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13. Spieltag • Samstag, 02.11.2013 • FCK - Fußball-Club St. Pauli von 1910 e. V. • IB Nr. 06 Saison 2013/14 | Infoblättsche Kurvenorgan der Generation Luzifer 1998

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[Redaktion] Hallo zusammen!

Tja, was soll man großartig sagen zu den beiden vergangenen Begegnungen? Betze-Spiele ähneln momentan ein wenig Joachim Witts Nervenkli-nik: Geh’n dir die Nerven durch wirst du noch verrückter gemacht. Waren es gegen die Baden-ser noch Unzulänglichkeiten in der eigenen Ab-wehrreihe, stand am letzten Montag in Bochum gleich zweifach das Aluminium einer dreifachen Punkteausbeute im Weg. Geschmerzt hat der ver-schenkte Derbysieg vor zwei Wochen allemal, zu drückend war die spielerische wie chancenmäßige Überlegenheit, doch gerade deshalb fiel es auch etwas schwer, der Mannschaft die Sache übel zu nehmen, konnte man doch bis auf das Endergebnis im Prinzip keinem etwas anlasten, und wenn man nach Abpfiff dann gesehen hat, wie die Gegenseite den wohl größten Vereinserfolg der letzten Jah-

| Editorial

re auskostete, musste man trotz allem Ärgernis doch ein wenig schmunzeln. Im Ruhrstadion lief es trotz eigener Dominanz auf dem Rasen dann schon nicht mehr ganz so gut und zu allem Über-fluss lieferte man neben einer fragwürdigen Pyro-aktion im Gästeblock auch keinen guten Auftritt ab.

Mund abwischen, Kopf hoch und weitermachen, denn zu wichtig ist das heutige Spiel, um nicht voll bei der Sache zu sein. Die punktgleichen Zecken gastieren auf Deutschlands höchstem Fußballberg, und da zählt nach den Punktepräsenten der letz-ten Wochen nichts anderes als ein Sieg! Kaisers-lautern war immer am stärksten, wenn gemein-sam an einem Strang gezogen wurde. Auf diese Tugend sollten wir uns wieder besinnen, nur so kann das große Ziel am Ende der Saison erreicht werden. Macht sie platt, schießt sie aus der Stadt!

Infoblättsche der Generation Luzifer • Auflage: 1.000 Stück • Herausgeber: Generation Luzifer • Redaktion: Dön, Jonas, Julian, Phil, Tim, ProFans • Layout: Tom • online unter: www.gl98.de

Kleingedrucktes: Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1.FC Kaiserslautern. Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch Alkoholkonsum aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.

Infoblättsche Nr. 6 | 2013/2014 | 1.FC Kaiserslautern - FC St. Pauli

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| Spielberichte

1.FC Kaiserslautern - Karlsruher SCDie Nutten lassen jeden ran

[Tim] Länderspielpause! Für viele eine willkom-mene Auszeit im Bezug auf die wöchentlichen Fussball-Wochenenden. Denkste! Jeder wusste was unseren FCK, was uns als Fans am ersten Spieltag nach der Länderspielpause erwartet. End-lich wieder ein Derby! Und das gleich noch gegen den KSC. Welch Voraussetzungen für einen genia-len Fußball-Sonntag. Die Anstoßzeit für solch ein Spiel im Vergleich zu anderen Terminierungen und die Anzahl an (im Vorfeld) verkauften Karten taten ihr übriges dazu. Es ging vor fast ausverkauftem Betze und ca. 5.000 Gästefans gegen den Rivalen aus Baden.

Früh am Morgen traf man sich am ausgemachten Treffpunkt um sich rechtzeitig auf dieses Spiel ein-zustimmen. Mit einem sehr guten Mob machte man sich gegen 10:45 Uhr über die Kneipe „Zum 12. Mann“ auf Richtung Stadion um dort kurz vor dem Tunnel auf die ankommenden Karlsruher Son-derzüge zu warten, da die Polizei das Viadukt mit Eintreffen unseres Mobs absperrte. Begrüßt wur-den die Gäste aus KA sehr herzlich indem einige

Präsente die Seiten wechselten und man lautstark zum Besten gab, was man vom gegenüber hielt.

