Informationen zu Wissen veredeln Wissensmanagement - Bedarf, Ansätze, Modelle

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Informationen zu Wissen veredeln Wissensmanagement - Bedarf, Ansätze, Modelle Rafael Capurro FH Stuttgart (HBI) [email protected] http://machno.hbi-stuttgart.de/ ~capurro/ Thomas-Morus-Akademie Bensberg 22. April 1999

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Informationen zu Wissen veredelnWissensmanagement - Bedarf, Ansätze, Modelle

Rafael CapurroFH Stuttgart (HBI)

[email protected]

http://machno.hbi-stuttgart.de/~capurro/

Thomas-Morus-Akademie Bensberg

22. April 1999

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Übersicht

Einleitung

1. Bedarf

2. Ansätze

3. Modelle

Ausblick

Literatur

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Einleitung

• Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden, Kapital, Information

• Daten - Information - Wissen– „Als Daten bezeichnen wir die symbolische Repräsentation von

Sachverhalten“ Beispiel: Thermometer zeigt 15° Celsius an.

– „Als Information bezeichnen wir ein Bündel von Daten, das in einer propositionalen Struktur zusammengefaßt ist“ Beispiel: In Bensberg sind es heute, am 22.4.1999, 15° Celsius.

– „Als Wissen schließlich bezeichnen wir die systematische Verknüpfung von Informationen dergestalt, daß prognostische oder explanatorische Erklärungen abgegeben werden können, d.h. sinnvolle Fragen richtig beantwortet werden können.“ Beispiel: Wenn... und... und..., dann wird (vermutlich) morgen in Bensberg die Sonne scheinen. (A. v. Müller 1997)

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Einleitung (Forts.)

Was ist Wissen? • Metaphysik:

– Sokrates/Platon: Vernunfteinsicht (noesis), Verstandesgewißheit (dianoia), Glaube (pistis), Wahrscheinlichkeit (eikasia) (Polit. 511e)

– Aristoteles: “Alle Menschen streben von Natur nach Wissen (eidenai)” (Met. 980a) (empeiria, techne, episteme, sophia, phronesis)

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Einleitung (Forts.)

• Phänomenologie: Max Scheler (Wozu des Wissenhabenwollens: Bildungswissen, Beherrschungswissen, Erlösungswissen)

• Hermeneutik: Gadamer (Heidegger) (Vorverständnis und Vor-Urteil)

• Wissenschaftstheorie: Popper/Kuhn (Vermutungen und Paradigmen)

• Konstruktivismus: Luhmann (Information, Mitteilung, Verstehen; Beobachterbezogenheit des Wissens vs. Wissen ist gesammelt und vorhanden in den Köpfen von Individuen)

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Einleitung (Forts.)

Was ist Management?„manage (...) It. Maneggiare to handle, esp. To manage or train horses (...)

in the late 17th and early 18th c. it was chiefly used where the sense closely approaches that of the F. ménage to use carefully, to husband, spare (...)

1.a. To handle train, or direct (a horse) in his paces“

„management (...) 1.A. The action or manner of managing (...); the application of skill or care in the manipulation, use, treatment, or control (of things or persons), or in the conduct (of an enterprise, operation, etc.)“

1736 Butler: „Tranquillity, satisfaction,.. Being the natural consequences of prudent management of ourselves, and our affairs.“ (OED)

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Einleitung (Forts.)

Was ist Wissensmanagement?"Knowledge Management is a newly emerging, interdisciplinary

business model dealing with all aspects of knowledge within the context of the firm, including knowledge creation, codification, sharing, learning, and innovation. Some aspects of this process are facilitated with information technologies, but knowledge management is, to a greater degree, about organizational culture and practices." (Ruggles 1998) (meine Hervorhebung)

Erweiterte Definition: Wissensmanagement betrifft alle Arten von Organisationen.

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1. Bedarf

“Alles Wirtschaften bedarf in vielfältiger Weise der Koordination in Form von Information und Kommunikation mit Arbeitspartnern, mit den Märkten, mit der Zukunft, mit vorhandenem Wissen: Ein bedeutender Teil des Wirtschaftens ist also nicht unmittelbar auf Produktion oder Konsum, sondern auf Planung, Abwicklung und Überwachung der eigentlichen Leistungserstellung und des Leistungsaustauschs ausgelegt.” (A. Picot, FAZ 1999) (meine Hervorhebung)

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Bedarf (Forts.)

Bedarf an Wissensmanagement (nach einer Studie des Intern.Inst.f.Lernende Organ. und Innovation, München):

66% der befragten Betriebe verfügen über keinen Überblick des im Unternehmen vorhandenen Wissens

80% meinen, daß ihnen ein mittlerer bis hoher Nutzen durch brachliegendes Wissen entgeht.

