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Ich bin einmalig Schulbuchseiten 6–13 26 | Ich bin einmalig RELIGIONSPÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG Anfangsunterricht: Lernraum Religion Das erste Kapitel möchte einen Beitrag leisten zur Lerngemeinschaft Religion, in wel- cher sich das einzelne Kind wahrgenommen und angenommen fühlen kann. Vertrau- en zueinander und Vertrauen zu den Religion unterrichtenden Lehrkräften ist die Ba- sis für eine vertrauensvolle Gottesbeziehung, die anhand der einzelnen Schritte des Kapitels angebahnt werden kann. Vertrauen hat das Kind dort, wo es gesehen wird in seinem Kindsein. Emotionalität, Affektivität und Bewegungsfreude kennzeichnen kindliches Lern- und Erfahrungsstreben. Neubeginn und die Kraft des Vertrauens: Die Kinder des Anfangsunterrichts sind geprägt von der Unruhe und damit eines Beunruhigtseins des Neubeginns. Sie sind konfrontiert mit einer ihnen bislang unbekannten neuen Lebens- und Lernumgebung, mit neuen Sozial-, Umgangs- und Arbeitsformen. Hinzu kommen unterschiedliche An- sprechpersonen, welche den Kindern vorwiegend unvertraut sind. Einerseits streben die Kinder in freudiger Erwartung dem Lernen in schulischer Form entgegen, und an- dererseits finden sie sich teilweise verfrüht dem bekannten Spiel und einer spielfreu- digen Lernumgebung entrissen. Zunehmend ist Letzteres beobachtbar infolge der früh terminierten Stichtage zur Einschulung. Ganz speziell in den ersten Schulwochen, doch auch noch während der ersten beiden Schuljahre stellt aus religionspsychologischen Gründen die Vertrauensbildung zwischen Kind und Lehrperson sowie auch zwischen Kind und Religionsgruppe den Fokus des Unterrichts dar. Die spirituelle Vertrauens- fähigkeit oder -unfähigkeit des Kindes in das, was größer ist als wir selbst, gestaltet sich analog zur emotionalen Erfahrung von Vertrauen und Misstrauen des Kindes zu den Menschen seines bisherigen Lebens. Die Lernfähigkeit und -bereitschaft orientiert sich am Maße des kindlichen Vertrauens zu dem Menschen, der das Fach Religion unterrichtet. Durchgängig wird im vorliegenden Buch das Symbol des Herzens auf- tauchen, welches kennzeichnend ist für den Lernraum Religion – ein Unterrichts- und Spielraum für „Herzensdinge“, die in den meisten Fächern wenig Raum einnehmen. Spiele und Rituale: Spiritualität und Religion begegnen dem Kind des Anfangsunter- richtes auf spielerisch-schöpferische Weise durch erste Rituale, die einen wesentlichen Bestandteil des Unterrichts bilden. Dynamik und Stille haben in ihnen ihren Raum und entsprechen der kindgerechten Lernform: dem spielenden Lernen eines erlebnisorien- tierten Religionsunterrichtes. Diese Rituale schenken dem Kind Stabilität in den häufig wechselnden und unvorhersehbaren Alltagsmomenten einer Gesellschaft, deren Le- ben sich nur noch in sehr geringem Maße an kirchlichen Ritualen und Momenten des Innehaltens einer Gebetspraxis orientiert. Die Vermittlung christlicher Religiosität lebt von rituellen Erfahrungsmomenten der Gemeinschaft, die sich um Gott und um Jesus Christus versammelt und ihren Lebensmut aus dem Glauben an ihn schöpft. Begrüßungs- und Abschiedsrituale, ganzheitliche Segensrituale, Gebete auf unterschied- liche Weise gestaltet, Lieder mit Bewegungsimpulsen, interaktive Rituale für ein kommu- nikatives, soziales und achtsames Miteinander ermöglichen die Bildung einer religiösen Grundhaltung im einzelnen Kind. Unterschiedlichste Emotionen und Konfliktsitua- tionen der Kinder werden thematisiert und spielerisch reflektiert. Das kreative Poten- zial der Kinder findet Ausdruck und Verfeinerung. Mögliche Kinderfragen zum Kapitel Ist Gott da, auch wenn wir ihn nicht sehen? Wie kann das gehen, dass Gott bei allen Menschen gleichzeitig ist? Warum gibt es auch Kinder mit Behinderungen? Bin ich auch getauft? Kann ich mir beim Beten alles von Gott wünschen? Brigitte Zeeh-Silva Ulrike Itze

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Ich bin einmalig Schulbuchseiten 6–13

26 | Ich bin einmalig

RELIGIONSPÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG Anfangsunterricht: Lernraum Religion

Das erste Kapitel möchte einen Beitrag leisten zur Lerngemeinschaft Religion, in wel-

cher sich das einzelne Kind wahrgenommen und angenommen fühlen kann. Vertrau-

en zueinander und Vertrauen zu den Religion unterrichtenden Lehrkräften ist die Ba-

sis für eine vertrauensvolle Gottesbeziehung, die anhand der einzelnen Schritte des

Kapitels angebahnt werden kann. Vertrauen hat das Kind dort, wo es gesehen wird

in seinem Kindsein. Emotionalität, Affektivität und Bewegungsfreude kennzeichnen

kindliches Lern- und Erfahrungsstreben.

Neubeginn und die Kraft des Vertrauens: Die Kinder des Anfangsunterrichts sind

geprägt von der Unruhe und damit eines Beunruhigtseins des Neubeginns. Sie sind

konfrontiert mit einer ihnen bislang unbekannten neuen Lebens- und Lernumgebung,

mit neuen Sozial-, Umgangs- und Arbeitsformen. Hinzu kommen unterschiedliche An-

sprechpersonen, welche den Kindern vorwiegend unvertraut sind. Einerseits streben

die Kinder in freudiger Erwartung dem Lernen in schulischer Form entgegen, und an-

dererseits finden sie sich teilweise verfrüht dem bekannten Spiel und einer spielfreu-

digen Lernumgebung entrissen. Zunehmend ist Letzteres beobachtbar infolge der früh

terminierten Stichtage zur Einschulung. Ganz speziell in den ersten Schulwochen, doch

auch noch während der ersten beiden Schuljahre stellt aus religionspsychologischen

Gründen die Vertrauensbildung zwischen Kind und Lehrperson sowie auch zwischen

Kind und Religionsgruppe den Fokus des Unterrichts dar. Die spirituelle Vertrauens-

fähigkeit oder -unfähigkeit des Kindes in das, was größer ist als wir selbst, gestaltet

sich analog zur emotionalen Erfahrung von Vertrauen und Misstrauen des Kindes zu

den Menschen seines bisherigen Lebens. Die Lernfähigkeit und -bereitschaft orientiert

sich am Maße des kindlichen Vertrauens zu dem Menschen, der das Fach Religion

unterrichtet. Durchgängig wird im vorliegenden Buch das Symbol des Herzens auf-

tauchen, welches kennzeichnend ist für den Lernraum Religion – ein Unterrichts- und

Spielraum für „Herzensdinge“, die in den meisten Fächern wenig Raum einnehmen.

Spiele und Rituale: Spiritualität und Religion begegnen dem Kind des Anfangsunter-

richtes auf spielerisch-schöpferische Weise durch erste Rituale, die einen wesentlichen

Bestandteil des Unterrichts bilden. Dynamik und Stille haben in ihnen ihren Raum und

entsprechen der kindgerechten Lernform: dem spielenden Lernen eines erlebnisorien-

tierten Religionsunterrichtes. Diese Rituale schenken dem Kind Stabilität in den häufig

wechselnden und unvorhersehbaren Alltagsmomenten einer Gesellschaft, deren Le-

ben sich nur noch in sehr geringem Maße an kirchlichen Ritualen und Momenten des

Innehaltens einer Gebetspraxis orientiert. Die Vermittlung christlicher Religiosität lebt

von rituellen Erfahrungsmomenten der Gemeinschaft, die sich um Gott und um Jesus

Christus versammelt und ihren Lebensmut aus dem Glauben an ihn schöpft.

Begrüßungs- und Abschiedsrituale, ganzheitliche Segensrituale, Gebete auf unterschied-

liche Weise gestaltet, Lieder mit Bewegungsimpulsen, interaktive Rituale für ein kommu-

nikatives, soziales und achtsames Miteinander ermöglichen die Bildung einer religiösen

Grundhaltung im einzelnen Kind. Unterschiedlichste Emotionen und Konfliktsitua-

tionen der Kinder werden thematisiert und spielerisch reflektiert. Das kreative Poten-

zial der Kinder findet Ausdruck und Verfeinerung.

Mögliche Kinderfragen zum Kapitel

Ist Gott da, auch wenn wir

ihn nicht sehen?

Wie kann das gehen,

dass Gott bei allen Menschen

gleichzeitig ist?

Warum gibt es auch Kinder

mit Behinderungen?

Bin ich auch getauft?

Kann ich mir beim Beten

alles von Gott wünschen?

Brigitte Zeeh-Silva

Ulrike Itze

Materialien

M 1 Vorlage: Gefühle-Herz

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Erste Schritte zur Symbolfähigkeit

Folgende Elemente durchziehen das Kapitel „Ich bin einmalig“ und leiten hin zu einem

ersten Zugang zum Symbolverständnis:

– Das Herz: Ich bin ich – du bist du. Jede/r von uns ist einmalig. Allen gemeinsam

ist, dass wir fühlen. Die Herzform taucht auf, gestaltet von den Kindern mit vielerlei

Farben, sie ist Sinnbild unterschiedlichster Emotionen.

– Licht in unserer Mitte: Gott in der Mitte unserer Religionsstunde. Dies wird

durch die Kerze symbolisiert. Wir fühlen uns geborgen in der Lerngemeinschaft

Religion.

– Hände: Gottes Hand schützt und birgt, auch unsere Hände können Schutz und

Hilfe füreinander sein.

– Der Kreis der Stille: Wir beten und finden zur Ruhe, wir lauschen in die Stil-

le und sind offen für Begegnungen mit Gott; wir können auf unterschiedliche Weise

beten.

HINWEISE ZUM UNTERRICHT

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• könnenzudeneinzelnenSzenenvonihreneigenenErfahrungenund

Fähigkeiten erzählen.

• könneneigene,unterschiedlicheGefühlebenennenunddiesendurch

unterschiedliche Farben Gestalt geben (Symbol: Herz).

28 | Ich bin einmalig

Auf dieser Doppelseite begegnen die Kinder ihrer eigenen Erfahrungs- und Erlebnis-

welt. Sie entdecken eigene Fähigkeiten und beginnen, sich über ihre Lebenswelt aus-

zutauschen, Eigenes und Gemeinsames zu benennen. Die rechte Bildecke, unten auf

Seite 7, weist das erste Symbol auf: Kinder bemalen Herzen mit bunter Farbe. Diese

Szene zielt auf die unsichtbare Seite des Lernraumes Religion: Auf unsere Gefühle,

die sich permanent in uns abspielen, die jedoch nach außen hin nicht immer gezeigt

oder wahrgenommen werden können. Mit diesem Bildimpuls kann mit den Kindern

der Schritt von der äußeren Welt in die ‚Innenwelt‘ begangen werden. Die eigenen Ge-

fühle, die in unserer Lerngemeinschaft Religion eine wichtige Rolle spielen, sollen zum

einen von den Kindern wahrgenommen und zum anderen individuell ausgedrückt

werden können. Falls die Lehrkraft selbst keinen Bezug zum Gestalten mit Farbe hat,

sollte den Kindern dennoch der Gestaltungsraum eröffnet werden. (Anmerkung: Die

Idee, ein Herz mit eigenen „Gefühlefarben“ auszumalen, stammt von Kindern.)

Methodische Hinweise

Die folgenden Hinweise sind in zwei Schritten aufgebaut. Die Kinder erkennen zu-

nächst: „Ich kann etwas!“ und erarbeiten sodann: „Gefühle können wir zeigen.“

Die Kinder betrachten die Doppelseite und können Momente ihres eigenen Lebens

darin entdecken. Sie erzählen, welche Menschen, Fähigkeiten und Dinge ihr Leben

begleiten.

Pantomime: Ich sehe ’was, was du nicht siehst. Ein Kind (oder eine Kleingruppe)

spielt der Klasse pantomimisch eine Szene vor, die Gruppe errät, um welche Bildszene

es sich handelt (Einrad fahren, Fußball spielen o. a.)

