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[1] Vorwörter Seite 2 GESAMTVEREIN Organigramm Seite 6 Zahlen Seite 7 GESCHÄFTSFÜHRUNG Seite 10 VERWALTUNG Seite 11 EINRICHTUNGEN PSWB Seite 15 ALOA Seite 19 SCHU Seite 23 NOWA Seite 26 OBST Seite 29 MOWO Seite 32 TAGO Seite 36 PSD Seite 38 ABS Seite 41 TAKE 5 Seite 43 UNTERSTÜTZUNG Seite 96 IMPRESSUM Seite 100 INHALT

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Vorwörter Seite 2

GESAMTVEREINOrganigramm Seite 6Zahlen Seite 7

GESCHÄFTSFÜHRUNG Seite 10

VERWALTUNG Seite 11

EINRICHTUNGENPSWB Seite 15ALOA Seite 19SCHU Seite 23NOWA Seite 26 OBST Seite 29MOWO Seite 32 TAGO Seite 36PSD Seite 38ABS Seite 41

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UNTERSTÜTZUNG Seite 96

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INHALT

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Stefan Giegler M.A.Sozialstadtrat der Stadt Linz

Wir schauen aufeinander

Unfall, Krankheit, Arbeitslosigkeit, … und plötzlich ist alles anders. Es gibt Schicksalsschläge im Le-ben, die einen einzelnen Menschen überfordern können. In Linz schauen wir aufeinander. Das so-ziale Netz ist dicht geknüpft und für die Heraus-forderungen des Lebens haben wir eine passende Antwort. Die Linzerinnen und Linzer sind sich si-cher: Wenn ich einmal falle, werde ich aufgefangen.

Lebensqualität basiert vor allem auf dem sozialen Angebot, das Bürgerinnen und Bürger in einer Stadt vorfinden. Nicht zuletzt wegen seiner sozia-len Stärke zählt Linz bundesweit zu den lebens-wertesten Städten. Ob Kinder und Jugendliche, ob Familien oder Seniorinnen und Senioren - ihnen allen steht eine Vielzahl sozialer Einrichtungen zur Verfügung. Eine wichtige Aufgabe einer sozial ge-prägten Stadt besteht auch darin, jenen Men-schen, die bedroht sind aus der Gesellschaft hin-auszufallen oder bereits die Zugehörigkeit verloren haben, aufzufangen und ihnen niederschwellige Hilfe und Betreuung anzubieten. Stück für Stück zurück in ein geordnetes Leben.

Bereits seit 1988 leistet der Sozialverein B37 dazu einen wesentlichen Beitrag. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingt es seit vielen Jahren in vertrauensvoller Arbeit ihren KlientInnen die Men-schenwürde zurückzugeben und ihnen in vielen kleinen Schritten kurz- oder längerfristige Pers-pektiven aufzuzeigen. Eine Arbeit, die von Fach-kompetenz, Akzeptanz, Menschenliebe und oft-mals viel Geduld geprägt ist. Für den Schutz und

Hilfe in vielerlei Hinsicht, die Zuwendung und die Eröffnung von neuen Lebenschancen in der tägli-chen Arbeit mit Menschen, die auf Grund ihrer Lebenssituation in psychische und/oder physische Gefahr geraten sind, gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins B37 mein aufrichti-ger Dank.

VORWÖRTER

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Mag.a Brigitta Schmidsberger eh.Obfrau

Das Jahr 2014

war für die MitarbeiterInnen im Sozialbereich da-durch gekennzeichnet, dass in Folge der geringen Zugänglichkeit des Arbeitsmarktes für Menschen, die den Anforderungen nicht entsprechen können, die Gefahr der Exklusion höher geworden ist und immer mehr Menschen in Armut leben. Der Verein B37 ist für Menschen, die von Obdachlosigkeit be-troffen sind, Anlaufstelle und Auffangnetz und soll wenn möglich auch Sprungbrett in eine bessere Zukunft sein.

In einer solidarischen Gesellschaft sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, ohne Bewertung der Notlage niederschwellige Hilfe und Betreuung an-zubieten. B37 bietet ein Dach über dem Kopf, Be-ratung, Hilfs- und Pflegeleistungen und vor allem menschliche Zuwendung, die den KlientInnen in jeder Situation ihre Menschenwürde garantiert. Gelungene Hilfestellungen beziehen sich auf die Lebenssituation der KlientInnen und leisten einen Beitrag dazu, dass in der Stadt Linz niemand un-freiwillig auf der Straße leben muss. Gleichzeitig wird ein Beitrag dazu geleistet, dass Ausgrenzung nicht zu sozialen Konflikten und Übergriffen führt und dadurch den sozialen Frieden in der Stadt Linz gefährdet.

GarantInnen für eine wertschätzende und fachlich kompetente Arbeit sind die MitarbeiterInnen des Vereines. Voraussetzung für eine gute Begleitung und Unterstützung der KlientInnen ist die Schaf-fung einer Vertrauensbasis, die viel Respekt, Ge-duld und Wertschätzung erfordert. Ich danke den

MitarbeiterInnen für ihre engagierte Arbeit in ei-nem sehr fordernden Tätigkeitsbereich.

Weiters bedanke ich mich an dieser Stelle auch bei unserem Finanzgeber Land Oberösterreich und den SpenderInnen, die regelmäßig dazu beitra-gen, dass der Betrieb gesichert ist und für unsere KlientInnen förderliche Aktivitäten, wie z. B. der Sommerurlaub, angeboten werden können.

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Werte Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie bei unserem Jahresbericht 2014 und hoffen, Sie werden ihre Freude daran haben.Als Motto und Titel haben wir uns in dieser Rück-schau für „Take Five“ entschieden. In diesem Sinne natürlich nicht für die musikalische Glanz-leistung des Jazz-Klassikers, sondern im Sinne von 5 Tagen im Jahre 2014, die als stellvertretende Momentaufnahmen dienen sollen. Genau diese fünf Tage haben unsere Mitarbeiter/innen genauer dokumentiert, beleuchtet und in diesen Jahresbe-richt einfließen lassen. Zugegeben ein Experiment (die fünf Tage wurden schon Anfang 2014 zufällig gewählt - kein Mensch wusste, was an diesen Ta-gen passieren wird), das uns im Vorfeld eine ge-wisse Spannung abverlangt hat, aber ich denke, es ist dadurch ein authentischer und sehr lebens-naher Bericht entstanden.Klarerweise wollen wir Ihnen auch einen, wenn man so will, sozialpolitischen Wink mitgeben. Denn es kracht im sozialen Gefüge unserer Zeit, die Zeichen stehen auf Sturm. Seit langem schon ist es klar, dass die öffentliche Hand nicht mehr die benötigte Bandbreite der sozialen Angebote wird finanzieren können. Die Diskussion, ob je-weils die richtige Summe in die richtigen Bereiche der unterschiedlichen öffentlichen Budgets fließt, wollen wir nicht führen - das wird ohnedies breit diskutiert - allerdings stellen wir die Frage, ob in-nerhalb der sozialen Leistungen die Gewichtung paßt. Wir stellen fest, dass die Angebote in unseren drei Arbeitsbereichen (Psychiatrische Vor- und Nach-sorge, Wohnungslosenhilfe und Angebote im Al-

Ernst AchleitnerGeschäftsführer

Christian GaisederStv. GeschäftsführerKoordinator Sozialbereich

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koholbereich) schon lange nicht mehr in ausrei-chendem Maße vorliegen. Wir können es in Prozenten nicht genau festlegen - wir gehen aber davon aus (aufgrund unserer Datenlage und Wahr-nehmung), dass wir uns in einem Unterdeckungs-bereich von 10 bis 20 Prozent bewegen. Das ist für uns „verwöhnte“ Oberösterreicher/Linzer schon eine beachtliche Marke. Besonders stark und fa-tal ist die Unterdeckung (wenn auch zeitlichen Schwankungen unterlegen) in den niederschwel-ligen Hilfen – wenn die Not sehr groß ist oder der Hilfesuchende ein unangepaßter sogenannter „schwieriger“ Klient ist. Da fehlen regelmäßig die notwendigen Ressourcen bzw. die komplexeren (dadurch teureren) Hilfsangebote. In diesen Bereichen wird uns (dem Sozialsystem) in den nächsten Jahren die Kraft ausgehen. Wir können mit den vorhandenen Personalressourcen die „Schwierigen“ und die vielen neu in Not gera-tenen Menschen nicht mehr betreuen bzw. auf-nehmen. Diese Lücke wird sich bemerkbar ma-chen und sichtbar werden. Kein Geheimnis. Wir denken, es ist an der Zeit sozialpolitisch Position zu beziehen. Die Politik möchten wir auffordern, eine Stärkung beziehungsweise Umschichtung in den Bereich der Niederschwelligkeit vorzunehmen.Wir stellen diese Forderung nicht, weil wir im nie-derschwelligen Bereich arbeiten - nein, wir glau-ben, dass hier die Not einfach wesentlich größer ist und die Gesellschaft sich für die Ärmsten der Armen entscheiden sollte. Eine moralische Posi-tion. Wir hoffen, die Politik will das auch so. Wir können uns vorstellen, dass es viele gegentei-lige Meinungen gibt, dass viele Menschen weiter-hin den Großteil des Sozialbudgets im höher-

schwelligen Bereich angesiedelt sehen möchten. Es ist auch ein gewisser Verteilungskampf ausge-brochen. Aber wir sahen es schon immer so, dass für die Klienten, die das kleinste Defizit haben auch die kleinste Menge an Geld aufgewendet werden sollte und für den, der das größte Defizit hat, die größte Menge an Geld sinnvoll ist. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass das in unseren Systemen in weiten Bereichen genau konträr funk-tioniert. Sehr oft ist dies an der Personalausstat-tung, aber auch an den Objekten der Träger der niederschwelligen Sozialeinrichtungen abzulesen. Wir haben derzeit nicht einmal das Geld wichtige kostenintensivere Instandhaltungsarbeiten durchzuführen.Besonders hart trifft es den weiteren Ausbau, der vollkommen zum Stillstand gekommen ist. Seit Jahren sind wir bemüht eine Einrichtung für „Junge Erwachsene“ zu schaffen. Sie wäre dringend not-wendig, das Konzept liegt schon lange bei unse-rem Finanzgeber, dem Land OÖ. Gleich geht es Projekten wie einer Wohngemeinschaft für Män-ner nach Trennungen, vollbetreuten Wohngemein-schaften für problematische, psychisch kranke Menschen, usw. usw. Die Kosten dafür wären nicht besonders hoch, doch das Geld fehlt an allen Ecken und Enden.Seit vielen Jahren sparen wir, bekommen für den laufenden Betrieb weder die notwendigen Valori-sierungen - sowohl im Personal- wie auch im Sach-kostenbereich - noch zusätzliche Mittel. Ein wei-teres Sparpaket wurde uns im September mitgeteilt und ab dem Jahr 2015 soll es zu nach-haltigen, dramatischen Kürzungen kommen.Sparen ja, aber den Sozialbereich nicht zu Tode

sparen! Eine Studie des Landes OÖ belegt, die Mitarbeiter des Sozialbereiches liegen im Ver-gleich zu ihren Ausbildungen bereits jetzt an letz-ter Stelle mit ihren Einkommen. Als ein Teil unse-rer Gesellschaft fordern wir: „Mehr Geld für Menschen, die in Not sind, die nichts mehr haben, denen die gesellschaftliche Teilhabe oft verwehrt wird und die auch ein Stück an Aufmerksamkeit verlieren, außer es handelt sich um negative Be-richterstattung in den Medien.“

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ORGANIGRAMM

GESAMTVEREIN

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2014 in Zahlen_Beschäftigte

107 Beschäftigte + 3 FSJ + 1 Peer

0

30

60

90

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1993 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 2014

Beschäftigte

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2014 in Zahlen_Statistisches (Auszug)

KlientInnen gesamt: 898 Personen, das sind 207 Frauen, 609 Männer und 82 MinderjährigeNächtigungen gesamt: 137.261 NächtigungenZugänge: 650 PersonenAbgänge: 960 Personen

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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Nächtigungen im Gesamtverein 1992 - 2014Nächtigungen im Gesamtverein 1992 - 2014Nächtigungen im Gesamtverein 1992 - 2014Nächtigungen im Gesamtverein 1992 - 2014Nächtigungen im Gesamtverein 1992 - 2014Jahr Nächtigungen Differenz

1992 63.400 -

1993 69.088 5.688

1994 70.426 1.338

1995 71.073 647 stationär mobil

1996 79.738 8.665 79.738 1.969

1997 74.850 -4.888 74.850 1.944

1998 72.657 -2.193 72.657 8.110

1999 63.666 -8.991 63.666 11.503

2000 70.940 7.274 70.940 10.062

2001 77.027 6.087 77.027 10.413

2002 78.383 1.356 78.383 10.853

2003 85.560 7.177 85.560 9.567

2004 89.371 3.811 88.037 12.599

2005 94.643 5.272 90.276 14.546

2006 102.343 7.700 88.785 26.408

2007 124.350 22.007 84.408 39.942

2008 138.655 14.305 87.876 50.779

2009 135.102 -3.553 85.948 49.154

2010 127.290 -7.812 86.002 41.288

2011 129.077 1.787 86.886 42.191

2012 130.135 1.058 87.622 42.513

2013 140.009 9.874 86.332 53.677

2014 137.261 -2.748 85.454 51.807

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GESCHÄFTSFÜHRUNG

Ausgeschiedener Mitarbeiter: Thomas Lengauer

Sandra HalmdienstSekretariat

Christoph MalinaBMS

Siegrid HaslbergerFundraising

Ulrich MehringerBuchhaltung

Thomas NistelbergerInformationstechnologie

Albert ModeraStabsstelle GF

Sandra BorthKostenrechnung

Christian Gaisederstv. Geschäftsführung

Koordination Sozialbereich

Klaus EderZentrale Abklärung

Doris HaiderSekretariat

Margit EnzenhoferSekretariat

Ernst AchleitnerGeschäftsführung

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VERWALTUNG... mehr als 1.000 Wortevon Hannes Richler

Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und denke, wir können gemeinsam mit Wertschätzung auf das im Jahr 2014 Geleis-tete blicken und stolz darauf sein. Danke!

Gleiches gilt auch für jene Firmen, Behörden, Kol-leginnen und Kollegen und Personen, zu denen wir im Jahr 2014 wie auch immer geartet Kontakt fan-den - vielen Dank und auf eine auch weiterhin so gute Zusammenarbeit!

Ausgeschiedene Mitarbeiterinnen: Bernadette Dutter, Liza Kagirova

Hannes RichlerKoordination

Erich BuchbergerMartina Adams Deyanira DominguezCollado

Marica IljkicJaroslav Hlavaty

Stefan Schmidt Luca SvalinaJulian Stoiber Zarema Tsadaeva Samila ZeckanovicTerezina Zaka

Hermine Lechner Luca OrsulicGünter Mayrhofer Christian Pichler Alfred SchirzRonald Radinger

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Organisation der Brandschutzübungen Essentielle Leistungen im Vorfeld des Vereinsfestes

Heizungsrohrbruch im PSWB - Reparatur und SanierungReparatur einer Wohnungstür

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Räumung und Renovieren einer Wohnung

Küchenaufbau

Frühstückeinkauf für das PSWB

Neuer Spielplatz für die Kinder der SCHU

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Sanierung einer Decke nach Wasserschaden in der SCHU

Wohnungssanierung

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Thomas WögrathEinrichtungsleitung

Ronald CeroMarianne Affenzeller Franz Fend Manfred FuchsAngelika Frixeder

Gabrijela Jurisic René Mayer-ExnerMarlene König Christian Michalek Franz MistlbacherLulitta Michalek

LieselotteGlashüttner-Günther

Angelika HeidingerSusanne GreunzPflegedienstleitung

Angela Hoffmann Andreas JungwirthAnita Holzer

Projekttyp: Übergangswohneinrichtung nach §17 Oö. ChG für volljährige Frauen und Männer.Zielgruppe: Volljährige Frauen und Männer, die wohnungslos sind, psychiatrische Diagnosen (auch Mehrfachdiagnosen) haben und/oder psy-chosoziale Auffälligkeiten zeigen. Die Aufnahme in diese Einrichtung und die Inanspruchnahme ihrer Leistungen begründet sich über die jeweils gültigen Richtlinien der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) bzw. des Fremden-rechts. Alten-/Pflege-/Krankenwohngruppe für alte, pflegebedürftige und kranke BewohnerInnen unserer Einrichtungen (unbefristet, bzw. für die Dauer ihrer Krankheit).Kapazität: 124 Personen (davon 1 Krankenbett); Aufenthalt individuell befristet.Ziele: Niederschwellige Angebote an sozialthe-rapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen, Basisversorgung, Wohnformen, welche geringe soziale Kompetenz erfordern, Motivationsarbeit, Beratung und Betreuung.Gründungsjahr: 1988

PSWB

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Ausgeschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Mourad Mina, Gisela Obermayr

Konsiliarärzte

Dr. Johannes Baumgartner

OA Dr. Thomas Zaunmüller

Monika SchmolmüllerSabine Peterseil Barbara Reisenberger

Andrea Piereder Judith Reisenberger Ghaniya SadiqChristian Runschke

Lisa Weichselbaumer(FSJ)

Daniel SteinerAnkica Schwab Julia Tomani Melissa Schmitzberger(FSJ)

Johann Geringer(Peer)

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PSWB-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 177 Personen, das sind 41 Frauen, 135 Männer und 1 Minderjährige(r)Wohnepisoden gesamt: 185 Wohnepisoden bzw. AufenthalteNächtigungen gesamt: 45.524 NächtigungenZugänge: 56 Personen, das sind 11 Frauen und 45 MännerAbgänge: 63 Personen, das sind 13 Frauen, 49 Männer und 1 Minderjährige(r)

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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Vorwortvon Thomas Wögrath

Seit 13 Jahren habe ich nun die Leitung des PSWB über, unter anderem bringt diese Funktion es mit sich, in jedem Jahr einen Beitrag für den Jahres-bericht zu schreiben. Ein Jahresrückblick soll es sein, nicht zu lang und auch nicht zu fade, an-spruchsvoll wäre auch nicht schlecht. Jedes Jahr kommt mir da frei nach Frank Sinatra „Erlebt habe ich vieles, aber dann doch wieder zu wenig um es zu erwähnen“ in den Sinn.

Was soll ich sagen, die Arbeit mit unseren KlientInnen hat uns wiederum in Bereiche des Le-bens geführt, die wir noch nicht kannten, die uns schaudern, staunen und lachen ließen. Wir haben uns an Ecken und Kanten des Menschlichen ge-stoßen und wurden von der Menschlichkeit wie-der aufgefangen. Wir haben mit Neugeborenen ge-spielt und sind an Gräbern gestanden. Wir haben Menschen auf ihrem Weg ins Leben begleitet und auch auf dem Weg in den Tod.

Um bei den „Zitaten“ zu bleiben, manchmal komme ich mir vor wie beim Startrek-Vorspann „Das menschliche Wesen, unendliche Weiten“.

Gut ist das Gefühl, aktiv dabei zu sein, wie ein Mensch sich wieder erkennt, beginnt sich zu ver-ändern, einen Weg einschlägt, der ihn wieder in ein gesellschaftlich integriertes und für ihn lebens-wertes Leben führt. Dem gegenüber steht die Ohn-macht, das Zusehen beim Weg in die Selbstver-nichtung. Man selbst erkennt die vielen Wege, die

es für ihn gibt, der Mensch selbst sieht nur mehr den einen Weg, und geht ihn konsequent. Dies auszuhalten und zu begleiten ist wohl der schwerste Teil unserer Arbeit und leider auch gar nicht selten.

Diese Wege von den Abgründen bis zu den Ster-nen mit den Menschen gut zu gehen, das geht nur gemeinsam. Auch wenn wir uns nicht immer einig sind, so ist es doch der Zusammenhalt zwischen den Kollegen und Kolleginnen, der die Arbeit mög-lich macht. Ich bin immer wieder fasziniert, wie es dem Team gelingt, kreative Lösungen zu finden, wie aus dem Beitrag vieler eine gute Lösung für Einzelne wird. Es ist schön zu erleben, wie die eine die Geduld aufbringt, die der andere längst verlo-ren hat.

Daher danke ich allen meinen MitarbeiterInnen für das vergangene Jahr.

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Projekttyp: Wohnheim für entwöhnte wohnungs-lose AlkoholikerInnen.Zielgruppe: Alkoholabhängige oder stark gefähr-dete volljährige Frauen und Männer, die sich vor Maßnahmeneinstieg einer Entwöhnungsbehandlung unterzogen haben. Die Aufnahme in diese Einrich-tung und die Inanspruchnahme ihrer Leistungen be-gründet sich ausschließlich über die jeweils gültigen Richtlinien der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) bzw. des Fremdenrechts.Kapazität: 15 Wohnplätze (Befristung: 12 Mo-nate - in Einzelfällen Verlängerung möglich).Ziele: Stabilisierung; Auseinandersetzung mit den Problemen Sucht, Suchtentstehung, Suchtverhalten usw.; Rehabilitation und Reintegration.Gründungsjahr: 1993

Susanne SchmollyEinrichtungsleitung

Franz Achatz Ronald LangKarenzvertretung

Sandra StaudingerKarenzvertretung

Iris Zillner-StiebitzhoferKarenz

ALOA

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ALOA-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 34 Personen, das sind 4 Frauen und 30 MännerWohnepisoden gesamt: 34 Wohnepisoden bzw. AufenthalteNächtigungen gesamt: 4.580 NächtigungenZugänge: 19 Personen, das sind 3 Frauen und 16 MännerAbgänge: 21 Personen, das sind 1 Frau und 20 Männer

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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„Take five“von Susanne Schmolly

Mit dem Thema des diesjährigen Jahresberichtes wurde der Versuch unternommen, die Leserinnen und Leser an fünf Tagen im Jahr möglichst nah an den „Arbeitsalltag“ in allen Einrichtungen des Ver-eins heranzuführen. Dabei war es uns ein großes Anliegen, das Tagesgeschehen absolut authen-tisch zu schildern, nichts Unerlebtes hinzuzufügen, aber auch nichts Erlebtes auszuklammern.

In manchen Einrichtungen entstanden so Berichte und Schilderungen voll schillernder Momente, lus-tiger Erlebnisse, voll Humor, Traurigkeit, aber auch Mutmachendes. In anderen hingegen, wie zum Beispiel in der Beratungsstelle, in der wir keine In-halte von Beratungen mitteilen dürfen, gleicht die Schilderung eher einer trockenen Tageschronolo-gie angefüllt mit unterschiedlichen Arbeitsansät-zen und Arbeitsinhalten.In einem Jahr geschieht natürlich sehr viel außer-halb dieser fünf, schon früh festgelegten Tage.Eines dieser großen Ereignisse für alle Einrichtun-gen im Verein war die, in der Tabakfabrik stattge-fundene, 25-Jahr-Feier des Vereins.An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei den Mitarbeitern und Klienten der Tagesstruktur bedanken, die sehr engagiert und voller Elan an der Dekoration der Feier gearbeitet haben. Herz-lichen Dank auch an alle anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die vor, beim und nach dem Fest mit viel Engagement dabei waren.Aber nun zurück zu den einzelnen Einrichtungen. In der Beratungsstelle konnten wir dieses Jahr ei-

nen deutlich verstärkten Zulauf feststellen. Neben der vermehrten Beratung war die Vernetzungsar-beit mit anderen Einrichtungen (Verein Migrare, EXIT-Sozial, Arge WieWo, ENCARE, Nachsorgerad Bad Hall und LNK) ein besonderer Schwerpunkt.Mit Jahresende ist unser allseits bekannter und gern gesehener Kollege und Mitarbeiter Josef Kölbl durch Pensionierung aus dem Verein ausgeschie-den. Sein humorvolles Wesen und sein über Jahr-zehnte angesammeltes Wissen waren für uns eine große und überaus wertvolle Bereicherung in The-rapien und der Selbsthilfegruppe. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle und die besten Wünsche für eine erfüllte Zeit in der Pension.Einen Abschied gab es auch im ALOA, wenn auch nur auf Zeit, denn Iris Zillner-Stiebitzhofer kommt nach ihrer Karenz wieder. Ihren Arbeitsbereich übernehmen Ronald Lang und Sandra Staudinger bis Frühjahr 2017 sehr engagiert.Innerhalb der Aufnahmen von Personen im ALOA kam es auch im letzten Jahr zu Veränderungen. Einerseits konnten wir feststellen, dass es ver-mehrt Personen waren, die vor vielen Jahren schon einmal einen Aufenthalt im ALOA hatten. Ihren neuerlichen Absturz sahen sie in der Vernachläs-sigung einer entsprechenden Nachsorge begrün-det. Sichtbar wird darin, dass der Übergang von einer äußeren Kontrolle in die vollständige Eigen-verantwortung weiterhin und auch noch verstärkt von uns thematisiert werden muss. In diesen Aus-einandersetzungen mit dem Thema geht es um die Entwicklung von Strategien für Krisensituatio-nen, Belebung von Sozialkontakten zur Vorbeu-gung von Isolation, eine angemessene Freizeitbe-schäftigung und etliches mehr. Die Würde jedes

Einzelnen als erwachsenes Mitglied unserer Ge-sellschaft steht im Vordergrund unserer konzepti-onellen Überlegungen.Andererseits gab es nach langer Zeit wieder eine Erhöhung des Frauenanteils innerhalb der Bewoh-nerschaft, was ganz natürlich die Gruppendyna-mik verändert.In der TAGO konnten wir nach den Vorbereitungen für die 25-Jahr-Feier alle aufgeschobenen Aufträge erledigen und uns dann dem alljährlichen Weih-nachtsbasar in Zusammenarbeit mit dem ALOA widmen. Auch die TAGO erlebte viele Veränderun-gen im letzten Jahr. Dazu gehörten zum Beispiel die Modalitäten der Aufnahme in diese Einrich-tung. Früher gab es ein recht unkompliziertes Ver-fahren, ein Mitarbeiter einer anderen Einrichtung erkannte einen Bedarf eines Klienten an tages-strukturierender Maßnahme, rief in der TAGO an und es kam zu einem Erstgespräch. Nachdem die TAGO nun eine ChG-Einrichtung ist, liegen die Mo-dalitäten der Aufnahme ausschließlich beim Ma-gistrat und werden nach einer Prioritätenliste ge-handhabt. Eine weitere Veränderung brachte das Angleichen der Höhe des Taschengeldes an an-dere Tagesstruktureinrichtungen. Des einen Freud, des anderen Leid. Für jene Klienten, die BMS be-ziehen, hat diese Veränderung einen Pferdefuß, denn sie müssen diese Erhöhung an das Magist-rat zurückzahlen und haben dadurch das Gefühl der Benachteiligung. Doch es gibt auch Erfreuli-ches. Dazu zählt zum Beispiel unser „Pneumel“, zusammengefügt aus dem Begriff „Pneu“ für Luft-reifen und „mel“ für Schemel. Auf dieses Produkt schauen wir voller Stolz. Er wird aus alten Fahr-radschläuchen und Fahrradmänteln hergestellt.

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Schon seit Jahren arbeiten wir an diesem und an-deren Produkten, bei dem unser Bemühen der ver-stärkten Einbindung der Klienten und der qualita-tiven Verbesserung gilt. Im letzten Jahr ist uns dies soweit gelungen, dass wir eine Pneumelserie in ei-ner angesehenen Galerie in Wien ausstellen konn-ten. Wir sehen voller Zuversicht in die Zukunft, denn unsere Produkte gewinnen über die regiona-len Grenzen hinaus an Bekanntheit. Durch die An-schaffung einer neuen Drechselbank wird es auch zukünftig zu weiteren Verbesserungen kommen. Erstmals seit Bestehen der TAGO kam es im letz-ten Jahr zu einer Aufnahme und Integration eines jungen Rollstuhlfahrers, was uns sehr erfreut. Die tägliche Herausforderung neue Arbeitsabläufe roll-stuhlgerecht zu entwickeln und dabei die Freude des Klienten an seiner Selbstwirksamkeit zu erle-ben, bestätigt die Sinnhaftigkeit und Sinnstiftung dieser Einrichtung.Es war ein überaus bewegendes Jahr für alle drei Einrichtungen, in dem trotz mannigfaltiger Ein-schnitte und Einsparungen mit ungebrochenem Engagement die Freude am Tun und der Klient im Mittelpunkt standen.Hier gilt mein Dank jedem einzelnen Mitarbeiter und dies nicht abgedroschen, sondern wohl wis-send um das positive „Trotzdem“ im täglichen Tun unter dem Damoklesschwert der Kürzungen.In diesem Sinne freuen wir uns gemeinsam auf ein neues Jahr mit neuen Herausforderungen, neuen Zielen, aber auch im Fortführen des Bewährten. Auch diesmal heißt es nicht nur „Take five“ son-dern „Take 365“!

