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Regionale Schulberatungsstelle, Sevinç Sunar 04.02.2016 Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge Schule als sicherer Ort in Anlehnung an das Heft der UK NRW: „Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge“ von Hanne Shah Erarbeitet von den Schulberatungsstellen Bielefeld, Gütersloh und Minden

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Regionale Schulberatungsstelle, Sevinç Sunar 04.02.2016

Flüchtlingskinder und jugendliche FlüchtlingeSchule als sicherer Ort

in Anlehnung an das Heft der UK NRW: „Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge“ von Hanne Shah

Erarbeitet von den Schulberatungsstellen Bielefeld, Gütersloh und Minden

Regionale Schulberatungsstelle

Nachdenkliches….„ Meine Lehrer haben mich toll unterstützt, aber ich hätte mir

gewünscht, dass meine Klassenkameraden mich nicht

ausgelacht hätten.“

„Es ist gut, wenn man darüber sprechen kann Sorge um die

Heimat, Krieg, Angst, dann ist es raus aus dem Körper. Dann

fühlt man sich leichter.“

„Ich glaube, viele Deutsche wissen dann nicht, was sie sagen

sollen, wenn ich erzähle, was war. Oder sie glauben mir nicht.

Dann sage ich nichts.“

Aus Hanne Shah: Flüchtlingskinder und Jugendliche Flüchtlinge

Regionale Schulberatungsstelle

Ablauf

1. Einführung und Übersicht (Statistik)

2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Regionale Schulberatungsstelle

1. Aktuelle Zahlen

Aktuelle Zahlen

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1. Aktuelle Zahlen

Aktuelle Zahlen

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Aktuelle Entwicklung

• Zahlen & Statistiken zur Flüchtlingssituation können sinnvolle Orientierung geben

• Es liegen keine verlässlichen Zahlen vor, die Vorurteile in Bezug auf kriminelle Zielgruppen aus bestimmten Flüchtlingsländern stützen

• Integration und Abbau von Vorurteilen ist ein Prozess, der vor allem durch

• den eigenen Umgang mit dem Nächsten

• aktives Aufbauen von Brücken

• stärken der gegenseitigen Toleranz

• mitteilen und vorleben von gemeinsamen Werten gelingt.

Regionale Schulberatungsstelle

Ablauf

1. Einführung und Übersicht (Statistik)

2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Regionale Schulberatungsstelle

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

Zur guten Unterstützung sollte man verstehen, warum manche Kinder so reagieren, wie sie reagieren:

Viele trauern.

Einige sind traumatisiert.

Viele erleben einen Kulturschock.

Sie leiden unter der Sprachlosigkeit.

Fast alle leben hier in ärmlichen Verhältnissen.

Viele Familien sind auseinander gebrochen.

Einer dieser Faktoren kann ausreichen, um ein normales schulisches Lernen zu erschweren.

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Trauer

� Dominantes Gefühl:

– Traurigkeit

� Erinnern schmerzhaft

und gut

� Bewusstes Erinnern möglich

� Trennungsangst

� Sehnen, Verlangen

Trauma

� Dominantes Gefühl:

– Angst

� Gefangener der Erinnerung

� Erinnerung meist als Flashback

� Übererregbarkeit

� Sicherheitsgefühl stark beeinträchtigt

Hanne Shah

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Trauer und Traurigkeit

• Traurigkeit ist in der Regel ein Gefühl das linear verläuft

• Trauer ist ein Zustand, der über einen längeren Zeitraum anhalten kann und in Zyklen oder Wellen verläuft

• Traurigkeit ist nur eins unter vielen Gefühlen in der Trauer

• Trauer beinhaltet viele Gefühle wie Wut, Angst, Verzweiflung

• Vielen Kindern sieht man ihre Trauer nicht anHanne Shah

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Trauma

• Analog zu körperlichen Traumata:

• Eine Verletzung der Seele, der Psyche

• Das Bewältigungssystem ist überfordert durch Extrembelastungen

• Körperliche Verletzungen sind in der Regel sichtbar

• Seelische Verletzungen sind unsichtbar, aber nicht weniger wirksam, als körperliche Verletzungen!

