i-Punkt "Jugendarbeit international"

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Foto: Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO Jugendarbeit international www.jugend-im-erzbistum.de Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Erzbischöflichen Jugendamtes Bamberg Einen Blick „weltwärts“ riskieren BDKJ und EJA mit einem freiwilli- gen sozialen Auslandsdienst in der Partnerdiözese Thiès im Senegal. Welche Aufgaben Interessierte dort erwarten und wie man sich bewer- ben kann. Foto: Keller Seite 09 Seite 16 1 – 2009 Es gibt viele Möglichkeiten zu einem sozialen Freiwilligendienst im Aus- land – Wir geben einen Überblick. Foto: Poerschke

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Ausgabe 1/2009

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Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Erzbischöflichen Jugendamtes Bamberg

Einen Blick „weltwärts“ riskieren BDKJ und EJA mit einem freiwilli-gen sozialen Auslandsdienst in der Partnerdiözese Thiès im Senegal. Welche Aufgaben Interessierte dort erwarten und wie man sich bewer-ben kann.Foto: Keller

Seite 09 Seite 16

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2009

Es gibt viele Möglichkeiten zu einem sozialen Freiwilligendienst im Aus-land – Wir geben einen Überblick.Foto: Poerschke

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nkt Hinaus in die weite Welt – Vorwort Seite 3

Geht hinaus in die ganze Welt ...... und verkündet die Frohe Botschaft– Auslandsdienst und christlicher Auftrag Seite 4

weltwärts bewegt– Welt-Freiwilligendienst solldas Gesicht der Welt verändern Seite 6

Begegnung mit Ländern im Aufbruch– Kirchliche Entwicklungsarbeit heißtpartnerschaftliches Lernen Seite 7

BDKJ goes „weltwärts“– Diözesanverband ist Ansprechpartnerfür Weltfreiwilligendienst Seite 9

weltwärts– Kritik und Möglichkeiten Seite 10

Im Westen Afrikas– der Senegal Seite 11

Weltwärts-Erfahrungen aus erster Hand– Interview mit vierFreiwilligen im Senegal Seite 12

Viele Wege führen ins Ausland– Erfahrungsberichte Seite 14

International sozial– Überblick über sozialeFreiwilligendienste im Ausland Seite 16

Wo der politische Wille fehlt– will der BDKJ die Welt „fair-ändern“ Seite 18

Von Kindern für Kinder– Die Sternsinger Seite 21

Wir bauen Partnerschaften auf– Der BDKJ-Sachausschuss „InternationaleJugendarbeit“ stellt sich vor Seite 22

Die Unterschiede machen den Reiz aus...– Erlangen trifft Wladimir Seite 23

Deutsch-Polnische Freundschaft– Jugendaustausch mit Stettin Seite 24

Austausch auf Augenhöhe– Der Einsatz der KLJB für dieSenegal-Partnerschaft Seite 25

Das Abenteuerinternationale Begegnung wagen– DPSG-Partnerschaft im Senegal Seite 26

Im Land der tausend Hügel– Pfadfi nderinnen engagieren sich fürFriedensarbeit Seite 27

Receive the power– Erinnerungen an denWeltjugendtag 2008 Seite 28

i-Tüpfelchen Seite 30

Termine Seite 31

Impressum Seite 32

Startpunkt

Schwerpunkt

Blickpunkt Dekanate

Blickpunkt BDKJ

Blickpunkt Glaube

Blickpunkt Verbände

Aussichtspunkt

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Startpunkt

Ein Jahr ins Ausland. Einfach mal weg. Neue Leute, andere Länder und Kul-turen kennen lernen - das wünschen

sich viele Jugendliche und junge Erwach-sene. Besonders nach dem Schulabschluss wagen immer mehr von ihnen den großen Schritt hinaus in die weite Welt. Ob als Au-pair, Auszubildender oder als Freiwilliger in der Entwicklungshilfe - ein Auslandsauf-enthalt macht sich nicht nur gut im Le-benslauf, er hilft oftmals auch, den eigenen Horizont über die Grenzen des Freistaats hinaus zu erweitern. Die Nachfrage ist enorm, das Angebot auch.

Kritiker halten „der Jugend von heute“ vor, dass sie für ihr freiwilliges soziales Engagement im Ausland doch überwiegend eigennützige Motive hätte. Für wahre Entwicklungshilfe seien die jungen Freiwilligen aus den reichen Industrienationen eh nicht qualifi ziert. Vielmehr seien sie abenteuerlustige Backpacker, die sich mit ihrem „Egotrip ins Elend“ (Süddeutsche Zei-tung vom 8. Mai 2008) die eigene Biographie veredeln wollen.

Alleine in Bayern gibt es derzeit 31 Anbieter, die soziale Freiwilligendienste im Ausland organisieren. Auch die Kirche und der BDKJ sind sehr aktiv in der internationalen Jugendarbeit. Mit dieser Ausgabe des i-Punkts wollen wir einen kleinen Überblick über diese Arbeit geben und zeigen, wie sich interessierte Jugend-liche sinnvoll einbringen können. Welche Projekte und Partnerschaften gibt es im Erzbistum? Worauf sollte

ich achten, wenn ich ins Aus-land möchte? Wie lässt sich so ein Abenteuer eigentlich fi nanzieren? Welche Erfahrun-gen haben andere im Ausland gesammelt? Was war ihre Mo-tivation?

Dieser i-Punkt möchte Hil-festellung geben, das Wich-tigste auf den Punkt bringen. Er soll eine nützliche Hand-reichung für all jene sein, die es hinauszieht in die weite Welt.

Allen Autoren dieser Ausgabe sei an dieser Stelle für ihr Engagement gedankt.

Hinaus in die weite WeltImmer mehr Jugendliche wollen als Freiwillige ins Ausland

Startpunkt

nfo-PunktFür Rückmeldungen - Kritik, Ideen und Anregungen zum i-Punkt sind wir immer dankbar.Leserbriefe an die Redaktion nehmen wir [email protected] entgegen.

Bankverbindung: Kontonr. 502 00 23000, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 700 205 00 www.option-jugend.de

Die Stiftung Option für die Jugend ... . . . setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche im Erzbistum Bamberg nachhaltig die Möglichkeit erhalten, eigenverantwortlich das Leben zu entdecken und gestalten lernen im immer stärkeren Bewusstsein, dass sie wichtig und respektiert sind.

Wir freuen uns über Ihre Zustiftung oder Ihre Spende.

(Referent für Öffentlichkeitsarbeit)

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nkt Der Evangelist Markus überliefert

diesen Auftrag des Auferstande-nen an seine Jünger. Christen aller

Generationen haben versucht, dieser Sen-dung (Mission) gerecht zu werden. Die Ge-schichte der Missionierung und der Missi-onierungsversuche ist hinlänglich bekannt. Wir wissen auch, dass manche Praktiken, die Frohe Botschaft zu verkünden, aus heu-tiger Sicht nicht zielführend und angemes-sen waren.

Christen haben allerdings auch heute den Auftrag, in die ganze Welt zu gehen und Zeugnis zu geben von ih-rer Freude und ihrer Hoffnung, die sie im Leben trägt. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit von anderen Menschen zu lernen, Kulturen und Sitten kennen zu lernen, Lebenseinstellungen zu prüfen und zu verglei-chen sowie unterschiedliche Formen des Zusammen-lebens, Arbeitens und Glaubens zu erleben.

Vielleicht spielen diese Überlegungen nicht die erste Rolle, wenn junge Menschen mit dem Gedanken spie-len, in die Welt zu ziehen. Hier stehen sicher Interesse, Neugier, Abenteuerlust und Entdeckerfreude im Vor-dergrund. Für die kirchliche Jugendarbeit ist es sinn-voll und wichtig, junge Menschen in ihrem Bemühen zu unterstützen, den Blick über den eigenen Kirchturm zu weiten, Erfahrungsräume zu öffnen, internationale Kontakte aufzubauen und den internationalen Jugend-austausch zu fördern.

Sich begegnen - voneinander lernen

Vor dem Hintergrund von Globalisierung, Migration, demographischem und technologischem Wandel wird es immer notwendiger, dass junge Menschen, ihre Er-fahrungsräume erweitern und Offenheit im Umgang mit Menschen anderer Kulturen lernen. Daraus er-geben sich Herausforderungen für die internationale Jugendarbeit.

Internationale Jugendarbeit zeichnet sich aus durch eine Vielfalt und Pluralität von Programmformen, For-maten und methodisch-didaktischen Ansätzen, die ei-ner ständigen konzeptionellen Weiterentwicklung be-dürfen. Im Kern geht es immer darum, internationale Lern- und Bildungsprozesse von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Fachkräften zu ermöglichen. Unter internationaler Jugendarbeit versteht man Aktivitäten, Begegnungen und den Austausch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Gruppen, den Fachkräfte- und Multiplikatorenaustausch, die jugendpolitische Zusam-menarbeit sowie den internationalen Freiwilligen-dienst.

Im Rahmen der kirchlichen Jugendarbeit im Erzbis-tum Bamberg spielt der internationale Austausch eine wichtige Rolle. Gerade die Jugendverbände blicken auf eine lange Tradition internationaler Begegnungen

zurück. Im Nachgang zum Weltjugendtag 2005 haben sich einige Pfarrgemeinden Kontakte zu den Besucher-gruppen aus aller Welt aufgebaut. Immer wieder gibt es auch gegenseitige Besuche. Das Dekanat Erlangen organisiert einen lebhaften Jugendaustausch mit der Gemeinde Vladimir in Russland. Auf diözesaner Ebe-ne haben sich Beziehungen zur Partnerdiözese Stet-tin-Kamien entwickelt. Regelmäßig kommen Jugend-liche und junge Erwachsene aus Stettin, um an der Diözesanjugendwallfahrt teilzunehmen. Im Gegenzug besuchen Jugendliche aus Bamberg das jährlich statt-findende diözesane Jugendtreffen in Stettin. Mit der Pfarrei Jablonec nad Nisou (Tschechien) haben sich durch den Einsatz von Zivildienstleistenden aus Bam-berg über Jahre hinweg gute Kontakte entwickelt. Da-rüber hinaus wurde der BDKJ Diözesanverband auch Entsendeorganisation für den WELT-Freiwilligendienst.

Geht hinaus in die ganze Welt ... ... und verkündet die Frohe Botschaft (Mk 16, 15)

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Schwerpunkt

Derzeit arbeiten drei Freiwillige in unserer Partnerdi-özese Thiès im Senegal. Daneben nutzen immer wieder junge Erwachsene aus unserem Erzbistum die Möglich-keiten als Missionar auf Zeit, als European Volunteer oder als Freiwilliger in der ganzen Welt tätig zu sein.

Sinnvoller einSatZ

Dieser Einsatz junger Menschen ist nicht nur Selbst-zweck, sondern grundlegendes christliches Handeln im Sinne gelebter Solidarität und ehrlichem Interesse am Nächsten. Internationale Jugendarbeit ist aber nicht nur aus christlicher, sondern auch aus pädagogischer und politischer Sicht sinnvoll.

Aus pädagogischer Sicht unterstützt internationale Jugendarbeit die Suche Jugendlicher nach Orientierung in einer immer unübersichtlicheren Welt. Die Folgen des allgemeinen politischen, ökonomischen und sozia-

len Wandels stellen Herausforderungen für junge Men-schen dar, mit denen umgegangen werden muss. Die Veränderung in der internationalen Politik, die Globa-lisierung der Arbeitsmärkte, das Zusammenwachsen und die Erweiterung der Europäischen Union sowie die Erfahrung, dass Deutschland zum Einwanderungs-land wird, sollen hier nur als Beispiele dienen.

Jugendlichen wird die eigene Orientierungssuche ermöglicht und erleichtert, wenn sie im Rahmen von Jugendarbeit eigene Erfahrungen der Internationalität und Interkulturalität machen können und angeregt werden, diese Erlebnisse zu refl ektieren. Sowohl die Erfahrungen in gemischt-nationalen Gruppen als auch in anderen Projekten und bei Aktivitäten der gruppen-bezogenen oder individuellen Jugendarbeit haben ei-nen eigenständigen und hohen Bildungswert.

Internationale Jugendarbeit ist ein Lernfeld für so-ziale und interkulturelle Bildung. Dies bezieht sich auf die eigene Fremdheitserfahrung und zielt auf ein bes-seres Verständnis für Menschen aus anderen Kulturen und Staaten. Gleichzeitig gilt es, die eigenen Identität zu refl ektieren und zu wahren, sie tiefer zu verstehen und somit zu einem Hoffnungsträger für andere zu werden.

Aus politischer Sicht ist die internationale Jugendar-beit zu fördern, da die internationale Vernetzung und Kooperation von Akteuren der Jugendarbeit im Sinne einer international orientierten Zivilgesellschaft der gesellschaftlichen Weiterentwicklung dient. Die Erfah-rungen von jungen Menschen, die an internationalen Projekten teilnehmen, fl ießen zurück in die lokale, regionale, landes- und bundesbezogene Jugendarbeit und führen zu einer qualitativen Fortentwicklung der Jugendarbeit. Alle Maßnahmen der internationalen Ju-gendarbeit, die sich dem Konzept des interkulturellen Lernens verpfl ichtet fühlen, sind an einer Flexibilisie-rung politisch-orientierter Zugehörigkeiten beteiligt.

Strukturelle vorauSSetZungen

Internationale Jugendarbeit ist also notwendig und sinnvoll und es gibt junge Menschen, die sich für einen Freiwilligendienst im Ausland interessieren.

Für die kirchliche Jugendarbeit gilt es folglich, in-ternationale Jugendarbeit zu ermöglichen und zu un-terstützen. Eine Herausforderung, die dringend einer Lösung bedarf, ist die Frage der Finanzierung. Junge Menschen, die freiwillig im Ausland sozial arbeiten und sich engagieren, bleiben häufi g auf ihren Kosten für Flug, Versicherung und Verpfl egung sitzen. Hier wird sich der BDKJ gegenüber der Politik für einen gerech-ten Finanzausgleich einsetzen, damit möglichst viele junge Menschen wertvolle Erfahrungen für ihr Leben sammeln können, solidarisch in dieser Welt handeln können und ihrem Auftrag folgen können: Geht hinaus in die ganze Welt ...

Detlef Pötzl

Geht hinaus in die ganze Welt ... ... und verkündet die Frohe Botschaft (Mk 16, 15)

Detlef Pötzl

Diözesanjugendpfarrer(Dipl. Theol. Univ.)geboren 1975 in Kronach1995-2000 Studium der Katholischen Theologie in Bamberg und Innsbruck2001 Priesterweihe in Bamberg2001-2005 Kaplan in Kronach2005 Diözesanjugend-pfarrerseit Sept. 2008 Leiter des Erzb. Jugendamtes

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Anfang letzten Jahres verabschie-dete ich die ersten 50 weltwärts-Freiwilligen: 50 erwartungsvolle,

engagierte und gespannte junge Leute auf ihrem Weg nach Südafrika, Peru oder Indi-en. Mittlerweile sind über 2.300 Freiwilli-ge weltwärts gegangen, über 10.000 haben sich beworben. Das große Interesse der jungen Leute an entwicklungspolitischem Engagement war Auslöser für weltwärts: Es gab viel mehr Interessenten als Frei-willigenangebote. Wir wollten einen Frei-willigendienst schaffen, der es den jungen Leuten unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern ermöglicht, sich zu engagieren.

