Infoheft GfgE e.V. November 2009

28

Transcript of Infoheft GfgE e.V. November 2009

Page 1: Infoheft GfgE e.V. November 2009

...

Page 2: Infoheft GfgE e.V. November 2009

„Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Verse aus der Weihnachtsge-schichte des Evangelisten Lukas ma-chen Mut. Freude wird! – nicht Trauer, nicht Einsamkeit, nicht Angst und Ohn-macht.Die Freude ist geschenkt. Sie wider-fährt unverhofft und ist eine Reaktion auf etwas, das geschehen ist und für das niemand etwas tun musste. Das Geschehene ist wie ein Geheim-nis, das entdeckt und entfaltet wer-den will.Mit diesem Weihnachtsbrief wollen wir uns beteiligen an dem gemeinsa-men Suchen, Fragen, Entdecken. Wir wollen Freude teilen, die wir uns nicht nehmen lassen in diesen Zeiten.

Wir hatten uns sehr auf die Gottes-dienste in der Weihnachtszeit ge-freut. Die aktuellen Entwicklungen aber haben uns umdenken lassen.Bis zum 10. Januar feiern wir keine Präsenzgottesdienste und beteiligen uns so an der gesellschaftlichen Re-duktion von persönlichen Kontakten und Begegnungen.Das Aussetzen von Präsenzgot-tesdiensten gerade jetzt in der Weihnachtszeit ist eine harte Ent-scheidung, weil wir wissen, dass Gottesdienste Trost und Geborgen-heit geben und wir in ihnen die Botschaft von der Geburt Christi teilen.

Page 3: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Dieser Weihnachtsbrief ist kein Ersatz, sondern Ausdruck von Ver-bundenheit und Gemeinschaft in schwierigen Zeiten.Der Weihnachtsbrief ist auch Aus-druck von Freude, denn das weih-nachtliche Geheimnis macht Mut und weckt die Hoffnung auf einen guten Anfang und ein gutes Ende al-len Lebens. Gott kommt zur Welt, nimmt und gibt Anteil, so dass wir alle ein Teil Gottes werden.

„Friede auf Erden – bei euch und al-len Menschen!“So erzählen es die Geschichten von der Geburt Christi.

Darauf trauen wir, und das feiern wir.

Wir wünschen viel Vergnügen und – vielleicht – einige Entdeckungen mit diesem weihnachtlichen Brief.

Ihre

Friederike Kasack

Bertold Becker

Page 4: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Worte der Verheißungen

Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir.Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker;aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erstrahlt über dir.

Jesaja 60, 1-2

Darum wird Gott selbst Euch ein Zeichen geben:Seht, die junge Frau ist schwanger, und sie wird einen Sohn zur Welt bringen und sie wird ihm den Namen „Immanu-El“ - das bedeutet: Gott mit uns - geben. Jesaja 7,14

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seinen Schultern;Er heißt: Wunder-Rat, starker Gott, Ewig-Vater, Friede-Fürst, auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er‘s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Jesaja 9, 5-6a

Page 5: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Du, Tochter Zion, freue dich sehr,und du, Tochter Jerusalem, jauchze!Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer…Er wird Frieden gebieten den VölkernUnd seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum anderen,und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Sacharja 9,9-10

Er wird den Elenden im Volk Recht verschaffen und den Armen helfen.

Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit,und großer Friede wird sein, bis der Mond nicht mehr ist. Ps 72,4.7

Page 6: Infoheft GfgE e.V. November 2009

6

Jedes Mal, wenn zwei Menschen einander verzeihen, ist Weihnachten.Jedes Mal, wenn es Verständnis gibt für Kinder, ist Weihnachten.Jedes Mal, wenn ihr einem Menschen helft, ist Weihnachten.Jedes Mal, wenn ihr beschließt, ehrlich zu leben, ist Weihnachten.Jedes Mal, wenn Du glücklich bist, ist Weihnachten.Jedes Mal, wenn du einem anderen freundlich begegnest, ist Weihnachten.

Denn es ist geboren die Liebe. es ist geboren die Gerechtigkeit. es ist geboren die Hoffnung. es ist geboren die Freude.

Aus Brasilien

Page 7: Infoheft GfgE e.V. November 2009
Page 8: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Erzählerin:Es war einmal ... diese sehr alte Geschichte, die bis heute immer wieder geschieht...Eine sehr junge Frau wurde schwanger, un-gewollt, unerwartet und plötzlich...Oft steht hinter dieser Geschichte die Er-fahrung von Gewalt...Obwohl die Geschichte so klingt, als wäre es wie immer, ist dieses eine Mal alles an-ders ... und alles geht sehr gut aus. Es war einmal eine sehr junge Frau und die hieß Maria.

Maria: Ich hatte einen merkwürdigen Traum: `Ich werde schwanger – ich solle mich nicht fürchten. Alles wird gut.´ Das sagte der En-gel. Ich sehe ihn noch vor mir:

Engel 1:Maria, du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, der mit Gott verbunden ist.

