Impulse 2016-2

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D 5662 !mpulse 2 für ansteckenden Glauben 16 Fromme Antworten, die nicht helfen Thema Was Hiob wirklich den Rest gab Erlebt Ich konnte mit keinem darüber reden

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Fromme Antworten, die nicht helfen

Transcript of Impulse 2016-2

D 5662

!mpulse 2f ü r a n s t e c k e n d e n G l a u b e n

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Fromme Antworten, die nicht helfen

ThemaWas Hiob wirklich den Rest gab

ErlebtIch konnte mit keinem darüber reden

2 !mpulse 2/16

Leid und platte Antworten 4Thema

Western-Antworten 9Kommentar

Ich konnte mit keinem darüber reden 10Erlebt

Wertpakete 12Mitarbeiter-Ausbildung bei

Campus für Christus

„Wir setzen auf Wertschätzung und Dialog“ 16Das Chemnitz-Forum

inhalt

URLAUB MIT HERZ

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Reisen Sie in ein GAiN-Projekt land. Begegnen Sie Menschen. Lernen Sie Land und Kultur kennen. Helfen Sie bei humanitären Einsätzen, Bau projekten oder Kinder programmen. Erleben Sie eine unvergessliche Zeit.

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campus-d.de/urlaubmitherz

2016

Editorial 3Paare stark machen 14

The Four 14Für Flüchtlinge 15MEHR mit Campus für

Christus erleben 17Sofia for President 18Ich bin E-Coach, weil ich

tot war 19Mensch Missionar 20Impressum 21Für Sie gelesen 22

DVD „Under Pressure“Sportler wie Kaká, Jacob Mulenga und Cacau kom-men zu Wort und erzählen, wie sie als Sportler und Christen damit umgehen, „under pressure“ – unter Druck – zu stehen. Und sie laden ein, ein Leben mit Jesus Christus zu wagen.

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Ich merke bei mir eine Diskrepanz in der Selbstwahrnehmung. Einer-

seits dreht sich ein großer Teil meines Arbeitslebens um Worte – wie

Sie hier lesen! Und ich bin von ihrer Wirksamkeit überzeugt. An-

dererseits bin ich ein Typ, der vieles „mal eben so“ dahersagt. Und

sich wenig Gedanken darüber macht, wie das Gesagte tatsächlich an-

kommt. Das kann doch nicht meine Verantwortung sein, oder etwa

doch?

Dabei schreibt Jakobus scheinbar an Menschen wie mich: „Hauke,

das sollst du wissen: Höre etwas schneller und rede dafür langsamer

…“ (frei nach Jakobus 1,19). Mir persönlich ist dieses Verlangsamen

eine echte Hilfe. Aber es ist natürlich nicht alles. Ich kann auch gut

überlegt Antworten geben, die alles sind, nur nicht hilfreich. Weil sie

sich darum drehen, meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und

nicht die meines Gegenübers. Weil sie vom sprichwörtlichen grünen

Tisch her kommen und damit unbelastet von eigenen Erfahrungen

sind. Weil sie völlig ignorieren, dass hier jemand in existenziellen Nö-

ten steckt und nicht nur eine Wissensfrage gestellt hat.

Der biblische Hiob zum Beispiel wollte gar keine Diskussion über

Leid im Allgemeinen führen – er steckte mittendrin. Er suchte Hil-

fe und Freunde, die mittragen. Was er nicht suchte, waren die plat-

ten Antworten, die er bekam. In ihrem Artikel auf der nächsten Sei-

te beleuchtet Judith Westhoff diese Art von Antworten und zeigt,

dass Hiobs Freunde leider bis heute noch nicht ausgestorben sind.

Wie verletzend scheinbar richtige und immerhin fromm klingende

Antworten sein können, unterstreicht ein Missionsbericht der ande-

ren Art auf Seite 10: Was ist, wenn ich Traumatisches erlebe und mir

niemand wirklich zuhört? Außerdem lesen Sie in dieser Impulse et-

was über akademisch geprägten Dialog in Chemnitz (S. 16), warum

Sofia aus der Ukraine unbedingt Präsidentin werden will (S. 18) und

welche Phasen das Mitarbeiten bei Campus für Christus durchlaufen

kann (S. 20).

Ich wünsche Ihnen gute Impulse mit dieser Impulse.

Übrigens: Campus wird 50. Notieren Sie schon Mal den Termin in

Ihrem Kalender! Infos unter campus-d.de/50jahre

3. Mai 2017in Gießen50 Jahre Campus für Christus 1967 – 2017

Save the Date

4 !mpulse 2/164

THEMA

JEDER IST SELBST FÜR SEIN

LEBEN VERANTWORTLICH

GOTT WILL DIR ETWAS ZEIGEN

DU HAST ES IN DER HAND

DU MUSST VERGEBEN

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Leid und platte Antworten

„Grau ist alle Theorie, die Wahrheit ist auf dem Platz“, soll ein Fußballtrainer gesagt haben. Eines scheint dieser Mann begriffen zu haben: Theorie hat mit dem alltäglichen Leben nicht immer etwas zu tun. Was zählt, sind die richtigen Taten; Praxis eben, keine Theorie. Letztere ist nur dann gut, wenn sie dem „wahren Leben“ standhält. Manche haben das Glück, diese Erkenntnis auf dem Fußballplatz zu gewinnen, für ande-re ist der Weg beschwerlicher.

Hiob, ein Mann, der sich durch sein vorbildliches Leben auszeichne-te, lernte diese Lektion nicht beim Bolzen, und sie dauerte auch länger als 90 Minuten. Eine lange Phase unsäglichen Leids und unzumutbar quälender Begegnungen mit anderen Menschen kennzeichnen seine Erfahrungen, die im biblischen Buch Hiob aufgezeichnet sind. Er ent-deckte, dass es eine große Kluft gibt zwischen Theorie und Praxis – und dass diese Kluft gefüllt ist mit platten Antworten. Von Menschen, die es gut meinten und dennoch fast alles falsch machten.

Zwischen den Mühlsteinen Gottes und SatansHiob war ein Mann, von dem Gott selbst sagte, dass es zu seiner Zeit niemanden gab, der so gottgefällig lebte wie er (Hiob 1,8). Trotzdem passierte das Unfassbare: Er geriet – salopp gesagt – zwischen die Mühlsteine Gottes und Satans. Ich möchte mich nicht in theologischen Debatten ergehen, ob wir es bei Hiob mit einer historischen Person zu tun haben und ob Satan höchstpersönlich vor den Thron Gottes treten durfte, um dort um ein Leben zu schachern. Unter dem Strich bleibt folgende Tatsache, die für uns relevant ist: Ein guter Mensch muss un-ter Umständen unsägliches Leid erdulden, und Gott greift nicht ein! Ein Mensch kann konfrontiert werden mit Leid, das in keinem Verhält-nis zu seinen Taten steht, und Gott lässt das zu.

Hiob verlor innerhalb einer nicht klar benannten Zeit seine Kinder, wirtschaftliche Sicherheit, Gesundheit und alle sozialen Kontakte. Und das ohne Versicherung und Sozialstaat. Das Ausmaß dieser Katastrophen ist schier unfassbar, eine einzige davon legt im Regelfall schon jeden „normalen“ Menschen lahm. Am Ende des zweiten Kapitels begegnen

Eine Vielzahl von Opfern wird ihre Leiderfahrung – Gnade hin oder her – ein Leben lang wie ein schweres Gepäckstück mit sich tragen.

Ohne Glorie und ohne Triumph!

Was Hiob wirklich den Rest gab

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In Konflikten wird selten klar Recht oder Unrecht benannt. „In“ ist alles, was betont, dass niemand alleine Schuld hat.

wir einem schwer angeschlagenen, aber noch nicht zerbroche-nen Mann. Noch konnte er festhalten an Gott: „Der HERR hat‘s gegeben, der HERR hat‘s genommen, gepriesen sei der Name des HERRN“ (1,20). Diese bekannten Verse werden gerne zitiert …

Ich frage mich, was Psychologen und Seelsorger dazu sagen würden. Vielleicht, dass Hiob keinen Zugang zu seinen Gefühlen hatte? Dass er sich in der Phase der Verdrängung befand? Seinem Kummer und seiner Wut noch nicht ehrlich ins Gesicht gesehen hatte? Würden sie vielleicht gar keine Aussage treffen und den Leidenden stattdessen mit bedeutungsvoller Stille konfrontieren und später mit der Frage, wie er sich denn dabei gefühlt habe?

Und was sagt Gott? – Nichts! Aber der Leser erfährt in Kapi-tel 2, Vers 3 zumindest, was Gott über Hiob denkt: Für ihn ist Hiob noch immer derselbe, rechtschaffen, redlich, das Gute fest-haltend.

An dieser Stelle könnte das Buch Hiob zu Ende sein. Test be-standen, nicht vom Glauben abgefallen, herzlichen Glückwunsch!

Aber hier scheint es erst richtig loszugehen. Was in den nächs-ten 35 qualvollen Kapiteln zu lesen ist, eröffnet eine ganz neue Geschichte. Nun geht es nicht mehr primär um Leid, das von Gott kommt, sondern um jenes, das von Menschen verursacht wird. 35 Kapitel lang versuchen frömmelnde Menschen, einem Leidenden in seiner Situation zu begegnen – und scheitern! Das Ende des Bu-ches lässt diesbezüglich keinen Zweifel offen. Was war passiert?

Hiob kam zu Fall, weil fromme Menschen ihn mit platten Ant-worten niederbügelten. Zum Schluss konnte er kaum noch an Gott festhalten, war mit seinen Freunden zerstritten und so am Ende, dass er nur noch sterben wollte. Durch fromme Menschen komplett aus den Schuhen gehauen! Immer wieder hatten sie Hiob eingehämmert, dass es einen Zusammenhang geben müsse zwischen seiner Situation und seinem Tun. Mit anderen Worten: „Du bist selber schuld. Du hast dein Schicksal in der Hand. Über-nimm Verantwortung. Ändere es!“, wogegen Hiob immer wie-der antwortete: „Nein, ich bin unschuldig! Was hier passiert, ist jenseits dessen, was ich zu verantworten habe. Ich habe es nicht in der Hand.“ Er hatte recht! Gott bestätigt das am Ende des Bu-ches.

