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28. Spieltag • Samstag, 31.03.2012 • FCK - Hamburger Sport-Verein e. V. • IB Nr. 14 Saison 2011/12 | Infoblättsche Kurvenorgan der Generation Luzifer 1998

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| InfoblättscheKurvenorgan der Generation Luzifer 1998

[Dön] Hallo zusammen!

Hätte mir jemand nach dem Heimspiel gegen Frei-burg im vergangenen Jahr weismachen wollen, dass wir von nun an mindestens eine komplette Halbse-rie auf einen Sieg in Deutschlands Eliteliga warten müssten, hätte ich ihn mit an Sicherheit grenzen-der Wahrscheinlichkeit für verrückt erklärt. Allein er hätte Recht behalten. Magere neun Pünktchen sollten aus den kommenden 17 Spielen folgen, und vor allem: unglaubliche neun Tore! Nach der Heimklatsche gegen die russischen Öl-Oligarchen sah sich die Vereinsführung nach langem Abwarten dazu gezwungen, einen Trainerwechsel vorzuneh-men und Krassimir Balakov als neuen Fußballleh-rer vorzustellen. Doch auch wenn in der aktuellen Saison alles schief zu laufen scheint, kann dies nicht über die Erfolge, um die sich Marco Kurz in den vergangenen Jahren zweifellos verdient machte, hinwegtäuschen. Er wird daher einer der wenigen FCK-Trainer der letzten beiden Jahrzehnte blei-ben, an die man sich mit einem positiven Gefühl zurückerinnern können wird.

Doch zurück zur aktuellen Situation. Nach dem

| Editorial

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V.

Mach‘s gut, Marco Seite 3

Schalke Seite 4

Freiburg Seite 6

Stade de Reims - FC Metz Seite 8

History/Fußballkulturen Seite 10

Interview: Chosen Few HH Seite 12

Stop Indect Seite 15

Interview: Jonas Gabler Seite 17

Letzte Worte Seite 20

Inhaltsverzeichnis:

neuerlichen Offenbarungseid beim PSV Freiburg bleibt nicht viel Hoffnung, an die man sich noch klammern könnte. Abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz mit einer Mannschaft, die zwar ger-ne Endspiele ausruft, aber keine bestreitet, und die vor allem nicht zu wissen scheint, in welcher Rich-tung sich das gegnerische Tor am fernen Horizont auch nur andeutet. Als am vergangenen Wochen-ende der obligatorische Gang zum Gästeblock angetreten wurde, war dieser zu großen Teilen be-reits verwaist. Wut, Frust und Enttäuschung sitzen tief, haben bisher allerdings noch kein Ventil gefun-den, denn auch hier blieb der Betzenberg bisher erstaunlich ruhig.

Drei Heimspiele an drei Wochenenden werden nun wohl die Entscheidung bringen, viele glauben nicht mehr daran, andere hoffen noch auf den ty-pischen Last-Minute-Betze.Rafft euch heute irgendwie noch einmal auf, wenn es schiefgeht können wir Fans danach zumindest noch in den Spiegel schauen! Das Runde muss ins Eckige!

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| Fanszene

Die Amtszeit des Marco KurzMach‘s gut, Marco

[Lurk] Nun ist sie also zu Ende die Amtszeit von Marco Kurz bei unserem 1.FC Kaiserslautern. Angefangen hatte Marco Kurz als Cheftrainer unserer Lizenzmann-schaft im Sommer 2009, am Dienstag letzte Woche nach der Heimniederlage gegen Schalke 04 wurde Marco Kurz schließlich von seiner Trainertätigkeit beurlaubt. Wagen wir einen kurzen Rückblick auf seine Amtszeit.

Im ersten Jahr seiner Trainertätigkeit führte er die Mannschaft mehr oder weniger souverän zur Meis-terschaft in der 2.Bundesliga und daraus folgend zum Aufstieg in die 1.Bundesliga, also dorthin, wo der FCK nach unserer Meinung auch hingehört! Auch die Erfol-ge im DFB-Pokal im Jahre 2009 sollen nicht unerwähnt bleiben, vor allem ist hier der grandiose Heimsieg in der 2.Pokalrunde gegen Bayer Leverkusen zu nennen, zu dem wohl auch die Fans einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet haben. Von der Stimmung her definitiv eines der besten Betzespiele der letzten Jahre, welches für uns alle ein Beispiel für wichtige Spiele in der Zu-kunft darstellen sollte. Und auch das folgende erste Jahr in der 1.Bundesliga war überaus erfolgreich, zu nennen wären hier unter anderen der 2:0 Heimsieg gegen die Bayern zu Saisonbeginn, sowie das legendäre 3:3 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mit der groß-artigen Fritz-Walter-Choreo vor Spielbeginn oder das legendäre 5:0 im Heimspiel gegen Schalke 04. Auch im DFB-Pokal spielten wir in diesem Jahr wieder eine gute Rolle, bis zum letztendlich peinlichen und unnötigen Pokalaus im Viertelfinale beim MSV Duisburg.

In der aktuellen Saison wollte es dagegen von An-fang an nicht so richtig klappen und nachdem sich die Mannschaft zunächst wie im Vorjahr berappelt zu haben schien, folgte wieder eine Negativserie, die in einem wiederum unnötigen Pokalaus bei Hertha BSC Berlin im Dezember und einer beispiellosen Sieglosse-rie mündete. Nachdem auch das vergangene Heimspiel gegen Schalke 04 und somit das 16.Bundesligaspiel in Folge nicht gewonnen werden konnte, wurde Marco Kurz schließlich beurlaubt. Dennoch trägt wohl die Hauptschuld an unserer momentanen sportlichen

Mißere nicht der ehemalige Trainer, sondern haupt-sächlich die sportlich Verantwortlichen in Management und Vorstand, allen voran Stefan Kuntz. Wenn man als 1.FC Kaiserslautern für Sommer- und Wintertrans-fers mehr Geld ausgibt, als die anderen drei Haupt-abstiegskandidaten zusammen und trotzdem jede Woche sang und klanglos untergeht und verdient auf dem 18.Tabellenplatz steht, im Gegenzug aber immer wieder darstellt, wie finanziell klamm der Verein doch ist, dann kann irgendetwas nicht stimmen, oder sehe ich das falsch? Jeder kann für sich selbst nun entschei-den, ob die Entlassung von Marco Kurz nun richtig, längst überfällig, oder unnötig war und nur dazu diente von Fehlern anderer Verantwortlicher abzulenken, da es nunmal am einfachsten ist den Trainer als Schuldi-gen für eine sportliche Krise zu entlassen. Auch wenn selbst ich einige Entscheidungen von Marco Kurz nicht verstanden habe, zum Beispiel reagierte dieser meiner Meinung nach während seiner gesamten Karriere am Betzenberg immer zu spät auf taktische Änderungen des Gegners während eines Spiels und er wechselte auch häufig zu spät aus, so ist er meiner Meinung nach in der momentanen Situation doch nur ein Bauernop-fer für die Fehler, die andere Verantwortliche begangen haben. Und wegen dieser Fehler befinden wir uns eben momentan in der Situation in der wir stecken.

Grundsätzlich bleibt also festzuhalten, dass Marco Kurz ein junger, motivierter Trainer war und selbst-verständlich immer noch ist, der mit Sicherheit seinen weiteren Weg in der Bundesliga machen wird. Wer wie ich das Vergnügen hatte, sich auch das ein oder andere Mal während der verschiedenen Trainingslager in den letzten Jahren persönlich mit Marco Kurz unterhalten zu können, der wird festgestellt haben, das Marco Kurz auch über den Fußball und seinen Qualifikationen in diesem Geschäft hinaus ein überaus sympathischer Kerl war und ist. Folglich kann man Marco Kurz nur alles Gute für seine persönliche Zukunft wünschen.

In diesem Sinne: Mach es gut Marco, viel Erfolg auf dei-nem weiteren Weg!

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1.FC Kaiserslautern - FC Schalke 04Letzter Arbeitstag für Marco Kurz

Was soll man noch groß sagen? 16 Spiele in Fol-ge ohne einen Sieg, abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, kaum Torchancen und dementspre-chend auch nur 17 Tore auf dem Konto.

