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Geschäftsstelle – Adrian-Kiels-Straße 7 – 51149 Köln – [email protected] www.dig-koeln.de 1/22 Indonesien Die Republik Indonesien (indon. Indonesia) wurde am 17. August 1945 proklamiert, am 27. Dezember 1949 endgültig unabhängig. Der Name Indonesien setzt sich aus dem lateinischen Wort indus für Indien und dem griechischen Wort nesos für Insel zusammen. GeografieDie äquatoriale Inselkette ist bezüglich der Fläche und Einwohnerzahl der größte Staat Südostasiens und der größte Inselstaat sowie mit etwa 240 Millionen Einwohnern die viertgrößte Nation der Welt. Geografie Die Landfläche Indonesiens verteilt sich auf 17.508 Inseln (von denen rund 6.000 bewohnt sind). Indonesien erstreckt sich in nord-südlicher Ausdehnung von etwa 6° nördlicher Breite bis 11° südlicher Breite über rund 1.875 km, in west-östlicher Ausdehnung von 95° bis 141° östlicher Länge über mehr als 5.000 km.Nördlich von Indonesien liegen Malaysia, Singapur, das Südchinesische Meer, die Philippinen und Palau, östlich Papua- Neuguinea, südlich Australien und der Indische Ozean, letzterer liegt auch westlich von Indonesien. Gegen West-Malaysia und Singapur wird Indonesien durch die Straße von Malakka abgegrenzt, gegen die Philippinen durch die Celebes See.Zu Indonesien gehören die Großen (außer dem Nordteil Borneos) und die Kleinen Sunda-Inseln (außer Timor-Leste) sowie die Molukken, und damit der größte Teil des Indonesischen Archipels, außerdem gehört die Westhälfte Neuguineas (West-Papua,

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Indonesien

Die Republik Indonesien (indon. Indonesia) wurde am 17. August

1945 proklamiert, am 27. Dezember 1949 endgültig unabhängig.

Der Name Indonesien setzt sich aus dem lateinischen Wort indus

für Indien und dem griechischen Wort nesos für Insel zusammen.

GeografieDie äquatoriale Inselkette ist bezüglich der Fläche und

Einwohnerzahl der größte Staat Südostasiens und der größte

Inselstaat sowie mit etwa 240 Millionen Einwohnern die

viertgrößte Nation der Welt.

Geografie

Die Landfläche Indonesiens verteilt sich auf 17.508 Inseln (von

denen rund 6.000 bewohnt sind). Indonesien erstreckt sich in

nord-südlicher Ausdehnung von etwa 6° nördlicher Breite bis 11°

südlicher Breite über rund 1.875 km, in west-östlicher

Ausdehnung von 95° bis 141° östlicher Länge über mehr als

5.000 km.Nördlich von Indonesien liegen Malaysia, Singapur, das

Südchinesische Meer, die Philippinen und Palau, östlich Papua-

Neuguinea, südlich Australien und der Indische Ozean, letzterer

liegt auch westlich von Indonesien. Gegen West-Malaysia und

Singapur wird Indonesien durch die Straße von Malakka

abgegrenzt, gegen die Philippinen durch die Celebes See.Zu

Indonesien gehören die Großen (außer dem Nordteil Borneos)

und die Kleinen Sunda-Inseln (außer Timor-Leste) sowie die

Molukken, und damit der größte Teil des Indonesischen Archipels,

außerdem gehört die Westhälfte Neuguineas (West-Papua,

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ehemals Irian Jaya) zu Indonesien. Damit liegt Indonesien nicht

nur in Asien, sondern hat auch Anteil an Australien.Die

Hauptstadt Jakarta hat etwa 11 Mio. Einwohner und liegt auf

Java, der Hauptinsel, auf der mehr als die Hälfte der Einwohner

des Landes lebt. Flächenmäßig größer als Java sind Kalimantan

(Borneo, im Norden liegen Ost-Malaysia und Brunei), Sumatra

und Sulawesi. Weitere bekannte Inseln sind das touristisch

interessante Bali und Komodo, die Heimat des Komodowarans.

Durch das umstrittene Projekt Transmigrasi (siehe

Literaturhinweis) wurde versucht, das Problem der

Bevölkerungskonzentration auf der Insel Java zu lösen, was v.a.

auf Borneo und Sulawesi zu schwerwiegenden Zusammenstößen

mit der heimischen Bevölkerung führte.

Das Klima Indonesiens ist tropisch mit relativ gleichbleibenden

Temperaturen um 27 °C in Meereshöhe. Geringfügige

Abweichungen von diesem Wert werden vom Zenitdurchgang der

Sonne verursacht. Die Niederschläge werden vor allem durch die

Monsunwinde hervorgerufen; dabei fallen im westlichen Teil des

Archipels ganzjährig hohe Niederschläge, während im östlichen

Teil der Südwest-Monsun relativ trocken ist, da die

herangeführten Luftmassen aus dem trockenen Australien

stammen und nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen konnten. Am 26.