Vielleicht denken wir manchmal: „Es kann ja nicht schaden, dies oder das einfach mal in den Raum zu werfen – vielleicht passt ja etwas davon?“. Aber im Leid gibt es kaum bedeutungs-lose Worte und Taten. Platte Antworten können echte Killer sein, Mörder, die einem Leidenden oder einem Opfer den letzten Stoß versetzen. Schauen wir uns ein paar Plattheiten an. In allen steckt Wahrheit, und doch sind sie im wahrsten Sinne gnadenlos.

1. Leid dient der Erziehung, Läuterung und dem Wachstum. Es gibt tatsächlich Bibelverse, in denen der erzieherischen Züch-tigung eine Rolle eingeräumt wird. Allerdings sollte sauber ge-klärt werden, was biblische Züchtigung überhaupt bedeutet und in welchem Maße sie stattfindet. Einem Leidenden zu sagen, dass er etwas aus seinen Qualen lernen solle, ist schlicht zynisch. Auch die Aussage, dass man Dinge erst richtig genießen lernt, nachdem sie einem zuvor entzogen wurden, ist für viele, die sie im Kum-mer hören, nur brutal.

Wir kennen alle Lebensgeschichten von Menschen, die durch das Erleiden einer Katastrophe schlussendlich zu etwas Besserem geführt wurden: dem langersehnten Lebenspartner, der wahren Berufung oder einer vorher nicht bekannten Begabung. Aus sol-chen Geschichten werden christliche Bestseller gestrickt. Kei-ne Frage: Das ist super, aber ist es die Regel? Warum gibt es so viel mehr Berichte über traumatisierte als über „siegreiche“ Men-schen? Vielleicht, weil es nicht allzu viele dieser glorreichen Ge-schichten gibt? Oder sind alle anderen nur zu unfähig oder un-geistlich, ihre Leiderfahrung in Triumph umzumünzen?

Ich glaube, die Erfahrungen einer jahrtausendealten Mensch-heitsgeschichte und die moderne Datenlage bezeugen vielmehr, dass eine Vielzahl von Opfern – Gnade hin oder her – ihre Leid-erfahrung ein Leben lang wie ein schweres Gepäckstück mit sich tragen. Ohne Glorie und ohne Triumph, jedenfalls nicht in dieser Welt. Und für die meisten ist „nachher“ nichts besser! Viele ha-ben ihr Leben lang zu kämpfen; in schlimmen Fällen sind Existen-zen auf Dauer zerstört!

Tatsache ist: Leid kann läutern und erziehen, aber eine solche Aussage sollte von dem Leidtragenden selbst kommen, falls er überhaupt jemals an diesen Punkt kommt.

2. Du musst vergebenDas stimmt, ohne Wenn und Aber. Desmond Tutu, ehemaliger südafrikanischer Erzbischof und Friedensnobelpreisträger, hat das sehr schön in „Das Buch des Vergebens“ thematisiert. Zu-sammen mit seiner Tochter schreibt er dort über die Gräuel der Apartheid und wie die Opfer letztlich nur durch Vergebung wie-der zu einem befreiten Leben finden konnten. Vergebung ist ein Posten auf der To-do-Liste der Leidtragenden. Das scheint un-gerecht, weil sie schon genug damit zu tun haben, ihr Leid zu bewältigen, aber es geht trotzdem kein Weg daran vorbei. Doch Vergebung ist nichts, was man schnell aus dem Ärmel schüttelt. Sie ist vielmehr ein schwerer und langandauernder Weg. Man-che Christen konfrontieren Opfer bemerkenswert schnell mit der saloppen Aufforderung zu vergeben. Ich vermute, dass sol-che Personen selber wenig Erfahrung mit Vergebung haben. Ich

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glaube, es gibt eine Art und ein Maß an Leid, dem man nur mit großer Vorsicht und Respekt begegnen kann – mit „Ehrfurcht“. Angesichts dessen, was z.B. eine Mutter Teresa in ihren Briefen oder ein Johannes vom Kreuz in seiner „dunklen Nacht der See-le“ beschreibt, kann ich nur verstummen. Auf jeden Fall bleiben mir leicht verdauliche christlich-psychologische Ratschläge im Halse stecken – sie sind unpassend und tragen nicht.

Oft wird über Vergebung geredet wie über ein Sonderange-bot. Wer so respektlos darüber spricht, hat letztlich auch wenig Respekt vor der Gnade. Dietrich Bonhoeffer nennt solche billi-ge Gnade den Todfeind der Kirche. Das ist bemerkenswert, soll-te man doch meinen, dass die Kirche zur Zeit Bonhoeffers andere Todfeinde hatte. Er schreibt: „Gnade als Schleuderware, ver-schleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kir-che, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und gren-zenlos ausgeschüttet wird.“ In solch einer Kirche, sagt Bonhoef-fer, finde man billige Bedeckung von Sünden, die vom Täter gar nicht wirklich bereut werden und von denen frei zu werden sie auch gar nicht wirklich wünschen. Eine solche „Gnade“ rechtfer-tige nicht den Sünder, sondern die Sünde.

Und ich möchte hinzufügen: Wer ein Opfer mit einer solchen billigen Vergebungsgnade konfrontiert, macht es erneut zum Op-fer. Vergebung und Wiederherstellung sind langwierige Prozesse – und es geht nie darum, Konsequenzen zu vermeiden und har-monische Atmosphäre zu erzeugen.

3. Leid kommt aus der SündeSelbstverständlich ist dies in einem grundlegenden theologi-schen Sinn wahr. Aber Leid kommt eben nicht unbedingt aus persönlicher Sünde. Und selbst da, wo persönliches Fehlverhal-ten mitschwingt, stellt man meist schnell fest, dass es in kei-nerlei Verhältnis zum Leid steht. Wer Leid mit dieser Antwort zu erklären versucht, erhebt sich selbst schnell zum geistlichen Menschen, der gleichzeitig Millionen von anderen, die tagtäg-lich durch Krankheit, Hunger, Verfolgung und Ausbeutung zu-grunde gehen, als gerichtsreife Sünder deklassiert.

4. Du hast es in der HandWir Christen sind mittlerweile sehr psychologisiert. Ein wah-rer Regen an christlich-psychologischer Literatur ist uns über die Jahre beschert worden. Vieles davon ist gut und lesenswert. Es ist sinnvoll, etwas über das „Grenzen setzen“ zu lernen, über Verletzungen aus der Vergangenheit und Selbstverantwortung. Im Umgang mit Leid habe ich allerdings den Eindruck, dass christlich-psychologische Phrasen oft dazu dienen, ein Problem

Wer ein Opfer mit billiger Vergebungsgnade konfrontiert, macht es erneut zum Opfer.

Ihre Meinung ist gefragt!

Was sagen Sie dazu? Haben Sie ähnliche Erfahrungen mit platten Antworten gemacht? Oder im Gegenteil echte Hilfe erfahren?Wir freuen uns über Ihre Zuschriften an [email protected], Betreff „Leserbrief“.

zu verbergen: Feigheit, im Umfeld eines Leidenden oder Opfers klaren Stand zu beziehen.

In Konflikten wird selten klar Recht oder Unrecht benannt. Schwarzweiß-Denken ist absolut „out“. „In“ ist alles, was betont, dass niemand alleine Schuld hat, sondern jeder ein bisschen an allem beteiligt ist und deswegen auch kaum jemand zur Rechen-schaft gezogen werden kann. Im schlimmsten Fall wird ein Verge-waltigungsopfer so zur Mittäterin, weil ihr Rock zwei Zentimeter zu kurz war. Ja, dieses Beispiel ist drastisch, aber wo ist in unseren Kirchen und Gemeinden noch eine klare Grenze erkennbar? Und zwar praktisch, denn theoretisch ist sie meist vorhanden.

Wer Opfer von Gewalt, Ungerechtigkeit, Vertrauensbruch, Ausgrenzung oder Tratsch wird, braucht niemanden, der ihm sagt, dass er jederzeit willkommen ist, wenn er weiß, dass dem Täter von ein und derselben Person genau dasselbe gesagt wird. Der Satz: „Ich nehme keine Seite ein, ich kann alle verstehen“, mag fromm klingen; für das Opfer ist er ein Schlag ins Gesicht. Ebenso wie die Aussage, man wolle sich nicht einmischen, weil ja sowieso nichts mehr zu ändern sei. Falsch! Das Unrecht selbst mag nicht mehr rückgängig zu machen sein, aber es ist unerhört wichtig für jeden Leidenden, wenn er feststellt, dass jemand klar auf seiner Seite steht. Es ist das Einzige, das seinen Schmerz lindern kann.

Ich möchte noch einmal das drastische Beispiel eines Miss-brauchs nutzen, um dies zu verdeutlichen: Täter sind immer auch Opfer, die dringend Hilfe benötigen und ebenso von Gott geliebt werden wie jeder andere! Gleichzeitig ist es innerhalb einer be-stehenden Gemeinschaft dem Opfer aber nicht zuzumuten, re-gelmäßig auf den Täter zu treffen. Wenn der Täter die Gruppe nicht verlassen muss, macht sie – die Gruppe! – das Opfer immer wieder zum Opfer, das leidet und sich zurückziehen muss.

Sie denken vielleicht: „Ja, klar!“ Aber ist es wirklich klar? Auch, wenn es um Verleumdung, Lüge oder Ehebruch geht?