Maria:Ich fragte den Engel: Wie kann das sein? Ich weiß von keinem Mann. Joseph und ich sind nicht verheiratet... Da ist nichts!

Engel 1:Die Kraft Gottes wird dich durchströmen. Leben wird in dir wachsen. In der Kraft des Heiligen wirst du deinen Sohn zur Welt bringen.

Er wird der Sohn aller Menschen genannt.Friede sei mit dir!

Maria:Ich kann euch sagen, dass mir ganz ko-misch wurde.

Erzählerin:Maria wird ungewollt schwanger. Und sie hat einen Freund, der heißt Joseph.Oft flüchten Männer, wenn sie hören, dass es eine ungewollte Schwangerschaft gibt ...aber in dieser Geschichte ist vieles anders.

Joseph:Ich bin Joseph. Ich liebe Maria. Ich bin mit ihr verlobt. Ich will sie heiraten. Doch sie wird schwanger, und ich weiß von nichts ... Ich gebe zu: Zuerst dachte ich daran, mich zu trennen. Ich wollte Maria nicht in Schande bringen, darum hätte ich mich einfach aus dem Staub gemacht ... aber ich träumte, und im Traum erschien mir ein Engel.

Engel 1: Joseph, fürchte dich nicht, mit Maria zu-sammenzubleiben.Das Leben in ihr ist heilig. Gott selber liegt es am Herzen. Pass auf Maria auf und lass sie nicht allein. Das Kind wird Euer Kind sein – mehr noch, es wird der Sohn aller Menschen.Friede sei mit dir!

Krippenspiel 2020

Page 9: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Erzählerin:Diese alte Geschichte wird auf einmal an-ders, und doch ist es noch wie immer:Geld regiert die Welt. Ein Kaiser, der die ganze Welt regieren will, brauchte Geld. Woher nehmen? Von seinen Bürgerinnen und Bürgern. Wer Geld hat, hat die Macht. Wer die Macht hat, hat das Sagen. Wer das Sagen hat, kann befehlen... Es ist diese alte Geschichte vom Herrschen und Dienen, vom Gewinnen und Verlieren, vom Reichsein und Armwerden ...

Soldat:Befehl des Kaiser Augustus: Für den Frieden des Großen Römischen Reiches soll sich jeder Bürger in Steuer-listen eintragen lassen. Jede gehe in seine Geburtsstadt und lasse sich registrieren.Wer dem Befehl nicht nachkommt, mit dem machen wir kurzen Prozess.

Erzählerin:Dem Gesetz von Macht und Geld sind auch Maria und Joseph unterworfen...Es ist wie immer ...

Maria:Joseph, wir müssen uns auf den Weg ma-chen, sonst verhaften sie dich noch, und ich stehe ohne Mann da...Das Kind braucht einen Vater – und ich brauche dich!

Erzählerin:Da machte sich auf auch Joseph aus Gali-läa, aus der Stadt Nazareth, in das judäi-sche Land zur Stadt Davids, die da heißt

Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem ver-trauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

Joseph:Das war hart, sag ich euch, in Bethlehem!Eine Herberge suchen – ohne Geld.Eine schwangere Frau und einen einfa-chen Handwerker wollte niemand aufneh-men – nicht umsonst! Wir hatten doch kein Geld!Wohin sollten wir gehen in einer Stadt, in der ich nur geboren war, aber sonst nie-manden kannte? Aber manchmal geschehen Zeichen und Wunder.

Wirt:Hey, ihr beiden, ihr seht so aus, als bräuchtet ihr Hilfe. Kommt, ich habe einen Stall im Hinterhof.Normal sind da die Tiere drin, aber heute ist hier nichts normal ...Die Hirten auf dem Felde bleiben in dieser Nacht draußen mit ihren Tieren.Also kommt und nehmt diese Herberge! Es ist zwar nur ein Stall, aber für diese Nacht müsste es gehen.

Erzählerin:Es ist eine alte Geschichte, wo Menschen eine Herberge suchen und nichts finden ...Auf der Insel Lesbos in Griechenland le-ben ganz viele Menschen, die nach Euro-pa geflohen sind. Auch junge Mütter mit ihren Kindern sind dabei.

Page 10: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Europa lässt sie dort im Dreck alleine.Die geflüchteten Menschen würden sich glücklich schätzen, hätten sie wenigstens einen Stall und ein festes Dach über dem Kopf ... Jetzt wohnen sie in Zelten.Und es sind sicher Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, und die hüten des Nachts ihre Herde.

Hirte 1:Es ist wie immer... Kalt und einsam.Wenn ich nicht meine Tiere hätte, wüsste ich nicht wohin.

Schaf: Mäh – mäh

Hirte 2:Eigentlich haben wir haben einen tollen, al-ten Beruf. War nicht David, der später zum berühmten König wurde, auch ein Hirte?Hat es David nicht allen gezeigt damals?Hat er nicht als kleiner Junge den Riesen Goliath besiegt. Mit seinem Stecken und Stab!