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Projekttyp: Übergangswohnheim für wohnungs-lose Menschen. Diese Einrichtung hilft, den Zeit-raum bis zum Beziehen eigenen Wohnraums zu überbrücken.Zielgruppe: Wohnungslose Frauen, Frauen mit Kin-dern, Paare, stabilere Bewohner. Die Aufnahme in diese Einrichtung und die Inanspruchnahme ihrer Leistungen begründet sich über die jeweils gültigen Richtlinien der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) bzw. des Fremdenrechts.Kapazität: 50 Wohnplätze (individuelle Befris-tung, maximal jedoch 2 Jahre).Ziele: Erlangen von eigenem Wohnraum.Gründungsjahr: 1993

Christian KörnerEinrichtungsleitung

Gudrun Neumayer Katharina Unfried Nadja WlcekChristian Wögerbauer Janine PlambergerFSJ

SCHU

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SCHU-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 115 Personen, das sind 38 Frauen, 30 Männer und 47 MinderjährigeWohnepisoden gesamt: 116 Wohnepisoden bzw. AufenthalteNächtigungen gesamt: 17.353 NächtigungenZugänge: 65 Personen, das sind 22 Frauen, 17 Männer und 26 MinderjährigeAbgänge: 68 Personen, das sind 24 Frauen, 17 Männer und 27 Minderjährige

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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Ein kurzer Rückblick auf das Jahr 2014von Christian Körner

Zuerst der Bereich der Betreuung und es kam im Juni eine neue Mitarbeiterin in die SCHU. Das wurde als Möglichkeit gesehen, dass das Betreu-ungsangebot ausgeweitet wird bzw. als Ergänzung des Konzeptes Sozialarbeit/Sozialbetreuung. Die neue Kollegin wurde bei bestimmten „aufwendi-geren“ Betreuungen als spezielle zusätzliche Un-terstützung installiert, d. h. mehr Zeit zu haben für Dinge, die ansonsten eher untergehen (z. B. Zim-merneugestaltung, Begleitung zu Ärzten und Be-hörden, gemeinsamer Einkauf und Kochen usw. usf.). Es hat sich gezeigt, dass das Angebot sehr unterschiedlich angenommen wurde - einerseits kaum bzw. als reine Putz- oder Einkaufshilfe, and-rerseits hat diese Unterstützung im psychosozia-len Alltagsleben viel zur Stabilisierung mitgehol-fen. Die Erfahrung in diesem halben Jahr hat gezeigt, dass es eine gute Ergänzung ist, aber in der Vorbereitung und Planung noch verbesse-rungsfähig ist, manchmal denken wir noch zu be-grenzt und sollten der Phantasie mehr Platz lassen.

Dazu wurde das allgemeine Angebot erweitert, hier speziell ein wöchentliches „Deutsch-Café“ für Frauen. Bei uns sind Klienten mit unterschiedlichs-ter Herkunft und Sprache und Spracherwerb ist ein wichtiger Teil, damit das normale Leben ge-meistert werden kann. Speziell Frauen mit Kinder-betreuungspflichten haben oftmals einen schwe-reren Zugang zu Sprachkursen und daher dieses Angebot für Frauen - die Kinder werden in der Zwi-

schenzeit von unserem FSJ betreut (sog. Kinder-nachmittag). Dieses Angebot wurde bisher sehr gut und viel genutzt, u. a. auch darum, da es hier im lockeren Rahmen die Möglichkeit zum Aus-tausch über Alltagsleben, Rezepte, Kinder, Fami-lie u. ä. gibt. Noch ein Positivum: die allseits ver-bindende Sprache ist Deutsch. Erstaunlich war und ist auch, dass in offener Atmosphäre die Be-rührungs- und Sprachängste schnell verschwin-den und die Frauen mit Lust und Spaß dabei sind.

Nun zur Infrastruktur und hier hat sich im vergan-genen Jahr auch Einiges getan. Es wurde eine neue Waschmaschine angeschafft - auch wenn es nicht sehr großartig klingt, aber hilft im gemein-schaftlichen Leben ungemein, wenn notwendige, von allen Bewohnern genutzte Alltagsgegenstände problemlos funktionieren.

Dazu wurden bei einem Teil der Bewohnerzimmer die Zimmertüren ausgewechselt (inkl. Zargen). Es war eine staubige und lärmintensive Zeit, die mit einigen Widrigkeiten einherging (z. B. einige Stun-den kein Zugang zum Zimmer). Mit guter Vorberei-tung ist es gelungen, dass die Bewohner die Dauer der Baustelle ohne Geschimpfe und Beschwerden hinnahmen.

Das Highlight war aber die Neugestaltung unseres Spielplatzes. Nachdem die Spielgeräte doch schon an die zwanzig Jahre alt waren und sie dem Standard (und auch der Sicherheit) nicht mehr entsprachen, wurden neue angeschafft und ins-talliert. Was neue Spielgeräte ausmachen, konn-ten wir in der darauf folgenden Zeit sehen - so viel

genutzt wurden sie schon lange nicht mehr. Hier mein Dank an die GF für die rasche Bereitstellung der finanziellen Ressourcen und Auftragsvergabe und an die Verwaltung, die bei der Implementie-rung mithalf. Hier auch generell mein Dank an die Verwaltung für die gute Zusammenarbeit - egal ob es um größere Baustellen (s. o.) geht oder um die täglichen Abläufe.Zum Abschluss mein Dank an die MitarbeiterInnen (inkl. FSJ) der SCHU - es war ein arbeitsintensi-ves, spannendes, herausforderndes Jahr, das wir gemeinsam gemeistert haben. Ich wünsche mir, dass es so bleibt, denn dann kann unser Einsatz und die Qualität unserer Arbeit auch immer zum Wohle und - meist auch im Sinne - unseres Klien-tels eingesetzt werden.

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Projekttyp: Die NOWA als Notschlafstelle ist ein Projekt der Wohnungslosenhilfe und stellt als sol-ches die niederschwelligste Einrichtung des So-zialvereins B37 dar.Zielgruppe: Akut-wohnungslose Frauen und Männer. Die Aufnahme in diese Einrichtung und die Inanspruchnahme ihrer Leistungen begrün-det sich ausschließlich über die jeweils gültigen Richtlinien der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) bzw. des Fremdenrechts.Kapazität: 59 Betten (Befristung 4 Wochen - in Einzelfällen Verlängerung möglich).Ziele: Unterbringung, Beratung und Betreuung.Gründungsjahr: 1993

NOWA

Ulrich ReiterEinrichtungsleitung

Franz Capaccioli Edwin Grinninger Werner Groiss Markar Kouyoumji RolandMitterhuemer

Michael Ploberger Wolfgang Schmiedbauer

Rudolf Schmolmüller Johannes Schwarz

Dr.in Maria Baumgartner

Konsiliarärztin:

Ausgeschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Timo Obczernitzki, Gerlinde TrautmannAltersteilzeit: Hans-Jörg Achleitner

Ernst Neubauer Brigitte Ortner

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NOWA-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 392 Personen, das sind 71 Frauen, 320 Männer und 1 Minderjährige(r)Wohnepisoden gesamt: 1.009 Wohnepisoden bzw. AufenthalteNächtigungen gesamt: 19.117 NächtigungenZugänge: 959 Personen, das sind 148 Frauen, 810 Männer und 1 Minderjährige(r)Abgänge: 950 Personen, das sind 147 Frauen, 802 Männer und 1 Minderjährige(r)

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

Klientel per MonatsbeginnKlientel per MonatsbeginnKlientel per MonatsbeginnKlientel per MonatsbeginnKlientel per MonatsbeginnKlientel per Monatsbeginn

GesamtFrauenFrauen MännerMänner

Gesamtabsolut relativ absolut relativ

Jänner 63 8 12,70 % 55 87,30 %

Februar 50 8 16,00 % 42 84,00 %

März 51 8 15,69 % 43 84,31 %

April 56 10 17,86 % 46 82,14 %

Mai 46 6 13,04 % 40 86,96 %

Juni 47 5 10,64 % 42 89,36 %

Juli 51 6 11,76 % 45 88,24 %

August 55 6 10,91 % 49 89,09 %

September 55 5 9,09 % 50 90,91 %

Oktober 52 8 15,38 % 44 84,62 %

November 49 7 14,29 % 42 85,71 %

Dezember 46 6 13,04 % 40 86,96 %

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„Nur“ ein Bett für eine Nacht?von Ulrich Reiter

Was bedeutet es eigentlich, „nur“ ein Bett für die Nacht zu brauchen?

Wie sieht ein Tag und eine Nacht eines Bewoh-ners, einer Bewohnerin der Notschlafstelle aus?

Alles ganz normal, nur eben ohne ein Dach über dem Kopf?

Von wegen!

Der Name trägt es bereits in sich - es handelt sich um eine Notschlafstelle. Das oberste Ziel der Ein-richtung ist es, Menschen mit einem Bett und ei-nem Dach über dem Kopf zu versorgen.

Es fehlt den Bewohnern nicht nur das eigene Zu-hause, die mangelnden Rückzugsmöglichkeiten, die fehlende Privatsphäre und die angespannte fi-nanzielle Situation sind ebenso problematisch.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Notschlafstelle sorgen für Ruhe und Ordnung, de-eskalieren gefährliche Situationen oder holen die Polizei, leisten erste Hilfe und rufen die Rettung ,wenn medizinische Hilfe vonnöten ist.

Sie sind aber auch Ansprechperson, Gesprächs-partner bzw. Gesprächspartnerin, Unterstützer bzw. Unterstützerin, Betreuer bzw. Betreuerin, So-zialarbeiter bzw. Sozialarbeiterin und vieles mehr.

Kurz gesagt bietet die Notschlafstelle ein sehr breites und niederschwelliges Angebot für akut-obdachlose Menschen - vieles kann und darf, nur weniges muss passieren.

Nach einer hoffentlich schlafreichen Nacht (in der Regel teilt man sich ein Zimmer mit anderen Be-wohnern oder Bewohnerinnen) wird man in der Früh um 07:00 Uhr von einem Mitarbeiter der Notschlafstelle geweckt. Es bleiben noch genau 30 Minuten um sich für den Tag auf der Straße fertig zu machen, um einen Kaffee oder Tee zu trinken - um 7:30 Uhr müssen alle Bewohner und Bewohnerinnen das Haus verlassen.

Zu viel Zeit untertags - die eigene Identifikation ohne den ausgeübten Beruf, ohne Beschäfti-gungsmöglichkeiten ist schwierig. Jeder einzelne Tag muss „überbrückt“ werden, der Sog, den die Spirale nach unten erzeugt, ist oft zu groß.

Trotz der umfangreichen Unterstützungsleistungen seitens der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Notschlafstelle ist der Weg „hinaus“ für die Betrof-fenen meist ein steiniger. Trotz großer Bemühun-gen oft mit Hindernissen, Rückschlägen und Ent-täuschungen gepflastert.

Zu unserer großen Freude meistern immer wieder einige Menschen diesen langen und beschwerli-chen Weg und schaffen es, sich trotz oft ungüns-tigster Voraussetzungen eine neue, eigene Exis-tenz aufzubauen.

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Ausgeschiedene Mitarbeiterin: Karin Moser

Projekttyp: Das Outreachwork (vormals Street-work) in der Wohnungslosenhilfe ist eingebettet in Folgeangebote wie Notschlafstelle, Wohn-heime, Wohngemeinschaften, Wärmestuben und Beratungsstellen, welche ein vernetztes Handeln und die Umsetzung von Hilfeplänen ermöglichen.Zielgruppe: Frauen und Männer, die akut-woh-nungslos sind oder sich im Akut-Wohnungslosen-milieu aufhalten.Ziele: Motivation, Hilfen anzunehmen, Beratung, Begleitung.Gründungsjahr: 1995

Dietmar MayrEinrichtungsleitung

Alexander Huber Carmen Kagerer Thomas Niedermayr

Dr.in Maria Baumgartner

Konsiliarärztin:

OBST

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OBST-Statistik 2014 (Auszug)

Gesamtkontakte: rund11.216 KontakteKontakte auf der Straße: ca. 8.000 KontakteKontakte im Büro: 3.216 Kontakte

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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Obdachlos in Linz - „Das Leben des Herrn M.“von Dietmar Mayr

Die letzten 15 Jahre hat Herr M. auf den Straßen von Linz verbracht. Als Unterkunft dienten Park-bänke, öffentliche WC-Anlagen, abgestellte Wag-gons am Bahnhof, im Sommer ein Zelt an der Traun, hin und wieder eine Zelle in der Justizan-stalt Linz oder leerstehende Abbruchhäuser und Tiefgaragen.Heimat- oder Zuhause-Gefühle kamen selbst bei den wenigen Wohnepisoden in den verschiedens-ten Einrichtungen der Linzer Wohnungslosenhilfe nie wirklich auf.Seinen letzten Job als Maurer verlor er vor 25 Jah-ren, seine Beziehung ging gleich danach in die Brüche, der Kontakt zu seinen 3 Kindern brach ebenso ab und die Möglichkeit, Geld für schlech-tere Zeiten zu sparen, ergab sich nie.Als M. dann obdachlos wurde, hat er mit dem Trin-ken begonnen. „In Linz etwas zu essen zu bekom-men war und ist nie ein großes Problem, dank der vielen sozialen Einrichtungen“ meint er, „aber ich muss dringend eine Arbeit und eine Wohnung fin-den, damit ich wieder in ein geordnetes Leben zu-rück finde. Das zu erreichen scheint mir aber fast unmöglich zu sein.“Abgesehen von seiner alten gebrechlichen Mut-ter, die er auch immer weniger oft besuchen darf und will, hat Herr M. keine Familie oder Freunde mehr, die ihm auf die Beine helfen könnten. Ein Teil seiner Bekanntschaften von der Straße ist ver-storben oder unauffindbar, die anderen haben es irgendwie geschafft, in die Gesellschaft reinteg-riert zu werden.

Die guten Zeiten sind für Herrn M. nur noch eine vage und blasse Erinnerung, er muss mit der Un-sicherheit und der zunehmenden Unerträglichkeit seiner, auch gesundheitlichen, Situation fertig wer-den, hat wenig Aussicht auf eine „normale“ Zu-kunft, ihm droht ein Leben und Sterben unter de-nen, die zunehmend ignoriert, ausgegrenzt, bewertet, begutachtet, mit Punkten versehen und entsprechend kategorisiert werden. Eine Wohnun-terbringung, nach der vorgesehenen Meldung nach Bedarf einer solchen, ist gesetzlich geregelt - aber nur und laut Gesetzestext: „... nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ...“

In dieser Situation, in der sich Herr M. befindet, eine leistbare Wohnung zu finden, ist geradezu aussichtslos. In den letzten Jahren hat sich die Not bei der Wohnungssuche, besonders im städ-tischen Zentralraum, erheblich verstärkt.Not heißt in dieser Situation, sich immer wieder bestätigen zu lassen, wie stark der öffentliche und private Wohnungsmarkt auf „Auslese“ und Aus-wahl, auf Aussonderung und Ausgrenzung, ange-legt ist. Eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf wird nicht als lebensnotwendiges Gut oder als Grundrecht eines jeden einzelnen Menschen an-gesehen, sondern ist in der Zwischenzeit zur Be-sonderheit für diejenigen geworden, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen.Ein guter Job mit regelmäßigem (höherem) Ein-kommen, ein sicheres Auftreten und ein positiver Eindruck beim Besichtigungstermin, einige wich-tige Bekanntschaften, Mitgliedschaft in funktio-nierenden Netzwerken, Vereinen oder in der „rich-tigen Partei“ - die nötigen Beziehungen oder

Empfehlungen eben, eine private EDV-Ausrüstung samt den erforderlichen EDV-Kenntnissen zur „On-line-Anmeldung“ sowie die Verfügbarkeit über die entsprechenden finanziellen Barmittel, sind heute die Zugangscodes zum Wohnen.

Alle diese Kriterien erfüllen Herr M. und viele Lin-zer Obdachlose oder Menschen in prekären, du-biosen Wohnverhältnissen, nicht. Die Folge ist eine stetige Zunahme der Langzeitwohnungslosig-keit. Die psychischen und körperlichen Auswirkun-gen werden bei den betroffenen Menschen immer sichtbarer und der Aufwand in den Einrichtungen der Linzer Wohnungslosenhilfe nimmt zu, die Ver-mittelbarkeit vieler Betroffener aber stetig ab.

Trotz dieser Tendenzen und Entwicklungen erleben wir aber auch eine enorme Hilfs- und Spenden-freudigkeit vieler Linzer BürgerInnen. Besonders in den Wintermonaten wird menschliches Leid, Man-gel- und Unterversorgung wahrgenommen, oftmals auch verbunden mit Nachfragen nach Lebenssi-tuation und aktuellen Problemen.Und so liegt es wieder einmal an den politisch Ver-antwortlichen, den Blick für das Wesentliche und für die sozial schwachen Menschen zu schärfen, um nicht das soziale Netzwerk, den sozialen Herz-schlag Oberösterreichs und den der Stadt Linz, aufs Spiel zu setzen.

Wir danken allen, die uns bei unserer Tätigkeit im Jahr 2014 unterstützt und begleitet haben und freuen uns auf ein weiteres Jahr der Zusammen-arbeit!

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Projekttyp: Mobile Betreuungseinrichtung (Zu-gehende Sozialbetreuung). Die MOWO bietet so-wohl Wohnformen des „Teilbetreuten Wohnens“ und der „Mobilen Betreuung und Hilfe“ nach dem Oö. ChG als auch Wohnbetreuungen im Rahmen der Wohnungslosenhilfe an.Zielgruppe: Das Angebot der MOWO richtet sich an jene Menschen, welche die Möglichkeit nut-zen möchten, in gemieteten Wohnungen des Ver-eins das Leben in höherer Selbstständigkeit zu leben ober über eine eigene Wohnung verfügen und Unterstützung bzw. Begleitung auf dem Weg zum selbstständigen Wohnen benötigen. Die Auf-nahme in diese Einrichtung und die Inanspruch-nahme ihrer Leistungen begründet sich über die jeweils gültigen Richtlinien der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) bzw. des Fremdenrechts.Ziele: Die von der MOWO betreute Personen-gruppe wird unterstützt und begleitet, um im ei-genen oder zur Verfügung gestellten Wohnraum - auf Sicht - selbstständig zu leben.Gründungsjahr: 1995

Birgit GaisederEinrichtungsleitung

Karenz

Bruno Holznerinterimistische

Einrichtungsleitung

MelanieDreikhausen-Krempl

Roman Ebmer Sandra EhlerEdith EggingerKarenz

Daniela MayrKarenz

Melva Rosillo-Kirchner

Harald Schimböck

Ausgeschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Gerhard Brandstetter, Nina Chabek, Richard Haslinger, Gabriele Himmel, Katharina Küpper, Alexandra Mursch

Karin Gerstbrein Karin Groh Viktoria Huber Hannes LesiakBianca Keplinger Margarete Madlmeir

MOWO

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MOWO-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 223 Personen, das sind 59 Frauen, 128 Männer und 36 MinderjährigeNachbetreuung abgeschlossen: 43Nachbetreuung begonnen: 24Wohnepisoden: 158 WohnepisodenZugänge: 53 PersonenAbgänge: 56 Personen

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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Fünfzig Meter Kletterseil, Tennisbälle, ein Stofftier und ein Stadtplan - Aspekte 2014 MOWOvon Bruno Holzner

Damit haben wir 2014 unsere alljährliche Klausur gestaltet:

Das Kletterseil steht für „Halt geben“, „Sicherheit bieten“, „Über Schwierigkeiten hinweg leiten“. Es war so auf den Boden gelegt, dass sich rund um ein in die Mitte gesetztes Stofftier Kreise gebildet haben.Bei jedem Kreis lag ein Tennisball - so, als ob er regelmäßig wie ein „Planet“ das Stofftier in der Mitte umkreisen würde.„Besuch“ stand auf dem ersten Tennisball, „Wohn-umfeld“ auf dem zweiten, dann „Kontrolle“, „Ser-vice“, „Hilfen“, „Existenzsicherung“, „Gesundheits-sicherung“, „Aktivierung“, „Beschäftigung“ und „Perspektive“. Wir haben dann auch noch über

„Kommunikation und Soziales Lernen“ diskutiert, über die „Liebe“ und die „Pflege“.Symbolisch sollte das die Grundstruktur unserer Betreuungsarbeit zeigen: Immer wiederkehrend kommen wir bei unseren Bewohnern und Bewoh-nerinnen zu Besuch. Dabei nehmen wir ihr Wohn-umfeld wahr und bewegen uns selber darin. Wir kommen „zur Kontrolle“ (nachschauen, ob eh al-les passt), es gibt die eine oder andere „Service-leistung“ und verschiedene Hilfen.Wir achten darauf, dass eine „Geschichte“ nicht „am Geld scheitert“, oder am Umgang damit, und wir achten darauf, wie es jemandem „geht“, ob im Blick auf Gesundheit und „Befindlichkeit“ alles in Ordnung oder zumindest „im Rahmen“ ist.„Aktivierung“ statt dauernd in der Wohnung her-umsitzen - einsam und antriebslos - ist uns wich-tig, und Beschäftigung finden - und wenn es nur Kleinigkeiten sind, mit denen jemand regelmäßig „umtut“, aber so doch den Tag strukturiert.Immer wieder reden wir auch über Pläne, Ziele, Träume, Wünsche und suchen gemeinsam mit dem Bewohner/der Bewohnerin realistische Pers-pektiven - gerade dann wenn z.B. die Wohnung, die jemand hat, doch nur eine Not- oder Zwischen-lösung ist. Wir möchten, dass unsere Bewohner und Bewohnerinnen - mit der Zeit auch ohne uns - selbstständig und zufrieden leben können.

Alles das machen wir geplant, gezielt und einge-teilt - in einem Fall allein, dann wieder abwech-selnd zu zweit oder auch zu mehreren, je nach-dem, wie es für den Bewohner/die Bewohnerin passt.

Orientierung finden in dieser Richtung (Was heißt Betreuung im Zusammenhang unserer Einrich-tung? Was sind dabei die „Eckpunkte“? Wie or-ganisieren wir das am besten?), „draufkommen“, wo „hinten und vorn“ ist, Strukturen erkennen und definieren, Aufgaben verteilen, Regelmaß finden und noch so manches mehr in so einem Zusam-menhang stand deshalb (neben der unmittelba-ren Arbeit mit den Bewohnern und Bewohnerin-nen) im vergangenen Jahr im Vordergrund, weil bei uns vieles neu geworden ist:Die „Art“ unserer Bewohner hat sich deutlich ver-ändert - mehr und mehr Leute brauchen Hilfe auf-grund einer oder mehrerer Beeinträchtigungen.Der Bewohnerstand ist deutlich gestiegen (und damit auch das Kommen und Gehen von Leuten).Und ein Kommen und Gehen gab s auch bei uns im Team. Sieben Kollegen und Kolleginnen haben im vergangenen Jahr neu bei uns zu arbeiten be-gonnen, und im Jänner kommt noch jemand dazu.

Ein Stadtplan war in dieser Lage auch manchmal hilfreich.Bei der Klausur im vergangenen Herbst haben wir jedenfalls - neben dem Bild mit dem Seil und den Bällen und dem Stofftier in der Mitte - auch so ei-nen Plan aufgehängt:Damit der räumliche Umfang unserer Arbeit klar wird, damit klar wird, dass alles gut aufgeteilt und eingeteilt sein soll, und damit wir uns nicht „verir-ren“ oder ständig kreuz und quer durch die Ge-gend fahren.Es ist logisch, dass die Wohnungen in der Derff-lingerstraße einen Schwerpunkt unserer Arbeit bil-

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den, und ebenso logisch, dass sich in der Wiener Straße mit den dortigen Wohngemeinschaften und dem Wohnhaus gegenüber ein zweiter „Angel-punkt“ befindet.„Dazwischen“ fährt die Buslinie 25 von Urfahr - „Karlhof“ heißt das dort, wo vereinzelt mal der eine mal der andere in einer eigenen Wohnung betreut wird - über die Eisenbahnbrücke durch die Gru-berstraße (an weiteren Wohnungen vorbei, wo wir jemanden besuchen, und an weiteren zwei unse-rer Wohngemeinschaften), „hinunter“ ins Franck-viertel (dort sind wieder Wohnungen/Bewohner, die wir besuchen, und noch zwei Wohngemein-schaften). Dann fährt der Bus durch s Vöest-Ge-lände zum Spallerhof und auf den Bindermichl, wo wir Leute in Wohnplattform-Wohnungen und in ei-genen Wohnungen betreuen.

Daraus haben wir drei „Zonen“ gebildet:„Zone 1“ nennen wir die Wohnhäuser Derfflinger-straße 8 und Derfflingerstraße 8a und das unmit-telbare Umfeld.„Zone 2“ nennen wir das Wohngebiet im Umfeld der Buslinie 25.Und „Zone 3“ nennen wir die Wohngegend ent-lang der Wiener Straße - von der Unionkreuzung beginnend, über die „Neue Welt“, „Scharlinz“, Kleinmünchen/Auwiesen, hinüber in die „Neue Heimat“ und hinaus Richtung Ebelsberg.

Soweit so gut, haben wir am Ende unseres Klau-surtags gesagt.Das reicht einmal, damit sich alle im Grunde aus-kennen, jeder und jede ihre Aufgabe findet und dafür einen inhaltlichen „Leitfaden“, eine Art „Hal-

teseil“ hat und einen (Stadt-)Plan, damit jeder und jede weiß, wo er oder sie hingehört.

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Projekttyp: Die TAGO stellt eine Einrichtung der „Fähigkeitsorientierten Aktivität“ nach dem Oö. ChG dar. Sie verfügt über eine Werkstätte, die es ermöglicht, in einem geschützten Bereich hand-werkliche Tätigkeiten auszuüben. Sie ist auch für Klientinnen und Klienten der Wohnungslosenhilfe nützbar.Zielgruppe: Frauen und Männer, die in einer Ein-richtung des Sozialvereins wohnen oder vom Sozialverein betreut werden. Die Aufnahme in diese Einrichtung und die Inanspruchnahme ih-rer Leistungen begründet sich ausschließlich über die jeweils gültigen Richtlinien des Oö. ChG.Ziele: Die TAGO ist eine Werkstatt-Einrichtung, die den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit bietet, ihre Freizeit mit kreativen Arbeiten unter fachlicher Anleitung und verschiedenen Arbeitsmaterialien zu gestalten.Gründungsjahr: 2002

Susanne SchmollyEinrichtungsleitung

Jörg Horner Ronald Lang

TAGO

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TAGO-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 17 Personen, das sind 3 Frauen und 14 MännerGeleistete Stunden: 7.835 Stunden

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Pensionierung: Josef Kölbl

Projekttyp: Klinisch psychologisches und psy-chotherapeutisches Team des Sozialvereins B37.Zielgruppe: Klientinnen und Klienten des Sozi-alvereins B37, primär Bewohnerinnen und Be-wohner des PSWB (Psychosoziales Wohnheim). Die Inanspruchnahme der Leistungen begründet sich über die vermittelnden und kooperierenden Einrichtungen des Sozialvereins B37.Ziele: Hilfe und Unterstützung bei psychologi-schen Fragestellungen und Problemen durch psy-chologische Diagnostik, klinisch psychologische Behandlung, Psychotherapie, Beratung, Beglei-tung, Krisenintervention und Coaching.Gründungsjahr: 1993

Christa Eder-WieserEinrichtungsleitung

Brigitte Haudum Susanne Ibrahimi Nicole Reischenböck

PSD

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PSD-Statistik 2014 (Auszug)

Klientel: 120 Personen, das sind 51 Frauen und 69 MännerEinzeltermine: 1.903 TermineReine Gesprächszeit: 2.287 Stunden 5 MinutenGesamtdauer: 2.521 Stunden 20 Minuten

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

Gesprächszeit GesamtdauerVerteilung

GesamtdauerPersonen/Termine

Assessment 25 min 25 min 0,02 % 1/1

Testung 206 h 40 min 299 h 30 min 8,39 % 25/108

Befundung 66 h 55 min 270 h 20 min 10,97 % 20/196

Behandlung 616 h 15 min 627 h 55 min 25,48 % 36/503

Coaching 258 h 264 h 5 min 10,72 % 63/342

Psychotherapie 711 h 25 min 711 h 25 min 28,87 % 25/403

Krisenintervention 5 h 30 min 5 h 30 min 0,22 % 3/3

Angehörigenberatung 8 h 8 h 0,32 % 4/7

Begleitung/Beratung 365 h 55 min 370 h 05 min 15,02 % 42/270

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Ein Abschiedsbriefvon Christa Eder-Wieser

Lieber Sepp!

Mit dem Jahresende am 31. Dezember 2014 en-dete dein (= Josef Kölbl) Dienstverhältnis im B37. Während das Jahr 2014 sehr still dem Jahr 2015 Platz machte, verabschiedetest du dich von uns nach 22 Dienstjahren im B37 mit Vorfreude auf all die Möglichkeiten, die in der Pension auf dich warten, gepaart mit der Wehmut, die du spürtest, da ein wichtiger Lebensabschnitt für dich zu Ende geht.

Als du 1993 im Haus die Arbeit aufgenommen hast, hast du die damalige Psychosoziale Notver-sorgung (= PSNV) aufgebaut, hast damals zur Jahrtausendwende mit uns die konzeptuelle Ver-änderung zum Psychologischen Dienst (= PSD) mitgemacht und konntest miterleben, wie der Ver-ein zu seiner heutigen Struktur mit seinen vielfäl-tigen Angeboten gewachsen und aufgeblüht ist.

In all den 22 Jahren konnten deine KollegInnen (verflossene wie aktuelle) deine Begeisterung für die Arbeit spüren, deinen respektvollen Umgang mit den KlientInnen beobachten und immer wie-der in den Gesprächen von deinem reichen Erfah-rungs- und Wissensschatz profitieren. Ich selbst durfte 17 Jahre mit dir gemeinsam arbeiten und auch für mich bedeutet dies nun eine große Ver-änderung in meinem Arbeitsleben.

Lieber Sepp, du wirst uns fehlen: deine Ruhe, deine Kompetenz, dein Humor, deine Ideen. Wir wünschen dir jedoch, dass wir dir umgekehrt nicht so fehlen werden und dass du deine nächsten Jahre anfüllen wirst mit neuen Erkenntnissen, neuen Erlebnissen und viel Freude und Lebens-lust. Vielen Dank für die gemeinsame Zeit mit dir!

