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In die Welt für die Welt Magazin der Vereinten Evangelischen Mission 3 / 2014 Pionierinnen der kirchlichen Frauenarbeit 125 Jahre VEM-Schwesternschaft

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Magazin der Vereinten

Evangelischen Mission 3 /2014

Pionierinnen der kirchlichen Frauenarbeit125 Jahre VEM-Schwesternschaft

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Edito

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie sind ein Teil der Vereinten Evangelischen Mission und damit auch ein Gesicht der VEM: die Schwestern in der Vereinten Evangelischen Mission. Und das seit 125 Jahren! Vieles hat sich für die Schwestern in den vergangenen Jahren geändert: Sie dürfen heiraten, tragen keine Tracht und Haube mehr. Allein die schlichte, runde Brosche am Revers stecken sie sich freiwillig an als verbindendes Zeichen ihrer lebendigen Gemeinschaft.

Sie haben den Weg der Frauen in der Mission zu mehr Partnerschaft und Gleichberechtigung in der Mission geebnet. Im Ausland haben Schwestern selbst über viele Jahre hinweg eigene Erfahrungen mit ökumenischen und interkulturellen Themen gemacht. Heute gehören auch Asiatinnen und Afrikanerinnen zur VEM-Schwestern-gemeinschaft. Sie sind weltweit vernetzt und kommen über eigene Erfahrungen miteinander ins Gespräch; setzen kritische Themen und diskutieren darüber.

Am 19. Oktober feiert die Schwesterngemeinschaft der VEM ihren 125jährigen Geburtstag unter anderem mit einem Festgottesdienst in der Unterbarmer Hauptkirche in Wuppertal-Barmen, historischem Rückblick und einer Führung im neuen Museum auf der Hardt in Wuppertal.

Zum Jubiläum gibt es jetzt ein Buch über die Arbeit der Schwestern und Frauen in der Mission – damals wie heute. Die eine oder andere Frau aus Afrika, Asien und Deutsch-land hat spannende Geschichten erlebt und Wissen gesammelt, die sie gerne teilen möchte. In dem Buch »Hoffnungsgeschichten« kann man sie lesen. Hoffnungs-geschichten aus 125 Jahren, die Fenster in die Welt für nachfolgende Generationen öffnen. Darauf darf man gespannt sein! Herzlichen Glückwunsch!

Anregende Lektüre wünscht Ihnen

Brunhild von LocalTitelfoto: Schwester Adele Ranke und Dr. Hueck, Tungkun, China;

© Archiv- und Museumsstiftung der VEM:

Fotos Seite 2: © Archiv- und Museumsstiftung der VEM,

Ursula Wörmann / VEM

Porträt Seite 2 (Mitchell Harley)

Seite 3: Reinhard Elbracht / VEM (zwei Fotos), Bettina v. Clausewitz

Hester Needham (1843 – 1897)

Namalira-Mutterhaus Ntoma: Schwester Grace Kagaruki (links) und die Näherin Schwester Erica Simon in der Näherei

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Inhalt September 2014

Biblisches Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Brennpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft Mission erfüllt und neue Aufgaben gewonnen . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft Ein Stück Heimat in der Fremde Porträt: Newstar Mwombeki ist die erste afrikanische Schwester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft Hester Needham – eine englische Dame ebnet den Weg für die Frauen in der Mission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft Im Überblick: 125 Jahre Schwesterngemeinschaft . . . . . . . . . 12

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft »Wie viele sind Sie denn noch?« Sterbende Gemeinschaften auf der Suche nach einer neuen Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Meditation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

125 Jahre VEM-Schwesterngemeinschaft Wünsche für die Zukunft Namalira-Gemeinschaft bezeugt diakonische Qualität . . . . . 18

Interreligiöser Dialog Viele gute Zeichen für das Zusammenleben der Religionen auf Sansibar Ein Besuch im Interreligiösen Zentrum auf Sansibar . . . . . . . 19

Demokratische Republik Kongo Im Gespräch: Dr. Kakule Molo »Gott schickt keine Engel, er schickt uns!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Archiv- und Museumsstiftung der VEM Ethnologie und Mission miteinander verbinden . . . . . . . . . . . . . . 22

Vollversammlung der VEM Einsatz für die Ärmsten der Armen Kirchen wollen Bildung fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Projekte & Spenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Buchtipp Erfahrungen des Glaubens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Partnerschaften Mit den Partnern zusammenwachsen in einer gemeinsamen Mission Der Solidaritätsfonds der namibischen Kirche schafft mehr Eigenständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Indonesien Die Allianz der Neuen Männer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Service, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

VEM-Generalsekretär Dr. Fidon Mwombeki während der Vollversammlung in Wuppertal

Die Delegierten der Vollversammlung im neu eröffneten Museum auf der Hardt

Die Tansanierin Newstar Mwombeki ist Mitglied der VEM- Schwestern-gemeinschaft.

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» Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden.« (Römer 12, 18 H.f.a.)

Liebe Schwestern!»Ich bin nicht mehr deine Freundin!« schrie ich meiner Schwester gerne mal ins Gesicht nach einem Streit, bei dem ich mich unterlegen fühlte. Die Freundschaft zu kappen schien mir das letzte probate Mittel, um meine eigene Ehre zu retten. Meine Schwester sagte dann meist triumphierend zu mir: »Das geht ja gar nicht, du bist ja meine Schwester!« Oh, wie habe ich sie dann gehasst, diese enge, unauflösbare Bluts-verwandtschaft!

Das ist lange her, und ich bin froh, dass ich neben dieser Schwester auch noch drei weitere Geschwister habe, mit de-nen ich heute sehr gut auskomme und die ich um nichts in der Welt missen möchte. Aber dieses Beispiel soll zeigen, dass »Schwesternschaft«, egal ob im Blut oder im Geist, nicht im-mer nur Harmonie, Frieden und Glück bedeutet.

Viele der Schwestern in unserer Gemeinschaft, die in jungen Jahren ausgesandt wurden als Missionarinnen, Gemeinde-helferinnen oder Diakonissen waren unverheiratet und hat-ten meist eine Schwester als Teampartnerin dabei. Ich weiß zwar nicht, ob diese Teams freiwillig zustande kamen oder eingeteilt wurden, aber miteinander zu arbeiten und zu leben, und das noch in einem fremden Land, das muss einfach auch an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit gegangen sein.

Eine Schwäche von uns Christen ist der scheue Umgang mit Konflikten, das Herunterschlucken von Ärger, das Verdrängen von Wut und Aggression. Richtig Streiten lernen wir nicht. Das Aushalten der Andersartigkeit von Glaubensgeschwistern fällt uns schwer. Vergebung wird meist viel zu früh ausgesprochen, wenn wir selbst noch gar nicht bewusst dem eigenen Schmerz ins Auge geschaut haben. Und nun sagt Paulus, ein Apostel Jesu: »Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt

mit allen Menschen in Frieden.« Mit allen Menschen Frieden haben? Mensch Paulus, wie soll das denn gehen? Ich stelle mir Paulus vor und begreife, dass er diesen Frieden in Christus gefunden hat, er, der einst selbst Krieg anzettelte und Christen gefangen nahm und sie foltern ließ. Der Hass war durch das Erlebnis mit dem auferstandenen Christus dem Frieden gewi-chen. Christus hat Paulus verwandelt, der Heilige Geist hat von ihm Besitz ergriffen und ihn verändert. Die Frucht des Geistes ist … Frieden! (Galater 5, 22). Nicht nur Frieden mit Gott und mit sich selbst, sondern eben auch mit dem Nächsten beziehungsweise der Nächsten.

Ich danke Paulus für die Formulierung »δυνατόν« (griechisch), was so viel heißt wie »die Macht haben, etwas zu tun« oder »in der Lage sein, etwas zu tun«. Es ist ja so, dass es Gräben gibt zwischen Menschen, die können wir nicht überbrücken. Es gibt Menschen, mit denen geraten wir immer wieder anein-ander, obwohl wir es nicht wollen. Ständig gibt es Missver-ständnisse, wird das falsche Wort gesagt. Aber wichtig ist zu wissen: Wenn ich etwas daran ändern kann, dann tue ich es. Wenn ich die Kraft, die Macht und das Vermögen dazu habe, dann suche ich Versöhnung. Wenn ich aber alles getan habe und nichts mehr tun kann, dann darf ich diesen Menschen, diese Schwester getrost Gottes Liebe und Gnade anbefehlen und loslassen. Es ist entlastend, wenn die engen Bande einer »Schwesternschaft« auch locker und ungezwungen sein dür-fen. Es ist gut, dass wir nicht alle gleich sind, sondern dass jede von uns an einer anderen Stelle das fehlende Bindeglied ist. Darum bin ich gerne Schwester in einer Gemeinschaft, die ih-ren Frieden von Gott empfängt und die darum auch Frieden weitergeben kann.Eure sich in Frieden übende Schwester Kornelia Kachunga

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Von Kornelia Kachunga

Kornelia Kachunga ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Obertshausen und Mitglied der VEM-Schwesterngemeinschaft.

Illustration: Juan González / MediaCompany GmbH

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Ein Baum, der gute Früchte trägt

Von Irene Girsang und Ursula Wörmann

Brennpunkt

Hester Needham war 1889 – vor 125 Jahren – die erste Frau, die unverheiratet und in hauptamtlicher Funktion ausge-sandt wurde. Sie ebnete den Weg für all jene, die später als Ärztinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Gemeinde-pädagoginnen, in den Ländern des Südens arbeiteten. Die Schwestern der Schwesterngemeinschaft waren es, die Frauen in Afrika und Asien ermutigten, über ihre Rolle in der Gesellschaft nachzudenken und Veränderungen einzufor-dern. Sie waren die Pionierinnen der Frauen arbeit in vielen VEM-Mitgliedskirchen. Christliche Erziehung, Bildung für Frauen, Existenzsicherung, Partnerschaft in der Ehe, Schei-dung und die Frauenordination: Alles Themen, die ohne die-se Frauen wahrscheinlich erst sehr viel später auf den Tages-ordungen unserer Kirchen erschienen wären. Ein Meilen-stein auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Partnerschaft von Männern und Frauen war sicherlich der erste Workshop zu Frauenfragen in Ramatea, Botswana, 1993. Während der Vollversammlung der VEM in diesem Jahr war zu spüren, wie selbstbewusst »unsere« Frauen in den vergangenen Jahr-zehnten tatsächlich geworden sind. Sie erheben ihre Stimme und schweigen nicht. Sie vertrauen ihren Fähigkeiten und vertreten ihre Überzeugungen mit großem Engagement. Sie sind ein Baum, der längst gute Früchte trägt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die VEM von einer deut-schen Missionsgesellschaft in eine internationale Gemein-schaft von Kirchen gewandelt. Gerade die Gemeinschaft von uns Frauen trägt dazu bei, dass unsere Kirchen immer weiter zusammenwachsen. Täglich erreichen uns – über Zeitzonen und Ländergrenzen hinweg – die Gebete unserer Schwestern aus Afrika, Asien und Deutschland. Ihre Botschaft, gesendet via SMS, E-Mail oder WhatsApp: »Du kannst nicht vor mir stehen, aber ich stehe trotzdem mit Dir in Verbindung«. Die neuen Kommunikationsmittel machen es möglich, dass wir viel unmittelbarer und direkter Zugang zueinander haben. Dieses Miteinander gibt uns Frauen Kraft für unsere Arbeit: frauenrelevante Themen in die Öffentlichkeit tragen, für Frauenrechte eintreten, Netzwerke knüpfen und solidarisch für einander einstehen. In einer Welt, die noch immer in wei-ten Teilen von Männern dominiert wird, ist gerade diese tiefe, solidarische Verbundenheit ein Pfund, mit dem wir Frauen wuchern können und wuchern sollten. Allerdings ohne dabei zu vergessen, dass wir Frauen die Zusammenarbeit mit den Männern brauchen, um eine geschwisterliche Welt aufbauen zu helfen.

Foto: Annette Lübbers / VEM

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Schwester Ursula Wörmann war von 1978 bis 2001 Referentin für Frauen, Jugend und Kinder der VEM sowie Leiterin der Schwesterngemeinschaft innerhalb der VEM. Seit Juli 2001 lebt sie im Ruhestand in Bielefeld. Irene Girsang ist Referentin für Inter-regionale Frauenarbeit bei der VEM.

Frauen in der Mission

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Denn der Geist, der die Schwestern miteinander ver-bindet, ist derselbe geblieben, über all die Jahre: Das Engagement für die Mission, für die Menschen in Asien und Afrika, die gegenseitige Unterstützung im

Gebet und im persönlichen Kontakt. Sie sind »Schwestern« im biblischen Sinne, heute nicht mehr exklusiv deutsch, son-dern international, verstreut über die ganze Welt, und doch durch ein unsichtbares Netz von Gebet und Anteilnahme verbunden. Ebenso wie durch ihre Lebensgeschichten. Viele von ihnen sind Pionierinnen der kirchlichen Frauenarbeit in unwirtlicher Umgebung und fremden Kulturen, die mit ihren Geschichten Abende füllen können.

»Man hat das nicht als negativ empfunden«Ursula Wörmann etwa, die 1967 als Gemeindepädagogin nach Sumatra ausgesandt wurde und später 23 Jahre lang (1978 bis 2001) bis zum Ruhestand selbst Leiterin der Schwesternschaft und des VEM-Frauenreferates war. »Wir gingen alle noch auf Lebenszeit in die Mission«, erzählt die 75-Jährige beim Interview in ihrer Heimatstadt Bielefeld. »Mit der Einsegnung wurde man ausgesandt und Mitglied der Schwesternschaft, das war ein verpflichtender Automa-tismus«, sagt sie. »Es war normal, man hat das nicht als nega-tiv empfunden, sondern als Schutz und Begleitung.« Schon damals hatte sich Ursula Wörmann bewusst die Wuppertaler

Mission als Sendungsorgan ausgesucht, weil es dort – anders als bei anderen Missionswerken – eine traditionsreiche Schwesterngemeinschaft gab: »Eine Gruppe mit Einfluss, die einen unterstützt.« Eine Fürsprecherin zu Hause und für die Zeit in der Fremde.

Wie wichtig diese Unterstützung auch gegenüber dem Ar-beitgeber war, zeigte sich schon bei ihrer Aussendung Ende der 60er Jahre. »Die Missionsleitung wollte mich unbedingt nach Südwestafrika schicken, aber das wäre wegen der Apartheid dort nichts für mich gewesen, und dann haben die Schwestern für mich ausgefochten, dass ich nach Indonesien durfte«, erzählt Wörmann. Seit den Anfängen wurden die Frauen in der Mission vor allem als »willige Gehilfin« gesehen – das sollte sich bald ändern. Dass in Sumatra dann wegen der feuchten Hitze die Schwesternhaube nicht hielt, war kein großes Malheur, vielleicht eher ein Vorzeichen des Wandels: »Die Haube habe ich höchstens zwei Wochen getragen«, sagt Wörmann ganz ohne Bedauern. Es gab wohl genug anderes, das wichtiger war.