Bilder malen: Was ich gerne mache. / Was ich alles gut kann.

Die Kinder lernen und singen ein „Gott-ist-da-Lied“, z. B. „Du bist immer da“ (Stor-

kenmaier/Jöcker, u. a. in: „Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr.

1. Halbband“, s. Literaturhinweise). Die Kinder stehen an ihrem Platz oder im Kreis,

erfinden Bewegungen zu den einzelnen Versen und entwickeln eigene Verse.

Die erste Aufgabe auf S. 7 soll den Blick der Schülerinnen und Schüler auf Gesten und

Gesichtsausdrücke der Kinder auf dem Bild lenken. Wie / was fühlen die einzelnen

Kinder auf dieser Doppelseite? Diese Seite soll die Sprachfähigkeit der Kinder hinsicht-

lich ihrer eigenen, oft wechselnden Gefühle fördern. Die Kinder entdecken lachende,

weinende, spielende, streitende … Kinder und benennen die entsprechenden Ge-fühle: Die Kinder sind traurig, glücklich, fröhlich, wütend usw.

Körperbild: „Sag’ mir, was ich fühle.“ Ein Kind zeigt allein durch Gesten und Kör-

perhaltung ein bestimmtes Gefühl. Die Gruppe soll dieses Gefühl erraten / benennen.

Beispiel 1: Ich bin traurig! (Das Kind kauert sich ganz klein zusammen.) Beispiel 2:

Ich bin wütend! (Das Kind ballt Fäuste und stampft auf den Boden.)

Spiel: Wir zeigen, was wir fühlen! Die Kinder stehen im Kreis, jeweils ein Kind zeigt

ein Gefühl und ruft/spricht Worte dazu. Alle Kinder ahmen dieses nach. (Beispiel:

„Ich bin sauer!“ – Mit dem Fuß fest auf den Boden stampfen, Fäuste ballen u.a.)

Unterrichtsgespräch: Was macht uns traurig, ärgerlich, glücklich, wütend …?

Seite 6 und 7

29 | Ich bin einmalig

Weiterführende Ideen: In unserem Herzen wohnen viele Gefühle

Das Herz ist das erste Symbol, das den Kindern begegnet. Es steht symbolisch für den

Ort unserer Gefühle. Um den Schritt von außen nach innen (in unsere Gefühlswelt) zu

begehen, soll für die Kinder ein Gestaltungsraum geöffnet werden, in welchem sie ihre

Gefühle sowohl benennen als auch ausdrücken können. Hinsichtlich der Kombination

Gefühle – Farbe haben Kinder ein untrügliches Gefühl und wählen entschieden und

rasch ihre individuellen Farben für ihre ihnen so gut bekannten Gefühlszustände. Den-

noch sollte schrittweise der Einstieg zu den „Herzensfarben“ erfolgen – so, dass in den

Folgejahren diese Weise des expressiven Gestaltens weiter gepflegt werden kann.

Weisheitskreis zu folgenden Sprichwörtern: „Ein schweres Herz haben / Herzens-

froh sein / Sonne im Herzen tragen / Etwas auf dem Herzen haben“. In der Mitte liegt

ein großes Herz (aus rotem Pannesamt geformt oder aus rotem Papier o.Ä.). Auf dem

Herzen liegen verschiedene Papierrollen (gleich alten Schriftrollen), auf welchen je-

weils ein Sprichwort-Text zu lesen ist. Die Lehrperson liest die „Herzenstexte“ einzeln

vor: Wir philosophieren zu den Worten – Was könnten sie bedeuten? Jedes Kind, das

seine Gedanken dazu sagen möchte, bekommt den „Weisheitsstein“ in die Hand. Die

Gedanken der Kinder bleiben unkommentiert. Der Stein wandert jeweils zum nächs-

ten Kind, das seine Gedanken sagen möchte, weiter.

Vom Gefühl zur Farbe: Der/die Unterrichtende bringt eine Auswahl von vielerlei bun-

tem Papier mit in den Unterricht. Nun werden einzelne Buntpapiere betrachtet und

von den Kindern mit Gefühlen bedacht. Beispiel: Die Lehrperson (L) zeigt ein gelbes

Papier. L: „Welches Gefühl, denkt ihr, passt gut zu dieser Farbe?“ Die Kinder werden

diese Frage sehr individuell beantworten und sollten in ihrer Wahl nicht korrigiert

werden. Häufig nennen sie „Freude“ / „Sonne“ / „Glück“ usw.

Gestalte dein Gefühle-Herz: Dafür sollte ein mindestens DIN-A4–A3 großes Format

zur Verfügung stehen und ein vorgezeichnetes Herz, welches die Kinder ausschneiden

können (M 1). Optimal sind ein Papier stärkerer Qualität und breite Wachskreide oder

Finger-/Acrylfarben.

Imagination: Die Kinder erinnern sich an angenehme, schöne, aber auch an dunkle

Begebenheiten ihres Lebens und malen all die Farben für all die Gefühle in ihr Herz

hinein. Es sollte möglichst abstrakt gestaltet werden, so dass der expressive, freie Cha-

rakter von Gestaltung begonnen wird. Am besten erzielen wir dies durch den Hinweis,

einfach „bunte Muster“ zu malen (siehe Beispiele im Buch, Seite 7). Alle gestalteten

Dinge sollten anschließend betrachtet werden, wobei jedes Kind zum eigenen Bild

etwas sagen kann, wenn es möchte.

Zur Vertiefung empfohlen sei an dieser Stelle: Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU.

Anfangsunterricht und Basisbeiträge für die Klassen 1–4. Erarbeitet von Brigitte Zeeh-

Silva.

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Seite 8

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• könneneinanderwahrnehmenalsdieLerngemeinschaftReligion,dieGott

in ihrer Mitte glaubt.

• könnenRegelnfüreinfriedevollesMiteinanderundRitualegemeinsam

gestalten.

• könnenersteFormenfürliturgischeFähigkeitenumsetzen,dieinderForm

der Kreis- und Mittegestaltung als sozial-kommunikative und als ästhetische

Kompetenz sichtbar werden.

• kennen Psalm 139 in Grundzügen und sind mit dem „chorischen Sprechen“

vertraut.

• könnenmitdemPsalmbiblischeWortedesVertrauensbenennen.

• könnendenPsalmmitverschiedenenMaterialienundmitStandbildern

gestalten.

Auf dieser Seite wird für die Kinder spürbar, dass die „Lerngemeinschaft Religion“

eine besondere Gemeinschaft ist. Das Bild spricht von Vertrauen und von Achtsam-

keit, von Stille und von Gemeinschaft. Es erzählt von jedem einzelnen Kind, welches

in der Gemeinschaft seinen Platz hat. Die Kultur des Kreises kann eingeübt werden.

Der Kreis ermöglicht ein gegenseitiges Wahrnehmen, eine gemeinsame Fokussierung

zur Mitte und ein friedevolles einander Begegnen. In der Mitte ist das zweite Sym-

bol – das Licht, welches an die Gegenwart Gottes erinnert. Die Namen der Kinder

sind individuell gestaltet und von jedem Kind führt der Weg zur gemeinsamen Mitte,

gleichsam zum Ursprung und zum Ziele unseres Hier-Seins. Gemeinsam sind wir auf

dem Weg mit Gott und auf dem Weg zu Gott als dem Anfang und dem Ende allen

Seins.

31 | Ich bin einmalig

Das Bild auf Seite 8 lädt zur Nachahmung ein. Ziel des Anfangsunterrichts ist es, eine

eigene „Kultur“ und damit den „Lernraum Religion“ zu begründen. Diese Klassenkul-

tur beinhaltet einen besonderen, einen achtsamen Umgang miteinander, in welchem

wir gegenseitig respektieren und würdigen, wer wir sind und was wir von uns zeigen

(Ermutigung zur freien Kreativität).

Fächerverbindendes Arbeiten: Die Kreisbildung ist eine der ersten sozial-kommu-

nikativen Fähigkeiten der Schulanfangsphase, die eigens mit den Kindern eingeübt

werden muss. Das einander Zuhören und einander Wahrnehmen innerhalb dieser de-

mokratischen (und urreligiösen) Kommunikationsform ist für viele Fächer von Bedeu-

tung. Anstelle der vorgegebenen Namensschilder können die Kinder (im Sinne eines

Erstlingswerkes an der Schule) ihren Namen ggf. eigenständig schreiben und auf eine

eigene, authentische Weise gestalten. Viele der folgenden Übungen eignen sich für die

gesamte Klasse als erste Kennenlern-Phase. Die Inhalte tragen auf diese Weise zur Per-

sonal- und Kommunikationskompetenz maßgeblich bei. Auch hinsichtlich der perso-

nalen Ausdruckskompetenz wird die selbstständige Kreativität der Kinder gefördert.

Methodische Hinweise

Im Folgenden werden grundlegende methodische Ideen vermittelt, welche einen

Unterricht des gegenseitigen Vertrauens und des achtsamen Umgangs miteinander

schrittweise möglich machen. Diese Methoden sind durchgängig in allen Klassen der

Grundschule anwendbar.

Mein Name: Jedes Kind bekommt dafür ein Namensschild, unbeschriftet oder mit

seinem Namen in Hohlschrift. Aufgabe ist es, den eigenen Namen mit den Lieblings-

farben und -formen zu gestalten. Unbedingt zu betonen ist, dass die Schilder sehr

unterschiedlich ausfallen dürfen, ein jedes auf seine Art. Die Kinder bedürfen dieser

Ermutigung zum eigenen, stillen Schaffen, sodass sie nach und nach wachsendes

Selbstvertrauen in die eigene, von den anderen Kindern unabhängige Kreativität ge-

winnen. Mit den Namensschildern können durch Auf- und Zudecken die Namen der

Kinder auf spielerische Weise erlernt werden.

Mutmachkreis: Nach einer Mal- oder Kreativphase versammeln sich die Kinder im

Kreis und legen ihre Werke vor sich auf den Boden. Nun umwandern wir diese Aus-

stellung langsam in eine Richtung, so lange, bis jedes Kind wieder an seinem eigenen

Platz sitzt. Jedes Kind bekommt nun einen kleinen Glasstein (‚Mutmachstein‘) und

darf seinen Stein auf das Bild / Werk eines anderen Kindes legen und dabei eine Mut

machende Rückmeldung geben. Bsp.: „Hier gefällt es meinem Stein besonders gut,

denn das Gelb ist so schön ...“. Ein Kind beginnt, seinen Stein abzulegen, daraufhin

ist das Kind an der Reihe, dessen Bild / Werk soeben gelobt wurde, so lange, bis jedes

Kind ein Feedback erhalten hat. Auf jedes Bild kann dabei nur ein Stein gelegt werden.

Wird das Bild des Kindes gelobt, welches den Mutmachkreis begonnen hat und das

folglich keinen Mutmachstein mehr in der Hand hat, gibt dieses Kind das Wort weiter

an ein Kind, das noch kein Feedback gegeben hat.

Wichtig: Am Schluss liegt auf jedem Bild ein Stein, sodass jedes Kind Lob erfährt!

Durch diese Weise verändert sich die Bild- und Werkbeurteilung der Kinder und deren

Kategorisierungsschemata von ‚schön‘ oder ‚hässlich‘ (u.v.m.): Die Aufmerksamkeit

der Kinder wandert zum Inhalt des Bildes und zu der dahinter stehenden Intention

des Kindes, welches gemalt hat. Die Kinder lernen, dass wirklich in jedem Bild etwas

Lobenswertes wohnt. Auch ist beobachtbar, dass sich die Kinder nach dem Ritual der

Mutmachkreise viel intensiver ihren Werken während der Entstehung widmen.

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Willkommen-Ritual: Das folgende Willkommen-Ritual ist ein Namen-Kennenlern-

spiel für die ersten Stunden zum gegenseitigen Wahrnehmen und zum Memorieren

der neuen Namen. Ziel der Aufmerksamkeit ist es, Rhythmus und Körpergeste des

jeweiligen Kindes genau wahrzunehmen und exakt wiederzugeben. Auf diese Weise

werden sowohl individuelle Ausdrucksfähigkeit als auch Wahrnehmungsfähigkeit und

Körperkoordination geschult. Auch stellt diese Übung den ersten Schritt in Richtung

Präsentationsfähigkeit dar.

