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47 Naturland Nachrichten 04 / August 2017 PRAXIS Tierische Erzeugung Ihre Ansprechpartner für Geflügelthemen: Annette Alpers Naturland Fachberaterin 02527 / 93 02 32 [email protected] Werner Vogt-Kaute Naturland Fachberatung 09357 / 9 99 52 [email protected] Martin Bär Naturland Fachberatung 0731 / 1 53 27 30 [email protected] Anne Reinsberg Naturland Fachberaterin 03363 / 5 63 98 33 [email protected] Thomas Neumaier Naturland Fachberatung 0174 / 9 87 27 88 [email protected] Carlo Horn Naturland Fachberater 03343 / 4 80 52 00 [email protected] Eutergesundheit durch richtiges Trockenstellen fördern Selektiv trocken stellen Willi und Rojane Büchel halten in Ruggell in Liechtenstein 75 Kühe, vor allem Brown Swiss mit einer durchschnitt- lichen Milchleistung um 7.600 kg. Ihr Betrieb ist im zweiten Umstellungsjahr auf ökologische Bewirtschaftung gemäss Richtlinien von BioSuisse. Büchels Herde zeichnet sich durch eine gute Euterge- sundheit aus; in den letzten sechs Jahren lag die Zellzahl immer unter 90.000. Versiegeln wirkt präventiv Der Landwirt hat gute Erfahrungen mit dem Versiegeln der Zitzen beim Trocken- stellen gemacht. Im Sommer lässt er die trocken stehenden Kühe Tag und Nacht auf die Weide. Während dieser Zeit kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Entzündungen einzelner Euterviertel. Der Landwirt führt das darauf zurück, dass sich die Zitzen nicht richtig verschlos- sen hatten und ein Tropfen Milch an der Zitzenspitze austrat. Das zog Fliegen an, die Keime mit sich brachten, welche schließlich über den Zitzenkanal ins Euter eindrangen. „Der Tropfen Milch macht das Problem“, sagt Büchel. Seitdem er seinen Kühen beim Trockenstellen ein Euterschutzpräparat, in diesem Fall das Orbeseal® von Zoetis, in die Zitzen inji- ziert, kommen Euterentzündungen in der Trockenstehzeit nur noch sehr selten vor. Zoetis ist Hersteller von Tierarzneimitteln. Das Versiegeln wirkt nicht therapeutisch, sondern präventiv. Es verhindert, dass Um Neuinfektionen beim Trockenstellen zu vermeiden, eignen sich Zitzenversiegler. Auch subklinische Euterentzündungen lassen sich beim Trockenstellen behandeln. Die dafür notwendigen Antibiotika sind aber nur ganz gezielt anzuwenden, wie ein Beispiel aus dem Fürstentum Liechtenstein zeigt. Willi Büchel zeigt die Spritze mit dem Euterschutz. Quelle: Michael Götz

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47Naturland Nachrichten 04 / August 2017

PRAXIS – Tierische Erzeugung

Ihre Ansprechpartner für Geflügelthemen:

Annette AlpersNaturland Fachberaterin

02527 / 93 02 32 [email protected]

Werner Vogt-KauteNaturland Fachberatung

09357 / 9 99 52 [email protected]

Martin BärNaturland Fachberatung

0731 / 1 53 27 30 [email protected]

Anne ReinsbergNaturland Fachberaterin

03363 / 5 63 98 33 [email protected]

Thomas NeumaierNaturland Fachberatung

0174 / 9 87 27 88 [email protected]

Carlo HornNaturland Fachberater

03343 / 4 80 52 00 [email protected]

Eutergesundheit durch richtiges Trockenstellen fördernSelektiv trocken stellen

Willi und Rojane Büchel halten in Ruggell in Liechtenstein 75 Kühe, vor allem Brown Swiss mit einer durchschnitt-lichen Milchleistung um 7.600 kg. Ihr Betrieb ist im zweiten Umstellungsjahr auf ökologische Bewirtschaftung gemäss Richtlinien von BioSuisse. Büchels Herde zeichnet sich durch eine gute Euterge-sundheit aus; in den letzten sechs Jahren lag die Zellzahl immer unter 90.000.

