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ID 13 Narrative Interviews als qualitative Methode in der Versorgungsforschung advanced Hintergrund Interviews sind die am häufigsten genutzte Daten erhebungsmethode in der qualitativen Forschung. Einen besonderen Rang nimmt das von Fritz Schütze konzipierte „narrative Interview“ ein, das systematisch die Erkenntnismöglichkeiten des Erzählens für Frage stellungen nutzt, in denen biographische Erfahrung und Bedeutungsstiftung von Interesse sind. Im Workshop wird erörtert, wie das Interview speziell für Fragestellungen der Versorgungsforschung konzipiert und eingesetzt werden kann. In praktischen Übungen wird erprobt, wie die Interviewsituation und technik angepasst werden können. Inhalte des Moduls Im ersten Teil werden die erkenntnistheoretischen und methodologischen Grundlagen des narrativen Interviews dargestellt. Besonderheiten des Erzählens als sprachlichem Handeln, der Situation und der Interaktion zwischen interviewter und interviewender Person sowie die Passung zwischen Forschungs fragestellung und dem narrativen Interview als Methode der Wahl werden erörtert, auch anhand der Frage, für welche Erkenntnisinteressen sich die Methode anbietet. Grundlagen der Interview führung, der Leitfadenkonzeption und der Adaptation an das Erkenntnisinteresse der Forschenden sowie Probleme und Möglichkeiten der Planung eines Forschungsprojekts mit narrativen Interviews werden diskutiert. Die praktische Durchführung im Feld wird anhand von Originalausschnitten aus Interviews des WebsiteProjekts „www.Krankheitserfahrungen.de“ illustriert. Anhand von krankheitserfahrungen.de wird beispielhaft erörtert, für welche Fragestellungen der Versorgungsforschung sich der Einsatz narraiver Interviews anbietet (und für welche nicht). Im zweiten Teil können die Teilnehmer in wechsel seitig geführten Kurzinterviews mit vorheriger Leitfadenplanung einen praktischen Einblick in die Methode erlangen. Zum Abschluss werden ver schiedene Auswertungsmöglichkeiten der Interviews (thematische Analyse und Codierungstechniken, performative Aspekte des Erzählens, Erzählen als Identitätskonstruktion) vorgestellt und ihre jeweiligen Grenzen und Erkenntnismöglichkeiten diskutiert. Das Seminar ist eine Einführung in Grundlagen, Methode und forschungspraktische Möglichkeiten narrativer Interviews im Rahmen der Versorgungs forschung und ist für Anfänger wie für Personen mit Interviewerfahrungen im klinischen Feld geeignet. Die Teilnehmer sollten aber Vorkenntnisse über die Grundlagen qualitativer Sozialforschung besitzen und sich mit der vorbereitenden Literatur befasst haben. Falls die Literatur vor Ort nicht verfügbar ist, kann sie von den Veranstalterinnen auf Anfrage als pdf zugesandt werden. Literaturangaben Zur allgemeinen Einführung: Meyer,T., Flick, U. (2010). Methoden der qualitativen Forschung. In H. Pfaff, E.A.M.Neugebauer, G. Glaeske & M. Schrappe (Hrsg.), Lehrbuch Versorgungsforschung. Systematik, Methodik, Anwendung (S. 296–302). Stuttgart: Schattauer. Zum narrativen Interview: Ziebland, S. (2013). Narrative Interviewing. In S. Ziebland, A. Coulter, J.D. Calabreses & L. Locock (eds.). Understanding and using health experiences. Improving patient care (pp. 38–48). Oxford: Oxford University Press. Green, J. & Thorogood, N. (2009). Qualitative methods for health research (2nd ed.). Los Angeles: Sage, pp. 93–122. Lucius-Hoene, G. (2010). Narrative Analysen. In G. Mey und K. Mruck (Hrsg.)., Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 584–600). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Referentinnen / Referenten Dr. phil. Christine Holmberg, M. P. H. Berlin School of Public Health und Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité Universitätsmedizin Berlin Zielgruppe / Teilnahmevoraussetzungen Grundkenntnisse in qualitativer Forschungsmethodik und Versorgungsforschung.