Hanne Shah

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Reaktionen nach einem Trauma

Normale Reaktionen auf ein unnormales Ereignis:

• Physisch (Körper)

• Kognitiv (Verstand)

• Emotional (Gefühl)

• Im Verhalten (Handlungen)

Hanne Shah

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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PTBS

Intrusionen:

• Sich aufdrängen Bilder, Sinneseindrücke, Erinnerungen, Alpträume, Flashbacks

Vermeidung:

• Vermeiden von Gefühlen, Situationen, Aktivitäten, die mit dem Trauma assoziiert sind, Dissoziationen

Übererregbarkeit:

• Schlafstörungen, Irritierbarkeit, Überwachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit

Hanne Shah

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

Regionale Schulberatungsstelle

Mögliche Reaktionen bei Trauer und/oder Trauma bei

Kindern:

• Zurückgezogenheit, Scheu

• Unruhe, Schreckhafthaftigkeit

• Aggressivität

• Krankheiten (Kopf- und Bauchschmerzen)

• Erwachsenes Verhalten

• Zurückfallen auf eine vorherige Entwicklungsstufe

• Fröhlich, passt sich an

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Wie kann es zu so unterschiedlichen Reaktionen

kommen?

Z.B. durch:

• Abspaltung der schrecklichen Erlebnisse

• Gefühle von Scham und Schuld machen sprachlos

• In manchen Kulturen ist es unhöflich, andere mit seinen Sorgen zu belasten

• Aggressive Abwehr nach jahrelanger traumatischer Erfahrung

Alle Reaktionen sind individuelle Versuche der

Bewältigung

2. Leben in der Fremde

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Zusätzliche Belastungen nach der Ankunft im Migrationsland:

• Heimunterbringung/ Gemeinschaftsunterkünfte mit verschiedenen Nationalitäten

• Zunächst mehrere Wochen bis Monate keine Beschulung, kaum Freizeitangebote

• schlechte Versorgung der Gesundheit

• Tägliche Angst und Sorge vor Abschiebung

• Familien sind zum Teil getrennt

• Soziale Unterprivilegierung

• Diskriminierung und Rassismus

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Alle Menschen sind mit Resilienz und Selbstheilungskräften ausgestattet.

Jedes Kind hat individuelle und kulturelle Ressourcen.

Kinder haben typische Ressourcen wie Offenheit, Neugier und Kreativität.

Sie bringen mit: Hoffnung und Bereitschaft

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

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Was Flüchtlinge brauchen:

Handhabbarkeit

2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

Sicherheit

Stabilisierung

Evtl.Therapie

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Ablauf

1. Einführung und Übersicht (Statistik)

2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Regionale Schulberatungsstelle

Leitgedanke

Alles das, was eine gute, inklusive Schule ausmacht, ist auch hilfreich zur Stabilisierung und Stärkung der Ressourcen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung

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Was hilft

� Zuwendung, Verständnis

� Klar kommunizierte Regeln als Rahmen und Schutz

� Rituale

� Klare Konsequenzen bei Regelverstößen

� Genügend körperliche Möglichkeit sich auszuleben

Was nicht hilft

� Falsche Erwartungshaltung

� Überbetreuung

� Mitleid

� Ratschläge

� Zu viele Fragen!

� Reizüberflutung

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3. Pädagogisches Handeln in der Schule

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Was hilft noch?