»Die älteren Schwestern haben uns sehr beeindruckt«Die Schwesternschaft als gegenseitige Stärkung: spirituell, im Alltagsleben und gegenüber dem Arbeitgeber – die histori-sche Rolle ist klar. Aber warum treten Frauen jüngerer Gene-rationen auch heute noch der VEM-Schwesternschaft bei? In Zeiten, in denen alleinstehende berufstätige Frauen zur Nor-malität geworden sind und im Zuge der Gleichberechtigung keinen besonderen Schutz oder Fürsprache mehr brauchen.

»Für meine Generation sind die Motive heute natürlich ganz anders«, räumt Jutta Beldermann ein. Die 56-jährige verhei-ratete Theologin war von 1992 bis 2011 Mitarbeiterin bei der VEM, zuerst in der Ökumenischen Werkstatt, dann als Leite-rin der Abteilung Deutschland. Heute ist sie Geschäftsführe-rin der Evangelischen Bildungsstätte Bielefeld-Bethel, seit 2005 Mitglied der Schwesternschaft und in deren dreiköpfi-gen Leitungskreis. Die Gemeinschaft zählt derzeit 75 Schwes-tern im Alter von 29 bis 92 Jahren, verteilt auf sechs Regionen in Deutschland und Asien.

Von Bettina v. Clausewitz

Rein äußerlich hat sich viel verändert. Natürlich. In den letzten 125 Jahren seit 1889 hat auch die Schwesternschaft – heute Schwesterngemeinschaft – der ehemaligen Rheinischen Missionsgesellschaft (RMG) viele Wandlungs-prozesse erlebt. So wie sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft insgesamt verändert hat. Die Schwestern heute tragen keine Tracht mehr wie die Diakonissen damals, keine Haube und sogar verheiratet sind etliche von ihnen! Oder sie wechseln Beruf und Arbeitsstelle. Aber das ist nur die eine Seite.

Foto: Bettina von Clausewitz

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Mission erfüllt

und neue Aufgaben gewonnen

Jutta Beldermann und Ursula Wörmann

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»Auch wir Jüngeren sind alle mit der VEM verbunden«, er-läutert Jutta Beldermann die Motive der Newcomerinnen in der Schwesternschaft, »wir haben alle Erfahrungen mit älte-ren Schwestern gemacht und diese Frauen haben uns sehr beeindruckt.« Drei Merkmale sind ihr besonders wichtig: Die Risikobereitschaft und Abenteuerlust, mit der die Schwes-tern nach Indonesien oder Hongkong, nach Südwestafrika oder Tansania aufgebrochen sind (»Bei mir war das auch so«, wirft Ursel Wörmann ein). Die starken Persönlichkeiten, die sie dadurch geworden sind. Und die große Lebenserfahrung, die Weltoffenheit und Akzeptanz verschiedener Frömmig-keitsstile, die sie mitbrachten. »Die Verbindung von allem und der Glaube, dass Gott sie immer und überall durchträgt, das ist spannend für mich«, meint Jutta Beldermann.

»Die Veränderungen waren einfach dran«Diese Eigenschaften sind es auch, die die Schwesterngemein-schaft in den 125 Jahren ihres Bestehens befähigt haben, sich immer wieder neu zu erfinden und – trotz aller Treue zu den alten Werten – die großen Umbruchprozesse zu meistern. In den 1960er- und 1970er Jahren veränderte sich das Berufs-bild zunehmend. 1972 wurde das »Schwesterngehalt« der Diakonissen abgeschafft und von Tarifverträgen ersetzt. De-mut, hingebende Liebe und Gehorsam als »die besonderen Gaben der unverheirateten Frau in der Mission« tauchten dort nicht mehr auf. Die alten Verträge auf Lebenszeit wur-den in Zeitverträge umgewandelt und auch das Privatleben vom Arbeitsleben getrennt – eine kleine Revolution. Aber sie war überfällig.

»Dieser ganze Prozess ging unheimlich schnell, die Verände-rungen waren einfach dran«, erinnert sich Ursula Wörmann, die als eine der ersten auch in die allgemeine Rentenversi-cherung wechselte. »Bis dahin waren wir ja als Diakonissen eingesegnet worden, unverheiratet und auf Lebenszeit mit einem kleinen Schwesterngehalt. Jetzt fiel mit der Tracht auch der Einheitslook und viele bunte Farben und Persön-lichkeiten wurden sichtbar.« Freiheit, die gestaltet werden musste. Für manche war es nach dem Verlust der alten Rolle nicht ganz einfach, die passende Kleidung zu finden, eine neue Identität zu entwickeln. Die Schwesternschaft, die da-mals rund 100 Mitglieder zählte, verlor zwar ihre Exklusivität, gleichzeitig öffnete sie sich für alle interessierten, mit der VEM verbundenen Frauen und sicherte dadurch ihr Überle-ben. »Es gab nur wenige Ältere, die all das nicht wollten«, meint Ursula Wörmann: »Wir waren viele starke Frauen da-mals, die nach vorne geschaut haben.«

Engagement wird weiterhin geschätztDer zweite große Umbruch kündigte sich mit der Pensionie-rung von Ursula Wörmann 2001 an, die bis dahin gewählte Leiterin der Schwesternschaft und damit automatisch haupt-amtliche Referentin für Frauenarbeit in der VEM gewesen war: »Frauenarbeit ist Schwesternarbeit« hieß es gut ein Jahr-hundert lang. Aber die Personalunion passte nicht mehr in

Bettina v. Clausewitz ist freie Journalistin in Essen.

die neue Zeit. »Nach der Internationalisierung der VEM konnten die Schwestern ja nicht einfach bestimmen, wer Re-ferentin wird«, sagt Jutta Beldermann. Da sie selbst damals noch kein Mitglied war, der Schwesternschaft aber nahe stand, wurde sie von der VEM mit 25 Prozent ihrer Stelle für zwei Jahre zur kommissarischen Leiterin berufen, um eine neue Organisationsstruktur zu entwickeln. Die neue Ord-nung ist seit 2012 in Kraft, das Hester-Needham-Haus in der ursprünglichen Form als Zentrale der Frauen- und Schwes-ternarbeit und die eigene Zeitschrift FrauenLeben gibt es je-doch seit dem Strukturwandel nicht mehr.

»Eigentlich sind wir heute nur noch eine Art privater Verei-nigung innerhalb der VEM, die dem Generalsekretär zuge-ordnet ist und ein wenig Geld für Sachkosten, Büroaufwand und Leitung bekommt«, meint Jutta Beldermann und setzt mit dem nächsten Atemzug direkt zum großen Aber an: »Aber wir sind intensiver mit der VEM und ihrer Mission ver-bunden als andere, die nach ein paar Jahren wieder gehen. Da ist viel Herzblut drin.« Umgekehrt schätzt offensichtlich auch die VEM das Engagement der Schwesternschaft. Sicht-bar daran, dass sie jeweils ein Mitglied mit beratender Stim-

me in die Vollversammlung und die Deutsche Regionalversamm-lung (DRV) entsenden kann und als ordentliches Mitglied im Frau-enausschuss der DRV vertreten ist.

Mission erfüllt? »Ja, die Schwes-ternschaft hat ihre Mission erfüllt im Sinne dessen, was sie einmal war«, meint Jutta Beldermann. Aber sie hat neue Aufgaben und wird nach wie vor gebraucht, da-von sind die Schwestern überzeugt. Wenn auch manches nicht mess-bar ist, was sie tun. Etwa in einem weltweiten Netzwerk von Gebeten füreinander, die in einem gemein-samen Gebetsheft aufgeschrieben sind, für die VEM-Kirchen und für

alle ihre Mitarbeitenden. Eine Idee von diesem Geist, den die Schwestern bis heute unverwechselbar in die VEM einbrin-gen, spiegelt sich im Vorwort der Broschüre zum 100-jähri-gen Bestehen 1989 wider, das der damalige Direktor Peter Sandner geschrieben hat: »Heute ist es vor aller Augen, dass die Vereinigte Evangelische Mission höchstens halb so viel wert wäre ohne die Schwesternschaft und ihren Dienst in Übersee und bei uns. Für viele ist er zur Hilfe geworden, für manche zum Zeugnis für Christus. Für uns alle zu einer Gabe Gottes, die uns bereichert.«

»Heute ist es vor aller Augen, dass die Vereinigte Evangelische Mission höchstens halb so viel wert wäre ohne die Schwesternschaft und ihren Dienst in Übersee und bei uns. Für viele ist er zur Hilfe geworden, für manche zum Zeugnis für Christus. Für uns alle zu einer Gabe Gottes, die uns bereichert.«

Peter Sandner, 1989

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nen, damit ich sie später auch noch kann, wenn ich einmal alt bin.

Die Schwestern haben zum Beispiel auch gefragt: »Wie geht es dir hier in Deutschland? Deinen Kindern? Und deinem Mann mit all der Arbeit? Ist es okay für dich, wenn du so viel alleine bist?« Zuerst war ich sehr zurückhal-tend, aber dann habe ich doch über meine Gefühle und Probleme gespro-chen. Es war wichtig für mich, nach und nach dieses Vertrauen zu entwi-ckeln.

... damit das Leben leichter wirdIch habe dann wie gesagt irgendwann gefragt, ob ich Schwester werden kann und habe eine Bewerbung geschrieben. Schließlich bin ich in einem Gottes-dienst beim Jahrestreffen in Bielefeld eingeführt worden und habe auch die Brosche bekommen, die alle Schwes-

Ein Stück Heimat in der FremdePorträt: Newstar Mwombeki ist die erste afrikanische SchwesterA

m Anfangs wusste ich noch nichts über die Schwestern-gemeinschaft, aber sie laden auch Frauen im Umfeld der

VEM zu ihren Veranstaltungen ein – wie mich damals. So habe ich sie ken-nengelernt. Da konnte ich noch kein Wort Deutsch, aber sie haben mich an-genommen, wie ich war. Einige von den Schwestern sprechen meine Mut-tersprache Swahili, weil sie in Tansania gearbeitet haben, und viele sprechen gut Englisch. Wenn ich mich dann in Deutsch nicht gut ausdrücken konnte, hieß es einfach: »Sag doch in Swahili.« Das hat gut getan.

Man muss sich an die neue Kultur anpassen ...Nach fünf bis sechs Jahren habe ich ge-sagt, dass ich auch zu dieser Gemein-schaft gehören möchte. Bei den Treffen gibt es Vorträge und Berichte von Schwestern, die gerade irgendwo im Ausland waren. Es wird auch von Schwestern berichtet, die krank oder gestorben sind. Wir lesen in der Bibel, wir singen, beten und essen zusammen. Anfangs habe ich nur zugehört und auch nicht alles verstanden. Aber es war trotzdem wichtig für mich, weil ich das Gefühl hatte: Ich bin nicht alleine. Diese Frauen sind offen und kennen viel von der Welt. Dadurch habe ich mich nicht mehr so einsam gefühlt. Ich wusste, bald treffen wir uns wieder und darauf konnte ich mich freuen.

Außerdem habe ich auch viel von die-sen Frauen gelernt. Viele haben ja im Ausland gearbeitet und selbst diese Einsamkeit kennengelernt, die ich an-fangs in Deutschland erlebt habe. Das sind ganz ähnliche Erfahrungen, die sie in Afrika und Asien in einer fremden Kultur gemacht haben. Dadurch habe ich mich ihnen nahe gefühlt. Wenn ich diese Frauen heute treffe, habe ich das Gefühl, sie sind nicht nur Mitglieder ei-

ner Schwesterngemeinschaft, sondern wirklich von meiner Art – wie eine richtige afrikanische Schwester. Die Nähe hat also viel damit zu tun, dass sie andere Kulturen kennen. Man hat wo-anders immer erstmal einen Kultur-schock. Für mich war es zum Beispiel ein Schock zu begreifen, dass ich hier nicht mehr einfach bei meinen Nach-barn klingeln und sie besuchen kann. Ich muss erst einen Termin machen. Es hat lange gedauert, bis ich das akzep-tiert habe. Aber man muss sich ja an die neue Kultur anpassen, damit das Leben leichter wird.

Was ich sehr bewundere ist, dass selbst die alten Schwestern die fremden Spra-chen immer noch so gut können. Schwester Irene Nöh zum Beispiel, die früher mal in Bukoba war und wirklich gut Swahili spricht. Das hat mich moti-viert, die deutsche Sprache gut zu ler-

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Das Leben in Deutschland ist völlig anders als in Tansania, die vertraute Kultur fehlt. Das hat auch Newstar Mwombeki (49) erlebt, als sie 2005 aus ihrer Heimat Bukoba in der Nordwest-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tansania (ELCT) nach Wuppertal zog, zusammen mit den drei Kindern und ihrem Mann Fidon, der heute Generalsekretär der VEM ist. Damals halfen die Einladungen in die Schwesterngemeinschaft der Betriebs-wirtin, die zuvor leitend bei einer Versicherung tätig war, mit Einsamkeit und Fremdheit umzugehen. Im September 2012 wurde sie als erste Afrikanerin Mitglied der Schwesterngemeinschaft. Im Gespräch mit BETTINA VON CLAUSEWITZ berichtet Newstar Mwombeki von ihrem Weg dorthin:

Foto: Bettina von Clausewitz

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tern seit jeher haben. Das war eine wunderbare Zeremonie, ein richtig schönes Gefühl. In Afrika, wo man nur die Schwestern der alten Tradition kennt, kann man sich allerdings nur schwer vorstellen, dass eine verheirate-te Frau Schwester ist. Meine jüngere Schwester, also meine leibliche Schwes-ter, hat sich kaputt gelacht und gefragt: »Wie kann das denn sein?«

Aus Tansania kannte ich schon Schwes-tern oder Diakonissen von anderen Missionen mit weißer Tracht und Hau-be und Kreuz um den Hals. Aber ich kannte keine VEM-Schwestern. Ich glaube, in Bukoba bin ich jetzt die erste Schwester, die verheiratet ist. Bevor ich nach Deutschland kam, habe ich be-stimmt nicht gedacht, jemals Schwester zu werden. Nein! Ich wusste ja gar nicht, dass es verheiratete Schwestern gibt. Aber dann habe ich gesagt: Warum

nicht? Man nimmt sich viel Zeit fürei-nander, auch zum gemeinsamen Gebet. Das tut gut. Wir haben alle ein kleines Gebetbuch mit Texten und Namen, aber ich bete oft frei, das ist so üblich in unserer Kultur.

Ich denke, man kann schon sagen, dass die Schwesterngemeinschaft hier in Deutschland in gewisser Weise auch Ersatzfamilie für mich ist. Ein Stück Heimat in der Fremde. Bei einzelnen Schwestern habe ich das Gefühl, sie sind wie meine Familie. Das hat mein Leben leichter gemacht. Einige Zeit war ich die einzige afrikanische Schwester, aber seit kurzem gibt es noch eine wei-tere, aus Ruanda. Ihr Mann arbeitet auch für die VEM. Sie ist schon nach sehr kurzer Zeit beigetreten.