Erster Schritt: Rhythmisches Klatschen. Die Kinder erzählen, wen sie schon ken-

nen und stellen sich gegenseitig mit ihren Namen vor. Nun wird jedes Kind einzeln

begrüßt, indem die Namen mit Klatschen rhythmisch begleitet werden. Alle Kinder

klatschen und begrüßen jedes Kind gemeinsam: „Willkommen ...

Beispiel: WILL – KOMM – EN – JU – LI – A!

X – X – X – X – X – X

Zweiter Schritt: Klanggesten und Bewegung. Die Lehrperson entwickelt zunächst mit

den Kindern auf spielerische Weise ein eigenes Vokabular von Klanggesten und Bewe-

gungsimpulsen. Danach kombiniert jedes Kind für seinen Namen Klanggesten und Be-

wegungen, die von allen gemeinsam genau wiederholt werden können. (Je einfacher

desto besser wiederholbar!) Bsp.: Konstantin darf vormachen, welche Klanggesten

und Bewegungen die Kinder zu seinem Namen nachahmen sollen:

„Kon“ (er stampft 1x auf) „stan“ (er klatscht 1x) „tin“ (er dreht sich 1x um sich selbst).

Die Frage „Was steht in eurer Mitte?“ ist eine klassische Einstiegsfrage in das theo-

logische Gespräch mit Kindern und motiviert die Symbolfähigkeit der Kinder. Es geht

um die Frage, wenn Religion der Unterricht über Gott ist und Gott die Mitte ist, was

könnten wir als Zeichen (Symbol) für Gott in die Mitte stellen? Eine Kugel? Einen

Stein? Eine Schale Wasser? Eine Blume? Was passt, was weniger?

Die Kinder sollen selbst symbolschöpferisch tätig werden. Sie können eigene Boden-

und Tischmandalas bilden und eine eigene Mitte entwickeln. Zum symbolschaffenden

Handeln können den Kindern Symbole der Mitte (s. o.) zum einen angeboten und zum

anderen frei eröffnet werden, indem die Kinder die Mitte, die Gott symbolisiert, frei ge-

stalten können, z. B. können die Kinder eigene Gottesvorstellungen zu Papier bringen.

Dabei können auch die Wege zur Mitte mit ganz unterschiedlichen Materialien gestal-

tet werden. Allein die Kreisbildung durch die Namensschilder bildet die ästhetische

Kompetenz aus, da auf regelmäßig wiederkehrende Abstände geachtet werden muss,

um ein Mitte-Bild zu erzielen.

Erste Begegnung mit der Stille / Stilleübungen: Für ein erstes, ruhiges sich im Kreis

Versammeln eignet sich der Händekontakt untereinander, welcher eine gewisse Ruhe

vermitteln kann, und das Lied „Wir reichen uns die Hände“ (in: Arbeitshilfe Religi-

on Grundschule NEU. Anfangsunterricht und Basisbeiträge, S. 119. Wer mehr über

Schritte in die Stille erfahren möchte, sei auf den Artikel „Kleine Schritte in die Stille“,

ebd., S. 72–75 verwiesen.)

Die Kinder bilden Paare, die einander in Ruhe betrachten, um die gegenseitige Wahr-nehmung zu üben. Dabei sollte die Sprachfähigkeit der Kinder durch einzelne Stich-

worte Unterstützung erfahren: z. B. Begriffe für die verschiedenen Haarfarben (blond,

dunkelblond, kastanienbraun …) und Augenfarben (graugrün, hellbraun, blaugrün

…). Anschließend beschreiben die Kinder einander in der großen Gruppe, wobei sehr

hilfreich ist, einander zu malen, die Portraits mit Namen zu beschriften und eine Pinn-

wand „Wir sind die RELI-KINDER“ daraus entstehen zu lassen.

33 | Ich bin einmalig

Seite 9

Ich bin ich – du bist du– Wer ist gemeint? Ein Kind beginnt, ein anderes zu beschreiben, während alle Kin-

der erraten müssen, welches Kind gemeint ist. Bsp.: „Das Kind hat dunkelbraune

Haare, blaue Augen …“

– Wer ist versteckt? Alle Kinder schließen die Augen, die Lehrperson wählt ein Kind,

das sich unter einer Decke verstecken darf. Die Kinder erraten den Namen des Kindes

und müssen mindestens drei Merkmale des Kindes benennen (roter Pulli, langes Haar

…). Dann erst zeigt sich das Kind, wobei weitere Merkmale benannt werden können.

Dasselbe Spiel kann mit anderen Varianten gespielt werden: „Was mag dieses Kind am

liebsten? / Was kann dieses Kind besonders gut?“ u.a.

Um Chaos und Stuhlkreis-Unruhe zu vermeiden, eigenen sich zur Kreisbildung un-

terschiedliche Ideen, welche die Kinder bereits im Vorfeld zur Ruhe versammeln und

ein leises sich im Kreis Zusammenfinden initiieren: 1. Die Namen der Kinder einzeln

flüstern. 2. Stumme Zeichen geben (mit dem Kopf nicken oder mit der Hand rufen). 3.

Über den Kopf streicheln (bei geschlossenen Augen) oder mit einer weichen Feder die

Wange der Kinder berühren. 4. Die Kinder geben einander feine, achtsame Signale.

Bei allen Vorschlägen ist es Aufgabe der Kinder, so leise wie Katzen (mit oder ohne

Stuhl) in den Kreis zu ‚schleichen‘.

Psalm 139 auf Seite 9 fasst den theologischen Grundgedanken zusammen: Gott leitet

die eigenen Wege – Gott umgibt mich von allen Seiten und hält segnend seine Hand

über mir. Dieser Vertrauenspsalm bietet sich zum Lesen, Gestalten und Auswendig-

lernen an. Er kann auch mit dem Lied „Gott steht hinter dir“ (SB S. 36/90) verknüpft

werden. Eine spätere Vernetzung mit dem Kapitel „Abraham und Sara“ bietet sich an

(Abraham vertraute Gott, Gott begleitet auf dem Lebensweg …).

Methodische Hinweise

Die Kinder lesen den Psalm still für sich allein. Um sich noch stärker in den Psalm

hineinzudenken, empfiehlt sich dann die Methode des chorischen Sprechens. Die

ganze Klasse bzw. Lerngruppe liest den Psalmtext gemeinsam, beim zweiten Lese-

vorgang verringert die Gruppe ihre Sprechlautstärke, beim dritten Mal lesen die Kinder

den Text noch leiser. Die Kinder äußern anschließend ihre Eindrücke und Gedanken,

die ihnen beim Lesen des Textes in den Sinn gekommen sind. Alternativ kann der

Leseprozess auch leise beginnen und dann lauter werden.

Die Kinder gestalten den Psalm mit einer von ihnen selbst gewählten Methode: Sie

können zum Psalm malen. Sie können beispielsweise eine Hand Gottes töpfern. Sie

können den Psalm mit Instrumenten verklanglichen. Sie können ein Bild aus Stoff und

Papierresten entwickeln oder Gedichte zum Psalm schreiben. Entsprechendes Material

muss dafür bereitgestellt werden. Bei der Gestaltung können sie überlegen, wo und

wie Gott sie begleitet.

Zur individuellen und kreativen Begegnung mit einem Psalmwort vgl. auch Itze/

Moers, Psalmen – gestalten – erleben – verstehen, S. 28–36, s. Literaturhinweise.

In einer Feierstunde können die Kinder den Psalm noch einmal chorisch sprechen.

Sie können ihre Arbeitsergebnisse (Standbilder, Tonfiguren etc.) vorstellen und ggf.

erzählen, wo/wie Gott sie begleitet. Gemeinsam kann das Lied „Gott steht hinter dir“

(SB S. 36/90) gesungen werden.

34 | Ich bin einmalig

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• könnensichimGebetanGottwendenundeigeneGedankenund

Vorstellungen über Gott formulieren und zur Darstellung bringen.

• könnensichdarstellendäußern,entwickelnPräsentationsfähigkeitund

-freude.

• könnenGeborgenheitbeiGottaufunterschiedlicheWeiseausdrücken.

• wissendarum,dassVertrauenundGeborgenheitfürdaseigeneLeben

wichtig sind.

• könneninpartnerschaftlicheKommunikationtreten.

• könnenachtsammiteinanderumgehenundeinanderdasGefühlvon

Vertrauen und Geborgenheit schenken.

Diese Seite regt zum theologischen Gespräch an und vermittelt das Gefühl von Gebor-

genheit durch Bild- und Wortgehalt.

Der Text von Dietrich Bonhoeffer eignet sich für die Nachhaltigkeit vorausgegangener

Erfahrung der Geborgenheit und prägt sich durch Memoriergesten besonders ein, so-

dass dieses Gebet ein Ritual für Beginn oder Ende der Religionsstunde werden kann.

Methodische Hinweise

Bewegtes Gebet / Segen / Lied: Nahezu alle Gebete eignen sich, in körpergestische Spra-

che ‚übersetzt‘ zu werden. So sind ‚bewegte Gebete‘ begleitet von Bewegungen, Gesten

oder Körperhaltungen, die von den Kindern primär selbst entwickelt und erprobt wer-

den. Meist bedarf es mehrerer Erprobungsphasen, bis sich für das jeweilige Gebet die

Bewegungen herauskristallisieren, die von den Kindern am liebsten ausgeführt werden.

Dabei führen die Kinder nicht unbedingt alle Gesten für sich alleine aus, sondern ein-

Seite 10

Materialien

M 2

Bei Gott geborgen

35 | Ich bin einmalig

zelne Bewegungen und Gesten tragen interaktiven Charakter, d. h. an bestimmten Text-

stellen legen die Kinder einander die Arme auf die Schultern (z. B. zum Vaterunser bei

„und vergib uns unsere Schuld“) oder zwei Kinder wenden sich einander zu und führen

abgesprochene Gesten miteinander aus. Die Gestaltung dieser Gebete ist vollkommen

frei und von dem Ideenpotential aller Beteiligten abhängig. Bisweilen mögen die Kinder

auch die Variante, dass jeweils ein Kind ein Gebet mit Bewegungen begleitet, welche

dann von der Gruppe spontan mit nachvollzogen werden.

Bewegungsidee / RitualVon guten Mächten Die Arme der Kinder umschreiben einen großen Kreis

über dem Kopf.

wunderbar geborgen Die Kinder umarmen sich selbst (oder einander).

erwarten wir getrost, Die Hände bilden eine offene Schale.

was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend Beide Arme senken sich seitlich, Handflächen zur Erde.

und am Morgen Beide Arme heben sich seitlich, Handflächen zum Himmel.

und ganz gewiss Beide Arme bilden ein Tor über dem Kopf.

an jedem neuen Tag.

Die Bewegungen können auch beim Singen des Liedes „Von guten Mächten“ (EG 637/LJ 62) ausgeführt werden.

Es geht nun um das theologische Gespräch und um den Verweis auf die Erfahrbar-

keit des unsichtbaren Gottes. Eine Erweiterung der Fragen zum Bild der Geborgenheit

kann die Kinder in den Transfer „Ich fühle Geborgenheit“– „Bei Gott bin ich geborgen“

führen. Die Begriffe „Vertrauen“, „Geborgenheit“, „beschützt“ u.a. sollen bewusst in

den Sprachschatz der Kinder einfließen, sodass sie bei Interaktionsübungen einander

Rückmeldungen geben können.

Bildbetrachtung, mögliche Impulse:– Was erkennst du auf diesem Bild?

– Wie fühlt sich das Kind?

– Was macht das Kind?

– Wovon mag es träumen?

– Welche Farben würden noch in das Bild passen?

– Was ist um das Kind herum?

– Wo ist dein Platz in diesem Bild?

– Ist Gott auch in diesem Bild?

– Können wir Gott sehen, fühlen, hören?

– Welchen Namen könnten wir diesem Bild geben?

Bilder des Vertrauens. Die Bilder in M 2/1 und M 2/2 können von den Kindern

ausgemalt bzw. als Gestaltungsgrundlage genommen werden. Sie bieten ihnen Gestal-

tungshilfen, Vertrauen und Geborgenheit darzustellen (z. B. auch, selbst eine Figur zu

modellieren) und zu beschreiben.

Bildgestaltung: Bei Gott bin ich geborgen. Jedes Kind bringt von zu Hause ein Bild

von sich selbst mit in den Unterricht. Alternativ dazu kann die Lehrkraft die Kinder

mit der Digitalkamera fotografieren und den Kindern die eigenen Bilder ausdrucken.