86% sehen einen Bedarf an Wissensmanagement in ihrem Unternehmen

(Winkelhage 1998)

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2. Ansätze

Die kreative Wissensspirale (nach Nonaka/Takeuchi):

• Vom impliziten zum impliziten Wissen -

die Sozialisation

• Vom impliziten zum expliziten Wissen -

die Externalisierung (Metaphern, Analogien, Modelle)

• Vom expliziten zum expliziten Wissen

die Kombination (Datenbanken/Dokumente)

• Vom expliziten zum impliziten Wissen -

die Internalisierung

Wissensspirale: Individuum - Gruppe - Unternehmen

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Ansätze (Forts.)

Formen der Wissenskonversion (nach Schreyögg/Noss):

• Lernen I: Veränderung des impliziten oder expliziten Wissens, „die jedoch im Rahmen bestehender Grundüberzeugungen und Basisprämissen der Organisation entwickelt wird“.

• Lernen II: „vorherrschende Basisannahmen und Grundsätze werden in Frage gestellt und durch neues Orientierungswissen ersetzt“.

• Lernen III: „der das Wissen um die Lernprozesse selbst zum Inhalt hat“.

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Ansätze (Forts.)

Gemeinschaft der Wissensschaffung (nach

Nonaka/Takeuchi):• Wissenspraktiker (Mitarbeiter, Linienmanager)

– Wissenswerker (knowledge operator): sammeln und erzeugen von implizitem Wissen

– Wissensspezialisten (knowledge specialist): sammeln, erzeugen und erneuern Wissens (Inf.manager)

• Wissensingenieure (Mittelmanager)• Wissensverwalter (Führungskräfte)

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Ansätze (Forts.)

Wissensschaffung und Produktplanung (Reinmöller 1998):

• „Kontakter“: der das implizite Wissen der Kunden und Händler wahrnimmt.

• „Konzeptionist“: der den Beitrag zur Externalisierung von implizitem Wissen leistet und innovative Projekte erzeugt.

• „Koordinator“: der neues Wissen mit „vergessenem Wissen“ sowie mit Wissen über die Zukunft verknüpft, indem er ein Netzwerk von Wissensquellen schafft,

• „Coach“: der das internalisierte Wissen um Design-Theorie und Praxis an Unternehmen weitergibt.

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Ansätze (Forts.)

Kritische Fragen an Nonaka (Essers/Schreinemakers 1997):1. “What will happen in these ‘self-organizing teams’ if and

when some members are committed more to some of their own (tacit) convictions than to finding consensus on new product or organization concepts?” (S. 28)

2. “In the context of knowledge justification it is surprising that no mention at all is made by Nonaka of any of the usual criteria adopted in science to establish the truth or validity of knowledge claims (like consistency, scope, explanatory power, empirical testability etc.) (...) Can they be overuled by criteria like profitability or return on investment?” (S. 28)

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Ansätze (Forts.)3. “It is surprising that he (Nonaka) completely ignores the issue of

incommensurability between paradigms or mental models”(S. 30)

4. “Concepts like double-loop learning, the play-game distinction, first- and second-order change and the distinction between innovation versus improvement are all derivative of and pay tribute to Kuhn’s conception of revolutionary shifts from one incommensurable paradigm to another.” (S.30)

5. “Nonaka completely overlooks the possibility of communication breakdowns and conflict between members of an organization due to the clash of incommensurable paradigms or frames of reference.” (S. 32)

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Ansätze (Forts.)

Fazit: “In general we consider Nonaka’s choice for a subjectivist or conventionalist conception of knowledge as an important step in the right direction, as business organizations inevitably will have to work with the actual committments and beliefs that organizations members wittingly or inwittingly adopt as a capacity for coporate action,whether these convictions are ‘objectively’ true or not.” Aber: “to take the mission, goals and strategies of the organization as a priori guideline for managerial choice, might easily be conterproductive from the point of view of stimulating innovation and organizational flexibility” (S. 32)

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3. Modelle

Bausteine des Wissensmanagements (nach Probst et

al):• Wissensidentifikation: interne und externe

Wissensressourcen im/für das Unternehmen transparent machen (Wissenslücken erkennen)

• Wissenserwerb: externe Wissensträger, Kundenwissen usw. (Wissensmärkte)

• Wissensentwicklung: durch menschliche Interaktion und Integration (vgl. Nonaka/Takeuchi: implizites/explizites Wissen)

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Modelle (Forts.)

• Wissens(ver)teilung: Zugriffsmöglichkeiten, integrierte Wissensbestände, Geheimhaltung

• Wissensnutzung: Vertrauen, Transparenz und Nutzerfreundlichkeit für alle Mitarbeiter

• Wissensbewahrung: Auswahl und Speicherung

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Modelle (Forts.)

Wissensziele (nach Probst et al.):• normative (Leitbilder, Leitsätze)

• strategische (im Hinblick auf künftig (nicht) erforderliches/relevantes Wissen)

• operative (Umsetzung z.B. Einrichten eines Intranet)

*Hermeneutische Herausforderungen: – Schaffung einer gemeinsamen Sprache

– Management von “Missverständnissen” und “Vor-Urteilen”

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Modelle (Forts.)