Wenn ich irgendwann zurück nach Tansania gehe, möchte ich weiter

Schwester bleiben und im Kontakt mit den anderen. Es gibt ja auch einige Schwestern in Indonesien, die mal in Deutschland gelebt und gearbeitet ha-ben. Ich war einmal dort zu Besuch und die große Überraschung war, dass wir nur Deutsch miteinander geredet haben. Wir haben viel zusammen über unsere Erfahrungen in Deutschland ge-lacht. Sie werden im Oktober auch zum Jubiläum kommen. Wer weiß, ob ich später in Tansania vielleicht sogar neue Mitglieder werbe und eine kleine Grup-pe gründe.

Gesprächsaufzeichnung und Bearbeitung: Bettina v. Clausewitz

»Wenn ich diese Frauen

heute treffe, habe ich

das Gefühl, sie sind

nicht nur Mitglieder

einer Schwesternge-

meinschaft, sondern

wirklich von meiner

Art – wie eine richtige

afrikanische Schwester«

Newstar Mwombeki

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In diesem Jahr, in dem die Schwesterngemeinschaft der VEM auf ihre 125-jährige Geschichte zurückblickt, erinnern wir uns besonders an Hester Needham, die 1889 als erste Schwester für die Rheinische Mission nach Sumatra ausgereist ist.

Wer war Hester Needham (1843 –1897) und wie kam sie nach Sumatra? Im Barmer Missions-blatt erschien 1897 aus Anlass ihres Todes fol-gender Bericht:

»Am 12. Mai dieses Jahres starb in der Landschaft Mandhe-ling auf Sumatra eine englische Dame, die mit einer seltenen Hingabe und Anspruchslosigkeit, verbunden mit der ihren Landsleuten so eigenen Energie, aber auch nicht minder mit echt englischer Selbständigkeit die letzten Jahre ihres Lebens trotz großer körperlicher Schwäche ganz der Mission widme-te, und zwar vollständig auf ihre eigenen Kosten, wie sie überhaupt keine bessere Verwendung ihres Geldes – sie war nach deutschen Begriffen wohlhabend – kannte, als dasselbe ihrem Heiland und dem Aufbau seines Reiches, dem sie al-lein dienen wollte, zur Verfügung zu stellen. Für die BARMER MISSION hat sie noch eine besondere Bedeutung dadurch, daß sie die erste Missionsschwester war, die sich ihr zur Ver-fügung stellte und somit die Veranlassung wurde, daß auch von Barmen aus die Frauenarbeit in den Bereich der Missi-onsthätigkeit gezogen wurde.«

Hester Needham wurde am 23. Januar 1843 in Südwales/Großbritannien geboren. Ihr Vater war Fabrikant. So standen

ihr als Tochter einer reichen Familie viele Möglichkeiten zur Bildung und Gestaltung ihres Lebens offen. Von frühester Kindheit an trieb sie die Sehnsucht nach Gott. Dabei war sie sehr kritisch veranlagt und wollte unbedingt den letzten Grund von allem wissen, was ihr nahe gebracht wurde. So weigerte sie sich einmal – sie war erst fünf Jahre alt – das Vaterunser zu beten, weil sie es nicht verstand. Als sie 19 Jah-re alt war, verstarb ihre Mutter. Da nahm ihr Vater sie mit auf seine Reisen.

Nur noch für andere lebenZwei Jahre lang reiste sie mit ihrem Vater durch Italien und bewunderte die vielen Kunstschätze des Landes. In manchen Galerien hatte sie Gelegenheit, selbst zu malen und nutzte das auch gerne, um ihre künstlerische Begabung weiterzu-bilden. Doch bei alledem wurde ihre große Sehnsucht nach einem erfüllten Leben nicht gestillt. Sie wünschte sich ein Leben, in dem sie Gott dienen konnte. Auf der Rückreise von Italien nach England erkrankte sie sehr schwer an Typhus. In München wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert und von katholischen Ordensschwestern gepflegt. Das führte zu einer Wende in ihrem Leben. Sie schreibt dazu: »Das war ein Mei-lenstein in meinem Leben und ich beschloß, wenn ich wieder gesund würde, mich selbst aufzugeben und nur noch für an-dere zu leben. Als wir uns danach in London niederließen, gab ich mich mit allem Eifer daran, Krankenhäuser zu besu-chen, Sonntagsschule zu halten usw., ging aber immer noch in Gesellschaft. Erst als ich mit der Heilsarmee in Berührung kam, erkannte ich, was ein völlig Gott geweihtes und glück-liches Christenleben war. ... Aber es dauerte fast noch 20 Jah-re, bis ich den Herrn Jesum wirklich ganz in meinem Herzen herrschen ließ.«

Von Irene Nöh

Fotos: Archiv- und Museumsstiftung der VEM

Eine englische Dame ebnet den Weg für die Frauen in der Mission

Hester Needham

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Zusammen mit Freundinnen gründete sie in London eine Heimstätte für junge Mädchen und Frauen. Die meisten wa-ren als Fabrikarbeiterinnen gekommen und wohnten in ärm-lichen Behausungen, waren rechtlos und ohne Schutz. Das Haus, in dem sie nun wohnen konnten und versorgt wurden, nannte Hester Needham »Princess House«. Für sie waren die-se jungen Mädchen Töchter des himmlischen Vaters, der un-ser aller König ist. Elf Jahre lang hat sie dort in großem Segen gewirkt. Eine Mitarbeiterin schreibt darüber: »Ihr Wirken war ein fortdauernder Strom des Segens. Zwei Dinge waren in ih-rem Leben vereint: Reiches Gebetsleben und praktische Be-gabung. Ihre Verkündigung und ihr Tun stimmten völlig überein.«

Gott zuerst, das war das Motto ihres LebensDa erfuhr ihr Leben im Frühjahr 1889 erneut eine Wende. Der Auslöser war ein Brief einer Missionarin, in dem diese schrieb, dass in Mandailing, einem Gebiet in der Mitte der Insel Sumatra, Menschen lebten, die schon vor 40 Jahren um einen christlichen Missionar gebeten hätten. Doch niemand sei hingegangen. Das traf sie ins Herz, und sie erkannte darin Gottes Ruf an sie, dorthin zu gehen. Sie schreibt dazu: »Die Liebe Christi drängt mich, und ich kann es nicht ertragen, Seinen Heiligen Namen so verunehrt zu sehen. Ich mag per-sönlich nicht von großem Nutzen sein, aber vielleicht ebne ich anderen den Weg dorthin. ...« Aber wie hinkommen? Ihre Erkundungen führten sie schließlich zur Rheinischen Missi-on nach Barmen. Sie war sich ihres Auftrags so gewiss, dass sie England verließ und nach Barmen reiste. Hier bot sie der damaligen Missionsleitung unter Inspektor Schreiber an, auf eigene Kosten nach Sumatra zu gehen und dort zu arbeiten. Das Angebot wurde gerne angenommen. Doch Mandailing, wohin es sie zog, lag nicht im Bereich der Rheinischen Missi-on. Aber im Batakland gab es dringende Aufgaben. Schon lange hatte Inspektor Schreiber die Frage bewegt, »wie in der schnell wachsenden Batak-Mission eine gezielte Arbeit unter dem weiblichen Geschlecht getan werden könnte«. Es gelang ihm, Hester Needham für diesen Dienst zu gewinnen. Ob-wohl sie bereits 46 Jahre alt war, beschloss die Missionslei-tung einstimmig, sie als »Diakonissin« nach Sumatra zu sen-den. Damit öffnete sie die Türe für eine selbstständige aktive Mitarbeit der Frauen im Werk der Rheinischen Mission.

Im Dezember 1889 kommt Hester Needham auf Sumatra an und wird von Missionar Johannsen empfangen. Auf der Sta-tion Pansurnapitu im Silindungtal findet sie ihren ersten Ar-beitsbereich. Mit Eifer macht sie sich ans Sprachstudium. Bald beginnt sie mit Hilfe ihres Sprachlehrers, des blinden Evangelisten Bartimäus, die Frauen und Mädchen zu sam-meln und in Gottes Wort zu unterweisen. Unter schwierigen Bedingungen besucht sie die umliegenden Dörfer und scheut keine Mühe, um auch den Menschen dort das Evangelium nahe zu bringen. Noch war sie kein Jahr im Batakland, da stellt sich bei ihr ein Rückenleiden ein, das ihr viel Schmer-zen bereitet und schließlich dazu führt, dass sie nicht mehr gehen konnte. Doch das konnte sie von ihrem missionari-schen Einsatz nicht zurückhalten. Mit einem Tragebett, das

nach ihren Anweisungen angefertigt wurde, ließ sie sich von mehreren Trägern dorthin tragen, wo die Menschen waren, zu denen sie sich gerufen fühlte. Mittlerweile war auch eine andere Engländerin, Kate Dimbleby, als Mitarbeiterin ange-kommen und konnte sie in ihrer Arbeit unterstützen.

Anfang 1893 siedelte Hester Needham nach Sipoholon über. Das war zwar nicht der Ort ihrer Berufung. Dennoch war es ein weiterer Meilenstein auf dem Weg dorthin. Neben der Frauenarbeit hat sie dort die Schularbeit für Mädchen begon-nen und ausgebaut. Wie in Pansurnapitu ließ sie auch in Sipoholon ein stabiles und geräumiges Holzhaus bauen. Bei-de nannte sie wie das Haus in London »Princess House«, bzw. in der Bataksprache »Haus der Königstöchter«.

Immer wieder aber trat Mandailing vor ihre Seele. Dorthin fühlte sie sich gerufen – und dorthin musste sie ziehen. Das bedeutete Trennung von der Rheinischen Mission, denn Mandailing gehörte nicht zu ihrem Gebiet. Versuche, eine andere Mission für ihren Einsatz zu gewinnen, schlugen fehl. So wagte Hester Needham es auf eigene Verantwortung. Zu-sammen mit dem blinden Evangelisten Bartimäus und seiner Familie machte sie sich im Juni 1895 auf den Weg nach Man-dailing. Dort hatte der Islam inzwischen Fuß gefasst. Da die holländische Kolonialregierung Unruhen befürchtete, erteil-te sie Hester Needham nur für wenige Orte eine Aufenthalts-genehmigung und verbot ihr jegliche missionarische Tätig-keit. Doch sie ließ sich dadurch nicht einschüchtern. Zusam-men mit ihrer Batakfamilie versuchte sie als christliche Hausgemeinde ein lebendiges Zeugnis zu geben.

Ihre frühere Mitarbeiterin Kate Dimble-by schreibt darüber: »Ich danke Gott, daß sie den guten Samen in Mandheling hat austreuen dürfen; die Frucht davon wird nicht ausbleiben. Als wir sie be-suchten, fanden wir sie recht krank, da-bei hatte sie eine erbärmlich kleine Schlafstube, wohin außerdem der Rauch aus der Küche drang. Auch pfleg-ten die Ratten in die Stube zu kommen,

welche unter dem Dach hausten, so daß Schwester Needham unter einem Regenschirm schlafen musste. Mit Bartimäus hat sie dort gearbeitet und einst schrieb sie: ›Ich zweifle, ob ich jemals so glücklich im Leben gewesen bin wie hier‹.« Doch die fortschreitende Krankheit überschattete ihre Tage und Nächte bis Gott sie schließlich am 12. Mai 1897 im Alter von 54 Jahren zu sich rief. »God first« – Gott zuerst, das war das Motto ihres Lebens, das Zeugnis gibt von der Kraft des Glaubens von Hester Needham, mit der die Geschichte der Schwesterngemeinschaft in der VEM vor 125 Jahren begann.

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Kate Dimbleby

Irene Nöh gehört seit 1965 zur VEM-Schwestern-gemeinschaft. Rund 18 Jahre hat sie in afrikanischen Kirchen gearbeitet. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit waren die kirchlichen Frauenarbeit und Laien-Bildungsarbeit.

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Im Überblick: 125 Jahre Schwesterngemeinschaft

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1889Rheinische Missionsgesellschaft (RMG) entsendet mit der Engländerin Hester Needham die erste unverheiratete Frau in die Mission nach Sumatra, 60 Jahre nach der Aussendung der ersten Missionare.

1890Auf Bitten der Deutschen Ost-afrika-Mission werden die ersten Schwestern aus Bethel und Berlin nach Ostafrika geschickt – Bethel-Mission und RMG vereinigen sich 1971 zur VEM.

1891Vier weitere Schwestern werden ausgesandt (Sumatra, China).

1897Tod von Hester Needham.

1909Gründung der Frauenmissions-zeitschrift »Des Meisters Ruf«, eine wichtige Verbindung zwi-schen Übersee und Heimat.

1914Nach 25 Jahren hat die RMG 27 Schwestern in Asien und Afrika.

1920Formierung der Schwesternschaft und Berufung der ersten Leiterin Schwester Helene Schmitz, ab jetzt Aussendung und Einsegnung als Diakonisse.

1922Bezug des ersten Schwestern-heims als Heimat für Rück-kehrerinnen.

1970gibt es insgesamt 60 Schwestern, davon 42 in Südwestafrika (heute Namibia).

1972Neues Berufsbild für die rund 100 VEM-Schwestern: Aussen-dung auf Lebenszeit, Schwestern-gehalt und Kleiderordnung werden abgelöst von einem tariflichen Arbeitsvertrag mit Rentenanspruch etc., auch Verheiratete können Schwestern sein.

1980Öffnung für andere VEM- Mitarbeiterinnen in Deutschland.

ab 1996Internationalisierung der VEM, Umwandlung der Zeitschrift »Des Meisters Ruf« in »FrauenLeben«, Umbenennung in Schwestern gemeinschaft.

1997Öffnung für VEM-Mitarbeiterin-nen aus Übersee (zum Beispiel Bibelfrauen aus Indonesien).

2001Pensionierung Ursula Wörmann (1978 – 2001), Ende der Personal-union von Leitung der Schwes-ternschaft und VEM-Frauenarbeit.

2001– 2003Interimszeit, Entwicklung einer neuen Organisationsstruktur.

2002Öffnung für alle, die der VEM haupt- oder ehrenamtlich verbunden sind, weitere Internationalisierung.

2012Verabschiedung einer neuen Ordnung und Geschäftsordnung.

2014Jubiläum 125 Jahre Schwesternschaft, 75 Schwestern (29 bis 92 Jahre).