• Wenige und sich wiederholende Angebote

• Ruhige, klare Sprache mit eindeutigen Ansagen

• Wertschätzung/ Annahme

• Möglichst viel Teilhabe am Leben (Bspw.: Gruppenspiele, Fußball)

• Lernen durch Gleichaltrige z. B: Patenschaften bilden

• Anteilnehmende Neugier und Neutralität auch gegenüber Werthaltungen, die nicht den eigenen entsprechen

• Geduld

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

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Unproblematisch

� Nach Musikgeschmack

� Lieblingsessen

� Hobbys

� Sport

� Allgemeine Fragen, die Interesse an der Person bekunden und ins Erzählen bringen

Mögliche Trigger

� Fragen nach Flucht

� Fragen nach Krieg

� Fragen nach Familienangehörigen in der Heimat

� Fragen nach Gefühlen

Hanne Shah

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

Fragen im Beziehungsaufbau

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3. Pädagogisches Handeln in der Schule

Kultursensible Aspekte

� Verhalten

� Handlungsweisen

� Sitten

� Gebräuche

� Werte

� Einstellungen

� Weltanschauungen

� Glaube

� Denkweisen

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Kulturelle Missverständnisse :

Beispiele:

• “Sieh mich an, wenn ich mir dir rede.“

� In machen Kulturen gilt es als unhöflich einen Erwachsenen anzuschauen, Respekt vor Älteren

• Hand auf den Kopf des Kindes legen (Tabu oder Segen)

Anderes Schulsystem in der alten HeimatStändige Begrenzung vs. rumtoben, frei bewegenLeise sprechen im Unterricht vs. laut in der Heimat

Lehrkräfte müssen nicht alle Anstandsregeln der unterschiedlichen

Kulturen kennen!

� Erklären Sie dem Kind, warum sie bestimmte Dinge möchten.

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

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• Willkommenskultur

• (erste Tage; klare Informationen, Transparenz)

• Spracherwerb

• (nach sechs Wochen ist eine Verständigung einigermaßen möglich, nach drei Monaten können viele gut sprechen und verstehen fast alles, nach sechs Monaten wird oft alles verstanden und das Kind spricht fast fließend; belastete Kinder können aufgrund von Konzentrationsstörungen erheblich länger brauchen)

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

Vorrangige Schwerpunkte beim Ankommen im Schulsystem:

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Ablauf

1. Einführung und Übersicht (Statistik)

2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde

3. Pädagogisches Handeln in der Schule

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

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• Feste AnsprechpartnerInnen für SchülerInnen benennen

• SchulsozialarbeiterInnen und BeratungslehrerInneneinbeziehen

• mit Sprach- und Kulturvermittlern arbeiten

• Kollegien schulen (Informationen über das KI)

• Multikulturelles Team anstreben

• Neuzugewanderte selbst AG´s anbieten lassen, im Sinne: „ Das können wir“- (z.B. Sprache, Kunst, Musik, Sport, Spiele..)

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Anregungen/ Ideenpool:

Regionale Schulberatungsstelle

• Kulturspezifische Kenntnisse erweitern/ Interkulturelle Kompetenz

• sich der Relativität von Werten bewusst sein

• sich verbal und nonverbal für beide Kulturen akzeptabel ausdrücken können

• Elternarbeit

• Proaktiver Eltern-Schule-Dialog

• Gemeinsame Aktionen mit Eltern

• Förderung der Elternvernetzung

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Anregungen/ Ideenpool:

Regionale Schulberatungsstelle

In Bielefeld:

• Beratungsangebote für Lehrer durch

– Kommunales Integrationszentrum Bielefeld (KI)

– Schulpsychologische Beratungsstelle Bielefeld (RSB)

• Jeden Dienstag bis Ostern 2016 „Lehrersprechstunde“ (mit Voranmeldung)

4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten

Regionale Schulberatungsstelle

Es gibt nicht „die Flüchtlingskinder“ und es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit „diesen Kindern und Jugendlichen“

– Verschiedene Herkunftsländer

– Verschiedene Religionen

– Grundverschiedene soziale Schichten in der Heimat (Ein Leben lang in Armut vs. Wohlstand)

– Individuell verschiedene Lebensgeschichten

– Gemeinsamkeit:

• Alle sind geflohen

• Alle verloren Besitz und Heimat

�„Viele sind hochmotiviert zu lernen und „etwas aus ihrem Leben zu machen“

Es sind alles Kinder die fliehen mussten aber vor allem sind sie Kinder!!

Fazit

Regionale Schulberatungsstelle

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Fazit