Ich kenne Gemeinden, die sich mit dieser Problematik be-fasst und klare Richtlinien erstellt haben, wie sie zum Beispiel im Falle eines Missbrauchs handeln: Abgesehen von einer Anzeige, wird der Täter sofort die Gemeinde verlassen müssen, damit dem

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Was ist also zu tun? Leid wird ein ständiger Begleiter unseres Lebens sein, unabhängig vom Stand unserer Zivilisation. Und die Auswirkungen von langanhaltendem Leid sind vielfältig. Vor al-lem bewirkt Leid eins: Es isoliert! Akute Katastrophen bringen oft sogar Sympathien ein, aber langanhaltendes, chronisches Leid entfremdet und führt meist in die soziale Isolation. Der althoch-deutsche Ursprung des Wortes verdeutlicht das. „Lidan“ bedeu-tet weggehen oder wegreisen. Wer leidet, ist letztlich auf einer Reise in die Ferne; in eine Welt, in die er nicht gehört, die er nicht mag und in die ab einem gewissen Zeitpunkt auch keiner mehr folgen will. Davon konnte Hiob ein Lied singen: Seine Frau wandte sich ebenso von ihm ab wie seine Verwandten und Be-kannten (siehe 19,13ff) – familiäre Schwierigkeiten sind übrigens bis heute eines der Hauptprobleme im Leben chronisch Kranker und deren Angehöriger.

Wer lange leidet, wird feststellen, dass es viele Tode gibt, die ein Mensch sterben kann. Der soziale Tod ist einer der schlimms-ten, und man kann ihn leider mehr als nur einmal erleiden. Er wird oft durch diejenigen verursacht, denen man vertraut oder von denen man sich Hilfe erhofft hat.

Die Pflicht der BegleiterWas Leidtragenden den Rest gibt – so sehr, dass sie sich den

Tod wünschen – ist oft nicht die Katastrophe selber, sondern die Ignoranz von Mitmenschen: Fromme Reaktionen, geistlich ver-packte Phrasen, die den Anstrich biblischer Wahrheit haben und doch nichts als zerstörerisches Gerede sind.

Die Freunde Hiobs hielten es für ihre fromme Pflicht, Gott zu verteidigen. Welch ein Irrtum! Ihre Pflicht wäre gewesen, Hiob zu verteidigen. Bedingungslos. Das hatte nichts mit einer eventuel-len Schuld Hiobs zu tun. Oder der Notwendigkeit, Dinge in sei-nem Leben anzusprechen. Interessant ist, dass persönliches Fehl-verhalten überhaupt kein Thema war, als Gott schließlich selbst zu Hiob redete. Leidende brauchen niemanden, der ihnen Gott oder ihr Leid erklärt. Sie brauchen solche, die sich im Leid auf ihre Seite stellen; nicht auf Gottes Sei-te, nicht auf jedermanns Seite, sondern nur auf eine einzige Seite: die des Lei-denden.

Am Ende des Buches Hiob gibt es kein „Grau“.

Gott sagt absolut nichts Positives über diese Freunde, im Gegenteil, sein Urteil ist vernichtend.

Judith Westhoff arbeitet in der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“.

Seit langem beschäftigt sie sich mit dem Buch Hiob und entdeckt

immer wieder Neues.

Opfer der nötige Schutzraum gewährt wird. Einzelne Personen werden dem Täter persönlich nachgehen, um ihm Hilfe anzubie-ten, aber keinesfalls wird dem Leidtragenden zugemutet, erneut unter dem Dach der Gemeinde auf den Täter zu treffen. Das nen-ne ich konsequent und biblisch.

Heraus aus der GrauzoneHiob hatte die Verzweiflung zu spüren bekommen, die ent-steht, wenn Freunde Leid nicht mildern, sondern es rationalisie-ren und debattieren. In Kapitel 6,13ff ist er am Rand der Hoff-nungslosigkeit, weil seine Freunde nicht auf seiner Seite stehen. Zusammengefasst sagt er: „Ich bin völlig hilflos und weiß nicht mehr aus noch ein. Wer so verzweifelt ist wie ich, braucht Freunde, die fest zu ihm halten. Ihr aber enttäuscht mich wie Flüsse in der Wüste. Im Frühjahr treten sie über die Ufer, aber wenn es heiß wird, versiegen sie, und die, die dann das Wasser brauchen, werden bitter enttäuscht und gehen elend zugrunde. Und ihr (meine Freunde!) seid genau wie diese Flüsse: trostlos und leer. Ihr helft mir nicht.“

Das sind harte Worte. Ich bin überzeugt, der erste Reflex al-ler, die so etwas zu hören bekommen, wäre: leugnen, rationali-sieren, psychologisieren, debattieren und nivellieren. Aber halten wir fest: Am Ende des Buches gibt es kein „Grau“. Es gibt kei-nen wohlwollenden Kommentar, dass die Freunde es doch gut gemeint hatten; immerhin sind sie doch zu Hiob gekommen. Es gibt kein „Wir müssen das Positive sehen; lasst uns erst einmal sie-ben Komplimente finden, bevor wir mit einer Kritik kommen.“ Gott sagt absolut nichts Positives über diese Freunde, im Gegen-teil, sein Urteil ist vernichtend: „Mein Zorn ist entbrannt, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Geht zu Hiob, bringt Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Hiob mag für euch bitten, nur seine Fürbitte werde ich annehmen, dass ich euch nicht etwas Schlimmes antue“ (42,7ff). Ich denke, angesichts dieser Worte erübrigen sich weitere Kommentare.

Last but not least: Obwohl sicher viel Leid menschengemacht ist, sollten wir doch im Blick haben, dass manches Leid überirdi-schen Ursprungs ist. Die Katastrophen, die über Hiob hereinbra-chen, entstammten einem Plan aus geistlichen Sphären. Ich plä-diere nicht dafür, hinter jedem Busch Dämonisches zu suchen, aber es wäre sicher dumm, diesen Aspekt überhaupt nicht auf dem Schirm zu haben. Hier zeigt sich übrigens noch eine weite-re Mär: die des freien Willens. Den gab es für Hiob in diesem Fall nicht. Er hatte keinerlei Mitspracherecht und ebenso wenig die Handhabe, irgendetwas zu ändern.

9!mpulse 4/15

ch kann etwas, das mich beschäftigt, in Worte fassen. Meistens jedenfalls. Ich merke allerdings, dass es mir schwe-rer fällt, je emotionaler oder persön-

licher das Thema für mich ist. Dann reagiere ich schon mal sehr dünnhäutig und empfind-lich auf Antworten, die ich bekomme. So rich-tig „gefressen“ habe ich allerdings die „Wes-tern-Antworten“.

Ich habe ein paar Themen, die ich schon ewig lange mit mir herumschleppe. Ich ver-schweige sie nicht unbedingt, aber ich binde sie auch nicht jedem direkt auf die Nase. Es sind eben keine Nebensächlichkeiten. Mindestens für mich sind sie existenziell. Wenn ich nun in einem Gespräch darauf komme, dann kann es sein, dass ich etwas umständlicher und lang-samer werde und dann anfange, meinem Ge-genüber mein Herz auszuschütten. Und hier kommt der Western ins Spiel, denn bevor ich meine Frage, mein Anliegen oder Problem auch nur ansatzweise formuliert habe, hat der ande-re schon „gezogen“ und geantwortet. Peng – er-legt! Und erlegt komme ich mir dann tatsäch-lich vor, denn obwohl mein Gegenüber nicht die Zeit hatte zuzuhören, ist er sicher, dass sei-ne Antwort zwar aus der Hüfte kam, aber ins Schwarze getroffen hat …

Ungelöste Zwischenstände aushalten Gut, dass solche „Western-Antworten“ die Ausnahme bleiben. Doch die Male, wo sie vor-kommen, sind sie verletzend genug. Damit hier

kein falscher Eindruck entsteht: Leider kenne ich diese Art des Antwortens nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter. Obwohl es mich selber stört, kann ich mein Gegenüber problemlos bei seinen Ausführungen unterbrechen und ihm eine Lösung prä-sentieren. Wahrscheinlich hängt diese Sehnsucht nach schnellen und einfachen Antworten damit zusammen, dass wir uns schwer damit tun, ungelöste Zwischenstände auszuhalten. Es ist ja okay, für ein Anliegen zu beten, aber nach drei Tagen, drei Wochen oder drei Monaten sollte doch so langsam eine Antwort da sein … Leider sieht die Lebenswirklichkeit manchmal anders aus. Es gibt nun einmal Fragen oder Situationen, die sich weder über kurz noch über lang in Wohlgefallen auflösen. Nicht immer lässt sich meine Frage in einem Satz beantworten – und manchmal eben gar nicht. Auch wenn sich das nicht gut anfühlt.

Hiobs echte FreundeMein persönlicher Weg, mit solchen offenen Fragen oder Zwei-feln umzugehen, kommt aus dem Buch Hiob. Dabei habe ich seine Freunde im Blick, so, wie sie eigentlich sein sollten. Ich möchte selbst jemand werden, der zuhören kann, ohne so-fort eine Antwort parat haben zu müssen. Dabei will ich kei-nen Fragen ausweichen, aber eben auch nicht platt antwor-ten. Es geht nicht darum, der „Held der schnellen Antworten“ zu werden, sondern ein echter Freund zu sein, selbst wenn das heißt, jahrelang nur „da“ zu sein und nicht mehr. Die andere Seite der Medaille ist, dass ich lernen möchte, meinen Freun-den mehr und mehr zu sagen: „Ich brauche dich jetzt. Kannst du mir mal zuhören? Einfach bei mir sein?“ Das hört sich sehr unfertig an. Stimmt, das ist es auch. Es ist weder eine univer-selle Lösung noch die Antwort auf alle Fragen. Aber für mich ist es ein Schritt weg von der „Western-Antwort“ in die richti-ge Richtung.

Hauke Burgarth

KOMMENTAR

Bevor ich mein Pro-blem auch

nur ansatz-weise formu-

liert habe, hat der

andere schon „gezogen“

und geant-wortet.

Peng – erlegt!

10 !mpulse 2/16

Ich konnte mit keinem darüber reden

Martina (Name geändert) arbeitet seit Jahrzehnten

bei einem Missionswerk. Zu Beginn ihrer Mitarbeit

war die gelernte Krankenschwester als Missionarin

in Afrika. Neben vielen wunderbaren Erlebnissen aus

dieser Zeit steht auch ein traumatisches: Sie wurde

vergewaltigt. Und echte Hilfe erhielt sie damals nicht.

Sie erzählt.