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»Die Mutterhausdiakonie und ihr Weg in die Zukunft.« So heißt das Buch von Schwester Ruthild Brackemeier aus Bra-silien. Sie stellt darin eine Untersuchung über die Entwick-lung von Katholischen Ordensgemeinschaften in Amerika vor. In dieser Untersuchung wird von einer Wellenbewegung gesprochen oder auch einer Vitalitätskurve von Gemein-schaften, die sich folgendermaßen beschreiben lässt:

Der Kontext, in dem ich stehe, sind die Diakonischen Ge-meinschaften des Kaiserswerther Verbandes Deutscher Dia-konissenmutterhäuser. Seit 44 Jahren gehöre ich zur Sarepta Schwesternschaft in Bethel, 17 Jahre war ich dort in leitender Funktion, seit fünf Jahren bin ich Oberin im Evangelischen Diakonissenmutterhaus in Bremen. Durch meine Aktivitäten in den Gremien des Verbandes habe ich einen guten Über-

»Wie viele sind Sie denn noch?«Sterbende Gemeinschaften auf der Suche nach einer neuen Identität

Gründungs -periode

Im Zentrum steht die Person des Gründers oder der Gründerin, denen eine neue Erkennt-nis des Evangeliums zuteil wurde. Es finden sich andere, die diese erneuern-de Einsicht mit ihnen teilen.

Ausbreitungs-periode

Sie ist verhältnis-mäßig lang. Das Charisma der Gründung wird institutionalisiert. Regeln werden aufgestellt.

Stabilisierungs-periode

Das vorherrschende Bild des geistlichen Lebens ist klar und allgemein akzeptiert. Die einzelnen Glieder der Gemein-schaft leben in der Vorstellung, dass die Lebensform immer so war und auch immer so bleiben wird. Aufgrund des Erfolges ist die Gemeinschaft auch nicht offen für Veränderungen. Selbst nötige Anpassungen sind äußerst schwer durchzuführen.

Periode des Abstiegs oder des Zusammenbruchs

Früher oder später kommen die unveränderlich scheinenden Dinge ins Wanken. Es beginnt damit, dass Zweifel über die Gültigkeit einiger Gewohnheiten und Methoden aufkom-men. Leben und Werk scheinen nicht genügend den Verhältnissen der neuen Zeit ange-passt zu sein. In dieser Phase kann es zur Polarisierung kommen: Auf der einen Seite stehen die, die Veränderun-gen wollen, auf der anderen die, welche unbedingt an der Tradition festhalten wollen.

Kritische Periode

In dieser Phase gibt es für die Gemein-schaft drei Möglich-keiten: Erlöschen beziehungsweise Aussterben, ein andauerndes, aber schwaches Überle-ben, eine Wiederbe-lebung.

Die Analyse der Untersuchung stellte fest, dass 76 Prozent aller Männerorden, die vor 1500 gegründet worden waren, sowie 64 Prozent derer, die vor 1800 bestanden, erloschen sind. Dass eine kleine Gemeinschaft nicht unbedingt ein Zei-chen von mangelnder Vitalität ist, und dass aber eine starke Wiederbelebung ein neues, den Zeitumständen angepasstes Leitbild braucht.

Von Sigrid Pfäfflin

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blick über die Entwicklungen von diakonischen Gemein-schaften gewonnen. Man braucht keine prophetische Gabe, um sagen zu können, dass für die Schwesternschaften Kai-serswerther Prägung eine ähnliche prozentuelle Überlebens- bzw. Sterbequote zu erwarten ist wie in der eben vorgestell-ten Untersuchung.

Dabei gilt, dass es »die« diakonische Gemeinschaft nicht gibt. Die Unterschiede in Größe, Struktur, Verankerung im Werk usw. sind groß und daher sind die Zukunftsperspektiven un-terschiedlich. Was eint, sind die gemeinsamen Wurzeln und die diakonische Ausrichtung. Glaubens-, Dienst- und (für die Diakonissen) Lebensgemeinschaft waren und sind die Säu-len. Die Schwestern der Mutterhäuser prägten über ein Jahr-hundert die Krankenpflege, das diakonische Profil der Ein-

richtungen, den »Geist«, der vielfach heute noch spürbar ist. Und das, obwohl in den meisten der 70 Diakonissenmutter-häuser die Schwesternschaften alt und die Zahl der im akti-ven Berufsleben stehenden Schwestern klein oder gar nicht mehr vorhanden sind.

Eine Schwerpunktsetzung hin zu einer rein »geistlichen« Gemeinschaft scheint vielerorts die Lösung. Frauen, die sich davon angesprochen fühlen und sich in der Gemeinschaft engagieren wollen, werden aufgenommen. Das Wesens-merkmal einer diakonisch tätigen Gemeinschaft rückt dabei in den Hintergrund. Anknüpfend an das, was die oben ge-nannte Studie nachweist, wird so, so vermute ich, ein andau-erndes, aber schwaches Überleben ermöglicht.

Mir drängt sich ein Bild auf: Wer einem Fußballverein ange-hört, weiß: hier geht es ums Fußball spielen! Da sind die, die auf dem Platz sind. Die Fans, die die Spieler anfeuern; der Trainer, die Manager. Da gibt es ein Vereinsheim. Nicht alle, die dazu gehören, haben mal auf dem Platz gestanden, aber alle wissen: Wir gehören zusammen, weil es uns um den

Fußballsport geht. Und das Wichtigste sind die Spieler auf dem Platz. Viel Geld wird dafür ausgegeben. Alle, die dazu gehören, haben ihre Rolle und Funktion, aber das Eigentliche sind die Spieler auf dem Feld und die Leistung, die sie – nach hartem Training – jede Woche erbringen.

Stellen Sie sich vor, die Senioren sitzen im Vereinsheim beim Bier, sie erzählen von früheren Zeiten, erinnern sich an be-sondere Spiele, an Erfolge und Niederlagen, Auf- und Abstie-gen in der Liga. Namen legendärer Spielerpersönlichkeiten fallen und von guten Trainern – streng, aber gerecht. Es wird geschwärmt von alten Zeiten. Dann fällt ihr Blick aufs Spiel-feld und sie stellen fest – es gibt keine jungen Spieler mehr (hier, muss ich zugeben, hinkt das Beispiel, denn beim Fuß-ball wird es das nicht geben).

Fragen werden gestellt – Fragen mit Blick auf die Aufgabe des Vereins und Fragen mit Blick auf das Vereinsleben: Gibt es die Aufgabe noch? Wer erfüllt sie? Wer trainiert die Sportler? Warum brauchen sie den Verein nicht mehr? Ha-ben sich die Regeln geändert, die Voraussetzungen, die Mentalität der jungen Leute? Was brauchen sie jetzt ande-res, als wir früher? Wann haben wir den Anschluss ver-passt? Hat sich unsere Aufgabe erledigt oder die Form, in der unsere Aufgabe einen Rahmen fand?

Und der Blick ins Vereinsleben: Wie lange können wir uns unser Vereinsheim noch leisten, welche Fremdnutzung ist uns genehm? Welche Aktivitäten sind noch möglich? Wie finanzieren wir eine hauptamtliche Kraft? Wer kümmert sich um die alt gewordenen Mitglieder? Soweit das Bild – und ich denke, es braucht keine Übertragungshilfe.

Die »kritische Periode« ist erreicht – es gilt, sie nüchtern zu betrachten: In dieser Phase gibt es für die Gemeinschaft drei Möglichkeiten: Erlöschen bzw. Aussterben, ein andauerndes, aber schwaches Überleben, eine Wiederbelebung.

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» Was eint, sind die

gemeinsamen Wurzeln

und die diakonische

Ausrichtung.«

» Etwas abzuschließen –

fertig zu stellen, macht zufrieden;

etwas abzubrechen macht

unglücklich; etwas loszulassen,

Abschied zu nehmen macht traurig.«

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Die oben erwähnte Studie hat mich dazu veranlasst, die Ge-meinschaften zu ermutigen, an einem neuen, zeitgemäßen Selbstverständnis zu arbeiten, um eine Wiederbelebung zu ermöglichen. Aus der Perspektive einer großen Gemein-schaft, der ich angehöre, ist das verständlich. Dazu gehört Mut, Engagement und Überzeugungsarbeit. Und ich wün-sche es mir sehr und arbeite daran, dass diakonische Ge-meinschaften Orte bleiben und wieder werden, in denen Mitarbeitende im Sozial- und Gesundheitswesen in Diakonie und Kirche einen Ort der Sammlung und Sendung finden.

Mein Blick hat sich durch die Tätigkeit als Oberin einer klei-nen, alt gewordenen Schwesternschaft aber geweitet. Und ich gestehe: sich zu entscheiden, die Gemeinschaft sterben zu lassen, erfordert größeren Mut und die Kunst des guten Beendens.

In dem Buch von Katharina Ley mit dem Titel: »Die Kunst des guten Beendens – wie große Veränderungen gelingen«, wer-den verschiedene Formen des Beendens beschrieben: Ab-schließen – Fertigstellen – Vollbringen – Vollenden – Loslas-sen – Trennen – Abbrechen – Abschied nehmen. Und Gefüh-le schwingen mit, je nachdem, mit welchem Begriff das Be-enden beschrieben wird. Etwas abzuschließen – fertig zu stellen, macht zufrieden; etwas abzubrechen macht un-glücklich; etwas loszulassen, Abschied zu nehmen macht traurig. Und es gibt den Aspekt des Vollendens. Das Wort »voll« deutet auf Fülle hin, erfüllt sein oder: das Ende zu einem vollen, er-füllten Ende bringen. Zu einem guten Beenden gehört es, das

Vergangene anzuschauen. Es gibt gelungene und misslunge-ne Phasen von Gemeinschaften, Erfolge und Niederlagen, glückliche und traurige Ereignisse und Erlebnisse. Ein gutes Beenden beinhaltet ein »Ja« zu sagen zu dem, was gewe-sen ist. Ein gutes Beenden geschieht bewusst und geordnet, versöhnt und dankbar. Zu sagen – es ist genug, unsere Auf-

gabe ist erfüllt, andere stehen jetzt auf dem Feld – nach ei-nem erfüllten, segensreichen Leben, ist das keine Katastro-phe.

Dabei möchte ich noch auf eine sprachliche Variante auf-merksam machen. Eine Mit-Oberin meint, dass es nicht schön sei von einer »sterbenden« Schwesternschaft zu spre-chen und regt an »endende« Schwesternschaft zu sagen (so wie das Buch ja auch vom Beenden spricht). Ich schließe mich diesem Vorschlag nicht an. Ende ist so endgültig.

Sterben beinhaltet aber für uns Christinnen: das Irdische ist zu Ende, das Göttliche bleibt. Das, was unsere Arbeit an Früchten getragen hat, geht weiter. Wie bei Herrn von Rib-beck auf Ribbeck im Havelland: »So spendet Segen noch im-mer die Hand…«.

NachsatzNun lese ich selbst noch einmal, was ich geschrieben habe, und merke, dass mein Beitrag etwas Schweres hat. Schon der Titel ist für eine Jubiläumszeitschrift eine Zumutung. Aber Zumutungen können hilfreich sein und so entschließe ich mich nichts »weichzuspülen«. Treffen Sie Entscheidungen, in welche Richtung auch immer, sonst entscheiden andere oder die Umstände und das sollten Sie nicht zulassen! Gott segne Ihren Weg!

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Sigrid Pfäfflin ist Diakonische Schwester und Oberin im Evangelischen Diakonissenmutterhaus in Bremen. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.www.diakonissenmutterhaus-bremen.de

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»Ein gutes Beenden beinhaltet

ein ›Ja‹ zu sagen zu dem,

was gewesen ist.«

»Treffen Sie Entscheidungen,

in welche Richtung auch

immer, sonst entscheiden

andere oder die Umstände

und das sollten Sie nicht zulassen!

Gott segne Ihren Weg!«

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Und Marta rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.

Gestaltung: Motiv »Maria und Marta« aus der VEM-Diaserie »Frauengestalten der Bibel« von Luise Theill, Wuppertal 1997

Johannes 11,28

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In die Welt für die Welt 3 /2014

Von Peninnah Kaimukilwa und Ursula Wörmann

1972 begann in der Nordwest-diözese der Evangelisch-

Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT/NWD) die Diakonissen-Ausbildung der heute 37 Mitglieder zählenden Ge-meinschaft, davon zwei Diakone. 1993 bekamen sie ihr Mutterhaus in Ntoma bei Bukoba und damit auch die ent-sprechenden Voraussetzungen für die Weiterführung der Ausbildung. Im Zu-sammenhang mit der Etablierung der Karagwe-Diösese (KAD) der ELCT wur-de 1992 in Nkwenda ein Begegnungs-zentrum für die Diakonissen der KAD gebaut, in dem gleichzeitig eine drei-jährige Ausbildung für Diakonissen nach dem Konzept der NWD begonnen wurde. Beide Schwesternschaften ha-ben an dem diakonischen Auftrag fest-gehalten, auch wenn sich im Laufe der Jahre die Anforderungen in den ver-schiedenen Aufgabenbereichen teil-weise verändert haben.

Schwester Peninnah Kaimukilwa leitet das Namalira-Mutterhaus in Ntoma. Heute ist es ein großer Komplex mit Se-minar- und Übernachtungsräumen, die zum Teil von der Diözese genutzt wer-den, und einer weit ausgedehnten Shamba (Feld) mit Bananenstauden,

Avocados und verschiedenen Gemüse-sorten sowie Ställen für die Viehhal-tung. Schwester Peninnah arbeitet in der HIV/Aids-Arbeit der Diözese mit. Und sie war Teilnehmerin der ersten Ökumenischen Wohngemeinschaft 1996 im Hester-Needham-Haus der VEM in Wuppertal.

Im Mutterhaus in der Näherei entste-hen liturgische Gewänder, Altartücher, Stolen, Taschen aus bedruckten Stoffen sowie andere gewünschte Artikel. In der Hostienbäckerei werden Abend-mahlsoblaten gebacken für ELCT-Ge-meinden und andere Kunden. Der Erlös der verschiedenen Aktivitäten und der Ertrag in der Landwirtschaft tragen zum Unterhalt der Gemeinschaft bei. Die anderen Diakonissen und Diakone arbeiten verstreut in der gesamten NWD in unterschiedlichen Aufgaben-feldern: Etwa in der Sozialarbeit im HIV/Aids-Programm HUYAWA (Hilfe für Waisenkinder) und in der Kranken-pflege in Gesundheitszentren und Krankenhäusern, in der Frauen- und Kinderarbeit, im Diözesen-Büro, sie un-terrichten an verschiedenen Schulen, managen das Bukoba-Hotel und be-treuen und fördern Straßenkinder im

Tumaini-Kinderzentrum. Der ausge-füllte Alltag und die zum Teil weiten Wege erschweren es, Gemeinschaft zu gestalten.

Für die Zukunft wünscht sich die Namalira-Gemeinschaft, die Wiederer-öffnung der Schule für Diakonie, um die diakonische Ausbildung, die seit einigen Jahren stagniert, fortzusetzen. Und sie möchte Fortbildungsmöglich-keiten für die Diakonissen und Diakone schaffen, um sie beruflich weiter zu professionalisieren.