Das hat weltwärts geschafft. Die Freiwilligen erhal-ten ein Taschengeld von 100 Euro monatlich, eine orts-übliche Unterkunft und Verpflegung, Reisekosten zum Einsatzort und zurück, die Versicherung, Seminare vor, während und nach dem Dienst sowie die Anfahrten zu den Seminaren. Die ersten 70 weltwärts-Freiwilligen sind zurück – und um unendlich viele Erlebnisse und Erfahrungen reicher. Ihre Berichte zeigen: weltwärts bewegt!

Die jungen Leute sind von ihren Erlebnissen beein-druckt, stellen oft an ihren alten Schulen begeistert das Programm vor, berichten lebhaft von Erfahrungen mit

der fremden Kultur, schreiben auf ihren Internetseiten spannende Reportagen, organisieren Fotoausstellungen zu manch vergessenem Ort dieser Welt oder engagie-ren sich später in Städtepartnerschaften oder interna-tionalen Organisationen. All ihre Erfahrungen bringen die Freiwilligen mit nach Hause zurück. Mit ihrem Elan tragen sie dazu bei, Verständnis für andere Kulturen zu schaffen, im Kleinen zu zeigen, was Globalisierung heißt, und Entwicklungszusammenarbeit zu verstehen. Dieser Elan ist ansteckend und wird viele junge Leute neugierig machen, mehr von der Welt zu verstehen – und zu ihrem Zusammenwachsen beizutragen.

die eigene PerSPektive auf die Welt ändern

Viel bewegt weltwärts auch im Leben der Freiwilli-gen. Oft sind sie das erste Mal so lange so weit weg von zu Hause und erleben diese Zeit deshalb besonders intensiv. Ein paar Monate nach der Schule oder Ausbil-dung in einem Entwicklungsland selbst mit anzupacken, ob beim Computerunterricht, der Arbeit mit Jugend-lichen oder dem Aufbau von Solaranlagen, die Sorgen und Hoffnungen, Freuden und Ängste von Menschen in Entwicklungsländern kennen zu lernen, sich mit Indern, oder Südafrikanerinnen über ihr Leben zu unterhalten, all das verändert die eigene Perspektive auf die Welt. Natürlich stehen die Freiwilligen in ihrem Einsatz auch vor Herausforderungen: Das Leben in ganz einfachen

Verhältnissen ist für die meis-ten gewöhnungsbedürftig und für manche auch schwierig. Die Freiwilligen fühlen sich in der Ferne manchmal alleine mit ihren Gedanken und fremd in der andersartigen Kultur.

Sowohl ihre Begeisterung als auch die Herausforderungen können die Freiwilligen mit Mentoren und Mentorinnen vor Ort oder ihrer Entsende-organisation in Deutschland teilen. 193 Entsendeorganisa-tionen sind bereits anerkannt. Viele der Entsendeorganisatio-nen kommen aus dem kirchli-chen Kontext. Einige von ihnen führen seit Jahren qualitätsvolle und gut etablierte Freiwilligen-dienste durch. Auch durch die untereinander geschlossenen Netzwerke und gemeinsamen Ansätze, zum Beispiel zur Qua-

weltwärts bewegtWelt-Freiwilligendienst soll das Gesicht der Welt verändern

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Schwerpunkt

litätsentwicklung und gemeinsam geführte Seminaren zur Vorbereitung und Begleitung der Freiwilligen, be-reichern die kirchlichen Träger weltwärts und helfen vielen, gerade kleinen Trägern bei der Durchführung von weltwärts.

ZehntauSend Sollen Jährlich WeltWärtS gehen

Die Zahl der Entsendeorganisationen wächst weiter – und so soll auch die Zahl der weltwärts-Freiwilligen wachsen. Mittelfristig können wir bis zu 10.000 jun-ge Leute pro Jahr weltwärts entsenden. Ich wünsche mir, dass viele junge Leute diese Chancen wahrneh-men und über den Horizont von Deutschland blicken. Die Erfahrungen bereichern die weltwärts-Freiwilligen

persönlich und tragen zur Verständigung über Grenzen hinweg bei. weltwärts ist ein toller Erfolg! Für die Ent-wicklungsländer und die Freiwilligen.

Die jungen Leute sind wissensdurstig und mutig ge-nug, sich den Problemen der Welt zu stellen und selbst anzupacken. weltwärts trägt so dazu bei, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen sich kennen- und verste-hen lernen und die Freiwilligen dieses neue Wissen mit in ihre Welt bringen – und damit die Welt ein bisschen besser und gerechter machen. Sie tun das, was ein af-rikanisches Sprichwort von uns allen verlangt: „Wenn viele Menschen an vielen Orten viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“

Heidemarie Wieczorek-Zeul

Heidemarie Wieczo-rek-Zeul (SPD)

Mitglied des deut-schen Bundestages1961–1965 Studium an der Universität Frankfurt, Englisch und Geschichte1965–1974 Lehrerin an der Friedrich-Ebert-Schule in Rüsselsheim1993–2005 stellver-tretende Vorsitzende der Bundes-SPDseit Oktober 1998 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Begegnung mit Ländern im AufbruchKirchliche Entwicklungsarbeit heißt partnerschaftliches Lernen

Erzbischof Ludwig besuchte den Senegal – auch Jugendliche sollen diese Chance nutzen. Foto: Katharina Ebel

Ich überlege mir manchmal, warum zum Beispiel Autoren wie Paulo Coelho oder Hape Kerkeling so populär sind. Es liegt

vielleicht an einem bestimmten „Muster“, das sie in ihren Werken verwenden. Einen Menschen zieht es in die Ferne. Durch die Erfahrung des ganz Anderen merkt er, wo-rin das Besondere seiner eigenen Herkunft liegt. Zugleich eröffnet „die Fremde“ neue Horizonte und Einsichten. Sie schenkt oft

neue Beziehungen und Freundschaften. Ein Aufenthalt im Ausland bietet Jugendlichen diese Erfahrungen. Er wirkt als „Schule des Lebens“ und ist meist unendlich wert-voll. Die Programme „Missionar auf Zeit“ (MaZ) oder „weltwärts“ geben Jugendli-chen und jungen Erwachsenen oft noch mehr. Sie bieten die Chance, nicht nur ein anderes Land, sondern ein so genanntes

„Entwicklungsland“ kennen zu lernen.

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Wir dürfen bei „Entwicklungs-land“ nicht zuerst an Schwierig-keiten, Probleme, Armut, Elend etc. denken, sondern an ein Land im Aufbruch mit vielen jungen Men-schen, die mutig und kraftvoll die Zukunft in die Hand nehmen und gestalten. In den „Entwicklungslän-dern“ fi ndet auch nicht nur Begeg-nung mit einer anderen Kultur und Lebensweise statt, sondern ebenso die Erfahrung von wirtschaftlichem, sozialem, bildungsmäßigem und politischem Aufschwung. Junge Menschen aus Deutschland spüren dann sehr schnell von selbst – ohne große Moralpredigten von außen –, dass ein Lebensstil im Überfl uss, wie er oftmals bei uns Gang und Gäbe ist, entwicklungshemmend und unmenschlich ist.

Ehemalige „MaZler“ sowie Prak-tikantinnen und Praktikanten in Ländern des Südens und Ostens sind oft zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für einen ökologischen und sozial verträglichen Lebensstil geworden.

begegnung iSt daS a und o fÜr entWicklungShilfe

Weil ein Land immer nur über konkrete Menschen erlebt wird, sind Begegnungen das A und O dafür, dass andere Länder ein Gesicht für uns bekommen. Solche Begegnungen ermöglichen die eben erwähnten Pro-gramme.

Bei den vielen Aufenthalten in Entwicklungsländern habe ich immer wieder gespürt, dass trotz der oft erbärmlichen Lebensumstände die Lebensfreude und Kreativität ganz enorm sind. Mir kommt der Gottes-dienst in einer Landpfarrei in der Nähe von Thiès im Senegal in den Sinn. Er wird sehr einfach und würde-voll gefeiert, aber zeichnet sich durch Lebendigkeit und mitreißende Gesänge aus. Ich denke an Bauern in Guatemala, die davon erzählen, wie ihnen ihr Glaube über vieles Schwere hinweghilft. Die Besuche bei ih-nen wirken wie eine Glaubenserneuerung. Ich erinne-re mich auch an Kinder in Bolivien, die zwar kein Geld für teure Sachen haben, sich aber mit Engagement ih-rem selbst gebastelten Spielzeug widmen. Wie schön einfach kann das Leben sein!

Liebe Jugendliche! Auch wenn ihr derzeit nicht sel-ber in ein Entwicklungsland reisen könnt, nehmt an der kirchlichen Entwicklungsarbeit teil und interessiert euch dafür. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass ge-rade die kirchliche Entwicklungshilfe eine der effektivs-ten Hilfsmaßnahmen für die Länder der so genannten

„Dritten Welt“ ist. Die Gründe dafür liegen darin, dass

sie auf den Willen zur Selbst-hilfe der Partner baut, dass es um partnerschaftliche und nicht in erster Linie um paten-schaftliche Zusammenarbeit geht, und dass die Partner durch ihre hohen christlichen Ideale und ihren Glauben an die Macht der kleinen Schritte oft mehr bewirken können, als groß angelegte, ausschließlich fremdfi nanzierte Megaprojek-te. Ich bitte Euch, die Chance unserer Bistumspartnerschaft zu nützen. Ihr werdet merken, dass ein Engagement in die-sem Bereich Euch persönlich bereichern wird. Ihr könnt si-cher sein, dass eine Unterstüt-zung der Bleistiftaktion oder anderer Projekte den Jugend-lichen in Thiès ein Stück mehr Bildung ermöglicht und sie befähigt, dadurch selber aus

dem Kreislauf der Armut auszusteigen. Begegnungen mit Menschen aus Thiès hier und dort ermöglichen das Kennenlernen einer neuen Kultur und damit die Auseinandersetzung mit dem, worauf Ihr selber Euer Leben aufbaut.

von MenSchen iM Senegal lernen

Am Anderen lernt man seine eigene Stärke, aber auch die eigenen Defi zite kennen. Das gilt auch für den Glauben. Von Menschen im Senegal können wir lernen, wie lebensnotwendig Glaube und Alltag zusammenge-hören, wie selbstverständlich es sein kann, zu seinem Glauben zu stehen und das nach außen zu zeigen, und wie wichtig und bereichernd der Dialog zwischen dem Christentum und dem Islam sowie mit den anderen Religionen ist. Auch ihr habt den Jugendlichen dort vieles mitzuteilen: Wie ihr Jugendarbeit betreibt, wie ihr Jugendgottesdienste vorbereitet, aber auch welche Lebensträume ihr habt. Möglichkeiten der Begegnung gibt es immer wieder, seit wir im Jubiläumsjahr 2007 unsere Partnerschaft mit dem senegalesischen Bistum Thiès aus der Taufe gehoben haben. Ihr braucht die Chance nur zu nutzen! Dazu wünsche ich euch Mut, Kreativität und Phantasie.

Euer Erzbischof

Prof. Dr. Ludwig Schick

Erzbischofgeboren 1949in Marburg1969 bis 1975Studium der Philoso-phie und Theologie in Würzburg und Fulda1975 Priesterweihe1976 bis 1979 Studi-um des Kanonischen Rechts in Rom2002 Ernennung zum Erzbischof von Bambergseit 2006 Leiter der Kommission „Weltkir-che“ der Deutschen Bischofskonferenz

Lebensfreude trotz erbärmlicher Lebens-umstände. Foto: Katharina Ebel

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Schwerpunkt

Hohe Kosten schrecken viele Ju-gendliche von einem Auslandsauf-enthalt ab. Doch das muss nicht

sein. Ein Freiwilligendienst, gefördert vom Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit ist die Lösung. Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg und das Erzbischöfliche Jugendamt (EJA) machen's möglich. Seit Oktober 2008 sind sie Ent-sendeorganisation für das Regierungspro-gramm „weltwärts“. Im Senegal bieten sie vier Einsatzstellen für interessierte Ju-gendliche an.

Entstanden ist die Kooperation aus den langjährigen, intensiven Beziehungen der Katholischen Landvolkbe-wegung und der Katholischen Landjugendbewegung im Erzbistum mit den Partnerorganisationen der Ca-ritas im senegalesischen Thiès. Ihren Höhepunkt er-reichten diese Beziehungen im Oktober 2007, als das Erzbistum Bamberg eine offi zielle Partnerschaft mit der Diözese Thiès schloss. Ein Bestandteil dieser Part-nerschaft war die Gründung eines Freiwilligendienstes im Senegal. Diese Gründung fi el damals zeitlich günstig zusammen mit dem Start des Projektes „weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwick-lung und Zusammenarbeit.

auStauSch und kennenlernen

Der Austausch und das Kennenlernen der Kultur vor Ort sind wichtige Ziele. Ein Schwerpunkt der Ca-ritas im Senegal ist die landwirtschaftliche Entwicklung. Die Freiwilligen vor Ort können einige dieser Projek-te besuchen. Da jedoch keine Arbeitsplätze im Senegal vernichtet werden sollen, ist für die Freiwilligen eine direkte Mitarbeit nicht vorgesehen. Arbeitseinsätze

sind in den katholischen Kindergärten und der katho-lischen Schule möglich. Hierfür sollten Interessierte gute Kenntnisse in Französisch, der Landessprache im Senegal, mitbringen. In den Schulen können die Freiwil-ligen beim Deutschunterricht hospitieren.

In der Diözese Thiès gibt es katholische Jugendar-beit. Fast alle Jugendlichen, deren Familien katholisch sind und sich in der Gemeinde engagieren, sind auch in Jugendgruppen aktiv. Es gibt Pfadfi nder und Landjugend, die auch internationale Beziehungen über die Verbän-de pfl egen und verschiedene andere Gruppen. Mit die-sen Jugendgruppen können die Freiwilligen ebenfalls arbeiten. Sei es um zu zeigen, was in der Jugendarbeit in Deutschland gemacht wird, sei es um die senegale-sische Jugendarbeit kennen zu lernen. Schön wäre es, weitreichende Beziehungen aufzubauen, so dass even-tuell ein internationaler Jugendaustausch zwischen Bamberg und Thiès möglich wird.

Darüberhinaus können Freiwillige in das Projekt „G.R.A.I.F.“ (Groupe de Recherche et d‘Appui aux Initi-atives Féminines) reinschnuppern. „G.R.A.I.F.“ ist eine Initiative, die Kleinkredite für eine Existenzgründung an Frauen vergibt. Die Frauen, die für diese Initiative tätig sind, fahren in die Dörfer und besprechen mit den dort lebenden Frauen deren Möglichkeiten, ihre Situation nachhaltig zu verbessern. Auch in diesem Fall sind Französischkenntnisse wichtig.

