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> Ausblick: Gamescom > Rückblick: Filmkongress > Dreharbeiten in NRW Informationen aus NRW Ausgabe 4/2012 Film und Medien NRW

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> Ausblick: Gamescom > Rückblick: Filmkongress> Dreharbeiten in NRW

Informationenaus NRWAusgabe 4/2012Film

undMedienNRW

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FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW

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AB 23. AUGUST

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 3

Editorial Der August ist Spielezeit in NRW. Die weltweit größte Messe für Computerspiele Ga-mescom öffnet zwischen dem 15. und 19. August in Köln ihre Türen und erwartet auchin diesem Jahr über 275.000 Besucher, die sich über die neuesten Trends informierenund vor allem die neuesten Spiele ausprobieren möchten. Einer dieser Trends, der sichschon im letzten Jahr abzeichnete, ist der Boom der Mobile Games, dem die Messe ei-ne neue Ausstellung, die Mobileworld, widmet. Mit der Games Developer Conference,dem Gamescom Congress, dem Games Award und nicht zuletzt dem Videoday, demgrößten YouTuber-Treffen Europas, kommen Fachleute und Spielefans ganz sicher vollauf ihre Kosten. Das Medienland NRW ist übrigens wieder mit einem Stand vertreten,mit dem wir auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Mediencluster NRW, dem AV-Gründerzentrum und der GDI Game Development Initiative Ruhr einen Treffpunktfür die Branche anbieten.

Im aktuellen Magazin sprechen wir mit Katharina C. Hamma, der Geschäftsführerinder Koelnmesse, und Maximilian Schenk, dem Geschäftsführer des BranchenverbandsBIU, über die neuen Entwicklungen der Branche und zeigen, wie sich die Gamer ge-gen Raubkopien wehren. Die Publisher sind nämlich deutlich rigoroser im Schutz ihrerProdukte als die Vertreter der Filmwirt-schaft. Vor allem aber möchten wir Ihnenjunge Gamesfirmen aus NRW vorstellen,die beweisen, dass NRW völlig zurecht alsHochburg der Entwickler gilt. Alle siebenjungen Firmen erhielten übrigens inzwi-schen Entwicklungsunterstützung ausdem Filmstiftungsförderprogramm für in-novative, audiovisuelle Inhalte und sitzenderzeit an Piloten für neue Formate, die sievielleicht schon im nächsten Jahr auf derGamescom präsentieren können. Dasneue Förderkonzept zeigt, dass es nicht im-mer große Summen braucht, um Unter-nehmen und Kreativen Starthilfe für dieEntwicklung ihrer Ideen geben zu können.

Ein ähnliches Programm haben wir dennauch beim Internationalen Filmkongress, dessen Diskussionen Sie im Magazin nocheinmal nachlesen können, vorgestellt. Mit einem kleinen Fördertopf für innovativesEntertainment wollen wir kreative Fernsehmacher aus NRW bei der Entwicklung neu-er Formate unterstützen. Angesichts der Tatsache, dass die Entertainmentbranche aufder Suche nach neuen Impulsen ist, haben wir für diese Idee große Aufmerksamkeitbekommen.

Ebenfalls auf dem Medienforum.NRW verkündete Ministerpräsidentin HanneloreKraft das Innovationsprogramm Digitale Medien. Hier stehen in den kommenden Jah-ren bis zu zehn Millionen Euro für die Digitalwirtschaft in NRW zur Verfügung. Hiergeht es dann um Themen wie Creative Technologies, Digital Business, Werbung undMarketing, Games und Interactive Media, Mobile Media, Internet, Web 2.0 und SocialMedial. Weitere Informationen können Sie unter www.medien.nrw.de abfragen.

Was uns gerade noch beschäftigt? Wir stecken mitten in den Vorbereitungen für die 11.Verleihung des Gerd Ruge Stipendiums für jungen Dokumentarfilm. Wir freuen unsauf die Film-Messe Köln und auf Locarno, wo wieder vier Filme aus NRW gezeigt wer-den. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen aber unsere eigene Reihe FilmSchau-Plätze, in der wir noch bis zum 25. August wieder außergewöhnliche Filme an außerge-wöhnlichen Orten präsentieren. Da gilt es Daumendrücken, dass der Sommer die Kur-ve noch kriegt und all die tollen Open Air-Kinoevents in NRW ihre Filme nicht vornassen Stuhlreihen und unter Regenschirmen zeigen müssen.

Gutes Wetter wünsche ich nicht zuletzt den Teams von Jim Jarmusch, „Only LoversLeft Alive" (Pandora Film), Lars von Trier, „Nymphomaniac" (Zentropa Internatio-nal) und Philip Stölzl, „Medicus" (Ufa Cinema) und allen anderen, die in den kommen-den Wochen hier arbeiten. Auch wenn die Drehs zu großen Teilen in den Studios statt-finden, ist NRW bei Sonne einfach besser.

Ihre

Petra MüllerGeschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW

Meldungen

Branche, Festivals, Kinos, Preise > 4

Unter freiem Himmel > 7Open Air-Kinos in NRW

Auf dem Sprung > 8Die Seite für den Filmnachwuchs inklusiveeines Porträts der Produktionsfirma Ester.Reglin.Film

Trendbarometer > 10dmexco (18.-19.09.) in Köln

MEDIA > 10Studie über das Zuschauerverhalten der Kinobesucher

Gamescom 2012

Spiele für unterwegs > 13Interview mit Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse, und Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU

Neue Modelle gegen Piraterie > 14Wie sich die Gamesbranche gegen Raubkopien wehrt

Jung, dynamisch und wirklich erfolgreich Porträts junger Games-Entwickler in NRW

RockAByte, Köln > 15

Bigitec, Bonn > 16

Novacore, Mülheim an der Ruhr > 17

Kaasa Solutions, Düsseldorf > 18

rühl::gameconsult, Eitorf > 19

Nevigo, Bochum > 20

Ed Venture Studios, Oberhausen > 21

Internationaler Filmkongress > 22Ein Rückblick auf die Panels (Filmpolitik, Digitale Distribution, Entertainment, New Content und Crowdfunding) sowie die Filmparty der Film- und Medienstiftung NRW

Made in NRW

Filmemachen in Grün > 28Nachhaltigkeit bei Filmproduktionen

Dreharbeiten in NRW > 29

Mit besten Empfehlungen > 31Die neuen Kinofilme der Film- und Medienstiftung NRW

Impressum > 25

Inhalt

Concept Art für ein neues Game aus NRW:„Typoman“ auf dem Weg zum Prototyp, Foto: Bigitec

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4 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Neu in Köln

Büro Lobinger für Film-PRNina Lobinger (36) war zehn Jahre lang verant-wortlich für die Pressearbeit von Rapid Eye Mo-vies. Im April hat sie sich nun mit einem eigenenBüro gemeinsam mit ihrer Schwester und Juris-tin Anja (42) selbstständig gemacht. Das neueBüro Lobinger sitzt wie Rapid Eye Movies in derMozartstraße 15 und betreut unter anderemauch weiterhin die Filme des Verleihs. „Wir be-gleiten den ganzen Filmveröffentlichungspro-zess“, erklärt Nina Lobinger – von ersten Mel-dungen über die Pressevorführung bis zum Film-start. Dafür arbeitet sie mit Verleihern aus ganzDeutschland zusammen. Wichtig sei ihr, dass sieund ihre Schwester inhaltlich arbeiten und tex-ten. Lobinger: „Wir sehen jeden Film als einKunstwerk mit eigener Aussage.“ Ihre Aufgabesei es, Verleiher zu stärken und sie in ihrem je-weiligen Profil zu unterstützen. > www.buero-lobinger.de

Dokumentarfilme zur Krise

Fremdes LebenDie Eurokrise ist allgegenwärtig, nicht nur in Grie-chenland. Wie man in Zeiten der Krise trotzdemkonstruktiv zusammenarbeiten kann, das zeigendeutsche und griechische Jugendliche in demProjekt „Fremdes Leben“. Die Filmemacher VeraSchöpfer und Dieter Bongartz organisierten mitdem Krea-Jugendclub das Dokumentarfilmpro-jekt, bei dem Jugendliche beider Nationalitätenim Januar und Februar 2012 in Bergisch Glad-bach/Köln und Athen gemeinsam Dokumentar-filme drehten und so „ein Zeichen setzten gegenMisstrauen und Feindseligkeit“. Vier dieser Fil-me feierten am 24. Juni Premiere im Filmforumim Museum Ludwig. Sie betrachten ihr Themavon ganz unterschiedlichen Perspektiven aus. EinFilm, „Athens Calling“, versammelt Stimmen vonAthenern, die die Ausschreitungen in ihrer Stadtmiterlebt haben. „Thirsty“ zeigt gehörlose Künst-ler in der Athener Akademie der Schönen Kün-ste und fragt nach deren Wahrnehmung ihrerUmgebung. „Just call the police – hol doch die

Polizei“ dokumentiert den Kampf der Jugend-lichen in Köln-Kalk für ihr Autonomes Zentrum.„Private Talk – a greek-german encounter“ rücktden Entstehungsprozess der Filme selbst in denMittelpunkt: wie die griechischen und deutschenJugendlichen sich annähern und dabei Vorurtei-le überwinden. > www.screenagers.de

Digitale Medien NRW

Zehn Millionen fürInnovationen Auf dem Medienforum.NRW gab Ministerprä-sidentin Hannelore Kraft im Juni den Startschussfür das Innovationsprogramm „Digitale MedienNRW“, das die Landesregierung im Rahmen derInitiative Digitales Medienland NRW auflegt. Mitdem neuen Programm soll die Medienbranchenachhaltig gefördert und im internationalenWettbewerb gestärkt werden. Die zehn Millio-nen Euro, die dafür nun bereitgestellt werden,stammen aus den Mitteln des EuropäischenFonds für regionale Entwicklung. Unterstütztwerden „im Sinne von unternehmensbezogenerInnovationsförderung die Projektentwicklung inder Frühphase, um neuartige inhaltliche bzw.technologische Vorhaben zu initiieren“.

An dem Programm teilnehmen können in NRWansässige kleine und mittlere Unternehmen, Ein-richtungen der technologischen und wissen-schaftlichen Infrastruktur, Universitäten, Fach-hochschulen und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen sowie Gemeinschaftsein-richtungen der Wirtschaft und der Arbeitneh-mer, die für ihre Projekte bis zu 200.000 Euroerhalten. Die Förderschwerpunkte sind Creati-ve Technologies, Digital Business, Werbung undMarketing, Games und Interactive Media, Mo-bile Media, Internet, Web 2.0 und Social Mediaund Digital Content. „Mit dem neuen Innovationsprogramm wollenwir Impulse geben für digitales Wachstum ge-rade in Startups und kleinen und mittleren Unter-nehmen in Nordrhein-Westfalen“, so NRW-Me-dienministerin Angelica Schwall-Düren. Und Pe-tra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Me-dienstiftung NRW, betont: „Der Start des Inno-vationsprogramms ist ein wichtiger Meilenstein

für das Medienland NRW. Und die Film- und Me-dienstiftung kann so beides tun: gute Filme för-dern und innovative Ideen unterstützen. Wirfreuen uns auf spannende Projekte.“Die Projektauswahl übernimmt ein Beirat unterdem Vorsitz von Prof. Michael Steinbrecher (TUDortmund) mit Fee Beyer (Telekom Deutsch-land), Mike Cosse (E-Plus Gruppe), ValentinaKerst (Topiclodge), Odile Limpach (Ubisoft/BlueByte), Nico Lumma (digital Pioneers N.V:), PetraMüller (Film- und Medienstiftung NRW), EricSchoeffler (DDB Tribal) und Marc Schröder (RTLInteractive). Alle Informationen und Dokumente zu den Teil-nahmebedingungen und zum Antragsverfahrengibt es unter www.ziel2.nrw.de/DigitaleMedien.Für die fachliche Beratung bzw. zur Hilfestellunghinsichtlich der Passgenauigkeit der Förderthe-men stehen beim Mediencluster NRW Til Har-dy und Nadia Zaboura zur Verfügung.> www.medien.nrw.de

20 Jahre Afrika Film Festival

„Jenseits vonEuropa“Das Afrika Film Festival „Jenseits von Europa“von FilmInitiativ Köln feiert vom 20. bis 30. Sep-tember seinen 20. Geburtstag mit einem beson-deren Jubiläumsprogramm: 85 Spiel- und Doku-mentarfilme, politische Videos, Kurz-, Experimen-tal- und Animationsfilme aus Afrika geben einenÜberblick über das aktuelle Filmschaffen. Dazukommen 20 Gäste aus Kairo, Casablanca, Kap-stadt, Dakar, Paris, Genf, Wien und Berlin nach

Köln, um ihre Filme vorzustellen. Darunter sindPreisträger des Fespaco in Ouagadougou in Bur-kina Faso, dem bedeutendsten afrikanischenFilmfestival. Mouhamed Mouftakir aus Marok-ko zum Beispiel wird „Pégase“ zeigen, seinenFilm über die traumatischen Folgen von Miss-brauch. Mit Faouzi Bensaidi, dessen Film „Deathfor Sale“ das Festival eröffnet, kommt ein Ver-treter der marokkanischen Nouvelle Vague anden Rhein. Bereits im August präsentiert das Fes-tival anlässlich des bevorstehenden Jubiläumsunter dem Titel „Africa goes Veedel“ 20 Klassi-ker des afrikanischen Films. > www.filminitiativ.de

Pilotförderprogramm der Film- undMedienstiftung NRW

That’sEntertainment500.000 Euro stellt die Film- und MedienstiftungNRW ab Herbst jährlich für ihr neues Pilotförd-erprogramm zur Entwicklung innovativer Enter-tainment-Formate zur Verfügung. Mit dem Geldsollen kreative Produzenten aus NRW bei derEntwicklung ihrer Formatideen unterstützt wer-den. Ziel ist es, die Spitzenposition des Entertain-ment-Standortes nachhaltig zu stärken. „Das Pi-lotförderprogramm richtet sich an Produzentenund junge Entwickler in NRW. Sie sollen die Mög-lichkeit bekommen, ihre Entertainment-Ideenzu konzipieren und im Markt zu präsentieren“,erklärte Petra Müller, Geschäftsführerin derFilm- und Medienstiftung NRW, bei der Vorstel-lung der auf drei Jahre angesetzten Initiative aufdem ersten Entertainment-Tag im Rahmen desInternationalen Filmkongresses im Juni. „DasProgramm ist darüber hinaus ein weiterer Bau-stein bei der Neuausrichtung der Film- und Me-dienstiftung NRW zu einem integrierten Förder-haus, das neben der Filmförderung auch fürStandortmarketing und Standortentwicklungs-aufgaben verantwortlich ist.“ Auch Angelica Schwall-Düren, Ministerin fürBundesangelegenheiten, Europa und Mediendes Landes NRW, begrüßte das neue Programmund forderte: „Nordrhein-Westfalen ist der füh-rende Standort für die Produktion von TV-Enter-tainment-Formaten in Deutschland. Wir brau-chen mehr Entertainment-Formate made in Ger-many und made in NRW.“Der erste Einreichtermin wird im Herbst diesesJahres sein. Gemeinsam mit einem noch zu be-setzenden Fachbeirat entscheidet dann die Ge-schäftsführung der Film- und Medienstiftungüber die Anträge. Ansprechpartner in der Düs-seldorfer Kaistraße ist Achim Strack. Nach dembereits 2011 gestarteten Förderprogramm fürInnovative Audiovisuelle Inhalte ist es die zwei-te Initiative dieser Art der Filmstiftung NRW. > www.filmstiftung.de

Africa goes Veedel: „Soul Boy” läuft am 25. August im Köln Mülheim. Foto: X Verleih

Petra Müller und Christian Franckenstein (Allianz Deutscher Produzenten) beim Startschuss zum neuen Entertainment-Förderprogramm, Foto: Heike Herbertz/Film- und Medienstiftung NRW

Meldungen

Projekt „Fremdes Leben”: Griechische und deutsche Ju-gendliche drehten gemeinsam Dokumentarfilme. Foto:www.screenagers.de

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Pixar-Ausstellung in Bonn

Findet Nemo!... heißt es noch bis zum 6. Januar 2013 in derBonner Bundeskunsthalle. Die Ausstellung „Pi-xar – 25 Years of Animation“ präsentiert erst-mals in Deutschland über 500 Exponate aus denWerkstätten der Animationsstudios in Emeryvil-le nahe San Francisco, in denen Trickfilmklassi-ker wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“, „WallE“oder „Oben“ entstanden. Den Besucher erwar-ten keine kompletten Filme, sondern Skizzen,

Grafiken, Farbzeichnungen und Skulpturen, er-gänzt um eine Vielzahl von Monitoren, Projek-tionen und Touchscreens – alles getreu demKernsatz, den der kreative Kopf von Pixar, JohnLasseter, formulierte: Pixar-Filme bestehen ausdrei wesentlichen Elementen: „World“, „Charac-ter“ und „Story“. Das Studio, das heute zur Dis-ney Company gehört, begann 1986 als Werk-statt für Kurz- und Werbefilme, bis es 1995 mit„Toy Story“, dem ersten vollständig computer-animierten Film, das Genre Trickfilm revolutio-nierte. > www.bundeskunsthalle.de

Pixar zu Gast am Rhein: Über 500 Exponate bis Januar in der Bundeskunsthalle in Bonn, Foto: Disney/Pixar

Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 5

BraveHearts International

„Films for a BetterWorld“Carmen Losmanns Dokumentarfilm „Work Hard,Play Hard“ über moderne Arbeitswelten und ih-re Einflüsse auf die Menschen hat beim VerleihFilmKinoText bereits über 26.000 Zuschauer imKino erreicht. Beteiligt an diesem Erfolg warauch das Filmmarketing von Miriam Pflüger, dieunter anderem Kooperationen mit Institutionenund Verbänden schloss und deutschlandweit en-gagierte Diskussionen zum Thema organisierte.Miriam Pflüger hat sich nun mit ihren PartnernFrieder Krups und Deborah Heifetz in der Bra-veHearts International GmbH zusammenge-schlossen. Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit undFilmmarketing wird die Kölner BraveHeartsInternational unter dem Claim „Films for a Bet-ter World“ politisch und gesellschaftlich enga-gierte Filme mit ihrem Publikum vernetzen undaktivieren. Filmproduktionen und Kinos schafftsie bereits in einem frühen Stadium on- und of-fline Communities und bereitet durch gezielteKooperationen als Katalysator Öffentlichkeit fürFilm und Anliegen gleichermaßen. Das erste ei-gene Projekt der BraveHearts International istder Film „The Economics of Happiness“, ein Do-kumentarfilm, der das Szenario einer ökologi-schen Wirtschaft entwirft. Miriam Pflüger be-treut hier nicht nur das Marketing, sondernübernimmt auch den Verleih. Bei einer Previewim Rahmen der KölnerKinoNächte brachte siezahlreiche lokale Aktivisten und Initiativen mitrund 150 Zuschauern zusammen. > [email protected]

FilmMesseKöln

Nachschub für die LeinwandVom 7. bis 9. August präsentieren 18 Verleiherihre Programm-Highlights der kommenden Mo-nate auf der FilmMesseKöln. Die Fachmesse fürFilm-Verleiher, Kinobetreiber und kinoaffineUnternehmer im Cinedom startet am Dienstagmit einer Präsentationsrunde der Verleiher. Anden darauf folgenden Tagen sind dann die neu-en Filme, ganz oder in Szenen, zeitversetzt inmehreren Sälen des Multiplexes zu sehen. Zuden beteiligten Verleihern gehören u.a. Proki-no, NFP, Senator, Constantin, Arsenal, Concor-de und Central Film. Aus deren Reihen stammendann auch die Kicker für das legendäre Fußball-Spiel zwischen Verleihern und Kinobetreibern.> www.film-messe-koeln.de

Hörspielpreis der Kriegsblinden 2012

„Testament” siegt in KölnVON PETRA KAMMANN

Der Ort der Preisverleihung war nicht die einzi-ge Neuerung bei der Vergabe des Hörspielprei-ses der Kriegsblinden 2012. Mit der Reform desVerfahrens durch die Film- und MedienstiftungNRW und den Bund der Kriegsblinden – drei No-minierungen und die Bekanntgabe des Sieger-stücks erst bei der Verleihung – änderten sichauch Rahmen und Ablauf. Anstatt feierlicher Mu-sik gab es Jazz im Kleinen Sendesaal des WDR,und die drei preiswürdigen Stücke wurden inAusschnitten vorgestellt: „Mörder“ von Agniesz-ka Lessmann (DLF/SWR), „Testament“ von SheShe Pop (DLR) und „Altersglühen“ (NDR) von JanGeorg Schütte. Die Wahl fiel auf das zunächst für die Bühne in-szenierte Stück „Testament“, das dann für denHörfunk adaptiert wurde. Die Jury lobte die„Spannbreite zwischen Rollenspiel und Realität,zwischen Ökonomie und Gefühl, zwischen liebe-vollem Witz und roher Härte“.Die vorhergehenden Interviews, welche die Mo-deratorin Ute Soldierer mit den Nominiertenführte, belegten die Bandbreite der vorgestell-ten Stücke. Agnieszka Lessmann begründete, wa-rum sie die bedrückende polnisch-jüdische Emi-grationsgeschichte aus der Perspektive des ver-wunderten Kindes erzählt, das versucht, dieWelt und die vieldeutigen Wörter zu begreifen.

Sie betonte die Bedeutung des nur Angedeute-ten, das die Phantasie im Kopf des Hörers wach-sen lasse. Lebendig und unprätentiös erzählte Jan GeorgSchütte, wie für sein Stück „Altersglühen –Speed-Dating für Senioren“ eine gewisse Grup-pendynamik unter den Bedingungen eines rea-len Speed Datings entstand und wie die Schau-spieler sich beim Improvisieren frei sprachen. „Testament“-Regisseurin Lisa Lucassen hob her-vor, dass man im Vergleich zum Theater im Ra-dio eine intimere Atmosphäre schaffen könne.Das Künstlerkollektiv She She Pop hatte die ei-genen Väter eingespannt, um mit ihnen noch zuihren Lebzeiten über Sterben und Erben zu spre-chen. Welche Schwierigkeiten sich bei der Trans-formation des Theaterstücks ergaben, weil allevisuellen Eindrücke wegfallen, habe sie zunächstunterschätzt. Deswegen sei für sie und das Kol-lektiv die Auszeichnung mit dem renommiertenHörspielpreis der Kriegsblinden umso überra-schender gewesen. Die Geschäftsführerin der Film- und Medienstif-tung NRW, Petra Müller, fasste es so zusammen:„Der spannende und emotionale Abend hat ge-zeigt, dass die Weiterentwicklung des Regle-ments dem Hörspielpreis der Kriegsblinden gutgetan hat.“ In allen Fällen konnte man mit den„Ohren sehen“. Ein Beleg dafür, dass die Hörspiel-szene lebt.

Preisträgerin Lisa Lucassen von She She Pop (Mitte) und die Nominierten Agnieszka Lessmann und Jan GeorgSchütte. Foto: Foto: Violetta Odenthal

Wir trauern um

Ica Souvignier Gestorben am 7. Juli 2012.

Mit ihr hat NRW eine engagierte, couragierte Produzentin für Film und Fernsehen verloren. Ihre Arbeit hat sie mit Herzblut

betrieben. Mit ihrem Temperament, ihrer Offenheit, ihrer zupackenden, fröhlichen Art hat sie uns beeindruckt.

Sie wird uns sehr fehlen.

Unsere Gedanken sind bei ihrem Mann und ihrer Familie.

Petra Müller und das Team der Film- und Medienstiftung NRW

Save the Date

CologneConferenceVom 30. September bis 5. Oktober präsentiertdie Cologne Conference wieder die weltweitwichtigsten Trends und herausragendsten Ar-beiten des internationalen Fernsehschaffens.Gezeigt werden die Produktionen in den ReihenTopTen, Look, Kino und Showcase. Für die Lec-tures erwarten Leiterin Martina Richter und ihrTeam Top-Akteure des internationalen Film-und Fernseh-Business. Außerdem stehen auchdieses Jahr wieder zahlreiche Preisverleihungenauf dem Programm, darunter der mit 25.000 Eu-ro dotierte Filmpreis Köln, der von der Stadt undder Film- und Medienstiftung NRW vergebenwird.> www.cologne-conference.de

Hachmeister-Filme in den USA

Dokus in ÜberseeGleich zwei Dokumentarfilme von Lutz Hach-meister schafften in den letzten Wochen denSprung nach Übersee. Sein Film „Three Stars“über zehn Starköche und ihre Bewertung durchden Guide Michelin wird im Juli vom US-ame-rikanischen Verleiher First Run in New York undLos Angeles in den Kinos gestartet. Die Kopro-duktion der Kölner HMR Produktion mitWDR/NDR/Arte war zuvor bereits im Museumof Fine Arts in Boston und in der Cinemathek zusehen. „Three Stars“ wurde von der Film- undMedienstiftung NRW ebenso gefördert wieHachmeisters „The Real American“. Das Doku-Drama über den US-Demagogen Joseph McCar-thy wird in den USA von Corinth Films verliehen,die die HMR-Koproduktion mit ZDF und Arterechtzeitig zum Präsidentschaftswahlkampf indie US-Kinos bringen will.> www.hmr-produktion.de

Die NRW-geförderte Hachmeister-Doku „Three Stars”läuft zur Zeit in New York und Los Angeles, Foto: HMR

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6 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Meldungen

UFA Lab NRW

Absolut kreativerFreiraum

Mit Unterstützung der Film- und MedienstiftungNRW eröffnet die UFA im Herbst einen KölnerAbleger ihres UFA Labs, das sie in Berlin seit An-fang 2010 erfolgreich betreibt. Das Lab ist einePlattform für die digitale Entertainmentbrancheund hat sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam

mit Talenten und Startups Inhalte und Geschäfts-modelle für alle neuen digitalen Technologie-und Distributionsplattformen der Zukunft zu ent-wickeln. Das UFA Lab NRW soll sowohl mit derMedien- und Technologiebranche des Landes alsauch mit der Startup-Szene eng zusammen ar-beiten. Die Leitung des UFA Lab NRW über-nimmt Jens-Uwe Bornemann, Vice President Di-gital Ventures & Innovation der UFA. Jens-UweBornemann hatte bereits das Berliner Lab ge-gründet und wird fortan beide Einrichtungen be-treuen.