Schwester Peninnah Kaimukilwa leitet das Namalira-Mutterhaus in Ntoma und war Teilnehmerin der ersten Ökumenischen Wohngemeinschaft der VEM 1996 im Hester-Needham-Haus in Wuppertal. Schwester Ursula Wörmann war von 1978 bis 2001 Referentin für Frauen, Jugend und Kinder der Vereinten Evangelischen Mission sowie Leiterin der Schwesterngemein-schaft innerhalb der VEM. Seit Juli 2001 lebt sie im Ruhestand in Bielefeld.

Wünsche für die ZukunftNamalira-Gemeinschaft zeigt diakonische Qualität

Diakoninnen und Diakone in NamaliraHostienbäckerei

Foto: Peninnah Kaimukilwa

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Von Uli Baege

v.l.n.r. (hintere Reihe): Kharasho, Alphonse, Philip; vorne: Tatu und Sitty; Saleh ist nicht im Bild.

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Foto: Uli Baege / VEM

Ein Besuch im Interreligiösen Zentrum auf Sansibar

Viele gute Zeichen für das Zusammenleben der Religionen

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David Wafo, Programmreferent im Regionalbüro der VEM in Daressalam, und ich sind auf Sansibar. In der Haupt-stadt Stone Town leistet das Interreligiöse Zentrum (»Zanzibar Interfaith Centre«) seit zwölf Jahren sehr gute Arbeit. Wir haben uns dort mit fünf jungen Erwachsenen verabredet, um mehr über das Zusammenleben der Religionen auf der Insel zu erfahren. Das Interreligiöse Zentrum ist eine Einrichtung der Ost- und Küstendiözese der Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT-ECD), einer Mitgliedskirche der VEM.

Etwa 97 Prozent der Bevölkerung auf Sansibar sind Muslime; der Rest machen die Gemeinschaft

von Christen verschiedener christlicher Religionsgemeinschaften und andere Religionen aus. Mit dem Helgoland- Sansibar-Vertrag von 1890 verließen die lutherischen Missionare die Insel, erst Anfang der 1960er Jahre etablierte sich wieder eine Gemeinde, vom Festland aus kommend, auf Sansibar. In den ver-gangenen zwei Jahren kam es immer wieder zu Anschlägen auf christliche und muslimische Geistliche auf Sansi-bar. Ein Pfarrer erzählte uns, als er 2009 nach Sansibar gekommen sei, sei er wie selbstverständlich in Amtstracht durch die Straßen gelaufen, aber das traue er sich nun nicht mehr, man wisse ja nie, wer Freund oder Feind sei. Ist es wirklich so dramatisch?

Saleh (35), Muslim, Alphonce (30), Christ, Kharasho (25), Christ, Tatu (39) und Sitty (29), beide Muslima, sitzen uns gegenüber mit dem Leiter der Ju-gendarbeit des Zentrums, Pfarrer Philip Mvungi. Sie alle stehen mitten im Leben, sind Lehrerin oder selbstständig, haben eigene Familien. Sie alle engagieren sich

in der Jugendarbeit, beispielsweise für das Fußballteam oder für den Videoclub. 2007 hatte VEM-Süd-Süd-Mitarbeiter Pastor Suko Tiyarno aus Ostjava (Christ-liche Kirche in Ostjava – GKJW) diese Arbeit angestoßen.

Woher kommt das Interesse, hier im Zentrum mitzuarbeiten? »Ganz einfach«, sagt Tatu und lacht, »Sitty hat mich eines Tages mitgeschleppt.« Natürlich habe sie sich erst mit ihrem Mann absprechen müssen, aber der habe nichts dagegen, dass sie im »Interfaith Centre« aktiv sei. Ohnehin sind die Mehrzahl ihrer Freun-de Christen und Christinnen. Und so wurde sie zu einer der Hauptdarstelle-rinnen im ersten »Aufklärungsfilm«, dessen Drehbuch Kharasho geschrieben hat. Er erklärt: »In dem Film geht es um die Bevorzugung eines christlichen Schülers durch die Lehrerin. Das sorgt für Missstimmung bei den anderen muslimischen Schülern und löst Streit aus, schürt Vorurteile. Wir wollen aber zeigen, dass man Religion nicht zum Sündenbock für alle Konflikte machen kann.« Tatu bekräftigt: »Ohne gegensei-tigen Respekt geht es nicht. Es geht nicht darum, irgendjemanden zu bekehren, der Respekt bewirkt, dass wir hier für immer zusammenleben können.« Sitty sieht es ähnlich. Ihr Glaube sei ihre pri-vate Angelegenheit, den ihr niemand nehmen könne. Und sie wolle auch nie-manden bekehren. Nur, wirft Pfarrer Philip ein, müsse man die Leute erst ein-mal ins Gespräch bringen; ihnen Mög-lichkeiten zum Austausch geben, damit solche »Ängste« gar nicht erst aufkämen. Der Fußball sei eine gute Gelegenheit dazu. Über den Sport kommen die Ju-gendlichen ganz zwanglos in Kontakt. Nach der Sommerpause möchten sie die Aktivitäten noch weiter ausbauen.

Und wie bewerten die jungen Frauen und Männer die Arbeit des Zentrums? »Was wäre, wenn es dieses nicht gäbe?«,

möchte Kollege Wafo wissen. »Oh, das wäre schlimm! Wir haben so viele Ge-meinsamkeiten und wir erreichen so viele Menschen über Mund-zu-Mund-Propaganda und erzählen ihnen über den Islam und das Christentum. Un-denkbar, wenn es das Zentrum nicht gäbe! Ganz im Gegenteil: Wir möchten noch viel mehr machen!« »Ohne das Interreligiöse Zentrum wäre es für uns schwieriger, etwas für unsere Gesell-schaft zu tun«, sagt Alphonse und gibt uns zum Schluss des Gesprächs noch das Motto der Jugend mit auf den Weg: »We struggle for peace.« Dass die jungen Erwachsenen sich für den Frieden ein-setzen, das konnten wir deutlich spüren. Ganz unbeschwert gehen sie miteinan-der um mit vielen kreativen Ideen. Das ist ein gutes Zeichen für das Zusammen-leben der Religionen auf Sansibar. Die VEM wird die Aktivitäten der jungen Leute unterstützen mit einer kleinen Summe für Fußballtrikots und weitere Videokameras für den Filmclub.

www.zanzic.orgUli Baege ist Referent für Partner-schaften und Projekte bei der VEM.

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Wie ist das Leben in Goma, gibt es einen Alltag mitten in Krieg und Konflikten?Es gab sehr gefährliche Zeiten, vor einem Jahr noch, als im-mer wieder Bomben auf die Stadt fielen und Häuer zerstört wurden. Im Moment ist es ruhiger, zumindest in der Gegend um Goma, aber im Norden und Westen gibt es immer noch bewaffnete Gruppen. In Goma ist die Kriminalität ein großes Problem, weil es viele Waffen und Banditen gibt. Aber wenn man aufpasst und nicht zu spät nach Hause kommt und nicht im Dunkeln draußen herumläuft, dann besteht eigent-lich keine große Gefahr, erschossen zu werden.

Als Kirchenpräsident sind Sie viel unterwegs, haben Sie selbst Bedrohung erlebt?Es gibt Orte, wo ich bis heute nicht hin konnte. Wir haben 18 Kirchenkreise und bis jetzt habe ich es nur geschafft, 15 zu besuchen, aber drei noch nicht, weil sie sich in einem sehr unsicheren Gebiet befinden. Man wird nicht gleich erschos-sen, aber es passiert häufig, dass jemand entführt wird und die Entführer Geld verlangen. Wenn sie mich als Kirchenprä-sidenten festnehmen und herausfinden würden, dass wir Kontakte nach Europa haben, würden sie viel Geld verlan-gen. Deshalb muss ich aufpassen, wo ich hinfahre.

Haben Sie unterwegs bewaffnete Begleiter?Nein, das will ich nicht! Ich denke, wenn man sich begleiten lässt, ist es noch gefährlicher, weil man die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber wenn wir die jährliche Vollversammlung

» Gott schickt keine Engel, er schickt uns!«

Zwölf Jahre lang war Dr. Kakule Molo Referent für das frankophone Afrika bei der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal. Dann ist er 2005 zurück in die Demokrati-sche Republik Kongo gegangen und ist heute Kirchenpräsident der Baptistischen Kirche in Zentralafrika (CBCA) mit Sitz in Goma, im Nord-Kivu, wo seit rund 30 Jahren Krieg herrscht. Am Rande der VEM-Vollversammlung Ende Juni hat BETTINA VON CLAUSEWITZ mit ihm über sein heutiges Leben in der Krisenregion gesprochen.

Foto: Reinhard Elbracht / VEM

Von Bettina von Clausewitz

Im Gespräch: Dr. Kakule Molo, Kirchen-präsident der Baptistischen Kirche im Kongo

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Bettina von Clausewitz ist freie Journalistin in Essen.

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unserer Kirche mit 118 Delegierten haben, von denen zwei Drittel durch gefährliches Gebiet müssen, dann sprechen wir das Militär oder die Polizei an. Sie geben uns Schutz, und wir bezahlen ein bisschen und sorgen für Unterkunft und Ver-pflegung.

Sie hätten in Deutschland bleiben können, Sie sind hoch qualifiziert, haben in den USA promoviert und sprechen gut deutsch. Warum sind Sie 2005 zurückgegangen?Mir ist klar geworden, dass ich nach all den Jahren etwas für mein Land tun musste. Es war nicht einfach, aber ich glaube, dass Gott keine Engel vom Himmel herunterschickt, um sich um den Wiederaufbau im Kongo zu kümmern. Er braucht uns Menschen dafür. Deshalb dachte ich: Okay, dann muss ich gehen und einer von denen sein, die Gott in dieser Arbeit haben will. Deshalb bin ich zurückgegangen.

Würden Sie sagen, das war eine Berufung?Ja, das kann ich so sagen. Und ich war sehr froh, dass meine Frau auch bereit war mitzugehen. Sie ist glücklich im Kongo trotz aller Schwierigkeiten. Wir haben ein schönes, modernes Haus, aber kein fließendes Wasser, weil es im ganzen Viertel keins gibt. Auch Strom bekommen wir nur zwei, drei Stun-den pro Tag, aber wir sind da und leben ganz normal. Ande-rerseits genieße ich es natürlich, wenn ich wie jetzt zu Besuch in Deutschland bin. Dann dusche ich jeden Tag mit ganz viel Wasser! Aber wenn ich zurück bin, sage ich mir: Gut, du bist wieder im Kongo und lebst dort wie alle anderen auch.

Sind Sie mittlerweile heimisch geworden oder fühlen sie sich wie in zwei Welten?Die ersten Wochen waren ganz, ganz schwierig für meine Frau und mich – richtig in Ruhe zu schlafen etwa. Aber ne-ben unserem Schlafzimmer ist ein Baum, in dem nachts vie-le Vögel sind. Um fünf Uhr früh beginnen sie zu singen. Und jedes Mal, wenn ich sie gehört habe, war das ein Anlass für mich Gott zu danken und selbst zu singen und zu sagen: ›Gott hat uns einen neuen Tag geschenkt!‹

Es muss doch schwer sein angesichts von all dem Leid und der alltäglichen Gewalt von der Liebe Gottes zu sprechen. Hat sich Ihr Glaube im Kongo verändert?Seitdem ich wieder im Kongo bin, habe ich Gott in erstaun-licher Weise positiver erlebt als in Deutschland. Ich habe eine neue Dimension kennengelernt und Gottes Gegenwart gera-de in all den Schwierigkeiten neu entdeckt. In Deutschland habe ich so vieles für selbstverständlich gehalten: Ich konnte ohne Angst schlafen und überall hingehen, aber in Goma hören wir manchmal jeden Tag Schüsse oder schlimme Nachrichten oder jemand aus unserer Kirche ist erschossen worden. Es gibt aber auch Tage ohne schlechte Nachrichten. Das ist ein Grund zu sagen: ›Gott sei Dank für diesen Tag.‹ Wir erleben, dass Gott mitten im Leiden und in all der Unsicher-heit ist. Wir können ihn nicht mit Augen sehen, aber wir spü-ren es und glauben, dass er uns beschützt.

Es gibt viele vergewaltige Frauen aus dem Kriegsgebiet, die aus ihren Dörfern geflohen sind und in Einrichtungen der CBCA Zuflucht suchen. Was sagen Sie ihnen?Das ist natürlich eine schwierige Aufgabe. Aber wenn man in Kontakt mit diesen Frauen kommt, merkt man, dass etliche ähnliche Erfahrung gemacht haben wie ich. Wir haben häu-fig ausländische Gäste bei uns, mit denen wir sie besuchen. Dann sind die Frauen selbst immer diejenigen, die uns mit ihren Liedern empfangen. Die Gäste denken dann oft, die vergewaltigen Frauen, die sie treffen wollen, kommen gleich erst. Bis sie merken, dass es diejenigen sind, die sie so fröhlich in die Kirche begleitet haben. So leben wir. Deshalb sage ich: Gott lässt sich überall finden, auch im Leid. Singen und Beten gehören zusammen. Aber es gibt auch Tage, an denen man nicht singen kann. Ja, solche Tage gibt es.

Was ist Ihre Perspektive, wie wird sich das Land entwickeln?Es gibt Fortschritte in der Politik, eine Regierung und einen Demokratisierungsprozess, der relativ gut läuft. Aber ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen in der Politik immer noch von der alten Kultur des Diktators Mobutu ge-prägt sind: Es gibt Korruption und vieles mehr, das die Ent-wicklung hemmt. Was allerdings unsere Kirche angeht, bin ich optimistisch, weil wir in der Lage sind, vieles zu planen, auch wenn wir es nicht hundertprozentig umsetzen können. Aber mindestens 70 Prozent können wir realisieren – insbesondere seitdem es keine intensiven Kämpfe mehr gibt. Wir können vielen hel-fen, die in Not sind: Frauen, Kindern, Flüchtlingen. Und wir sind dankbar für die Unterstützung aus Deutschland. Sie macht uns Mut weiterzumachen. Ohne finanzielle Mittel kann man nicht viel tun, auch wenn man Mitleid hat. Aber durch unsere Projekte sehen die Menschen, dass wir an sie denken. Allein in Goma werden jedes Jahr mindestens 300 Leute getauft und kommen neu in die Gemeinden.