Spiel:

Heute empfing man den FC Schalke 04 vor 49.780 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter Stadi-on. Die Roten Teufel starteten überraschender-weise turbulent in die Partie. Schon nach drei Minuten erzielte der FCK den Führungstreffer durch ein Kopfballtor von Rodnei, dem eine prä-zise Freistoßvorlage von Christian Tiffert voraus ging. Bezeichnend, dass es wiedermal ein Defen-sivspieler war, denn bisher wurden alle vier Tore in der Rückrunde von Abwehrspielern erzielt. Da-nach gab es die Chance zum 2:0 für Tiffert, doch wie so oft kam der Torabschluss einfach zu spät, beziehungsweise gar nicht. Spätestens jetzt wach-

ten auch die Schalker auf und drängten auf den Ausgleich, der FCK hingegen gab das Spiel nach und nach aus der Hand. In der 39. Minute dann der fällige Ausgleich durch ein echtes Traumtor von Holtby. Kurz vor der Halbzeitpause trafen die Gäste erneut, diesmal durch Huntelaar (45.). Sa-han fabrizierte einen katastrophalen Fehlpass, wel-cher das Tor ermöglichte. Wieder einer der so oft monierten „Individualfehler“, wobei das Kollektiv Spiel für Spiel einen Offenbarungseid auf dem Platz abliefert. In der zweiten Halbzeit konnten die Gäs-te zwei weitere Tore durch Raul (51.) und Farfan (81.) erzielen. Ohne große Gegenwehr verlor der FCK das Spiel.

Westkurve:

Wie immer war die Stimmung gerade in den Anfangsminuten gut, besonders nach der frühen Führung konnte die Westkurve durch eine gute

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Lautstärke überzeugen. Nach dem 1:2 Rückstand zur Halbzeitpause war der gute Beginn auf den Rängen, wie auch auf dem Rasen, schon wieder vergessen. Nach dem 1:3 wurde in Anbetracht der katastrophalen Leistung der Support von selbst eingestellt, da die Mannschaft abermals ihren Wor-ten keine Taten folgen ließ.

Gästeblock:

Der Spielverlauf war ganz im Sinne der rund 8000 mitgereisten Schalker, was diese dann auch akustisch entsprechend zum Ausdruck brachten. Spätestens nach der Führung nahmen die Schalker auf den Rängen das Heft vollständig in die Hand und konnten mit guter Lautstär-ke, lange getragenen Liedern in angemes-senem Tempo und

auch optisch einen starken Auftritt abliefern.

Aktionen:

Die FY zeigte 2 Spruchbänder in Richtung Köln („Wh96-Lang leben die Ultras“) und Fürth („Eure Heimat ist der Ronhof“). Zudem gab es zu Beginn des Spiels den Versuch einer kleinen Choreo im oberen Bereich des Blocks 7.1 mit dem Spruch-band „Damit wir noch die Kurve kriegen“.

[Kitzler]

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[Niklas] Nachdem die Männer in Rot ihr Heimspiel gegen den FC Schalke 04 kläglich mit 1:4 verloren hatten, folgte die, meiner Meinung nach längt über-fällige, Beurlaubung Marco Kurz´. Somit endete die Zusammenarbeit mit unserem Aufstiegstrainer am Dienstag den 20. März. Sofort kursierten die wildesten Namen in den Medien. Von Hans-Peter Briegel über Torsten Lieberknecht bis zu Ciriaco Sforza war die Rede. Natürlich durften die übli-chen Verdächtigen wie Peter Neururer oder Klaus Toppmöller nicht fehlen. Etwas überraschend kam dann die Meldung auf, dass Krassimir Bala-kov wohl ein heißer Kandidat für den Trainerstuhl darstellt. Offiziell bestätigt wurde die Verpflichtung Balakov´s am 22. März. Er sollte also eine hoffent-lich siegreiche Elf in das selbsternannte „Abstiegs-endspiel“ schicken.

Während sich ein Großteil der Anhängerschaft per Sonderzug auf den Weg in den Breisgau machte, fuhr eine 250köpfige Gruppe per ATT nach Freiburg. Gestärkt durch die Lunchpakete, welche die Mannschaft zur Verfügung stellte, er-reichte man das Ziel Freiburg-Littenweiler gegen halb zwei. Gemeinsam mit den Sonderzugfahrern marschierte man bei bestem Frühlingswetter zum Dreisamstadion. Hier stellt der Gästeeingang eine Frechheit dar. Lediglich zwei Eingänge sind für

den gesamten Gästeanhang vorgesehen. So muss-te man, unter ständiger Beobachtung der Polizei, welche „unauffällig“ hinter einem Fenster filmte, längere Zeit auf den Einlass warten. Im Gästeblock war nahezu alles verboten was Spaß und Stim-mung macht. Erlaubt waren nur kleine Fahnen bis 1,50m sowie fünf einseitig geöffnete Trommeln. Große Schwenkfahnen, Doppelhalter, Megaphon und Zaunfahnen waren, genau wie das Besteigen des Zaunes, untersagt. Hinzukommt die miserable Sicht im gesamten Gästeblock. So macht Fußball keinen Spaß! Der SC Freiburg gehört mit Sicher-heit zu den fanunfreundlichsten Vereinen im Pro-fifußball! Unsere Zaunfahne schaffte es natürlich trotzdem in den Gästeblock und wurde, wie in Freiburg üblich, 90 Minuten gehalten. Bereits beim Warmlaufen der Mannschaften konnten sich die rund 2500 mitgereisten Lautrer ordentlich Gehör verschaffen. Lautstark wurde der Mannschaft ge-zeigt, dass man voll hinter ihr steht und gemein-sam dieses wichtige Spiel gewinnen will.

Wie so oft in der Saison schien der Wille jedoch bei der Mannschaft zu fehlen. Bereits nach acht Spielminuten geriet man mit 0:1 in Rückstand. Rodnei leitete das Tor von Guéde mit einem ka-pitalen Fehler ein. Trotz Ernüchterung im Gäste-block, versuchte dieser weiter die Mannschaft

SC Freiburg - 1.FC Kaiserslautern„Same procedure as every year, Miss Sahan?“

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| Spielberichte

Richtung Torerfolg zu singen. Für Torgefahr sollte der junge Julian Derstroff als einzige Spitze sor-gen. Mit Shechter und Swiercok mussten zwei gelernte Stürmer auf der Bank platznehmen. Eine fragliche Variante, die ohne nennenswerten Erfolg bleiben sollte. Der FCK schaffte es leidiglich sich zwei Torchance im gesamten Spiel zu erarbeiten (36.,49.). Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon entschieden. Nachdem der Sportclub nach 14 Mi-nuten durch Makiadi (dem wünsche ich die Pest an den Hals/die Red.) die 2:0 Führung markierte, passierte auf dem Spielfeld fast nichts mehr. Die-Unterstützung wurde auf unserer Seite eingestellt. Es ist nicht verwunderlich, wenn sich die Mann-schaft zum wiederholten Male derart willenlos präsentiert. Genervt wurde man nicht nur durch die Leistung der Mannschaft, sondern auch durch die Klatschpappen die im gesamten Stadionbe-reich (ausgenommen war zum Glück der Gäs-teblock) verteilt wurden. Freiburg konnte man somit nicht einmal gesanglich wahrnehmen, da im-mer nur ein ohrenbetäubender, nervender Lärm durch die klatschende Kundschaft zu vernehmen war. Mit Stadionathmosphäre hat diese Werbeak-tion sicherlich nichts zutun! Bemerkenswert war noch, dass alle vier Flutlichter trotz strahlendem

Sonnenschein leuchteten. Passt in einem Stadion, welches den Namen eines angeblich so innoativen Unternehmens wie“ Mage Solar AG“ trägt über-haupt nicht ins so „freundliche, umweltbewusste und familäre“ Freiburger Bild! Scheißverein!Die Mannschaft fand nach dem Schlusspfiff nur noch einen halb gefüllten Gästeblock vor, da sich dieser mit dem Schlusspfiff rasch geleert hatte.Auf der Rückfahrt durfte man sich noch billig mit Getränken und Lebensmitteln eindecken und manch einer meinte er müsse sich noch anderwei-tig austoben. Über Sinn und Unsinn solcher Akti-onen Hülle ich lieber den Mantel des Schweigens.Theoretisch besteht noch Hoffnung auf den Klas-senverbleib bzw. den Relegationsplatz, aber wenn man die Leistung unserer Mannschaft sieht, muss man doch sehr skeptisch sein. Nichtsdestotrotz sollten wir gegen den Hamburger SV noch einmal alles geben um den letzten Funken Hoffnung am glühen zu behalten!