Was muss ein Talent oder Startup-Unterneh-men mitbringen, um beim UFA Lab NRWmitmachen zu können?Wir sind eine Form von Sprungbrett oder Acce-lerator-Plattform für Talente mit guten Ideen.Unterstützt von einem starken Partnernetzwerkund dem großen kreativen Potenzial der UFAstellen wir eine Open-Innovation-Plattform miteiner Infrastruktur bereit, mit der sich jedwedekreative Idee umsetzen lässt. Mitmachen alsokann jedes Talent, das eine gute Idee oder eininnovatives Projekt umsetzen will, ihm aber ent-sprechende Verbindungen und Ressourcen feh-len. Zudem können wir explizit auch Startups mitstarker Vision unterstützen, sich am Markt zuetablieren.

Was genau kann das UFA Lab NRW den Ta-lenten bieten?Einen Kreativraum mit einer State-of-the-ArtHard- und Software-Ausstattung, die zur Umset-zung ihrer Ideen benötigt wird. Wir bieten Kon-takte zu führenden Technologie- und Medien-unternehmen, aber auch zu den Kreativen derUFA, um zum einen zu coachen und zum ande-ren Distributions- und Reichweitenpartnerschaf-ten zu schließen. Wir bieten Trainings und Hands-on-Betreuung, außerdem einen Treffpunkt, beidem man mit diesen Partnern und Gleichgesinn-ten zusammen kommen kann. Zudem bieten wirprojektorientiert finanzielle Unterstützung beieinzelnen Projekten oder konkreten Talenten.Aber vor allem: absolut kreativen Freiraum.

Sie haben das UFA Lab in Berlin gegründet –wie schätzen Sie dazu im Vergleich die Szenein NRW ein?Während wir in Berlin im Vergleich weniger Me-dien- und Technologiekonzerne und mehr Star-tups haben, herrschen in Köln umgekehrte Vor-zeichen: Aus einer eng verzahnten Zusammen-arbeit mit den dort ansässigen Medien- undTechnologieunternehmen versprechen wir unsgroße Synergien für die Talente und Startups, diedas UFA Lab NRW bilden werden. > www.ufa-lab.com

Ica Souvignier mit ihrem Mann Michael bei der Verleihung der Int. Emmys 2010. Foto: Archiv

Trauer um Ica SouvignierDie Kölner Produzentin Ica Souvignier erlag am7. Juli ihrem Krebsleiden. Mit ihrem Mann Mi-chael Souvignier produzierte sie mit ihrer ge-meinsamen Produktionsfirma Zeitsprung zahl-reiche erfolgreiche TV-Produktionen wie etwa„Contergan“ und „Das Wunder von Lengede“ –

beide mit Unterstützung der Film- und Medien-stiftung NRW. Als Produzentin realisierte sieebenfalls mit Unterstützung der Filmstiftung u.a.auch den Kinofilm „Themba – Das Spiel seinesLebens“, der 2010 den Cinema for Peace-Awardgewann. Erst im November 2011 hatte sie mitihrem Mann ihre neue Firma Zeitsprung Pictu-res gegründet. Gemeinsam wollten sie auchFrank Schätzings Bestseller „Der Schwarm” ver-filmen, für den sie die Rechte erworben hatten.Ica Souvignier, die vor ihrer Karriere als Produ-zentin auch als Künstleragentin arbeitete, starbim Alter von 49 Jahren.

18. Hörspielforum NRW

Wieder Hol Es!... ist das Motto des 18. Hörspielforums NRW,zu dem die Film- und Medienstiftung NRW mitUnterstützung des WDR vom 28. bis 30. Septem-ber nach Köln einlädt. Auf der jährlichen Arbeits-konferenz für Hörspielmacher geht es in diesemJahr um Wiederholung als rhetorisches und ge-stalterisches Mittel in Texten, Musik und Me-dieninhalten. Geladene Referenten sind Thea-termacher und Reenactment-Spezialist MiloRau, Games-Entwickler Martin Ganteföhr, Pop-Theoretiker Prof. Dr. Michael Rappe, Hip-HopMusiker O-Flow und Dr. med. Barbara Stöckigt,Ärztin für Psychiatrie und Bewusstseinsfor-schung an der Berliner Charité. Die Vorträge wer-den durch fünf Arbeitsseminare ergänzt, in de-nen die Teilnehmer praktische Erfahrungen inArbeit, Analyse und Experimenten sammelnkönnen. Für Gäste öffentlich wird das Forum am 29. Sep-tember, wenn Hörspielmacher und -verantwort-liche im „Studio L“ über ihre Arbeit diskutieren.Das aktuelles Programm sowie das Anmeldefor-mular in Kürze unter

www.hoerspielforum.net

Reelport an EFG1914 beteiligt

DigitalisierteFilmgeschichte The European Film Gateway (EFG) ist ein euro-päisches Großprojekt, das im vergangenen Jahrunter der Federführung des Deutschen Filmin-stituts filmhistorisches Material aus 16 europä-ischen Kinematheken online zugänglich gemachthat. Rund 600.000 Objekte stehen damit digital

zum Abruf bereit. 2012 nun startete ein nichtminder ambitioniertes Nachfolgeprojekt: Unterdem Titel EFG1914 werden von 20 europäischenKinematheken und Filmarchiven rund 650 Stun-den Filmmaterial über den Ersten Weltkrieg ge-sammelt und digitalisiert. Neben Material ausArchiven u.a. in Frankreich, Deutschland, Öster-reich, Ungarn, Italien, Serbien, Spanien und denNiederlanden wird mit der Filmabteilung des Im-perial War Museum in London auch die größteinstitutionelle Filmsammlung zum Ersten Welt-krieg in EFG1914 einfließen. Gefördert u.a. von

der Europäischen Kommission wird das Projekt2014, hundert Jahre nach dem Beginn des ErstenWeltkrieges, abgeschlossen sein. Das KölnerUnternehmen Reelport GmbH ist als Technikpro-vider maßgeblich an der Realisierung beteiligt.Mit ihrer „White Label Solution“ PicturePipe, diebereits seit Jahren erfolgreich Filmemacher undFilmfestivals weltweit über die Reelport-Home-page zusammen bringt, ermöglicht sie den Ar-chiven, das digitalisierte Material hochzuladenund auszuspielen.> www.reelport.com

650 Stunden Filmmaterial über den Ersten Weltkrieg wer-den der Öffentlichkeit online zugänglich gemacht, darunter„The Last Night” von Jenő Janovics und ein Feldkino ausdem Jahr 1916, Fotos: Deutsches Filminstitut

Jens-Uwe Bornemann, Leiter des UFA Lab NRW, mit Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medien-stiftung, beim Filmkongress. Foto: Heike Herbertz

Der Große Fiction Summit 2012

Trends undTendenzenAm 24. August findet in Köln der Große FictionSummit 2012 statt. Der Workshop Event, dendie Sky Deutschland gemeinsam mit Bastei Lüb-be und HMR International veranstaltet, will ei-nen Tag lang ergründen, was „gutes fiktionalesErzählen ausmacht und wie man das Wissen da-rum in Deutschland effektiv in die Tat umsetzenkann“. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dassspätestens seit den „Sopranos“ das US-Fernse-hen dem Kino den Rang abläuft, was die Qua-lität gut erzählter Plots angeht. Wie Deutschlanddabei im internationalen Vergleich dasteht, wirdnur eine der Fragen des hochkarätig besetztenWorkshops sein. In Köln erwartet werden u.a.Adam Price (Creator „Gefährliche Seilschaften“),Michael Lombardo (HBO) und Aaron Sorkin (Cre-ator/Executive Producer „The Newsroom”). Ei-nen Überblick über den deutschen Markt gebenBarbara Thielen (RTL), Marcus Ammon (Sky),Gebhard Henke (WDR) und Peter Nadermann(Network Movie).> http://hmr-international.de

Symposium in Köln

Dokumentarischesin der KunstVom 19. bis 21. Oktober lädt die Dokumentar-filminitiative und die KHM Köln zu einem Sym-posium in die Aula der KHM ein, um dort zweiTage lang über „Dokumentarisches Verfahrenin der Kunst“ zu sprechen. Seit Mitte der 90erJahre finden dokumentarische audio-visuelleVerfahren in der bildenden und MedienkunstAnwendung und sind aus Museen nicht mehrwegzudenken. Gleichzeitig werden Filmema-cher, die offene dokumentarische oder experi-mentelle Formen bevorzugen, zunehmend vonder Kunstwelt gewürdigt, wie etwa Harun Faro-cki, Ursula Biemann oder Chantal Akerman. DasSymposium will diese bemerkenswerte und fol-genreiche Grenzüberschreitung mit internatio-nalen Künstlern anhand ihrer Filme/Videos inGesprächen und Vorträgen hinterfragen. Anmel-dungen ab Mitte August unter: > www.dokumentarfilminitiative.de

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Bad Honnef: Am 17. August machen die FilmSchauPlätze mitSönke Wortmanns „Das Hochzeitsvideo“ Halt auf der Rhein-insel Grafenwerth (www.filmschauplaetze.de).Bielefeld: Das Luna Kino spielt bis zum 1. September täglichim Ravensberger Park die gesamte Palette von Kult bis geho-benem Kommerz (www.lunakino.de).Bochum: Etwas früher im Jahr als gewohnt wird die Lein-wand des Fiege Kino Open Air im Innenhof der lokalen Kult-brauerei abgerollt. Nur noch bis zum 29. Juli gibt es unter an-derem Wim Wenders’ „Pina“, aber auch den Klassiker „TheRocky Horror Picture Show“ unter Bochums freiem Himmelzu sehen. Wer danach in Bochum Open Air unterhalten wer-den möchte, muss ab 3. August wieder zum VfL gehen, dannstartet nämlich die neue Saison in der Zweiten Liga (www.fie-gekino.de).Bonn: Die Internationalen Stummfilmtage – 28. Bonner Som-merkino ist eine einmalige Einrichtung: Im Arkadenhof derBonner Universität laufen gegen freien Eintritt vom 16. bis26. August fast zwei Dutzend internationale Stummfilmper-len, die live musikalisch begleitet werden. Bereichert durchSymposien und Vorträge werden die Stummfilmtage nichtnur von Experten europaweit geschätzt. Gerade vom Publi-kum werden sie seit Jahren mit großer Begeisterung aufge-nommen und gehören zu den spektakulärsten Events des Ki-nosommers (www.film-ist-kultur.de).Bottrop: Das Alte Bootshaus am Rhein-Herne-Kanal ist er-neut FilmSchauPlatz: Nach Rahmen- und Vorprogramm zei-gen die Veranstalter am 16. August Jan Schomburgs „Überuns das All“ (www.filmschauplaetze.de).Büren: Die Auen des Flüsschens Almen sind am 27. Juli Film-SchauPlatz für „Black Swan“ (www.filmschauplaetze.de).Datteln: Auf den Platz am Rathaus zieht es am 2. August alljene, die „Willkommen bei den Sch’tis“ nebst umfangreichemVorprogramm genießen wollen (www.filmschauplaetze.de).Dortmund: „Viel Platz für großes Kino“ bietet die Heimstattder Dortmunder Borussia: Bis zum 19. August heißt es im Sig-nal Iduna Park „Kino im Stadion“. Das bunte Programm bie-tet neben Mainstream und Klassikern auch Platz für denWunschfilm, über den das Publikum online abstimmen kann(www.signal-iduna-park.de). Im Rahmen der FilmSchauPlät-

Open Air-Kino in NRW

Unter freiem Himmel

ze 2012 läuft am 24. Juli außerdem „Die eiserne Lady“ in derKokerei Hansa (www.filmschauplaetze.de).Duisburg: Im Landschaftspark Duisburg läuft noch bis zum19. August das Stadtwerke Sommerkino, das vom Arthouse-Blockbuster „Ziemlich beste Freunde“ bis zur Preview des To-ronto-Festivalhits „Starbuck“ eine breite Palette bietet(www.stadtwerke-sommerkino.de).Düsseldorf: Auch 2012 bietet Düsseldorf mit zwei Locationsganz unterschiedliche Open-Air-Erlebnisse. Beschaulichgeht’s direkt am Alten Rheinarm im Strandbad Lörick zu, wodas Stadtwerke Düsseldorf Open Air Kino mitten in der Na-tur bis zum 29. Juli schönsten Kinogenuss bietet – auch in 3D(www.openairkino-loerick.de). Wer etwas mehr Trubelwünscht, dem dürfte das traditionelle FrankenheimKino ander Düsseldorfer Rheinterrasse besser passen. Auf einer riesi-gen Leinwand mit dem Rhein im Hintergrund läuft dortnoch bis zum 19. August ein aufwändiges Programm mit zahl-reichen deutschen und regionalen Premieren bzw. Vorpremie-ren (www.frankenheimkino.de).Essen: Im Lukas, dem „Kulinarischen Bahnhof“ im Süden Es-sens, erwartet die Gäste den Sommer über wieder lukulli-scher wie cineastischer Genuss gleichermaßen (www.openair-essen.cineprog.net). Darüber hinaus lädt das VirtualnightsAutokino noch bis zum 30. September zu Blockbuster-Kinomitten auf das Rollfeld des Flughafens Essen/Mülheim(www.virtualnights.com/events/mein-eventkino).Gelsenkirchen: George Clooney überlebensgroß unter freiemHimmel: „Up in the Air“ gastiert im Rahmen der FilmSchau-Plätze im Amphitheater im Nordsternpark (www.filmschau-plaetze.de).Hagen: Rund ums Stadttheater werden am 25. August die Rö-cke geworfen: „Moulin Rouge!“ unter sommerlichem Him-mel (www.filmschauplaetze.de).Heiligenhaus: Der John-Steinbeck-Park ist mit Wim Wenders’„Pina“ am 25. Juli Spielort der FilmSchauPlätze (www.film-schauplaetze.de).Herne: Am 26. Juli läuft Aki Kaurismäkis „Le Havre“ unterfreiem Himmel in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3(www.filmschauplaetze.de). Außerdem findet das nach eige-nen Angaben „wahrscheinlich romantischste Open-Air-Kino

im Ruhrgebiet“ an vier Abenden des 15. bis 18. August immalerischen Innenhof von Schloss Strünkede statt (www.film-welt-herne.de). Köln: Täglich 15 Minuten vor Filmbeginn wird den Besu-chern des Sion Sommerkinos und seiner schwimmendenLeinwand im Rheinauhafen kein Vorfilm, sondern live „kurz-Kunst“ präsentiert. Auf diese kurzen musikalischen oder ka-barettistischen Einlagen folgt dann jeweils ein Film aus demBereich der gehobenen Filmunterhaltung. Mit dem Biergar-ten am Yachthafen zusammen sorgt der Event noch bis inden September hinein für entspannte Nächte (www.openairki-no.de/koeln). Noch bis zum 28. Juli gibt es zudem im Innen-hof des Museums für Angewandte Kunst ein ambitioniert ku-ratiertes Filmprogramm zu sehen (www.filmfestivals-koeln.de). Bis zum 18. August täglich (außer sonntags) bietetwie gewohnt auch das Cinenova Freiluftkino mit einem Pro-gramm aus Previews und Arthouse-Highlights (www.cineno-va.de). Die Filmbar schließlich auf der Dachterrasse des Mu-seum Ludwig kredenzt bis zum 4. August ein erlesenes Film-programm mit einer sechsteiligen Reise durch die Filmge-schichte unter dem Motto „In der Hitze der Nacht“(www.museenkoeln.de/museum-ludwig).Mülheim an der Ruhr: Freiluftkino ist auch Teil des Mülhei-mer Ruhrsommers. Inmitten eines fein kuratierten Pro-gramms aus Musik, Theater und Film gibt es an ausgesuch-ten Terminen noch bis zum 18. August kulturelle Leckerbis-sen (www.muelheim-ruhr.de/ruhrsommer.html).Oberhausen: Zu Füßen des Bert-Brecht-Hauses auf dem Sa-porishjaplatz läuft am 1. August: „Und wenn wir alle zu-sammenziehen?“ (www.filmschauplaetze.de).Ramsdorf: Die Schützenwiese ist FilmSchauPlatz für den Ar-thouse-Hit „The King’s Speech“. Los geht’s am 11. August ab19 Uhr (www.filmschauplaetze.de).Reken: Dietrich Brüggemanns „Renn, wenn Du kannst“ gas-tiert am 9. August im Rekener Benediktushof (www.film-schauplaetze.de).Wuppertal: In der Hardt, einem der ältesten StadtparksDeutschlands, läuft am 22. August Wim Wenders’ wunderba-rer Wuppertal-Film „Alice in den Städten“ (www.filmschau-plaetze.de).

Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 7

Gelungener FilmSchauPlätze-Auftakt in Monschau: Mehr als 550 Zuschauer sahen die französische Jakobsweg-Komödie „St. Jacques – Pilgern auf Französisch”. Foto: Antje Krumm

Vom Blockbuster über Filmklassiker bis zum Arthouse: Kinogenuss unter freiem Himmel erfreut

sich ungebrochener Beliebtheit und verträgt sich mittlerweile mit jeder denkbaren filmischen Spielart.

Nach Städten geordnet stellen wir – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die wichtigsten NRW-

Open-Air-Kinos dieses Sommers vor sowie die FilmSchauPlätze der Film- und Medienstiftung NRW.

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Auf dem Sprung

ifs internationale filmschule köln

Fortbildungen undZombie-Filme

Sie hat Milla Jovovich auf ihre Rolle in Luc Bes-sons „Das fünfte Element“ vorbereitet, hat mitJennifer Aniston, Daniel Craig und Angelina Jo-lie gearbeitet und wird künftig verstärkt in Kölnwirken: Die britische Schauspiellehrerin MelChurcher wird fortan das Weiterbildungspro-gramm Schauspiel an der ifs internationale film-schule köln als Patin beratend unterstützen.Zunächst aber stehen an der ifs noch andereWeiterbildungen auf dem Plan. Im August isterstmals überhaupt in Deutschland Larry Sidermit seiner School of Sound und dem Workshop„The Soundtrack“ zu Gast. Ebenfalls im Auguststartet die Bewerbungsphase für die Weiterbil-dung „Media Entrepreneurs Lab“, die in Zu-sammenarbeit mit fünf internationalen Hoch-schulen stattfindet. Zudem startet im Septem-ber das fünfmonatige berufsbegleitendeWeiterbildungsprogramm „International Produ-cing“, in fünf Blöcken, mit Dozenten aus Euro-pa und Übersee. Und während im Oktober dieBewerbungsfrist für die Weiterbildung „Interac-tive Media“ abläuft, steht der zweite Jahrgang

der Masterclass Non-Fiction schon wieder vordem Ende seines Programms. Am 14. Septem-ber pitchen die Teilnehmer ihre während derWeiterbildung entwickelten Stoffe einem gela-denen Branchenpublikum.Ihre erste öffentliche Veranstaltung nach derSommerpause präsentiert die ifs wieder am 5.September mit einer neuen Ausgabe der „ifs-Be-gegnung Schnitt“. In Kooperation mit dem Köl-ner Filmmagazin läuft ab 19 Uhr bei freiem Ein-tritt ein Film zu dessen aktuellem Schwerpunkt.

Dem Thema „Zombiefilm“ entsprechend wirdim Filmforum NRW Marvin Krens „Rammbock“gezeigt, dem letztjährigen Gewinner des Filmstif-tung NRW Schnitt Preis Spielfilm.Nur wenige Tage später präsentiert sich die ifswieder auf zwei Messen dem interessiertenNachwuchs. Am 7./8. September geht es nachDortmund in die Westfalenhalle zur Schülermes-se „Einstieg“ und am 8./9. September zur Weiter-bildungsmesse in die Kölner Sartory-Säle. > www.filmschule.de

Kunsthochschule für Medien

Kurzkrimis undKunstFilmSchule Noch bis zum 13. August können sich Interessier-te Zeit nehmen, um für die Sonderkategorie desdiesjährigen Internationalen Nachwuchswettbe-werbes „kurzundschön” einzureichen, der vonder Kunsthochschule für Medien Köln und demWDR veranstaltet wird. 2012 sucht die WDR-Sonderkategorie ein Drehbuch für einen Kurzkri-mi (max. zehn Minuten) mit Rollen für DietmarBär und Klaus J. Behrendt. Die beiden Schauspie-ler können als polizeiliche Ermittler auftreten(aber nicht in ihren „Tatort“-Rollen) oder auch alsTäter. Beide gehören neben Gebhard Henke(KHM und WDR) und Thomas Durchschlag (Re-gisseur) auch der Jury an, die das beste Drehbuchauswählt. Der Preis beinhaltet die Produktion deseingereichten Kurzkrimis mit beiden Schauspie-lern, unterstützt durch den WDR (Einsfestival/WDR Fernsehfilmredaktion). Alle Details unterwww.kus.khm.de.

Während der Studienbetrieb an der KHM anson-sten eine Sommerpause einlegt, laufen die Vor-bereitungen für kommende Projekte trotzdemauf Hochtouren weiter. Am 31. August zum Bei-spiel startet mit einer Kick-Off-Veranstaltung für80 Schülerinnen und Schüler von vier KölnerSchulen die zweite Runde des Filmbildungspro-jekts KunstFilmSchule. Mit Tama Tobias Macht,Kerstin Unger, Philipp Hahmann und StephanBergmann werden vier Studierende der KHM,die ihr Studium gerade beenden oder beendethaben, das kommende Schuljahr mit den Schü-lern an Filmprojekten arbeiten. Gemeinsam wol-len sie das Medium Film transparent und erfahr-bar machen und gleichzeitig schöpferische Pro-zesse und Arbeitsweisen vermitteln. Begleitetwerden die das Schuljahr übergreifenden Pro-zesse von Projektleiterin Ursula Teich, von KHM-Rektor Klaus Jung sowie den Professoren Andre-as Henrich, Raimund Krumme und Lars Büchel.KunstFilmSchule ist ein gemeinsames Projekt derKomed im Mediapark GmbH und der KHM undwird gefördert vom Ministerium für Familie, Kin-der, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRWsowie der RheinEnergieStiftung Kultur.

Schon notieren sollten sich Branchenvertreterden Termin für das diesjährige Showcase derKunsthochschule. Am 25. und 26. Septemberwird erneut ins Cinenova geladen, um rund 150geladenen Produzenten, Redakteuren, Festival-leitern, Förderern und Journalisten eine Auswahlvon Kinofilmen, Kurzfilmen, Fernsehformatensowie Spiel- und Dokumentarfilmstoffen von Stu-dierenden der KHM zu präsentieren.> www.kus.khm.de> www.khm.de

AV-Gründerzentrum NRW

Staffelübergabe im JuniWährend des Internationalen Filmkongressesüberreichten die letztjährigen Stipendiaten desAV-Gründerzentrums NRW symbolisch den Staf-felstab an ihre 14 Nachfolger, die nun ein Jahrlang unter dem Motto „Fördern – Beraten – Ver-netzen“ bei ihrem Schritt in die Selbständigkeitbegleitet werden. Damit erhöht sich die Zahl derjungen Mediengründer, die vom Gründerzen-trum unterstützt werden und wurden, auf 86Unternehmen aus den Bereichen Film- und Fern-sehproduktion, Neue Medien und Games.„Wir heißen die Stipendiaten 2012 herzlich will-kommen und wünschen dem Absolventen-Jahr-gang 2011, dass er seine Unternehmen amStandort NRW weiterentwickelt und sie damitzu festen Größen in der Branche macht“, beton-

te Joachim Ortmanns, Geschäftsführer des AV-Gründerzentrums NRW, und Petra Müller, Ge-schäftsführerin der Film- und MedienstiftungNRW, ergänzte: „Das AV-Gründerzentrum NRWbegleitet seit sechs Jahren erfolgreich junge Me-dienunternehmer – in klassischen wie neuen Me-

dienfeldern – auf ihrem Weg in die Selbständig-keit. Dabei sind nicht nur großartige Projekte ent-standen, sondern auch der MedienstandortNRW hat sich verjüngt und neue kreative Impul-se erhalten.“> www.av-gruenderzentrum.de

Die Stipendiaten 2012144filmbildundtonfabrikCounterPulse AudioGegenschuss FilmproduktionGame Design Volker Stuckmanngartenzwerg.tvGrey Rook Entertainment Lumatik FilmproduktionNew DocsredPlant GmbHSchuld & DriehorstStudio Drei Wertarbeit MediaZuendel Film

„Rammbock” von Marvin Kren läuft beider ifs-Begegnung am 5. September im ‘Film-forum NRW in Köln. Foto: filmgalerie 451