Deine Pensionierung trifft uns im PSD aber dop-pelt hart, da deine Dienststunden auf Grund von Einsparungserfordernissen und Rahmenvorgaben vom Land Oberösterreich nicht nachbesetzt wer-den. Das bedeutet für unsere KlientInnen ein schmäleres Angebot des PSD. Übersetzt heißt das, dass auch wir nun immer mehr KlientInnen auf einer Warteliste stehen haben werden und lei-der nicht mehr so zeitnahe Termine anbieten wer-den können. Wie du weißt, war die rasche Termin-vergabe in den letzten Jahren oftmals unser „Ass“ im Ärmel. Denn bei unseren KlientInnen mit doch recht labilen Persönlichkeitsstrukturen konnte ein prompter Therapiebeginn oft darüber entscheiden, ob die Klienten tatsächlich mit einer Therapie oder einer Testung begannen oder nicht. Nun, wir wer-den uns mit den veränderten Rahmenbedingungen arrangieren, auch wenn sie nicht erfreulich sind, weder für uns noch für unsere KlientInnen. Die Ge-fahr, die ich jedoch in dieser Entwicklung sehe, und da wirst du mir sicherlich recht geben, liegt im weiteren Wegstreichen von wichtigen psycho-logisch/psychotherapeutischen Angeboten für un-ser Klientel. Denn der Gedanke „Was braucht a Sandler eh schon an Psychologen oder Psycho-therapeuten?“ ist leider weit verbreitet und den haben wir beide schon oft gehört. Gerade dieje-

nigen KlientInnen, von denen wir es oft am we-nigsten vermuten würden, nehmen die Gespräche dankbar an und setzen Veränderungen in ihrem Leben um, an denen wir uns selber ein Beispiel nehmen könnten. Ohne den PSD, den sie über den Verein kostenlos und unbürokratisch nutzen kön-nen, wäre vielen Personen der Zugang zu Psycho-logischen oder Psychotherapeutischen Diensten unmöglich, wie du weißt.

So hoffe ich für die nächsten Jahre, dass die Not-wendigkeit unserer Tätigkeit gerade auch im Rand-bereich der Obdachlosen und psychisch kranker Obdachloser gesehen und unterstützt wird. Bitte hilf auch du uns als aktiver Multiplikator für un-sere Sache, damit unsere Klientel auch in Zukunft unsere Dienste in Anspruch nehmen kann.

Alles LiebeChrista

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Projekttyp: Beratungsstelle.Zielgruppe: Von Alkoholsucht betroffene bzw. gefähr-dete Menschen, sowie Angehörige und an der Thema-tik interessierte Personen; Führerscheinbesitzerinnen und -besitzer bei Entzug der Fahrerlaubnis mit der Auf-lage von Beratungsgesprächen.Ziele: Beratung, Betreuung und Begleitung; Mo-tivation, die Alkoholkrankheit in den Griff zu be-kommen; Psychotherapie; Angehörigen- und Bezugspersonenberatung; moderierte Selbsthil-fegruppen und HelferInnenkonferenzen.Gründungsjahr: 2005

Susanne SchmollyEinrichtungsleitung

Heike Haunschmidt Susanne Heindl

Ernst AchleitnerPsychotherapie

ABS

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ABS-Statistik 2014 (Auszug)

Personen: 939, das sind 563 Betroffene und 376 AngehörigeKontakte: 1.817 Kontakte

Eine ausführlichere Statistik steht auf der Vereins-Web-seite (www.b37.at) im Bereich „Download/Jahresbericht“ zur Verfügung.

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217: Der römische Kaiser Caracalla wird von seinem Leibwächter Iulius Martialis auf einem Feldzug gegen die Parther ermordet. Zur Tat hat ihn Macrinus, der Präfekt der Prätorianer, angestiftet. 1271: Gegen Zusicherung des freien Geleits übergeben die Johanniter im Siebten Kreuzzug die Kernburg des Krak des Chevaliers an Sultan Baibars I., der die Festung seit Februar belagert. Damit fällt ein Symbol für die Kreuzzüge in die Hand der Mamluken, was einen schweren Rückschlag für die geschwächten Kreuzfahrerstaaten bedeutet. 1415: Unter der Leitung des byzanti-nischen Kaisers Manuel II. beginnen mit Tausenden von Arbeitern Reparaturen am antiken Hexamilion. Das Bauwerk beim Isthmus von Korinth soll den Peloponnes vor Angriffen aus Norden schützen. 1783: Die russische Zarin Katharina die Große verkündet die Annexion der Krim, der Taman-Halbinsel und des Kuban-Gebietes durch Russland. 1812: Der russische Zar Alexander I. macht durch ein Dekret Helsinki zur Hauptstadt des neuen Großfürstentums Finnland. 1866: Kurz vor Beginn des preußisch-österreichischen Krieges schließen Preußen und Italien ein Offen-siv- und Defensivbündnis gegen Österreich. Preußen verstößt damit gegen die 1815 beschlossene Deutsche Bundesakte. 1891: Das erste Sta-tistische Jahrbuch der Schweiz wird publiziert. 1898:In der Schlacht am Atbara schlägt eine britisch-ägyptische Armee 15.000 sudanesische Aufständische am Zusammenfluss von Nil und Atbara 1904: Nach der friedlichen Beilegung der Faschoda-Krise bilden Großbritannien und Frank-reich die Entente cordiale zur Lösung ihrer kolonialen Interessenkonflikte in Afrika. 1940: Großbritannien beginnt im Zweiten Weltkrieg mit der Operation Wilfred zur Entsendung britischer Truppen nach Norwegen und die Verminung der Küstengewässer. Die Operation wird schon wenig später nach dem Zusammentreffen mit deutschen Truppen des Unternehmens Weserübung wieder abgebrochen. 1945: Ein Räumungstransport vom KZ Salzgitter-Drütte nach Bergen-Belsen wird von den Alliierten bombardiert. Die Überlebenden Häftlinge fliehen in das nahegelegene Wald-gebiet Neustädter Holz. Sie werden daraufhin verfolgt und wahllos ermordet. Das Endphaseverbrechen wird als „Celler Hasenjagd“ bekannt. 1945: Die Operation Radetzky zur kampflosen Übergabe der Stadt Wien an die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg wird aufgedeckt. Die Wider-standskämpfer Alfred Huth, Rudolf Raschke und Karl Biedermann werden verhaftet und noch am gleichen Tag öffentlich gehängt. Die mitbetei-ligten Ferdinand Käs und Carl Szokoll werden gewarnt und können fliehen. 1950: Die Premierminister von Indien Jawaharlal Nehru und Pakis-tan Liaquat Ali Khan unterzeichnen den Liaquat-Nehru Pakt 1953: Der kenianische Unabhängigkeitskämpfer Jomo Kenyatta aus dem Volk der Kikuyu wird wegen der Führung des Mau-Mau-Aufstandes gegen die britische Kolonialherrschaft zu sieben Jahren schwerer Arbeit und anschlie-ßender unbegrenzter Verwahrung verurteilt. 1960: Die südafrikanische Regierung unter Hendrik Frensch Verwoerd verfügt im Rahmen ihrer Apartheidspolitik ein Verbot des Afrikanischen Nationalkongresses. 1966: Der sowjetische Parteichef Leonid Iljitsch Breschnew nimmt den Ti-tel Generalsekretär der KPdSU an, den zuletzt Josef Stalin getragen hat. 1977: Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin tritt nach Devisenver-gehen seiner Ehefrau zurück, verbleibt jedoch als Mitglied der Arbeitspartei (Awoda) im Parlament. 1986: Der Schauspieler Clint Eastwood wird mit großer Mehrheit der Abstimmenden als Kandidat der Republikanischen Partei zum Bürgermeister des kalifornischen Ortes Carmel-by-the-Sea gewählt. 1886: Auf die von ihm entwickelte Trockenbatterie erhält Carl Gassner ein deutsches Patent. 1994: Die erste Thailändisch-Laoti-sche Freundschaftsbrücke wird eröffnet, sie verbindet Vientiane mit Nong Khai. Als zweite den Mekong überspannende Brücke ermöglicht sie die Verbindung zwischen den beiden Hauptstädten Bangkok in Thailand und Vientiane in Laos. 1997: Der deutsche Bastei-Verlag stellt vierzig Jahre nach ihrem ersten Erscheinen die Groschenheftserie Wildwest-Roman mit Band 1859 ein. 2002: Der Medienkonzern Kirch-Gruppe des Unternehmers Leo Kirch muss wegen Verbindlichkeiten in Höhe von über 7 Milliarden Euro den Insolvenzantrag stellen. 1784: Der deutsch-bri-tische Astronom Wilhelm Herschel entdeckt sechs bisher unbekannte Galaxien: Messier 91 und NGC 4419 im Sternbild Haar der Berenike, NGC 4438 im Sternbild Jungfrau sowie NGC 3377, NGC 3412 und NGC 3628 im Sternbild Löwe. 1838: Die Great Western, das größte Dampfschiff ihrer Zeit, läuft im englischen Bristol zu ihrer Jungfernfahrt nach New York aus. 1911: Der Niederländer Heike Kamerlingh Onnes beobachtet als Erster den Effekt der Supraleitung. 2008: Ein russisches Sojus-Raumschiff startet zur Mission Sojus TMA-12 in Richtung Internationale Raum

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Der Jahresbericht 2014 steht unter dem Motto „Take 5 (five)“. Was mag dies bedeuten, wofür könnte es stehen? Zuerst drängt sich natürlich das Lied „Take Five“ (Komposition: Paul Desmond) des Dave-Brubeck-Quartetts auf - zumindest den län-gerjährigen Musikhörerinnen und -hörern. Es könnte aber auch ein Spiel mit der Zuckerlwerbung „Nimm zwei“ sein - zwei dürfte jedoch in jenem Arbeitsumfeld, in dem der Verein angesiedelt ist, kaum ausreichend sein. Ach ja, gab es da nicht auch einmal eine US-amerikanische Boyband? Ist ja alles viel zu profan, mögen manche sagen. Des Rätsels Lösung mag sein, dass „Take 5 (five)“ für fünf Tage und auch Nächte für einige Einrichtun-gen des Jahres 2014 steht, als Möglichkeit, das

10. Februar 2014

Tag: Montag

Sonnenaufgang: 7:33

Sonnenuntergang: 17:09

Tageslänge: 9 Stunden 36 Minuten

Namenstag: Bruno, Gabriel, Rüdiger, Scholas-tika, Siegmar, Wiko, Wilhelm

Bauernregel: „Steht der Hahn hoch auf dem Mist, ändert sich‘s Wetter oder bleibt wie‘s ist.“

Aktuelle Tagestemperatur: 8 Grad

Leben im Verein zu porträtieren, zu zeigen, was so abläuft. Ist noch gewöhnlicher, werden vielleicht weitere meinen. Mal abwarten, tät‘ ich sagen. Die folgenden Seiten mögen es zeigen, offenlegen ... ist das überhaupt möglich - und ist es gewünscht? Also, bitte weiterlesen und für sich selbst beant-worten, ob es gelungen ist.

So unterschiedlich die Ausrichtungen der einzel-nen Vereinseinrichtungen sind, so unterschiedlich sind auch die Tagesabläufe. Im PSWB (Psychoso-ziales Wohnheim) etwa beginnt der Tag reichlich frostig.

Noch Minusgrade am Morgen, der Winter hat sich festgebissen.

Montage sind meist hektische Tage für die Betreu-ung, es gilt die Geschehnisse des Wochenendes aufzuarbeiten und man wird mit Geschichten und Anliegen „überfallen“ bevor man überhaupt die Gelegenheit hatte, sich zu informieren.

Ein kurzer Auszug, wie ich meinen Tag erlebt habe:Anruf eines Ex-Klienten, wir haben seine Betreu-ung beendet, weil er eine Mitarbeiterin bedroht und beschimpft hat. Er kündigt mir an, dass er heute zwei Termine hat, an denen über uns ent-schieden wird. Er droht mit Zeitung und sonst noch was. Ich kann es auch nicht ändern, kann ihm aber auch nichts erklären, er wird mir nicht zuhören, kann es nicht, will es nicht, etwas von beidem, nehme ich an. Zumindest kündigt er an, sein Zim-mer zu räumen, immerhin etwas. Das Telefonat er-reicht mich noch bevor ich meinen Arbeitsplatz er-

reiche, ein schöner Beginn. Jetzt geht die Sonne auf.

Der elektronische Posteingang ist voll, das Tele-fon läutet im 5-Minuten-Takt. Also E-Mails beant-worten und dazwischen telefonieren. Besonders am Telefon herrscht die übliche bunte Mischung aus Vorgesetzten, MitarbeiterInnen, KlientInnen, Krankenhauspersonal, SachwalterInnen, KollegInnen aus anderen Einrichtungen und Menschen, die sich erkundigen, bewerben, informieren oder be-schweren wollen. Da heißt es ordnen, aufschrei-ben, Informationen einholen, erklären, zuhören und entscheiden. Nachdenken soll ich auch noch, fast schon ein wenig viel verlangt bei der Geschwin-digkeit der modernen Kommunikation.Dann will ich zwei Menschen telefonisch erreichen, einmal Mailbox und einmal Warteschleife sind die traurige Ausbeute. Vielleicht sollte ich mir auch eine Warteschleife zulegen? - ist nur so ein Gedanke.Ansonsten verläuft der Vormittag ruhig, zum Glück keine besonderen Vorfälle. Nach der Mittagspause folgen die Besprechungen, zuerst mit dem Pflege-personal, dann mit den SozialarbeiterInnen.

Die Besprechungen des Herrn vom Morgen dürf-ten auch nicht so erfolgreich gewesen sein, jeden-falls meldet sich weder eine Zeitung, noch verliere ich wie angekündigt heute noch meinen Job. Sein Zimmer hat er allerdings auch nicht geräumt, wird er auch nicht, vermute ich. Was er dagegen sicher tun wird, ist wieder anrufen und wieder anrufen und ...Thomas

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11.00 Uhr: Treffen mit Hausbewohner R. um sei-nen Umzug in den 2.Stock zu besprechen. Er ist überglücklich, endlich in ein Einzelzimmer über-siedeln zu können. Vor lauter Freude überreicht er mir seine neueste Geschichte. R. ist nämlich nicht nur als ehemaliger Taxitänzer bekannt, sondern auch als Heimliterat. Die gesammelten Werke wird man demnächst auch unter „Geschichten aus der Feder von R.“ nachlesen können.Christian

Nun, ob in der Einrichtung ALOA (Aktiv leben ohne Alkohol) taxigetanzt und Literatur verfasst wird, soll sich nun zeigen ...

Faschingszeit im ALOA

In der fünften Jahreszeit erwacht das Leben er-neut aus der Winterstarre. Die Tage werden län-ger, die Sonne zeigt ihr Gesicht, die Bewohner im ALOA kommen in Bewegung. So sind viele auf der Suche nach Arbeits- und Beschäftigungsmöglich-keiten, stürzen sich voller Vergnügen und Taten-drang auf das Probearbeiten in diversen Arbeits-

trainingseinrichtungen oder Kursangeboten des Arbeitsmarktservice. Sie schreiben fleißig Bewer-bungen und nehmen dabei das Briefing der Ange-stellten im ALOA gerne in Anspruch. Die olympi-schen Winterspiele ziehen die ALOA-Bewohner in den Aufenthaltsraum vor den Fernseher.Leider bringt diese Zeit voller Spaß und Spannung auch Verführungen mit sich, denen manch Bewoh-ner erliegt und angeheitert im Haus erscheint, was weniger lustige Konsequenzen nach sich zieht. Diese Rückfälle können schon mal „unbeabsich-

tigt“ sein, wenn Klienten so durstig sind, und Li-moflaschen in einem Zug leeren und dabei ver-gessen, dass sie vor der trockenen Zeit Alkohol beigemischt hatten. Deswegen kommt es auch schon vor, dass Bewohner ausziehen müssen, die seit langer Zeit im Haus wohnen und ihr Zimmer voller Ramsch ist, den sie allerdings nicht selber abholen. Da muss das Team im ALOA um das Zim-mer zu räumen schon mal stundenlang Sammlun-gen alter Zeitschriften, Essensreste und Müllsä-cke voller Kleidung in den Keller tragen - lei lei. Was wir uns aus der lustigen Faschingszeit für das

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ganze Jahr mitnehmen sollten ist, dass der Humor im Umgang mit Menschen eine sehr wichtige Rolle spielt und viele Dinge mit einem lachenden Auge viel leichter zu tragen sind.

Ob in der SCHU (Übergangswohnheim Schumann-straße) die Augen auch lachen? Aber sicher doch! Auch wenn es scheinbar etwas bürokratischer zu-geht, wie der folgende Auszug der Tagesdokumen-tation aufzeigt.

In der BIM St. getroffen, der von der Arbeit heim fährt. CK7.50: Vor der SCHU wartet bereits H. (ASJF), da-her herein und sie zu W. und L. geleitet. CK

8.00: AB nichts, PK außen 1er, innen WK-Schlüs-sel 50 und Freizeitraumschlüssel, WK-Schlüssel 48 an Pinwand. NW

8.15: Gespräch H. (ASJF), SSr. G., W., Ch., NW (s. BeDo). NW

8.20: Anruf von C. (B37) für Ch. bezüglich Versi-cherung D. B

8.30: Anruf von H. und Frage nach der Postleit-zahl. Bis morgen. B

9.00: Julian von Verwaltung kommt. Keller aufge-sperrt. B

9.10: A. fragt nach ihrem Geld. Kann ich leider nicht machen und ich vertröste sie auf später. B

9.20: Für J. Werkstatt aufgesperrt, auch wieder zugesperrt. B

9.40: Frau H. ruft an, ob sie jetzt schon kommen könne, ihr Termin wäre um 11 Uhr. Sage ihr, dass

Herr K. noch in einer Besprechung ist, sie solle in 20 Minuten noch einmal anrufen. B

Ein kleiner Zeitsprung scheint hier angebracht.

12.40: Post ausgeteilt. V. hat Männerbesuch und sie erklärt ihm gerade, wie sie die Raumaufteilung in der neuen Wohnung gestalten wird. W. sitzt in der Küche und füttert L.. Als sie mich sieht, steht sie auf und quatscht ein wenig mit mir. Sie hört während des Gesprächs dreimal mit dem Füttern auf, bis L. weint (durch das Gespräch abgelenkt?). Sie lädt mich in ihr Zimmer ein, um mir zu zeigen, wie groß und schwer L. schon ist (sie hat es ir-gendwo aufgeschrieben). Zimmer wirkt schmud-delig, auf dem Tisch steht ein Teller mit Essens-resten und ein benutztes Fläschchen von L. Sie fragt mich, ob sie den Waschtermin von Montag auf Freitag verlegen könnte, da ihr der Montag nicht behagt. Das kann ich nicht entscheiden. Ist Nadja da? Ja, aber verweise sie dann auf Bürozeiten, erst wieder um 14.00 Uhr. Ach ja, hm, da wäre sie schon wieder unterwegs meint sie. Sie müsse nur kurz L. fertig füttern. Rest des Hauses ruhig, Verwaltung noch am Streichen. B

12.45: A. braucht WM- und WK-Schlüssel. Aus-nahmsweise, aber nächstes Mal vor 12 Uhr. Oh, und K. entschuldigt sich. CW

... und noch ein Zeitsprung (die Auszüge der Ta-gesdokumentation wiederholen sich an den fol-genden Tagen, da vermag sich ein doch recht run-des Bild zu ergeben).

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17.15: A. kommt vom Termin im Basaglia-Haus. Morgen um 17 Uhr habe er erneuten Termin dort (s. BeDo). In der Zwischenzeit kommt H. in die SCHU und S. verlässt die SCHU. CW

17.30: Ins Postfach von S. ein Wohnungsinserat gesteckt plus die Nachricht, dass sie wg. einer weiteren Wohnung kurz ins Büro schauen soll. Auch ins Postfach von B. noch ein Wohnungsin-serat gesteckt. GN

Und schön langsam nähert sich der ereignisreiche Tag seinem Ende.

19.35: T. kommt, holt sich WK-Schlüssel und will Miete zahlen - bin aber gerade mit F. im Gespräch und er werde daher morgen am VM zum Zahlenkommen. CW

19.45: Mietwohnbestätigung wegen Dringlichkeit für Genossenschaften für F. erstellt. CW

19.55: L. holt sich RSb-Brief - er habe gearbeitet. K. weint erneut, nachdem sie vom 50er- ins 48er-Haus wechseln abgeholt wird. CW

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In der NOWA (Notschlafstelle) läuft die Uhr etwas anders als in den übrigen Vereinseinrichtungen. Hier gibt es tagsüber Beratung und nächtens Unterbringung.

Tagdienst (Auszug)Gespräch mit einem Bewohner, weil dieser von an-deren Bewohnern verbal angegriffen wurde. Mit dem Bewohner dahingehend eine Vereinbarung getroffen, dass ich mit besagten Personen ein Ge-spräch führen werde und die Situation bis zum Tag darauf beobachtet werden sollte.Auszahlungen an Bewohner, welche Mindestsicherung beziehen.Gang zur Bank, Einzahlung von Nutzungspauscha-len auf das Vereinskonto.Abgabe der Stundenaufzeichnungen meiner Mitarbeiter.Telefonat mit Kripo Linz bzgl. einer Aussage eines Bewohners.Telefonat mit BH-Braunau bezüglich der Versor-gung des Sohnes eines Bewohners.

Nachtdienst (Auszug)Ankommen, Umkleiden, Brandmeldeanlage-Ver-zögerung schalten, Journalbuch lesen, Dienstüber-gabe, Informationsaustausch mit Tagdienst, Nachtdienstkassa zählen, aktuelle Bewohnerliste drucken.18:00: Einlass der Bewohner > großer Ansturm.Etliche Kassaeinträge > Wechselgeldproblem.Bewohner mit Bettwäsche versorgen.Bewohner auf das Zimmer begleiten > diverse Spinde räumen, Sachen verstauen und dokumentieren.Mehrmalige Alkohol-Kontrollen > dokumentieren.ND-Kassa diverse Ein-/Auszahlungen.Medikamentenausgabe > Kontrolle der Einnahme > dokumentieren.Bewohner zur Körperhygiene auffordern > neu ein-kleiden > Kleidungszusammenstellung.Etliche Gespräche zur Befindlichkeit.Neuaufnahmen, Eurohis-Befragungen dokumentieren.Gerüchten und Hinweisen nachgehen.Fehlverhalten klarstellen - konfrontieren - Haus-ordnung exekutieren.23:00: Anwesenheiten kontrollieren.Kassa abschließen, letzte Aufnahmen, Journal-bucheinträge verfassen.00:00 - 06:00: Kontrollrunden, nach gesundheit-lich angeschlagenen Bewohnern sehen (Alkintox, illegale Substanzen intox).Dienstübergabe, Informationsaustausch Tagdienst.07:00: Hausdurchgang, Aufwecken der Bewohner.Medikamentenausgabe, Auszahlungen, Informa-tionen für Bewohner weitergeben, Smalltalk mit Bewohnern, an wichtige Termine erinnern.

Zeitfenster für Kontakte zu anderen Einrichtungen nutzen.ND-Kassa abschließend zählen, Ordnung machen, Brandmeldeanlage scharf stellen, ...

Einträge aus dem JB (Auszug)Eintrag Herr M.: Hat heute einen Termin bei ARGE, dann sehen wir weiter. Bei fixer Zusage einer Wohnmöglichkeit kann die Befristung bis zum Ein-zug aufgehoben werden.

Eintrag Herr C.: Nach Gespräch mit Chef um 1 Nacht verlängert. Er bekommt morgen eine Wohnung.

Eintrag Herr F.: Kommt direkt aus der Haft und will bei uns ganz brav sein! A. bezieht Pension und braucht eine Meldeadresse. Lt. Eintrag vom 11. 11. 2013 ist sein HV versuchsweise aufgehoben, mal sehen wie lange das gut geht. Er wird morgen zum Chef gehen.

Eintrag Herr W.: Keine Aufnahme ... auch heute wieder an den Chef verwiesen ... Vorerst bis zur nächsten DB aufgenommen, mit der Auflage, 1 Promille nicht zu überschreiten.

Eintrag Herr Z.: 20.00 Uhr: S. stänkert Herrn A., der gerade hereinkommt, mit „Scheiß Taliban“ an und ist dann, darauf angesprochen, ganz unschul-dig an der Sache!

22.00 Uhr: S. fordert nach seiner Manier seine Sa-chen aus dem Keller. Als ich mit ihm nach unten gehe, macht er sich aber mit der Aussage, „Das

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sind alles meine Sachen die ich schon lange su-che!“, über die Kleiderspenden her. Habe ihm dann verboten, etwas von den Sachen mitzuneh-men und ihn aufgefordert, seine Sachen zuerst auszusortieren, bevor er etwas Neues mitnimmt. S. hat das dann auch gemacht und dabei einen Sack voll Zeug auf der Kellertreppe verloren. Nach einer halben Stunde kam er wieder und meinte, er habe jetzt alles sortiert und aufgeräumt. Als ich zur Treppe kam, war da aber noch sein ganzes Zeug bis runter verstreut. Darauf angesprochen meinte er „Das brauche ich nicht mehr!“. Ans Auf-räumen hatte er nicht gedacht. Er war dann rich-tig sauer, als ich’s ihn aufräumen ließ.

0.10 Uhr: Lautstarker Tumult im 2. Stock! Herr K. und Herr K. sind sehr aufgebracht, weil der Dünne mit Kapperl bei ihnen im Zimmer war und dann auch noch blöd gestänkert hat. S. ist zuerst ab-gehauen, als er uns gesehen hat, dann aber noch-mals gekommen und war wieder ganz unschuldig an der ganzen Sache.

Na ja, so wie es aussieht, arbeitet S. schon wie-der ganz stark an der Wiederaufnahme seines HV’s! Ist jedenfalls sehr mühsam mit ihm, weil er alles umdreht und immer die anderen schuld sind!Eintrag Herr H.: Da sich die Situation mit ihm im-mer mehr zuspitzt, wurde mit der Ärztin bespro-chen, dass es dringend notwendig wäre, dass Herr H. stationär ins WJ geht. Die Oberärztin (bei der er sich immer das Depot holt) hätte den ganzen Dienstag Dienst und würde ihn aufnehmen. Die Ärztin hat eine Überweisung und einen Rettungs-schein dagelassen. Vielleicht lässt er sich doch

davon überzeugen, dass er am Dienstag in der Früh oder am Abend hinein geht bzw. sich von der Rettung reinbringen lässt. Es geht auch um die Medikamentenweisung, die er nicht einhält und er riskiert damit ziemlich viel ... somit könnte er es noch abwenden.

Ist nicht erschienen, daher haben wir auch nicht mit ihm geredet. Vielleicht taucht er am Abend wieder auf?

Eintrag Herr B.: Herr B. ist wieder hier, er war die letzten 7 Monate bei seinem Vater in Kroatien zu Besuch. Jetzt will er wieder längerfristig bei uns wohnen. Warum er nicht mehr bei seinem Vater ist, konnte/wollte er nicht erklären, er meinte wie eine kaputte Schallplatte nur „Besuch. Besuch. Besuch. Besuch.“Gemeldet ist er nach wie vor in der Wärmestube. Da er so lange im Ausland war, war ich mir ob der Vorgangsweise nicht sicher, daher nur bis Diens-tag in der Früh aufgenommen und zum Chef zwecks Abklärung bestellt.

Auch die Einrichtung OBST (Outreachwork) stellt besondere Anforderungen an die Beschäftigten.

Montag, 7:30 Uhr, genervt vom täglichen Stau der Pendlerkolonnen bei der Einfahrt nach Linz, stelle ich mein Auto ab, besteige den 46er-Bus, muss stehen, weil er heillos überfüllt ist. Unglaublich was sich Schüler alles zu erzählen haben, zum Glück nur 2 Stationen lang. 2 Erwachsene neben mir haben sich nichts zu erzählen, Gott sei Dank!, bei ihrer Alkoholfahne ist mir eh schon übel ge-

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nug. Es ist kalt, meine Nase rinnt, der Husten plagt mich, am Weg ins Büro sehe ich bereits einige KlientInnen - schaue später bei ihnen vorbei, hof-fentlich sind sie dann noch da.Sogenannte „normale“ Bürger dürften am voran-gegangenen Wochenende bereits kräftig Fasching gefeiert haben - so wie die „beinand sind“. Ich hasse den Fasching, jeder versucht krampfhaft lustig zu sein. Außerdem hasse ich Montage. Je näher ich dem Büro komme, desto länger wird meine „To-do-Liste“ im Kopf, geht weg ihr bösen Gedanken! - und schon sitze ich am Schreibtisch.

Im Büro riecht es herrlich nach frischem Kaffee, Kollege Thomas hat sich „verfrüht“ und den Mun-termacher richtig stark zubereitet. „Wie geht es deiner Frau?“ „Den Umständen entsprechend gut, heute in einem Monat ist der vorgesehene Ge-burtstermin. Wir freuen uns schon riesig.“ Ein net-tes „Hallo“ von Carmen und Karin, ein Gefühl von

Geborgenheit umgibt mich und schon ist mein morgendlicher Grant verflogen. Es wartet jede Menge Arbeit auf uns - also, gehen wir es an.Während unserer kurzen Koordinationsbespre-chung (welche Parks wir heute ansteuern, in wel-che 2er-Teams wir uns aufteilen, wer was zu erle-digen hat) geht die Türe auf - es steht ein Klient mit offener Wunde am Fuß im Büro und bittet um einen Verband, frische Wäsche, um Geld und um Schlüssel für eine MOWO-Wohnung. Er hat es ein-fach versucht ob jemand da ist, meint er. Karin nimmt sich seines Anliegens an, verbindet ihn und erklärt den Arztbrief den er uns zeigt. Sieht nicht gut aus - wahrscheinlich müssen Zehen und der Fuß abgenommen werden; wegen seiner Zucker-krankheit heilt nichts mehr richtig zusammen. Der Klient ist insulinpflichtig, hat aber davon noch nie etwas gehört. Es werden Termine mit unserer Ärz-tin vereinbart.Das Telefon läutet bereits zum 5. Mal innerhalb weniger Minuten. Ja wir kommen noch auf die Landstraße, zum OK-Platz und zum Bahnhof. Über den Hessenpark gehen wir sowieso, wollen Klien-ten telefonisch von uns wissen.Plötzlich geht die Bürotür wieder auf und es ste-hen 2 junge erwachsene Obdachlose im Raum. Was wir denn für sie tun können, lautet unsere Frage - von ihnen kommt: „Wir brauchen eine Meldeadresse, eine Wohnung, Geld und ein Re-zept für Substitol, wir schlafen am Bahnhof, ha-ben bald eine Gerichtsverhandlung, haben in ei-nigen Einrichtungen Hausverbot und wissen nicht mehr was wir tun sollen“.Sie werden auf unsere offiziellen Bürozeiten ver-wiesen - wir werden uns dann genügend Zeit für

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ihre Anliegen nehmen. Thomas wird das morgen übernehmen.Schnell noch die E-Mails abrufen und beantwor-ten, 3 Anrufe in Abwesenheit erledigen - und schon hat mich der Ärger wieder, ich komme, trotz höchster Dringlichkeitsstufe der Klienten, auf de-ren Mobilbox. Und nicht vergessen, Fotos beim BIPA abholen. Diese brauchen wir beim 25-Jahr-Jubiläumsfest unseres Vereins.

