In Gräben und versteckten Ecken
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7/28/2019 In Grben und versteckten Ecken
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JUNI 2007 KNIZER ZEITUNGDER SENSETALERREGION
SCHWARZENBURG DieTufer haben eine lange,
bewegte und ber eine
lange Zeit auch leidvolle
Geschichte. Sie wurden
wegen ihres Glaubens
verfolgt, verhaftet, gefol-
tert, gebsst, enteignet,
des Landes verwiesen oder
sogar hingerichtet. Auch
im Schwarzenburgerland
waren Tufern ansssig.
Die Tuferbewegung entstand
in der Schweiz um 1525 zur
Zeit der Reformation in Z-
rich. Die Wiederherstellung des
wahren Christentums stand im
Zentrum ihrer Bemhen. Rasch
breitete sich die Bewegung auf
die Ostschweiz, Graubnden,
St. Gallen, Schaffhausen vor
allem aber in den reformierten
Orten Basel und Bern aus.
In Bern fand das Tufertum vorallem im Emmental Nhrboden.
Doch auch im Schwarzenburger-
land, wo die Menschen auf ver-
streuten Einzelhfen, auf steilen
Hgeln und in engen Grben
lebten und sich ihre eigenen Ge-
danken und Vorstellungen ber
das Christentum zu machen,
fanden Tufer eine Heimat. Man
hatte nur wenig Kontakt zu ein-
ander. Im Kontakt mit der Na-
tur entwickelte sich eine tiefe,
grundsatzfeste Religiositt.
Nur Gott verpflichtetDie Tufer wollten ihren Glau-
ben nicht aufgrund staatlicher
Vorschriften, sondern nach der
reinen biblischen Lehre leben.
Sie fhlten sich nur gegenber
Gott zu Gehorsam verpflichtet.
Die Bibelauslegung der Tufer
In Grben und versteckten EckenTufernester im Schwarzenburgerland
und die Art, wie sie ihren Glau-
ben lebten, missfielen der ber-
nischen Regierung: Um 1528
verbot die Berner Obrigkeit den
Tufern den Zutritt zu Stadt und
Land. Sollten sie zurckkehren,
drohte ihnen der Tod.
An allem schuldIn Bern wurden die Tufer fr
smtliches Unglck verantwort-
lich gemacht: Sie waren schuld an
Naturkatastrophen, Hungersnten
und an den Pestzgen von 1667
und 1670. Ab den 1650er Jahren
setzte die Berner Regierung Tu-
ferjger ein, die renitente Tufer
aufspren und berfhren sollten.
Willkrliche Verhaftungen und
schlechte Behandlung der Gefan-
genen fhrten zu Aufruhr in der
Bevlkerung; 1699 beschwerte
sich sogar die Geistlichkeit.
Unbeliebte TuferjgerImmer wieder gab es Menschen,
die bereit waren, den Verfolgten
zu helfen. Sie nahmen Tufer bei
sich auf, auch wenn sie Gefahr
liefen, dafr bestraft zu werden.
Die Arbeit der unbeliebten Tu-
ferjger wurde von der Bevl-
kerung immer wieder behindert.
Trotz der grossen Hilfsbereit-
schaft wurden zwischen 1699
und 1709 rund 500 Tufer des
Landes verwiesen. 1710 und
1711 wurden Deportationen nach
Nordamerika und in die Nieder-
lande organisiert.
Das Schwarzenburgerland unddie Umgebung, mit den vielen
Schluchten, Grben und den Ein-
zelhfen war ein gnstiges Ge-
biet, wo sich die Tufer ansiedeln
konnten. Hier liess sich die Re-
formation nur zgernd einfhren;
die rmliche Bevlkerung war
eher konservativ eingestellt. Aber
auch im Schwarzenburgerland be-
deuteten die Verfolgungen fr die
Betroffenen eine harte Zeit. In
Grben und versteckten, schwer
zugnglichen Ecken befanden
sich die Tufernester, die vonder Obrigkeit erkundet und aus-
gehoben wurden. Noch heute
sind Tuferverstecke wie jenes im
Winterkraut (Rschegg-Heubach)
eindrckliche Zeugen dieser Zeit.
BI
Tuferausstellung im
Regionalmuseum
BI. Das Regionalmuseum
Schwarzwasser geht in einerkleinen Ausstellung (Text und
Bilder) auf das bernische Tu-
ferjahr 2007 ein, da auch in
der Region Schwarzenburg
Tufer verfolgt wurden. Die
Ausstellung zeigt, wie es zur
Verfolgung durch die bernische
Obrigkeit kam, und berichtet
von den Opfern und den Tu-
ferfhrern. Speziell wird auf
die Verfolgung in der Region
eingegangen. Vielen Tufern
blieb nur die Auswanderung
nach Amerika. Heute noch be-
stehen Verbindungen der Nach-
kommen dieser Emigranten zur
alten Heimat. Eine ergnzende
Broschre (zusammengestellt
von Fritz Guggisberg, Reg-
gisberg) kann an der Kasse des
Museums bezogen werden.
Das ehemalige Tuferversteck im Winterkraut (Rschegg-Heubach). | zvg
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