Nachwuchswettbewerb kurzundschön sucht Drehbuch fürDietmar Bär (r.) und Klaus J. Behrendt. Foto: WDR

mzugsatmosphäre bei Ester.Reglin.Film. Noch sind die Räume im erstenStock des Bachem-Hauses in der Köl-ner Innenstadt – Stammsitz des tra-

ditionsreichen Bachem-Verlages – weitgehendleer. Zwei andere Filmfirmen, mit denen mansich die Büroräume teilen will, werden baldfolgen. Aber erst einmal sind Roswitha Esterund Torsten Reglin die einzigen hier. Und siekämpfen um Anschluss: Im Gewirr der Ka-belstränge können die Techniker die Internet-verbindung nicht finden. Also geht es erst malzum E-Mail-Check mit dem Tablet-PC run-ter in ein benachbartes Café.Zwar ist das Büro neu, doch gibt es die Film-produktion von Ester und Reglin schon seitviereinhalb Jahren. Drei Langfilme realisier-te sie in dieser Zeit, darunter das Demenzdra-ma „Eines Tages…“, das in einer ungewöhn-lichen Kooperation mit dem Landschaftsver-band Rheinland entstand und beim KinofestLünen 2010 die Lüdia gewann. „Unsere Be-währungsprobe haben wir bestanden“, meintRoswitha Ester, „das macht das Arbeiten einfa-cher.“ Bei der Gründung ausgerechnet 2008,im Jahr des großen Firmensterbens, war dasnoch anders, erinnert sie sich: „Uns habendamals alle gesagt, wir sind ‚verrückt’ oder‚mutig’ – je nach Charakter des Gegenübers.“Zum Zeitpunkt der Gründung der Firmablickten Roswitha Ester und Torsten Reglin– beide kommen aus dem Bereich Dramatur-gie – bereits auf einige Jahre gemeinsamer Ar-beit zurück, in denen sie bei der Geißendör-fer Film- und Fernsehproduktion („Linden-straße“) unter anderem die Abteilung für Stof-fentwicklung aufbauten. Irgendwann sei derWunsch immer stärker geworden, die entwi-ckelten Projekte auch ganz bis zum Ende zubetreuen und auch die letzten Entscheidungenselbst treffen zu können.Da Torsten Reglin aus Berlin stammt, war dieEntscheidung für Köln als Firmensitz trotzder bereits bestehenden Kontakte zunächstnicht eindeutig. Zumal viele Kreative aus derFilmbranche in Berlin leben. Doch seien inKöln letztendlich die Voraussetzungen dochbesser gewesen, vor allem wegen eines Stipen-diums des AV-Gründerzentrums. TorstenReglin: „Wir hatten das Gefühl, dass uns hierTüren geöffnet werden, die uns woanders erstmal verschlossen geblieben wären.“ Besonderswertvoll sei gewesen, dass beim Gründerzen-trum das Netzwerken im Vordergrund seht.Auch heute haben Ester und Reglin nochKontakt zu anderen Stipendiaten, und manunterstützt sich mit Rat und Tat. „Schade ist“,sagt Ester, „dass Köln von außerhalb immermehr als Fernsehstadt gesehen wird, nicht alsFilmstadt. Das ist so ein Vorurteil, gegen dasman erst mal antreten muss.“ Dass sich unter den Projekten der Ester.Re-glin.Film neben Kino- auch Fernseharbeitenfinden, hat auch mit ökonomischer Notwen-digkeit zu tun. Denn die Bedingungen imMarkt sind schwierig. „Es gibt zwar Bereit-schaft und den Willen, Debüts und Arthou-se zu unterstützen“, meint Roswitha Ester,„aber die Etats sind gering, auch die Sender-beteiligungen werden immer geringer. Bisvor kurzem hieß es, ein Debüt kostet 800.000Euro, auf jeden Fall unter einer Million. Abermittlerweile sind es immer mehr Filme, dieeher 600.000 Euro haben. Darunter leidetdie Qualität, auch die visuelle Qualität, undman ist sehr auf Goodwill der Beteiligten an-gewiesen.“ So seien sie froh gewesen, nachdem mit knappen Mitteln entstandenen De-menzfilm „Eines Tages…“ einen Fernsehfilmfür die Degeto produzieren zu können, beidem sie Mitglieder des Teams von „Eines Ta-ges…“ wieder beschäftigen und diesmal auchnormal bezahlen konnten. Aber auch aus in-

U

Die Jahrgänge 2011 und 2012 des AV-Gründerzentrums bei der Staffelübergabe auf dem Filmkongress der Film- und MedienstiftungNRW, Foto: Heike Herbertz

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haltlichen Gründen hoffen die Produzenten, denWechsel zwischen Kino und Fernsehen und ihreStoffauswahl, die Reglin als „eine Mischung aus Ta-gesgeschäft und Träumerei“ beschreibt, beibehaltenzu können: „Jeder Stoff braucht sein spezifisches For-mat, und manche Geschichten sind im Fernsehenbesser zu erzählen. Da muss man nicht einmal anserielle Formate denken, die im Kino natürlich garnicht in der Form umsetzbar sind.“Und was sind die Kriterien dafür, ob ein Stoff insKino oder doch eher ins Fernsehen gehört? TorstenReglin nennt das „Alleinstellungsmerkmal“ der Ge-schichte sowie „eine andere Form von Emotionalitätals im Fernsehen“. Und seine Kollegin ergänzt: „DasKino braucht eine andere emotionale Tiefe. Ich glau-be, im Kino lässt man sich mehr auf Dinge ein. Des-wegen kann und muss ich mit einem Kinofilm demZuschauer mehr zumuten als mit einem Fernsehfilm.Es ist eine andere Aufmerksamkeit im Kino, eineandere Wahrnehmung des Films. Man hat andere

Porträt Ester.Reglin.Film

Tagesgeschäft und TräumereiVON CHRISTIAN SEEBAUM

dramaturgische Möglichkeiten, kann Zuschauerlänger im Unklaren lassen über das, was kommt.Man kann mehr von den Zuschauern fordern – sollteaber entsprechend auch etwas anderes bieten.“ AmEnde sei die Entscheidung, einen Stoff in RichtungKino oder TV weiter zu entwickeln, aber doch vorallem „ein Bauchgefühl“.Dass Esters und Reglins Bauchgefühl manchmalauch bei ganz alltagsnahen Stoffen in Richtung Ki-no weisen kann, zeigt ihr aktuelles Projekt „Abseits-falle“. Ausgehend von Entwicklungen im Jahr 2006,als sich Betriebsräte mehrerer Opel-Werke erfolg-reich weigerten, um die Produktion eines neuenModells (und die Schließung eines anderen Stand-ortes) gegeneinander zu konkurrieren, entwickelteDrehbuchautorin Beatrice Meier eine tragikomische,höchst aktuelle Geschichte über Arbeitersolidarität.An dem 1,2 Millionen-Projekt, einer Koproduktionmit SWR und Arte, ist die Film- und Medienstif-tung NRW mit 400.000 Euro beteiligt. Regisseur ist

Debütant Stefan Hering, vor der Kamera sind Ber-nadette Heerwagen, Sebastian Ströbel und Chris-toph Bach zu sehen. Im Film, bei dem gerade die Postproduktion läuftund der Anfang 2013 ins Kino kommen soll, ist ausdem Auto- ein (fiktiver) Waschmaschinenherstellerin Bochum geworden, bei dem sich der Konflikt zwi-schen Rationalisierung und Arbeitsplatzerhalt zu-spitzt. Es sei nicht einfach gewesen, berichten Esterund Reglin, eine Firma ausfindig zu machen, die ih-re Produktion als Drehort zur Verfügung stellt. Fün-dig geworden sind sie schließlich bei einer Bauknecht-Fabrik in der Nähe von Stuttgart. Warum der Werks-leiter dort so entgegenkommend war, zeigte sicherst später: Auch das Stuttgarter Waschmaschinen-werk stand unmittelbar vor der Schließung. Sowird für die Belegschaft, deren durchschnittlicheBetriebszugehörigkeit 23 Jahre beträgt, der Kino-film nebenbei zur bleibenden Erinnerung an „ihre“Fabrik.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 9

Roswitha Ester und Torsten Reglin

Aktuelle Ester.Reglin.Film-Produktion: Bernadette Heerwagen in „Abseitsfalle” von Stefan Hering – Anfang 2013 im Kino, Fotos: Martin Valentin Menke/Ester.Reglin.Film

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MEDIA

Fördererfolge für NRWKürzlich veröffentlichte die EuropäischeKommission die Ergebnisse für diverse För-derbereiche. Auch NRW war wieder erfolg-reich: So erhielt die Kölner Rapid Eye Mo-vies 18.000 Euro Selektive Verleihförde-rung für die Herausbringung des Spielfilm-dramas „Alpen“ von Yorgos Lanthimos. Fürdie Kinoerfolge ihrer europäischen Filmebekamen die Verleihunternehmen Pando-ra (123.930 Euro), Schwarz-Weiß (33.204Euro) und W-film (10.000 Euro) Automati-sche Verleihförderung von MEDIA. DieseMittel können nun in die P&A Kosten, Ko-produktion oder Minimumgarantie einesneuen nicht-nationalen Films reinvestiertwerden.Für ihren hohen Programmanteil an euro-päischen Filmen, die erfolgreich in Europaverkauft werden konnten, erhält TheMatch Factory 134.897 Euro. Aus MEDIA-Sicht ist der Weltvertrieb damit der dritter-folgreichste in Europa. 25.000 Euro TV-Ausstrahlungsförderungfließen in den Dokumentarfilm „No Placeto Hide“ der a&o buero filmproduktion. DieKölner Produktionsfirma ist eine von dreideutschen Produktionsunternehmen, diesich für diese Förderung qualifizierte. Auchbei Beantragung der Finanzierungsförde-rung i2i-Audiovisual, die Versicherungs-/Fi-nanzierungskosten und/oder CompletionBonds unterstützt, waren NRW-Produk-tionsfirmen erfolgreich. Von fünf geförder-ten Projekten aus Deutschland sind dreiaus NRW: Jeweils 50.000 Euro gingen anPandora Film für Ari Folmans „The Con-gress“ und an Heimatfilm für Margarethevon Trottas „Hannah Arendt“. Diedeutsch-norwegische Kinokoproduktion„Zwei Leben“ von Zinnober Film aus Aa-chen wurde mit 43.229 Euro bezuschusst.„Da wir eine Zwischenfinanzierung über un-sere Hausbank brauchten, beantragtenwir bei MEDIA i2i fünfzig Prozent unsererFinanzierungs- und Versicherungskosten.Die Zusage hat uns sehr gefreut und natür-lich dem Projekt geholfen“, resümiert Zinn-ober-Produzent Dieter Zeppenfeld.Last but not least unterstützt MEDIA vierNRW-Kinos bei der Umrüstung auf digita-le Vorführtechnik: Jeweils 60.000 Euro Di-gitalisierungsförderung für jeweils drei Lein-wände gehen an das Aachener „Apollo Ki-no & Bar“, das „Schlosstheater“ und die „Ci-nema und Kurbelkiste“ in Münster sowiedas „Kamera Filmkunsttheater“ in Bielefeld. Aktuell kann die Digitalisierungsförderungnoch bis zum 31. Juli 2012 beantragt wer-den.

MEDIA-Einreichtermine Kino-Digitalisierung31. Juli 2012Ausschreibung zur Erstellung einer Studie über Zuschauerverhalten13. August 2012Europa Cinemas31. August 2012Innovative Vertriebsstrategien6. September 2012MEDIA Mundus28. September 2012

Was erwartet die Besucher in diesem Jahr auf der dmexco?Was ist neu?Auf jeden Fall bilden wir auf nationalem und internationalemLevel wieder alle Kanäle, Spielarten, Anwendungsbereicheund vor allem sämtliche Teilnehmer der Wertschöpfungsketteder Digitalwirtschaft ab – von Agenturen über Technologie-Anbieter, Spezialisten und Vermarktern bis zu Medien. MitYandex begrüßt die dmexco den ersten Aussteller aus Russ-land. Und in Form von Facebook, Google, eBay, Microsoft,Amazon, Yahoo! und vielen weiteren Top-Brands sind dieUS-Größen ebenfalls in Köln vertreten. Als weitere namhafteUnternehmen kommen u.a. MySpace und Spotify nach Köln.Bei der dmexco Conference präsentieren wir nicht nur mehrals 350 Top-Speaker aus aller Welt, sondern mit den WorkLabs auch gleich noch ein weiteres interessantes Format. Undvor allem werden auch in diesem Jahr die Themen wiederkomplett neu sein – denn nirgends dreht sich die Business-Welt schneller als in der Digitalwirtschaft.

20 Prozent Zuwachs – wie erklären Sie sich die Popularitätder Messe?Die dmexco hat sich einfach in den letzten Jahren zur ultimati-ven internationalen Plattform für alle relevanten Bereiche desDigital Business entwickelt, schließlich steht immer das realeBusiness im Vordergrund. Nach dem offiziellen Anmelde-schluss können wir ein Plus von 20 Prozent und mehr als 500Aussteller aus aller Welt verbuchen – beide Expo-Hallen wer-den vollständig ausgebucht sein. Zudem verzeichnen wir ins-besondere eine deutlich steigende Zahl an E-Commerce-Unternehmen, die die zentrale Rolle der dmexco erkannt ha-ben und von anderen Veranstaltungen zu uns wechseln. Diedmexco ist bei Ausstellern wie Fachbesuchern so beliebt, weilsie schlichtweg das Trendbarometer für die internationaleMarketing-, Media- und Technologiebranche ist und sich da-

dmexco in Köln (18.-19.09.)

Das Trendbarometer

Die dmexco ist internationale Leitmesse und Kongress für die digitale Wirtschaft in Einem. 2012

findet sie zum vierten Mal statt: am 18. und 19. September in der Koelnmesse auf mehr als

50.000 Quadratmetern. In vielfältigen Formaten bietet die für Fachbesucher kostenfreie dmexco

eine Auswahl an aktuellen Wirtschaftstrends, Wachstumsstrategien und Produktinnovationen

des Digital Business. Die Veranstalter sehen die dmexco als zentralen Treffpunkt im digitalen

Zeit alter für alle Vordenker und Meinungsführer von Marken, für Werbungtreibende und

Vermarkter sowie alle Agentursegmente und Medienhäuser. Wir befragten Frank Schneider,

Director Marketing, Sales & Operations dmexco, zu den diesjährigen Trends.

her immer mindestens so vielfältig wie die globale Digitalwirt-schaft präsentiert. Unter dem Strich heißt das: alle Trends, al-le führenden Unternehmen und alle Entscheider an zwei Ta-gen an einem Ort!

Die Zeiten der Eurokrise etc. sind wirtschaftlich nicht geraderosig – spiegelt sich das in der Branche wider, etwa in Wer-beetats?Natürlich ist das Wachstum nicht mehr ganz so groß wie voreinigen Jahren – aber es gibt ein Wachstum, und zwar konti-nuierlich. Grund dafür ist zum einen die Verlagerung vonBudgets aus anderen Bereichen in Richtung Digital und zumanderen die Tatsache, dass Digital sich immer mehr zum ver-bindenden Element entwickelt und alle Werbekanäle in sichvereint.

Was ist ein Trend im digitalen Bereich, der Vertreter von Me-dien-, Marketing- und Kreativbranche gleichermaßen be-trifft?Es gibt tatsächlich unzählige Trends – aber hervorzuhebensind sicherlich Themen wie Markenführung, Social MediaBusiness, das derzeit heiß diskutierte AdTrading, die neuenHerausforderungen des Big Data, Digitale Kreativität, E-Com-merce, Payment und SmartTV.

Kommen die meisten Innovationen aus den USA?Das lässt sich so inzwischen nicht mehr sagen. Zwar werdennoch immer zahlreiche Entwicklungen in den USA angescho-ben, da es hier oft einfacher ist, entsprechende Investoren zugewinnen. Aber auch das nationale Digital Business hat inden vergangenen Jahren einige international äußerst erfolgrei-che Unternehmen und Köpfe hervorgebracht. Aus Sicht derdmexco können wir aber mit Blick nach Übersee eines fest-halten: Für US-Unternehmen stellt die dmexco inzwischenden Türöffner für ihr internationales Geschäft dar. Zudemstellen wir fest, dass sich Israel zu einem sehr relevanten Marktfür die Digitalwirtschaft entwickelt. Zahlreiche Unternehmenwerden in diesem Jahr auch wieder auf der dmexco als Aus-steller dabei sein.

Was erhoffen Sie sich von der diesjährigen Messe?Einfach nur eine richtig erfolgreiche Veranstaltung für alleTeilnehmer und Besucher – und das heißt zufriedene Unter-nehmen, die auf der dmexco Geld verdienen und relevanteNeukunden treffen können. Persönlich würde mich eine wei-tere Internationalisierung der dmexco sehr freuen. Vor allemdank unserer Satellites und dem Länderpavillon-Konzept kön-nen wir bereits eine gestiegene Nachfrage von Unternehmenaus Großbritannien, Österreich, der Schweiz und den BeNe-Lux-Ländern registrieren.

10 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Meldungen

Frank Schneider, Foto: dmexco

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aut der jüngsten FFA-Studie „Der Kinobesucher“stellt die Rückgewinnung der jungen, besucherstar-ken Altersgruppen eine besondere Herausforderungfür die Kinobranche dar. Auch die Europäische Kom-

mission befasst sich mit diesem Thema. Wer die Kinobesuchervon morgen sind, wie die Filmlust zukünftiger Generationen inEuropa aktiviert werden und zugleich die Zirkulation europäi-scher Filme auf allen Plattformen verbessert werden kann sindThemen, die auch bei der Vorbereitung des neuen „CreativeEurope“-Programms (2014-2020) berücksichtigt werden. Ausdiesem Grund hat die Europäische Kommission eine Ausschrei-bung zur Erstellung einer Studie veröffentlicht, die das Zuschau-erverhalten in Europa analysiert. Ziel dieser Studie ist es, einausführliches Bild über die Sehgewohnheiten gegenwärtigerund zukünftiger Konsumenten audiovisueller Medien in denderzeit 32 MEDIA-Mitgliedsländern zu erhalten. Mit Hilfe die-ser Informationen soll die Verbreitung europäischer Filme ver-bessert werden. Teams mit umfassender Erfahrung im Bereich„Marktforschung im audiovisuellen Sektor“ können sich biszum 13. August 2012 bewerben. Im Interview erläutert IrinaOrssich von der MEDIA Unit in Brüssel die Hintergründeund Schwerpunkte der Studie.

Warum will die Kommission eine Studie über Zuschauerver-halten erstellen lassen? Das MEDIA-Programm hat während der letzten 20 Jahre maß-geblich zu einem größeren Angebot an europäischen Filmenauf den Leinwänden beigetragen. Über den „EuropäischenZuschauer“ und seine Vorlieben ist trotz einiger nationalerStudien wenig bekannt. Die Studie soll uns vor allem bei derAusrichtung des neuen „Creative Europe“-Programms hel-fen. Der Programmvorschlag der Kommission sieht vor, dassbei der Entwicklung neuer Zuschauerschichten ein Schwer-punkt gesetzt wird. Der Rat der Kultur und Medienministerhat dies bei seiner Sitzung im Mai dieses Jahres nochmals be-sonders unterstrichen und betont, dass es vor allem darauf an-kommt, Kinder und Jugendliche für den Europäischen Film

MEDIA-Studie über das europäische Zuschauerverhalten

Was will die Jugend?zu interessieren. In Zukunft wollen auch wir uns verstärkt umdiese Zuschauergruppe bemühen.

Welche Eckdaten kennt man denn schon? Wir wissen beispielsweise, dass der „Durchschnittseuropäer“2011 1,92 Mal ins Kino ging und dass der Deutsche mit durch-schnittlich 1,6 Kinobesuchen eher unterdurchschnittlich cine-phil ist. In Frankreich bringt er es auf mehr als den doppeltenWert mit durchschnittlich 3,4 Kinobesuchen.

Und wie sieht der Anteil an europäischen im Verhältnis zu US-amerikanischen Produktionen aus?

Nach vorläufigen Zahlen der EuropäischenAudiovisuellen Informationsstelle lag derMarktanteil europäischer Filme in der Euro-päischen Union 2011 bei rund 28,5 Prozent.Einen starken Anteil am Gesamtergebnis dereuropäischen Filme haben die guten Einspie-lergebnisse diverser nationaler Produktionenauf ihren jeweiligen Heimatmärkten. Sensationelle Ergebnisse erbrachten dabei na-türlich der französische Blockbuster „Ziemlichbeste Freunde“, der selbst in Deutschland ful-

minante 8,4 Millionen Kinogänger erreichte, in Deutschlandwaren auch Filme wie „Türkisch für Anfänger“ (2,3 Mio. Zu-schauer), „Almanya – Willkommen in Deutschland (1,4 Mio.)oder „Pina“ (über 500.000) sehr erfolgreich.

Die Studie setzt einen Schwerpunkt auf die jungen Zuschauer.Warum?Wir interessieren uns für das Zuschauerverhalten insbesonde-re (aber nicht ausschließlich) der 4- bis 25-Jährigen: WelcheFilme sehen sie, auf welchen Plattformen, warum sehen sie dieseFilme, also welche Faktoren bestimmen die Wahl? Beispiels-weise wüssten wir gerne mehr über den Einfluss von Events,Marketing und Sozialen Netzwerken. Welchen Einfluss hat Film -erziehung auf das spätere Zuschauerverhalten?

Die Best Ager bilden nicht nur in Deutschland die stärksteZuschauergruppe von Europäischen Filmen. Diesem „klassi-schen Zuschauer“ über 50 steht mittlerweile eine Generationder „aktiven, non-linearen Nutzer“ gegenüber. Für sie ist mul-timediale Vernetzung und die parallele Nutzung mehrererMedien und mobiler Inhalte vollkommen selbstverständlich.Dabei kannibalisieren sich die verschiedenen Angebote nichtnotwendigerweise, sondern werden komplementär genutzt.„Traditionelle“ Angebote werden heute oftmals mit der „sozia-len Netzwerk-Komponente“ ergänzt, um Raum für sozialenAustausch und Kommunikation zu schaffen. Soziale Netzwer-ke haben ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für die Ver-marktung von Filmen. Über all diese Dinge wollen wir mehrerfahren.

Wann wird die Studie veröffentlicht?Wir rechnen mit Ergebnissen in der zweiten Hälfte 2013. Diewollen wir dann öffentlich diskutieren.

Das Europäische Parlament hat kürzlich zwei Mio. Euro für ei-ne vorbereitende Maßnahme zu innovativen Vertriebsstrate-gien bereitgestellt – (Einreichtermin 6. September 2012). Zu-dem unterstützt Brüssel Projekte, die sich mit den Möglich-keiten neuer Vertriebsstrategien auseinandersetzen (z.B. Di-stribution 2.0, siehe FMS Magazin vom Mai 2012). Sind nochweitere neue Maßnahmen/Aktionen geplant, die der Ver-breitung des europäischen Films helfen sollen?Die erfolgreiche Verbreitung von Europäischen Filmen ist einesunserer vorrangigen Ziele. Deswegen wird es sicherlich nochweitere Aktionen geben, darunter auch zunächst einmal Kon-ferenzen zum Erfahrungsaustausch, beispielsweise im Oktoberin Brüssel mit Teilnehmern aus der gesamten Kulturwirtschaft.Auch Europa International, die Vereinigung europäischer Welt-vertriebe, wird im November gemeinsam mit dem europäischenKinonetzwerk Europa Cinemas eine Konferenz organisieren.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 11

MEDIA

Vor allem dem Blockbuster „Ziemlichbeste Freunde” verdankt der europäi-sche Film seinen hohen Marktanteil inder EU. Foto: Senator

Irina Orssich vonder MEDIA Unitin Brüssel, Foto:MEDIA

L

Page 12: Informationen aus NRW und Medien - filmstiftung · 2015. 12. 9. · dmexco (18.-19.09.) in Köln MEDIA > 10 Studie über das Zuschauerverhalten der Kinobesucher Gamescom 2012 Spiele

Vom 15. bis 19. August wird Köln wieder

zum Mekka der Games-Industrie und ihrer

Fans. Die Gamescom öffnet ihre Pforten und

erwartet auch 2012 wieder über 275.000

Besucher. Während der Gamescom werden

nicht nur neue Spiele präsentiert und

Geschäfte gemacht, es gibt auch eine Reihe von

Kongressen und Veranstaltungen, wie die

erstmals stattfindende Mobileworld, die sich

ganz den Mobile Games widmet, die etablierte

Games Developer Conference fürs Fach -

publikum, den Gamescom Congress der LfM

zum Thema Jugendschutz und Medien -

kompetenz im Facebook-Zeitalter, den Games

Award, bei dem die besten Spiele prämiert

werden, und nicht zuletzt den Videoday, das

größte YouTuber-Treffen Europas. Auch die

Film- und Medienstiftung NRW wird

mit ihren Partnern mit einem Stand auf

der Messe präsent sein. Informationen zu allen

Veranstaltungen finden Sie unter

www.gamescom.de.

Gamescom 2012

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Vor der Gamescom geben Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin des Veranstalters Koelnmesse,

und Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des ideellen Trägers Bundesverbandes Interaktive

Unterhaltungsindustrie (BIU), einen Ausblick auf die Trends der diesjährigen Spiele-Messe in Köln.

Games für unterwegsVON JÖRG LAUMANN

Wie viele Aussteller und Besucher erwarten Sie zur Gamescom2012?Katharina C. Hamma: Wir erwarten mindestens eine Viertelmil-lion Besucher und gehen auch bei der Zahl der Aussteller da-von aus, dass das Niveau des Vorjahres mit rund 550 Unterneh-men zumindest gehalten wird. Dies sind konservative Schätzun-gen. In der Tat zeichnet sich bislang ein Zuwachs ab. Bis EndeJuni hatten sich mehr als 370 Unternehmen als Aussteller gemel-det, was einer Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Vorjah-reszeitraum entspricht. Auch wurden bereits deutlich mehr Be-suchertickets als im Vorjahr verkauft. Ein exakter Vergleich istallerdings nicht möglich, da wir in diesem Jahr den Vorverkaufdeutlich früher gestartet haben.

Wird die Ausstellungsfläche der Gamescom vergrößert?Hamma: Wir bieten mit insgesamt 140.000 Quadratmetern indiesem Jahr 15 Prozent mehr Ausstellungsfläche für neue Spiele-angebote. Viele Aussteller haben ihre Standflächen vergrößert,teilweise sogar verdoppelt. Mehr als 60 Neuaussteller stehen vorihrer Gamescom-Premiere.

Welche Auswirkungen haben die Absagen von Microsoft, Nin-tendo, THQ und Sega auf die diesjährige Gamescom?Maximilian Schenk: Natürlich bedauern wir, dass diese Unter-nehmen nicht an der gamescom teilnehmen. Dennoch ist diega werden rund 300 Neuerscheinungen und Weltpremierengeboten, und zwar auf allen Games-Plattformen. Dazu zählenselbstverständlich auch Microsofts Xbox und Nintendos Wiiund Wii U.

Sind die Absagen der oben genannten Unternehmen nur aufdieses Jahr bezogen?Hamma: Die Absagen beziehen sich ausschließlich auf das Jahr2012 und wurden in Ermangelung ausgereifter neuer Produkteausgesprochen. Wir freuen uns darauf, Unternehmen wie Micro-soft und Nintendo 2013 wieder bei der Gamescom zu begrüßen.

Wie breit ist das Spektrum der ausstellenden Unternehmen?Hamma: Auch in diesem Jahr begrüßen wir nahezu das gesam-te Who is Who der Spielebranche, darunter zum Beispiel SonyComputer Entertainment, Electronic Arts, KochMedia, Kon-ami, Namco Bandai, Ubisoft, Warner oder wargaming.net. Alsprominenter Neuaussteller ist unter anderem Gree mit dabei, ei-ner der größten japanischen Anbieter von Mobile und SocialGames mit mehr als 230 Millionen Spielern weltweit. Das Unter-nehmen wird mit einem rund 1.000 Quadratmeter großen Standbei der Gamescom vertreten sein.