Schaf: Mäh – mäh

Erzählerin:In dieser Nacht, in der es so ist wie immer, wird es auf einmal hell – und die Dinge nehmen einen anderen Lauf:

Hirte 1:Ich sehe etwas dahinten... Ich sehe Sterne.Was ist das?

Engel 1:Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk gilt.

Engel 2:Euch ist heute der Heiland geboren!

Engel 3:Es ist Christus, der Herr, in der Stadt Da-vids.

Hirte 2:Der Messias? Der König der Welt?Einer wie David ist geboren?Einer, der den Römern zeigt, wo´s lang geht? Einer, der stark ist und Kraft hat?Da will ich hin!

Engel 1:Das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind, in Windeln ge-wickelt und in einer Krippe liegen.

Hirte 3:Ein König in einem Stall? Ein Starker als schwaches Kind? Was ist hier los? Ich ver-stehe die Welt nicht mehr.

Erzählerin:Da aber wurde der ganze Himmel voller Engel. Die lobten Gott und sprachen:

Engel 1:Ehre sei Gott in der Höhe!

Engel 2:Friede auf Erden!

Page 11: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Engel 3:Allen Menschen ein Wohlgefallen!

Erzählerin:Es wurde Licht. Und es wurde hell.Und auf einmal war alles anders als sonst:

Die Hirten machen sich auf ... Das Licht führt sie nach Hause, zu ihrem Stall.Sie finden Maria und Joseph und das Kind in der Krippe.

Hirte 1: Friede sei mit euch. Wir hatten eine Erscheinung. Wir sehen etwas, das ihr nicht seht: Wir sehen in eurem neugeborenen Kind einen neuen König, geboren bei uns zu Hause!

Hirte 2: Wir sehen euch – und das schwache Kind. Wir fühlen in der Schwachheit die Kraft,in der Ohnmacht die Stärke, in der Armut den Reichtum!

Hirte 3: Wir verkünden euch eine große Freude, die allem Volk, der ganzen Welt gilt!Bei uns ist heute der Heiland geboren:Herrschaft ohne Knechtschaft!Macht der Welt – ohne Geld!Frieden euch und der ganzen Welt!

Erzählerin:Die Kunde, dass nun alles anders ist, ob-wohl es so scheint, als bliebe es, wie es ist, verbreitete sich im ganzen Land.

Wie eine geheime Botschaft ging sie um die Welt. In alle vier Himmelsrichtungen verbreitete sich die Botschaft, dass die hei-lige Kraft Gottes in einem Menschenkind geboren ist.

Sterndeuterin 1:Ich sehe einen Stern.Ein Licht ohne Schatten!Einen Glanz, der die Erde berührt!Lebenslicht!

Erzählerin:Da machten sich auf auch die Sterndeute-rinnen und Sterndeuter. Von Norden, Osten, Süden und Westen kamen sie.Licht wies ihnen den Weg.

Sterndeuterin 2:Seht ihr das Licht dort stehen, es ist nur halb zu sehenund ist doch hell und klar.Es sind so manche Sachen,die wir zuerst belachen,am Ende kraftvoll wunderschön.

Sterndeuterin 3:Ein helles Licht in dunkler Nacht:Hoffnung in die Welt gebracht.Dass es nun anders wird auf Erden!Licht und Frieden soll hier werden.

Sterndeuter 4:Weil wir neues Leben suchen,folgen wir dem Stern,bringen euch vom frischen Kuchen,kommen zu euch gern.

Page 12: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Sterndeuterin 2:Hier finden wir das Heil der WeltDas alles Leben neu erhält.In der Schwachheit liegt die StärkeSeine Kraft ist nicht die HärteEr tritt ein für neue WerteAlte Macht er nicht verehrte.

Sterndeuterin 3:Frieden bringen wir und SegenSoll euch begleiten auf euren WegenDer Segen wird für alle seinNiemand ist dafür zu klein.In diesem Kind hat es begonnenUnd uns alle mitgenommen

Sterndeuterin 4:Dieser Frieden ist auf ErdenMit Liebe wird er kraftvoll werden.Alle Gewalt hat nun ein Ende.Wir stehen an einer Lebenswende.Sie gilt dir und dir und mir:Geboren ist der Heiland hier!

Alle:

Die Nacht ist vorgedrungen,der Tag ist nicht mehr fern!So sei nun Lob gesungendem hellen Morgenstern!Auch wer zur Nacht geweinet,der stimme froh mit ein.Der Morgenstern bescheinetauch deine Angst und Pein.

Dem alle Engel dienen,wird nun ein Kind und Knecht.Gott selber ist erschienenzur Sühne für sein Recht.

Wer schuldig ist auf Erden,verhüll nicht mehr sein Haupt.Er soll errettet werden,wenn er dem Kinde glaubt.

Die Nacht ist schon im Schwinden,macht euch zum Stalle auf!Ihr sollt das Heil dort finden,das aller Zeiten Laufvon Anfang an verkündet,seit eure Schuld geschah.Nun hat sich euch verbündet,den Gott selbst ausersah.