Dezember 2004 kam es zu einem der stärksten Seebeben der

letzten hundert Jahre vor der Küste Indonesiens (bei Banda

Aceh), wodurch viele der angrenzenden und benachbarten

Staaten betroffen waren und über 300.000 Menschen ihr Leben

verloren.Indonesien ist vulkanisch geprägt und dadurch sehr

gebirgig. Trotz der Bedrohungen durch die häufig noch aktiven

Vulkane (zuletzt waren am 8. Juni 2004 der Mount Bromo sowie

einen Tag später der Mount Awu ausgebrochen – zwei Tote, fünf

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Verletzte) sind viele der Inseln, allen voran Java, dicht besiedelt,

da die Böden sehr fruchtbar sind und eine intensive

landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen. Flora und Fauna

Indonesiens sind tropisch. Quer durch das Land läuft die Wallace-

Linie, die biologisch Asien und Australien trennt.Siehe auch: Liste

der Städte in IndonesienKarte Indonesiens.

Bevölkerung

Sprache

Amtssprache ist Bahasa Indonesia, die zur Gruppe der malaiisch-

polynesischen und damit den austronesischen Sprachen gehört.

Da jede ethnische Gruppe ihre eigene Sprache besitzt, werden

ca. 250 Sprachen und Dialekte gesprochen. Dazu kommen noch

etwa 100 Papuasprachen und Dialekte, die in Papua Barat

gesprochen werden. Wegen der Überbevölkerung auf Java

siedelt die Regierung seit Jahrzehnten Menschen auf die anderen

Inseln um (siehe auch: Transmigrasi. Familienplanungsprogramm

Indonesiens).

Religion

87 % der Indonesier sind Muslime (die große Mehrheit davon

Sunniten). Mehr als 30 % bezeichen sich als Abangan (d.h sind

sie nur nominell Muslime, etwa vergleichbar mit den Alewiten in

der Türkei). Auf Java stellen die Abangan eine Mehrheit. Durch

Einwanderung findet man Abangan aber in allen Teilen des

Landes vor.

Damit ist Indonesien der größte islamische Staat mit über 208

Millionen Moslems. (Allrerdings sollte man anmerken das

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animistische Völker in Indonesien nach der Staatsideologie

Pancasila nicht anerkannt sind und deshalb zu der islamischen

Mehrheit gerechnet werden. Deshalb gehen einige davon aus das

nur etwa 80 % der Indonesier Muslime sind und die restlichen 7 %

nur Animistische Völker darstellen die man einfach dazu

gerechnet hat).

9 % Christen, davon 6 % Protestanten und 3 % Katholiken

(zusammen etwa 21 Mio) ,2 % Hindus (knapp 5 Mio.) (vor allem

auf Bali), 1 % Buddhisten, Konfuzianer (insgesamt sowie

Anhänger von indigenen Religionen. Die Zahl der Angehörigen

von Völkern, die noch ihren eigenen Glauben praktizieren, wird

auf etwa 10 Mio. geschätzt. Christliche Missionare sind in

Indonesien erlaubt; sie arbeiten vornehmlich auf Kalimantan

(Borneo), Nusa Tenggara Timur und West Papua (Irian Jaya) wo

die meisten Indigénas leben. Die Kirche in Indonesien ist sehr

jung, da das Christentum erst im 17. Jhd auf Indonesien Fuß

fasste (durch niederländische und portugiesische Missionare).

Teile von Nordsumatra, Nusa Tenggara Timur, Nordsulawesi und

Teile von Maluku sind beinahe fast reine christliche Gebiete. Java

und Sumatra blieben lange von der Missionierung

ausgeschlossen.

Islam in Indonesien

Der Islam erreichte Indonesien erstmals im 10. Jahrhundert. Um

930 wurde in der Region Aceh das erste Sultanat gegründet.

Doch lange Zeit blieb es dabei. Erst im 15. Jhd fand breitete sich

der Islam durch Indische und Arabische Händler erst in Sumatra

aus und erreichte Anfang des 16. Jdh auch Java. Viele damalige

Fürsten konvertierten daraufhin zum sunnitischen Islam und mit

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ihnen die Bevölkerung. Im 17. und 18. Jhd erreichte der Islam

auch die übrigen indonesischen Inseln (z.B Sulawesi).Auf Java

wurde der Islam durch die neun Gesandten Gottes, den Wali

Songo (Wali= Oberhaupt, Songo= jav. Neun), verbreitet. Obwohl

erwiesen ist, daß sie tatsächlich gelebt und auf Java gewirkt

haben, dürfte das Meiste der über sie überlieferten Geschichten in

das Reich der Sage fallen. Die Wali Songo gründeten überall auf

Java Moscheen und islamische Schulen, die Pesantren oder

Pondok Pesantren. Diese Wirkungsstätten der Wali sind bis heute

das Ziel von jährlichen Pilgerfahrten indonesischer Muslime.