Manche Senegalesen sprechen nur ihre Stammes-sprache, hauptsächlich Wolof. Sie ist für Europäer schwer zu erlernen, dennoch sollte man einige wichti-ge Wörter und Redewendungen beherrschen.

den blick WeltWärtS richten

Formale Kriterien für „weltwärts“ sind Volljährigkeit, eine abgeschlossene Schul- bzw. Berufsausbildung. Spe-ziell für den Einsatz im Senegal kommen noch die er-wähnten Französischkenntnisse hinzu. „weltwärts“

BDKJ goes „weltwärts“Diözesanverband ist Ansprechpartner für Weltfreiwilligendienst

Alexandra Keller ist seit Februar 2008 für „weltwärts“ beim BDKJ und Erzbischöfl i-chen Jugendamt Bamberg zuständig. Foto: Poerschke

Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft für die Kinder – Freiwillige können in der Schule in Thiès mitar-beiten. Foto: Katharina Ebel

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verlangt von den Entsendeorganisationen einige Stan-dards, wie Vorbereitungs-, Begleit- und Nachberei-tungsseminare, um die Qualität der Freiwilligendienste zu gewährleisten. BDKJ und EJA bieten ein zwölftägi-ges Vorbereitungsseminar, fünf Tage Begleitseminar im Senegal sowie ein Fünf-Tage-Seminar für Rückkehrer an. Finanzielle Mittel der Bundesregierung sollen auch Jugendlichen mit wenig Geld einen Freiwilligendienst im Ausland ermöglichen. Über „weltwärts“ können Flugkosten, Verpfl egung und Unterkunft sowie Semi-narkosten und Fahrtkosten fi nanziert werden.

Von den Interessierten erwartet der BDKJ die Be-reitschaft, sich ganz auf das Land und die dortigen Ver-hältnisse und Bedingungen einzulassen, sich vor Ort mit den Menschen auseinanderzusetzen, ein Bild von

ihrem eigenen Leben zu vermitteln und die anfallen-den Tätigkeiten in Kooperation mit den Verantwortli-chen zu leisten. Ebenso erwartet der BDKJ, dass sich die Freiwilligen nach ihrem Einsatz weiterhin für ein besseres Verständnis der Kulturen in Deutschland en-gagieren. Alexandra Keller

nfo-PunktBewerbungen für einen Einsatz ab September 2010 kön-nen bis Mitte Dezember geschickt werden an:Alexandra Keller, Referat Weltfreiwilligendienst, Dr. v. Schmitt-Str. 16, 96050 Bamberg, Tel.: 0951 / 2960688,E-Mail: [email protected]

weltwärts - Kritik und MöglichkeitenKnapp ein Jahr nach dem Start von „weltwärts“ zogen die ka-tholischen Träger eine positive Zwischenbilanz. Über 350 junge Menschen, so hieß es im Novem-ber 2008, seien seit Anfang des Jahres mit einer der mehr als 50 katholischen Entsendeorgani-sationen ins Ausland gegangen – Tendenz steigend. Doch das weltwärts-Angebot gibt nicht nur Grund zum Jubeln. Kritiker fürchten um die Qualität frei-williger sozialer Auslandsjahre.

Das Bundesministerium für wirt-schaftliche Entwicklung und Zusam-menarbeit (BMZ) stellt im Rahmen der weltwärts-Förderung zwar hohe Anforderungen an die Ent-sendeorganisationen, zum Beispiel den Nachweis von Vorbereitungs-, Begleitungs- und Rückkehrersemi-naren. Kritiker bemängeln jedoch, dass dies mit einem sehr hohen bü-rokratischen Aufwand verbunden sei und zudem klare Qualitätsstan-dards sowie die Kontrolle seitens des BMZ fehlten.

verluSt der Wertigkeit

Ein weiterer Kritikpunkt greift direkt den Grundgedanken von „weltwärts“ an. Dadurch, dass das BMZ den Großteil der Kosten für

ein Auslandsjahr übernehme, wer-de die Entscheidung für ein sozia-les Jahr im Ausland nicht mehr so bewusst getroffen. Das freiwillige soziale Auslandsjahr verliere seine Wertigkeit.

„Früher mussten Jugendliche oft-mals lange arbeiten, um sich ein Jahr im Ausland fi nanzieren zu können“, erklärt Alexandra Keller, Ansprech-partnerin für „weltwärts“ beim BDKJ Diözesanverband Bamberg.

karriereSchub und egotriP

Ihr sei es wichtig, dass der Frei-willigendienst im Ausland nicht zu einem Lückenbüßer wird. Nach dem Motto: „Jetzt hab‘ ich die Schu-le hinter mir und gerade einmal Zeit, dann geh‘ ich halt ins Ausland - der Staat zahlt‘s ja.“ Auch einen Karriereschub durch Elendstouris-mus lehnt Keller ab. Der soziale Dienst im Ausland sei keineswegs als Abenteuertrip zum Aufpolieren der eigenen Biographie gedacht. Auf diese Punkte lege sie ganz be-sonderen Wert in den Auswahlge-sprächen mit den Bewerbern.

Über Flug-, Verpfl egungs- und Unterkunftskosten hinaus zahlt das BMZ jedem „Weltwärtsler“ ein monatliches Taschengeld in Höhe von 100 Euro. Das, so die Kritiker, entspräche in einigen Einsatzlän-

dern dem Monatslohn von Akade-mikern. Die Kritik: Ein derart hohes Taschengeld führe bei den Men-schen in Entwicklungsländern zu Irritationen und mache das Erleben der Lebensrealität vor Ort unmög-lich. Die staatlichen Fördermittel (70 Millionen Euro pro Jahr) sollten doch lieber direkt in die Entwick-lungshilfe investiert werden, anstatt tausende unqualifi zierte Jugendli-che ins Ausland zu schicken und damit die Entwicklungsarbeit vor Ort zu belasten.

kritik koMMt Zu frÜh

Alexandra Keller hält die Kritik an „weltwärts“ für verfrüht. „Jetzt werden erste Erfahrungen gesam-melt. Ob es tatsächlich Nachbesse-rungsbedarf gibt, wird sich zeigen“, meint sie. Die Vorteile des Re-gierungsprogramms liegen für sie auf der Hand. „Für Jugendliche ist ,weltwärts‘ eine große Chance, den eigenen Horizont zu erweitern.“ Und zwar nicht nur für diejenigen, die es sich fi nanziell leisten können. Außerdem helfe „weltwärts“, die Entwicklungsländer ins Bewusst-sein möglichst vieler Jugendlicher zu bringen. „Ich rate allen Jugend-lichen, die Chance eines Auslands-aufenthaltes zu nutzen.“

Volker Poerschke

Volker Poerschke

PR-Referentgeboren 1978in Osnabrück1998 - 2005 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaf-ten und Neueren u. neuesten Geschichte in Osnabrück2006-2008 Journalis-tenausbildung beim ifp in München, Volantari-at beim Heinrichsblatt in BambergSeit Okt. 2008 Redak-teur beim Heinrichs-blatt und PR-Referent beim BDKJ Bamberg

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Schwerpunkt

Wer ins Ausland gehen will, tut gut daran, sich zuvor über das Reiseziel zu informieren. Wir

haben die wichtigsten Länderinformatio-nen zum Senegal sowie ein paar Tipps zur Reisevorbereitung zusammengestellt.

Etwa fünf Flugstunden von Deutschland entfernt liegt die Republik Senegal. Man sollte sich zum Zeitver-treib also ruhig etwas Reiseliteratur mit in den Flieger nehmen. Im Norden grenzt Senegal an Mauretanien, im Süden an Guinea und Guinea-Bissau. Das östliche Nachbarland ist Mali. Im Westen erstreckt sich auf ei-ner Länge von 531 Kilometern der Atlantik. Die höchs-te Erhebung des Landes ist 581 Meter hoch – selbst für Franken keine große Herausforderung.

Von der Bevölkerung Senegals sind rund 58 Prozent unter 20 Jahre. Senegal ist also ein recht junges Land mit einem rasanten Bevölkerungswachstum. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt. Etwa 65 Prozent sind Analpha-beten. Die drittgrößte Stadt Senegals ist Thiès (etwa 240.000 Einwohner). Damit ist Thiès in etwa halb so groß wie Nürnberg.

benÖtigte SPrachkenntniSSe

1960 wurde Senegal unabhängig. Ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit ist die französische Amtssprache. Französischkenntnisse sind also unbedingt erforder-lich. Ansonsten ist das westafrikanische Land ein bun-ter Flickenteppich verschiedenster Stammessprachen, entsprechend der etwa 20 ethnischen Gruppen des Landes. Rund um die Region Thiès herrscht „Wolof“ vor.

Der wichtigste Wirtschaftszweig ist die Fischerei. Dennoch arbeiten rund 78 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft. Große Teile der Nutzfl äche Se-negals werden für den Erdnussanbau gebraucht. Da-

her kann der Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln – hauptsächlich Reis und Weizen – nicht selbständig gedeckt werden. Sie werden in großen Mengen teuer importiert.

Die Gesellschaft ist (noch) von Männern geprägt. Sie bestimmen, welche Kleider Frauen tragen dürfen und welche Kontakte gepfl egt werden. Frauen haben sich in erster Linie um den Haushalt und die Kinder (im Durchschnitt fünf) zu kümmern. Die Heirat aus Liebe ist nicht der Normalfall. Die Ehe dient in der Regel dazu, die eigene Lebenssituation zu verbessern.

Die Diözese Thiès ist von der Diasporasituation ge-prägt. Dennoch gibt es in nahezu allen Pfarreien des Bistums verbandliche Jugendarbeit. Insgesamt gibt es sechs Jugendverbände: Scout (DPSG), Guide (PSG), Schulverband JEC, J.O.C. (CAJ), Landjugend und den Kinderverband „Jungfrohschar“.

erforderliche iMPfungen

Grundsätzlich sollten interessierte Jugendliche vor einem Aufenthalt in Senegal Rücksprache zur Malaria-Prophylaxe und Schutzimpfungen mit ihrem Arzt oder dem deutschen Tropeninstitut halten. Empfohlen wer-den Impfungen gegen Gelbfi eber, Tetanus, Diphterie (insbesondere auch Kinderlähmung), Hepatitis A und B sowie Tollwut, Typhus und Meningokokken-Krankhei-ten. Die Kosten liegen bei etwa 200 Euro, die die Frei-willigen selber tragen müssen.

Volker Poerschke

her kann der Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln – hauptsächlich Reis und Weizen – nicht selbständig

Im Westen Afrikas -der Senegal

einem Aufenthalt in Senegal Rücksprache zur Malaria-Prophylaxe und Schutzimpfungen mit ihrem Arzt oder dem deutschen Tropeninstitut halten. Empfohlen wer-den Impfungen gegen Gelbfi eber, Tetanus, Diphterie (insbesondere auch Kinderlähmung), Hepatitis A und B sowie Tollwut, Typhus und Meningokokken-Krankhei-ten. Die Kosten liegen bei etwa 200 Euro, die die Frei-willigen selber tragen müssen.

Lage: äußerster Westen Afrikas Staatsform: PräsidialrepublikBevölkerung: ca. 11 MillionenHauptstadt: Dakar (ca. 2 Millionen Einwohner)Amtssprache: FranzösischReligion: 94% Muslime, 5% römisch katholischHauptexport: ErdnüsseKlima: Subtropen (Trockenzeit: Dezember - Mai; Regenzeit: Juni - November)

nfo-Punkt Senegal

Foto: Poerschke

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nkt Derzeit sind vier junge Erwachsene

mit dem BDKJ im Senegal. Wie es ihnen dort geht, was sie machen

und welche Eindrücke sie gesammelt haben, erzählten sie dem i-Punkt. Laura Ensinger, Matthias Gronau, Ruth Weisenberger und Karin Distler stellten sich den Fragen von Alexandra Keller und Tina Muck.

Warum wolltet ihr nach Thiès?Laura: Das hatte sich spontan so ergeben. Ein Lehrer von mir kannte das Projekt. Das ganze hat mich sehr angesprochen, da hab ich mich eben beworben.Ruth: Ich hatte schon Kontakt zu Leuten aus Thies und Kaolack über die KLJB in Würzburg.Matthias: Nach Thiès wollte ich, um ein Jahr in einer anderen Kultur zu leben, neue Welten, neue Menschen kennen zu lernen und viele Erfahrungen zu machen.Karin: Ehrlich gesagt hatte ich nie fest geplant, mei-nen Freiwilligendienst im Senegal abzuleisten. Mir war es wichtig, nach dem Abitur aus Deutschland raus zu kommen, eine neue Kultur kennen zu lernen und mich sozial zu engagieren.

Was macht ihr im Senegal?Laura: Die meiste Zeit Praktikum im Kindergarten, ein Monat Praktikum bei G.R.A.I.F., einer senegalesi-sche Hilfsorganisation, die Mikrokredite an Frauen in Dörfern verleiht.Ruth: Erstmal bin auch ich im Kindergarten eingesetzt, danach möchte ich vor allem für die Landjugend tätig sein. Ich werde auch bei den Planungen für den sene-galesischen Jugendtag, der in Thies stattfi ndet, mithel-fen. Auch ein Praktikum bei der Caritas würde mich interessieren.Matthias: Ich arbeite im Bildungswesen der Diözese Thiès bei der DIDEC im Bereich Informatik und Kom-

munikation. Ich habe viele Übersetzungen und organi-satorische Dinge zu tun.Karin: Erst einmal muss ich hier ein Vorurteil ausräu-men. Entgegen aller Erwartungen, leisten wir hier im Senegal keinerlei Entwicklungsarbeit. Wir sind hier um Praktika in den verschiedensten katholischen Einrich-tungen zu machen. Wir schnuppern in unterschiedli-che Arbeitsbereiche rein und versuchen, so viel wie möglich von unseren Fähigkeiten einzubringen, nicht mehr.

Habt ihr eine Erfahrung im Senegal gemacht, die euch besonders hängen geblieben ist?Laura: Die Leute hier wirken wesentlich glücklicher und zufriedener, obwohl hier wesentlich mehr Armut und Perspektivlosigkeit herrscht.Matthias: Die Erfahrung, dass viele Menschen, die gebildet und fl eißig sind, keine Perspektive haben und vielleicht in Armut leben müssen. Trotzdem bewahren sie sich eine große Lebensfreude und Lockerheit und nehmen jeden Gast noch so freundlich auf.

Was sind die markantesten Unterschiede zu Deutschland? Laura: Das sind einfach zwei ganz verschiedene Kul-turen und Gesellschaftssysteme. Hier zählt, dass die Gemeinschaft glücklich ist, nicht der Einzelne.Ruth: Viele Dinge sind neu und anders. Es werden im Hof Hühner geschlachtet, die Menschen haben einen anderen Bezug zu Lebensmitteln. Es gibt kaum Vorrat-haltung, alles wird direkt eingekauft oder eben selbst gemacht, trotzdem ist es kein Problem, wenn spontan Besuch kommt. Außerdem hat das Familienleben mehr Bedeutung, auch wenn die Kinder erwachsen sind,

Weltwärts-Erfahrungen aus erster Hand

Im Senegal: Laura Ensinger aus Nürnberg, Matthias Gronau aus Hüttenbach, Ruth Weisenberger aus Würzburg und Karin Distler aus Wiesenttal. Foto: Keller

Fotos: Keller

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Schwerpunkt

Weltwärts-Erfahrungen aus erster Hand

bleiben die Eltern sehr wichtig, es gibt noch wirkliche Großfamilien. Auffällig ist der viele Müll. Dafür scheint es bei den Menschen hier noch kein Bewusstsein zu geben.Matthias: Die Menschen haben viel mehr Zeit, selbst die, die den ganzen Tag arbeiten. Sie wirken nie ge-stresst, sondern stets gut gelaunt und locker.Karin: Ganz klar steht an erster Stelle die afrikani-sche Hitze, die uns besonders in der Regenzeit ganz schön zusetzen wird. Dicht gefolgt ist sie aber von der senegalesischen Gastfreundschaft, die wahrscheinlich von keiner Nation auf der Welt so schnell zu toppen ist.