Welche neuen Elemente gibt es im Ausstellungsbereich der Ga-mescom?Hamma: Zu den spannendsten Neuheiten in diesem Jahr zähltsicherlich das Trailerkino in Zusammenarbeit mit LG. Darinkönnen sich bis zu 500 Personen die neuesten Spieletrailer derMesse ansehen. Ebenfalls neu im Programm der Gamescom istdas „Cosplay Village“ für die Fans japanischer Verkleidungs-kunst.

Welches sind die wichtigsten inhaltlichen Trends in diesemJahr?Schenk: Die Bereiche Online- und Browsergames sowie MobileGames als Wachstumstreiber der Branche stehen im Fokus. SocialMedia und Web 3.0 werden im Programm der diesjährigen games-com ebenfalls ausführlich berücksichtigt. Als einen sehr wesent-lichen Trend beobachten wir das plattformübergreifende Gaming.

Was ist im Bereich Mobile Gaming konkret geplant? Hamma: Mobile und Social Gaming sind in diesem Jahr erstmalsals eigenständige Themen in das Ausstellungsangebot einbezo-gen worden. Der Bereich Mobile Gaming, der sich von Halle10.1 aus über die gesamte Gamescom erstrecken wird, wird derIndustrie und unseren Besuchern sicherlich neue Impulse ge-ben.Schenk: Es wird in diesem Segment sehr viele interessante neueFacetten und sehr viele interessante Aussteller zu entdecken ge-ben. Der Markt für mobile Spiele ist insgesamt ein regelrechter„Shooting Star“ und enorm wichtig für das Wachstum unsererBranche. Dies trifft allerdings nach wie vor auch auf den Bereichder Online- und Browsergames zu. In Deutschland spielen rund15 Millionen Menschen regelmäßig Online- und Browsergames.

In welcher Form wird dieser Bereich auf der Gamescom 2012abgebildet?Hamma: Wir tragen der hohen Bedeutung der Online- und Brow-sergames dadurch Rechnung, indem wir die „Online World“vergrößert und von der Halle 9 in die Halle 8 verlegt haben. Zu-dem haben wir in Südkorea eine führende Nation im BereichOnline-Gaming als Partnerland der Gamescom ausgewählt.Schenk: Nach Kanada und Großbritannien, die in den Vorjah-ren Partnerländer waren, stellt die Auswahl Südkoreas auch ei-nen Brückenschlag in den asiatischen Markt dar. Südkorea isteiner der wichtigsten Games-Märkte der Welt. Hieran wird nichtzuletzt die zunehmende internationale Bedeutung der games-com deutlich.

Wie wichtig sind politische und kulturelle Themen bei der Mes-se?Schenk: Wir haben von Beginn an Wert darauf gelegt, die ga-mescom als 360-Grad-Messe zu positionieren. Daher fokussie-ren wir uns auf alle Themen, die für die Games-Industrie rele-vant sind. Das gilt natürlich auch für den gesellschaftlichen Be-reich. Beim gamescom congress, den der BIU zusammen mitder Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Stadt Kölnausrichtet, stehen unter anderem Themen wie Kulturgut Com-puterspiel, europäischer Jugendmedienschutz, Urheberrechtund Medienkompetenz auf der Tagesordnung. Aufgrund seinerwachsenden Relevanz wird der Kongress in diesem Jahr erst-mals auf zwei Tage, den 16. und 17. August, ausgedehnt. Beimgamescom campus wird unter anderem das sehr wichtige ThemaAusbildung eine Rolle spielen. Die Games-Industrie in Deutsch-land wächst und damit auch der Bedarf an qualifizierten Fachar-beitskräften. Der gamescom campus schafft Anreize, damit jun-ge Menschen eine Ausbildung in der Games-Industrie starten.

Zum Abschluss noch eine allgemeine Einschätzung. Können Sieaus BIU-Sicht bereits einen Ausblick auf die diesjährige Entwik-klung des Games-Markts in Deutschland geben?Schenk: Schenk: Viele andere große Software-Märkte tun sichmomentan schwer. Das trifft auf Deutschland nicht zu. Jährlichwerden circa zwei Milliarden Euro im Games-Markt umgesetzt -Hardware und In-Game Advertising nicht einbezogen. Wir er-warten 2012 ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbe-reich bei den verkauften Games, der Verkauf von Mobile Ga-mes wird um rund 50 Prozent wachsen. Generell gewinnt diedigitale Distribution immer stärker an Relevanz. In diesem Be-reich gehen wir von 40 Prozent mehr verkaufter Spiele aus.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 13

MaximilianSchenk, Foto: BIU

Katharina C.Hamma, Foto:Koelnmesse/An-dreas Hagedorn

„Save the Aliens” von RochAByte aus Köln, Foto: RockAByte

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Das genaue Ausmaß des Schadens, das der deutschen Com-puter- und Videospieleindustrie jährlich durch Piraterie ent-steht, lässt sich schwer beziffern. In jedem Fall erachten dieMarktteilnehmer das Problem als gravierend. „Der Schutzvon geistigem Eigentum wird von der Spieleindustrie sehrernst genommen“, sagt Ralf Wirsing, Deutschland-Geschäfts-führer von Ubisoft, „Piraterie stört den Spielspaß der ehrlichenKunden und hindert Entwickler daran, auch in Zukunft neueund aufregende Spiele zu kreieren.“ Heiko Hubertz, Gründerund Geschäftsführer des Browser- und Online-Games-Spezia-listen Bigpoint, weist auf die negativen Auswirkungen auf an-dere Bereiche der Medienbranche hin. Immerhin sei die Ga-mes-Industrie ein „unverzichtbarer Bestandteil der crossmedi-alen Verwertungskette“. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU)geht davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Nutzer vonGames illegale Angebote in Anspruch nehmen. Auch in derStudie „Auswirkungen digitaler Piraterie auf die Ökonomievon Medien“, die unlängst im Auftrag vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem G.A.M.E.-Bundesverband erstellt wur-de, sind Computer- und Videospiele ein Thema. Anhand ei-ner Analyse von Filehostern und Experteninterviews wurdendafür die illegalen Download-Zahlen für die PC-Version desvon Square Enix Europe entwickelten Rollenspiels „DungeonSiege III“ errechnet. Diese soll demnach in den ersten 18 Wo-chen nach Veröffentlichung rund 83.000 Mal von Nutzern ausDeutschland heruntergeladen worden sein. Ebenfalls einenAnhaltspunkt für das Ausmaß der Games-Piraterie, wenn auchkeine verifizierten Daten, bietet die „Hitliste“ der illegalenDownloads aus dem BitTorrent-System, die im Blog torrent-

freak.com veröffentlicht wurde. Demnachwar 2011 der von Crytek entwickelte Ego-Shooter „Crysis 2“ das am meisten von Pira-terie betroffene PC-Spiel mit weltweit fastvier Millionen illegalen Kopien. Konsolenspiele stehen hier offenbar weitausseltener im Fokus. Dies ist nicht zuletzt dar-auf zurückzuführen, dass die nicht autorisier-ten Games auf diesen Plattformen zumeist nurnach erheblichen Veränderungen an Hard-und Software spielbar sind. Diese wiederumbleiben nicht immer unentdeckt. Microsoftzum Beispiel kann Manipulationen an seineKonsole über die Online-Plattform Xbox Li-ve erkennen und behält sich in diesen Fällendas Recht zur Sperrung des Spielgeräts vor. Überhaupt verfügen die Spielehersteller überintensive Kontrollmöglichkeiten, sobald sichdie Gamer online mit ihren Servern verbin-

den müssen. Vor allem die großen Anbieter machen daher zu-nehmend eine permanente Internet-Verbindung und mitunterauch die Installation zusätzlicher Software zur Spielvorausset-zung. Damit riskieren sie allerdings die Verärgerung ihrer zah-lenden Kunden. So stand Electronic Arts mit „Battlefield 3“im Mittelpunkt einer Kontroverse, da sich Käufer nicht ausrei-chend über die obligatorische Nutzung der EA-Plattform Ori-gin informiert sahen. Activision Blizzard erntete Beschwerdenwegen technischer Probleme bei der Internetverbindung zu„Diablo III“. Auch bei Ubisoft, das mit dem Ubisoft-Game-Launcher ebenfalls einen Online-Kopierschutz nutzt, ist man

sich der Zweischneidigkeit bewusst. „Wir wollen eine Lösungfinden, die unseren ehrlichen Kunden, aber auch unserenMarken nutzt“, sagt Wirsing zur idealen Form des Schutzesvor Produktpiraterie.Vereinzelt setzen Games-Entwickler mittlerweile auch auf diekomplette Abkehr von Kopierschutz-Maßnahmen. „Wir set-zen auf ehrliche Käufer und möchten unseren Kunden dieMöglichkeit bieten, unser Spiel ohne lästige technische Hilfs-mittel oder Online-Aktivierung zu spielen“, erklärte etwa Car-sten Fichtelmann, Geschäftsführer des Hamburger Entwick-lers Daedalic Entertainment, anlässlich der Veröffentlichungdes PC-Games „Deponia“. Das Science-Fiction-Adventurewurde in einer Box inklusive Soundtrack-CD und Poster ver-öffentlicht. Das aufwändige Packaging als Anreiz zum Kauf le-galer Produkte ist auch in anderen Unterhaltungsindustriengängige Praxis, etwa bei „Deluxe“-Editionen von Musik-CDsoder DVD-Sets mit Merchandise-Artikeln im Filmbereich.„Der Ausweg aus dem Piraterie-Dilemma führt nur über neueGeschäftsmodelle“, gab Malte Behrmann, Generalsekretärder European Games Developer Federation (EGDF), in ei-nem Beitrag für die Fachzeitschrift „GamesMarkt“ zu beden-ken. Ein Ansatz, den Heiko Hubertz mit seiner Einschätzungzum Ausmaß der Games-Piraterie bestätigt: „Direkt betroffensind aktuell besonders Anbieter, die sich nach wie vor aufklassische Vertriebsmodelle konzentrieren.“ Eine der bekann-testen Alternativen zu diesen klassischen Modellen ist sicher-lich das Free to play, bei dem Basisversionen der Spiele vonden Anbietern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ge-winne werden durch Werbung, aber vor allem auch durchdas kostenpflichtige Anbieten von zusätzlichen Levels, neuenCharakteren sowie virtuellen Waffen und anderen Gegen-ständen („Item Selling“) generiert. Dass es sich dabei auch inDeutschland um einen Wachstumsmarkt handelt, verdeut-licht der Bericht des BIU zum Jahr 2011. Der Umsatz mit vir-tuellen Zusatzinhalten habe 233 Mio. Euro betragen und seidamit um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, teil-te der Verband mit. Somit ist die Kombination aus Free to play und Item Sellingkeineswegs nur als Reaktion auf das Piraterie-Problem zu se-hen, sondern als vielfältig attraktives Geschäftsmodell. „Die-ses System birgt zahlreiche Vorteile für die langfristige Mone-tarisierung einer Spielemarke“, erklärt Hubertz. „Nur einerdavon ist die Tatsache, dass wir von Raubkopien im klassi-schen Sinne überhaupt nicht betroffen sind.“ Mitunter wer-den kostenlose Angebote auch genutzt, um neues Interesse anbereits etablierten Games zu wecken. So hat Electronic Artsunlängst einen Free-to-play-Modus in sein Online-Rollenspiel„Star Wars: The Old Republic“ integriert, der das kostenloseSpielen bis zu einem bestimmten Level ermöglicht. Der Free-to-Play-Markt sei in jedem Fall „einer der größten Wachs-tumsmotoren der Spieleindustrie“, findet Ralf Wirsing, wäh-rend Heiko Hubertz eine Beobachtung formuliert, die auchfür andere Bereiche der Unterhaltungsindustrie relevant seindürfte: „Die grundsätzliche Bereitschaft, auch online für In-halte und Dienstleistungen zu bezahlen, ist offensichtlich daund damit großes Wachstumspotenzial.“

Wie im Film- und Musikgeschäft stellt die digitale Piraterie auch für die Games-Industrie ein

elementares Problem dar. Die Branche hat zahlreiche Strategien entwickelt, um die illegale

Verbreitung ihrer Produkte einzudämmen. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund erfreuen sich so

genannte „Free to play Games“ immer größerer Beliebtheit.

Piraterie in der Games-Industrie

Neue Modelle gegen PiraterieVON JÖRG LAUMANN

14 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Gamescom

Heiko Hubertz, Foto: Bigpoint

„Crysis 2”: Der von Crytek entwickelte Ego-Shooter war 2011 das am meisten von Piraterie betroffene PC-Spiel mit weltweit fast vier Millionen illegalen Kopien. Foto: Crytek

Ralf Wirsing, Foto: Ubisoft

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 15

Die RockAByte GmbH gibt es seit 2008. Von Anfang an hatman sich auf die Erstellung von Games und vor allem Appli-kationen für Online, Mobile und Handheld, überwiegend füriOS, aber auch Android spezialisiert und seitdem gut 60 Appsauf den Markt gebracht. Den überwiegenden Teil machenAuftragsarbeiten aus, zu Beginn hat man es hingegen mit Ei-genproduktionen versucht. Da gab es eine richtige „Goldgrä-berstimmung im App Store“, erinnert sich der geschäftsfüh-rende Gesellschafter Stefan Zingel. „Nach über einer Dekadesteigender Budgets und Teamgrößen gab es endlich wieder ei-ne Plattform, auf der kleine Indie-Teams ihre Games interna-tional verkaufen konnten. Aber es war noch nicht absehbar,ob und wie man damit nachhaltig Gewinne erzielen kann.Auch wir waren am Anfang noch nicht so aufgestellt, um un-sere Spiele im App Store optimal zu positionieren und habenuns dann wieder etwas zurückgezogen, um mehr Auftragsar-beiten auszuführen.“

Mehr eigene Produktionen

Bei Aufträgen über Agenturen setzt RockAByte Konzepte um.Für andere Kunden übernehmen sie auch mal die kompletteProduktion von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt. Daskönnen Rollenspiel-Games für Nintendo DS wie „Willkom-men in der Steinzeit“ für Tivola Publishing sein oder auch dasMobile Game „The Lost Shapes“ im Auftrag des deutschenPublishers dreamfab. Oft sind das auch Gratis-Apps, die ausMarketing-Etats finanziert werden. Als weiterer Geschäftsbe-reich gelten Online-Content und Browsergames. Im Auftragdes Dialogik Instituts und der Agentur takomat hat RockAB-yte gemeinsam mit takomat das Browserspiel „Energetika.2010“entwickelt und damit 2011 den Deutschen Computerspiel-preis in der Kategorie Bestes Serious Game gewonnen. In denletzten zwei Jahren produziert RockAByte zunehmend Games.Ziel ist es, insgesamt mehr eigene Produkte zu realisieren. DasRisiko ist zwar größer, aber die Möglichkeit, einen entspre-chenden Gewinn zu erzielen, ist ebenfalls höher als bei Auf-tragsproduktionen, wo die Margen niedrig sind und manüber keinerlei Nutzungsrechte verfügt. Es ist nicht üblich, dassein Entwickler Tantiemen erhält. Zudem handelt es sich jazum großen Teil um Gratis-Apps, wo gar keine Tantiemenfließen könnten.

Vielversprechende Rezepte-App

Eine dieser Eigenproduktionen ist, neben dem Grafik-Nerd-Game „#Color“, die App „Kreativ Kochen“. Über den Topffür Innovative Audiovisuelle Inhalte hat RockAByte für dieKonzeption der App von der Film- und Medienstiftung NRWeine Pilotförderung in Höhe von 25.000 Euro erhalten. Nunsoll zunächst ein präsentationsfähiges Konzept nebst erstemPrototyp erstellt werden, um dann im zweiten Schritt eine Fi-nanzierung der Produktion zu akquirieren. Die Idee ist passen-derweise beim gemeinsamen Businesslunch entstanden. „MeinKoproduzent Steffen Rühl und ich sind selber begeisterteHobbyköche und Rezepte-Apps sind immer recht erfolgreich.Wir wollen mit ‚Kreativ Kochen‘ in einen experimentellerenBereich der Rezeptkomposition vorstoßen.“

Porträt: RockAByte, Köln

DigitalesKochstudioVON CHRISTIAN MEYER

Kölns Attraktivität wächst

Für die Durchführung solcher Projekte kann sich die in derKölner Innenstadt gelegene Firma auf neun feste Mitarbeiterverlassen. Zwei davon sind im Management tätig, außerdemgibt es eine Grafik-Designerin. Die restlichen Mitarbeiter sindSoftware-Entwickler, die sich auf die verschiedenen BereicheiOS, Android und Flash/Flex aufteilen. Dazu kommen meistdrei bis fünf freie Mitarbeiter, „um Projektspitzen abzufangen“,so Zingel. Es sei aber schwierig, sagt Zingel weiter, erfahreneEntwickler zu finden. Die müssten nicht nur über eine mög-lichst mehrjährige Programmiererfahrung verfügen, sondernsollten bereits kommerzielle Produkte umgesetzt haben. „Dassind vielfältige Anforderungen, die man nicht überall findet.Einen Ausbildungsberuf, der all das abdeckt, gibt es so nicht.Wir rekrutieren gerne an Hochschulen. Bei Berufs- oder Quer-einsteigern startet man am besten mit einem drei- bis sechsmo-natigen Praktikum. Das ist die Methode ‘Rohdiamant findenund selber zur Perfektion schleifen’. Wichtig ist, die Mitarbei-ter weiter auszubilden und ihnen den Raum zu geben, um sichweiterentwickeln zu können. Außerdem muss man für denTransfer des Know-hows unter den Mitarbeitern sorgen.“ DieBasis hierfür habe sich am Standort NRW verbessert. „Kölnals Gewerbestandort finde ich sehr gut. Hier gibt es vieleMöglichkeiten, und die Stadt ist attraktiv genug, um Mitarbei-

ter anzuziehen – das ist ein wichtiges Argument.“ Die Mög-lichkeiten der Förderung und Finanzierung – gerade im Ga-mes-Bereich – seien aber im Vergleich zu anderen Bundeslän-dern in den letzten Jahren vernachlässigt worden, so Zingel.„Das ändert sich glücklicherweise momentan, aber es könn-ten durchaus noch weitere Maßnahmen getroffen werden.“> www.rockabyte.com

Stefan Zingel Mobile Game „#Color”: perfekt für Web-Coder und Grafik-Designer. Fotos: RockAByte

Anlässlich der Gamescom stellen wir im Magazin

sieben junge Entwicklerstudios aus NRW vor,

die alle bereits von der neuen Förderung für

innovative, digitale Pilotformate der Film- und

Medienstiftung profitiert haben.

Förderungen für Innovative Audiovisuelle Inhalte

Piloten an den StartSeit 2011 unterstützt die Film- und Medienstiftung NRW die Entwick-lung von innovativen und interaktiven Anwendungen, insbesondere fürGames sowie Internet-, Mobile und auch multimediale Projekte (360°-Projekte). Das Förderprogramm Innovative Audiovisuelle Inhalte richtetsich vor allem an junge Entwickler und Startup-Unternehmen. Antrags-berechtigt sind Produktionsunternehmen und Entwickler mit Sitz in NRW.Die Förderung, die sowohl für die Erstellung von Konzepten als auch vonPrototypen vergeben wird, ist ein in der Regel bedingt rückzahlbares,zinsloses Darlehen. Die Höhe der Förderung soll dabei 100.000 Euro proEinzelprojekt nicht überschreiten.Der nächste Einreichtermin ist der 26. September.> www.filmstiftung.de

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16 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Bilal Chbib

Gihad Chbib

Concept Art: „Typoman“ auf dem Weg zum Prototyp, Fotos: Bigitec

Porträt: Bigitec, Bonn

From Zeroto HeroVON OLIVER BAUMGARTEN

Als im Januar 2007 in San Francisco der erste Prototypdes iPhones vorgestellt wurde, sollte für die Unterhal-tungselektronik ein neues Zeitalter anbrechen. Program-miermöglichkeiten in iOS und Android eröffneten schein-bar grenzenlose neue Geschäftsfelder. Auch in Bonnwar ein Brüderpaar fasziniert von diesen Entwicklun-gen, und noch 2007 reifte der Gedanke, sich mit einemUnternehmen für Mobile Applications selbständig zumachen. Die in Bonn und Umgebung aufgewachsenenBrüder Bilal und Gihad Chbib haben sich gleich 2008,als Apples App-Store eingeführt wurde, dort einen Ent-wickler-Account einrichten lassen und eigene Apps her-ausgebracht. Bilal war noch bei Bayer in Leverkusen an-gestellt, wo er IT-Projekte leitete, während Gihad Infor-matik studierte und 2010 mit Diplom abschloss. NebenBeruf und Studium also legten die beiden los.

Potenziale erkannt

Ihre erste Applikation war eine Zitate-Datenbank namens„IQuote“. Ergänzend zu Promi-Zitaten konnte manauch eigene einstellen. „Als wir diese App entwickelt ha-

ben“, erinnert sich Bilal Chbib, „gab es gerade mal 1.500Apps im Store. Heute sind es über 500.000.“ Ihre ersteApp jedenfalls schien auch in der Apple-Zentrale gefal-len zu haben, denn im amerikanischen Store schaffte siees damals sogar auf die Hauptseite. Auch wenn das nichtgleich den großen Reichtum bedeutet hat: Die Chbibshatten erkannt, welche Potenziale in diesem Geschäftstecken. „Wir selbst sind leidenschaftliche Zocker“, gibtBilal zu, „weswegen wir uns auch auf Spiele konzentrie-ren wollten.“ Und so haben sie sich – immer noch neben-beruflich – an zwei ersten Spielen eines erfolgreichenGenres versucht: „Zombie Horde“ und „Zombie As-sault“. Nur mit Hilfe eines externen Grafikers haben siebeide Apps alleine umgesetzt, und so langsam beganndas Unternehmen zu laufen. Von den eigenen Titeln ab-gesehen war auch die Auftragslage im Bereich der Dienst-leistungen viel versprechend. „Trotzdem“, erzählt BilalChbib, „man überlegt es sich hundert mal, ob man ei-nen Job wie meinen quittiert, um sich selbständig zu ma-chen. No risk, no fun – Anfang 2011 haben wir den Schrittgewagt.“ Ende 2010 hat Bilal Bayer endgültig verlassenund gemeinsam mit Bruder Gihad die seit 2007 bestehen-de alte Firma umfirmiert in die heutige Bigitec GmbH.

Koran-App und Comic

Inklusive Praktikanten und Studenten arbeiten heutezehn Leute bei Bigitec. Das Unternehmen finanziertsich mit Kundenaufträgen und mit eigenen Titeln. ImPortfolio befindet sich neben Games für Kinder und Er-wachsene und einer Lernhilfe-App für den Koran („Me-morize Quran“) zudem mit „Who is the Strongest“ dieUmsetzung eines Comics von Zein Okko. Die Abhän-gigkeit von den Kundenaufträgen bringt es für Bigitecallerdings noch mit sich, dass aufwändige Games-Ideen

nur unter Schwierigkeiten zu entwickeln sind. Ein Pro-jekt wie das Spiel „Typoman“ etwa, dem Bilal Chbibviel Potenzial zutraut, braucht fünf bis sechs Monatekonzentrierte Entwicklungszeit, bis ein vernünftigerPrototyp mit einigen Levels entstehen kann.

Ideen ausgestalten dank Förderung

Von daher kam ihm das Pilotförderprogramm der Film-und Medienstiftung NRW gerade recht, um „Typoman“parallel zum Tagesgeschäft auf die Schiene bringen zu kön-nen. Dank einer ersten Konzeptförderung, die Bigitecjüngst erhalten hat, kann die Idee, die der Jury gefallenhat, nun ausgestaltet werden. „Mit dem ausgefeilten Kon-zept werden wir dann in einer zweiten Stufe die Prototy-penförderung beantragen“, so Bilal Chbib. „Typoman“soll ein 2D-Sidescroller werden, der sich durch die Ver-wendung von typografischen Elementen, düsterer Hinter-grundgrafik und eigens komponierter Musik auszeichnet.Man spielt den aus den Buchstaben H-E-R-O bestehen-den Protagonisten, der seinen Weg durch eine dunkle, ex-pressionistische Welt finden muss. Wie auch der Heldselbst besteht alles in ihr aus typografischen Elementen. Mit Buchstaben eine Welt erschaffen – früher mussteman dafür ein Buch schreiben, heute kann das gleich inmehreren Medien funktionieren. Denn sollte „Typo-man“ in der Umsetzung halten, was es im Konzept ver-spricht, dann könnte es für Bigitec einen weiterenSchritt bedeuten – den Sprung nämlich auf den großenBildschirm: „Eigentlich wollten wir uns ja auf die mobi-le Entwicklung spezialisieren. Doch wir haben entschie-den, mit einer PC- und Mac-Version zu starten und ide-alerweise über die Online-Vertriebsplattform Steam zuveröffentlichen.“> www.bigitec.com

Gamescom

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 17

Gamescom

„Legends of Pegasus“ ist das erste Projekt des jungen Entwicklerteams der Novacore Studios. Fotos: Novacore

Peter Seydel

Andre Overhagen

Porträt: Novacore Studios, Mülheim an der Ruhr

Pegasushebt abVON MARION MEYER

In ein Universum der Zukunft entführt das Spiel „Le-gends of Pegasus“, das ab August in den Läden steht.Es ist das erste Projekt eines jungen Entwicklerteams,das sich als Novacore Studios 2010 selbstständig ge-macht hat. Peter Seydel und Andre Overhagen habenmittlerweile sieben Angestellte und wollen auch inden kommenden Jahren weiter expandieren. Ihr er-stes Büro hatten sie bereits in ihrer WG zu Studien-zeiten, als sie gemeinsam Angewandte Informatik ander Uni Duisburg-Essen studierten. Für beide begann die Spielleidenschaft bereits als Schü-ler, als die ersten Computerspiele an Amiga und Ata-ri die Nächte zu kurz werden ließen. Peter Seydel moch-te schon damals Strategiespiele. Auch sein erstes Fir-menprojekt „Legends of Pegasus“ ist ein Strategiespiel,ein Science-Fiction, bei dem man Planeten besiedelnund ein Imperium aufbauen muss. Eine Parallelweltzu erschaffen mache Spaß „und man hat als Entwick-

ler viel mehr Freiheiten, als wenn man eine realeWelt plant“, sagt der 32-Jährige.