Frohe Weihnachten!

Page 13: Infoheft GfgE e.V. November 2009

WeihnachtsWunsch

Dass wir das Geheimnis der Weihnachtnicht nur mit dem Verstandzu fassen versuchen,sondern dass ein Hauchkindlichen Glaubens und Vertrauensin uns aufbreche,der unsere Herzen hell werden lässt.

Noch manche Nacht wird fallenauf Menschenleid und -schuld.Doch wandert nun mit allender Stern der Gotteshuld.Beglänzt von seinem Lichte,hält euch kein Dunkel mehr,von Gottes Angesichtekam euch die Rettung her.

Frohe Weihnachten!

Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.Der sich den Erdkreis baute,der lässt den Sünder nicht.Wer hier dem Sohn vertraute,kommt dort aus dem Gericht.

Jochen Klepper 1938

Page 14: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Damals, zu derselben Zeit, befahl Kaiser Augustus, im ganzen rö-mischen Reich eine Volkszählung durchzuführen.Es war die erste Volkszählung. Sie fand statt, als Quirinius in Syrien regierte.

Da machten sich alle auf, um sich in die Steuerlisten eintragen zu lassen –jeder in seine Heimatstadt.

Auch Josef ging von der Stadt Na-zaret in Galiläa hinauf nach Judäa. Sein Ziel war die Stadt Davids, die Betlehem heißt. Denn er stammte aus dem Königshaus und der Familie Davids.In Betlehem wollte er sich eintragen lassen zusammen mit Maria, seiner Verlobten. Maria war schwanger.

Während sie dort waren, kam die Zeit der Geburt. Maria brachte ihren ersten Sohn zu Welt. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe. Denn sie hatten in der Herberge keinen Platz gefunden.

In der Gegend von Betlehem waren Hirten draußen auf den Feldern. Sie hielten in der Nacht Wache bei ihrer Herde.

Auf einmal trat der Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie. Die Hirten er-schraken und bekamen große Angst.

Der Engel sagte zu ihnen: „Habt keine Angst!Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im ganzen Volk wird große Freude herrschen.Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter ge-boren worden:Er ist Christus, der Herr.

Und dies ist das Zeichen, an dem ihr das alles erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden. Es ist in Windeln gewi-ckelt und liegt in einer Futter-krippe.“

Page 15: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Plötzlich war der Engel umgeben vom ganzen himmlischen Heer der Engel. Die lobten Gott und riefen:

„Gottes Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe! Und sein Friede kommt auf die Erde zu den Menschen, denen er sich in Liebe zuwendet!“

Die Engel verließen die Hirten und kehrten in den Himmel zurück.

Da sagten die Hirten zueinander:„Kommt, wir gehen nach Betlehem und sehen uns die Geschichte an, die uns der Herr gerade erklärt hat!“

Die Hirten liefen hin, so schnell sie konnten. Sie fanden Maria und Josef und das neugeborene Kind, das in der Futter-krippe lag.

Als sie das sahen, erzählten sie, was ihnen der Engel über dieses Kind ge-sagt hatte. Alle, die es hörten, staun-ten über das, was ihnen die Hirten berichteten.

Aber Maria prägte sich alle ihre Wor-te gut ein und dachte viel darüber nach.

Die Hirten kehrten wieder zurück. Sie priesen und lobten Gott für das, was sie gehört und gesehen hatten.Es war alles genau so, wie es ihnen der Engel gesagt hatte.

(Text Basisbibel)

Page 16: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Ich steh an deiner Krippen hier,o Jesu, du mein Leben;ich komme, bring und schenke dir,was du mir hast gegeben.Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,Herz, Seel und Mut, nimm alles hinund lass dir‘s wohlgefallen.

Da ich noch nicht geboren war,da bist du mir geborenund hast mich dir zu eigen gar,eh ich dich kannt, erkoren.Eh ich durch deine Hand gemacht,da hast du schon bei dir bedacht,wie du mein wolltest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht,du warest meine Sonne,die Sonne, die mir zugebrachtLicht, Leben, Freud und Wonne.O Sonne, die das werte Lichtdes Glaubens in mir zugericht‘,wie schön sind deine Strahlen!

Page 17: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Ich sehe dich mit Freuden anund kann mich nicht satt sehen;

und weil ich nun nichts weiter kann,bleib ich anbetend stehen.

O dass mein Sinn ein Abgrund wärund meine Seel ein weites Meer,

dass ich dich möchte fassen!

Eins aber, hoff ich, wirst du mir,mein Heiland, nicht versagen:dass ich dich möge für und für

in, bei und an mir tragen.So lass mich doch dein Kripplein sein;

komm, komm und lege bei mir eindich und all deine Freuden.