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ID 13 Narrative Interviews als qualitative Methode in der Versorgungsforschung advanced

Hintergrund

Interviews sind die am häufigsten genutzte Daten­erhebungsmethode in der qualitativen Forschung. Einen besonderen Rang nimmt das von Fritz Schütze konzipierte „narrative Interview“ ein, das systematisch die Erkenntnismöglichkeiten des Erzählens für Frage­stellungen nutzt, in denen biographische Erfahrung und Bedeutungsstiftung von Interesse sind. Im Workshop wird erörtert, wie das Interview speziell für Fragestellungen der Versorgungsforschung konzipiert und eingesetzt werden kann. In praktischen Übungen wird erprobt, wie die Interviewsituation und ­technik angepasst werden können.

Inhalte des Moduls

Im ersten Teil werden die erkenntnistheoretischen und methodologischen Grundlagen des narrativen Interviews dargestellt. Besonderheiten des Erzählens als sprachlichem Handeln, der Situation und der Interaktion zwischen interviewter und interviewender Person sowie die Passung zwischen Forschungs­ fragestellung und dem narrativen Interview als Methode der Wahl werden erörtert, auch anhand der Frage, für welche Erkenntnisinteressen sich die Methode anbietet. Grundlagen der Interview­führung, der Leitfadenkonzeption und der Adaptation an das Erkenntnisinteresse der Forschenden sowie Probleme und Möglichkeiten der Planung eines Forschungs projekts mit narrativen Interviews werden diskutiert. Die praktische Durchführung im Feld wird anhand von Originalausschnitten aus Interviews des Website­Projekts „www.Krankheitserfahrungen.de“ illustriert. Anhand von krankheitserfahrungen.de wird beispielhaft erörtert, für welche Fragestellungen der Versorgungsforschung sich der Einsatz narraiver Interviews anbietet (und für welche nicht).

Im zweiten Teil können die Teilnehmer in wechsel­seitig geführten Kurzinterviews mit vorheriger Leitfaden planung einen praktischen Einblick in die Methode erlangen. Zum Abschluss werden ver­schiedene Auswertungsmöglichkeiten der Interviews (thematische Analyse und Codierungstechniken, performative Aspekte des Erzählens, Erzählen als Identitätskonstruktion) vorgestellt und ihre jeweiligen Grenzen und Erkenntnismöglichkeiten diskutiert.

Das Seminar ist eine Einführung in Grundlagen, Methode und forschungspraktische Möglichkeiten narrativer Interviews im Rahmen der Versorgungs­forschung und ist für Anfänger wie für Personen mit Interview erfahrungen im klinischen Feld geeignet. Die Teilnehmer sollten aber Vorkenntnisse über die Grundlagen qualitativer Sozialforschung besitzen und sich mit der vorbereitenden Literatur befasst haben. Falls die Literatur vor Ort nicht verfügbar ist, kann sie von den Veranstalterinnen auf Anfrage als pdf zugesandt werden.

Literaturangaben

Zur allgemeinen Einführung: Meyer,T., Flick, U. (2010). Methoden der qualitativen Forschung. In H. Pfaff, E.A.M.Neugebauer, G. Glaeske & M. Schrappe (Hrsg.), Lehrbuch Versorgungsforschung. Systematik, Methodik, Anwendung (S. 296–302). Stuttgart: Schattauer.

Zum narrativen Interview: Ziebland, S. (2013). Narrative Interviewing. In S. Ziebland, A. Coulter, J.D. Calabreses & L. Locock (eds.). Understanding and using health experiences. Improving patient care (pp. 38–48). Oxford: Oxford University Press.

Green, J. & Thorogood, N. (2009). Qualitative methods for health research (2nd ed.). Los Angeles: Sage, pp. 93–122.

Lucius-Hoene, G. (2010). Narrative Analysen. In G. Mey und K. Mruck (Hrsg.)., Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 584–600). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Referentinnen / Referenten

Dr. phil. Christine Holmberg, M. P. H.Berlin School of Public Health und Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité Universitätsmedizin Berlin

Zielgruppe / Teilnahmevoraussetzungen

Grundkenntnisse in qualitativer Forschungsmethodik und Versorgungsforschung.