Versiegeln wirkt präventivDer Landwirt hat gute Erfahrungen mit dem Versiegeln der Zitzen beim Trocken-stellen gemacht. Im Sommer lässt er die trocken stehenden Kühe Tag und Nacht auf die Weide. Während dieser Zeit kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Entzündungen einzelner Euterviertel. Der Landwirt führt das darauf zurück, dass sich die Zitzen nicht richtig verschlos-sen hatten und ein Tropfen Milch an der Zitzenspitze austrat. Das zog Fliegen an, die Keime mit sich brachten, welche schließlich über den Zitzenkanal ins Euter eindrangen. „Der Tropfen Milch macht das Problem“, sagt Büchel. Seitdem er

seinen Kühen beim Trockenstellen ein Euterschutzpräparat, in diesem Fall das Orbeseal® von Zoetis, in die Zitzen inji-ziert, kommen Euterentzündungen in der

Trockenstehzeit nur noch sehr selten vor. Zoetis ist Hersteller von Tierarzneimitteln. Das Versiegeln wirkt nicht therapeutisch, sondern präventiv. Es verhindert, dass

Um Neuinfektionen beim Trockenstellen zu vermeiden, eignen sich Zitzenversiegler. Auch subklinische Euterentzündungen lassen sich beim Trockenstellen behandeln. Die dafür notwendigen Antibiotika sind aber nur ganz gezielt anzuwenden, wie ein Beispiel aus dem Fürstentum Liechtenstein zeigt.

Willi Büchel zeigt die Spritze mit dem Euterschutz. Quelle: Michael Götz

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PRAXIS – Tierische Erzeugung

Keime von außen in das Euter eindrin-gen. Anmerkung der Redaktion: Dieser Zitzenversiegler ist kein allopathisches Mittel, darf ohne Wartezeit eingesetzt werden – gilt aber nicht als Behandlung im Sinn der Richtlinienregelung.. Beim Trockenstellen im Sommer wendet der Landwirt diesen Euterschutz bei allen Kü-hen an. Im Winter hingegen, wenn es kalt ist, lässt er bei Kühen, die keine Probleme mit der Eutergesundheit haben und deren Milchfluss nicht übermässig groß ist, das Euterschutzpräparat weg.

Zuerst abklären, was wirktEs ist nicht so, dass in Büchels Herde keine Mastitis auftritt. Zeigt sich in der Milchprobenanalyse bei einer Kuh eine erhöhte Zellzahl, wendet der Landwirt den Schalmtest an. Die Ursache einer erhöhten Zellzahl muss nicht immer eine Mastitis sein. Auch Brunst oder Krankheit können zu einer vorübergehend erhöhten Zellzahl aller Euterviertel führen. Büchel entnimmt bei Problemkühen eine sterile Milchprobe und sendet sie an ein Labor. Dieses identifiziert den Erreger und führt einen Resistenztest durch. Man spricht auch von Antibiogramm. Damit wird die Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika getestet. Dies ermöglicht dem Tierarzt, das richtige Antibiotikum bezie-hungsweise das entsprechende Medika-ment zu verschreiben. Diese angepasste Vorgehensweise hat allerdings ihren Preis. Für den Nachweis von Mastitiskei-men muss der Milchviehhalter zwischen 12 und 40 Euro und für das Antibio-gramm zusätzlich 28 Euro pro Keimart rechnen. Anmerkung der Redaktion: Da die Eutergesundheit in Öko-Betrieben nicht besser ist als in konventionellen Betrieben, die Behandlungsmöglichkeiten aber eingeschränkt bzw. die Öko-Betriebe das Ziel haben, möglichst wenig Antibi-otika einzusetzen, macht dieses Vorge-hen trotz höherer Kosten aus Sicht der Beratung Sinn.

Beste Heilungschancen in der TrockenstehzeitNicht immer ist es nötig, eine Kuh mit erhöhter Zellzahl in der Laktation sofort zu behandeln. Ist das Euter nicht klinisch krank und die Laktation schon fortge-schritten, dann wartet Büchel lieber bis zum Trockenstellen ab. „Während der Trockenstehzeit sind die Heilungschan-cen am besten“, ist er überzeugt, denn in dieser Zeit bleibt das Antibiotikum im Euter. Er lässt wie oben beschrieben den Erreger bestimmen und ein Antibio-gramm erstellen. Direkt nach dem letzten

Melken gibt er das Euterschutzpräparat mit dem wirksamen Antibiotikum über die Zitze ins Euter. Da der Landwirt nur ganz gezielt oder selektiv Antibiotika einsetzt,

In welchen Fällen ist ein Antibiogramm sinnvoll? (Resistenztestes) gemäß Bio-Suisse Richtlinien:

• bevor ein kritischer Antibiotika-Wirkstoff zur Erstbehandlung eingesetzt wird

• bevor ein kritischer Antibiotika-Wirkstoff bei Gruppen- oder Euter-behandlungen eingesetzt wird

• vor der Verwendung von Trocken-stellern

Kritische oder Reserve-Antibiotika sind die Cephalosporine der dritten und vierten Generation, Fluorochinolone und Makrolide. Auf dem Markt gäbe es jedoch wirkungsvolle Alternativen, sowohl in der Laktation als auch für die Trockenstellung. „Reserveantibiotika müssen nicht immer sein“, betont Tho-mas Breuer von Zoetis Deutschland.