Text: Paul Gerhardt 1653Melodie: Johann Sebastian Bach 1736

Page 18: Infoheft GfgE e.V. November 2009

„Ich steh an deiner Krippe hier – in ernstes Moll hat Johann Sebastian Bach das Lied Paul Gerhardts gesetzt. Auf die-se Weise hat er versucht, den Inhalt in Musik zu gießen: kein liebliches Kind, keine singenden Engelschöre, kein ein-faches Krippenspiel. Vielmehr Konfron-tation mit mir selbst in der Begegnung mit diesem Neugeborenen.Nicht in Bethlehem steht Gottes Krippe. Hier steht sie, bei uns, bei mir. Vor mir steht sie, vielmehr stehe ich vor ihr.

Ich steh an deiner Krippe hier – ganz im Gegensatz zu anderen Weihnachts-liedern muss ich mich, um dem Neu-geborenen in der Krippe zu begegnen, nicht mit den Hirten oder den Weisen aus dem Morgenland identifizieren. Ich muss mich nicht erst in sie hineinden-ken, um teilzuhaben an dem Wunder der Weihnacht. Nein – ich bin bereits ergriffen von dem, was da geschieht – ich stehe da als heutiger Mensch, mit meiner Lebensgeschichte, mit meinen Möglichkeiten, Gott zu finden. Es ist mein Herz, mein Geist und Sinn, es geht um mich.“(Meditation zu dem Lied: Ich steh an deiner Krippe hier, Verfasserin und Quelle dem Au-tor nicht bekannt)

Die alte Erzählung des Evangelisten Lu-kas nimmt uns mit hinein mit ihren Bil-dern und Personen. Sie fragt nach dem,

was uns bestimmt und ausmacht – und sie fragt, wo mein Herz ist – und mein Geist und Sinn …

Die Weihnachtsgeschichte beginnt (wie das Lied) tatsächlich in Moll, denn „in jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, dass sich der ganze Weltkreis registrieren lassen sollte.“ – in Steuerlis-ten eintragen. Jedermann sollte erfasst werden. Was die Welt bestimmt, war-um sich jeder aufmachen und in Bewe-gung setzen muss, liegt nicht am Stern von Bethlehem. Nein, es liegt an dem, was und wer die Welt regiert: Geld und Macht und das Gesetz des Starken vor dem Schwachen. Die Steuer war eine Art Kopfpauschale, die jeder zur Gesundung des römischen Reiches zu zahlen hatte. Der Kaiser in Rom betrachtete den Kopftribut, die Kopfsteuer (tributum capitis) als Kon-sequenz der Eroberung von Völkern. Sie machte unmissverständlich klar, welchem Herren die Unterworfenen zu Eigen waren. Die Kopfsteuer war die Anerkennung der Herrschaft des Kaisers über die Menschen, über alle – und al-les. Urbi et Orbi!Die „Pax Augusta“ können wir uns nicht umfassend genug vorstellen. Kaiser Au-gustus - der auf jeder Münze seines Rei-ches abgebildet war und sich gottgleich verehren ließ - rühmt sich in einem Be-richt über seine Taten folgendermaßen:

Weihnachtspredigt Pfarrer Bertold Becker

Page 19: Infoheft GfgE e.V. November 2009

„Kriege zu Wasser und zu Lande gegen innere und äußere Feinde habe ich auf dem ganzen Erdkreis oft geführt …“ Friede hieß in diesem Zusammenhang ein durch Siege und Unterwerfung ge-festigter Friede – durch die Kopfsteuer hinein in jedes Haus.Es gilt das Gesetz der Starken über die Schwachen – und Geld regiert die Welt!

Ich steh an deiner Krippe hier – das Lied, die Geschichte beginnt in Moll – und in sie hinein sind wir verwoben. Denn auch heute wird unser Frieden erhalten durch Kriege, die woanders ge-führt werden. Es ist noch nicht lange her, da retteten Unsummen der Regierenden das Geld-system der Banken – und das Welternäh-rungsprogramm der Vereinten Nationen muss um Spenden betteln …Es scheint, als sei jeder diesem Geldver-mehrungssystem unterworfen… Wir leiden darunter und fühlen uns ohn-mächtig und ratlos, aber wir profitieren auch davon und sind noch die Nutznie-ßer … Wie geht diese Geschichte wei-ter?

„Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Joseph aus Ga-liläa, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger, und es kam die Zeit, da sie gebären sollte.“Maria und Joseph sind wie wir dem Ge-setz der Welt unterworfen.

Maria aber ist schwanger. Sie trägt et-was in ihrem Leibe, was sich offensicht-

lich diesen Gesetzen der Welt entzieht. – Ihre Schwangerschaft führt uns an den Beginn des Lebens und verweist auf das, was unser Leben bestimmt, was uns aus-macht, was unser Lebensgrund ist. Ihre Schwangerschaft ist mit dem Sym-bol der Jungfrau in ein anderes Licht gestellt: Das, was jetzt kommt, ist nicht den Zweideutigkeiten des Lebens unter-worfen: Nicht Zärtlichkeit und Gewalt, Liebe und Schmerz, Stärke und Schwä-che, das, worum es jetzt geht, erscheint rein, unverfälscht, und überschreitet den Alltag der Welt.Mit dem Symbol der Jungfrau deutet sich an, dass es etwas gibt, zu dem ich nichts tun muss, das mir zuteil wird ohne Voraussetzung. Es geschieht und vollzieht sich an mir, einfach so…Ich steh an deiner Krippe hier: ich bin beteiligt, weil es Gott ist, der mir vor-aussetzungslos begegnet. Gott kommt überraschend – ohne Zutun – es liegt nicht an meinem Vermögen – Diese Geburt stellt mein Leben auf einmal in einen ganz anderen Zusammenhang … und in eine ganz andere Bestimmung.