Jedes einzelne Kind überlegt, wie es um dieses Bild herum die Geborgenheit bei Gott

im Heft ausdrücken könnte. Wer möchte, erläutert seine Gestaltung, und die Mitschü-

lerinnen und -schüler dürfen Rückfragen stellen.

36 | Ich bin einmalig

Die Kinderfotos auf Seite 11 beschreiben vier Methoden des „erfahrbaren Vertrauens“

und sollen sehr bewusst zur Nachahmung motivieren. Erneut taucht das Symbol des

Herzens auf, welches alle Begegnungen der Kinder untereinander begleitet: Liebe-

volles einander (und sich selbst!) Zugewandtsein.

Methodische Hinweise

Im Folgenden sind „Basismethoden“ beschrieben, welche den einzelnen Kinderfotos

zugrunde liegen (aus: „Kleines Methodenkompendium“ in: Arbeitshilfe Religion

Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr – 1. Halbband, S. 26–43).

Fächerverbindendes Arbeiten: Nicht nur im Fach Religion spielt die achtsame Begeg-

nung der Kinder eine zunehmend wichtige Rolle. Die folgenden Interaktionsübungen

eignen sich für alle weiteren Fächerverbünde der Grundschule, in welchen Imagi-

nation (vor allem im sprachlichen Bereich, wo es um die Phantasiebildung geht) und

Berührung (Sport) eine wesentliche Rolle spielen. Die durch Vertrauensübungen ge-

wonnenen Personal- und Sozialkompetenzen können sich in den gesamten Schulalltag

hinein auswirken.

Kinderfoto 1: Imaginations-Übungen: Die Kinder können während der Bildbetrach-

tung erraten, was das Mädchen so behutsam in Händen hält. Ist es etwas sehr Leichtes?

Etwas sehr Kleines? Was könnte es sein? Oder: Was, wenn es NICHTS in Händen hält?

Es sieht aber so aus, als freue sie sich über etwas, das sie sieht, aber wir nicht …

L: „Lasst es uns versuchen: Wir halten unsere Hände geöffnet. Wir schließen die Au-

gen und stellen uns vor, dass ein ganz kleiner Vogel darin sitzt.“ (Eine kurze Phanta-

siereise kann sich anschließen, bis der kleine Vogel in den blauen Himmel hinein und

davonfliegt). Manchmal fallen uns diese „Reisen“ schwerer, manchmal leichter. Aber:

Auch sie sind durch Üben erlernbar!

Imagination: ,Imago‘ heißt übersetzt ‚Bild‘. Imagination ist ein bei geschlosse-

nen Augen innerlich wahrgenommenes Bild, hervorgerufen durch Bildassozia-

tionen. Imaginationsfähigkeit zeugt sowohl von Erlebnis- und Verarbeitungsfä-

higkeit als auch von Visualisierungsfähigkeit, die mit einer selbstgestaltbaren

Zielorientierung und Zukunftsfähigkeit zu tun hat. Wer keine Vorstellungsfähig-

keit hat, entbehrt seines eigenen Schöpfertums. Wir sind darauf angewiesen,

uns die Außenwelt über innere Bild-Imaginationen zu interpretieren und anzu-

eignen. Diese Aneignung stellt einen Prozess der Identitätsentwicklung dar und

bestimmt die aktive oder passive Weise unseres In-der-Welt-Seins.

Die Thematik des ‚Innen‘ und ‚Außen‘ ist von religionspsychologischer wie

auch religionspädagogischer Relevanz und betrifft das Gewahrwerden der Kin-

der hinsichtlich ihrer äußeren, sichtbaren und ihrer innerseelisch-unsichtbaren

Realität. Der Religionsunterricht vermag beide Ebenen zu berühren. Konkrete

Übungen zielen auf die Bewusstwerdung und auch Schulung der inneren Bilder-

welt der Kinder, die Imaginationsfähigkeit. Um innere Bilder (und auch Klänge)

‚sehen‘ zu können, müssen die äußeren Bilder schweigen. Um mit den inneren

Augen sehen zu können, müssen sich die äußeren Augen schließen. Dies aller-

dings ist eine unserer Zeit sehr fremde, für die Kinder aber sehr geschätzte

Erfahrung, die kleiner Vorübungen bedarf. Imaginationsübungen können nach

und nach mit den Kindern erlernt werden, zunächst über Einzelbegriffe (Vogel /

Blume / Baum / Wolken ...) bis hin zu ausgedehnten Phantasiereisen.

Seite 11

37 | Ich bin einmalig

Kinderfoto 2–4: Interaktions-Übungen des Vertrauens: Religion ist Begegnung und

Berührung. Viele biblische Jesus-Begegnungen sind Begegnungen der Berührung. In-

tention christlich-religiösen Lernens ist es, einander mit Würde, Achtsamkeit und mit

Liebe zu begegnen. So bildet der Religionsunterricht als solches ein Refugium von

Begegnungsformen, die in diesem besonderen Schutzraum eingeübt werden können,

so auch alle Übungen dieser Seite, die auf das gegenseitige Vertrauen und auf das Sich-

Gott-Anvertrauen-Können zielen. Die intendierte Kompetenz solcher Übungsphasen

lässt sich wie folgt beschreiben: ‚Ich vertraue dir, dass du mich behutsam berührst

und mir nicht weh tust.‘ Die von den Kindern in ihrem Alltag erfahrenen Berührungen

sind meist von stärkeren Taktilimpulsen geprägt und auch für die Entwicklung der

vestibulären (räumlichen) Koordinierung wichtig (sowie für vieles mehr). Viele Kinder

wissen nicht, dass sie zu einer behutsamen, zärtlichen Berührung fähig sind, solange

sie diese nicht erfahren und erproben können!

Beispielsweise bei der Aufgabe, die Hände schützend auf den Rücken eines Kindes

zu legen oder segnend die Hände auf den Kopf eines Kindes zu legen oder in einem

kleinen Abstand über dem Kopf zu halten, bricht aus diesem Grunde häufig ein Durch-

einander aus: Die Kinder drücken (teilweise schlagen) zu fest ... u. a., um sich selbst

in dieser Interaktion zu spüren, wissen aber (noch) nicht, dass diese Weise der Berüh-

rung das andere Kind als unangenehm oder sogar als schmerzlich empfindet.

So sollten alle Berührungsmomente mit einer kleinen Vorübung der Selbstberührung

beginnen. Beispiel: „Führt eure Handflächen, so leise ihr könnt, zusammen. / Legt beide

Hände langsam auf eure Wangen, als wären es zwei weiche, leichte Federn.“ Sobald die-

se in Behutsamkeit ausgeführten Berührungen bei ALLEN Kindern zu beobachten (und

kräftig zu loben!) sind, können interaktive Momente der Berührung erprobt werden.

Alle Übungen dieser Art beruhen auf Offenheit und Feedback. Sie trainieren dadurch

sowohl die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Kinder als auch die Fähigkeit, sich

direkt über Wohl- und Unwohlsein äußern zu können. Jede Berührungssequenz muss

diese Zeitstruktur von Wahrnehmung und Rückmeldung („Das fühlt sich gut / nicht

gut an!“ – „Das gefällt mir / gefällt mir nicht!“) beinhalten und mit den notwendenden

Konsequenzen weitergeführt werden. L muss dabei das Wohl jedes Kindes im Auge

haben, um körperliche Überschreitungen benennen und sofort verändern zu können.

Die Kinder können ermutigt werden, ganz eigene, interaktive Formen des Einander-

Beschützens zu finden. Ausgangsmoment kann ein Unterrichtsgespräch sein, in wel-

chem die Kinder weitere Symbole für Gott ausdenken, motiviert durch den Textimpuls

„Gott ist wie … eine Taube / ein Licht / eine Schutzmauer / ein Haus / ein Dach …“

Interaktionsspiel: „Ich wünsche mir Geborgenheit“. Jedes Kind darf einmal in die

Mitte (übrigens ein gutes Geburtstags-Ritual) und sich wünschen, wie es von den an-

deren Kindern beschützt sein möchte. Dabei kann das Kind selbst wählen, ob es dabei

sitzen, liegen oder stehen möchte, und es kann bestimmen, wie der Schutz durch die

anderen Kinder aussehen soll. Dadurch reguliert das Kind selbst Nähe und Distanz.

Während die Kinder die beschützende Geste einnehmen (z. B. Kinderfoto Seite 11,

rechts unten), können sie für jedes Kind wiederholend ein kleines Lied der Geborgen-

heit bei Gott singen oder gemeinsam ein kleines Gebet sprechen.

Die Kinder können erzählen, wie sich Geborgenheit und Vertrauen für sie anfühlt.

Sie finden und gestalten „Zeichen des Vertrauens“. Dies können Symbole sein wie

Herz, Hand, Sonne, ein lachender Mund, eine Schutzmauer, eine Höhle. Es empfeh-

len sich ganz unterschiedliche, einfache Materialien, z. B. Papier und Pappe in unter-

schiedlicher Qualität und Farbe, Stoffe, Knetmaterial sowie Legematerialien aller Art.

38 | Ich bin einmalig

Aktionsspiel „Baut Geborgenheit für …!“ Die Kinder sollen dabei eigene Ideen ent-

wickeln, mit welchen Gegenständen (imaginär oder konkret mit Materialien) und in

welcher Größenordnung sie welchen Kindern der Klasse oder welchen Tieren einen

Raum der Geborgenheit schenken können. Dabei können auch die Überlegungen zu

den gefundenen „Zeichen des Vertrauens“ mit einbezogen werden. Beispiele:

– „Baut Geborgenheit für die drei Freundinnen Sara, Lisa und Annika!“ Dabei dürfen

die drei natürlich konkrete Wünsche äußern wie: „Alle Stühle sollen um uns einen

Kreis bilden!“ o. Ä.

– Eine Gruppe von Kindern denkt sich kleine, hilflose Tiere aus, die einen Schutz

brauchen. Die Kinder überlegen in Kleingruppen, wie sie welchem Tier einen Ort der

Geborgenheit bauen. Für einen kleinen Vogel kann ein Nest aus unterschiedlichsten

Materialien entstehen usw.

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• könnenindieStillegehenundeineneigenenWegzumGebetfinden.

• könnenfürsichstimmigeKörperhaltungenfindenundeigeneRituale

entwickeln und pflegen.

• übendieindenVorseiteninitiierteninteraktivenÜbungenundMethoden

weiter ein, sodass diese Fortbestand in allen folgenden Unterrichtsstunden

haben und als Unterrichtsschatz jederzeit zur Verfügung stehen.

• könnendieThematik„Ichbineinmalig“imSinneeinerbewussten

Selbststärkung durch das Angenommensein von Gott reflektieren.

• erinnerndiefürsiepersönlichrelevantenMomentedieserEinheitund

verstärken einzelne Momente durch spielerische Eigenimpulse.

39 | Ich bin einmalig

Seite 12 Diese Seite mutet wie eine Art „Gebetsschule“ an. Unterschiedliche Kinder (auf un-

terschiedlichen Kontinenten) beten auf vielerlei Weise. Manche wirken durch die ge-

schlossenen Augen wie „in sich versunken“. Alle Kinder sind um eine Mitte, um Gott,

dem „Herzen aller Dinge“ versammelt. Ein „Schneckenweg“/ Spiralweg führt in die

Mitte. Oben links steht ein Gebet, welches in Gebetsgesten umgesetzt werden und den

Religionsunterricht einleiten kann.