Karte: Peter Philips / MediaCompany GmbH

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Man fühlt sich gleich wie in einem Kirchenraum mit dem Harmonium und dem Gemälde der Unter-

barmer Hauptkirche der russischen Künstlerin Tatiana Stroganova. Beide weisen zu Beginn der Ausstellung auf den lokalen Zusammenhang hin: die Gründung der Rheinischen Missions-gesellschaft und deren Vorgängerorga-nisationen. Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts ist das Harmonium das Instrument des bürgerlichen Mit-telstands. Und weil es dem Orgelklang

ähnelt und auch in kleinen Räumen Platz findet, hat es Missionar Ludwig Borutta auf seinen Reisen begleitet. »Es ist wohl das am weitesten gereiste Stück der Sammlung – mit Stationen in Wup-pertal, Nias und im Teutoburger Wald, bevor es 2007 als Schenkung an das Museum nach Wuppertal zurückkehr-te. Alle anderen Objekte haben ihre Reise nur einmal gemacht«, weiß Kura-tor Christoph Schwab. Die Unterbarmer Hauptkirche war nach ihrer Fertigstel-lung 1832 der Ort der Entsendung für Generationen rheinischer Missionare

nach Afrika und Asien. Sie haben den Grundstock für diese Sammlung gelegt: Entweder haben sie die Exponate nach Hause verschifft oder gleich selber mit-gebracht. In Wuppertal gibt es diese ethnografische Sammlung, weil es die Rheinische Mission gab und die Verein-te Evangelische Mission gibt. Auch die Bestände der Bethel Mission gehören mittlerweile zu diesem Erbe.

Ethnografische Objekte, Schriftstü-cke, Telegramme, Briefe, Reisekarten, Zeichnungen, Fotografien und Glasta-feln sind es, die uns in die Welt der fast 200-jährigen Geschichte der Rheini-schen und Bethel-Mission führen. In mehreren Glasvitrinen sind neben Halsketten und Armreifen ebenso Kriegswaffen wie etwa Speere und Mes-ser aufbewahrt. Aber auch Haushalts-gegenstände wie beispielsweise Kale-bassen und Schalen. »Am Anfang der Ausstellung möchten wir in die Ge-schichte der Mission einführen, um deutlich zu machen, warum es hier in Wuppertal diese ethnologische Samm-lung gibt.« Eine Schau der Sammlung war in dieser Fülle in den vergangenen Jahren noch nie zu sehen. »Das Völker-kundemuseum wurde vor zwei Jahren geschlossen. Jetzt eröffnen wir das Mu-seum mit neuem Konzept als ›Museum auf der Hardt‹«, sagt Christoph Schwab. »Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, warum diese bedeutende völ-kerkundliche Sammlung ausgerechnet hier im bergischen Wuppertal ist.« Das ist freilich ungewöhnlich. Man denkt in erster Linie an Museen in Städten wie Berlin mit kolonialer Vergangenheit und Hauptstadtfunktion. Oder an die Hansestadt Hamburg mit dem Übersee-hafen und an Sammlungen, die von privaten Sammlern und Stiftern ausge-gangen sind: etwa das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

5000 ethnografische Objekte aus Afrika und AsienDie Archiv- und Museumsstiftung der VEM beherbergt eine bedeutende Sammlung mit gut 5.000 ethnografi-schen Objekten aus Afrika wie bei-spielsweise ein Herero-Grabmal und zwei Megalithfiguren von der indonesi-schen Insel Nias und ein ebenso be-

Völkerkundemuseum der Archiv- und Museumsstiftung der VEM am 26. Juni wieder eröffnet – mit neuem Konzept und unter neuem Namen: Museum auf der Hardt

Nach zweieinhalb Jahren Umbau hat Wuppertal das »Museum auf der Hardt« zurück. Ende November 2011 war das Museum wegen aufwendiger Umbau- und Sanierungsmaßnahmen des Tagungshauses »Auf Dem Heiligen Berg«, das das Museum beherbergt, geschlossen worden. Zur Wiedereröffnung am Donnerstag, 26. Juni 2014 glänzte das Museum mit einer komplett neuen Dauerausstellung. Mit der neuen Präsentation auf rund 460 Quadratmetern sollen die Museumsfreundinnen und -freunde für die über zweijährige Schlie-ßung entschädigt werden.

Ethnologie und Mission miteinander verbinden

Fotos: Reinhard Elbracht / VEM

22 Von Brunhild von Local

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Nach dem Museumsbesuch kann man in der Lounge des Tagungszentrums »Auf Dem Heiligen Berg« eine Tasse Tee oder Kaffee trinken.

www.vemission.org/museumarchive Museum auf der Hardt Missionsstraße 942285 Wuppertal(0202) 890 04 - 841 Öffnungszeiten Jeden ersten Samstag im Monat: 14 – 17 UhrZusätzliche Öffnungszeiten für Einzelpersonen: Dienstag – Donnerstag, 9 – 15 Uhr auf AnfrageGruppen: auf Anfrage

TicketsEinzelticket: 3 Euro, ermäßigt: 2 Euro

FührungenOnlinebuchung von Führungen: [email protected] Führung: 40 Euro plus ermäßigter EintrittFührung englisch: 50 Euro plus ermäßigter EintrittPädagogisches Programm: 60 Euro

Anreise mit öffentlichen VerkehrsmittelnAb Wall/Museum mit der Buslinie 643 (Busbahn-steig 1) in Richtung »Kirchliche Hochschule« bis Endstation. Auf der linken Seite liegt das Museum.

deutsames Schriftarchiv zur Missions-geschichte und Wuppertaler Stadtge-schichte sowie ein Bildarchiv mit über 40.000 Fotos. In dem neu eröffneten Museum sind diese drei Bereiche jetzt stärker verzahnt. »Und in einer so kon-zipierten Ausstellung werden sie jetzt einem breiteren Publikum zugänglich gemacht«, begründet Schwab das neue Konzept.

Vom lokalen Tal der Wupper führt die Ausstellung zum internationalen Teil bis in die Gegenwart hinein nach Themen geordnet wie beispielsweise »Alltag, Tradition und Konfrontation – parallele Lebenswirklichkeiten am Bei-spiel Neuginea«, »Frauen der Mission – Einfluss und Wirken« und »Kulturen und Gesellschaften im Spiegel der Mis-sion – Konkurrenz religiöser Wirklich-keiten«, »Bildung und missionsärztli-cher Dienst – die historische Dimensi-on diakonischer Arbeit«. Dies sind bis heute neben den Kernaufgaben – Evan-gelisation und Mission – Arbeitsberei-che der Mission. Ebenso ist die Öffent-lichkeitsarbeit thematisiert (»Öffent-lichkeitsarbeit und Spendenwesen – das Bild der Mission in Deutschland«) – damals wie heute. Die Entwicklung der Kirchen in den Missionsgebieten und die internationale Kirchengemein-schaft VEM mit ihren Mitgliedern wer-den ebenfalls kurz skizziert.

Viel Neues entdeckt man, wenn man den Mittelgang entlang schlendert. Auf acht großen Tafeln werden Men-schen vorgestellt, die in verschiedenen Missionsgebieten zu verschiedenen Zeiten gewirkt haben. Etwa Uerieta Jo-hanna Gertze. Auf der Missionsstation Otjikango (heute Namibia) lernt sie ne-ben Nähen auch Englisch und Deutsch, später noch Niederländisch. Für Missi-onar und Sprachforscher Hugo Hahn wird sie Mitte des 19. Jahrhunderts zur unentbehrlichen Übersetzerin auf der Station. Später nimmt Hahn sie auf Missionsfeste quer durch Deutschland mit und stellt sie als erste getaufte He-rero-Christin vor. Auch Gegenspieler der Mission werden porträtiert. Zum Beispiel Si Singamangaraja, ein ein-flussreicher Führer auf Sumatra, der sich Zeit seines Lebens der Kolonisation

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durch die Holländer widersetzt hat und auch mit den ihnen durchaus manch-mal in unheiliger Allianz verbundenen Missionaren. Oder Yuhi V. Musinga. Der König von Ruanda (geboren um 1880, gestorben im kongolesischen Exil 1944) wusste, wie man mit der Kolonialmacht verhandelt und wie er seine eigene Machtposition ausbauen konnte. Den missionarischen Auftrag hat er nicht unterstützt; dafür aber alles über west-liche Technologien, Know-how und Bildung aufgesaugt.

Fundgrube auch für die WissenschaftUnd wer mehr über die Vereinte Evan-gelische Mission und ihre Mitglieder, Missionare und Missionsschwestern nachlesen oder in alten Quellen stö-bern und Fotografien anschauen möch-te, der findet ganz hinten im Ausstel-lungsraum einen Hinweis darauf, wo man seine Lust auf mehr Wissen stillen kann: Den Blick einfach durch das gro-ße Fenster schweifen lassen, den Heili-gen Berg hinunter über die Dächer der Kirchlichen Hochschule hinweg in die

Rudolfstraße zu Missionshaus und Stif-tung. Dort unten im Tal der Wupper sind Schrift-, Bild- und historisches Ar-chiv sowie Bibliothek der Archiv- und Museumsstiftung der VEM zuhause. Dort findet man in der Regel alles, was aktenkundig geworden ist. Auch priva-te Briefe. »Wir möchten den Blick schär-fen für die vielfältigen Aufgaben der Stiftung – neben dem der Präsentation hier im Museum. Und wir möchten deutlich machen, was für eine Fund-grube das auch für die Wissenschaft ist. Die Verschränkung der Stiftungsbe-stände in Museum und Archiven unter Einbeziehung der lokalen Verwurze-lung einer historisch in Wuppertal an-sässigen Missionsgesellschaft, deren Nachfolgerin auch heute noch hier in der Region wie in Afrika und Asien tä-tig ist, das ist der Kerngedanke dieses neuen Ausstellungskonzepts«, betont Christoph Schwab. Gerade weil das Museum nicht nur ethnologisch ausge-richtet ist, sondern Ethnologie und Mission miteinander verbindet, ist das Museum einzigartig.

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Kirchen wollen Bildung fördern

Einsatz für die Ärmsten der Armen

Von Christoph Wand

Ein starker Appell zur Bekämpfung der Kinderarmut stand am Ende der siebten Vollversammlung der Vereinten Evangelischen Mission, zu der Ende Juni in Wuppertal 68 Delegierte aus Afrika, Asien und

Deutschland zusammenkamen. Die Vollversammlung rief die Mitgliedskirchen dazu auf, innovative konkrete Projekte gegen Kinderarmut vor Ort umzusetzen. Als Beispiele ge-nannt wurden vor allem Zentren für mangelernährte Kinder, Ausbildungszentren für Jugendliche und Zufluchtsorte für Straßenkinder. Die VEM wird solche Projekte weiter fördern und neue Projekte vor allem in der Startphase unterstützen. Die mehr als 100 Partnerschaften zwischen afrikanischen, asiatischen und deutschen Kirchengemeinden, Kirchen-kreisen und Institutionen sollen ebenfalls ermutigt werden, neue Projekte zu entwickeln. Hier werden in Zukunft inno-vative Pilotprojekte besonders ausgezeichnet.

Außerdem werden die Ursachen der Kinderarmut in den Blick genommen. Bildung sei ein wichtiger Schlüssel, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen, so die Delegierten der Vollversammlung. Mit politischer Lobbyarbeit für das Recht auf Bildung, der Stärkung der kirchlichen Bildungs-arbeit mit Kindergärten, Schulen und Universitäten und konkreten Projekten wie Stipendien für Schülerinnen und Schüler wollen die Kirchen Bildung stärken. Auch die Tat-sache, dass extreme Armut oft mit Kinderreichtum einher-geht, wurde angesprochen. Die VEM-Mitgliedskirchen setzen deshalb jetzt das Thema Familienplanung auf ihre Tages-ordnung.

Gegen den MenschenhandelAuch gegen den Menschenhandel gehen die Kirchen in Zu-kunft stärker vor. Hier wird vor allem die Arbeit mit Opfern von Menschenhandel ausgebaut, zum Beispiel mit trauma-therapeutischen Angeboten. Die Kirchen wollen außerdem mehr Aufmerksamkeit für das Thema wecken. Für Deutsch-land forderten die Delegierten ein uneingeschränktes Auf-enthaltsrecht für die Opfer von Menschenhandel. Neben dem Hauptthema »Kinderarmut und Menschen-handel« widmeten sich die Vollversammlung auch anderen Themen wie der restriktiven Visapolitik. So waren mehreren

Delegierten der Vollversammlung die Visa für Deutschland verweigert worden. Die Delegierten kritisierten vor allem die Vergabeverfahren des »Schengenhauses« in der Demokrati-schen Republik Kongo. Dadurch, dass die belgische Regie-rung über die Visavergabe auch für Deutschland entscheide, gebe es kaum Möglichkeiten, Einspruch gegen oft unver-ständliche Visaverweigerungen einzulegen. Im vergangenen Jahr war einer kirchlichen Delegation ohne ersichtliche Gründe die Einreise nach Deutschland verweigert worden. Die VEM soll sich nun für eine Änderung dieses Systems ein-setzen.

Die Delegierten der 7. Vollversammlung der VEM bestätigten außerdem bestehende Schwerpunkte der VEM-Arbeit wie den Einsatz für Klimagerechtigkeit, den interreligiösen Dialog, Evangelisation und Populärkultur oder die Auseinan-dersetzung mit dem Glauben an Hexerei und Dämonen.

Gastredner: Dr. Jürgen ThiesbonenkampEin starkes Engagement der Kirchen hatte auch Dr. Jürgen Thiesbonenkamp gefordert, der kurz vor dem Ende seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe als Gast-redner bei der VEM-Vollversammlung sprach. Dass nach wie vor 165 Millionen Kinder auf der Welt an Mangelernährung leiden und 860.000 jeden Tag an eigentlich heilbaren Krank-heiten sterben, sei nicht hinnehmbar, so Thiesbonenkamp in seinem Auftaktreferat zum Studientag der Vollversammlung zum Thema »Kinderarmut und Menschenhandel«. Er zog ein ernüchterndes Fazit der »Millennium Development Goals« der Vereinten Nationen, die sich vor 15 Jahren Entwicklungs-ziele für die Welt im Jahre 2015 gegeben hatten. »Die Halbie-rung extremer Armut, der Zugang für alle Kinder zu grund-legender Bildung – keines dieser Ziele wurde erreicht und wird es auch nicht bis zum nächsten Jahr.« Die Kirchen seien deswegen noch mehr als bisher gefragt, Verantwortung zu übernehmen.

Christoph Wand ist Leiter des Teams Kommunikation und Medien in der VEM.

Mehr Informationen und Bilder zur Vollversammlung gibt es unter www.vemission.org

und www.facebook.com/vemission.

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Fotos: Reinhard Elbracht / VEM

Generalsekretär Fidon Mwombeki und Vizemoderatorin Barbara Rudolph (rheinische Kirche) werden während der Vollversammlung interviewt.

Die Delegierten der Frauenvorkonsultation mit der Moderatorin Regine Buschmann (hinten Mitte)

Ohne die Stewards ist eine VEM-Vollver-sammlung nicht durchzuführen.

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Annette Lübbers ist freie Journalistin in Wuppertal. Spendenkonto, siehe Seite 32.

Indonesien: Ein Kindergarten für alleDie Christlich-Protestantische Kirche aus Nias (BNKP) fördert die Inklusion

Von Annette Lübbers

Im Dezember 2006 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung verabschiedet. Ziel der Konvention ist es, diesen Menschen eine Teilhabe an allen gesellschaftlichen Prozessen zu garantieren. Auch Indonesien hat diese Konvention unterzeichnet. Nun soll der »Hanna Blindow-Kindergarten« in Gunungsitoli – eine Einrichtung der Christlich-Protestantischen Kirche aus Nias (BNKP) – zu einem inklusiven Kindergarten werden.