Spiel: Nach den vielversprechenden Auftritten gegen 60 und Bielefeld erwartete man auch heu-te wieder eine Dominanz und einen spielstarken Auftritt unserer Jungs in Rot. Diese Erwartungen wurden auch die ersten 15-20 Minuten bestätigt, ehe sich die ersten Anzeichen einer leichten Über-heblichkeit breit machten. Viele Fehlpässe, unnö-tige Ballverluste und eben nicht mehr die oben genannte Dominanz ließen Unruhe aufkommen. Nach 20 Minuten war es dann der am heutigen Tage sehr stark aufspielende Jan Simunek, welcher mit einer klasse direkt Volley-Abnahme die Roten Teufel in Führung schoss. Durch dieses Tor kam wieder mehr Sicherheit ins Spiel unserer Jungs und es machte den Anschein, als ob man Karlsruhe heute mit einer kräftigen Packung auf die Heimrei-se schicken würde. Doch dem sollte nicht so sein. Der eigentliche sehr stark spielende und wohl bes-te Abwehrspieler des FCK, Marc Torrejon, leistete sich in der 41. Minute in Kooperation mit Sippel

Infoblättsche Nr. 6 | 2013/2014 | 1.FC Kaiserslautern - FC St. Pauli

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| Spielberichte

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einen folgenschweren Aussetzer. Langer Ball des KSC in unsere Hälfte, Torrejon stellt wie gewohnt sicher den Körper zwischen Gegner und Ball, Tobi Sippel rechnet mit einer Klärung von Torrejon und da ists auch schon passiert. Torres quetschte sich gedankenschnell zwischen die Lautrer schießt Sippel an und irgendwie landete der Ball dann im Tor des FCK. Mit diesem Ergebnis ging man in die Halbzeit. Nach der Halbzeit das, seit der Zeit unter Runjaic, gewohnte Spiel. Lautern dominiert und schnürt den Gegner in dessen eigenen Hälfte ein. Der in der Pause eingewechselte Willi Orban nutzte in der 60. Minute eine Unachtsamkeit der KSC´ler im Strafraum und stocherte den Ball zum viel umjubelten 2:1 in die Maschen. Dem KSC fiel nichts ein und konnte gegen eine sichere Defensiv-leistung unserer Mannschaft nicht viel ausrichten. Wäre da nicht wieder ein Marc Torrejon gewesen, denn dieses Spiel war definitiv nicht sein Spiel! Nach einem gescheiterten Klärungsversuch nutzt van der Biezen, leider aus Abseitsstellung heraus, diesen Fehler zum Ausgleich des KSC. Danach ver-zweifeltes Anrennen auf das Tor des herausragend haltenden Torhüter des KSC Orlishausen, welcher durch Klasse Paraden den FCK-Sieg verhinderte.

Stimmung: Na was war das denn? Da wünscht man sich jahrelang wieder ein Spiel gegen den

KSC beziehungsweise überhaupt ein Derby in der sonst ehr tristen 2. Liga und dann so ein Auftritt? Nach den Toren war die Stimmung gut und beim Pöbeln sowieso. Aber zwischendrin bei nahezu ausverkauftem Haus so eine Vorstellung abzulie-fern... da hat man auch schon mit weniger Leuten auf der West mehr erreicht! Wie die Spieler er-wischte heute also auch die Westkurve nicht ihren besten Tag.

Gäste: Knapp 5000 Gäste kamen aus Baden auf unseren Berg. Von Ultra 1894 wurden die Sitzplät-ze neben dem Gästeblock gewählt. Überragend war der Auftritt der Gästefans nicht, wohl aber der beste Auftritt von gegnerischen Fans in der aktuellen Saison, auch wenn KA auf den Einsatz von Schwenkfahnen verzichtete.

Aktionen: Heute gab es in der West mehrere Spruchbänder zu sehen. Zum Einlaufen der Mann-schaft ein „Holt euch den Derbysieg“-Spruchband in den .1er Blöcken und während dem Spiel Spruchbänder in den Blöcken 7.2 und 8.2. Die FY zeigte ein Spruchband mit der Aufschrift „Miro kumm häm“, bei uns Block wurden zwei Spruch-bänder für die Karlsruher und deren Freunde ge-zeigt: „Wir begrüßen den SK Racing Karlsruher BSC Calcio!“ sowie „Die Nutten lassen jeden ran“.

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VfL Bochum - 1.FC KaiserslauternZu wenig für den Aufstieg

[Phil] Tief im Westen, drei Wörter und jeder weiß, wo es hingeht. Bochum, für mich persönlich und viele andere auch eine gern gesehene Auswärts-fahrt, zumal das Ruhrstadion mit seinem besonde-ren Charme sowieso eine Reise wert ist.