Es ist 8:30 Uhr, nun gehen wir hinaus auf die Straße. Obwohl die Sonne scheint, ist es nach wie vor kalt, zum Glück habe ich eine Haube und Handschuhe mit. Fast hätte ich es vergessen - mein Freund hat heute seinen 50. Geburtstag, schnell anrufen und Alles Gute wünschen, meine Güte ist der alt geworden - na ja, steht mir auch bald bevor.

Im Hessenpark sind wenige Menschen, sie bekla-gen das kalte Wetter und ihre prekären Wohnsitu-

ationen, hoffen dass OBST und MOWO etwas än-dern können, am besten ohne dass sie selbst etwas dazu beitragen müssen, und beschweren sich über Gott, die Welt, die Zeitung, die Kirche, ihre Freunde, über Betreuer und über nicht zurück bekommenes verborgtes Geld, welches sie drin-gendst benötigen. An vermehrte Polizeikontrollen bzgl. Drogen hat man sich ohnedies schon ge-wöhnt, dass Crystal Meth, einen schneller fertig macht als alles andere, was sie bisher konsumiert haben, ist auch nichts Neues und dass der „OBST-Ler-Didi“ viel nachfragt und immer irgendwelche Möglichkeiten anbietet, geht schon klar. Schnell noch ein Blick ins öffentliche WC, 3-mal hinunter-schlucken, weil alles mit Kot verschmiert ist und es nach Urin stinkt. Ein Schlafsack deutet auf ei-nen aktuellen Schlafplatz hin, gebrauchte Sprit-zen auf Drogenkonsum. Elendig, unter welchen er-bärmlichen Umständen Menschen ihr Dasein fristen müssen.

9:15 Uhr - weiter geht es Richtung OK-Platz und Ursulinenhof. Draußen am Platz sitzt bei diesem Wetter natürlich niemand. Umso heftiger geht es drinnen zu.Drei KlientInnen sind sichtbar stark alkoholisiert, liegen bei den Fensterbänken und lehnen jegliche Unterstützung ab, lediglich eine kleine finanzielle Unterstützung nehmen sie an. Am WC wurden wie-der gebrauchte Spritzen gefunden, ebenso sind die Wände und der Boden mit Fäkalien be-schmiert. Wir schauen uns das gar nicht mehr an, haben wir ohnehin gerade erst und sowieso schon oft genug gesehen.Als logische Konsequenz wird vom Hausmeister

das WC im Erdgeschoß geschlossen. In der Tief-garage finden wir dann zwei weitere KlientInnen. „Nein, nein, wir brauchen nichts, wir haben alles im Griff“, meinen sie und übersehen dabei, dass ihre Kleidung von Stuhl, Urin und Erde verschmutzt ist, jede Menge Löcher hat und dass sie Kleider-läuse haben.

Am Weg zum Bahnhof treffen wir vereinzelt KlientInnen an, welche die Landstraße auf und ab gehen, die Mistkübel nach Essbarem absuchen, Zigarettenstummel aufheben und fertigrauchen und uns „Griaß Eich“ zurufen.

Weiter geht es auf der Landstraße in Richtung Schillerpark. Da und dort treffen wir auf Punks mit Hunden. Sie betteln freundlich um ein paar Mün-zen. Das Telefon läutet. Ein Klient erkundigt sich wegen seines Termins am Magistrat der Stadt Linz - ja, ich werde ihn dort hinbegleiten.

Im Schillerpark und im Volksgarten ist nichts los, die wenigen Besucher vom Würstelstand winken uns freundlich zu. Einen Klienten kann ich ermu-tigen, nun doch seine Bedarfsmeldung abzuge-ben. Morgen will er ins Büro kommen.

Am Bahnhof angekommen, laufen uns schon ei-nige KlientInnen entgegen; jeder will mit uns re-den und will sofort Hilfe von uns, am besten noch gestern. Nach mehreren Erklärungen und einigen „klaren Arbeitsaufträgen“ an unsere KlientInnen koordiniere ich mich telefonisch mit Thomas und Karin. Sie sind auch schon Richtung Bahnhof un-terwegs. Wenige Minuten ist Carmen alleine hier

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am Bahnhof. Für sie passt es. So, nun muss ich aber wirklich schnell weg, ich habe mit einem Kli-enten einen Termin bei der Sozialhilfeabteilung/BMS. Mit der „Bim“ geht es Richtung Magistrat. Pünktlich treffe ich den Klienten vorm Rathaus. „Meine Güte“, denke ich mir, „das kann ja was werden“. Wir wollen um die bedarfsorientierte Mindestsicherung ansuchen und mein Klient hat eine Alkoholfahne, die man auf 2 Meter riecht. Da ich heute unseren Alkomaten im Rucksack habe, bitte ich ihn, ob er nicht doch einmal blasen will. „Gerne, kein Problem, habe ja eh nichts getrun-ken!“, seine Antwort. 2,8 Promille um 11.30 Uhr hat er und dennoch geht der Klient immer noch halbwegs gerade. Angekommen bei einer ver-ständnisvollen und kompetenten Mitarbeiterin der dortigen Dienststelle erledigen wir alles. Seit lan-gem ist der Klient nun wieder versichert, erhält Geld und hat eine Perspektive. Beim Hinausgehen bemerke ich noch, wie die Dame zum Fenster geht und dieses zum Lüften aufreißt. Es verwundert mich nicht als ich sehe, dass an der Hose des Kli-enten Essensreste der vergangenen Woche kle-ben und im Schritt feuchte Urinspuren zu sehen sind.12.30 Uhr: Hinein in die Straßenbahn und ab Richtung Bahnhof. Übers Handy nehme ich Kon-takt mit meinen MitarbeiterInnen auf und frage, wo ich sie treffen kann. Sie sind noch immer am Bahnhof. „O. k., bis dann, bitte schaut schnell in die Postgarage, ob dort jemand in den Stiegen-häusern nächtigt bzw. wie es am Busterminal ak-tuell aussieht, ciao.“ Mein erster Weg wird aber zum „Leberkas-Pepi“ sein. Ich habe großen Hun-ger. Gegessen wird dann im Stehen zwischen Kli-

enten. Ob es mir denn schmeckt? „Ja, willst du auch eine Leberkässemmel?“ Ich gehe nochmals hinunter, besorge zwei Stück und gebe eine da-von weiter. Die andere esse ich selber.Nachdem wir nunmehr mit allen Klienten gespro-chen haben, geht es weiter. Im Untergeschoß se-hen wir einen Obdachlosen, den wir noch nicht kennen. Es wird vereinbart, ihn näher zu beobach-ten und mit ihm behutsam in Kontakt zu treten - besonders beim nächsten Nachtdienst, eventuell können wir ihn schon in die Notschlafstelle beglei-ten. Beim Hinaufgehen treffen wir auf einen Klien-ten, der verprügelt worden ist. Gut dass es in un-seren Rücksäcken Hansaplast und ähnliche Dinge gibt. Ein „Pickerl“ über die Schürfwunden, eine medizinische Erklärung, dass man daran nicht sterben muss und schon ist die Welt wieder in Ord-nung - und übrigens: „Am Mittwoch ist unsere Ärz-tin mit uns auf der Straße unterwegs, aber einfa-cher ist es, wenn man in der Notschlafstelle nächtigt und am Donnerstag gleich nach dem Auf-stehen in die dortige Ordination zu ihr geht.“ Der Klient versteht meine Absicht und lehnt die NOWA ab. Die Ärztin will er aber schon treffen.

Am Weg in den Bahnhofspark fällt uns ein Polizei-auto auf, das vor dem LDZ parkt. Wir gehen hin und sehen, wie Beamte einen Schlafplatz eines Obdachlosen inspizieren. Das „Schlafzimmer“ ist verlassen - wenn wundert es. Es ist nach wie vor „saukalt“ und am helllichten Tag will man ja auch nicht gerade in der Auslage liegen.

Wir gehen nochmals zurück zum Bahnhof und fin-den einen stark betrunkenen jungen Mann im Ein-

gangsbereich liegen. Wir kennen ihn. Er schläft, die Kollegin überprüft seine Vitalfunktionen. Wir beschließen, ihn nicht aufzuwecken und bitten die restlichen anwesenden KlientInnen, gelegentlich bei ihm nachzuschauen und gegebenenfalls die Rettung anzurufen.

In der Zwischenzeit ist es 15:00 Uhr geworden. Thomas verabschiedet sich; er kommt morgen später, da er in der Früh noch am Magistrat/ZMR die aktuelle Meldeliste von OBST überprüfen muss. „O. k., bis dann und schöne Grüße an deine Freundin und was wird es überhaupt, Mädchen oder Bub?“ „Sage ich nicht.“Weg vom Bahnhof fängt meine „To-do-Liste“ schon wieder an, sich bemerkbar zu machen. Hoffentlich kommen morgen zur Bürozeit nicht wirklich alle, die sich angesagt haben, sonst wird es etwas eng in der Kleiderkammer und im Büro.

Weiter geht es in Richtung Unionstraße. Im Hes-senpark haben wir erfahren, dass die WC-Anlage dort ein „beliebter“ Platz zum Schlafen und zum Drogen konsumieren geworden ist. Angekommen bei den WCs besuche ich das Männerabteil. Es riecht stark nach Urin. Wegen des UV-Lichts glau-ben wir nicht, dass hier Drogen konsumiert wer-den, man sieht die Venen nicht bei diesem Licht. Auch am Frauen-WC finden wir keine Hinweise auf derartige Aktivitäten. Hier haben wir keinen „Auf-trag“ mehr und ziehen somit weiter.

Wenn wir schon nach „WC stinken“, schauen wir gleich auch zu den anderen und machen uns auf den Weg. Am Südbahnhofmarkt finden wir ebenso

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niemanden wie im Klo am Hessenpark (stinkt am meisten von allen) und bei dem an der Prome-nade. Beim Verlassen der Örtlichkeit dort, beob-achten wir, wie ein Klient etwas Essbares aus ei-nem Mülleimer herausfischt und es sich in den Mund schiebt. Er ist nur spärlich bekleidet. Wir kennen ihn schon lange, haben ein gutes Verhält-nis zu ihm und dennoch nimmt er nichts außer Geld und Zigaretten von uns an. Wir starten los, um mit ihm zu sprechen. Er sieht uns und geht da-von. Irgendwo beim Durchgang in der Arkade ver-schwindet er. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal, sagen wir uns und fahren mit der „Bim“ in

Richtung Hinsenkampplatz/Rudolfstraße, um dort in der Unterführung nach dem Rechten zu sehen. Hier hat es sich ausgezahlt, vorbeizuschauen. Das Behinderten-WC wird von Bettlern bewohnt. Sie sehen uns und lassen uns eindeutig wissen, dass wir uns „verpissen“ sollen.In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, es ist in-

zwischen 17:00 Uhr, gehen Carmen, Karin und ich gerne auf dieses Angebot ein und fahren retour in Richtung Taubenmarkt.Der eine Klient, der sich schwankend vor der Würstelbude aufgehalten hat, ist in der Zwischen-zeit auch verschwunden. Wir gehen Richtung Mo-zartkreuzung. Karin verabschiedet sich und Car-men und ich gehen über den City- und über den Hessenpark zurück ins Büro.Im City-Park ist es wunderschön ruhig. Nichts deu-tet hier auf das rege Treiben der Landstraße hin. Im Hessenpark inspiziere ich noch die Kanalisa-tion und den Technikschacht für den Brunnen - keiner rührt sich, also momentan unbewohnt. Ge-rade als ich am Aufbrechen weg vom Park bin, erreicht mich ein Telefonat. Am OK-Platz wurde ein stark betrunkener Mann gefunden, der sich nicht mehr rührt. Ich rate dem Anrufer, die Rettung zu rufen. „Nein, er rührt sich doch“, meint dieser dann. Ich bin „eh“ gerade in der Gegend und werde noch vorbeischauen. Gesagt, getan, und wen treffe ich dort?, unseren altbekannten Klien-ten, der jegliche Angebote ablehnt und „eh alles im Griff hat“. Da er keine für die Jahreszeit ent-sprechende Kleidung hat und ich im Büro entspre-chende Winterjacken habe, biete ich ihm an, noch mit mir ins Büro zu kommen und sich eine warme Jacke zu suchen. Hätte nicht gedacht, dass er wirklich mitgeht. Es dauert zwar einige Zeit und ein paar Meter Abstand (Kleiderläuse), aber wir schaffen es. Im Büro ist es schön warm. Zum Glück haben meine KollegInnen letzte Woche un-seren Wäschevorrat aufgefüllt. So kann ich den Klienten komplett neu einkleiden und seine ver-lausten Kleidungsstücke entsorgen. Zwar passt

nicht alles perfekt zusammen, aber da es schon finster ist, fällt das nicht sonderlich auf. Ob er in die NOWA will, frage ich ihn, denn dort könne er sich auch duschen. Nein, er ist ja eh sauber, meint er. Ich drücke ihm noch etwas Kleingeld in die Hand und verabschiede ihn.

In der Zwischenzeit ist es 18:30 Uhr geworden. Soll ich noch meine E-Mails abrufen, nein, mor-gen ist auch noch ein Tag. Carmen und ich be-sprechen noch zwischen Tür und Angel, was mor-gen unbedingt zu erledigen ist. Dann mache ich mich auf die Socken und fahre mit dem 46er in die Derfflingerkaserne. Dort steht mein Auto. Beim Aussteigen aus dem Bus sehe ich noch mehrere bekannte Klienten beim Sparmarkt stehen. So schließt sich der Kreislauf wieder. Auch hier wäre Handlungsbedarf gegeben. „Morgen ist auch noch ein Tag!“, denke ich mir. Jetzt geht es aber ab nach Hause, bin eh schon wieder spät dran.Schnell rufe ich meine MusikerkollegInnen an, weil ich es bis 19:00 Uhr nicht schaffen werde, recht-zeitig in der „Detailprobe Hohes Blech“ im Musik-heim zu erscheinen. Freue mich schon aufs Trom-pete spielen - ein guter Ausgleich zum heutigen Tag.Dietmar Mayr

Die TAGO (Tagesstruktur) ist eine kleine Einrich-tung, in der Menschen einen Teil ihres Tages bei meist handwerklichen Tätigkeiten verbringen können.

7:18: Ich komme in der TAGO an, öffne die Büro-tür, schalte den Computer ein und werfe mich ins

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Arbeitsgewand.

7:25: Kurze Durchschau der E-Mails, dann der Do-kumentation der vorangegangenen Woche.

7:53: Die 2 M.s kommen in die TAGO, kleiden sich um und nehmen im Aufenthaltsraum Platz. Es ist noch etwas Zeit, Kaffee zu trinken, eine Zigarette zu rauchen und über die vergangene Woche und das Wochenende zu sprechen.

8:10: L. findet sich in der TAGO ein. Ich bin der-weil in der Handwerkstatt um mir anzusehen, was letzte Woche noch fertiggestellt oder angefangen worden ist.

8:20: Der tägliche Alkoholtest: alle haben 0,0 Promille!

8:30: Ich bespreche mit den 3 anwesenden Kli-enten was diese Woche geplant ist. Auf Initiative

des TAGO-Interessenvertreters soll das IV-Büro in der Derfflingerstraße hergerichtet und ausgemalt werden. Vorbereitungen wie z. B. Materialantrans-port sind schon in der Vorwoche erledigt worden.

8:45: Die Leute ziehen sich an. Ich mache noch ein paar Fotos und sage ihnen, sie sollen noch ei-nen Moment auf mich warten, denn ich will sie in die Derfflingerstraße begleiten, um einen Eindruck vom Ausmaß der anstehenden Arbeit zu bekommen.

9:00: Wir fahren mit der Straßenbahn bis zum Hauptbahnhof und von dort nehmen wir den 46er bis zur Derfflingerstraße. Unterwegs telefoniere ich kurz mit Daniela von der MOWO, brauche In-formationen zu einem Klienten.

9:25: Wir erreichen das IV-Büro. Ich sehe diese Räumlichkeit zum ersten Mal. Hätte mir den Zu-stand, nach der Beschreibung von Manfred, noch schlimmer vorgestellt. Wir zerlegen gemeinsam ei-nen Kasten, der in der TAGO zu einer Garderobe und einem Regal umgebaut werden soll. Ich ma-che einige Fotos und bitte Lobo, auch von mir Auf-nahmen zu machen.

10:00: Ich gehe zu Fuß von der Derfflingerstraße ins ALOA, um kurz mit Susanne sprechen zu kön-nen, außerdem überprüfe ich im TAGO-Shop, ob es noch Familienbretter gibt. Anschließend nehme ich die Straßenbahn zurück in die Fichtenstraße.

10:40: Ich komme in der Fichtenstraße an und

schreibe zunächst einige Vorkommnisse für die-ses Protokoll nieder. Bin alleine in der TAGO, da alle Klienten in der Derfflingerstraße beschäftigt sind.

11:00: Ich versuche einen ehemaligen Klienten zu erreichen, der vergangene Woche bei uns war, weil er wieder in die TAGO kommen möchte, er geht aber nicht ans Telefon.

11:07: Zuschnitt auf der Kreissäge: Die Familien-brettfiguren müssen ergänzt werden.

11:28: Weiterer Zuschnitt auf der Kreissäge: Stuhl-beine für Pneumel achteckig schneiden.

12:30: Ich schneide weiter für die Pneumelpro-duktion zu. Diese Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch.

12:57: Ich bekomme einen Anruf von einer Prak-tikantin aus dem Haupthaus, die gerne für einen Tag der nächsten Woche in die TAGO schnuppern kommen möchte. Wir vereinbaren den Montag oder Dienstag.

14:05: Erneut der Versuch den ehemaligen Klien-ten zu erreichen, vergeblich.

14:07: Ich erledige die tägliche Dokumentation.

14:25: Ich mache noch einige Fotos von Werkstü-cken und 3 Selbstportraits, da ich niemanden da-rum bitten kann.

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14:34: Ein Mann erkundigt sich, wem die gegen-überliegenden Garagen gehören. Ich kann ihm lei-der nicht helfen.

14:40: Ich importiere die heutigen Fotos auf den PC.

14:50: Es kommen 4 Personen und fragen nach dem Kinderschutzzentrum.

14:55: Zeit zum Umkleiden. Computer herunter-fahren; ein letzter Kontrollgang durch die TAGO, ob alle Lichter abgeschaltet sind. Verschließe die Bürotüre.

15:05: Ich sperre die Eingangstüre zu und begebe mich auf den Weg zur Straßenbahn. Unterwegs in-formiere ich noch Susanne darüber, dass sich für nächste Woche eine Praktikantin angemeldet hat.

Ich wünsche einen schönen TagJörg

In der Einrichtung PSD (Psychologischer Dienst) liegt die Ausrichtung unter anderem auf Diagnos-tik, Behandlung, Psychotherapie. So ist es auch recht schwierig, einen Tagesablauf zu beschrei-ben, der auch interessant ist - zu vieles muss un-gesagt bleiben.

„Auch das glücklichste Leben ist nicht ohne ein gewisses Maß an Dunkelheit denkbar; und das Wort „Glück“ würde seine Bedeutung verlieren, hätte es nicht seinen Widerpart in der Traurigkeit.“ C .G. Jung

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In der ABS (Alkoholberatungsstelle) liegt die Aus-richtung ebenfalls im Gespräch: Beratung, Selbst-hilfegruppen, ...

08.00 Dienstbeginn Heike. Durchsicht der Mails, Anrufbeantworter, Vorbereitung auf die Beratungsgespräche

08.30 Dienstbeginn Susi.Beratung mit Herrn F.: Herr F. kommt seit Juni 2013 zur Beratung. Den Alkohol hat er mittlerweile gut im Griff. Derzeit stehen andere Themen im Vorder-grund: Jobwechsel, Trennung von seiner Lebensgefährtin.Dokumentation.

Vorbereitung auf das folgende Erstgespräch.Erstgespräch Frau T.: Die Klientin ist nicht zum ver-einbarten Termin erschienen.

Beratung mit Herrn H.: Herr H. kommt seit einigen Wochen regelmäßig zur Beratung. Ziel ist die Re-duktion des Alkohols. Thema heute: Alkohol und Autofahren. Herr H. ist damit beschäftigt, die Pro-millewerte für seine Standardgetränke auszurech-nen und erlebt dabei einige Überraschungen.Dokumentation.

Beratung mit Frau M.: Frau M. kommt zum zwei-ten Mal in die Beratung. Ziel ist Abstinenz. Thema heute: Selbstbestimmung, Erarbeiten erster Teil-ziele, für die sich die Abstinenz lohnt.Dokumentation.

Beratung mit Herrn M.: Herr M. ist zum zweiten Mal in Beratung, er kommt auf Anweisung der Amtsärztin. Um seinen Führerschein wieder zu be-kommen, muss er einige Male ins ABS kommen. Thema: Beginn des problematischen Trinkens und Verlauf. Momentan fühlt sich Herr M. gut, und ist entschlossen, langfristig abstinent zu bleiben.Dokumentation.

Erstgespräch Herr B.: Herr B. kommt nach einer Langzeittherapie zu uns in die Beratung, er möchte hier das Nachsorgeangebot in Anspruch nehmen. Ziel ist dauerhafte Abstinenz. Anamnesegespräch und Info über unsere Angebote.Dokumentation.

Angehörigenberatung mit Herrn A.: Herr A. kommt bereits seit über einem Jahr wegen seiner 32-jäh-rigen Tochter in die Angehörigenberatung. Trotz-dem sie schon längere Zeit trocken ist, erlebt er immer wieder Höhen und Tiefen mit ihr, da sie noch bei ihm wohnt. Thema: Achten auf eigene Bedürfnisse, Verantwortung der Tochter überlas-sen, Kraft tanken.Dokumentation.

16.00 Susi Dienstende.

17.00 Dienstende Heike.

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8. April 2014

Tag: Dienstag

Sonnenaufgang: 6:26

Sonnenuntergang: 19:52

Tageslänge: 13 Stunden 26 Minuten

Namenstag: Bea, Beate, Denise, Dennis, Man-egold, Rose-Marie, Walter

Bauernregel: „Tiburtius kommt mit Sang und Schall, er bringt uns Kuckuck und Nachtigall.“

Aktuelle Tagestemperatur: 17 Grad

Nach den kalten Tagen des Winters macht sich zaghaft der Frühling bemerkbar. Dies wird auch im PSWB wahrgenommen.

Ein netter Frühlingstag mit 11 Grad zum Dienst-beginn und Höchstwerten von 20 Grad zu Mittag und immer noch 14 Grad am Abend.

Die angenehmen Temperaturen scheinen sich auch beruhigend auf die BewohnerInnen auszu-wirken, die Stimmungslage ist durchwegs gut und friedlich. Lediglich der Badelift macht Probleme und verweigert seinen Dienst, dank der Kollegen von der Verwaltung ist aber auch dies schnell be-hoben und mit leichten Verzögerungen nimmt al-

les seinen Gang.Ein gewisses Highlight des Tages ist sicherlich Frau G.; sie sollte eigentlich noch die ganze Woche beim Probewohnen in einer anderen Einrichtung sein, ist aber am Vormittag schon wieder bei uns und teilt mit: „Weißt du, das ist nix für mich, zu viele schlechte Stimmungen“. Nachdem sie dann einen halben Tag wieder hier ist, will sie wieder in die andere Einrichtung weil: „... vielleicht war’s doch nicht so schlecht, rufst du an, geh‘ ich wie-der dort hin“.

Ansonsten zeigt nachfolgender Bericht, dass auch an ruhigen Tagen immer etwas passieren kann, das den Tag durcheinander bringt.

Unvorhergesehenes:Nachdem einer meiner Klienten Probleme mit den Zähnen hat, habe ich ihn heute „schnell“ zum Zahnarzt begleitet.Beim Zahnarzt angekommen startet das Ganze mit dem Ausfüllen eines Fragebogens zum allge-meinen Gesundheitszustand, was sich schon als schwierig herausstellt, da diverse Schmerzen und Erkrankungen seiner Meinung nach Definitionssa-che sind. Das Ganze spielt sich in sehr ungewöhn-lichen Räumlichkeiten ab, die laut handgeschrie-benem Zettel als „Wartezimmer“ bezeichnet werden, jedoch aussehen wie ein etwas veralte-tes Wohnzimmer (die nette Sprechstundenhilfe hatte sich auch sehr passend versprochen und uns tatsächlich gebeten, im Wohnzimmer Platz zu nehmen) mit Couch, Esstisch, Fernseher und ei-nem Klappbett an der Wand. Dann kam es zum üblichen Röntgen und zur Untersuchung, bei der

sich herausstellte, dass die Probleme des Klien-ten schon so weit fortgeschritten sind, dass die Behandlung im Krankenhaus gemacht werden muss. Somit eine Überweisung bekommen und weiter ins AKH marschiert. Im AKH angekommen dauert es eine Weile bis wir bei der Aufnahme er-fahren, dass es heute nichts wird, da sie dafür den Oberarzt brauchen, der morgen am Vormittag im Hause ist. Somit meinen Dienst für morgen vor-verlegt, damit wir einen neuen Anlauf starten können.Judith

Zähne? Ach, da fällt mir ein, der Osterhase hat ja an sich ziemlich große ... ob das auch auf jenen zutrifft, der das ALOA besucht?

Bald kommt der Osterhase. Deswegen versuchen wir BetreuerInnen die BewohnerInnen im ALOA auf diese österliche Freudenzeit einzustimmen. Auch die Auslage bzw. unsere Schaufenster werden durch die TAGO auf Ostern getrimmt.

Heute werden Ostereier gefärbt. Dazu haben sich mehrere Bewohner gemeldet, die gerne ihrer Kre-ativität freien Lauf lassen. Rote, grüne und blaue Eier stehen am Programm. Mit Freude wird ge-kocht, gefärbt und die hübschen bunten Eier in Kartons feinsäuberlich verstaut. Das Eierpecken muss noch bis zum Ostermontag warten. Da gibt es dann ein großes Osterfrühstück. Nur vielleicht ein paar kaputt gegangene Eier werden verkostet.

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Mehrere ehemalige Bewohner kommen heute auf Besuch. Die lustige Runde sitzt im Aufenthalts-raum beisammen und berichtet über ihre Erfah-rungen in freier Wildbahn. Auch der kürzlich abge-haltene Linz-Marathon, und die lautstarke Anfeuerung der Läufer aus den Fenstern des ALOA‘s werden thematisiert.

Herr K. kommt ins Haus. Die feinen Nasen der Be-treuer erschnuppern einen leichten Biergeruch. Eine Alkoholkontrolle folgt. 0,7 Promille zeigt das Gerät an. Morgen werden wir ein Rückfallsge-spräch führen.

So wird auch das Osterfest mit einigen Hochs und Tiefs im ALOA bestritten, und am Ende sagen sich Fuchs und Osterhase Gute Nacht!

In der Einrichtung SCHU wird auch an diesem Tag dokumentiert.

8.00: Von der Absage LK erst in der INSEL erfah-ren, daher mit Kollege B. (MOWO) einige Dinge durchbesprochen. Ihn bzgl. Wohnung S. informiert, dazu auch, dass wir diesmal die Unterstützung bei der Siedelung machen werden, Unterstützung Fi-nanzen sowieso, er wird Betreuung M. organisie-ren. Dazu bzgl. F., zuständig ist Kollin N., die wird sich melden, realistisch ist offizieller Einzug per 1. Mai 2014, Siedelung aber vorher, Zeitpunkt unbe-kannt. Kurz auch H. (Kollin L. kommt erst zu Mit-tag), Stand ??????????? CK

8.00: Postkasten außen mit Werbung, innen WK-Schlüssel 50, WK-Schlüssel 48 an Pinnwand,

nichts am AB. Die Möbelteile im Garten sind mehr geworden. NW

8.25: Kollegin B. (Verwaltung) und H. kommen. K. Werkstatt und Sperrmüllkammerl aufgesperrt. Er werde sich um den Garten - Möbelstücke - küm-mern und eventuell mit den Schächten beginnen. Kurz darauf noch Garten abfotografiert. Zwei Klei-dersäcke bei den Mülltonnen neu hinzugekom-men. CW

8.50: S. verlässt die SCHU. S. kommt und bittet - bloß für 20 Minuten - nach WK-Schlüssel. Okay. I. kommt telefonierend in die SCHU. CW

Es wird kontrolliert, organisiert, telefoniert, es wer-den Gespräche geführt ... Zeitsprung

11.10: A. ist an der Tür. Angeblich hat sie ihr Handy verloren und war die letzten Tage bei ihrer Oma. Sage ihr, dass es nicht so günstig ist, dass sie sich nicht gemeldet hat, zum Termin letzte Woche nicht erschienen ist. Sie nickt dazu zerknirscht. Sie habe in zwei Monaten eine Wohnung in Hörsching, die sie über einen Freund vermittelt bekommen hat. K. möchte ihr Geld beheben. Das geht leider nicht. Zuvor muss sie mit C. sprechen, da sie immer noch keine AMS-/GKK-Unterlagen gebracht hat, die Be-lege von den Einzahlungen fehlen. Wir vereinba-ren für 13.00 ein Gespräch mit C. und mir. NW

11.30: RR bei Koll. E. und er hat morgen um 12.00 Erstgespräch mit Ehepaar S. (?) mit zwei Kindern (8 + 3 Jahre alt), die Ende April aus der Wohnung müssen. Sie haben illegal als Untermieter in einer

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GWG-Wohnung gewohnt, der legale Mieter wird delogiert und daher auch sie. Anfrage über Kom-pass. Bei uns derzeit nix und auch in den nächs-ten Wochen weiß ich von keinem passenden Aus-zug. OK, in diesem Sinne morgen mehr.

