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IM LANDE DER BIBEL IM LANDE DER BIBEL 2/2006 Sport und Gesundheit in Palästina Sport und Gesundheit in Palästina

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IM LANDE DER BIBELIM LANDE DER BIBEL2/2006

Sport und Gesundheitin PalästinaSport und Gesundheitin Palästina

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IM LANDE DER BIBELIM LANDE DER BIBEL2/2006

Sport und Gesundheitin PalästinaSport und Gesundheitin Palästina

Inhalt

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Zu

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Deutsch lernenin Palästina 37

Sport... inPalästina, ab 14

Meditation... wo einer einen neuen Weg beginnt, ... 4

AktuellesPalästina am Scheideweg – Das Ende einer Vision ... 7

Christenverfolgung im Heiligen Land? 13

Sport und Gesundheit in PalästinaPalästina in Bewegung – Spielszene in der Besatzungszone 14

Die Rolle des Sportunterrichts in den Schulen der ELCJHL 22

Für jeden das richtige Angebot – Das Wellness-Center in Bethlehem 24

Basisversorgung sichern – Die neue Direktorin des 26Caritas-Baby-Hospitals stellt sich vor

Vorbeugung durch Aufklärung – Die Arbeit des Diabeteszentrums 28des Auguste-Victoria-Hospitals (AVH) in Jerusalem

Das Seniorenzentrum der Martin-Luther-Gemeinde 30in der Altstadt von Jerusalem

BuchbesprechungenLeihst du mir deinen Blick? 34

Nicht gegen mein Gewissen 36

BerichteDeutsch lernen in Palästina – Talitha-Schüler auf dem Weg 37zwischen Tradition und Fortschritt

Dringender Appell aus Beit Jala 41

Zu Ostern in Israel und Palästina – Bericht über ein Reiseprojekt 42

Hier können Sie helfen

Sportunterricht an den evangelischen Schulen in Palästina 46

Vertrauensleute des Jerusalemsvereins 32Impressum 33

IM LANDEDER

BIBEL2/2006 – 51. JAHRGANG

Zum Titelbild:Die palästinensi-sche Fußballnatio-nalspielerin HoneyThaljieh im Zwei-kampf mit einer ira-nischen Spielerinbei den WestAsianChampionships inJordanien in 9/05.

Hier könnenSie helfen 46

in diesen Tagen läuft die wohl größteisraelische Militäraktion seit langemim Gazastreifen und in der Westbankab. Um das Leben eines entführten is-raelischen Soldaten zu retten, wirdeine Militärmaschinerie in Gang ge-setzt, die vieles zerstört, was seit demvergangenen Sommer im Gazastreifenan Infrastruktur aufgebaut wurde, vorallem aber die Hoffnung der Men-schen auf die Verbesserung ihrer Le-bensverhältnisse. Während auf der is-raelischen Seite eine ganze Nation umdas Leben eines jungen Soldaten bangtund geschlossen hinter dem harten mi-litärischen Vorgehen ihrer Regierungsteht, erlebt die palästinensische Zivil-bevölkerung die israelische Militärof-fensive als groß angelegte Kollektiv-strafe, die neues Leid und einen nochtieferen Hass hervorrufen wird.

Die beiden palästinensischen Lager,Fatah und Hamas, stehen sich unver-söhnlich gegenüber, so dass nicht we-nige befürchten, dass unter den Palä-stinensern ein Bürgerkrieg ausbricht.

Unser Titelthema scheint im krassenWiderspruch zu stehen zu den aktuel-len Nachrichten oder manchen viel-leicht auch unpassend.

Wir haben die Fußball-Weltmeister-schaft zum Anlass genommen, um imvorliegenden Heft „Im Lande der Bi-bel“ verschiedene Initiativen und Akti-vitäten unserer evangelischen Part-nerkirche und staatlicher Institutionenin Palästina zur Sportförderung vonKindern und Jugendlichen vorzustel-len. Dazu gehört ein Artikel aus derFeder des Schulrates der ELCJHL, dieVorstellung des Dar al Kalima-Well-ness-Zentrums in Bethlehem und derErlebnisbericht eines deutschen Sport-studenten, der während seines neun-monatigen Aufenthalts in Beit Sahour

die palästinensische Frauen-Fußball-nationalmannschaft trainierte.

„Die Welt zu Gast bei Freunden“, solautete das Motto der Fussball-WM,die in diesem Sommer Millionen vonMenschen nicht nur bei uns begeister-te, sondern auch die Menschen im Na-hen Osten. Nur wenige Gäste aus Pa-lästina konnten die Fussball-WM per-sönlich erleben. Für die meisten sinddie Hürden zu groß, um eine Reisege-nehmigung und ein Visum zu erhalten.Dennoch verfolgten Sportbegeistertein Palästina mit demselben Enthusias-mus das Fußball-Weltereignis inDeutschland wie die Fans bei uns.

„Die Welt zu Gast bei Freunden“, einschönes Motto, eine schöne Botschaft.Nehmen wir sie in dieser Situation dereskalierenden Gewalt zum Anlass, andie Vision des ermordeten israelischenMinisterpräsidenten Rabin zu denken:Für ihn war das entscheidende Motivseines Einsatzes für den Frieden - nachder Formel „Land für Frieden“- die Er-kenntnis, dass das Leiden beider Völ-ker ein Ende haben muss, und dass dennächsten Generationen israelischerund palästinensischer Kinder ein Le-ben ohne Gewalt und Terror zusteht.Wo sind heute die Realisten im Landder Bibel, die erkennen, dass wederTerror ein Mittel zur Lösung politi-scher Konflikte ist, noch Mauern undStacheldraht ein Volk von seinem Stre-ben nach Freiheit und Selbstbestim-mung abhalten können?

In diesem Sinne hoffen wir, dass beider nächsten Fußballweltmeisterschaftauch eine palästinensische und eine is-raelische Mannschaft beim Kampf umden Goldenen Pokal mitstreiten.

In herzlicher Verbundenheit grüßt SieIhre Almut Nothnagle

Liebe Leserinnen und Leser,

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Meditation

... wo einer einen neuen Weg beginnt, ... Predigttext Apostelgeschichte 16, 23-24

Szenenwechsel: Wankende Gefängnismauern;Gefangene, die herausgeholt werden… Nun,allzu schnelle Assoziationen, die sich spontannahe legen mögen, verbieten sich. Es sind nichtdie Mauern von Jericho – weder die neuerennoch die alten, die unter Posaunenschall einbre-chen. Und es ist auch kein Simson am Werk, dereinen ganzen Saal zum Einsturz bringt. Es istnicht einmal ein David da, der mit seinem Gottüber Mauern springen kann – so sehr das heutevielleicht die einen erträumen und die anderenfürchten würden. Nein, die Mauern des Gefäng-nisses in Kleinasien wanken nur unter dem Erd-beben, so dass sich die Türen verziehen und auf-springen.

Die offene Tür zum dunklen Kerker, sie er-schließt vielleicht eine ganz andere Parallele.Wie von Ferne klingen Motive von Passion undAuferstehung Jesu an; ein Bild des weggerolltenSteins vom Grabe Jesu. Zunächst hart geschla-gen – und dann diese Doppelung: ins Gefängnis– in das innerste Gefängnis. Wer sollte dabeinicht an den Prozess Jesu denken und dann andas dunkle Grab? Der wahrsagerischen Magdhaben sie ihre Beschäftigung mit der Esoterikgenommen, und nun landen sie selbst im „esote-rischen“ Bereich eines Gefängnisses, wie der

griechische Text zu erzählen weiß. Und dann,um Mitternacht, am dunkelsten Punkt derNacht; in der tiefsten Tiefe eines menschlichenSchicksals: Kantate! Allem sichtbaren Elendzum Trotz erklingt ein Hymnus, erklingt dasGotteslob. Lobgesang im Moment der Höllen-fahrt – das hat schon was, denn wer von unswäre dazu in der Lage? Würde mir das Hadernnicht näher liegen, in solchermaßen verfahrenerSituation?

Aber Hoffnung, wo es eigentlich nichts zu hof-fen gibt – das steckt an. Das steckt an, weil esaußergewöhnlicher ist als Klage in der Not oderDank, wo es einem gut geht. Wer wollte da nichtan Dietrich Bonhoeffer erinnert werden, an sei-ne Zeit in der Haftanstalt in Tegel und an denungeheuren Eindruck, den er auf seine Mitge-fangenen hinterlassen hat? „Und die Gefange-nen hörten sie“, heißt es in der Apostelgeschich-te. Auch die Zellenwände in Tegel – wir wissenes aus Bonhoeffers Briefen – waren schall-durchlässig. Das Weinen der Mitgefangenen hater gehört und nicht immer hat er sie nur getrö-stet, sondern auch kräftig ermahnt. Am meistenwird aber (durch Wände hindurch) wohl seinunendliches Gottvertrauen fasziniert haben; sosehr, dass er selbst vor seiner Wirkung auf die

O b du nun als Volontär hier bist, als Studen-tin, als Mitarbeiter einer Organisation,

oder ob du dich durch Familien- oder Glaubens-bindungen total auf einen neuen Ort eingelassenhast – da stürmen Eindrücke auf dich ein, Men-schen, Erwartungen – bunt, faszinierend, mit-reißend, immer wieder aufbauend und tröstend.Doch manchmal kann es auch zu viel werden.

Paulus und Silas haben das erlebt auf ihremganz persönlichen neuen Weg, der sie für einigeZeit durch Kleinasien führte. Eine Frau, diestadtbekannt als Wahrsagerin in Lohn und Brotstand, hatte sich an sie gehängt. Sie hatte eswohl unerträglich laut herausposaunt: dass dasdoch Agenten Gottes seien, Leute, die wissen,

wo es lang geht zum Heil. Irgendwann habendie zwei dem allzu schrillen Spuk ein Ende ge-macht, haben, wie es im 16. Kapitel der Apo-stelgeschichte heißt, den Wahrsagegeist aus die-ser Frau ausgetrieben. Für ihre Manager eingeschäftsschädigender Akt – war doch das Ver-kaufen von Zukunftsprognosen damals wie heu-te ein einträgliches Metier.

So werden Paulus und Silas vor den Kadi ge-zerrt. Zur Sicherheit wird noch ein weiterer Vor-wurf draufgesattelt: Das sind doch Juden, undwie jedermann weiß, haben die ihre eigenenOrdnungen und veranstalten damit nichts alsAufruhr in der Stadt. Das wirkt – die Obrigkeitgreift durch.

... wo einer das Alte, Gewohnte hinter sich lässt, da kann es manchmal turbulent werden. Wer von denen, die rausgegangen sind, um in einer anderen Kultur zu leben, hätte das nichtirgendwann gemerkt?

Der neue Propst Dr. Uwe Gräbe beim Empfang nach dem Gottesdienst.

Bischof Dr. Munib Younan begrüßt den neuen Propst im Namen der ELCJHL.

Diet Koster, Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, Dr. Harald Kindermann, Botschafter der BundesrepublikDeutschland in Israel und Mordechai Levy, Religionsbeauftragter der Stadt Jerusalem (v.l.n.r.) überbringen Glückwünsche an den neuen Propst.

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D er erdrutschartige Sieg der islami-stischen Hamasbewegung bei den

palästinensischen Parlamentswahlen am25. Januar 2006 katapultierte zum er-sten Mal in der jungen Geschichte derPalästinensischen Autonomiebehörde –

wie auch in der Geschichte der arabi-schen-islamischen Welt – eine funda-mentalistisch orientierte Bewegungdurch demokratische und freie Wahlenan die Spitze eines politischen Systems.

Mitgefangenen ein wenig erschrak und sichfragte: Bin ich das wirklich?

Hier kommen in der Tat Grundfesten ins Wan-ken, und es erscheint noch eine Parallele zumGrab Jesu, wie Matthäus es berichtet: Die Wa-che. Hier, bei Paulus und Silas, ist der Wächtereingeschlafen. Eine lächerliche Gestalt: einWächter, der nicht wachen kann und der erstvon einem Erdbeben geweckt werden muss. ImAngesicht dieses Wächters springt das Grab,springen die Türen auf: Imitatio Christi, durchden tiefsten Punkt hindurch bis zu dem Mo-ment, wo wieder eine Lebensperspektive – nein,mehr noch: eine Rettungsperspektive – am Ho-rizont erscheint.

Die biblische Geschichte, sie ist schnell zu Endeerzählt. Der schlafende Wächter, der hier ebennoch eine lächerliche Gestalt abgegeben hat; er,der Heide, der wahrscheinlich noch nie etwasvon diesem Gott gehört hat – er macht ganze Sa-che, er erkennt, was auch schon die Magd er-kannt hat, die zuvor zum Schweigen gebrachtwurde: Dass diese seltsamen Häftlinge einenWeg zu Gott kennen. Den Weg, der Christusheißt. So holt er sie heraus aus dem Gefängnis,lädt sie ein, lässt sich taufen und seine Angehö-rigen gleich mit. Ihm wird kein Wahrsagegeistausgetrieben; er nervt keinen mit seiner neu ge-wonnenen Erkenntnis, sondern übt still und be-scheiden einfach Gastfreundschaft. Am Endedas große Fest – ein Happy End?

Nun, das wäre zu einfach. Denn nicht für jedengeht es so gut aus. Bonhoeffer habe ich genannt,der dieses Jahr hundert Jahre alt geworden wäre.Er wurde schließlich ermordet. Und doch: Werbin ich? hat er gefragt, damals, als auf ihn allesso unerträglich einstürmte. Und dann selbst ge-antwortet, mit den bekannten Worten: „Einsa-mes Fragen treibt mit mir Spott. / Wer ich auchbin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“ Hiertritt sie hervor, die Grundhaltung derer, die intiefster Nacht das Gotteslob singen können: DieFähigkeit sich ganz und gar fallen zu lassen indie Hände dieses Gottes. Oder, wie es der

Wächter tut: sich einwurzeln zu lassen in dieGeschichte dieses Gottes mit Israel und denVölkern, indem er sich taufen lässt.

Anders als sich in die Hände dieses Gottes fal-len zu lassen – anders geht es wohl auch heute indiesem Land nicht. Es lässt einen ja nicht los,dieses Land, im Guten nicht, in seiner Faszinati-on, in der Gemeinschaft mit den Menschen hier– wie auch im Schlechten nicht, in den Verlet-zungen und Narben. Das Furchtbarste wäre: beialledem zynisch zu werden und sich selbst see-lisch einzumauern. Nein, ich will und kannnicht anders, als mich in alledem immer wiederin die Hand Gottes fallen zu lassen und IHMauch in großer Solidarität all die ganz unter-schiedlichen Menschen anzuvertrauen, die hierzu Hause sind. Für eine deutschsprachige evan-gelische Existenz in diesem Lande dürfte daswohl genügend Herausforderung sein.

Als Pfarrer und Mensch möchte ich mit meinerFamilie diese Herausforderung gerne anneh-men: Zusammen mit all denen, die sich hier zurGemeinde zählen; mit dem Gemeindekirchen-rat, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zusammen mit unserer Partnerkirche, derELCJHL mit ihrem Bischof Munib. Zusammenmit den anderen internationalen Gemeinden, diean dieser Kirche ein Zuhause haben. Zusammenmit den Stiftungen und der EKD, die dafür einenRaum bieten. Zusammen mit der JerusalemerÖkumene, der hier ansässigen „Mutterkirche“.Zusammen mit unseren jüdischen und muslimi-schen Partnern, mit Israelis und Palästinensern.Wenn ich all diese Menschen aufzähle – und inmeinem Inneren setzt sich diese Aufzählungfort; es sind ja noch so viele mehr, die dazugehören – dann weiß ich: Es ist eine große Gna-de, dass ich in den kommenden Jahren diesenWeg mit Ihnen gehen darf. In Gastfreundschaft,in Respekt, in gegenseitiger Annahme undTrost: Ich freue mich darauf. Amen.