Bochum hat auch noch dieses Ruhrpott-Flair, was bei Schalke oder Dortmund die ca. 5-6 mal so viel Leute im Stadion haben, nicht mehr so pur rüber-kommt. Schade jedoch, dass das Spiel auf einen Montag gelegt wurde. Die Reise in den Ruhrpott trat unsere Gruppe heute mit 9er Bussen und Au-tos an. Dass es nicht für einen Bus gereicht hat, lag natürlich auch an dem Anstoßtermin, dennoch hätte sich der ein oder andere mehr anmelden können, um unseren Verein auswärts zu begleiten!Unser 9er war dieses Mal extrem gut ausgestattet, so hatte man neben guten „Erfrischungen“, auch einen fliegenden Frikadellen-Dealer an Bord und natürlich Kevins Party-CDs, alles Logo!

Nachdem die 9er geparkt waren, ging es Richtung Stadion, in demsich unter den 16.600 Zuschau-ern ca. 1.500 - 2.000 Betze-Fans befanden. Es ist einfach schade, denn bei einem besseren Termin wären es bestimmt mehr Schlachtenbummler aus der Pfalz geworden. Die Ironie an der Geschich-te ist aber, dass man ja noch Glück im Unglück hatte und nur nach Bochum und nicht, wie auch schon geschehen, 700 Kilometer nach Cottbus an einem Montag reisen musste. Unter dem Motto „Wir pfeifen auf eure Anstosszeit“ wurden Tril-lerpfeifen verteilt und mit diesen die ersten fünf Minuten gegen die Anstoßzeit protestiert. Danach war die Stimmung im Gästeblock gut, obwohl die-se gewisse brachiale Lautstärke nur selten erreicht werden konnte. Positiv war auch, dass nur eine Trommel im Block war und somit die Gesänge ko-ordinierter abliefen, hier gilt es dran zu arbeiten, irgendwann zu Hause, als auch auswärts komplett

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synchron zu sein. Die Heimkurve war ab und an auch zu hören und war besser als bei unserem Gastspiel im vergangen Jahr.

Auf dem Platz lief es leider nicht so gut, wie beim letzten Auswärtssieg in Bochum. Unsere Elf spielte nicht so sattelfest und der VFL hatte etliche Chan-cen um in Führung gehen zu können. Nach der Pause erspielte sich auch unsere Mannschaft gute Torchancen, schaffte es aber nicht das entschei-dende Tor zu schießen, da auch das Aluminium zweimal im Weg stand. Schade, Big-Point verpasst. Schon wieder nach den verlorenen zwei Punkten gegen Karlsruhe.

Vor Ende des Spiels wurde im Gästeblock Pyro ge-zündet, was nach einem Tor für unsere Mannschaft auf jeden Fall besser gekommen wäre. Ob diese Aktion dann die anschließenden Maßnahmen nach dem Spiel der Ordner und Polizei rechtfertigen, muss an dieser Stelle hinterfragt werden. Es kann nicht sein, dass Ordner ihre Kampfsportfähigkei-ten im Stadion erproben wollen und in das Sta-dion verlassende Gästefans reinkloppen, um Leu-te rauszuziehen. Dass unser Haufen bei solchen Aktionen zusammenhält ist selbstverständlich. Die

Polizei und Ordner versuchten dann, die Tore von innen zu schließen und ein Teil der FCK-Fans aus-zusperren bzw. einzusperren, wieso? Dass nicht alle Fussballfans Engel sind, ist allen bewusst, und wäre weit an der Wahrheit vorbei. Da machen wir uns alle nichts vor. Wenn sich Fussballfans dane-ben benehmen, hat dies oft Konsequenzen. Wel-che Konsequenzen zieht es allerdings nach sich, wenn Polizisten über die Stränge schlagen? Wenn Polizisten meinen, sie wären Exekutive und Legis-lative zugleich und können rund ums Stadion tun und machen was sie wollen. Wenn der Schlagstock schon so locker sitzt, um jemandem mit den Ar-men nach oben, diesen in den Bauch zu rammen.Die Polizei in NRW hat sich scheinbar in letzter Zeit zu viele Videos des USK aus Bayern angese-hen, was sich auch auf Schalke beim Spiel gegen Saloniki gezeigt hat. Bedauerlich wird auch sein, dass dieser Einsatz wohl – wie immer – nichts än-dern wird und kein Polizist oder Ordner wird zur Rechenschaft gezogen werden.

Scheinbar ist das Credo der Polizeichefs und In-nenminister, ein Sprichwort des britischen Schrift-stellers Samuel Butler: Es ist viel sicherer zu wenig, als zu viel zu wissen.