Merkt ihr, dass euch euer Aufenthalt verän-dert hat? Laura: Nachdem die Gelassenheit der Leute auf ei-nen abgefärbt hat, reagiert man viel gelassener auf viele Dinge, fragt sich: „Muss ich ein Problem daraus machen? Ist das wirklich so schlimm?“Matthias: Ja, genau diese Lockerheit, das Nachdenken, ob eine Sache es Wert ist sich über sie zu ärgern.

Könnt ihr den Aufenthalt weiter empfehlen?Laura: Auf jeden Fall.Ruth: Ja, auf jeden Fall.Matthias: Ich kann diesen Schritt – und glaubt mir, dass er, wenn er mal gemacht ist, gar nicht mehr sooo groß ist – wirklich jedem wärmstens empfehlen.Karin: Wer motiviert ist, sich auf eine neue Umge-bung und neue Menschen einzulassen, das deutsche Leben für ein paar Monate zu vergessen und sich sel-ber etwas Gutes zu tun, der sollte nicht zögern, sich zu bewerben.

Worauf sollte man unbedingt achten? Laura: Es kann auch ziem-lich kalt werden im Winter, also: warme Sachen mitnehmen.Ruth: Französisch ist auf dem Land gar nicht so wichtig, wichtiger sind die Stammessprachen, wie zum Beispiel Wolof. Im Kindergarten sprechen die Kinder eh noch gar kein Französisch.Matthias: Man sollte darauf achten, dass es einem nicht zu sehr im Senegal gefällt und man hier bleibt!Karin: Die kritischen und ängstlichen Stimmen aus dem Umfeld (Verwandtschaft, Nachbarn...) überhören und einfach seinen Traum leben.

Worauf sollte man unbedingt achten?

Es kann auch ziem-lich kalt werden im Winter, also: warme Sachen mitnehmen.

Französisch ist auf dem Land gar nicht so wichtig, wichtiger sind die Stammessprachen, wie

Müllproblem im Senegal. Foto: Keller

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Viele Wege führen ins Auslandweltwärts ist ein Weltfreiwilligendienst – aber es gibt auch andere

Zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene wollen nach Schule und Aus-bildung erst einmal raus. Einfach einmal über den eigenen bisherigen Ho-rizont hinaus blicken. Viele von ihnen träumen von einem Jahr im Ausland.

Ruth Schneider, Franz Schmidt und Gisi Schubert haben sich diesen Traum erfüllt – jeder auf seine Weise.

Franz SchmidtAuf Eigeninitiative nach Indien):Ich habe soziale Arbeit studiert. Dafür musste ich laut Studienord-nung auch „ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung“ absolvie-ren. Da ich allerdings schon ei-nige Praktika hinter mir hatte, habe ich einmal etwas ganz an-deres machen wollen. So kam die grundsätzliche Idee Ausland.In meiner Gemeinde gab es einen Kaplan aus Indien. Mit ihm hatte ich bei einer Tasse Tee ein kur-zes Gespräch. Er erklärte mir er könne nichts für mich tun, aber er kenne einen anderen indi-schen Priester, der könne mir helfen. Dieser indische

Priester gab mir auch eine Tasse Tee und die gleiche Antwort.Etwa fünf Tassen Tee später (immer die gleiche Antwort aber wechselnde Adressen) kam ich etwas unmotiviert in Rehau bei Frère Francis an. Auch er gab mir einen Tee und als ich erzählt hatte, griff er zum Telefon und sagte, er wisse da etwas - er rufe dort eben mal an… Zwei Minuten später hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch auf Englisch am Telefon. Auf meine Bewerbung folgten noch ein paar wenige E-Mails. Und am 7. März 2007 kam ich in Navi Mumbai (Neu Bombay)/ in Indien an. Genauer gesagt in der Jan Vikas Society (JVS), Mermier Bal Ashram.Jan Vikas Society heißt übersetzt so viel wie „Die für alle Gesell-schaft“. Sie ist eine soziale Organisation die sich für die Straßen- und Lumpensammlerkinder in Navi Mumbai einsetzt. Die JVS unterhält drei Kin-derheime, acht Out-Reach-Center - das sind kleine Schulen in verschie-denen Slums in Navi Mumbai - sowie mehrere kleinere Einrichtungen wie Gesundheitszentren, Aids-Einrichtungen, Jobvermittlungen, Nahrungsmit-tel-Verteil-Service, eine hauseigene Druckerei, etc. pp. Mein absolutes Lieblingsprojekt war „Phirti Shala“ – Schule auf Rädern. Ein ausgebau-ter Omnibus fährt regelmäßig in die Slums und auf die Mülldeponien, um dort Unterricht zu erteilen. Nach dem Motto: Wenn die Kinder nicht in die Schule können, kommt die Schule zu ihnen. Über meine Kontakte zu anderen ausländischen Praktikanten, die ich bei StudiVZ kennengelernt habe, konnte ich zudem zahlreiche Spenden und Unterstützung für JVS or-ganisieren.Natürlich verändert jeden ein Jahr in der Fremde. Es hat mir auf jeden Fall einen großen Teil an Lebenserfahrung eingebracht, den mir keiner mehr nehmen kann. Im Lebenslauf kommt so etwas auch meistens ganz gut an. Ich habe gelernt, Ruhe zu bewahren.

Auf Eigeninitiative nach Indien):Ich habe soziale Arbeit studiert. Dafür musste ich laut Studienord-nung auch „ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung“ absolvie-ren. Da ich allerdings schon ei-nige Praktika hinter mir hatte, habe ich einmal etwas ganz an-deres machen wollen. So kam die

aber er kenne einen anderen indi-schen Priester, der könne mir helfen. Dieser indische Priester gab mir auch eine Tasse Tee und die gleiche Antwort.Etwa fünf Tassen Tee später (immer die gleiche Antwort aber wechselnde

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Schwerpunkt

Schwerpunkt

Ruth Schneider (Missionarin auf Zeit):

„Du nach Afrika? Ein Jahr? ...Niemals!“ Obwohl ich diese Sprüche des Öfteren hörte, habe ich

mir meinen größten Wunsch erfüllt und habe ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Arua, einer

Stadt im Nordwesten Ugandas, verbracht. Ich habe dort als Comboni-Laienmissionarin in ei-

nem Medienzentrum und einer Mädchen Secondary School mitgearbeitet.

Diesen Wunsch hatte ich schon vor meinem Abitur. Deswegen habe ich mich bereits ein Jahr

vor meiner Ausreise, bei den Comboni-Missionaren beworben und wurde dort über ein gan-

zes Jahr hinweg auf meinen Auslandsdienst vorbereitet. Im August

2006 bin ich schließlich ausgereist. Ich habe fast ausschließlich mit

Einheimischen zusammengearbeitet und mit ihnen ein Jahr mei-

nes Lebens geteilt. Es war eine beeindruckende, erlebnisreiche und

sehr prägende Zeit für mich, die ich auf keinen Fall missen möchte.

Auf Grund meiner vielen positiven Erfahrungen war ich bereits

im vergangenen Jahr wieder für einen Monat in Uganda, um

Freunde zu besuchen und um zu sehen was sich verändert hat. Ich

glaube, dass dieser Auslandseinsatz nicht nur mir, sondern auch

meiner Familie und meinen Freunden etwas gebracht hat. Man

merkt, dass Afrika ein viel größeres Thema geworden ist, seitdem

ich in Uganda war. Viele Bekannte und auch meine Heimatpfarrei

in Kronach unterstützen die Projekte, in denen ich gearbeitet habe

fi nanziell. Hoffentlich kann ich andere junge Menschen motivieren, auch

diesen Schritt zu wagen und sich in einem der ärmsten Länder

der Welt sozial zu engagieren. Jeder von euch hat Fähigkeiten, die

er einbringen kann, damit unsere Welt etwas gerechter wird.

zes Jahr hinweg auf meinen Auslandsdienst vorbereitet. Im August

2006 bin ich schließlich ausgereist. Ich habe fast ausschließlich mit

Einheimischen zusammengearbeitet und mit ihnen ein Jahr mei-

nes Lebens geteilt. Es war eine beeindruckende, erlebnisreiche und

sehr prägende Zeit für mich, die ich auf keinen Fall missen möchte.

Auf Grund meiner vielen positiven Erfahrungen war ich bereits

im vergangenen Jahr wieder für einen Monat in Uganda, um

Freunde zu besuchen und um zu sehen was sich verändert hat. Ich

glaube, dass dieser Auslandseinsatz nicht nur mir, sondern auch

meiner Familie und meinen Freunden etwas gebracht hat. Man

merkt, dass Afrika ein viel größeres Thema geworden ist, seitdem

ich in Uganda war. Viele Bekannte und auch meine Heimatpfarrei

in Kronach unterstützen die Projekte, in denen ich gearbeitet habe

fi nanziell. Hoffentlich kann ich andere junge Menschen motivieren, auch

diesen Schritt zu wagen und sich in einem der ärmsten Länder

der Welt sozial zu engagieren. Jeder von euch hat Fähigkeiten, die

er einbringen kann, damit unsere Welt etwas gerechter wird.

Gisi Schubert (Jesuit Mission Volunteer):

Vor gut drei Monaten habe ich mich mutig auf den Weg nach Venezuela gemacht, um dort für ein Jahr als Freiwillige zu arbeiten. Diese Idee spukte bereits seit meiner Ausbildung zur Fotografi n in meinem Kopf herum. Ein Auslands-aufenthalt im Rahmen des Erasmus-Programms innerhalb der EU überzeugte mich nicht. Ich wollte mehr über Land und Leute erfahren, mehr am Alltag der Menschen teilnehmen und hat-te die Befürchtung, mich als Erasmusstudentin in erster Linie unter Studenten zu bewegen. Ein Freund machte mich auf die Werkstatt Weltweit der Missionsprokur der Jesuiten in Nürnberg auf-merksam. Dort bewarb ich mich als „Jesuit Mission Volunteer“, ein Programm für junge Erwachsene mit abgeschlossener Berufsausbildung. Ich nahm

an den Vorbereitungswochenenden teil und orga-nisierte Flug, Krankenkasse und Co.. In Venezuela arbeite ich die halbe Woche für „Huellas“, eine von den Jesuiten gegründete Jugendorganisation, im Bereich Kom-munikation und die zweite Hälfte in einem Kooperationsprojekt zwischen „Huellas“ und der „Universidad Cathólica Andres Bello“. In diesem Projekt werden vor- und nachmittags Kinder betreut, Mädchen und Jungen bei ihren Schulaufgaben unter-stützt oder auf einen Schulbesuch vorbereitet. Ich stecke zwar gerade noch mitten-drin, eigentlich erst ganz kurz hier, noch immer täglich überwältigt von dieser Stadt, den Menschen und der Kultur, aber ich habe das Gefühl, dass die Entscheidung für diesen Freiwilligendienst richtig war. Die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, waren einzigartig. Jeden Tag gibt‘s für mich neues zu entdecken und zu lernen. Ich hoffe, auch eine Bereicherung für die Arbeit vor Ort sein zu können und nicht nur die zu sein, die aufnimmt und empfängt. Ich versuche, mich so gut es geht mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen einzubringen. Die Struktur der Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche in Venezuela ist eine andere, aber das Anliegen, die Idee dahin-ter, ist dieselbe: Kindern und Jugendlichen andere Perspektiven für ihr Leben eröff-nen, Talente entdecken helfen und fördern sowie Partizipation ermöglichen. Der Austausch und gegenseitiges voneinander lernen ist ein wertvolles Gut, zu dem ich hoffentlich einen kleinen Teil beitragen kann.Hier noch ein paar nützliche Internetadressen: www.werkstatt-weltweit.info (die Or-ganisation), www.huellas.org.ve (die Organisation, für die ich vor Ort arbeite), www.elgallocanta.wordpress.com, (mein Blog)

vor meiner Ausreise, bei den Comboni-Missionaren beworben und wurde dort über ein gan-

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International sozial – Überblick über soziale Freiwilligendienste im Ausland

Dienst Anderer Dienst im Ausland § 14b ZDG

Weltfreiwilligendienst„weltwärts“

ZielgruppeNur für anerkannte Kriegs-dienstverweigerer. Mit Ableis-tung dieses Dienstes erfüllt ein anerkannter Kriegsdienstver-weigerer seine Zivildienstpfl icht,

Jugendliche und junge Erwach-sene im Alter von 18 bis 28 Jahren mit gesundheitlicher Eignung für den Auslandseinsatz

Anbieter

Eine Liste der Organisationen, bei denen ein Anderer Dienst im Ausland abgeleistet werden kann fi ndet sich auf der Homepage des Bundesamtes für Zivildienst und kann dort heruntergeladen werden: www.zivildienst.de

Vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung anerkannte Entsendeorganisa-tionen fi ndet ihr im Internet unter www.weltwaerts.de

Einsatzländer

Europa und alle weiteren Kon-tinente (dabei vor allem aber Afrika, Asien und Südamerika).Im Blick auf Einsätze in Afrika, Asien und Südamerika kann die-ser Dienst auch mit einem Welt-freiwilligendienst („weltwärts“) kombiniert sein, Ein Einsatz in ei-nem Projekt des Weltfreiwilligen-dientes kann als Anderer Dienst im Ausland anerkannt werden

Im Prinzip kann es in alle Ent-wicklungsländer weltwärts gehen. Nach der Länderliste der Orga-nisation für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung (OECD) zählen dazu Staaten in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Afrika.

DauerMindestens 11 Monate, viele Trä-ger vereinbaren projektbezogen eine längere Einsatzdauer (meist zwischen 12 und 18 Monaten)

6 bis 24 Monate

Finanzen

Alle Träger übernehmen Un-terkunft und Verpfl egung im Rahmen der Einsatzstellen. Ansonsten bestehen sehr große Unterschiede zwischen den Trägern, so dass konkrete Infor-mationen über den jeweiligen Träger eingeholt werden müssen

Für die Freiwilligen werden im Rahmen des weltwärts-Pro-gramms alle wesentlichen Kos-ten übernommen. Eingeschlossen sind Reisekosten, Unterkunft und Verpfl egung, Versicherung, Seminare und ein Taschengeld von 100 Euro im Monat.

BewerbungBewerbungen gehen direkt an die Träger der Projek-te. Bewerbung 1 Jahr vor dem Beginn des Einsatzes

Bewerbungen sind nicht an weltwärts, sondern direkt an die anerkannten Entsendeorganisa-tionen zu richten. Sie führen die Auswahlgespräche. Auch hier gilt: Bewerbungen möglichst 1 Jahr vor dem Beginn eines Einsatzes.