Dr. Uwe Gräbe in seinem Einführungsgottesdienst

als Propst in der Erlöserkirche in Jerusalem am 14.Mai 2006

Palästina am Scheideweg

Das Ende einer Vision oder neue Wege zu einer hoffungsvollen Zukunft?

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Sie stellten den zweitgrößten Anteilam Haushalt. Die eigenen Einnahmenaus den Einkommenssteuern und son-stigen internen Einnahmequellen be-liefen sich auf knapp 400 Mio. Dollarjährlich und stellten den dritten undkleinsten Anteil des Haushalts. Da dieausländische Unterstützung mit demBoykott wegfiel und Israel sich trotzvertraglicher Verpflichtung weigert,die Einnahmen der Palästinenser wei-terzuleiten, und die internen Steuer-einnahmen aufgrund der ausbleiben-den Gehälter und des massiven Rück-gangs der wirtschaftlichen Aktivitätenin Palästina ausbleiben, steht die Ha-masregierung und mit ihr die gesamtepalästinensische Bevölkerung vordem totalen Bankrott und dem Zu-sammenbruch des öffentlichen Lebens.

Die m.E. problematischen Boykott-maßnahmen der westlichen Staatenhaben auch zur Folge, dass die mei-sten arabischen und islamischen Staa-ten sich indirekt und unfreiwillig derunmittelbaren Bestrafung der Palästi-nenser angeschlossen haben, weil dieUS- Regierung allen Staaten und Han-delsbanken im Falle der Überweisungvon Fördermitteln an die Hamasregie-rung mit einem Boykott ihrerseitsdrohte. Somit ist die politische, wirt-schaftliche und finanzielle Isolationder Palästinenser, trotz weniger Aus-nahmen, mit unabsehbaren Folgen für den regionalen Frieden total ge-worden.

Die Zeichen der wirtschaftlichen undhumanitären Krise sind und müsstennicht nur für die Palästinenser, son-dern für die Weltöffentlichkeit alar-mierend sein. Inzwischen leben über50% der palästinensischen Bevölke-rung von weniger als 2 Dollar pro Tagund Person. Die einheimische Wirt-schaft konnte sich nach den schwieri-gen und langen Jahren der Intifadanicht erholen. Die Armutsrate stieg

bis März 2006 auf 78%. Die Weltbankbezeichnet die fortdauernde Abriege-lung der Palästinensischen Gebieteund die Einschränkung der Bewe-gungsfreiheit zwischen dem Gaza-Streifen und der West Bank und inner-halb der West Bank selbst als denHauptgrund für die wirtschaftlicheRezession. Die extrem hohe Arbeits-losigkeit liegt je nach Region zwi-schen 40 und 70%. InternationaleWirtschaftsexperten beziffern die täg-lichen Verluste der Wirtschaft durchdie Schließung des Gütergrenzüber-gangs von Gaza nach Israel „Karni“zwischen 500.000 und 600.000 USDpro Tag. Vom 5.1. bis 15.2.2006 sum-mierten sich die Verluste auf 10.5Mio. Dollar.

Von dieser Schließung ist die Land-wirtschaft am stärksten betroffen.Dieser Sektor ist extrem exportabhän-gig. Wenn nicht in die West Bank, insAusland via Israel oder nach Israel ex-portiert werden kann, ist der Gaza-Markt zu klein, um die landwirtschaft-liche Produktion zu absorbieren, mitdem Ergebnis der Schließung von vie-len landwirtschaftlichen Betriebenund der Entlassung von Tausendenvon Landarbeitern. In den letzten 12Monaten haben über 250 landwirt-schaftliche und Industrie-Betriebeihre Arbeit eingestellt – mit dramati-schen Folgen für die Beschäftigungs-raten.

Die Instabilität bei der Nahrungsmit-telversorgung stieg dem selben Welt-bankbericht zufolge auf 39% und derNahrungsmittelverbrauch fiel bis zu54% per Person.

Die Aufrechterhaltung einer qualitati-ven und quantitativen Schul- und Uni-versitätsbildung ist sehr stark gefähr-det. Lehrer der öffentlichen Schulenund Universitäten bleiben ihren Ar-beitstätten immer öfter fern, weil sieu.a. die Transportkosten zu ihren

Aktuelles

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Die Hamasbewegung gewann die ab-solute Mehrheit der Sitze (74 von 132)im Palästinensischen Legislativrat –quasi Parlament. Die bisher regieren-de Fatahbewegung – Hausmacht desPräsidenten Abbas – gewann 45 Sitze.Sieben Mandate entfielen auf eherlinks-orientierte Organisationen bzw.Wahlbündnisse. Eine liberale, von derprivaten Wirtschaft unterstützte Wahl-liste, angeführt vom ehemaligen Fi-nanzminister Salem Fayyad und derweltbekannten palästinensischen Poli-tikerin Hanan Ashrawi, konnte sichzwei Mandate sichern. Vier Mandatesind von unabhängigen, jedoch vonder Hamas unterstützten Kandidatengewonnen worden.

Knapp vier Monate nach der Etablie-rung der neuen Regierung sieht sichdie neue Regierung enormen und viel-fältigen Herausforderungen ausge-setzt. Diese Problemfelder könnenwie folgt zusammengefasst werden:

– Teilung der Macht mit einem genau-so demokratisch legitimierten Präsi-denten Abbas mit einem klaren poli-tischen Programm, das dem vonHamas entgegengesetzt ist, und dasin erster Linie auf Verhandlungenmit Israel als einziges Mittel zur Lö-sung des Konflikts ausgerichtet ist.

– Stabilisierung der Sicherheitslage,die außer Kontrolle zu geratendroht, als Folge der andauerndenAuseinandersetzung zwischen denbewaffneten Milizen der verschiede-nen politischen Gruppen.

– Gewährleistung der Versorgung derBevölkerung mit den Gütern destäglichen Bedarfs und den notwen-digen Dienstleistungen.

– Erarbeitung und Implementierungeiner Strategie zur Überwindung derseit Monaten – bereits vor dem Siegder Hamas – andauernden israeli-schen Abriegelung der Palästinensi-schen Gebiete, die maßgeblich zueiner dramatischen Verschärfung

der Wirtschaftskrise Palästinas ge-führt hat. Dies ist bedingt durch dieextreme Rationalisierung der Ver-sorgung, insbesondere des Gaza-Streifens mit den notwendigen Lebensmitteln, Strom, Gas, Bau-materialien und nicht zuletzt drin-gend benötigter medizinischer Aus-stattung.

– Bezahlung der seit vier Monatenausstehenden Gehälter der knapp165.000 Beamten der Palästinensi-schen Autonomiebehörde.

– Überwindung der Folgen des politi-schen und wirtschaftlichen Boykottsder Internationalen Gemeinschaft,der sich materialisiert in der Einstel-lung jeglicher finanzieller Unterstüt-zung für die Autonomiebehörde,mit der Folge des Zusammenbruchsder durch diese Finanzmittel, ein-schließlich deutscher Zuwendun-gen, in den letzten zehn Jahren auf-gebauten öffentlichen Institutionenund Infrastrukturprojekte – wieSchulen, Wasser- und Abwassersy-steme, Straßen und Flughafen.

– Ausarbeitung einer realistischen, indie Zukunft gerichteten Strategiezur Sicherstellung des Fortbestehensdes politischen Systems Palästinas.

Insbesondere die Liquidität der Auto-nomiebehörde ist durch den Boykottstark gefährdet. Der Haushalt der Au-tonomiebehörde wurde bis zur Wahlvon Hamas mit etwa 1,6 MilliardenDollar beziffert. Die Förderung durchdie internationalen und arabischenGeberstaaten und Organisationen be-lief sich auf knapp 700 Mio. Dollar imJahr und bildete den Hauptanteil desHaushalts. Die von Israel laut dem Pa-riser Wirtschaftsprotokoll von 1995an den Grenzübergängen in Vertre-tung der Palästinensischen Autono-miebehörde einzutreibenden Zoll- undSteuereinnahmen – die Palästinenserbesitzen keine Souveränität über ihreeigenen Außengrenzen – beliefen sichauf knapp 500 Mio. Dollar im Jahr.

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Leidtragende in diesem Falle ist wie-der die verarmte oder besitzlose Be-völkerung. Insbesondere dieser Sektorbraucht dringend umgehende Hilfe,um die sich anbahnende Katastrophezu verhindern.

Die Palästinensische Autonomie-behörde wird aufgrund der oben be-schriebenen Situation sicherlich nichtvon einem Tag auf den anderen ver-schwinden. Vielmehr ist ihre allmähli-che und schleichende Auflösung über-all im Land zu beobachten. Die Ar-beitsmoral erodiert auch langsam. Dieallgemeine Disziplin bei der Einhal-tung der öffentlichen Ordnung beginntsich aufzulösen. Immer mehr Beamtebleiben ihrer Arbeit fern. Diese Ent-wicklung lässt nur einen Schluss zu:Wenn die internationale Gemeinschaftnoch einige Monate tatenlos zusieht,werden in Palästina somalische Ver-hältnisse herrschen, geprägt von Ge-setzlosigkeit, Chaos, bewaffnetemBanditentum mit dramatischen Folgenfür die Zivilbevölkerung und für dieSicherheit der gesamten Region.

In diesem Zusammenhang gebietetdas Gewissen und die moralische Ver-antwortung, auf die aufkommendenGefahren für alle Seiten – einschließ-lich der für Europa – hinzuweisen,wenn die Politik der Isolierung despalästinensischen Volks aufrechter-halten wird. Zunächst ist diese Strate-gie politisch unklug und moralischnicht verantwortungsvoll oder ge-rechtfertigt. Mit dieser Politik werdenwie so oft in der Geschichte dieFalschen bestraft. Hamas kann sichaus der Affäre ziehen, indem sie dieVerantwortung für die Misere derPalästinenser mal wieder auf andere,in diesem Falle auf den „Bösen We-sten“ abwälzen kann. Außerdem wirddadurch der Ruf des Westens in Paläs-tina und in der islamischen Welt alsechte Demokratien, die Wahlergebnis-se respektieren, ruiniert.

Obwohl das Misstrauen des Westensgegenüber Hamas durchaus verständ-lich ist, weil Hamas weiterhin Gewaltals Mittel der Politik einsetzen und Is-rael nicht anerkennen möchte, kannder Boykott kein gutes Mittel zur Be-wältigung von politischen Problemensein. Zumal die Ächtung von Hamaseher zur Verhärtung ihrer Positionenführt, und die Gewalt, die Europa unddie USA vermeiden wollen, in der Re-gion eskalieren lässt. Der Boykott derHamas durch denWesten wird diepalästinensischeBevölkerung si-cherlich nicht zueiner Abwahl derHamas in dennächsten Wahlenführen. Im Gegen-teil, sie wird sichmit der Hamaseher solidarisie-ren. Der Westenmuss mit seinemganzen Gewichtauf eine Mäßi-gung der Hamashinarbeiten. DiesePartei kann, wiealle vor ihr an dieMacht gelangtenrevolutionären und extremistischen Par-teien, durch die subversive Macht desalltäglichen Regierens gebändigt wer-den.

An Konferenztischen erschlaffen dieHände, die vorher Kanonen geladenhaben ...

Suleiman Abu Dayyeh, Leiter des Ostjerusalemer Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung

Schulen von bis zu 2-3 Dollar nichtbezahlen können oder wollen und weilsie seit vier Monaten ihre Gehälternicht erhalten haben.

Viele versuchen, Alternativjobs zufinden, um ihren familiären Verpflich-tungen nachkommen zu können. ImGaza-Streifen bleiben viele Schülerihren Schulen fern, weil die Gefahrendurch die israelischen Militärschlägeoder durch interne palästinensische

Gewaltausbrücheimmer größerwerden. Darüberhinaus fehlen denSchulen immermehr Schreib-und Lehrmateria-lien.

Dies gilt für alleMinisterien undandere staatli-chen Einrichtun-gen, in denen so-gar Papier undeinfachste Büro-Ausstattung fehlt.Das größte Pro-blem in diesemZusammenhangist die fehlende

Nahrungsmittelversorgung im Gaza-Streifen, in dem seit Monaten ernsteVersorgungsengpässe auftreten.

Es fehlt oft Mehl, Gas, Milchprodukteoder die Stromversorgung. Die Belie-ferung von Gaza mit Brennstoffenwird unterbrochen. Erste Fälle vonUnternährung sind aufgetreten. In die-sem Zusammenhang ist die Bemer-kung eines israelischen Ministers alsAntwort auf die Frage eines Journali-sten zur humanitären Lage in Gaza zy-nisch und menschenverachtend, als ersagte: „Es gibt keinen Grund zu Unru-he, weil wir die Palästinenser nichtverhungern lassen werden, wir setzensie nur auf Diät“.

Die auf allen Ebenen angespannteLage in den palästinensischen Gebie-ten bleibt nicht ohne negativen Ein-fluss auf das psychologische Wohler-gehen der Kinder und ihrer Eltern.Der größte Teil der Menschen lebt un-ter Dauerstress, der die Verhaltenswei-sen der Kinder negativ beeinflusst undihre Erziehung erschwert. Die Erzie-hungsaufgabe der Eltern ist dadurchenorm erschwert und ihre Kapazitätensind erschöpft – mit der Folge, dassauch sie in einer Situation des Dauer-stresses leben.

Die Gesundheitslage verschlechtertsich zusehends. Der Gesundheitssek-tor ist großen menschlichen und lo-gistischen Herausforderungen ausge-setzt. Obwohl die Zahl der Kranken-häuser und Gesundheitszentren aus-reichend ist, bleibt das Niveau der me-dizinischen Versorgung bescheiden.Viele komplizierte Operationen kön-nen nicht durchgeführt werden. DieEinfuhr von notwendiger medizini-scher Ausrüstung darf nicht getätigtwerden, da sie strengen, nicht gerecht-fertigten Auflagen von Israel unter-liegt. Die Versorgung der Gebiete mitMedikamenten ist nicht permanentgewährleistet. Das Leben von z.B. 70schwerkranken Patienten mit Krebs-,Leber- und Nierenleiden ist akut ge-fährdet, wenn die benötigten Medika-mente, die z.Z. in Gaza fehlen, nichtgeliefert werden oder wenn manchevon ihnen die lebensnotwendigenOperationen in Ost-Jerusalem oder inIsrael nicht durchführen dürfen.

Teils sucht sich medizinisches Perso-nal inzwischen andere Beschäftigun-gen oder arbeitet mit halber Kraft,weil viele der Basisvoraussetzungenin den Gesundheitszentren fehlen, dadie Regierung praktisch zahlungsun-fähig ist und die bisherigen Geberstaa-ten, die den Gesundheitssektor in er-ster Linie gefördert haben, die palästi-nensische Autorität boykottieren. Die

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Aktuelles

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Zum Wahlergebnis siehe „www.elections.ps/english.aspx“

Interpretation ei-nes palästinensi-schen Jugendli-chen zum Artikel17 der Menschen-rechte.