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| Fanszene

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Die Marke St. PauliKult oder doch nur 08/15?

[Julian] Ob hoher Norden oder tiefer Süden, überall ist das gleiche Phänomen zu beobachten: St. Pauli ist mit seinem trendigen Totenkopf fest in der Markenwelt angekommen. Die Zielgruppe ist dabei gar nicht so leicht abzugrenzen und reicht vom Punker bis zum Alternativen-Hipster-Matet-rinker, der mal eben mit seinem Pauli-Shirt zeigen will, wie anders er doch ist. Überall sonst wären Klamotten mit Fußballbezug außerhalb eines Spiel-tages ein absolutes No-Go, aber wer in sein will schwört auch in der Freizeit auf den Totenkopf. Doch was steckt hinter dieser Marke?

Wenn man den Studien Glauben schenken darf, dann ist der Bekanntheitsgrad von St. Pauli nur knapp unter dem des FC Bayern München. Somit ist die Vermarktung voll aufgegangen und ein jeder Marketingchef leckt sich die Finger nach solch ei-ner Erfolgsgeschichte. Doch mit dem eigentlichen Fußball hat das ganze nur noch wenig zu tun.

Schon frühzeitig verkaufte der Verein einen Groß-teil der Markenrechte an ein anderes Unterneh-men, welches selbst von sich behauptet: „Wir funktionieren bundesweit, auch ohne sportlichen Erfolg“. Die Marke entfernte sich mehr und mehr vom Verein und würde wohl auch ganz ohne ihn weiterleben können.

Es geht dabei mehr als nur um den Fußball, es wird versucht das coole, das trendige Lebensge-fühl und einen ganzen Stadtteil Massenkompatibel zu machen. Jeder hat nun die Möglichkeit, für klei-nes Geld ein Stück dieses Gefühls zu erwerben. Ob man jetzt Anhänger des Vereins ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

Aber auch die Medien tragen ihren Teil zum gan-zen bei. Überall wird nur vom kultigen Kiezclub gesprochen, deren Anhängerschaft zu 99% aus Punks und Alternativen besteht. Aber auch im-mer mehr Eventfans und Bonzen werden durch

diese Marke in ihren Bann gezogen. Diese wollen nämlich auch mal am Wochenende „anders“ sein und aus ihrem Alltag ausbrechen. Längst haben VIP- und Businesslogen am Millerntor Einzug ge-funden. Dies ist natürlich bei anderen Vereinen ge-nauso der Fall, aber trotzdem wird alles versucht, um den Schein des etwas „anderen“ Fußballver-eins aufrechtzuerhalten, der im Grunde aber dann doch gar nicht so viel anders ist, als die übrigen Vereine in Deutschland. In diesem Fall wird einfach nur eine alte Marke ausgeschlachtet und werbe-wirksam vertrieben, anstatt sich einen Sponsor auf das Stadiondach zu hängen. Längst hat sich die-ser alternative Verein zum Mainstream gewandelt. Dies ist wohl der Preis, wenn man versucht, sich dauerhaft im Deutschen Profifußball zu etablieren. Auf einmal zählt die Stimme der Anhänger nicht mehr und ein über die Jahre gewachsener Kultclub wird bis zum bitteren Ende vermarkte und für die breite Masse zugänglich gemacht.

Was bleibt ist die Gewissheit, dass der fast schon aufgezwungene Kult und die Marke St. Pauli eine etwas andere Form des allseits so verhassten Kommerzes ist und somit somit nicht über das 08/15-Dasein hinauskommt.

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| Fankultur

Save the DateFankongress von ProFans und Unsere Kurve am 18. und 19. Januar 2014

Berlin, 14. Oktober 2013: Die Bundesliga? Eine der besten Ligen der Welt. Eine WM ohne Deutschland? Undenkbar! Stehplätze, tausende Auswärtsfans, halbwegs bezahlbare Eintrittspreise? Ein Traum für viele Fußballfans der ganzen Welt.

Wer nur flüchtig aus dem Ausland auf die Si-tuation in Deutschland schaut,könnte denken, die Situation für Fußballfans hierzulande ist ein kleines Paradies. Aber, stimmt das wirk-lich?

Wer etwas genauer hinschaut, sieht noch einen gegenläufigen Strang. Auf der anderen Seite stehen die Medienberichte über Fuß-ballfans in den vergangenen 16 Monaten, die ein bizarres Bild zeichnen. Als Nicht-Stadi-onbesucher könnte man glatt denken, es sei nicht mehr sicher, ins Stadion zu gehen.