Methodische Hinweise

Vor allem im Anfangsunterricht geht es darum, mit den Kindern Schritte aus der ‚sicht-

baren Welt‘ in die ‚unsichtbare Welt‘ zu gehen und damit den Religionsunterricht als

einen Schritt von ‚außen‘ nach ‚innen‘ erlebbar zu machen. So besteht ein wesentlicher

Teil des RUs im gemeinsamen Berühren von Seelenqualitäten, derer sich das Kind gleich-

sam als einer anderen, nämlich religiös-spirituellen Seinsdimension bewusst wird: der

Dimension des Glaubens. Stille bildet innerhalb der Schule für die Kinder ein Kontrast-

moment zum Gewahrwerden ihrer Selbst: Außer-sich-Sein kann sich in ein Bei-sich-Sein

verwandeln. Erst dadurch kann überhaupt eine dem Kind eigene, reflektierte und auch

eine sich permanent in Entwicklung befindliche Spiritualität reifend sich entfalten und

zum freien, kreativen Dialog mit sich selbst und mit Gott führen. Erst durch diese Arbeit

mit der Stille und dem stillen Schaffen findet ein Wahrgenommen-Werden für das Kind

auf unterschiedlichsten Ebenen des Erlebens und des Könnens statt, welche das Kind

zu einer höheren und differenzierten Ausdrucksfähigkeit zu bestärken vermag. Sich im

Gebet und in Stille an das wenden zu können, das höher ist als wir selbst und dessen

Kraft wir uns anvertrauen können, stellt per se eine religiöse Kompetenz dar. Die Pflege

des Gebetes als eine achtsame, wahrnehmende und aufnehmende Grundhaltung stellt

in diesem Sinne keine unterrichtliche Methode dar, sondern sollte ritueller Bestandteil

des Religionsunterrichtes werden.

Die Augen schließen – ein Zeichen von Vertrauen: Wohl das ungewöhnlichste und

mit der Zeit das liebste Moment für die Kinder: Am helllichten Tage die Augen zu schlie-

ßen. Den Kindern wird allerdings früh bewusst, dass für das Wahrnehmen der ‚Innen-

weltbilder‘ die ‚äußeren Augen‘ geschlossen sein müssen. Immer wieder gibt es einzelne

Kinder, denen es schwer fällt, die Augen zu schließen. Meist helfen Vertrauen stiftende

Worte wie: „Du kannst ruhig deine Augen schließen, denn ich bin bei euch und passe

auf, dass dich niemand stört.“ Oft hilft, sich in die Nähe des betreffenden Kindes zu

stellen und ihm dies zuzuflüstern: „Du musst keine Sorge haben, ich passe auf dich

auf“ oder beruhigend die Hand aufzulegen. Dennoch müssen wir Kinder respektieren,

deren Leben bereits von Vertrauensverlust und Angst geprägt sind und die dies einfach

nicht (bzw. noch nicht) können. Sie werden einfach gebeten, einen Platz zu finden, auf

welchen ihre Augen schauen können, damit die anderen Kinder sich nicht beobachtet

fühlen, oder den Blick ‚bei sich‘ zu halten (s. auch „Ich kann dir vertrauen – ich schließe

meine Augen“ in: Arbeitshilfe Religion NEU. Basisbeiträge, S. 70–71).

Bewegtes Gebet/Segen/Lied: Gebete (und auch Lieder) mit Bewegungen und Gesten

zu begleiten, fördert zum einen die Memorierfähigkeit und zum anderen die Fähig-

keit, ein Gefühl für die eigene Körpersprache (durch die Herausforderung der Körper-

Wort-Synchronizität) zu entwickeln. Vor allem aber bewirkt die eigene Suche und das

Finden von Wort und stimmiger Geste / Bewegung das Gefühl von Einssein mit der

momentanen Handlung, nämlich eine innere Stimmigkeit und Harmonisierung von

Körper, Geist und Seele. Das Kind kann dadurch eine spirituelle Stimmigkeit während

des Gebetes erleben. Worte gewinnen an Bedeutung und an Tiefe, Gebete wirken

40 | Ich bin einmalig

nachhaltig, indem das ganze Kind betet, über Kopf und Mund hinaus. Das Kind öffnet

sich gewissermaßen hinein / hinaus in die unsichtbaren Dimensionen der Transzen-

denz und gestaltet und vollzieht eine performative (darstellende) Handlung, welche

dem Dialog Mensch-Gott Raum zu schenken vermag.

Zunächst sollten alle den Kindern bereits bekannten Gebetshaltungen spielerisch

erprobt werden. Auch können bereits bekannte Gebete in Gesten mit den Kindern

übersetzt werden. Neu gelernte Gebete können den Kindern zur Gestaltungsfindung

überlassen werden, bis sie gemeinsam eine Variante entwickelt haben, die sie rituali-

sieren möchten.

Im Folgenden lediglich eine mögliche Variante für das Gebet auf Seite 12 (die Ideen der

Kinder haben Vorrang und sollten gemeinsam erprobt, erfühlt und ritualisiert werden).

Gott, ich danke dir für diesen Tag Die Hände beschreiben einen großen Kreis.

und bin gespannt, was kommen mag. Die Hände wie zwei offene Schalen vor dem

Körper halten.

Gehe mit uns ein Beide Hände zum Herzen führen.

und aus, Beide Arme / Hände (wegweisend) nach

vorne öffnen.

beschütze unser Körperhaus. Beide Hände werden von den Füßen bis zum

Kopf geführt.

Amen. Beide Hände legen sich auf das Herz (siehe

Mädchen am unteren Bildrand, Seite 12).

Der Weg in die Stille: Das Sprechen dieses Gebetes kann zum Ritual für den RU wer-

den (sowohl zu Beginn als auch zum Abschied). Zugleich kann an dieser Stelle mit

gezielten Stille-Übungen begonnen werden.

Zunächst werden kleine Stille-Sequenzen mit den Kindern erprobt und mit dem

Einverständnis der Kinder erweitert. Meist beginnt eine Stille-Übung mit der Bereit-

schaftsfrage an die Kinder. Beispiel: „Meint ihr, wir schaffen diesmal eine halbe Minu-

te Stille? / Seid ihr alle bereit dafür?“ Genauso wichtig wie diese Einstiegsfrage sind die

an jede Stille-Übung sich anschließenden Fragen zur Eröffnung des Gespräches und

der Rückmeldungen: „Wie hat es euch gefallen? / Was habt ihr gesehen / gehört / ge-

fühlt / gedacht? / Möchtet ihr gerne wieder solch eine Übung machen? / Habt ihr Ideen

oder Wünsche für andere Stille-Übungen? ...“ An den Rückmeldungen lässt sich leicht

der Weg erkennen, wie die nächste Stille-Sequenz aussehen kann und wie nicht (s.

auch „Das Kind zwischen Dynamik und Stille“, S. 13–18).

Kleine Stille-Übungen– Einem Klang nachlauschen.

– Sich eine Blume vorstellen.

– Eine Minute Stille erproben.

– Ein Gebet laut sagen und in Gedanken still wiederholen.

– Einen Gebetsanfang sprechen und die Kinder in Gedanken weitersprechen lassen.

– Den Kindern eine eigene, stille Gebetsminute vor dem gemeinsamen Gebet schenken.

– Eine neue Gebetshaltung für 30 Sekunden erproben.

– Von Zehn bis Null zählen und dabei immer leiser werden.

– Jedes Kind mit einer feinen Feder berühren.

– Einer schönen Melodie zuhören.

– Bunte Farben / Regenbögen an liebe Menschen schicken (Imagination).

– Sich einen Schutz-Regenbogen über sich selbst vorstellen.

Audio-CD

41 | Ich bin einmalig

Auf der Spurensuche-Seite können die Kinder ihrer eigenen Erfahrungs- und Erleb-

niswelt begegnen. Durch die beiden Impulsbilder (‚Ich habe Angst‘ – ‚Ich fühle mich

wohl‘) nimmt die Seite explizit die emotionale Disposition der Wechselhaftigkeit des

Selbstempfindens der Kinder auf. Durch die beiden Kinderbilder (dunkles Herz – bun-

tes Herz) wird ein gestaltorientierter Zugang zu den eigenen Gefühlen im Bereich

des Freien Malens eröffnet (s. auch „Kleines Methodenkompendium“ in: Arbeitshilfe

Religion NEU. 1./2. Schuljahr, 1. Hlbd., S. 32-33). Die beiden Textsequenzen berühren

inhaltlich das Wissen um Gottes Nahesein in allen Situationen des Lebens. Verstärkt

wird dieses Wissen durch die benannten biblischen Texte (Psalm 91,1-2/Psalm 121).

Methodische Hinweise

Impulsbilder: ‚Ich habe Angst‘/‚Ich fühle mich wohl‘: Die Ausdrucksfähigkeit der

Kinder kann durch das Betrachten der beiden Herzbilder angeregt und geschult wer-

den. Die Kinder können die gesamte Einheit im Buch noch einmal unter dem Aspekt

sichten: „Wie fühlen sich die Kinder auf den verschiedenen Seiten?“ Nun können

unterschiedliche Gefühle-Herzen (vgl. M 1) oder auch -Bilder gemalt werden. Wenn

sie sich auf die Buchseiten beziehen, werden sie wahrscheinlich mehrheitlich das

Gefühl des Vertrauens, der Geborgenheit spiegeln. Es können auch parallel zu S. 13

Angst- und Wohlfühlherzen gemalt werden. Natürlich können in den Bildern ebenso

die aktuellen Gefühle der einzelnen Kinder Raum und Ausdruck finden: „Wie geht es

dir heute?“

Textimpuls: ‚Ich bin ein Gedanke Gottes‘: Das Wissen um die Einmaligkeit eines

jeden Kindes kann Vertiefung finden in der Gestaltung eines Selbstportraits oder eines

Partnerportraits. Wichtig zur Einstimmung: Die Kinder betrachten einander gegen-

seitig oder im Spiegel und benennen Details im Sinne der Einmaligkeit eines jeden

Kindes. Zur Gestaltung des Portraits empfiehlt sich eine Kreis- oder ovale Form als

Vorgabe, sodass um das Portrait noch Platz zur Gestaltung ist. Jedes Kind hat dann

anschließend ein Portrait von sich im Heft. Es kann mit Lieblingsfarben den Text „Ich

bin ein Gedanke Gottes“ oder einen eigenen über/um das Portrait schreiben.

Textimpuls: Psalm 91,1–2 / Psalm 121: Um die Tiefe dieser biblischen Texte zu er-

fassen, ist es für die Kinder von Bedeutung, diese gemeinsam zu erleben und die

interaktiven Übungen (siehe Schulbuch Seite 11) weiter zu pflegen. So empfiehlt es

sich, einzelne Verse auszudrucken oder an die Tafel zu schreiben und den Kindern

anzubieten. Beispiel: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hof-

fe“ (Psalm 91,2). Die Kinder können in Gesamt- oder Kleingruppe Ideen miteinander

entwickeln, die Worte in Erfahrung umzusetzen.

Als schönes und nachhaltiges Ritual bietet sich, ähnlich zu Schulbuchseite 11, fol-

gendes Vorgehen an: Die Kinder einigen sich auf eine Form des Spieles, z. B. darf

jeweils ein Kind in die Mitte und sich wünschen, auf welche Weise die anderen eine

schützende Burg für das Kind bilden sollen. Sobald die „Burg“ dargestellt ist, kann

ein Stille-Moment eingeleitet werden, in welchem die Lehrperson zusätzlich dem Kind

Sicherheit schenkt (bspw. durch Handauflegen) und den entsprechenden Text spricht

oder einen eigenen Segen daraus formuliert. Beispiel: „Gott segne dich und begleite

dich. Gott möge dich schützen wie eine Burg. Amen“.

Textimpuls: Gebet: Dieses Gebet kann von den Kindern selbst durch Umsetzung

in Gesten memoriert werden (vgl. Ausführungen „Bewegtes Gebet/Segen/Lied“ auf

S. 34 f und 39 f). Es kann auch schriftlich gestaltet werden.

Seite 13

42 | Ich bin einmalig

LITERATURHINWEISE

Sach- und Arbeitsbücher (für ganzheitlichen Unterricht)Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. Anfangsunterricht und Basisbeiträge für die

Klassen 1–4. Erarbeitet von Brigitte Zeeh-Silva. Stuttgart 2009.

Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr – 1. Halbband. Im Auftrag

der Religionspädagogischen Projektentwicklung in Baden und Württemberg (RPE) he-

rausgegeben von Hartmut Rupp und Christoph Th. Scheilke. Erarbeitet von Brigitte

Zeeh-Silva. Stuttgart 2009.

Itze, Ulrike/Moers, Edelgard, Psalmen – gestalten – erleben – verstehen. Horneburg 62013.

Maschwitz, Gerda/Rüdiger, Von Phantasiereise bis Körperarbeit. Existenzielle Metho-

den – gekonnt eingesetzt. Ein Handbuch für die Praxis. München 22004.

Handbücher für die Arbeit mit Stille-ÜbungenKohl, Rüdiger, Stille-Spiele für die ganze Klasse. Düren 2006.