„Und sie gebar ihren ersten Sohn…“ - das, was unsere Bestimmung ausmacht, ist nichts, was uns fremd ist. Es ist unser Fleisch und Blut, ist „mir zu eigen gar“. Gottes Bestimmung begegnet mir als Menschenbruder, als Erstgeborener – der, der den Weg vorausgeht und berei-tet, der, in dessen Fußstapfen ich treten darf ...Das, was uns bestimmt, ist ein Teil von uns – „da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren …“

Page 20: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Es ist ein innerer Prozess der Gottesbe-gegnung, der Neuwerdung und Verän-derung, der sich hier mit dem Bild der Geburt andeutet und vollziehen will. Gott begegnet uns, rein und unver-fälscht, jenseits der Gesetze der Welt. Wie können wir ihm begegnen und sei-ner Geburt entsprechen?

„… und wickelte ihn in Tücher und leg-te ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“

„und wickelte ihn in Tücher“ - Die Gottesbegegnung braucht die Um-hüllung. Das, worum es geht, wird nicht unverhüllt und direkt gesagt. Gott begegnen wir nicht von Angesicht zu Angesicht, auch, wenn wir uns das manchmal wünschen. Wir müssen den Sohn Gottes umhüllen, ihn umkleiden mit unserem Stoff – mit unseren Lebensbahnen. Der Erstgebore-ne braucht unsere Lebensgeschichten, in den wir ihn mit hineinnehmen und verwickeln … Die Lebensgeschichten, die wir hier an der Krippe erzählen können, sind unse-re Geschichten von Verletzungen, von Nacktheit und Blöße. Es bedarf an der Krippe nicht unserer lang eingeübten Heldengeschichten, die davon berichten wie gut wir sind und wie wir alles im Griff haben. Das Kind in der Krippe macht uns unse-rer Verletzlichkeiten bewusst. Sie haben endlich ein Gegenüber gefunden, bei dem sie willkommen sind. Sie dürfen ihn, unseren erstgeborenen Bruder so-gar umkleiden und mit ihm eine Verbin-dung eingehen …

„Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne“

„… und legte ihn in eine Krippe …“

Die Krippe ist ein Ort, an dem ich so sein kann wie ich bin. Das Gefühl von Heimat, von zu Hause sein, verbinden wir mit Weihnachten. Wir brauchen uns nicht verstellen, können aufatmen – endlich Pause von allem … zu Hause sein. Das, was uns an Weihnachten anrührt, ist das Gefühl, aufgehoben zu sein, an-genommen und in unserer Schutzlo-sigkeit und Nacktheit von Gott selbst umhüllt zu sein.

„… und legte ihn in eine Krippe …“

Um was es aber auch geht, ist mehr als meine eigene Geschichte. „Ich steh an deiner Krippe hier“ – Gott begegnet mir als Gegenüber, als die Verbindung zum anderen Menschen, der wie ein Neu-geborenes meine Nähe, meine Acht-samkeit und meine Stille braucht. Das Neugeborene öffnet mich, es erinnert mich an meine Schwäche und lädt mich ein, das zu tun, was ich, was wir zum Leben brauchen. Es führt uns zu dem, was das Leben eigentlich bestimmt: Der neugeborene Heiland lädt mich ein, in-nezuhalten, zu staunen und zu lieben: Den anderen umhüllen, ihm Anteil ge-ben an meinem Leben, ihm Raum ge-ben. „Der Christus im Anderen ist immer stärker als der der in eigenen Seele“, sagt Dietrich Bonhoeffer.

Page 21: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Der neugeborene Heiland lädt uns ein, das Nächstliegende zu tun, das, was un-sere Bestimmung ausmacht: zu lieben und geliebt zu werden.Wenn wir uns zu Weihnachten etwas schenken, ist es das, was wir damit zei-gen wollen. Es geht nicht um den ma-teriellen Wert oder darum, genau das Richtige getroffen zu haben. Wir schen-ken etwas, weil wir dem anderen zeigen wollen: Dich mag ich, ich brauche dich in meinem Leben, du bist mir unendlich viel wert – mehr als jedes Geschenk …

„… und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge …“

Um zu tun, wozu wir berufen sind, um zu lieben und geliebt zu werden, um Gott unter uns wohnen zu lassen, be-darf es keines besonderen Raumes. Weihnachten kommt – und Gott wird geboren, so wie wir gerade sind: Dazu müssen wir unsere Räume nicht glanz-voll geschmückt haben, nicht alles ge-putzt oder aufgeräumt haben. Da kann auch was liegen bleiben, wir müssen nicht perfekt sein. Die Unfertigkeit der Welt ist Gottes Geburtsort, und ich füh-le mich auf einmal zu Hause, weil ich sein darf, wie ich bin: unfertig, auch nackt und bloß - aber verwandt mit dem Erstgeborenen der Liebe. In seine Fuß-stapfen darf ich treten.