12.00 -13.30: Kontroll- und Informationsgang we-gen Kästen, Brandschutz und Pöstlingbergausflug. Liste erstellt - (s. BeDo). DJ, CW

Ein weiterer Zeitsprung.

14.10: I. kommt mit den Bewerbungsbögen von Magistrat Linz und AKH. Zusammen mit ihr aus-gefüllt. Sie hat anscheinend schon Friseurin ge-lernt und mit einem „Diplom“ abgeschlossen (wie das auch beim Erstgespräch steht). Als Bäckerin/Konditorin hat sie lange gearbeitet, allerdings ohne „Diplom“. In ihrem Lebenslauf steht das an-ders drin. Der sollte mal neu geschrieben werden. NW

14.30: I. und H. kommen mit Gitterbett und da-mit in den Keller. S. sagt, dass sie es nicht mehr brauche. Kein Kind mehr? Nein, um Himmels Wil-len, sie habe schon drei, und auch die Männer können ihr gestohlen bleiben. Vielleicht könne sie es ja verkaufen. Fotografieren und ins Internet stellen - vielleicht mit G.‘s Hilfe. CW

Und noch einer.

17.30: Rundgang durchs Haus:WG 50/EG: ruhig.WG 50/1: R. auf dem Weg in die Küche. E. kommt

telefonierend nach Hause. Bei S. geklopft und sie ist nun zu Hause. Eine Freundin ist auch bei ihr und hilft ihr einräumen. Ihr geht es soweit gut und ich vereinbare für morgen 15 Uhr einen Gesprächstermin.In WG 48/1 steht die Zimmertür bei F. offen. Z. bringt Essen von der Küche gerade ins Zimmer und ich frage B. wie es bzgl. GWG-Wohnung aus-sieht. Ja, sie hat heute angerufen und sie bekom-men die Wohnung, aber es ist noch nicht fix ab wann, weil noch saniert wird. MV kommt erst spä-ter. Super, gratuliere! Ze. kann es sich nicht ver-kneifen zu sagen, dass sie die Wohnung nur ha-ben, weil er sich darum gekümmert hat. J. meint: Geh, ich habe auch gesucht aber es wurde halt nichts bisher. Aber geholfen wurde ihr auch nicht, meint er. Sie will ihn besänftigen. Ich sage: Ich werde da nicht darauf eingehen - und spreche wie-der mit Julia, dass sie uns auf dem Laufenden hal-ten soll.

WG 48/EG: ruhig. GN

Und es wird Dienstende ... und auch noch österlich!

18.20: Viele Kinder, die mir im Chor frohe Ostern wünschen und Malpapier möchten. Ein M.-Bur-sche inspiziert zudem die Räumlichkeiten der Bü-ros inkl. Toilette. GN

In der NOWA sind die Aufgaben, je nach Tages-zeit, so unterschiedlich, wie es den Menschen in diesem Haus entspricht.

Tagdienst (Auszug)Auszahlung der Mindestsicherung an beziehende Bewohner.Gespräch mit einer Bewohnerin bezüglich einer Unterstützung zur Finanzierung ihrer Insulinmedi-kation.Gespräch mit einem Bewohner bezüglich einer Überbrückungshilfe aufgrund des Einkommens-entganges während einer 1-wöchigen Inhaftierung.Erteilen eines Hausverbotes wegen Alkoholkon-sums im Haus.Fahrt zum Verein Substanz, Entsorgung des Spritzen-behälters und Besorgen neuer Tauschmaterialien.Gang zur Apotheke - Besorgung Medikamente für Bewohner.Gang zur Trafik - Besorgung Zigaretten für die Aus-gabe an einen Bewohner.Telefonat mit der Caritas Wärmestube bezüglich des Verbleibs eines abgängigen Bewohners.Telefonat mit Caritas FRIDA bezüglich einer durch Gewalt in Not geratenen Frau.

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Verfassen eines Situationsberichts über einen Bewoh-ner zur Unterstützung des Nahtstellenmanagements.Gespräch mit einer Mitarbeiterin.Entgegennahme der Post: Annahme diverser Rsb-Briefe für Bewohner, Annahme von AMS-Geld via Postanweisungen.

NachtdienstEinträge aus dem JB (Auszug)Herr F.: Hat sich heute, wie mit Gerlinde verein-bart, telefonisch gemeldet.

Herr M.: War in der Früh bei mir, ich habe ihm er-klärt, dass Herr B. von Neustart sehr bemüht um seine weitere Wohnsituation ist und er sich doch bitte mit ihm in Verbindung setzen möge. Dies nahm er sehr erfreut zur Kenntnis!

Herr G.: Auch wieder hier, laut Achtung-Feld aber ab heute keine Aufnahme mehr, daher auch abgewiesen.

Herr M.: Anruf von Sozialarbeiterin AKH. Herr M. war schon 30x im AKH (heuer!). Habe sie in etwa über die Aufnahmesituation bei uns aufgeklärt. Sie muss sich da etwas einfallen lassen ... Herr M. kommt meist am Freitag gegen Abend ... und entlässt sich Montag Früh dann selber ...

Herr B.: Ist seit Freitag Nacht im AKH wegen Ober-bauchschmerzen. Entlassung steht noch nicht im Raum, wird aber trotzdem nicht mehr recht lang dauern. Herr B. hat von sich aus Hilfe im KH ge-sucht. Psychisch ist er nicht besonders auffällig, die Laborwerte deuten allerdings auf ein Alko-

holthema hin.

Herr A.: Auch wieder hier, diesmal meinte er, wäre es wohl für länger. Nach Wohnperspektive usw. habe ich nicht mehr gefragt, da sich die Wider-sprüche immer mehr häufen ...

Frau L.: Frau L. ist zu Herrn K. auf Besuch gekom-men. Ich habe ihr mitgeteilt, dass sie auf Besuch kommen kann, solange dieser friedlich abläuft. Sollte es neuerlich zu einer Streiterei kommen, hat sie „Besuchsverbot“. Sie hat es zur Kenntnis genommen.

Frau D.: Taucht gemeinsam mit Herrn G. um 23.15 Uhr auf und fängt an, Sturm zu läuten. Erklärt, dass es heute mit dem Übernachten in der NOWA nix mehr wird, daraufhin läutet es eine Viertel-stunde durch. Nebenbei probierten sie es durch Klopfen am Küchenfenster, Herrn A. dazu zu be-wegen, dass er ihnen aufmacht.

Herr G.: Wanzenprocedere ist ein gar ,schwierig Ding’ ... geht zwar duschen, zieht aber dann wie-der sein eigenes Gewand an, daraufhin folgt dann Gesudere und Gejammere, zum Wäschewaschen kann ich ihn überreden. Davon, dass auch alle an-deren Sachen durchsortiert und durchgesehen werden müssen, sieht er so gar nicht ein, in sei-nen Papieren können ja auch gar keine Wanzen sein, weil die seien ja auf der linken Seite seines Spindes und die Schmutzwäsche auf der rechten Seite ...

Herr K.: Will auch bei ihm das Wanzenprocedere

durchführen, da er heute aber nicht hier schläft, sondern erst morgen, will er seine Sachen mitneh-men und erst morgen waschen. Nachdem er sein gesamtes Zeugs gepackt hat, meint er, er lasse es im Lager. Darauf hingewiesen, dass es das kei-nesfalls spielen wird. Daraufhin wird er etwas un-gut, für was ich ihn halte, ob ich glaube, er habe nichts Besseres mit seiner Zeit anzufangen, usw. usf.

Herr Sch.: Wäsche waschen (wegen der Wanzen) ist ihm zu viel Arbeit, da wirft er lieber alles weg ... Duschen war er, neu eingekleidet wurde er ebenfalls.

Herr D.: Ist zwar den ganzen Abend im Haus, hat es aber trotzdem irgendwie geschafft, um 23.30 Uhr vor dem Haus zu stehen. Nachdem wir gerade „Stress“ mit Herrn G. und Frau D. hatten, kein Ein-lass für diese Nacht.

Herr. E.: Wurde von OBST-Didi angekündigt, ist aber nicht aufgetaucht. Auf jeden Fall habe ich mit Didi ausgemacht, dass wir Herrn E. einen AK-Gut-schein über 3 Nächte ausstellen. Bitte machen, wenn er in den nächsten Tagen auftaucht.

Frau N.: Kommt ins Büro und fragt um neue Bett-wäsche, sie hat nämlich seit gestern rote juckende Pusteln an Armen und Schultern. Mich erinnert das fatal an Wanzenbisse, bin mir allerdings nicht sicher, da ich von den drei Zimmerkolleginnen bis jetzt keine ähnlichen Beschwerden gehört habe.

Herr G.: Heute HV wegen Bierdose in Jackeninnen-

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tasche. Sein Duschtag verschiebt sich damit um einen Tag.

Wanzenkontrolle Zimmer 403 und 404!Bitte die Bewohner der beiden Zimmer umlegen und das übliche Wanzenprocedere angedeihen lassen (Waschen, genau sichten, entsorgen, ...). Die Verwaltung kommt dann morgen oder über-morgen zum Zerlegen, der Kammerjäger am Donnerstag!Danke!

Einen Großteil der Zeit verbringt das Team von OBST dort, wo sich die Klientel aufhält: auf der Straße.

Pünktlich kann ich heute den Postbus verlassen und habe auch noch Zeit, mir vor Dienstbeginn ein Frühstück zu holen. Am Weg ins OBST-Büro gehe ich durch den Hessenpark und treffe dort auf ei-nen Klienten, den wir vor kurzem in eine MOWO-Wohnung vermitteln konnten. Ich plaudere ein paar Worte mit ihm, er scheint sich recht wohl zu fühlen in seiner neuen Wohnung.Heute bin ich die Erste im Büro. Kollege Thomas hat heute Urlaub und Didi Leitungskreis, d. h. heute Frauenpower bei OBST. Kollegin Karin kommt ein paar Minuten nach mir ins Büro. Von 10:00 bis 12:00 Uhr haben wir heute Öffnungs-zeit, d. h. jetzt noch eine Stunde, um alles vorzu-bereiten bzw. noch ausständige Aufgaben von gestern zu erledigen. Doch kaum damit fertig, geht die Tür auf und eine Klientin, Frau F. (35, obdach-los, paranoid schizophren, wahnhaft und verschul-det) möchte sich ihr Geld (Mindestsicherung) ab-

holen. Sie kann sich nie so recht an unsere Öffnungszeiten halten und kommt einfach immer irgendwann. Aber wir sind ja flexibel und so gebe ich ihr das restliches Geld, das sie bei uns im Tre-sor aufbewahrt hat. Auch ein Angebot von uns: Ei-nige KlientInnen, die über kein eigenes Konto ver-fügen, nutzen die Möglichkeit, ihr Geld - von der Mindestsicherung, ihr AMS-Geld oder ihre Pension - bei uns im Tresor sicher aufzubewahren.

Gemeinsam mit Frau F. haben wir eine Bedarfs-meldung gestellt. Für sie würde eine betreute Wohneinrichtung gut passen. So nütze ich ihre An-wesenheit, um mit ihr gemeinsam bei zwei in Frage kommenden Einrichtungen anzurufen und einen Termin für ein Erstgespräch zu vereinbaren.

Kaum ist Frau F. weg, läutet zweimal das Telefon. Einmal ruft eine Kollegin vom Schalter des PSWB an, eine Schlafsackspende ist bei ihnen eingegan-gen, wir sollen sie uns abholen. Wir freuen uns da-rüber, denn in letzter Zeit hatten wir einige Anfra-gen, was Schlafsäcke betrifft. Während meine Kol-legin die Post von gestern einsortiert, nehme ich den zweiten Anruf entgegen: Es ist ein Klient, der gerade einen Alkoholentzug in der LNK Wagner-Jauregg macht. Er erzählt, dass er einen anschlie-ßenden Therapieplatz in Bad Hall hat und so seine Chancen „trocken zu bleiben“ sehr gut für ihn ste-hen. Ich notiere mir: ALOA anrufen, Anfrage Wohn-platz, Herr Z.

Kurz vor 10:00 kommt auch schon der nächste Klient, um seine Post abzuholen. Und so geht es nun bis Punkt 12:00. Insgesamt haben wir heute

- obwohl wir nur zu zweit sind - Kontakt zu 31 ver-schiedenen Personen. Die meisten waren persön-lich hier, aber es haben auch ein paar von ihnen angerufen. Um 11:00 gehe ich mit einer Hand voll KlientInnen, die dringend neue Kleidungsstücke brauchen, in die Kleiderkammer des PSWB. Die Kleiderkammer ist ein wichtiges Angebot für alle KlientInnen des Vereins. Das sind gespendete Kleidungsstücke von Privatpersonen oder ande-ren Hilfsorganisationen.

Kurz vor 12:00 kommt „unser“ Postler ins Büro. Heute ist AMS-Geld-Auszahlung. Drei Klienten warten bereits, um ihr Geld bzw. einen Teil davon, entgegenzunehmen. Bei einem Klienten kommt das Geld, wider Erwarten, nicht. Er kann das nicht verstehen und wird gleich ziemlich unrund deswe-gen. Er schimpft und wird recht ausfällig mir und dem Postler gegenüber. Gemeinsam können wir ihn dann doch etwas beruhigen und ich biete ihm an, beim AMS anzurufen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ein kurzes Telefonat reicht, um die Sache aufzuklären. Der Klient ist beruhigt und froh, dass sich das so schnell klären ließ.

Um 13:00 haben wir dann kurz Zeit, uns einen kleinen Snack vom Südbahnhofmarkt zu holen, um im Büro zu Mittag zu essen. Danach bespre-chen wir den Vormittag und gehen die einzelnen Fallgeschichten durch. Wir tauschen uns aus, so-dass jeder auf dem neuesten Stand ist und reflek-tieren unser Handeln. Anschließend wird unsere BesucherInnen- und Postliste (angemeldete KlientInnen müssen einmal pro Woche zu den Öff-nungszeiten kommen und sich um ihre Post küm-

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mern) kontrolliert.Nun müssen noch ein paar administrative Tätig-keiten (Unterstützungsantrag, Telefonate mit Äm-tern, Falldokumentation) erledigt werden, bevor wir draußen noch eine Runde drehen können.

Erster Boxenstopp ist der Bahnhof. Wir treffen auf einen Klienten, der bei uns auch seine Meldeadresse hat und schon längere Zeit am Bahnhof bzw. in abgestellten Waggons schläft. Im-mer wieder motivieren wir ihn, in die Notschlafstelle zu gehen. Auch heute. Aber er will nicht so recht, weil er es mit den anderen Leuten dort nicht so gut aushält, sagt er. Er erzählt uns, was es sonst Neues bei ihm und in der Bahnhofszene gibt.Wenn er sich an die Spielregeln hält, die im Bahn-hofsgebäude gelten, wird er (mehr oder weniger) von den Securities geduldet. Andere hingegen werden nicht so gerne hier gesehen. Das sind vor-wiegend jene Menschen aus den „neuen EU-Län-dern“ stammend, sogenannte Notreisende, die

den Bahnhof dazu nützen, um etwas Kleingeld zu schnorren und sich an kalten Tagen aufzuwärmen.

Der Rückweg führt uns durch den Volksgarten, auf die Landstraße, vorbei am Schillerpark, wo wir heute auf keine Bekannten treffen, zurück zum Hessenpark. Dort treffen wir noch ein bekanntes Mädchen aus der Drogenszene. Ihr geht es nicht sehr gut. Sie berichtet von ihrer aktuellen Situa-tion: eine Kindesabnahme durch die Kinder- und Jugendhilfe, Wohnungsverlust und Streit mit ihren Eltern. Sie weiß nicht recht, wie es weitergehen soll ... Meine Kollegin Karin bietet ihr ein offenes

Ohr. Ich muss mich verabschieden, auf mich war-tet bereits ein anderer Klient vor dem Büro. An-schließend laufe ich zum Bus, steige in das Post-auto. Ich bin müde und freue mich jetzt auf ein Schläfchen.Carmen Kagerer

Munter und gestalterisch geht es in der TAGO zu.

Ich komme zu Fuß im PSWB an, da ich noch Zeit habe, gehe ich in Alfred‘s Büro und bekomme dort glücklicherweise einen Kaffee. Außerdem über-reicht mir Alfred Anforderungsscheine für die TAGO und den Schlüssel für die Pritsche.

Ich gehe rüber ins Büro der Geschäftsführung, dort ist allerdings nur Albert anzutreffen, die anderen Mitarbeiter sind krank. Ich warte auf Christian, er ist der einzige, der uns das Geld für den heute ge-planten Einkauf geben kann.

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Endlich komme ich mit der Pritsche in der Fich-tenstraße an.Nach einer kurzen Besprechung und der darauf folgenden Tageseinteilung fahre ich mit 4 Klienten in die Goethestraße, dort ist die frisch gestrichene Auslage zu dekorieren.

Herr M. und Frau H. bleiben mit viel Gestaltungsspiel-raum und wenigen Anweisungen im TAGO-Shop.Herr K. und Herr S. begleiten mich zuerst zum Alt-stoffsammelzentrum, dann zum Bauhaus und an-schließend noch zur Firma Frischeis, um Platten-werkstoffe zu besorgen.

Ronald bleibt mit 3 Klienten in der Werkstatt, es liegen ca. 160 Stück Pneumelhaxen auf dem Wa-gen, die konisch geschnitten werden sollen. Das bedeutet Arbeit für den ganzen Vormittag.Herr W. nutzt den Vormittag für die Fertigstellung einer Kinderwerkzeugkiste, Herr H. ist mit seinen Dekorationen beschäftigt.Kurz vor Mittag kommen wir wieder in der Fichten-straße an.

Um 12:30 beendet Ronald seinen Dienst.

Nach einer kurzen Pause gehe ich in den Maschi-nenraum und setze die Zuschnittarbeit fort.Um 14:30 setze ich mich noch ins Büro und erle-dige die Tagesdokumentation.Nach einem Rundgang durch die Werkstatt, ver-lasse ich die TAGO und fahre mit der Pritsche ins PSWB.

Im PSD kann wieder viel für die Klientel erreicht werden; nach außen zeigt sich dies jedoch meist nur in Kleinigkeiten.

07.50: Ich beginne heute, wie jeden Dienstag, meinen Arbeitstag in der MOWO in der Derfflin-gerstraße. Am Flur begegne ich dem einen oder anderen Kollegen. Es ist eine freundliche Stim-mung. Ich bereite mich auf meinen ersten Klien-ten-Termin vor.09.00: Der erste Klient erscheint. Die Stunde ver-läuft verhältnismäßig ruhig, das Klima ist wert-schätzend und der Klient erweist sich als sehr of-fen und kritikfähig.10.20: Ich verlasse die Derfflingerstraße und fahre

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mit dem Bus in die Bethlehemstraße. Während der Busfahrt denke ich mir, das ist heute ein gu-ter Tag, irgendwie sehr friedvoll. Im GWG-Park be-gegnen mir zwei Klienten, die ich nur namentlich kenne. Wir begrüßen uns. Ein Klient meint: „Na, gehst du es wieder an?“, „Hast du dich verschla-fen?“ – Ich erwidere: „Als ich heute angefangen habe, hast du wahrscheinlich noch geschlafen?“ Das sind einfach so Scherzchen mit Klienten, die ich sehr amüsant finde.10.45: Ich betrete die Eingangshalle. Es ist ganz ruhig. Die nette Kollegin vom Schalter grüßt freundlich.10.48: Als ich den Psychologischen Dienst be-trete, sind alle Bürotüren geschlossen. Die Kolle-gen haben also Gespräche. Ich schalte meinen Computer ein und lese meine E-Mails und das Journalbuch. Dem Journalbuch entnehme ich, dass ein Kollege von einem Klienten tätlich ange-griffen wurde. Diese Nachricht macht mich sehr betroffen, weil ich mit dem Kollegen mitfühle. Ich denke mir auch, dass gerade diese Situationen uns immer wieder sehr deutlich machen, dass wir es mit einer sehr schwierigen Klientel zu tun ha-ben. Während ich lese, läutet das Telefon. Ein Kol-lege gibt mir Informationen zu einer gemeinsamen Klientin, die uns sehr „auf Trab hält“, und die be-reits ein riesiges Netz an Helfern (auch außerhalb des Vereins) mobilisiert hat, sodass wir gar nicht mehr wissen, wer und wie viele schon an ihrem Fall arbeiten. Das ist eigentlich eine gute Res-source, die die Klientin hat, manchmal ist es aber auch zu viel des Guten.11.10: Ich beginne noch schnell die Ergebnisse einer Testung auszuwerten.

11.30: Ich mache eine Essenspause. Ich begrüße die KollegInnen, die auch gerade essen, und wir unterhalten uns ein wenig über den einen oder an-deren Vorfall. Von einem auf den anderen Tag kann sich bei uns vieles ereignen.12.00: Ich werte noch zwei Tests aus, bevor das Team beginnt.12.30: Team des Psychologischen Dienstes.13.30: Als nächstes bereite ich mir ein Dokument für die Dokumentation des heutigen Tages vor. Ich beginne mit dem ersten Eintrag.13.45: Ich setze meine diagnostische Arbeit fort. Dazwischen kontaktiere ich eine Klientin, die ich zu Gesprächen übernommen habe, um ihr einen Termin anzubieten.14.15: Ich erwarte meinen nächsten Klienten. In der Zwischenzeit werte ich weitere Tests aus.14.30: Der Klient ist nicht erschienen und hat sich auch nicht abgemeldet. Also gehe ich davon aus, dass er heute nicht mehr kommt und wende mich wieder der Diagnostik zu. Ich denke mir noch, dass ich den Betreuer des Klienten kontaktieren werde, falls sich dieser nicht bei mir melden sollte.15.30: Ich schreibe noch die Dokumentation des heutigen Arbeitstages fertig.15.50-16.00: Ich schalte meinen Computer aus und räume noch meine Tasse und mein Glas in die Küche. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass alles ausgeschaltet und abgeschlos-sen ist, verlasse ich den PSD. Ich denke mir: „Ei-gentlich ein ganz normaler Arbeitstag. Ich habe viele Sachen erledigen können“. Das einzige Thema, das ich mir heute noch mit nach Hause nehmen werde, ist der Angriff auf meinen Kolle-gen. Das hat mich sehr betroffen gemacht.

Die Beratungsstelle ABS präsentiert sich unauf-regend, in den Menschen, die diese Beratung be-suchen, kann sich jedoch jede Menge tun.

8.00 Uhr: Dienstbeginn HeikeDurchsicht der Mails, Anrufbeantworter checken, Vorbereitung auf die erste Beratung.Telefonate (eine Klientin sagt ihren Termin für heute ab, weil sie krank ist – neuer Termin wird vereinbart).

Beratung mit Herrn K.Herr K. war vor 4 Wochen zum letzten Mal da, weil er im Krankenhaus war.Thema: Aufrechterhaltung der AbstinenzDokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Beratung mit Frau S. (Angehörigenberatung).Frau S. kommt heute zum zweiten Mal zur Bera-tung wegen ihres Lebensgefährten.Themen: Vertrauen, Verantwortung, Aufgabenver-teilung, Erwartungen, Zukunftsperspektiven.Dokumentation der Beratung.

10.30 Uhr: Dienstbeginn Susi

Durchsicht der Mails, Vorbereitung auf die erste Beratung.

Beratung mit Herrn M.: Herr M. kommt aufgrund einer Weisung der Führerscheinbehörde.Themen: Was können zukünftige Risikosituationen sein.

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Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

12.00 Uhr: Dienstende Heike.

Beratungsgespräch mit Frau H.: Termin wurde ver-schoben, da Klientin krank ist.

Durchsicht und Ablage aktueller Klientenakten, Ak-tualisierung der Arbeitsmaterialien/Arbeitsblätter.

Mittagspause Susi.

Sepp Kölbl hält eine Therapiesitzung im ABS ab.

Vorbereitung Susi auf die nächste Beratung.

Beratung mit Herrn H., er kommt aufgrund einer gerichtlichen Weisung ins ABS.Themen: Selbstkontrolle, Erhaltung der Abstinenz und Umgang mit Konflikten.

Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Beratungsgespräch.

Beratung mit Herrn A., er kommt seit ca. einem Dreiviertel Jahr in die Beratung.Themen: Beginn einer Ausbildung, Ausgleich zwi-schen Arbeit und Freizeit.

Dokumentation der Beratung.

19.00 Uhr: Susi Dienstende.

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che aus, leider nicht auf die Wohlgerüche. Man-che Körpergeruchswolke steigert sich in diesen Ta-gen zu unerwarteten Höhen. Auch die Jagd nach verdorbenen Lebensmitteln wird immer eiliger, es ist erstaunlich, wie schnell nun die Dinge ihren Zersetzungsprozess beginnen.

Aber auch an solchen Tagen ist Zeit für etwas Besinnliches.

A scheene Leich

In unserem Arbeitsalltag gehen wir auch häufig zu Beerdigungen, meist ist dies eine sehr triste An-gelegenheit. Die Beerdigungen werden vom Ma-gistrat ausgerichtet und nicht selten sind wir als Betreuer die einzigen Trauergäste.

Da ist es schön, einmal etwas gänzlich anderes zu erleben. Einer unserer Bewohner war verstor-ben. Kurz vor seinem Tod hatte er noch versucht, seinen Neffen zu erreichen, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte und von dem er auch keine Kontaktdaten hatte. Über den Magistrat konnte dieser dann gefunden werden und er er-klärte sich bereit, die Beerdigung zu übernehmen. Da es stets die größte Freude des Verstorbenen war, sich mit dem Ruderboot auf der Donau zu be-wegen, sollte es eine Flussbestattung werden. Wir waren alle sehr gespannt und tatsächlich kam es dazu. Sein Betreuer machte sich mit 8 KlientInnen auf den Weg in den Ennser Donauhafen, um das Bestattungsschiff zu besteigen. Dies taten sie zum großen Erstaunen gemeinsam mit circa 60 ande-ren Trauergästen, bestehend aus Verwandten und

alten Freunden und Bekannten.Da solcherart Bestattungen in Oberösterreich nicht gestattet sind, fuhr das Schiff nun bis ins niederösterreichische Pyburg. An Bord wurde eine

Diashow mit Bildern aus dem Leben des Verstor-benen gezeigt. Schließlich wurde dann die Urne in der Donau versenkt und die Trauernden konn-ten anstatt Erde ins Grab, Rosenblüten ins Was-ser werfen. Dies war sicher die außergewöhn-lichste und auch eine der berührendsten Beerdigungen eines unserer Klienten.

Die Einrichtung ALOA versucht sich in Sommerimpressionen:

Der Tag beginnt heute im Büro zuerst einmal mit lüften. Während der Ventilator stetig seine Run-den dreht, steht das Thermometer bereits um 8.00 Uhr auf fast 18 Grad, obwohl wir uns in der Schafs-kälte befinden.

18. Juni 2014

Tag: Mittwoch

Sonnenaufgang: 4:43

Sonnenuntergang: 21:32

Tageslänge: 16 Stunden 49 Minuten

Namenstag: Alexandra, Arnulf, Constanze, Eli-sabeth, Euphemia, Felizius, Herta, Isabella, Mar-cellanius, Maria, Marina, Markus

Bauernregel: „Gibt‘s im Juni Donnerwetter, wird g‘wiss das Getreide fetter.“

Aktuelle Tagestemperatur: 24 Grad

Es war kühl, jetzt wärmer, uhh, heiß ... im PSWB

Es ist heiß! Es ist sogar sehr heiß!Bei 37 Grad im Schatten verändert sich das Trei-ben im Haus nachhaltig. Einerseits setzt eine mas-sive Trägheit ein, jene BewohnerInnen, die nicht irgendwo ins Freie geflüchtet sind, liegen stöhnend in den Zimmern. Und auch bei den MitarbeiterInnen ist eine gewisse Bewegungsunlust zu verspüren.Andererseits ist die Stimmung aber auch „aufge-heizt“, das heißt die Nerven liegen blank und es kommt schnell mal zu Überreaktionen. Überall lo-dern Konflikte auf, deeskalieren und Krisenintervent-ion sind die Hauptaufgaben des Tages.Die Temperaturen wirken sich auch auf die Gerü-

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Das schöne Wetter hat die unterschiedlichsten Auswirkungen auf die Bewohner, den einen freut‘s, den andren quält‘s. Bei der Durchsicht der gest-rigen Videoaufzeichnung sind keine besonderen Vorkommnisse zu erkennen. Die morgendliche Zimmerkontrolle ist ebenso unauffällig.