Kontakt

www.zivildienst.dewww. freiwillig-ins-ausland.deErzbischöfl iches JugendamtKlaus AchatzyKleberstraße 2896047 BambergTel.: 0951/868829

Alexandra KellerBDKJ-Referat „Welt-freiwilligendienst“Dr. von Schmitt-Str. 1696050 BambergTel. 0951/2960688, E-Mail:[email protected]

Foto: tommyS / PIXELIO

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Schwerpunkt

Schwerpunkt

International sozial – Überblick über soziale Freiwilligendienste im Ausland

Dienste für Europa FSJ (Freiwilliges sozi-ales Jahr) im Ausland workcamps

Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 bzw. 26 Jahren

Jugendliche zwischen dem 17. und 27. Lebensjahr

Teenieprogramm ab 15, sonst ab 18 Jahre

Vom Internationalen Jugendaus-tausch- und Besucherdienst der Bundesrepublik (IJAB) e.V. und der EU-Kommission, Generaldi-rektion Bildung und Kultur aner-kannte Entsendeorganisationen

Bundesarbeitskreis FSJ (bundesweite Suche)JEV Jesuit European Volun-teers (katholische Entsen-deorganisation mit Sitz im Erzbistum Bamberg)

Youth Action For Peace Deutschland - Christlicher Friedensdienst e.V. (yap-cfd) und der Internationale Bauorden

Das Programm ist in fünf Aktionsbereiche in den euro-päischen Mittelmeerländern (Euro-Med), Osteuropa, Kau-kasus, Südosteuropa aufgeteilt

Es gibt zahlreiche Anbie-ter mit Einsatzländern rund um den GlobusJEV: Europa (vor allem Ost- und Südosteuro-pa) und Lateinamerika

Europa, Lateinameri-ka, Asien und Afrika

3 Wochen bis 12 Monate 6 bis maximal 18 MonateJEV: 12 bis 24 Monate 2 bis 8 Wochen

Finanzierung durch EU-Mittel:, eingeschlossen Unterkunft, Verpfl egung, Taschengeld, Versicherung, Fahrtkosten, Begleitseminare

Die Aufnahmeorganisation sorgt für Kost, Logis und per-sönliche Unterstützung

99 Euro Anmeldegebühr für ein Workcamp im Ausland+25 Euro für ein Vorbereits-ungsseminar bei Workcamps in Afrika, Asien und LateinamerikaAn- und Rückreise müs-sen selbst organisiert und fi nanziert werden

Bewerbungen müssen direkt an die jeweiligen Entsendeor-ganisationen geschickt werden, die Bewerbungsfristen müssen auch hier erfragt werden

Bewerbungen an die Entsendeor-ganisationen zwischen 1 und 1,5 Jahre vor Beginn des Einsatzes.

Bewerbungen mit dem ent-sprechenden Formular zum herunterladen, einem Motiva-tion-Letter und einem Lebens-lauf – keine Anmeldefrist, wer zuerst kommt, malt zuerst

www.webforum-jugend.dewww.jugendfuereuropa.deJUGEND für EuropaGodesberger Allee 142-148D-53175 BonnTel.: 0228/9506220, Fax: 0228/9506222, E-Mail:[email protected]

www.pro-fsj.dewww.jev-online.deKönigstr. 6490402 NürnbergTel: 0911/2346500, Fax: 0911/2346501, E-Mail:[email protected]

www.yap-cfd.dewww.bauorden.deYouth Action For Peace Deutsch-land - Christlicher Friedens-dienst e.V., Rendeler Straße 11 a,60385 FrankfurtTelefon: 069/45907172, Fax: 069/461213, E-Mail:offi [email protected]

Foto: doro52 / PIXELIO

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International ausgerichtete Jugendarbeit hat das Lebensschicksal von Kindern und Jugendlichen im Blick, insbesonde-

re wenn deren Rechte verletzt sind und ihr Leben bedroht ist. Das erfordert Einsatz und weckt Engagement. Denn ausbeuteri-sche Kinderarbeit und Armut sind in vielen Regionen dieser Welt nach wie vor trauri-ge Realität.

„Noch immer verhungert alle fünf Sekunden ein Kind!“, meint Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderbe-richterstatter für das Recht auf Nahrung. Nach einem Bericht des entwicklungspolitischen Kinderhilfswerks

„terre des hommes“ aus dem Jahr 2007 werden welt-weit 126 Millionen Kinder unter 15 Jahren als Arbeits-sklaven ausgebeutet, wobei etwa zehn Prozent dieser Kinder Produkte herstellen, die in Industrieländer ex-portiert werden.

Da es offensichtlich zu wenig politischen Willen gibt, diese globalen Probleme wirklich anzupacken – allein mit dem Geld, das der Irakkrieg kostet, hätte man je-des Dorf in Afrika an Strom und Wasser anschließen können – obliegt es auch der prophetischen Aufgabe der Jugend, auf diese Missstände hinzuweisen und die Stimme von Kindern und Jugendlichen dort einzubrin-gen, wo heute „Welt-fair-änderung“ erforderlich ist.

handlungSfelder entdecken

Austausch, Jugendbegegnung und Partnerschaftsar-beit schaffen Beziehungen und bauen Brücken zu Kin-

dern und Jugendlichen in anderen Ländern, vermit-teln aber auch Sehhilfen für deren Situation. Ent-

wicklungspolitische Bildungsarbeit versucht, dieses globale Lernen zu vertiefen und Hintergründe und Zusammenhänge – beispielsweise von globalen Prob-lemlagen wie dem Weltklimawandel – zu erhellen.

Die Beteiligung an Kampagnen – und an der globali-sierungskritischen Bewegung – sind so letztlich Ergeb-nis der Auseinandersetzung mit den dringlichsten Fra-gen unserer Zeit, für die eine Lösung gefunden werden muss, bevor unsere Schöpfung – Regenwald, Saatgut, natürliche und genetische Ressourcen und bäuerliche Landwirtschaft – aus kurzfristiger Profi tlust geplün-dert ist.

Make trade fair! Ein Modell gerecht gestalteter und auf gegenseiti-

gem Respekt beruhender Handelsbeziehungen ist der Faire Handel. Einerseits konkrete Existenzsicherung zertifi zierter Handelspartner, andererseits Beispiel für einen Welthandel, der Menschen-, Arbeitnehmer- und Kinderrechte achtet. Aus diesen Gründen stützt und fördert die katholische Jugendarbeit diese Bewegung von Anfang an.

Im Bamberger Erzbistum besteht seit nahezu zehn Jahren ein Projekt, das sich dieser Thematik annimmt, Fairhandelsgruppen und Weltläden gezielt fördert und positive Lobbyarbeit für Fairtrade-Produkte in Kirche versucht. Träger des Projekts ist der BDKJ. Aktuell wird der weitere Aufbau des Weltladens Forchheim unterstützt. Desweiteren steht bereits der Bamberger Bistumskaffee in den Startlöchern, der noch vor Os-tern 2009 der Öffentlichkeit präsentiert wird und dem Fairen Handel in der Diözese weiter Anschub geben soll. Ergebnis der Arbeit der vergangenen Jahre ist die Mitwirkung an einem Gepa-Leitfaden zur „Verbesse-rung der Arbeit und des Auftritts mobiler Fairhandels-gruppen“, der auf unsere Initiative hin entstand und seit Dezember für fünf Euro erhältlich ist. Sehr populär und jugendgemäß ist auch die Kampagne des BDKJ-Bayern „Fairbrechen – lebenslänglich für den Fairen Handel“, die sowohl durch Bildungsmaterialien als auch durch eine ansprechende Kollektion fairer Pro-dukte Mitstreiter für den Fairen Handel gewinnen will.

ethiSche verantWortung Multinationaler unternehMen

Eher Gegenspieler, statt Partner im Aufbau einer so-lidarisch und nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaft sind etliche multinationale Konzerne, deren Chefeta-gen demokratische Werte, gesellschaftliche Verant-wortung und Gemeinwohl vielfach nur vordergründig im Sinn haben – wenn überhaupt. Die schockierenden

Wo der politische Wille fehlt –will der BDKJ die Welt „fair-ändern“

Der Faire Handel: Ein Handelsmodell, das die Menschen-, Arbeitnehmer- und Kinderrechte achtet. Fotos: PR

gruppen“, der auf unsere Initiative hin entstand und seit Dezember für fünf Euro erhältlich ist. Sehr populär und jugendgemäß ist auch die Kampagne des BDKJ-Bayern „Fairbrechen – lebenslänglich für den Fairen Handel“, die sowohl durch Bildungsmaterialien als auch durch eine ansprechende Kollektion fairer Pro-dukte Mitstreiter für den Fairen Handel gewinnen will.

lidarisch und nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaft sind etliche multinationale Konzerne, deren Chefeta-gen demokratische Werte, gesellschaftliche Verant-wortung und Gemeinwohl vielfach nur vordergründig im Sinn haben – wenn überhaupt. Die schockierenden Der Faire Handel: Ein Handelsmodell, das die Menschen-, Arbeitnehmer-

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Schwerpunkt

Entwicklungen der vergangenen Monate, die eine dra-matische Weltfi nanz- und Wirtschaftskrise deutlich machten, sind das Ergebnis eines verantwortungslosen und von maßloser Gier getriebenen Managements in Großbanken und Konzernen, sowie einer Politik, die unter dem Einfl uss von Lobbyisten und wirtschafts-liberalen Politikern und Parteien immer mehr Kon-trollfunktionen aufgegeben hat und mit manchem Gesetz Wegbereiter für den Crash war. In den Wind geschlagen wurden alle Warnungen, dass unbegrenztes Wachstum vor dem Hintergrund begrenzter Ressour-cen unserer Erde schlicht nicht möglich ist und schon gar nicht mit einer gerechten Verteilung von Gewinnen und Belastungen. Und auch, dass sich Banker und Ma-nager gerne als „Global Player“ bezeichneten, schien kaum jemanden zu irritieren, obwohl es doch eine Gesinnung deutlich machte, die keinen Platz ließ, für verantwortliches Handeln gegenüber Mitarbeitern, die Achtung von Menschenrechten oder die Bewahrung der Schöpfung.

Hier zeigt sich aber auch der Wert und die Bedeu-tung des Beschlusses der BDKJ-Hauptversammlung aus dem Jahr 2007, in dem die katholischen Jugendver-bände die ethische Verantwortung von multinationalen Unternehmen und die Einhaltung der Vorgaben der internationalen Pakte für bürgerliche, politische, wirt-schaftliche, soziale und kulturelle Rechte einforderten

und zugleich ihre Mitglieder aufriefen, ihre Macht und Verantwortung als Konsumenten wahrzunehmen. Dies bedeutet, beim Kauf und Verkauf von Produkten ver-stärkt auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen zu achten. Die BDKJ-Diözesanversammlung verstärkte im November 2008 diese Forderungen dahingehend, dass

in der Jugendverbandsarbeit, wo möglich, nur noch Produkte aus regionalem und fairem Handel verwen-det werden sollen, von Unternehmen, die Arbeitneh-merrechte achten und umweltverträglich produzieren.

Vor diesem Hintergrund geriet auch die Geschäfts-politik des „Coca-Cola“-Konzerns in den Focus der katholischen Jugendverbände. Der BDKJ forderte von „Coca-Cola“ Stellungnahmen unter anderem zu den Vorwürfen, durch rücksichtslosen Grundwasser-verbrauch in Indien den Menschen vor Ort ihre exis-tenzielle Lebensgrundlage zu entziehen und sich in Kolumbien nicht gegen die Verletzung von Arbeitneh-merrechten einzusetzen. Bis zu einer Aufklärung sollte auf den Konsum von Produkten des Konzerns verzich-tet werden. Neben der Möglichkeit fair zu handeln ist die Beteiligung an solchen „Produkt-Kampagnen“ eine weitere Möglichkeit, als Verbraucher Marktmacht zu reklamieren und auch bei Veranstaltungen und Aktio-nen innerhalb der Jugendarbeit „Politik“ mit dem Ein-kaufskorb zu machen.

daS kliMa Wieder Wandeln

Auch der Einsatz für den Klimaschutz und Weltfrie-den gehört zu den Handlungsfeldern einer internati-onal orientierten kirchlichen Jugendverbandsarbeit. Denn niemand ist den Folgen von Krieg und Klima-wandel hilfl oser ausgesetzt als Kinder. Nach Angaben

des UN-Flücht-lingskommissariats waren 2008 welt-weit etwa 42 Mil-lionen Menschen auf der Flucht vor Konfl ikten, Verfol-gung und Katastro-phen. Armuts- oder Hungerflüchtlinge tauchen in den Sta-tistiken hingegen nicht auf, sodass nach Schätzungen einschließlich die-ser inoffi ziellen Flüchtlinge welt-weit knapp 70 Millionen auf der Flucht sind. Und diese Zahl wird weiter dramatisch ansteigen, gerade auch durch den Kli-

mawandel: Die Ausbreitung von Wüsten bei gleichzei-tigem Anstieg des Meeresspiegels bedroht in großem Ausmaß die Lebensräume von Menschen, da in dra-matischem Umfang bewohnbare und landwirtschaft-lich nutzbare Flächen verloren gehen. Hier sind wir gefordert, nicht nur als Christen, sondern auch als

Der Klimawandel trifft als erstes die ärmsten der Armen, darauf will der BDKJ auch Politiker aufmerksam machen: Björn Scharf, Stefan Alexander und Florian Dumpert mit Melanie Huml, bayerischer Staatssekratärin für Gesundheit und Umwelt, bei der Eröffnung der Klimaoffensive des Erzbistums auf Burg Feuerstein am 1. März 2009. Foto: BDKJ

Björn Scharf

BDKJ-Diözesanvorsit-zenderbis 1994 Bankkauf-mann1996 Fachabitur, Staatl Fachoberschule Erlangen1996-2001 Studium derSozialen Arbeit in Bamberg1999-2003 Freier Mitarbeiter der Erziehungs-, Jugend- & Familienberatung Herzogenaurach2001-2006 Bildungs-referent, EJA Höch-stadt2006-2007 Weiterbil-dung zum Mediatorseit 2006 BDKJ-Diö-zesanvorsitzender

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Bürger einer Industrienation, die durch verschwen-derischen Ressourcenverbauch und Waffenexporte ursächlich am Leid auf der Welt beteiligt ist.

geMeinSaM fÜr die „eine Welt“Im Einsatz für die Menschen in der „Einen

Welt“ und im Engagement für die Bewahrung der Schöpfung sind die katholischen Jugend-verbände aber nicht alleine, sondern können gerade innerkirchlich auf die Arbeit der Hilfs-werke zählen und hier auch an den Jugendakti-onen partizipieren.