Obwohl die Wali Songo reinen Islam, getreu den Buchstaben des

Korans lehrten, haben sich trotzdem mit ihrer Duldung auf Java

einige Traditionen erhalten, die eigentlich der Lehre des Islam

widersprechen. Bestes Beispiel hierfür ist das „Wayang“, das

berühmte indonesische Schattenspiel. Eigentlich untersagt der

Islam die Nachbildung von Menschen, ob als Zeichnung, Foto

oder Skulptur. Für das Wayang haben die Wali offenbar eine

Ausnahme gemacht. Insgesamt kann man sagen, daß es den

Wali Songo zu verdanken ist, daß der in Indonesien praktizierte

Islam weitaus liberaler ist als der Islam in den arabischen

Ländern. Die Mehrheit der indonesischen Muslime akzeptiert

auch die verschiedenen Religionen und Kulturen in ihrem Land

und es gibt zahlreiche christlich-muslimische Vereine die sich für

eine Verständigung zwischen den beiden Religionen einsetzen.

Viele haben kein Verständnis für islamisch-fundamentalistische

Gruppen wie die Jemaah Islamiya. Sie sind auch nur eine kleine

Minderheit in Indonesien. Dennoch ist in den letzen Jahrzehnten

besonders aber seit Ende der Ära Suhartos eine - wenn auch

langsame - Islamisierung zu beobachten. Viele Indonesier

nehmen die islamischen Regeln ernster. Dennoch wählen die

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meisten Indonesier nach wie vor säkuläre Parteien (bzw. Parteien

die sich auf die Pancasila berufen und nicht auf den Islam).

Besonders in den Slums der Großstädte und allgemein bei der

ärmeren Bevölkerung, gewann der Islam seitdem an Bedeutung.

Radikale Prediger konnten sich bisher jedoch nicht durchsetzen,

was zum Teil auch mit der javanischen Mentalität

zusammenhängt.Neben den Wali Songo gab es noch einen

zehnten Prediger des Islam, Sheikh Siti Jenar. Siti Jenar war

ursprünglich ein Schüler der Wali Songo, begann dann aber den

Islam völlig neu auszulegen und begründete damit eine eigene

Lehre. Nachdem die Wali vergeblich versucht hatten, Siti Jenar zu

bekehren, wurde dieser zum Tode verurteilt und enthauptet.

Offiziell gehört Siti Jenar nicht zu den Wali, trotzdem sind noch

etwa 30 % der indonesischen Muslime Anhänger seiner Lehre.

Diese bezeichnen sich als Abangan. Die Abangan beten, außer

zu bestimmten Anlässen, nie. Eine Lehre Siti Jenars ist, daß

Gebete nicht notwendig sind und die Regel fünfmal am Tag zu

beten von Menschen gemacht sei. Die Abangan beginnen den

Fastenmonat Ramadhan auch einen Tag eher als die anderen

Muslime Indonesiens.Die beiden größten moslemischen

Organisationen Indonesiens sind die Nadhlatul Ulama und die

Muhammadiyah. Die Nadhlatul Ulama ist mit über 40 Millionen

Mitgliedern die größte moslemische Organisation der Welt.

Bekanntestes Mitglied ist der frühere Präsident Indonesiens und

Mitbegründer der Nadhlatul Ulama, Abdurachman Wahid (Gus

Dur). In letzter Zeit gab es zahlreiche Konflikte in Indonesien (z.B

in Sulawesi, Maluku, Kalimantan), die bis auf die Ausnahme

Maluku nicht religiös motiviert sind sondern eher ihre Ursachen im

Transmigrasi-Projekt haben. Viele einheimische Völker befürchten

das ihnen die eingewanderten Javaner Land wegnehmen.

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Demografie von Indonesien

In Indonesien gibt es über 300 verschiedene Völker; die größten

sind die Javaner (39 %), die Sundanesen (14 %) , Malaien (12 %)

und Maduresen (4 %). Danaben gibt es noch die Acehnesen, die

Balinesen, die Minagakbau, die Dayak, die Wewewa, die Alfuren,

die Minahasa, usw.

Geschichte

bis zum 16. Jahrhundert

Den Grundstock der indonesischen Bevölkerung bilden

mongolisch-kaukasische Völker, die vor Beginn unserer

Zeitrechnung in mehreren Einwanderungswellen ins Land

gekommen sind.