Früher haben wir viele Spiele in letzter Minute ge-dreht, jetzt gilt es eine miserable Saison in letzter Minute zu drehen!

Lautrer geben niemals auf, sie KÄMPFEN!

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| Fanszene

Stade de Reims - FC MetzFreundschaft ohne Grenzen unterwegs

[Dirk/Sippel] Servus! Freitagmittag, Kaiserslautern Hauptbahnhof, strahlender Sonnenschein und bes-te Laune. So kann das Wochenende beginnen! Am Treffpunkt machten sich vier Unbelehrbare auf den Weg nach Metz, um nach kurzer Anreise und leeren Hülsen am Stadion einzutreffen, wo wir von einer Autobesatzung Metzer abgeholt wurden, um danach schnellstmöglich wieder in Richtung Auto-bahn aufzubrechen. Auf einem Parkplatz am Ran-de der Autobahn warteten die üblichen Kaoten, um gemeinsam mit uns im Konvoi nach Reims zu fahren. Herzliche Begrüßung, die Autobesatzungen gemischt und Vollgas Richtung Reims für rund 45 Leute.

Innerhalb kürzester Zeit wurden die 190km bei einigem Schabernack bewältigt. Dumm nur, wenn man genau in den falschen Momenten Zivis hinter sich hat, aber sie nahmen so manches Manöver lo-ckerer als gedacht. In der Domstadt Reims, ohne Polizei, angekommen schwärmte man direkt vom „Europacup“. Wie schön es doch wäre, solche Eindrücke in einem anderen Land mit unserem geliebten 1.FC Kaiserslautern zu bekommen. Ein Traum... Aber für uns als aktive Fußballfans ist der Traum ja meist bereits an der Autobahnausfahrt zu Ende, wenn man vom Freund und Helfer direkt in den Gästeblock gefahren wird. Eine mehr als willkommene Abwechslung!

Vom Parkplatz aus ging es zu Fuß durch die schö-nen Gassen der Stadt, an der Kathedrale Domeni-co Quaglio vorbei und weiter mit einigen Gesän-gen in Richtung Innenstadt. Verwirrte Gesichter der Einheimischen - noch nie Fußballfans gesehen? So suchte man nach einer geeigneten Bleibe um sich auf das Spiel einzustimmen, da bis Anpfiff noch über zwei Stunden Zeit blieben. Nichts sollte es aber werden mit weiteren kühlen Bieren mit den Freunden, die Flics in Blau wurden irgendwann auf die Reisegruppe aufmerksam und verfolgten nun jeden Schritt in gewohnt miesepetriger fran-

zösischer Art. Dabei schlugen sie aus den Autos alle paar Sekunden mit den Schlagstöcken gegen die Scheiben, bzw. die uns zu Fuß begleitenden Beamten gegen alle möglichen Gegenstände. Ob Einschüchterung oder Dummheit, es sei jedem selbst überlassen, jedenfalls ein sehr merkwürdi-ges Schauspiel. Da unser Weg auch an der Knei-pe der Remois vorbei führte, welche mit rund 80 Leuten davor standen, wurde von beiden Seiten gut gepöbelt, die Bullen ließen direkt mal ihren Kö-ter auf die Remois los, welcher aber beim Hoch-springen direkt umgehauen wurde. KO in Runde eins! Pfefferspray für unsere Reisegruppe durfte natürlich auch nicht fehlen, nachdem die Szenerie schon vorbei war und wir weiter gegangen waren. Schweine!

Im Stade Auguste-Delaune angekommen bekamen wir von unseren Freunden auch schon Tickets in die Hand gedrückt und noch ein dickes „Merci“ hinterher, es war spürbar wie dankbar die Jungs & Mädels der Horda waren, dass wir sie begleiteten. Das war aufrichtige Dankbarkeit, wie man sie wohl nur erlebt, wenn man sich richtig auf eine Freund-schaft wie diese einlässt, welche zwar für jeden Neuling am Anfang ein gewisses Sprachhindernis darstellen kann, welches aber nach dem ersten Kennenlernen dieser kaotischen Meute schnell verschwindet. Eine Freundschaft ohne Grenze!

Der Durst musste auch noch gelöscht werden, aber an der Würstchenbude ohne Würstchen durfte man sich nur über alkoholfreies Bier freu-en. Im Gästeblock fanden sich rund 200 Anhänger des FCM ein. Zum Spiel selbst gibts nicht viel zu sagen. Grottenkick vom FC Metz, nach 25 gespiel-ten Minuten lagen die Messins 3:0 hinten. Scheiße! So plätscherte die restliche Spielzeit vor sich hin, während die ersten Minuten in Sachen Lautstär-ke, Liedgut und Hingabe wirklich ein tolles Gefühl waren, in einem Stadion welches im Kleinformat zwar an die heutigen Einheitsbrei Arenen erinner-

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| Fanszene

te, aber immerhin eine ziemlich gute Akustik zu bieten hatte. Für einige Schnappschüsse und wei-tere interessante Anekdoten rund um dieses Spiel verweise ich euch schon einmal auf unser Fanzine.

Nach dem Spiel gab es wie immer in Frankreich eine beschissene Blocksperre, bis die Cops auf ihr Leben klar kamen. Bevor man sich auf den Weg in Richtung Autos machte, wurde der kleine Haufen der Generation Grenat mit „Scheiss Trier!“ und so manchem Lautern-Metz Gesang verabschie-det, was diese mit hängenden Köpfen hinnahmen. Der Zaun zum sicheren Pöbeln fehlte ja. Danach schlenderte man Richtung Abstellplatz unserer Vierräder, verabschiedete zuvor die später ange-reisten Leute der Horda und besang auf dem Weg noch den ein oder anderen arbeitenden Müllmann und die süßen „Chats“ aus Reims, da die Bullen uns auf einen zwei Kilometer langen Fußweg durch Reims einluden. Auch nicht verkehrt. Auf dem Weg Richtung Metz wurde noch zusammen ein Rasthof angesteuert, alle freuten sich über den,

bis auf das Spiel, wirklich guten Tag und nach einem Abschlussbier inkl. Foto mit unseren Freunden ging es auch alsbald wieder in die Autos. Vorher wurde noch der Lautrer Goalkeeper mit einem Sippel Bordell gefeiert, ehe man sich endgültig auf den Heimweg machte.

Kaiserslautern angepeilt wurde einem noch mal richtig klar, dass es etwas ganz besonderes ist un-sere Freunde auswärts begleiten zu dürfen. Die Faszination, wie sie Fußball leben ist einmalig und einfach eine unglaubliche Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Dieses Gefühl mit einer wirklichen Familie unterwegs zu sein, wo jeder jeden aufrichtig schätzt und respektiert, egal wie oft er dabei ist oder wie viel er macht ist unbe-schreiblich. Tragt und lebt diese Freundschaft, die-se einmaligen Erfahrungen in einem anderen Land, die euch niemals jemand wieder nehmen kann! Eine Freundschaft ohne Grenzen, danke für alles Horda!!!

GL98 – HF97!

