch dasist eine immer wiederkehrende Frage, die eine von mehrerenParallelen in Brunners und von Seltmanns Leben darstellt.

Claudia Brunner wählt den autobiographischen Weg als Mittelzur Nachzeichnung ihrer Beschäftigung mit ihrem Großonkelund der damit verbundenen Suche nach Antworten. DieLeserInnen steigen dort ein, wo einst auch die Autorin denAnfang ihrer Konfrontation mit der eigenen Familienge-schichte setzte – in einem Hörsaal der Uni Wien 1999, wo siesich zu einem Referat über den NS-Verbrecher meldet. Die fol-gende Schilderung der Referatsvorbereitung skizziert AloisBrunner und sein „Schaffen“ sehr klar und deutlich, und auchClaudia Brunners blankes Entsetzen nach abgeschlossenerRecherche der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur.Mit dem gleichen Wissensstand ausgestattet, beginnt nun fürdie LeserInnen und die Autorin eine Art Verfolgungsjagd inEtappen. Ein Treffen der dritten Generation zwischen jüdischenIsraelis und ÖsterreicherInnen in Wien, zur Begegnung mit denjeweiligen Familiengeschichten, die Mitarbeit bei der Planungund Durchführung einer Gedenkveranstaltung im KZ Maut-hausen, ein Seminar mit denselben österreichischen und israe-lischen Leuten, diesmal in Jerusalem/Tel Aviv, zur Fortsetzungder Begegnung, Museen und Gedenkstätten, zwischenzeitlichein Interview für eine TV-Dokumentation (als Rückblendebeschrieben), und schließlich der Prozeß gegen Alois Brunnerin Paris, wo der Angeklagte abwesend bleibt, aber der Saalvoller Angehöriger seiner Opfer ist, die dem längst überfälligenSchuldspruch beiwohnen möchten. Nach dem Prozeß einInterview für den ORF und einen französischen Sender – als

die einzige der ganzen Familie Brunner, die hier anwesend ist,quasi als pars pro toto. Kurz darauf ein Aufenthalt in einemPariser Spital, die Psychosomatik bahnt sich Raum (und Zeit).Gegen Ende der Erzählung spitzt es sich zu. Die Autorin reali-siert, daß manche aus der Familie mit dem nach Syrien geflo-henen Brunner jahrelangen schriftlichen Kontakt gehaltenhaben. Mehr noch, sie erinnert sich wieder an ihren eigenen,längst verdrängten Briefkontakt.

Trotz der Schwere und Schwierigkeit dieses Themas, liest sichBrunners Erzählung ähnlich spannend und fesselnd wie eineKriminalgeschichte. Eine Zeit lang ist man sogar versucht zuglauben, man ist mit ihr gemeinsam ganz knapp dran, ihn zufinden, einer Begegnung mit dem Großonkel beizuwohnen,endlich diesen Mann zu treffen, ihn „dingfest“ zu machen –endlich diese eine Frage stellen zu können: Warum?Doch es bleibt dabei. Wonach alle fragen, wird ClaudiaBrunner weiterhin nicht beantworten können. Der Aufenthalts-ort ihres Großonkels ist unbekannt – ob er noch lebt ebenso.

Uwe von Seltmanns Geschichte ist zwar ebenso autobiogra-phisch, gleicht aber vielmehr einem Reiseroman eines Journa-listen. Die Recherche über seinen Großvater, Lothar von Selt-mann, bringt ihn an sehr viele Orte. Der Autor muß nach undnach feststellen, daß er zuvor schon unbewußt Städte bereisthat, wo sich auch sein Großvater damals im Zuge seiner„Tätigkeit“ aufgehalten hat. Die Reisefreudigkeit, das Interessean osteuropäische Staaten, die Bücherliebe, sogar sein Aus-sehen – alles Ähnlichkeiten mit dem Großvater.So wie Alois Brunner stellt Lothar von Seltmann ein Phantomdar, über das innerhalb der Familie gern geschwiegen wird. DerAutor weiß zu Beginn seiner Suche nur, daß sein Großvater SS-Mann war – ihm wird von einigen Familienmitgliedern versi-chert, sie hätten bereits nachgeforscht, ihr Vater wäre aberbestimmt kein Mörder gewesen. Nach endlosen Archivrecher-chen und mit Hilfe einer Reihe von Zufällen, erfährt er, was erohnehin bereits geahnt hat: die Mitgliedschaft bei den SS-Totenkopfverbänden, die rege Verbindung zu Odilo Globocnik,weitere Beweise (z.B. Aktennotizen über Seltmanns Aufent-halte und Versetzungen), die zwingend darauf hindeuten, daßLothar von Seltmann tatsächlich an der „Räumung“ des War-schauer Ghettos teilgenommen hat (laut dem Historiker Bert-rand Perz wahrscheinlich auch an der des Krakauer Ghettos).Dem Autor ergeht es ähnlich wie Claudia Brunner – über denVerbleib seines Großvaters gibt es keine Angaben, nur dieSicherheit, daß er nicht mehr lebt (und selbst bei dieserInformation gibt es zwei verschiedene Daten).