Den Tag verbringen viele unserer Bewohner drau-ßen. Wer das Glück hat, und nicht arbeiten muss, genießt den schönen Tag. So ist es ziemlich ruhig im ALOA. Kollegin Iris ist in Kirchschlag beim Ein-führungsseminar, Milena arbeitet an einem Buch-projekt im Haupthaus und Susanne und ich (Franze) halten die Stellung. Auch ein TAGO-Klient ist im Hause, um die Spuren der Malerarbeiten der letzten Tage zu beseitigen. Der Rest der TAGO-Bande befindet sich im Außendienst bei Gartenarbeiten.

In unserem Garten machen es sich die „hocken-staaden“ Bewohner im Schatten gemütlich und lesen oder stricken vor sich hin. Es wird viel fach-gesimpelt über die derzeitige WM. Jeder ist von nun an Trainer, und weiß, was man alles besser machen könnte. Im Laufe des Vormittags kommen immer wieder einzelne Bewohner ins Büro und er-kundigen sich entweder über unser Befinden oder geben ihres zum Besten. Auch die Polizei schneit herein und erkundigt sich über einen Bewohner.

Überlegungen werden angestellt, wie ALOA zu ei-nem Pool kommen könnte. Oder zu einem Kinder-planschbecken. Oder zu einer Fußbadewanne. Ge-gen 18:00 kommt langsam wieder Bewegung in die Gemeinschaft. Die WG-Gruppe im 4. Stock

kann stattfinden, in der das Zusammenleben der Bewohner genau beleuchtet wird und Zwistigkei-ten aus dem Weg geschafft werden. Alle bewah-ren einen kühlen Kopf.

Gegen 20:00 hat es wieder angenehme Tempera-turen erreicht. Alle sind müde vom sommerlichen Tagesgeschehen und lassen den Abend ruhig ausklingen.

Die Einrichtung SCHU lässt ebenfalls nix anbren-nen, hat die Hitze fest im Griff und wirft sich fro-hen Mutes ins Tagesgeschäft ... auch wenn es Au-ßenstehende manchmal leicht kryptisch anmutet ...

7.50: WK-Schl. Haus 50 an der Pinnwand, nix am AB, im inneren PK eine Bestätigung Magistrat (ASJF), dass L. am 17.6.2014 (11.00 -11.20) ei-nen Gesprächstermin wahrgenommen hat - nun auf Schreibtisch N. Y. und B. verlassen (langsam!) die SCHU. Aufwachrhythmus der zwei PCs umge-stellt. CK

8.10: T. am Verlassen der SCHU und ich spreche ihn wg. aktuellen Leistungsbezugs AMS an - er wird so gegen Mittag wieder da sein, da soll er mir das Schreiben bringen. CK

9.05: W. kommt und würde gerne vom Büro aus ihre Sachwalterin anrufen, weil sie kein Guthaben mehr hat. Herein mit ihr, doch sie erreicht nur eine Vertretung von Fr. Dr. A., da diese bis Montag nicht erreichbar ist. Daher wird sie nächste Woche wie-der bei ihr anrufen, um nach Geld für ihren Brau-

nau-Ausflug zu fragen. C. fragt nach L., der heute bei V. ist, weil B. wieder öfters Bauchkrämpfe hat (klingt für mich nach Ausrede). I. wird ihn dann zur Mutterberatung bringen. DJ

9.10: Anruf eines Hrn. C. (?), der die Nummer von der WPF erhalten hat und eine Übergangswohnung sucht - an Koll. Eder verwiesen. CK

9.20: S. benötigt einige Kopien und WM; erledigt und ihr ins Zimmer gebracht. Der Postkasten von B. ist immer noch angefüllt. CK

9.25: HD: WG 48/EG: passt alles.WG 48/1: Das Herren-Bad (Toilette, Boden, Du-sche) und die Anrichte in der Küche gehören ge-reinigt. Gang und Damen-Bad i. O.WG 50/1: i. O., treffe einen nüchternen und gut aufgelegten W. in der Küche und H., die gerade bei der Morgenpflege ist.WG 50/EG: Küche und Gang okay, im Herren-Bad liegt noch immer die Unterhose herum (B.?). Da-men-WC im grünen Bereich, Herren-WC gehört gereinigt.WK 48+50: i. O., beide FS sauber. Dreckige Putz-fetzen in die WM. Im Trockenraum 50 steht noch immer der Kinderwagen mit der miefigen Bettwä-sche darin - werde diese heute mal in die WM geben.Garten: den gröbsten Müll (Red Bull Dosen) ein-gesammelt. O. hängt gerade ihre Wäsche auf.Lichter abgedreht, Putzfetzen und WC-Papier nachgeschlichtet, Putzmittel nachgefüllt und WM entleert. DJ

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Vielfältig sind die Tätigkeiten.

12.10: Frische Putzfetzen ins Putzkammerl und Bettwäsche in den Trockner. DJ

12.15: T. kommt in die SCHU. DJ

12.20: Ab ins PSWB, wo ich mich mit I. treffe und anschließend auf Y. aufpasse, während S. bei G. ist (PSD). DJ

12.40: Anruf von H. (ASJF) bzgl. Y. und B.; sie kennt sie noch nicht persönlich, da T. den Über-gabetermin am Montag versäumt hat. Aber viele

Infos, auch aus Teambesprechungen und unsere Einschätzung ist dieselbe - T. redet viel (hpts. über Dinge, die sie interessieren und wiederholt sich ständig), früher haben sie mit Dolmetsch gearbei-tet, aber aufgegeben, da T. genug versteht. Sie schlägt sich durch, weiß, wo sie Unterstützung (v. a. finanzielle) herbekommt. Bzgl. B. ist es so, dass der Schulbesuch nicht so wichtig für sie erscheint, dazu versteht sie es gut, dass sie zwischen Vater und Mutter hin- und herswitcht und sich das holt, was sie will. Es gibt noch eine Betreuung für sie (Fr. D., Kinderhilfswerk), die damals von BH LiLa installiert wurde. Ich erkläre kurz, was bisher bei uns so war (u. a. BMS-Zuständigkeit, AMS, Ex-Firma usw. usf.) und wir vereinbaren gemeinsa-men Termin (für T. verpflichtend) bei uns am Di. 1.7.2014 um 9.00. Ich werde es T. sagen.Dazwischen T. mit AMS-Schreiben, ich nehme es an und werde es ihm später bringen.Dann AMS-Schreiben von T. kopiert, eine zu N., eine zu BMS und bringe ihm Original hinauf. Er soll zu AMS wg. neuem Schreiben gehen und ich frage wg. BBRZ - er meint, dass er ev. eine Ausbildung machen kann, aber er weiß nix Genaues. Ich lobe ihn für den Zustand des Zimmers.In der Küche WG 48/1 sitzt Y. rauchend und tippt am Handy herum und ich gebe ihr den Termin am 1.7.2014 um 9.00 und dass er verpflichtend ist. Dazu wg. Schulbesuch von B. - oh, Lehrerin hat gesagt, dass das Jahr verloren ist und daher egal. Glaube ich so nicht, aber... Ich frage auch wg. Ter-min am Montag, den sie nicht eingehalten hat - sie versteht mich nicht. Bzgl. AMS-Anspruch war sie bei der AK und wird heute am Abend zum Ex-Chef gehen und es ihm persönlich sagen, dazu

glaubt sie, dass er ihre Angaben bestätigen wird, da sie weiß, dass er Leute ohne Anmeldung an-stellt usw. usf. Wann bezahlt sie bei uns? Ähhhhh, sie geht nochmals zu AMS und fragt. Da bin ich gespannt!! CK

13.50: Post ausgeteilt und dabei C. ins Büro zum Briefabholen bestellt (sie kommt auch gleich da-nach), ihr Mann S. ist nicht daheim. W. liegt bei halb offener Türe im Bett und sieht fern. CK

14.10: H. kauft WM und holt WK-Schl. und ich weise sie mehrmals darauf hin, dass wir morgen nicht da sind, d. h. den WK-Schl. nicht in den PK!! C. holt seine zwei RSb-Briefe und fragt nach un-seren Kontakten zur WAG - gar nicht, hpts. GWG und er ersucht um Intervention - ja, wenn alles passt. Sie sind i. O. und ganz ruhig, wie er betont. Tja, wie lange sind Sie bereits bei uns? Er lacht und bedankt sich und verabschiedet sich mit Handschlag. CK

15.30: Anruf bei Koll. E. und H. hat sich bei ihm gemeldet, es handelt sich um eine Fr. K. mit 5-jäh-riger Tochter, die werden am 7.7. (um 7:00?) de-logiert, Termin bei K. am Mo. 23.6.2014 um 13.00, dann zu mir (WG 48/EG??). Dazu hat sich der von der WPF vermittelte Mann bei ihm gemel-det, am Freitag bei ihm dann (eher nicht für uns). Kurz über anstehende Auszüge bzw. freiwerdende Zimmer informiert, nächste Woche hat er Donners-tag und Freitag frei. Schönen Feiertag!! Gleich da-rauf Anruf von Koll. C. - sie sind jetzt vom Semi-nar herunten in Linz, ich denke, es zahlt sich das Herausfahren nicht mehr aus. CK

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15.30 -16.50: Kindernachmittag. DJ

15.40: M. beim Gangwischen. CK

16.00: I. kommt wg. Geld - heute € 25,- und am Freitag auch € 25,- da am WOE ihr Sohn zu ihr kommt bzw. sie ihn abholen und wegbringen muss. Dazu kurz über ihre Termine bei Dr. Z. und G. (PSD) gesprochen - gefällt ihr. CK

17.00: Ein ruhiger Arbeitstag geht zu Ende; es war auch Zeit für BeDo, BMS etc. CK

Ob es in der NOWA auch so ruhig abgegangen ist? Wir werden sehen.

Tagdienst (Auszug)Auszahlung der Mindestsicherung an beziehende Bewohner.Gespräch mit einem Bewohner bezüglich einer Überbrückungshilfe bis zur Auszahlung des AMS-

Geldes Anfang Juli.Auszahlung einer Überbrückungshilfe für eine im Moment völlig mittellose Frau.

Gestaltung des Dienstplanes unter Berücksichti-gung eines neuen Sozialarbeiters, der für die ers-ten drei Monate im Nachtdienst eingesetzt wer-den soll.

Rundgang durch das Haus, Kontrolle auf Zustand und Ordnung der Zimmer.

Finalisieren der Urlaubsvertretungspläne.

Nachtdienst (Auszug)Herr J.: Wurde um 1:30 Uhr von der Polizei Weg-scheid gebracht. Er ist LKW-Fahrer und hat in ei-nem LKW mit seinem Chef gesessen. Die 2 haben sich zerstritten und Herr J. hat die Fristlose be-kommen. Er kann sich morgen seine Papiere in Holland holen. Herr J. wird die Nacht bei uns ver-bringen, da er kein Geld hat. Seine Freunde sind angeblich mit dem PKW unterwegs, um ihn abzu-holen. Aufnahme für eine Nacht.

Herr O.: Hat sich bis 23 Uhr im Haus aufgehalten und meinte, eine weitere Nacht unentgeltlich blei-ben zu können. Er hat mit seinem letzten Geld ei-nen Wettschein gelöst und hofft nun auf Gewinn. Damit möchte er dann eine Nacht in einem Hotel verbringen!?! Wir haben ihm empfohlen, nach Steyr zu gehen und den elterlichen Schutz zu suchen.Wanzenkontrolle: 2. Stock ohne besondere Vorkommnisse.

18.45: Bananenschale und Glasscherbe vorm ÖBV-Portal entfernt.

23:45: Fastfood-Verpackung im Grünstreifen vorm ÖBV-Portal.

Herr P.: Bezugsbestätigung hat er gebracht, TBC-Bestätigung bringt er morgen. MZ ausgegeben.

Herr A.: Bitte nachfragen, ob er seine Bezugsbe-stätigung schon bekommen hat ... bräuchte eine Kopie.

Herr L.: Bitte Herrn L. daran erinnern, dass er mit 27. Juni befristet ist und nochmal fragen, ob er nicht doch in die Wohnung in der Franckstraße zie-hen möchte.

Herr B.: Ist noch nicht angemeldet! Soll morgen früh zum Ulrich kommen.

Herr Z.: Soll zu mir kommen, falls ihr ihn vor mir seht.Bitte nochmal an den Termin morgen um 16:00 Uhr in der SCHU erinnern.

Tagesinfo (Auszug)Anruf von pro mente plus. Ein Herr B. hätte bei ih-nen einziehen sollen. Er weigert sich jedoch, weil er sich bedroht fühlt. Zu Hause, in R., bekommt er die nötige Betreuung nicht und Herr O. von pro mente möchte die Betreuung weiterführen um zu sehen, ob er ihn nicht doch zum Einzug motivie-ren kann. Kommt in Begleitung mit Betreuer.

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Herr E.: Welch eine GUTE NACHRICHT. Herr E. kann am Montag ins Haupthaus ziehen. Um 9:30 Uhr hat er den Termin und ich werde ihn begleiten. Ich vermute, es wird wohl das Einfachste sein, wenn er gleich da bleibt. Bitte schon mal ausrichten oder falls ich noch da bin, zu mir schicken.

Herr A.: Heute ebenfalls erst um 7:45. Er meinte, dass er das jetzt immer so machen wird, weil ihm so viel gestohlen wurde! Ich meinte dann, dass das nicht sein wird und er im Falle nicht mehr hier wohnen kann. Aber mit Einsicht bei ihm ist das so eine Sache. Bitte immer wieder daran erinnern, dass er um 7:30 das Haus verlassen muss.

Das Team von OBST ist zwar teilweise müde - Kin-der, Kinder -, ist bei der Arbeit jedoch ziemlich aufgeweckt.

Nach einer durchwachsenen Nacht mit einem kränklichen Kind und dementsprechend wenig Schlaf läutet um 7:30 mein Wecker. Ich bin ohne-hin schon munter; mein Sohn meinte bereits um 6:00, es sei jetzt Zeit aufzustehen.

Nachdem ich mir beim Billa noch schnell ein Früh-stück besorge, komme ich pünktlich um 9:00 ins Büro. Didi ist auch schon da und hat, zu meiner Freude, bereits frischen Kaffee gemacht. Karin be-ginnt ihren Dienst heute erst um 12:00 und Car-men ist diese Woche in Kirchschlag beim Einfüh-rungsseminar für neue Mitarbeiter des Sozialvereins B37.Diese Woche steht ganz im Zeichen der Woh-nungslosenerhebung. Dabei versuchen wir, in Ko-

operation mit allen Einrichtungen der Wohnungs-losenhilfe sowie aller Polizeiinspektionen in Linz, die Anzahl aller Personen, welche diese Woche tatsächlich „auf der Straße“ schlafen, (Parks, Tief-garagen, WC-Anlagen, Straßenbahn, ...) herauszu-finden.

Didi und ich gehen gemeinsam durch, was heute alles am Programm steht. Polizeiinspektionen ab-klappern und durchfragen, ob es in der jeweiligen Gegend obdachlose Menschen gibt! Wenn danach noch Zeit ist, nehmen wir uns vor, in der Innen-stadt noch eine Runde zu drehen. Gegen 9:30 starten wir Richtung PI Solarcity. Die nächsten 5 Stunden arbeiten wir uns vom äußersten Linzer Süden bis über die Donau zu den 3 Polizeiinspek-tionen in Urfahr durch. In Summe besuchen wir 8 PIs; wirklich Neues erfahren wir nicht.

Nun wird es endlich Zeit für eine Jause. Nachdem wir Didi s Auto zurück in die Derfflingerkaserne bringen, holen wir uns um 15:00 vom Südbahn-hof schnell etwas zu essen und „machen Mittag“ im Büro. Jetzt bin ich müde. „Ein Mittagsschläf-chen wäre genau das Richtige ...“ denke ich mir und schenk mir noch eine Tasse Kaffee ein. Das Telefon läutet, ein Kollege vom PSWB ruft an und informiert mich darüber, dass Herr S., ein demen-ter Bewohner des PSWB, wiedermal abgängig ist. Wir vereinbaren, dass ich Herrn S., sofern ich ihn finde, zurück ins PSWB begleite, wenn er das auch will. Ich rufe noch schnell Karin an und informiere sie über den abgängigen Klienten. Von ihr erfahre ich, dass sie gerade bei JUST (JugendStreetwork) sitzt und die erforderlichen Daten für die Woh-

nungslosenerhebung einholt. Im Vinzenzstüberl und in der Wärmestube war sie heute ebenfalls schon. Super! Das geht ja schnell voran. Und ne-benbei erwähnt sie noch, dass Herr S. vor ca. ei-ner Stunde mit einem Doppler Weißwein im Volks-garten saß. Gut zu wissen! Didi und ich machen uns auf den Weg Richtung Volksgarten. Jetzt be-merke ich erst, welch traumhaftes Wetter wir heute haben. Warm, aber nicht zu heiß, vielleicht 25 Grad. Perfekt. Der Weg führt uns durch den Hessenpark; hier treffen wir auf zahlreiche be-kannte Gesichter. Wir sagen kurz „Hallo“; ich ver-einbare mit einem bei OBST gemeldeten jungen Mann einen Termin für morgen Vormittag im Büro. Es geht um seinen AMS-Bezug. Vor 2 Monaten hat er einen AMS-Termin verpasst und ist seitdem nicht versichert und ohne finanziellen Bezug. Nun hat er solch große Angst vor seinem AMS-Be-treuer, dass er sich alleine nicht mehr hingehen traut. Natürlich werde ich ihn begleiten.

So, jetzt aber schnell weiter in den Volksgarten; hoffentlich ist Herr S. noch da. Und tatsächlich, so wie von Karin beschrieben, sitzt er bei der Bim-Station beim Volksgarten. Nur der Doppler Wein ist nicht mehr da, dafür aber ein roter Doppelliter. Didi und ich begrüßen ihn freundlich, er kennt uns jedoch nicht. Wiedermal nicht ... Unser Vorschlag, ihn zurück ins PSWB zu begleiten gefällt ihm gar nicht. Er wird immer lauter und meint schließlich, wir „sollen uns schleichen“. O. k., machen wir. Wenn er nicht will, dann eben nicht. Ich informiere den Kollegen im PSWB.

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Jetzt ist es bereits 17:30. Um 18:00 habe ich Dienstschluss. Kurz schauen wir noch am Haupt-bahnhof vorbei. Im Bahnhofsgebäude ist gar nichts los, dafür im Bahnhofspark umso mehr. Hier treffen wir an die 10 Personen aus der Szene. Ei-ner bittet mich, für ihn in der NOWA anzurufen um nachzufragen, ob sein Hausverbot noch aufrecht ist. Ich bringe in Erfahrung, dass sein HV bereits seit 3 Monaten nicht mehr gültig ist und er jeder-zeit gerne in der NOWA schlafen kann. Er freut sich. Schön.

Pünktlich um 18:00 verabschiede ich mich von der Gruppe am Bahnhof und gehe zur Straßen-bahn und fahre nach Hause. Wird auch Zeit, ich brauche meine Couch!Thomas Niedermayr

Die TAGO hat einen Außentermin, es steht die Ver-wandlung einer Wildnis in einen gepflegten Gar-ten auf dem Programm.

07:10: Pritsche vom PSWB abholen. Kurzes phi-losophisches Gespräch mit Herrn A. Da ich noch 20 Minuten warten muss, bis das Geschäftsfüh-rungsbüro aufgesperrt wird, bekomme ich einen Kaffee angeboten.

07:30: Einstweilen in der Fichtenstraße: Ronald trifft Vorbereitungen für den heutigen Tag: Werk-zeuge aus der Kiste, Wochenauszahlung.

07:35: Herr S. wartet bereits am Eingang, wir fah-ren gemeinsam in die Fichtenstraße.

07:45: Ankunft in der TAGO. Die Alkoholkontrolle bei Herrn S. bestätigt Nüchternheit. Heute fahren wir mit drei Klienten nach Feldkirchen.

08:24: Herr H. und Herr M. werden ebenfalls auf Alkohol getestet, alles in Ordnung.

08:33: Abfahrt nach Feldkirchen. Unsere Aufgabe für den heutigen Tag ist es, das starke Wachstum von Ernst s Garten einzudämmen. Herr W. bleibt in Linz: Er schließt die Malerarbeiten im ALOA ab.

08:52: Wir sind immer noch nicht raus aus Linz, der Verkehr ist zähflüssig.

09:20: Verzögerte Ankunft bei Ernst, die Herren S., M. und H. beginnen gleich zu arbeiten, wäh-rend Ernst mit Ronald und mir noch bespricht was heute wichtig ist.Die Herren M. und H. starten bereits die Rasen-mäher, die auf maximale Schnitthöhe eingestellt

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sind, um diese Aufgabe bewältigen zu können.Seit dem letzten Mal hat der Bambus stark zuge-legt, er soll heute dezimiert werden. Die Betreuer entfernen mit einer Astschere den wuchernden Bambus.

Die Abschnitte werden von Herrn S. in kleine Stü-cke gehäckselt und kompostiert.

11:30: Ernst versorgt uns noch mit Jause und Ge-tränken, muss dann aber wegfahren.

12:00: Nach der Pause: Die Wiese muss ein wei-teres Mal gemäht werden.

Das Freiräumen einer Hauswand wird von uns auf-tragsgemäß erledigt.

Heute fällt besonders viel Kompostmaterial an.

13:20: Die Arbeiten sind erledigt. Gemeinsam wird das Werkzeug auf die Pritsche geräumt.

13:45: Bei einem abschließenden Rundgang er-gibt sich bei allen das Erfolgserlebnis, viel ge-schafft zu haben.

13:50: Wir treten die Heimfahrt an.

14:30: Ankunft in der Fichtenstraße, schnell ist al-les Werkzeug wieder an seinem Platz.

Bei einem gemeinsamen Kaffee findet die durch Feiertag verkürzte Woche ihren Ausklang.

15:02: Auch für die Betreuer Jörg und Ronald ist der Arbeitstag nach Rundgang, abschließen und Rückgabe der Pritsche beendet.

Philosophisch beginnt es im PSD mit Früchten, äh, Erdbeeren, äh, Trauben ...

„Wer meint, alle Früchte würden gemeinsam mit den Erdbeeren reif, versteht nichts von den Trau-ben.“ Paracelsus

7.50: Bei sehr angenehmen morgendlichen Tem-peraturen betrete ich die Eingangshalle des B37. Es ist eine etwas „stickige Luft“ im Haus. Ich grüße freundlich und es kommt ein mehrfaches, freund-liches „Guten Morgen“ zurück. Ein freundlicher Be-wohner hält mir die Lift-Türe auf. Es ist erst mein zweiter Arbeitstag nach dem Urlaub und während der Fahrt mit dem Lift denke ich mir, dass die Zeit hier irgendwie stehen bleibt. Wenn man vor dem Urlaub aus dem Haus geht, sitzen oder stehen die gleichen Leute in der Eingangshalle wie bei der Rückkehr nach dem Urlaub. Das amüsiert mich ir-gendwie und hebt meine von Müdigkeit gezeich-nete Stimmung.08.05: Ich bereite einen Kaffee zu und starte den Computer. Dem Journalbuch zufolge dürfte die Nacht ruhig verlaufen sein. Das sei den Kollegen vom Nachtdienst vergönnt.08.15: Ich beginne liegen gebliebene Schreibar-beiten zu erledigen. Ich blicke noch kurz in mei-nen Terminkalender, welche Termine heute noch anstehen. Dabei fällt mir auf, dass mein Opa mor-gen 92 Jahre alt wird. In Gedanken wünsche ich ihm, dass es ihm gut geht.09.30: In einer halben Stunde beginnt eine Tes-tung, und ich bereite meine Unterlagen vor. Da-zwischen berate ich mich noch mit einer meiner Kolleginnen über anstehende Erledigungen. Es herrscht eine gute Atmosphäre.10.00: Der Klient ist bisher noch nicht erschienen. Ich gebe dem Klienten die berühmte „akademi-

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sche Viertelstunde“ und lese in der Zwischenzeit in unserer Bedo. 10.20: Der Klient erscheint, nicht so motiviert, wie es optimal wäre, aber er ist da. Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass eine Testung für die Kli-enten sehr anstrengend ist, sie dauert oft sehr lange und man muss sich über diesen Zeitraum sehr konzentrieren. Aber, wie heißt es so schön, „ich mache auch nur meinen Job“, und die Tes-tung soll ihm ja letztendlich helfen, wieder mehr Lebensorientierung zu erlangen.11.30: Die Testung ist beendet. Ich vereinbare mit dem Klienten einen weiteren Termin, wünsche ihm noch einen schönen Tag und verabschiede mich von ihm.11.35: Ich erledige einige Anrufe bezüglich Terminvereinbarungen.11.50: Ich recherchiere nach Fachliteratur über Essstörungen, da sich eine meiner Klientinnen als sehr veränderungsresistent erweist.12.15: Ich beende meine Recherche und nehme mir noch Zeit, die Dokumentation des heutigen Arbeitstages zu schreiben. Ich mache noch meine täglichen Einträge in die Bedo, trage noch Termine in meinen Kalender ein und mache mir noch ei-nige Notizen zur Verhaltensbeobachtung während der Testung.12.55: Ich beende die Schreib- und Dokumenta-tionsarbeiten, schalte den Computer ausschließe die Fenster und Türen und sehe noch in der Kü-che nach, ob alle Elektrogeräte ausgeschaltet sind. Ich mache mich auf den Weg zu einem Haus-besuch bei einer meiner Klientinnen. Sie lebt al-leine in einer Wohnung und ist oft sehr einsam. Manchmal besuche ich sie zu Hause, um ihr die

Möglichkeit zu geben, mir ihre neuen Bastel- und Strickarbeiten zu zeigen. Zudem mache ich mir ein Bild davon, wie sie alleine in der Wohnung klar kommt. Da sie keine Betreuung mehr hat und sie nur mehr vom PSD begleitet wird, liegt mir auch die Erhaltung ihrer Wohnfähigkeit sehr am Herzen. 13.00: Ich informiere meine Kollegin nochmals über den Hausbesuch, trage mich ins Ausgehbuch ein und verlasse den PSD. Im Lift denke ich, dass es mir heute eigentlich lieber gewesen wäre, wenn ich meinen Dienst hier beenden hätte können, da ich noch einiges nach meinem Urlaub aufzuholen habe. Aber so ist es halt, wenn man nach dem Ur-laub wieder in den Berufsalltag zurückkehrt.

In der Beratungsstelle ABS beginnt der Tag wie gewohnt.

8.00 Uhr: Dienstbeginn Heike und Susi.

Durchsicht der Mails, Anrufbeantworter checken, Vorbereitung auf die ersten Beratungen.

Beratung mit Herrn F.: Herr F. ist seit März 2014 in der Justizanstalt Linz in Haft wegen Delikten im Rauschzustand. Für die Beratungen bekommt er Ausgang. Da er bereits vor 2 Jahren da war und es nach der Entlassung wieder zu Rückfällen und Delikten im Rausch kam, widmen wir uns heute v. a. diesen Themen: ev. Langzeittherapie nach der Entlassung; was braucht er zukünftig (v. a. Nach-betreuung, Freizeitaktivitäten, gesunde Sozialkontakte).

Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Beratung mit Herrn T.: Herr T. kommt zum ersten Mal ins ABS, er möchte sich über das Nachsorge-angebot erkundigen. Herr T. wohnt in einer betreu-ten Einrichtung des Vereins und soll schon Kon-takte mit Hilfseinrichtungen für die Zeit nach dem Auszug knüpfen. Im Gespräch kommt auch das Thema „zur Ruhe kommen“ vor; Herr T. hat hier schon einige Ideen. Wir besprechen auch die Mög-lichkeit, einen Kurs für Entspannungstechniken zu besuchen.

Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Beratung mit Herrn G.: Herr G. kommt bereits seit 2009 immer wieder zur Beratung. Wurde letzte Woche von der stationären Therapie im API ent-lassen, hat aber danach sofort wieder getrunken. Seit gestern Abend trinkt er nicht mehr, leidet heute massiv unter Entzugserscheinungen (braucht viele unserer Taschentücher, um dem Schweiß Herr zu werden). Ein durchgeführter Al-koholtest ergibt aber 0,0 Promille.Besprechen, wie er den Rückfall stoppen kann und legen weitere Schritte zur Aufrechterhaltung der Abstinenz fest.Dokumentation der Beratung.

Beim Alktest mit Herrn G. habe ich festgestellt, dass der Alkomat fällig zur Kalibrierung ist. Wird deshalb gleich verpackt und zum Versand fertig gemacht.

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Beratung mit Herrn P.: Herr P. kommt regelmäßig ins ABS, sowohl zu Einzelgesprächen als auch zur Selbsthilfegruppe. Heute geht es hauptsächlich um die anstehende Geburt seines Kindes und der Unruhe, die bei ihm und seiner Lebensgefährtin im Moment herrscht. Das Warten macht beide nervös, obwohl die Nervosität auch mit Vorfreude einhergeht. So kommt er in der Nacht nicht mehr richtig zum Schlafen, was für ihn aber besonders wichtig ist, da er bei Schlafmangel bzw. Erschöp-fung immer wieder mit Gedanken an Alkohol zu kämpfen hatte. Diesmal ist es aber noch nicht so, er meint eher nach der Geburt müsse er Acht ge-ben, dass er nicht aus Euphorie rückfällig wird. Wichtig: In den nächsten Tagen immer Ruhepau-sen einplanen!

Dokumentation der Beratung.

12.00 Uhr: Dienstende Susi.

Stundenzettel für Juni ausdrucken, da ich ab mor-gen auf Urlaub bin. Tintenpatrone beim Fax gewechselt.Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Beratungsgespräch mit Frau A.: Frau A. kommt seit 2 Monaten zur Beratung, seither ist sie auch trocken. In der Abstinenz ist ihr klar geworden, dass die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten nicht mehr funktioniert.Themen: Klar werden darüber, ob sie der Bezie-hung nochmals eine Chance geben wird oder es zur Trennung kommt; Kommunikation mit dem Partner.