Mit einer von populistischen Polizeigewerk-schaften und medialen Scharfmachern ange-heizten Debatte im Rücken, dazu getrieben vom Einfluss sachunkundiger Politiker, sahen sich die Verbände und Vereine gezwungen zu reagieren. Völlig überstürzt schufen sie in blindem Aktionismus ein Konzeptpapier „Si-cheres Stadionerlebnis“. Ohne empirisch zu analysieren wie die Situation in den Stadien tatsächlich aussieht. Ohne diejenigen zu fra-gen, die an jedem Wochenende die Stadien und vor allem stimmungsreichen Kurven fül-len, die keinen Blick auf die Szene werfen, son-dern die Szene selbst sind: Die Fans.

Dass es keine besorgniserregende Ver-schlechterung der Sicherheitslage in deut-schen Stadien gibt, ist sogar durch die Zahlen

der Polizei belegt. Besorgniserregend ist viel mehr die Bedrohung unserer Fankultur durch die Debatten und Beschlüsse, die dieser Si-cherheitsaufruhr ausgelöst hat. Es besteht also nicht die Frage, wie die Stadien (noch) sicherer gemacht werden können, sondern die Frage lautet: Wie kann ein „Fanfreundli-ches Stadionerlebnis“ in der Gegenwart und Zukunft ermöglicht und bewahrt werden? Im Unterschied zur Debatte um das sogenann-te „Sicherheitspapier“, wollen wir es besser machen und laden im Zeichen eines aufrich-tigen Dialogs erneut zu einem bundesweiten Fankongress am 18. und 19. Januar nach Ber-lin ein. Das Motto lautet entsprechend: „Ein Fanfreundliches Stadionerlebnis: wie Fans den Fußball wollen!“

Wir wollen über Mitbestimmung in den Verei-nen reden, über Heim- und Auswärtskurven, über Möglichkeiten der Selbstregulierung bei diskriminierenden Vorfällen, über Fan- und Sozialarbeit in den Kurven, über Grundlagen bei der ehrenamtlichen Medienarbeit, über Existenz-Probleme der kleineren Vereine, über das Verhältnis zwischen Fußballfans und der Polizei und über vieles mehr.

In Kürze werden sämtliche Hintergrundinfor-mationen und Details bekannt gebeben. Dann wird auch die Anmeldung zum Fankongress 2014 möglich sein.

ProFans und Unsere Kurve im Oktober 2013

Infoblättsche Nr. 6 | 2013/2014 | 1.FC Kaiserslautern - FC St. Pauli

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| Fanszene

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FußballkulturenSG Preußen Gladbeck - BV Rentfort 0:4

Deutschland | Glad-b e c k | Ve s t i s c h e KampfbahnGladbecker Feldstadt-meisterschaften Finale

Wenn ein Stadion mit einem Fassungsvermö-gen von 37.612 Seelen 36.292 Stehplätze zählt, dann erscheint das Ganze, wo auch immer diese penibel genauen Angaben herrühren mö-gen, eine Reise wert zu sein. Am 17. Mai 1928 wurde im westfälischen Gladbeck die Vestische Kampfbahn mit einem Sportfest offiziell eröffnet, doch bereits im März hatte hier ein Fußballspiel in der Endrunde um die westdeutsche Meisterschaft zwischen dem Ruhr-bezirksmeister FC Schalke 04 und dem Sieger der Westfalenstaffel, RSV 1872 Hagen, stattgefunden. Erst nach Zerstörung und Wiederaufbau infolge

des Zweiten Weltkrieges fanden hier jedoch die großen Fußballfeste statt, etwa ein Endrundenspiel um die deutsche Meisterschaft 1950 zwischen Bo-russia Dortmund und dem VfR Mannheim. Auch Li-gaspiele sahen die Gladbecker auf erst- und zweit-klassigem Niveau, wenn auch Mannschaften aus

der eigenen Stadt nicht über letzteres hinauskommen sollten. Heute wird die An-lage aus fußballtechnischer Sicht nicht mehr regelmäßig genutzt und so muss man schon ganz genau hinschau-en, um eine Begegnung un-ter Wettkampfbedingungen aufspüren zu können. Wenn man das aber geschafft hat und seine Runden über die seit 1986 denkmalgeschütz-ten Stufen dreht, stellt sich durchaus ein gewisses Maß an Nostalgie und Zufrieden-heit ein.

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