Während Claudia Brunner in geradlinigem Stil, sehr gerafft undohne Umschweife schreibt, gestaltet sich die Lektüre von Selt-

Rezension

36 Politix 17/04

to puzzle over phantomEin Versuch gegen das Schweigen

Von Luise Luksch

manns Erzählung teilweise holprig. Durch detailverliebte Be-schreibungen von Orten und Landschaften und mit Aktenzah-len überfrachtete Zitate der ihm vorliegenden Dokumente gerätder Lesefluß manchmal leider ins Stocken.

Dennoch werden beide ihrem Buchtitel gerecht. Sie brechen ihreigenes und das Schweigen ihrer Familien, schreiben über dasbisher Unaussprechliche, machen die Orientierungslosigkeit inBezug auf ihre Familien-Phantome öffentlich – und liefern sichletztlich damit der Kritik aus. „Diese Realität, die nicht immereinfach benennbar und angreifbar ist, wollen wir in diesem

Buch auch anderen zugänglich machen.“ (S. 7) Gerade dieserZugang scheint mir sehr empfehlenswert.

Luise LukschStudentin am ipw und Redaktionsmitglied

Claudia Brunner, Uwe von Seltmann, Schweigen die Täter redendie Enkel, Frankfurt/M., 2004, Edition Büchergilde, 1. Auflage,189 Seiten, gebunden, 20,50 €, ISBN 3-936428-26-3

Rezension/Ankündigung

37Politix 17/04

Der völkerrechtswidrige Krieg der USA und ihrer „Allianz derWilligen“ gegen den Irak hat die Debatte über die IdentitätEuropas neu belebt. Die Einteilung von US-Verteidigungsmi-nister Rumsfeld in ein „altes“ und ein „neues“ Europa hat dazuihr Übriges getan. Die von Jürgen Habermas und JacquesDerrida unter dem Titel „Die Wiedergeburt Europas“ ange-stoßene Diskussion über die Finalität Europas begleitet dieÖffentlichkeit durch den Irak-Krieg und über den Prozess zurVerabschiedung einer EU-Verfassung hinaus.

Die Bedingungen, Ziele und Widersprüche einer „Emanzipa-tion“ Europas von den USA stehen im Zentrum der politischenAuseinandersetzung. Soll sich die EU militärisch auf Augen-höhe zur „einsamen Supermacht“ USA hochrüsten oder kön-nen jene Kräfte mehr Gestaltungsmöglichkeiten erlangen, dieder gegenwärtigen Militarisierung der internationalen Bezieh-ungen das Konzept einer „Zivilmacht“ entgegensetzen wollen?

Der Verfassungsentwurf der nunmehr auf 25 Staaten erweiter-ten EU sieht eine Verpflichtung zur Aufrüstung vor und festigtden globalen militärischen Interventionismus. Welche Rollespielen die neuen EU-Mitglieder im Ringen um ein deutsch-französisches Kerneuropa? Kommt die EU einem gesamteu-ropäischen kooperativen Sicherheitskonzept näher oder for-miert der transatlantische Streit die Bedingungen für eine wei-

tere globale Hegemonialmacht? Es stellt sich hier nicht nur dieFrage der Sicherheit für Europa, sondern auch der Sicherheitvor Europa.

Die USA als Supermacht sind auch deshalb zunehmend „ein-sam“ geworden, weil ihr Konzept des Unilateralismus bzw. dermilitärischen ad-hoc-Allianzen dem Gewaltverbot der Verein-ten Nationen entgegensteht. Ist die UNO angesichts des vonden USA erklärten „permanenten Krieges“ gegen den Terrorihren Herausforderungen gewachsen? Welche Möglichkeitenzur Stärkung der Weltorganisation haben die Nationalstaaten,die Regionalorganisationen und die Zivilgesellschaft? Ist durchdiese Entwicklung der Militärpakt NATO nicht schon längstzum Papiertiger geworden?

