»Ich werdeBerater!« – Oder: Die Trias-Reise vom Ich zum Selbst

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64 profile 22 · 11 ...................................................................................................................... features Sabina Schoefer »Ich werde Berater!« – Oder: Die Trias- Reise vom Ich zum Selbst »Ich schreibe das, weil ich sehr genau die Selbstdarstellung von Menschen in diesem Job (Beratung) beobachte und registriere. Demnach sind auf dem Markt alle innovativ, intuitiv, mutig, engagiert, professionell, flexibel, wirksam etc. und bieten die scheinbar perfekte Beratung. Das verunsichert mich, weil es nicht prüfbar ist, und ich zweifele das einfach an. Diese Form der Selbstdarstellung stößt mich ab, weil dazu nicht viel gehört und dies ständig reproduziert wird nach dem Motto ›Lieber dick auftragen als brotlos enden‹. Das kratzt doch höchstens an der äußeren Beraterhülle.« Dieses Zitat stammt von einem Teilnehmer am Ende seiner Aus- bildung und war Teil seines Gesellenstücks, das er der gesamten Gruppe präsentierte. Es illustriert die Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Beraterberuf bei Trias und greift auf 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung »Coaching, Supervision und Organisations- entwicklung« zurück. Trias – das sind einzigartige und erfahrene Teilnehmer, allesamt berufliche Profis im Alter von 30 bis 63 Jahren aus verschiedensten Organisationen und Ausbildungsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und es sind vielseitige und unterschiedliche Lehrpersönlichkeiten aus allen Teilen der Welt, mit verschiedenen Hintergründen, Schulen, Erfahrungen, Stilen und Charakteren. Die Trias-Reise Die Trias-Reise, was ist das? Worauf lässt sich ein Teilnehmer da ein? Auf unerwartete Vielfalt und Unterschiedlichkeit, keine vorgefertigten Unterlagen oder Powerpoint-Präsentationen. Stattdessen nimmt man den fast körperlich spürbaren Druck »Ich werde oder bin Berater!« gepaart mit dem Anspruch »Ich will alles!« wahr. SABINA SCHOEFER, Dr.; stu- dierte Soziologie und Slawistik, arbeitete als Dozentin und Seminarleiterin in der Erwach- senenbildung und war in der Forschung tätig; Promotion zum Thema Organisationsentwick- lung; spätere Ausbildung zur professionellen Trainerin, syste- mischen Beraterin und Coach bei Trias in Boston; sie berät seit 15 Jahren und arbeitete zuletzt als Senior Consultant und Director Research in einer internationalen Beratungsfirma in Hamburg; der- zeit ist sie Direktorin der Bremer Volkshochschule; sie ist im Beirat der Zeitschrift Profile. Profile22.indd Abs1:64 Profile22.indd Abs1:64 03.02.2012 5:53:48 Uhr 03.02.2012 5:53:48 Uhr

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Dr. SABINA SCHOEFER

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s Sabina Schoefer

»Ich werde Berater!« – Oder: Die Trias-Reise vom Ich zum Selbst

»Ich schreibe das, weil ich sehr genau die Selbstdarstellung von Menschen in diesem Job (Beratung) beobachte und registriere. Demnach sind auf dem Markt alle innovativ, intuitiv, mutig, engagiert, professionell, fl exibel, wirksam etc. und bieten die scheinbar perfekte Beratung. Das verunsichert mich, weil es nicht prüfbar ist, und ich zweifele das einfach an. Diese Form der Selbstdarstellung stößt mich ab, weil dazu nicht viel gehört und dies ständig reproduziert wird nach dem Motto ›Lieber dick auftragen als brotlos enden‹. Das kratzt doch höchstens an der äußeren Beraterhülle.«

Dieses Zitat stammt von einem Teilnehmer am Ende seiner Aus-bildung und war Teil seines Gesellenstücks, das er der gesamten Gruppe präsentierte. Es illustriert die Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Beraterberuf bei Trias und greift auf 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung »Coaching, Supervision und Organisations-entwicklung« zurück. Trias – das sind einzigartige und erfahrene Teilnehmer, allesamt berufl iche Profi s im Alter von 30 bis 63 Jahren aus verschiedensten Organisationen und Ausbildungsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und es sind vielseitige und unterschiedliche Lehrpersönlichkeiten aus allen Teilen der Welt, mit verschiedenen Hintergründen, Schulen, Erfahrungen, Stilen und Charakteren.