Erstgespräch mit Herrn S.

Stammdaten anlegen; Dokumentation der letzten beiden Beratungen.

16.00 Uhr: Dienstende Heike.

11. September 2014

Tag: Donnerstag

Sonnenaufgang: 6:33

Sonnenuntergang: 19:32

Tageslänge: 12 Stunden 59 Minuten

Namenstag: Aldemar, Elmar, Felix, Helga, Josef, Lois, Ludwig, Lulin, Maternus, Regula, Wilbert, Willibert

Bauernregel: „Wenn im September die Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.“

Aktuelle Tagestemperatur: 16 Grad

So heiß es im Juni war, macht sich nun bereits eine spürbare Abkühlung bemerkbar, der Sommer geht langsam in den Herbst über, die Tage werden merklich kürzer ... im PSWB wird dies ganz be-wusst wahrgenommen, und Ausgleich gesucht.

Der Sommer ist vorüber 15 Grad den ganzen Tag, trüb und überhaupt nicht schön.

Mich betrifft das zum Glück nicht, ich bin mit den KlientInnen des Vereins auf Urlaub in Kroatien und genieße dort den schönen Spätsommer am Adri-astrand. Ja, so könnte es sein, die Realität ist lei-der, dass ich bei ähnlichen Temperaturen wie zu Hause und strömendem Regen unter dem Vordach

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der Hotelveranda sitze. So schlimm, wie es klingt, ist es aber auch nicht, wir hatten immerhin bis da-hin sehr schönes Wetter und verbrachten nun den verregneten Tag mit Spielen und Gesprächen im Hotel. Ein Teil unserer Gruppe hatte sich sogar dem Wetter zum Trotze zu einem Ausflug in eine Tropfsteinhöhle aufgemacht und so verbrachten alle Beteiligten einen schönen Urlaubstag.

Was man mit solchen Tagen auch noch anfangen kann? Ein Tag Zeitausgleich - Zeit um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Jede/r muss Wege finden, um den richtigen Ausgleich zwischen Ar-beit und Freizeit zu finden. Eine Methode, die ich für mich gefunden habe, ist das Malen. Dieses Bild ist an dem besagten Tag, an dem ich Zeitaus-gleich hatte, entstanden:

Angelika Frixeder

Ganz so unternehmungsfreudig und kreativ zeigt sich die Einrichtung ALOA nun nicht, es fand sich jedoch jemand, um

Das Wort zum September

zu sprechen.

Die Straßen sind verregnet, die Sonne will sich auch nicht wirklich zeigen, und die wenigen Be-wohner, die nicht in die Arbeit müssen, schlafen gemütlich aus. Bei der täglichen Zimmerkontrolle sind deswegen auch keine besonderen Vorkomm-nisse zu vermerken.

Im Laufe des Vormittags finden sich immer wie-der Bewohner im Büro ein, um uns entweder über ihr Befinden zu informieren, oder uns ihre Pläne für den Tag zu schildern. Da Kollegin Sandra heute alleine Frühdienst hat, wird von ihr die Kamera-aufzeichnung der letzten Nacht gesichtet, auch hier ist nichts Besonderes zu sehen. Mittags stößt Kollege Franze dazu. Es wird sich zuerst einmal kurz ausgetauscht, und die wichtigsten Infos und Termine weitergegeben. Kurz darauf ertönt auch schon die Klingel, und eine potentielle Bewerbe-rin betritt das ALOA. Nach diesem Erstgespräch ist es auch schon wieder Feierabendzeit für San-dra, weswegen nun Franz die Stellung hält. Je spä-ter es wird, desto mehr Bewohner kommen von ih-ren Arbeiten zurück. Neben Begrüßungen, Small-talks und der Abholung der Post, ist es den meis-ten wichtig, sich erst einmal umzuziehen, sich zu waschen und ein gutes Abendessen zuzubereiten. Das unveränderte Wetter führt dazu, dass sich die

Bewohner auf einen gemütlichen Fernsehabend einstellen, was auch um 20.00 Uhr der Wunsch von Franze ist, da er nun ebenfalls Dienstschluss hat.

In der Einrichtung SCHU beginnt der Tag mit einer Beobachtung vom Vorabend („Adlerauge sei wachsam“).

Gestern beim Weggehen (22:00) kommt gerade B. mit den Kindern in die SCHU, etwas spät für die Kinder. Dazu sehe ich auch, dass K. (in Begleitung von T.) ein Gerät (Mikrowelle?) aus dessen Zim-mer in seines trägt. CK

7.50: Beim Hergehen M. mit B. sowie die eilende D. mit M. und J. getroffen. Nichts am AB, nichts

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in den PK, WK-48-Schlüssel an der Pinnwand, WK-50-Schlüssel im Büro. A. kommt zurück und sie beginnt sich für Montag (Fußballtraining) zu be-danken. Ob die Burschen gestern dort gewesen seien? Ja, ja, der Bruder habe sie begleitet. Ha-ben die Trainer etwas gesagt? Sie versteht nicht und ich erkläre ihr, dass es üblich ist, dass sich die Erwachsenen im Anschluss mit den Trainern unterhalten. A. meint, dass sie „maybe“ am Mon-tag mitgehen werde. Ich frage sie wegen Brief vom ASJF wegen Unterhaltszahlungen, aber sie meint, nichts bekommen zu haben. Ob sie bereits für D-Kurs einbezahlt habe? Ja, ja, oder doch nein - sie sei gestern in der Stadt gewesen, aber da war es so „busy“. Ich sage ihr, dass sie so keinen D-Kurs machen kann und ich dachte, sie sei „serious“ diesbezüglich. Ja, ja - aber heute sei sie so müde, aber morgen „maybe“. Schon wieder „maybe“? Nein, sie muss das erledigen. Ja, ja. Dann wegen Kühlschrank, der sich nicht schließen lässt, und Matratzen in Klappbetten. Ich kann mich nicht ver-ständlich genug für sie ausdrücken und sage, dass ich dann später zu ihr kommen werde. CW

8.15: S. verlässt mit dem Auto die SCHU. CW

8.25: H. kommt und wird Sandkiste lackieren und etwas Erde umschichten. Werkstatt aufgesperrt. CW

8.30: Nachschau bei Z.: Schreiben liegt noch am Schreibtisch, Zimmer wirkt unverändert zu gestern Vormittag. Nachschau auch bei B., es riecht nur ein bisschen nach Zigarettenrauch, im KS ist fast nichts aber sehr stark vereist. GN

8:45: M. kommt in die SCHU. H. verlässt die SCHU. CW

9.35: A. kommt und erzählt lachend, dass sie bei Dr. B. war, Medikamente für den Hals verschrie-ben bekommen hat und heute früh am Bahnhof diese Medikamente gekauft habe, dann noch beim Bipa war und anschließend Kakao trinken und dann haben sie zwei Männer angesprochen, ob sie Fahrkarte hätte, weil sich am Bahnhof nur Leute aufhalten dürfen, die auch mit Zug unter-wegs sind - nein, hat sie nicht und sie fühlt sich verletzt. Vermutlich gibt es jetzt strengere Rege-lungen und B. werden sie schon kennen, wenn sie so oft am Bhf ist. Wegen WJKH ist es ihr lieber, wenn ich mitfahre und daher für nächsten Diens-tag vereinbart, dass wir uns um 9 Uhr in der SCHU treffen und gemeinsam ins WJKH fahren. GN

Zeit, um etwas vorzuspringen.

11.15: Y. berichtet aufgeregt über ihre Freundin, die Probleme mit ihrem Mann hat. Sie durfte über die Facebook-Seite von T. mit ihrem Mann Kon-takt aufnehmen und nun scheint auch T. Probleme zu bekommen. Anscheinend hat sie dieser Mann bedroht und sie fragt, ob sie da anonym Anzeige erstatten könne. Das muss sie mit der Polizei ab-klären. T. wird ruhiger und zeigt dann einen Was-serkocher und Besteck, das sie günstig erstanden hat. Spendenkammerl? Da habe sie nichts Ent-sprechendes gefunden. Wegen der Vergleichsaus-fertigung will sie nochmals B. auf ihren Ex-Mann ansetzen. Kommendes WE sei B. eh bei ihrem Va-ter und könnte die Unterlagen mitnehmen. NW

11.20: B. verlässt mit K. die SCHU. CW

11.40: O. kauft WM und holt den WK-Schlüssel. NW

11.55: T. verlässt mit dem Fahrrad die SCHU. CW

12.00: Nachschau bei C. - kein Euro am Schreib-tisch. Nachschau im Zimmer Z. - niemand da und es dürfte auch hier niemand (L., F.) übernachtet haben. CK

12.00: Zu D., bei der ältere Frau (mit Kamm im leicht schütteren Haar) und M. sitzen, und A. will mir gleich (aufgeräumteres) Schlafzimmer zeigen. Nein, deswegen bin ich nicht da und gehe zum Kühlschrank und erkläre ihr, dass er nicht mehr ordentlich schließe. Sie fragt, warum? Und ich antworte ihr, dass ich das nicht weiß, sie lebe hier. A. lacht. Dann zeige ich ihr, dass der KS deshalb tropft und entdecke auch, dass sich auch schon Schimmel bei einer Abdeckung angesetzt hat. Da müssen wir etwas unternehmen - Gesundheitsge-fahr. Ja, „Brother Christian“. Dann zu den Matrat-zen in den Klappbetten, die sie nicht benötigt, und raus damit. Spreche sie auf den Zustand der Wände an - sie hat keine Erklärung, will es aber ausmalen - nein, das ist nicht üblich. Frage sie zu-dem, ob sie denn nicht müde gewesen sei und jetzt doch Besuch bzw. Arbeit hat. Ach nein, das sei nur ihre „Schwester“ - ja, so wie ich auch ein „Bruder“ bin - und A. lacht beschämt. Ob sie den Brief vom Magistrat bezüglich Unterhalt gefunden habe? Nein, aber sie habe keinen bekommen - kann ich mir nicht vorstellen. Ob sie wenigstens

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wisse, ob M. nun etwas bezahlt habe? Nein, und ob nicht ich nachfragen könnte. Mal sehen. Im An-schluss Matratzen rauf in Zimmer 161. CW

Zeitsprung.

13.15: T. füllt am PC ein Formular für Remax-Im-mobilien aus, in dem es um ein Mietangebot geht (hat er gestern besichtigt). Gescannt und er schickt es per Mail an den Makler. Finanziell sieht M. kein Problem (Kaution, Provision). Herrn Z. (AMS) hat er noch nicht angerufen - bitte noch machen! Es ist für heute NM vereinbart, dass er sich meldet, was bei dem Telefonat besprochen wurde. NW

13.30: Zu M. wg. Termin bei Koll. H. (Verwaltung), aber nicht zuhause. Kurz darauf kommt R., die mir zeigt, dass sie die Schulbeginnhilfe vom Land OÖ erst bei Eintritt in die VS von R. bekommt und das Vorschulzeugnis herzeigen muss. Ach so, das wusste ich auch nicht - also doch erst nächstes Jahr. Sie zahlt Schl.-Kaution (€40,-) und erhält 2. Zi-Schl. und kauft noch WM. GN

13.30: T. (unentschuldigt) dem vorgegebenen Ter-min um 13 Uhr ferngeblieben, daher zu ihm. R. ist nicht da, im Zimmer weiterhin große Unordnung, voller Aschenbecher neben dem Bett am Boden, jede Menge Kracherl und überhaupt. Auch Nach-schau in seinem Kellerabteil - nur wenig drinnen. CK, CW

13.35: Alt-Matratze von Zimmer 160 ins Sperr-müllkammerl, Brandschutzdeckel in WG 48/1-Kü-

che, wo Y. lautstark am Telefonieren ist (denke, am anderen Ende die Stimme von B. zu hören), Werkstatt versperrt, J. kommt mit (bereits bekann-ter) Frau mit dem Auto in die SCHU. CW

Zeitsprung.

18.15: W. noch nicht zu Hause. Nachschau in sei-nem Zimmer: immer noch ein Wirrwarr von Klei-dung und Plastiksäcken der Wand entlang, und der Geruch hat sich vielleicht noch ein bisschen verschärft. NW

19.00: Nachschau Zimmer Z. - weder L. noch F. anwesend; wie es aussieht, waren sie auch nicht da.Nachschau bei T. - nicht da, Zimmer unverändert. CK

19.15: HD: WG 48/EG sehr ruhig, wirkt verlassen.WG 48/1: In der Herrendusche plätschert Wasser, sonst ruhig.WG 50/1: niemand zu sehen und zu hören.WG 50/EG: Aus den Räumen von D. sind Kinder-stimmen zu hören.W. weiterhin nicht zu Hause. NW

19.30: H. verlässt die SCHU. CK

19.50: Verwarnungsschreiben T. fertig erstellt und ausgedruckt und in sein Zimmer (auf Bett) gelegt, da er noch immer nicht anwesend ist, Kopie auf vorderen Schreibtisch.Ebenso nicht anwesend: Z. und F. CK

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In der NOWA beginnt der Tagdienst mit dem Ende des Nachtdienstes, um dann selbst wieder mit dem Beginn des Nachtdienstes zu enden. Kom-pliziert? Rund-um-die-Uhr-Anwesenheit.

Tagdienst (Auszug)Auszahlung der Mindestsicherung an beziehende Bewohner.

Vernetzungstreffen im Vinzenzstüberl.

Mit einem Bewohner zum AMS gefahren:

Die Reise des Herrn M.:Tatsächlich ist er heute um 8:30 Uhr wieder ge-kommen und wir haben die Reise zum Postamt angetreten, um sein AMS-Geld zu holen. Nach-dem er sich gefühlte 1.000-mal irgendwo festhal-ten musste und einmal sogar umgefallen ist, von der Duftwolke, die sogar im Freien weitrangig um ihn kreist, ganz abgesehen, musste ich, nachdem wir nach einer halben Stunde (gefühlte 2 Stunden)

beim Postamt angekommen sind, feststellen, dass ich das Geld auch ohne ihn hätte holen können ... na ja, man lernt nie aus.

Aber man muss auch festhalten, dass er sich tap-fer geschlagen hat. Für ihn war es wohl ein Mara-thon durch den Dschungel der Stadt. Trotz meiner Empfehlung sich noch mehr Zeit zu lassen oder dem Vorschlag, das Geld ein anderes Mal zu ho-len ist er von einer Säule zur nächsten getaumelt und wollte einfach nicht aufgeben ...

Falls er heute kommt, hat er mir versprochen zu duschen und sich umzuziehen. Anders kann man ihn ja wirklich niemandem mehr zumuten.

Anruf, dass der Pass eines Bewohners nach Mo-naten gefunden wurde.

Rundgang durch das Haus, Kontrolle auf Zustand und Ordnung der Zimmer.

Herr E.: Er soll heute seinen Rucksack mit seinen Sachen packen und sich dann anderweitig umse-hen. Ev. noch eine Pensionsliste mitgeben. Mal ei-nen Schlussstrich ziehen, sonst wird er jeden Tag auf eine Aufnahme hoffen.

Herr O.: War bei der Ärztin und meinte er bräuchte eine Schlafmöglichkeit. Habe mit ihm gesprochen. Zu Beginn relativ klar, aber das Gespräch wurde immer verwirrender und am Ende ging er dann einfach.

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Tagesinfo (Auszug)Info von den beiden Reinigungsdamen: Im zwei-ten Stock erledigt jemand sein Geschäft im Duschraum.

Auf 303 stellt jemand seine Schuhe außen aufs Fensterbrett ... Es wird vermutet, dass es der Herr O. ist. Aus diesem Zimmer hat auch jemand zum wiederholten Mal etwas aus dem Fenster geschüt-tet, das landet dann am Fenster und -brett im 2. Stock und vorm Eingang. Die Flecken beim Ein-gang gehen nicht mehr weg.

Herr Z.: Herr Z. hat morgen (12. 9.) um 10 Uhr ei-nen Termin bei Herrn S. im LDZ. Er soll sich bei der Information anmelden und wird dann abgeholt.

Nachtdienst (Auszug)Herr S.: Hab ihn zu Neustart geschickt. Dort ha-ben sie zwecks Wohnmöglichkeit angeblich ge-meint, sie melden sich bei ihm. Habe noch nicht rausgefunden, bei wem er war.

Da er öfters das Pech hat, dass jemand in seinen Spind schaut, hab ich ihm angeboten, doch ein Schloss zu mieten oder selbst eines zu kaufen, das lehnt er aber kategorisch ab, ist ihm anschei-nend lieber so.

Herr H.: Er meinte, er braucht die Kopie von sei-nem Aktivpass. Liegt bereit.

Herr A.: Meldezettel ausgegeben.

Herr R.: Anruf in der Red Box. Die Jugendlichen der Red Box sind auf Erlebnispädagogik und Herr R. wollte nicht mitfahren. Es wurde vereinbart, dass er in dieser Zeit bei seiner Tante in Wels bleibt und am Freitag nach Salzburg zu seinem Vater fährt, ab Montag wieder in die Red Box. Bei sei-ner Tante gab es Schwierigkeiten, weil sie angeb-lich nicht verstand, warum er zu seinem Vater fährt. Darum ist er dann bei uns gelandet. Ab Frei-tag 18:00 Uhr kann er wieder in die Red Box, sonst nach seinem Aufenthalt beim Vater.Er hat eine Pilzinfektion im Hals und muss dafür eine Pilzlösung nehmen und zum Schlafen nimmt er Dominal (nimmt er selbstständig ein).

Herr O.: Soll sich bei „Bewegung am Arbeitsmarkt“ melden. Dürfte ein Kurs am BFI sein. Er müsste sich auskennen.

Frau L.: Hat 20 Jahre mit ihrem Lebensgefährten zusammengewohnt, den sie betrogen hat und des-halb vor die Tür gestellt wurde. Hat dann einige Zeit bei ihrem neuen Freund mitwohnen können, der aber schwerer Alkoholiker ist und ein Zusam-menleben mit diesem nicht möglich ist, wie sich herausstellte. Sie hat einen 12-jährigen Sohn, der beim Kindsvater lebt. AMS-Bezug (dzt. Kranken-stand). Gibt weiters an, ein leichtes Alkoholprob-lem zu haben. Sie hat morgen ein Beratungsge-spräch in der Wärmestube.

Herr M.: Etwas unangenehmer Zeitgenosse, es gab ein Missverständnis wegen der Nächtigungspau-schale (aufgrund von Sprachbarrieren), worauf er gleich sehr laut und ungehalten wurde und meinte

„das sei unser Problem“ und wir sollen die Polizei rufen usw. usf. Hat dann im Zimmer sogleich in ei-nen fremden Spind geschaut (von S.), und es wurde sogleich sehr lautstark.

Herr S.: Hat ordentlich getankt und ist sehr redselig.

Herr G.: Für morgen zum TD bestellt.

ÖBV Kontrolle:19:00 - nix20:00 - nix21:00 - Packung Tetra Pak Wein (halbvoll) vorm ÖBV-Eingang entfernt22:00 - nix00.00 - nix01.00 - nix02.00 - nix04:00 - nix05:00 - nix

Herr M.: Möchte sich gerne anmelden. Zum TD bestellt.

Wanzenkontrolle: Keine Viecherl in der 4 Etage entdeckt.

Herr D.: Beehrt uns wieder einmal! Er möchte bis Montag bleiben, da er an diesem Tag seine neue Kontokarte bekommt und sich dann wieder auf den Weg machen kann. Er freut sich schon darauf und sagt: „Wie schon so oft, gehe ich wieder ein-mal von der NOWA weg! Das „Gehen“, ist echt das Beste was ich in meinem Leben begonnen habe!“

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Herr P.: Er soll mir bitte eine AMS-Bezugsbestäti-gung bringen.Ist er nicht bei uns gemeldet, bitte einen Melde-zettel ausgeben, er soll sich bitte gleich am Mon-tag bei uns anmelden. Das brauchen wir für die finanzielle Unterstützung.

Personell etwas reduziert, geht es bei OBST in den vierten Tag der Dokumentation.

Um 8:00 Uhr beginne ich meinen Dienst im OBST-Büro. „Heute wird alles anders“, denke ich mir, fahre den Computer hoch und erledige, was von gestern noch liegengeblieben ist.

Didi genießt diese Woche Meer und Sonne in Kro-atien; er ist als Betreuer mit auf den Klientenur-laub des Sozialvereins B37 gefahren. Kollegin Car-men hat diese Woche Urlaub. Karin hat zu unser aller Bedauern gekündigt und baut nun ihren vor-handenen Resturlaub ab. Von unserem Team bleibe somit nur noch ich übrig. Tja, was soll’s ... Zum Glück konnte ich bereits vorab organisieren, dass Kollegin Angelika aus dem PSWB mich wäh-rend der heutigen Öffnungszeiten bei OBST unterstützt.

Schon seit einem Monat sage ich unseren Klien-ten, dass es in dieser Woche aufgrund der Perso-nalsituation bei OBST nur das „Notprogramm“ gibt. Soll heißen, die bei uns gemeldeten Perso-nen können sich ihre Post abholen und nur die wirklich dringenden Angelegenheiten können mit mir besprochen werden. Das Angebot der Kleider-kammer gibt es diese Woche auch nicht.

Wie vereinbart, erscheint Angelika pünktlich um 9:30 im Büro. Bei einer Tasse Kaffee erkläre ich ihr die wichtigsten Sachen für die heutige Öff-nungszeit und es trudeln auch schon die ersten Klienten ein. Ein Blick aus dem Fenster zeigt küh-les und regnerisches Wetter. Normalerweise macht sich schlechtes Wetter bei unseren Besucherzah-len spürbar; wenn es schön ist, kommen weniger, bei schlechtem Wetter ist meist mehr los. Es scheint als würden sich unsere Klienten an meine „Vorwarnung über das Notprogramm“ erinnern; um 11:00 stehen gerade einmal 12 Personen auf der Anwesenheitsliste. Bis 12:00 werden es insge-

samt nur 18 Kontakte sein. Im Vergleich dazu, im Jahresdurchschnitt gibt es pro Öffnungszeit über 30 Klientenkontakte.

Die 2 Stunden Öffnungszeit verlaufen sehr ruhig; die meisten Klienten holen sich die Post ab und sind auch gleich wieder weg. Manche bleiben kurz sitzen und plaudern mit Angelika und mir. Auch wenn im Nachhinein klar wird, dass eine Unter-stützung für den heutigen Tag gar nicht notwendig gewesen wäre, bin ich doch froh, nicht alleine Dienst gehabt zu haben. Man weiß ja nie, was al-les daherkommen kann.Wir besprechen noch kurz, was heute so los war und verabschieden uns um 12:30 voneinander.

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Da ich ja diese Woche alleine im Dienst bin, be-schließe ich, dass ich heute keine Szenepräsenz mehr mache, sondern bis Dienstschluss um 14:00 die Akten der bei OBST gemeldeten Personen ak-tualisieren werde. Ich freue mich, wenn Didi und Carmen wieder da sind.

Ob es sich in der MOWO alles ums Würzen dreht? Salz ist jedenfalls mit im Spiel ...

„Super versalzen ist sein Stolz“ und andere Er-lebnisse an einem Tag Mobile Wohnbetreuungvon Sandra Ehler, Karin Gerstbrein, Karin Groh, Bruno Holzner, Hannes Lesiak, Greti Madlmeir, Melva Rosillo-Kirchner, Harald Schimböck

„Super versalzen ist sein Stolz“, sagt eine noch jüngere Frau dauernd vor sich hin - im Bus ste-hend und dabei ständig hin und her wippend - in einer Art monotonem Singsang. Immer wieder: „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“ ...

Das Ganze hört nicht auf. Niemand im Bus traut sich umzudrehen, alle erleiden stumm die „Vor-führung“: „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“ ...

Bei der Station Spallerhof bin ich - nichtsahnend - eingestiegen in den 25er-Bus, und jetzt das.Der Bus fährt hinunter zur Wiener Straße, bei der Turmstraße hinein ins Voest-Gelände, durch das Ganze hindurch zur Chemie und ins Franckviertel.Das zieht sich.

„Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“ ...Ich war auf Hausbesuch zum Kennenlernen eines ca. 45-jährigen Mannes, der um „Mobile Betreu-ung und Hilfe“ angesucht hat, weil er aufgrund sei-ner psychischen Beeinträchtigung alleine in sei-ner Wohnung anscheinend nicht mehr recht zurande kommt. Das Treffen in der Scheibenpo-genstraße war kurz - 20 Minuten vielleicht -, aber er hat sich gefreut, dass jemand kommt.

Wohnung passt. Er ist auch ganz gut beisammen. Ordentlich, soweit es geht. Er sucht eine frische Packung Zigaretten aus einem anscheinend an der immer gleichen Stelle im Kasten deponierten Sack heraus, zieht minutiös die Plastikfolie von der Ver-packung und entsorgt die Folie penibel in seinem Mülltrennsystem: Plastik zu Plastik, Papier zu Pa-pier usw., dann setzt er sich wieder.

Ja, ja im Jauregg ist er jetzt auch noch regelmä-ßig in der Tagesstruktur und sonst in einem Club-haus der Pro mente, dort isst er auch, sonst ist er aber allein in der Wohnung. Mit seinem Bruder trifft er sich ab und zu, aber was soll der machen auf die Dauer. Tabletten nimmt er regelmäßig, sagt er, und aufräumen tut er auch und putzen - er hat daher gebeten, dass ich die Schuhe ausziehe beim Hineingehen in die Wohnung.

Für den Haushalt braucht er niemanden, das geht schon, sagt er, aber sonst und zu seinem „An-trieb“, dass er was macht, und dass halt wer kommt, das möchte er schon. Dann hat er genug geredet. Wir vereinbaren einen weiteren Termin,

und das war‘s für‘s Erste.

Nachdenken über das Ganze geht jetzt schwer: „Super versalzen ist sein Stolz“ geht‘s nämlich auch durch‘s Franckviertel weiter.Dass‘ des gibt!

„Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“ ...So einer, den ich gerade kennengelernt habe, ist „ein Segen“ dagegen, denke ich mir. Da können wir noch etwas dazu tun, dass die Lage, so wie sie jetzt ist, erhalten werden kann, und kein sol-cher „Absturz“ geschieht.

Unterwegs bin ich schon seit ca. Viertel nach sie-ben/halb acht in der Früh. Von zu Hause aus bin ich durch ein Stück Urfahr zur Station des 25er-Busses gegangen. Dabei habe ich zufällig einen WG-Bewohner aus der Wiener Straße am Weg zu seinem AMS-Kurs getroffen: „Alles Gute und viel Erfolg!“ oder so, sage ich im Vorbeigehen.Ich bin weiter zur Busstation gegangen und nach längerer Fahrt zum Spallerhof gekommen. Dort - gemächlich mich umschauend, was es da gibt - letztlich in der Scheibenpogenstraße eingetroffen, zum vereinbarten Besuch, und von dort dann wie-der zurückgegangen und -gefahren in unser Büro in der Derfflingerstraße.Zum Glück konnte ich dadurch bei der Kranken-kasse aus dem Bus aussteigen und „Super ver-salzen war sein Stolz“, „Super versalzen war sein Stolz“, „Super versalzen war sein Stolz“ war vor-bei ...