5. Jahrhundert: Früheste Einflüsse des Buddhismus auf

Indonesien.

ab 7. Jahrhundert: Buddhistisches Königreich von Srivijaya auf

Sumatra.

ab 8. Jahrhundert: Buddhistische Sailendra-Dynastie. Errichtung

des Borobudur, des weltweit größten buddhistischen

Baudenkmals, auf Java.

ab Ende des 13. Jahrhunderts : Das letzte große Hinduimperium

Majapahit herrschte auf Java und später den umliegenden Inseln.

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ab 15. Jahrhundert: In Indonesien setzt sich der Islam durch. Die

damaligen Stammesführer übernahmen diese Religion von

arabischen Kaufleuten und konvertierten. Die Bevölkerung tat es

ihnen gleich. Der Islam war eine Revolution zum vorherigen

System. Im Islam war jeder Mensch gleich. Hinduismus und

Buddhismus überleben bis heute nur auf den Inseln Bali (siehe

beispielsweise: Besakih) und Lombok, wo sich eine indigene

(mehrheitlich aber hinduistisch geprägte) Mischkultur herausbildet

hat.

1487 umfuhr der Portugiese Bartolomeo Diaz erstmals das Kap

der Guten Hoffnung und fand damit den Seeweg nach Indien. In

der Folge stießen die Europäer in den indonesischen Raum vor,

um den bislang von Orientalen betriebenen Gewürzhandel zu

übernehmen. Nach fast 100-jähriger portugiesischer Dominanz

setzten sich um 1600 die Niederländer als Kolonialherren durch.

17. bis 19. Jahrhundert

Als Niederländisch-Indien war Indonesien die erste holländische

Kolonie. Mithilfe ihres Rohstoffreichtums erlangte die

Kolonialmacht einen großen Wohlstand. Nach der Auflösung der

Vereinigten Handelskompanie im Jahre 1799 übernahm der Staat

Niederlande die Kolonie. In der Zeit, in der Napoleon I. in den

Niederlanden herrschte, waren die niederländischen Kolonien in

Südostasien von den Briten besetzt worden. 1816 erhielten die

Niederländer die Herrschaft über das indonesische Inselreich

zurück, mussten allerdings im Vertrag von London auf Ceylon und

das Kapland verzichten).

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1825–1830: Volksaufstand auf Java gegen die niederländische

Kolonialherrschaft. Den Kämpfen fallen über 200.000 Javaner und

8.000 Europäer zum Opfer. Nach 1816 zogen die Niederländer

zunächst, wie vor ihnen die Engländer, eine Pacht von den

einheimischen Bauern ein: In jedem Dorf hatte der Vorsteher

dafür zu sorgen, dass ein Geldbetrag abgeliefert wurde, der zwei

Fünfteln des Wertes der örtlichen Reisernte entsprach. General-

Gouverneur Johannes van den Bosch erwirkte, dass um 1830 ein

neues System eingeführt wurde, das so genannte cultuurstelsel.

Statt Pacht zu zahlen, sollten die Bauern nunmehr ein Fünftel

ihres Bodens zur Verfügung stellen, um auf diesem Land von der

Regierung bestimmte Gewächse anzubauen. Zu diesem System

gehörte auch, dass sie ihre Arbeitskraft 66 Tage im Jahr

zugunsten der Regierung einsetzten. In der Praxis gingen die

Belastungen für die Bauern häufig weit über die offiziellen

Vorgaben hinaus. Die Waren wurden nach Europa verschifft und

dort gewinnbringend verkauft. Dieses System kritisierte der

niederländische Schriftsteller und ehemalige Kolonialbeamte

Eduard Douwes Dekker in seinem 1860 unter dem Pseudonym

Multatuli veröffentlichten Buch Max Havelaar.1870 wurde das

cultuurstelsel schließlich nach einer Entscheidung im Parlament

des niederländischen Mutterlandes abgeschafft. Fortan war es für

niederländische Privatleute möglich, Land von den einheimischen

Bauern zu pachten, um hierauf Plantagen anzulegen.

Anfang 20. Jahrhundert

1908: Die Niederlande dehnen, von Java ausgehend, ihren

Machtbereich auf den gesamten indonesischen Archipel aus.

Lediglich die Provinz Aceh (Atjeh) im Norden Sumatras vermag

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zu widerstehen, wird aber nach einem über dreißigjährigen Krieg

ebenfalls unterworfen.

1912: Mit der Gründung der Sarekat Islam („Islamische

Vereinigung“) erwächst der indonesische Nationalismus zu einer

Massenbewegung.

1926: Die Kommunistische Partei (PKI) ruft zum revolutionären

Befreiungskrieg auf. Die Erhebung scheitert an der überlegenen

niederländischen Kolonialmacht.

1927: Nach der Zerschlagung der PKI übernimmt die von Achmed

Sukarno (1901–1970) gegründete Partai Nasional Indonesia den

Kampf gegen die Niederländer auf.

Japanische Besatzung

Februar/März 1942: Im Zweiten Weltkrieg erobert Japan

Niederländisch-Indien.