Merz, Vreni, von außen. nach innen. Meditationsübungen mit Kindern, Jugendlichen

und Erwachsenen. Überarb. Neuaufl. Luzern 2005.

Raschdorf, Anette, Kindern Stille als Erlebnis bereiten. Sinnesübungen, Fantasiereisen

und Entspannungsgeschichten zur Gestaltung von Ruhesituationen in Grundschule,

Kindergarten und Familie. Münster 2000.

Einführung in die SymboldidaktikHalbfas, Hubertus, Religionsunterricht in der Grundschule. Lehrerhandbuch Bd. 1–6.

Düsseldorf 1983 ff.

Religionspädagogische Praxis (RPP). Religionspädagogische Arbeitshilfen. Landshut.

Schilling, Klaus, Symbole erleben. Glauben erfahren mit Hand, Kopf und Herz. Stutt-

gart 1991.

Liederbuch und Audio-CDBücken, Eckart/Horn, Reinhard u.a. (Hg.), Welt-Segenslieder für Kinder. Liederbuch

und Audio-CD. Lippstadt 2002.

Vorlese-Tipp

Lucado, Max, Du bist einmalig. Holzgerlingen 82009.

43 | Ich bin einmalig

Gefühle-HerzM 1

!

© Calwer Verlag / Diesterweg

44 | Ich bin einmalig © Calwer Verlag / Diesterweg

Bei Gott geborgenM 2/1

Gestalte das Bild mit Farben des Vertrauens.

Schreibe deine Gedanken zu dem Bild auf.

Bei Gott geborgenM 2/2

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Wir freuen uns an der Schöpfung Schulbuchseiten 14–21

45 | Wir freuen uns an der Schöpfung

RELIGIONSPÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG Wer eine Schnecke beobachtet, mit einem Fernrohr in den Sternenhimmel blickt, wer

Katzen beim Spielen zusieht oder von einem kleinen Baby angelächelt wird, gerät ins

Staunen über unsere schöne Welt. Bereits Platon und Aristoteles beschreiben das Stau-

nen als Anfang der Philosophie. Aus dem Staunen erwachsen Fragen: Fragen nach sich

selbst und dem eigenen Ursprung, aber auch Fragen nach dem Ursprung und Sinn der

Welt. Zu allen Zeiten haben sich Menschen Gedanken über den Ursprung und Sinn der

Welt und des Lebens gemacht. Sie haben unterschiedliche Antwortansätze entwickelt:

Naturwissenschaftliche Forschungen versuchen zu ergründen, wie die Welt und das

Leben auf ihr entstanden ist. Die Schöpfungserzählungen verdeutlichen demgegenü-

ber, warum es die Welt gibt. Sie wollen ein Lob auf den Schöpfer des Universums und

allen Lebens sein.

Nach den alttestamentlichen Schöpfungserzählungen (Genesis 1,1–2,4a; Genesis

2,4b–3,24) gestaltet Gott das Chaos planvoll zum Kosmos. Krone und Mittelpunkt der

Schöpfung ist der Mensch, dem die Verantwortung für die Schöpfung übertragen wird.

Er wird als Gottes Ebenbild und damit als mit unantastbarer Würde und Einzigartig-

keit ausgestattet charakterisiert.

Wichtig ist die Erkenntnis, die auch in unser Schulbuch eingearbeitet ist, dass es nicht

darum geht, Glauben gegen die Naturwissenschaft auszuspielen, da es sich um ver-

schiedene Perspektiven auf die Welt handelt.

Untersuchungen zur religiösen Entwicklung haben ergeben, dass das Verhältnis von

Glaube und (Natur-)Wissenschaft im schulischen Religionsunterricht oft nicht ange-

messen bearbeitet wird, was unter Umständen dazu führen kann, dass den Kindern

spätestens ab der Sekundarstufe naturwissenschaftliche Welterklärungstheorien plau-

sibler erscheinen und den Glauben verdrängen können bzw. einen angemessenen Zu-

gang zu den biblischen Schöpfungserzählungen erschweren. Dieses Problem ist zwar

in den Klassen 1 und 2 noch in weiter Ferne, da der biblische Schöpfungsbericht eine

große Entsprechung zum kindlichen, artifizialistisch geprägten Weltbild besitzt. Den-

noch bringen heute auch schon Kinder in den Klassen 1 und 2 naturwissenschaftliche

Kenntnisse in den Unterricht ein, die angemessen zu den Schöpfungserzählungen in

ein Verhältnis gesetzt werden wollen.

Das Kapitel „Schöpfung“ nimmt seinen Ausgangspunkt im Staunen über die Schön-

heit der Schöpfung und die Einzigartigkeit des Einzelnen, befasst sich mit vielfäl-

tigen Fragen, die sich aus dem Staunen ergeben, setzt sich mit dem Bekenntnis zu

Gott als dem Schöpfer sowie mit der Entstehung der Welt auseinander, um im An-

schluss daran die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung sowie Lob und

Dank zum Ausdruck zu bringen. Das Kapitel eignet sich in dieser Ausrichtung sehr

gut, um einen gezielten Einstieg in theologische Gespräche mit Kindern zu gestalten.

Mögliche Kinderfragen zum Kapitel

Wie ist die Welt entstanden?

Wer hat die Welt gemacht?

Wie groß ist der Weltraum?

Wer bin ich?

Gibt es mich nur einmal

auf der Welt?

Ist Gott bei mir?

Wie kann die Erde

bewahrt werden?

Was kann ich dafür tun?

Petra Freudenberger-Lötz

Hans Burkhardt

HINWEISE ZUM UNTERRICHT

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• könnenvonderVielfaltderSchöpfungerzählen.

• wissen,dasssieeinzigartigsind.

• könnenihremStaunenüberdieGrößedesUniversumsAusdruck

verleihen, in dem sie einen eigenen Platz haben.

• könnenvonihrerPersonerzählenundbesondereEigenschaften,

Fähigkeiten und Kenntnisse zum Ausdruck bringen.

Auf Seite 14 sind unterschiedliche Ausschnitte aus Gottes schöner Welt zu entdecken.

Bewusst werden verschiedene Kulturen, Pflanzen und Tiere, aber auch vom Men-

schen geschaffene Dinge aus der Umwelt einbezogen. Die Bilder sollen die Vielfalt der

Schöpfung verdeutlichen und zunächst einmal zum genauen Beobachten und Spre-

chen anregen, danach auch zum Ergänzen und eigenen Gestalten.

Methodische Hinweise

Die Kinder betrachten die Bilder und schildern ihre Eindrücke. Die Lehrkraft kann

das Gespräch durch folgende Fragen strukturieren:

– Welches der Bilder gefällt dir besonders gut?

– Welche Bilder könnten bei dir zu Hause oder in deiner Nähe fotografiert sein?

– Welche Bilder sind dir fremd? Was gibt es bei uns nicht?

– Was hat der Mensch geschaffen?

– Wenn du solch eine Seite gestalten könntest, was wäre auf deinen Bildern zu sehen?

46 | Wir freuen uns an der Schöpfung

Seite 14

Materialien M 1 Erzählung: Am Abend

M 2 Ich bin ich

Nach dem Sprechen folgt das Gestalten, aber auch das bewusste Wahrnehmen:

Die verschiedenen Bilder können die Kinder anregen, eine eigene Collage zu erstellen

von Gottes schöner Welt aus ihrer Perspektive (entweder im Heft oder als Poster). Die

Kinder können Bilder aus Zeitschriften/Zeitungen sammeln, Fotos von zu Hause mit-

bringen oder selbst Fotos erstellen.

Empfehlenswert ist hier auch ein gemeinsamer Lerngang, auf dessen Weg besondere

Gegenstände gesammelt und – zurück im Klassenzimmer – in der Kreismitte genau

betrachtet und gewürdigt und/oder auf einem Ausstellungstisch ausgestellt werden.

Eine weitere methodische Idee für diesen Lerngang ist das Spiel „Fotoapparat“: Jedes

Kind stellt sich vor, selbst ein Fotoapparat zu sein. Auf dem Weg soll der Fotoapparat ein

besonderes Bild im Gedächtnis behalten, um dies im Klassenzimmer zu „entwickeln“.

Fächerverbindend (Sachunterricht) kann ein „Monatsspaziergang“ eingeführt werden:

Jeden Monat unternimmt die Klasse einen Spaziergang und fotografiert jeweils diesel-

ben Pflanzen bzw. Ausschnitte aus der Natur. So kann das Werden und Vergehen in der

Natur bewusst wahrgenommen und die Kinder können zum Staunen angeregt werden.

Möglicherweise wird hier von den Kindern schon der Gedanke eingebracht, dass Got-

tes schöne Welt manchmal verschmutzt oder durch Naturkatastrophen zerstört wird.

Diesen Aspekt haben wir an dieser Stelle zwar nicht explizit aufgenommen, die Ver-

letzlichkeit von Gottes schöner Welt kann bei Bedarf jedoch hier schon thematisiert

werden. Das Bewusstsein der Kinder in den Klassen 1 und 2 sollte darauf gerichtet

werden, was sie selbst dazu beitragen können, damit unsere Welt schön bleibt (vgl.

auch Schulbuchseite 19).

Seite 15 stellt das Kind in Beziehung zur Schöpfung. Es soll die Einmaligkeit und

Einzigartigkeit eines jeden Menschen, auch eines jeden Kindes in der Klasse verdeut-

licht werden, welche in den Schöpfungserzählungen grundgelegt ist. Das Gedicht von

Ulrich Schaffer eignet sich hier besonders, denn es dehnt die Perspektive weit aus,

bis in den Weltraum hinein. Fragen, die sich Kinder immer wieder stellen, werden

hier wachgerufen. Wer bin ich – angesichts der Größe der Welt und der Weite des

Kosmos?

An dieser Stelle kann gut in ein theologisches und philosophisches Gespräch mit Kin-

dern eingetreten werden.

Methodische Hinweise

Die Arbeit mit der Schulbuchseite kann durch die Erzählung M 1 vorbereitet werden:

Zwei Kinder denken abends beim Schlafengehen über Erlebnisse des Tages nach und

philosophieren über die Schöpfung; die Geschichte endet offen und lädt die Kinder der

Klasse ein, eigene Fragen und Gedanken einzubringen.

Im nachfolgenden Gespräch werden sicher zunächst eigene Erlebnisse geschildert,

die in Beziehung zur Geschichte stehen. Anschließend werden Fragen benannt

und nach ersten Lösungen gesucht. Die wichtigsten Fragen und erste Lösungsan-

sätze werden gesammelt und von der Lehrkraft oder den Kindern schriftlich fest-

gehalten (je nach Zeitpunkt des Einsatzes der Thematik). Dies könnte auf großen

Karteikarten geschehen, die an eine Wand des Klassenraums angebracht werden.

Seite 15

47 | Wir freuen uns an der Schöpfung

48 | Wir freuen uns an der Schöpfung

Die Kinder betrachten die Schulbuchseite. Sie erkennen, dass das Kind vermutlich

ebenfalls solche Fragen stellt und nach Antworten sucht. Gemeinsam wird das Gedicht gelesen. Die Kinder denken darüber nach, ob sie durch das Gedicht neue Erkenntnisse

gewinnen können. Über die Wertschätzung und Einmaligkeit jedes einzelnen Kindes

soll vertiefend gesprochen werden (Was bedeutet das? Was macht mich einmalig?).

Spiel: Du kannst etwas: Die Kinder laufen im Raum umher. Wenn sie sich treffen, sagen sie

einander, was den anderen so einmalig macht (oder: Alle Kinder haben ein Stück Papier

auf dem Rücken: Sie schreiben oder malen einander auf den Rücken, was den anderen

einmalig macht). Die Kinder sollen darauf achten, dass kein Zettel leer bleibt. Im Kreis

werden anschließend die Erfahrungen ausgetauscht (was andere an mir wahrnehmen).

Gestaltungsarbeit: Im Anschluss daran gestalten die Kinder ihren eigenen Körper-

umriss. Entweder sie gestalten ihn in Körpergröße oder die Lehrkraft wählt eine ver-

kleinerte Variante als Hefteintrag (M 2). Eine Kooperation mit dem Fach Kunst wäre

sinnvoll. In den Körper schreiben und malen die Kinder über sich selbst.

Eine Verknüpfung mit dem ersten Kapitel des Schulbuches „Ich bin einmalig“ bietet

sich an, aber auch beispielsweise eine Verbindung mit „Abraham“ (Segen), „Jesus“

(Kindersegnung) und „Viel Glück und viel Segen“ (Gefühle) ist denkbar.