Dieses Bildstammt – wie dasauf Seite 7 – auseinem Workshopzum Thema „Men-schenrechte“. Dieentstandenen Bil-der wurden im In-ternationalen Zen-trum Annadwa inBethlehem ausge-stellt.

Diese Landkartehängt in einem israelischen Kin-dergarten in Haifa,der vom Leo-Baeck-Center betreut wird.

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sich um Wahrnehmungen. Es gibt ei-nige Christen, die sich verfolgt fühlen;sich als Opfer von Repressalien sehen.Meistens geht es darum, wie be-stimmte Fakten und Tatsachen ausge-legt und verstanden werden. Hier spie-len theologische, ideologische undpersönliche Meinungen und Haltun-gen eine Rolle: wer was wie und war-um auslegt. Diese subjektiven Wahr-nehmungen sollten nicht als Faktenbzw. Tatsachen einfach so hingenom-men, sondern hinterfragt und einer tie-feren Analyse unterzogen werden.Denn oft sind Verunsicherungen undÄngste Motor vorschneller Äußerun-gen.

Es gibt noch eine weitere vierte Ebe-ne; diese mag die gefährlichste Seitesein. Dabei handelt es sich um eineextern gelenkte, medien-inszenierteund ideologisch politisierte Interes-senbekundung. Darunter fällt z.B. diederzeitige Medienkampagne, die vonChristenverfolgung seitens der palä-stinensischen Autorität spricht. DieseKampagne wird sowohl von jüdischenGruppen wie auch von christlichenZionisten motiviert. Die neuerlicheThematisierung der ‚Christenverfol-gung im Heiligen Land’ ist ideolo-gisch gesteuert. Sie wird nicht etwaaus Liebe zu den Christen bzw. ausSorge über die Lage der palästinensi-schen Christen ins Licht der Öffent-lichkeit gerückt, sondern es handeltsich dabei um eine Instrumentalisie-rung der christlichen Palästinenserzum Zwecke der Publizierung eigenerIdeologien. Die (überwiegend west-lich geprägte) anti-islamische Haltungwird auf die palästinensischen Chri-sten projiziert. Diese Instrumentalisie-rung soll der eigenen Bestätigung die-nen.

Einige jüdische Gruppen haben reali-siert, dass die Auswirkungen der isra-elischen Besatzungspolitik auf dieChristen in Palästina verheerende Fol-

gen auf das Verhältnis zwischen denchristlichen Kirchen und dem Staat Is-rael hat. Immer mehr Kirchen äußernsich kritisch zur Politik Israels.

Jüdische Gruppen versuchen nundurch die Behauptung, Christen wür-den von der palästinensischen Auto-rität unterdrückt und von Muslimenverfolgt, diesem „Israel-kritischenTrend“ entgegenzuwirken. Die palä-stinensischen Christen werden zuneh-mend mehr zu einem Streitobjekt fürpro-israelische, anti-israelische undanti-islamische Ideologien. DieseGruppierungen haben kein wirklichesInteresse an uns christlichen Palästi-nensern. Sie lieben uns nicht, sondernnur sich selbst und ihre Ideologien. Ihrvorgespieltes Mitgefühl soll uns so inAngst und Schrecken versetzen, dasswir freiwillig auswandern - zumal wirangeblich hier ja auch nicht her-gehören. Das einige palästinensischeChristen (der dritten Ebene) sich ger-ne von interessengesteuerten Gruppen(der vierten Ebene) instrumentalisie-ren lassen, versteht sich von selbst. Sieprofitieren davon. Auch sie fühlensich von ihnen bestätigt.

Der Film von Uri Schneider über dieChristenverfolgung in Palästina, wel-cher von der ARD in geänderter Fas-sung ausgestrahlt wurde, ist ein Bei-spiel dafür, wie die unterschiedlichenEbenen miteinander vermischt wer-den und dadurch die Stimmung „an-heizen“ und so keinesfalls zur Dees-kalation beitragen helfen. Die Tatsa-che, dass ein jüdischer Israeli einenFilm über die Verfolgung der Christenin Bethlehem durch Muslime produ-ziert, lässt fragen, warum er geradejetzt dieses Thema aufrollt. Hätte ernicht ebenso viele oder mehr Beispie-le in Israel finden können?

Pfr. Dr. Mitri Raheb, Bethlehem

Aktuelles

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Eine der aktuellen Fragen, die derzeitin politischen und kirchlichen Kreisensowie in den Medien heiss diskutiertwerden, ist, inwieweit Christen in Is-rael und Palästina verfolgt werdenoder nicht.

Die Antwort ist m.E. klar und eindeu-tig: Eine Christenverfolgung gibt esweder in Israel noch in Palästina. UmChristi willen wird hier niemand ver-folgt. Das heisst aber keinesfalls, dassdie Situation für Christen im HeiligenLand einfach wäre. Denn Israel alsStaat betrachtet die Christen zunächstund vor allem als Palästinenser. Fürdiejenigen Christen, die in Israel le-ben, bedeutet das, dass sie als Bürger2. oder 3. Klasse behandelt werden.Für die Christen in der West Bank undGaza heisst es, dass sie unter der israe-lischen Besatzung und Unterdrückunggenauso leiden wie die Muslime. Isra-el versteht sich nicht nur als ein jüdi-scher Staat, sondern auch als ein Staatfür Juden. Jeder, der nicht jüdisch ist,wird systematisch benachteiligt. Voneiner Verfolgungspolitik gegen Chri-sten kann jedoch nicht die Rede sein.Die arabischen Christen hier im Landfordern Gleichberechtigung in Israelsowie ein Ende der israelischen Besat-zung in der West Bank und Gaza.

Neben den menschenverachtendenFolgen israelischer Besatzung leidendie Christen in der West Bank undGaza zusätzlich darunter, dass es derpalästinensischen Autorität nicht ge-lungen ist, für „Recht und Ordnung“

zu sorgen. Diesbezüglich fordern wirdie Entstehung und den Aufbau einesRechtstaats in Palästina sowie die Ent-wicklung einer zivilrechtlichen Infra-struktur.

Weder der Staat Israel noch die palä-stinensische Autorität verfolgen Chri-sten als solche. Das heisst aber nicht,dass es keine Mängel in beiden Ge-sellschaften im Hinblick auf die zivileGesellschaftsordnung gäbe. Hinzukommt, dass es in beiden GebietenSplittergruppen gibt, die von ihrerIdeologie her antichristlich eingestelltsind. Das trifft auf einige rechtsradi-kale jüdisch-orthodoxe Gruppen zu,ebenso auf rechtsradikale islamisti-sche Gruppen (Hamas gehört nichtdazu). Es gehört zum Alltag und zurTheologie dieser Gruppierungen, dassChristen beschimpft und argwöhnischbetrachtet werden. Die Gefahr, dievon diesen Gruppen ausgeht, ist, dasssie ihre Mitglieder indoktrinieren undeiner Art „Gehirnwäsche“ unterzie-hen und sie damit auch antichristlichmanipulieren. Bislang hält sich derSchaden, den diese Gruppen verursa-chen, in Grenzen - das Phänomen alssolches ist aber sehr gefährlich.

Wichtig ist, zwischen den unter-schiedlichen Ebenen unterscheiden zukönnen: Es gibt die offizielle staatli-che Ebene, darüber hinaus die Ebeneder rechtsradikalen religiös motivier-ten jüdischen und islamistischenGruppen sowie eine dritte Ebene, diepersönliche Ebene. Dabei handelt es

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Christenverfolgung im Heiligen Land?

Der Autor beziehtsich auf die Do-kumentation„Verfolgte Chris-ten. Die bedrohteReligionsfreiheit“,die am 29.05.06 inder ARD gezeigtwurde. In der Do-kumentation gabes auch einenBeitrag zur Lageder Christen inJerusalem undBethlehem; derAutor dieses Teilswar Uri Schnei-der. Die gesamteDokumentationwar eine Gemein-schaftsproduk-tion von SWR,NDR und WDR.

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„Jallah!“ – Los geht es, auf demgroßen Hartplatz mit zwei großen To-ren, der als Spiel- und Sportflächedient, versammeln sich die Jungenund die Mädchen. Je nach Hitze undnach Folgeprogramm werden zweioder drei Runden gelaufen, die Mäd-chen im Uhrzeigersinn innen und ge-genläufig die Jungen an der Außenli-nie entlang. Anschließend gibt esgemeinschaftlich ein Kräftigungs-und Dehnprogramm, das von einemder Schüler geleitet wird. Jede Stundedarf ein anderer Freiwilliger diesenTeil der Stunde durchführen. Er odersie darf dann das Kommando geben.„Wahad, tnen, talat, arba!“ Wenn ichals Sportlehrer die Stunde leite, über-raschen mich die Schüler an dieserStelle oft mit einem sauberen „Eins,zwei, drei, vier!“ Anschließend teiltsich die Klasse auf. Wenn es auf einenWettkampf zugeht, trainieren die be-troffenen Schüler speziell für dieseSportart. Besonders im Fußball, Bas-ketball und Laufen sind die Schülerstark. Für die Sportgala am Ende desSchuljahres im Mai wird schon seitWeihnachten trainiert. Das bedeutet,dass ein Teil der Klasse tanzt, ein an-derer fährt auf Inline-Skates, wiederandere trainieren mit dem Basketball.Jamil bekommt hierfür Unterstützung

von mir als Assistenzlehrer und einemjungen palästinensischen Sportstu-denten, ein ehemaliger Schüler, deraußerhalb der Universität den Sport-unterricht begleitet, um dabei selbstschon praktische Erfahrung sammelnund sein Wissen einbringen zu kön-nen. Aber auch wenn keine personelleUnterstützung da ist, klappt der Sport-unterricht sehr gut, weil die Kinderund Jugendlichen es gelernt haben,selbst ein Spiel zu organisieren unddie Sportlehrer hier den Umgang mitgroßen Klassen gewohnt sind. In Prü-fungszeiten, wenn sich die Jugendli-chen Bewegung, Spiel und Spaß wün-schen, spielt Jamil Fußball mit denJungen und Völkerball mit denMädchen. Ausrüstung gibt es wenig,eine Sporthalle soll erst noch gebautwerden. Das Wetter in Palästina istfreundlich, bis Weihnachten kanndraußen problemlos geturnt und ge-spielt werden. Von Mitte Januar bisAnfang März müssen Sportlehrer undSchüler flexibler sein. Wenn es kaltund unwirtlich wird und Regen denSport im Freien unmöglich macht,lehrt Jamil Gharib Regelkunde undTheorie im Klassenzimmer. Da abervor allem die jüngeren Schüler an ei-nem Achtstundentag ihrem Bewe-gungs- und Spieldrang nur unzurei-

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D ie Jungen links und die Mädchen rechts.Schwarze Hosen (im Winter und bei den

Mädchen tendenziell länger als im Sommer undbei den Jungen) und weiße T-Shirts mit demSchullogo, der Lutherrose, tragen alle. Alleindie schwarzen Schuhe variieren in Modell undGröße… Tradition und ein gewisses Maß anDisziplin sorgen für einen geordneten Ablauf

und ermöglichen den Sportunterricht auch fürgroße Klassen mit bis zu 37 Schülerinnen undSchülern. Dass Jungen und Mädchen alleFächer gemeinsam haben, auch Sport undSchwimmen, ist hier an den evangelischen Pri-vatschulen im Raum Bethlehem selbstverständ-lich, wohingegen die staatlichen Schulen an derTrennung der Geschlechter festhalten.

Palästina in BewegungSpielszene in der Besatzungszone

„Twiiieeet!“ – Einmal kurz ruft die Pfeife des Sportlehrers Jamil Gharib dieSchülerinnen und Schüler der Klasse 5 der evangelisch-lutherischen Schule inBeit Sahour. Freudig stürmen die 34 Kinder aus dem Klassenzimmer nachdraußen und stellen sich in zwei Reihen auf.

Dehn- und Auf-wärmübungen vordem Sport sindwichtig, damit derBall den Korb trifft.

Mobil – in Schule, Sport und Spiel!

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sind mit einfachsten Mitteln und Spie-len zu begeistern und offen und lern-begierig für alles Neue. Die Mädchender Klasse fünf lernten innerhalb kür-zester Zeit Rock’n Roll und Akroba-tik. Die Inline-Skater lernen nebenihren Fahrkünsten auch das Hockey-spielen. In Jericho, der FahrradstadtPalästinas, dürfen Schüler auch ihreFahrräder in die Schule mitbringenund lernen dort versierteres und sport-licheres Fahren.

Diese allgemeine Offenheit für Neuesund die fast bedingungslose Begeiste-rung für Sport verliert sich allerdingsbei den älteren Schülern. Die Interes-sen teilen sich mehr auf, es gibt einigeSportler und viele Nicht-Sportler. AlsNicht-Sportler macht man dann auchso gut wie gar keinen Sport. Alterna-tiv wird die Zeit mit Fernsehen undChatten oder Computerspielen ver-bracht. In einer Umfrage in der 9. und10. Klasse über den durchschnittli-chen TV-Konsum, rangierten die An-gaben zwischen 90 Minuten und nicht

selten 5 Stunden am Tag. Fast jedesKind (auch schon viele Drittklässler)besitzt eine Emailadresse. In den In-ternetcafes spielen Kinder und Ju-gendliche Computerspiele wie Coun-terstrike und Age of Empires. VieleKinder sind andererseits auch musika-lisch sehr talentiert und spielen, nebenihrem Engagement im Chor, minde-stens eines, nicht selten mehrere In-strumente. Die Sportler sind in derRegel gut im Fußball und gleichzeitigim Basketball (Die Torhüterin derFrauenfußballnationalmannschaftspielt auch in der Frauenbasketballna-tionalmannschaft). Eine weitere sehrbeliebte Sportart ist Tischtennis. Die-se Sportarten können Jugendliche re-lativ problemlos im Verein auchaußerhalb der Schule trainieren. Sehrgern besuchen Mädchen wie Jungenauch die Dabkegruppen (klassischerVolkstanz) an der Schule. Auffälligist, dass viele Mädchen keinen Sportmachen. Das liegt in erster Linie anden gesellschaftlichen Normen undTraditionen. Tanzen ist dabei die ge-

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chend in den zwei längeren Pausenbegegnen können, sind die Sportstun-den im Freien unersetzbar.

Neben den zwei HauptspielsportartenFußball und Basketball, wird auchgerne Volleyball, Völkerball und Bad-minton gespielt. Alle Schüler lernendie wichtigsten Grundübungen desBodenturnens, einige Schüler ent-wickeln sich dabei sehr gut fort undmachen Überschläge und Salti auchschon ab der dritten Klasse. Die gene-relle Unerschrockenheit und das Wie-deraufstehen nach einem Sturz verhel-fen dabei den Jungen und Mädchen zueinem schnellen Lernprozess. Es darfdarüber spekuliert werden, ob dieseMentalität auch im Zusammenhangmit dem langatmigen Durchhalten un-ter schwersten Lebensbedingungenunter der Besatzung steht. Manchmalergibt sich auch die Möglichkeitschwimmen zu gehen, was im Übri-gen auch eine der Lieblingsbeschäfti-gungen während der Ferien ist.