Falscher Trost und echte Hilfe

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s geschah am letzten Tag unserer ostafri-kanischen Mitarbeiterkonferenz. Wir hat-ten vormittags frei und die Sonne schien. Deshalb ging ich mit einer Kollegin an den herrlichen Strand, bevor wir wieder an unsere Einsatzorte zurück mussten. Wir wollten dort zusammen in der Bibel lesen. Die drei Afrikaner, die uns verfolgten, be-merkten wir nicht. Der Sand verschluckte alle Geräusche. Sie griffen uns von hinten an, warfen uns zu Boden, würgten und vergewaltigten uns. Gegenwehr war nicht möglich, das machte der dritte Mann uns

mit seinem Messer klar. Alle drei „bedienten“ sich. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen sie uns endlich los. Wir

liefen zurück zum Hotel, aber meine Beine fühlten sich wie Pud-ding an. Dazu kam die Panik: Werden sie uns noch einmal angrei-fen? Im Hotel angekommen, vertraute ich mich einem Mitarbeiter aus meinem Team an. Dann ging alles sehr schnell: ärztliche Un-tersuchung, polizeiliche Benachrichtigung etc. Die Polizisten nah-men die Anzeige nur halbherzig auf. Sie meinten, wir wären selbst schuld, wenn wir halbnackt am Strand herumliefen. Natürlich wa-ren wir bekleidet!

Die folgenden Wochen liegen für mich wie im Nebel. Immer wieder hörte ich fromme Aussagen wie: „Schau nur auf Jesus, dann wird alles gut“ oder „Gott muss dich sehr lieb haben, dass er das zugelassen hat“. Nein, das war gar nicht hilfreich!

Verdrängt, aber nicht vorbeiAlbträume plagten mich und ich hatte panische Angst, zu mei-nen Nachtdiensten im Dunkeln von der Wohnung durch die Fel-der ins Krankenhaus zu gehen. Aber im Krankenhaus waren wir unterbesetzt – ich musste funktionieren. Nach einigen Monaten war ich körperlich und seelisch ziemlich unten. Als wir in einer Bibelarbeit im Team über Römer 8, 28 sprachen, flippte ich total aus: „Alle Dinge sollen denen zum Besten dienen, die Gott lie-ben“? Fluchtartig verließ ich den Raum und ging in meine Woh-nung. Zum ersten Mal ließ ich meinen Emotionen freien Lauf, ich weinte stundenlang. So konnte es nicht weitergehen. Ich brauchte Hilfe. Ich entschied mich für professionelle Hilfe durch einen gläubigen Psychologen in einer sechs Autostunden ent-fernten Stadt. Bei dieser Gelegenheit traf ich auch meinen ost-afrikanischen Missionsleiter, der mir direkt nach der Vergewalti-gung mit Bibelworten Mut zusprechen wollte. Er war entsetzt, dass ich mir nicht von ihm „auf geistliche Weise“ helfen lassen wollte. Er verstand überhaupt nicht, warum ich professionelle Hilfe wollte – und das noch „von außen“. Wahrscheinlich hat er nicht realisiert, wie tief meine Verletzung war. Nach zwei Termi-nen beim Therapeuten war ich zu erschöpft und brach ab. Ich musste die Treffen auf meinen einzigen freien Tag in der Woche

legen und die anstrengende Fahrt dafür auf mich nehmen. Nach etlichen Monaten waren meine Albträume nicht mehr so inten-siv, aber ich war permanent müde. Ich funktionierte, doch da-für verdrängte ich vieles. Heute weiß ich, wie viel Kraft dieses Verdrängen kostet.

Ich muss gestehen, dass mir meine Arbeit im Krankenhaus schwerfiel, ich war auch eine ganze Weile nicht missionarisch tä-tig. Mein Teamleiter bemerkte dies. Er verordnete mir, eine Bi-belarbeit über Ärger vorzubereiten, um an mir zu arbeiten. Über meine „Erkenntnisse“ sollte ich dem Krankenhausverwalter Re-chenschaft ablegen, einem afrikanischen Mann, der kein Mitar-beiter der Missionsgesellschaft war. Ich war fassungslos. Diese Anordnung habe ich nicht ausgeführt.

Member CareWährend eines Heimataufenthalts in Deutschland machte ich mir Gedanken, wo ich mir Hilfe holen könnte. Ich erkundig-te mich auch nach einer Seelsorgeausbildung. Schließlich ent-schied ich mich für ein Magister-Studium in den USA. Danach wollte ich zurück nach Afrika gehen, um Missionaren zu helfen, die schwierige Situationen verarbeiten müssen. Diese Vision er-füllte sich, aber zu meiner Überraschung schenkte mir Gott ei-nen Ehemann, der mit mir zusammen diesen Auftrag erfüllte. Unsere Ehe war eine heilsame Erfahrung, und gemeinsam Missi-onaren zu helfen, war ein besonderes Geschenk.

Rückblickend auf meinen Heilungsprozess hat es mir beson-ders geholfen, während des Studiums selbst Seelsorge in An-spruch zu nehmen. Ich lernte, meinen Gefühlen nachzuspüren, sie zu benennen und zu akzeptieren. Ich lernte auch, dass Gott mit unseren Gefühlen umgehen kann, selbst mit Wut und Ärger.

Ich verstehe, wenn Mitmenschen bei traumatischen Erlebnis-sen überfordert sind, aber eine schnelle Beruhigung oder Ver-harmlosung – „Das wird schon wieder …“ – ist völlig unange-bracht. Stattdessen ist es hilfreich, sich alles erzählen zu lassen, ohne es zu kommentieren, schnellen Trost zu vermeiden, einfach da zu sein und zuzuhören. Dazu gehört auch die „Erlaubnis“, är-gerlich und wütend zu sein, auch auf Gott. Als Gesprächspart-ner kann man jederzeit zugeben, dass man sprach- und hilflos ist. Wichtig ist eher das Verständnis, dass ein Trauma eine Verletzung, eine schwere Wunde ist, die behandelt werden muss.

In Westeuropa ist es inzwischen relativ einfach, professionel-le Hilfe zu bekommen. Selbst in Afrika ist das Konzept von Mem-ber Care besser geworden. Aber im Schockzustand ist es hilfreich, wenn jemand Vertrautes dabei hilft, eine geeignete Person zu fin-den.

Übrigens: Natürlich hat die Bibel recht und ist das lebendige Wort Gottes. Später konnte ich mit vollem Herzen glauben, dass denen, die Gott lieben, wirklich alle Dinge zum Besten dienen.

Wichtig ist das Verständnis, dass ein Trauma eine schwere Wunde ist, die behandelt werden muss.

12 !mpulse 2/16

Ob in der idyllischen Abgeschiedenheit des Klosters oder auf dem belebten Campus in Nahost – beide Orte sind ideal, um neue Campus-Mitarbeiter mit grundlegenden Themen ihres Dienstes vertraut zu machen. An beiden Orten findet die Mitarbeiter-ausbildung statt. Wie neue Mitarbeiter ausgebildet werden und was sie dabei lernen, weiß eine ganz genau: Almut Siebel ist seit 2006 Ausbildungsleiterin und hat im letz-ten Jahr über 30 neue Mitarbeiter in der Ausbildung begleitet.

Impulse: Almut, viele Mitarbeiter haben schon in einem Beruf gearbeitet. Warum müssen sie dann noch einmal eine Campus-Ausbildung machen?Almut Siebel: Während andere Missionswerke eine Bibelschulausbildung fordern, bevor man in den geistlichen Dienst geht, findet unsere Ausbildung „inhouse“ statt. Alle Mitarbeiter bringen schon viel Wertvolles mit und wir möchten zusätzlich die

WertpaketeMitarbeiterausbildung bei Campus für Christus

Campus-Kultur prägen, ihnen ganz unab-hängig von ihrer Stelle und ihrem Arbeits-bereich die gleiche Grundlage vermitteln, unsere Campus-DNA. Das war schon im-mer typisch für Campus. Jeder, der län-gerfristig bei uns mitarbeitet, hat das Privileg, an unseren internen Schulungs-programmen teilzunehmen.

Was ist die Grundlage für die Ausbil-dung?Vor einigen Jahren haben sich die Leiter der deutschen Arbeit auf vier Werte ge-einigt, die unseren Dienst prägen sollen: Mutiger Glaube, persönliches Wachstum, liebevolle Zusammenarbeit und erwarte-te Ergebnisse. Die Ausbildung konzent-riert sich auf diese Werte. Darauf basie-rend haben wir vier Ausbildungsblöcke gebildet, die sogenannten „Wert pakete“. Die beiden Schwerpunkte unseres Diens-tes sind Evangelisation und Jüngerschaft – und die kommen für jeden vor. Da soll keine Kluft zwischen den Arbeitszweigen sein, egal ob es um Buchhaltung oder Stu-dierendenbewegung geht. In der Ausbil-dung geht es um persönliches und geistli-ches Wachstum und um Zurüstung für den Dienst. Beides ist wichtig, ganz egal, in welchem Arbeitszweig man tätig ist. Uns ist außerdem wichtig, dass alle Mitarbei-ter ein gemeinsames Vokabular haben – dass alle wissen, wovon wir sprechen, wenn es um ein „vom Heiligen Geist er-fülltes Leben“ geht. Dazu bekommen die Mitarbeiter der verschiedenen Arbeits-zweige eine gemeinsame Ausrichtung.

Was ist das Besondere an der Ausbildung?Die Ausbildung geschieht bewusst abtei-lungsübergreifend. Leute aus Buchhal-tung und Verwaltung kommen mit denen aus Ehearbeit oder Studierendenbewe-gung zusammen. Dadurch entsteht eine große Verbundenheit und die Erkenntnis:

Ein Kloster mitten im Grünen. Aus dem Fenster blickt man auf Wälder, Feld-er und kleine Dörfer. Tiefes Schweigen liegt über dem Ort – heute, am stil-len Tag, wird nicht gesprochen. Szenenwechsel. Ein Universitätsgelände in Beer’Sheva, Israel. Heiße Spätsommersonne brennt vom Himmel. Es geht turbulent zu. Studenten kommen und gehen, reden und lachen. Dazwischen einzelne Leute, die zu zweit auf die Studenten zugehen: „Hallo! Mich inte-ressiert, was dich bewegt …“

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Wir sind alle zu einem Ziel unterwegs. Gerade für Mitarbeiter aus der Zentra-le ist es wichtig zu wissen, wofür sie Bu-chungen machen, Briefe schreiben etc. Die Wertpakete haben außerdem eine individuelle Komponente – jeder Mitar-beiter hat die Wahl, welchen Bereich er vertiefen möchte. Eine persönliche Beglei-tung ist integraler Bestandteil der Ausbil-dung. Uns ist es wichtig, dass unsere Mit-arbeiter geistlich und emotional gesund sind.