In den Naturland Richtlinien gibt es keinen expliziten Hinweis darauf, dass beim antibiotischen Trockenstellen ein Antibiogramm erstellt werden muss, eine prophylaktische Behandlung ist allerdings nicht zulässig. Die gute tier-ärztliche Praxis sei jedoch, bei Verdacht auf eine bakteriell bedingte Euterer-krankung ein solches Antibiogramm zu erstellen, sagt Thomas Breuer.

Auf sauberen Liegeflächen gibt es weniger Euterinfektionen. Quelle: Michael Götz

Längsschnitt durch eine Zitze. Anwendung des inter-

nen Zitzenversieglers Quelle: Zoetis

Betrieb Willi und Rojane Büchel

Futterfläche: 50 ha, davon acht Hektar SilomaisTiere: 75 Milchkühe, 40 Stück Jungvieh, durchschnittlichen Milchleistung: 7.600 kg

Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar, Praktikant, Mithilfe des Vaters

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Auch das Wohlbefinden wirkt sich auf die Eutergesundheit aus.

Quelle: Michael Götz

spricht man von selektivem Trockenstel-len. Zur antibiotischen Behandlung einer subklinischen Mastitis beim Trockenstel-len wird von der Naturland Fachberatung die Erstellung eines Antibiogrammes empfohlen. Damit möchte man Resistenz-bildungen auf Grund eines wirkungslosen Einsatzes von Antibiotika vermeiden.

Nach der Injektion des Euterschutzpräpa-rates versiegelt der Landwirt die Zitzen. Ganz wichtig sei es beim Verabreichen des internen Versieglers, die Zitze am Übergang zum Euter abzuklemmen, betont Martin Blaser, Fachtierarzt für Wiederkäuer bei Zoetis Schweiz. So werde gewährleistet, dass der Versiegler in der Zitze verbleibt und nicht in die Euterzisterne gelangt. Beim Versiegeln darf man das Euter nicht mehr massieren. Zum Schluss dippt man die Zitzen.

Der Pfropf muss rausBüchel lässt seine Kühe in der Regel sechs bis acht Wochen trocken stehen, Problemkühe eher noch etwas länger. Hat die Kuh gekalbt, melkt der Landwirt den Pfropfen des Zitzenversieglers mit der Hand aus der Zitze einfach heraus. Der Landwirt hat die Erfahrung gemacht, dass sich der Pfropf nicht immer schon beim ersten Melken völlig aus dem Zitzenka-nal herauslöst. Deswegen achtet Büchel darauf, die Kuh während der ersten Tage gut vorzumelken. Keinesfalls darf ein „versiegeltes“ Euter nach dem Abkalben ohne Vormelken mit der Melkmaschine gemolken werden. Denn das Produkt kann sonst in den Milchschläuchen kleben bleiben und lässt sich mit einer herkömm-lichen Reinigung nicht einfach entfernen.

Viele Faktoren sind ausschlaggebendDas selektive Trockenstellen ist nur ein Faktor unter vielen, die die Eutergesund-heit fördern. Wichtig ist auch die Melkhy-giene. Büchel verwendet zur Euterreini-gung jeder Kuh ein Einwegtuch. Um eine Übertragung sowohl der Antibiotika als auch der Mastitiskeime auf andere Kühe zu vermeiden, reinigt und desinfiziert er Melkbecher und Milchschläuche nach dem Melken eines kranken Euters. Eine gute Wartung der Melkeinrichtungen und die Sauberhaltung des Liegebereiches helfen ebenfalls, Mastitiskeime fernzuhal-ten. Doch es sind nicht nur die Bakterien, die zu einer Mastitis führen. Das Stallkli-ma, die Fütterung und nicht zuletzt auch

die Zucht spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. „Ich meide Stiere, deren Zellzahl-Zuchtwert deutlich nach unten abweicht“, sagt Büchel. Hapert es an einem der Fak-toren, dann können es die anderen nicht oder nur schwer ausgleichen.

Autor: Michael Götz (Dr. Ing. Agr.), Agrarjournalist GmbH, Tel.: 0041-71-877 22 29, E-Mail: [email protected] und www.agrarjournalist.ch

Michael Götz, Agrarjournalist GmbH,

Eggersriet, Schweiz