Um die Sportgala um eine besondereAufführung reicher zu machen, botich den Schülern Kurse im Inline-Ska-ten an. Es waren schließlich 16 Schü-

lerinnen und Schüler im Alter von 9bis 14, die Skates und Rollschuhe vonzu Hause mitbringen konnten. Einhalbes Jahr lang kamen sie begeistertauch an Sonntagen und blieben nachder Schule länger, um das Fahren zulernen. Auch wenn ihre Schuhe zumTeil zu groß waren oder nur schwerliefen oder leicht defekt waren, tat dasihrer Motivation keinen Abbruch. So-gar die zartesten Viertklässlerinnensprangen nach einiger Zeit über Müll-tonnen und schanzten durch die Luft.So wurden die Stillen und Schüchter-nen zu ganz Großen, wenn sie in dergroßen Pause unter dem Jubel der an-deren Schüler, die ein Spalier zur Ab-sprungschanze bildeten, die Abfahrthinunter sausten. Das Selbstbewusst-sein, das sie dabei entwickelten unddie Freude am Fahren gehören zu deneindrücklichsten Emotionen, die ichwährend meiner Arbeit an den Schu-len dort erlebt habe. Schon morgens,wenn ich in die Schule kam, wurde ichumringt und gefragt „Ustas Jonathan,fi tadreeb Skates?“ (Gibt es Skate-Training?). Sport im Sinne von Spiel,Spaß und Bewegung spielt insbeson-dere für die Kinder bis zu 14 Jahreneine unglaublich wichtige Rolle. Sie

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Kleine Akrobatenbauen eine Pyra-mide ... Gymnastikmit Klasse 5.

Sehr gern besu-chen Jungen undMädchen die Dabkegruppenund treten auchöffentlich auf –hier auf dem Krip-penplatz in Bethle-hem anlässlichdes Olivenernte-fests 2005.

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der Westbank zu reisen. In Gaza bom-bardierten vor kurzem israelische F16Kampfflugzeuge den Rasenplatz undsprengten exakt in die Mitte des Spiel-feldes einen Krater. Wohl zur Ab-schreckung. Gespielt wird also ge-wöhnlich auf Betonhartplätzen imFreien oder in einer Halle oder aberauf großen Feldern mit einem Stein-Sand-Grund.

Förderung vom Staat gibt es für Sportgenerell kaum, die Nationalmann-schaft spielte mit Bällen der Uni, För-derung kam in erster Linie aus demAusland: Eine amerikanische Limo-nadenproduktionsfirma stiftete einma-lig einen Satz Trainingsanzüge, US-Aid ermöglichte ein Turnier zwischenden Mädchenmannschaften verschie-dener Städte, die sich in den letztenMonaten gegründet haben, und es gabEinladungen aus dem Ausland zu in-ternationalen Turnieren nach Jordani-en, Abu Dhabi und Ägypten. Turniereoder Trainingslager im Ausland sindim Prinzip die einzige Möglichkeit,mit der ganzen Mannschaft gezielttrainieren zu können. Wobei es auchhier Probleme durch die besonderepolitische Lage gibt, weil nicht immeralle Spielerinnen und Trainer ausrei-sen dürfen und an der Grenze zurück-geschickt werden. Dennoch ist derWille zum Sport bei der Managerin,

den Trainern und den Spielerinnen un-gebrochen. Man organisiert sich ebenden Umständen entsprechend. „Ichspiele Fußball schon seit ich klein bin– es macht mir einfach unglaublichSpaß! Gott hat mir das Talent dazu ge-geben, darum spiele ich jetzt für meinLand. Ich möchte zeigen, dass dieFrauen in diesem Land genauso er-folgreich sein können wie die Männer.Und ich möchte die Flagge für meinLand hochhalten und der Welt zeigen,dass wir auch jemand sind!“ antwortetHoney stellvertretend auf die Fragenach der Motivation für die National-mannschaft zu spielen. Neben Honeyspielen noch ein weiteres DutzendMädchen aus Bethlehem, Beit Jalaund Beit Sahour im Team, ein Vierteldavon sind Moslems, eine spielt mitlanger Kleidung und Kopftuch, dieanderen in kurzer Hose und ohne. DieMädchen aus Ramallah sind zur Hälf-te Muslima, zur Hälfte Christinnen,Natalie aus Jericho ist mit 11 Jahrendie Jüngste in der Mannschaft und dieMädchen aus Gaza sind durchwegstrenggläubige Moslems mit entspre-chendem Kleidungsstil. Im von derHamas geführten Gebiet von Gaza tutsich der Sport für Frauen noch amschwersten. In einer Agenda, die denFahrplan für die nächsten Jahre festle-gen soll, haben sich Vereinsvorständegegen eine Förderung des Frauenfuß-

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meinhin noch am meisten akzeptierteSportart, insbesondere wenn es Dabkeist. Die christlichen Familien – davongibt es besonders im Raum Bethle-hem, Beit Jala, Beit Sahour sehr viele– sind offener für Sport wie man ihnauch im Westen bei uns kennt. Aller-dings sind auch sie noch stark geprägtvon den Traditionen. „Viele Mädchenhaben Angst, dass schlecht über siegesprochen wird […] da mancheMänner befürchten, dass die Frauenzu stark und selbständig werden“, er-klärt Honey Taljiyeh, 23, Absolventinin Business und Management an derUni Bethlehem und Kapitänin derFrauenfußballnationalmannschaftPalästinas. So ist es oft familienab-hängig, wie oft und wie viel und inwelcher Kleidung die Töchter Sporttreiben. Grundsätzlich gibt es eineTendenz der Öffnung und des Umden-kens. Langsam, aber stetig.

Inzwischen tragen auch einige musli-mische Kinder kurze Hosen beimSport. An der Schule spielen Jamilund ich des öfteren mit den MädchenFußball gegen die Jungen in einerKlasse. Das bereitet allen große Freu-de. Es ist auch normal, dass einigeMädchen bei den Jungen mitspielen,wenn sie im Unterricht oder am Nach-mittag Fußball spielen. Zwei Mäd-chen der neunten Klasse haben den

Sprung in die junge Frauenfußballna-tionalmannschaft Palästinas geschafft.Diese Mannschaft wurde vor drei Jah-ren von der sportlichen Direktorin derUni Bethlehem, Samar Moussa, insLeben gerufen. Zuerst spielten Stu-dentinnen der Uni Bethlehem und ta-lentierte Schülerinnen aus den Schu-len im Raum Bethlehem zusammen.Mit der Zeit kamen junge Frauen undMädchen aus Ramallah und Jerichodazu. Beim letzten internationalenTurnier spielten sogar die bestenMädchen aus Gaza mit. Leider brin-gen die Besatzung, die Armut imLand und mangelhaften Bedingungenviele Probleme mit sich, die man inDeutschland so gar nicht kennt. In Pa-lästina gibt es nur sehr wenige Rasen-plätze, einer ist in Jericho und einer inGaza. Nach Gaza kommen dieMädchen aus der Westbank aber nicht,so dass sie sich nur gelegentlich in Je-richo mit den Mädchen aus Ramallahzum Trainieren treffen können. DieFahrt durch die Berge führt durchmehrere Checkpoints, die die eigentli-che Fahrzeit auf dem kürzesten Wegeüber Jerusalem von 45 Minuten aufüber zweieinhalb Stunden erhöht. Dasgleiche gilt für den Rückweg. WelcheBelastung dies für die Mädchen be-deutet, kann man sich nur ansatzweisevorstellen. Inzwischen ist es nochschwieriger geworden, auch innerhalb

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Rasenfußball-plätze sind eineSeltenheit, alsospielt man auf Asphalt oderSchotter.

Die Jazztanzdar-stellungen sindfester Bestandteiljedes Sportfests –wie hier in BeitSahour.

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Studio und trainieren mit Gewichten.Ebenso gibt es viele junge Frauen, diezu anderen Zeiten dort laufen undFahrrad fahren, weil sie das auf derStraße nicht könnten. Viele christlicheMädchen im Alter von 16 machen kei-nen Sport, schließen sich aber imFreundeskreis zusammen und gehenein- bis zweimal in der Woche zumCVJM, um dort Aerobic zu machen.

Man sieht auch übergewichtige Kin-der, die sich zwar im Sportunterrichtbewegen, gleichzeitig aber übermäßigvon Chips und Süßigkeiten ernähren,die sie in der Pause kaufen oder nachder Schule im Laden holen. Generellgibt es hier die amerikanische Menta-lität, alle Wege mit dem Auto zu fah-ren, obwohl die Distanzen in der Re-gel kurz sind. Fahrräder sieht man sogut wie nicht. Sie sind teuer und dasGelände ist sehr bergig und steil.

Auch wenn Chips und Cola sehr be-liebt sind, isst das Gros der Menschengesund, weil viel Gemüse und Obstaufgetischt wird.

Verheiratete, berufstätige Menschensieht man mit zunehmendem Alterkaum sportlich aktiv. Es fehlt nachlangem Arbeitstag (oft bis zu 15 Stun-den) Zeit, Kraft und Geld, um nochaktiv zu sein.

Joggt jemand auf der Straße, so sindes in der Regel die Deutschen oderSchweden, die von der Bevölkerungfreudig angefeuert werden. Oft siehtman jedoch auch einheimische Kinderauf der Straße oder in Höfen Seilspringen oder Fußballspielen. Sieschaffen sich ihre Spielräume.

Twiiiieeet – Odei schießt das 4:2 fürdie Jungen. Twiiieeet – Twiiieeet –Twiiiiiiiiiiieeeet! – Zweimal kurz, ein-mal lang, die Stunde ist beendet. Heu-te gewinnen die Jungs.

Zwei Reihen zum Trinken, die Jungenlinks, die Mädchen rechts. Ungedul-dig warten die Jungen bis sie an derReihe sind, denn hier gilt – Ladiesfirst!

Jonathan Schaller

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balls ausgesprochen. Inwieweit diesdie Entwicklung des Sports aufhaltenwird, ist sehr fraglich, da die Tendenzin der Westbank stark progressiv ist.So haben in den letzten Monaten mehrund mehr Vereine Abteilungen fürMädchen geöffnet, die Fußball spielenmöchten. Dies ist nur ein kleiner Fort-schritt in einem großen Prozess desUmdenkens und sich Öffnens inner-halb der palästinensischen Gesell-schaft. Es fehlt noch an vielem, Mate-rial, Trainingsplätzen, fachkundigenTrainern und systematischer Förde-rung. Einen Turnverein gibt es zumBeispiel noch gar nicht, Schwimmver-eine wie wir sie kennen auch nicht.Solange der Staat allerdings nicht ein-mal genug Geld hat, die Beamten zubezahlen, wird es auch kein Geld füreine staatliche Förderung des Breiten-oder Leistungssports geben.

Ein weiteres Beispiel neben der Fuß-ballmannschaft ist Peter Vyzantiosaus Beit Jala – als Vertreter Palästinasim Bodybuilding belegte er bei derEuropameisterschaft den fünften und

bei der Weltmeisterschaft den siebtenPlatz! „Es ist sehr hart, Förderung gibtes keine. Ich muss viel arbeiten, ummeine Familie versorgen zu könnenund die Ausgaben für den Sport unddie Turniervorbereitung selbst tragen.Ideale Ernährung und Training sindsehr teuer, aber irgendwie geht es im-mer!“

Beeindruckend ist dieser Wille zumVorwärts. Für die Sportgala sollte einTrampolin für eine Dunkingshow an-geschafft werden. Ein ideales Mini-Trampolin gab es nicht in Palästina,eines aus Europa wäre zu teuer. Des-halb wurde ein kleines, 15 cm hohes,rundes Kindertrampolin gekauft, dasman in Deutschland manchmal bei Fa-milien im Garten stehen sieht. Jamilbrachte es zu einem Schmied im Dorf und ließ eine Konstruktion an-schweißen. Der 45° Winkel war zusteil, deshalb musste es modifiziertwerden, bis die Jungen der Oberstufedas ideale Trainingsgerät fürs Dun-king hatten. Sie schauten sich NBA-Videos an und imitierten die großenVorbilder mit Hilfe des Trampolins.

Die Dankbarkeit und der Spaß, dendie Schüler und Schülerinnen amSport haben, die Momente der Freudeund Kameradschaft und der Emotio-nen waren beeindruckend. Frustrie-rend war zu Beginn, dass die Schülereine ganz andere Haltung zum Trai-ning haben, als wir sie in Deutschlandkennen. Sport bedeutet Spielen. Aus-schließlich. Kondition, Technik undTaktik sind für viele Jugendliche völ-lig überflüssig. Erst der wachsendeErfolg nach einigen Monaten ließ sieerkennen, dass diese Übungen auchförderlich fürs eigene Weiterkommensind.

Sport und Gesundheit ist für viele Ju-gendliche ein Thema, denn gut ausse-hen wollen sie alle. Die Jungen derOberstufe gehen dafür ins Fitness-

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Jonathan Schallermit dem Sportleh-rer Jamil Gharib,der gern zur WMnach Deutschlandgekommen wäre,jedoch nicht rei-sen durfte.

Jonathan Schal-ler, 25 Jahre, auf-gewachsen in Tü-bingen, war vonSeptember 2005bis Ende Mai 2006in Israel/Palästinaals Assistenz-lehrer für Sportund Deutsch undErste Hilfe anzwei evangeli-schen Schulen inBeit Sahour undBethlehem tätig.Zur selben Zeitwar er Assistenz-und Torwarttrai-ner der Fußball-frauennational-mannschaft Pa-lästinas. Er stu-diert im Haupt-studium Sport,Politik und Lateinauf Lehramt inFreiburg.

Ein palästinensi-scher Anwärter fürdie amerikanischeNBA?

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Sportliche Betätigung und Freizeitan-gebote sind Teil des Stundenplanes.Auch wenn die meisten Schulen keineausreichenden Sportstätten, Sportplät-ze oder besondere Angebote wie Ten-nisplätze haben, improvisieren Lehrerund Schüler überall mit den vorhande-nen Gegebenheiten. Basketball aufdem Schulhof, Inline Skating, Gym-nastik und Fußball sind feste Bestand-teile des Sportunterrichts. Dennoch

hat jede Schule einen besonderenSchwerpunkt. Die Schüler und Schü-lerinnen der Dar al Kalima-Schule inBethlehem nutzen zum Beispiel dasGesundheitszentrum zum Schwim-men, Karateunterricht und Tanz. Dieevangelische Schule in Beit Sahour iststolz auf die Erfolge der Basketball-mannschaft. Das Jungenteam hat dreilokale Trophäen gewonnen und drei

Mädchen der Mädchenmannschaftwurden für die nationale palästinensi-sche Mannschaft ausgewählt. DieDabke-Tanzgruppe der Schule derHoffnung in Ramallah wurde zu einerSommertournee in die VereinigtenStaaten eingeladen. Talitha Kumi inBeit Jala fördert die eigene Basket-ball- und Fußballmannschaft und indi-viduelles Training in Gymnastik undbeim Laufen. Auch die Tanzausbil-

dung wird an dieser Schu-le als Teil des Sportpro-gramms angeboten.

Der pädagogische Ansatzder evangelischen Schu-len eröffnet ein Niveauder Ausbildung und desTrainings, wie sie an denstaatlichen und den mei-sten privaten Schulennicht angeboten werden.Die Sportprogramme ha-ben eine wichtige Funkti-on für den gewaltfreien

Wettkampf, individuelle Disziplin und„Fair Play“ in einer Gesellschaft, diediese Werte so dringend benötigt. Da-durch helfen wir unseren Schülerin-nen und Schülern, verantwortlicheBürger und Bürgerinnen der palästi-nensischen Gesellschaft zu werden.