März 1943: Unter japanischer Besatzung erklärt sich Indonesien

(erstmals) als von den Niederlanden unabhängig.

Ende 1941 begannen die Japaner, die indonesischen Inseln zu

besetzen. Ihr Interesse galt kriegswichtigen Rohstoffreserven und

der Verbesserung ihrer strategischen Position. Von Stützpunkten

auf den indonesischen Inseln wurden die australischen Städte

Darwin und Broome bombardiert. Im März 1942 kapitulierten die

Niederländer. Die fast 350-jährige Zeit ihrer Kolonialherrschaft

war vorüber. Die meisten Indonesier begrüßten die Japaner als

Befreier vom Joch der Europäer. Die Begeisterung verflog

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allerdings rasch, als die asiatischen Nachbarn ein Schreckens-

und Willkürregime aufbauten. Die Herrschaft der Japaner endete

mit deren Kapitulation am 15. August 1945.

Unabhängigkeit und Kampf um den Staatserhalt

Am 17. August 1945 rufen Sukarno und Mohammed Hatta die

Unabhängigkeit Indonesiens aus (Staatsname: Indonesia). Mit

den Grundsätzen der Pancasila gibt sich der Staat eine

eigentümliche Verfassung. Der Einfluss der Republik Indonesien

erstreckt sich zunächst auf die Inseln Java, Sumatra und Madura.

Die übrigen Inseln werden von den Niederländern gehalten.

Erster Präsident der Republik Indonesien wird Achmed Sukarno.

Von Juli 1947 bis Dezember 1948 besetzen die Niederländer

weite Territorien der aufständischen Republik. Deren

Gebietshoheit beschränkt sich nur noch auf Zentraljava und das

Hochland von Sumatra.Die aufständischen Indonesier antworten

mit Guerillakrieg. Am 18. Dezember 1948 gelingt es den

Niederländern, Sukarno und fast die ganze Regierung zu

verhaften. Da die USA bei Ausweitung der Kämpfe eine

kommunistische Machtübernahme befürchten, drängen sie die

Niederlande zum Nachgeben. Am 25. April 1949 wird die bis 1956

bestehende Niederländisch-Indonesische Union gebildet, am 27.

Dezember wird die Unabhängigkeit der Republik Indonesien

(neuer Staatsname: Republik Indonesia Serikat) von den

Niederlanden anerkannt, der niederländische Teil von Neuguinea

West-Papua bleibt jedoch unter niederländischer Verwaltung.

17. August 1950: Das seit der Unabhängigkeit föderal strukturierte

Indonesien wird in einen Einheitsstaat umgewandelt (neuer

Staatsname: Republik Indonesia). Der christliche Teil der

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Bevölkerung der Molukken proklamiert die unabhängige Republik

Maluku Selatan. Der Sezessionsversuch wird von der

indonesischen Armee jedoch mit Waffengewalt unterdrückt.

Indonesische Truppen besetzen im November die Hauptstadt

Ambon und erobern bis 1955 die gesamte Republik Maluku

Selatan.

15. Februar 1956: Indonesien kündigt die 1949 geschlossene

Union mit den Niederlanden.

1. Mai 1963: West-Papua (Irian Barat) gerät de facto vollständig

unter indonesische Kontrolle.

16. September 1963: Die Gründung Malaysias und die

Eingliederung von Sabah und Sarawak in die malaysische

Föderation führt zu ernsthaften Spannungen mit Indonesien. Bis

1966 kommt es immer wieder zu Kämpfen auf Borneo. Malaysia

wird dabei von Großbritannien und Australien mit Truppen

unterstützt.

30. September 1965: Die zunehmende Willkürherrschaft des

Sukarno-Regimes provoziert einen angeblichen kommunistischen

Umsturzversuch. Dieser scheitert an einem Gegenputsch der

Armee, in dessen Verlauf zwischen 100.000 und einer Million

Menschen umkommen.

1. Januar 1966: Währungsreform: 1000 alte Rupiah = 1 neue

Rupiah = 100 neue Sen.

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11. März 1966: General Hadji Mohamed Suharto (* 1921)

erzwingt von Sukarno die Vollmacht zur Regierungsbildung.

12. März 1967: Suharto wird „geschäftsführender

Staatspräsident“; Sukarno bleibt nominelles Staatsoberhaupt.

27. März 1968: Suharto übernimmt auch formal das Amt des

Staatspräsidenten.

1969: West-Papua (Irian Barat) wird indonesische Provinz und

erhält den Namen „Irian Jaya“.

21. Juni 1970: Tod des Staatsgründers Achmad Sukarno.

5. August 1973: Anhaltende soziale Spannungen entladen sich in

Rassenkonflikten, die sich gegen die chinesische Minderheit

richten.