Wie profitieren die Mitarbeiter durch die Ausbildung?Ich denke, dass unsere Teilnehmer stark persönlich wachsen. Sie werden neu be-geistert für den Glauben, sind regelrecht Feuer und Flamme. Sie erkennen, dass Gott sie gebrauchen möchte, gerade in Sachen Evangelisation, auch wenn sie im Grunde zurückhaltend oder ängstlich sind. Ich erlebe immer wieder tiefgreifen-de Veränderung nach den Seelsorge-Ein-heiten im Wertpaket „Kraftvolle Teams“.

Was begeistert dich persönlich an die-sem Ausbildungskonzept?Grundsätzlich mag ich es, wenn sich Menschen selbst entdecken. Wenn Kol-legen aus verschiedenen Bereichen sich besser kennenlernen und tatsächlich zusammenarbeiten. Wir hier bei Cam-pus für Christus sind schon ein Mikro-kosmos: unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Gemeinden, jeder mit ei-genen Prägungen und Gaben. Wenn das alles zusammenkommt zu einem Leib und Synergien entdeckt werden, begeis-tert mich das. Und schließlich fokussieren wir uns darauf, Menschen zu Jesus hin-zuführen und ihnen zu zeigen, wie man mit ihm lebt – Evangelisation und Jünger-schaft eben. Ich denke, dass die Wertpa-kete dabei helfen.

Julia Spanka

„Das praktische

Ausprobieren

geistlicher Disziplinen –

in die Stille gehen – hat

meinen Alltag verändert.“Dieter, Akademiker-Team

„Mir wurde be-

wusst, dass Beglei-

tung von frisch Bekehrten

viel persönlicher und in-

tensiver sein muss.“Jan, Buchhaltung

„Ich habe immer

gedacht, ich

müsste Leute missionie-

ren. Aber es geht nur

darum, Gott von ganzem

Herzen zu lieben und die-

se Liebe an andere Men-

schen weiterzugeben.“Daniela, GAiN

Die vier Wertpakete im Überblick

Die Seminare und Einsätze sind im Schnitt eine Woche lang

Mutiger Glaube findet passenderweise in Israel statt. Ziel ist es, seinen Glauben zu leben und verschiedene Ansätze zu fin-den, wie man ihn weitergeben kann und dabei das Umfeld berücksichtigt.Kraftvolle Teams. Die meisten Missionare verlassen ihren Dienst wegen Schwierig-keiten im Team, nicht aufgrund von äuße-ren Anfechtungen. Wie gelingt „liebevol-le Zusammenarbeit“? Was macht ein Team stark? Übliche Team-Themen werden hier vermittelt ebenso sowie seelsorgerliche Elemente.Geistliches Wachstum durch gelebte Jüngerschaft. Wir sind davon überzeugt, dass man selbst davon profitiert, wenn man in andere investiert. In dieser Woche gehen die Teilnehmer als „Jünger-Paare“ verschiedene praktische Übungen durch.Fruchtbare Prozesse. Wie kann man re-levant und effektiv arbeiten – auch wenn sich vieles nicht planen und organisieren lässt? Die neuen Mitarbeiter erleben er-fahrene Leiter und profitieren von den Er-fahrungen christlicher Unternehmer.

Übrigens:• Die Lehrinhalte sind weltweit bei

allen Campus für Christus-Werken gleich.

• Jeder Mitarbeiter bekommt einen persönlichen Ausbilder und Mentor zur Seite.

• Letztes Jahr wurden in Deutschland insgesamt 37 neue Mitarbeiter aus-gebildet, fünf davon aus Österreich.

• Zusätzlich zu den Wertpaketen be-suchen neue Mitarbeiter auch weite-re Seminare. Die meisten davon ste-hen Ihnen als Leser auch offen (siehe Veranstaltungskalender).

14 !mpulse 2/16

IM BLICKPUNKT

The FourDas Evangelium in vier Bildern

Paare stark machenEin Ehekurs mit Folgen …

Norbert, 63 Jahre alt und mittlerweile im Vorruhestand, ist seit 35 Jahren verheiratet und hat festgestellt, dass es immer noch nicht zu spät ist, die Kommunikation in seiner Ehe zu verbessern.

Zusammen mit vier weiteren Ehepaaren nahmen er und sei-ne Frau Irmtraud am Kurs „Gemeinsam. Was Ehepaare stark macht“ teil. An sieben Abenden stellten sie sich der Herausfor-derung, die eigene Ehe und vor allem sich selbst kritisch unter die Lupe zu nehmen. Gemeinsam behandelten sie Themen wie „Kommunikation“, „Konfliktlösung“ und „geistliche Gemein-schaft“ – und nutzten dabei die Chance, ihrer Beziehung für eine Weile Priorität einzuräumen. Norbert fand vor allem die wöchentlichen Hausaufgaben wertvoll: „Ich habe dadurch ge-merkt, wie meine Äußerungen auf meine Frau wirken – und wie ich das verändern kann.“

Die Hauptarbeit fand also zu Hause, im stillen Kämmerlein, statt. Die Abende in der Gruppe gaben dem Ganzen eine beson-dere Dynamik. Alle sahen, dass die anderen auch Probleme hat-ten, und fanden Trost und Ermutigung, manchmal auch Lösun-gen im gemeinsamen Austausch. „Für unsere Beziehung bringt

das mehr Tiefgang“, erzählt Silvia, und Ju-dith profitierte schon von der Zusammen-setzung der Gruppe. Sie und ihr Mann Da-niel studieren noch und sind seit zweiein-halb Jahren verheiratet – „Eheküken“ also. Sie haben keine großen Probleme in der Ehe und konnten es ein-fach genießen, an den Erfahrungen derer teil-zuhaben, die ihnen um

Jahre voraus sind. „Mir wurde mal gesagt, es ist immer besser, an der Beziehung zu arbeiten, so lange diese gut läuft, und nicht erst, wenn es Probleme gibt“, sagt Judith. Wohl wahr!

Judith Westhoff

Je nach Altersklasse denkt jeder et-was anderes, wenn er „The Four“ hört. Der eine hat noch die Beatles im Kopf, der andere hebt lächelnd seine Hand und zeigt auf ein buntes Armband mit vier Symbolen.

Letzteres ist tatsächlich die Campus-Va-riante von „The Four“ – und eine gute Möglichkeit, übers Evangelium zu reden.

Als Campus-Gründer Bill Bright das ers-te Mal seine später berühmten „Vier geist-lichen Gesetze“ verwendete, tat er es in einem Restaurant auf dem Rand einer Pa-pierserviette. Und schon damals benutzte er Symbole.

Die neue Version ist ein Kunststoffarm-band, auf dem vier Piktogramme abgebil-det sind: ein Herz steht für Gottes Liebe,

Ehekurse gehen zwar tief, gelacht wird trotz-dem oft.

Haben Sie Interesse an einem Ehekurs? Die nächsten Termi-ne finden Sie untercampus-d.de/ partnertermine.Weitere Infos erhalten Sie bei Achim und Constanze Gramsch: Tel. 0641-97518-26 oder E-Mail [email protected].

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ein Trennstrich illustriert die Sünde, ein Kreuz zeigt, dass Jesus für uns starb, und ein Fragezeichen lässt das Ganze persön-lich werden: Will ich mit Jesus leben?

So ein Armband ist jugendgemäß und sieht nett aus. Vor allem ist es aber eine Anregung, mit anderen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Und im Gegen-satz zu einem Heft hat man es – selbst im Schwimmbad – immer dabei. Der ein-fachste Weg zu probieren, ob diese Art der Gesprächsführung zu einem selber passt, ist übrigens der Selbstversuch: Be-stellen Sie sich ein Armband, tragen Sie es eine Weile und erleben Sie selbst, wie an-dere darauf reagieren. Vielleicht können Sie sich schon bald ein Handgelenk ohne „The Four“ gar nicht mehr vorstellen?

Hauke Burgarth

Armbänder „The Four“ erhalten Sie für sich, Ihre Freunde, Bekann-ten und Ihre Ju-gendgruppe über campus-d.de/shop.

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Sind Sie auf der Suche nach Material, das Sie an Flücht-linge weitergeben können? Wollen Sie Internetseiten empfehlen, wissen aber nicht, welche?

Bei Campus für Christus ist in-zwischen einiges entstanden, das wir Ihnen günstig oder kos-

tenlos zur Verfügung stellen.Basis ist die bereits in der letzten Impulse vorgestell-te Internetseite welcome-deutschland.de. Flüchtlinge erhalten hier praktische Hilfen, zahlreiche Links zu an-deren Angeboten und können online den Jesusfilm an-schauen. Die Seite existiert bisher auf Deutsch, Eng-lisch, Arabisch und Farsi. Werbekarten dafür erhalten Sie kostenlos bei uns.

Das Minimag „Willkommen“ ist ein rein arabisches Heft. Es zeigt berühmte Flüchtlinge der Geschichte – von Abraham bis Mohammed – und lädt dazu ein, Gott zu vertrauen. Das Heft ist kostenlos.

Eine SD-Speicherkarte mit dem Jesusfilm ergänzt das Programm. Sie lässt sich in jedem Han-dy oder PC nutzen und bietet neben dem Jesusfilm auf Arabisch noch 3 GB freien Speicherplatz. Sie kostet 9,50 Euro.

Hauke Burgarth

Für FlüchtlingeMaterial zum Weitergeben

Alle Materialien erhalten Sie direkt bei Campus für Christus. Zahlreiche weitere Ideen und Angebote finden Sie im Internet unter campus-d.de/fluechtlinge.