Die Trias-Reise

Die Trias-Reise, was ist das? Worauf lässt sich ein Teilnehmer da ein? Auf unerwartete Vielfalt und Unterschiedlichkeit, keine vorgefertigten Unterlagen oder Powerpoint-Präsentationen. Stattdessen nimmt man den fast körperlich spürbaren Druck »Ich werde oder bin Berater!« gepaart mit dem Anspruch »Ich will alles!« wahr.

SABINA SCHOEFER, Dr.; stu-dierte Soziologie und Slawistik, arbeitete als Dozentin und Seminarleiterin in der Erwach-senenbildung und war in der Forschung tätig; Promotion zum Thema Organisationsentwick-lung; spätere Ausbildung zur professionellen Trainerin, syste-mischen Beraterin und Coach bei Trias in Boston; sie berät seit 15 Jahren und arbeitete zuletzt als Senior Consultant und Director Research in einer internationalen Beratungsfi rma in Hamburg; der-zeit ist sie Direktorin der Bremer Volkshochschule; sie ist im Beirat der Zeitschrift Profi le.

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Als früherer Trias-Lehrling und als Trias-Lehrende habe ich diese typische Situation immer wieder mit großer Achtung erlebt: Achtung vor der Trias-Didaktik und Methodik, die solche fast ausweglosen Lernsituationen als Chance lehrt und eine einzigartige Semesterstruktur geschaf-fen hat, die Teilnehmer sicher von hier nach dort trägt, ihnen hinüber hilft und den Übergang vom nimmersatten fordernden Ich zum erwachsenen Berater-Selbst gestaltet, ohne dies je in den Vor-dergrund zu stellen.

Der Trias-Ausbildungsstruktur gelingt zudem etwas nicht ganz so Selbstverständliches: das vagabundierende Beratervolk aus unterschied-lichen Schulen und geografi schen Standorten als Lehr-Staff relativ punktgenau in die Sequenz oder Supervision landen zu lassen, die für die Teilnehmer gerade von inhaltlicher Bedeutung ist. Das ist nicht ohne und geht auch manchmal schief, denn hier steuert Trias durch die Klippen höchster Komplexität und zugleich Individualität einer Berufsgruppe, die weltweit unterschiedlichs-te Klienten oder Projekte berät, manchmal kaum erreichbar ist und völlig anderen Dynamiken als der einer Ausbildungsgruppe unterliegt. Dennoch kommen die meisten Lehrpersonen immer wieder, manche regelmäßig, einige nach längerer Pause, andere begleitend aus der Ferne oder über einen längeren Umweg.

Was eint die Trias-Lehrenden und die -Ler-nenden, trotz enormer Vielfalt und Unter-schiedlichkeit, manchmal auch konkurrierender Beratersituation, sodass sie gern zu ihren Trias-Ausbildungsgruppen kommen?

Es sind drei Dinge: Erstens die Geduld und Hartnäckigkeit der Gründerperson Gerhard Fatzer mit seinem Staff, zweitens die Grundhaltung der Organisationsentwicklung, wach und hilfreich zu sein. Dies bedeutet, wach beim Aushalten von Unterschiedlichkeit und Vielfalt zu sein und hilf-reich in der Selbstwerdung von Teilnehmern und Staff. Kommen und gehen lassen, je nachdem was gerade nötig ist, ermöglichen, aushalten, Abschied nehmen, mit dem eigenen Selbst lernen – diese Philosophie trägt die Trias-Lehr-Community im Herzen. Nicht einfach so, sondern als Handwerk über Jahrzehnte international gelernt, durchdacht, erprobt. Und immer wieder unterschiedlich. Und drittens ist es naive, d.h. unvoreingenommene, Neugierde, um möglichst viel voneinander und über die unterschiedlichen Organisationen ler-nen zu wollen. Das alles eint die Lehrenden und Lernenden. Bei Trias können Sie gewiss sein, dass Ihnen offene Augenpaare begegnen, dass man

Ihnen zuhört, dass Ihnen überraschende Fragen gestellt werden.