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| History

Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern 1:1 1. Bundesliga, 09.05.1998, Westside Story Nr.7

[GL#001] Um es vorwegzunehmen, es war eine komische, um nicht zu sagen beschissene Fahrt. Von den 8 Sonderzügen hätte man 7 ½ mit Leu-ten füllen können, die wohl seit Köln `91 oder dem Pokalfinale nicht mehr auswärts dabei waren. Zum anderen war nach der gewonnenen Meisterschaft die Luft irgendwie raus. Und zu allem Überfluss hatte ich noch zwei riesige Taschen mit FCK-Meistershirts dabei, was sich doch als sehr stressig herausstellte. Dazu kam noch, dass wir bereits um 7 Uhr Morgens in HH ankamen und wohl jeder kennt das Gefühl, wenn man total fertig ist, weil man übermüdet ist und nun mit möglichst wenig Geld ein paar Stunden überbrücken muss. Doch auch das wurde überstanden und wir standen vor den Toren der Betonschüssel „Volksparkstadion“. Hier besserte sich die Laune wieder, traf man doch sämtliche Gesichter der Lautrer Fanszene. Am

Bierstand war wegen der Hitze das totale Chaos und so manches Fälschen wurde unbezahlt ent-wendet. Alles war gespannt auf die Meisterehrung und ich zudem noch auf die 70 Rauchbomben, die für ein würdiges Intro sorgen sollten. Die Rauch-show wurde allerdings ein Flop, dafür bekam ich bei der Meisterehrung eine Gänsehaut. War schon geil, als Sforza die Schale in den Himmel streckte und die mit 30.000 Lautrern gefüllte Kurve abging. Schade nur, dass die Ehrung vor dem Spiel statt-fand, denn so war tendierte die Stimmung im Gäs-teblock während dem Spiel gegen null. Die HSV´ler konnten immerhin noch mit einer Choreographie glänzen. Leider ereignete sich nach dem Spiel noch ein Unglück, als Thömme vom Zaun fiel und ihm die unmenschlichen Spitzen (sind wir Tiere oder was?!) ziemlich übel den Arm aufschnitt. Die Rück-fahrt wurde dann größtenteils geratzt.

FußballkulturenArsenal Football Club - Newcastle United 2:1

England | London | Emirates StadiumPremier League (1. Liga)

Wie schon im letzten Jahr musste im März der Resturlaub weg. So ging es mit meinem Wegge-fährten, der mir am Vortag noch auf dem Bolzplatz gegenübergestanden hatte, ab auf die Insel, genau-er gesagt in die Metropole an der Themse. Der Flug mit dem irischen Billigbomber verlief ereig-nislos, sodass man recht entspannt die englische Hauptstadt erreichte.

Unglaublich, aber wahr: Wenn ich bei den Tommies zu Gast bin, gibt’s nie schlechtes Wetter und nein, mir scheint die Sonne nicht aus dem Arsch. Im Park am Buckingham Palace genossen wir die Son-nenstrahlen, bis die Leber nach Nahrung schrie. So machten wir uns auf, um uns das ein oder ande-re Gerstenkaltgetränk einzuverleiben. Gegen 17 Uhr ging es auf den Weg zum Ground. Die Kar-

ten warteten im Ticketoffice auf uns, sodass man genug Zeit hatte, das Stadion und Umgebung zu begutachten.

Das Emirates Stadium liegt nur unweit der alten Spielstätte Arsenals, des Highbury. Englandty-pisch im Wohngebiet. Aber irgendwie passt der hochmoderne Fußballtempel nicht so recht ins Gesamtbild. Seltsamerweise gefiel mir das Ding. Die Zeit des Wartens am Stadion ging eigentlich schnell vorbei, wobei außerhalb des Grounds kei-ne richtige Fußballstimmung aufkam. Die Aufgänge zum Sitzplatz sind recht niedrig, sodass ich mir ein paar Mal fast den Schädel angehauen hätte.

Zur großen Verwunderung waren die Bierprei-se im Stadion in Ordnung. Bei 3,50 GBP für den halben Liter kann man nicht meckern. Das Bier hatte sogar Umdrehungen und wurde im Stadion getrunken, was in England eigentlich ein No-Go

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darstellt. Sehr amüsant ist der deutsche Senf und Ketchup, der im Stadion en masse herumsteht. Auf den Sitzen angekommen (ganz oben letzte Reihe!) genossen wir die super Aussicht auf das traumhaf-te Geläuf. Da macht der Greenkeeper seinem Na-men mehr als alle Ehre. Echt wahnsinnig das Grün.

Das Stadion füllte sich nach und nach und so konn-te man auch das erste Mal den Gästeanhang akus-tisch vernehmen. Vor uns machten sich ein paar Asiaten breit, die während des Spiels ein wahres Blitzlichtgewitter veranstalteten. Es lebe das Kli-schee.

Das Spiel begann recht munter, Arsenal machte ordentlich Druck und eher aus dem Nichts ent-stand der 0:1-Rückstand. Das rief den Gästemob auf den Plan. Allerdings wurden im direkten Ge-genzug die recht lauten Jubelarien im Keim er-stickt. 1:1 nach 15 Minuten. Das Spiel war auf ei-nem hohen Niveau und das Tempo war auch mehr als ordentlich. Für englische Verhältnisse war ich doch überrascht, dass die Stimmung so gut war. Es

wurde viel und auch recht laut unterstützt. Amü-sant hierbei war, dass der Torhüter von Newcastle ständig bepöbelt wurde. Als Zugabe bekamen wir dann noch fünf Minuten Nachspielzeit, in England nicht ungewöhnlich. Und es kam, wie es kommen musste. Nach viereinhalb Minuten der Nachspiel-zeit erzielte Vermaelen das 2:1 für die Gastgeber und das Stadion flippte dann noch mal so richtig aus. Darauf gab es noch ein wenig Hektik auf dem Platz, sodass die Nachspielzeit mal kurz auf 15 Mi-nuten verlängert wurde.

Nach dem Spiel ging es dann per Tube und Bus wieder zurück zum Airport, wo man es sich auf der Heizung gemütlich machte zwecks Übernach-tung.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass trotz des neuen Stadions die Stimmung für englische Verhältnisse überdurchschnittlich gut war und das Tempo in Verbindung mit Taktik im englischen Fußball beein-druckend ist. Ich freue mich schon auf den nächs-ten Trip auf die Insel.

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IB-InterviewMit Chosen Few Hamburg

[Dirk] Wir freuen uns, euch in dieser Ausgabe mit der Chosen Few Hamburg ein Interview aus der Hamburger Fanszene vorlegen zu können. Was die Jungs von der Elbe zu sagen haben, lest ihr auf den folgenden Seiten. Viel Spaß!

Hallo nach Hamburg! Erst kürzlich habt ihr euch mit einer Stellungnahme zu aktuellen Entwicklungen zu Wort gemeldet. Was war eure Motivation dahinter und wie schätzt ihr die aktuelle Lage ein?

Moin in die Pfalz! Unsere Motivation hinter diesem Text war, dass es für uns nicht hinnehmbar war und ist, die derzeitige Ausuferung von Repressionen, sei es von Seiten der Polizei, des Verbands oder der Vereine, unkommentiert stehen zu lassen. Zudem kann man mit Hilfe eines solchen Textes viel deutli-cher und tiefgründiger auf die Themen eingehen, als es beispielsweise per Spruchband möglich gewesen wäre. In der derzeitigen Situation, in welcher Verbän-de und leider auch immer mehr Vereine gegen die eigenen Fans und insbesondere die eigenen Ultras arbeiten, muss mehr denn je deutlich werden, dass wir zwar in den Farben getrennt, doch in der Sache vereint sind.

Seien es die Hausverbote gegen die Weekend Brot-hers in Wolfsburg, die Hetzjagd gegen die Wilde Hor-de aus Köln, die menschenverachtende Aktion der SG Eintracht Frankfurt oder die Aktionen bei uns im Volksparkstadion gegen den kompletten Block 25A. Solche Kollektivstrafen, Strafen ohne juristischen Rückhalt, großangelegte Aktionen um die Fanszene zu spalten, zeigen eigentlich mehr denn je, wie hilflos mancher Verein ist. Repression statt Gespräch, Ver-bot statt Deeskalation. Wir alle haben gezeigt, dass wir gesprächsbereit sind, sei es in den unterschiedli-chen Kampagnen oder auf dem Fankongress Anfang des Jahres in Berlin. Zur Zeit sieht es jedoch leider so aus, dass die Repressionsschraube seitens der Vereine und Verbände enger gedreht wird, die Ge-

sprächsbereitschaft gegen 0 tendiert und lieber mit Kollektivstrafen gedroht wird, als auf Konversation zu setzen. Unser Ziel muss es sein, den Offiziellen klar zu machen, dass diese mit ihren ständigen Ver-boten definitiv nicht das erreichen werden, was sie wollen. Wo ihr es schon angesprochen habt, wir ge-hen auf unserer Seite http://www.cfhh.net noch ein bisschen genauer auf diese Thematiken ein.