Bis zu 70 Wochenstunden

Bei der Entwicklung des Spiels hat ihnen ein Exist-Gründerstipendium geholfen, das es den beiden Hoch-schulabsolventen ermöglichte, in Ruhe und ohne Exis-tenzängste ihre Konzeption zu erarbeiten. Nur mit ih-ren Laptops und einem Konzept bewaffnet, begabensich Seydel und Overhagen 2010 auf die Gamescomund stellten verschiedenen Publishern ihr Spiel vor.Fünf Monate später hatten sie einen Vertrag mit Kalyp-so Media, die das Spiel nun auf den Markt bringen.Erst danach folgte die offizielle Firmengründung. ImFrühjahr 2011 stellten die beiden Unternehmer sie-ben Mitarbeiter ein. Während Andre Overhagen,ebenfalls 32 Jahre alt, sich neben dem Programmie-ren um Geschäftsführung und Buchführung küm-mert, ist Peter Seydel für die technische Leitung unddie Programmierung zuständig. Dass sie sich bereitsseit dem Vordiplom kennen, hilft, den stressigen All-tag mit bis zu 70 Wochenstunden zu bewältigen.

Vernetzt arbeiten

Mit Angst und Vorfreude fiebern die beiden Exis-tenzgründer nun der Veröffentlichung ihres erstenSpiels entgegen. Wenn alles gut läuft, könnte es schonnächstes Jahr Add-ons geben und vielleicht irgend-wann einen zweiten Teil. Beim Entwickeln von Ideenhilft ihnen, sich an Spiele zu erinnern, die sie selbstgerne gespielt haben, und dabei aber immer schondachten: Das würde ich anders machen. Neue Spieleentwickeln sie gerne im Team. Vernetzung ist ihnenwichtig. Deshalb hat die Firma auch ihren Sitz in der

Games-Factory Ruhr in Mülheim an der Ruhr, wosich auch andere Firmen rund um die Spieleindustrieangesiedelt haben. Wenn man mal Rat braucht, seies von einem 3D-Grafiker, einem Sounddesigneroder einem anderen Entwickler, muss man nur ein-mal über den Flur gehen.

Trends bedienen

Ihr nächstes Projekt nennt sich „Dungeons and He-roes“, wofür sie eine Pilotförderung von der Film-und Medienstiftung erhalten haben. Es soll ein Fanta-sy-Action-Rollenspiel sein, bei dem der Spieler sich ineiner mittelalterlichen Welt behaupten muss. Dabeikann er die Welt selbst erschaffen. Durch gesammel-te Punkte, aber auch durch dazu gekaufte Teile bleibtes dem Nutzer überlassen, wie das Spiel aussieht.Overhagen: „Bei diesem user creative content wirdder Spieler zum Gamedesigner.“ Das mache das Spielauch besonders langlebig, hoffen die beiden Entwick-ler. Die Basisversion würde kostenlos zur Verfügunggestellt, und der User kann dann beliebige Featuresdazukaufen – ein Trend auf dem Spielemarkt. Der Boom der Gamesbranche wird anhalten, da sindsich Peter Seydel und Andre Overhagen einig. „Im-mer mehr Leute spielen Computerspiele. Durch diesozialen Netzwerke auch zunehmend Frauen“, er-klärt Seydel. Das läge daran, dass der technische Auf-wand immer geringer werde und man bei den SocialGames in der Gruppe spielen könne. Einen weiterenTrend sehen sie in den Gameboxen, mit denen maninternetbasiert direkt auf dem Fernseher spielenkann. Dafür braucht man noch nicht mal mehr einenPC.> www.novacore-studios.de

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18 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Porträt: Kaasa Solution, Düsseldorf

Netz-werkegenutztVON CHRISTIAN MEYER

Kaasa Solution sind Entwickler für Mobile Games. DieBüros der Firma liegen mitten im Düsseldorfer Medienha-fen, nur ein paar Meter entfernt von der Film- und Medien-stiftung NRW, die die Firma mit 40.000 Euro aus ihrer Pi-lotförderung für Innovative Audiovisuelle Inhalte unter-stützt. Mit dem Geld entwickelten die zwölf Mitarbeiter vonKaasa Solution ihr neues Spiel „Move“. „Move“ (Arbeitstitel) basiert auf einem abstrakt-theoreti-schen old-school Videospiel, das der Künstler und Program-mierer Leif Rumbke im Jahr 2006 als Diplomarbeit an derKunsthochschule für Medien in Köln entwickelt hat. „Dashabe ich vor ein paar Jahren gesehen und fand es toll, weiles soviel kombiniert und so viele verschiedene Retro- undSpieleelemente zusammenführt. Ich dachte, es wäre eineSchande, wenn man daraus nichts macht“, erinnert sich Ni-co Kaartinen. „Wir hätten es vielleicht auch direkt genom-

men und nur noch angepasst und modernisiert, aberdas ist in einer Programmiersprache geschrieben, mitder man nichts mehr anfangen kann“. Für Kaasa ist in-zwischen die Game Engine Unity 3D der Standard,weil man dadurch eine hohe Kompatibilität erreicht.

Der Weg zu den Mobile Games

Gegründet 2001 hatte die Firma „einen klassischen Startmit Internetseiten, Java-Projekten und allem, was dazuge-hört“, so Kaartinen. Dann fungierte man fünf Jahre langfür die japanische Firma Taito (u.a. „Space Invaders“) alsdas europäische Büro für die Mobile-Titel, die damals nochmit Java programmiert waren. „Wir sind durch die Java-Hölle gegangen“, scherzt Kaartinen. „Es hat sich nichtdurchgesetzt, weil die Kompatibilität bei steigender An-zahl der mobilen Geräte zu kompliziert wurde, gleichzei-tig wurden die Einnahmen immer weniger. Da sind wirdann wieder ausgestiegen und haben das Geschäft an Elec-tronic Arts übergeben.“ Die Neuorientierung führte zu Mo-bile Games wie „Giana Sisters“, das noch für Java-Geräteprogrammiert wurde, jetzt aber als Multiplattformspielauf dem Markt ist.Die Spiele laufen – dank der hohen Kompatibilität von Uni-ty – auf den Plattformen iOS, Android, Facebook undauch einigen Web-Plattformen. Der Vertrieb funktioniertrein digital, „daher sind die Spiele sehr casual gehalten,auch wenn sie immer tiefer werden“, so Kaartinen. So hat„Move“ zwar eine 2D-Ansicht, aber „es gibt auch Überra-schungsmomente, und plötzlich ist man in einer 3D-Welt“,erklärt Kaartinen eine der Eigenheiten des Spiels. „Move“wird zur Zeit als Prototyp entwickelt. In einem Zeitrah-men von sechs bis acht Monaten wird das Konzept ange-passt und fertig gestellt. Die Firma selbst ist in verschiede-ne kleine Teams aufgeteilt, die „wie kleine Schnellboote

schnell und genau agieren können“, erklärt Kaartinen. DasTeam für „Move“ besteht aus vier Mitarbeitern in Vollan-stellung. Für einzelne Arbeiten wie den Sound holt man sichLeute von außen.

Engagierte Firmen, Teams und Freelancer

NRW entwickle sich momentan sehr gut als Standort fürdie Games-Branche, so Kaartinen. „Hier gibt es gute Pro-jekte wie die Game Development Initiative Ruhr (GDI.Ruhr) mit vielen Talenten. Da geben wir auch Unity-Work -shops mit Teilnehmern aus ganz Deutschland. Das Inter-esse hat uns überrascht, wir wollten eigentlich nur gucken,wie man in NRW auch mal mit anderen zusammen wasreißen kann. Jeder hat seine Expertise, und man nutzt dieNetzwerke. Hier gibt es viele engagierte Firmen, Teamsund Freelancer.“ Neue Talente zu finden sei aber nicht soeinfach, so Kaartinen. Da müsse man auch außerhalb derGrenzen von NRW suchen. „Wir haben aber auch schonüber das Arbeitsamt gute Leute bekommen. Wenn wirnach unserem Profil suchen, ist das aber schwierig: Opti-mal sind Kenntnisse in Unity, C++, C-Sharp, in Java soll-te man auch schon mal reingeguckt haben, aber ich erwar-te da keinen Unity-Experten, da kann man sich einarbei-ten.“ Mit den Fördergeldern wird man sich vielleicht noch einenMitarbeiter für die Entwicklung von „Move“ leisten kön-nen. Daneben müssen die aktuellen Produkte betreut wer-den, u.a. das Game „Master of Maya“, das zusammen mitder Produktionsfirma teamWorx und dem UFA Lab ausBerlin, das im Herbst auch in Köln eine Dependance ein-richtet, entwickelt wurde. „Das muss gepflegt, neue Levelsmüssen gebaut werden – die Gefolgschaft soll ja mit neu-en Ideen gefüttert werden.“ > www.kaasa.com

Nico Kaartine

Screenshot aus dem Multiplattformspiel „Giana Sisters”, Fotos: Kaasa Solution

Gamescom

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 19

Gamescom

Porträt: rühl::gameconsult, Eitorf

App zumFeen-flatschenVON MARION MEYER

Schon Mitte der 80er Jahre hat sich Steffen Rühl mit Spiel-design beschäftigt – damals noch mit Brett-, Rollen- oderKartenspielen. Am liebsten daddelte er damals die Vide-ogames „Fort Apocalypse“ und „Elite“. Seitdem hat sichdie Branche rasant weiterentwickelt. Steffen Rühl mischtimmer noch kräftig mit. „Ich bin ein alter Hase in einer jungen Branche“, sagt der43-Jährige über sich. Seit 1999 arbeitet er in der Games-Industrie, vor fünf Jahren hat sich der studierte Betriebs-wirt mit seiner Firma rühl::gameconsult selbstständiggemacht. Mit ihr hat er Firmen wie dtp, EA und 10eaclegenauso betreut wie neue Games entwickelt. Für seinneues Werk „Feenflatschen“ erhält er nun 15.000 EuroPilotförderung von der Film- und Medienstiftung. Wasihn auszeichnet? „Ich bin Generalist“, sagt Steffen Rühlüber sich. Er hat den betriebswirtschaftlichen Hinter-

grund, war Produktmanager und Business Developerbei Electronic Arts, er hat Spiele designt, Geschichtenentworfen, Dialoge geschrieben, als Producer gearbei-tet und Spiele auf den Markt gebracht. Außerdem hater Spaß an seiner Arbeit: „Ich glaube, wenn man sichfür etwas begeistert, macht man es auch richtig gut.“

Beweglich sein

Steffen Rühl stammt aus dem Saarland, lernte aber sei-ne Frau in Köln kennen. So verschlug es ihn nach Nord -rhein-Westfalen. Haus und Büro stehen nun auf einemHof in der Nähe von Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis, aber ei-gentlich ist Rühl durch seine Aufträge ständig bundes-weit unterwegs. Vor seiner Selbstständigkeit hat er beiPiranha Bites in Wattenscheid und bei der dtp entertain-ment in Hamburg gearbeitet. Bei der Entwicklung von„Arcania“ („Gothic 4“) hat er mitgewirkt genauso wie an„Giana Sisters DS“ für die Firma Spellbound. Die Neu-auflage dieses Spiels wurde beim Deutschen Computer-spielpreis als bestes Handheld-Spiel ausgezeichnet undals bestes Kinderspiel beim Deutschen Entwicklerpreis.Außerdem hat er 2009 die Firma Nevigo mitgegründetund deren Marketing und Vertrieb aufgebaut. „Es ist ei-ne schnelllebige Branche“, sagt Rühl. Man müsse immerbeweglich bleiben, immer weiter lernen, immer neueGeschäftsmodelle entwickeln, um am Markt zu bestehen.„Free to play“ sei so ein neuer Trend gewesen: Man fängtumsonst im Internet an, ein Spiel zu spielen, und musserst später und dann auch nur so viel, wie man will, da-für bezahlen. Handyspiele standen mal hoch im Kurs,klangen wieder ab und erleben dank iPhone & Co. wie-der einen neuen Boom. Mit ihren Smartphones spielenangeblich Zweidrittel der Menschen, weiß der Games-Berater. Ein Markt, den es zu bedienen gilt.

Mit Förderung Ideen umzusetzen

Über sein jüngstes Projekt „Feenflatschen“ will er nochgar nicht so viel verraten. Es handelt sich auf jeden Fallum eine „schwarzhumorige App“, bei der es darum geht,mit dem Telefon Feen zu fangen. Er freut sich über dieFörderung, denn man habe selten die Chance, Ideen wirk-lich umzusetzen. „Selbst ein kleines Projekt benötigt500.000 bis eine Million Euro für die Entwicklung. Manbraucht mehrere Spezialisten und einige Monate Zeit da-für“, erklärt Rühl. Nun will er erst einmal eine kleine Si-mulation entwerfen, damit man das Spiel besser präsen-tieren kann. „Auf Papier allein ist es schwer, einen Pu-blisher zu finden“, sagt der Experte.

Lernen und lehren

Um sein Wissen weiterzugeben, unterrichtet er unteranderem an der Mediadesign Hochschule in DüsseldorfAbsolventen des Masterstudiengangs Gamedesign undbetreut Studentenprojekte, „was mir sehr viel Spaßmacht“. Er findet es interessant, von Spielen zu lernen –etwa, wie man Menschen motiviert. Das lässt sich aufandere Bereiche wie Schulungen übertragen, findetRühl. Die USA seien da schon weiter. So genannte Se-rious Games eigneten sich, um etwas für das richtige Le-ben abzuleiten und ernsthafte Themen zu verbreiten,auch wenn Spielen eigentlich ein Selbstzweck sei. Es ge-be etwa Spiele zur Ölkrise und für Führungskräfte inAfrika. Er selbst habe durch ein Spiel über den Israel-Pa-lästina-Konflikt mehr gelernt „als durch 20 Jahre Tages-schau“. Dieses Potenzial müsste man besser nutzen,meint Rühl und wünscht sich, dass mehr Entwickler indiese Richtung denken. > www.ruehl-game.de

Steffen Rühl,Foto: Steffen Rühl,Bettina Malik

„Arcania – Gothic 4“ entstand mit Hilfe von Steffen Rühl. Foto: Spellbound

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Porträt: Nevigo, Bochum

Das Endeder Post-itsVON WILFRIED URBE

Die Nevigo GmbH ist eines der wenigen Unterneh-men weltweit, das Software entwickelt, die Games-Ent-wicklern bei ihrer Arbeit hilft. Seit ihrer Gründung imJahr 2009 haben die Bochumer an ihrem „ersten pro-fessionellen Tool für das Design von nicht-linearenHandlungen und Spielinhalten insbesondere in Video-spielen“ gearbeitet. Anfang des Jahres kam„articy:draft“ in den Handel.„Diese Software ist geeignet, anspruchsvollere Storyszu planen und umzusetzen“, sagt Steffen Rühl, Marke-tingchef bei Nevigo, „für komplizierte, verzweigte Ge-schichten gab es nämlich bisher keine Tools“. Er weistdabei auf Games hin, in denen es immer wieder zu Lo-gik- und Übersetzungsfehlern kommt: „Das liegt dar-an, dass die Dialoge aus Excel-Listen entnommen wer-den, ohne dass berücksichtigt wird, was der Ge-sprächspartner sagt. Und wenn es dann verschiedene

Versionen gibt, wissen die Sprecher gar nicht, wie siees sprechen sollen. Mit unserer Software können di-rekt Regieanweisungen mit angegeben werden.“ UndGeschäftsführer Kai Rosenkranz ergänzt: „Viele Kolle-gen arbeiten noch mit Word und Excel, und dieseKombination deckt die Bedürfnisse nicht ab, wenn esum interaktive Handlungen geht. Mit unserer Soft-ware können Autoren sehr einfach komplexe, interak-tive Handlungsstränge entwicklen. Die Zeiten, in de-nen die Bürowände der Entwickler zur Übersicht mitPost-its vollgeklebt wurden, sind nun Geschichte.“

Neue Software im Einsatz

Die Handlung des Spiels wird in einzelne Abschnitteunterteilt, die sich als Fragmente zu einem Netzwerkverbinden lassen. Jede Verzweigung repräsentiert da-bei eine Handlungsoption im Spiel. Zusätzlich zur In-haltsbeschreibung lassen sich Bilder, Videos oder an-dere Dateien per Drag & Drop an die Fragmente anfü-gen. „‘articy:draft’“, so die Entwickler, „bietet selbstbei einer komplexen Geschichtenstruktur einen klarenÜberblick.“ Zurzeit wird das neue Tool bereits in ei-nem großen internationalen Multiplayer-Onlinespieleingesetzt. Weitere Gamesentwickler haben die Soft-ware ebenfalls erworben und beginnen nun damit, ih-re Spiele zu kreieren. In etwa einem Jahr kommen die-se Games dann auf den Markt.

Basis für kreative Zusammenarbeit

„Unser Unternehmen hebt sich dadurch ab, dass dieanderen Games-Entwickler Spiele für den Endkundenherstellen“, beschreibt Rühl, „wir entwickeln für dieSpiele-Entwickler, das ist ein ganz anderer Markt.“Für die Zukunft kündigt er an: „Wir werden nach und

nach weitere Features in die Software einbauen, etwamit mehreren Sprachen. Wir wollen unser Tool zu ei-nem zentralen Entwicklungsmittel machen, wo alle In-halte zusammenfließen – einschließlich Projektmanage-ment-Features.“ Die Entwickler betonen, dass „articy:draft“ als Client-Server-Lösung entwickelt wurde, diesowohl Einzelnutzer wie auch Multi User-Szenarienunterstützt. Entwicklungsleiter Stefan Nyul: „Man kannsich weltweit einloggen und gemeinsam mit anderenNutzern an articy:draft-Projekten arbeiten. Dabei inte-griert sich articy:draft direkt in Perforce oder Subver-sion und exportiert die Projektdaten bequem als XML.“Sämtliche Nutzer würden „erheblich“ vom integrier-ten Asset Management sowie den Workflow-Funktio-nalitäten profitieren: „Articy:draft bietet eine komfor-table, ansprechende Basis für kreative Zusammenar-beit und steigert gleichzeitig Produktivität und Qua-lität im Story- und Gamedesign.“

Know-how und Geld aus NRW

Dass „articy:draft“ überhaupt entstehen konnte, ist ne-ben der Kreativität der 18 Mitarbeiter auch den Inve-storen zu verdanken, die das Unternehmen in der Ent-wicklungsphase finanziert haben. Unterstützung gabes auch durch eine Pilotförderung der Film- und Me-dienstiftung NRW. Als Standort bot sich Bochum an,da zwei der vier Gründer Stefan Nyul, Kai Rosenkranz,Peter Sabath und Carsten Schröder zuvor dort beimGames-Entwickler Piranha Bytes gearbeitet haben. „Diedeutsche Games-Branche hat ihren Ursprung in Nord -rhein-Westfalen, daher gibt es hier auch sehr viel Know-how, auf das wir gerne zurückgreifen“, erklärt Rühl dieEntscheidung für die Ruhrgebiets-Stadt als Firmensitz. > www.nevigo.com

20 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Kai Rosenkranz

Carsten Schröder

Profi-Software „articy:draft": Games-Storys bequem planen und umsetzen, Fotos: Nevigo

Gamescom

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 21

Porträt: Ed Venture Studios, Oberhausen

Zock’n’RollVON OLIVER BAUMGARTEN

Anfang 2011 nahm die Ed Venture Studios UG in Ober-hausen ihren Betrieb als Unternehmen zur Entwicklungvon Spielen auf. Für ihr erstes Projekt, das Adventure-Game „Jerry McPartlin“, hat die von Marco Dyziek ge-führte Firma Mitte April 2012 eine Projektentwicklungs-förderung der Film- und Medienstiftung NRW erhalten.Läuft alles wie geplant, wird Dyziek Ende August seinausgearbeitetes ausführliches Konzept für die weiterfüh-rende Prototypenförderung erneut einreichen. Was hiernach einem wie geölt verlaufenden Entwicklungsprozessfür ein unabhängig produziertes Game klingt, schöntdurch die verkürzte Darstellung arg die Wirklichkeit. InDeutschland als unabhängiges Unternehmen Spiele zuentwickeln, die jenseits der gängigen Shooter- und Sport-genres angesiedelt sind, verlangt einen sehr langen Atem.In Wahrheit begann die Geschichte von „Jerry McPart-lin“ bereits vor genau zehn Jahren: „Damals war ich imEinzelhandel für MediaMarkt/Saturn tätig als Einkäu-fer, Team- und später Abteilungsleiter im Bereich Soft-ware/Konsolen“, erzählt Marco Dyziek. „Mich hat über

die Jahre immer geärgert, dass der Nachschub an Spie-len mit guter Geschichte und Charakteren neben demganzen Einheitsbrei sehr dürftig ausfiel. Ich habe mitden Publishern gesprochen und versucht, sie zu motivie-ren, in diese Richtung mehr zu investieren.“ Geschehenallerdings sei nichts. Und so hat Marco Dyziek einfachangefangen, sich selbst Spiele auszudenken, hat sich inInternetforen nach Gleichgesinnten umgeschaut, hatsich das 3D-Modelling beigebracht und erste eigene Ent-würfe gefertigt. Prompt war die Begeisterung groß.„Man musste den Leuten erstmal zeigen, dass man nichtSchwätzer, sondern Macher ist“, sagt er heute über dieschwierige erste Zeit. „Schließlich aber habe ich ein Teamvon begeisterten freien Mitarbeitern rekrutiert, das mirdie Jahre über loyal zur Seite stand.“Inzwischen hatte er seinen Einzelhandelsjob gekündigtund ein Angebot von der Mülheimer Aruba Events an-genommen, an der Gestaltung von Events wie dem Deut-schen Entwicklerpreis und den Gamestagen mitzuwirken.Wieder eine neue Perspektive also, von der aus Dyziekdie Branche kennen lernte. „Aber auch das entsprachnicht dem, was ich eigentlich wollte.“ Und so hatte er sich2011 mit den Ed Venture Studios selbständig gemacht.Zehn Jahre dauerte der Prozess, bis Dyziek nun seinemZiel näher kommt: dem ersten eigenen Adventure-Ga-me. „’Jerry McPartlin’ soll als Mischform zwischen denbeiden gängigen Polen des Genres angesiedelt sein, alsozwischen knatschbuntem Comic mit schrägem Humorund atmosphärisch 3D-gerendertem Thriller“, beschreibter das Spiel. „Wir werden uns an der Comic-Geometrieorientieren, sie aber mit realistischen Texturen und Be-leuchtungen versehen und einen etwas ernsteren Char-akter anlegen.“Mit Gründung der Firma, dem fest angestellten Pro-

grammierer und den freien Mitarbeitern war das Funda-ment gelegt – jetzt musste das Unternehmen nur noch fi-nanziert werden: „Im Moment setzen wir als Auftrag fürden Publisher Astragon aus Mönchengladbach einenWerft-Simulator um“, erzählt Dyziek. Damit überbrückter die Zeit, bis „Jerry McPartlin“ auf Kurs gebracht ist.„Um auf einen Publisher zuzugehen, braucht man bei ei-nem solch aufwändigen Projekt bereits einen Prototy-pen. Die Crux ist, dass die Publisher am liebsten ein fer-tiges Spiel haben wollen, das sie dann nur noch in derSchlussphase begleiten.“ Ohne die Förderung und nuraus eigenen Mitteln also ließe sich ein solcher Prototypnicht realisieren.Eine Mischung aus Auftragsarbeiten und eigenen Pro-jekten schwebt Dyziek als Portfolio seines Unterneh-mens vor. Und so hat er neben „Jerry McPartlin“ auchnoch weitere Projekte in der Pipeline. Zum Beispiel ei-nen interaktiven Film, ein so genanntes FMV-Adventu-re, also ein Point-and-Click-Spiel in „Full Motion Video“,umgesetzt mit gefilmten Schauspielern. „Wir finden“,sagt Dyziek, „dass reale Schauspieler Emotionen undAtmosphäre noch immer deutlich besser rüberbringenals ein 3D-animierter Charakter.“Doch erst einmal freuen sich die Mitstreiter von Ed Ven-ture Studios auf die Umsetzung von „Jerry McPartlin“,das in den 1950er Jahren, der goldenen Zeit des Rock’n’-Roll angesiedelt ist. Vor dem Hintergrund all der bekann-ten Klischees jener Zeit, vom ominösen Club 26 bis hinzu rückwärts abspielbaren Platten, wird der Rock’n’Rol-ler Jerry in mysteriöse Zusammenhänge gezogen, dieplötzlich all diesen Klischees einen tieferen Sinn verlei-hen. „Welcher das ist“, sagt Dyziek, „wird hier natürlichnicht verraten.“> www.ed-venture-studios.de

Marco Dyziek Foto: Ed Venture

„Jerry McPartlin” im 50er-Jahre-Design: Der Rock’n’Roller Jerry gerät in mysteriöse Verwicklungen. Foto: Ed Venture

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Im Rahmen des Medienforum.NRW in Köln

veranstaltete die Film- und Medienstiftung NRW

den Internationalen Filmkongress.

Im Magazin fassen wir für Sie die Diskussionen

der Panels noch einmal zusammen.

Internationaler FilmkongressMedienforum.NRW18. - 20.06.2012

Marktüberblick von Klaus Goldhammer

Geschäftsführerin Petra Müller beider Eröffnung des Int. Filmkongresses der Film- und Medienstiftung NRW:„Neue Geschäftsfelder für Film- undandere Medienbereiche gewinnen“

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 23

Int. Filmkongress – Eröffnung und „FilmpolitischeThemenstellungen” in Kooperation mit FilmbüroNW, film- und fernsehproduzentenverband NRW,VFFV media e.V.