Der feine Unterschied – die Trias Ausbildung im Schnelldurchlauf

Da sitzen sie nun, die Beraterlehrlinge mit offenen Augen, enormer Berufsprofessionalität – und gro-ßen Erwartungen. Wie fängt man eine solche erste Begegnung an? Das Lehrkonzept beginnt mit den Grundmodellen der Beratung, oder besser, mit der angemessenen Grundhaltung für Anfragen an Beratung.

Eine Trias-Gruppe kommt schnell in Schwung, indem die Erlebnisse mit Beratung im eigenen Berufsumfeld analysiert werden. Die sind unter-schiedlich, das wird schnell klar. Allein die Kontex-te der Teilnehmer – z. B. soziale Organisationen, Parteien, DAX-Unternehmen, Kleinbetriebe – , diese Internen, Externen, Träumer, Angestellten, Selbstständigen, Betroffenen oder Aktiven in einen einzigen Raum zu setzen, das ist gewagt. Sie sind als Persönlichkeiten per se verschieden, herausfordernd und verwirrend. Diese Irritation ist gewollt, denn so nimmt die erste übergreifende Gemeinsamkeit feste Gestalt an: die Analyse des Erstkontakts bzw. die erlebte Vertragsgestaltung in eigenen Beratungsprozessen oder -erlebnis-sen.

Ich habe hier bisher keine Gruppe erlebt, in der gerade dieses kleine so wichtige Mosaik-steinchen mit Namen »Kontrakt« in der erlebten Praxis jemals so professionell angegangen worden ist. Trias verteilt die »Erstausstattung« für Bera-ter und Beraterinnen sofort und mit gewollter Irritation: den Auftrag dahingehend klären, in welchem Modus – Experte, Arzt-Patient, Prozess – beim Klienten gearbeitet werden soll, welcher Kliententyp im konkreten Auftrag einzubeziehen ist, was die Erwartungen des Auftraggebers und des Beraters an der künftigen Zusammenarbeit oder das Ergebnis sind, welcher Kontrakt für Auftraggeber und Beratung dementsprechend auszuformulieren ist.

Einen Trias-Berater erkennen Sie daran, dass er oder sie, bevor er im Klientensystem in Erscheinung oder Aktion tritt, das System über einen Kontrakt zum Was und Wie in Vorarbeit gehen lässt – und nicht, wie häufi g erlebt, erst über die Summe des Honorars verhandelt. Das übliche Berater-Muster Auftrag-Angebot-Hono-

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rarverhandlung wird bewusst und von Anfang an unterbrochen. Schmunzelnd kann ich heute sagen, dass der Motor für die Gruppendynamik in der Ausbildung dort bereits vorsätzlich und absolut unsichtbar angeworfen wird. Das sorgt für Leben!

Einen Trias-Berater erkennen Sie zudem an seinem »Modelling«, dem Spielen mit Modellen und Theorien. »Modelling á la Trias« gehört zur Erstausstattung und wird ebenfalls gleich gestar-tet. Es lässt sich in etwa so übersetzen: »Traue keinem isolierten Modell, sondern kombiniere es mit möglichst mehreren, bis du den geeigneten Ausschnitt gefunden hast, um deinen Auftrag im Vorfeld mit deinem Klienten theoretisch solide zu analysieren. ›Modelling‹ ist im Laufe deines Bera-tungsmandats nie abgeschlossen und ist Stilmittel deiner Beratung.« Das lernt der Beraterlehrling sofort und von Anfang an.