Wissensbewertung:

“Eine rein quantitativ orientierte Bewertungsphilosophie ist im Bereich organisationalen Wissens unrealistisch bis kontraproduktiv. Erfolgsversprechender ist das Verständnis von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und die indirekte Bewertung durch Wissensindikatoren.” (Probst et al. S. 344)

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Modelle (Forts.)

Alternative Meßmethoden:• Entwicklungsphasen des Wissens: “vom völligen

Unverständnis über die Zusammenhänge einer Situation bis zum vollständigen Wissen über sämtliche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bei gleichzeitiger Gestaltungskontrolle (...) Mit dieser Methode können Sie für ein beliebiges Wissensproblem überprüfen, wie weit ihr aktuelles Verständnis zur Zeit reicht. Häufig ist es erstaunlich, auf welch geringem Wissensniveau kritische Entscheidungen manchmal getroffen werden. Prüfen Sie sich selbst” (Probst et al. S. 334-335)

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Modelle (Forts.)

• Bezug der Wissensbewertung zu Wissenszielen: – normative Bewertungsmethoden: Kulturanalysen,

Beobachtung des Top-Management-Verhalten, Glaubwürdigkeitsanalysen

– strategische Bewertungsmethoden: Wissenbilanz, Analyse des Kompetenzportfolios, Controlling

– operative Bewertungsmethoden: Ausbildungscontrolling, Messung von Systemnutzung, individuelle Fähigkeitsprofile

(nach Probst et al. S. 336)

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Ausblick

“Information ist billig, Wissen teuer, Weisheit selten” (Bemerkung eines Mitgliedes des Organisationsforums des 7. Deutschen Wirtschaftskongresses, Köln 3. 3.1999)

Wissensarme vs. wissensreiche Gesellschaften?

Informationsgerechtigkeit: Wie gestalten wir markt- und sozialgerecht das Wissenstransfer im Medium der Weltvernetzung?

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LiteraturCapurro, R.: Wissensmanagement in Theorie und Praxis. In:

Bibliothek. Forschung und Praxis 22 (1998) Nr. 3, S. 346-355.

-: Informationsgerechtigkeit. In: medienpraktisch 4/98, S. 42-44.

-: Was ist Wissensmanagement? In: Wissen digital, http://machno.hbi-stuttgart.de/Bibliothek/wd/texte/capurro1.html

Essers, J., Schreinemakers, J.: Nonaka‘s Subjectivist Conception of Knowledge in Corporate Knowledge Management. In: Knowl. Org. 24 (1997) S. 24-32.

Müller, A.v.: Denkwerzeuge für Global Player. In: U. Krystek, E. Zur Hrsg.: Internationalisierung. Eine Herausforderung für die Unternehmensführung, Berlin u.a. 1997, S. 465-473.

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Literatur (Forts.)

Nonaka, I., Takeuchi, H.: Die Organisation des Wissens, Frankfurt a.M. 1997

Picot, A.: Das Internet schafft neue Spielregeln für den Wettbewerb. In: FAZ,, 22.2.1999, Nr. 44, S. 28.

Probst, G., Raub, S., Romhardt, K.: Wissen managen, Frankfurt a.M. 1998.

Reinmöller, P.: Wissensschaffung und Produktplanung, in: formdiskurs 4, 1/1998, S. 50-71.

Ruggles, R.: The State of the Notion: Knowledge Management in Practice. In: California Management Review 40, 3 (Spring 1998).

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Literatur (Forts.)

Schreyögg. G., Noss. Chr.: Zur Bedeutung des organisationalen Wissens für organisatorische Lernprozesse. In: Wieselhuber, S. 67-76

Wingelhage, J.: Dienstleister, die beim Denken helfen. In: FAZ 28.3.1998, Nr. 74. S.15

LINKS:

Knowledge Management Server, Univ. of Texas at Austin: http://www.bus.utexas.edu/kman

The Knowledge Management Forum: http://www.km.forum.org

The International Knowledge Management Network: http://kmn.cibit.nl/index.hmtl

WWW Virtual Library on KM: http://www.brint.com/km/

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Wissens-Werte der ZukunftAnforderungen an Lern- und

Bildungsprozesse

Ausgehend vom ‘Wissen des Un-Wissens’ (und ‘Wert-Losen’):

• Bildungswissen: Literatur und Kunst: Kreativität (Effizienz, Offenheit)

• Beherrschungswissen: Wissenschaft und Technik: Effizienz (Kreativität, Offenheit)

• Erlösungswissen: Religion und Theologie: Offenheit (Kreativität, Effizienz)

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Anforderungen an Lern- und Bildungsprozesse

• Wissen suchen lernen• Wissen (mit-)schaffen lernen• Wissen ‘mit-(den-anderen-)teilen’ lernen• Wissen mitteilen lernen• Wissen (für die anderen) darstellen lernen• Wissen (für die anderen) bewahren lernen• Wissen verändern lernen

Sich dabei in Un-Wissen üben