Mehr Solidarität untereinander und verstärk-te Zusammenarbeit: Die Marschrichtung für die Zukunft? Wie wichtig seht ihr in diesem Kontext ein Mitspracherecht von Fans im Verein?

Dies war ja beispielsweise euer Motto auf der „Er-halt der Fankultur“ Demo 2010 in Berlin und mit dem Supporters Club gibt es in Hamburg ja ein Pa-radebeispiel diesbezüglich. Für uns ist die Mitsprache im Verein extrem wichtig. Wir haben mit dem Sup-porters Club einen enorm mächtigen Verbündeten, wenn es um Fan- und Vereinspolitik geht. Natürlich hoffen wir auch, dass der SC als Beispiel für andere Vereine und Fanszenen dienen kann, so dass sich so etwas auch in anderen Städten aufbaut um die Stim-me der Fans noch bedeutender werden zu lassen, als sie sowieso schon ist. Themen wie die Ausglie-derung, welche Gott sei Dank vorerst vom Tisch ist, Wahlen für die verschiedenen Gremien und die aktive Mitsprache im eigenen Verein sind für uns enorm wichtig. Solidarität ist unsere stärkste Waffe. Wir haben auf der von euch angesprochenen Demo „Zum Erhalt der Fankultur“ im Jahr 2010 und auf dem Fankongress in diesem Januar gezeigt, dass wir Ultras gemeinsam, friedlich, bunt und kreativ für die gemeinsame Sache auf die Straße gehen können und eben doch keine sich dauernd schlagenden, betrun-kenen, rumrandalierenden sogenannten Fußballfans sind, wie wir von Boulevardmedien so gerne dar-gestellt werden. Die Kampagnenen „Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein“, „Pyrotechnik legali-sieren - Emotionen respektieren“, die Fanbündnisse

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| Fanszene

ProFans und BAFF (Bündnis aktiver Fußballfans) und die vielen gemeinsamen Aktionen jeden Spieltag zu den unterschiedlichsten Themen zeigen, denken wir, sehr gut auf, dass das Thema „Zusammenarbeit“ für die Ultras dieses Landes ein sehr wichtiges ist.

Erzählt unseren Lesern ein bisschen über die momentane Stimmung im Block 22C, vor allem im Hinblick auf eure neue Megaphon Anlage. Wie wird sie bei euch angenommen und konntet ihr Verbesserungen feststellen?

Durch die derzeitige Situation im Hinblick auf die Tabelle ist dies ein sehr schweres Thema. Wenn wir und der Rest der Nordtribüne wollen, sind wir mit Sicherheit eine sehr laute und kreative Kurve, die-ses Potential zeigen wir jedoch leider viel zu selten. Wenn die Mannschaft gut spielt, ist dies natürlich sehr förderlich für die Stimmung, wenn wir dann al-lerdings, wie zur Zeit leider öfters der Fall, kein gutes Spiel abliefern, leidet leider auch die Stimmung deut-lich. Die Megaphon Anlage ist, wie inzwischen auch den Kritikern klar geworden sein dürfte, notwendig, wenn man den ganzen Block erreichen möchte.

Wie ist eure Gruppe strukturiert und wie vie-le Mitglieder habt ihr derzeit?

Unsere Gruppe besteht sowohl aus den festen Mit-gliedern der Gruppe, welche den aktiven Kern der Chosen Few darstellen, als auch aus passiven Mit-gliedern, welche beispielsweise unsere Aktionen und uns als Gruppe durch ihren Mitgliedsbeitrag unter-stützen wollen, allerdings nicht aktiv am Gruppen-leben oder an Aktionen teilnehmen können. Außer-dem besteht durch die Rookies die Möglichkeit sich für die Aufnahme als festes Mitglied zu empfehlen. Wir haben für die unterschiedlichsten Aufgaben und Themenfelder entsprechende Ansprechpartner bzw. Verantwortliche, von unseren Spruchbandmalern bis zu Textschreibern oder Materialbeauftragten. Jeder wird dort eingesetzt, wo er seine Stärken sieht. Wir haben zudem, wie allgemein üblich, eine Führungs-gruppe, welche beispielsweise schnell zu treffende Entscheidungen füllt, wenn keine Zeit ist diese mit dem Rest der Gruppe abzusprechen. Unsere Mit-gliederzahl bewegt sich um und bei 200 Personen, wovon etwas mehr als die Hälfte feste Mitglieder sind oder dies gerade als Rookie anstreben.

Wie hat sich das Verhältnis zu euren Freun-den aus Kopenhagen entwickelt? Wie sind sie in der Hamburger Szene akzeptiert?

Das Verhältnis zu unseren Freunden aus Dänemarks Hauptstadt ist rundum positiv. Man fühlt sich jedes

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Mal als würde man nach Hause kommen, wenn man mal wieder in Kopenhagen ist. Seien es Mitglieder der Urban Crew, der Boys, der Juniors oder ande-re Personen der Kopenhagener Fanszene, man wird von allen freundlich empfangen und kann die Zeit bei seinen Freunden in vollen Zügen genießen. In-zwischen haben auch ein paar andere Hamburger Fangruppen einzelne Kontakte nach Kopenhagen geknüpft. Die Jungs sind immer wieder gerne bei uns und wir freuen uns jedes Mal, wenn es wieder ins Nachbarland geht. Durch die Freundschaft von Po-ptown zu den Jungs von AIK aus Schweden tragen diese die Freundschaft zwar nicht mit, Probleme gibt es dadurch allerdings auch keine. Wir akzeptieren ihre Freundschaften und Kontakte und sie die un-seren.

Der „Friede-Freude-Eierkuchen Cup“, den ihr letztes Jahr veranstaltet habt, konnte als großer Erfolg verbucht werden. Auch wir wa-ren mit einer Abordnung vertreten und zo-gen ein durchweg positives Fazit. Ist für die-ses Jahr eine Fortsetzung geplant?

Von unserer Seite aus gerne, aber dieses Jahr ja viel-leicht in einer anderen Stadt ;-). Das Turnier kann auch im Nachhinein als voller Erfolg verbucht wer-

den, die Fazits der einzelnen Gruppen und Szenen waren rundum positiv. Kleinere Kinderkrankheiten hier und dort sind, denken wir, durchaus normal beim ersten Versuch, Spaß gemacht hat es auf jeden Fall. Vielleicht überwindet sich in diesem Jahr, sollte erneut ein Turnier stattfinden, ja die ein oder ande-re Gruppe/Szene, welche einem solchen Turnier im letzten Jahr noch eher skeptisch gegenüberstand. Die einzelnen Gespräche, die an diesem Tag geführt wurden, waren es schon wert, und wenn man das Ganze dann noch mit ein paar Arbeitsgruppen (wel-che beim nächsten Mal vielleicht zeitlich anders ge-plant werden könnten) und der ein oder anderen Runde Fußball verbinden kann, ist das auf jeden Fall ein Ereignis, das nach einer Wiederholung schreit. Danke nochmal, dass ihr am Turnier damals teilge-nommen habt.

Für eure neue DVD habt Ihr ja schon mal mit einem Trailer einen netten Appetithappen rausgehauen. Wann wird es die neue Scheibe zu kaufen geben?

Das genaue Erscheinungsdatum steht noch nicht fest, darauf freuen kann man sich aber schon. Die-se Saison haben unsere Filmer ganze Arbeit ge-leistet.