AnalogerDiskurs übersDigitale VON OLIVER BAUMGARTEN

Gastgeberin Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- undMedienstiftung NRW, eröffnete mit einem Grußwort denInternationalen Filmkongress, der in diesem Jahr thematischso breit aufgestellt war wie nie zuvor. Dafür hatten nicht nurdie Bemühungen der Stiftung gesorgt, „an produktiven Quer-verbindungen“ zwischen den Vertretern audiovisueller Me-dien zu arbeiten, sondern auch das gemeinsame Bestreben,„neue Geschäftsfelder für Film- und andere Medienbereichezu gewinnen“. Und das – eines der Mantras des ersten Jahresunter neuem Stiftungsnamen – bedeute eben keine Kehrtwen-de in der Förderpolitik. Vielmehr bleibe die Filmförderung„das durchlaufende Kerngeschäft“ – und das auf „gleich blei-bend hohem Niveau“.

Sieben Aspekte einer Architektur der Medienpolitik

Eine enge Zusammenarbeit mit der Film- und MedienstiftungNRW bei der Umsetzung gemeinsamer Ziele betonte NRW-Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und MedienMarc Jan Eumann in seiner anschließenden Keynote. In sie-ben Aspekten skizzierte er darin die „Architektur“ der künfti-gen Medienpolitik der frisch gewählten Landesregierung un-

ter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Eumann betonte da-bei zunächst den Stellenwert des Kinos, das Ort der exklusivenFilmauswertung bleiben solle, auch wenn über eine weitereVerkürzung der Fenster gesprochen werden müsse. Nicht um-sonst aber lege sich NRW mit der Digitalisierung seiner Kinosschließlich mehr als jedes andere Bundesland ins Zeug. „BisEnde 2013 wollen wir die Digitalisierung abgeschlossen haben“,so Eumann. Deutlich sprach er sich zudem für den Erhalt desSolidarsystems im Filmförderungsgesetz aus und für eine stufen-weise Integration neuer Einzahler wie Internetplattformen undKabelbetreiber. Der Dialog müsse eröffnet werden, um schnellst-möglich in verbindlichen Gesprächen zu Lösungen zu kommen.Nach Umsetzung der Haushaltsabgabe sieht Eumann zudemdie Öffentlich-Rechtlichen in großer Verantwortung für die Film-wirtschaft: Es brauche im Fernsehen „eine neue Debatte zumStellenwert des deutschen Films“. Kritik äußerte Eumann zurRevision der EU-Kinomitteilung, deren aktueller Entwurf „ausLändersicht nicht akzeptabel“ sei, schon weil sie in die Kultur-hoheit der Länder einzugreifen drohe.

Debatte zu Urheberrecht und FFG-Novelle

Auch bezüglich der Urheberrechtsdebatte sparte Marc Jan Eu-mann nicht mit Kritik besonders am Bundesjustizministerium,das seiner Ansicht nach dieses Thema schlicht aussitze. Dabeisei es gerade jetzt „die Aufgabe der Politik, aus unterschiedlichenInteressen einen kohärenten Rahmen zu schaffen, der eineGrundakzeptanz erreicht“. Es sei in der Urheberrechtsdebatteeindeutig „Druck im Kessel“. Einen Eindruck davon hinterließdie folgende Gesprächsrunde zur aktuellen Filmpolitik, aufder zunächst mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten ThomasJarzombek ein Mitglied der kritisierten Koalition im Bund kon-terte. Zum Wesen einer Volkspartei gehörten nun mal „langeDiskussionen“, man sei aber bereits weit fortgeschritten. Innerhalb der Koalition mag das stimmen. Dass die Diskussionmit unterschiedlichen Interessenvertretern allerdings teilweisenoch sehr grundsätzlich geführt werden muss, wurde ebenfallsdeutlich. Während etwa Johannes Klingsporn vom Verbandder Filmverleiher (VDF) einen technologieneutralen Ansatzforderte, führte Moderator Ulrich Höcherl (Blickpunkt:Film)einen CDU-Vorschlag ins Feld, für die Einhaltung von Urhe-berrechten Provider stärker in die Pflicht zu nehmen. Diewiederum lehnen, auf dem Panel vertreten durch Professor

Michael Rotert (eco – Verband der deutschen Internetwirt-schaft), vehement ab mit dem Argument, sich hüten zu wol-len, technisch ausgerichtete Unternehmen in die Inhalteschauen zu lassen. Setzt dieser Diskussionszweig zumindest ein ähnliches gemein-sames Grundverständnis über die Beschaffenheit des Urhe-berrechts voraus, so zwingt die Haltung der Piratenpartei dieDebatte einen Schritt zurück. Dass, wie Boris Turovskiy, Lan-desgeschäftsstellenleiter der bayerischen Piratenpartei, aus-führte, die Piraten zunächst zwischen Urhebern und Verwer-tern unterscheiden, teilen sie auch mit anderen Vertretern derDebatte. Das Problem stellt ein anderer Punkt dar: Die Pira-ten unterscheiden zwischen nichtkommerzieller Verbreitung(„ich leihe meinem Freund eine DVD“) und kommerziellerVerbreitung durch Verwerter. Während sich letztere das Ge-schäft durch Urheber legitimieren lassen müssen, bräuchtendas Privatnutzer auf Filesharing-Diensten nicht: „Das Urhe-berrecht“, so Turovskiy, „ist kein absolutes Recht, sondernhat Schranken. Zum Beispiel die Privatkopie.“ Und ob man ei-nem Freund analog eine DVD leiht oder eine Datei über Files-haring – darin bestehe „einzig ein quantitativer Unterschied“. Solch gegensätzliche Wahrnehmungen, die in den Ohren derUrheber fast zynisch klingen mögen, führen dann auch zuhandfesteren Forderungen wie etwa von Johannes Klingspornnach „Verbotsrechten“ oder von Thomas Jarzombek nach er-höhtem Polizeieinsatz: „Ermittlungsarbeit ist durch Techniknicht zu ersetzen“. Die Positionen im Bereich Urheberrecht ebenso wie im Be-reich der FFG-Novelle, das zeigte das Panel eindrucksvoll, lie-gen zum Teil noch immer weit auseinander. Der Wunschnach Diskussion aber bleibt auf allen Seiten groß. Wie gut al-so, dass Eumann ankündigte, gemeinsam mit Film- und Me-dienstiftung NRW „die analogen Plattformen“ zur Fortfüh-rung dieser Diskussionen bereitstellen zu wollen.

Int. Filmkongress – „Digitale Distribution. Neue Anbieter, neues Publikum, neue Geschäftsmodelle?”

Find yourPopcornVON CHRISTIAN MEYER

Die Digitalisierung – der größte Umbruch in der Filmbrancheder letzten Jahrzehnte – beherrscht weiterhin die Diskussionenum die Zukunft des Kinos. Neben dem Thema der digitalen Pro-jektion steht die digitale Distribution im Zentrum der Gesprä-che. Auf dem Filmkongress im Rahmen des Medienforum.NRWwurden die Aspekte „Neue Anbieter, neues Publikum, neue Ge-schäftsmodelle“ diskutiert. Im Staatenhaus am Rheinpark verkündete Klaus Goldhammer,Geschäftsführer der Medienconsultants Goldmedia in Berlinin seinem einleitenden Marktüberblick: „Wenn man an der Digi-talisierung Geld verdienen will, muss man auch im DigitalenAngebote machen“. Eine Binsenweisheit, die der Musikmarktsich erst spät zu Herzen genommen habe. Die Filmindustriedürfe das nicht wiederholen, müsse vielmehr von den Fehlernder Musikindustrie lernen. Die Hauptakteure im Kampf derPlattformen für Bewegtbilder seien ganz klar Apple, Google,Facebook und Amazon. Die Bewegtbilder seien für sie aber garnicht das eigentliche Mittel, um Geld zu verdienen. Die Fragesei daher vielmehr, „womit kann man mehr Geld verdienen

als mit Filmen?“, so Goldhammer. „Find your Popcorn“ sei dieDevise für eine erfolgreiche Zukunft in der Filmindustrie. Thorsten Hennig-Thurau, Inhaber des Lehrstuhls für Marke-ting und Medien an der Westfälischen Wilhelms-Universitätin Münster, eröffnete die von Blickpunkt:Film-ChefredakteurUlrich Höcherl moderierte Gesprächsrunde mit dem Vorwurf,dass, wie zuvor in der Musikindustrie, auch im Filmbereichdie Produzenten nicht bereit seien, den Nutzern Rechte abzu-treten. Doch digital denken heiße in Rechten denken. Mit dem„Old Thinking“ ging er hart ins Gericht. Das Kino und die Ver-leiher müssten in die anderen Verwertungsfenster hineinarbei-ten, so Hennig-Thurau. Mit der aktuellen Macht der Kinowirt-schaft sei das jetzt noch möglich. Auch Robert Franke, Headof Content von Magic Internet, der Mediaagentur für MyVi-deo in München, würde gerne die „künstliche Verknappungder Vermarktungsfenster“ kappen. Michael Loeb, Geschäfts-führer der WDR Mediagroup, die zur Zeit mit Germany’sGold eine eigene öffentlich-rechtliche Plattform aufbaut, siehtderen Aufgabe in der kommerziellen Vermarktung der Program-me in einer Online-Videothek, die die Programme der einzel-nen Sender aggregiert und jeweils in Abhängigkeit vom InhaltWerbe- oder Abomodelle entwickelt. Dass früher oder später imBereich Video on Demand die amerikanischen MarktführerNetflix und Hulu auch hierzulande Fuß fassen werden – darinwaren sich alle einig. Umso wichtiger sei es, so Loeb, vorherschon die Entwicklung auch in Deutschland und Europa zugestalten. Dass eine einzige Plattform als Gewinner aus demRennen hervorgeht, glaubt aber auch Robert Franke alleinedeshalb nicht, „weil die Produzenten gar nicht wollen, dass esnur eine Plattform gibt“. Es wird wohl mehrere Plattformengeben mit teils gleichen Inhalten. Umso wichtiger sei es für dieeinzelnen Player, Exklusivität zu wahren. Auch Hennig-Thu-rau sieht, dass die Plattformen eigenen Content generieren müs-sen. Kai Henniges, der Geschäftsführer der kleineren, aber

dennoch international tätigen Plattform Viewster, hielt der Ein-schätzung einer heterogenen Entwicklung des Markts entge-gen, dass das Internet zum Monopol und zur Oligarchie neigt.Auch die Frage, ob man mit den neuen Distributionswegen auchneues Publikum erreichen kann, beschäftigte das Podium. Thor-sten Hennig-Thurau glaubt, dass das nur funktioniere, wenndie Qualität stimme. Bislang seien die Online-Angebote abervor allem von minderer technischer Qualität. Zum anderen müs-se man auf dem neuen Markt alle Rechte freigeben. Auch Mi-chael Loeb sieht in der Nutzung der digitalen Distributionswe-ge für legale Angebote das beste Mittel, gegen illegale Angebo-te vorzugehen. Robert Franke ergänzte, dass die Nutzer illega-ler Angebote keine Kriminellen seien. „Die sind nur nicht ankünstlicher Verknappung interessiert – die interessieren sichnicht für Auswertungsfenster.“ Die Lösung, neue Nutzer fürdie digitale Distribution zu gewinnen, liege eindeutig in derWerbefinanzierung. Henniges entgegnete dem, dass es intelli-gente hybride Modelle brauche und dass man mit kostenlosenAngeboten zuerst Vertrauen herstellen muss. Zum Schluss der angeregten Debatte erinnerte er daran, dassman dankbar sein sollte, „dass Filme überhaupt noch von jun-gen Menschen gesehen werden“. Und Moderator Ulrich Hö-cherl schloss die Runde mit dem Fazit, dass es besser sei, dieNeuerungen zu umarmen als sich gegen sie zu wehren. Dertechnische Fortschritt sei eben nicht aufzuhalten.

Marc Jan Eumann, Johannes Klingsporn, Michael Rotert, Boris Turovskiy, Thomas Jarzombek und Ulrich Höcherl (v.l.)

Ulrich Höcherl, Katharina Blum (Leitung Int. Filmkongress), Thorsten Hennig-Thurau, Michael Loeb, Kai Henniges und Robert Franke (v.l.)

Fotos: Heike Herbertz/Film- und Medienstiftung NRW

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24 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Filmkongress

Int. Filmkongress – „Der Entertainment Markt“ und„Formatentwicklung“ in Kooperation mit der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen

Globaler denkenVON MARION MEYER

Perfektes Timing: Zum Auftakt des Entertainment-Tags im Rah-men des Filmkongresses gab Petra Müller, Filmstiftungs-Ge-schäftsführerin, bekannt, dass ab Herbst 500.000 Euro Landes-mittel für einen neuen Förderfonds für die Entwicklung neuerEntertainment-Formate in NRW zur Verfügung stehen. Chris-tian Franckenstein von der Allianz Deutscher Produzenten – Film& Fernsehen bedankte sich für diese Anerkennung der Produ-zenten und bestätigte: „Das neue Pilotförderprogramm ist eingroßer Schritt für uns.“Guy Bisson vom Marktforschungsinstitut IHS Screen Digestin London, referierte im Anschluss über die Entwicklung desFernsehens hin zum Multiservice, bevor Thomas Lückerath,Chefredakteur des Medienmagazins DWDL in Köln, seineAnalyse der non-fiktionalen Unterhaltung lieferte. Die Deut-schen könnten zwar nicht so gut eigene Formate entwickeln,aber sie könnten gut bereits vorhandene Formate optimieren,lautete seine These, die er anhand von „Das perfekte Dinner“und „DSDS“ belegte.

Dokusoaps setzten derzeit mehr auf Persönlichkeit, lieferten sichaber der Gefahr aus, an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Bei derComedy seien zurzeit die Öffentlich-Rechtlichen, vor allemdas ZDF, führend mit aktueller, relevanter Comedy. Auch derDating-Bereich sei in Deutschland stark, „jedoch handelt es sicheher um perfekt inszenierte Geschichten als um Show-Forma-te wie früher“, sagte Lückerath. Bei den Gameshows sieht ereinen Trend zum Retro-TV, bei dem es allerdings weniger umWissen als ums Raten geht, wie etwa bei der bald startendenReihe „Null gewinnt“ mit Dieter Nuhr (ARD). Bei den Casting -shows habe „der Kampf ums Überleben begonnen“, so Lücke-rath, wenn sich das Jammern auch auf hohem Niveau abspie-le. Scripted Reality-Formate spiegelten zurzeit weniger Realität,mehr Entertainment, was nur gefährlich sei, wenn sie als echtverkauft würden. Serien wie „Berlin Tag und Nacht“ auf RTLII bewiesen allerdings die Beliebtheit solcher Formate. Im Be-reich Infotainment stellte Lückerath einen Hang zu neuen Er-zählformen und zu mehr Gefälligkeit fest, was er mit „seich-ten“ Programmen wie „ZDF Zeit“ und „Markenchecks“(ARD) belegt, die zur Primetime gesendet würden. „Which is the next big thing?“, fragte anschließend Gary Car-ter, bisher COO bei FremantleMedia London, und stellte er-nüchternd fest, dass es zurzeit keine neuen Trends in SachenContent gebe. Große Formate haben entweder das Geschäftnachhaltig beeinflusst, das Genre verändert oder die Technik,die dahinter stecke (wie etwa SMS-Votings). Er habe jedochderzeit auch keine Theorie, was die nächste Entwicklung seinkönnte. Wenn es eine gebe, dann sei sie mit Sicherheit von Tech-nik bestimmt. Die meisten Formate, die weltweit verkauft wer-den, seien von unabhängigen Produktionsfirmen entwickeltworden und nicht von den Sendern, so Carter. In wirtschaft-lich schlechten Zeiten sei es offenbar wichtiger, Risiken zu mi-nimieren, und deshalb würden häufiger alte Formate weiter-entwickelt als neue erfunden.Auch die deutschen Produzenten, die sich zur anschließenden

Diskussionsrunde unter der Moderation von Torsten Zargesvom Branchendienst Kress zusammenfanden, können derzeitkeinen neuen Megatrend bei den Entertainment-Formaten aus-machen. Klar sei, man müsse investieren, um neue Sendungenzu entwickeln, sagte Oliver Fuchs von Eyeworks, die dafür einensiebenstelligen Betrag in einen Writer’s Room investiert haben.Georg Hirschberg von Prime Productions berichtete, dass sei-ne Firma eher auf kleine Formate setze, denn der stark segmen-tierte Markt verkrafte momentan keine neuen Mega-Trends.Ein Problem bei der Formatentwicklung in Deutschland siehtStefan Oelze von Filmpool bei den Rechten, die beim Entwick-ler bleiben müssten. Es fehle generell jedoch an Flächen, aufdenen man etwas Neues ausprobieren könnte. Ute Biernat von Grundy Light Entertainment hat mit „Gott-schalk live“ ein neues Format ausprobiert – und würde es wie-der tun: „Man findet nur etwas heraus, wenn man es macht.“Ihre Strategie sei es nun, Formate im Ausland, etwa in Ungarn,auszuprobieren, wo man billiger produzieren könnte. „Wir müs-sen globaler werden“, lautete ihre These. Und Oelze bestätig-te: „Wir müssen im Ausland präsenter sein.“ Hirschberg berich-tete dazu von seinem Format „Knallerfrauen“ (Sat.1), das er nachChina verkauft habe und das dort mit Untertiteln auf YouTu-be bereits 400 Millionen Mal geklickt worden sei.

Int. Filmkongress – „Markenstrategien“ und „Film trifft Entertainment“ in Kooperation mit der AllianzDeutscher Produzenten – Film & Fernsehen

Die starkenMarkenVON STEFANIE HADDING

Zwei Experten, die es wahrlich wissen müssen, eröffneten denDienstagnachmittag in der Koelnmesse, der ganz im Zeichen desThemas Entertainment stand: Oliver Berben, Geschäftsführerder Top-Filmadresse Constantin, und Andreas Scheuermann,Geschäftsführer der Top-Adresse Brainpool TV, diskutiertenbeim Filmkongress das Thema Markenstrategien und begabensich zunächst – geführt von Torsten Zarges vom Branchenma-gazin Kress – auf die Suche nach echten Marken im deutschenFilm- und Fernsehgeschäft. Til Schweiger und Bully Herbig,Günther Jauch und Stefan Raab – das waren die Namen, dieschnell fielen. Doch wie wurden sie zu Marken? Zu Menschen,die nach Berbens Definition „qua Dasein Zuschauer ziehen undinsofern bankable sind“? „Zuverlässigkeit und Authentizität“nannte Scheuermann als wichtige Qualitäten auf dem Weg zurMarke genauso wie Haltung, Charakter und die Fähigkeit, zuverblüffen. Berben betonte, dass Marken zudem ein geeignetesUmfeld brauchen und immer eine neue Sparte besetzen: „Es gabund gibt einfach keinen wie Raab. Und auch Bully hat mit seinemSchritt vom TV ins Kino dort eine Position besetzt, die vorhernicht da war.“ Wichtig sei, sich immer wieder neu zu erfindenund trotzdem nicht an Glaubwürdigkeit einzubüßen, so Berben. Und welche Bedeutung kommt dem Format als Marke zu?Scheuermann betonte, dass Brainpool sich immer eher auf die

Künstler konzentriert habe, zeigte aber am Beispiel „Schlag denRaab“, dass es auch anders geht: „Kurios ist hier, dass aus ei-nem hundertprozentigen Stefan Raab-Format trotzdem ein Ex-portschlager geworden ist.“ Planbar sei das zwar nicht, aber bei„Schlag den Raab“ habe man schon früh das Potenzial für eineinternational erfolgreiche Marke gewittert. Mensch oder For-mat – welche Marke ist dem Produzenten Oliver Berben mehrwert? „Rein wirtschaftlich betrachtet ist das besser, was ichbesser kontrollieren kann, also das Format.“ Ein Paradebei-spiel sei ohne Zweifel der „Tatort“, der – losgelöst von einembestimmten Schauspieler – die breiteste Markendehnung imdeutschen Fernsehen schaffe. Die Liberalisierung von Product Placement in der Kino- undTV-Unterhaltung hat Marken und ihrer Vermarktung ganzneue Potenziale eröffnet. Gut, findet Oliver Berben: „Wir brau-chen alternative Finanzierungsmöglichkeiten in einem Markt,der sich verändert. Man darf nicht verteufeln, sondern mussausprobieren.“ Scheuermann verwies auf die Serie „Stromberg“,in der ein Milchreis in die Handlung eingebunden wurde. Gutgemacht könne so ein Deal dem Format, dem Künstler und derIndustrie dienen. Oliver Berben: „Die Produktanbieter sindan der Emotionalität interessiert, die nur der Film schafft, undman muss eine künstlerische Form finden, um das Produkteinzubauen ohne zu nerven.“

Case Study „Türkisch für Anfänger“

Die Erfolgsgeschichte der Marke „Türkisch für Anfänger“ warAuftaktthema der folgenden Podiumsdiskussion. Eine Adap-tion der preisgekrönten TV-Serie kam in diesem Frühjahr alsFilm in die Kinos und begeisterte fast 2,5 Millionen vor allemsehr junge Zuschauer. Produzentin Lena Schömann von derRat Pack/Westside Filmproduktion erinnerte sich an die „gro-ße Herausforderung, die Fans der Serie nicht zu enttäuschen,und gleichzeitig denen, die die Serie noch nicht kannten, einenfunktionierenden Kinofilm zu bieten“. Drehbuchautor und Debüt-Regisseur Bora Dagtekin empfin-det es als erste Autorenpflicht, sich sehr genau mit seiner Ziel-gruppe auseinanderzusetzen: „Man kann nämlich eiskalt For-mate entwickeln für die, die man erreichen will, man muss nurlogisch denken“, erklärte der Erfinder der RTL-Kultserie„Doctor’s Diary“. Um die junge Zielgruppe der 12- bis 19-Jäh-

rigen anzusprechen, hatte der Geschäftsführer der Ratpack/Westside, Christian Becker, ein entsprechendes Marketing-konzept entwickelt, das zum Erfolg des Films beitrug: „Wirhaben eine virale Kampagne gestartet und stark auf Facebookgesetzt.“Auch die Marke „Stromberg“ geht ins Kino. 3.000 „Strom-berg“-Fans hatten bei einer Crowdfunding-Aktion innerhalbvon fünf Tagen eine Million Euro an Budget zur Verfügunggestellt: „Das war für uns ein Statement des Publikums, dassInteresse besteht“, erklärte Autor Ralf Husmann von Brain-pool: „Danach waren wir sicher, dass es funktionieren kann.“Darüber, dass sein letzter Film „Das Hochzeitsvideo“ nichtfunktioniert hat, zeigte sich Regisseur Sönke Wortmann un-verblümt betrübt: „Ohne Buchvorlage keine Marke – es istschwierig, außerhalb von Markengesetzen erfolgreich zu agie-ren.“Starke TV-Marken – ein Universalrezept fürs Kino? „Erfolg-reiche TV-Adaptionen für das Kino bleiben die Ausnahme“,konstatierte Wilfried Geike, Chef von Warner Bros. Germa-ny. Die zweifellos hervorragende Fernsehproduktionsindus-trie in Deutschland sei nicht übertragbar: „TV und Kino sindzwei komplett unterschiedliche Produkte.“ Dies betreffe auchAutoren und Schauspieler, so Paul Steinschulte, General Ma-nager bei Universal Pictures Germany: „In Deutschland gibtes höchstens zehn Autoren, die Drehbücher für Filme schrei-ben können, in die eine Million Zuschauer und mehr gehen.Und es gibt leider viele tolle TV-Stars, die keine Kinostarssein können.“

Case Study: „Türkisch für Anfänger“

Hochkarätig besetzte Panels, großes Interesse im Zuschauerraum

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 25

Filmstiftung NRW trifft Filmstiftung Zürich

CH@NRW Arbeitslunch 20 Produzenten aus NRW und der Schweiz tra-fen sich am 19. Juni im Hyatt Hotel in Köln zu ei-nem Arbeitslunch, um sich über Kooperations-möglichkeiten auszutauschen. Es war das vier-te Treffen dieser Art, das dieses Mal von der Film-und Medienstiftung NRW in Kooperation mit derMEDIA Antenne NRW und Zürcher Filmstiftungwährend des Internationalen Filmkongresses or-ganisiert wurde. Zu Gast waren u.a. Daniel Wa-ser, Geschäftsführer der Zürcher Filmstiftung, IvoKummer (Bundesamt für Kultur, Bern), MeinolfZurhorst (ZDF/Arte) und Michael Weber (TheMatch Factory). Nach einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmerpräsentierten Titus Kreyenberg von der Kölnerunafilm und Koproduzentin Karin Koch von derZüricher Dschoint Ventschr Filmproduktion ih-

re Koproduktion „Satte Farben vor Schwarz“.Moderiert wurde die Runde von der Leiterin För-derung der Film- und Medienstiftung NRW, Chris-tina Bentlage. „Die Werbekampagne verlief inbeiden Ländern sehr gut und in enger Abstim-mung mit den Produktionsfirmen“, resümierteKarin Koch. Insbesondere das ältere Publikumsei gezielt angesprochen und auch erreicht wor-den, ergänzte Titus Kreyenberg. Das Einspieler-gebnis lässt sich sehen: Sophie Heldmans Debütmit Bruno Ganz und Senta Berger in den Haupt-rollen erzielte in den deutschen Kinos 170.000und in der Schweiz knapp 51.000 Zuschauer. Im Anschluss an die Fallstudie setzten die Teil-nehmer ihre Gespräche in entspannter Atmo-sphäre fort und konnten sie abends bei der Film-party der Filmstiftung weiter vertiefen.

Herausgeberin: Tanja Güß

Chefredakteur: Rüdiger Bertram

CvD: Stefanie Hadding

Redaktion: Oliver Baumgarten, KatharinaBlum, Wolfgang Hippe,Marion Meyer, ChristianSeebaum

Autoren dieser Ausga-be: Uwe Mies, Michael Dlugosch, Günter Jekubzik, Heike Meyer-Döring (MEDIA), WilfriedUrbe, Christian Meyer,Jörg Laumannn

Redaktionsassistenz: Lena Schütz-Kraan

Gestaltung/Layout: alfred friese + inrhein

Anzeigenbetreuung: Lena Schütz-Kraan,Tel. (0211) 9305040

Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe:20. September 2012

Film und Medien NRW –Das Magazin ist kosten-los und kann bei derFilm- und MedienstiftungNRW wahl weise alsPrint-oder als PDF-Ver -sion abon niert wer den.

Titel: Art Work „Typo-man“ auf dem Weg zumPrototyp, Foto: Bigitec

Die Berücksichtigung von Terminen richtet sichnach dem Erscheinen des Magazins im Internet. Das kann leider dazu füh-ren, dass Termine bereitsüberholt sind, wenn die Druckausgabe des Maga-zins ausgeliefert wird,bietet aber die größt -mögliche Aktualität fürdie Down load-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis.

Danke an alle Produzen-ten, Sender & Verleiherfür ihre Unterstützungund die Bilder zu ihrenFilmen.

Film- und MedienstiftungNRW GmbH

Tel.: (0211) 930500Fax: (0211) 9305085

Kaistraße 1440221 Düsseldorfmagazin@film stif tung.de

Impressum

Heike Meyer-Döring (MEDIA), Daniel Waser (Zürcher Filmstiftung) und Christina Bentlage (Film- und Medienstiftung NRW)

20 Produzenten aus NRW und der Schweiz trafen im Hyatt Hotel in Köln zu einem Arbeitslunch.

Oliver Berben und Andreas Scheuermann diskutieren. Gary Carter

Sönke Wortmann Wilfried GeikePaul Steinschulte Ralf Husmann

Panel „Formatentwicklung": Oliver Fuchs, Ute Biernat, Stefan Oelze und Georg Hirschberg

Guy Bisson Thomas Lückerath Christian Franckenstein im Gespräch mit Petra Müller

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Int. Filmkongress – „How to lab: Aus den Laborenvon Sendern und Produzenten” in Kooperation mitdem Mediencluster.NRW

Über GrenzengehenVON WILFRIED URBE

„Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit in denneuen Medien“, konstatierte Michel Reilhac von Arte zur Ein-stimmung auf den dritten Tag des Filmkongresses im Rahmendes Medienforum.NRW, den Michael Rueger von SuperRTL moderierte. Zum Abschluss des Filmkongresses (in Ko-operation mit dem Mediencluster NRW) stand daher gezieltdie Frage nach neuen Inhalten und entsprechenden Beispielenim Mittelpunkt. „Präsenz ist heute nicht mehr nur durch phy-sische Anwesenheit definiert“, erklärte der Exekutivdirektorvon Arte France Cinéma zur Einführung in das Thema NewContent. Interfaces als Mittler zwischen Realität und Virtua-lität seien entscheidend und heute durchlässiger und interakti-ver als je zuvor: Mehr denn je können Menschen in Geschich-ten involviert werden. Wie das konkret aussieht, führte anschlie-ßend Liz Rosenthal, die Geschäftsführerin der Londoner Bera-tungsfirma Power to the Pixel, an Beispielen vor: Auf der SeiteHighrise (http://highrise.nfb.ca) etwa werden persönliche Ge-schichten von Menschen rund um die Welt gezeigt. Die Webpa-ge 18 Days In Egypt (18daysinegypt.com) hingegen rief alleÄgypter auf, mit Fotos, Videos und sozialen Netzwerken dieWahl zu begleiten. „Interfaces, mit denen die Menschen gemein-sam Inhalte sammeln und zusammenstellen können, sind dieZukunft“, prognostizierte die Britin. Dass die Sender angesichts dieser Erwartungen nicht untätigsein können und wollen, verdeutlichte Florian Hager von Arte:„Wir wollen unseren Sender komplett umbauen, so dass eskeinen Unterschied zwischen TV und Internet mehr gibt.“

Die Sender hätten endgültig ihr Produktions-, Distributions- undEndgeräte-Monopol verloren. Insofern wird ZDFneo vom Mut-terhaus als Laboratorium gesehen, um Alternativen zu finden.So schilderte es der Chef vom Dienst des ZDFneo Lab, SlavenPipic. Als Beispiel verwies er auf das „TV Lab“: Zuschauer konn-ten sich hier verschiedene Piloten anschauen und dann überInternet entscheiden, welcher Pilot auf ZDFneo in Serie gehensollte. Gute Erfahrungen hatte auch der SWR gemacht, als beider „Tatort“-Folge „Der Wald steht schwarz und schweiget“anschließend über ein Onlinespiel der Täter ermittelt werdenkonnte. „100.000 Nutzer spielten das Spiel, und es gab 13 Millio-nen ausgeführte Aktionen“, berichtete die verantwortlicheRedakteurin Melanie Wolber.Auch auf Produzentenseite sind neue Ideen gefragt, und an ih-nen wird zurzeit verstärkt gearbeitet. Der Dokumentarfilmprodu-zent Christian Beetz etwa möchte mit „Die Kulturakte“ wiederjunge Menschen für das Thema Kultur gewinnen: „Wir ver-wenden Erzählformen, die in der jungen Zielgruppe erfolg-reich sind. Die Verfilmung zum Leben von Heinrich von Kleisthaben wir als Crime Story erzählt.“ Und „Die Akte Wagner“wird nicht nur als modern erzählte TV-Doku realisiert, sondernauch als App und als Graphic Novel verarbeitet.Thomas Kufus von zero one film hat bereits vor zwei JahrenErfahrungen mit dem interaktiven Format „24h Berlin“ gemacht.Die Darstellung von 24 Stunden Großstadt mit Unterstützungdes Publikums wird er demnächst auf Jerusalem übertragen.Wie sehr die Medienformen mittlerweile ineinanderfließen,

zeigte Stefan Lübbe vom Bastei Lübbe Verlag: „Mit unsererAbteilung Bastei Entertainment wollen wir eine 360-Grad-Auswertung erreichen, zum Beispiel mit der Webnovel ‚Apo-calypsis’, die als Multimediaformat auch Video- und Audiofi-les beinhaltet.“

Int. Filmkongress – „Crowdfunding: Finanzierungs -alternative oder Marketingtool” in Kooperation mitdem Mediencluster.NRW

Pakt mit derZielgruppeVON UWE MIES

Die Geschäftsidee klingt so simpel wie effektiv: Crowdfun-ding löst Budgetierungsprobleme für Film- und andere Kultur-projekte, indem der Zuschauer von morgen als Geldgeber schonheute die Realisierung seines Wunschprojekts anschiebt. EineWin-Win-Situation? Der Filmkongress nahm die Geldeinsam-melmethode, die zurzeit in aller Munde ist, unter die Lupe. Tino

Kreßner kann mit der Internet-Plattform Startnext seiner Mei-nung nach „viele begeistern, wenig zu geben“. Es sind also zigEinzeltropfen, die das Fass füllen. Rund 250 Projekte hat er aufStartnext derzeit vereint. Jeder Anbieter ist verpflichtet, sein Pro-jekt zu pitchen: mit einem Video, das klare Auskünfte zum In-halt gibt, aber auch Stab und Besetzung vorstellt. Wer sich an-gesprochen fühlt, kann in das Projekt einsteigen; die Beteiligungs-summen können zwischen einer Mindestbeteiligung von 50 Eu-ro und dem Höchstwert von 1.000 Euro frei angesetzt werden.Eine Garantie auf die Fertigstellung eines Projekts ist damit abernoch nicht gegeben. Wer binnen einer festgelegten Zeitphasekeine 20 Prozent des avisierten Budgets einholen konnte, derist gescheitert. Kreßner beziffert eine Erfolgsquote von 45 Pro-zent seit der Firmengründung im Oktober 2010. „Vor allem fürkleine Projekte mit einem Budgetrahmen bis 20.000 Euro istCrowdfunding interessant“, sagt Kreßner und liefert die Ein-schränkung gleich nach: „Mainstream-Projekte haben eben auchMainstream-Investoren“. Johannes Thielman von der Produktionsfirma Futur Film inBerlin möchte seinen ersten abendfüllenden Spielfilm via Start-next über bislang eingeholte Fördergelder unterstützen. „ImAugenblick der Liebe“ heißt seine Berliner Lovestory, für die

u.a. Bettina Zimmermann und Han-nes Jaenicke bereits besetzt sind. 100.000Euro sollen binnen 30 Tagen eingeholtwerden. Nach neun Tagen sind aller-dings lediglich 5.000 Euro zu sam men -gekommen. Thielmann benennt präzi-se ein Kernproblem des Crowdfundings,denn „dafür braucht man die Masse,und die haben wir nicht“. Ingo Schmoll,der für seine Firma Schmollywood ei-ne Reihe von Reisedokumentationenauflegen will, ist von dieser Problema-

tik weniger betroffen, sein Budgetrahmen ist allerdings auchdeutlich geringer und die Zielgruppe konkret umfasst. Kann Crowdfunding überhaupt im großen Stil betrieben wer-den? Ein Beispiel dafür ist der finnisch-deutsche Kinofilm „IronSky“, der wesentlich über Freiwilligengelder finanziert wurde,allerdings auch mit einem zuvor erstellten Kurzfilm denkbarkonkret pitchen konnte. Ein anderes erfolgreiches Beispiel ist„Hotel Desire“, der – als „porNEOgrafischer Film“ vorgestellt– einschlägige Zielgruppenbedürfnisse nachhaltig auf den Planrief. Überhaupt ist Crowdfunding in Nischenbereichen porno-grafischer Anbieter schon seit über zehn Jahren vor allem in denUSA und Russland erfolgreich. Die Ansprüche sind klar um-rissen, die Herstellungszeiten und -kosten gegenüber einer kon-ventionellen Spielfilmproduktion ungleich geringer. Je klarerdie Zielgruppen angesprochen werden, desto besser sind dieChancen für ausgeprägtes Crowdfunding. Ralf Husmann vonBrainpool TV hat mit dem bald in Produktion gehenden „Strom-berg“-Kinofilm gute Voraussetzungen dafür. Das Produkt istals Marke durch die erfolgreiche TV-Serie und den Schauspie-ler Christoph Maria Herbst in der Titelrolle bereits etabliertund kann auf eine entsprechend leicht zu mobilisierende Ziel-gruppe zählen. Autor Husmann muss zugeben, dass zu vieleFans die Sache auch nicht leicht machen. Wer mitmischt, willauch betreut sein. Internetkontakte müssen gepflegt werden,Optionen für ein „Dankeschön“ wollen wohl abgewogen sein.Manchen reicht die Namensnennung im Nachspann, anderewollen eine Eintrittskarte zur Galapremiere. MedienanwaltHenrik Armah warnt eindringlich vor Sach- und Geldwerten,weil die nach geltendem Recht wieder versteuert gehören. Ganzso einfach ist es mit der Geldmobilisierung nicht, aber alle Be-teiligten sind sich einig: „Crowdfunding ist ein Marketingtool,das über Social Networks enorme Aufmerksamkeit schafft.“Und wenn es doch nicht klappen sollte, dann weiß man immer-hin, dass sich einfach keine Zielgruppe für das Projekt fand.

Stefan Lübbe Jan Wielpütz Jens-Uwe Bornemann

Thomas Kufus Slaven Pipic Christian Beetz

Michel Reilhac Michel Reilhac

Liz Rosenthal

Melanie Wolber

„Crowdfunding"-Panel: Michael Rueger, Ralf Husmann, Ingo Schmoll, Johannes Thielmann, Henrik Armah und Tino Kreßner

Filmkongress

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 27

Der Int. Filmkongress feiert in der Kölner Wolkenburg

Die Filmparty 2012

Wolkenburg in Köln: Würdiger Rahmen für die Filmparty 2012, Sommerwetter inklusive

Juliane Köhler mit ihrem „Zwei Leben“-Team

Regisseurin Corinna Belz und Pruduzent Thomas Kufus (Gerhard Richter Painting)

Camilla Renschke und Sabine Postel

Branchentreff in tollem Ambiente: Rund 800 Gäste aus Film, Fernsehen, Kultur und Politik kamen zur Filmparty in die Kölner Wolkenburg.

Gastgeberin Petra Müller mit Jim Jarmusch(l.) und Reinhard Brundig

Gäste der Film- und Medienstiftung NRW auf Podium und Party: Oliver Berben und Sönke Wortmann

„Frisch gepresst”-Team auf dem Roten Teppich: Alexander Beyer, Yoko Higuchi-Zitzmann und Tom Wlaschiha

„Exit Marrakesh“-Regisseurin Caroline Link (2.v.l.) mit Peter Herrmann, Petra Muller, Samuel Schneider und Angelica Schwall-Duren

Dirk Budach und Janine Kunz

Ronald Zehrfeld und Jeanette Hain

Film trifft Politik: Margarethe von Trotta (l.), Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft

NRW-Kinobetreiber im Gespräch: Marianne Menze (Lichtburg Essen) und Christian Schmalz (OFF Broadway Köln)

„Alarm für Cobra 11”-Trio: Erdogan Atalay, Katrin Heß und Tom Beck

Christina Bentlage (Leiterin Förderung) mit Heinrich Breloer

Tom Gerhardt und Gabriele M. Walther

Katharina Blum (Leitung Int. Filmkongress) mit Christoph Maria Herbst

Elke Ried, Verena Kulenkampff, Frauke Gerlach und Marc Jan Eumann

Stargast aus Großbritannien:Rupert Everett

Team „Pommes Essen” in Vorfreude auf die große Premiere in der Lichtburg Essen

Begehrter Interviewpartner: Helge Schneider

Ministerpräsidentin mit TV-Quotenkönigen: Hannelore Kraft mit Kaya Yanar und Henning Baum („Der letzte Bulle”)

Autor Ralf Husmann und Regisseur Peter Thorwarth

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ie University of California veröffentlicht im Jahre2006 eine Studie, in der sie die ProduktionsstättenHollywoods mit 126.000 Tonnen Luftschadstoffenjährlich als zweitärgste Umweltverschmutzer der Re-

gion ausgemacht hat – direkt hinter der ölverarbeitenden In-dustrie. Nicht dass dieses Ergebnis komplett überrascht hätte,trotzdem sahen sich in der Folge engagierte Produzenten undInstitutionen der Branche bestätigt in ihrem Bestreben, einebewusstere Art der Filmherstellung zu propagieren. So rea-gierte unter anderem selbst die California Film Commissionund veröffentlichte 2007 den Green Resource Guide, der Hol-lywoods Produzenten regionale Adressen, Tipps und Ideenfür ein ökologisch bewusstes Produzieren an die Hand gibt.An der akademischen Spitze dieser Bewegung aber steht bisheute das 2001 gegründete Center for Social Media an derAmerican University in Washington. Dort hatte man einen„Code of Best Practices for Sustainable Filmmaking“ entwi-ckelt, also eine Art Handbuch für die Praxis nachhaltigen Fil-memachens. In Großbritannien ging man sogar noch weiter:Im Mai 2011 wurde der Filmwelt in Cannes das Britisch Stan-dard BS 8909 vorgestellt, eine offizielle Nachhaltigkeitsnormfür die heimische Filmindustrie – mitentwickelt übrigens vonColin Firths Unternehmen Eco Age.Green Filmmaking oder Nachhaltiges Produzieren ist inGroßbritannien damit zum Politikum geworden. In Deutsch-land sind wir davon noch weit entfernt, hier ist persönlichesEngagement Motor für bewusste Maßnahmen. So etwa be-müht sich seit 2011 die Berlinale mit zahlreichen Aktionenund Kooperationen, ihre CO2-Bilanz deutlich zu verbessern.Vom Bezug von Ökostrom über Müllvermeidung bis hin zuspeziellen Deals mit der Deutschen Bahn reicht der Kataloghin zu einem „klimafreundlichen“ Festival.

Erste klimaneutrale Fernsehserie Europas

Auch ein Unternehmen wie die Odeon Film mit ihren zahlrei-chen Töchtern hat sich entschlossen, Verantwortung in die-sem Bereich zu übernehmen und künftig bewusster zu produ-zieren. Auf Direktive von Vorstand Mischa Hofmann hat dieGruppe Büros und Produktionen einer CO2-Bilanz unterzo-gen und zielgerichtet einen Katalog von Kriterien zu derenVerbesserung entwickelt. Verantwortlich dafür ist Presserefe-rentin Katja Schwarz, die den „Code of Best Practices for Sus-tainable Filmmaking“ ausgewertet und in Zusammenarbeitmit der Klimaschutzberatung ClimatePartner ergänzt undkonkretisiert hat. Durch Bezug von Ökostrom, Energiespar-maßnahmen und der Reduktion von Flugreisen um zwei Drit-tel haben die Standorte erste messbare Erfolge erzielt. „DieVerringerung der Emissionen aller CO2-Äquivalente ist abernur ein einzelner Baustein ganzheitlicher Nachhaltigkeit“,sagt Katja Schwarz und verweist auf das firmeneigene Modell-projekt. Denn die jüngsten Staffeln der ZDF-Serie „Der Land-arzt“, produziert von der Odeon-Film-Tochter Novafilm, sinddie ersten Produktionen des Hauses, die so konsequent wiemöglich nach Green-Filmmaking-Kriterien hergestellt wur-den. LED-Lampen, sparsame Aggregate, regionales Catering,Recycling-Papier und Fahrgemeinschaften für die Mitarbeiter,aber auch Müllvermeidung sowie der Ausgleich unvermeid-barer Emissionen durch Investitionen in ein Gasaufberei-tungsprojekt in Indonesien umfassen die Maßnahmen – mitdem Ergebnis, dass sich „Der Landarzt“ nun erste klimaneu-trale Fernsehserie Europas nennen darf. Außerdem hat die Se-rie dafür prompt den erstmals vergebenen Grünen Drehpassder Film Commission Hamburg Schleswig-Holstein erhalten.Nicht alle Kriterien können von jeder Produktion der Odeon-Film-Familie immer realisiert werden. Aber das ist auch nichtnotwendig. Jeder soll schauen, was er umsetzen kann. Wich-tig, so Katja Schwarz, sei vor allem auch, sich die alternativenMöglichkeiten bewusst zu machen und neue Wege auszupro-bieren. Dazu kommt, dass nachhaltiges Produzieren sogarGeld sparen kann – vielleicht nicht in jedem konkreten Punkt(Fairtrade-Kaffee z.B. ist etwas teurer als die Discount-Indus-trie-Marke), aber unter dem Strich ist das dank effektiven Ein-kaufs und Energiesparens durchaus denkbar.

Vermeiden und Kompensieren

Die Kölner Regisseurin Isabel Kleefeld und KameramannAlexander Fischerkoesen, die zur Zeit für Odeon TV denWDR-Thriller „Im Netz“ in Köln drehen und schon qua Be-

ruf für gutes Klima sorgen müssen, haben das Nachhaltig-keitskonzept jedenfalls verinnerlicht: Während der Drehvor-bereitung sind sie täglich mit dem Fahrrad gekommen.„Grundsätzlich“, so Produzentin Anette Kaufmann, „ist dasFeedback auf die Maßnahmen sehr gut im Team. Geradeauch, weil sich viele ihrer Verantwortung bewusst sind.“ Im-mer wieder aber, erzählt sie, stoße man auch auf Dinge, diesich in der Realität noch nicht umstellen lassen oder aufwiederkehrende Gewohnheiten wie die Plastikbecher beimCatering. In Köln und Umgebung bemüht sich zur Zeit auch die H & VEntertainment, bei den Dreharbeiten für die Serie „Familie

Undercover“ Green-Filmmaking-Maßnahmen anzuwendenund erfasst u.a. Treibhausgas-Emissionen während der Pro-duktion, um sie in einem Klimaschutzprojekt auszugleichen.Wenn auch nicht überall unter diesem Label, so gerät dasGreen Filmmaking doch zunehmend zur Praxis, weil das öko-logische Verantwortungsbewusstsein gerade in Deutschlandstetig wächst. Und dass dies so ist, wirkt sich sogar auf Holly-wood aus: Als Kompensation der CO2-Emissionen währendder Produktion von „The Day After Tomorrow“ hat RolandEmmerich (noch vor der UCLA-Studie) angeblich für mehre-re hunderttausend Dollar Bäume gepflanzt.

28 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Der WDR-Thriller „Im Netz“, den Isabel Kleefeld zur Zeit für Odeon TV in Köln dreht, wird

nachhaltig produziert. Deswegen muss aber niemand in Hanfklamotten arbeiten, und

moralischer wird der Film auch nicht automatisch. Nachhaltiges Produzieren stellt nicht

die Profession infrage, sondern richtet sich vor allem gegen die Gedankenlosigkeit einer

Produktionsroutine.

Nachhaltiges Produzieren

Filmemachen in GrünVON OLIVER BAUMGARTEN

Made in NRW

WDR-Thriller „Im Netz“ von Isabell Kleefeld: ökologisch bewusstes Produzieren im Fokus, Foto: WDR/Alexander Fischerkoesen

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 29

Dreharbeiten

Der MedicusUnter der Regie von Philipp Stölzl begannen am19. Juni die Dreharbeiten zu Noah Gordons Best-seller „Der Medicus“. Drehbuchautor Jan Ber-ger hat den Erfolgsroman adaptiert, die Kame-ra führt Hagen Bogdanski. Tom Payne, BenKingsley, Stellan Skarsgård, Olivier Martinez undElyas M’Barek übernahmen die Hauptrollen.„Der Medicus“ erzählt die Geschichte des Wai-sen Rob Cole, der aus dem England des 11. Jahr-hunderts ins persische Isfahan reist, um dort Me-dizin zu studieren. Gedreht wird bis Septemberin Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Köln undMarokko. Die Produktion gastiert für 19 der ins-gesamt 60 Drehtage in den MMC Studios inKöln. Der Kinofilm ist eine Produktion der UFACinema in Koproduktion mit der ARD Degetound Beta Cinema. Produzenten sind Wolf Bau-er und Nico Hofmann, die Redaktion der ARDDegeto verantwortet Roman Klink. Den Weltver-trieb übernimmt Beta Cinema. > UFA Cinema, Tel. (0331) 70600;

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Die schwarzenBrüderAm 14. Juni fiel die erste Klappe für den Kino-abenteuerfilm „Die schwarzen Brüder“ mit Mo-ritz Bleibtreu, Richy Müller und Waldemar Ko-bus in den Hauptrollen. Oscar-Preisträger XavierKoller führt Regie bei der Verfilmung des gleich-namigen Bestsellerromans von Lisa Tetzner undKurt Held. In weiteren Rollen sind DominiqueHorwitz, Catrin Striebeck, Sabine Timoteo undLeonardo Nigro zu sehen. Angesiedelt im 19.Jahrhundert erzählt der Roman die Abenteuerdes kleinen Giorgio und seiner Freunde, die tag-täglich als „Kaminfegerjungen“ ihr Leben riskie-ren müssen. Das Drehbuch schrieben Fritjof Ho-hagen und Klaus Richter. Gedreht wird an 40 Ta-gen im Tessin, in Köln (circa 20 Drehtage), Frank-furt und Südtirol bis Mitte August. Kinostart ist2013 im Verleih von Studiocanal.„Die schwarzen Brüder“ ist eine Koproduktionder Enigma Film (Produzenten Fritjof Hohagenund Clarens Grollmann) mit Starhaus Filmpro-duktion (Rainer Kölmel und Wasiliki Bleser),Dschoint Ventschr (Karin Koch), Herold Produc-tions (Wolfgang Herold), der Monaco Film undEnigma Film West (Alexander Loskant). Feder-führender Senderpartner ist der BayerischeRundfunk (Redaktion: Cornelius Conrad) zusam-men mit dem WDR, NDR, Degeto und Arte. DerVerleih liegt in den Händen von Kinowelt.> enigma film, Tel. (02223) 914062;

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Tatorte in Köln und MünsterAls auf dem Parkplatz eines Großmarkts eine To-te entdeckt wird, ergibt sich für die Kommissa-re Boerne und Thiel ein neuer Fall in Münster.Regisseur Kaspar Heidelbach inszeniert den neu-en Tatort „Summ, summ, summ“ vom 25. Sep-tember bis zum 26. Oktober nach einem Buchvon Stefan Cantz und Jan Hinter für die ColoniaMedia komplett in Köln, Münster und Umge-bung. Als Darsteller sind Axel Prahl, Jan Josef Lie-fers, Friederike Kempter, ChrisTine Urspruch,Mechthild Großmann und Claus D. Clausnitzerunter Vertrag. Das Casting besorgt Anja Dihr-berg. An der Kamera ist Achim Poulheim. DerTV-Krimi ist eine Produktion der Colonia Media(Produzentin: Sonja Goslicki) für den WDR (Red-akteurin: Nina Klamroth).Ein tödlicher Motorradunfall und ein entführtesKind beschäftigen die Kommissare FreddySchenk und Max Ballauf im Tatort „TrautesHeim“, der unter der Regie von ChristophSchnee vom 28. August bis zum 26. Septemberin Köln und Umgebung aufgenommen wird. DasDrehbuch stammt von Roland Heep und FrankKoopmann. Die Kommissar-Darsteller Klaus J.Behrendt und Dietmar Bär werden von TessaMittelstaedt, Christian Tasche und Joe Bauschunterstützt. Diethard Prengel führt die Kamera,als Castingagentur ist Anja Dihrberg im Einsatz.Den WDR-Fernsehkrimi (Redakteur: Frank Töns-mann) produziert die Colonia Media (Produzen-tin: Sonja Goslicki).Im Tatort „Scheinwelten“ ermitteln die Kommis-sare Schenk und Ballauf mit ihrer AssistentinFranziska Lüttgenjohann in einem Mord am Ju-nior-Chef einer großen Reinigungsfirma. Der Ta-tort aus Köln mit Dietmar Bär, Klaus J. Behrendt,Tessa Mittelstaedt, Jeanette Hain und ChristianTasche wurde bis zum 29. Juni von Andreas Her-zog inszeniert. Das Drehbuch stammt von Johan-nes Rotter. > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;

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Das AdlonIn der Nähe von Berlin fiel die erste Klappe fürdas dreiteilige Epos „Das Adlon: Ein Hotel. ZweiFamilien. Drei Schicksale“, eine Zusammenarbeitvon ZDF und Moovie – the art of entertainment.Zur prominenten Besetzung des Ensemblefilmsüber das weltbekannte und legendäre GrandHotel am Brandenburger Tor gehören HeinoFerch, Josefine Preuß, Marie Bäumer, Anja Kling,Christiane Paul, Jürgen Vogel, Katharina Wacker-nagel, Wotan Wilke Möhring, Sunnyi Melles,Ken Duken, Burghart Klaußner, Johann von Bü-low, Nora von Waldstätten und Thomas Thie-me. Inszeniert wird die TV-Saga von Uli Edel, Pro-duzent ist Oliver Berben. Die Redaktion liegt inden Händen von Günther van Endert, der die-ses Projekt gemeinsam mit ZDF-FernsehfilmchefReinhold Elschot betreut. Der ORF ist der öster-reichische Sendepartner. Das Drehbuchstammt von Rodica Döhnert, die Kamera führtHanno Lentz. Georg Feil ist als Koproduzent be-teiligt. Gedreht wird voraussichtlich bis EndeSeptember 2012 an verschiedenen Schauplät-zen in Berlin und Umgebung, in Bayern und inNordrhein-Westfalen. Ausgestrahlt wird das TV-Event im kommenden Jahr. > Moovie – the art of entertainment, Tel.