Missio, das internationale Katholische Missionswerk der Kirche in Deutschland, deren Auftrag es ist, die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien zu unter-stützen, versucht dabei sowohl über den lebendigen Austausch über die Frohe Botschaft als auch über ganz konkrete Projekte dazu beizutragen, die Welt gerechter und friedvoller zu machen. Besonders zu erwähnen ist hier die Kampagne „AIDS und Kinder“ und die Aktion „Schutzengel“ mit denen Missio unter anderem während der Bistumstage zum Heinrichsfest 2007 im Zentrum der Jugend zu Gast war. Ziel der Kampagne ist die Hilfeleistung für HIV-infi zierte Kin-der, Aids-Waisen sowie schutzlose Kinder generell. Ein weiteres aktuelles Projekt ist der „Club der guten Hoffnung“ – eine Aktion vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika, der über einen internationalen Schreibwettbewerb, Sport- und Begegnungsprojekte und verschiedene Hilfsaktionen Kinder und Jugendliche, die von Gewalt betroffen sind, unterstützt. „Denn die Erben der Apartheid leiden unter einer regelrechten ,Unkultur‘ Gewalt, die weite-re Probleme wie HIV/Aids oder eine steigende Zahl an Straßenkindern nach sich zieht“, so Missio.

Ein weiterer Akteur in der „Einen Welt“ ist MISERE-OR, das Hilfswerk der katholischen Kirche, deren Auf-trag die Hilfe für die Armen ist, unabhängig von Glauben, Kultur oder Hautfarbe. „Jeder Mensch lebt in Würde und kann seine Talente frei und nach Kräften entfalten: Dieses Gebot gilt auch und gerade dann, wenn dieser Mensch in den Elendsgebieten Lateinamerikas, Asiens oder Afrikas geboren wurde und seine Lebenswirklich-keit dieses Ziel weit verfehlt. Mit MISEREOR nehmen Menschen in Deutschland die Herausforderung dieses Gebotes an und verwirklichen dieses Ziel – Mensch für Mensch – gerade dort, wo Armut und Unterdrückung alle Hoffnung verblassen lassen“, so MISEREOR. Her-vorzuheben ist die Jugendaktion „Weltbessermacher“

– eine Kooperation mit dem BDKJ – bei der 2009 klimarettende Aktionsideen, ökologische Zusammen-hänge und eine engagierte Community im Mittelpunkt stehen. Ziel ist es, gemeinsam das Klima zum Guten zu wandeln und unsere Erde als Lebensraum für alle zu bewahren. Die Weltbessermacher stehen im großen Kontext der Fastenaktion 2009/2010 mit dem Motto

„Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben kön-

nen...“. Zu den Hilfswerken gehört auch die Bischöfl i-che Aktion ADVENIAT – das Lateinamerika-Hilfswerk der Katholiken in Deutschland, deren bundesweite Jahresaktion 2009 am 29.11. im Erzbistum Bamberg eröffnet wird. Nicht zu vergessen ist Renovabis, die

„Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“. Renovabis hat mit „GoEast“ auch einen interessanten Jugendwett-bewerb der Jugendinitiativen auszeichnet, die sich für die Förderung der Partnerschaft zwischen Deutsch-land und den Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas in besonders vorbildhafter Weise einsetzen und damit das gesellschaftliche und kirchliche Leben mitgestalten. Seit 2008 kooperiert Renovabis mit dem Freiwilligen-dienst „Initiative Christen für Europa“ (ICE) bei der Entsendung von Freiwilligen nach Mittel- und Osteu-ropa. Doch das sicherlich bekannteste Hilfswerk ist

„Das Kindermissionswerk – Die Sternsinger“.

Björn Scharf / Andreas Schneider

Missio, das internationale Katholische Missionswerk

Mit verschiedenen Projekten setzen sich auch die kirchli-chen Hilfswerke für eine bessere Welt ein. Fotos: PR

Andreas Schneider

Theologe, Autorgeboren 19671989 Studium Soziale Arbeit und Theologie in Bambergseit 1993 Leiter Eine-Welt-Laden Fürthseit 1999 freiberufl ich Theologe, Autor und Referent für kirchliche und entwicklungspoliti-sche Organisationenseit 2000 BDKJ-Beauf-tragter für den Fairen Handel im Erzbistum Bamberg

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ten, Gruppenstundentipps, Materialien und Infos – auch über die Cola-Kampagne – zum Stöbern und Download.

nfo-Punkt

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Schwerpunkt

Festlich gekleidet und mit einem Stern vorneweg sind jedes Jahr rund um den 6. Januar bundesweit 500.000

Sternsinger unterwegs. In fast allen der rund 12.500 katholischen Pfarrgemeinden bringen sie als Heilige Drei Könige mit dem Kreidezeichen „C+M+B“ den Segen „Christus mansionem benedicat – Chris-tus segne dieses Haus“ zu den Menschen und sammeln für Not leidende Gleichaltri-ge in aller Welt. Im Januar 2009 zogen die engagierten Mädchen und Jungen bei ihrer 51. Aktion Dreikönigssingen durch die Ge-meinden.

Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion zur welt-weit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kin-der entwickelt. Über 651 Millionen Euro wurden seither gesammelt, rund 53.700 Projekte und Hilfs-programme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Gruppen in 100 Pfarrgemeinden sammelten bei der Premiere 1959 be-reits 95.000 Mark. Bei der 50. Aktion zum Jahresbeginn 2008 sammelten die Mädchen und Jungen aus 11.886 Pfarrgemeinden 39,7 Millionen Euro. Mit den Mitteln fördert die Aktion Dreikönigssingen weltweit Projekte in den Bereichen Bildung, soziale Integration, Gesund-heit, Pastoral, Ernährung und Nothilfe. 2005 wurde mit 47,6 Millionen Euro unter dem Eindruck der Tsunami-Katastrophe das höchste Sammelergebnis erzielt.

lebenSSituation gleichaltriger kennen lernen

Träger der bundesweiten Aktion sind das Kinder-missionswerk „Die Sternsinger“ und seit 1961 der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In Zusammenarbeit mit Verantwortlichen aus den 27 deutschen Diözesen legen die Träger unter anderem seit 1980 das jährliche Leitwort der Aktion und seit 1981 auch ein Beispielland fest. Über Informationen, Spiele und Aktionsvorschläge zu Beispielland und Mot-

to lernen Kinder in Deutschland die Lebenssituation von Gleichaltrigen in den Ländern der so genannten Dritten Welt kennen und können so die Zusammen-hänge in der „Einen Welt“ verstehen. Sie erfahren, dass der Einsatz für eine gerechte Welt Spaß machen kann. 2007 war Madagaskar Beispielland, die bundesweite Eröffnung fand damals in Bamberg statt. Die Erlöse aus der Aktion sind jedoch nicht nur für Projekte im jewei-ligen Beispielland bestimmt, sondern fl ießen in Hilfs-programme für Kinder rund um den Globus. Bundes-weite Eröffnungen gibt es seit 1987. Ein Bistum oder Erzbistum übernimmt dabei die Rolle des Gastgebers, den Auftakt machte Würzburg. 1991 stieg die erste ge-samtdeutsche Aktion Dreikönigssingen und 2004 wur-den die Sternsinger in Münster mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Mit der 25. Aktion Dreikönigssingen 1983 begin-nen die Empfänge bei den höchsten Repräsentanten von Staat und Kirche. Bundespräsident Karl Carstens machte am 1. Dezember 1982 den Anfang, Bundeskanz-ler Helmut Kohl wurde ab 1983 zum meist besuchten Gastgeber. Im Jahr 2001 begrüßte Papst Johannes Paul II. die deutschen Sternsinger. Auch sein Nachfolger Benedikt XVI. widmet den Sternsingern aus seiner Heimat besondere Aufmerksamkeit. Zur 50. Aktion im Jahr 2008 segneten die Sternsinger erstmals auch das Europäische Parlament in Straßburg.

„kinder finden neue Wege“„Kinder fi nden neue Wege“ heißt das Leitwort der

52. Aktion Dreikönigssingen 2010. Das Beispielland des kommenden Dreikönigssingens, das am 29. Dezember in Hamburg bundesweit eröffnet wird, ist der Senegal. 2011 wird Kambodscha Beispielland der 53. Aktion sein. 2012 wird Nicaragua thematisch in den Mittel-punkt rücken. Thomas Römer

Thomas Römer

Referent für Presse- und Öffentlichkeits-arbeitgeboren 19681986 bis 1994 freier Journalist1994 bis 2002 freier Mitarbeiter, später hauptberufl ich, PR-Referent und Redak-teur für die Bundes-leitung der Deutschen Pfadfi nderschaft Sankt Georg (DPSG) und den Georgs-Verlagseit Oktober 2002 Re-ferent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Kindermissions-werk „Die Sternsin-ger“

Von Kindern für Kinder – Die Sternsinger

Ihr Segen an den Häusern ist ein Segen für Not leidende Kinder in der ganzen Welt. Foto: Martin Werner

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Thiès - ist das was zu essen?“ Nein, natürlich nicht. Thiès ist die Part-nerdiözese des Erzbistums Bam-

berg. Wir im Sachausschuss „Internationa-le Arbeit“ beschäftigen uns unter anderem mit dieser Partnerschaft im Senegal. Sach-ausschuss „Internationale Arbeit“ – viele werden sich fragen: was ist das eigentlich ein Sachausschuss? Und noch dazu mit dem Namen „Internationale Arbeit“?

Das ist relativ einfach zu erklären. Sachausschüsse werden auf den Diözesanversammlungen gegründet. Hinter neu beschlossenen Anträgen steckt immer ein gewisser Arbeitsauftrag. Damit dieser möglichst gut und konsequent verfolgt und umgesetzt wird, wird ein Sachaus-schuss gegründet. Interessierte aus der Versammlung werden dann in diesen Sach-a u s s c h u s s gewählt und gehen an die Arbeit. Unser Sach-aus schus s wurde auf der Diöze-sanversamm-lung im Herbst 2005 gegründet. Von Beginn an hatten wir zwei Schwerpunkte. Zum einen wollten wir die Kontakte nach Stettin wei-ter entwickeln und zum ande-ren ging es darum, eine Möglichkeit zu suchen, um eine Partnerschaft innerhalb der Jugendarbeit mit der Diözese Thiès im Senegal aufzu-bauen.

Somit stürzten sich die Neugewählten in die Her-ausforderung der internationalen Zusammenarbeit und Begegnung in der Jugendarbeit und landeten letzt-endlich 2007 selbst im Senegal. Spätestens seit dieser Reise wissen alle, dass die Senegalpartnerschaft wahr-lich eine Herausforderung ist. Klar gibt es dort auch ganz ähnliche Strukturen und auch eine Jugendarbeit. Aber es war wohl das Spannendste, kennen zu lernen,

wie es den Jugendlichen dort geht, was sie beschäf-tigt und wie die Jugendarbeit dort tatsächlich abläuft. Letztendlich versuchen wir, am Ball zu bleiben und den entstandenen Kontakt auszubauen und zu pfl egen und die mitgebrachten Erfahrungen umzusetzen.

Dank des Projekts „weltwärts“, über das in unse-rem Sachausschuss ausführlich beraten wird, bleibt der Kontakt auch erhalten. Wir sitzen direkt an der Quelle, bekommen aktuelle Informationen über die Situation vor Ort und können entsprechend weiter arbeiten.

Ausführlich informieren wir euch gerne mit unse-rem Angebot „Ömmels on Tour“. Wenn ihr uns ein-ladet, erfahrt ihr jede Menge lustiger, spannender und interessanter Geschichten aus dem Senegal, bekommt

Spiel- und Gruppenstundenideen für die inhaltliche Beschäftigung mit

dem Land, den Bräuchen und den Menschen Se-

negals… Wir haben auch vieles dabei,

was direkt aus dem Senegal kommt. Ziel ist es, das Land, die Leute und die Ju-gendarbeit dort vorzu-stellen.

Genaue-re Infos be-

kommt ihr über unseren

Flyer „Ömmels on tour” oder

natürlich direkt bei uns.Derzeit arbeiten im

Sachausschuss „Internatio-nale Arbeit“:

Mathias Lange (Ebermannstadt, KJG), Claudia Gebele (Herzogenaurach, DPSG),

Christina Wittmann (Lichtenfels, BDKJ-Dekanatsvor-stand), Dagmar Sommer (Prächting, KLJB) und für den Diözesanvorstand Tina Muck und Detlef Pötzl. Wir können natürlich immer Verstärkung gebrauchen zur Planung und Umsetzung, zum Denken und Diskutieren, zum Ideen spinnen und zum „on tour“ sein. Wir freuen uns über jeden, der sich für die Jugendarbeit auch au-ßerhalb der Landesgrenzen interessiert.

Dagmar Sommer

Wir bauen Partnerschaften aufDer BDKJ-Sachausschuss „Internationale Jugendarbeit“ stellt sich vor

Foto: S. Hofschlaeger / Pixelio

Dagmar Sommer

Sachausschuss inter-nationale ArbeitTel. 0951 / 868822

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Blickpunkt D

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Was macht ein Russe, wenn er die Ausfahrt auf der zwölfspu-rigen Ringautobahn in Moskau

verpasst hat? Er legt den Rückwärtsgang ein und fährt auf der Standspur zurück. Wie bei einer Delegationsfahrt des BDKJ-Vorstandes Erlangen und mir vor fast zehn Jahren. Dieses Ereignis ist ein gutes Bei-spiel für die Situationen, mit denen man bei einer (Jugend-)Begegnung mit ausländi-schen Partnern rechnen muss. Für uns mag dieses Verhalten beängstigend sein, für die Partner normal. Unsere Vorstellungen über Regeln und Verhaltensweisen sind oft nicht die gleichen wie die unserer Partner. Aber das macht gerade den Reiz internationaler Partnerschaft aus.

Seit 2000 fi nden regelmäßig Begegnungen zwischen dem BDKJ, dem Erzbischöfl ichen Jugendamt Erlangen und der katholischen Rosenkranzgemeinde in Wladi-mir, rund 160 Kilometer südöstlich von Moskau, statt.

unterSchiede kennen lernen

Ziele dieser Begegnung sind: den deutschen und rus-sischen Jugendlichen die jeweils andere Lebensweise und Kultur näher zu bringen, über die unterschiedli-che Spiritualität und die unterschiedlichen Formen des religiösen Lebens ins Gespräch zu kommen und den russischen Jugendlichen Unterstützung beim Aufbau einer (kirchlichen) Jugendarbeit anzubieten. Zeltlager

und Familienaufenthalte in Erlangen, Lager und Famili-enaufenthalte in Wladimir, „Tage der Begegnung“ und der gemeinsame Besuch des Weltjugendtages in Köln gaben den deutschen Jugendlichen viele Gelegenhei-ten, das „typisch russische“ kennen zu lernen, neue Erfahrungen im Zusammenleben zu machen und an der Partnerschaft mit einer katholischen Gemeinde im orthodoxen Russland mitzuwirken.

geMeinSaMeS erkennen

Was ist der „Gewinn“ aus diesen Begegnungen? Wenn man als Verantwortlicher erlebt, dass ein ganz normales Freibad mit Rutsche für russische Jugendli-che (und auch Erwachsene) wie ein „Erlebnisbad“ ge-nossen wird oder deutsche Jugendliche sich in einer vierköpfi gen Familie in einer Drei-Zimmer Wohnung auch wohl fühlen, wenn russische Jugendliche immer noch über die Vielfalt der Waren in unseren Kaufhäu-sern überrascht sind und deutsche Jugendliche sich mit russischen Süßigkeiten eindecken, dann ist dieses Staunen und Entdecken der Andersartigkeit schon ein Gewinn. Rosenkranzgebet und Mundkommunion sind für deutsche Jugendliche fremdartig oder werden als altmodisch gesehen, russische Jugendliche halten dafür eine Eucharistiefeier unter offenem Himmel mit Bier-tisch als Altar und selbst formulierten Fürbitten und Gebeten für eine nicht angemessene Form des Got-tesdienstes. Doch durch die gemeinsamen Gespräche, durch die Auseinandersetzung mit den Unterschieden, entwickelt sich zunehmend ein besseres Verständnis des Anderen, und der unterschiedlichen Lebenssitua-

tionen. Es hilft, das Gemeinsame zu erkennen.