28. November 1975: Portugal zieht sich aus seiner Kolonie Ost-

Timor zurück. Die „Revolutonäre Front für die Unabhängigkeit von

Timor-Leste“ (FRETILIN) ruft die Unabhängigkeit aus (wirksam

erst am 20. Mai 2002).

2. Dezember 1975 überfallen in den Niederlanden extremistische

Mitglieder der 35.000 dort lebenden Ambonesen (Süd-Molukken)

einen Zug und am 4. Dezember das indonesische

Generalkonsulat in Amsterdam und nehmen Geiseln mit dem Ziel,

dass sich die niederländische Regierung für die Ambonesen in

Indonesien einsetzt. Vier Geiseln werden erschossen. Die

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niederländische Regierung bleibt hart, die Ambonesen geben am

19. Dezember auf.

7. Dezember 1975: Staatschef Suharto befiehlt die militärische

Invasion Osttimors. In den folgenden Wochen werden 60.000

Menschen getötet, 10 % der Bevölkerung.

17. Juni 1976: Osttimor wird dem indonesischen Staatsverband

eingegliedert. Auf Sumatra wurde die Wiederstandsbewegung

ASNLF gegründet.

11. November 1981: Die UN-Generalversammlung fordert für

Osttimor das Selbstbestimmungsrecht.

1998–1999: Nach der Entmachtung von General Suharto

übernimmt Bacharuddin Jusuf Habibie (* 1936), bis dahin Vize-

Präsident, das Amt des Staatspräsidenten.

19. April 1999 Bombenanschlag auf die mit 600 Gläubigen

vollbesetzte Hauptmoschee in Jakarta (3 Verletzte); 20. Oktober:

Abdurrahman Wahid (* 1940) wird erster frei gewählter

Staatspräsident.

31. Oktober 1999: Die letzten indonesischen Soldaten verlassen

Osttimor nachdem sie das Land in Schutt und Asche gelegt

haben und eine internationale Friedenstruppe im September in

Dili landete.

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1. August 2000 Eine Bombe explodiert vor der Residenz des

philippinischen Botschafters in Jakarta (2 Tote, 23 Verletzte); (13.

September) In der Tiefgarage der Börse von Jakarta detoniert

eine Autobombe (15 Tote, 27 Verletzte); (24. Dezember) 15

Bombenanschläge auf christliche Kirchen (16 Tote, mehr als 100

Verletzte).

1. Januar 2001: Irian Jaya erhält innere Autonomie.

Juli 2001: Megawati Sukarnoputri (*1944), Tochter des

Staatsgründers Sukarno, wird neue Staatspräsidentin; (23.

September) In einem belebten Einkaufszentrum in Jakarta

explodieren zwei Bomben (mehrere Verletzte)

20. Mai 2002: Osttimor erhält die Unabhängigkeit (República

Democrática de Timor-Leste).

12. Oktober 2002: Islamistischer Terroranschlag auf der

Touristeninsel Bali (202 Tote und mehr als 300 Verletzte).

18. Mai 2003: Verhängung des Kriegsrechts in der nach

Unabhängigkeit strebenden Provinz Aceh (Atjeh) im äußersten

Norden der Insel Sumatra – Großoffensive mit 40.000 Soldaten.

Mehr als 1.000 Menschen sterben, 20.000 sind auf der Flucht; (5.

August) Ein Selbstmordattentäter sprengt sich vor dem Marriott-

Hotel in Jakarta in die Luft (12 Tote, 150 Verletzte).

10. Januar 2004: In einem Café auf der Insel Palopo explodiert

eine Bombe (vier Tote); Abschaffung der indirekten Wahl des

Staatspräsidenten; (5. Juli) Erstmals direkte

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Präsidentschaftswahlen, bei der kein Kandidat die erforderliche

absolute Mehrheit erreicht; (9. September) ein Bombenanschlag

auf die australische Botschaft in Hauptstadt Jakarta forderte 11

Tote und über 150 Verletzte; (20. September) Der Herausforderer

und frühere General Susilo Bambang Yudhoyono siegt in der

Stichwahl gegen die bisherige Amtsinhaberin Megawati

Sukarnoputri.

26. Dezember 2004: Bei einem Seebeben westlich vor der Insel

Sumatra werden am (neben zehntausenden Menschen in

anderen Ländern) auch über 200.000 Einwohner Indonesiens

getötet (Stand: Mitte März 2005).

Politik

Die ehemalige niederländische Kolonie ist heute eine

Präsidialrepublik. Die Verfassung von 1945 sieht die

Gewaltenteilung vor. Nach dem Sturz Suhartos 1998 wurden

umfangreiche Reformen umgesetzt. Das Einkammerparlament

(Abgeordnetenhaus) hat 500 auf fünf Jahre gewählte

Abgeordnete (bis 2004 waren 38 davon vom Präsidenten

ernannte Militärs). Die beratende Volksversammlung, die früher

den Präsidenten wählte und übergreifende politische Themen

berät, besteht aus dem Abgeordnetenhaus, 135 Vertretern der

Provinzen sowie 65 Vertretern von Standesorganisationen und

kommt damit auf 700 Mitglieder.