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• wissen,dassMenschenüberdieEntstehungderWeltforschen.

• wissen,dassdieBibelvonGottesSchöpfungineinemLobliederzählt.

• kennendieErzählungvomParadiesausGenesis2.

• könneneinLobliedaufGottesSchöpfungsingen.

Materialien

M 3 Gottes wunderschöner

Garten

Die Schulbuchseiten 16 und 17 wirken auf den ersten Blick sicher ungewohnt, denn

der biblische Schöpfungsbericht und die naturwissenschaftliche Frage nach der Welt-

entstehung sind nebeneinander gestellt. Dies haben wir aus gutem Grund so entschie-

den. Einleitend wurde erwähnt, dass der biblische Schöpfungsbericht dem Weltbild

von Kindern dieses Alters entspricht. Gleichzeitig kennen sie Dinosaurier und fragen

sich, wie die Welt entstanden ist. Es entspricht dem kindlichen Denken, dass bei-

de Zugänge unverbunden nebeneinander stehen können und zunächst nicht in Kon-

kurrenz zueinander treten. Wenn dann aber die Konkurrenz einsetzt, gewinnt meist

die wissenschaftliche Betrachtungsweise. Unsere Schulbuchseiten regen ganz bewusst

dazu an, beide Zugänge zur Schöpfung in ein produktives Verhältnis zu setzen, das

nicht in einem Entweder-Oder endet, da es sich um unterschiedliche Perspektiven auf

die Welt handelt.

Sachinformation zur zweiten Schöpfungserzählung

(Genesis 2,2b – 15)

Die zweite der beiden Schöpfungserzählungen ist aller Wahrscheinlichkeit

nach zur Zeit der ersten literarischen Fassung der Geschichte und den My-

then Israels entstanden. Das war zur Zeit der ersten Könige. In einer eher

von Trockenheit und Wüsten geprägten Landschaft beschreiben die Verfasser

Gottes Schöpfung als paradiesischen Garten, in dem es eine Lust ist zu leben.

Der Mensch ist erstes Geschöpf, gemacht aus dem Ackerboden, und hat die

Aufgabe des Bebauens und Bewahrens, des Nutzens und des Schutzes der

gesamten Schöpfung.

Auf Seite 16 wurde im oberen Abschnitt ein Foto des Kosmos (Milchstraße) gesetzt

sowie ein Kupferstich, der einen Menschen bei der Betrachtung des Universums durch

ein Teleskop zeigt. Diese beiden Bilder werden von den Kindern leicht identifiziert

werden können und mit der Erforschung des Universums verbunden werden. Unten

sind Möglichkeiten abgebildet, selbst zu forschen, sei es in der freien Natur, am Com-

puter oder im Naturkundemuseum.

Methodische Hinweise

Die Kinder betrachten die Schulbuchseite. Sie werden verschiedene Assoziationen benennen: Einige Kinder werden sicherlich den Bezug zur Geschichte von Tim und

Kira herstellen. Dies ist förderlich, denn auch hieran kann erkannt werden, dass die

naturwissenschaftliche Fragerichtung nach dem „Wie“ und die individuelle Fragestel-

lung nach dem „Warum“ bzw. dem Sinn der Schöpfung unterschiedliche Perspektiven

darstellen. Kenntnisse aus dem Bereich der Astronomie, Erfahrungen beim Sammeln

von Steinen oder Fossilien, Erlebnisse in einem Naturkundemuseum, möglicherweise

auch Rechercheergebnisse im Internet werden nun eingebracht. Einige Kinder haben

sicher auch Bücher zum Thema.

Wichtige Stichworte, die anschließend zu einer Ausstellung führen können, werden

festgehalten: Bücher, Steine, Dinosauriermodelle,… Jede/r Schüler/in denkt über ei-

nen Beitrag zur Ausstellung nach. Ausstellungsgegenstände sollen mit einem Schild

versehen werden, das den Gegenstand näher beschreibt. Ziel ist es, die Vielfalt der

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Recherchemöglichkeiten aufzuzeigen und zum Staunen über unsere Welt anzuregen.

Wenn die Einheit schon im ersten Halbjahr des 1. Schuljahres umgesetzt wird, muss

der Stand im Schreibprozess beachtet werden; in diesem Fall nimmt die Lehrkraft die

Beschriftung vor.

Eine Fächerverbindung mit dem Sachunterricht ist an dieser Stelle wünschenswert.

Lerngänge zu einem Naturkundemuseum oder zu einer Sternwarte wären reizvoll.

Methodische Hinweise

Die Stunde kann mit dem Lied „Laudato si“ (EG 515/LJ 307) beginnen. Da es die

Kinder erfahrungsgemäß begeistert und sie engagiert beteiligt sind, kann es das Lob

auf die Schöpfung verdeutlichen und geradezu „verleiblichen“.

Die Geschichte des Garten Edens wird erzählt (M 3). Der Schwerpunkt der Erzäh-

lung liegt auf der Schönheit des Gartens und dem Staunen des Menschen, als er alles

betrachtet.

Daneben sollen erste Anklänge deutlich werden, wozu ich auf dieser Welt bin und wie

ich staunen, aber mich auch um diesen Garten kümmern kann.

Die plastische Erzählung von Gott als einem „Lehm-Meister“ legt nahe, mit den Kin-

dern den Garten gemeinsam zu gestalten. Knetmasse, Ton und jede Form von Natur-

materialien eignen sich dazu, in der Gruppe einen eigenen „Garten Eden“ zu bauen.

Ein solches gemeinsames Projekt kann die Kinder dazu bringen, mit viel Sorgfalt auf

‘ihren’ Garten zu achten, ihn im wahrsten Sinne zu bebauen und zu bewahren.

Einen Anreiz für ein theologisches Gespräch stellt es im Folgenden dar, darüber

nachzudenken, weshalb Gott so einen wunderbaren Garten anlegt und was es kon-

kret heißen kann, diesen Garten zu bebauen und die Schöpfung zu bewahren.

Die Kinder werden abschließend aufgefordert, eigene Ideen zu entwickeln, von Gottes guter Schöpfung zu erzählen. Diese Ideen setzen sie in ihrem Heft in einem Bild und

gegebenenfalls auch einem kleinen Text bzw. einer eigenen Überschrift um.

Ob die Beziehung der beiden Schulbuchseiten zueinander weitergehend thema-

tisiert wird bzw. werden soll und kann, hängt von der Klassensituation und dem

Zeitpunkt des Einsatzes ab bzw. von den konkreten Fragen der Kinder. Auf keinen

Fall soll den Kindern ein Problem nahegebracht werden, das für sie keines darstellt.

Mit anderen Worten: Sollten beim Bearbeiten der beiden Seiten keine weitergehenden

Fragen zum Verhältnis der Inhalte auf den Seiten zueinander gestellt werden, dann

ist die Bearbeitung als abgeschlossen anzusehen. Sollten diese Fragen aber gestellt

werden („Was stimmt jetzt eigentlich?“, „Das kann doch nicht beides sein“, „Das

Linke stimmt, das Rechte nicht“), dann sollten zum einen das bisher Erarbeitete in Er-

innerung gerufen werden und zum anderen vor diesem Hintergrund ein theologisches

Gespräch über die Seiten 16 und 17 initiiert werden, in dessen Verlauf den Kindern die

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Seiten bzw. der Fragestellungen (Wie ist die

Welt entstanden? – Warum gibt es die Welt?) deutlicher werden. Wichtig wäre es in

diesem Zusammenhang auch, zu einem späteren Zeitpunkt – wenn von den Kindern

die Frage nach dem Verhältnis von Schöpfung und Naturwissenschaft noch offensiver

gestellt wird, also im Verlauf der Jahrgänge 3 und 4 – nochmals mit diesen Schulbuch-

seiten zu arbeiten.

Seite 17

51 | Wir freuen uns an der Schöpfung

Kompetenzspektrum

Die Kinder

•wissen,dassderSchöpfungsauftragjedemMenschengilt.

•könneneinenBeitragzurSorgeumGottesSchöpfungleisten.

• beschäftigensichmitersten„großenFragen“undtauschensich

darüber in der Gruppe aus.

Die Doppelseite 18/19 nimmt zwei Aspekte meines Lebens im Blick auf die Schöpfungs-

geschichte auf: „Wozu bin ich auf der Welt?“ und „Ich kümmere mich um die Welt“.

Die Frage „Wozu bin ich auf der Welt?“ lädt ein, mit den Kindern zusammen möglichst

viele Verben zu finden, die Antwortversuche auf diese Frage sind.

Methodische Hinweise

Die Kinder betrachten die Schulbuchseite und äußern sich spontan.

Nach dem Betrachten der Seite kann sich eine philosophische Runde anschließen mit

der Intention: Ich habe mich das auch schon öfter gefragt: Wozu bin ich auf der Welt? Die Ideen der Kinder werden auf einem Plakat / an der Tafel gesammelt.

Es könnte sich eine Weiterarbeit an „großen Fragen“ anschließen, eventuell unter-

stützt durch das Bilderbuch von Wolf Erlbruch: Die große Frage (vgl. auch die Aufgabe

‘Die große Frage: Wozu bin ich auf der Welt’ zum LehrplanPlus).

Das gemeinsame Nachdenken kann zu der Frage führen: Was denken eigentlich die

Erwachsenen darüber? Die Kinder sind als Interviewer unterwegs, fragen in der

Schule und zu Hause Erwachsene nach deren Antworten auf diese große Frage. Dann

tragen sie die Antworten im Unterricht zusammen. So kann ein erstes Gefühl dafür

Materialien

M 4 Ich kümmere mich

um die Welt

Seite 18

entstehen, ob sich Kinder- und Erwachsenenwelt in diesem Punkt nahe sind oder doch

sehr unterscheiden.

Bislang wurde schon erkennbar, wie kostbar, schön und wertvoll die Welt angelegt

ist. Mit dem Betrachten und Staunen über Gottes Schöpfung stellen sich den Kindern

„große Fragen“, die zum Philosophieren in der Gruppe einladen. Mit den Schöpfungs-

erzählungen fest verbunden ist der Auftrag an den Menschen, die Erde zu bebauen

und zu bewahren (Genesis 2,15; siehe auch Genesis 1,28: „Macht sie euch untertan“

ist im Sinne der fürsorglichen Pflege zu verstehen). In den meisten Klassen werden

die Kinder bis zu diesem Zeitpunkt des Schulbuches schon eingebracht haben, dass es

auch unschöne Entwicklungen auf der Welt gibt und Menschen sich darum kümmern

sollen, die Welt zu bewahren. Doch welchen Beitrag kann das einzelne Kind leisten?

Die Beantwortung dieser Frage wird durch die Schulbuchseite 19 angeregt. Wichtig ist

allerdings, dass diese Seite keinen moralischen Druck auf die Kinder auslösen darf (im

Sinne von „Du musst…“), sondern dass sie die Mithilfe an der Erhaltung der Schöp-

fung als wichtige und sinnvolle Aufgabe begreifen lernen, die im Kleinen und in der

Einstellung zu täglichen Aufgaben beginnt.

Methodische Hinweise

Wenn die Kinder die Schulbuchseite 19 betrachten, werden sie in der Regel zu den verschiedenen Anregungen Beiträge bringen:

– methodische Beiträge, wie die Gedankensonnen zu vervollständigen sind. (Welchen

Vorteil hat es, Gedanken in Form von Gedankensonnen zu ordnen? Wie gehe ich vor?)

– inhaltliche Beiträge, die verdeutlichen, was man tun könnte, und solche, mit denen

die Kinder erkennen lassen, was sie bereits tun. Dies kann sich auf Bereiche beziehen,

die im Schulbuch genannt werden und auf solche, die von den Kindern neu einge-

bracht werden.

Je nach Zusammensetzung der Klasse und Zeitpunkt der Bearbeitung dieses Kapitels

bieten sich folgende methodische Vorschläge an:

– Zu einzelnen Handlungsfeldern werden gemeinsam Ideen gesammelt und große

Gedankensonnen oder gar Gedankenschwärme entwickelt. Alternativ kann dies in

Gruppenarbeit geschehen (arbeitsgleich oder arbeitsteilig).

– Jedes einzelne Kind überlegt drei Aspekte, die es im eigenen Erfahrungsbereich

verwirklichen könnte, und schreibt/malt diese Aspekte ins Heft.