Dr. Charlie HaddadSchulrat der ELCJHL

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D ie intensive Vorbereitung und das wach-sende öffentliche Interesse zeigt die Wert-

schätzung, die Lehrer und Schüler der ganzheit-lichen Erziehung entgegenbringen und die sichum eine individuelle Förderung von Schülernmit unterschiedlichen Gaben und Talentenbemüht.

Die Schulen bieten eine Alternative zu dem tra-ditionellen System des Auswendiglernens, Wie-derholens und zu Lehrervorträgen durch dieEinführung moderner pädagogischer Konzeptean. Diese basieren auf partizipatorischem Ler-nen, kreativem Denken und Gruppenarbeit. Die-ser neue Ansatz zielt auf die Kinder als Indivi-duen mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen,Gaben und Interessen, statt ausschließlich aufdas Erreichen hervorragender Leistungen undguter Zensuren. Sport und Gesundheitserzie-hung tragen dazu bei, die physische Kraft und

Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, die für dieVerbesserung der Konzentration und Aufnah-mefähigkeit notwendig sind. Darüber hinauslernen die Schüler, die sich an sportlichen Akti-vitäten beteiligen, auch Kooperation und Grup-penzusammenhalt, sei es in Sportteams, inTanzgruppen oder Wettkämpfen. Diese Akti-vitäten sind lebensnotwendig in einem Klima,das von Stress und Müdigkeit auf Grund der mi-litärischen Besatzung geprägt ist. Dazu tragenauch die politischen Restriktionen und die fi-nanzielle Bedrängnis bei. Die Sportfeste derevangelischen Schulen sorgen für die notwendi-ge Ablenkung und das gezielte Engagement inder Ortskommune. Dies ist umso wichtiger ineiner Zeit, in der die palästinensischen Ortschaf-ten immer mehr von der Außenwelt abgeschnit-ten sind und zu Gefängnissen infolge der andau-ernden Abriegelung durch die israelischeSperranlage werden.

Die Rolle des Sportunterrichtsin den Schulen der ELCJHL

Die evangelischen Schulen beenden in jedem Jahr das Schuljahr mit Veranstaltungen,die alle Schulprogramme und -aktivitäten widerspiegeln. Dazu gehört die Abiturfeierfür die Schulabgänger aber auch das sehnsüchtig erwartete Sportfest, das in jedemFrühjahr in jeder Schule veranstaltet wird.

Die Sportfeste der lutherischen Schulen sind Höhepunkte des Schuljahres – wie hier an der School of Hopein Ramallah.

Mädchen undJungen zeigen mitgroßer Begeiste-rung, was sie imSportunterrichtgelernt haben.

Schwimmwett-bewerb im Dar alKalima-Zentrum.

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Wie können die Angebote genutztwerden? Und wie hoch sind die Ge-bühren?

Für die Nutzung gibt es verschiedeneMöglichkeiten: Wir vergeben Monats-oder Jahreskarten, für Familien, Frau-en, Kinder. Die Gebühren sind gering,denn die Finanzen sind nicht das ei-gentliche Ziel. Vielmehr wollen wirmit unseren Angeboten zur Gesund-heit der Menschen beitragen – des ein-zelnen, der Familie, der Gesellschaft.Es geht uns um Körper, Geist undSeele der Menschen und nicht um ihrGeld.

Wie viele Ärzte arbeiten bei Ihnen?

Bis jetzt arbeiten noch keine Ärzte inunserem Center, aber wir haben einenAudiologen. Die audiologische Abtei-lung betreut jährlich 4000 Menschen.Um sich untersuchen zu lassen, kom-men Menschen aus dem ganzen Landzu uns. Sie müssen mehrere Check-points passieren und sind dann stun-denlang unterwegs. Jetzt bereiten wirdie Eröffnung neuer Kliniken vor, dar-unter eine Spezialklinik für Trauma-

Therapie, besonders für Frauen undKinder, und eine Klinik für Herzer-krankungen wie Bluthochdruck undDiabetes. Parallel dazu vermitteln wirWissen und klären zu diesen Themenauf. Das heißt, wir heilen nicht nur,sondern betreiben auch Prävention.

Das Interview führte Susanne Voellmann

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Interview mit Frau Yara Atallah, Pro-gramm-Koordinatorin im Gesund-heits- und Wellness-Center in Bethle-hem

Wann und mit welcher Zielsetzungwurde das Center eröffnet?

Das Center wurde im September 2003eröffnet. Unsere Angebote richtensich an die Menschen in Bethlehem

und Umgebung. Mit unserem Well-ness-Bereich wollen wir helfen, Stressund Angst abzubauen. Wir wissen ja,dass sportliche Aktivitäten, besondersauch Schwimmen, gut geeignet sind,um Depressionen, Angst und Stress-leiden zu behandeln. Das ist beson-ders wichtig in Gesellschaften wie inder palästinensischen, die seit Jahr-zehnten Konflikten ausgesetzt sind.Wir haben Fachleute für Yoga, Aero-bic, Schwimmen und Massage undbald auch für Reiki. Außerdem gibt es

Trainer, die gute Kontakte zum Zen-trum haben und gelegentlich hier Spe-zialkurse anbieten, zum Beispiel ChiGong. Das Programm „Bright Stars“für Kinder zwischen 6 und 16 er-streckt sich über ein Jahr und lädt zumSchwimmen oder Karatetraining ein.

Unser Center wird als ein Ort gese-hen, wo man sich angenehm entspan-nen und etwas unternehmen kann –

eine positive Erfahrung an-gesichts der Unterdrückungund eingeschränkten Bewe-gungsfreiheit, unter denendie Menschen hier leiden.

Warum wurde Bethlehemals Standort gewählt? Wiehaben die Menschen dar-auf reagiert?

Das Center wurde deshalbhier eröffnet, weil Bethle-hem, eine der großen Städtein Palästina, umgeben istvon vielen kleinen Ort-

schaften, die auch alle von den Ange-boten profitieren können. Unser Cen-ter wird als etwas Besonderes ge-schätzt, zumal Einrichtungen dieserArt in der Region noch selten sind.Die meisten unserer Angebote suchtman anderswo vergeblich. Alles istneu, und die Menschen hier bedürfensolcher Möglichkeiten sehr, besondersim Hinblick auf die psychische Ge-sundheit. Sie kommen wirklich gernzu uns, weil unsere Betreuung umfas-send ist.

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Für jeden das richtige AngebotDas Wellness-Center in Bethlehem

Die seltenenSchwimmstundensind eine beliebteAbwechslung fürviele Schüler.

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Fälle, vor allem die Versorgung vonvergleichsweise einfachen Krankhei-ten. Dabei müssen wir effektiv sein,denn die Kinder haben keine Chancein ein anderes Hospital zu gehen.Wenn uns dies nicht gelingt, werdenaus vielen einfachen Fällen sehrschnell sehr viele schwierige Fälle.Auf eine solche Situation wäre Paläs-tina überhaupt nicht vorbereitet.

Auch wenn es um eine Basisversor-gung geht, können Sie trotzdem vonneuesten wissenschaftlichen Er-kenntnissen aus Europa profitieren?

Ja, auf alle Fälle. Das Internet ist füruns eine große Hilfe, um uns überneuere Erkenntnisse auf dem Laufen-den zu halten. Per E-Mail tauschenwir uns mit Kollegen aus, die uns ausder Ferne bei der Diagnose unterstüt-zen. Auch wenn wir uns mit ver-gleichsweise einfachen Krankheitenbeschäftigen, heißt das nicht, dass esin diesen Bereichen keinen Fortschrittgibt, von dem wir profitieren können.Das medizinische Fachwissen inBethlehem ist auf einem ähnlichenStand wie in Europa. Aber der Bedarfder Patienten ist ein anderer. Wir wen-den dieses Fachwissen viel häufigeran. Viele der Erkrankungen, die wirbehandeln, kommen in Europa dankder guten allgemeinen Versorgungkaum noch vor.

Was für ein Hospital finden Sie jetztvor?

Wir sind technisch für unsere Bedürf-nisse gut ausgerüstet. Auch die Arbeit,die wir im Moment leisten, ist gut.Das bestätigen uns immer wieder Me-diziner aus dem Ausland, die unserHospital besuchen. Wenn wir das An-gebot erweiten möchten, müssen wirzukünftig verstärkt unser Personalweiterbilden und langfristig an dieKinderhilfe Bethlehem binden. Dennes wird immer schwieriger, qualifi-

zierte Mitarbeiter zu finden, die bereitsind, in Bethlehem zu leben. Ich kannsogar verstehen, dass es für einenPalästinenser, der im Ausland ausge-bildet worden ist, wenig attraktiv ist,nach Bethlehem zurückzukommen.Wir müssen darauf achten, dass wirgute Assistenzärzte ausbilden und ih-nen Perspektiven in Bethlehem aufzei-gen.

Was sind Ihre Ziele als Chefärztin imCaritas Baby Hospital?

Ich möchte, dass wir noch mehr Pati-enten helfen und Ihnen eine umfas-sendere Versorgung mit medizini-schen Diensten geben können. Dasbedeutet, dass Ärzte sich im Hospitalspezialisieren, um im Team das opti-male Ergebnis für unsere Patienten zuerzielen. Ich möchte, dass die wichti-gen Fachdisziplinen im Caritas BabyHospital vertreten sind. Dieses Sy-stem wird in israelischen Kranken-häusern schon seit einigen Jahren er-folgreich umgesetzt.

Dr. Marzouqa, vielen Dank für dasGespräch und viel Erfolg für IhreArbeit in Bethlehem.

Das Interview führte Burkhard Redeski, Öffentlichkeitsbeauftragter

der Kinderhilfe Bethlehem

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Dr. Marzouqa, herzlichen Glück-wunsch zur neuen Aufgabe als Chef-ärztin im Caritas Baby Hospital. Siearbeiten schon viele Jahre im Hospi-tal. Wie schätzen Sie die medizini-sche Lage in Bethlehem ein?

Auch eine Einrichtung wie das CaritasBaby Hospital, in dem im vergange-nen Jahr 31.000 Kinder behandeltworden sind, kann nicht darüber hin-

wegtäuschen, dass es eine allgemeinemedizinische Versorgung in Bethle-hem im Grunde kaum gibt.

Es ist also unsere vordringliche Auf-gabe, für unseren Bereich eine Basis-versorgung sicherzustellen. In Europabeschäftigen sich Ärzte mit kompli-zierten Krankheiten: Unsere wichtig-ste Aufgabe in Bethlehem ist, nebender Behandlung solcher komplizierten

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Basisversorgung sichernDie neue Direktorin des Caritas-Baby-Hospitals stellt sich vor

Dr. Hiam Mar-zouqa, Mitte, mitBarbara Schmid,Vizepräsidentinund MichaelSchweiger, Präsi-dent der Kinder-hilfe Bethlehem.

Seit Juni ist Dr. Hiam Marzouqa neueChefärztin der Kinderhilfe Bethlehemim Caritas Baby Hospital.

Nach ihrem Studium in Würzburg be-gann Dr. Marzouqa ihre medizinische

Laufbahn als Assistenzärztin im Cari-tas Baby Hospital. Zuletzt war sie dortals Oberärztin tätig. Das Hospital istdas einzige Kleinkinderkrankenhausin Palästina. Frau Dr. Marzouqa istAbsolventin von Talitha Kumi.

Im 2. Quartal 2006 lebten 70,3 % der Palästinenser unterhalbder Armutsgrenze. Damit ist die Zahl der Armen im Vergleichzum ersten Quartal 2006 um 7,4 % gestiegen. (Für eine vier-köpfige Familie liegt die Armutsgrenze bei 477 US-Dollar imMonat.)

Jährlich sterben 3.000 palästinensische Kinder an Krankhei-ten, die, rechtzeitig erkannt, heilbar sind. 2.600 Kinder unterfünf Jahren sterben jährlich an Krankheiten, die – bei frühzei-tiger Diagnose – behandelbar sind. Davon überleben 2.000 dieersten 28 Lebenstage nicht. 100.000 Kinder werden jedes Jahrgeboren. 10% der Kinder unter 5 Jahren sind mangelernährt,Kleinkinder von 12-23 Monaten sind sogar zu 16 % betroffen.

Quelle: „www.unicef.org“, Update vom 6. Juli 2006

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ten sie medizinische Behandlung undBeratungsservices an, informieren diePatienten über Ernährung und not-wendige Änderungen ihres Lebens-stils, die den Folgen von Diabetes ent-gegen wirken. Die Angebote desCenters schließen ein: eine Klinik, diedurch einen Diabetes-Spezialisten ge-leitet wird, eine Ernährungsklinik, so-ziale Dienste, ein auf Stoffwechseler-krankungen spezialisiertes Labor undeine Fußpflegestation. Für 2006 plantdas AVH eine Vergrößerung der Fuß-pflegestation.

Weil Diabetes häufig zu Komplikatio-nen in den Extremitäten führt, wiebspw. zu Taubheitsgefühlen, kommenviele Patienten erst spät mit Fußinfek-tionen oder -verletzungen in die Kli-nik, weil sie die frühen Auswirkungeneiner Diabetes gar nicht wahrnehmen.Eine neue Komponente des Pro-gramms wird eine Rotation freiwilli-ger Fußpfleger aus Dänemark sein, diedas ständige Personal fortbilden.

Das Diabetesprogramm bietet darüberhinaus Sprechstunden in den LWF-

Dorfgesundheitszentren und in örtli-chen Schulen an. Lokale Partner desAVH sind das UNRWA-Diabetespro-gramm für Flüchtlinge und das Diabe-tesprogramm des PalästinensischenGesundheitsministeriums. Anderekleinere Partner sind lokale Organisa-tionen und Nichtregierungsorganisa-tionen in den Regionen von Bethle-hem und Nablus.

Quelle: LWF Jerusalem 2005, Annual Report

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Das AVH bemüht sich um die Be-handlung von Diabetes durch Konzen-tration auf Aufklärung und medika-mentöse Behandlung.

Der Anstieg der Diabetesraten inner-halb der palästinensischen Bevölke-rung ist ein sich abzeichnendes ge-sundheitliches Problem. Es gibtSchätzungen darüber, dass 7-10% derPalästinenser in der Westbank an Dia-betes erkrankt sind, und dass ca. 40%der Frauen und 20% der Männer inder Altersgruppe von 30-55 fettleibigsind (Quelle: www.worlddiabetesfoundation.org).

Die meisten Diabetesprogramme, dieder Bevölkerung der Westbank ange-

boten werden, konzentrieren sich eherauf die medikamentöse Behandlungals auf Vorbeugung. Als das AVH sei-ne Diabetes- und Ernährungsbera-tungsstelle vor drei Jahren eröffnete,war das Ziel, die Diabetes nicht nur zubehandeln, sondern die Aufklärungüber die Krankheit und besonders diePropagierung gesunder Ernährungs-weise voran zu treiben.

Dieses Programm, finanziert vonWorld Diabetes Foundation (WDF)durch eine Kooperation mit DanChurch Aid (DCA), erreichte im Jahr2005 800 Menschen. Im Center arbei-ten zwei Teams, ein Gesundheitserzie-hungs- und Aufklärungsteam und einmedizinisches Team. Gemeinsam bie-

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Vorbeugung durch Aufklärung Die Arbeit des Diabeteszentrums des Auguste-Victoria-Hospitals (AVH) in Jerusalem

SorgfältigeFußpflege ist fürDiabetiker sehrwichtig.

Ein kleiner Patienthält mutig seinenArm hin, um sichBlut abnehmen zulassen.