WELCOMEDeutschland

welcome-deutschland.de

16 !mpulse 2/16

Wie können wir Menschen ansprechen, die auf ihre Fragen durchdachte Antworten erwarten? Dies trieb und treibt Ulrich Täuber vom Campus für Christus-Akademikerteam um. Auch wenn sich Studenten in christlichen Hochschulgruppen treffen, strahlt das auf die Universität und den akademi-schen Betrieb als Ganzes nur wenig aus. Wo finden akademisch Denkende einen Raum, um sich mit wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen? Und wie können wir dort eine christliche Perspektive einbringen?

Die Antwort lag für Ulrich Täuber und seine Mitstreiter Carsten Friedrich (Studien-

leiter des Martin-Bucer-Seminars in Chemnitz) und Dr. Christoph Herbst (Studenten-

pfarrer der evangelischen Hochschulgemeinde) in der Gründung einer besonderen

Veranstaltungsreihe: dem Chemnitz-Forum. Viermal im Jahr kommen hier Redner und

Diskutanten zu aktuellen Themen zu Wort; der Rahmen ist gediegen, nach Vortrag und

Diskussion werden Sekt und Häppchen gereicht. Eine der letzten Veranstaltungen war

eine Podiumsdiskussion zum Thema: Wie können wir unsere Zukunft gestalten? Es war

kein typisch christliches Thema, und nur ein Teil der Diskutanten waren Christen. „Aber

wenn wir über solche Fragen reden“, meint Ulrich Täuber, „kommt auch eine christliche

Perspektive hinein.“ Hier wird sie gehört.

Glaube zeigt sich vielschichtigDas Chemnitz-Forum spricht wissenschaftliche und gesellschaftliche Fragen an, die

Menschen bewegen. Den Verantwortlichen geht es darum, einen christlichen Glauben

zu zeigen, der so vielschichtig ist, dass er Diskussion nicht scheuen muss. Dass keine

vorschnellen Antworten gegeben werden, zieht auch Zuhörer ohne Glaubensbezug an,

die kaum in eine Kirche kommen würden. Und die offene Atmosphäre wird von Red-

nern und Podiums-Diskutanten als wohltuend empfunden. „Wir sind natürlich zutiefst

„Wir setzen auf Wertschätzung

und Dialog“Das Chemnitz-Forum thematisiert „heiße Eisen“

davon überzeugt, dass der christliche

Glaube relevant ist“, spricht Ulrich Täu-

ber für das Verantwortlichen-Trio, „aber

wir setzen nicht auf Abgrenzung und

Konfrontation, sondern auf Wertschät-

zung und Dialog.“ Erstaunlich ist für ihn

immer wieder, wie schnell man von vor-

dergründig aktuellen Themen zu exis-

tenziellen gelangt: Gibt es einen Schöp-

fer? Gibt es Hoffnung? Und stehen die

Antworten auf diese Fragen vielleicht in

einem Zusammenhang?

Vor zwei Jahren hielt der Rektor der

Chemnitzer Universität einen Vortrag

beim Chemnitz-Forum. „Ich komme,

wenn Sie auch Agnostiker einladen“, hat-

te er im Vorfeld gemeint. Er kam tatsäch-

lich und sprach über das Thema Hoffnung.

Sein Resümee ermutigt: „Wir freuen uns

über das Chemnitz-Forum und wollen es

unterstützen.“ Solche Aussagen bestäti-

gen die Veranstalter, weiter auf hochkarä-

tige Redner und klare Denker zu setzen –

auch dann, wenn deren Antworten nicht

immer dem christlichen Mainstream ent-

sprechen.

Am 2. Mai war übrigens der ehemalige

Bundestagsvorsitzende Wolfgang Thierse

Wolfgang Thierse (SPD) diskutierte am 2. Mai das Verhältnis von Kirche und Staat.

F O T O : C H R I S T L . M E D I E N M A G A Z I N P R O , F L I C K R , W I K I C O M M O N S

17!mpulse 2/16

Es war jedes Mal ein unglaubliches Ge-fühl, die Messehalle zu betreten, in der täglich von 8 bis 24 Uhr entweder Lob-preis stattfand, Predigten gehalten oder Gottesdienste gefeiert wurden. „Mich hat am meisten bewegt, dass Gott hier Men-schen anspricht. Dass sie Dinge nicht nur intellektuell wahrnehmen, sondern Gott tatsächlich begegnen“, fasst Tobi, ein Teilnehmer, seinen Eindruck zusammen.

Erstmalig gab es dieses Jahr auf der „Mehr“ ein Forum, bei dem viele christ-liche Organisationen ihre Arbeit vorstell-ten. So auch Campus für Christus. Stu-dierende aus vielen Städten waren dabei und machten aktiv mit. Sie suchten das Gespräch über Gott, Glaube und Beru-fung. Matty Todesko, eine Campus-Mitar-beiterin, freut sich: „Ich fand es schön zu sehen, wie un-sere Studierenden voller Be-geisterung auf Menschen zu-gegangen sind, und wie sich tiefe Gespräche über die Ge-nerationsgrenzen hinweg er-geben haben“. Die Mehr-Be-sucher kamen mit Interesse an den Stand von Campus für Christus. Wir wurden für die gute Arbeit von Campus welt-weit gelobt und konnten so-gar internationale Kontakte knüpfen. Ein-mal bevölkerte eine Gruppe von Ungarn geradezu unseren Stand, weil sie so großes Interesse an den evangelistischen Armbän-dern „The Four“ hatte. Gerne haben wir sie damit ausgestattet, in dem Wissen, dass sie damit das Evangelium in Ungarn wei-tergeben wollen. Campus-Studierende aus

MEHR mit Campus für Christus erlebenGebetskonferenz nicht nur für junge Leute

(SPD) im Chemnitz-Forum. Sein Thema war „Privatsache Religion“. Und am 12. Mai wird Vishal Mangalwadi, Autor von „Das Buch der Mitte“, im Rahmen seiner Deutschlandtour kommen.

Andrea Wegener

Freiburg, Augsburg, Würzburg und China boten gemeinsam auch einen Workshop an: „Gebet und Mission“. Dieser wur-de sehr positiv aufgenommen. Die Beto-nung lag darauf, dass mit Gebet alles an-fängt. Es bringt Dinge ins Rollen, und vor allem bringt es uns selbst näher an Got-tes Herz. Am Schluss entstand für die an-deren Campus-Studierenden und mich der Wunsch, dass Gott durch diese Mehr-Kon-ferenz besonders an den Unis etwas ins Rollen bringt, wodurch er Menschen ver-ändert und in seine Nachfolge ruft. Ich persönlich hätte mir keinen besseren Start ins Jahr 2016 vorstellen können und bin Gott dankbar, dass er sein Ja für mich in diesen Tagen erneuert und seine Liebe tie-fer in mein Herz hinein graviert hat.

Donnerstag, 12. Mai: Prof. Vishal Man-galwadi: „Verliert Europa seine Seele? An-sichten eines Inders auf den Westen”Donnerstag, 17. November: Dr. Thomas Lentes, Münster: „Die Kunst des Sterbens”Donnerstag, 8. Dezember: Prof. Dr. Dirk Evers, Halle: „Gotteswahn und Ferkeleien. Bemerkungen zum ‚Neuen Atheismus‘”

Alle Veranstaltungen finden um 19.30 Uhr in der Technischen Universität Chemnitz, Straße der Nationen 62, „Altes Heizhaus”, in Chemnitz statt.

Auch Professor

Wolfgang Huber,

ehemaliger Rats-

vorsitzender der

EKD, sprach im

Chemnitz-Forum.

„Mehr“ ist eine jährliche internationale

Konferenz des Gebetshauses Augsburg

mit einigen Tausend Besuchern. Ziel der

Gebetshausarbeit allgemein ist es, Gott

24 Stunden am Tag und 7 Tage in der

Woche anzubeten und zu loben. So steht

auch bei der mehrtägigen Veranstaltung

zu Jahresbeginn die Anbetung Gottes im

Mittelpunkt.

7.000 Menschen. Katholisch und evangelisch. Jung und alt. Traditionell und

charismatisch. Das war die Gebetskonferenz „Mehr“, die vom 3. bis 6. Ja-

nuar in Augsburg stattfand. Einige Studierende von Campus Connect waren

mitten dabei, um hier die Arbeit von Campus für Christus vorzustellen und

um Gott selbst nahezukommen. Theresa Ziegel berichtet:

VERANSTALTUNGEN 2016

18 !mpulse 2/16

ihre Arbeit verloren. Nun reicht das Geld

kaum für das Allernötigste. Zudem sind

die Einkaufsmöglichkeiten begrenzt, die

Läden sind geschlossen. Alle Einwohner,

die die Möglichkeiten dazu hatten, sind in

den sicheren Westen umgezogen. Selbst-

verständlich hatten die Helfer bei ihrem

nächsten Besuch in Sofias Dorf Schulran-

zen mit Inhalt dabei – für alle Kinder und

besonders für Sofia, die kommende Präsi-dentin.

Sofias Geschichte inspirierte die Part-ner von GAiN zu einer weiteren Aktion.

Ein Team besuchte eine Schule für Flücht-

lingskinder im Kriegsgebiet. Sie berichte-

ten uns: „Als wir die Klasse betraten, war

es wie ein Schock. Kinder, die nun in dem

friedlichen Teil eines zivilisierten Landes le-

ben, gehen mit Plastiktüten zur Schule. Sie

sind verschreckt und können nur schwer

vergessen, was sie in letzter Zeit durch-

gemacht und gesehen haben. Sie haben

die Augen von Erwachsenen … Wir ha-

ben Schulranzen an sie verteilt und konn-

ten außerdem Computer von GAiN an die

Lehrer übergeben. Für die Kinder war es

ein wahres Fest.“

Birgit Zeiss

Immer wenn Helfer im Auftrag von GAiN Hilfsgüter in ihrem Dorf verteilen, begleitet die kleine Sofia ihre Mutter. Mit ihren sechs Jahren hat sie schon viel mehr Elend gesehen, als Kinderaugen sehen sollten: Panzer, zerbombte Häuser, verwundete Menschen. Sofia lebt im ostukrainischen Kriegs gebiet Lugansk.