Bislang besuchen nur wenige Kinder mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung in

Indonesien zusammen mit nichtbehin-derten Jungen und Mädchen einen Kindergarten oder eine Schule. Viele dieser Kinder wurden in der Vergan-genheit überhaupt nicht gefördert, weil die Eltern die Geburt eines Kindes mit Behinderung als eine Schande betrach-teten und diese Kinder lieber zuhause behielten. Petrus*, Sohn einer indone-sischen Pastorin und eines deutschen

in der Schule und in seiner Kirchenge-meinde. »Eigentlich war der Kleine so-gar beliebter als seine Eltern oder seine Schwester«, erinnert sich Petrus’ Mutter dankbar.

Damit mehr Kinder wie Petrus so posi-tive Erfahrungen machen können, plant die Leitung des Kindergartens in Gunungsitoli ihr Engagement für Kin-der mit Behinderung auszuweiten. Hanna Blindow – einer Schwester der Rheinischen Mission – hatte den Kindergarten 1959 gegründet. Bislang haben von den in elf Gruppen betreu-ten 300 Jungen und Mädchen nur drei Kinder eine Behinderung. Schon 2011 hat die Kindergartenleitung zwei Leh-rerinnen – Noniria Waruwu und Des-dalina Zendrato – eingestellt, die eine Zusatzausbildung für die Betreuung von Kindern mit Behinderung absol-viert haben. Damit zukünftig mehr Kin-der mit speziellem Betreuungsbedarf aufgenommen werden können, muss der Kindergarten erweitert werden. Bis heute begleitet die Vereinte Evangeli-sche Mission den Kindergarten, den die rheinische Missionsschwester Hannah Blindow 1959 gegründet hatte.

Petrus’ Mutter ist sicher, dass Inklusion der richtige Weg ist – auch in Indonesi-en: »Die Art, wie wir diese Mädchen und Jungen eingliedern und fördern, hat einen enormen Einfluss darauf, welches Leben diese Kinder als Erwach-sene führen werden: unmündig und fremdbestimmt oder so selbstständig und selbstbestimmt wie irgend mög-lich.«

* Name der Redaktion bekannt

Theologen, hatte Glück. Als ein Psycho-loge den Eltern des Jungen 1994 eröff-nete, ihr Sohn sei Autist, da schossen der Mutter schreckliche Bilder durch den Kopf: »Petrus wird von anderen Kindern ausgegrenzt werden und ih-rem Spott ausgesetzt sein. Vielleicht werden sie ihm schaden oder ihn sogar verletzen«, erinnert sich die Mutter. Es kam anders: In einem katholischen Kindergarten auf der Insel Nias nahm sich ein junger Priester des Jungen an. Petrus fand Freunde – im Kindergarten,

Damit mehr Kinder mit speziellem Betreuungsbedarf aufgenommen werden können, muss der Kindergarten erweitert werden.

Foto: Dietrich Weinbrenner / VEM

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Fünfzig »Erfahrungen des Glau-bens« hat Rainer Neu in einem handlichen Taschenbuch zusam-

mengestellt – Erfahrungen, die »zu ei-genem religiösen Erleben anregen«. Der niederrheinische Autor »richtet sich an Menschen, die eine Spiritualität ›von unten‹ leben und ihre eigene Wirklich-keit und ihre Umgebung ernst nehmen. Die dabei jedoch auch auf die Stimme Gottes in ihrem eigenen Herzen hören«. Die Beiträge »sind ursprünglich als Ra-dioandachten, Predigten, biblische Be-sinnungen und Meditationen entstan-den. Der Leser begegnet wesentlichen Inhalten eines gelebten christlichen Glaubens«.

Die Beiträge lassen in ihrer gut lesbaren Kürze und in ihrer lebendigen Darstel-lungsweise an Kalendergeschichten der alten Volkskalender denken. Auch bei Rainer Neu sind es knappe Beobach-tungen, Erlebnisse, Erzählungen oder Nacherzählungen auch aus Bibel und Literatur, die in eine Lebens- und Glau-bensweisheit führen. Die Beiträge sind lebenspraktisch und seelsorglich. Es ist

ihnen abzuspüren, dass sie herkom-men aus eigener Wahrnehmung und formuliert und zugesprochen sind auf Hörende, Fragende, auch Zweifelnde. Dabei fehlt den Texten nicht der theo-logische Anspruch. Rainer Neu steht für narrative Theologie.

Der von der Künstlerin Marie-Paule Neu (der Frau des Autors) bedeutungs-voll gestaltete Einband des Buches stimmt auf seinen Inhalt ein. Zwischen-überschriften wie »Wege nach innen« und »Den Glauben erfahren« (daher der Titel des Buches) machen das Anliegen des Autors deutlich. In »Gaben des Geistes« berichtet er von eigenen Erfah-rungen und verständnisvollen Einbli-cken in die biblischen Charismen, die geistgewirkten Gnaden-Gaben. In »Fes-te des Kirchenjahres« erklärt und ver-tieft er anschaulich und unterhaltsam die Bedeutung der jährlich wiederkeh-renden Festtage – evangelische wie ka-tholische. In »Begegnungen mit den Weltreligionen« nimmt Rainer Neu den Leser mit hinein in die Glaubensweisen nur scheinbar ferner Menschen, die

schon zu Nachbarn werden. Bei allem nachvollziehenden Verstehen anderer Religionen bleibt der Autor bei seinem christlichen Bekenntnis. Zwei Meditati-onen beschließen den Band.

Mit diesen packenden und gut ver-ständlichen Erzählungen hat Rainer Neu ein Hausbuch vorgelegt, das »in einen geistlichen Erfahrungshorizont« mitnehmen möchte. Das Buch eignet sich zum Selberlesen und Vorlesen. Die Beiträge sind auf ein Gespräch angelegt, das der Leser in sich selbst führen mag oder das in einer Gruppe, in einer Ge-meinde geführt wird.

Ein Beispiel aus der Geschichte »Gott in mir« macht dies deutlich: »Elke erkann-te, dass die Wahrheit tatsächlich ein-fach ist, allerdings anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Nicht sie ist Gott, aber Gott ist in ihr. Gott bleibt der ganz An-dere. Trotzdem ist er ihr nah und wird ihr vertraut. Sie ist mit ihm eins. Aber nicht, weil sie ihm gleich ist. Sondern weil er sie angenommen hat.«

Eckhard Goldberg ist Pfarrer in Mönchengladbach

Der Autor: Rainer Neu (63) lebt in Wesel am Rhein und ist Dozent für Evangelische Theologie an der Univer-sität Duisburg-Essen. In theologischen und religionswissenschaftlichen Veröffentlichungen, durch seine Lehrtätigkeit an Volkshochschulen und Gemeindevorträge bemüht sich Neu, theologische Erkenntnisse in Lebens-praxis zu übersetzen. Zuvor war Neu im Auftrag der Vereinten Evangelischen Mission, Wuppertal, acht Jahre Dozent in den Philippinen.

Erfahrungen des Glaubens

Von Eckhard Goldberg

Rainer NeuDen Glauben erfahrenWesel am Rhein 2012 119 Seiten9,50 EuroISBN 978-3-00-039804-9

Lieferbar durch den Autor: Dr. Rainer Neu Am Lilienveen 62 46485 WeselE-Mail: [email protected] bei: www.booklooker.de

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Was verstehen Sie unter Partnerschaft?Partnerschaft bedeutet, die Freude über Erfolge und gute Zeiten, aber auch den Kummer und die Sorge in schweren Zeiten miteinander zu teilen. Es geht darum, dass wir die von Gott geschenk-ten Ressourcen und Talente teilen. Das Gebet verbindet uns in unserer Part-nerschaft und daher müssen wir uns klarmachen, dass wir eine geistliche Verantwortung füreinander haben. Eine fruchtbare Partnerschaftsbezie-hung bezieht ihre Stärke aus der Wert-schätzung für das Anderssein und die Einzigartigkeit des Partners.

Wie vermitteln Sie Ihr Partnerschafts-verständnis Ihren Landsleuten?›Meine Rolle in der Partnerschaft‹ war das Thema des Partnerschaftssonntags,

den wir am 15. Juni in allen Gemein-den der ELCRN gefeiert haben. Die Partnerschaftsausschüsse wurden ge-beten, ihre bestehenden Partner-schaftsbeziehungen mit Schwestern und Brüdern in Namibia und im Aus-land zu reflektieren und zu überlegen, was sie bisher zu diesen Beziehungen beigetragen haben. Auf diese Weise sollten sie zu einer Wertschätzung des Erreichten kommen, aber auch die Punkte zur Kenntnis nehmen, die noch zu verbessern sind – Beitrag zu einem gemeinsamen Anliegen: Am Partner-schaftssonntag wurde eine Sonderkol-lekte eingesammelt, die ausschließlich für den Solidaritätsfonds bestimmt war, und das soll weiterhin jedes Jahr ge-schehen. Auf der anstehenden Partner-schaftskonferenz im September wer-den die Partnerschaftsausschüsse und die Gemeindeleitungen zusammen-kommen, um über die tieferen Aspekte von Partnerschaft zu sprechen und den Weg für Verbesserungen zu bereiten.

Können Sie mir ein oder zwei Projekte nennen, die bislang schon erfolgreich umgesetzt worden sind?Ich bin zuversichtlich, was die Entwick-lung der Projekte angeht. Besonders zu erwähnen ist beispielsweise ›Paulus Fish Harvesting‹ in Rehoboth. Ein Fischzuchtprojekt, das der Gemeinde genauso wie der Beerdigungsservice

›Immanuel Funeral Services‹ in Keet-manshoop zu mehr Einkommen und Eigenständigkeit verhelfen soll. Der Vorteil bei diesen Projekten ist, dass im Ausschuss einige erfahrene Mitglieder sitzen, die die Leitung übernehmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Ende 2013 hat die Evangelische Lutherische Kirche in Namibia (ELCRN) einen Solidaritäts-

fonds eingerichtet. Fast alle Projekte und Programme werden seitdem zentral über diesen

Fonds gefördert, in den Partnerschaftsgruppen, deutsche Landeskirchen, VEM und ELCRN

jeweils »nach ihren Möglichkeiten« einzahlen. Für die namibische Kirche bedeutet der

Solidaritätsfonds Planungsicherheit und zugleich mehr Flexibilität in der Erreichung ihrer

Vision einer nachhaltigen Kirche. Gleichzeitig verstärkt er das Zusammenwachsen mit den

Partnern in einer gemeinsamen Mission. NAOMI KISTING ist seit dem 1. September 2013

Partnerschaftsbeauftragte der ELCRN und Koordinatorin des neu eingerichteten Solidaritäts-

fonds. Die ehemalige Projektmanagerin am Namibianischen Institut für Demokratie ist für

Planung, Durchführung und Evaluation von Projekten zuständig.

Mit den Partnern zusammenwachsen in einer gemeinsamen MissionDer Solidaritätsfonds der namibischen Kirche schafft mehr Eigenständigkeit

Von Brunhild von Local

SOLIDARITÄTSFONDSWährend der Partnerschaftskonsultation der Evangelischen Kirche in Namibia (ELCRN) mit ihren deutschen Partnern in Bad Driburg wurde unter anderem be-schlossen, bis Ende 2013 einen Solidari-tätsfonds für die namibische Kirche ein-zurichten, um deren finanzielle Unterstüt-zungen bei Projekten und Programmen neu, gerechter zu ordnen. Und das funkti-oniert so: Die deutschen Partner und die ELCRN verpflichten sich, freiwillig Beiträ-ge in diesen Fonds einzuzahlen. Alle Kirchenkreise, Gemeinden, Jugendgrup-pen und Einrichtungen der ELCRN wiede-rum dürfen Projektanträge an diesen Topf stellen. Ein Gremium in Namibia prüft den Bedarf und die Dringlichkeit nach vorgegebenen Kriterien und entscheidet über die Vergabe. Der Vorteil dieses neu-en Verfahrens ist, dass die namibische Kirche flexibler als bislang handeln kann: Kleinprojekte wie Jugendbegegnungen können etwa aus diesem Fonds finanziert werden. Die Projekte und Programme sollen die Gemeinden zu mehr Eigenstän-digkeit befähigen. Größere Projekte wie die Fischzucht beispielsweise sollen künftig für Gemeinden Gewinne abwer-fen und nicht mehr von der Kirche oder deutschen Partnerschaftsgruppen bezu-schusst werden.

Das Bad Driburg Agreement finden Sie hier:www.vemission.org/baddriburg

Naomi Kisting

Foto: Uli Baege / VEM

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Irene Girsang ist Referentin für Interregionale Frauenarbeit bei der VEM.

Der Name »Allianz der Neuen Männer« (ANM; indonesisch: Aliansi Laki-laki Baru) erweckte spontan mein Interesse, als ich ihn zum ersten Mal bei den United Nation Women auf Facebook las. Eine Frauenorganisation stellte eine Männerorganisation vor! Mehr noch faszinierte mich, dass diese ANM in Indonesien gegründet worden war, einem Land, in der in einem großen Teil der Bevölkerung immer noch ein starkes patriarchalisches Ordnungssystem vorherrscht. IRENE GIRSANG hat WAWAN SUWANDI, den Koordinator der ANM in Jakarta interviewt. Hier einige Auszüge.

Die Allianz der Neuen MännerDie Kirche Christi im Kongo unterstützt Kinshasas Kinder Irene Girsang im Gespräch mit Wawan Suwandi

Herr Suwandi, wie kam es zur Gründung der ANM? Die Allianz der Neuen Männer wurde 2009 von Männern und Frauen ins Le-ben gerufen, die in der in Indonesien bereits bestehenden Frauenbewegung und Frauenorganisationen aktiv sind. Ihre anfängliche Motivation war sehr unterschiedlich: Einige strebten ein ge-meinsames Einbringen von Männern in die Genderfrage an; andere wollten Männer verstärkt in die Anliegen der Frauenbewegung einbeziehen; und es gab welche, die Geschlechterausgleich und -gerechtigkeit den Männern als ei-nen strategischen Schritt näher bringen wollten. Andere wollten das Verständ-nis der Männer zur Geschlechtergerech-tigkeit neu austarieren.

Sind Männer aus unterschiedlichen Ethnien, Religionen und Berufen zur ANM gestoßen? Die ANM tritt ein für Gleichheit und Ge-rechtigkeit der Geschlechter und erhebt ihre Stimme für Vielfalt und den Res-pekt von Verschiedenheit, auch unter den Religionen. Der Geist der ANM ist der Geist der Menschlichkeit, der Gleich-heit und der Gerechtigkeit der Ge-schlechter, der Geist der Gewaltlosigkeit und der Geist des Einstehens für die

Wertschätzung des Menschen unabhän-gig von sozialer, staatlicher, ethnischer, religiöser oder beruflicher Herkunft.