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Stop Indect!!!1984 is now

[DS] In einer der bekanntesten Zukunftsnovellen „1984“, beschreibt der Schriftsteller George Orwell wie er die Welt in Zukunft, genauer genommen im Jahr 1984 sieht. Der Roman erschien im Jahre 1949 und ob-

wohl sich Orwell um ein Paar Jahre verschätzt hatte, soll der totale Überwachungsstaat im Jahre 2012 end-lich Wirklichkeit werden. Dank der 14,86 Millionen € aus EU Geldern, läuft das über 5 Jahre angelegte IN-DECT- Projekt der Europäischen Union auf Hochtou-ren und alle unsere Wünsche sollen endlich wahr wer-den, endlich wissen die für innere Sicherheit zuständige Behörden alles über dich und die Unschuldsvermutung ist, dem Grundgesetz zum Trotz, vollständig außer Kraft gesetzt. Danke liebe EU!

Ironie aus, Erklärmodus an:

INDECT steht für „Intelligent information system sup-porting observation, searching and detection for secu-rity of citizens in urban environment“ zu deutsch: In-telligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erfassung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung. In erster Linie soll INDECT verschiedene Werkzeuge unseres gelieb-ten Überwachungsstaates miteinander verknüpfen um bewegliche Objekte observieren zu können.Dies soll zur einen Hälfte softwaretechnisch umgesetzt werden, d.h. jegliche Internetaktivität wird überprüft und nach „Gewalt“, „Bedrohungen“ und „abnormalem Verhalten“ durchsucht. Hierzu werden spezielle Such-maschinen und automatische Suchroutinen entwickelt die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gewährleisten sollen, dass gefährliche Inhalte schnellstmöglich ent-

deckt werden und deren Verfasser oder Leser sofort an das INDECT System übermittelt werden. In Arbeit ist zusätzlich noch eine Funktion die Chats zwischen Personen auswertet und Gefährdungen der öffentlichen

Sicherheit erkennt und ebenso weiterleitet. Diese Daten reichen in Zukunft aus, die Ver-fasser bzw. Leser von solchen Inhalten per Überwachungskameras, Ortung des Mobil-telefons, Ortung des Navigationsgerätes und ähnlichen Mitteln zu beobachten.Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen ge-setzt, in Arbeit sind auf der Hardwareseite diverse Prototypen mobiler Überwachungs-

systeme. Diese „Unmanned Aerial Vehicles“ „UAV“ zu deutsch Unbemannte Luftfahrzeuge sollen im städti-schen Bereich eingesetzt werden und dort für Recht und Ordnung sorgen. Eine Verfolgung bzw. Überwa-chung der im Internet auffällig gewordenen Personen soll hierbei genau so möglich sein wie die Identifikati-on von Personen auf offener Straße, diese würde eine sofortige Recherche im INDECT Netzwerk nach sich ziehen. Das hierbei eine Gesichtserkennung der Über-wachungskameras notwendig ist, welcher durch die bereitwillige Abgabe unseres biometrischen Passbildes für den neuen Personalausweis ein Kinderspiel ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Auch auffällige Bewegun-gen in der Öffentlichkeit sollen nicht weiter unbeachtet bleiben, bspw. ein Rennen auf offener Straße z.B. zum Bus, soll von der UAV registriert werden, was wiederum eine Recherche in der gigantischen Datenbank zur Fol-ge hätte. Wie „auffälliges Verhalten“ in der Öffentlichkeit definiert wird, liegt wie immer im Auge der Betrachters/Überwachers, bei einer Umfrage unter polnischen Po-lizisten wurden folgende Verhaltensweisen als „auffällig“ bezeichnet:auf der Straße: rennt, kämpft, zu schnell fährtim öffentlichen Nahverkehr: auf dem Fußboden sitzt, zu lange sitzt, Gepäck vergisstim Stadion: Flaschen wirft, das Spielfeld betrittam Flughafen: Gepäck vergisst, zu lange sitzt

Hat sich jemand von euch schonmal bei einem dieser

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Auffälligkeiten ertappt???

Natürlich steht ein solches Projekt in der Kritik der Da-tenschützer und Verfassungsrechtler aller Herren Län-der. Doch um zu verdeutlichen wie hierbei vorgegangen wird, sei erwähnt das dieses Projekt unter höchster Geheimhaltung stattfindet, Informationen werden erst nach Freigabe durch einen Ethikrat (unabhängiger Sach-verständigenrat) veröffentlicht. Eine Überprüfung durch eine aus Experten zusammengesetzte Ethikkommission ergab, dass INDECT den ethischen Grundsätzen und Bestimmungen der EU entspreche. Allerdings bestand dieses „Experten - Gremium“ hauptsächlich aus Perso-nen der Industrie, sowie der Polizei. Auch innerhalb des Europaparlaments wurde die Zusammensetzung dieser Kommission kritisiert.Gearbeitet wird an diesem Projekt in großen Teilen der EU, auch in Deutschland wird bspw. an der Bergischen Universität Wuppertal an INDECT, trotz des Wider-standes vieler Hochschulgruppen, des Allgemeinen Stu-dierendenausschuss sowie des Studierendenparlaments, weiter mit Hochdruck geforscht. In der Industrie sind die Firmen Innotex Data GmbH, X-Art ProDivision so-wie PSI AG an der Forschung beteiligt.Vereinzelte Presseberichte deuteten darauf hin, dass die ersten Feldversuche für INDECT bereits bei der bevorstehenden Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, sowie der Sommerolympiade in London, der Heimat der Überwachung, durchgeführt werden sollen. Dies wird jedoch von Seite der EU auf der INDECT

Homepage offiziell dementiert. Hier heißt es definitiv wachsam bleiben, sonst wird das nächste „Sommermär-chen“ wohl zur Novelle „Europa 2012“...Was bleibt mir hier noch zu sagen? Beim Lesen der Arti-kel zum Thema wurde es mir wirklich Angst und Bange. Novellen wie „1984“ sowie „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley liefen vor meine Augen ab. Es ist wirklich 5 vor 12 wenn nicht noch später, kommt von eurem Facebook Account hervor, informiert euch und vor al-lem AGIERT. Einen Link zu posten ist kein politischer Protest, sondern Alibitun erster Güte. Recherchiert und informiert euch, gebt euer Wissen an Freunde und Ver-wandte weiter und das wichtigste: Wehrt euch. Wenn ich sehe wie 90 % meiner Generation jede Mahlzeit, jedes Tun, sowie jeglichen Standort in öffentlichen so-zialen Netzwerken posten, braucht es keinen Überwa-chungsstaat mehr, Leute diese Informationen sind für wirklich JEDEN zugänglich! Ist es wirklich nötig jedem mitzuteilen wie toll der Kinobesuch gerade war, wie le-cker das Essen geschmeckt habt, wie eure aktuelle Ge-mütslage gerade ist, welche Lied ihr gerade hört oder wie die Konsistenz eure Ausscheidungsprodukte haben?

Hoffe, ich konnte etwas zum Nachdenken anregen...

Abschließen möchte ich mit einem Ausschnitt aus dem oben erwähnten Buches „1984“ (sehr lesenswert!): „...Er war ein einsamer Gast auf dieser Erde, der eine Wahrheit verkündete, die niemand jemals hören wür-de. Aber solange er sie verkündete, war auf eine ge-heimnisvolle Weise der rote Faden nicht abgerissen. Nicht indem man sich Gehör verschaffte, sondern in-dem man sich unversehrt bewahrte, gab man das Erbe der Menschheit weiter. Er kehrte an den Tisch zurück, tauchte seine Feder ein und schrieb: »Einer Zukunft oder einer Vergangenheit, in der Gedankenfreiheit herrscht, in der die Menschen voneinander verschieden sind und nicht jeder für sich lebt – einer Zeit, in der es Wahrheit gibt und das Geschehene nicht ungesche-hen gemacht werden kann, schicke ich diesen Gruß aus einem Zeitalter der Gleichmachung und der Vereinsa-mung, dem Zeitalter des Großen Bruders, dem Zeitalter des Zwiegedankens.«Er war bereits tot, überlegte er. Es schien ihm, als habe er erst jetzt, seit er angefangen hatte, seine Gedanken

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formulieren zu können, den entscheidenden Schritt getan. Die Folgen jeder Handlung sind schon in der Handlung selbst beschlossen. Er schrieb: »Das Gedan-kenverbrechen zieht nicht den Tod nach sich: das Ge-dankenverbrechen IST der Tod.«“Wer sich weitergehend informieren möchte, dem seien

folgende Links empfohlen:

http://de.wikipedia.org/wiki/INDECThttp://www.zeit.de/digital/datenschutz/2009-09/indect-ueberwachung/seite-1http://www.stopp-indect.info/?lang=de

IB-InterviewMit Jonas Gabler

[Dirk] Nach seinem Vortrag in der Halle der Nordtribü-ne ergab sich für uns zum zweiten Mal die Gelegenheit, mit Autor und Fanforscher Jonas Gabler ein Interview für das IB zu führen, viel Spaß beim Lesen!