Eine weitere unverkennbare Eigenschaft eines Trias-Beraters ist seine Fähigkeit, zuverlässige und für den Klienten verständliche Diagnosen zu stellen. Das ist wirklich eine Spezialität, weil die Beraterlehrlinge das »Modelling à la Trias« für die großen Anfragen zu Gesamtorganisation, Team, Großgruppe, Person und für die Themengruppen Organisationsentwicklung, Personalentwicklung, Coaching, Innovation, Projektmanagement, Füh-rung, Mediation, Zukunftsgestaltung im Laufe ihrer Ausbildung »von der Pike auf« lernen und nach und nach verinnerlichen.

Damit das funktioniert, gibt es eine weitere Trias-Spezialität: Die Dreiteilung der eigenen Berater-Refl exion. Während der Ausbildung biete die Supervision unterschiedliche feste Formen für die Inhalte der Berater-Lehrlinge und späterer Berater-Profi s.

Die Gruppensupervision bietet in einer klei-neren Untergruppe Raum, sich und die anderen in ihren Beratungsmandaten zu refl ektieren. Sie erfolgt in der Ausbildung von Anfang an.

Etwas zeitversetzt – sozusagen den Mo-delling-Fortschritten der Teilnehmer angepasst – folgt die Methodensupervision. Sie fühlt dem Beraterlehrling auf den Zahn: Wie wendest du das erworbene Handwerkszeug an? Wie begründest du deine Diagnose? Welche Interventionen leitest du ab? Wie schätzt du deren Wirksamkeit ein?

Wie gehst du mit Fehlschlägen um? Wann ist dein Auftrag zu Ende und wie gestaltest du den Abschluss? Das sind die grundlegenden Fragen, die dem Lehrling unter den Augen seiner Kollegen hier gestellt werden.

Den Schlusspunkt setzt die Einzelsupervision. Sie gibt Raum und Zeit und widmet sich den exis-tentiellen Fragen des Berater-Menschen. Wer bin ich? Wohin gehe ich? Was ist mein Weg und mit wem gehe ich diesen?

Dies erfolgt parallel zu den einzelnen Modulen der gesamten Ausbildung.

Die Trias-Reise ist nie zu Ende

»Nahe kommt mir die Aussage von Gerhard (Fatzer) und Wolfgang Looss: Jeder Berater solle die eigenen Klienten oder Kunden von vor fünf Jahren bedauern, weil er zum heu-tigen Zeitpunkt erst so weit ist und erst jetzt besser handeln kann. Am Ende der Ausbildung bin ich nun so weit, ich möchte eine Selbstdar-stellung für mich erarbeiten, die mein äußeres und inneres Beraterbild umfasst. Dann komme ich vielleicht endlich zu meinem ganz eigenen Beraterlabel.«

Der gleiche bereits zitierte Teilnehmer fasst sehr schön zusammen, was bei der Trias-Berater-Community erlaubt und Standard ist: Die Berater-

Reise ist nie zu Ende. Hier gibt es kein Tabu. Zwar steht am Ende der Ausbildung zum Berater bei Trias die Präsentation des eigenen Gesellenstücks – das ist nötig, um sich mit dem erworbenen Können,

dem eigenen Stil, dem zugehörigen professionel-len Kontext zeigen zu können – sei es als Interner oder Externer.

Veränderung und Wachstum ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht – mitten in der Ausbildung und in jeder Berater-Echtzeit. Daher will ich es Ih-nen nicht vorenthalten. Ausgebildete Trias-Berater können Sie erkennen: Sie sind unbestechlich, weil sie die eigenen Veränderungen verinnerlicht ha-ben, weil sie durch die Ausbildung ihr Selbst vom Ich unterscheiden gelernt haben – in der Beratung bei Ihnen vor Ort und im eigenen Beraterleben.

Deshalb an Trias und Gerhard Fatzer: Herzlichen Glückwunsch!

Zuverlässige Diagnosen für den Klienten

erfolgen aus einer Dreiteilung der eigenen

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