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Präsident

Seit 2004 wird der Präsident direkt vom Volk gewählt. Erster

direkt gewählter Präsident wurde der frühere General Susilo

Bambang Yudhoyono. Der ehemalige Sicherheitsminister erhielt

bei der Stichwahl am 20. September 2004 fast 61 Prozent der

Stimmen. Er löst damit die bisherige Staatschefin Megawati

Sukarnoputri ab, die nur auf gut 39 Prozent kam. Schon beim

ersten Wahlgang am 5. Juli 2004 hatte der Ex-General die

meisten Stimmen erzielt, die absolute Mehrheit aber verfehlt.

Deshalb war eine Stichwahl gegen die zweitplatzierte Megawati

nötig geworden. Die Tochter von Republikgründer Sukarno war im

Sommer 2001 an die Staatsspitze gerückt, nachdem ihr

Vorgänger Abdurrahman Wahid aus dem Amt gedrängt worden

war.

Parteien

Indonesien hat ein Mehrparteiensystem mit einer großen Anzahl

von Parteien. Vorherrschende Partei unter Suharto war Golkar.

Ihr Einfluss ist weiterhin groß, aber nicht mehr dominant. Der

derzeitige Präsident Yudhoyono kandidierte bei der

Präsidentschaftswahl 2004 für die neu gegründete Demokratische

Partei, seine Vorgängerin und Kontrahentin Megawati für die PDI-

P.

Islam

Die weit überwiegende Mehrheit der Muslime in Indonesien grenzt

sich deutlich von den Terroristen ab. Der Islam in Indonesien ist

im internationalen Vergleich ausgesprochen liberal. Es bestehen

beträchtliche Freiräume für reformislamische Diskurse.

International angesehene Intellektuelle wie der ehemalige

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Staatspräsident Abdurrahman Wahid oder Nurcholish Majid, der

eine Zeit lang als Präsidentschaftskandidat im Gespräch war,

stehen repräsentativ für einen toleranten und aufgeklärten Islam.

Terroranschläge islamistischer Gruppen, etwa gegen

Touristenziele auf Bali in den Jahren 2002 und 2005 werden von

der großen Mehrheit der Bevölkerung verurteilt.Obwohl das

größte islamische Land der Welt seit langem als Brutstätte von

Terrornetzwerken gilt, begegnete die indonesische Regierung

dieser Gefahr bislang eher halbherzig. Die Kritik aus den ASEAN-

Nachbarländern sowie aus den USA und Australien, vor allem

aber die sich langsam durchsetzende Erkenntnis nach dem

Anschlag von Bali 2002, dass man es im eigenen Land mit

Terroristen zu tun hat, veranlassten die Regierung und einige

Fraktionen im Militär und der Polizei, entschlossener gegen die

islamistischen Milizen vorzugehen und sich daranzumachen, in

einer groß angelegten Ermittlungs- und Strafverfolgungsaktion

das Netzwerk der Jemaah Islamiyah zu zerschlagen. Außerdem

wurden ein Geldwäsche- und ein weit gefasstes Antiterrorgesetz

verabschiedet.

Armut

Über 30 % der insgesamt 241 Mio. Indonesier leben in Armut, 9

% davon in extremer Armut. Besonders in Großstädten wie

Jakarta gibt es ausgedehnte Slums. Auf Java gibt es etwa 1,7

Mio. Straßenkinder. Zahlreiche Slums in denen viele Menschen

unter erbärmlichen Bedingungen leben müssen, sind Zentren von

radikalen Islamisten die ein Teil der dortigen Bevölkerung für ihre

Ideen gewinnen konnten, was sich hin und wieder in anti-

amerikanischen Demostrationen äußert. Straßenkinder

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(vornehmlich Jungen) werden häufig von Radikalislamistischen

Gruppen aufgegriffen und landen in (illegalen) Schulen.

Administrative Gliederung

Indonesien ist derzeit in 33 Provinzen unterteilt, darunter zwei

(Aceh und Jogjakarta) Sonderregionen und die Stadt Jakarta als

Hauptstadtdistrikt. Die jüngste Provinz, Sulawesi Barat wurde erst

im Oktober 2004 errichtet und die indonesische Regierung plant

die Gründung weiterer Provinzen.

Wirtschaft

Indonesiens Wirtschaft basiert auf dem Prinzip der

Marktwirtschaft, wird an vielen Stellen aber von der Regierung

beeinflusst. Einige große Unternehmen sind in Staatsbesitz.