Jedes Mal schaute sich Sofia ausführlich an, was die ehrenamtlichen Helfer alles mit-

brachten und präsentierten. Sie selbst blieb still und hielt sich zurück. Einmal forder-

te sie einer der Helfer auf, sich auch ein Spielzeug auszusuchen. Sofia antwortete:

„Nein, für Spielzeug bin ich zu groß, ich

muss schon zur Schule gehen …“. Als der

Helfer meinte, dass die Schule wegen des

Kriegs noch geschlossen sei, entgegnete

das Mädchen empört: „Das ist wahr. Und

die Schule wird geschlossen bleiben, weil

ich keinen Schulranzen habe!“ „Wieso

möchtest du denn unbedingt zur Schu-

le gehen?“ Sofia – inzwischen ganz stolz

– konterte: „Ich schließe die Schule mit

Bestnoten ab, werde ukrainische Präsi-

dentin und beende den Krieg. Dann kön-

nen alle Kinder wieder zur Schule gehen!“

Die Helfer waren baff. Dieses kleine

Mädchen hatte große Ziele! Sofias Mama erzählte ihnen, dass sie versprochen hät-

te, ihr einen Schulranzen zu kaufen. Aber

ihr Arbeitsplatz ist zerbombt und sie hat

Sofia for PresidentEin ukrainisches Mädchen mit großen Zielen

Menschen auf der FluchtGAiN, der humanitäre Partner von Campus

für Christus, hilft seit Jahren armen Fami-

lien in der Ukraine mit etwa 35 Hilfsgüter-

lieferungen pro Jahr. Seit den kriegerischen

Unruhen ist diese Hilfe nötiger denn je.

Innerhalb der Ukraine sind 2,5 Millionen

Menschen auf der Flucht – die wenigsten

wissen, ob sie je in ihre zerbombten Hei-

matstädte zurückkehren können. Die ukra-

inischen Partner von GAiN helfen solchen

Menschen so gut es geht mit Geld- und

Sachspenden aus Deutschland.

Weitere Infos:

[email protected]

oder Tel. 0641-97518-50

In Deutschland gesammelte Schulranzen werden im Kriegs-gebiet verteilt.

„Und die

Schule wird

geschlossen

bleiben,

weil ich

keinen

Schulranzen

habe!“

20 !mpulse 2/16

„Aber ich fühle mich gar nicht als Missionarin!“ Seit dem Start der Rubrik „Mensch Missionar“ haben uns manche angefragte Kollegen diese Antwort gegeben. Carmen Rohde ist eine von ihnen. Ihr Weg zu Campus verlief klas-sisch – und dann doch ganz anders …

MENSCH MISSIONAR

Am Anfang stand die Anfrage an die Studentin der Ernährungswissenschaften in Gießen, ob sie nicht Mitarbeiterin in der Studentenarbeit

werden wollte. Das war 1983. „Als Ehefrau hätte ich mir das vorstellen können, aber als Single eigentlich nicht“, sagt Carmen im Rückblick. „Mir war bewusst, dass ich geistlich stark gefordert sein und vermutlich auch wachsen würde; es würde immer schwerer wer-den, einen Mann zu finden, der mir ein Gegenüber sein würde.“ Außerdem würde ein späterer Berufseinstieg als Ernährungswissenschaftlerin bei der schlechten Stellenlage immer schwieriger. Trotzdem spürte sie, dass sie zusagen sollte – und das schon einige Mona-te, bevor die Karrierefrage nach dem Examen wirklich akut wurde. Kurz darauf stieß dann Hermann, ihr spä-terer Mann, zu Campus für Christus in Gießen. „Da war ich froh, dass die Entscheidung für Campus schon ge-fallen war. Ich hätte sonst nicht gewusst, ob ich wegen Hermann zusage oder weil Gott mich ruft.“

Hermann hatte seinerseits eine Abmachung mit Gott getroffen, im ersten Jahr seiner Mitarbeit keine Bezie-hung einzugehen, und Carmen wurde ohnehin in Er-langen eingesetzt. Später kamen die beiden dann doch zusammen, heirateten und lebten viele Jahre als Stu-dentenmitarbeiter in Gießen, wo auch ihre vier Kinder geboren wurden. Carmen war ganz selbstverständlicher Teil des Uni-Teams, und weil sie in Uni-Nähe wohnten und die Studenten mit den Kindern gut zurechtkamen, „passte das einfach“, sagt sie.

1997 zog die Familie nach Leipzig und Carmen war vollzeitlich mit den Kindern beschäftigt. Als diese aus dem Gröbsten heraus waren und Carmen wieder Frei-räume zum Mitarbeiten hatte, war Hermann aus der Studentenarbeit heraus- und in die Arbeit mit Musikern und Gebet hineingewachsen. „Diese Arbeitsbereiche la-

ganz oben: Schulung für neue Mitarbeiter in Israel

oben : Carmen und Hermann Rohde arbeiten seit über 30 Jahren

bei Campus für Christus

rechts : In Orlando, dem internationalen Sitz von

Campus für Christus

Überraschungen inklusiveMitarbeit in verschiedenen Lebensphasen

Hier stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus vor. Aber nicht ohne Hinter-gedanken. Wir möchten zeigen, dass Gott ganz normale Menschen zum „Missionarsdasein“ beruft, Menschen wie Carmen Rohde, Menschen wie Sie.

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IMPRESSUM

Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100 262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: impulse@ campus-d.de, Internet: campus-d.de

Redaktion: Hauke Burgarth, Julia Spanka, Andrea Wegener, Judith Westhoff Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff

Druck: Welpdruck, Wiehl, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem PapierErscheinungsweise: vierteljährlich

Bezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Be-zugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Daten verarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz).

Konto: Campus für Christus, Volksbank Mittel hessen, IBAN DE30 5139 0000 0050 1688 08, BIC VBMHDE5F

Anzeigenverwaltung: Hauke Burgarth, Tel. (0641) 975 18-64, hauke.burgarth@ campus-d.deVertrieb: Campus für Christus

Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustra tionen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.

Bildnachweis: Bildnachweis am Foto.Cover: I-Stock-mstayAnsonsten privat oder Campus-für-Christus-Archiv.

Campus für Christus versteht sich als Missions bewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. GAiN ist der Partner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe. Vorstand: Klaus Dewald, Bernd Edler, Uwe Heß, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Gerhard Spanka (Geschäftsführer), Christian Vollheim (Vorsitzender).

Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe.

Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriften änderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich wider sprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adress änderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Wider spruch an die zuständigen Zustellpost ämter weiterleiten.

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gen mir nicht“, sagt Carmen, „in der Ge-meinde konnte ich mitarbeiten, aber wei-teres Engagement war nur abends und am Wochenende möglich, was mit Hermanns Zeitplan und der Familie nicht kompatibel war. Ich hatte aber vormittags Zeit! Da hab ich mir gedacht: Ich kann wenigstens Geld verdienen, damit uns nicht so viele Leu-te unterstützen müssen …“ Dabei erleb-te sie Wunder Gottes: Eine Teilzeitstelle als Ernährungstherapeutin ganz ohne Be-rufserfahrung gab es erst nicht – und plötz-lich war sie doch da. Nebenbei kamen For-schungsprojekte dazu, und schließlich war sogar noch eine Promotion möglich. Her-mann und die Kinder unterstützten sie da-bei. „Du schaffst das!“, waren sie sicher.

Inzwischen hat Carmen auch wieder einen Platz bei Campus gefunden. „Ich wusste, was ich kann – aber ich wusste nicht, ob man bei Campus damit etwas anfangen kann“, formuliert sie ihren Wie-dereinstieg. Man kann! Im Rahmen der Personalabteilung hat Carmen die Cam-pus-Ausbildung für neue Mitarbeiter mit-entwickelt, die „Wert-Pakete“ (siehe Seite 12), und bringt sich stark in der Begleitung neuer Mitarbeiter ein.

Dass ihre „Campus-Karriere“ verschie-dene Phasen durchlaufen hat, findet Car-men nicht weiter verwunderlich: „Im Vaterunser gibt es diesen Satz: ‚Dein Reich komme’. Das ist doch das Wichtige. Die Frage ist dann nur, wie ich in welcher Lebensphase dazu meinen Beitrag leisten kann. Wie kann ich meine Gaben in mei-nem jetzigen Lebensabschnitt so einset-zen, dass das passiert?“

Andrea Wegener

22 !mpulse 2/16

Freischwimmer. Meine Geschichte von Sehnsucht, Glauben und dem großen, weiten Mehr.

Torsten Hebel

SCM, 256 Seiten, Klappenbroschur und zahl-

reiche Fotos, 19,95 Euro

Viele kennen Torsten Hebel noch von seiner Rolle als Redner bei „Jesus House“. Doch der ehemalige Evangelist plagt sich bereits seit län-gerem mit Glaubenszweifeln. Manch einer hät-te sich damit in seine Wohnung zurückgezogen und still gelitten, wäre allein untergegangen oder hätte seinen Glauben wiedergefunden. Nicht so Torsten Hebel. Er besucht Menschen, die ihn in seinem Leben geprägt haben, redet mit ihnen über den Glauben und schreibt ein Buch darüber: „Freischwimmer“. Das Verstö-rende und gleichzeitig Gewinnende an diesem Buch ist, dass es so endet, wie es begonnen hat, ergebnisoffen. Was aber nicht heißt, dass Hebel keine wirkliche Reise macht.

Irgendwann registriert der Theologe, dass er nicht mehr glaubt – jedenfalls nicht so, wie das zu jemandem von seinem Berufsstand passt. Er fühlt, dass er von seiner Biografie eingeholt wird. All die unbeantworteten Fragen seiner fromm geprägten Kindheit, die übernom-menen Antworten aus seiner theologischen Ausbildung tragen ihn jetzt nicht mehr. „Ich habe nie gelernt zu zweifeln“, beschreibt er selbst seinen Zustand. Und er beschließt, sei-nen Fragen nachzugehen.