Kein Raum in der Herberge: „Ohne Raum“, „ohne Ort“ – das griechische Wort hierfür lautet: „u Topos“ – Utopie! Kein Raum in der Herberge – Mit der Geburt ohne Raum in der Herberge er-

öffnet sich eine neue Utopie, eine Le-bensmacht, die mehr ist und anders als die Welt des Kaiser Augustus. Frieden auf Erden – und Gerechtigkeit unter den Völkern. In dieser Sehnsucht finden wir unsere Heimat. Ich bin zu Hause, weil ich so sein darf, wie ich bin, und alle anderen auch so sein dürfen, wie sie sind, und uns etwas verbindet, das mehr ist als wir selbst – Gottes Kraft der Liebe schafft einen Raum, der unse-re Heimat begründet. Mehr noch, sie hat – ohne Ort - Gestalt gewonnen – in Christus, unserem Erstgeborenen Men-schenbruder der Liebe.

„Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen, und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen …“

„Und alsbald waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.“

Warum erfahren zu allererst die Hirten von der Geburt des Heilandes der Welt?Die Geburt Jesu – so erzählt es die Ge-schichte, geschah in der Nacht. Wenn die „Kaiser Augustus“ herrschen und wir mitten drin sind, dann ist es Nacht. Die Geburt Jesu hätte auch am Tag passieren können – eine Welt, die sich um Geld, Macht und Gewalt dreht, in der der Starke sich gegenüber dem Schwachen durchsetzt und jeder sich mit einem Kopfgeld dem System unter-wirft, ist umnächtigt. Die Hirten hüten die Schafe, heißt es, sie passen auf, dass die Schwachen,

Page 22: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Schutzlosen nicht von den Starken, den Wölfen gefressen werden.Die Hirten hüten – im Bild gesprochen – eine alte Utopie: Dass das Gesetz der Welt, der Kampf des Überlebens, in der der Starke siegt und der Schwache ver-liert, durchbrochen ist – nicht mehr gilt. Die Hirten stehen für das Geheimnis eines Friedens, der die Natur und Welt umfasst, in der die Wölfe bei den Läm-mern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern.Als Hüter dieser Utopie halten sie den Traum eines anderen Lebens wach!

„Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie, und sie fürchteten sich sehr.“

Das Neue aber bedarf der Furcht nicht. Die Welt des Kaiser Augustus ist durch-brochen.„Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkün-dige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Chris-tus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“Und alsbald war da die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei euch und den Menschen!“

Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Frohe Weihnachten!

Page 23: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Dies ist der Tag, den Gott gemacht,sein werd in aller Welt gedacht;ihn preise, was durch Jesus Christim Himmel und auf Erden ist.

Die Völker haben dein geharrt,bis dass die Zeit erfüllet ward;da sandte Gott von seinem Throndas Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

Wenn ich dies Wunder fassen will,so steht mein Geist vor Ehrfurcht still;er betet an und er ermisst,dass Gottes Lieb unendlich ist.

Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt,den Tag der heiligsten Geburt;und Erde, die ihn heute sieht,sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!

Christian Fürchtegott Gellert 1757

Page 24: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Sterne der Weihnacht, mit schimmerndem Schein

strahlet die Liebe den Herzen ein!

Glocken der Weihnacht, mit jubelndem Schallkündet Versöhnungden Menschen all!

Engel der Weihnacht,mit himmlischem Mund

tuet der Erde den Frieden kund!

Kindlein der Weihnacht mit göttlicher Hand

segne die Völkervon Land zu Land.

Anton Müller (1870-1939)

Page 25: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Hättest du der Einfalt nicht,

wie solltedir geschehn,

was jetztdie Nacht erhellt?

Sieh, der Gott,

der über Völkern grollte,

macht sich mildund kommt

in dir zur Welt.

Hast du dirihn

größervorgestellt?

Rainer Maria Rilke

Page 26: Infoheft GfgE e.V. November 2009

Außer Caspar, Melchior und Baltha-sar hatte sich auch ein vierter König aus dem Morgenland auf den Weg ge-macht, um dem Stern zu folgen, der ihn zu dem göttlichen Kind führen sollte. Drei wertvolle rote Edelsteine hatte er eingesteckt und mit den drei anderen Königen einen Treffpunkt vereinbart. Aber unterwegs lahmte sein Reittier. Er kam nur langsam vo-ran, und als er bei der hohen Palme eintraf, war er allein. Nur eine kurze Botschaft, in den Stamm des Baumes geritzt, teilte ihm mit, dass die ande-ren ihn in Bethlehem erwarten wür-den. Er ritt weiter, tief versunken in seinen Träumen. Plötzlich entdeckte er am Wegesrand ein Kind, das wein-te bitterlich und blutete aus mehre-ren Wunden. Voller Mitleid nahm er das Kind auf sein Pferd und ritt zu-rück in das Dorf, durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus sei-nem Gürtel nahm er einen Edelstein und vermachte ihn dem Kind, damit dessen Leben gesichert war. Doch dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach dem Weg, denn den Stern hatte er aus den Augen verloren … Eines Tages erblickte er den Stern wieder, eilte ihm nach und wurde von ihm durch eine Stadt geleitet. Ein Leichenzug begegnete ihm. Hin-