In diesem Jahr wird der „Ent-deckungsprozess“ noch weiter gehen. Es ist gelungen, mit der or-thodoxen Kirche in Wladimir ge-meinsam eine Begegnung zu pla-nen. Zusammen mit katholischen und orthodoxen Jugendlichen wird die deutsche Gruppe in Wladimir während eines dreitätigen Work-camps bei der Renovierung eines orthodoxen Kirchleins mithelfen. Dabei wird es sicherlich spannend sein, den Unterschied zu erleben zwischen den Einstellungen der orthodoxen und der russischen katholischen Jugendlichen.

Rolf Bernard

Die Unterschiede machenden Reiz aus... Erlangen trifft Wladimir

Rolf Bernard

Bildungsrferent im Dekanat Erlangen(Dipl. Soz. Päd. FH)Mozartstr. 2991052 ErlangenTel. 09131 / [email protected]

Unterschiede können irritieren, doch in der Begegnung entdecken deutsche und russische Jugendliche auch ihre Gemeinsamkeiten. Foto: privat

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Sie waren gekommen, um IHN anzu-beten und fanden Freunde. Erstmals 2004, im Zuge der Vorbereitungen

zum Weltjugendtag 2005 in Köln, waren Jugendliche aus der polnischen Erzdiöze-se Stettin-Kamien mit Hochschulpfarrer Cesary Korzek nach Bamberg zur diözesa-nen Jugendwallfahrt gekommen. Seitdem gibt es jährlich gegenseitige Besuche.

Jedes Jahr sind Jugendliche unserer Diözese zu ei-nem großen diözesanweiten Jugendtreffen in der Erz-diözese Stettin-Kamien eingeladen. Drei Tage lang fei-ern hier zwischen 300 und 600 polnische Jugendliche, beten, treffen sich in zahlreichen Workshops, nehmen an Gesprächskreisen teil und feiern gemeinsam Got-tesdienst. Der Veranstaltungsort des Jugendtreffens der Diözese wechselte die vergangenen Jahre immer wieder: Wir lernten Lipiany sowie Kamien-Pomorski kennen und sind seit letztem Jahr in Mysliborz am Sol-diner See, rund 70 Kilometer von Stettin entfernt, zu Gast.

Der engste Kontakt und Austausch besteht mit polni-schen Studenten, Hochschulseelsorger Cesary Korzec und Pfarrer Gregor Jankowiak. Sie organisieren neben dem Jugendtreffen meist weitere Programmpunkte für uns, wie zum Beispiel einen Tagesausfl ug ans Meer, ein Segelausfl ug auf dem Soldiner See oder die Besichti-gung von Stettin und den Besuch der Jakobskirche.

Anfangs vom damaligen Diözesanjugendpfarrer Hel-mut Hetzl und später von seinem Nachfolger Detlef Pötzl begleitet, wird die Fahrt zum Jugendtreffen nach

Stettin seit 2008 vom Erzbischöfl ichen Jugendamt des Dekanats Höchstadt/Aisch organisiert. Eine gute Ver-bindung, nachdem seit 2008 für die Treffen von polni-scher Seite Pfarrer Gregor Jankowiak zuständig ist, der mehrere Jahre in Höchstadt als Kaplan tätig war.

Im Gegenzug zu unseren Fahrten in die Diözese Stettin-Kamien, nehmen polnische Jugendliche jähr-lich an der diözesanen Jugendwallfahrt des Erzbistums Bamberg teil. Aus den Kontakten sind Freundschaften entstanden. Polnische und deutsche Jugendliche stehen per E-Mail und icq miteinander in Kontakt und freuen sich auf ein Wiedersehen.

Dieser Jugendaustausch ermöglicht die persönliche Begegnung junger Menschen aus beiden Ländern, das Kennenlernen der verschiedenen Strukturen der ka-tholischen Kinder- und Jugendarbeit und festigt durch seine Regelmäßigkeit die Beziehungen.

Wir als kirchliche Jugendarbeit profi tieren von dem internationalen Kontakt. Er ist die Grundlage für inter-kulturelles Lernen. Kommunikation, Spiritualität und Solidarität prägen diesen Austausch zu Stettin. Daher bedeutet es für uns, die gewachsenen und guten Be-ziehungen weiter auszubauen für eine langfristige und gute Partnerschaft.

Christina Lehrieder

Deutsch-Polnische Freundschaft

Jährlich treffen sich bis zu 600 Jugendliche in der Diözese Stettin-Kamien – auch Bamberger sind dabei. Foto: privat

Nähere Informationen in der Dekanatsstelle des Erzbischöfl ichen Jugendamts Höchstadt/Aisch oder per E-Mail: [email protected]

nfo-PunktChristina Lehrieder

BDKJ-Bildungsrefe-rentin, Dekanatsstelle Höchstadt/Aisch

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Blickpunkt Verbände

Seit 1958 besteht eine Freundschaft zwischen der Katholischen Landju-gendbewegung (KLJB) und der Union

des Jeunesse Rurales Catholiques du Se-negal (UJRCS). Durch diese Partnerschaft haben die KLJBler andere Realitäten ken-nengelernt, eine andere Kultur, andere wirtschaftliche Erfahrungen. Das berei-chert die KLJB; denn das, was sich beim „Anderen“ tut, kann für die eigene Arbeit hilfreich sein, manchmal sogar übernom-men werden.

Um ein Volk zu schätzen, muss man es kennen und auch um seine Schwierigkeiten wissen. Natürlich kön-nen zwei unterschiedliche Völker nicht lange Zeit ge-meinsam einen Weg gehen, ohne dass es zu Missver-ständnissen und Problemen kommt. Aber gerade das Überwinden dieser Prüfungen bereichert und stärkt die Freundschaft. Eine solche Prüfung war zunächst die Umstellung der KLJB-Partnerschaft weg von einer reinen fi nanziellen Unterstützung der UJRCS hin zu ei-nem echten „Austausch auf Augenhöhe“. Die einseitige Geber-Mentalität wurde zugunsten einer projektori-entierten thematischen Zusammenarbeit aufgegeben.

herauSforderungen

Im Vordergrund der Partnerschaft steht heute das Kennenlernen, beispielsweise durch gemeinsames Ar-beiten (Workcamp im Senegal 2002 und Workcamp in Bayern 2006) und die gemeinsame Aufarbeitung miss-glückter Projekte in der Vergangenheit. Heute prägt ein freundschaftliches Verhältnis die Partnerschaft. In den vergangenen sechs Jahren fanden Begegnungen und Fachkräfteaustausche statt. Die Partner sehen

viele Aufgaben vor sich: Eine Nord-Süd-Partnerschaft am Leben zu halten, erfordert ständigen Kontakt und Austausch, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff Solidarität im gesamten Verband, einen Blick für politische Themen, der über die direkte Projektförde-rung hinaus geht, und natürlich einen großen fi nanziel-len Aufwand, um Begegnungsfahrten und die bildungs-politische Arbeit in Bayern zu stemmen.

2008 feierten die UJRCS und die KLJB Bayern das 50-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. Aus diesem Anlass besuchten zehn KLJBler aus ganz Bayern im März vergangenen Jahres für drei Wochen die UJRCS in den verschiedenen Regionen des Senegals. Die Rei-segruppe erwartete kein übliches Touristenprogramm: Bei Ortsgruppen in verschiedenen Teilen des Landes wurden sie mit den Problemen und den mangelnden Perspektiven der Landbevölkerung konfrontiert.

ModerneS analPhabetentuM

Ein großes Problem ist beispielsweise der fehlende Internetzugang auf dem Lande. „Die neuen Informati-onstechnologien sind sehr wichtig für die Jugendlichen.“, erklärte Joseph Kama, ehemaliger Nationalpräsident der senegalesischen Landjugendbewegung. „Wenn sie keinen Zugang dazu haben und den Umgang nicht ler-nen, dann ist das modernes Analphabetentum!“ Auf dem Land zu leben bedeute für die meisten Jugendli-chen zudem, kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz zu haben und keine weiterführenden Schulen besuchen zu können. Das führt zu weit verbreiteter „Land-fl ucht“. Dem will die UJRCS entgegenwirken. Sie will mehr Erwerbsmöglichkeiten für Jugendliche auf dem Land schaffen – zum Beispiel indem sie Jugendliche un-terstützt, gemeinsam ein Stück Land zu erwerben und zu bewirtschaften. In Seminaren und Workshops wird

vermittelt, wie landwirtschaftliche Produkte weiter verarbeitet werden können, um die Vermarktungschan-cen zu erhöhen.

Unterstützung für diese Arbeit in Kirche und Politik einzuwerben, ist ein Ziel der KLJB-Partnerschaft. Jo-achim Rott, Landesvorsitzender der KLJB Bayern: „Entscheidend ist, den Jugendlichen im Senegal eine Pers-pektive zu geben. Die UJRCS kann durch Ihre Bildungsarbeit und ihre Zusammenschlüsse vor Ort wirk-lich etwas bewegen. Sie unterstützt und motiviert die Jugendlichen dazu, selbst aktiv zu werden.“

Wolfgang Gremer

Austausch auf AugenhöheEine internationale Partnerschaft erfordert viel Engagement weiß die KLJB

50 Jahre Partnerschaft mit der UJRCS: Im vergangenen Jahr brachen KLJB-ler aus ganz Bayern zur „Jubiläumsfahrt“ in den Senegal auf. Foto: KLJB

Wolfgang Gremer

Bildungsreferent Re-gionalstelle Nord der KLJB Bamberg(Dipl.Päd Univ.)Tel. 09268 / [email protected]

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Interkulturelle Begeg-nungen und die inter-nationale Arbeit sind

bedeutende Bestandtei-le der pfadfinderischen Bewegung. Dies geht auf Lord Robert Baden-Powell, den Gründer der Pfadfin-der, zurück. Er wollte es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, über natio-nale, soziale, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Da-mit leisten die Pfadfinder einen Beitrag zum Frieden und zur Völkerverständi-gung. Gerade die Begeg-nung und Auseinanderset-zung mit anderen Kulturen sind wichtige Erfahrungen, die für die Persönlichkeitsentwicklung jun-ger Menschen unvergleichbar bereichernd sind.

In diesem Sinne führt die DPSG über Ostern eine Ju-gendbegegnung von Rovern und Leitern mit den Pfad-fi ndern in Thiès/Senegal durch. Die ersten Kontakte zu Pfadfi ndern und Priestern in Thiès wurden schon 2007 während einer Jugend-Delegationsreise mit dem BDKJ von mir geknüpft und bis heute fortgeführt.

Die senegalesische Jugendverbandsarbeit selbst ist relativ gut strukturiert, und in nahezu allen Pfarreien des Bistums Thiès existieren verbandliche Jugendgrup-pen. Eine Unterstützung durch hauptamtliche Mitar-beiter gibt es nicht. Jedoch wird die Verbandsarbeit der Jugendlichen in vielen Pfarreien von Priestern un-terstützt.

Seit 1953 gibt es im Senegal die „Association des Scouts et Guides du Sénégal“, die ebenso wie die DPSG ein koedukativer Verband ist. Sie haben rund 19.000 Mitglieder und sind ebenfalls Mitglied der Welt-pfadfi nderbewegung. Die Struktur und der Aufbau des senegalesischen Verbands ist dem unseren ähnlich, und auch ihre drei Altersstufen passen gut zu unserer Al-terseinteilung. Aufgrund dieser Voraussetzungen stellen wir hohe Erwartungen an die Reise, auch hinsichtlich eines Austausches über Erfahrungen in der Pfadfi nder-arbeit. Das größte Problem jedoch dürfte die Sprach-barriere darstellen, da kaum ein senegalesischer Pfad-

fi nder über andere Sprachkenntnisse als Französisch und Wolof verfügt. Allen Erfahrungen zufolge kann aber selbst eine Verständigung mit Händen und Füßen sehr fruchtbar sein und zum gegenseitigen Verständ-nis beitragen – die Senegalesen freuen sich über jeden Brocken Wolof, den man sich merkt und anwendet.

bereichernde unterSchiede

Natürlich gibt es bei der „Association des Scouts et Guides du Sénégal“ organisatorische Unterschiede zu deutschen Verbänden: Viele Jugendliche besuchen die ersten Jahre, bevor sie zur Pfadfi nderei kommen, eine Art „Kinderverband“ in den einzelnen Pfarreien. Die Gruppenstunden der Pfadfi nder im Senegal unter-scheiden sich grundlegend von Gruppenstunden, wie sie bei uns in Deutschland durchgeführt werden. Tanz und Gesang sind dabei ein grundlegendes Element, das bei ihnen „Animation“ genannt wird. Jedoch ist auch eine Art „Unterricht“ ein wichtiger Bestandteil der se-negalesischen Gruppenstunden. Hier werden nicht nur Grundlagen der Pfadfi nderei vermittelt, auch Verkehrs-unterricht ist einer der vielen Themenbereiche, die angesprochen und gelehrt werden. Mit der richtigen Einstellung und Offenheit sowie dem nötigen Respekt vor der „anderen“ Kultur können wir uns vielleicht wichtige Anregungen holen und selbst viel von der se-negalesischen Jugendarbeit lernen.

Claudia Gebele

Das Abenteuer internationale Begegnung wagen…

DPSG-Partnerschaft im Senegal

Animation: Tanz und Gesang sind grundlegende Elemente der Pfadfi nder-Gruppenstunden im Senegal. Foto: Claudia Gebele

Claudia Gebele

DPSG-Diözesanleitung

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Blickpunkt Verbände

Ruanda – das „Land der tausend Hü-gel“ im Osten Afrikas. Nicht zuletzt wegen der Konflikte zwischen den

Volksgruppen der Hutu und Tutsi – die im Völkermord an den Tutsi 1994 gipfelten – zählt das Land zu den ärmsten in Afrika. Konflikte und Bürgerkriege haben tiefe Narben auf der Seele des Landes hinterlas-sen. Seit fast 30 Jahren besteht eine Part-nerschaft zwischen der Pfadfinderinnen-schaft St. Georg (PSG) und der Association des Guides du Rwanda (AGR). Kristina Dietz arbeitet im Arbeitskreis Ruanda der PSG mit. Die 27-jährige Bambergerin war 2005 zwei Wochen lang in Ruanda.