Torsten Hebel besucht Christen, von denen er sich Impulse erhofft. Relativ unvorbereitet sitzen sie ihm dabei gegenüber und lassen sich auf das Gespräch ein. Dieser Überraschungsef-fekt sorgt einerseits für eine sehr persönliche, authentische Atmosphäre, andererseits hät-te manchen Antworten etwas Vorbereitung nicht schlecht getan. Insgesamt lebt das Buch stark von der freundschaftlich-offenen Bezie-hung der Einzelnen zu Hebel. Ob seine Jesus- House-Kollegin Christina Brudereck mit ihm Erinnerungen austauscht oder er sich mit An-dreas Malessa eine ganze Nacht um die Ohren schlägt, um zu reden, immer lässt sich Hebel über die Schulter und ins Herz schauen.

„Freischwimmer“ ist ein sehr persönliches Buch, das recht kontrovers diskutiert wird. Man-che tun sich schwer mit Hebels Art, das Thema anzugehen. Andere atmen erleichtert auf: „Gott sei Dank, ich bin nicht der Einzige, dem es so geht …“ Für sie ist dieses Buch gedacht.

Hauke Burgarth

FÜR S IE GELESEN

Gott ungezähmt. Raus aus der spirituellen Komfortzone

Johannes Hartl

Herder, 218 Seiten, gebunden, 19,99 Euro

Ohne Umschweife nimmt Hartl seine Leser hi-nein in das, was er mit „Realitätsverlust“ über-schreibt, nämlich eine Verdrängung bestimmter Tabuthemen: Tod, Leiden, Altern, Ewigkeit, Ge-richt etc. Werden die Themen doch einmal the-matisiert, gibt es eine vehemente Weigerung, klar Stellung dazu zu beziehen. Alles ist relativ, alles ist persönlich, alles ist privat: Das Ego sitzt auf dem Thron!

Eigentlich ist dies kein neuer Gedanke, doch Hartl redet nicht zu „Ungläubigen“, er hält gläu-bigen Christen den Spiegel vor. Laut einer Stu-die von Twenge von 2006 hat der Narzissmus auch innerhalb der Kirche bedrohliche Formen angenommen. Selfie-Kirche nennt Hartl das. Auf der Strecke geblieben sind bei diesen un-heilvollen Entwicklungen die Heiligkeit Gottes und das Gespür für den Dienst an Gott! „Wir haben Spiritualität billig gemacht, weil wir Gott billig gemacht haben. Wir verkaufen einen Gott ohne Gesetze, ohne Anforderungen, ohne Ge-richt, ohne Hölle.“ (S. 57)

Johannes Hartl ist nicht der erste, der zu die-sem Schluss kommt. Mit seiner Kritik steht er in einer Linie mit Bonhoeffer und vielen. Aller-dings bleibt er nicht bei diesen ernüchternden Aussagen, dass Gott kein Kumpel, sondern Richter ist: Im weitaus größeren Teil des Buches geht es um die Heiligkeit, Einzigartigkeit und Schönheit Gottes. Und dass seine Einzigartig-keit eine adäquate Reaktion seitens seiner Ge-schöpfe fordert.

Rhetorik wie Argumentation des Buches sind einfach nachvollziehbar, ohne banal zu werden, und das enorme Hintergrundwissen aus den Bereichen Theologie und Philosophie, welches hier und da durchschimmert, ist immer wieder beeindruckend. An einigen Stellen hätte das Buch straffer am Thema gehalten werden können, aber insgesamt ist es empfehlenswert – vorausgesetzt, man ist bereit, einen Blick über den Tellerrand der eigenen kuscheligen from-men Welt zu wagen.

Judith Westhoff

Warum wir mündig glauben dürfen. Wege zu einem widerstandsfähigen Glau-bensleben

Tobias Faix, Martin Hofmann, Tobias Künkler

(Hrsg.)

SCM Brockhaus, 288 Seiten, gebunden, 17,95

Euro

Als 2014 von den gleichen Autoren das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ erschien, gin-gen die Wogen hoch: Kann man darüber schrei-ben, warum Menschen ihren Glauben an den Nagel hängen? Man kann. Und man muss! Al-lerdings ist dies nur der erste Schritt. Wie gehen Christen mit all den schwierigen Fragen um, die jeden Menschen beschäftigen? Was hält viele trotz ihrer Zweifel bei Jesus? Wo finden wir Mut, Hoffnung, Impulse, Gedankenanstöße für unseren Glauben? „Warum wir mündig glauben dürfen“ ist kein Kompendium der prämierten Antworten auf tiefe Fragen. Und schon gar keine Sammlung von Plattheiten wie: „Glaube nur, dann ergibt sich alles andere von selbst“. Stattdessen beleuchten darin eine Vielzahl von bekannten und weniger bekannten Autoren persönlich, kompetent und intellektuell ehrlich einzelne Aspekte zum Reifwerden im Glauben. Zweifel haben hier genauso ihren Platz wie das Nachdenken über den „neuen“ Atheismus; ver-dächtige Vielfalt wird genauso behandelt wie das Leben mit Kindern, die nicht (mehr) glau-ben wollen.

Wer die „sieben Schritte zum heiligen Leben“ sucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden. Wer aber ehrliche und nachdenkliche Impulse für viele Aspekte des Glaubenslebens sucht, der wird darin Anregungen finden, die ihn weiterbringen.

Hauke Burgarth

23!mpulse 2/16

Mai21.5.-22.5. Orientierungstage für Campus-Bewerber und Interessenten

Gießen, freiwilliger Kostenbeitrag.

27.5.-29.5. „Gemeinsam E1ns – Ein Wochenende zu zweit“, Eheseminar Paderborn, 141 € pro Person (Seminarunterlagen, Ü, VP mit Candlelight Dinner am

Samstagabend), 81 € für Tagesgäste.

Juni10.6.-12.6. „Prophetisches Leben entdecken und entwickeln“

Aufbauseminar zu „Hören auf Gott“, Raum Zwickau, 80 € (VP) zzgl. freiwilliger

Seminarkostenbeitrag.

17.6.-19.6. „Gemeinsam E1ns – Ein Wochenende zu zweit“, Eheseminar Obernkirchen, 166 € pro Person (Seminarunterlagen, Ü, VP).

Juli16.7.-23.7. „Alpen, Gletscher und Seen“, Mountainbike-Alpencross

für trainierte Mountainbiker, von Nesselwang zum Lago di Como, 700 € (Ü, HP,

Rücktransport bis Nesselwang, Tourführung mit Guides).

22.7.-6.8. Urlaub mit Herz in Osteuropa (engl.) für junge Leute von 17-27 Jahren, verschiedene Städte in Osteuropa, 850 €

(Ü Campingplätze/Hostel, Reise ab NL, VP) zzgl. Ausflüge.28.7.-11.8. Urlaub mit Herz in Südafrika, „Between poor and rich“ (engl.)

South Africa Youth Trip, junge Leute ab 17 Jahren, 1.950 € (Flug ab NL, Ü Hotel/

Gästehaus, VP und Ausflüge).31.7.-20.8. Fußballcamp für Jungen und Mädchen von 10-16 Jahren, Lechbruck am See, 200 €.

August7.8.-20.8. Urlaub mit Herz in Lettland

Singles und Familien (mit Kindern ab 8 Jahren), 590 € / Staffelpreis für Kinder (VP,

Ausflüge, Eintrittsgelder) zzgl. Flug.12.8.-26.8. Urlaub mit Herz in Armenien

Auf den Spuren der ersten Christen, Erwachsene ab 18 Jahre, Jerewan (Armenien), 690 € zzgl. Flug.

September6.9.-11.9. „Der Orient bei uns“, Arabischen Touristen begegnen

(engl. + dt.), München, 25 € (einfache Unterkunft mit Schlafsack, Mittagessen,

Materialkosten).

8.9.-18.9. Taizé erleben und prägen Mit Gesprächsleiterschulung. Studierende, Frankreich, 99 € (Vortreffen, Unterkunft,

VP, Material) zzgl. Anreise.

9.9.-23.9. Urlaub mit Herz in Armenien Auf den Spuren der ersten Christen, Erwachsene ab 18 Jahren, Jerewan (Armenien), 690 € zzgl. Flug.

24.9.-25.9. Orientierungstage für Campus-Bewerber und Interessenten Gießen, freiwilliger Kostenbeitrag.

bei Campus für Christus

ÜBERSICHT HIGHLIGHTS

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Termine und mehr auf unserer Berliner Seite: campus-d.de/berlin

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10.5. Basel11.5. Tübingen und Reutlingen12.5. Chemnitz (s. S. 16)15.5. Aidlingen30.5.-3.6. Hurlach

Weitere Infos unter

campus-d.de/Mangalwadi

Vorträge mit Prof. Vishal Mangalwadi

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Postfach 10 02 62

35332 Gießen

www.Campus-D.de

BEGEISTERT LOBT GOTT MENSCHEN,

DIE IHM NACHFOLGEN:

„Kommt, ihr seid von meinem Vater

gesegnet, ihr sollt das Reich Gottes er-

ben, das seit der Erschaffung der Welt

auf euch wartet. Denn ich war hung-

rig, und ihr habt mir zu essen gegeben.

Ich war durstig, und ihr gabt mir zu

trinken. Ich war ein Fremder, und ihr

habt mich in euer Haus eingeladen. Ich

war nackt, und ihr habt mich geklei-

det. Ich war krank, und ihr habt mich

gepflegt. Ich war im Gefängnis, und ihr

habt mich besucht.“

IRRITIERT FRAGEN DIE ANGESPRO-

CHENEN ZURÜCK:

„Herr, wann haben wir dich jemals

hungrig gesehen und dir zu essen

gegeben? Wann sahen wir dich

durstig und haben dir zu trinken gege-

ben? Wann warst du ein Fremder und

wir haben dir Gastfreundschaft

erwiesen? Oder wann warst du nackt

und wir haben dich gekleidet? Wann

haben wir dich je krank oder im

Gefängnis gesehen und haben dich

besucht?“

UND GOTT ERKLÄRT:

„Ich versichere euch: Was ihr für einen

der Geringsten meiner Brüder und

Schwestern getan habt, das habt ihr

für mich getan!“

Matthäus 25,34-40

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