Die „zweite Weltmacht Öffentlichkeit“ (New York Times) hatnach den weltweiten Protesten gegen den Irak-Krieg imProzess der Sozialforen die Debatte um einen alternativen EU-Verfassungsentwurf abseits neoliberaler und neoimperialerStrukturen begonnen. Dieser in der Geschichte beispielsloseProzess einer veränderten Bedeutung politischen Engagementsstellt uns alle vor neue Aufgaben.

Thomas Roithner

„Die Wiedergeburt Europas“Von den Geburtswehen eines emanzipierten Europasund seinen Beziehungen zur „einsamen Supermacht“

21. Internationale Sommerakademie Friedenszentrum Burg Schlaining/Burgenland

Sonntag, 4. – Samstag, 10. Juli 2004Themen sind amerikanische und europäische Antworten auf dem Weg zu einer neuen WeltUNordnung, die Verfassung der EU, die sicherheitspolitischeFinalität Europas, der transatlantische Streit um die globale Hegemonie, Engagement und Strukturen gegen die militärische Globalisierung, die Zukunft desMultilateralismus, die Anti-Amerikanismus-Debatte in Österreich, Friedensjournalismus, Pazifismusdebatten, Wege aus struktureller Gewalt, transatlanti-scher Cyberwar u.v.a.ReferentInnen: Ekkehart Krippendorff, Ernst-Otto Czempiel, Dolores M. Bauer, Werner Ruf, Corinna Hauswedell, Otfried Nassauer, Claudia Haydt, SeppWall-Strasser, Norman Paech, Peter Gerlich, Peter Strutynski, Nadine Bilke, Nonno Breuss, Peter Pilz u.v.a.Teilnahme: Euro 20 für Studierende für die ganze Woche (Unterbringung in Hotels, Gästehäusern oder kostenlose Unterbringung)

Anfragen:ÖSFK Wien, Thomas Roithner

Tel. 01 – 79 69 959, e-Mail: [email protected]ändiges Programm: http://www.aspr.ac.at/sak2004.htm

Sammelgebiete

Aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit denspeziellen Forschungs- und Projektschwerpunkten desÖsterreichischen Instituts für Internationale Politik-OIIPentstand in den letzten 25 Jahren eine wissenschaftlicheFachbibliothek im Bereich der Internationalen Beziehun-gen.Die Bibliothek verfügt über Literatur zu folgenden The-menbereichen der Internationalen Politik:

-) Entwicklungen in der Weltpolitik-) Theorien internationaler Beziehungen-) Transatlantische Beziehungen-) Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Osterweiterung

der EU-) Europäische, Internationale und Umfassende

Sicherheitspolitik-) Zukunft der NATO-) Politische Entwicklung, Außen- und Sicherheitspolitik

Zentral- und Osteuropas-) Politische Entwicklung, Konflikte und Sicherheit in

Südosteuropa-) Konflikte im Nahen Osten-) Jüdische Geschichte und Antisemitismus-) Migration, Nationalismus, ethnische Konflikte-) Frauen in der Internationalen Politik-) Entwicklungspolitik-) Internationale Konfliktbearbeitung

Bestand

Der Bestand umfasst derzeit ca. 9.000 Bände sowie ca. 120laufend gehaltene Zeitschriften und Fachjournale.Bis 1997 ist der Buchbestand durch einen konventionellenZettelkatalog dokumentiert. Seit 1998 werden die Neuzu-gänge elektronisch erfasst. Der Online-Katalog ist im Intra-net zugänglich und dokumentiert neben dem Buchbestandauch die für die Forschungsschwerpunkte relevanten Zeit-schriftenartikel. Derzeit sind im Online-Katalog ca. 6.000Zeitschriftenartikel nachgewiesen und ausgewertet. Nebender deutschsprachigen Literatur gibt es einen umfangrei-chen englischsprachigen Literaturbestand. Hingewiesen seihier aber auch auf den gut sortierten russischsprachigenZeitungs- und Zeitschriftenbestand.

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LiteraturlistenZum festen Serviceangebot der Bibliothek gehört die Re-cherche und das Erstellen von Literaturlisten zu speziellenThemen aus dem eigenen Bestand.

Ebenso werden Literaturlisten zu allen OIIP-Veranstaltun-gen erstellt. Diese liegen als Printversion während der Ver-anstaltungen auf und können von unserer Website elektro-nisch abgerufen werden.

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Ser vice

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