ter dem Sarg ging eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern. Ihr Mann, der Vater der Kinder, wurde da zu Grabe getragen. Der vierte König sah sofort, dass nicht allein die Trauer um den Toten ihren Schmerz hervorrief. Die Familie war in Schulden geraten, und vom Grabe weg sollten die Frau und die Kinder als Sklaven verkauft werden. Der vierte König nahm den zweiten Edelstein, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war, aus seinem Gürtel. „Bezahlt, was ihr schuldig seid, und kauft euch Haus und Hof und Land, damit ihr ein Zu-hause habt!“ Er wendete sein Pferd und wollte dem Stern entgegen reiten - doch dieser war erloschen. Sehn-sucht nach dem göttlichen Kind und tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er dem Ruf untreu geworden? Würde er sein Ziel nie erreichen? Eines Tages leuchtete der Stern wieder auf und führte ihn durch ein fremdes Land, in dem ein Krieg wü-tete. In einem Dorf hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie grausam zu töten. Die Frauen schrien und Kinder wimmerten. Grauen packte den König, Zweifel stiegen in ihm auf. Er hatte nur noch den einen Edelstein - sollte er denn mit leeren Händen vor dem König der Menschen erscheinen? Doch dies Elend war so groß, dass er nicht

Die Legende vom vierten König

Page 27: Infoheft GfgE e.V. November 2009

lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung rettete. Müde und traurig ritt er wei-ter. Sein Stern leuchtete nicht mehr. Jahrelang wanderte er. Zuletzt zu Fuß, da er auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier einem Schwachen, pflegte dort einen Kranken. Keine Not blieb ihm fremd. Eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu, als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff, eine Galee-re, verschleppt werden sollte. Der vierte König, der nichts mehr hatte als sich selbst, flehte um den armen Menschen und bot schließlich an, anstelle des Unglücklichen als Galee-rensklave zu arbeiten. Stolz bäumte er sich noch einmal auf, als er in Ketten gelegt wurde. Jahre vergingen. Er vergaß, sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper geworden. Doch irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf. Und was er nie zu hoffen gewagt hatte, ge-schah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder; an der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als er aufgebrochen war, um den Kö-nig aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn: „Schnell! Schnell!“ Sofort brach er auf, er kam an die

Tore einer großen Stadt. Aufgeregte Gruppen von Menschen rissen ihn mit, hinaus vor die Mauern. Angst schnürte ihm die Brust zusammen. Er ging einen Hügel hinauf, auf dem oben drei Kreuze ragten. Der Stern, der ihn einst zu dem Kind hatte füh-ren sollen, blieb in der Mitte über dem Kreuz stehen, leuchtete noch einmal auf und war dann erloschen. Ein Blitz warf den müden Greis zu Boden. „So muss ich also sterben“, flüsterte er in plötzlicher Todesangst, „sterben, ohne dich gesehen zu ha-ben? Bin ich also vergeblich wie ein Pilger durch die Städte und Dörfer ge-zogen, um dich zu finden, Herr?“ Sei-ne Augen schlossen sich. Die Sinne schwanden ihm. Da aber traf ihn der Blick des Menschen am Kreuz, ein Blick von unaussprechlicher Liebe und Güte. Vom Kreuz herab hörte er eine Stimme: „Du hast mich getrös-tet, als ich jammerte, und gerettet, als ich in Lebensgefahr war; du hast mich gekleidet, als ich nackt war!“ Ein Schrei durchbebte die Luft - der Mann am Kreuz neigte sein Haupt und verstarb. Der vierte König erkannte in diesem Augenblick: Dieser Mensch ist der König der Welt. Ihn habe ich gesucht in all den Jahren. Er hatte ihn also nicht vergebens gesucht, am Ende hatte er ihn doch gefunden.

(nach einer alten russischen Legende)

Page 28: Infoheft GfgE e.V. November 2009

28 Gemeinschaft

Standardüberschrift Times Regular 18 Pt

Unterüberschrift Times Bold12 Pt

Standardtext Times Regular 10 Pt

O du fröhliche, o du selige,gnadenbringende Weihnachtszeit!Welt ging verloren, Christ ist geboren:Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige,gnadenbringende Weihnachtszeit!Christ ist erschienen, uns zu versühnen:Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige,gnadenbringende Weihnachtszeit!Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:Freue, freue dich, o Christenheit!

Ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest!