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Informationen aus NRW Ausgabe 3/2011 > Internationaler Filmkongress > Über den Dächern von Cannes > Interviews mit den Klitschkos, Inge Schönthal-Feltrinelli und Volker Engel > Dreharbeiten Film und Medien NRW

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Page 1: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

Informationenaus NRWAusgabe 3/2011

> Internationaler Filmkongress> Über den Dächern von Cannes> Interviews mit den Klitschkos,

Inge Schönthal­Feltrinelli undVolker Engel

> Dreharbeiten

Film undMedienNRW

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„It‘s our teamwork that makes the dream work!“

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Schwerpunkt August GamesDas nächste Magazin erscheint Ende Juli und wird sichanlässlich der Messe gamescom in seinem Schwerpunktden „Games“ widmen. Ab dem 29. Juli ist das Heft auchonline unter www.filmstiftung.de zu finden.

... so ist in diesem Jahr der Internationale Film-kongress der Filmstiftung im Rahmen des Me-dienforum.NRW überschrieben. Ein Motto, dasStandortbestimmung und Aufbruch signalisiert.Das passt gut zum Internationalen Filmkongress,geht es doch um die Zukunft des Films im Inter-netzeitalter. Das Motto passt aber ebenso gutzur Filmstiftung selbst, die in ihrem 20. Jahr zu-rückblickt auf das Geleistete und gleichzeitignach vorne schaut, um ihre neue Rolle zu de-finieren in einer veränderten Medienwelt.

Die Neuausrichtung des Hauses ist in vol-lem Gange und zum Medienforum sind wie ge-plant schon erste wichtige Ergebnisse zu ver-künden: Die Filmstiftung hat das Medienclus-ter.NRW übernommen, so werden in ZukunftStrategie, Förderung und Marketing für denStandort aus einer Hand kommen. Wie ange-kündigt startet die Filmstiftung im Juli mit demFörderprogramm für innovative audiovisuelleMedieninhalte. Das Standortmarketing ist imAufbau und hat zum Start erst einmal alle ver-fügbaren Fakten zum Film- und Medienstandortzusammengestellt, die wir zum Medienforumin einer umfassenden Standort-broschüre vorstellen. In allenunseren Publikationen und inregelmäßigen E-News informie-ren wir inzwischen nicht nurüber Film und Kino, sondernüber alles, was in Sachen Me-dien in NRW passiert.

Wir haben NRW in Vene-dig, Berlin und Cannes präsen-tiert, bei der MIPCOM und derMIPTV in Cannes. Wir habendie Filmbranche zu Gesprächs-runden eingeladen, Kreativeaus Film, Literatur und Games zusammenge-bracht, um die Vernetzung am Standort zu ver-stärken. Und nicht zuletzt haben wir das getan,was unser Hauptgeschäft ist, Filme gefördert:von ganz groß und international bis ganz kleinund schwierig war alles dabei.

Die Filmstiftung ist also im Begriff, ein inte-griertes Förderhaus zu werden und die zentra-le Anlaufstelle für Film und Medien in NRW. Pas-send dazu präsentiert sie sich jetzt auch mit neu-em Look und neuem Namen: Film- und Me-dienstiftung NRW. Vielleicht nicht besonders ori-ginell, dafür aber Programm: Das Bewährte (DieFilmstiftung) soll um das Neue (Die Medien) er-gänzt werden, ohne dabei die Hauptaufgabe(Die Förderung) zu vernachlässigen.

Anlässlich des 20-jährigen Geburtstages ha-ben wir tatsächlich viel und gern zurückge-schaut, haben schon in Berlin und Cannes Ge-burtstag gefeiert, und das wollen wir jetzt auchbeim Filmkongress noch einmal tun. Spätestensab dann aber wollen wir uns damit beschäfti-gen, wo die Reise hingeht, für die Medien undvor allem für den Film.

Deshalb wollen wir beim Filmkongress einpaar der wichtigsten Zukunftsfragen diskutie-ren: Wohin steuert die technologische Entwick-lung? Was will das Publikum? Wie verändern dietechnischen Möglichkeiten die Erzählweisen?U.v.a.m. Viele unserer Themen finden Sie auchim vorliegenden Newsletter, der mit dieser Aus-gabe ebenfalls seinen Namen ändert und vonnun an „Film und Medien – Das Magazin“ hei-ßen wird. Beim Titel haben wir uns nach lan-ger Diskussion für Amélie entschieden. Ein klei-nes bisschen Nostalgie, aber vor allem ein star-kes Icon für den Blick, den wir von nun an aufNRW lenken wollen.

Dann freuen wir uns besonders, dass wir zumFilmkongress nicht nur die Deutschland-Premie-re von „Klitschko“, sondern auch eine Previewvon „Melancholia“ von Lars von Trier präsentie-ren können. Ein großartiger Film, dessen Regis-seur sich beim Filmfestival in Cannes um Kopf undKragen redete mit Äußerungen, über die sein Filmfast in den Hintergrund geriet. Zum Glück ließ sichdie Jury davon nicht beirren und verlieh KirstenDunst den Darstellerpreis.

In den deutschen Kinos wird „Melancho-lia“ erst im Oktober starten. Bis dahin aber kannvon Sommerpause an Rhein und Ruhr keine Re-de sein. Dafür sorgt schon die c/o pop, die NRWnicht nur musikalisch inspiriert, sondern auf ih-rem Kongress C’n’B Menschen aus der gesam-ten Kreativwirtschaft vernetzen will. Im Augustladen unsere FilmSchauPlätze landesweit zuOpen-Air-Kinoabenden ein, und am 17.8. star-tet schon die gamescom, das Mega-Event derGames-Branche in Köln.

„Von hier aus!“ war übrigens vor fast ge-nau 25 Jahren der Titel einer Ausstellung jun-ger deutscher Kunst in der Düsseldorfer Mes-se. Der Kurator war Kasper König, der heutigeDirektor des Museum Ludwig. Der prägnanteSchriftzug stammt von Joseph Beuys. MehrNRW geht irgendwie nicht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und unseinen guten Filmkongress und einen schönenSommer!

Ihre Petra MüllerGeschäftsführerinFilm- und Medienstiftung NRW

Von hier aus! 4 Meldungen

Branche, Aus- und Weiterbildung, Festivals, Preise, Kinos

4 „Wir sind, wie wir sind”Interview mit Vitali und Wladimir Klitschko zum Kinostart von „Klitschko”

5 Über den Dächern von CannesNRW auf dem Filmfestival an der Croisette

7 Bollwerk der Kultur Interview mit Inge Schönthal-Feltrinelli, Preisträgerin der Medaille Charlemagne pour les Médias Européens

10 Auf dem Sprung Die Seite für den Filmnachwuchs mit einem Porträt der Filmemacher Philipp Endres und Patrick Doberenz („Alice 5.0”)

Schwerpunkt

Von hier aus!Der Internationale Filmkongress der Film- und Medienstiftung NRW

12 Von hier aus!Das Programm des Internationalen Filmkongresses

12 Mehr Trial­and­Error wagenInterview mit Jari Sengera

14 Filme auf AbrufDie Entwicklung bei VoD

15 Wie ich versuchte, untreu zu werdenLegaler Download von „Die Päpstin” – ein Selbstversuch

15 Schlag auf SchlagDie VoD-Schlagzeilen der letzten Monate

16 Das trainierte AugeInterview mit dem SFX-Experten und Oscar-Preisträger Volker Engel

17 Skalierte EngelFirmenporträt Scanline

18 Kampf den Filmpiraten!Urheberschutz im Netz in Frankreich und Deutschland

19 Die Masse macht’sCrowdfilming und Crowdfinancing

20 Den Mehrwert findenSocial Media und Apps fürs Kino

21 Vampire machen SchuleMEDIA-Seite mit einem Interview mit Holger Sprengel (Nurogames)

22 Der Messias in BensbergAm Set von „Jesus loves me”

23 Dreharbeiten

25 United States of NRWLocation NRW

26 Mit besten EmpfehlungenKinostarts geförderter Filme

18 Impressum

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 3

InhaltEditorial

Neuer Name, neuer Look: die Film- und Medienstiftung NRW

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Meldungen

FilmSchauPlätze NRW

Dudelsäcke in SelmFilmvorführungen an außergewöhnlichen Orten – das ist das Konzept derFilmSchauPlätze NRW, zu denen die Film- und MedienstiftungNRW auch in diesem Jahr wieder kostenlos einlädt. Gemeinsam mit Part-nern vor Ort bietet die Open-Air-Kinoreihe an sechs verschiedenen Lo-cations neben dem Hauptfilm auch einen Kurzfilm sowie besondere Ak-tionen zum Film. So werden in Selm am 27. August passend zu „Brave-heart“ Dudelsäcke zu hören und Schottenröcke zu sehen sein. Den Auf-takt der FilmSchauPlätze macht am 19. August „Goethe!“ in Velen. Wei-tere Filme sind u.a. „Hildegard von Bingen“ (20.8. in Essen), „Soulkitchen“(1.9. in Herne) und „Vincent will meer“ (2.9. in Bottrop).

www.filmschauplaetze.de

Kindheitserinnerungen: Vitali und Wladimir Klitschko mit ihren Eltern in der damaligen Sowjetunion, Foto:Majestic/Familienarchiv Klitschko

Neu: Broschüre Medienland NRWEinen Überblick über die ge-samte Medienszene in NRWliefert die neue Standortbro-schüre „Medienland NRW“der Film- und Medienstif-tung NRW. Mit 67.000 Me-dien- und Kommunikations-unternehmen, rund 373.000Beschäftigten und einemUmsatz von 112 Milliarden Eu-ro ist das Land zwischen Rheinund Weser der führende Me-dien- und Kreativstandort inDeutschland und einer derstärksten Europas. Die Bro-schüre liefert die Hintergründezu den Zahlen und stellt auf über 50 Seiten diewichtigsten Fakten und Akteure aus den Berei-chen Film, Fernsehen, Games, Radio, Verlage,Musik, Internet, Mobile, Informationstechnolo-gie, Werbung, Telekommunikation und Kabelvor. Weitere Rubriken behandeln die Ausbil-

dung, Events sowie Förde-rung und Finanzierung. Ei-ne Liste mit Ansprechpart-nern von Institutionen undStädten vervollständigtdas Nachschlagewerk,das in Zukunft mit Hilfe al-ler Beteiligten aus den ver-schiedenen Medienspar-ten aktualisiert und ver-bessert werden soll. DiePublikation soll sowohlaußerhalb NRWs zeigen,wie stark der Standort inden unterschiedlichenMedienbereichen aufge-

stellt ist, als auch nach innen wirken und zucross-medialen Kooperationen anregen. Zu be-ziehen ist „Medienland NRW“ in gedruckterForm oder auch als Download über die Film-und Medienstiftung NRW.

www.filmstiftung.de

Die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir sindein Phänomen: Wenn einer der beiden im

Ring steht, lockt das bis zu 14 Millionen Zu-schauer vor die Bildschirme. 88 Profiboxer ha-ben sie bis heute K.o. geschlagen. Vier der fünfSchwergewichts-Weltmeistertitel sind in ihrem Be-sitz. Mit „Klitschko“, dem ersten Kinofilm des Köl-ner Dokumentarfilmexperten Broadview, liefertnun Sebastian Dehnhardt einsehr persönliches Porträt derBrüder, das seine Weltpremie-re auf dem Tribeca Filmfestivalin New York erlebte. Am 21.Juli startet der Film in dendeutschen Kinos.

Ihre Mutter er-zählt im Film, dasssie immer Angst ha-be, wenn Sie in denRing steigen. Wiegeht es Ihnen? Wiegroß ist die Angst des Boxers vorSchlägen und Schmerzen?Wladimir Klitschko: Angst ist für mich

eine falsche Beschreibung für das Gefühl. Ich wür-de lieber sagen Sorgen und Nervosität. Es gehtzum Beispiel um die Frage, ob man sich körper-lich ausreichend fit gemacht hat, ob man men-tal richtig vorbereitet und dem Gegner gewach-sen ist. Dieses Gefühl der Nervosität macht zu-gleich sehr wach und motiviert dich unglaublich.

Wenn Sie im Film das blutendeAuge in Großaufnahme sehen, tutdas beim Anschauen nochmalsweh?Vitali Klitschko: Wenn man im Kampf

steht, achtet man nicht auf Verletzungen, mankonzentriert sich voll und ganz auf den Erfolg.Angst vor Schmerzen gibt es nicht. Man spürtauch den Schmerz nicht, weil man so viel Adre-nalin im Blut hat. Als ich mir die Bilder später an-

geschaut habe, dachte ich natürlich schon:‚Wow, das sieht schrecklich aus.’

Woher rührt Ihre enorme Popu-larität? Boxer als Popstars warenfrüher eher die Ausnahme?Wladimir Klitschko: Darauf habe ich

selber keine eindeutige Antwort. Ein Teil des Er-folges liegt sicher auch dar-in begründet, dass wir uns alsAusländer in diesem Land in-tegriert haben. Wir fühlenuns in Deutschland zu Hau-se. Wir haben die Sprachegelernt, wenngleich wir nochlange kein perfektes Deutschsprechen.

Vitali Klitschko:Neben dem rein sportlichenErfolg gibt es eben noch vielmehr, was die Popularitätausmacht. Zu Zeiten von Mo-

hammed Ali wurde der Ausdruck ‚PeoplesChampion’ geprägt. Vergleichbar sagt in demFilm der Kommentator nach dem Lewis-Kampf:‚Klitschko hat den Kampf verloren, aber dasEvent gewonnen’.

Sie beherrschen das Spiel mitden Medien wie nur wenige Sport-ler. Wie authentisch ist die Bruder-liebe, die man auf der Leinwandsieht? Vitali Klitschko: Wir spielen in diesem

Film kein Image vor, sondern wir sind so wie wirsind. Es würde sich sicher besser verkaufen,wenn man einen Streit zwischen uns suchenwürde. Aber das wäre vergeblich, denn diesesDrama gibt es bei uns einfach nicht: Wir ziehenbeide am selben Strang. Wir sind ein Team, dassich gegenseitig unterstützt und gemeinsam ei-ne Karriere meistert. Das Interview führte Dieter Oßwald

Interview mit den Klitschko­Brüdern

„Wir sind wie wir sind“

Kurzfilm „Ente, Tod und Tulpe”

Erfolg hoch zwei Anfang Mai konnte der Kurzfilm „Ente, Tod undTulpe“, den Regisseur Matthias Bruhn nachdem gleichnamigen Buch von Wolf Erlbruchrealisiert hat, innerhalb einer Woche gleich zweiPreise gewinnen. In Wiesbaden erhielt die Pro-duktion des Kölner Trickstudios Lutterbeckden F.W.Murnau-Kurzfilmpreis 2011 der Frie-drich Wilhelm Murnau Stiftung, und aufdem 18. Internationalen Trickfilmfestival Stutt-gart überzeugte er die Kinderjury, die ihm denPreis für den besten animierten Kinderfilm ver-lieh. Mit den Stimmen von Harry Rowohltund Anna Thalbach erzählt der zehn Minu-ten lange Film die poetische Geschichte derFreundschaft zwischen einer Ente und dem Tod.

Mediencluster integriert Die Mediencluster NRW GmbH ist seit Mit-te Juni wie geplant Teil der Film- und Me-dienstiftung NRW, die in Nordrhein-West-falen neben ihren klassischen Aufgaben der Film-förderung in Zukunft auch für Standortmarke-ting und Standortentwicklungsaufgaben im Me-dienbereich zuständig ist. Die Film- und Medien-stiftung ist damit alleinige Gesellschafterin derMediencluster NRW GmbH, die unter der Lei-tung von Marc Ziegler von Köln aus weiter-hin ein umfassendes Informations- und Servi-

ceangebot von Networking, Förder-/Finanzie-rungsmöglichkeiten, Unternehmensansiedlun-gen, Medienausbildung bis hin zur Realisierungneuer Geschäftschancen bietet.

Die Bündelung der Kräfte war bereits im Ko-alitionsvertrag der Rot-Grünen Landesregierungvorgesehen.  Ende Mai gab der Aufsichtsrat derFilm- und Medienstiftung nun grünes Licht fürdie Integration.

www.filmstiftung.dewww.medien.nrw.de

Der MedienstandortNordrhein-Wes�alenin Branchenportraits

MEDIENLANDNRW

„Goethe!“ läuft in Velen... Foto: Warner Bros.

und „Soulkitchen“ in Herne. Foto: Thomas Schmidt/Stadt Herne

Die Klitschko-Brüder mit RegisseurSebastian Dehnhardt, Foto: Maje-stic/Norbert Kesten

Ente und Tod im preisgekrönten Dialog, Foto: Trickfilmfestival Stuttgart

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Milde Sonne, eine leichte Brise, gute Stim-mung über den Dächern von Cannes

beim NRW-Empfang: Petra Müller, Geschäfts-führerin der Film- und Medienstiftung NRW, ludauf die Dachterrasse des Radisson Blu, wo sichdie Branche zum Networken und zu entspann-ten Gesprächen traf. 20 Jahre Filmstiftung seienauch eine Erfolgsgeschichte, betonte AngelicaSchwall-Düren, NRW-Ministerin für Bundesan-gelegenheiten, Europa und Medien. Wichtig seies, eine Brücke zwischen den europäischen Län-dern zu schlagen und „Leidenschaft“ in die Ar-beit einzubringen. Auch KulturstaatsministerBernd Neumann hoffte auf die Fortsetzung der„effektiven Arbeit“ in NRW. Petra Müller ver-sprach, „alles zu tun, um das Filmland NRW wei-ter zu entwickeln“. Sie bescheinigte den zahl-reich anwesenden NRW-Produzenten „interna-tionales Format“ und beglückwünschte dieje-nigen, die es ins Programm der Filmfestspielegeschafft hatten. Insgesamt war Nordrhein-Westfalen mit fünf Beiträgen an der Croisettevertreten. Zwei davon konkurrierten um die Gol-dene Palme im Wettbewerb. Für Aki Kaurismä-kis „Le Havre“ (Fipresci-Preis) gab es Minutenlang Standing Ovations für den wohl mensch-lichsten Film des Festivals. Der sonst so pessi-mistische Finne gewann die Herzen mit dem„happiest ending in filmhistory“, wie er denmärchenhaften Schluss augenzwinkernd be-schreibt. Journalisten gegenüber verriet er, Rein-hard Brundig, Produzent der Kölner Pandora

Film, sei nach vier Filmen sein „bester Buddy“.Für „Le Havre“ übernahm die Kölner „TheMatch Factory“ den Weltvertrieb.

Zu den Filmhighlights gehörte auch Lars vonTriers Endzeitdrama „Melancholia“. Leider rede-te sich der dänische Regisseur in der Pressekon-ferenz um Kopf und Kragen und wurde – trotzschriftlicher Entschuldigung – vom Festival zurPersona Non Grata erklärt. Die hoch favorisier-te und fulminant gefilmte Weltuntergangs-Vi-sion blieb zwar weiter in der Wertung, aber dieJury traute sich wohl nicht, dem als Meisterwerkgefeierten Film die Goldene Palme zu verleihen,zeichnete aber Kirsten Dunst verdient mit demDarstellerpreis aus. Für Petra Müller ein Zeichen,„wie sehr ‚Melancholia’ als Film zu überzeugen

vermochte – trotz der Turbulenzen nach vonTriers provozierenden Äußerungen bei der Pres-sekonferenz. Für mich steht außer Frage, dassLars von Trier mit ‚Melancholia’ ein großer Filmgelungen ist“. „Melancholia“ war nach „Dan-cer in the Dark“, „Dogville“, „Manderlay“ und„Antichrist“ die fünfte Zusammenarbeit der Film-förderung in Düsseldorf mit von Trier.

Charlotte Rampling war in Cannes gleich inzwei NRW-Filmen vertreten. Sie spielt nicht nurin „Melancholia“ mit, sondern steht auch imMittelpunkt der deutsch-französischen Kopro-duktion „The Look“ der Kölner Tag/Traum Pro-duktion. Der in neun Kapiteln inszenierte Doku-mentarfilm von Angelina Maccarone lotet exis-tenzielle Themen im Leben der Actrice aus undzeichnet Begegnungen mit Weggefährten undVertrauten wie Paul Auster oder Peter Lindberghnach. Publikum und Presse zeigten sich begei-stert, Schauspielerin und Regisseurin waren be-gehrte Interviewpartner. Mit dem Kurzspielfilm„Mila Caos“ von Simon Paetau (Student an derKunsthochschule für Medien, Köln) war eineweitere Koproduktion mit NRW-Beteiligung inder Quinzaine des Réalisateurs vertreten. Die Ge-schichte eines jungen Kubaners entstand imRahmen des Austauschprogramms der KHM mitder kubanischen Filmschule EICTV. Neues vomNachwuchs präsentierte die Kurzfilmrolle NextGeneration, darunter – ebenfalls von der KHM– Pauline Florys philosophische Betrachtung desUmgangs mit der Freiheit, „L’affranchie“.

NRW-Ministerin Angelica Schwall-Düren und Produzentin Regina Ziegler

Stefan Schubert (Wüste Film), Christof Neracher (Hugo Film) und Michael Weber (The Match Factory)

Ulf Israel, Mariette Rissenbeek und Helge Sasse

Angelica Schwall-Düren, Angelina Maccarone, Simon Paetau, Bettina Brokemper, Bernd Neumann und Petra Müller

Ulrich Höcherl (Chefredakteur Blickpunkt:Film ) mit Christoph Ott (NFP)

Christine Ruppert (Tatfilm), Markus Zimmer (Concorde) und Oliver Mahrdt (German Films)

Gastgeberin Petra Müller und Kulturstaatsminister Bernd Neumann

Gottfried Langenstein (Vize-Präsident Arte)

Henning Molfenter (StudioBabelsberg) mit Petra Müller

Sonnenschein und100 Gäste beim NRW-Empfang

NRW auf dem Festival de Cannes

Über denDächern von CannesVON MARGRET KÖHLER

Produzent Alfred Hürmer, Petra Müller und Peter Dinges (FFA)

Mit „Melancholia" im Wettbewerb: Die Kölner ProduzentinBettina Brokemper und Peter Aalbaek Jensen (Zentropa)

Pandora-Produzentin Claudia Steffen („Le Havre“)

Klaus Schaefer, Elke Ried und Reinhold Elschot

„The Look"-Team: Bettina Böhler, Gerd Haag, Angelina MaccaroneFo

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Janine Jackowski (Komplizen Film) und Gian-Piero Ringel (Neue Road Movies)

Emma Klopf (Prokino) und Eva Hubert (Geschäftsführerin FFHSH)

Lutz Hachmeister (HMR) mitAndreas Schreitmüller (Arte)

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 5

gamescom: DerCountdown läuft„Schon heute haben rund 20 Prozent mehr Aus-steller ihre Teilnahme im August bestätigt alszum Vergleichszeitpunkt 2010“, freut sich TimEndres, Produktmanager der gamescom, diein diesem Jahr vom 17. bis 21. August in Kölnstattfindet. Neben Keyplayern wie u.a. Electro-nic Arts, DeepSilver, Konami, NamcoBandai, Nintendo, Ubisoft, SEGA War-ner Bros., Take-Two Interactive und Be-thesda Softworks haben sich auch führen-de Online- und Browsergames-Firmen wieFrogster, NCsoft, Trion Worlds, ValveCorporation und Hardware-Anbieter wie Ha-ma, Razer und Bigben Interactive ange-meldet. Wie die gamescom meldet, haben zahl-reiche Unternehmen dabei ihre Flächen im Ver-gleich zum Vorjahr deutlich vergrößert. Partner-land der diesjährigen gamescom ist England,Mexiko präsentiert sich erstmals mit einem Län-dergemeinschaftsstand.

2010 zählten die Veranstalter auf dem welt-größten Messe- und Eventhighlight für interak-tive Spiele mehr als 250.000 Besucher und über500 Aussteller aus 33 Ländern.

www.gamescom.com

gamescom in Köln: Das weltgrößte Messe- und Eventhighlight für interaktive Spiele startetam 17. August. Foto: gamescom

Kölner Kino Nächte Vier Tage, 40 Programmpunkte, 12 Spielorte:Die dritten Kölner Kino Nächte vom 30. Ju-ni bis zum 3. Juli sollen auch in diesem Jahr „einFest für das kinointeressierte Publikum in derDomstadt“ werden. Den Anfang macht bei deroffiziellen Eröffnung der Berlinale-Sieger „Na-der und Simin – eine Trennung“. Das weitereProgramm, das von einem ZusammenschlussKölner Filminitiativen und -institutionen getra-gen wird, präsentiert vor allem Highlights dervergangenen Kinosaison und Klassiker der Ki-nogeschichte, darunter u.a. „Panzerkreuzer Po-temkin“, „Get Carter“ oder „Solaris“. Der Na-me Kölner Kino Nächte ist dabei nicht allzuwörtlich zu nehmen: Das umfangreiche Pro-gramm beginnt bereits am Nachmittag, dasBonner Kino in der Brotfabrik ist auch dabei, undbei dem Projekt #Urban 02 braucht es nichteinmal eine Leinwand. Dort bespielen das De-signinstitut Köln und das Ensemble NO-Wist die Kölner Innenstadt mit improvisierterLivemusik und Videoprojektionen. Mit „Andu-ni – Fremde Heimat”, „Rockabilly Ruhrpott”,„Was Du nicht siehst”, „Kamakia”, „Medianer-as” und „Porträts anonymer Alkoholiker” sindin den Kölner Kino Nächten auch sechs Filmezu sehen, die von der FIlm- und MedienstiftungNRW gefördert wurden.

www.koelner-kino-naechte.de

Der Berlinale-Sieger „Nader und Simin“ eröffnetdie Kölner Kino Nächte. Foto: trigon-film

Peter Herrmann, Christina Bentlage (Film- und Medienstiftung) und Leopold Hoesch

X Filmer Stefan Arndt und Manuela Stehr mit Martin Moszkowicz (Constantin)

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Meldungen

Noch bis zum 31. August läuft die Einreichfristfür den Drehbuchförderpreis Münster.Land, den der Filmservice Münster.Land2011 bereits zum sechsten Mal ausschreibt.Auch in diesem Jahr werden wieder „Geschich-ten aus der Provinz“ gesucht. Europäische Au-toren können sich hierfür mit einem maximal 15-seitigen Drehbuchentwurf, einer einseitigen In-haltsangabe, einer ausgearbeiteten Dialogsze-ne und einer Kurzbiographie bewerben. Einsen-dungen sind sowohl in deutscher als auch inenglischer Sprache möglich.

Dem Sieger, den eine Jury mit BettinaBrokemper, Christoph Busch, Ellis Dries-sen, Susanna Felgener und Hans-Erich

Viet auswählt, winkt neben einem Preisgeldvon 3.000 Euro zusätzlich die Möglichkeit, beider Drehbuchausarbeitung durch einen erfah-renen Drehbuchautor unterstützt zu werden.Verliehen wird der Preis am 14. Oktober im Rah-men des Filmfestivals Münster. Bereits am 28.Juli veranstaltet der Filmservice in Zusammen-arbeit mit dem WDR eine Open-Air-Premieredes 20. Münster-Tatorts vor dem münsterschenSchloss. In Anwesenheit von Jan-Josef Lie-fers und Axel Prahl wird dann die Jubiläums-folge „Zwischen den Ohren“ gezeigt. Der Filmläuft in der Reihe Sommernachtskino der Mün-sterschen Filmtheater-Betriebe.

www.filmservice-muenster-land.de.

Filmservice Münster.Land

Drehbuchpreis und Open­Air­Tatort

C’n’B – Creativity& Business in Köln„Was wir im letzten Jahr erfolgreich begonnenhaben – die branchenübergreifende Vernetzungder verschiedenen Kreativwirtschaftsbranchen– wollen wir 2011 mit frischen Ideen und neu-en Formaten fortsetzen“, skizziert Claudia Je-richo, Programmleiterin der C’n’B – Cre-ativity & Business Convention die Aus-richtung ihres Kongresses, der 2011 zum zwei-ten Mal im Rahmen des c/o pop Festivalsvom 22. bis 24. Juni in Köln stattfindet. Zu denThemen gehören in diesem Jahr unter anderemDigital Change und Networking. Ziel ist es, soJericho, die kleinen und mittleren Unternehmen

mit dem nötigen Know-how auszustatten, umdie Veränderungen am Markt erfolgreich zumeistern. Die C‘n‘B ist ein Forum für Macher,Denker und Impulsgeber aus den Entertain-ment-Branchen der Kreativwirtschaft. Während auf der Convention Netzwerke gebil-det werden, spielt die Musik auf der c/o pop.Hier treten nicht nur Wir sind Helden auf,sondern u.a. auch DJ Paul Kalkbrenner, derdie Hauptrolle in dem von der Film- und Medien-stiftung NRW geförderten Kinofilm „Berlin Cal-ling“ spielte.Das komplette Programm der c/o pop und derC’n’B: www.c.o-pop.de.

Herbstfestivals: jetzt einreichen

Festival-Einreichtermine 2011:

Soundtrack Cologne/Peer Raben MusicAward(03.-06.11. in Köln)Einreichfrist: 30. Juli www.soundtrackcologne.de

Duisburger Filmwoche(07.-13.11. in Duisburg)Einreichfrist: 25. August www.duisburger-filmwoche.deKurzfilmfestival Unlimited10.-13.11. in Köln)Einreichfrist: 15. Juli www.unlimited-festival.de

Filmfestival Münster(12.-16.10. in Münster)Einreichfrist: 30. Juni www.filmfestival-muenster.deExposed – Festival für erste Filme(02.-06.11.in Köln)Einreichfrist: 20. Juli www.exposed-filmfestival.de

Der Herbst ist in Nordrhein-Westfalen traditio-nell Festivalzeit. Das klingt noch weit entfernt,doch die ersten Filmfeste rufen bereits zu Ein-reichungen für ihr Programm oder für Preise auf,

zum Beispiel für den Peer Raben MusicAward für junge Filmkomponisten, der im Rah-men von Soundtrack Cologne vergebenwird.

Am 20. August veranstaltet Medien im Klo-ster in der Kölner Hochstadenstraße ein eintä-giges Seminar zum Thema Postproduktion, indem es „primär um das Grundverständnis derEndfertigung, ihre Zusammenhänge sowie dasErkennen und Vermeiden klassischer Missver-ständnisse und Fehler geht“. Geleitet wird dasSeminar von Anne Urban, freie Post Produc-tion Supervisorin, Übersetzerin des Fachbuches„Filmtechnik in der Postproduktion“ und ehe-malige Niederlassungsleiterin von Geyer Köln.

Neben dem Hauptmodul „Was ist Postproduk-tion?“ bietet Urban Exkurse an, etwa den Ver-gleich traditioneller (Kopierwerk-)Filmbearbeitungmit Digitalen Posthäusern. Ziel des Seminars istes, den Teilnehmern ein Basiswissen rund um diePostproduktion zu vermitteln, das ihnen in derUmsetzung ihrer Projekte Zeit und Nerven spart.Die Teilnahmegebühr beträgt 98 Euro.

Medien im Kloster, Tel. (0221) 397590; [email protected]

DJ Paul Kalkbrenner, hier in „Berlin Calling”, legt in Köln bei der c/o pop auf. Foto: Pola Sieverding,Sabotage Films, Stoehrfilm

Kinderhörspielpreis: Hört her! Noch bis zum 1. August können Sender, Ver-lage, Autoren und Hörspielproduzenten ihreWerke für den Deutschen Kinderhörspiel-preis einreichen. Der mit 5.000 Euro dotiertePreis wird von der ARD gemeinsam mit derFilm- und Medienstiftung NRW und inZusammenarbeit mit der Stadt Wuppertalausgeschrieben und will auf dem unübersicht-

lichen Markt der Kinderhörspiele mehr Qualitäts-bewusstsein schaffen. Eingereicht werden kön-nen Originalstoffe ebenso wie Adaptionen undEinzelstücke aus Reihen. Vergeben wird der Preisam 12. November bei den ARD Hörspielta-gen in Karlsruhe.

Alle weiteren Teilnahmebedingungen unterwww.filmstiftung.de.

Kinofest Lünen: Trailer gesucht Für seine 22. Ausgabe im November sucht dasKinofest Lünen einen zeitlosen Trailer, derauch noch bei der 23. und 24. Ausgabe verwen-det werden kann und so zu einem echten Mar-kenzeichen des Festivals wird. Mike Wiede-mann und sein Team rufen Filmemacher auf,sich an dem Wettbewerb zu beteiligen und ih-

re Ideen (Länge: bis zu einer Minute inklusive zehnSekunden Abspann) einzusenden. Der Sieger er-hält ein Preisgeld von 2.000 Euro. Das Festival-Mot-to „Lünen ist die Härte“ kann Thema sein, mussaber nicht. Einsendeschluss ist der 15. Juli.

Alle weiteren Infos unterwww.kinofest-luenen.de.

Düsseldorf: Filmwerkstatt miteigenem KinoEin Kino zum Geburtstag: Zu ihrem 35. Jahres-tag zog die Filmwerkstatt Düsseldorf, dieaus der 1976 gegründeten Filmgruppe Düs-seldorf hervorging, von Kaiserswerth in ihrneues Heim in Flingern um, wo sie im Keller nunauch ein eigenes Kino betreibt. In der Birken-straße 47 wird die Filmwerkstatt als Mieterin desKulturamtes der Stadt Düsseldorf, dasden Umbau mitfinanziert hat, in Zukunft auchalle ihre Kurse und Workshops abhalten. Das er-ste Filmprogramm, das am 1. Juni mit der Er-öffnung der neuen Räume startete, ist dem The-ma Freiheit gewidmet. Im August zieht das Ki-no der Filmwerkstatt vorübergehend auf denUeckerplatz um, wo das Team um den erstenVorsitzenden des Vereins, Erwin Michelber-ger, schon traditionell die Hafenlichtspiele open-air veranstaltet. Für den Newsletter sprachen wirmit Bernd Holzapfel von der DüsseldorferFilmwerkstatt über die neuen Räume.

Wie lief die Finanzierung desUmbaus?Direkter Mieter des Investors ist das Kultur-

amt Düsseldorf, das sowohl direkt an den Bau-herrn finanzielle Zuwendungen geleistet hat, z.B.

für den Umbau der Basement-Lagerräume zu Ver-anstaltungsräumen, für hochwertigeren Fußbo-den etc., als auch einen Umbauzuschuss an dieFilmwerkstatt Düsseldorf gezahlt hat, um die Ein-bauten (Licht, Mobiliar etc.) zu ermöglichen.

Was bieten Ihnen die Räumefür neue Möglichkeiten?Das Wichtigste ist der eigene Vorführraum

mit ca. 30 Plätzen, digitalem Projektor und ei-ner Beschallungsanlage als Dauerleihgabe derJazz Schmiede Düsseldorf. Bisher haben wir ge-gen Nutzungsentgelt das Black Box-Kino imFilmmuseum Düsseldorf bespielt. Dafür standaber nur der Montag zur Verfügung. Jetzt kön-nen wir an jedem gewünschten WochentagVeranstaltungen machen und haben zusätzlichekleinere Ausstellungsräume, die auch für Vide-oprojektion, Installationen und Multimedia aus-gelegt sind. Zunächst sind der Donnerstag undder Samstagabend als feste Spieltermine für Film& Video vorgesehen.

Welche Schwerpunkte wird IhrFilmprogramm haben?Wir planen im Sinne eines „Werkstattki-

nos“ themenbezogene Reihen, die in Bezug ste-hen zu unseren sonstigen Arbeitsbereichen, wiedem Filmlaboratorium und dem Filmcoaching.

Gibt es weitere Ausbaupläne?Im Herbst ist mit einem Zuschuss des Lan-

des (Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kul-tur und Sport) zu rechnen, mit dem wir die Aus-stattung unseres Aufnahmestudio verbessernwollen (Verdunkelung, Scheinwerfer etc.). Eindafür vorgesehener zusätzlicher Raum im Base-ment wird für eine professionelle Tonmischungausgebaut.

www.filmwerkstatt-duesseldorf.de

Köln: Einführung in die Postproduktion

Ruth Schiffer (Ministerin für Familie, Kinder, Jugend,Kultur u. Sport) und Hans Holzapfel bei der feier-lichen Eröffnung, Foto: Udo Leist

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AB 16. JUNI IM KINO

Dieser faszinierende, spannende und zugleich amüsante Film begeistert auch Zuschauer, die mit Sport nichts am Hut haben.

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Interview Inge Schönthal­Feltrinelli

Ein Bollwerk der Kultur

Am 26. Mai erhielt die Verlegerin Inge Schön-thal-Feltrinelli in Aachen die Médaille Charlemag-ne pour les Médias Européens. Der gleichnami-ge Verein würdigte damit ihr jahrzehntelangesEngagement für italienische und europäischeAutoren sowie die damit verbundene Förderungeiner europäischen Identität, der gesamten eu-ropäischen Kultur sowie nationaler und interna-tionaler Beziehungen.

Die 1930 in Essen geborene Inge Schönthalwurde als Fotoreporterin berühmt, bevor sie denitalienischen Verleger Giangiacomo Feltrinellikennenlernte und 1960 heiratete. Nach demTod des linken Verlags-Chefs bei einem Spreng-stoff-Attentat übernahm sie 1972 die Verlags-geschäfte, die heute ihr Sohn Carlo Feltrinelli lei-tet, während sie sich als Präsidentin des Hausesum repräsentative Aufgaben kümmert. Für dasMagazin der Film- und Medienstiftung NRW trafGünter Jekubzik „La Inge“, wie die Verlegeringenannt wird, am Morgen vor der Preisverlei-hung im niederländischen Kasteel Vaalsbroek.

Frau Feltrinelli, Sie wurden inden 50er Jahren mit Ihren Fotos be-rühmt. Wie wurden Sie Fotoreporte-rin? Ich habe diesen Job gewählt, weil ich ganz

schnell Geld verdienen musste, weil ich ganzschnell die Welt kennenlernen wollte und weilich die genialsten Menschen der Welt kennen-lernen wollte. Fotoreporter war der einzige Wegdorthin.

Welcher Mensch hat Sie dabeibesonders beeindruckt?Mein erster Scoop war Hemingway. Da-

nach bin ich in der Welt herumgereist, Picasso,Chagall, Simone de Beauvoir ... Aber Heming-way war der Durchbruch, und das Foto wurde

überall gebracht. Das hat mich in die Welt ge-schickt und mir „Carte Blanche“ gegeben.

Was war Ihnen bei Ihren Fotosbesonders wichtig?Ich wollte keine schönen Fotos machen.

Ich wollte das Spezifische, das Interessantestein den Gesichtern finden. Meine Regel war vonHenri Cartier-Bresson abgeguckt: „der entschei-dende Moment“. Ob das Foto technisch perfektist, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache man fin-det die Essenz des Fotos.

Was hätte Inge Schönthal beiFrau Feltrinelli als Essenz erwischenwollen?Action!

Wie hat sich die Verlagsland-schaft in Europa in den letzten Jahr-zehnten verändert?Total! Als ich anfing, gab es noch die gro-

ßen, legendären, mythischen Verleger: Galli-mard, der alte Rowohlt, der alte Gottfried Ber-mann Fischer. Das waren die großen, interna-tionalen Verleger, die noch selbst entschieden,was sie verlegten. Das tut heute kein Verleger

mehr. Das kann er gar nichtmehr machen, weil der Ap-parat in jedem Verlag zugroß ist – abgesehen vonkleineren Verlagen wie Wa-genbach. Selbst einer derbesten deutschen Verleger,Michael Krüger im HanserVerlag, stützt sich auf seineRedakteure. Der Verleger istnicht mehr der Protagonist.

Wie verändert sichdas Verlagsgeschäftmit der Entwicklungder elektronischen Me-dien?

Das ist furchtbarschwer zu sagen. Vor allem

ist die Rechtslage in vielen Ländern nicht geklärt.Das E-Book ist die neue elektronische Welt, auchwenn man persönlich nicht davon überzeugt ist.Ich möchte immer ein Buch aus Papier, weil ichwahrscheinlich schon ein Dinosaurier bin. Ichmöchte ein Buch anfassen, ich möchte rein-schreiben, ich möchte daran riechen. Das Buchist ein sensuelles Objekt, es ist kein harter Kas-ten mit Batterien. Das E-Book ist ein kongeni-aler Partner wie das Fahrrad zum Auto und dasFernsehen zum Radio.

Wie behandeln Sie die elektro-nischen Medien in Ihren italienischenMedia-Stores?Wir verkaufen diese Gadgets und Schluss.

Wir haben da Abteilungen, in denen es nur daselektrische Zeugs gibt. Ich sage das herablas-send, aber es ist sicher sehr wichtig. Das Buchhat aber immer mehr Platz, das Verhältnis vonPapierbuch zu E-Book ist 100:1. In Amerikaschon 20:1. Aber Amerika ist ein Gadget-Land.

Kann man gegen Berlusconiund seine Art, Politik zu machen,verlegerisch angehen?Er hat einen riesigen Verlag, Mondadori,

und die haben Einaudi, einen klassischen linkenVerlag, gekauft. Das interessiert ihn aber garnicht. Ihn interessieren nur Fernsehen und Bau-unternehmen. Verlage machen kein Geld. Wirhaben jetzt mit Roberto Saviano (dem Autor des2008 von Matteo Garrone verfilmten dokumen-tarischen Romans „Gomorrha“, d. Red.) den er-sten Abdrifter von Mondadori.

Was bedeutet dieser Preis, die„Medaille Charlemagne“ für Sie, dieSie bereits verschiedene höchste na-tionale Auszeichnungen wie dasBundesverdienstkreuz und anderekulturelle Ritterschläge erhalten ha-ben?Ich freue mich, weil es ein europäischer

Preis ist. Als junges Mädchen habe ich michschon als Europäerin empfunden, ohne zu wis-sen, dass dieser Begriff mal eine Realität wer-den würde. Ich finde es ganz toll, dass man hierin Holland schläft und dann ich Aachen die Eh-rung erhält und es am Abend ein Dinner zu mei-nen Ehren in Belgien gibt. Ich bin ganz begei-stert.

Wie sehen Sie die EntwicklungEuropas?Jetzt gibt es Schwierigkeiten mit den wirt-

schaftlich schwachen Mitgliedern. Hoffentlichschaffen sie es, wie bei unseren 105 Buchhand-lungen: Wenn es einer schlecht geht, hilft dieandere. Hoffentlich gelingt das auch den Euro-päern, und sie verkrachen sich nicht. Ich fändees wundervoll, wenn Europa gegen Amerikaund gegen China ein Bollwerk der europäischenKultur bleibt. Das wäre für mich sehr wichtig.

Welche Wünsche haben Sie?Ich möchte gerne in einer eventuellen neu-

en Regierung in Italien Frauenministerinnen ha-ben. Denn die haben wir ganz wenig und wennnur in untergeordneten Posten. Ich möchte Qua-litätsministerinnen in Italien, denn die Frauen inItalien sind ganz toll und tüchtig. Aber sie ha-ben bislang keine Chance.

Petra Müller (r.), Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, gra-tuliert Inge Schönthal-Feltrinelli zur Médaille Charlemagne pour les MédiasEuropéens. Foto: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen / Annette Etges

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 7

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Meldungen

Deutscher Kamerapreis

Ehrenpreis fürAxel BlockDer erste Preisträger des 21. Deutschen Ka-merapreises steht bereits fest: Der Ehrenpreisgeht an Axel Block. Der Verein DeutscherKamerapreis ehrt damit das Lebenswerk des1947 in Velbert geborenen Kameramanns unddamit auch seine „unverwechselbare Bildspra-che“. Block drehte rund 100 Kino- und Fernseh-produktionen und arbeitete dabei mit Regisseu-ren wie Doris Dörrie, Heinrich Breloer undMargarethe von Trotta zusammen. Für sei-ne Arbeit wurde er bereits mit dem Bayerischen

und dem Deutschen Filmpreis sowie dem Deut-schen Kamerapreis ausgezeichnet. „Seine Ka-

meraarbeit stets unprätentiös inden Dienst der Dramaturgie zustellen und jeder Geschichte eineunverwechselbare Bildsprache zuverleihen, ist seine Philosophie“,begründete Christoph Augen-stein, Geschäftsführer des Ver-eins, die Entscheidung des Kura-toriums. Die Preisverleihung am18. Juni in Köln, auf der dann

auch die Preisträger in den anderen Kategorienbekannt gegeben werden, bildet den Auftaktdes Medienforum.NRW.

www.deutscher-kamerapreis.de

Filmmuseum Düsseldorf

Western im WestenVom 25. Juni bis 9. Oktober zeigt das Filmmu-seum Düsseldorf eine umfangreiche Ausstel-lung zum Mythos des amerikanischen Westensin Deutschland. Unter dem Titel „Der Schatz imSilbersee“ zeichnet die Ausstellung den Weg desMythos durch alle Medien nach. Gegenüberstel-lungen von Spielfilmausschnitten und Abbildun-gen anderer Medien verdeutlichen kulturge-schichtliche Entwicklungen typischer Bilder desWestens. Dazu treten Originaldokumente undGegenstände deutscher Siedler mit fiktionalenDarstellungen unterschiedlicher Quellen undZeitabschnitten sowie Exponaten aus der Weltdes Films in einen spannenden Zusammenhang.Begleitet wird die Ausstellung selbstverständlichvon einer Reihe mit Western-Klassikern. Insge-

samt 60 internationale Filme umfasst die Ret-rospektive, die am 24. Juni mit Harald Reinls„Der Schatz im Silbersee“ von 1962 mit LexBarker, Pierre Brice und Götz George be-ginnt, jenem Ursprung der deutschen Karl-May-Filmreihe, die in den 1960er Jahren selbst in denUSA für Aufsehen sorgte.

Filmmuseum Düsseldorf, Tel. (0211) 8992232;[email protected]

McCarthy in Los AngelesMitte Juni feiert Lutz Hachmeisters „Derwirkliche Amerikaner – Joe McCarthy“ im Goe-the-Institut in Los Angeles seine Weltpremie-re. In dem geförderten Dokudrama, das die Köl-ner HMR Filmproduktion in Zusammenar-beit mit ZDF/Arte realisierte, zeichnet Hach-meister den „kometenhaften Aufstieg des Far-mersohns nach, vom frisch gewählten Senatorzum ,commie’-jagenden Populisten“. Erzeigt aber auch, dass McCarthys eigent-liche Karriere nur vier Jahre dauerte, von1950 bis 1954. Dann wurde er vom Es-tablishment des Senats wegen unkolle-gialen Verhaltens gerügt und verbrachteseine letzten Jahre ohne mediale Beach-tung. McCarthy starb 1957 im Alter vonnur 47 Jahren an einem Leberleiden. „Ei-nes ist ihm allerdings gelungen: ,McCar-

thyismus’ als politischer Code lebt weiter übersein eigentliches Wirken hinaus. Als politischerWidergänger – man denke an die ,Tea Party’ inden gegenwärtigen USA – ist der Typus McCar-thy also sehr lebendig und aktuell“, erklärt Hach-meister, der fünf Jahre für seinen Film recher-chierte. Die Spielszenen nahm KameramannHajo Schomerus im Gerling-Komplex in Kölnauf, die Rolle des Titelhelden spielte dabei JohnSessions. Seine Deutschlandpremiere erlebtder Film auf dem Filmfest München.

www.hmr-produktion.de

Videonale

„Milk for Lambs”begeistert das PublikumZur Finissage der Videonale gab das BonnerFestival am 29. Mai die Siegerin des KfW-Pu-blikumspreises bekannt. Der ging klar an Al-magul Menlibayeva, deren Videoarbeit„Milk for Lambs“ den Besuchern unter den 48ausgestellten Werken am besten gefiel. In ih-rem Video porträtiert die gebürtige Kasachin,die heute in Berlin lebt, das Leben zwischen Mo-derne und Tradition in der kasachischen Step-pe und fokussiert dabei besonders auf das Bildder Frau zwischen post-kommunistischer undtraditioneller Darstellung.

www.videonale.org

„Milk for Lambs“ von Almagul Menlibayeva, Foto: Videonale

Hörspielpreis der Kriegsblinden

„Eine wunderbar groteske Satire”

Es mutet an wie eine Dokumentation und istdoch ein Hörspiel: In „Schicksal, Hauptsa-

che Schicksal“ verweben Autor Robert Schoenund Sprecher Lorenz Eberle gekonnt Inszenie-rung und Improvisation. Nach Motiven von Jo-seph Roths Erzählung „Die Legende vom hei-ligen Trinker“ entwerfen sie die fiktive Biogra-fie von Andreas, einem obdachlosen Musikwis-

senschaftler, der in Paris gestrandet ist. Anhandvon Musikstücken reflektiert er sein Leben:nachdenklich, melancholisch, bitter, witzig.

Viel Applaus der etwa 200 Gäste erntetendie Ausschnitte des Hörspiels bei der 60. Ver-leihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden,der am 31. Mai in der Kölner Wolkenburg ver-geben wurde. In ihrer Laudatio nannte Juryvor-sitzende Anna Dünnebier das Werk eine „wun-derbar groteske Satire“. Zu der Jury gehörtenu.a. Wolfgang Schmitz, Hörfunkdirektor desWDR, Maximilian Skiba, Diemut Roether und

Michael Schmid-Ospach. Schmitz sagte, dass esnicht zuletzt wegen der neuen technischenMöglichkeiten gelungen sei, das Genre Hörspielweiterzuentwickeln und vital zu halten.

Seit 1952 wird der renommierte, undotier-te Preis für deutsche Hörspiel-Autoren vom Bundder Kriegsblinden Deutschlands e.V. an ein voneinem deutschsprachigen Sender konzipiertes undproduziertes Original-Hörspiel vergeben. Seit 1994beteiligt sich auch die Film- und MedienstiftungNRW. Geschäftsführerin Petra Müller sicherte demPreis weiterhin ihre Unterstützung zu.

NRW-Kulturministerin Ute Schäfer bezeich-nete den Hörspielpreis der Kriegsblinden als Vor-bild dafür, wie eine Auszeichnung die Förderungvon Spitzenkultur und glaubwürdiges gesell-

schaftliches Engagement verbinden kann. „Esist für das Kulturland NRW eine große Ehre, dassdie 60. Verleihung dieses renommierten Preisesbei uns in Köln stattfindet“, sagte Schäfer. Zahl-reiche der prominenten bisherigen Preisträgerwie Dieter Wellershoff, Richard Hey, Hans Noe-ver, Dieter Kühn, Walter Filz und ChristophSchlingensief stammen ebenfalls aus NRW.

(Mehr Informationen über die Geschichtedes Hörspielpreises der Kriegsblinden und diePreisträger finden Sie Heft 2/2011, das dem Preiszum Jubiläum einen Schwerpunkt widmete.)

Grimme: Comedy Master Class Noch bis zum 8. Juli läuft die Bewerbungsfristfür die Comedy Master Class, die die Grim-me Akademie und der Kölner TV-ProduzentPrime Productions Anfang Septemberdurchführen. Das Fortbildungsprogramm sollzwölf Nachwuchsautoren fördern und an denTV-Comedy-Markt heranführen.

In dem Workshop erhalten die jungen Gag-Autoren, Journalisten (Print, Radio, TV und On-line) und Werbetexter die Möglichkeit, praxis-

orientiert das notwendige Handwerkszeug fürdie Arbeit als erfolgreicher Comedy-Autor zu er-lernen. Das Coaching übernehmen erfahreneProducer und Autoren, die u.a. für Formate wie„heute show“, „Die Wochenshow“, „HaraldSchmidt“, „Ladykracher“ und „Switch reloaded“geschrieben haben. Für die Bewerbung sind einLebenslauf und Arbeitsproben in Printform er-forderlich.

www.grimme-akademie.de

Axel Block, Foto: WDR/Ralf Wil-schewski

Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier, Dieter Renelt,die Preisträger Robert Schoen und Lorenz Eberle,Petra Müller und Ute Schäfer

Gespräch auf der Bühne der Kölner Wolkenburg:Tina Mendelsohn, Michael Schmid-Ospach, Maxi-milian Skiba (und Begleitung), Diemut Roether,Wolfgang Schmitz und Camilla Renschke, Fotos: Filmstiftung NRW/Heike Herbertz

Kölner Dokudrama „Der wirkliche Amerika-ner": Joe McCarthy (John Sessions) und seinVertrauter, der Strafverfolger Roy Cohn (Try-stan Gravelle), Foto: W.Weber / HMR Produktion

„Winnetou”: Pierre Brice und Lex Barker zuGast in Düsseldorf, Foto: Filmmuseum

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Stummfilmtage

Neuer Preis und ungewisse Zukunft Die Internationalen Stummfilmtage Bonn– Bonner Sommerkino, die in diesem Jahrvom 11. bis 21. August stattfinden, sollen nacheinem Vorschlag des Bonner Kulturamtesauch 2011 und 2012 Zuschüsse von jährlich40.000 Euro und damit in ungekürzter Höhe er-halten. Für die Festivalmacher „ein positives Sig-nal für ein Festival mit überregionaler Ausstrah-lung, das seit fast drei Jahrzehnten einem aus-gesprochen heterogenen Publikum bei freiemEintritt filmisches Erbe vermittelt“. Gleichzeitigaber sei geplant, die Zuschüsse für den Veran-stalter des Festivals, den Förderverein Filmkul-tur Bonn, um 20 Prozent kürzen. Damit bleibtdie Zukunft der Stummfilmtage über das Jahr2011 hinaus ungewiss.

Für dieses Jahr konnte das Team um Kura-

tor Stefan Drößler mit dem BeethovenfestBonn einen prominenten, lokalen Partner anBord holen. Gemeinsam will man einen neuen,mit 1.500 Euro dotierten Preis für die beste li-ve-musikalische Begleitung eines Stummfilms aufdem Festival vergeben. Über den Sieger ent-scheidet eine Jury. Darüber hinaus ist ein mit 500Euro dotierter Zuschauerpreis geplant. Außer-dem wird es zum 150-jährigen Bestehen derdeutsch-japanischen Beziehungen am 17./18.August ein Symposium zur deutsch-japanischenFilmgeschichte geben, das der Förderverein ge-meinsam mit den Universitäten in Bonn und To-kio sowie dem Filmmuseum München aus-richtet.

Das komplette Programm in Kürze unterwww.film-ist-kultur.de

Kurzfilmtage Oberhausen

Positive Bilanz Zufrieden zeigten sich die InternationalenKurzfilmtage Oberhausen mit der Bilanzihrer am 10. Mai geendeten 57. Ausgabe:Knapp 17.500 Besucher habe man gezählt unddamit das drittbeste Ergebnis seit 1998 erzielt.Als großer Gewinner bei der Preisverleihung ent-puppte sich der französische Künstler Neil Be-loufa, dessen Beitrag „Sans-titre“ sowohl denGroßen Preis der Stadt Oberhausen als auchden Preis des Ministeriums für Familie,Kinder, Jugend, Kultur und Sport desLandes NRW gewinnen konnte. Den belieb-

ten NRW-Wettbewerb konnte mit AnjaStruck eine Absolventin der Kunsthoch-schule für Medien Köln für sich entscheiden.Ihr experimenteller Animationsfilm „How to Rai-se the Moon“, gefördert von der Film- undMedienstiftung NRW, überzeugte die Ju-ry so nachhaltig, dass ihr die von derNRW.Bank dotierten 1.000 Euro Preisgeld zu-gesprochen wurden. Mehr als 1.000 Akkredi-tierte aus 60 Ländern waren 2011 zu Gast inOberhausen, um die 470 Filme im offiziellen Pro-gramm zu sehen. Die nächste und damit 58.Ausgabe wird vom 26. April bis 1. Mai 2012stattfinden.

Alle Preisträger sowie weitere Infos findensich unter www.kurzfilmtage.de.

nobeo in HDAm 13. Juli lädt Stefan Hoff, Geschäftsfüh-rer der nobeo GmbH zu einem Open Daynach Hürth, um zwei neue HD-Regien vorzustel-len. Seit 2004 gehört die nobeo GmbH, dieneun Studios mit bis 1.400 m² betreibt, zur UBF

Media Group, die 2007 mit Euro MediaTélévision fusionierte. Die so entstandene Eu-ro Media Group ist ein Full Service Anbietermit mehr als 1.300 fest angestellten Mitarbei-tern in Deutschland, Frankreich, den Niederlan-den, Belgien, Großbritannien und der Schweiz.

www.nobeo.de

Festival Großes Fernsehen

Großes TV auf großer Leinwand

Zum sechsten Mal fand Ende Mai in Köln dasFestival Großes Fernsehen statt. Auf die

„fünf Jahre, die im Flug vergangen sind“ schau-te Veranstalter Jürgen Brautmeier, Direktor derLandesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen, mitZufriedenheit zurück: „Wir haben versucht, Fil-me auf die Leinwand zu bringen, die für das

Fernsehen gedacht sind. Und wir sind von malzu mal besser geworden.“ Rund 3.500 Zuschau-er, die sich vorab kostenlos Karten reservierenkonnten, strömten dieses Jahr ins Kino, um sichdie Premieren von ausgewählten TV-Produktio-nen anzuschauen. Letztes Jahr waren es noch2.500 Zuschauer.

Direkt zum Auftakt gab es einen Vorge-schmack auf die englische Erfolgsserie „Down-town Abbey“, die zu Beginn des 20. Jahrhun-

derts spielt. Die Kostümgeschichte gilt in Groß-britannien als beliebteste Serie seit Jahren undkonnte unter anderem auch die Zuschauer inden USA begeistern.

Ein Publikumsmagnet war die Aufführungdes neuen Kölner Tatorts „Keine Polizei“, die vonGebhard Henke, ARD-„Tatort“-Koordinator undLeiter des WDR-Programmbereichs Fernsehfilm,Kino und Serie, moderiert wurde. Beeindrucktwaren die Besucher auch von „Die letzte Spur“.In der Koproduktion von ORF und Sat.1 geht esum das Verschwinden eines 17-jährigen Mäd-chens. Der TV-Movie mit Ann-Kathrin-Kramer,Hary Prinz und Richy Müller in den Hauptrollenist eine Mischung aus Familiendrama und Thril-ler und lief vor kurzem bereits in Österreich alsZweiteiler mit guten Quoten.

Thomas Biehl, Programm-Manager Deut-sche Fiction und Koproduktionen der ProSieben-Sat.1 TV Deutschland, erklärte nach der Vorfüh-rung: „Nachdem wir vom ORF angefragt wor-den waren und das Buch gelesen hatten, warklar – so einen Stoff muss man einfach machen.“Biel ergänzte, dass es schwer fallen wird, die in-tensive und anspruchsvoll erzählte Geschichtemit Werbung zu unterbrechen.“ Im Herbst wird„Die letzte Spur“ in der 120-minütigen Fassungauf Sat.1 zu sehen sein.

Zum Abschluss zeigte das Festival die HBO-Produktion „The Special Relationship“. Thema:Die Beziehung zwischen Tony Blair und Bill Clin-ton, gespielt von Michael Sheen und DennisQuaid. Neben der unterhaltsamen Darstellunghistorischer Geschehnisse der jüngsten Ge-schichte erhielten die Zuschauer einen Einblickin die Mechanismen politischer Macht.

Insgesamt 14 Fernsehfilme wurden an vierVeranstaltungstagen gezeigt. Auch in diesemJahr, so Brautmeier, habe das Festival GroßesFernsehen die „Vielfalt und Qualität des inter-nationalen und nationalen Fernsehmarktes“unterstrichen. Für die Zukunft der Reihe kündig-te er an: „Wir werden sicherlich weiter machen.“

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 9

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Großer Preis von Oberhausen für „Sans-titre“ des Franzosen Neil Beloufa, Foto: Kurzfilmtage

BBC-Hit des Sommers 2010 „Sherlock“ zu Gast auf dem Festival Großes Fernsehen. Vom 24. Juli an läuft die Serie jeweils sonntags um 21.45h im Ersten. Foto: Festival Großes Fernsehen

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Auf dem Sprung

AV­Gründerzentrum

Prämierte StipendiatenDie aktuellen Stipendiaten des AV-Gründer-zentrum NRW konnten beim RobertBosch Coproduction Prize gleich doppeltpunkten. Die mit rund 70.000 Euro dotierte Aus-zeichnung, die beim goEast-Festival in Wies-baden verliehen wurde, ging im Dokumentar-filmbereich an das ungarisch-deutsche Projekt„Roma Rally“ von Regisseur Gábor Hörcherund Producerin Marieke Bittner.

Der Film über zwei Roma-Jungen, die in ei-nem alten BMW an einer Dorf-Rallye teilnehmenwollen, ist eine Koproduktion der Kölner Wey-demann Bros. und der ungarischen Kraats-Film. Im Bereich Animationsfilm konnte das rus-

sisch-kosovarisch-deutsche Projekt „BreakingNews“ der Produzenten Aleksandra Szy-manska (Homo Ludens Pictures), VisarKrusha und der Regisseurin Alexandra Lu-kina die Jury überzeugen. Sie lobte das jungeund viel versprechende Team aus sehr unter-schiedlichen Ländern: „Mit der visuellen Kraftdes Animationsfilms versuchen sie in einer ein-fachen Geschichte über einen gelangweiltenJournalisten auf der Suche nach der großenSchlagzeile den manipulativen Einfluss der Mas-senmedien zu entlarven.“

Am 21. Juni feiert das AV-Gründerzentrumdann nicht nur seine Preisträger, sondern auchdie offizielle Staffelübergabe des alten an denneuen Stipendiatenjahrgang 2011/12 undgleichzeitig seinen fünften Geburtstag. Herz-lichen Glückwunsch!

www.av-gruenderzentrum.de

KHM­NewsMit Anja Struck belegte eine Absolventin derKunsthochschule für Medien Köln beimNRW-Wettbewerb der InternationalenKurzfilmtage Oberhausen den ersten Platzund gewann damit das von der NRW.Bankdotierte Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro. Als„beunruhigende und dichte Assemblage mit un-gewöhnlichen Bildern“ beschreibt die JuryStrucks Animationsfilm „How to Raise theMoon“, der von der Film- und Medienstif-tung NRW gefördert wurde.

Kurz vor den Sommerferien gibt es nochzwei Gelegenheiten in Köln, Arbeiten von Stu-dierenden und Absolventen der KHM zu sehen.Zunächst zeigt die Kunsthochschule im Rahmender Kölner Kino Nächte 2011 am 2. Juli ab14 Uhr in der Aula das Programm „11. März2011“. An den Tag des Erdbebens vor der ja-

panischen Küste erinnernd, präsentiert das Pro-gramm Filme zu den Themen Radioaktivität,Technologie und Wachstum, Zerstörung undWeltende aus 20 Jahren KHM-Produktion, dar-unter „Der schnelle Brüter“ (2008) von HannesLang und „Aion“ (2005/2011) von Jacob Kir-kegaard.

Zwischen dem 13. und 17. Juli steht dannder „Rundgang 2011“ an, die jährliche Präsen-tation der Kunsthochschule mit Ausstellungenund Filmprogramm, Performances und Konzer-ten. Es ist die einzigartige Möglichkeit, das ge-samte Schaffen der Studierenden über den Cam-pus verteilt zu verfolgen.

Erstmals wird in diesem Jahr der „Rund-gang“ um eine Diplomausstellung erweitert, inder die Abschlussarbeiten der Absolventen2010/2011 gewürdigt werden. Ende Juni wirddas komplette Programm des „Rundgangs“ un-ter www.khm.de veröffentlicht.

Einreichen in UnnaNach erfolgreicher Etablierung im vergangenenJahr findet der Unnaer Jugendfilmpreis 2011 sei-ne Fortsetzung: Der FATPIGture Filmpreisunter Schirmherrschaft des „Bang Boom Bang“-Regisseurs Peter Thorwarth ruft junge Leu-te zwischen 16 und 25 auf, Filme zu drehen undeinzuschicken. Zwischen fünf und 40 MinutenLänge sollten die Erzählfilme haben, dürfen da-für aber sogar in 3D gedreht oder mit Dolby-Surround-Ton ausgestattet sein. Preise im Wert

von 2.500 Euro sind ausgelobt. Die zwei Haupt-preise vergibt eine u.a. mit Sönke Möhringund Joe Bausch namhaft besetzte Jury, überden dritten Preis befindet das Publikum bei derPräsentation der Filme am 22. September imFilmcenter Unna. Einreichen können Laien eben-so wie Studierende – sie werden in unterschied-lichen Kategorien bewertet – noch bis zum 27.Juli. Anmeldebögen sowie weitere Informatio-nen über die Initiative des MedienKunst -Raums Unna finden sich unter www.fat-pigtures.com.

ifs­NewsDie Filmeditorin Barbara Hennings ist neueHonorarprofessorin der ifs internationalefilmschule köln. Anfang Juni ist sie auf einerInaugurationsfeier im Filmforum NRW offiziellvorgestellt worden, begleitet von einer Lauda-tio von Heike Wiehle-Timm (RelevantFilm) und der Vorführung ihrer Schnittarbeit„Bis nichts mehr bleibt“ von Niki Stein. Neuzum Team der ifs gehört auch Susanne Grü-neklee. Die Autorin und Dramaturgin hat dieLeitung der Bereiche Schauspiel und Regie über-nommen.

Der neue Fachbereich Digital Arts liegt fort-an in den Händen des Video-Designers RonaldBettac. Zudem ist Marion Schnelle ab so-fort zuständig für strategische Entwicklung,internationale Kooperationen und Sonderpro-jekte, während Laura Frings als Assistentinder Studienleitung fungiert.

In der Zwischenzeit ist die Bewerbungspha-

se angelaufen für die Weiterbildung Sze-nenbild, dessen sechsmonatiges Programm imNovember 2011 beginnt. Filmschaffende mit Er-fahrung im Bereich Szenenbild und Interessen-ten aus artverwandten Bereichen können sichnoch bis zum 25. Juli bewerben. Direkte Infor-mationen über diese sowie alle weiteren Weiter-bildungsprogramme und Studiengänge gibt esauch beim Medienfest 2011 im Kölner Me-diapark, auf dem die ifs am 25. und 26. Ju-ni mit einem Stand vertreten sein wird.

Über den zweiten Preis beim NRW-Wettbe-werb auf den Internationalen Kurzfilmta-gen Oberhausen freuten sich Anfang Mai dieFilmemacherinnen Anne Maschlanka undViktoria Gurtovaj. Ihr Dokumentarfilm „DerMond ist ein schöner Ort“ entstand im 5. Se-mester des Studiengangs „Film“ im Rahmen ei-ner Kooperation der ifs mit der Academia Fil-mit & Multimedia MARUBI in Tirana, Al-banien.

www.filmschule.de

ifs­Begegnung im Filmforum

Volles Haus fürTom TykwerVON CHRISTIAN MEYER

Wer spät kam, hatte das Nachsehen. Da-bei musste es eigentlich jedem klar sein:

Mit einem Publikumsmagneten wie Tom Tyk-wer würde das Kölner Filmforum im MuseumLudwig aus allen Nähten platzen. Und so konn-ten am 5. Mai etliche Besucher nur stehendoder auf dem Boden sitzend den Ausführun-gen des Regisseurs folgen. Die ifs internationa-le filmschule köln hatte Tom Tykwer für ihre Rei-he ifs-Begegnung eingeladen. Zusammen mitdem Editor Ng’ethe Gitungo und der Projekt-leiterin Sarika Hemi Lakhani stellte Tykwer denvon ihm produzierten Film „Soul Boy“ der Re-gisseurin Hawa Essuman vor, ein mit magischenMomenten angefüllter temporeicher Jugend-film. Eine gute Überleitung zum zweiten Pro-grammpunkt bot der Abspann des Films: MitFootage von den Dreharbeiten ausgeschmüc-kt leiteten die Impressionen elegant das Podi-umsgespräch mit ifs-Geschäftsführerin SimoneStewens ein.

„Soul Boy“ ist der erste Film, der aus demWorkshop-Programm „FilmAfrica!“ hervorge-gangen ist. Das von Tykwer und seiner Partne-rin Marie Steinmann initiierte Projekt will jungeafrikanische Filmemacher unterstützen. „SoulBoy“ lief bereits erfolgreich auf internationalenFestivals und in den deutschen Kinos. Angespro-chen auf die Dreharbeiten in Kibera, einem gro-ßen Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi, in demknapp 200.000 Menschen leben, erinnerte sichTykwer vor allem an den Enthusias-mus der Bevölkerung. „Es war zwarklar, dass man den Ort verlassen mus-ste, wenn die Dämmerung einbrach,denn wenn es dunkel ist, sollte mannicht dort sein. Die Männer kommendann von der Arbeit nach Hause undsind häufig betrunken. Aber weil dort

auch so viele Kinder leben, findet man tagsü-ber eine sehr verspielte Atmosphäre vor. Egal,wie schwierig ihr Leben ist – Kinder wollen spie-len. Und wir haben ihnen eine Gelegenheit ge-geben, zu spielen“. Die Beteiligung der Anwoh-ner war ein wichtiger Aspekt bei den Drehar-beiten. „Wir wollten, dass der Film so wahrhaf-tig wie möglich ist, und dafür mussten wir mitden Leuten in Verbindung treten. Der Location-manager kam aus Kibera, die Hauptfigur ist inKibera aufgewachsen, und als die Leute dortmerkten, dass viele aus dem Team aus der Re-gion kommen, hat uns das das Leben sehr er-leichtert.“

Die Zusammenarbeit gestaltete sich immerwieder aufregend. In Deutschland lerne manzum Beispiel ein Jahr lang als Assistent, wie man35mm-Film ganz vorsichtig in die Kamera ein-legt, „bevor einem erlaubt wird, das Filmmate-rial zu berühren. Der Verantwortliche in Kibe-ra hat das alles mehr oder weniger über Nachtlernen müssen“, so Tykwer. Auf den Erfolg desvielfach ausgezeichneten Films angesprochen,erläuterte Tykwer: „Das passiert, wenn manMenschen ermutigt, ihre eigenen Geschichtenzu erzählen und nicht irgendeine Filmsprachezu imitieren. Denn dann werden die Filme lang-weilig.“

Zum Abschluss der Veranstaltung warb dieProjektleiterin Sarika Hemi Lakhani bei den vie-len Filmstudenten im Saal für das nächste Pro-jekt von FilmAfrica! – „Nairobi Half Life“. Nichtfür einen Kinobesuch des Films, sondern dafür,sich an den Dreharbeiten in Afrika zu beteiligen.Für den Herbst suche man noch tatkräftigeUnterstützung für die spannenden, aber auch„sehr, sehr anstrengenden“ Dreharbeiten, soLakhani.

www.onefinedayfilms.org

Tom Tykwer und Ng'ethe Gitungo (Editor von „Soul Boy") im Kölner Filmforum,Foto: ifs

„How to Raise the Moon“ der KHM-Absolventin Anja Struck gewinnt in Oberhausen den NRW-Wettbewerb, Foto: KHM

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Der gebürtige Neubrandenburger Pa-trick Doberenz und der gebürtige

Stuttgarter Philipp Enders lernten sich zuBeginn des Studiums 2003 in Köln ken-nen. Schon bald stellten die angehendenRegisseure Gemeinsamkeiten fest. Beidesind technisch versiert: Doberenz über-nimmt die Kamera, während Enders denTon macht, wenn sie ihr gemeinsamesDrehbuch zusammen in Szene setzen.„Das hat viele Vorteile“, erklärt Doberenz.„Wir bauen unsere technischen Ideen di-rekt in ein Konzept mit ein.“ So könnensie auch kostengünstiger produzieren.

Bei „Alice 5.0“ hatten sie ein Budgetvon 80.000 Euro. „Wir haben den Filmselbst produziert, konnten Geld sparenund selbst noch etwas verdienen“, sagtDoberenz. Bei einer Größe dieses Projektsfand er es gut, sein eigener Produzent zusein: „Man wird nicht beschnitten und hatsein eigenes Budget immer im Hinter-kopf“, sagt der 31-Jährige. Als kleinesTeam haben sie vergangenes Jahr 30 Ta-ge in Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Griechen-land und den USA gedreht und konntensich „die Zeit nehmen, die wir brauchten“.

In „Alice 5.0“ erzählen die beiden Köl-ner die Geschichte eines Bloggers namensPrometheus, dessen Profil unwiderruflichgelöscht wird. Sie untersuchen die realenHintergründe zu diesem fiktiven Szenariound vermischen auf ungewöhnlicheWeise Fiktion und Realität mit nur zweiDarstellern: Matthias Wollgast und Ken-ny Doberenz. Daneben gibt es eine Rei-he von Interviews, etwa mit Sprechernvon Google und Creditreform, mit Psycho-logen, Futurologen und Avatarforschern,die den realen Unterbau liefern. Die An-sprechpartner zu dem komplexen Themaeines digitalen Todes zu finden, war nichtimmer leicht, erinnert sich Doberenz. VonFacebook beispielsweise bekamen sie nie-manden vor die Kamera.

Vier Monate Recherche waren demProjekt vorangegangen. „Was hängt al-les an einer digitalen Existenz?“, war ei-ne der Fragen, die die beiden Regisseu-re untersuchten. Auf das Thema waren sie

gestoßen, weil sie sich bereits bei ihremgemeinsamen Abschlussfilm an der KHM,„man stirbt“ (2009), mit dem Thema di-gitaler Tod auseinander gesetzt hatten.„Wir wollten auch die dokumentarischeForm hinterfragen“, erklärt Doberenz.Denn beide Regisseure finden, die Tren-nung zwischen Dokumentarischem undFiktion sei in unserer Zeit kaum noch zubestimmen. Jeder Dokumentarfilm wür-de allein durch die Anwesenheit des Re-gisseurs zur Inszenierung. Es macht ihnenjedoch Spaß, mit dieser Unsicherheit zuspielen, nicht mehr zu wissen, „wo das ei-ne aufhört und das andere anfängt“, sagtEnders.

Ihre Zusammenarbeit wollen die bei-den Regisseure auf jeden Fall fortsetzen,auch wenn sie momentan getrennt Pro-

jekte verfolgen. Philipp Enders hat einenAnimationsfilm abgeschlossen: „Mein Bru-der Franz“, der auf diversen Festivals läuft.Der Stuttgarter kam über das Zeichnenzum Film, absolvierte zunächst eine Aus-bildung zum Mediengestalter, bevor erPhilosophie und Kunstgeschichte studier-te und dann an die KHM wechselte. Der-zeit entwickelt er den Stoff für einen lan-gen Spielfilm und jobbt zwischendurch als

Tonmann und Cutterfür Erwin Michelber-ger. „Das Schneidenist ein wichtiger Teilder Regiearbeit“,sagt der 30-Jährige.

Patrick Doberenzdreht im Juli einenKurzfilm mit Kölner

Schülern für die Kunstfilmbiennale. DasProjekt liegt ihm. Schließlich leitete er be-reits zahlreiche Videoprojekte als Betreu-er eines Kinder- und Jugendverbandes inBonn.

Gemeinsam mit Philipp Enders entwi-ckelt er außerdem gerade die Idee zu ei-ner Serie, die „Tabula randale“ heißen sollund wiederum fiktionale Elemente mit do-kumentarischen vermischt. Enders schätztan seinem Kollegen, „dass er so ein prag-matischer Mensch ist“, Doberenz wiede-rum gefällt das direkte Feedback seinesehemaligen Kommilitonen und den kre-ativen Input durch ihn. Was es auch im-mer ist, das die beiden zusammen-schweißt, der Erfolg ihrer Zusammenar-beit spricht für sie.

www.yeahlity.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 11

Porträt: Philipp Enders und Patrick Doberenz

Gemischtes Doppel für „Alice 5.0“VON MARION MEYER

Sie haben unterschiedliche Qualitäten, Schwerpunkte und Vorlieben, aber sie können sich für die gleichen Themen begeistern. Im März

feierte Philipp Enders’ und Patrick Doberenz’ neuer Film „Alice 5.0“ im Haus der Kulturen in Berlin Premiere, im Mai lief der 45-Minüter in der

ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Zurzeit basteln die beiden ehemaligen KHM-Studenten an neuen Projekten, jeder für sich, aber auch

gemeinsame Filme soll es wieder geben.

Patrick Doberenzund Philipp Enders,Foto: Doberenz &Enders

Der Aussteigerund Blogger Prometheus in„Alice 5.0“, Foto: ZDF

Page 12: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

14.00 – 15.30 Uhr

Zur Zukunft von Finanzierung, Förderungund Filmpolitik im digitalen ZeitalterMarie-Francoise Marais, Hadopi, Paris Stefan Arndt, X-Filme, BerlinChristine Berg, DFFF, Berlin Tom Spieß, Little Shark Entertainment, Köln Bettina Reitz, Degeto Film, Frankfurt a. M.Ralf Schilling, UCI, BochumModeration: Helmut Hartung, Promedia, Berlin

15.45 – 17.00 Uhr

Das deutsche Fernsehen will ins Netz Wer darf was warum?Prof. Carl Bergengruen, Studio HH, HamburgMoritz von Krüdener, Beta Film, OberhachingenWolfram Winter, Sky Deutschland, UnterföhringMarc Schröder, RTL interactive, Köln

Mittwoch, 22. Juni In Kooperation mit: Medien.NRW, C’n’B – Creativity & Business Convention und MEDIA Antenne Düsseldorf

10.00 – 11.00 Uhr

International MatchmakingOMG Online – Mobile – Games. NRW meets Europe

11.00 – 13.00 Uhr

Power to the Crowd Alternative Wege der Inhalte-erstellung und -FinanzierungCarl Esposti, Crouwdsourcing.org/massolution, DallasStefan Keuchel, Google Germany, HamburgTero Kaukomaa, Blind Spot Pictures/Producer, „IronSky“, HelsinkiIbrahim „Ibo“ Evsan, United Prototype, Köln Claudia Pelzer, crowdsourcingblog.de, Köln Moderation: Nadia Zaboura, Mediencluster NRW

14.00 – 15.00 Uhr

Scale up your Business 360-Grad-Produktion und RechteverwertungDr. Lutz P. Michel, MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen Michael Souvignier, Zeitsprung Entertainment, Köln Mirek Nitsch, Zeitsprung Entertainment, KölnDominik Frankowski, Alpha 0.7/ Zeitsprung Entertainment, KölnModeration: Marc Ziegler, Mediencluster NRW

15:00 – 16:30 Uhr

Multimedia Storytelling Neue Content Formate Fiction und Non – Fiction Moderation: Burkhard Althoff, ZDF- das kleineFernsehspiel, Mainz Isa Ostertag, ZDF Neue Medien – Zentralredaktion,MainzJörg Tittel, Transmedia Writer, Director, Producer,Game Maker, LondonMarkus Bösch, Deutsche Welle, Köln Uwe H. Martin, spillthebeans.de, Hamburg Moderation: Wilfried Runde, Deutsche Welle

Der Internationale Filmkongress wird veranstaltet imRahmen des Medienforum.NRW (Medienforum.Film).Veranstalter des Filmkongress sind die LfM Nova und die Filmstiftung NRW in Kooperation mit demFilmbüro NW, dem film- und fernsehproduzenten -verband NRW, VFFV media e.V.

Was macht eigentlich imKern unsere aktuelle Medien-welt aus? In erster Linie die Beschleunigung ih-

res Wandels, sowohl in Hinblick auf dasKonsumentenverhalten als auch auf neueTechnologien. Geht man zum Beispiel vomKonsumenten aus, dann ist zu erkennen,dass Attribute wie Schnelligkeit und Be-quemlichkeit, die aus dem Gebrauch desInternets zur Gewohnheit geworden sind,auch auf alle anderen Medien von Print bisFernsehen übertragen werden. Das bedeu-tet einen massiven Wandel, der zusätzlichunterstützt wird durch die Entwicklung neu-er Technologien wie das mobile Netz LTEund durch die Marktpenetration von Smart-phones, iPads usw.

Ist das Internet also heutebereits eindeutig als das Zen-trum unserer Medienwelt zu se-hen?Zumindest, wenn wir darüber spre-

chen, was das Wachstum und die Dynamikim Medienbereich bestimmt. Das ist ganzklar das Internet.

Was wird denn in zehn Jah-ren das Wachstum in den Me-dien bestimmen?Ich bin davon überzeugt, dass dies

auch in zehn Jahren noch die Digitalisierungsein wird. Wir gehen davon aus, dass un-

gefähr 60 Prozent des Gesamtwachstumsim Medienmarkt aus digitalen Erlösen kom-men werden, das heißt aus Internetwer-bung, aus digitalen Abos von Zeitungen undZeitschriften, aus Downloads, Online-Ga-mes und ähnlichem. Das alles wird ziemlichsicher auch in zehn Jahren noch das Wachs-tum treiben.

Programm

Internationaler Filmkongress derFilmstiftung NRW: Von hier aus! Montag, 20. bis Dienstag, 21. Juni 2011, Staatenhaus Köln

Montag, 20. Juni 11.00 – 12.30 Uhr

Create, Finance and Distribu­te in a Digital WorldLiz Rosenthal, Power to the Pixel, LondonIn Kooperation mit MEDIA Antenne DüsseldorfNur mit Anmeldung

14.00 – 14.10 Uhr

Eröffnung Internationaler Filmkongress Petra Müller, Geschäftsführerin Film- Medienstiftung NRW, Düsseldorf

14.10 – 14.30 Uhr

Wo die Reise hingeht. Prognosen zur Zukunft von Film und Medien aus technologischer und ökonomischer PerspektiveJari Sengera, PWC, Düsseldorf

14.30 - 15.00 Uhr

Was die Nutzer wollen. Prognosen zur Zukunft der MediennutzungProf. Dr. Norbert Bolz, TU Berlin

15.00 - 16.00 Uhr

Google, Facebook & Co. Was sich für Film und Fernsehen verändertAndreas Bork, Sony Pictures Home Entertainment,MünchenChristoph Poropatits, YouTube, DublinAndreas Heyden, sevenload, KölnFrederic Komp, Brainpool Artist und Content Services, Köln

16.30 – 18.00 Uhr

Neue Chancen on Demand? Wie sich Vertrieb und Wertschöpfung verändernStewart Till, Icon Entertainment UK, London Martin Moszkowicz, Constantin Film AG, MünchenDr. Stefan Lütje, Kanzlei Olswang, BerlinWilfried Geike, Warner Broth. Entertainment, MünchenMarc Schröder, RTL interactive, Köln

Tagesmoderation: Ulrich Höcherl, Blickpunkt Film,München

Dienstag, 21. Juni 10.00 - 11.30 Uhr

Nichts ist unmöglich? Was neue Technologien für das Geschichtenerzählen leistenOskar Roehler, Berlin Tom Tykwer, Berlin Christian Vogt, Pixomondo, Frankfurt a. M. Thomas Zauner, Scanline, Geiselgasteig/DüsseldorfAlex Lemke, Visual Effects Supervisor, München Prof. Ludger Pfanz, Expanded 3Digital Cinema Laboratory, Karlsruhe Jan Schulze-Ojala, Der Tagesspiegel, Moderation

11.45 – 13.15 Uhr

Direct to Customer Wie sich Verleih, Film- und Kinomarketing verändernNorbert Hillinger, TrendOne, Berlin Tino Kressner, tyclipso media evolution UG, Dresden Michael Beckmann, 20th Century Fox,Düsseldorf/HamburgAndreas Crüsemann, Cineplex Deutschland GmbH,WuppertalGerold Marks, Just Publicity, BerlilnChristoph Ott, NFP Media, BerlinJürgen Lütz, ODEON Filmtheater, BonnModeration: Jan Oesterlin, Oesterlincom

„Wohin die Reise geht“ – Jari Sengera, Senior Manager TMT

(Technologie Medien Telekommunikation) bei Pricewaterhouse

Coopers in Düsseldorf, wirft in seiner Keynote beim

Internationalen Filmkongress einen Blick nach vorne. Was wird

unsere Medienwelt in zehn Jahren bestimmen? Im Interview mit

Oliver Baumgarten wagt er einige Prognosen.

Interview mit Jari Sengera

Mehr Trial andError wagen

„Von hier aus!” ist das Motto des Internationalen Filmkongresses der Film­ und Medienstiftung NRW auf dem Medienforum.NRW. Begleitend zu den Diskussionen und Vorträgen liefern wir im Magazin Hintergrund ­artikel, Interviews und Zusatzinfos zu den großen Themen des Kongresses.

12 < Magazin Film und Medienstiftung NRW | 3/2011

VoD-Erfolgsmodell aus USA: Netflix hat schon über 23 Millionen Abo-Kunden.

Schwerpunkt

Page 13: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

Dafür müsste sich die generel-le Bereitschaft, für Webinhalte zuzahlen, aber sehr schnell ändern,oder?Es ist heute sicherlich so, dass die Medien-

anbieter vor der Herausforderung stehen, die-se Kostenlos-Mentalität, die sich im Zusammen-hang mit dem Internet herausgebildet hat, zuändern. Die Haltung der Konsumenten, digita-len Content umsonst zu bekommen, war lan-ge Zeit vorherrschend, und es ist definitiv

schwierig, das umzukehren.Die Situation wird sich aberganz sicher verändern. Die Me-dienhäuser werden es nichtdauerhaft durchhalten, Con-tent in guter Qualität anzubie-ten, wenn sich nicht bald ak-zeptierte Paid-Modelle finden.Wir sehen auf dem iPad undanderen mobilen Geräten, dass

die Nutzer ja bereit sind, für Premiumdienste zuzahlen. Die Apps machen mittlerweile weltweiteinen Umsatz von fünf Milliarden Euro, und wirgehen hier davon aus, dass dieser innerhalb we-niger Jahre auf 35 Milliarden steigen wird. Hierwird es eine Reihe an Möglichkeiten geben,Content tatsächlich zu monetarisieren. Ein an-deres Beispiel ist Netflix aus Amerika mit über23 Millionen Kunden, die durchschnittlich 12US-Dollar im Monat ausgeben um Filme onli-ne sehen zu können – vielleicht auch, weil dasUnternehmen seine Inhalte sehr geschickt fürviele unterschiedliche Endgeräte anbietet, vomPC bis zu Spielekonsolen und iPad.

Man könnte die Apps also alsTüröffner für Bezahlinhalte aus demInternet sehen?Die App auf jeden Fall, aber auch die End-

geräte. Eine Zeitung auf dem Blackberry zu le-sen hat sicher keinen Spaß gemacht, auf demiPad stellt sich das ganz anders dar. Ich glaubeauch, dass mit der zunehmenden Qualität undder immer einfacher werdenden Handhabungauch die Zahlungsbereitschaft größer wird.

Wie schätzen Sie den Einflussvon Premium VoD und die in denUSA anstehende Verkürzung desVerwertungsfensters auf die Entwik-klung des Kinofilms ein?

HERBERT KNAUP JOHANNES ALLMAYER ELKE WINKENS AUS „VINCENT WILL MEER“

DER SOMMER WIRD...

"MANCHMAL WÜNSCHTE ICH MIR, ICH WÄRE EIN FISCHSTÄBCHEN." R. BERG

AB 21. JULI IM KINO

EIN FILM VON ANDRÉ ERKAUWWW.ARSCHKALT-DERFILM.DE

A N Z E I G E

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 13

Jari Sengera,Foto: PwC

dienhäusern in Deutschland ist das ja auchschon gut gelungen, Springer etwa bezieht heu-te bereits 30 Prozent seiner Erlöse aus digita-len Modellen.

Vor 20 Jahren gab es Radio, Fern-sehen, Zeitung, heute konvergiertalles im digitalen Raum, mobil undimmer schneller. Wie ist das eigent-lich mit Medientechnologien: Ent-stehen sie aus einem Bedarf herausoder entwickeln sie vielmehr einenBedarf?

Die technologische Entwicklung schreitet un-aufhaltsam voran, und das wird sie auch in Zu-kunft tun. Meine Tendenz aber geht schon da-hin zu sagen, dass die technologischen Mög-lichkeiten bestimmte Begehrlichkeiten bei denKonsumenten wecken, und dass darauf aufbau-end dann Geschäftsmodelle entwickelt werdenkönnen. Aber Technologie allein ist nicht ent-scheidend. Wir haben das beim iPod oder iPho-ne, gesehen: Die grundlegende Technik standbereits zur Verfügung, der nachhaltige Markt-erfolg für diese Geräte hatte vielmehr mit De-sign und mit einfachen Botschaften und sim-pler Handhabung zu tun.

Befindet sich Ihrer Meinung nachDeutschlands Medienlandschaftdigital up to date?

Was die Entwicklung anbetrifft sehe ichDeutschland grundsätzlich durchaus auf Höheder Zeit. Da müssen wir uns im internationalenVergleich nicht verstecken.

Das Premium VoD als neues Geschäftsmo-dell – es ist ja von 30 US-Dollar Downloadkos-ten pro Film die Rede – sehe ich zunächst ein-mal schon wegen des hohen Preises kritisch.Außerdem unterscheidet sich das Konsumerleb-nis Kino ja noch deutlich von dem zuhause.Mittelfristig sehe ich das Kino durch die sich an-deutenden Modelle nicht grundsätzlich gefähr-det. Trotzdem glaube ich, dass Video-on-De-mand-Modelle sich stark entwickeln werdenund dass es hier zur Verschiebung von Umsät-zen kommen wird, was vor allem den BereichKauf und Vermietung von DVDs und Blu-ray-Discs betreffen wird. Letztendlich wird VoDunterm Strich nicht zu Mehreinnahmen führen,es werden sich lediglich die Umsatzquellen ver-schieben.

Mit anderen Worten: Die DVDwird zum Vinyl des Films…Das vielleicht nicht ganz, aber der Markt

mit den Trägermedien DVD und Blu-ray wirdsich verringern. Aber spricht man davon, Filmedigital zu erwerben, stellt sich natürlich zwangs-läufig auch die Frage nach der Speicherung.Interessant wird zudem sein, ob sich der Marktdurch VoD auch dahingehend verändert, dassmehr verliehen und weniger gekauft wird alses heute im physischen Markt der Fall ist.

Das Internet hat 2010 im Wer-bemarkt die Printmedien erstmalsüberholt – was ist daraus für die Zu-kunft abzuleiten?Eine interessante Entwicklung, die auch

weiter voranschreiten wird. Man darf aber nichtvergessen, dass dieser Internet-Werbemarkt zuüber 50 Prozent noch aus Suchmaschinen-Mar-keting besteht. Letztendlich wird es auch in derZukunft, wie immer bei der Werbung, für denWerbetreibenden darum gehen, dass er dortpräsent sein will, wo seine Zielgruppe sich auf-hält. Reichweite allein wird nicht mehr so ent-scheidend sein, sondern mehr und mehr die Bin-dung zum Konsumenten, was dazu führt, dassWerbeplattformen wie sie etwa Facebook in Zu-kunft noch stärker darstellen wird, zusätzlichnachgefragt werden.

Wie wird denn das Fernsehenauf die flexible und umfassende Ver-fügbarkeit von Bildern im Internetreagieren müssen?Ich glaube, dass es lineares Fernsehen

auch in zehn Jahren noch geben wird. Geradefür große Live-Events und Shows wird es auf ab-sehbare Zeit einfach auch technisch nochschwierig sein, das allein über das Internet ab-zubilden und acht bis zehn Millionen Fernseh-haushalte gleichzeitig zu erreichen. Verändernwird sich das Fernsehen natürlich trotzdem.Heute geht man davon aus, dass 10 Prozent desFernsehkonsums nicht-linear stattfinden, in fünfJahren, so denken wir, wird sich dieser Wert inetwa verdreifachen.

Wichtig für alle Beteiligten ist, dass man dieChancen, die einem das Internet hier bieten, ver-sucht auch zu nutzen, dass die Geschäftsmo-delle zusätzlich diversifiziert werden. Ganz wich-tig aber: Eine Trial-and-Error-Mentalität mussnoch mehr Einzug in den Markt halten, da mannur dadurch, so glaube ich, die Geschäftsmo-delle finden kann, die zukünftig auch Erfolg brin-gen. Den einen großen Erlösstrom wie in derVergangenheit wird es nicht mehr geben. Unddas gilt für die anderen klassischen Medien vonPrint bis Radio natürlich ebenso. Großen Me-

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Das Internet – über viele Jahre hinwegwar es für die Filmbranche eine höchst

ambivalente Sache. Seine Vorzüge und Po-tenziale übten einerseits eine hohe Anzie-hungskraft aus, doch nur das Stichwort „Pi-raterie“ schon vermochte im anderen Mo-ment Angst und Schrecken zu verbreiten.Noch vor fünf Jahren blühten in Deutsch-land zwar kostenlose Clip-Portale wie You-Tube, MyVideo oder Clipfish. Doch die fünfdamals existierenden Video-on-Demand-Modelle für professionellen Film-Contenthatten in dieser frühen Zeit große Proble-me und stellten zum Teil ihren Betrieb wieetwa in2movies schon nach wenigen Mo-naten wieder ein. Und auch die Signale ausden USA verunsicherten: Noch 2006 mach-ten sich die US-Majors mit der kosteninten-siven Einführung des aufwändigen Hard-ware-Formats Blu-ray für einen Offline-Ver-triebsweg der Zukunft stark. Dazu kamendie technischen Voraussetzungen: Zwarschienen Menschen offenbar bereit, Näch-te lang illegal einen Film zu laden – aberzahlenden Kunden war das kaum zuzumu-ten. Geld, so schien es noch 2006, sei mitFilmen im Internet auf absehbare Zeit nichtzu machen. Im Gegenteil: Das Internet, sovereinzelte Befürchtungen, würde nicht zu-letzt dank illegaler Downloads unter Um-ständen sogar dazu führen, die Umsätzeder Filmbranche dauerhaft eher zu senken.

Heute, nur wenige Jahre später, ist ei-ne exakt gegenteilige Stimmung zu spüren:Online-Vertriebsmodelle im VoD-Bereichentfachen eine Euphorie, die jene der Ein-führung der DVD um die Jahrtausendwen-de noch zu übersteigen scheint. In den USAwerden Milliarden-Deals eingestielt, diewichtigsten Online-Player reißen sich welt-weit um attraktiven Film-Content, fast täg-lich gelangen Meldungen über neue Pro-jekte und Kooperationen an die Öffentlich-keit. Endlich scheinen die äußeren Bedin-gungen zu stimmen, damit Internet undFilmbranche künftig einen gemeinsamen,Gewinn bringenden Weg gehen können.

Dabei speist sich die Euphorie nicht al-lein aus der Aussicht, mit dem Internet ei-ne weitere Verwertungsplattform für Filmeetablieren zu können. Spätestens nach demNetflix-Deal im Sommer 2010 deutet sichviel mehr mit dem Premium VoD ein weit-aus tiefgehender Einschnitt in den gesam-ten Verwertungsprozess von Filmen an unddamit die langfristige Verschiebung deskompletten Marktes. Für die kolportierteSumme in Höhe von einer Milliarde Dollarhat sich mit diesem Deal die Video-on-De-mand-Plattform Netflix für fünf Jahre die US-Rechte für das Internetstreaming aller ak-tuellen Kinofilme von Paramount, Lionsga-te und MGM gesichert. Vor allem aber hatsie sich darüber hinaus zusätzlich einen ei-genen Platz in der Verwertungskette erwor-ben: Das Zeitfenster der Pay-TV-Sender hatsich auf schlanke 90 Tage verkürzt, direktdanach darf Netflix die Filme als Stream ver-werten und zwar im mit knapp anderthalbJahren längsten Zeitfenster aller Beteiligten.Danach erst ist der große Verlierer diesesModells an der Reihe, das Free-TV.

Extreme Verkürzung der Verwertungs-fenster für Offlinemedien, Schwerpunktset-zung auf die Verwertung im Onlinebetrieb,Bedeutungsverlust von Trägermedien und

Free-TV: Was hier nur das Ergebnis eines ein-zelnen Geschäfts in den USA sein mag, darfals allgemeiner Trend bezeichnet werden,auf den die Branchen künftig hinsteuern.Denn es ist ein Deal, der sich offensichtlichauszahlt: Im ersten Quartal 2011 hat Net-flix seinen Umsatz auf 720 Millionen Eurosteigern können. Nutzbar wird der Online-Filmstock für die Kunden über ein einfachesFlatrate-System, das bereits 20 Millionen US-Amerikaner abonniert haben – mit starkerZuwachstendenz. Gleichzeitig verzeichnetder bisherige Schwerpunkt des Unterneh-mens, der postalische DVD-Verleih, eben-so starke Rückgänge wie der gesamte DVD-Verkauf in den USA.

Spätestens seit dem Netflix-Deal kommtenormer Schwung ins Video-on-Demand-Geschäft. So haben im April die anderengroßen Studios Warner, Sony, Universal undFox in den USA verkündet, ihre Filme überDirecTV sogar schon nach 60 Tagen Kino-auswertung den Kunden anbieten zu wol-len – erheblich teurer zwar, dafür aber alsDownload. Magnolia Pictures, die bereits2006 mit Steven Soderberghs „Bubble“ ei-nen gleichzeitigen Kino- und Online-Startversucht hatte, bot ihren Online-Vertriebs-partnern jüngst ein aktuelles Filmpaket gar

Marcelo BusseProduzent, Busse &Halberschmidt

Welche  Ihrer Filme lassensich als Video on Demand oderStream herunterladen?

„Im Haus meines Vaters sind vie-le Wohnungen“, „Reich mir deineHand“, „Kontakt“, „Armin“ und„Spielverderber“.

Auf welchen Plattformen?Videoload, Maxdome, iTunes,

flimmit u.a.

Und welche Ihrer Filme sindillegal im Netz?

Leider alle, nur in seltenen Fäl-len gelingt es unseren Lizenznehmern,dem einen Riegel vorzuschieben.

30 Tage vor Kinostart an. Wo in den USAbei den Kinobetreibern Entsetzen über die-se Tendenzen herrscht, hat in England hin-gegen zum Beispiel die Kinokette Vue En-tertainment Anfang Juni als Reaktion dar-auf mit den Studios ein spezielles Modell derFensterverkürzung ausgehandelt. WeitereVoD-Modelle, Projekte und Kooperationenmit Unternehmen aus der Film- und Fern-sehbranche wurden seither wöchentlichvon sämtlichen Playern der Internetwelt vonFacebook über Google bis hin zu YouTubeangekündigt.

Diese Entwicklungen werden weit rei-chende Konsequenzen nach sich ziehen,besonders der klassische Video-/DVD-Markt,der Fernsehmarkt sowie der Verleihbetriebsind betroffen. Internetfähige Fernseher er-obern den Markt, die Filme und Fernseh-programme aus dem Internet jederzeit be-liebig ins Wohnzimmer bringen und nicht

nur Trägermedien, sondern auch klassischesFernsehen im linearen Programm redundanterscheinen lassen. Mehr und mehr Produ-zenten sehen im Onlinevertrieb zudem dieChance, ihre Filme ohne finanziellen Verlustdurch zwischen geschaltete Verleihfirmenkünftig selbst zu vertreiben.

Von Piraterie hingegen und illegalenDownloads spricht zurzeit kaum jemand.Nicht, dass das Problem nicht mehr existie-ren würde, aber insbesondere verkürzteZeitfenster, die steigende Attraktivität desAngebots und mögliche Querfinanzierun-gen für Rechteinhaber sollen im Premium-VoD-Modell das Problem künftig deutlichminimieren. Selbst in Deutschland haben dieWerbeinvestitionen im Internet 2010 der-art angezogen, dass sie erstmals jene imPrint überholt haben. Und so können Be-nutzer in den USA beispielsweise bei wer-befinanzierten Videoportalen wie Hulu.comoder Popcornflix.com absolut kostenfrei Fil-me und Fernsehprogramme schauen.

Und in Deutschland?Hierzulande werden wie auch andern-

orts in Europa die Entwicklungen genau be-obachtet – von radikalen Verschiebungender Verwertungsfenster wie in den USA istman allerdings noch weit entfernt. Die Be-deutung des Internets für hochwertige fil-mische Inhalte ist freilich erkannt, und auchdie Nutzer scheinen für die Entwicklung be-reit, immerhin schauten sich zwei Drittel vonihnen 2010 zumindest gelegentlich Vide-os und Filme im Internet an. Welche Allian-zen sich allerdings mit welchen Konzeptenam Markt schließlich durchsetzen werden,bleibt abzuwarten. Seit Jahren am Marktsind das ProSiebenSat.1-Tochterunterneh-men Maxdome, das Blockbuster, Serien undFernsehsendungen zum kostenpflichtigenDownload oder Stream anbietet, außerdemVideoload der Deutschen Telekom, der iTu-nes-Shop, das in Köln beheimatete PortalSevenload sowie zahlreiche andere spezi-alisierte Dienste von Select Video (KabelDeutschland) bis hin zur Vivendi-Tochter Za-oza und Qriocity vom jüngst Hacker geplag-ten Sony.

Dass derzeit besonders die deutschenFernsehsender um kreative Lösungen be-züglich ihrer Filme und Sendungen bemühtsind, beweisen nicht nur die erfolgreichenPortale Maxdome oder RTL Now, sondernvor allem zwei geplante Großprojekte, die2011 von sich Reden gemacht haben. Zumeinen planten die Privatsendergruppen RTLund ProSiebenSat.1, eine gemeinsame VoD-Plattform zu gründen, orientiert am VorbildHulu.com. Mitte März lehnte das Bundes-kartellamt die Pläne ab, weil das Projekt das

Schwerpunkt

Die Entwicklung auf dem Markt für Video-on-Demand verläuft rasant.

Online-Vertriebsmodelle für Kino aus dem Netz entfachen eine neue

Euphorie in der Filmbranche. Oliver Baumgarten stellt die digitalen

Vertriebswege vor.

VoD – neue Vertriebswege im Internet

Filme auf Abruf

Anita Elsani Produzentin elsani film

Welche  Ihrer Filme lassensich als Video on Demand oderStream herunterladen?

Keiner

Welcher Ihrer Filme sind ille-gal im Netz?

„Vivere“ von Angelina Maccarone

Hermann Joha Geschäftsführer action concept Film- und Stuntproduktion 

Welche  Ihrer Filme lassensich als Video on Demand oderStream herunterladen?

Alle Produktionen für RTL sindbei RTLnow.de zu sehen bzw. zu se-hen gewesen, z.B. „Alarm für Cobra11“, „Lasko“ und TV-Movies wie„Geister all inclusive“. Zusätzlich sindsie im iTunes-Store und über andereKanäle, mit denen RTL arbeitet, erhält-lich. Die Produktionen für Sat.1 findetman z.B. bei Maxdome. Ganz genauwissen wir das nicht, es handelt sichimmer um Zufallsfunde, da die Sen-der uns nicht informieren, sobald et-was online geht.

Welche Ihrer Filme sind ille-gal im Netz?

Leider sämtliche Produktionen,die wir in den letzten zehn Jahren her-gestellt haben. Die aktuellen Filme undSerien sind leicht zu finden, nach denälteren muss man teilweise etwasgründlicher suchen.

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„marktbeherrschende Duopol der beidenSendergruppen auf dem Markt für Fernseh-werbung weiter verstärken“ würde. Gegenein anderes Senderprojekt hatte dasBundeskartellamt wegen des geringen An-teils der Beteiligten am Werbemarkt hinge-gen nichts einzuwenden: „Germany’s Gold“lautet der Arbeitstitel der von ARD und ZDFgemeinsam mit der Produzentenallianz ge-planten Online-Videothek, eine Art Pro-grammarchiv der beiden Sender, das gegenGebühr abrufbar sei. Bereits 2012 soll dasProjekt online gehen, von dem sich ZDF-In-tendant Markus Schächter jüngst das „gro-ße Geld“ versprach.

Auch im filmkulturellen Bereich übrigensgibt es eine Reihe von Initiativen, um imInternet mit Filmproduktionen Geld zu ver-dienen. Filmemacher selbst etwa könnenihre Werke seit Jahren schon bei Online-film.org selbst vertreiben, und gerade auchim Kurzfilmbereich gibt es zahlreiche Op-tionen für den Eigenvertrieb, kürzlich erstöffnete beispielsweise die Filmplattform derInternationalen Kurzfilmtage Oberhausen.Was aber ist mit den kommerziellen Kino-filmen der unabhängigen deutschen Ver-leiher und Produzenten? Hier wird es ver-

mutlich in der kommenden Zeit spannendwerden, Verträge, wie sie Maxdome kürz-lich mit Universum Film über die Onlinever-wertung deren Filmstocks abschloss, dürftenmit darüber entscheiden, wer den rasantwachsenden Markt in Deutschland mitbe-stimmen wird. Netflix, Google und YouTubejedenfalls klopfen bereits hörbar an die Tür…

Die Redaktion will, dass ich fremdgehe.Dabei bin ich sehr zufrieden, wie es ist:

Die äußere Erscheinung ist ansprechend,die Auswahl groß und von guter Qualität,das Personal stets freundlich. Eigentlich gä-be es keinen Grund, der Videothek meinesVertrauens untreu zu werden. Aber, so sagtman mir, heute müsse sich niemand mehraus dem Haus bewegen, um sofort an ei-nen Film zu kommen. Die Zukunft gehö-

re nicht den kleinen silbernen Scheiben,sondern dem großen Datenstrom, der überimmer schnellere Leitungen ins Hauskommt. Videothek!?! Daran merke mannun wirklich mein Alter, höre ich.

Sönke Wortmanns Film „Die Päpstin”

soll ich im Selbstversuch auf kürzestem Wegauf meinen Rechner holen. Ganz legal, ver-steht sich. Ich nähere mich der „Päpstin”über Google und gebe ein: „Die Päpstin”Film Download. Über den Treffern prangen,gelb unterlegt, zwei Anzeigen (www.max-dome.de und www.zaoza.de), die ich ge-wohnheitsmäßig ignoriere. Der erste Linkdarunter führt zu einem Filesharing-Portal,das gleich etliche Filme im Angebot hat, diein diesen Wochen erst ins Kino gekommensind. Die Webadresse endet auf „.ws” fürden Inselstaat Samoa, seriöse Angebotesind dort eher nicht zu erwarten. Also zu-rück zu Google und dann doch zu maxdo-me.de. Auf meine Eingabe ins Suchfeld derSeite erscheint der Satz: „Zu Ihrem Suchbe-griff Päpstin wurden bei maxdome 0 Tref-fer gefunden”. Stattdessen bietet man miran der Spitze einer „Top 100 Spielfilm”-Lis-te von Donnersmarcks „The Tourist” für 48Stunden zum Preis von 3,99 Euro. In der Vi-deothek bekäme ich ihn bis zum nächstenTag für 2,50 Euro. Dafür müsste ich aberauch vor die Tür gehen. Ich versuche esbeim Konkurrenten zaoza.de, wo man erstmal die Aufforderung zum Probeabo um-gehen muss, um dann im Filmverzeichnisfeststellen zu können, dass es auch hier „DiePäpstin” nicht gibt. Wer hätte gedacht, dassuntreu werden so schwierig sein könnte.

Zurück zu Google. Um Filesharing und

Torrent-Seiten aus dem Weg zu gehen, er-gänze ich meine Suchanfrage um den Zu-satz „legal”. Jetzt erscheint – als Anzeige –auch die Telekom und bietet Film-Abos an.Die Suche nach „Päpstin” führt aber auchdort nicht weiter. Der erste reguläre Goo-gle-Treffer ist nun die Anfrage einer „Sabri-naSabrina” von 2009: „Wo kann man denFilm Die Päpstin online anschauen oderdownloaden?” Im gutefrage.net wird sie be-lehrt, dass es sich um einen Fernsehfilm han-dele, legale Download-Möglichkeiten kenntniemand.

Über ein paar Umwege lande ich beiwww.videobuster.de, wo die Möglichkeitbesteht, neben konventionellem DVD-Ver-leih per Post, auch Live-Stream oder Down-load zu wählen. Das funktioniert auch beietwas älteren Produktionen wie Tykwers„Das Parfum”. „Die Päpstin” ist jedoch auchdort nur in physischer Form als DVD oderBlu-ray zu bekommen.

Rund eine Stunde und diverse Suchma-schinen und Schlagworte später gebe ichauf. Die illegalen Angebote, WortmannsFilm – in wer weiß welcher Qualität – her-unter zu laden, sind auf den ersten Blickzahllos. Ob sie allerdings auch noch aktivsind, ist fraglich. Legaler Download? Fehl-anzeige! Bleibt der Weg in die Videothekmeines Vertrauens, die ist nur fünf Minu-ten entfernt.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 15

Für das Magazin machten wir unserem Autor Christian Seebaum ein unmoralisches Angebot:

Er sollte seiner Videothek untreu werden und für uns versuchen, „Die Päpstin” legal aus dem

Netz zu laden.

Wie ich versuchte,untreu zu werden

Video­on­Demand: Schlag auf Schlag

Die Entwicklung auf dem Markt für Video-on-Demand verläuftrasant, das zeigt auch die Übersicht von Überschriften aus der

Fachpresse der letzten drei Monate, die noch nicht einmal einenAnspruch auf Vollständigkeit erhebt.

07.03. Kabel Deutschland mit Video Select vor VoD-Start08.03. Warner nutzt Facebook als VoD-Kanal 18.03. Kartellamtveto gegen Videoplattform von RTL und

Sat.1/ProSieben01.04. Studios kündigen VoD 60 Tage nach Kinostart an05.04. Walt Disney Company wird Inhaltelieferant für das IPTV-

Angebot Vodafone TV07.04. YouTube plant Premium Fernsehkanäle im Netz16.03. USA: Sechs von zehn digitalen Filmen werden via Netflix

abgerufen24.03. VoD-Plattform Maxdome und Universal schließen umfas-

senden Rechtevertrag15.04. Magnolia Pictures bietet VoD 30 Tage vor Kinostart an18.04. RTL und Sat.1/ProSieben legen Beschwerde gegen Kar-

tellamtsveto ein

21.04. DirecTV startet „Meine erfundene Frau“ als Premium-VoD-Start zwei Monate nach Kinostart

29.04. ARD und ZDF planen gemeinsame Onlinevideothek mitNamen Germany´s Gold

03.05. US-Videomarkt: Physischer Kaufmarkt bricht weiter ein11.05. FlickLaunch bringt Indie-Filme via VoD zur Facebook-Ge-

meinde11.05. Google launcht Android-Videothek11.05. Kabel Deutschlands VoD-Service stockt 3D-Angebot auf12.05. VoD-Plattform Kabel BW sichert sich Disney Content12.05. Warner-Chef Bewkes: Premium-VoD wird Kinoumsätze

nicht tangieren13.05. USA: DVD-Großhandelsumsatz 2010 um 40 % rückläufig23.05. VoD Plattform Maxdome schnappt sich Universum-Con-

tent01.06. Summit experimentiert mit verfrühter Digitalauswertung06.06. Disney plant VoD-Angebot über Disney.com07.06. Erster Video Download Award für „Inception“ für

200.000 bezahlte Downloads in 100 Tagen.....

Tom Spieß Produzent, Little SharkEntertainment

Welche  Ihrer Filme lassensich als Video on Demand oderStream herunterladen?

”Das Wunder von Bern“ und„Hangtime“

Auf welchen Plattformen?u.a. bei iTunes, Videoload und

Maxdome.

Und welche Ihrer Filme sindillegal im Netz?

„Das Wunder von Bern“,„Lammbock“, „Hardcover“, „Hangti-me“ und „Deutschland. Ein Sommer-märchen“

Als Down -load legalverfügbar:der Doku-mentarfilm„Im Hausemeines Vaters sindviele Woh-nungen", Foto: X Verleih

Legal onlinenur schwer zuhaben: „Die Päpstin”, Foto: Constantin

Page 16: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

zieren von Häusern, Autos, Pfer-dekarren und auch virtuellenMenschen, die sich im Hinter-grund bewegen werden.

Für den John Lee HancockFilm bereiten wir eine Präsenta-tion der Vorvisualisierungen vor,die nächste Woche dem auftrag-gebenden Studio gezeigt werden

sollen, damit die Verantwortlichen eine Vorstel-lung bekommen, wie sich ganze Sequenzen desFilms mittels Visual Effects realisieren lassen. Da-für arbeite ich in den nächsten Tagen auch sehreng mit unserem Animator zusammen, der die-se „Previz” gerade realisiert.

Was sind aus Ihrer Sicht diewichtigsten Veränderungen in denJahren, seitdem Sie mit bewegtenSpielzeugautos im „Wüstenrennen“angefangen haben? Am gravierendsten war in erster Linie der

Einzug ins digitale Zeitalter in den frühen Neun-zigern sowie die Einführung der digitalen Film-Kameras in den späten Neunzigern. Diese Ent-wicklungen haben dazu geführt, dass im Bereichder visuellen Effekte inzwischen alles umsetz-bar ist, wenn man das entsprechende Budget,aber auch die nötige Zeit für die sorgfältige Pla-nung und Umsetzung hat. Übrigens sind nachmeiner Erfahrung die Deutschen die besserenPlaner und die Amerikaner in den meisten Fäl-len die besseren Umsetzer. Daraus ergibt sichdann ein hervorragendes Teamwork, wenn mandiese Stärken richtig einzusetzen weiß.

Wann sind Visual Effects be-sonders gelungen? Wenn der Zu-schauer sie gar nicht bemerkt?Generell ist die Antwort natürlich „ja”.

Aber man muss zwischen Effekt-Spektakeln, wie„Transformers” und Filmen wie „Forrest Gump”unterscheiden. Natürlich weiß der Zuschauer bei„Transformers”, dass es sich um Filmtricks han-delt. Hier liegt die Kunst in der Integration dercomputergenerierten Elemente in den Realdreh.Dadurch entsteht eine neue Realität, eine Film-Realität. Bei „Forrest Gump” würde man aus derHandlung gerissen, wenn man einen der vie-len hundert Filmtricks erkennen würde, die indem Film zum Einsatz kamen. Dann gibt es auchnoch einen Hybrid, wie z.B. „Anonymous”, denneuen Film von Roland Emmerich, der ab MitteOktober in den deutschen Kinos läuft und in demdie Zuschauer viele Ansichten von London im 16.Jahrhundert erleben, aber natürlich unterbewusstrealisieren, dass wir diese Stadtansichten nirgend-wo gefilmt haben können. In diesem Fall freuenwir uns, wenn der Zuschauer sich in diese Weltzurückversetzt fühlt und dadurch komplett vonder Geschichte des Films vereinnahmt wird. Wenndas der Fall ist, haben wir gute Arbeit gemacht.Denn am Ende geht es immer um das Erzähleneiner guten Geschichte.

Sehen Sie denn die Gefahr,dass die oft enorm hohen VFX-Bud-gets zu einer Verflachung der Ge-schichten führen, weil immer nacheinem Massenpublikum geschieltwerden muss?

Das ist schon richtig, denn nicht umsonstgibt es ja die bekannte Redewendung, dassman vom Film-„Business” spricht und nicht vonder Film-„Art”. Wenn das Geld durch die gro-ßen Spektakel nicht reinkommt, dann werdenvon den Studios auch extrem weniger Mittel fürkleinere Filme zur Verfügung gestellt. Wennman sich die Filmgeschichte anschaut, war dasaber schon immer so – nur dass die Budgets fürVFX im Vergleich kleiner waren, weil es frühernicht den hohen Anspruch des Publikums gab.Da durfte es in einem Hitchcock-Film auchschon mal eine schlechte Rückprojektion bei ei-ner Autofahrt geben – das Publikum hat das ge-schluckt. Heute reißt so etwas jeden sofort ausder Filmhandlung.

Was macht digitale Spezialef-fekte überhaupt so teuer? Durch das über viele Jahre trainierte Au-

ge des Zuschauers, sind die Ansprüche an denRealismus der VFX ins Unendliche gestiegen. Anden VFX für „2012” haben z.B. etwa 1.200 Di-gital-Artists in 15 Firmen gearbeitet. Wenn Siedie Arbeitszeit von so vielen Menschen auf ei-nen Zeitraum von 8 bis 12 Monaten hochrech-nen, kommen Sie auf enorme Summen.

Ist die Zukunft der Special Ef-fects rein digital oder wird esweiterhin Kombinationen von ana-log und digital erzeugten Effektengeben?Es wird zwar für viele Jahre noch den Ein-

satz von Miniatur-Modellen geben, aber selbst

Wo erwische ich Sie gerade? Sie erwischen mich gerade morgens um

7 beim ersten Email-Check zuhause an meinemSchreibtisch in den Hollywood Hills. Um 9 Uhrgeht die Arbeit bei Uncharted Territory los, dasist die Productions/Visual Effects Firma, die ichmit meinem Businesspartner, Marc Weigert, seitzwölf Jahren gemeinsam leite.

An welchen Projekten arbeitenSie zur Zeit?Nachdem wir mit Roland Emmerich nach

„2012” zuletzt sein Shakespeare-Drama „Anony-mous” als Executive Producers und Visual EffectsSupervisors fertig gestellt haben, freuen wir unsgerade auf die Fertigstellung des Drehbuchs fürsein neues Science-Fiction-Epos. Das Drehbuchbekommen wir in den nächsten Wochen auf denTisch. Da wir mit Beginn diesen Jahres auch pa-rallel VFX-Sequenzen für weitere Projekte betreu-en, arbeiten unsere VFX Artists gerade an einerSzene für einen neuen Martin-Scorsese-Film undan der Vorvisualisierung eines geplanten Projektsdes Regisseurs John Lee Hancock, der mit „TheBlind Side” sehr erfolgreich war.

Was machen Sie im Rahmendieser Arbeit gerade genau?Für die Szene des Scorsese-Films bauen wir

ein virtuelles Paris der 30er Jahre nach. Ich ar-beite dabei vor allem gerade sehr eng mit un-serem Matte Artist zusammen, der mit tausen-den von digitalen Fotos von einem Kurztrip ausParis zurückgekehrt ist. Mit unserem CG Super-visor bespreche ich parallel Details über das Plat-

Volker Engel, Foto: privat

Interview Volker Engel

Das trainierte AugeVON CHRISTIAN SEEBAUM

Schwerpunkt

Volker Engel ist der profilier -

teste deutsche Special-Effects-

Experte. 1997 erhielt der

46-Jährige den Oscar für seine

Arbeit an Roland Emmerichs

„Independence Day“. Zudem ist

er Filmproduzent und Honorar-

professor an der Hochschule

Bremerhaven. Christian

Seebaum führte mit ihm ein

Interview per Email zwischen

Köln und Hollywood.

Page 17: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

jetzt liegt er vielleicht noch bei ein bis zweiProzent, und er wird sich weiter reduzieren.

Stellt die 3D-Technik für Ih-re Arbeit eine neue Herausforde-rung dar? Oder erfordert sie nurmehr Rechenleistung von denComputern?Alles wird komplexer, man muss vor

allem beim Zusammenfügen verschiedenerBildteile bestimmte optische Regeln beach-ten. In den 2D-Composits muss man jetztnatürlich mit der dritten Dimension arbei-ten. Vorher hat man z.B. in einem Compo-site mit mehreren zweidimensionalen Flä-chen gearbeitet, die man hintereinanderstaffelt und im Laufe eines Schusses gegen-einander verschiebt, um den Eindruck vonder dritten Dimension zu erzeugen. Sobaldman aber ein echtes, dreidimensionales Bilderzeugen will, sieht man in diesem Fall so-fort, dass es sich nur um hintereinander ge-staffelte Flächen handelt. Man muss jetztkomplett dreidimensional arbeiten. Das istein erheblicher Mehraufwand.

Man kann es fast mit der Umstellungvon Mono auf Stereoton vergleichen: Manbraucht ein neues Aufnahmeverfahren (Ka-meras), ein neues Mischverfahren (VFX) undein neues Abspielgerät (Projektor). Man er-kennt bei diesem Vergleich auch sofort dasmomentane Manko an der Technologie.Beim Stereoton braucht man kein zusätz-liches Hörgerät, beim Stereobild aber zurZeit immer noch eine Brille.

mögliche in Bilder umzusetzen. „UnserePhilosophie lautet: Es geht alles, wir findeneinen Weg“, sagt Zaidi. „Wir setzen uns zu-sammen und tüfteln etwas aus.“ Dabei hilft,dass die Firma bereits Ende der 90er Jahreeine eigene Software für die Simulation vonnatürlichen Phänomenen entworfen hat.Diese hat sie ständig weiterentwickelt undkann so schnell und effektiv Kundenwün-sche umsetzen. „Das verschafft uns einenMarktvorteil“, sagt Zaidi, seit 2007 Ge-schäftsführerin von Scanline VFX. Belohntwurde dies schon mit zahlreichen Auszeich-nungen, darunter 2008 dem AcademyAward für die beste Technik für die Software„Flowline“.

Roland Emmerich war zunächst skep-tisch, doch als Scanline VFX dem Regisseurin kurzer Zeit einen ersten Test für „2012“zeigte, war er überzeugt, erinnert sich dieGeschäftsführerin. Schließlich seien Natur-phänomene nur schwer realistisch darzu-stellen. „Die Simulationen basieren auf be-stimmten physikalischen Regeln, aber esgibt auch einen Teil Chaos, der nicht bere-chenbar ist“, erklärt Zaidi. Dafür seien rea-le Referenzen wichtig, etwa für „Hereafter“die Tsunamiwelle 2004 in Südostasien. Häu-fig seien die Effektspezialisten auch vor Ortbeim Dreh dabei und arbeiteten eng mitdem Szenenbildner zusammen, etwa beiSet-Extensions für computergenerierte An-sichten von Städten.

Der Hauptsitz der Firma, die 1989 ge-gründet wurde, befindet sich in Münchenauf dem Bavaria-Gelände. Dort arbeiten 45Mitarbeiter. Früher hieß sie CA Scanline,2007 firmierte sie um zu Scanline VFX undgründete ein Studio in Los Angeles. 2010kam eines in Duisburg hinzu, das nun nachDüsseldorf gezogen ist. Dort will die Firmaauch in den Bereich Werbung einsteigen.Auf den 220 Quadratmetern in einemHinterhof unweit der Kö haben die 17 Mit-arbeiter und das aufwändige technische Ge-rät ausreichend Platz gefunden.

Zurzeit betreuen sie die Filme „Immor-tals“ von Tarsem Singh, „Wickie auf großerFahrt“ von Christian Ditter, „Hotel Lux“ vonLeander Haußmann und „Als der Weihn-achtsmann vom Himmel fiel“ von OliverDieckmann. Für „Hotel Lux“ müssen sieBerlin und Moskau der 30er Jahre auferste-hen lassen und Straßen im Computer ver-längern. Für „Als der Weihnachtsmann vomHimmel fiel“ fügen die Effektspezialistenzwei animierte Kobolde sowie zwei real ge-drehte Engel in Szenen nachträglich ein –„eine sehr aufwändige Technik, weil die En-gel sich bewegen. Sie müssen erst auf dierichtige Größe skaliert werden“, erklärt Is-mat Zaidi. Am 24. November, wenn derFilm in die Kinos kommt, kann man sichüberzeugen, wie realistisch die visuellen Ef-fekte gelungen sind.

Warum ist es hilfreich, alsVFX-Mann zugleich auch Produ-zent bzw. Co-Produzent einesFilms zu sein?Man hat extrem größeren Einfluss auf

die Produktionsmethoden, die angewendetwerden. Man sitzt mit den anderen Produ-zenten im gleichen Boot – sie realisieren,dass man nicht nur das beste für die VFXwill, sondern für den gesamten Film.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 17

Aktuelle Arbeit vonScanline VFX:„Wickie auf großerFahrt“ vonChristian Ditter

Diese Welle vergisst man nicht soschnell: Ein Mönch schlägt den Gong,

während über die Berge des Himalayas ei-ne riesige Flut schwappt und das Klostermitreißt. Die Wassermassen für Roland Em-merichs Katastrophenfilm „2012“ entstan-den natürlich im Computer, aber nicht inHollywood, sondern in Deutschland. Scan-line VFX ist ein Spezialist für digitale Post-produktion und 3D-Animationen, aber vorallem für die Simulation von Naturphäno-menen wie Feuer, Wasser und Rauch. SeitApril hat die Firma auch einen Sitz mittenin Düsseldorf in der Steinstraße.

Die Liste der Referenzprojekte ist lang,denn kaum ein Film kommt heute noch oh-ne visuelle Effekte aus: „300“ von Zack Sny-der, der aktuelle vierte Teil der „Pirates of theCaribbean“ und „Die Chroniken von Nar-nia – Prinz Kaspian von Narnia“ sind genau-so dabei wie „Hereafter“ von Clint East-wood.

Die Simulation der Tsunami-Wellebrachte Scanline VFX sogar eine Nominie-rung für den diesjährigen Oscar ein. „Un-ser L.A.-Studio hat mit Eastwood zusammengearbeitet – ein sehr angenehmer Regisseur,der genau weiß, was er will“, sagt Ismat Zai-di, Geschäftsführerin von Scanline VFX.Auch bei deutschen Großproduktionen,egal ob TV oder Kino, hat ihre Firma mit-gewirkt: Die Computer-Künstler lehrten denHeuschreckenschwarm für „Nirgendwo inAfrika“ das Fliegen, fluteten Hamburg („DieSturmflut“), schickten den Hai durch dieMeere in „Haialarm auf Mallorca“ und diedigitalen Flieger in den Luftkampf über„Dresden“.

Häufig kommen Filmemacher mit kniff-ligen Anforderungen zu Scanline VFX. DieHerausforderung besteht darin, das Un-

Scanline VFX jetzt auch in Düsseldorf

Skalierte EngelVON MARION MEYER

Special Effectsfür Roland Emmerichs„2012”, Fotos: Scanline VFX

Page 18: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

Das Raubkopieren von Filmen, Musikstüc-ken und anderen kreativen Leistungen ist

ein Problem, zumal es gerade in der jungen Ge-neration oft als Kavaliersdelikt angesehen wird.Wie man solche Urheberrechtsverletzungen ambesten bekämpft, darüber sind sich auch Ex-perten nicht einig. Auch Frankreich undDeutschland gehen in dieser Hinsicht weitge-hend getrennte Wege.

Während Frankreich seiner staatsdirigisti-schen Tradition folgend eine Behörde mit Sank-tionsbefugnissen eingerichtet hat, setzt man inDeutschland auf ein Bündel von Maßnahmen,das von Strafverfolgung und Aufklärungsaktio-nen bis zu legalen Download-Angeboten reicht.Großes Aufsehen erregten ab 2006 vor allemdie Kampagnen der Zukunft Kino MarketingGmbH, die im Auftrag von HDF Kino und desVerleiherverbands Kinospots, Printmotive, Web-sites und Aktionen wie „Filmbefreier“ zumSchutz des Mediums lancierte.

2009 beschloss das französische Parlamentnach langer Kontroverse ein Gesetz gegen Inter-net-Piraterie. Kernstück war die Schaffung ei-ner eigenen Behörde namens “Haute Autori-té pour la Diffusion des Œuvres et la Protectiondes Droits sur Internet” (Hadopi). Ihr Hauptziel:Internet-Nutzern, die illegal Filme oder Musikherunterladen, das Handwerk zu legen.

Verdächtige werden das erste Mal per Mailverwarnt. Tritt binnen sechs Monaten ein weite-rer Verdachtsfall auf, gibt es eine Warnung per Ein-schreiben. Danach drohen ein Bußgeld und eineeinjährige Sperre des Internetzugangs. Wiederho-lungstäter müssen mit bis zu 300.000 Euro Buß-geld und drei Jahren Gefängnis rechnen.

Drei Mitglieder der Hadopi-Kommissionzum Schutz der Rechte gaben Ende Dezember2010 bekannt, dass seit der Arbeitsaufnahmeder Einrichtung im Oktober 2010 rund 100.000Warnungen an verdächtige Personen verschicktworden seien.

Hadopi stützt sich bei den Ermittlungen aufdie IP-Adresse, die jedes mit dem Internet ver-bundene Gerät identifiziert. Kritiker geben zu

Das digitale Zeitalter bringt nicht nur Chancen, sondern birgt auch Gefahren vor allem für das

Urheberrecht. Reinhard Kleber hat für uns den Umgang mit Urheberrechtsverletzungen in

Frankreich und Deutschland verglichen.

Urheberschutz im Netz in Frankreich und Deutschland

Kampf den Filmpiraten

bedenken, dass dies ein unsi-cheres Instrument sei, umRaubkopierer ausfindig zumachen. Zudem gebe estechnische Mittel, um denKontrollen zu entgehen.Überdies könnten gewiefteSurfer sich einen Anschlussteilen oder sich die Identitätunschuldiger User aneignen.

Die gesetzliche Neurege-lung hatte 2009 zu Protesten geführt und warauch im Ausland kritisiert worden. Gegen dasGesetz erhob die oppositionelle SozialistischePartei Einspruch beim Verfassungsrat. Sie sahin der Neuregelung eine Attacke auf die Frei-heit der Bürger. Der Verfassungsrat legte gegendas Gesetz sein Veto ein und forderte als un-abdingbare Voraussetzung die Einschaltung ei-nes Richters vor einer Internet-Sperre. Auch Ver-braucherschützer erhoben Bedenken gegen dasGesetz, weil nach ihrer Ansicht in der heutigenInformationsgesellschaft niemand vom Zugangzum Internet abgeschnitten werden dürfe. Mu-siker und Filmemacher dagegen begrüßten dieNovelle.

Paradigmatisch für den Anti-Piraterie-Kampfhierzulande ist die dreigeteilte Strategie vonConstantin Film gegen Online-Piraten: Angebot,Aufklärung und rechtliche Verfolgung. Durchdie Lizenzierung an VoD-Portale können Inter-net-User die Filme legal nutzen oder erwerben.Zwecks Aufklärung hat Constantin einen Anti-Piraterie-Contest für junge Talente ausgeschrie-ben. Im Oktober 2010 kürte eine hochkaräti-ge Jury drei Gewinnerspots. Die Hauptpreisträ-gerin Judith Schöll erhielt ein Preisgeld von25.000 Euro. Zum dritten geht Constantin um-fassend gegen illegale Download-Angebote inTauschbörsen, auf Streaming-Seiten und File-hostern vor. Im Visier stehen dabei sowohl dieBetreiber solcher Seiten als auch die Uploader.

Diese Zielrichtung verfolgt auch die Gesell-schaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverlet-zungen (GVU), die von Unternehmen und Ver-bänden der Film- und Unterhaltungssoftware-Wirtschaft getragen wird. Durch verdeckte Er-mittlungen versucht sie, Verstöße gegen die Ur-heberrechte ihrer Mitglieder aufzudecken undan die Strafverfolgungsbehörden zu melden. Ineiner Erhebung vom März 2011 meldete dieGVU, dass die Zahl der illegalen Portale 2010um 15 dezimiert werden konnte. Andererseitswuchsen und professionalisierten sich die ver-bliebenen Portale der „digitalen Hehler“. Diestärksten Zuwächse zeigten die Link-Angebo-

te von Streaming-Seiten: Dort vervierfachte sichEnde 2010 die Zahl der Links auf illegale Film-dateien.

Nachtrag (8. Juni): Die Website kino.to istvom Netz. Nach Razzien in verschiedenen Län-dern wurden 13 Personen verhaftet, 12 davonaus Deutschland. Die Polizisten beschlagnahm-ten nicht nur die Domain, sondern nahmen

außerdem auch mehrere Streamhoster vomNetz, auf denen die verlinkten Raubkopien la-gerten. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresdenbetonte, es bestünde der „Verdacht der Bildungeiner kriminellen Vereinigung zur gewerblichenBegehung von Urheberrechtsverletzungen". DieWebsite sollen täglich vier Millionen Internet-nutzer besucht haben.

ImpressumHerausgeberin:Tanja Güß

Chefredakteur: Rüdiger Bertram

CvD: Stefanie Hadding

Redaktion: Oliver Baumgarten, KatharinaBlum, Wolfgang Hippe,Christian Seebaum, MarionMeyer

Autoren dieser Ausgabe: Uwe Mies, Michael Dlugosch, Günter Jekubzik, Heike Meyer-Döring (MEDIA),Wilfried Urbe, Christian Meyer,Reinhard Kleber, Margret Köhler,Dieter Oßwald

Redaktionsassistenz: Lena Kraan

Gestaltung/Layout: alfred friese + inrhein

Titel:„Amélie“

Redaktionsschluss:6. Juni 2011

Anzeigenbetreuung: Lena Kraan,Tel. (0211) 9305040

Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe:20. Juli 2011

Film und Medien NRW - Das Magazin ist kostenlos und kann bei der Film- und Medienstiftung NRW wahl -weise als Print-oder als PDF-Ver sion abon niert wer den.

Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie per Mail informiert.

Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Magazinsim Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine be-reits überholt sind, wenn dieDruckausgabe des Magazinsausgeliefert wird, bietet aber die größt mögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis.

Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.

Tel.: (0211) 930500Fax: (0211) 9305085Kaistraße 1440221 Düsseldorfmagazin@film stif tung.de

Starke Zuwächse für Streaming-Seiten: Dort vervierfachte sich 2010 die Zahl der Links auf illegale Filmdateien. Foto: GVU

Schwerpunkt

Respe©t Copyrights: Plakat aus der Aufklärungskampagne der ZukunftKino Marketing GmbH, Foto: Respe©t Copyrights

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A N Z E I G E

PRODUKT ION2011 IN DREH: THE CONGRESS TRES 11 FREUNDINNEN EL FUTURO

ÜBER UNS DAS ALL MEDIANERAS HOME FOR CHRISTMAS IM ALTER VON ELLEN HOCHZEITSPOLKA RUMPE & TULI A RATIONAL SOLUTION GIGANTE THE STRENGTH OF WATERUNTER BAUERN – RETTER IN DER NACHT 33 SCENES FROM LIFE TEZA DIE UNERZOGENEN DISENGAGEMENT HOPE MADONNEN EL CUSTODIO FELTRINELLI

TO GET TO HEAVEN FIRST YOU HAVE TO DIE VALLEY OF FLOWERS FAMILIA RODANTE ONO – LEBEN IN MIR PARADISE GIRLS WHISKY HAPPY END MEIN NAME IST BACH MAGIC GLOVES THE STRATOSPHERE GIRL BEAR’S KISS WHALE RIDER AYURVEDA – ART OF BEING BELLA MARTHA SAMSARA SUPER 8 STORIES

WINGED MIGRATION ANNA WUNDER BLACK CAT, WHITE CAT POLA X DANCE OF THE WIND VOLLMOND GUY KAMA SUTRA DEAD MAN

VERLE IHHOME FOR CHRISTMAS GURU – BHAGWAN, HIS SECRETARY & HIS BODYGUARD BOXHAGENER PLATZ DAS FESTMAHL IM AUGUST HOPE AUF DER ANDEREN SEITE

VALLEY OF FLOWERS EMMAS GLÜCK ONO – LEBEN IN MIR FACTOTUM BIN-JIP WHISKY COFFEE AND CIGARETTES DER KUSS DES BÄREN WHALE RIDER

www.pandorafilm.com

Wir bedanken uns bei der

herzlich für zwanzig Jahre kontinuierliche Zusammenarbeit und freuen uns auf viele neue gemeinsame

Filme und Herausforderungen!

tionen attraktiv ist, beweist derzeit teamWorx.Für ihren prominent besetzten Film „Hotel Des-ire” wollen die Produzenten über die Websitewww.hotel-desire.com 170.000 Euro einsam-meln. Spenden und Beteiligungen für den „por-NEOgrafischen” Film von Regisseur Sergej Mo-ja sind ab fünf Euro möglich, dafür erhält derSpender einen Gutschein für das Streaming desfertigen Films. Ab 250 Euro gibt es einen Cre-dit im Abspann, ab 500 Euro auch eine Kom-parsenrolle. Sollte die Finanzierung nicht gelin-gen, soll das Geld Nachwuchsprojekten zuflie-ßen. Zum Redaktionsschluss stand der Finanz-pegel auf der Website bei 9.882 Euro.

Wie kann Crowdsourcing dieProduktion von audiovisuellen In-halten voranbringen?

Claudia Pelzer: Es gibt verschiede-

ne Ansätze bei der Filmproduktion. Crowdsour-cing eröffnet unter anderem neue kreative Mög-lichkeiten. „Life in a Day“ etwa war ein Projekt,bei dem Youtube-Nutzer letztes Jahr aufgeru-fen waren, einen Tag in ihrem Leben, den 24.Juli 2010, zu filmen. Der Regisseur und Oscar-Preisträger Kevin MacDonald hat gemeinsammit Ridley Scott aus über 80.000 Einsendungendann einen 90minütigen Dokumentarfilm pro-duziert.

Welche Möglichkeiten habenProduzenten mit konkreten Filmpro-jekten?Claudia Pelzer: Ein wichtiges Instru-

ment sind sicherlich Crowdfundings. Projektewerden der Community vorgestellt, und diekann dann das Projekt finanziell unterstützen.Der erste Film, der so entstand, war „Demain

la Veille“ im Jahr 2004. Die französischen Filme-macher erhielten innerhalb weniger Wochen50.000 Dollar. Ein aktuelles Beispiel ist diedeutsch-finnisch-australische Science-Fiction-Ko-mödie „Iron Sky“. Das Projekt wird auf der ei-genen Website, aber auch auf der externenPlattform Startnext stark beworben. Spender mitkleinen Beträgen erhalten die Zusage, eine DVDbevorzugt zu erhalten. Für 1.000 Euro wird derSpendername im Abspann genannt, für 10.000Euro wird der Spender als Associate Producererwähnt. Damit wird die Summe von 900.000Euro finanziert – kein geringer Anteil am Ge-samtbudget von rund sieben Millionen Euro.

Können über Crowdsourcingauch Produktionsschritte verlagertwerden?Ibrahim Evsan: Im Bereich Experimen-

talfilm gibt es Beispiele dafür. Auch die Trailer-produktion kann über Crowdsourcing direktfunktionieren. Ein Beispiel ist Wooshii (http://wo-oshii.com). Generell ist die Möglichkeit, Filmpro-jekte vorzustellen, eine erste Resonanz zu denProjekten einzuholen und diese dann direktdurch überzeugte User unterstützen zu lassen,eine echte Innovation. Für die Filmförderungs-anstalten tun sich da neue Wege der Finanzie-rung auf, die sie unbedingt nutzen sollten. Esfällt auf, dass in Nordrhein-Westfalen nur we-nige Crowdsourcing-Initiativen beheimatet sind.Dabei gibt es hier ausgezeichnete Rahmenbe-dingungen.

Crowdsourcing und Crowdfunding

Die Masse macht´s VON WILFRIED URBE

Crowdsourcing ist ein wichtiges Thema fürdie Neuen Medien: Aufgaben, Jobs und Ar-

beitsprozesse werden über das Internet weiter-gegeben. Das kann Kreativarbeiten, etwa De-signentwicklung oder Texte, betreffen oderauch das Einsammeln von Spendengeldern.

Nachdem beispielsweise dieProduktidee für eine neuartigeArmbanduhr mit der Bitte umein Startkapital von 15.000Dollar auf dem Portal Kickstar-ter eingestellt worden war, er-hielten die Initiatoren von denNutzern rund eine Million Dol-lar. Auch für den Filmbereichkönnte Crowdsourcing interes-sant werden. Davon sind Clau-dia Pelzer vom Crowdsourcing-blog.de sowie der Gründervon sevenload und aktuell Ge-schäftsführer von Fliplife,Ibrahim Evsan, überzeugt. Ge-

meinsam möchten sie die Möglichkeiten von„Schwarmauslagerung“ kategorisieren und dasPotenzial deutlich machen.

Dass die Masse nicht nur für kleine Produk-

„Life in a Day”: Youtube-Nutzer filmten einen Tag in ihrem Leben, Kevin MacDonald und Ridley Scott machten aus den über 80.000 Einsendungen einen Dokumentarfilm. Foto: Rapid Eye Movies

Ibrahim Evsan, Foto: Sevenload

Claudia Pelzer, Foto: privat

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 19

Page 20: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

Im September 2010 sind wir auf Facebook ge-startet. Dadurch haben wir viel über unsere

Kunden gelernt – was sie bewegt und wie sieKinofilme einschätzen“, erklärt Thomas Schülke,Marketingdirektor der UCI-Kinokette. Die Platt-form eigne sich nicht dafür, klassische Werbungoder Termine zu verbreiten. „Es ist eher ein Fo-rum, auf dem sich die Menschen austauschen,etwa indem sie über bestimmte Filme diskutie-ren. Wir stellen aber auch Trailer zur Diskussion,berichten über Gerüchte zu neuen Filmprojek-ten und fragen, was die User davon halten.“

Aktuell hat UCI auf seiner Facebook-Seite40.000 Fans versammelt. Bei 23 Kinos, die dasUnternehmen betreibt, werden die Massen überdie Seite aber noch nicht angesprochen. Dochdas ist für die Zukunft nicht ausgeschlossen, wieSchülke betont: „Tageszeitungen spielen bei vie-len unserer Besucher kaum noch eine Rolle. Diewerden über eine klassische Filmkritik gar nichtmehr erreicht.“ Der Marketingchef glaubt dar-an, dass die Menschen zukünftig verstärkt überSoziale Netzwerke ins Internet gehen und dengrößten Teil ihrer Internetaktivitäten über die-se Netzwerke durchführen: ob Kommunikationmit Freunden, Firmen, Marken oder den Einkauf.Schülke: „Der Verkauf von Kinotickets über Fa-cebook ist ein großes Thema. Wir haben direktbei Facebook Promotion-Maßnahmen einge-baut, die direkt zur Onlinebuchung führen. Fürzwei spezielle Kinofilme pro Woche beispiels-weise erhält man ermäßigten Eintritt.“

Auch CinemaxX hat die Bedeutung von So-cial Medias erkannt. Die Kinokette hat aktuellüber 15.000 Follower bei Twitter. Jede Woche,so CinemaxX, gibt es dort aktuelle Informatio-nen aus der Filmwelt, Aktionen, Gewinnspie-le und Kommentare: „Wir beschäftigen keineAgentur. Alles ist 100% echt und authentisch.“Beim Multiplex-Betreiber wird zudem aktuell aneiner App für das Mobilgeräte-BetriebssystemAndroid gearbeitet. Sprecher Arne Schmidtweist darauf hin, dass die aktuelle iPhone App,die seit Mitte 2010 im Einsatz ist, alles ermög-licht, was auch der Onlineauftritt von Cinemaxxbietet: „Wir stellen fest, dass das Angebot im-mer breiter genutzt wird. Daher auch die Erwei-

terung auf Android. Wir haben auch eine spe-zielle App bei Facebook. Das ist eine App fürVerabredungen, die es ermöglicht, sich mitFreunden auf einen Film zu einigen und imNachgang direkt Tickets zu buchen. Das wirdsehr gut angenommen.“

Die Facebook-App wird seit letzten Oktoberangeboten. Apps seien sowieso im Trend, dadas Internet immer mobiler werde: „Wir erhal-ten sehr hohe Zugriffsraten, wenn wir uns mo-bil präsentieren und das nicht nur mit einer mo-bilen Website. Eine Wap-Seite haben wir schonimmer gehabt. Auf die einfache Zugreifbarkeitund Anwendung kommt es an.“ Daher bietendie Apps zum „normalen“ Web-Angebot zu-sätzliche Möglichkeiten. Die Facebook-App seidabei eine besondere Offerte. „Sowohl für dasUnternehmen als auch für die Nutzer“, so

Schmidt. „Wenn ich mich für ein Thema inter-essiere, kann ich mich auf diesem Weg sehr ein-fach mit Freunden verständigen, Filme auswäh-len und verabreden. Das könnte man telefo-nisch genauso machen, aber wir müssen dieMenschen dort abholen, wo sie sich aufhalten.Wir müssen in der Lage sein, für jeden Film ei-ne eigene Zielgruppe anzusprechen.“ Der Erfolgdieser Strategie habe sich beispielsweise bei demFacebook-Film „The Social Network“ gezeigt.Auch aus der Sicht des CinemaxX-Sprechers gibtes generell eine große Zielgruppe, die einen be-trächtlichen Teil ihrer Freizeit in den SozialenNetzwerken verbringt: „Die junge Generation

wächst mit diesen Social Medias auf und ist daauch stärker vernetzt. Wir möchten zukünftigden Bereich Mobile mit einer allumfassendenApp abbilden. Daran arbeiten wir zurzeit.“

Was die Apps angeht, sind die Filmverleihereher noch skeptisch. Matthias Mücke von GoodMovies/Neue Visionen Film Verleih spricht für vie-le, wenn er sagt: „Unser Eindruck ist, dass dasGanze noch nicht ausgereift ist. Was könnenApps besser als eine Website oder eine Face-book-Seite? Damit sich die Kosten und der Mehr-aufwand lohnen, müsste die mobile Anwendungja auch beworben werden. Wir beobachten dieEntwicklung zwar ganz genau, aber einen Mehr-wert haben wir noch nicht erkannt.“

Für die Verleiher hätte eine App außerdemnur eine geringe Halbwertzeit: in der Phase, inder Aufmerksamkeit aufgebaut wird und wäh-rend der Kinoauswertung – also in der Regel nurwenige Wochen.

Bettina BrokemperHeimatfilm Köln

Welche Erfahrungen haben Siemit Sozialen Netzwerken?

Bei der Heimatfilm nutzen wir dieMöglichkeiten des Social Networking bis-her kaum. Wir haben zwar Ende letztenJahres ein Firmenprofil bei Facebook (bis-her 314 “Freunde”) eingerichtet, aktualisie-ren dieses jedoch nur sporadisch. Meistposten wir eine Nachricht, wenn einer un-serer Filme im Kino startet, auf Festivals ge-zeigt wird, eine Nominierung oder einenPreis erhält oder eine TV-Ausstrahlung be-vorsteht. Diese Aktualisierungen betreibenwir selbst. Andere Netzwerke wie Twitteroder MySpace nutzen wir bisher nicht. Un-ser Ziel ist es jedoch, soziale Netzwerke inZukunft intensiver zu nutzen und unsere Fil-me möglichst von Anfang an mit Status-meldungen und möglichen Aktionen zu be-gleiten.

Christian SchmalzOFF Broadway/Weisshaus Kino in Köln

Welche Erfahrungen haben Siemit Sozialen Netzwerken?

Weisshaus Kino & OFF Broadway sindseit 18 Monaten auf Facebook vertreten.Wir registrieren eine Resonanz bei sehr jun-gem Publikum und das vor allem bei kurz-fristig angesetzten Veranstaltungen.

Wie viel Zeit kostet Sie das? Zwei Mitarbeiter, die sowieso auf Fa-

cebook präsent sind, kümmern sich um diePflege. Wie viel Zeit das beansprucht, weißich leider nicht.

Worüber informieren Sie?Über Neustarts, Previews/Premieren,

Allerweltskino, Filmpsychologische Betrach-tungen, Sonderveranstaltungen und spe-ziell für junge Leute relevante Filme.

Wieviel Freunde haben Sie?Wir haben 100 Freunde des Weiss-

haus Kino und 300 Freunde des OFF Bro-adway Kino.

Köln: Social Media­WorkshopÜber Chancen von Facebook und Twitter für Fil-memacher will der eintägige Workshop „Soci-al Media – Brauch ich?“ in Köln informieren. Fürden 1. Juli haben die Dokumentarfilminitiativeim Filmbüro NW und die ag dok west dafür u.a.die Produzenten und Regisseure Christian Be-etz und Valentin Thurn eingeladen. In Fallbeispie-len berichten sie von dem crossmedial angeleg-ten Projekt „Lebt wohl, Genossen!“ und von derpolitischen und ökologischen Kampagne zu demFilm „Taste the Waste“. Weitere Referenten sindSocial Media-Stratege Christoph Müller-Girodsowie Marcus Schütte und Catrin Böcker von derAgentur netzkult. Ziel des Workshops ist es, ei-ne Handlungsanleitung und einen Verhaltens-kodex für den Einsatz von Social Media speziellfür den Dokumentarfilm und seine thematischenwie filmischen Präferenzen zu entwickeln.

www.dokumentarfilminitiative.de

Social Media und Apps fürs Kino

Den Mehrwert findenVON WILFRIED URBE

Schwerpunkt

Die Neuen Medien verändern

auch das Marketing im

Kinogeschäft. Onlineauftritte

und -angebote sind mittlerweile

Standard. Jetzt setzen die

Kinobetreiber immer mehr

auf Soziale Netzwerke, um

ihre Zielgruppe zu erreichen.

Facebook-Kontake weltweit: neue Wege für dasKinomarketing?, Foto: Facebook

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Im Mai veröffentlichte die EuropäischeKommission die Förderergebnisse für die

Bereiche TV-Ausstrahlung, Entwicklungsför-derung und Interaktive Projekte. Fünf Pro-duktionsfirmen aus NRW waren erfolgreich.

82.000 Euro TV-Ausstrahlungsförde-rung gehen an die Kölner Florianfilm für„John Irving und wie er die Welt sieht“. DerDokumentarfilm untersucht, was die Roma-ne des Weltliteraten so erfolgreich macht.An der Finanzierung sind der WeltvertriebSND Films aus Amsterdam sowie SWR/Arte (Deutschland und Frankreich), AVRO(Niederlande), ORF (Österreich), YLE (Finn-land), TV Slovenija (Slowenien), Duna Tele-vision (Ungarn) und Ceska Televize (Tsche-chien) beteiligt.

Vier weitere NRW-Produktionsunter-nehmen qualifizierten sich für insgesamt189.000 Euro Entwicklungsförderung. Sokann die Tag/Traum Filmproduktion ihrenDokumentarfilm „Himmelsverbot“ mit25.000 Euro weiterentwickeln. Ein in Rumä-nien wegen zweifachen Mordes lebensläng-lich Verurteilter tritt darin nach 20 Jahrenvor den Bewährungsausschuss – ein ein-dringliches Portrait dieses Mannes und zu-gleich ein Spiegelbild der rumänischen Ge-sellschaft im Spagat zwischen EU-Integra-tion und Wirtschaftseinbruch.

Ein weiterer Dokumentarfilm, „EnergyWorld – From under our Feet“, von derChristoph Felder Filmproduktion aus Ove-rath wird mit 30.000 Euro unterstützt. DerFilm erzählt fünf Geschichten von Men-schen rund um den Globus, die Opfer derProduktion nicht erneuerbarer Energien –Öl, Gas, Kohle und Uran – sind. US-Schau-spieler Martin Sheen gibt ihrem Protest ei-ne Stimme.

Für „Albert & Mileva“, ein Film über diekomplizierte, tragische und ungewöhnlicheBeziehung von Albert Einstein und der un-garischen Physikerin Mileva Maric, erhält dieKölner elsani film 40.000 Euro.

Unter den interaktiven Projekten konn-te aus Deutschland das mobile Social Ga-me „School for Vampires“ der Kölner FirmaNurogames GmbH überzeugen. Das Spielbasiert auf der gleichnamigen TV-Serie derBerliner Produktionsfirma Hahn Film. Für dieMEDIA-Seite des Magazins berichtet Nuro-games-Geschäftsführer Holger Sprengelüber das Spiel, das MEDIA mit 82.000 Eu-ro unterstützt:

Wie hat sich Nurogamesseit der Gründung entwickelt? Anfang 2006 haben Jens Piesk und ich

die Nurogames GmbH in Köln gegründet.Wir entwickeln hochwertige Spiele für dieverschiedensten Plattformen, von der Ideebis zum fertigen Titel. Dazu gehören Spie-le für Smartphones, aber auch Flash- undPC-Games sowie Konsolengames. UnserFokus liegt hierbei auf der Erstellung von Ti-teln für Nintendo DS und Wii.

So haben wir z.B. das in 2010 mit demSoftwarepreis Giga Maus ausgezeichnete„Bibi Blocksberg – Das Besenrennen“ (be-stes Konsolenspiel in der Kategorie Kinder4 bis 6 Jahre) produziert. Darüber hinaus re-alisieren wir webbasierte eLearning-Spieleund Anwendungen sowie Online- undBrowser-Games für den internationalenMarkt. Seit letztem Jahr spezialisieren wir

uns insbesondere auf mobi-le Spiele und Applikationenfür Smartphones, vor allemiOS und Android. Zu unserenProduktionen gehören Stra-tegiespiele wie „InglouriousBasterds“, „Das Magische La-byrinth“ oder das Unterhal-tungsspiel „Tiny Bee“, das imMai für Android-Geräte aufden Markt gebracht wurde.Aufgrund unseres Erfolgs beidem Förderwettbewerb Me-

dien.NRW werden wir außerdem bei derEntwicklung einer Technologie für location-based und augmented-reality Spiele fürSmartphones unterstützt.

Nurogames fungiert außer-dem als Publisher. Welche Spie-le bringen Sie heraus?Neben Casual Games und Apps kon-

zentrieren wir uns gegenwärtig auf die Her-ausbringung von Mobile Social Games. Diemeisten Smartphone-Spiele und Applikatio-nen werden von Nurogames selbst heraus-gebracht, so etwa „Bibi Blocksberg“ und„The Expendables“, zwei 3D-Spiele für dasiPhone oder „Bumble Bee“.

Was für Filmprojekte eig-nen sich für eine Games-Auswer-tung? Die Zielgruppen der Film- und TV-

Brands sollten sich mit der Zielgruppe derGames decken; hierbei ist die Plattformwahl

entscheidend. Wünschenswert sind Lizen-zen, die über die Landesgrenzen hinaus vonBedeutung sind. Oft ist für eine ausreichen-de Refinanzierung der Spieleproduktion einVerkaufserfolg auf dem internationalenMarkt erforderlich. Kurz: Filmprojekte miteiner möglichst großen Zielgruppe undinternationalem Erfolgspotenzial eignen sichbesonders.

Das ist bei unserem Spiel, „School forVampires“, der Fall: Die Buch-Reihe von Ja-ckie Niebisch war international erfolgreich.Die Fernsehserie unter der Regie von TonyPower wurde in den letzten Jahren in derARD und im KIKA mit hohen Quoten aus-gestrahlt und hat sich auch international gutverkauft. Ein Spielfilm ist für 2012/2013 ge-plant. Das sind optimale Voraussetzungenfür unser Spiel. Die Zielgruppe wird aller-dings wesentlich größer sein als die der TV-Serie. Es soll Gelegenheits-Gamer und Vam-pirfans aller Altersgruppen ansprechen. DieSerie wird sicherlich auch von Spiel undCrosspromotion-Möglichkeiten profitieren.

Um was für ein Projekt han-delt es sich bei „School for Vam-pires“? Für welche Plattformenwird es produziert?Es ist ein Mobile Social Game für die

gesamte Familie. Es geht um den Vampir-jungen Oscar, der kein Blut sehen kann undobendrein in ein Menschenmädchen ver-liebt ist. Er muss diverse Prüfungen beste-hen (z.B. Schulfächer wie Blutgruppenbe-stimmung) oder einem Vampirjäger ent-

kommen. „School for Vampires“ kombiniertSpielmechaniken eines Point-and-Click-Ad-venturespiels mit Strategiespiel-Elementenund enthält location-based und augmen-ted-reality Elemente. Die örtliche Positiondes Spielers kann durch das Telefon be-stimmt und in das Game-Design eingebun-den werden (etwa besondere „Vampirbü-cher“, die an diversen Orten versteckt sind).Das Spiel wird für Smartphones und Tabletsentwickelt, aber auch im Browser zu spie-len sein. Mit dem Produzenten der TV-Se-rie, Hahnfilm, haben wir ebenfalls die Um-setzungen für andere Plattformen (Ninten-do, Xbox, Playstation) optioniert.

Warum produzieren Sie einmobiles Social Game?Nurogames ist überzeugt, dass Mo-

bile Social Games mit einem Freemium-Mo-dell ein hohes Umsatz- und Gewinnpoten-zial haben, d.h. grundsätzlich kann umsonstgespielt werden, besondere Features oderItems sind kostenpflichtig. Dieses Modell hatsich auch im Online- und Browsergame-Be-reich durchgesetzt. Leistungsfähige Endge-räte und Daten-Flatrates ermöglichen kom-plexere Spielumsetzungen.

Wie ist der aktuelle Entwick -lungsstand des Projekts?In der Konzeptphase. Mit Zusage der

Förderung wird u.a. mit der Entwicklung ei-nes Prototypen begonnen. Parallel werdenFinanzierung und Vermarktung angegan-gen.

Welchen Stellenwert hatdie MEDIA-Förderung bei derEntwicklung von Spielen? Die Entwicklung von komplexen Spie-

len erfordert ein großes Investment, das füreine kleine Firma aus eigener Kraft nurschwer oder überhaupt nicht zu stemmenist. Für kleine Firmen, die organisch wach-sen, ist die Förderung von MEDIA dahersehr wichtig, denn die Entwicklung einesPrototypen, die MEDIA mitunterstützt, er-leichtert das Überzeugen von Investorenoder Co-Publishern wesentlich. Bei Onlineund Mobile Social Games ist die Entwick-lung außerdem nie abgeschlossen, denn dieSpiele werden ständig, auch nach demLaunch, optimiert und weiterentwickelt

Sind auch internationalePartner beteiligt?Nurogames verhandelt mit einem hol-

ländischen und einem spanischen Partnerum eine mögliche Koproduktion und ins-besondere um ein Co-Publishing. Interna-tionale Partner sind vor allem im Rahmender Vermarktung und Promotion von gro-ßer Bedeutung.

Wann und wo kommt dasSpiel auf den Markt?Das Spiel wird direkt mehrsprachig

produziert und von Nurogames im App Sto-re und Android Marketplace sowie onlineveröffentlicht; es wird weltweit verfügbarsein. Allerdings werden sich die Marketing-und Promotion-Aktivitäten anfangs auf be-stimmte Kernmärkte in Europa, Asien undden USA konzentrieren. Der geplante Er-scheinungstermin ist der Sommer 2012.

MEDIA fördert Film, Fernsehen und Spiel aus NRW

Vampire machenSchule

HolgerSprengel,Geschäfts-führer Nuro -games, Foto: Nurogames

„School for Vampires“ – Mit Unterstützung von MEDIA wird aus der TV-Serie ein Spiel. Foto: Hahn Film

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 21

MEDIA

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Florian David Fitz brillierte in „Vincent willmeer“ als der am Tourette-Syndrom erkrank-

te Vincent und erhielt dafür den DeutschenFilmpreis als bester Darsteller. Der Schauspie-ler hatte für den erfolgreichen Film, den mehrals eine Million Menschen im Kino sahen, auchdas Drehbuch geschrieben. Genauso wie fürsein neues Projekt „Jesus loves me“, bei demer ebenfalls die Hauptrolle spielt und außerdemnoch Regie führt. Die Gefahr des Größenwahnsbestehe aber nicht, versichert der Künstler inder Fußgängerzone in Bensberg, wo Teile desFilms gedreht werden. Mit Kollegen wie Jessi-ca Schwarz, Henry Hübchen oder HanneloreElsner im Ensemble sei es eher ein „Miteinan-der“. Und so lobt auch der Produzent und Ge-schäftsführer der Ufa Cinema, Nico Hofmann,die Spielfreude der Schauspieler während derDreharbeiten: „Selten sind Humor und Sensi-bilität so wunderbar ineinander gelaufen wiehier am Set unter Florians Regie.“ Nachdem der

Produzent das Drehbuch gelesen hatte, bat erFitz, auch noch die Regie zu übernehmen: „Erhatte das Skript mit so viel Leidenschaft ge-schrieben, dass er es auch selbst inszenierensollte.“

Die Kinoproduktion orientiert sich an Mo-tiven des Bestsellers „Jesus liebt mich“ des Dreh-buchautoren und Schriftstellers David Safier. DieStory: Marie, gespielt von Jessica Schwarz, hatsich offenbar wieder einmal in den Falschen ver-liebt. Was sie zunächst nicht weiß: Der Auser-korene ist Jesus (Florian David Fitz) höchstper-sönlich und leider dabei, kurzfristig den Welt-untergang vorzubereiten.

Bewusst hatte das Produktionsteam als Stät-te der Begegnung der beiden Protagonisten dieBensberger Fußgängerzone gewählt. Die pro-fane Umgebung, so Hofmann, sei gerade derpassende Ort für die Rückkehr eines Messias.

Am Set von „Jesus loves me“

Der Messias in BensbergVON WILFRIED URBE

Letztlich behandelt die romantische Komö-die ein Thema, das in der letzten, krisengeschüt-telten Zeit eine Art Comeback erlebt: die Reli-gion. Für Fitz ist das auch eine Gratwanderung– ähnlich wie bei „Vincent will meer“: „Wennman die Nöte der Figuren ernst nimmt, kannman sie in die komischsten und schrecklichstenKonflikte stürzen, ohne sie zu diskriminieren.Und was die Religion angeht: Klar wirft manauch einen kritischen Blick auf jahrtausendlangeingeübte Bräuche, aber im Kern geht es ja beider Religion immer um ein gutes Miteinanderim Kleinen und Großen. Das ist eine Botschaft,die ich sehr gerne übernehme.“

Hofmann war auf den Stoff aufmerksamgeworden, weil dieser eine sehr schöne Erlö-sungsphantasie biete: „Nämlich den Glaubenan die große Liebe und den Wunsch nach Ver-söhnung. Von daher war durchaus eine stark

religiöse Färbung zu spüren.“ Florian David Fitz:„Wir machen Späße, aber der Film stellt diewichtigen Fragen. Was bedeutet es, Mensch zusein? Wie verantwortlich sind wir für unser ei-genes Handeln?“

Insofern könnte der Start des Kinofilms inder Weihnachtszeit oder zu Ostern im nächstenJahr stattfinden. Nach der Kinoauswertung wirdder Film, der in Koproduktion mit dem ZDF ent-steht, im Fernsehen laufen. Zur Zielgruppe er-klärt Thomas Peter Friedl, ebenfalls Geschäfts-führer der Ufa Cinema: „Jesus ist ein sehr uni-verselles Thema, und dementsprechend breit istdie Zielgruppe. Besetzung, Geschichte, Humor,Vorlage und die besondere Handschrift von Flo-rian bieten unterschiedliche Ansprachemöglich-keiten für ein Publikum von 16 bis 60 Jahren.“

Die Dreharbeiten dauern noch bis Ende Ju-ni an Schauplätzen in Nordrhein-Westfalen, Bay-

ern und Baden-Württemberg. Gefördert wirddas Projekt von der Film- und MedienstiftungNRW mit 800.000 Euro, vom FilmFernsehFondsBayern mit 400.000 Euro und von der MFG Me-dien- und Filmgesellschaft Baden-Württembergmit 250.000 Euro. Die FFA gibt weitere 300.000Euro dazu.

Setbericht

Abendmahl mit Palina Rojinski, Peter Prager, Hannelore Elsner, Florian David Fitz, Jessica Schwarz und Henry Hübchen (v.l.), Fotos: UFA Cinema/Gordon Mühle

Setbesuch „Jesus loves me”: Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und MedienstiftungNRW, mit Florian David Fitz und Jessica Schwarz

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El Futuro Alicia Scherson verfilmt vom Juli bis zum Au-gust dieses Jahres ihr Drehbuch auf der Basis vonRoberto Bolaños „Lumpenroman“ für dasKino. „El Futuro“ erzählt von den Geschwis-tern Bianca und Tómas. Die Teenager sind Wai-sen und allein in der großen Stadt, bis sie aufMaciste treffen. Der alte italienische B-Actor wareinmal Mister Universum. Für die beiden wirder der Held, auf den sie gewartet haben.

Die Kölner Pandora (Produzenten: Chri-

stoph Friedel, Claudia Steffen) produziertdas Drama zusammen mit den KoproduzentenBruno Bettati (Jirafa Films, Chile) und Ma-rio Mazzarotto (Movimento Films, Ita-lien). Die Hauptdarsteller Manuela Martel-li, Nicollo Morcelli und Rutger Hauer wer-den im Juli an 11 der insgesamt 30 Drehtagein Köln vor der Kamera von Ricardo De An-gelis stehen. Real Fiction bringt den Film insKino.

Pandora Film, Tel. (0221) 973320;[email protected]

Unter FrauenNoch bis Mitte Juni laufen die Dreharbeiten zumKinofilm „Unter Frauen“ in Köln und Düssel-dorf. Seit dem 3. Mai realisiert dort RegisseurHansjörg Thurn für die Berliner Ninety Mi-nute Film (Produzent: Ivo-Alexander Beck,Produktionsleiter: Klaus Spindler) in Koproduk-tion mit der Kölner filmpool das Drehbuch vonSarah Schnier. Es erzählt von Alexander Ha-gen, der sich für den Mount Everest unter denAutoverkäufern hält und rücksichtslos Frauen ver-führt. Nach einer Explosion sind jedoch alle Men-schen Frauen, sogar sein Kater! Nun zeigt sich,

dass Alexander vom Frauenverstehen überhauptnichts versteht. 25 NRW-Drehtage plante Nine-ty Minute Film ein. Sebastian Ströbel, Ale-xandra Neldel, Fahri Yardim, Grit Boett-cher, Martin Brambach, Nina Petri, Emi-lia Schüle und Collien Fernandes sind dieDarsteller. Die Kamera führt Markus Hausen,das Productiondesign gestaltet Christian Schä-fer. NFP marketing & distribution (Ver-trieb: Warner Bros.) soll den Film Anfang 2012ins Kino bringen, bevor ihn das ZDF zeigt.

Ninety Minute Film, Tel. (030) 3907100;[email protected]

Henker und Richter Eikon West (Produzent: Mario Krebs) re-alisiert ab Juni 16 Folgen der neuen Crime & Smi-le-Serie „Henker und Richter“ für Das Er-ste. Eine Riege von preisgekrönten Autoren undRegisseuren sollen Krimifans ein neues Highlightbieten. Die Redaktion haben Elke Kimmlin-ger und Pamela Wershofen (wdr-medi-agroup). Executive Producer sind GebhardHenke (WDR) und Elke Kimmlinger. Hand-

lungsort ist das kleinste Amtsgericht in NRW inBüdringhausen, wo Saskia Henker (RikeSchmid) als junge Staatsanwältin arbeitet undsich um ihre „Omma“ Hedwig Holtkamp (Do-rothea Walda) kümmert. Als alteingesesse-ner Richter ist Klaus Wagenführ (Martin Lin-dow) Gegner und Partner von Henker. Der Setvom Amtsgericht Büdringhausen steht aufSchloss Venauen in Rösrath. Neben Rike Schmidsind Moritz Lindbergh und Golo Euler inweiteren Rollen dabei.

Eikon West, Tel. (0221) 2712080;[email protected]

Kleine Morde Am 27. Mai war Drehschluss für „Kleine Mor-de“der neugegründeten Oberhausener Steel-WorX Film. Autor und Regisseur Adnan Kö-se inszenierte den Kinofilm mit Paul Falk,Ann-Kathrin Kramer, Uwe Ochsen-knecht, Jasmin Schwiers und Jimi BlueOchsenknecht komplett in NRW. Die Hand-

lung spielt in Deutschland in naher Zukunft:Straftaten von Minderjährigen sind um ein viel-faches gestiegen, Kinder unter vierzehn Jahrenmüssen sich vor Gericht verantworten. Der 12jährige Martin, Sohn eines Richters, gerät in Ver-dacht, einen kleinen Jungen ermordet zu haben.

SteelWorX Film, Tel. (0208) 6357933; [email protected]

Und weg bist DuFür ConradFilm (Produzent: Marc Conrad)in Zusammenarbeit mit Polyphon und Sat.1(Redakteurin: Anne Karlstedt) verfilmt Jo-chen Alexander Freydank die TV-Tragiko-mödie „Und weg bist Du“. FriederikeKempter, Johann von Bülow und FahriYardim spielen die Hauptrolle in der Geschich-te nach einem Drehbuch von Monika Peetz:Der Tod hat Jela auf seiner Liste. Doch die le-benslustige junge Frau denkt nicht im Traum dar-

an, sich ihm widerspruchslos hinzugeben. Ster-ben? Jetzt? Kommt nicht in Frage. Ihre Tochterwird in sechs Wochen zehn Jahre alt. Doch wiesoll sie weiterleben, wenn sich der Tod an ihreFersen heftet?

Die Dreharbeiten finden vom 28. Juni bis zum28. Juli an 22 Tagen in Köln und Umgebung statt.Die Produktionsleitung hat Frank Huwe, alsCastingagentur ist Final Cast Emrah Ertemaktiv, die Kamera führt Egon Werdin.

ConradFilm, Tel. (0221) 2824420,[email protected]

AschenputtelFür das Weihnachtsprogramm 2011 drehteAskania Media (Produzent: Martin Hof-mann) im Auftrag des WDR (Redakteur:Wolfgang Wegmann) vom 4. bis zum 24.Mai in Nordrhein-Westfalen mit Aylin Tezel,Barbara Auer, Harald Krassnitzer, Phe-line Roggan und Florian Bartholomäi ei-

ne Neuverfilmung des Märchenklassikers„Aschenputtel“. Uwe Janson ist Regisseurfür den bereits vierten WDR-Teil der ARD-Mär-chenreihe „Sechs auf einen Streich“, dasDrehbuch schrieb David Ungureit. Drehor-te waren die Wasserburg Anholt in Isselburg-Anholt und das Freilichtmuseum Detmold.

Askania Media, Tel. (030) 3199060;[email protected]

Holger sacht nix„Holger sacht nix“, die Produktion der Els-ani Film (Produzentin Anita Elsani) im Auf-trag des WDR (Redaktion: Lucia Keuter, Jo-chen Randig) und ARD Degeto (JörnKlamroth), wurde vom 18. bis zum 25. Maiin Köln und Umgebung gedreht: Völlig abge-brannt, ohne Job und Perspektive, aber mit Sohnim Gepäck muss Olga ihre hochfliegendenGroßstadtträume begraben und mit Anfangdreißig zurück ins heimatliche Dorf zu ihren El-

tern ziehen. Während Mutter Lilo sich freut, diebeiden bei sich zu haben, straft Vater HolgerTochter und Enkel mit stoischem Schweigen.

Die Komödie mit Tilo Prückner, Car-men-Maja Antoni, Julia Maria Köhlerund Sam Gerst in den Hauptrollen inszenier-te Thomas Durchschlag nach einem Dreh-buch von Katja Kittendorf. Die Kamera führ-te Olaf Hirschberg. Der Film soll Ende die-ses Jahres im Ersten gesendet werden.

elsani film, Tel. (0221) 5108585;[email protected]

Der Mann auf dem Baum (AT)In Aachen und Umgebung fanden bis Ende Maidie Dreharbeiten zu dem WDR-Fernsehfilm„Der Mann auf dem Baum“ (AT) statt, denMartin Gies nach einem Drehbuch von Sil-ke Zertz inszeniert. Die männerbewegte Ko-mödie ist eine Produktion der CinecentrumBerlin Film- und Fernsehproduktion.Jan Josef Liefers hat darin als Hans Mittel-städt ein Problem: Als Mann fühlt er sich dis-kriminiert. Vor Jahren hat ihn seine Freundin Lin-da verlassen und ihren gemeinsamen Sohn mit-genommen. Als sie nun mit ihm ins Ausland ge-hen will, wo ihr neuer Partner einen Job bekom-men hat, sieht sich Hans als unverheirateter Va-ter ohne Sorgerecht vor vollendete Tatsachengestellt. Suzan Anbeh, Jannis Michel,Philipp Danne, Bernhard Schütz, SvenPippig, Lena Stolze und Eva Löbau sinddie weiteren Darsteller. Produzentin ist DagmarRosenbauer, Götz Bolten der verantwort-liche Redakteur. Voraussichtlicher Sendetermin:Herbst 2011 im Ersten.

Cinecentrum, Tel. (040) 66885900;[email protected]

That’s allIn Herten und Umgebung sowie an diversen an-deren NRW-Sets inszeniert Hans-ChristianSchmid vom 15. Juni bis zum 31. Juli seinenneuen Kino-Film „That’s all“ zusammen mitder 23/5 Filmproduktion. Er ist dabei zu-sammen mit Britta Knöller auch als Produ-zent aktiv. Nach einem Drehbuch von BerndLange erzählt das Drama von Marko, der seitJahren in Berlin lebt, und mit dem Ziel, ein ru-higes Wochenende zu verbringen, zu seinen El-tern aufs Land fährt. Aber sein Besuch verläuftanders als geplant. Als Darsteller wurden LarsEidinger, Ernst Stötzner, Corinna Har-fouch, Sebastian Zimmler und Picco vonGroote verpflichtet. Hinter der Kamera stehtBogumil Godfrejów, als Castingagentur istdas Suse Marquardt Besetzungsbüro ak-tiv, die Produktionsleitung hat Ingrid Holzap-fel. Die Sender SWR, WDR und Arte (Red-akteure: Ulrich Hermann, Georg Steinert,Götz Schmedes) sind ebenfalls dabei. Pan-dora wird den Film ins Kino bringen, TheMatch Factory hat die Weltrechte.

23/5 Filmproduktion, Tel. (030)7676820; [email protected]

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 23

Dreharbeiten

Beim Drehbeginn von „Unter Frauen”: Sebastian Strobel, Alexandra Neldel, Hansjorg Thurn und Ivo-Alexander Beck (v.l.), Foto: Ninety-MinuteFilm/Martin Menke

„Holger sacht nix": Carmen-Maja Antoni, Tilo Prückner, Julia Maria Köhler und Sascha Göpel (v.l.), Foto: WDR/Tom Trambow

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Nelsons@MusikDen 32-jährigen lettischen Dirigentenstar An-dris Nelsons begleitet die Kölner Fernsehpro-duktion Filmfritz seit eineinhalb Jahren undspürt dabei den Gründen seines Erfolges nach.Die nächsten Drehorte nach New York sind Bir-mingham, wo er von Simon Rattle vor drei Jah-ren das Orchester übernommen hat, Bayreuthund Köln aus Anlass der CD-Aufnahmen mitdem WDR-Sinfonieorchester. Von den insge-samt 16 Drehtagen weltweit (u.a. Zürich, Wienund Riga) werden sechs Drehtage in Köln, Düs-seldorf und Essen stattfinden. Regie bei „Nel-sons@Musik“ hat Astrid Bscher, die Her-stellungsleitung Nina Hetzer. Die Kameraführt Andreas Schneegans, den Ton fängtRalph Windisch ein, den Schnitt verantwor-tet André Hammesfahr.

Filmfritz, Tel. (0221) 3796704;[email protected]

Unsere Mütter, unsere Väter ZDF und teamWorx drehen in Zusammen-arbeit mit Beta Film den aufwändigen ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“über den Zweiten Weltkrieg als Porträt einer Ge-neration. Das Drehbuch schrieb Stefan Kol-ditz. Regisseur ist Philipp Kadelbach. In denHauptrollen sind Katharina Schüttler, Vol-ker Bruch, Miriam Stein, Tom Schillingund Ludwig Trepte zu sehen. Die Handlungreicht vom Sommer 1941 bis zum Sommer1945 und spielt in Berlin sowie an Kriegsschau-plätzen im Osten nach dem deutschen Überfall

auf die Sowjetunion. Die Produzenten sind Ni-co Hofmann, Benjamin Benedict und Jür-gen Schuster, die Redaktion im ZDF habenHeike Hempel, Alexander Bickel undThorsten Ritsch. Gedreht wird voraussicht-lich noch bis Ende Juli in Litauen, Nordrhein-Westfalen, wo in Köln-Porz ein aufwändiges La-zarett nachgebaut wurde, Niedersachsen, Ber-lin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern.Ein Sendetermin steht noch nicht fest.

teamWorx, Tel. (0221) 8006940;[email protected]

Die Erfindung der LiebeNach dem Start der Dreharbeiten von LolaRandls neuem Film „Die Erfindung derLiebe“ am 2. Juni in Luxemburg, wird die Ver-filmung der Schwarzen Komödie vom 25. Junibis zum 22. Juli in Köln und Umgebung statt-finden. Randls Drehbuch, das sie selbst für dasKino umsetzt, erzählt von einer jungen Frau undihrem Plan: Ihr Freund soll eine todkranke ver-mögende Unternehmerin heiraten, um diese zubeerben.

Doch das Spiel nimmt eine neue Wendung,

als der junge Mann sich scheinbar in die ster-bende Frau verliebt.

Maria Kwiatkowsky, Bastian Trost,Sunnyi Melles, Mario Adorf und Irm Her-mann übernehmen die Hauptrollen in der Ko-mödie, die die Kölner Coin Film (Produktions-leitung: Lucas Meyer-Hentschel) zusammenmit dem luxemburgischen Koproduzenten RedLion und dem WDR als Sender produziert. AlsVerleih ist NFP dabei. Die Castingagentur vonSusanne Ritter kümmerte sich um die Beset-zung, die Kamera führt Philipp Pfeiffer.

Coin Film, Tel. (0221) 322053;[email protected]

24 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011

Dreharbeiten

PuppeAm 12. Mai starteten in der Schweiz die Dre-harbeiten zu dem Kinofilm „Puppe“, die abMitte Juni an fünf Drehtagen in Duisburg undUmgebung sowie auch in Bayern für den Stu-dioteil fortgesetzt werden. Corinna Harfouchund Anke Retzlaff spielen die Hauptrollen beider Geschichte um die 14-jährige Anna. Als diebeste Freundin des Duisburger Straßenkindesumgebracht wird, ist ein Erziehungscamp imWallis Annas letzte Hoffnung. Im Schweizer Kan-ton trifft sie Magenta. Anna ahnt nicht, dass dasaggressive Mädchen die Mörderin ihrer Freun-din ist. Die Regie der enigma-Produktion

(Produzenten: Fritjof Hohagen, ClarensGrollmann, Alexander Loskant) hat Se-bastian Kutzli, der ein Buch von MarieAmsler verfilmt. Hinter der Kamera steht Ste-phan Vorbrugg. „Puppe“ ist eine Koproduk-tion mit der Dschoint Ventschr Filmpro-duktion (Karin Koch, Tunje Berns). AlsSender sind der Bayerische Rundfunk undArte (Dr. Claudia Gladziejewski, Moni-ka Lobkowicz, Jochen Kölsch und An-dreas Schreitmüller) mit im Team. Den Ver-leih wird W Film übernehmen, den Weltver-trieb sicherte sich Beta Cinema.

enigma film NRW, Tel. (02223)914062; [email protected]

Der deutscheFreundSeit dem 19. Mai dreht Jeanine Meerapfelihren neuen Film „Der deutsche Freund“ anneun von insgesamt 37 Drehtagen in Köln undUmgebung. In dem Kinofilm, für den sie auchdas Drehbuch schrieb, erzählt Meerapfel die Ge-schichte einer großen Liebe zwischen politischenUmbrüchen und historischem Wandel. Sulamit,Tochter jüdischer Emigranten aus Deutschland,wächst im Buenos Aires der 50er Jahre auf. Inunmittelbarer Nachbarschaft leben hier Judenund Nazis, aus Europa geflohen und in der Frem-de erneut zusammengeworfen. Sulamit trifft aufFriedrich, einen deutschen Jungen, der mit sei-ner Familie im Haus direkt gegenüber wohnt.Zwischen den beiden entsteht schon bald eineungewöhnliche Nähe.

Die deutsch-argentinische Koproduktionzwischen Malena Film, GeißendörferFilm- und Fernsehproduktion, der argen-

tinischen Jempsa / Ricardo Freixa und demWDR zeigt Max Riemelt, die in Argentiniensehr erfolgreiche Schauspielerin Celeste Cidund Benjamin Sadler in den Hauptrollen. Ge-dreht wird seit Ende März in Argentinien; inDeutschland sind Köln und Frankfurt am Maindie wichtigsten Drehorte. Neue VisionenFilmverleih wird „Der deutsche Freund“ 2012in die Kinos bringen.

Geißendörfer Film- undFernsehproduktion, Tel. (0221) 2205290;[email protected]

Alles für mein Kind In Köln und Umgebung produziert ZieglerfilmKöln (Produzentin: Elke Ried) an 23 Drehta-gen vom 7. Juni bis zum 8. Juli das TV-Melodram„Alles für mein Kind“ nach einem Drehbuchvon Martin Dolejs und Johann A. Bunnersfür ARD/Degeto. Darin ist die Lehrerin InesErdmann seit über zehn Jahren mit dem Jour-nalisten Boris verheiratet. Zum Glück des Ehe-paars fehlt nur ein Kind. Als eine neue Schüle-rin in Ines’ Klasse kommt, glaubt die sympathi-

sche Lehrerin in Clara ihre Tochter wieder zu er-kennen, die sie einst zur Adoption gegeben hat.

Unter der Regie von René Heisig spielenAnn-Kathrin Kramer, Hans-Jochen Wag-ner, Johanna Gastdorf, BernhardSchütz, Alicia von Rittberg, Elena Uh-lig und Felix Eitner. Die Kamera führt Pe-ter Nix, Sabine Schild hat die Produktions-leitung.

Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 27272612;[email protected]

Max Riemelt und Celeste Cid in „Der deutscheFreund”, Foto: Neue Visionen Filmverleih

Mein kleiner FingerBernhard Landen und Judith Angerbau-er (Koregie) inszenieren für Heimatfilm dasKino-Drama „Mein kleiner Finger“ nach ih-rem eigenen Drehbuch: Für Anja, die gerade Ab-itur macht, ist nach einer Partynacht, die in ei-nem Unfall endet, nichts mehr wie vorher. Siefühlt sich fremd im eigenen Körper, ihre Psycheist massiv aus der Bahn geworfen. Als die Er-innerung nach und nach zurückkehrt, beginntfür Anja eine schmerzhafte Spurensuche, dersie sich nicht entziehen kann. „Mein kleiner Fin-ger“ entsteht im Juli und im August an 30 Dreh-tagen komplett in NRW. Die Sender WDR (An-drea Hanke) und MDR (Wolfgang Voigt)sind dabei, als Castingagentur ist Susanne Rit-ter Casting im Einsatz.

Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990;[email protected]

Der letzte schöne TagAm 3. Juni beendete Regisseur Johannes Fabrick nach 24 Drehtagen in Köln die Aufnah-men zu dem TV-Drama „Der letzte schöne Tag“. Wotan Wilke Möhring und Julia Ko-schitz standen vor der Kamera von Helmut Pirnat. Hager Moss Film (Produzentin: Kir-sten Hager) und der WDR (Redakteur: Dr. Götz Schmedes) setzten mit dem Film ein Buchvon Dorothee Schön in Szene, in dem sie von einer Frau erzählt, die nach ihrem Suizid ihrenMann und ihre beiden Kinder ratlos und verzweifelt zurücklässt.

Hager Moss Film, Tel. (089) 2060800; [email protected]

„Unsere Mütter, unsere Väter”: Katarina Schüttler, Tom Schilling und Miriam Stein (v.l.) am Set in Köln-Porz,Foto: Film- und Medienstiftung NRW

Page 25: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

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Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 25

A N Z E I G E

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Eine Insel namens UdoKinostart: 16. JuniVerleih: X Verleih

Udo ist schwerstsichtbar, er fällt den Men-schen in seiner Umgebung einfach nicht

auf. Es hat also seinen Grund, dass der Mannsehr erfolgreich als Kaufhausdetektiv arbeitet.Weniger gut ist es, dass ein Schwerstsichtba-rer nicht bei Frauen punkten kann; er wird janicht wahrgenommen. Das ändert sich, als Jas-min in Udos Leben tritt, denn sie sieht Udo so-fort. Die amouröse Frischzellenkur wirkt sichauch auf Udos Verhältnis zur Welt aus. Aber istes wirklich erstrebenswert, wenn man plötzlichvon allen bemerkt wird? Regisseur und Ko-Au-tor Markus Sehr hat durchaus Autobiografischesin diesen Film gelegt; schließlich war er selbstnach eigenen Worten in seiner Grundschulzeit

ungefähr eineinhalb Jahre schwerstsichtbar. Mitseinem Kinodebüt präsentiert der gebürtige Köl-ner, Absolvent der ifs internationalen filmschu-le köln und Stipendiat des AV-GründerzentrumsNRW, nicht nur einen entwaffnend witzigen Filmmit schrägem Slapstick und leisen Zwischentö-nen, sondern auch einen genialen Besetzungs-coup mit Kurt Krömer in der Hauptrolle. DasWest-Berliner Original und seine Ost-BerlinerPartnerin Fritzi Haberlandt passen sich übrigensgut ein in diese ansonsten durch und durch rhei-nische Produktion, die an Schauplätzen in Köln,Bonn und Düsseldorf gedreht wurde. Humorverbindet eben, wenn er so gut ausgestaltet istwie auf dieser Insel mit Namen Udo.

Deutschland 2011Regie: Markus SehrDrehbuch: Clemente Fernandez-Gil, Markus SehrMitwirkende: Kurt Krömer, Fritzi Haberlandt,Bernd Moss, Kari Ketonen, Maja BeckmannProduktion: Hupe Film- und Fernsehproduktion inKoproduktion mit Little Shark Entertainment unterSenderbeteiligung von WDR und Artewww.eineinselnamensudo.x-verleih.de

Rockabilly RuhrpottKinostart: 30.JuniVerleih: Filmlichter

Schwarzer Blues und weiße Country-Elemen-te, das waren die Bestandteile, aus denen

vor 60 Jahren der musikalische Urknall für dasRock- und Popuniversum hervorging. Die Hel-den der ersten Stunde hießen Bill Haley, ElvisPresley, Chuck Berry, Little Richard und Jerry LeeLewis. Sie prägten den Sound, die Mode undvor allem ein Lebensgefühl, das sich bis heutein eingeschworenen Szenekreisen konservierthat. Besonders vital brodelt das Feeling zwi-schen Schmalzlocke und Petticoat im Ruhrge-biet. Die Filmemacherinnen Christin Feldmannund Claudia Bach mussten die Spuren dahin garnicht groß suchen. Frisierläden, Boutiquen undClubs in Oberhausen, Essen, Mühlheim Ruhr,Duisburg, Gelsenkirchen, Bottrop und Dort-

mund legen lebendiges Zeugnis für veritableNachfrage ab. Teddy Boys und Girls im Look der50er Jahre machen aber nicht nur optisch et-was her, sie stehen für eine Begeisterung, dieansteckt. Und davon erzählt dieses Rockumen-tary in knackigen 60 Minuten, abendfüllend er-gänzt um Linus de Paolis halbstündigen Kurz-film „Hawk“, ein Vater-Sohn-Rock’n’Roll-Kra-cher mit Jochen Nickel und Robert Höller in denHauptrollen. Natürlich kommt auch die Musiknicht zu kurz. Es spielen auf: Lou Cifer and theHellions, Rock’n Feller, Black Raven, The Wild-cats und The Town Rebels. Der Fan bringt dasso auf den Punkt: „Generell, Rockabilly ist Rock’-n’Roll. Die harte Mussick. Das ist keine Disco-Mussick mit dem ganzen Blödsinn und Mist da.Da fährt man ab. Dafür lebst du.“ Und bloß kei-nem auf die Blue Suede Shoes trampeln.

Deutschland 2010Realisation: Christin Feldmann, Claudia BachProduktion: thevissen Produktion unterstütztdurch Act Videoproduktion, Schnittwerk, Art.Ef-fect.Audio und Headquarter; www.rockabillyruhrpott.de

KlitschkoKinostart: 16. JuniVerleih: Majestic Filmverleih

Der Boxsport hat schon manche Sensationhervor gebracht, aber dass ein Bruderpaar

aus der Ukraine die Königsklasse des Schwer-gewichts beherrscht, außerhalb des Rings hin-gegen als geschäftstüchtige Gentlemen undpromovierte Doktoren auftritt, das gab es nie– bis die Klitschkos kamen. In knapp zwei Stun-den Spielzeit zeigt Sebastian Dehnhardt(„Deutschland – Weltmeister der Herzen“) denAufstieg in den Box-Olymp nicht nur aus sport-statistischer Perspektive. Geprägt wurdenKampfgeist, Bodenständigkeit und Zu-sammengehörigkeitsgefühl der Brüder durchdie Erziehung eines liebevollen, aber strengenElternhauses aus dem Milieu des sowjetischenMilitärs. Dramatisches kommt zu Tage, etwadass Vater Klitschko bei der Reaktorkatastrophe

in Tschernobyl lebensgefährlich verstrahlt wur-de. Aber es gibt auch Skurriles zu bestaunen,wenn der berüchtigte Promoter Don King mitBauernfängertricks – vergeblich – versucht, dasBruderpaar in einen Vertrag zu locken. Ehema-lige Gegner wie Lennox Lewis oder Chris Byrderweisen ihren Respekt, wenn die historischenKämpfe noch einmal Revue passieren, abernoch spannender sind die charakterlichenUnterschiede, die der Film zwischen Dampf-hammer Vitali und dem jüngeren Taktiker Wla-dimir aufzeigt – nicht nur am Schachtisch. Schil-lernd in den Facetten, konzentriert im Gesamt-wurf und immer unterhaltsam – es war kein Zu-fall, dass der Film seine Premiere auf dem NewYorker Tribeca Festival feiern durfte und genauso einschlug wie ein Punch der Doktoren Eisen-faust.

Deutschland 2011Regie und Drehbuch: Sebastian DehnhardtProduktion: Broadview Pictureswww.klitschko-film.de

Brownian MovementKinostart: 30. Juni Verleih: Filmlichter

Charlotte (Sandra Hüller) ist eine erfolgreicheMedizinerin. Sie hat einen liebenden Mann

und einen gut geratenen Sohn. In CharlottesLeben ist aber nur scheinbar alles perfekt. Sieverfällt einer Obsession: In einer heimlich erwor-benen Zweitwohnung hat sie regelmäßig Sexmit Männern, die zumeist noch nicht mal at-traktiv sind. Doch dann fliegt Charlottes Dop-pelleben auf. Sie verliert ihre Approbation, dieEhe kriselt. Sie kann dem Ehemann Max (Dra-gan Bakema) und anderen ihr Verhalten nichterklären, auch nicht sich selbst. Mit Max ver-sucht sie in Indien einen Neuanfang. Aber Max‘Misstrauen bleibt...

Der Titel des in Köln, Brüssel und in Indiengedrehten Films spielt auf einen Beweis der Mo-

lekulartheorie an, wonach die Bewegung klei-ner Teilchen in Flüssigkeiten, Rauch und Nebelzitternd verläuft. Gleichzeitig weist der Filmtitelauf den rational-kühlen Charakter der Heldin desFilms hin, einer Wissenschaftlerin, die For-schungsobjekte genauso betrachtet wie ihre ei-genen Triebe: aus Distanz. Über ihren Film, deru.a. auf den Filmfestivals Toronto, Berlin unddem Internationalen FrauenFilmFestival Köln /Dortmund lief, sagt die Autorin Nanouk Leopold,er handle „von Akzeptanz und von Liebe, vonEinsamkeit in einer Beziehung und dem existen-ziellen Bedürfnis, einander so nahe wie möglichsein zu wollen. Die Frage ist, ob ein Mann undeine Frau sich tatsächlich so sehen können, wiesie sind. Und ob sie sich damit begnügen, da-mit abfinden können, dass man nicht alles mit-einander teilen kann.“

Niederlande / Deutschland / Belgien 2010Regie & Drehbuch: Nanouk LeopoldDarsteller: Sandra Hüller, Dragan Bakema, SabineTimoteo, Ryan Brodie, Frieda PittoorsProduktion: Circe Films (Niederlande) in Koproduk-tion mit Coin Film und Serendipity Filmswww.brownianmovement.de

Kinovorschau

„Arschkalt” Kinostart: 21. Juli „Was Du nicht siehst” Kinostart: 7. Juli

Page 27: Informationen und Medien - filmstiftungAuge in Großaufnahme sehen, tut das beim Anschauen nochmals weh? Vitali Klitschko : Wenn man im Kampf steht, achtet man nicht auf Verletzungen,

Was Du nichtsiehst Kinostart: 7. JuliVerleih: W-Film

Nach dem Selbstmord seines Vaters reist der17-jährige Anton (Ludwig Trepte) mit sei-

ner Mutter Luzia (Bibiana Beglau) und derenneuem Freund Paul (Andreas Patton) in die Bre-tagne. Den Urlaub möchte Luzia nutzen, umAnton an Paul zu gewöhnen und mit beideneinen Neuanfang zu versuchen. Doch der Sohnfühlt sich wie ein Fremdkörper. Der ÖsterreicherWolfgang Fischer, bisher Regisseur beim WDRund Phoenix, feiert mit „Was Du nicht siehst“

sein Spielfilmdebüt. Er inszenierte die Geschich-te einer ungewöhnlichen Freundschaft alsPsychothriller. Die Filmbewertungsstelle Wies-baden verlieh Fischers Film das Prädikat „wert-voll“. „Es knistert in den angespannten Bezie-hungsgeflechten“, heißt es in der Prädikatsbe-gründung. „Ein lobenswerter, konsequent um-gesetzter Ansatz auf einer ungewöhnlichen Ebe-ne, der den Bezug zu realen Jugendproblema-tiken an keiner Stelle verliert und zu unterschied-lichen Interpretationen einlädt.“

Deutschland / Österreich 2009Regie & Drehbuch: Wolfgang FischerDarsteller: Ludwig Trepte, Frederick Lau, AliceDwyer, Bibiana Beglau, Andreas PattonProduktion: Lichtblick Film in Koproduktion mitStalker Film, WDR und Artewww.was-du-nicht-siehst.de

ArschkaltKinostart: 21. Juli Verleih: NFP / Warner Bros. (Vertrieb)

Berg braucht Kohle. Und er will seine Ruhe.Denn seit er das Familienunternehmen in den

Sand gesetzt und seine Frau ihn verlassen hat,kann es tiefer nicht mehr gehen. Deshalb kut-schiert er mit einem Transporter Tiefgefrorenesdurch Norddeutschland. Dann wird ihm von derniederländischen Chefin Lieke (große Klasse: El-ke Winkens) ein junger Beifahrer ins Führerhausbeordert. Tobias war mal Friseur, kuckt sich heu-te Lebensweisheiten von Teebeuteln ab und re-det wie ein Wasserfall.

Zwischen Pinneberg und Ostbevern in West-

falen gibt es viele Straßenkilometer zu durchfah-ren. Lakonisch wie die Landschaft ist auch der Hu-mor im neuen Film von Max-Ophüls-PreisträgerAndré Erkau, der mit diesem Roadmovie zwei un-gleiche Protagonisten in den verbalen Clinch führt.Herbert Knaup und Johannes Allmeyer zeigengroße Schauspielkunst, wenn im Trommelfeuerder Dialogpointen die Fassaden der Lebenslügenzu bröckeln beginnen. André Erkau dazu: „DerFilm hat einen ernsten Hintergrund und wird den-noch mit viel Augenzwinkern erzählt“.

Deutschland 2011Regie und Drehbuch: André ErkauMitwirkende: Herbert Knaup, Johannes Allmayer,Elke Winkens, Peter Franke, Thorsten Merten; Produktion: Wüste Film GmbH in Koproduktion mit Wüste Film West GmbH und ZDF Das KleineFernsehspiel in Zusammenarbeit mit Arte; www.arschkalt-derfilm.de

Ein Tick andersKinostart: 7. Juli Verleih: Farbfilm

Eva Strumpf (Jasna Fritzi Bauer) ist ein ganznormales Mädchen. Abgesehen vom Tou-

rette-Syndrom, das Eva zu unbeabsichtigtenHandlungen zwingt: Wenn Eva redet, bringt siezwischen den Sätzen ungewollt wüste Flücheunter. Gar nicht normal ist der Rest der Fami-lie. Oma (Renate Delfs) sprengt Eva zuliebeschon mal Staubsauger in die Luft und behaup-tet, das sei die beste Medizin gegen Evas Tic-ks. Evas Onkel Bernie (Stefan Kurt) hat kein Ge-fühl für Musik, aber eine Band, mit der er Songsintoniert. Mutter Strumpf (Victoria Trauttmans-dorff) ist dem Kaufrausch verfallen. Evas Vater(Waldemar Kobus) verschweigt allen den Ver-lust seines Jobs und schreibt heimlich im WaldBewerbungen, die ihm eines Tages ein Arbeits-angebot in Berlin verschaffen. Wenn er es an-

nehmen sollte, müsste die Familie umziehen.Aber Eva will ihre vertraute Umgebung nichtverlassen.

Regisseur und Drehbuchautor Andi Rogen-hagen drehte „Ein Tick anders“ in seiner Heimat-stadt Marl. Für seinen Film hat er sich eine ko-mische Geschichte ausgedacht, die das Ver-ständnis für Menschen mit Tourette fördern soll.Die Zuschauer „lachen nicht über Eva, sondernmit Eva“, sagt Rogenhagen. „Der Film löst dieDistanz auf, mit der wir uns und dieser Krank-heit normalerweise begegnen. Lachen ist Befrei-ung und Befreiung hilft wiederum bei der Be-gegnung mit Tourette-Kranken. So schließt sichder Kreis.“

Deutschland 2011Regie & Drehbuch: Andi RogenhagenDarsteller: Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus,Victoria Trauttmansdorff, Stefan Kurt, RenateDelfs, Falk Rockstroh, Nora TschirnerProduktion: Wüste Film GmbH in Koproduktion mitWüste Film West GmbH, dem NDR und in Zu-sammenarbeit mit Arte www.eintickanders.de

„Rockabilly Ruhrpott” Kinostart: 30.Juni

Die COINs gratulierenzum 20. Geburtstag!

Ein Film von NANOUK LEOPOLD mit SANDRA HÜLLER

AB 30. JUNI IM KINO

Ein Film von LOLA RANDL

mit SUNNYI MELLES, MARIA KWIATKOWSKY, BASTIAN TROST, MARIO ADORF, IRM HERMANN, SAMUEL FINZI, BLIXA BARGELD

circefi lms

Foto: COIN FILM / V. Arnolds

Foto: COIN FILM / G. van Maele

aktuelle Dreharbeiten

DIE ERFINDUNG DER LIEBE

aktuell im Kino

BROWNIAN MOVEMENT

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2011 > 27

A N Z E I G E

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„Eine Insel namens Udo” Kinostart: 16. Juni„Ein Tick anders” Kinostart: 7. Juli

„Klitschko” Kinostart: 16. Juni

Kinovorschau