– Die Kinder fertigen eigene Gedankensonnen an (M 4).

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Seite 19

Kompetenzspektrum

Die Kinder

• wendensichimGebetanGott.SiekönnenLob,DanksowieFragen

zum Ausdruck bringen.

• könnenihrenLernzuwachsundihrenochoffenenFragensowie

Interessen benennen.

Nachdem viel über unser Dasein in der Schöpfung und Anklänge an unsere Verant-

wortung mit den Kindern nachgedacht und gearbeitet wurde, lädt diese Seite noch-

mals dazu ein, sich an Gottes Schöpfung zu freuen und ihn zu loben. Dabei steht das

Singen und Beten im Vordergrund.

Methodische Hinweise

Das Lied „Geh aus, mein Herz“ (vgl. auch SB S. 88) wird gemeinsam gesungen. Es

kann auch die Einheit von Anfang an als wiederkehrendes Lied begleiten und die

Stunde jeweils einleiten oder beschließen.

Wo es möglich ist, bietet sich ein Unterrichtsgang in den Schulgarten/auf eine Wie-se an. Sollte es dabei Pusteblumen geben, umso besser.

Impuls zum Theologisieren für die Kinder: Stellt euch vor, jedes Löwenzahnschirm-

chen ist ein Dank an Gott dafür, wie wunderbar er seinen Garten gestaltet hat. Mein

Herz ist manchmal so voll, dass es überläuft und mein Dank an Gott muss hinaus,

so wie die Schirmchen wegfliegen. Dort, wo sie landen, kann ein neuer Löwenzahn

wachsen, der vielleicht wieder andere Kinder zum Staunen und zum Singen bringt.

Aus selbst verfassten Dankgebeten, dem gemeinsamen Pusteblumen-Pusten und dem

Lied ‚Geh aus, mein Herz‘ kann sich eine kleine ‚Liturgie‘ im Freien entwickeln.

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Zum grundsätzlichen Umgang mit der Seite „Spurensuche“ siehe S. 6–8. Für das

Schöpfungskapitel sind zudem folgende Hinweise bedeutsam:

– Der Bibelvers betont, dass jeder Mensch wertvoll ist. Dies ist eine sinnvolle Ergän-

zung zur Schöpfungserzählung sowie zur Geschichte von Tim und Kira. Der Vers lädt

ein, bewusst die Einmaligkeit der eigenen Person wahrzunehmen und eigenständige

Formulierungen dafür zu entwickeln. „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar ge-

macht bin.“ (Psalm 139, Vers 14)

– Das Kinderzitat regt dazu an, die Nähe Gottes zu bedenken. Erfahrungsgemäß beto-

nen Kinder zum einen, dass Gott bei jedem Menschen ist, evtl. sagen sie auch, dass Gott

im Herzen der Menschen wohnt. Zum anderen könnten an dieser Stelle auch Gedanken

zu Jesus eingebracht werden, der Gottes Nähe erlebbar und erfahrbar macht.

– Das Schild „Vorsicht Krötenwanderung“ stellt eine Weiterführung der Möglich-

keiten der Menschen dar, für die Bewahrung der Schöpfung einzustehen.

LITERATURHINWEISE

Reents, Christine, Urgeschichte. Risse in Gottes Schöpfung und ein Funke Hoffnung.

In: Lachmann, Rainer/Adam, Gottfried/Reents, Christine (Hg.), Elementare Bibel-

texte. Exegetisch-systematisch-didaktisch. TLL, Band 2. Göttingen 32008, S. 27-49.

SingspielStorck, Dieter/Nagel, Matthias, Diese Erde ist dein Garten. Ein Singspiel für Kinder

zum Thema Schöpfung. Audio-CD, Mitmach-Liederbuch mit Playback-CD, Werkbuch

und Partitur. Stuttgart 2009/2010.

Empfehlenswerte Bilderbücher zur Schöpfungs- und zur SintfluterzählungHornung, Helga, Lalu und die Schöpfung. Luzern 22004.

Janisch, Heinz, Wie war das am Anfang? Wien 2009.

Kasuya, Masahiro, Jan wundert sich. Hamburg 31996.

Kasuya, Masahiro, Schöpfung. Hamburg 141998.

Erlbruch Wolf, Die große Frage, Wuppertal 32004.

Zum Philosophieren und Theologisieren geeignetOberthür, Rainer, Neles Buch der großen Fragen. Eine Entdeckungsreise

zu den Geheimnissen des Lebens. München 62002.

Oberthür, Rainer, Neles Tagebuch: Zum Staunen, Nachdenken und Mitmachen.

München 2006.

Sachbücher für KinderEnglert, Sylvia, Frag doch mal…die Maus! - Weltall. München 2008.

Nase, Daniela, Frag doch mal… die Maus! – Mein Körper. München 2007.

Pellant, Chris, Tessloffs erstes Buch der Fossilien, Steine und Mineralien. Nürnberg 2002.

Witt, Reinhard, Wir entdecken die Natur. Ravensburg 2007.

Gerlach, Christine u.a., Natur erkunden – Natur schützen. Die große Ideen- und

Projektkiste für Kinder. Mülheim 1999.

Seite 21

Am Abend

Kira und Tim sind noch wach. Ein toller Tag liegt hinter ihnen. Heute waren die beiden

mit ihren Eltern in den Bergen wandern. Von ganz oben sieht die Welt doch ziemlich

anders aus. Klein und fast nicht zu erkennen war da ihre Unterkunft, in der sie jetzt

in ihren Betten liegen.

Beim Wandern sind sie auch an einem Bergsee vorbei gekommen. Hier haben sie Rast

gemacht. Das Wasser war zum Baden zu kalt, aber Kira und Tim hatten viel Spaß,

denn sie haben kleine Kieselsteine in den See geflippert. Manchmal hat es gut ge-

klappt, aber wenn die Steine nicht flach genug waren, ging es nicht so gut.

Jetzt am Abend, von ihren Betten aus, ist der Bergsee wieder weit entfernt. Und hätten

sie nicht hier in den Bergen Urlaub gemacht, sie hätten wohl nie den Bergsee und die

Steine kennengelernt.

„Bist du noch wach?“, fragt Tim.

„Ja, du zum Glück auch!“, antwortet Kira.

„Der Bergsee hat mir gut gefallen, hoffentlich gehen wir da nochmal hin,“ sagt Tim.

„Und mir die Aussicht! So weit konnte ich sehen. Ob wir von hier aus erkennen

können, wo wir heute Mittag waren?“, möchte Kira wissen.

„Jetzt bestimmt nicht, es ist doch dunkel“, erwidert Tim.

Die beiden schlüpfen dennoch aus ihren Betten und gehen zum Fenster.

„Stimmt, viel zu dunkel, aber es müsste da oben sein. Oh, der Sternenhimmel,

schau nur!“, ruft Tim.

Und nach einer kurzen Pause flüstert er: „Stell dir vor, wir könnten dort hin.“

„Quatsch“, lacht Kira.

„Stell es dir nur mal vor“, bittet Tim. „Wir könnten dort hin und würden dann auf

unsere Erde sehen.“

„Warum ist das wichtig?“, fragt Kira.

„Nur so“, sagt Tim. „Ich finde das spannend.“

Schweigend blicken die beiden in den Sternenhimmel.

Da sagt Kira: „Ob es wohl auf der Erde so viele Menschen gibt, wie es Sterne gibt?“

Tim zuckt seine Schultern und lacht: „Weiß ich nicht, aber jetzt stellst du

auch solche Fragen.“

„Auf jeden Fall sehen wir Menschen anders aus“, sagt Kira nachdenklich.

„Und wir können denken, lachen, weinen, fühlen, uns bewegen – und nachdenken.“

Wieder entsteht eine Pause.

„Macht es dir Spaß nachzudenken?“, fragt Kira. Tim nickt. „Großen Spaß!“

Beide schauen wieder in den Sternenhimmel.

„Lass uns ins Bett gehen, mir wird langsam kalt“, sagt Kira.

„Aber ich bin noch nicht müde!“

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M 1

© Calwer Verlag / Diesterweg

56 | Wir freuen uns an der Schöpfung

M 2

© Calwer Verlag / Diesterweg

Ich bin ich

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M 3 Gottes wunderschöner Garten

Tim freut sich auf das Wochenende. Er fährt zu Opa Franz und Oma Susanne. Das wird

bestimmt wieder wunderschön. Und auch das Wetter meint es gut. Am Samstag strahlt die

Sonne mit Tim um die Wette.

„Na, was machen wir heute“, fragt Tim schon ganz ungeduldig, kaum dass seine Mutter

wieder weggefahren ist. „Erst mal langsam“, brummt Opa Franz. „Heute ist der Garten

dran. Wir haben einiges zu tun.“ „Prima“, freut sich Tim und schon sind beide im Garten

verschwunden.

Oma Susanne hat neue Pflanzen eingekauft und die müssen „in die Erde“, wie sie den bei-

den gesagt hat. Tim ist voller Eifer dabei. Mit seinem Spaten gräbt er Löcher. Sein Großvater

setzt die neuen Pflanzen, Tim füllt mit Erde auf und Großmutter gießt die frisch gepflanzten

Blumen und Sträucher.

„Opa, das ist ganz schön viel Arbeit“, meldet sich Tim und schnauft schon ein wenig. „Tja,

wer einen schönen Garten haben will, der muss sich auch ganz schön drum kümmern“,

antwortet Tims Großvater. „Aber das hier ist die letzte Pflanze“, beruhigt er seinen Enkel.

Bald sind sie fertig.

Ein wenig müde legt sich Tim mitten auf den Rasen und freut sich an der Sonne, den Blumen

und Pflanzen und dem Gesang der Vögel. „Das ist ein toller Tag“, freut er sich.

Dann schaut er auf seine schmutzigen Hände und Hosen. „So muss Gott auch ausgeschaut

haben“, stellt er auf einmal fest. „Wirklich? Wie kommst du denn darauf?“, fragt ihn seine

Großmutter. „Na, als er den Menschen fertig hatte“. Und schon flitzt Tim ins Esszimmer und

holt die Kinderbibel, die im Regal steht. „Halt, erst einmal die Hände waschen“, ruft der

Großvater und lacht dabei. „Gott hat sie sich sicher auch nicht gewaschen“, murrt Tim vor

sich hin, geht aber ins Bad. Mit fast sauberen Händen schlägt er die Bibel auf und Opa Franz

muss vorlesen. Und diese Geschichte mag Tim.

„Als Gott Himmel und Erde machte, war noch alles ganz leer, kein Baum, kein Strauch, keine

Pflanze. Es hatte noch nicht auf die Erde geregnet“. „Klar, dass dann nichts wächst“, rührt

sich Tim. Wie Pflanzen wachsen, das weiß er schon lange, mindestens so lange, wie er Opa

und Oma im Garten hilft.

„Aber es gab schon etwas Feuchtigkeit, die nachts aufstieg und die Erde dunkel färbte“, liest

Opa weiter. „Da formte Gott einen Menschen aus Erde und machte ihn zu einem lebendigen

Wesen. Dann legte Gott einen Garten an. Er ließ Bäume wachsen, Pflanzen gedeihen, Blu-

men blühen und mitten im Garten war eine Quelle, die den Garten mit Wasser versorgte. Und

Gott setzte den Menschen mitten hinein, damit dieser den Garten bebaue und bewahre.“

„Wer einen schönen Garten haben will, muss sich drum kümmern“, wiederholt Tim das,

was sein Opa ihm heute erst gesagt hatte. „Lies weiter“, fordert er seinen Großvater auf.

„Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Und so formte Gott aus Lehm

die Tiere.“ „Und am Ende einen zweiten Menschen“, lässt sich Oma hören, die mit Limonade

zu den beiden kommt. „Und dieser schaut etwas anders aus als der erste Mensch“. „Gott sei

Dank“, sagt Opa Franz und zwinkert seiner Frau zu. „Ja, ja“, sagt Tim, „ich weiß schon. Das

sind dann Mann und Frau. Die haben sich sicher über den tollen Garten gefreut. Aber der

macht auch Arbeit“. „Da hast du ganz recht“, antwortet Oma und streicht ihm übers Haar.

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M 4 Ich kümmere mich um die Welt

© Calwer Verlag / Diesterweg

Schreibe oder male, was du tun kannst.