1997/1998 erschütterte eine Wirtschaftskrise verschiedene

Staaten in Ost- und Südostasien, wovon auch Indonesien stark

betroffen war (Asienkrise). Derzeit ist die indonesische Wirtschaft

aber einigermaßen stabil und hat eine Wachstumsrate von etwa 5

Prozent. Die indonesische Währung ist die Rupiah.Das

Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2004 3.500 USD pro Kopf,

jedoch lebt ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Fast die Hälfte der Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig.

Einige Exportprodukte sind Holzprodukte, Agrarprodukte (Reis,

Erdnüsse, Kakao, Kaffee, Palmöl, Fleisch), Textilien und

Mineralien. Außerdem gibt es einige attraktive Ziele für den

Tourismus, etwa auf Bali oder Flores.Indonesien ist Mitglied in der

Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), ist aber

mittlerweile zu einem Netto-Importeur von Erdöl geworden, da die

eigenen Vorkommen fast erschöpft sind. Weitere

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Mitgliedschaften: Internationaler Währungsfond,

Welthandelsorganisation, ASEAN.

Kultur

Die Nationalhymne Indonesia Raya wurde von Wage Rudolf

Soepratman komponiert. Typische indonesische

Musikinstrumente sind das Gamelan und Angklung. Ein

traditioneller Zeitvertreib ist das indonesische Schattenspiel

Wayang. Die Indonesische Kultur (Musik, Literatur, Malerei)

wurde im 9. und 10. Jahrhundert zuerst vom Buddhismus, und ab

dem 13. Jhd zunehmend vom Hinduismus geprägt. Eine weitere

hochentwickelte Kunst ist die Batik, die in Indonesien seit

Jahrhunderten beheimatet ist. In aufwendiger Technik werden

reiche Muster mit Blumen und Vogelmotiven, Spiralen und

phantasievoller Struktur entwickelt. Heute ist die Batik ein

Exportprodukt Indonesiens. Reis ist ein Grundnahrungsmittel, das

bis zu dreimal am Tag gegessen wird. Überall durchziehen

Reisterrassen das Land. Viele Mythen erzählen, daß der Reis ein

Geschenk des Himmels ist.

Umwelt

Der Regenwald Indonesiens gilt als der artenreichste weltweit.

Dennoch werden die Regenwälder Indonesiens so schnell

vernichtet wie in keinem anderen Land der Welt. Etwa 88 % des

Holzes stammen aus illegalem Einschlag. Dieser dramatische

Trend spiegelt sich auch im Zustand des Artenbestandes wider:

Indonesien hat derzeit die längste Liste an vom Aussterben

bedrohten Arten.

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Die Holzwirtschaft ist nur für einen Teil der Urwaldzerstörung

verantwortlich. Große Flächen werden gerodet und/oder

abgebrannt, um Bodenschätze zu gewinnen oder um

Agrarwirtschaft zu betreiben, vor allem Papier- oder Ölpalmen-

Plantagen. Beim Abbrennen der Wälder, insbesondere in Gebiten

mit viel Torf, entsteht starker Rauch der sich zeitweise auch auf

die Nachbarländer Malaysia, Singapur und Brunei erstreckt und

gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden anrichtet und zu

politischen Konflikten führt. Besonders stark und monatelang

anhaltend war der Rauch in den Jahren 1983/84, 1997/98 und

2005.

Die Humusschicht der gerodeten Flächen ist jedoch zu dünn, als

dass sie langfristig agrarwirtschaftlich genutzt werden könnte. So

wird auf dem ehemaligen artenreichen Regenwaldboden nur

einige Jahre angebaut, bevor er nutzlos und ausgelaugt

brachliegt. Meist siedelt sich dort dann das hartnäckige

Elefantengras an, das das Areal in eine ökologische Wüste

verwandelt. Den Bauern bleibt keine andere Möglichkeit, als

Regenwald für neue Anbauflächen zu roden.

Literatur

GEO Magazin, 6/86: Der Millionen-Umzug im Wettlauf mit der Zeit

(zum Transmigrasi-Problem)

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Weblinks

• Indonesische Botschaft in Berlin – Links zu indonesischen Regierungsstellen (englisch)

• Asean News Network (englisch, indonesisch) • Deutsche Botschaft in Jakarta • Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung • Watch Indonesia! • Website by Peter Loud (Kartenmaterial) (englisch) • Haus der Niederlande – Die niederländische Kolonialzeit • Indonesien – Reiseverzeichnis • Klaus Polak: umfangreiche Reiseberichte aus dem Inselstaat,

Biodiversität, Kultur • Das deutschsprachige Indonesien-Forum mit mehr als 32.000

Beitraegen • Indonesien-Fotos (Bali, Java, Flores, Sulawesi, etc.) • Indonesien-Magazin – monatlich erscheinendes Magazin • online Landkarten und Stadtpläne • Umfangreiches Indonesien-Lexikon • Menschenrechte in Indonesien - Asiatische

Menschenrechtskommission