Hallo Jonas! Fankongress 2012 in Berlin, einige Auftritte im Fernsehen, zum Beispiel im Aktuel-len Sportstudio. Wie waren die letzten Monate aus Deiner persönlichen Sicht, welche Erfahrun-gen konntest Du sammeln? Du warst ja gerade auch medial sehr präsent.

Seit dem ich vor einem Jahr bei Euch war, ist tatsäch-lich sehr viel passiert in und um Ultra- bzw. Fanszenen. Das hat immer wieder die Medien auf den Plan geru-fen, die sich aber spätestens seit dem „Aufflammen“ der Pyro-Debatte teilweise auch etwas eingehender und auch wohlwollender der Materie widmen. Und so hatte ich auch immer wieder die Gelegenheit meine Sicht der Dinge darzustellen und auch mal über po-sitive Aspekte der Ultrakultur zu sprechen. Obwohl ich die größeren Projekte – etwa eine Doktorarbeit oder eine Internetseite über und mit Ultras – vor mir herschiebe habe ich doch ununterbrochen mit der Thematik zu tun. Aber das sind immer auch spannen-de Erfahrungen.

Du warst nun zum zweiten Mal auf dem Bet-zenberg, dieses Mal ging es um die vom Verein initierte Vortragsreihe gegen Rassismus und Diskriminierung. Ein Thema, worüber Du Deine Diplomarbeit geschrieben hast. Über die Nach-haltigkeit solcher Aktionen lässt sich sicherlich diskutieren, wie siehst Du das?

Sicher ist die Nachhaltigkeit dieser einen Aktion be-schränkt – wenn sie denn isoliert bleiben würde. Ich hoffe aber, dass das nicht eintritt. Und zumindest ist eine solche Aktion nachhaltiger als Kampagnen wie „Zeig dem Rassismus die Rote Karte“, die zwar ein Bekennt-nis des Vereins und aller Beteiligten darstellt aber doch eher symbolischer Natur ist. Das ist bei der Ausstel-lung potenziell anders: Wenn nur einige Stadionbesu-cher mehr – und nicht immer nur die gleichen in dieser Hinsicht bereits engagierten – sich die Tafeln ansehen, werden diese hoffentlich sensibilisiert für die verschie-denen Formen von Diskriminierung (auch bei Aktiven und Verantwortlichen der Vereine!). Die Ausstellung und die Veranstaltungen bieten zudem die Gelegenheit, dass sich Menschen treffen, die gemeinsam etwas gegen Dis-kriminierung im Stadion unternehmen wollen. Für eine nachhaltige Wirkung ist es dann unerlässlich, dass der Verein solche Initiativen öffentlich und ideell unterstützt und fördert. So kann etwas angestoßen werden und so Rechtsradikalismus und Diskriminierung eingedämmt werden. Zu meinen, dass diese Phänomene aus dem Stadion verbannt werden könnten, halte ich für unrea-listisch, solange in unserer Gesellschaft Rechtsradikalis-mus vorhanden und Rassismus (in verschiedensten ge-sellschaftlichen – und auch institutionellen – Bereichen) weit verbreitet ist. Es ist der ständige Auftrag in einer Demokratie, die Menschen für Rassismus und Diskrimi-nierung zu sensibilisieren. Insofern kann nur ständiges Engagement auf allen Ebenen nachhaltig wirken.

Viele Gruppen in Deutschland bezeichnen sich als explizit unpolitisch, obwohl sie zu verschie-densten Themen öffentlich Stellung beziehen, Aufklärungsarbeit leisten und für Überzeugun-gen einstehen die in Teilen eher konservativ

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(Stichwort: Tradition), in Teilen aber auch eher in einer liberalen Denkschule (Stichwort: Selbst-bestimmung, weniger Überwachung, u.v.m) zu verorten sind. Was denkt der Diplom-Politologe darüber?Es hat in Deutschland – nicht nur oder gar weniger bei den Fans – eine lange Tradition, den Fußball als unpo-litischen Sport zu verstehen und ihn damit zumindest vordergründig zu entpolitisieren. Auch weil er als hege-moniale Sportart (weniger wissenschaftlich: „Volkssport Nummer 1“) tatsächlich von Menschen aus allen politi-schen Lagern praktiziert und verfolgt wird. Tatsächlich ist der Fußball in dieser Rolle als dominierende Sport-art aber das Instrument aller möglichen politischen aber auch wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteure. Wenn etwa im Rahmen von Fußballspielen Geld für soziale Zwecke gesammelt wird, die Bundes-kanzlerin bei der Nationalmannschaft auftaucht, Politi-ker Vereinsschals umlegen, die NPD rassistische Kam-pagnen für eine „weiße Nationalmannschaft“ initiiert, rechtsradikale Gruppen versuchen, über den Fußball Mitglieder zu rekrutieren, die Wirtschaft den Fußball als Werbemedium nutzt oder Ultra-Gruppen für die Kennzeichnungspflicht bei Polizisten werben. All dies sind Handlungen bei denen der Fußball als Medium be-nutzt wird, um Einfluss auf eine öffentliche Angelegen-heit zu gewinnen. Zweifellos erscheinen manche davon berechtigter (selbstverständlich die Geldsammlungen für soziale Zwecke) als andere, die meiner Meinung nach klar volksverhetzenden Charakter haben (NPD-Kampagnen). Und gerade deshalb ist das „unpolitisch“ nicht falsch zu verstehen. Mit Fußball wird ohnehin Poli-tik gemacht. Die Frage ist, wem man es überlässt, damit Politik zu machen.Ich glaube aber, dass ist vielen Ultra-Gruppen durchaus bewusst. In manchen Fällen sogar mehr, als der restli-chen Fanszene. Das sieht man ja auch in der Praxis: In den vergangenen Monaten sind die Ultras ja mehr denn je als Protestbewegung in Erscheinung getreten und sind damit „politisch aktiv“ geworden. Auch habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich bei vielen Gruppen die „unpolitische“ Haltung lediglich auf eine Verortung im Rechts-Links-Schema bezieht, die viele Gruppen nach wie vor scheuen. Das ist nicht verwunderlich. Viele Fanszenen sind politisch tatsächlich ziemlich heterogen

(uneinheitlich) und da will man keine Konflikte herauf-beschwören. Solange das nicht bedeutet, dass dadurch rassistisches Verhalten gedeckt bzw. die Arbeit und das Engagement dagegen unterbunden wird, kann ich damit leben.Wird sich der Konflikt um Politik, gerade in den traditionellen Fanszenen, weiter verschär-fen?

Wenn Du dich auf den Einfluss von Rassismus und Rechtsradikalismus beziehst, dann weiß ich nicht ob er sich unbedingt verschärfen wird. Die jüngere Vergangen-heit hat auf jeden Fall gezeigt, dass er immer noch aktuell ist auch wenn die Situation heute schon viel besser ist als vor 20 Jahren. Ich muss zugeben, dass ich manchmal etwas zu voreilig war und dachte das Thema Rassismus würde eine stetig kleinere Rolle spielen. Dem ist nicht zwangsläufig so, dafür muss ständig gearbeitet werden. Allgemein habe ich noch nicht den Eindruck, dass es ei-nen deutlichen Trend zu einer verstärkten Politisierung gibt. Bisher sind es eher isolierte Fälle. Aber an manchen Orten sollte man das weiter gut beobachten.