(030) 2639840; [email protected]

SpieltriebNoch bis Ende Juli wird in München und Umge-bung sowie in Bonn Juli Zehs Roman „Spieltrieb“unter der Regie von Gregor Schnitzler für das Ki-no umgesetzt. Der Film erzählt die Geschichtedes hochintelligenten Mädchens Ada und desfaszinierend-dämonischen Alev, zwei Einzelgän-ger, die sich in der Schule kennenlernen. Kath-

rin Richter und Jürgen Schlagenhof haben dasDrehbuch geschrieben. Die Hauptrollen sind mitMaximilian Brückner, Sophie von Kessel, RichyMüller und Ulrike Folkerts sowie den beidenNewcomern Michelle Barthel und Jannik Schü-mann besetzt. Produziert wird „Spieltrieb“ vonMarkus Zimmer für Clasart Film. Kinostart wird2013 im Concorde Filmverleih sein.> Clasart Film & Fernsehproduktion,

Tel. (089) 2118760; [email protected]

NymphomaniacKultregisseur Lars von Trier dreht nach „Anti-christ“ wieder in NRW: Sein neuer Film „Nym-phomaniac“ wird ab Ende August an 45 Tagenan verschiedenen Orten des Landes aufgenom-

men. Cannes-Gewinnerin Charlotte Gainsbourgund Stellan Skarsgard übernehmen die Haupt-rollen. Produzent vor Ort ist Zentropa Interna-tional Köln.> Zentropa International Köln,

Tel. (0221) 9777990;[email protected]

Der Fall Hagedorn Am 25. Juni fiel in Köln die letzte Klappe für denFernsehfilm „Der Fall Hagedorn“. Ronald Zehr-feld und Ulrike Tscharre spielen die Hauptrollenin dem von Stephan Wagner inszenierten histo-rischen Polizeithriller nach dem Drehbuch vonHolger Karsten Schmidt. „Der Fall Hagedorn“ isteine Koproduktion der Westside Filmproduktion

mit dem WDR. Produzent ist Martin Zimmer-mann (Westside Filmproduktion). Die redaktio-nelle Verantwortung liegt bei Nina Klamroth. Ge-dreht wurde seit dem 23. Mai in Köln und Um-gebung sowie in und um Bautzen. Der voraus-sichtliche Sendetermin ist 2013 im Ersten. > Westside Filmproduktion,

Tel. (02151) 6266620; [email protected]

Jannik Schümann und Michelle Barthel in „Spieltrieb“, Foto: Concorde Filmverleih

Die RäuberAn diversen Locations in Luxemburg und der Ei-fel verfilmt Regisseur Frank Hoffmann in einerdeutsch-luxemburgischen Koproduktion ab dem30. Juli „Die Räuber“. Basierend auf dem Büh-nenstück von Friedrich Schiller schrieben Hoff-mann und Erick Malabry das Drehbuch: EineBanker-Familie gerät darin durch Intrige in dieKrise. Nachdem einer der Söhne eine Haftstra-fe dafür abgesessen hat, nimmt er Rache an sei-nem Bruder. Als Darsteller sind Eric Caravaca, Robinson Stevenin, Isild Le Besco, Mario Adorfund Tcheky Karyo bestätigt. „Die Räuber“ ist ei-ne Produktion von Red Lion (Produzenten: PolCruchten, Jeanne Geiben) mit den Koproduzen-ten Coin Film Köln (Herbert Schwering, Christi-ne Kiauk) und Novak Prod, Brüssel (Olivier Du-bois). 14 Drehtage finden in NRW unter ande-rem in Bad Honnef, Kerpen und Engelskirchenstatt. Der Farbfilm Verleih will den Film 2013 insKino bringen.> Coin Film, Tel. (0221) 322053;

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Ulrike Tscharre und Ronald Zehrfeld in „Der Fall Hagedorn”, Foto: WDR/Ennenbach

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30 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012

Dreharbeiten

Only Lovers Left AliveOscar-Preisträgerin Tilda Swinton sowie TomHiddleston, Mia Wasikowska und John Hurt ste-hen vom 16. Juli bis zum 14. August auch in Kölnfür Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive” vorder Kamera von Yorick Le Saux. Für die KölnerPandora Film (Produzent: Reinhard Brundig)und die Londoner Recorded Picture Company(Jeremy Thomas) erzählt der Kult-Regisseur, wiein der romantischen Trostlosigkeit Detroits undTangers ein zutiefst deprimierter, menschenmü-der Underground-Musiker und seine geheimnis-volle Geliebte wieder zusammenfinden. Die Lie-besgeschichte der Vampire überdauert bereitsmehrere Jahrhunderte, aber das leidenschaft-liche Idyll wird durch ihre wilde und ungestümejüngere Schwester zerstört. Gedreht wird in Ma-rokko, Detroit und NRW.> Pandora Film, Tel. (0221) 973320;

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WilsbergGleich zwei neue Wilsberg-Folgen inszeniert Mi-chael Schneider vom 14. August bis zum 15. Okt-ober in Münster und Köln für Eyeworks Germa-ny (Produzenten: Sabine de Mardt, Anton Mo-ho) nach Büchern von Jürgen Kehrer und EckiZiedrich. Beim ZDF-Krimi „Wilsberg – Hengstpa-rade“ ist Wilsberg sauer, weil Hauptkommissa-rin Anna Springer einen neuen Liebhaber gefun-den hat. „Wilsberg – Gegen den Strom“ zeigt,wie Wilsberg im Münsterland in den Kampf ei-nes kleinen Dorfes gegen einen Stromkonzerngerät. Neben dem Hauptdarsteller Leonard Lan-sink stehen Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Ri-ta Russek sowie Susanna Simon und Peter Da-vor vor der Kamera von Andreas Zickgraf. Red-akteur für das ZDF ist Martin Neumann. Das Cas-ting besorgt Marc Schötteldreier Casting.> Eyeworks Germany, Tel. (0221) 9347080;

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Abenteuer RheinAm Tomasee in der Schweiz begannen am 5. Ju-li die Dreharbeiten zu einem außergewöhn-lichen Doku-Projekt des ZDF, das am 19. und 26.August 2012, jeweils sonntags um 13.30 Uhr inder Reihe "planet e." ausgestrahlt wird: DasTeam der Umweltreihe begleitet einen Zeppe-lin den Rhein hinab von der Quelle in derSchweiz bis zur Mündung in Rotterdam. Unterdem Zeppelin hängt eine hochauflösende Spe-zialkamera, die Bilder der vorbeiziehenden Land-schaft einfangen soll. Dabei wird an verschiede-nen Stationen "gelandet", um besondere Natur-schönheiten filmisch vorzustellen. Für den Zwei-teiler von Andreas Ewels und Christine Elsnerpassiert der Zeppelin in der zweiten Hälfte derRheinreise (Dreh 17. bis 25. Juli) unter anderemden Schmetterlingsgarten auf dem Schloss derFürstenfamilie Sayn-Wittgenstein und die Dom-stadt Köln, wo der Zeppelin spektakulär zwischenden Türmen der Kathedrale hindurch fliegt.> ZDF-Pressestelle, Tel. (06131) 7012121

BlickpunkteFür das Kurzfilmprojekt „Blickpunkte“ wird einerfahrenes Filmteam vom Spätsommer bis zumHerbst zehn fiktionale Kurzfilme entwickeln undin Wuppertal drehen. In jedem der Filme stehteine europäische Nation im Vordergrund, dieüber den Hauptcharakter oder die Geschichtetransportiert wird. So wird es zum Beispiel ei-nen "französischen", einen "rumänischen" undweitere Filme geben. Die Regisseure sind AndréKrähling, Julian Pawelzik, Kim Münster, Konstan-tin Koewius, Marcel Becker-Neu, Marc Schließer,Mario von Grumbkow, Sebastian Salanta, SvenLayh, Tanja Hagedorn und Yasemin Markstein.> Vollbild e.V.;

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Die Erfindung derLiebeAm 5. Juli 2012 wurden die Dreharbeiten zumKinofilm „Die Erfindung der Liebe“ von LolaRandl wieder aufgenommen. Nach dem über-raschenden Tod der Hauptdarstellerin MariaKwiatkowsky mussten die Dreharbeiten letztenSommer abgebrochen werden. Jetzt hat LolaRandl die Geschichte neu geschrieben – als lo-gische Fortführung der bereits gedrehten Sze-nen und als ein Verwirrspiel, das die Realität im-mer wieder in Frage stellt.Aus dem ursprünglichen Cast sind Bastian Trost,Sunnyi Melles, Samuel Finzi, Irm Hermann undMario Adorf weiterhin dabei. Neu hinzugekom-men sind in den Hauptrollen Mira Partecke undMarie Rosa Tietjen, unterstützt werden sie vonSebastian Weber und Jürgen Rißmann. „Die Er-findung der Liebe“ wird von Herbert Schweringund Christine Kiauk der Kölner Coin Film produ-ziert, in Koproduktion mit Red Lion Luxemburg(Produzenten: Pol Cruchten und Jeanne Geiben)und in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redak-tion: Andrea Hanke) und dem BR (Redaktion:Hubert von Spreti). Die Kamera führt PhilippPfeiffer. Die Dreharbeiten finden bis Ende Juli2012 in Köln und Luxemburg statt. 2013 soll derFilm im Verleih der NFP marketing & distribu-tion in den Kinos starten.> Coin Film, Tel. (0221) 322053;

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Samuel Schneider und Hafsia Herzi in „Exit Marrakech“, Foto: DesertFlower Filmproduktion/Frizzi Kurkhaus

Im NetzIns Netz der Fahnder geraten, hat Juliane Schu-bert nur noch ein Ziel: Sie will ihr altes Leben zu-rück! Doch auch die eigene Vergangenheit birgtGeheimnisse, die Juliane bisher weder ihremFreund noch den ermittelnden Beamten erzählthat. Das Drehbuch zum Thriller „Im Netz“, dervom 3. Juli bis zum 5. August in Köln verfilmtwird, stammt von Ulli Stephan, Regie führt Isa-bel Kleefeld. Für den WDR-Fernsehfilm stehenneben Caroline Peters als Juliane auch UlrikeKrumbiegel, Felix Knopp, Wolfram Koch und Ale-xander Held vor der Kamera von Alexander Fi-scherkoesen. „Im Netz“ ist eine Produktion derOdeon TV im Auftrag des Westdeutschen Rund-funks Köln. Produzentin ist Anette Kaufmann,die verantwortliche WDR-Redakteurin BarbaraBuhl. Gedreht wird in Köln und Umgebung. > Odeon Film, Tel. (089) 649580;

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Turbo & TachoAb Mitte August inszeniert Franco Tozza die Ac-tion-Komödie „Turbo & Tacho“ für die actionconcept Film- und Stuntproduktion (Produzent:Stefan Retzbach). Der RTL-Pilot (Redakteur: Pe-ter Jännert) eines Spin-Offs von „Alarm für Co-bra 11“ entsteht an 20 Drehtagen in Köln undUmgebung nach einem Buch von Andreas Heck-mann mit Axel Stein und Daniel Rösner in denHauptrollen. An der Kamera ist Christian Pasch-mann, das Casting übernimmt Outcast.> action concept, Tel. (02233)

508361; [email protected]

Ritter Rost – der KinofilmNoch bis zum Oktober 2012 setzen die CaligariFilm- und Fernsehproduktion München und Ca-ligari Entertainment Köln (Produzentin: Gabrie-le M. Walther) zusammen mit dem Koproduzen-ten und Verleiher Universum Film ihre Arbeitenan „Ritter Rost" als CGI-animierten Kinofilm in 3Dfort. In NRW werden dabei unter der Leitung vonTim Elschner Stereoskopie (3D) und Compositingin den ibt-studios sowie Teile der Postproduktionvon ARRI ausgeführt. Die Regie hat Thomas Bo-denstein. Das Drehbuch von Mark Slater und Ga-briele M. Walther erzählt auf Basis der erfolgrei-chen Kinderbuchreihe „Ritter Rost" von Jörg Hil-berg und Felix Janosa (beide stammen aus NRW),wie Ritter Rost über sich hinauswächst, als er seingeliebtes Burgfräulein Bö zu verlieren droht. AlsSender ist das ZDF mit dabei.> Caligari Film- und Fernsehproduktion,

Tel. (089) 5480950; [email protected]

Exit Marrakech

Im bayerischen Stein an der Traun fiel am 25. Ju-ni die letzte Klappe zu Caroline Links neuem Film„Exit Marrakech“ mit Ulrich Tukur und SamuelSchneider in den Hauptrollen. Nach ihrem eige-nen Drehbuch erzählt die Oscar-Preisträgerin ei-ne Vater-Sohn-Geschichte über eine Reise zusich selbst. Vor der Kamera von Bella Halben ste-hen auch Josef Bierbichler und Sophie Rois. DieDreharbeiten fanden vom 16. April an in Marok-ko, Bayern und Nordrhein-Westfalen statt. Dort

waren an drei Tagen der Flughafen Köln/Bonn,die Kölner Oper, Bensberg, Königswinter und derPetersberg Locations. „Exit Marrakech“ ist eineProduktion der Desert Flower Filmproduktion(Produzent: Peter Herrmann) in Koproduktionmit ARD Degeto, Bayerischer Rundfunk, West-deutscher Rundfunk, Arte, Erfttal Film- & Fern-sehproduktion, B.A. Produktion, MTM west te-levision & film und Studiocanal Film. Kinostartist 2013 im Verleih von Studiocanal.> Desert Flower Filmproduction,

Tel. (089) 8989057260; [email protected]

My Friend VijayAm 11. Juni endeten die Dreharbeiten zur Komö-die „My Friend Vijay“. Moritz Bleibtreu spielt indieser skurrilen Geschichte Will, einen talentier-ten Schauspieler, der seit Jahren in einer ameri-kanischen TV-Kinderserie in der Rolle eines Ha-sen feststeckt. Gedreht wurde in New York, Lu-

xemburg und Köln. Der Kinofilm von Sam Garbars-ki nach einem Drehbuch von Philippe Blasband,Matthew Robbins und Garbarski ist eine Produk-tion von Entre Chien et Loup – Samsa Film Pro-duktion in Koproduktion mit Senator Film Produk-tion, Pandora Film und Millbrook Pictures. DerKinostart erfolgt 2013 im Senator Film Verleih. > Pandora Film, Tel. (0221) 973320;

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„My Friend Vijay“: Danny Pudi, Moritz Bleibtreu, Michael Imperioli, Nina Sandweg; Foto: Philippe Pierquin

„Ritter Rost“ wird Kinostar. Foto: Caligari

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 4/2012 > 31

Kinovorschau

Frisch gepresstKinostart: 23. AugustVerleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

„Kinder sind Arschlöcher. Ich muss es wissen,denn ich war selbst mal eins.“ Damit hat AndreaSchmidt, stolze Besitzerin einer gar nicht lukra-tiven Dessousboutique alles über ihr Verhältniszu Kindern gesagt. Dass so eine dann schwan-ger wird, obwohl sie doch voll und ganz damitbeschäftigt war, ihr chaotisches Liebesleben inden Griff zu bekommen – davon erzählte höchstvergnüglich Susanne Fröhlichs Bestseller, der un-ter Ausnutzung des komischen Talents von Di-ana Amft und der Stadtansichten von Köln aufdie Leinwand kommt. Deutsche Beziehungsko-mödie war gestern, jetzt haben freche Frauendas Sagen. Wie das Buch so der Film – zumSchießen komisch.

Deutschland 2012Regie, Drehbuch: Christine Hartmann; Mitwirkende: Di-ana Amft, Tom Wlaschiha, Alexander Beyer, SylvesterGroth, Jule Ronstedt, Sunnyi Melles; Produktion: ZieglerCinema Produktion in Koproduktion mit Buena VistaInternational Film Production (Germany); www.frischgepresst-derfilm.de

Heiter bis wolkigKinostart: 6. SeptemberVerleih: Constantin Film Verleih

Unheilbar krank sein, das war bislang eine tod-sichere Sache für Tim und seinen besten Kum-pel Can, um Frauen rumzukriegen. Nur bei Ma-rie liegt der Fall anders, denn die hat eineSchwester, die wirklich krank ist. Die aber machtgute Miene zu Tims Spiel unter einer Bedingung:Tim muss weiterhin den Kranken spielen. Die-se komplett in Köln und Umgebung nach Origi-naldrehbuch realisierte Komödie hätte schnellins Peinliche abrutschen können, aber RegisseurMarco Petry („Schule“, „Die Klasse von ´99“)zeigt auch in prekären Lagen sicheres Gespür fürZwischentöne und hat zudem eine klasse Beset-zung zur Hand, so dass sich die Balance zwischenHeiterkeit und Ernst präzise einpendelt.

Deutschland 2012Regie: Marco Petry; Drehbuch: Axel Staeck; Mitwirken-de: Max Riemelt, Anna Fischer, Jessica Schwarz, ElyasM’Barek, Dieter Tappert, Johann von Bülow, StephanLuca; Produktion: Film1 in Koproduktion mit Sevenpictu-res und Constantin Film; www.heiterbiswolkig-film.de

RevisionKinostart: 13. SeptemberVerleih: Real Fiction

Am 29. Juni 1992 werden in einem Weizenfeldnahe der deutsch-polnischen Grenze zwei Lei-chen mit Schusswunden gefunden. Die Opfersind Roma mit rumänischer Staatsbürgerschaft.Als Täter werden drei Jäger ausfindig gemacht,die Gerichte entscheiden auf Jagdunfall. Zwan-zig Jahre später rollt ein Filmteam den Fall wie-der auf, untersucht die Aktenlage, lässt erstma-lig die Verwandten der Opfer zu Wort kommen.Es ergibt sich ein beklemmendes, vielschichti-ges Stück investigativen Dokumentarkinos imStile des Errol-Morris-Klassikers „The Thin BlueLine“. Die Filmbewertungsstelle vergab das Prä-dikat „Wertvoll“. Auf dem Filmfest in Münchengewann der Film außerdem den Fritz Gerlich-Preis, der an den 1934 in Dachau ermordeten,Münchner Publizisten erinnert.

Deutschland 2012Regie: Philip Scheffner; Drehbuch: Merle Kröger, PhilipScheffner; Produktion: pong Kröger & Scheffner in Ko-produktion mit Blinker Filmproduktion und WorklightsMedia Production; www.realfictionfilme.de

Was bleibtKinostart: 6. SeptemberVerleih: Pandora Filmverleih

Auf eigenen Füßen in Berlin, diesen Wunschnach einem selbständigen Leben hat sich Mar-ko erfüllt. An diesem Wochenende aber fährter zu seinen Eltern aufs Land, und Mutter Git-te eröffnet das Familientreffen damit, dass sieihre Seelenkrankheit überwunden hat und nunAkzeptanz als vollständiges Mitglied in der Fa-milie wünscht. Daraus ergibt sich eine brisanteKonfliktlage, aus der Regisseur Hans-ChristianSchmid und Autor Bernd Lange in ihrer drittengemeinsamen Arbeit (nach „Requiem“ und„Sturm“) ein dichtes, intensiv gespieltes Dramavor ländlichen NRW-Kulissen gewirkt haben.„Was bleibt“ lief im Wettbewerb der diesjähri-gen Berlinale.

Deutschland 2012Regie: Hans-Christian Schmid; Drehbuch: Bernd Lange;Mitwirkende: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, SebastianZimmler, Ernst Stötzner; Produktion: 23/5 Filmproduk-tion unter Senderbeteiligung von SWR, WDR und ArteDeutschland; www.was-bleibt.pandorafilm.de Sound of Heimat –

Deutschland singt!Kinostart: 27. SeptemberVerleih: 3 Rosen

Ist die deutsche Volksmusik das, was man im„Musikantenstadl“ zu hören bekommt? Oderdas, was die NS-Zeit daraus gemacht hat? ArneBirkenstock und Jan Tengeler thematisieren inihrem Dokumentarfilm die bestehenden Vorur-teile gegenüber dem deutschen Liedgut und ver-suchen seine Rehabilitierung. Dazu begleiten dieFilmemacher den neuseeländischen MusikerHayden Chisholm auf einer Reise quer durchDeutschland. Der Künstler begegnet dort über-all Interpreten der Volksmusik, die nicht Sams-tagabends zur besten Sendezeit im Fernsehenauftreten. In Köln etwa traf Chisholm die Kneip-entruppe „Singender Holunder“ und Hip-Hop-per, die altes Liedgut neu vertonen.Koregisseur Jan Tengeler ist überzeugt, das The-ma hat Potenzial „für Herz und Hirn. Ein jederwird durch wundervolle Melodien berührt, undman bekommt über die Musik einen ganzen an-deren Blick auf die deutsche Geschichte.“

Deutschland 2012 Regie: Arne Birkenstock, Jan Tengeler; Produktion: Fruit-market Kultur und Medien und Tradewind Pictures inKoproduktion mit WDR; www.soundofheimat.de

Unter FrauenKinostart: 20. SeptemberVerleih: NFP marketing & distribution

Alex (Sebastian Ströbel) liebt die Frauen. Undzwar drei gleichzeitig. Als diese jedoch dahinter-kommen, dass sie für ihn nur schnelle Affärensind, sorgen sie dafür, dass Alex durch ausströ-mendes Gas einen Unfall erleidet. Er erwacht– in einer Frauenwelt. Es gibt keine Männermehr. Auch Alex gilt als Frau und hört ab sofortauf den Namen Alexandra. Um diesem Parallel-universum zu entkommen, muss er eines wer-den: ein Frauenversteher.Hansjörg Thurns Komödie schildert den Selbst-findungstrip eines notorischen Womanizers.Drehbuchautorin Sarah Schnier sagt, ihr Blickgalt „einem Menschen, der sich verloren hat,der keinen Bezug zu seiner Innenwelt und sei-nen Gefühlen hat und dadurch anderen in sei-nem Leben Schmerz zufügt. In der Anti-Weltwird er auf sich selbst zurückgeworfen.“ Ge-dreht wurde „Unter Frauen“ in Düsseldorf undKöln.

Deutschland 2012Regie: Hansjörg ThurnDrehbuch: Sarah Schnier; Darsteller: Sebastian Ströbel,Alexandra Neldel, Fahri Yardim, Grit Boettcher, ElenaUhlig, Collien Ulmen-Fernandes, Nina Petri; Produktion:Ninety-Minute Film; www.UnterFrauen-derfilm.de

Hannah ArendtKinostart: 27. SeptemberVerleih: NFP marketing & distribution

Eine der Lebensmaximen der deutsch-jüdischenPhilosophin und Schriftstellerin HannahArendt (1906-1975) lautete: „Ich will verstehen.“Sie sagte das nicht zuletzt als Beobachterin desJerusalemer Prozesses gegen Adolf Eichmannim Jahre 1961. Für den NS-Verbrecher fandArendt die berühmt gewordenen Worte „Die Ba-nalität des Bösen“. Nach Filmen über Rosa Lu-xemburg und Hildegard von Bingen erzählt Mar-garethe von Trotta wieder aus dem Leben undWirken einer großen Frau. Die Regisseurin wähl-te die wichtigen Jahre 1960 bis 1964 aus undfilmte 2011 in Deutschland sowohl in Bonn, Köln,Düsseldorf und Duisburg.„Wie kann man eine Frau im Film beschreiben,die denkt?“, fragt von Trotta. „Wie kann manihr beim Denken zusehen? Das ist eine derHauptaufgaben, wenn man Filme über solchegeistigen Persönlichkeiten macht.“

Deutschland / Israel / Frankreich / Luxemburg 2012Regie: Margarethe von Trotta; Drehbuch: Pam Katz,Margarethe von Trotta; Darsteller: Barbara Sukowa,Axel Milberg, Ulrich Noethen, Klaus Pohl, Julia Jentsch,Janet McTeer, Michael Degen; Produktion: HeimatfilmGmbH + Co KG; www.nfp.de

Speed – Auf derSuche nach derverlorenen ZeitKinostart: 27. SeptemberVerleih: Camino Filmverleih

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklichschon so spät? Die Menschen scheinen immerweniger Zeit zu haben, sind immer in Eile, wun-dert sich Filmemacher Florian Opitz. Das Para-doxe: Ausgeklügelte Technologien und Effizienz-steigerung sollten eigentlich das Gegenteil be-wirken. Opitz spricht in seinem Dokumentarfilmmit Experten über die Gründe dieser Zeiterschei-nung. Er sucht Menschen auf, deren Leben vonzermürbender Beschleunigung bestimmt ist.Aber auch Zeitgenossen, die stattdessen dieLangsamkeit wiederentdeckt haben. Opitz selbstbekennt, Muße gehöre nicht zu seinem aktivenWortschatz: „Meine Erfahrung mit der Zeit be-schränkt sich nur noch auf das eine Gefühl – siefehlt! Und so wie mir geht es vielen.“

Deutschland 2011Regie & Drehbuch: Florian Opitz; Produktion: DreamerJoint Venture Filmproduktion GmbH in Koproduktionmit WDR, Arte, BR; www.camino-film.com

Frisch gepresst Revision

Was bleibt

Sound of Heimat – Deutschland singt!

Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Page 32: Informationen aus NRW und Medien - filmstiftung · 2015. 12. 9. · dmexco (18.-19.09.) in Köln MEDIA > 10 Studie über das Zuschauerverhalten der Kinobesucher Gamescom 2012 Spiele

Hannah Arendt Kinostart: 27. September

Unter Frauen Kinostart: 20. September

Heiter bis wolkig Kinostart: 6. September