Im Jahr 2005 hatte das Auguste-Vic-toria-Krankenhaus (des LutherischenWeltbunds auf dem Ölberg in Jerusa-lem) 4.713 stationäre Patienten, diedurchschnittlich 4,2 Tage behandeltwurden.

Zusätzlich führte das Krankenhaus8.278 Dialyse-Sitzungen, 2.201 Endos-kopie-Untersuchungen, 752 Chemo-therapie-Behandlungen durch sowie3.002 Bestrahlungseinheiten in der onkologischen Abteilung, die erst imAugust 2005 eröffnet wurde.

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viele neue Ideen umzusetzen. So setz-te sie sich dafür ein, dass die Seniorenein Mittagessen im Zentrum angebo-ten bekommen. Sie unterstützt dieBemühungen des Gemeindepfarrers,an den Wochenenden Kurse über Frei-willigenarbeit anzubieten. Wann im-mer sie Zeit hat, arbeitet sie selbst imZentrum. Sie begleitet die älterenMenschen auf dem Weg zum Zentrumund nach Hause.

Entsprechend statistischer Erhebun-gen leben ca. 1.500 ältere Menschenin der Altstadt von Jerusalem. Damiteinher geht der steigende Bedarf anGesundheitseinrichtungen, sowie so-zialen und psychologischen Diensten.

Viele ältere Menschen verbringen denTag ausschließlich in ihrer Wohnung,vor allem, wenn ihre Mobilität starkeingeschränkt ist. Die israelische So-zialhilfe steht ihnen nicht zur Verfü-gung und bietet ihnen weder häuslicheVersorgung noch andere Sozialdienstean. Um der Not der schnell wachsen-den arabischen Bevölkerung in derAltstadt von Jerusalem abzuhelfen,wurde mit EU-Mitteln ab 2000 durchdas österreichische Zentrum für Sozi-aldienste ein Angebot sozial-medizi-nischer Betreuung auf dem Geländeder ehemaligen Martin-Luther-Schuleeingerichtet. Später übernahm die lu-therische Gemeinde die Verantwor-tung für die Arbeit. Nach dem Auslau-fen der EU-Hilfe muss das Zentrumnun ohne sichere finanzielle Basis al-lein weiterarbeiten und seine Prioritä-ten von einem hoch spezialisiertenmedizinischen Team, bestehend auseinem Arzt, einer Krankenschwester,einem Sozialarbeiter und einem Phy-siotherapeuten, in ein von der Ge-meinde getragenes niedrigschwelligesAngebot umwandeln.

Das Zentrum ist an fünf Tagen in derWoche geöffnet. 40-60 Männer ver-sammeln sich täglich, um Brettspiele

zu spielen. 50 Frauen kommen proTag zusammen, um an bestimmtenAktivitäten teilzunehmen, wie Hand-arbeit und Sport. Wenn ein Mittages-sen, ein Ausflug, eine Feier oder eininteressanter Vortrag angeboten wer-den, versammeln sich oft mehr als 100ältere Menschen. Darüber hinaus er-reichen wir durch Besuchsdienste eineweitere große Anzahl von Menschen.An diesem Besuchsprogramm beteili-gen sich zwei Krankenschwestern undeine Sozialarbei-terin. Sie behan-deln die krankenMenschen in ih-ren Wohnungen,beraten und ver-mitteln sie anFachärzte.

Ein Beispiel: Eineältere Frau lebtmit ihrer Familiein der Altstadtvon Jerusalem.Sie hat verschie-dene gesundheit-liche Probleme,Herz-Insuffizi-enz, Herz-Rhyth-mus-Störungenund hohen Blut-druck. Sie kannnicht richtig lau-fen. Da sich ihreWohnung in ei-nem oberenStockwerk befin-det, verlässt siekaum das Haus. Zwei Volontäre brin-gen sie zur Physiotherapie in das Mar-tin-Luther-Gesundheitszentrum. Dortwird sie regelmäßig untersucht undkann langsam wieder gehen und istauch daran interessiert, an den ande-ren Angeboten des Zentrums teilzu-nehmen.

Pfarrer Ibrahim Azar, Jerusalem

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Das Seniorenzentrum der Martin-Lu-ther-Gemeinde wurde geschaffen, umdie Gesundheitsversorgung der älterenBevölkerung durch sozial-medizini-sche Dienste zu verbessern. Es befin-det sich im Herzen der Altstadt vonJerusalem und bietet seine Program-me sowohl der christlichen wie auchder muslimischen Arabisch sprechen-den älteren Bevölkerung an.

Dieses Seniorenzentrum ist eine ein-zigartige Gemeinschaftsinitiative, indem die Betroffenen selbst Verant-wortung für Planung und Durchfüh-rung von Aktivitäten übernehmen.Das medizinische Angebot ist Teil ei-nes großen Netzwerkes, das nach neu-en Wegen sucht, die Bedürfnisse die-

ser Menschen zu erfüllen. Das Zen-trum wird von der arabischen lutheri-schen Gemeinde in Jerusalem getra-gen und ist auf dem Weg, Teil derdiakonischen Arbeit der Gemeinde zuwerden.

Ein Beispiel: Leila ist Mutter von zweiTöchtern, die zu Weihnachten mit ih-rer Kindergottesdienstgruppe im Seni-orenzentrum gesungen haben. Nachdiesem Auftritt beschloss Leila, Mit-glied der Koordinationsgruppe für dasSeniorenzentrum zu werden. Zum er-sten Mal besuchte Leila das Zentrumin dieser Funktion zusammen mit derMutter des Pfarrers, die dort einenHandarbeitszirkel leitet. Jetzt vertrittsie oft Umm Ibrahim und versucht,

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Das Seniorenzentrum derMartin-Luther-Gemeinde inder Altstadt von Jerusalem

Der Handarbeits-zirkel erfreut sichgroßer Beliebtheit.

Hausbesuche undmedizinische Be-handlung im Zen-trum ergänzensich.

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Anhalt:Pfr. Hans-Justus Strümpfel, Askanische Straße 23,06842 Dessau, Tel.: 03 40/21 26 79

Baden:Pfr. Rüdiger Scholz, Auguste Victoria Center,POB 14076, 91140 Jerusalem, Israel,Tel.: 00972-2-6287704,e-mail: [email protected]

Pfr. Wolf Eckhard Miethke, Torgasse 12,74740 Adelsheim, Tel.: 0 62 91/12 13e-mail: [email protected]

Bayern:Pfr. Hans-Jürgen Krödel, Langonerstr. 8, 82377 Penzberg, Tel. 0 88 56/8 04 89 90e-Mail: [email protected]

Pfr. Ernst Schwemmer, Unterer Grainbichl 5,82418 Murnau-Westried, Tel.: 0 88 41/62 75 94

Berlin-Brandenburg:Pfn. Christiane Jenner-Heimbucher, Ringstr. 36, 12205 Berlin, Tel.: 0 30/84 31 16 81, Fax: 0 30/8 33 90 18, e-mail: [email protected]

Braunschweig:Propst Matthias Blümel, An der Propstei 2,38448 Wolfsburg, Tel.: 0 53 63/7 30 64,e-mail: [email protected]

Hessen-Nassau: Pfr. Andreas Goetze, Berliner Straße 2,63110 Rodgau-Jügesheim, Tel.: 0 61 06/36 73,e-mail: [email protected]

Pfr. Helmut Klein, Hauptstraße 13,64753 Brombachtal, Tel./Fax: 0 60 63/14 71,e-mail: [email protected]

Hannover:Dr. Frank Foerster, Ristedter Str. 19,28857 Syke, Tel.: 0 42 42/93 76 10e-mail: [email protected]

Nordelbien:Pastor Andreas Schulz-Schönfeld, Dallbregen 3, 22523 Hamburg, Tel: 0 40/57 00 80 35, Fax: 0 40/57 50 90e-mail: [email protected]

Pfalz/Saar:Pfr. Hermann Kuntz, Hahnenbalz 10,67663 Kaiserslautern, Tel./Fax: 06 31/2 82 40e-mail: [email protected]

Pommern: Petra Huse, Bleichstr. 30, 17489 Greifswald,Tel.: 0 38 34/88 79 69e-mail: [email protected]

Rheinland:OStR i.R. Dr. Ulrich Daske, Im Aggersiefen 13,51645 Gummersbach, Tel./Fax: 0 22 61/7 62 00e-mail: [email protected]

Westfalen:Pfn. Annegret Mayr, Giersbergstraße 30,57072 Siegen, Tel.: 02 71/5 11 21e-mail: [email protected]

Pfr. Jens Nieper, Erlenbach 22, 34431 Marsberg, Tel.: 0 29 92/97 63 34e-mail: [email protected]

Württemberg:Diakon Christian Schick, Rosenbergstraße 86,70176 Stuttgart, Tel.: 07 11/6 36 47 29,e-mail: [email protected]

Schweiz: Pfr. A. Kühnrich, CH-3653 Oberhofen Thunsee00 41/33/ 2 43 59 71

Österreich:Pfr. Thomas Hennefeld, Schweglerstr. 39,A-1150 Wien, Tel.: 00 43/1/9 82 13 37,e-mail: [email protected]

Sie können sich auch direkt an den Jerusalems-verein wenden:Jerusalemsverein im Berliner Missionswerk,Georgenkirchstraße 69/70, D-10249 BerlinTel. (0 30) 2 43 44-192 / -195 / -196, Fax -124Internet: http://www.jerusalemsverein.deE-Mail: [email protected]

Vertrauensleute des JerusalemsvereinsAuskünfte über unsere Arbeit bekommen Sie in den Landeskirchen:

Impressum:

IM LANDE DER BIBEL ist eine Zeit-schrift zur Information über evangeli-sche Arbeit im Nahen Osten für dieMitglieder des Jerusalemsvereins undFreunde und Förderer der Arbeit. IM LANDE DER BIBEL erscheint drei-mal jährlich.

Herausgeber: Berliner Missionswerk der Evangeli-schen Kirche in Berlin-Brandenburg im Zusammenwirken mit demJerusalemsverein. Georgenkirchstraße 69/70, D-10249 Berlin, Telefon (0 30) 2 43 44-192 / -195 / -196,Telefax (0 30) 2 43 44-124Internet: www.jerusalemsverein.deE-Mail: [email protected] des Jerusalemsvereins: Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit

Mitglieder des Redaktions-ausschusses: Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Matthias Blümel, Hermann Kuntz, Dr. Christoph Schuppan

Redaktion:Dr. Almut Nothnagle (verantwortl.), Susanne VoellmannV.i.S.d.P.: Direktor Ekkehard ZipserArtikel, die mit vollem Namen gekenn-zeichnet sind, geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder.

Fotos: Azar S. 30, 31; ELCJHL S. 3,22, 23; Fleck S. 38, 39, 40; KinderhilfeBethlehem S. 26; LWF Jerusalem S. 28,29; openbethlehem S. 41; Schaller S. 3,14, 15, 16, 17, 18, 46, 47; Taljieh S. 1;Voellmann S. 3, 4, 5, 7, 10, 11, 19, 20,21, 24, 25, 37, 40, 42, 47, 48; ZiebarthS. 42, 43, 44, 45.

Gesamtherstellung: studio.parise,67346 Speyer

Konten des Jerusalemsvereins im Berliner Missionswerk:EDG KielBLZ 210 602 37, Konto 777 820;Bank für Sozialwirtschaft,BLZ 100 205 00, Konto 31 297

Herzliche Einladung

zum 6. Mitgliedertreffen der Baden-Württemberger Mitglieder

des Jerusalemsvereins am

Samstag, 16. September 2006von 15.00 bis 17.30 Uhr

im evangelischen Rosenberg-Gemeindehaus in Stuttgart, Rosenbergstraße 86.Gäste sind herzlich willkommen!

Martin Reyer (Propst an der Evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem von 2002 bis Anfang 2006) berichtet über

seinen viereinhalb-jährigen Dienst.

Anmeldungen bis spätestens 10. September erbeten an:

Diakon Christian SchickRosenbergstraße 86, 70176 Stuttgart

Tel: 0711 / 636 47 29, Fax: 0711 / 636 84 16

Hinweis auf Reise ins Heilige Land:

Zivilgesellschaft – Was ist der Beitrag der Christen?

Eine Reise nach Bethlehem vom 27.10.-5.11.2006

Leitung:Pfarrer Karl-Heinz Fuchs und

Diplom-Theologe Andreas F. Kuntz, M.A.

Organisation: Biblische Reisen und Internationales

Begegnungszentrum Bethlehem

Anmeldungen bitte so bald wie möglich an: Evang.-Luth. Pfarramt Markt Schwaben,

Martin-Luther-Str. 22, 85570 Markt Schwaben, Telefon 0 81 21 / 4 00 40

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westlicher Werte, hat gelernt, sich ih-rer selbst bewusst zu sein und ihrenGedanken und Bedürfnissen Aus-druck zu verleihen. Doch durchziehenihre israelische Lebenswelt die be-drohlichen und bittren Konsequenzendes ungelösten Nahostkonflikts.

Naïms Wirklichkeit in Gaza ist vonEnge, Willkür und Gewalt, von denKonsequenzen der Besatzung und denBesatzern geprägt. Dass dieser jungeMann dennoch gelernt hat, zu denken,scheint nahezu ein Wunder – somöchte fast das Vorurteil bestätigtwerden: Palästinenser sind doch Ter-roristen! Gefehlt: Naïm ist ein kluger,sensibler und wortgewandter jungerMann, dessen verbaler Selbstschutz-panzer bei gezeigtem Interesse an sei-ner Person und seiner Welt lieber aufAngriff geht.

Es ist schnell klar, wer hier wen thera-pieren will, könnte man unwillig be-haupten. Doch das Blatt wendet sich,als Tal Zeugin eines Selbstmordatten-tats wird: Beschädigt sind beide unddarin begegnen sie sich.

Tal: Aber vielleicht sind wir ja dieNormalen. Wir, die wir glauben, dasswir verrückt sind. Naïm: Ja. Wir beidesollten ein israelisch-palästinensi-sches Asylantenheim für Verrücktegründen, du und ich. Das wäre dochein sehr schönes Zeichen der Versöh-nung, wie die westlichen Staatsmän-ner immer sagen. Wir könnten es dasInstitut „Majnoun und Meshouga“nennen. Und auf unsere Stirn würdenwir den Satz „Der Frieden braucht dieVerrückten“ tätowieren lassen.

Stimme und Gedanken von Tal undNaïm – von Morgentau und Paradies,so die viel versprechenden Namen inihrer Übersetzung – treten heraus ausdem redundanten Schubladendenkenüber die Israelis und die Palästinenser.Leicht fällt ihnen das nicht und nur

allzu schnell verstricken sie sich invielfaches Missverstehen. Doch woimmer die Welt des Einzelnen diffe-renzierbarer wird, wird auch Verände-rung möglich. Keine neue Erkenntniszwar und im Gesamtarrangement die-ses E-Mail-Kontaktes holzschnittar-tig, schablonenhaft und zum Teil sehrdidaktisch ausgeführt.

Eine weitere Lesart liegt nahe:Möglicherweise ist die Konstruiert-

heit der Begegnung von Tal undNaïm – stellvertretend für Israelund Palästina – auch Programmund gar nicht anders möglich?