Wer ist Ihre Zielgruppe? Jugendliche Männer und Frauen (Schü-ler und Studenten), erwachsene Männer und Frauen – verheiratet und unverhei-ratet – mit unterschiedlichen Berufen, Führer in der Gesellschaft und den Reli-gionen, und auch Akteure von Gewalt.

Wer ist gemeint mit den ›Alten Männern‹? Männer, die Frauen als Menschen zwei-ter Klasse ansehen und sich selbst als Menschen erster Klasse. Ansichten wie diese bringen die Diskriminierung der Frau hervor und machen die Frau zum Objekt von Gewalt und Erniedrigung. Deshalb ermutigt die ANM die Männer über das strukturelle Konstrukt der Pat-riarchie zu diskutieren, die uns von klein an eingepflanzt ist, über Herkunft, Erziehung, Umwelt und die schließlich zur Ideologie der Männer erwächst.

Die ANM bietet Trainings an, ist aktiv bei Facebook, Twitter, in Radiosendungen und schreibt Zeitungskolumnen. Heißt das, dass die Medien das Engagement der ANM begrüßen? Die Einbeziehung von Männern in die Genderfrage in Indonesien ist noch rela-tiv neu. Die Medien sehen die Aktivitä-ten der ANM als etwas, was in die Öf-fentlichkeit zu bringen ist.

Vor welchen Herausforderungen steht die ANM? Die größte Herausforderung ist sicher-lich die patriarchalische Kultur in allen Lebensbereichen. Widerstände von den Frauen gibt es kaum. Bislang sind die Reaktionen sehr gut, wahrscheinlich weil die ANM eine Allianz ist, die aus der Frauenbewegung hervorgegangen ist, sie unterstützt und keine für sich allein stehende Organisation ist. Auch von der Regierung wird die ANM zunehmend wahrgenommen.

Können Sie uns ein Beispiel nennen, für das die ANM eintritt?Einer unserer Kollegen bearbeitet Fälle von häuslicher Gewalt, bietet aber nur Beratung und Unterstützung der Opfer an. Aus jedem der Fälle, die er bearbeitet, erwächst Frieden und Versöhnung der Parteien. Aber der Zirkel der Gewalt be-ginnt immer wieder neu, häufig schlim-mer als zuvor. Deswegen eröffnete mein Kollege mit anderen 2009 eine Bera-tungsstelle für Opfer von Gewalt. Bis-lang wurden nur Frauen beraten und unterstützt, die Opfer von Gewalt gewor-den sind. Dem Mann und Täter wurde nicht bewusst gemacht wird, was er der Frau mit seiner Tat angetan hatte. Eine Beratung für den Täter ist nicht nur ein Bewusstmachen, sondern soll zu einer Veränderung seines Verhaltens führen.

Was sind Ihre Hoffnungen für die Neuen Männer in der Zukunft?Sicherlich hoffen wir, dass die Neuen Männer Veränderungen herbeiführen, die andere Männer dazu anhalten, nicht länger Gewalt als Lösung von Proble-men zu sehen, gerechte und ausgewoge-ne Beziehungen zu Frauen und ihren Lebenspartnern zu pflegen, keinerlei Gewalt gegenüber Frauen und Kindern anzuwenden.

Vielen Dank für das Gespräch! Ich bin gespannt auf Ihre weiteren Ausführungen, die sicherlich interessant zu lesen sein werden. So wie zum Beispiel das Posting: ›Verge-waltigung ist nicht lustig. Warum Opfer von Vergewaltigungen in der Öffentlich-keit unserer Gesellschaft immer noch verhöhnt werden. Wir stehen gemein-sam zu den Opfern. Und Du?‹.

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Frieder Schaefer

Diakonie und Verkündigung

Zu ihrer Verhältnisbestimmung in christlichen HilfswerkenEvangelische Verlagsgesellschaft LeipzigLeipzig 2014530 SeitenISBN 978-3-374-03766758 Euro

Wie kann das Verhältnis von Dia-konie und Verkündigung so bestimmt werden, dass sich beide Berei-che sinnvoll ergänzen? Eine Trennung der Arbeitsfelder, wie sie in der Praxis oftmals anzutreffen ist, erscheint nicht länger als tragfähig. Der Verfasser bringt als These in die Diskussion ein: Gemeinschafts-bildung ermöglicht als übergreifender Bezugsrahmen eine neue Zu-ordnung beider Arbeitsfelder. Dabei geht er von Beobachtungen bei den christlichen Hilfswerken Brot für die Welt, Vereinte Evangeli-sche Mission und World Vision Deutschland aus. Diese werden in historischer und theologischer Perspektive untersucht, ebenso wer-den Folgerungen für die Praxis der Entwicklungszusammenarbeit gezogen. Besonders im Blick auf die Verbindung von diakonischer Arbeit mit Verkündigung bietet das Buch viele weiterführende Impul-se für Kirche, Verbände, Diakonie und Entwicklungszusammenarbeit.

Bezug: Vereinte Evangelische Mission (VEM)AllerWelt(s)laden, Rudolfstraße 13742285 Wuppertal, Telefon (0202) 890 04 [email protected]

Evangelisches Missionswerk in Deutschland und China InfoStelle

Es freuet sich die Engelschar

Christliche chinesische Kunst und Musik der GegenwartBlaue Reihe Nr. 1866 SeitenISSN 1436-2058

Nach wie vor ziehen chinesische Christinnen und Christen traditi-onell-westliche Ideale beim bau und der Ausgestaltung ihrer kirchlichen Gebäude vor. Dabei entwickeln Künstlerinnen und Künstler seit einigen Jahren Ide-en, die von der reichen Bild- und Formensprache historischer chinesi-scher Kunstrichtungen inspiriert sind. Und sie hoffen, dass die Entwick-lung, die die Kirchenmusik genommen hat, auch auf die Bildende Kunst abfärbt. Denn den Klängen in Chinas Kirchen und Gemeinden ist anzu-hören, dass sie längst Teil der chinesischen Kultur geworden sind.

Chinesische und deutsche Experten diskutieren in diesem Band die Entwicklungen zeitgenössischer, kontextueller Kunst, die sich als »christ-liche Kunst« versteht. Er ist mehr als die Dokumentation einer Tagung zum Thema, denn er öffnet sich weiteren Texten und gibt einen Einblick in die Werke von Professor Dao Zi und der Künstlerin Fan Pu.

Lebendiger GlaubeKalender 2015 evangelischer Missionswerke

Der christliche Glaube und das Gemeindeleben hat vielerlei Gestalt – bunt, vielfältig und je nach Kultur in vielen verschiedenen Formen. Das zeigt der Kalender 2015 »Lebendiger Glaube«, der von Missionswerken in Deutschland und der Schweiz gemeinsam herausgegeben wird: Eine Hochzeitsgesellschaft in Tansania, das Osterfest in Jerusalem, eine Taufe am Jordan, die Kollektengabe einer Gemeinde im Kongo, ein Gottes-dienst in Äthiopien, eine Tanzgruppe in Chile.

Die Bilder, überwiegend von Mitarbeitenden der Missionswerke foto-grafiert, öffnen ein Fenster zu den Geschwistern im Glauben weltweit und sind ein attraktiver Wandschmuck durch das Jahr 2015.

Museum auf der Hardt öffnet seine PfortenTag der offenen Tür am 8. November

Das Museum auf der Hardt lädt alle Museumsfreundinnen und –freunde am Samstag, 8. November 2014, 11 bis 17 Uhr, zu einem Tag der offenen Tür ein! In den neu gestalteten Räumen des ehemaligen Völkerkundemuseums der Archiv- und Museumsstiftung der VEM erwartet Sie ein buntes Programm mit Führungen, spannenden Lesungen für Jung und Alt und Musik. Der Eintritt ist frei.

Museum auf der Hardt Missionsstraße 942285 Wuppertalwww.vemission.org/museumarchive

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Steigen Sie an der Haltestelle Wall/Museum in die Buslinie 643 in Richtung »kirchliche Hochschule« bis Endstation. Auf der linken Seite liegt das Museum auf der Hardt.

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In die Welt für die Welt 3 /2014

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Impressum

Herausgeber:Vereinte Evangelische MissionGemeinschaft von Kirchen in drei ErdteilenRudolfstraße 137, 42285 WuppertalPostfach 2019 63, 42219 WuppertalFon ( 0202 ) 890 04-0Fax ( 0202 ) 890 [email protected]

Mitglied des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik ( gep )»In die Welt für die Welt. Magazin der Vereinten Evangelischen Mission« erscheint viermal im Verlag der Vereinten Evangelischen MissionJahresbeitrag: 6,50 Euro, durch Spenden abgegolten.

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Rezensionsexemplare und Fotos übernehmen wir keine Haftung.

Redaktion: Brunhild von Local (V.i.S.d.P.)Fon ( 02 02 ) 890 04-133Adressänderungen: Michael LippkauE-Mail: [email protected] (0202) 890 04-194

Gestaltung: MediaCompany GmbH Astrid Ostrowicki, Juan GonzálezAuguststraße 29, 53229 BonnDruck: Bonifatius GmbH, Paderborn September 2014; Auflage: 20 000

Diese Zeitschrift ist auf 100% Recyclingpapier gedruckt.

Spendenkonto: Vereinte Evangelische Mission

KD-Bank eG IBAN: DE 45 3506 0190 0009 0909 08

Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)

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In diesem Jahr ist es 125 Jahre her, dass Hester Needham als erste Schwester der damaligen Rheinischen Mission nach Sumatra ausreiste. Ihr folgten im Laufe der Jahre viele hundert Schwestern, die vor allem mit Mädchen und Frauen in Afrika und Asien arbeiteten. Auf ihr Enga-gement führen viele Mitgliedskirchen der VEM ihre heute aktive Frauen- und Mädchenarbeit zurück.

Diese 125 Jahre, die Frauen, die sie geprägt haben, die Arbeit, die in ihrer Nachfolge bis heute besteht und die Hoffnung, die von Schwestern ausgegangen ist und bis heute ausgeht, möchte die Schwesterngemeinschaft in der VEM feiern am Sonntag, 19. Oktober 2014 in Wuppertal.

Die Feierlichkeiten beginnen am Sonntag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Un-terbarmer Hauptkirche in Wuppertal (Martin-Luther-Straße 16). Ein festlicher Nachmittag im Tagungszentrum »Auf Dem Heiligen Berg« (Missionsstraße 9, Wuppertal, ab 14 Uhr) unter an-derem mit einem historischen Rückblick beendet das 125jährige Jubiläum.

Die Vereinte Evangelische Mission lädt ein zu ihrem traditionellen Basar am Samstag, 15. November, 10 bis 16 Uhr, ins Missionshaus an der Rudolfstraße 137 in Wuppertal-Barmen. Der Basar beginnt mit einer Andacht. Neben Kaffee und Kuchen, Waffeln, Reibekuchen, Würstchen und Salaten können Sie auch afrikanische und asiatische Küche probieren. Außerdem werden selbst gemachte Marmelade, handgefertigte Ge-schenkartikel, Gebasteltes, Strick- und Häkelsachen, Schmuck sowie Bü-cher, Schallplatten und CDs angeboten. Auf dem Programm stehen auch eine Kinderanimation und eine Tombola. Afrikanische und asiatische Wa-ren aus unseren Mitgliedskirchen runden das umfangreiche Angebot ab. Außerdem gibt es Aktionen und kulturelle Beiträge wie Musik und Tanz aus Afrika und Asien. Der Erlös aus den Verkäufen kommt in diesem Jahr den Straßenkindern in Afrika und Asien zugute.

Die traurigen Lebensumstände allein gelassener Kinder in den afrikani-schen und asiatischen Metropolen unterscheiden sich kaum. Mädchen und Jungen kämpfen auf den Straßen und Müllhalden um ihr Überleben. Sie alle leben ohne ein sicheres Zuhause. Niemand gibt ihnen zu essen

oder versorgt sie, wenn sie krank sind. Viele können weder schreiben noch lesen. Kirchen und Gemeinden in Jakarta, Daressalam, Kinshasa, Douala, Kigali, Colombo und Manila helfen vielen dieser Kinder so gut sie können. Die Mädchen und Jungen können zur Schule gehen oder erhalten eine praktische Ausbildung, eine warme Mahlzeit und werden medizinisch ver-sorgt. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Mitgliedskirchen der Verein-ten Evangelischen Mission in Asien und Afrika dabei, den Straßenkindern neuen Lebensmut und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu ge-ben.

Wir freuen uns über »Tombolaspenden« für den Basar, können jedoch aufgrund der aktuellen Rechtslage dafür keine Spendenquittungen (Zu-wendungsbestätigungen) zur Steuerminderung bei den Finanzämtern aus-stellen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis. Tombolaspenden können an folgen-de Adresse geschickt bzw. direkt bei der VEM abgegeben werden:

Vereinte Evangelische Mission, Anja Cours, Rudolfstraße 137, 42285 Wuppertal.

Afrika und Asien: Straßenkinder fördern – VEM-Basar 2014

»Die Früchte der Schwesternarbeit in den Mitgliedskirchen«

125 Jahre Schwesternarbeit in der VEM

Schwester Helene Semrau verbindet ein kleines Kind in Mlalo, Tansania (um 1925).Foto: © Archiv- und Museumsstiftung der VEM

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Vereinte Evangelische MissionPostfach 20196342219 Wuppertal

KD-Bank eG IBAN: DE 45 3506 0190 0009 0909 08

Stichwort: Frieden stiften

Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)

Zeichen fürVertrauen

Armut, Epidemien, Korruption, zerstörte Infrastruktu-ren und von Bürgerkriegen traumatisierte Menschen: In dieser Lage können sich die Kirchen in der Demo-

kratischen Republik Kongo und im angrenzenden Ruanda nicht auf ihre seelsorgerische, diakonische und theologische Arbeit beschränken.

Mehrere evangelische Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission in der Region der Großen Seen haben sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Basis für eine effizien-te Friedens- und Versöhnungsarbeit zu schaffen. Gemeinsa-me Programme, Projekte und Aktivitäten sollen Frieden und Versöhnung fördern. Witwen, verlassene und vergewaltigte Frauen erhalten seelsorgerischen und rechtlichen Beistand. Friedensfachkräfte werden fortgebildet – neue Friedensstif-ter und -stifterinnen werden gewonnen und ausgebildet.

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: Eric

I. M

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Kongo und Ruanda: Frieden stiften – Versöhnung leben

Theateraufführungen zeigen auf, was Diskriminierung und Ausgrenzung bedeuten und helfen, mit Konflikten umzuge-hen und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Dies sind nur einige Beispiele der kirchlichen Friedens- und Versöh-nungsarbeit.

Die Mitglieder der VEM stehen vor einer besonderen Herausforderung. Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende diese wichtige Aufgabe für einen gerechten Frieden und eine andauernde Versöhnung.

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Theater gegen Gewalt in Goma / DR Kongo