Mit der WH96 steht gerade wieder eine Gruppe sehr im medialen Fokus und hat sich nun vorerst aus dem Kurvenleben zurückgezogen. Wie be-wertest du den Vorfall und die darauf folgenden Reaktionen von Seiten der Presse, Polizei und Verein?

Wenn es sich so zugetragen hat, wie es dargestellt wur-de, dann war das eine sehr gefährliche Aktion, die Aus-druck einer aus der Kontrolle geratenen Rivalität ist. So etwas ist schon besorgniserregend, aber andererseits auch nicht repräsentativ für die Ultraszene in Deutsch-land. In einer Medienlandschaft, in der von vielen Medien nach einfachen Antworten gesucht wird, wird es nach solchen Aktionen noch schwieriger, für einen differen-zierten Umgang mit Ultras zu werben. In der Öffent-lichkeit unterscheidet man schließlich kaum zwischen verschiedenen Ultra-Gruppe oder -Szenen.Die Reaktionen waren in meinen Augen teilweise auch nicht ganz glücklich, wobei ich auch nicht hinter die Kulissen sehen kann, also nicht beurteilen kann, inwie-fern intern kommuniziert wurde. Ich habe aber den

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Eindruck, dass sich eine gravierende Fehleinschätzung geradezu wie ein roter Faden durch den Umgang mit Ultras zieht: Man nimmt an, es handele sich um eine homogene und strikt hierarchisch organisierte Gruppe, die sich über ihre Ziele und Mittel einig ist. Als Beweis dafür werden die gute Organisation und Koordinati-on am Spieltag oder auch die Solidarisierungseffekte innerhalb der Gruppe angeführt. Demnach wäre der Angriff auf den Bus eine von der gesamten WH96 ge-plante und getragene Aktion und eine kollektive Strafe folglich angemessen. Ich bezweifele aber, dass Gruppen immer so eng abgestimmt handeln und halte es für ext-rem unwahrscheinlich, dass alle Mitglieder der WH96 in die Geschichte eingeweiht waren geschweige denn als gut befinden. Ob nun die kollektive Strafe eine positive Wirkung auf jene Mitglieder der WH96 hat, die mögli-cherweise garnichts von der Aktion wussten, nun aber darunter leiden müssen, ist für mich keineswegs eindeu-tig. Diese Leute werden auch in Zukunft zu den Spielen gehen und wie sie sich organisieren und welche Haltung sie in Zukunft zu Polizei, Verein und Presse einnehmen werden hängt davon ab, wie man jetzt mit ihnen umgeht. Sind sie noch willkommen oder bereits als Störer stig-matisiert? Dafür wäre es wichtig, dass der Verein und das Fanprojekt den Kontakt nicht abbrechen. In diesem Zusammenhang muss noch ein Artikel aus einem gro-ßen Boulevard-Blatt kritisiert werden, der in unsäglicher Weise gegen die Arbeit der Fanprojekte und damit ge-gen so einen Umgang mit der Problematik polemisiert hat. Bereits in der Überschrift wurde da behauptet, das Geld der Fanprojekte fließe zu den „FC-Hooligans“. Unfassbar, wie sich Journalisten erlauben, sich Fakten zurecht zu biegen.

In vielen deutschen Szenen scheint es zudem

momentan untereinander zu kriseln, Beispiele gibt es inzwischen wahrlich genug. Worin siehst du dieses anscheinend immer größer werdende Phänomen begründet, dass selbst innerhalb der Szene eines Vereins solche Unstimmigkeiten entstehen? Wo könnte dies hinführen? Gibt es aus Italien vielleicht vergleichbare Entwicklun-gen in früheren Zeiten?

Grundsätzlich ist es ja nichts neues, dass innerhalb ei-ner Fanszene unterschiedliche Vorstellungen vom Fan-sein existieren. Lange hatten die Ultras vor allem mit Fans zu kämpfen, die die Ausdrucksformen und den Stil der Ultras rundheraus ablehnten. Das waren (und sind) häufig auch Generationenkonflikte. Mittlerweile hat sich die Ultrakultur vielerorts etabliert und das führt dazu, dass sich auch die lokalen Ultraszenen ausdiffe-renzieren. Dahinter stehen wiederum verschiedene Genaerations-, persönliche, politische Konflikte sowie solche, die auf unterschiedlichen Haltungen zu Themen wie Gewalt aber auch Support basieren. Dies birgt ge-wisse Gefahren bzw. Probleme. In Italien bewirkte die Fragmentierung, also die Zersplitterung der Kurven einen Anstieg der Gewalt. Das ist aber kein Automatis-mus. Es hängt davon ab, wie die Vereine aber auch wie in den jeweiligen Szenen damit umgegangen wird. Da-bei gibt es immer negative und positive Beispiele. Auch die Probleme und Gefahren, die aus dieser Entwicklung entstehen können sind lösbar, wenn man sich engagiert und vernetzt.

Jonas, vielen Dank für das Interview sowie deine Bemühungen für uns Fans und Ultras! Wir wün-schen Dir weiterhin beruflich und persönlich viel Erfolg und alles Gute!

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| Letzte Worte

Infoblättsche der Generation Luzifer • Auflage: 1.000 Stück • Herausgeber: Generation Luzifer, Postfach 1155, 67105 Schifferstadt • Redaktion: Dirk, Dön, DS, Jonas, Kitzler, Tom • Layout: Tom •

online unter: www.gl98.de

Kleingedrucktes: Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1.FC Kaiserslautern. Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch Alkoholkonsum aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.

FCK-Fans engagieren sichTypologisierung kann Leben leukämiekranker Menschen retten

Der Fanclub „Collettivo West“ des 1. FC Kaiserslautern engagiert sich für leukämiekranke Menschen: Für Samstag, 31.März, 13 bis 18 Uhr, plant der Fanclub im Fritz Walter Stadion in Kaiserslautern eine Typisierungsaktion für die Stefan-Morsch-Stiftung. Vor, während und nach dem Spiel der Lauterer gegen den Hamburger SV können sich Zuschauer und Fans beider Clubs an drei Stationen als Stammzell-Spender registrieren lassen: Der erste Anlaufpunkt ist in der Halle der Westkurve, vor Block 10, zweite Station ist die Osttribüne, in der Höhe von Block 17, direkt neben dem HSV-Supporters Club Stand und eine weitere Anlaufstelle gibt es in der Halle der Nordtribüne, neben dem Sonderverkauf des 1. FCK. Zudem steht Thomas Riedl, ein ehemaliger FCK-Spieler, ab13.30 Uhr für eine Autogrammstunde zur Verfügung. Auch ein Überraschungsgast wird nach Kaiserslautern kommen - genaueres dazu, findet sich aktuell auf der Homepage der Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de).

Typisierung bedeutet: Menschen, die sich als Spender für Stammzellen bzw. Knochenmark zur Verfügung stellen wollen, können sich in der Spenderdatei registrieren lassen. Dazu müssen sie eine Blutprobe abgeben. Nach einer ersten Analyse des Blutes, kann man feststellen, ob sie als Spender für einen leukä-miekranken Patienten in Frage kommen. Mit jedem neu gewonnen Spender erhöht sich die Chance, dass Menschen mit Blutkrebs geholfen werden kann.

Die FCK-Fans und die HSV-Fans von dem „Supporters Club“ wollen für die gute Sache zusammenarbei-ten und rufen ihre Fans auf, sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzell-Spender registrieren zu lassen. Andreas Rahm, Vorstand von Collettivo West: „Wir wollen einfach Menschen helfen. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld eine gute Adresse für Hilfe ist, die ankommt. “

Weitere Informationen zu der Aktion gibt es auf den Internet-Seiten der beiden Fanclubs: www.col-lettivo-west.de bzw. www.hsv-sc.de sowie auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung www.stefan-morsch-stiftung.de

Die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld/Nahe betreibt seit ihrer Gründung im Jahre 1986 die erste deutsche Datei für Knochenmark- und Stammzellspender. Ziel der Arbeit ist es, Menschen zu gewinnen, die sich registrieren und typisieren lassen und somit zu potentiellen Knochenmark- und Stammzellspen-dern werden.