Schaut man auf die Politik in beidenLagern, so scheint dieser Ansatz zu-mindest nicht falsch. Weiter entferntvoneinander denn je, brauchen Israelund Palästina Visionäre. In Zeiten vonMauerbau und Hamas muss eine aufVerständigung hoffende Vision kon-struiert wirken. Aber ihre Berechti-gung hat sie dennoch. LiterarischeAnsprüche sollte man dabei eheraußer Acht lassen.

Eine Augen öffnende Lektüre für Ju-gendliche allemal. Auch für die Schu-le. Viel erfährt man über den täglichenKampf um Normalität der Menschenunter den Auswirkungen des Nahost-konflikts, den die Politiker beizulegennicht in der Lage sind. Wenn Tal undNaïm beginnen, sich umeinander zusorgen, dann ist damit ein sehr symbo-lischer Ausblick geschaffen, über densich gerade im Gespräch mit Jugendli-chen viele Ansätze zum gemeinsamenNachdenken und Austauschen erge-ben können.

Kristina Wiskamp, Koordinatorin für den Deutschunterricht in den

palästinensischen Gebieten

Buch-

besprechungen

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In Valérie Zenattis Buch begegnensich zwei Jugendliche, die trotz ihrerunmittelbaren Nachbarschaft und ge-meinsamen Geschichte fast nichtsvoneinander wissen: Tal, ein israeli-sches Mädchen, das in Jerusalemwohnt und Naïm, ein junger Palästi-nenser, der in Gaza lebt. Nur fünfzigKilometer voneinander entfernt lebendie beiden Jugendlichen – doch zwi-schen ihnen liegen die Abgründe vonUnkenntnis, Vorurteilen und Ängsten.Welten trennen diese beiden Jugendli-chen voneinander angesichts des Kon-flikts, in dem ihre beiden Gesellschaf-ten Spielball der (Ohn)Mächtigensind.

Dass ihre gemeinsame Geschichte –die des schon fast sechzig Jahrewährenden Nahostkonflikts – in palä-stinensischer und israelischer Per-spektive gänzlich unterschiedlich in-terpretiert wird, ist Teil des Konflikts

und liefert damit auch den Zündstoffder Auseinandersetzung zwischen Talund Naïm: Indem sich die beiden Ju-gendlichen um die Sichtweise des je-weils anderen bemühen, treten die Ge-lenkstellen ihrer unterschiedlichenWahrnehmung, ihre kulturelle, gesell-schaftliche und durch die politischeRealität geprägte Verschiedenheitdeutlich zu Tage. Zugleich aber istihre so unterschiedliche Lebenswirk-lichkeit eng miteinander verwoben.

Ebenso ist von Anfang an für den Le-ser deutlich, was beide Jugendlichenverbindet: Sie sind junge Menschenmit durch den Konflikt bestimmtenProblemen, auch mit alltäglichen undpersönlichen Schwierigkeiten – undnatürlich sind sie auch vollerSehnsüchte.

Die siebzehnjährige Tal, aufgewach-sen in einer vermeintlich heilen Welt

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Leihst du mir deinen Blick?

Valérie Zenatti Leihst du mir deinen Blick? Eine E-Mail Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza.Verlag Dressler, Feb. 2006. 189 Seiten. 12,00 Euro. ISBN 3-7915-2579-4

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M an muss klar sagen, dass das DeutscheSprachdiplom II den Zugang zu allen

deutschen Hochschulen ohne weitere Sprach-prüfung ermöglicht. Unabhängig davon ist dasDiplom ein besonderer Qualifikationsnachweisder deutschen Sprache, dem in einem auch vomdeutschsprachigen Tourismus geprägten Land

wie Palästina eine hohe Bedeutung zukommt.Das Ziel ist das eine, der Weg für die Schule et-was anderes: Realistischerweise können wir nurin der 11. Klasse noch sinnvoll auf das DeutscheSprachdiplom der Stufe II hinarbeiten, weil die12. Klasse als Abschlussjahr mit Prüfungenübervoll ist.

In dem Buch „Nicht gegen mein Ge-wissen“ sind Gespräche aufgezeich-net, die der Publizist Hans-DieterSchütt mit der heute in Deutschlandlebenden israelischen RechtsanwältinFelicia Langer geführt hat, die 23 Jah-

re lang in Jerusalem Palästi-nenser gegen die israelischeJustiz verteidigt hat.

Die Gespräche beziehensich auf die unterschied-lichsten Themen aus demLeben Felicia Langers: Ihrefrühe Kindheit in Polen, dieJugend in der Sowjetunionnach der Flucht ihrer Fami-lie vor den Nazis, späterihre Zeit in Israel, wohin siemit ihrem Mann emigrierte,ihre Familie, die Jahre inTübingen, wo sie heute lebt,ihre Gedanken zu politi-schen, gesellschaftlichen

und religiösen Fragen. Das bunte Ka-leidoskop der Fragestellungen und Le-bensbereiche, die angesprochen wer-den, vermitteln ein beeindruckendesBild einer Frau, die hautnah von derLeidensgeschichte ihres Volkes durchihre eigene Kindheit, wie z.B. denVerlust ihres Vaters, aber auch durchdie Leiden ihres Mannes und dessenLebensgeschichte, betroffen ist.

Gerade dadurch aber wird sie zur An-wältin der Menschenrechte und derMenschlichkeit, der sie sich bedin-gungslos auch und gerade gegen dieRegierungspolitik Israels verschreibt.

In den Gesprächen mit Hans-DieterSchütt beschreibt Felicia Langer ihrenEinsatz für die durch Israel entrechte-ten Palästinenser, aber auch die Dis-kriminierungen, denen sie selbst aufGrund ihrer Tätigkeit jahrelang ausge-setzt gewesen ist. Als Überlebendedes Naziregimes ist es für sie wie fürihren Mann keine Frage, sich für dieeinzusetzen, die heute von „ihrem“Land ihrer Rechte beraubt und ge-demütigt werden. Ihren teilweise er-gebnislosen Einsatz als Anwältin derPalästinenser, einen Kampf, den mannur verlieren kann, verschweigt sieebenso wenig wie die Kraft, die dieserKampf sie selbst gekostet hat.

Die Passagen über ihren Sohn, der alsSchauspieler das jüdische Erbe hoch-hält und Geschichten aus dem Stetl,Witze und Geschichten jüdischen Le-bens auf deutsche und internationaleBühnen bringt, sind ebenso lesenswertwie Felicia Langers Gefühle für ihreEnkelin, die sich in der Holocaust-Ge-schichte ihrer Familie für sie als„Licht am Ende des Tunnels“ zeigt.

Das Buch ist sehr lesenswert für alle,die den Bilderbogen eines reichen,spannungsvollen und konfliktreichenLebens betrachten wollen, von dem esviel zu lernen gibt.

Ute Augustyniak-Dürr,Deutschlehrerin in Talitha Kumi

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Nicht gegen mein Gewissen Deutsch lernen in PalästinaTalitha-Schüler auf dem Weg zwischen Tradition und Fortschritt

Hans-DieterSchütt„Nicht gegen mein Gewissen“– Gespräche mitFelicia Langer Karl Dietz Ver-lag Berlin, 2005.190 Seiten. 9,90 Euro. ISBN3320020714

Warum müssen wir eigentlich Deutsch lernen? – Das fragen unsere palästinensischenSchüler, denn Deutschland ist weit weg. Es gibt genug zu lernen, was für Palästina relevant ist. Was ist denn eigentlich attraktiv daran, Deutsch zu lernen?

Endlich geschafft: Stolz präsentieren drei Schülerinnen der 11. Klasse ihre Deutsch-Diplome.

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Und es ist ja nicht nur das Papier, dasman mit einem Zertifikat in die Händebekommt: Mehr als das ist es das le-bendige Erfahren und Anwenden vonSprache.

Vergleicht man z.B. den Anfang desSchuljahrs in der 10. Klasse mit demEnde, dann fällt vor allem eines auf:Während am Anfang des Schuljahrskaum einer der Schüler etwas aufDeutsch sagte, wenn man ihn nichtausdrücklich darum gebeten hatte, sofanden sich schon nach einem halbenJahr mühelos Freiwillige, die gernedeutschen Besuchergruppen etwasvon ihrem Leben, der Schule und ihrerFreizeit auf Deutsch erzählten undFragen beantworteten.

Eine überaus willkommene „Extra-trainingseinheit“ stand unversehensmit dem angekündigten Besuch einerWipperfürther Besuchergruppe aufdem Programm:

Interkultur live, die allen BeteiligtenSpaß machte. Ein gemeinsamer aus-gedehnter Spaziergang durch Bethle-

hem, die Kirchturmbegehung Tali-thas, ein gemeinsames Abendessen,eine Power Point-Präsentation überdie Situation vor Ort mit ausufernderSchülerbeteiligung sorgten dafür, dasssich die deutschen und palästinensi-schen Jugendlichen am Ende gar nichtmehr trennen wollten!

Insbesondere die Prüflinge fühltensich im Sprachbad pudelwohl undschäumten über vor Mitteilungsbe-dürfnis. Das Interesse der Gästegrup-pe wurde mehr als befriedigt. Deutlichwurde auch, wie viel attraktiver eineFremdsprache für Jugendliche ist,wenn sie Gleichaltrige als Gesprächs-partner haben. Man kann sich Begeg-nungen dieser Qualität auch für dieZukunft nur wünschen.

Der Erfolg, von den Deutschen ver-standen zu werden und sie zu verste-hen, wurde zur weiteren Motivation,und als der Schulleiter eines Tages indie Klasse kam, um ein Problem zubesprechen, fragten die Schüler ihnlässig und provozierend, ob er die Un-terhaltung lieber auf Deutsch oder auf

Berichte

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Das bedeutet, dass das DSD I, bishernur für ausgewählte Schüler undSchülerinnen der Klasse 11 vorgese-hen, bereits in der 10. Klasse absol-viert werden muss, damit der nächsteSchritt in Klasse 11 möglich wird. Diepalästinensische Schule stellt ein ho-hes Anforderungsniveau an ihre Schü-ler. Dabei ist Deutsch „nur“ die 2.Fremdsprache, die hier nicht verset-zungserheblich ist.

Neben den Schülern der 11. Klassefanden sich im vergangenen Schuljahrauch motivierte Zehntklässler, die fürdieses Ziel sofort zu gewinnen waren:Sie krempelten ihre Ärmel hoch undmachten sich an die Arbeit. Sie setz-ten ihre freien Freitagvormittage ein,um intensiver Deutsch zu lernen. Je-der war bereit, ein Referat mit einemlandeskundlichen Vergleich zu The-men wie Essen, Mode, Kleidung,Sport, Gesundheit, Jugend usw. zu er-arbeiten. Mit der Motivation der Schü-ler, ihren beiden Lehrerinnen und derHilfe von fünf engagierten und gedul-digen Volontären kam ein Prozess inGang, der beispielhaft für einen mo-dernen Lernprozess ist.

In Kleingruppenarbeit, Teamarbeitund freien Unterrichtsformen arbeite-ten die Schülerinnen und Schüler aufeinem Niveau, das seinesgleichensucht und am Ende sehr gute Ergeb-nisse brachte: Es entstand z.B. einLandeskunde-Reader, der die gesam-melten Referate der Prüflinge ent-hält.*

Die Schüler trainierten für die mündli-che Prüfung in jeweils vier Trainings-einheiten, in denen sie für jede Prä-sentation eine Rückmeldung mit Ver-besserungsvorschlägen bekamen, diees beim nächsten Mal umzusetzengalt.

Neben all der notwendigen Paukereivon Vokabeln, Grammatik und man-chem trockenen Sachwissen waren esvor allem diese Gruppenprozesse, diedie Motivation über eine lange Zeithinweg und neben vielen anderen Verpflichtungen aufrecht erhielten.Dass dazu die gute Beziehung zwi-schen den Volontären, den Lehrernund Schülern eine unerlässliche Vor-aussetzung war, versteht sich vonselbst.

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Der Besuch derSchülergruppeaus Wipperfürthwar eine willkom-mene Extraeinheitfür den Deutsch-unterricht.

Große Freudeherrschte bei allenTeilnehmern beider Verleihung derDeutschzertifikateam 13. Mai 2006.

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W ir bitten um Ihre Hilfe und Ihren Protestgegen die anhaltenden illegalen Maßnah-

men gegen die Gemeinde von Beit Jala durchden Bau der Trennmauer.

Am Morgen des 27.06.06 haben israelischeBulldozer unter militärischer Bewachung damitbegonnen, Olivenbäume auf dem Gebiet vonCremisan abzuschlagen und auszureißen, umPlatz für den Bau der Mauer zu schaffen. DasCremisan-Gelände ist das einzige bewaldeteund fruchtbarste Gebiet in der Gemeinde BeitJala. Es ist die wichtigste Einnahmequelle fürdie Bewohner und auch eine der wenigen Erho-lungsstätten in der Stadt, die von Familien anden Wochenenden oder an Feiertagen aufge-sucht wird. Darüber hinaus befinden sich hierdie einzige Weinkelterei in Palästina, zwei Klö-ster und ein Kindergarten.

Der Bau der Trennmauer wird die Stadt BeitJala von ihrem nördlichen Teil abtrennen,fruchtbares Kulturland vernichten, den Bauerndas Recht nehmen, ihr Land zu bearbeiten unddie zukünftige Ausdehnung der Stadt verhin-

dern. Die Mauer wird uns allen direkt oder indi-rekt Schaden zufügen, sei es durch die Zerstö-rung privaten oder öffentlichen Landbesitzes.Die Mauer schließt die letzten offenen Stellenund schnürt das Stadtgebiet von Beit Jala voll-ständig ab. Der Bau der Mauer ist eine kollekti-ve Strafmaßnahme und eine Menschenrechts-verletzung. Israel verstößt damit gegen denFriedensplan, gegen Internationales Recht unddie UN-Resolutionen, sowie gegen den Willender Internationalen Gemeinschaft im Blick aufFrieden und Stabilität in der Region.

Wir bitten daher die friedliebenden Menschenauf der ganzen Welt und die Internationale Ge-meinschaft, den israelischen Aktivitäten in BeitJala Einhalt zu gebieten und einen Baustopp fürden Mauerbau zu fordern. Die Stadt Beit Jalahat bisher schon unermesslich unter dem Land-raub gelitten. Heute verfügt die Stadt nur nochüber 4.500 Donum von ursprünglich 14.500 Donum.

Der Bürgermeister von Beit Jala, Raji G. Zeidan

Englisch führen wolle. Es muss andieser Stelle nicht betont werden, wiedas Herz eines Schulleiters hüpft beidergleichen Selbstbewusstsein seinerSchützlinge.

Fremdsprachenkompetenz ist in derheutigen Zeit ein unerlässliches Muss,und wenn man Schüler auf das Lebenvorbereiten will, dann ist auch dies einTeil davon: sich in einer fremden

Sprache verständigen zu können, sichin einer anderen Kultur zurechtzufin-den und auf dem Hintergrund des An-deren, Fremden eine reflektierte Sichtüber sich selbst und seine eigene Kul-tur zu gewinnen.

Dass dieser grandiose Erfolg gefeiertwerden muss, versteht sich von selbst,und so wurde ein Fest angesetzt, andem die feierliche Verleihung desSprachdiploms stattfinden sollte.

Das war sie dann auch, die Verleihungder DSD I- und DSD II-Diplome undaller anderen Deutsch-Zertifikate desSchuljahres, sehr feierlich. Sie waraber auch locker, von Spielfreude undvom Spaß an der deutschen Sprachegeprägt. Reden, Musik und Theaterergaben ein rundes Ganzes, dasdeutsch-kulinarisch endete.