Auf den ersten Blick sei in dem Land nur noch wenig vom Bürgerkrieg zu sehen, berichtet Dietz. „Im Ge-spräch mit den Menschen wird jedoch deutlich, dass die Folgen des Krieges immer noch spürbar sind.“ Jede und jeder in Ruanda habe schlimme Erfahrungen ge-macht, Familienmitglieder und Freunde im Krieg ver-loren. „Viele Menschen sind noch immer traumatisiert von den grausamen Erlebnissen. Auch nach zehn Jahren sind ein Großteil der Männer noch im Gefängnis und warten auf ihren Prozess oder sitzen ihr Strafe ab“, weiß Kristina Dietz. Die größte Herausforderung sei, das Vertrauen zwischen den Menschen wieder herzu-

stellen. „Oft herrscht in Folge der Massaker noch viel Zorn und Misstrauen zwischen Freunden, Nachbarn, Dorfbewohnern und sogar Familienmitgliedern. Die AGR setzt sich deshalb mit ihren Projekten stark für Versöhnungsarbeit und Friedenserziehung ein“, erzählt die Pfadfi nderin.

Im Vordergrund der PSG-Ruandapartnerschaft stehe das interkulturelle Lernen. Ein wichtiger Bestandteil seien gegenseitige Begegnungen. Der Arbeitskreis Ru-

anda koordiniert die Partnerschaft. 2005 reiste Kris-tina Dietz schließlich mit anderen PSGlerinnen selbst nach Ruanda. „Im Vorfeld der Reise war ich ziemlich aufgeregt und gespannt, was mich erwartet. Es war meine erste Reise nach Afrika.“ In Ruanda seien sie von den Pfadfi nderinnen der AGR sehr herzlich emp-fangen worden. Generell sei es nicht übermäßig ge-fährlich, nach Ruanda zu reisen. „Aber es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn man von Ortskundigen begleitet wird, auch weil es bisher kaum eine touristische Infra-struktur gibt.“

In den zwei Wochen des Aufenthalts besuchte die Gruppe viele verschiedene Pfadfi nderstämme im gan-zen Land. „Dabei konnten wir auch viel vom Land se-hen: die Hauptstadt Kigali, die hohen Vulkane an der Grenze zum Kongo, den riesigen Kivu-See aber auch viele kleine, abgelegene Dörfer, in denen es etliche Pfadfi nderinnen gibt.“ Am meisten begeistert habe sie die ruandesische Kultur, sagt Dietz. „Bei jeder Gele-genheit wird getanzt, getrommelt und gesungen.“ Be-eindruckend sei auch die Gemeinschaft und der starke Zusammenhalt der Familien. „Einsamkeit gibt es in Ru-anda nur selten.“

„Durch die Reise ist mir wieder bewusst geworden, wie verdammt gut es uns in Deutschland geht. So viele Dinge sind hier selbstverständlich von denen die Men-schen in Ruanda träumen. Ins Grübeln gebracht hat mich, dass die Menschen in Ruanda aber trotzdem zu-friedener und glücklicher wirken als viele Deutsche.“ Gerne würde Kristina Dietz nochmal nach Ruanda fl iegen. Vielleicht ergibt sich bereits nächstes Jahr die Gelegenheit dazu. Die Pfadfi nderinnen aus Ruanda ha-ben die PSG zu ihrem 30. Jubiläum eingeladen.

Volker Poerschke

Im Land der tausend Hügel Pfadfi nderinnen engagieren sich für Friedensarbeit

Als „Mutsongo“ (Weiße) zog Kristina Dietz bei ihrem Besuch in Ruanda zahlreiche neugierige Blicke auf sich. Foto: privat

Reger Austausch: Im Juni 2007 waren Pfadfi nderinnen aus Ruanda zu Gast in Bamberg. Foto: privat

Innerhalb der PSG besteht die Möglichkeit, im Arbeits-kreis Ruanda mitzuarbeiten. Für alle Interessierten gibt es eine Arbeitshilfe mit vielen Informationen rund ums Thema Ruanda. Kontakt per E-Mail:ak.rwanda@pfadfi nderinnen.de

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Der XXIII. Weltjugendtag 2008 in Sydney stand unter dem Motto „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geis-

tes empfangen, der auf Euch herabkommen wird“. 35 Jugendliche und junge Erwachse-ne waren im Rahmen der gemeinsamen Fahrt aller bayerischen Diözesen aus un-serem Erzbistum dabei. Fast genau ein halbes Jahr nach Ende der Pil-gerfahrt zum Weltjugendtag (WJT) wurde beim diözesanen Nachtreffen erneut deutlich, dass die Wochen in Down-Under ein voller Erfolg waren.

Beim Gottesdienst auf Burg Feuerstein stell-te Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl die Frage, ob denn noch etwas zu spüren sei von der Kraft und der Energie, die erfahrbar gewesen sei. Agnes, eine WJT-Teilnehmerin aus Unterleiterbach gab die Antwort: Natürlich sei allein schon Australien ein großer Reiz gewesen. „Wir wollten das Land kennen lernen. Aber auch die ,Power‘ einer leben-digen Gemeinschaft von jungen Menschen war spür-bar. Beeindruckend war die Gastfreundschaft unserer Gastfamilien, die große Anstrengungen unternommen haben, um unseren Aufenthalt so angenehm wie mög-lich zu machen.“ Ob der Glaube Berge versetzen kön-ne, hänge sicher von der persönlichen Einstellung zum Leben ab, der Glaube helfe aber, Herausforderungen immer wieder neu anzunehmen und kraftvoll zu be-wältigen, so Agnes.

Nach dem Gottesdienst freuten sich alle auf das Wiedersehen und den Austausch mit den anderen WJT-Teilnehmern und -Teilnehmerinnen. „Ja, wir sind absolut froh, dass wir an der Reise zum WJT teilge-nommen haben“, lautete das einstimmige Feedback der ganzen Gruppe. „Warum?“, fragte Björn Scharf, BDKJ-Diözesanvorsitzender. Er hatte die Gruppe in Australien begleitet.

die beSte Zeit unSereS lebenS!„Es war die beste Zeit meines Lebens!“ meinen Maria

aus Kleinsendelbach und Daniel aus Drosendorf, wäh-rend Pauline aus Fürth und ihre Freundin Sophia aus München schlicht die Worte „atemberaubend, unver-gesslich und überwältigend“ fanden. Für alle spielten dabei die tolle Reisegruppe, die Gastfreundschaft und die Lebensart der Australier sowie das Land selbst eine große Rolle.

Ebenso wurde die Zeit auf dem fünften Kontinent spirituell als Gewinn empfunden, wenngleich der WJT in Köln von einigen als intensiveres Erlebnis geschildert wurde. Ist davon etwas geblieben? Hat sich nach der Reise irgendetwas in Bezug auf den eigenen Glauben oder die eigene Glaubenspraxis geändert? „Ja“, sagt Heike aus Uetzing bei Lichtenfels ganz klar. Sie fühle sich noch immer getragen von der Erfahrung, dass man nicht alleine sei im Glauben. „Ich gehe mehr in die Kirche und bete auch für Menschen, die ich nicht oder

Receive the power – Erinnerungen an den Weltjugendtag 2008

Beim WJT-Nachtreffen auf Burg Feuerstein kramten die Teilnehmer und Teilneh-merinnen mit dem Fotoalbum noch einmal ihre Erinnerungen heraus. Foto: Scharf

ne waren im Rahmen der gemeinsamen Fahrt aller bayerischen Diözesen aus un-

te Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl die Frage, ob denn noch etwas zu spüren sei von der Kraft und der Energie, die erfahrbar gewesen sei. Agnes, eine WJT-Teilnehmerin aus Unterleiterbach gab die Antwort: Natürlich sei allein schon Australien ein großer Reiz gewesen. „Wir wollten das Land kennen lernen. Aber auch die ,Power‘ einer leben-digen Gemeinschaft von jungen Menschen war spür-bar. Beeindruckend war die Gastfreundschaft unserer Nach dem Gottesdienst freuten sich alle auf das

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Blickpunkt G

laubeReceive the power – Erinnerungen an den Weltjugendtag 2008

nicht gut kenne, denn Christ sein verbindet.“ Gerade die Gemeinschaftserfahrung wirke in einem guten Sin-ne nach und dadurch „bin ich auch offener geworden gegenüber anderen im Umgang mit meinem Glauben“, sagt Marco aus Eggolsheim. „Die Reise hat mich in meinem Glauben bestärkt“, sagt Agnes aus Unterlei-terbach „und mich ermutigt, Kirche auch kritisch zu hinterfragen – wie wir es in den Katechesen erlebt haben – aber auch, meinen Glauben weiter offen zu leben und in die Welt zu tragen.“ Andererseits sei es schon schwer, all das alleine daheim weiter auszuüben, schränkt Karin aus Erlangen ein. „Und mir hat da auch noch etwas gefehlt, leider kann ich gar nicht genau sagen was – noch mehr Besinnliches noch mehr den Glauben zu erleben? Da bin ich noch auf der Suche.“

auf der Suche nach Mehr ...Sich spirituell auf die Suche zu begeben und sich da-

bei tatsächlich auf den Weg zu machen, ist etwas, wofür die WJT-Pilger und -Pilgerinnen auch zukünftig zu be-geistern wären. Eine Jugendpilgerreise nach Rom oder nach Asissi würde sich etwa die Hälfte der Bamberger Gruppe wünschen, ebenso viele würden sich gerne auf Bergbesinnungstage begeben. Auch die Teilnahme an der diözesanen Jugendwallfahrt oder dem internatio-nalen Jugendtreffen in Taizé liegen hoch im Kurs und auch der Ökumenische Kirchentag 2010 in München scheint ein attraktives Ziel zu sein. Auf Exerzitien in

einem Kloster würden sich einige Jugendliche gerne einmal einlassen, ebenso wie auf ein Projekt wie „Eine Woche Leben“. Spitzenreiter auf der persönlichen Wunschliste ist allerdings die Teilnahme am nächsten Weltjugendtag 2011 in Madrid – da wollen fast alle wieder mit und am besten wieder alle zusammen.

biS ZuM nächSten Mal

Zum Ende des XXIII. Weltjugendtags in Sydney lud Papst Benedikt XVI. nach Spanien ein und so wird der XXVI. Weltjugendtag vom 15. bis 21. August 2011 in Madrid stattfi nden. Der Weltjugendtag wird bereits zum zweiten Mal in Spanien durchgeführt. Vor 20 Jah-ren nahmen 1989 am IV. Weltjugendtag in Santiago de Compostela eine halbe Million junge Pilger teil. Gastge-ber des XXVI. Weltjugendtages ist der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio María Rouco Varela. Rouco Varela hatte bereits 1989 als Erzbischof von Santiago de Compostela den IV. Weltjugendtag ausgerichtet. In einer ersten Stellungnahme wies er auf den außerge-wöhnlichen Wert hin, den das Treffen in Madrid für die Kirche Spaniens habe. Er habe die Nachricht „mit Freu-de, Dankbarkeit und Fröhlichkeit“ entgegengenommen. Das Motto des Treffens ist dem zweiten Kapitel des Kolosserbriefes entnommen: „Verwurzelt und aufge-baut in Christus, befestigt im Glauben“ (Kol. 2, 7).

Detlef Pötzl / Björn Scharf

Was ist geblieben vom Weltjugendtag Down-Under? Fotos: BDKJ, Ulla Trrampert/PIXELIO

nicht gut kenne, denn Christ sein verbindet.“ Gerade

Was ist geblieben vom Weltjugendtag Down-Under? Fotos: BDKJ, Ulla Trrampert/PIXELIO

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Das i-TüpfelchenIn einer afrikanischen Erzählung wird folgende Bege-

benheit berichtet:

Eine große Trockenheit war über das Land gekommen.

Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann

starben Büsche und kleinere Bäume. Kein Regen fiel,

der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taus.

Viele Tiere waren verdurstet, denn nur wenige hatten

noch die Kraft gehabt, aus dieser Wüste zu fliehen. Die

Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten

Bäume, deren Wurzeln tief in die Erde reichten, verlo-

ren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen

und Bäche waren vertrocknet.

Ich glaube fest daran, dass es in meiner dunklen Welt wieder hell werden kann.Gott ist mit mir niemals am Ende.Gott schenkt neuen Ausblick. Er befreit aus dem Gefängnis finsterer Gedanken.Er führt mich aus dem Dunkel ins Licht. Aus der Einsamkeit in die Geborgenheit.

(Peter Hahne)

Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine

ganz kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser.

Doch die Quelle verzweifelte: „Alles vertrocknet, ver-

durstet und stirbt, und ich kann nichts daran ändern.

Wozu soll es noch sinnvoll sein, daß ich ein paar Trop-

fen aus der Erde hole und auf den Boden fallen las-

se?“

Ein alter kräftiger Baum stand in der Nähe. Er hörte

die Klage und sagte, bevor er starb, zur Quelle:

„Niemand erwartet von dir, daß du die ganze Wüste

zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer einzi-

gen Blume Leben zu geben. Mehr nicht.“

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Aussichtspunkt

30. April Fahrt zum Jugendtreffenbis 03. Mai: der Erzdiözese Stettin-Kamien

09. Mai: 2. Ökumenischer Jugendkirchentag in Nürnberg10. Mai: „Sonntag der Jugend“14. bis 17. Mai: BDKJ-Hauptversammlung15. Mai: J-GCL-Diözesankonferenz16. bis 17. Mai: JuWall

01. bis 07. Juni: „Ökumenisch unterwegs“ BDKJ-Pfi ngstfahrt zum internationalen Jugendtreffen nach Taizé07. Juni: Europawahl11. bis 14. Juni: KJG-Megafron auf Burg Feuerstein

03. bis 05. Juli: BDKJ-Landesversammlung10. Juli: Ökumenische Jugendprojektnacht in Bamberg10. bis 12. Juli: Heinrichsfest in Bamberg11. bis 19. Juli: Bayerische Klimawoche18. bis 19. Juli: KNOCK-Fest25. Juli: Diözesan-Mini-Fußballturnier in Viereth

01. bis 16. August: DPSG-Jubiläumslager „Depesche 09“09. bis 16. August: „Ökumenisch unterwegs“ EJA-Sommerfahrt zum internationalen Jugendtreffen nach Taizé

April

20. September: Weltkindertag in Deutschland27. September: Bundestagswahl (voraussichtlich)

03. Oktober: Diözesan-Mini-Tag in Bamberg16. bis 18. Oktober: Diözesankonferenz der Kolping-Jugend17. Oktober: Diözesantag für die Gefi rmten in Bamberg26. Oktober: BDKJ-Dekanatsversamm- lung Kulmbach30. Oktober: Nacht der Lichter im Bamberger Dom

06. bis 08. November: Diözesankonferenz der KJG13. bis 15. November: BDKJ-Bundeskonferenz14. bis 15. November: „Äktschn“-Wochenende auf Burg Feuerstein20. bis 22. November: J-GCL-Diözesankonferenz20. November: Internationaler Tag der Kinderrechte27. bis 29. November: BDKJ-Diözesan- versammlung

Mai

Juni

Juli

August

September

November

Oktober

Impressum:i-Punkt – Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Erzbischöflichen Jugendamtes Bamberg

Kontakt: Postfach 11 01 38, 96029 Bamberg, Tel. 09 51/86 88-0, [email protected]

Redaktion: Volker Poerschke, Detlef Pötzl, Björn ScharfLayout: Volker PoerschkeDruck: Druckerei Bussard / GundelsheimAuflage: 750 Exemplare