Am Ende ließ es sich auch der Gäste-haus-Chef Talithas nicht nehmen, inZusammenarbeit mit einem MetzgerBeit Jalas nach deutschem RezeptCurrywurst herzustellen und zu ser-vieren. Eine besondere Lust war es, inverschiedenen Erprobungsetappen ander Vervollkommnung des Rezeptsteilzuhaben. So verliehen ihm die Ko-ordinatoren für Deutsch aus Kairo undPalästina als Auszeichnung für beson-dere Leistungen im Fach „Deutsche(Ess)Kultur“ das „DWD“ (= Deut-sches Wurst-Diplom).

Ein rundum gelungener Tag ließ amEnde die Hoffung, dass diesem Festnoch viele weitere folgen mögen, aufdenen die Currywürste brutzeln unddie deutsche Sprache sprudelt.

Kristina Wiskamp und Ute Augustyniak-Dürr

* Interessierte können den Landes-kunde-Reader „Die Anderen sind an-ders“ beim Berliner Missionswerk für12,50 Euro (inkl. Versand) erwerben.

Dringender Appell aus Beit JalaB

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Das Kloster Cremisan mit den berühmten Obst- und Olivenbäumen wird durch die Mauer von Beit Jala abgeschnitten.

Dies ist ein dringender Appell des Stadtrates von Beit Jala im Namen der Bürger und Bürge-rinnen unserer Stadt an unsere Freunde und alle friedliebenden Menschen in der ganzen Welt.

Siehe auch: „www.openbethlehem.org“, „www.poica.org“, „www.annadwa.org“,„www.bethlehemmedia.net“, „www.israel.de“ (email: [email protected])

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Endlich können die Deutschlehrer ebenfalls entspannen: HerrZaki Issa und Frau Kristina Wiskamp beim Empfang nach demFestakt.

Das „DWD“ hat sich Walid Al Arja redlich verdient! Palästinensi-sches Improvisationstalent ermöglicht deutsche Currywurst imHeiligen Land.

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der die üblichen Proportionen (95% Israel und5% Palästina) verändert wurden. Neben demBesuch biblischer Orte sollte mehr Zeit zu ei-nem eigenen Kennenlernen der Lebensumstän-de und der politischen Situation in Palästina ver-wendet werden und außerdem die partnerschaft-lichen Kontakte durch unseren Besuch neubelebt werden. Das Ganze sollte unter Nutzungder weithin brachliegenden touristischen Kapa-zitäten in Bethlehem durchgeführt werden, indiesem Falle mit der „Alternative TourismGroup“ in Beit Sahour und mit Unterbringungin Abrahams Herberge in Beit Jala. So entstandein speziell auf unsere Bedürfnisse ausgerichte-tes Reiseprogramm für 11 Tage mit drei Stütz-punkten.

Wir begannen die Reise in Israel mit je einemAufenthalt in Nazareth und in Jerusalem. VonNazareth aus besuchten wir die Heimat Jesu mitExkursionen zum See Genezareth, Tiberias,dem Predigtberg, Tabgha und Kapernaum, denBerg Tabor und die Ausgrabungsfelder von Me-giddo. Viele der bekannten biblischen Textewurden hier noch einmal neu und anders erlebt.Das galt erst recht für Jerusalem, das 2. Stand-quartier unserer Reise. Zusammen mit zahlrei-chen Pilgern besuchten wir in der Karwoche diemarkanten Orte der Passionsgeschichte Jesu,aber auch das Israel-Museum und die Gedenk-stätte Yad Vashem, ein dem Karsamstag ange-messenes Programm.

Am Abend wechselten wir dann nach Bethle-hem, dem dritten und letzten Stützpunkt unsererReise. Fünf Tage lang unternahmen wir Besu-che, Ausflüge und Erkundungen in Bethlehemund seinem Umland, das sich immer mehr in eingroßes Gefängnis für mehr als 40.000 Men-schen verwandelt. Im Vergleich zu meinemAufenthalt Ende 2004 hat sich die Situationweiter verschlechtert. Die Mauer umrundet nunin einer Höhe bis zu 7 Metern fast die ganzeStadt und Teile des Umlands. Der dem Rahel-grab vorgelagerte Stadtteil ist inzwischen vonBethlehem abgetrennt zu Gunsten einer dort imAufbau befindlichen Siedlung. Durch die Boy-

kottmaßnahmen nach dem Wahlsieg der Hamasdroht die desolate wirtschaftliche Lage in einehumanitäre Katastrophe umzuschlagen. Vieleunserer Gesprächspartner, die die Hamas nichtgewählt haben und mit ihren Zielen nicht über-einstimmen, fühlen sich einer kollektiven Be-strafung für eine auf demokratischem Weg zu-stande gekommene Entscheidung ausgesetzt.Entsprechend enttäuscht ist die Stimmung.

Zunächst führte uns eine Busfahrt entlang desbereits errichteten und noch geplanten Absperr-systems. Hier konnten wir eine Anschauung da-von gewinnen, wieweit die Einkreisung und Ab-riegelung Bethlehems bereits gediehen ist, undwas es für diejenigen bedeutet, die dadurch ihrEigentum, ihre Arbeitsmöglichkeiten oder denZugang zu Versorgungseinrichtungen verlorenhaben. Ein besonders schlimmes Beispiel dafürist das Dorf Al Waladje, das wir am 2. Ostertagbesuchten. Eine Familie berichtete uns überHauszerstörrungen im Zusammenhang mit dem

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Errichtung der Mauer mitten in Bethlehem.

Das Tor nach Jersusalem –

vergebliche Bitte um Öffnung.

G ab es doch in den zurückliegenden Jahrenviele partnerschaftliche Aktivitäten zwi-

schen den beiden Gemeinden und der Evange-lisch-Lutherischen Gemeinde in Beit Sahour bei Bethlehem. Es gab Besuche in beide Rich-tungen und so manche persönlichen Bekannt-schaften.

Seit dem Beginn der 2. Intifada wurde esschwieriger, diese Bekanntschaften zu pflegen.Als ich nach einem dreimonatigem Aufenthaltin Bethlehem, im Rahmen des ÖkumenischenBegleitprogramms (EAPPI) zurückgekehrt war,entstand die Idee, eine Besuchs- und Studienrei-se nach Israel und Palästina durchzuführen, bei

Zu Ostern in Israel und PalästinaBericht über ein Reiseprojekt

Eine Reise in das Heilige Land an den Osterfeiertagen, das hatte ich mir schon lange gewünscht und mit mir 14 Teilnehmer/innen aus den Kirchengemeinden Baumschulenweg und Treptow in Berlin.

Der erste Teil der Reise führte auch zum SeeGenezareth.

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derstandskraft der von der Besatzung besondersBetroffenen, der beharrliche Versuch, unter densich weiter verschlechternden Bedingungen dastägliche Leben, den Schulbetrieb, die sozialeArbeit fortzusetzen und so dem Überlebens-kampf Würde zu verleihen, hat uns alle beein-druckt. Wir, die wir mit unserer Anwesenheit et-was Hoffnung schenken wollten, wurden selbstreich beschenkt durch die Erfahrung, wie Men-schen in für uns unvorstellbaren SituationenGlaube, Hoffnung und Liebe leben. So war die-se Reise ein gegenseitiges Geben und Nehmen.Die Erfahrungen der Teilnehmenden, das ergabdie Evaluation, waren unterschiedlich. Aber nie-mand hat es bereut, an einer Reise unter dieserZielvorstellung teilgenommen zu haben. Bei al-len hat sie zu einer tiefen Emotionalisierung ge-führt. Unter anderem wurde festgestellt: „DieReise war gut und beeindruckend, gut, dass ichda war!“ „Die Reise war schön, spannend, auf-regend, traurig.“ „Der Name der Kapelle ,Jesusweint über Jerusalem‘ hätte über der ganzenReise stehen können“. Das Gefühl der Ausweg-losigkeit bei gleichzeitig tiefer Betroffenheit hatviele durch diese Reise begleitet.

Abschließend ist festzustellen, dass sich dasKonzept der Reise bewährt hat. Sie ließ sichtrotz erschwerter Bedingungen wegen der Sper-

ren anlässlich der Feiertage und des Selbstmord-anschlages in Tel Aviv durchführen. Die Zusam-menarbeit mit den palästinensischen Partnern,die uns einen Reiseleiter stellten, der uns auch inIsrael begleiten konnte, ließ nur wenige Wün-sche offen. Wir haben uns jederzeit gut aufgeho-ben gefühlt. Das Programm war dicht gefülltund ließ dennoch Zeit für individuelle Unter-nehmungen oder für vertiefende Gespräche. Zurbesseren Einordnung der für viele doch sehrneuen und überraschenden Erfahrungen wurdeein gründliches Einführungsseminar und eineentsprechende Auswertung als positiv empfun-den. Allen denjenigen, die das Land der Bibelnicht nur von seiner Vergangenheit her, sondernauch in seiner gegenwärtigen Zerrissenheit ken-nenlernen und sich authentischen Eindrückenaussetzen wollen, ist eine solche oder ähnlicheReise sehr zu empfehlen. Natürlich kann dashier vorgestellte Programm variiert und den je-weiligen Gruppeninteressen angepasst werden.Der Verfasser ist gern bereit, dafür seine Erfah-rungen und Verbindungen zur Verfügung zustellen.

Dieter Ziebarth, Pfarrer im Ruhestand, zwischen Sept. 2004 und Dez. 2004 Teilnehmer

des Internationalen Begleitprogrammes desWeltrates der Kirchen in Israel und Palästina.

Mauerbau. Einige Häuser wurden im Januar ab-gerissen, weitere sollen folgen. Es handelt sichdabei um die mühevoll errichteten Behausungenvon Flüchtlingen, die 1948 aus Ihrer Heimat flo-hen und nun zum 2. Mal zu Flüchtlingen im ei-genen Land wurden. Wir sahen Menschen, dievor den Trümmern ihrer Häuser nunmehr inZelten kampierten und wir waren beeindrucktvon dem Mut der Verzweiflung, mit dem dieseund andere Familien um ihre Häuser und ihreExistenz kämpfen. Ebenso erschütternd war, dasSchicksal zweier Familien kennen zu lernen, de-ren Haus in der Nähe von Rahels Grab von dreiSeiten eingemauert ist, und die seit Monaten un-

ter unbeschreiblichen Zuständendort ausharren, noch immer in derHoffnung, Hilfe durch die Weltöf-fentlichkeit zu erfahren, an die siesich gewandt haben. Für mich wares ein Osterfest ganz besondererArt: Wir haben die Auferstehungs-hoffnung mit denen geteilt, die inganz besonderer Weise von der Be-satzungspolitik betroffen sind.

Zum weiteren Verständnis der be-drückenden Situation in den besetz-ten Gebieten trug eine Fahrt nachJericho unter den Bedingungen ei-ner closure (Abriegelung in Folge

des zuvor in Tel Aviv verübten Attentats), Ge-spräche beim CVJM und im „Konfliktlösungs-zentrum“ bei. Die Gespräche wurden ergänztdurch je eine Exkursion zum Projekt „Zelt derNationen“, ein um seine Existenz ringendes Ju-gendbegegnungszentrum, und einen Besuch imFlüchtlingslager „Aida“. Bedrückend stelltensich die Verhältnisse dar, unter denen hier schondrei Generationen von Flüchtlingen seit 1948wohnen müssen. In der Gemeinde Baumschu-lenweg war eine Weihnachtskollekte für dieMenschen in diesem Lager gesammelt worden.Wir konnten sie übergeben im Zusammenhangmit der Inbetriebnahme eines Kulturzentrums,

das ebenfalls mit Geldern ausDeutschland errichtet worden ist. Eswar ein Lichtblick im eintönigenund gefährlichen Leben in diesemLager, der auch gleich wieder durcheinen Militäreinsatz verdunkeltwurde.

Die Reise hat mit ihren unterschied-lichen Zielsetzungen den Teilneh-menden hautnah ein realistischesBild vom Heiligen Land und denunheiligen Zuständen in ihm ver-mittelt. Orte des Friedens, der Kon-templation und des Gedenkenswechselten mit Plätzen horrenderGewalt. Der Lebensmut und die Wi-

Die Gruppe ausBerlin nahmnach dem Oster-gottesdienstauch am Oster-essen in BeitSahour teil.

In Al Waladje wurden zahlreiche Häuser von der israelischenArmee zerstört.

Das Haus der Familie Anastas ist von drei Seiten von derMauer umgeben.

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Für weitere Informationen schreiben Sie bitte an den:Jerusalemsverein im Berliner Missionswerk, Georgenkirchstraße 69/70, 10249 Berlin,Telefon (0 30) 2 43 44-192 / -195 / -196, Telefax (0 30) 2 43 44-124Internet: http://www.jerusalemsverein.de · E-Mail: [email protected]

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Projektnummer 4201

Evang. Schularbeit in Palästina

Spendenkonto:

EDG Kiel, Filiale Berlin,

BLZ 210 602 37, Konto 777820

Fußball- und Basketballteams oder den Pfadfin-dern genutzt werden. Da ist die Sporthalle vonTalitha Kumi, übrigens die einzige in der südli-chen Westbank, die sommers wie winters in Be-trieb ist, zumal wenn in den Monaten Januar und

Februar der Sportunterricht unter freiem Him-mel nicht möglich ist. Dazu gehören auch diemit viel Sorgfalt vorbereiteten Sportfeste, einMarkenzeichen der evangelischen Schulen.

Doch es fehlt an allem, an Sportgeräten und anentsprechend qualifizierten Sportlehrern. Esfehlt auch an Möglichkeiten, Breitensport undElitenförderung in Palästina zu verbinden, sodass in Zukunft Palästina auch zu den Sportna-tionen der Welt aufsteigen kann. Dies würde fürdas Selbstbewusstsein und die Breitensportför-derung in Palästina einen starken Motivations-schub auslösen.

Helfen Sie mit Ihrer Spende, die Qualität und das Angebot des Sportunterrichts an den lutherischen Schulen zu verbessern!

D och wie kann man unter den Bedingungender Besatzung, der Einschränkung von

Bewegungsfreiheit und dem Fehlen von Sport-stätten und Sportgeräten jungen Menschen Be-wegung verschaffen?

Die lutherischen Schulen bemühen sich intensiv,Kindern und Jugendlichen Spielräume zu ver-schaffen. Da sind die Sportplätze, die rund umdie Uhr, am Vormittag für den Unterricht, amNachmittag für Arbeitsgemeinschaften, von

Hier können sie helfen

Sportunterricht an den evangeli-schen Schulen in Palästina

Die Euphorie und Begeisterung vieler normalerweise nicht fußballinteressierter Menschen in Deutschland während der Fußballweltmeisterschaft im Juni/Juli 2006haben gezeigt, welchen hohen Stellenwert Sport im Bewusstsein vieler Menschen innehat. Das ist in Palästina nicht anders als in Deutschland.

Dabkegruppe in Bethlehem. Dieser Torwart hat keine Angstvor dem Elfmeter.

Sportprüfung in Ramallah.

... auch diese drei können es kaum erwarten, beimnächsten Sportfest mit dabei zu sein!

Mädchen und Jungen bringen gern Bälle ins Rollen ... wie hier beim Fußball ...

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Der Teller wurde anlässlich des Sportfestivals an der Evangelisch-Lutherischen Schule in Beit Sahour am 11. Mai 2006 entworfen.