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Einen anderen „Erstkontakt“ - ebenfalls ein „Ab-klärungsauftrag“ durch den Magistrat Linz - hat Kollegin Karin gleichzeitig in der Früh erlebt. Am nächsten Tag schreibt sie dazu auf:

„Viele Tage im Jahr, oft mehrmals täglich, macht man die Tür zum Haus in der Derfflingerstraße 8 auf. Heute führt mich der Weg per Lift aber nicht ins Büro. Ein Hausbesuch zum Erstgespräch für eine „Mo-bile Betreuung und Hilfe“ eines GWG-Bewohners im Haus steht an. Im Nebenhaus Derfflingerstraße 8a ist jede Woh-nungstür schon vertraut. Wenn die Tür aufgeht, weiß man, wer da herausgucken wird. Umso span-nender wird es heute.Ich läute.Schleppend und krächzend und in völlige Dunkel-heit gehüllt öffnet ein Mann: „Joooooooooo!“Dann kommt die übliche Ansprache. Man versucht zu erklären, wozu man heute hier ist. Anmeldung bei Telefonverweigerern ist auch per Post oft nicht zielführend.Er bittet mich, in die „Höhle des Löwen“ einzutre-ten, die in gedämpften Licht eigentlich ganz nett wirkt. Hingegen seinen zwei Mitschläfern, welche sich unter der Decke verkriechen, missfällt das sehr, dass da eine Sozialarbeiterin meint, sie könnte ihre heilige Morgenstunde stören. Er bittet mich, Platz zu nehmen. Kurzer Check der Sitzgelegenheit, da der Rest der Wohnung offen-sichtlich verdreckt, schmutzig, chaotisch ist.Das Leben habe ihn geprägt, mittlerweile habe er sich aber damit abgefunden, dass er eine Kiste Bier und einen Doppler am Tag zum Überleben

braucht. Solange ihn seine Füße noch zum Nach-schub holen über die Straße tragen, sei zumindest einem Delir vorgebeugt, meint er.Entzüge oder Sonstiges habe er alles hinter sich. Sein Leben habe sich nach einem 18-monatigen Krankenhausaufenthalt verändert. Geblieben von früher ist nichts mehr - doch eines schon, seine geschwätzige Art. Die habe er früher als „Keiler“ und im Gastgewerbe sich zulegen müssen.Wohnbetreuung zum Plaudern will er nicht. Er habe ja seine „Kumpane“, mit denen er um 8:30 erst-mals loszieht.Anfänglich gibt’s die Tagesration Geld, welches von der Sachwalterin eingeteilt wird. Danach fin-det das Leben auf der Straße, in den Parks statt, er gehe nur zum Schlafen in die Wohnung.Wie weit er noch Herr seiner eigenen Wohnung ist, bleibt dahin gestellt, klar ist allenfalls, dass seine beiden Mitbewohner kein Interesse an einer Ver-änderung haben und ihm angeblich nicht nur ver-bal klar machen, dass sie hier mitwohnen werden. An den Kosten für die Wohnung beteiligen sie sich nicht, sie unterstützen „nur“ seine Sucht.An allen möglichen Enden und Ecken wird im Ge-spräch versucht anzudocken, der Einstieg gelingt nur marginal. Er will vorerst keine mobile Wohnbetreuung zulassen, dies bleibt zum jetzigen Zeitpunkt ein dringendes Anliegen der Sachwalte-rin. Er lässt es sich aber offen, vielleicht mal bei uns vorbei zu schauen. Bin mir sicher, dass es nicht der erste und letzte Kontakt war. Da kommt noch was.“

„Klar kommt noch was.“, sagt Kollegin Greti. „Und vielleicht jetzt gleich, denn ich bin auf dem Weg

zu Herrn F., er wohnt seit kurzem in der Derfflingerstraße.Meine Aufgabe ist es, ihm unterstützend zur Seite zu sein, damit er sich wieder einigermaßen ins Le-ben integrieren kann.Er ist sehr misstrauisch gegenüber Menschen, die mit ihm in Kontakt treten. Er hat sich irgendwann eine Welt erschaffen, die es seit langem nicht mehr gibt. Er möchte gern das Leben mit Schilling leben, ohne Euro, in keiner Stadt, in seinem eige-nen Haus, mit guten Nachbarn und Freunden, in guter Luft, ohne Lärm und ohne stressgeplagte Menschen um ihn herum.Ich läute, er öffnet mir die Tür, schaut mich irgend-wie erfreut aber zugleich misstrauisch an. Ich be-grüße ihn: „Griaß di! Na, wie geht s? I muaß wieda amoi bei dir vorbei schaun, wias da so geht und wias da in da letztn Zeit so ganga is. Paßt eh alls?“Er sagt gleich drauf: „Wieso bin i eigentli da? Alls hams ma gnumma. Friera bin i a zrecht kemma. Was wollt s es von mia? I woaß eh, gell da Egger, der Dodl, der macht des, der schafft enk des an, was mit mir toan miaßts. Aber des sag i enk: Mit mir net! I lass ma des net g falln! I bleib sowieso net da in dera Lucka! Der sollt si selba einasitzen in de krebsvaseichte Stadtlucka - und wann i ein-adreschn muaß, aber so net!“Ich versuche, ihn zu beruhigen, was mir aber kein bisschen gelingt.Er redet sich immer weiter in Rage: „Mit dem Euro is sowieso ois anders worn. I wissat scho, wias geht. Die Politiker, da bauns a Oper, de was eh koana braucht, statt dass mit Zellulose arbeitn und Arbeitsplätz schaffn fia d Leit. Aba na, si ma-chen lauta Scheiß, und der Egger, de Drecksau,

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is a iberall dabei. Der hat ma mei Leben g numma!“Ich versuche es erneut, ihm die jetzige Situation zu erklären, aber vergeblich.Unverrichteter Dinge verabschiede ich mich und sage ihm, nächste Woche komme ich wieder.Ich werde weiter dranbeiben und versuchen, ihm wieder eine bessere und positivere Lebenseinstel-lung für sich zu vermitteln.“

An solch positiver Lebenseinstellung fehlt es Kol-legin Sandra an diesem Tag nicht - auch wenn‘s nichts mit unserer unmittelbaren Arbeit zu tun hat, aber man darf ja auch gerade auf Urlaub gewe-sen sein:

„Dienstag Nacht zuvor vom sonnigen, heißen Malta in das kühle, graue und mittlerweile nasse Linz zurückgekehrt, ist just am 13. Jahrestag von 9/11 der erste Arbeitstag nach meinem Urlaub: Zuerst ins Büro, Bürokram erledigen, E-Mails che-cken, mit Kolleginnen reden und sich austauschen.Denke an meinen Kollegen Roman, der heute am Bewohnerurlaub in Kroatien seinen Geburtstag fei-ert und hoffe, dass sie alle dort sonniges Wetter genießen können. Dann Hausbesuch bei Klient 1, eine Stunde zuhören bei Kaffee und Kuchen, es geht auch heute wie immer um das Gleiche. Freut mich, dass es ihm gut geht und gesundheitlich so-weit alles passt. Klient 2 ist nicht zugegen und auch telefonisch nicht erreichbar, es meldet sich nur die Mobilbox. Soviel zu „11.9. um 11:00 Uhr - merke ich mir bestimmt!“ ... Na ja. Nachdem keine geplanten Hausbesuche anstehen, wieder zurück ins Büro. Tätige mit meiner Kollegin Übergabe, da

sie nächste Woche auf Urlaub geht. Um 14 Uhr regulär aus dem Dienst gegangen, ein kurzer ent-spannter Tag also.“

„Ein entspannter Tag“ hätt‘s auch für Kollegen Hari werden sollen - zumindest zum Schluss beim Donaufischer:

„Vormittags drei Hausbesuche in der Derfflinger-straße 8a.Beim ersten steht nichts an, darum gerät der Hausbesuch zur reinen Gesprächstherapie, da sich die Themen, die den Klienten bewegen, keine an-dere neutrale Person anhören will.Beim zweiten Klienten werden zukünftige Freizeitaktivitäten besprochen, beim dritten durch Telefonate mit GIS und GKK säumige Angelegen-heiten geregelt, die er zu erledigen hat.Beim Mittagessen erreicht mich ein Telefonat von unserem Verwaltungschef, dass ein Klient nicht zur Arbeit erschienen sei. Schon Routine, weil er meistens, wenn er abgängig ist, in irgendeinem Krankenhaus landet. Also Krankenhäuser durch-telefonieren und bei den Elisabethinen fündig werden.Der nachmittägliche Ausflug mit vier Klienten zum letzten Linzer Donaufischer in den Hafen zwecks Steckerlfischessen wird getrübt durch Regen und einen Klienten, dem das Publikum dort nicht passt, sodass er nach gut österreichischer Manier durch unentwegtes Sudern die Stimmung drückt.Man kann‘s halt nicht allen recht machen.“

Geglückt ist hingegen ein „Frühstück in einer Män-ner-WG“ - mit Kollegin Melva:

„Es war ein sonniger und milder Vormittag. Wir ha-ben uns die Woche davor vorgenommen, bei der nächsten WG-Besprechung gemeinsam zu früh-stücken und so begann es:Edgar übernimmt wie gewohnt das Kommando und schaut, dass alles schön aufgedeckt wird, und auch das Geschirr soll zusammenpassen.Christian deckt den Tisch auf, und das war nicht einfach, weil beim Edgar kann man nicht leicht al-les richtig machen. So ein Schlampiger, he!Markus kocht Eier. Das ist eine pure Kunst. Er nimmt sein Handy und nutzt es als Zeitanzeiger.Edgar: „Was tut ein Handy neben dem Kochtopf! Du heiliger Scheißer!“Melva: „Lass ihn, es wird schon werden!“ Und so waren wir alle gespannt, ob das was wird.Na ja, auf ein gutes, gekochtes Ei hätten wir uns alle schon gefreut.Nach vier Minuten war es soweit - die Eier sind fertig. Auch der Frühstückstisch war fertig herge-richtet. Wir nahmen alle Platz und haben das Früh-stück genossen.Alles war perfekt, und es hat uns sehr gefallen.“

Gut Mittag - so um eins - wird Fr. L. aus dem Jau-regg entlassen. Sie kommt selbstständig mit ih-ren Sachen in die Wohngemeinschaft in der Mo-zartstraße und wir treffen einander dort, ist vereinbart.Ein wenig vorher ruft sie an: Es kann später wer-den. Mit den Papieren und so das dauert noch.Im Büro warten oder irgendwas anfangen, was jetzt nicht unbedingt sein muss, freut mich aber nicht. Also gehe ich dennoch in die Wohngemein-schaft - vielleicht ist einer der übrigen Bewohner

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da und es ergibt sich ein Geplauder.Und siehe da: Egal, was du dir mit denen aus-machst, irgendwie kann dann oft und oft wieder einer nicht, und es verschiebt sich, und ein neuer Termin wird ausgemacht, aber was steht denn schon an ... - selten, dass einmal alle da und auch dabei sind ...Aber heute: Volle Besetzung. Und es ergibt sich zufällig wieder einmal ein längeres Gespräch so richtig „zur Lage“:B. wird bald ausziehen. Es dauert noch, bis er al-les beisammen hat, aber dann hat er endlich seine eigene Wohnung.Wir erinnern uns an unsere erste Begegnung vor inzwischen rund zwanzig Jahren - in der Straßenbahn.Er ist damals einfach in so einer Bahn die ganze Zeit sitzen geblieben und eine Runde nach der an-deren mitgefahren - ziellos. Aussteigen und etwas unternehmen, um die Lage zu verändern - na ja, vielleicht morgen zu einem Gespräch kommen, was uns gemeinsam einfällt - na ja, wo er denn schläft - na ja, da und dort ... Immer wieder einmal getroffen, gelegentlich, und geredet, wie man so redet, und gefragt, wie es so geht, und gesagt, wie man so sagt, dass es geht, und gegangen, wie man so geht ...Irgendwann im Wohnheim in der Bethlehemstraße aufgetaucht und wieder geredet, wie man so re-det und gefragt, wie es so geht, und gesagt, wie man so sagt, dass es geht, und gegangen, wie man so geht. Und dann die Zeit in der Wohnge-meinschaft - hmmmh.Und jetzt der Aufbruch!Für seinen WG-Kollegen wär‘s auch an der Zeit

aufzubrechen. Hier hat er ja „nicht mehr viel ver-loren“. Die halbe Zeit ist er ja eh nicht da. Hat an-dere Ideen, Projekte, Aufgaben, als sich für ein WG-Leben zu engagieren. Was hat er denn davon, und was haben die anderen davon, wenn er eh selten da ist. Vielleicht wäre eine Wohnung für ihn allein eine Perspektive ...Dann kommt Fr. L. - gar nicht so viel später wie befürchtet - und sie passt grad gut dazu in die Runde.Begrüßung.Sie kennen einander schon von ein paar Kurzbe-suchen in den letzten Tagen. Kurzes Geplauder und dann geht s ans Zimmer-Beziehen.Ausgemacht war, sie hat einiges Zeug mit, damit sie sich ein wenig einrichten kann, oder zumindest sollte klar sein, wann und wie das gebracht wird. Aber jetzt ist das nicht so.Eine kleinere Tasche und aus - kein Bettzeug, keine Bettwäsche - wie angesagt - und auch sonst so gut wie nichts.Na gut.Kurze Pause und dann geht s ans Besorgen. Denn so kann sie heute nicht einmal gescheit übernachten.Wir packen uns zusammen und fahren spontan mit Bus und Bim in die Wiener Straße. Dort gibt s ein kleines Lager mit Bettzeug und Bettwäsche für die dortigen Wohngemeinschaften. Da können wir „zur Not“ schon etwas „abstauben“.Und weil wir schon dort waren, haben wir auch noch eine aktuell leere Kleinwohnung angeschaut, für den Fall, dass es ihr in der WG doch nicht pas-sen würde - hat ihr aber nicht gefallen, aber das wissen wir jetzt immerhin.

In dem Hin und Her mit Fr. L. in der Wiener Straße 311 treffe ich dort Kollegin Karin - ab und zu sa-gen wir auch „Kaarin“ zu ihr, damit wir sie von der anderen Karin unterscheiden können - und sie be-richtet in Kurzform, was sich heute so getan hat:

„Am Vormittag bin ich im Büro und schreibe die Betreuungsdokumentation zu den vergangenen Tagen. Ich erhalte einen Anruf von einer Sozialar-beiterin vom Wagner-Jauregg - ein Klient ist im Moment dort, wegen eines Alkoholrückfalls. Wir machen uns einen Termin für ein persönliches Ge-spräch aus.Nachmittag bin ich in der Wiener Straße und hätte einen Termin mit einem Klienten. Er hat seine Miete schon zwei Monate nicht bezahlt. Er kommt nicht und ist auch am Handy nicht zu erreichen - welche Überraschung!Später habe ich noch einen Termin mit einer Kli-entin. Sie hat eine Anklage wegen Drogenbesitzes bekommen. Wir fahren zu einem Rechtsanwalt nach Urfahr zu einem Erstgespräch. Er könnte sie vertreten, das würde 750 Euro kosten - woher das Geld nehmen?Der letzte Termin findet im Kaffeehaus statt. Mein Gegenüber erzählt mir Anekdoten aus seinem Le-ben. Er war früher Schausteller - recht lustig.“

Karin hilft jetzt noch ein wenig mit bei dem Zeug für Fr. L., und wir packen alles in einen großen Müllsack - damit wird‘s schon gehen, dass alles in die WG in der Mozartstraße kommt.Frau L. fährt ab, das schafft sie schon selbststän-dig, sagt sie. Morgen komm ich wieder bei ihr vor-bei, und passt, wird ausgemacht.

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Kollege Hannes kommt auch dazu - gerade auf dem Weg in eine andere Wohngemeinschaft in der Wiener Straße.Er erzählt noch kurz von einem Gespräch über ei-nen Kandidaten für „Mobile Betreuung und Hilfe“ im Jauregg.Darüber und über andere Ereignisse des Tages schreibt er später auf:

„Um 10 Uhr fand der erste Termin des Tages statt. Meine Kollegin Nina und ich machten uns deshalb auf den Weg in die Landesnervenklinik Wagner-Jauregg. Dort trafen wir den Bruder eines poten-tiellen Klienten, den wir ursprünglich in dessen Haus am Pichlingersee besuchen wollten. Der ak-tuelle Zustand des Herrn F. bedingt jedoch noch einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus, wes-halb eine erneute Kontaktaufnahme bei Entlas-sung vereinbart wurde.Nach der Mittagspause sollte eine Fallbespre-chung mit den Kollegen des Wohnheims in der Schumannstraße erfolgen, die aber abgesagt wurde.Später folgte um 16:00 Uhr die wöchentliche Zu-sammenkunft mit den Bewohnern einer Wohnge-meinschaft in der Wiener Straße. Diesmal gab es einen sehr freudigen Anlass, denn einer der Be-wohner feierte am Vortag seinen Geburtstag. Dementsprechend gut war die Stimmung, und die Besprechung war äußerst kurzweilig.Der letzte Termin eines langen Arbeitstages war ein Kennenlerngespräch mit einem Klienten. Da ich noch sehr neu in der Einrichtung bin, sind die Erstgespräche unglaublich interessant, da ich da-bei viele Einblicke in das bisherige Leben der Kli-

enten, in die aktuelle Situation und in ihre Vorstel-lungen für die Zukunft erhalte.Zwischen den vereinbarten, fixierten KlientInnen-gesprächen bleibt auch genug Zeit, um sich in den Hof der Wiener Straße 311 zu setzen und dort mit den Anwesenden zu plauschen. Gerade bei die-sen informellen Gesprächen erfährt man viel Wis-senswertes über deren Leben.“

Ich bleibe ebenfalls noch für eine kurze Plauderei mit einigen Bewohnern im Hof der Wiener Straße 311.Dann steige ich in die Straßenbahn und fahre heim.Die neuen Bewohner sind noch „gewöhnungsbe-dürftig“, denke ich.Einfach aus dem Jauregg heraus oder noch direkt dort oder von sonstwoher werden sie über Zuwei-sung der Landesregierung oder des Magistrats zu uns geschickt - und dann „schauen wir einmal“ oder es gibt gleich eine „Rennerei“, weil „hint und vorn nix da ist“, und es kommt die Sorge, was denn jetzt ist, wenn sie zum Beispiel unmittelbar nach der Daueraufsicht im Krankenhaus „auf der Stelle alleine ankommen“ ...Es geht gut - im Großen und Ganzen.Aber ganz wohl ist mir nicht.Und es geht auch nicht alles - Not hin, Not her - wir müssen auch nein sagen und können nicht alle nehmen, und nicht alle können bleiben.Im Großen und Ganzen geht s aber gut, weil auch alle tun.Manchmal einfach drauflos.Denn, nicht nur viele Bewohner sind neu, auch die meisten Kollegen und Kolleginnen haben gerade

erst angefangen.Und sie tun, was geht.Und es geht viel, denke ich, während die Straßen-bahn langsam nach Urfahr kommt.Ich steige aus und gehe das letzte Stück zu Fuß, in Ruhe durch meine gewohnte Gasse - jedenfalls ohne „Super versalzen ist sein Stolz“, obwohl der Singsang wiederkommt in der Erinnerung: „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“, „Super versalzen ist sein Stolz“... - und das Bild der dauernd hin und her wippenden jüngeren Frau - schmuddelig und ein wenig verkommen - noch eine Weile bleibt ...

Business as usual in der TAGO.

07:28: Donnerstag- letzter Tag der TAGO-Woche. Kaffeemaschine und Computer hochfahren. Lüf-ten des Aufenthaltsraumes. Frischer Kaffee, alte Mails. 07:32: Ich begurte einen Pneumel.

07:45: Der Aufenthaltsraum beginnt sich mit Kaf-feegeruch, Menschen und Rauch zu füllen. Eine Klientin erzählt von der Schiffsreise ihrer Mutter.

08:02: Telefonat mit Margit bezüglich Brand-schutzübung und Erste-Hilfe-Kurse, ein Mail mit den Brandschutzübungskandidaten wird versendet.

08:25: Alkoholkontrollen negativ. Gut so. Sieben Klienten in der TAGO.

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09:15: Hobeln mit Herrn R. an der Maschine.

09:32: Frau L. holt den bestellten, vorhin fertig-gemachten Pneumel ab und bezahlt.

10:10: Klaus ruft an und braucht unsere Statistik gemailt. Klaus möchte auch aus Wartungsgrün-den, dass ich den Filemaker im Rechner schließe.

10:18: Zuschnitte an der Kreissäge, verleimen ei-ner Kiste. Im Kreativbereich werden Sessel fürs PSWB gestrichen, Regale gewachst und Armbän-der aus Gummiringen gestrickt. In der Werkstatt werden schon spät-herbstliche Dekorationen ge-bastelt und Regalböden geschliffen. Herr S. kehrt den Maschinenraum.

11:27: Im Vorbeigehen sehe ich ein großes unbe-kanntes Auto vorm Eingang geparkt. Ein Hinweis-zettel wird dem Fahrzeughalter auf die Front-scheibe geklemmt.

12:00: Mittagspause. Herr R. geht seine Hünd-chen füttern, Herr W. arbeitet noch und alle ande-ren sitzen im Aufenthaltsraum. Frau H. verabschie-det sich.

12:28: Ein Herr kommt mit dem von mir verab-reichten Parkzettel in der Hand herein, entschul-digt sich und meint er hätte mit Herrn D. einen Ter-min gehabt, und dieser sagte ihm, er könne ruhig hier parken.

12:36: Die Tätigkeiten des Vormittages werden fortgesetzt.14:18: Ich bereite die Auszahlung des Taschengel-des vor. Seit 1. September gibt’s mehr Geld für die Klienten. Große Freude der Leute über den hö-heren Auszahlungsbetrag und wiederholt Erklärun-gen meinerseits, sich das Geld gut einzuteilen, weil es vom Magistrat nach BMS-Regelung teils abgezogen wird.

14:40: Allgemeines Zusammenräumen. Vier Klien-ten spielen noch eine Runde Tischfußball zum Wochenabschluss.

14:58: Die Leute haben sich umgezogen, machen die Tische sauber, leeren die Aschenbecher und verabschieden sich. Ich mache einen Rundgang, schließe die Fenster, alle Lichter aus. Herr W. ist noch an der Drechselbank. Er hat im Eifer die Zeit übersehen, zieht sich schnell um, und ... Schönes Wochenende!

Bevor es beim PSD ins Wochenende gehen kann, muss zuerst der vierte Dokumentationstag be-schrieben werden.

07.45: Ich gehe durch die Eingangshalle. Seit dem Rauchverbot halten sich generell weniger Bewoh-ner dort auf. Ich grüße die Anwesenden und es kommt ein freundliches „Guten Morgen“ zurück.07.50: Ich lüfte das 7. Stockwerk durch, sperre die Büros auf und starte die Computer.08.00: Ich lese das Journalbuch und meine E-Mails.08.15: Ich tausche mich kurz mit den KollegInnen über die morgen stattfindende Supervision aus. Anschließend bereite ich mich auf die vor mir lie-gende Testung vor.08.45: Der Klient erscheint und wirkt etwas lust-los. Bei den meisten KlientInnen muss vor Beginn der Testung einmal Motivationsarbeit geleistet werden. Auch während der Testung muss man ständig positiv verstärken und motivieren, damit die KlientInnen die Testung nicht abbrechen und man brauchbare Ergebnisse erzielt. Das ist ein

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bisschen so, als wäre man ein Animateur in einem Urlaubsclub. Bei diesem Gedanken muss ich lä-cheln, aber ich glaube, dieser Vergleich eignet sich ganz gut ... Die Testung beginnt. Ich führe zuerst die Verfahren durch, wo kognitive Leistung gefor-dert ist, erst danach gehe ich zu den Fragebogen-erhebungen über.11.00: Die Testung ist für heute beendet. Ich lüfte kurz mein Büro und atme einmal richtig durch. Nun warten einige Testprotokolle darauf, ausgewertet zu werden; über diese Abwechslung bin ich jetzt ganz froh.12.00: Die Ausbildungspsychologin bittet mich um Beratung hinsichtlich eines Rorschach-Protokolls. Das ist die faszinierendste Herausforderung des heutigen Tages, denn der Rorschach bringt Ergeb-nisse zutage, die immer wieder ein großes Stau-nen bzw. ein Aha-Erlebnis bei mir auslösen. Es ist erstaunlich, wie man mit einigen wenigen (Farb-)Klecksen relativ gut verwertbare Informationen bekommt.13.00: Ich schreibe die Dokumentation des Ar-beitstages und andere noch ausstehende Doku-mentationen. Anschließend räume ich mein Büro noch kurz auf.13.45: Ende der Dienstzeit. Rückblickend auf den heutigen Arbeitstag denke ich mir noch, dass der Tag mit sehr unterschiedlichen Arbeitsaufträgen „gespickt“ war, und ich bin zufrieden, dass ich wie-der vieles erledigen konnte. Jetzt aber freue ich mich auf den restlichen Tag und überlege, wie ich ihn für mich noch schön gestalten kann.

In der Alkoholberatungsstelle ABS ergeben sich viele Kontakte zu Menschen, manchmal freudig

und positiv, manchmal mit einer gewissen Strenge. Nun, so ist das Leben in einer Beratungsstelle eben.

10.00 Uhr: Dienstbeginn

Durchsicht der Mails, AB checken, Vorbereitung auf die erste Beratung.

Beratung mit Herrn P.: Herr P. kommt seit Mitte Juli zur Beratung, allerdings war er bis Ende August in der Justizanstalt Asten in Haft und hat für die Be-ratungen Therapieausgang bekommen. Nach Haft-entlassung hat er den ersten vereinbarten Termin wahrgenommen. Dabei waren viele seiner guten Vorsätze, die er in der Haft noch hatte, nicht mehr vorhanden. Vereinbaren konkreter Ziele und Ter-mine, die er bis zur nächsten Beratung wahrneh-men muss. Zur nächsten Beratung ist er jedoch nicht erschienen und auch heute nimmt er seinen Termin nicht wahr!

Nutze die ausgefallene Beratung, um alte Daten-blätter zu entsorgen und Daten abzugleichen.

Eine junge Frau ruft an, deren Vater alkoholkrank, aber nicht einsichtig ist. Sie fragt, ob wir Infoma-terial haben, das sie ihm vorlegen kann. Wir ver-einbaren, dass sie circa in 30 min kommt, um die-ses zu holen.Die Frau kommt gemeinsam mit ihrem Lebensge-fährten - händige ihnen Infomaterial aus. Es er-gibt sich eine kurze Beratung. Die beiden wollen wissen, wie sie den Vater zur Einsicht bringen kön-nen und wie sie die Mutter, die bereits resigniert

hat, unterstützen können. Biete ihnen an, dass sie gerne einmal zu einer Angehörigenberatung kom-men können.

13.00 - 13.30 Mittagspause

Herr P., der um 10.30 zur Beratung nicht erschie-nen ist, kommt mit 3 Stunden Verspätung. Er habe geglaubt, sein Termin sei um 13.30. Als er in seine Terminkarte schaut, sieht er, dass er sich geirrt hat. Mache ihn darauf aufmerksam, dass er auch den letzten Termin nicht wahrgenommen hat. Die-sen habe er total vergessen.Sage ihm nochmals (so wie auch schon beim EG), dass er nach 3 Terminen, die er unentschuldigt nicht wahrgenommen hat, für 1 Jahr gesperrt wird. Da die Alkoholberatung eine Auflage vom Richter ist, lege ich ihm nahe, dieses Angebot auch wahrzunehmen.Herr P. sagt, dass es ihm gut geht und er nach wie vor trocken ist. Dies sei aber nicht immer einfach für ihn, da ihm häufig Alkohol angeboten wird.Er will es aber vor allem für seine Freundin schaf-fen, die er in der Haft kennengelernt hat.Wir vereinbaren einen neuen Termin.Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.Anruf von Koll. Angelika aus dem Wohnheim: Es geht um einen Bewohner, der bereits im ALOA war und auch zu einem Infogespräch im ABS. Dieser möchte nun wieder Alkoholberatung in Anspruch nehmen. Termin wird vereinbart.

Beratung mit Frau S.: Frau S. ist seit Mitte August wieder in Beratung, nachdem sie bereits 2012 Be-

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ratung in Anspruch genommen hat. Frau S. wird immer wieder aufgrund ihrer Depressionen und Migräneanfälle rückfällig.Frau S. ruft 45 min vor dem Termin an, um diesen abzusagen.Sie war heute auf der Beerdigung ihres Onkels, hat nun ihre Tante nach Hause gebracht und möchte diese nicht alleine lassen. Neuer Termin vereinbart.

Dokumentation der Beratung, Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Beratung mit Herrn K.: Herr K. kommt wegen sei-nes Führerscheins zur Beratung. Dieser wurde ihm im Juni 2013 wegen 1,8 Promille Restalkohol ent-zogen. Nun hat er vom Verkehrspsychologen die Auflage für Alkoholberatung bekommen, ansons-ten stellt er ihm kein positives Gutachten aus.In den ersten Sitzungen war Herr K. wütend und zornig und konnte sich absolut nicht vorstellen, was eine Alkoholberatung bringen soll. Mittlerweile kann er sich auf die Beratung gut einlassen und hat erkannt, dass ihm niemand etwas „Böses“ will.Da er nächste Woche wieder einen Termin beim Verkehrspsychologen hat, der entscheiden wird, ob das Gutachten positiv oder negativ ausfällt, nutzen wir die heutige Beratung zur Vorbereitung auf dieses Gespräch.

Dokumentation der Beratung.

19.00 Uhr: Dienstende.

14. November 2014

Tag: Freitag

Sonnenaufgang: 7:26

Sonnenuntergang: 16:15

Tageslänge: 8 Stunden 49 Minuten

Namenstag: Alberich, Albrecht, Bernhard, Laurentius, Nikolaus, Sidonie, Sidonius

Bauernregel: „Je mehr Schnee im November fällt, desto fruchtbarer wird das Feld.“

Aktuelle Tagestemperatur: 14 Grad

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, es wird kalt und immer kälter - und der letzte Tag der 5er-Do-kumentation ist angesagt. Im PSWB ist der Som-mer vorüber und ...

... der Herbst ist angekommen! Zwar gibt es heute keinen Niederschlag, aber ein trüber Tag mit 5 bis 10 Grad ist auch ohne Regen kein Segen.

Der Beitrag von Sabine zeigt, dass Dinge die ein-fach scheinen, dies dann doch manchmal nicht sind und Geduld in unserem Metier immer eine große Rolle spielt.

Frau Sch. kommt zahlen. Nachdem sie mich am

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Nachmittag schon sehr eingehend und lange be-fragt hatte, ob sie heute zum „Miete zahlen“ kom-men könne, kommt sie kurz nach 17 Uhr tatsäch-lich zum Schalter.

Sie huscht mit eingezogenem Kopf herein, späht herum und fragt gleich einmal, ob Koll. Michalek denn irgendwo da wäre, denn sie lasse sich nicht fotografieren (er war tatsächlich mit Fotoapparat im Haus unterwegs und kurz vorher hier gewesen).Ich versichere ihr, er sei nicht hier, sie meint: „Aha“, schaut herum und will wissen, ob er wirk-lich nicht da sei.Dieses wiederholt sich so noch 3-, 4-mal. Inzwi-schen haben sich draußen weitere Hausbewohner angestellt, die auch zum Schalter wollen. Noch sind sie geduldig.

Inzwischen habe ich Fr. Sch. in der Computer-Da-tei aufgerufen, den Betrag für die Nutzungspau-schale eingegeben und die Rechnung ausge-druckt. Sie kommt jetzt endlich zur Sache und fragt, ob sie nun zahlen könne oder ob sie nicht doch später noch einmal kommen solle. Ich meine, sie sei nun da, und nun erledigen wir das auch. Sie ist sich da gar nicht sicher und fragt mindes-tens noch 2-mal, ob es denn jetzt überhaupt güns-tig wäre. Irgendwann sieht sie ein, dass sie die An-gelegenheit nun doch zu einem Ende bringen sollte.Draußen sind die ersten Unmutsäußerungen zu vernehmen, was sie natürlich wieder verunsichert. Ich beruhige sie - die werden schon warten.Ich habe inzwischen natürlich auch die Pflegegel-

drechnung längst auch ausgedruckt, auf beiden Belegen den Erhalt des Geldes bestätigt (was nicht ist, wird ja wohl noch werden).Nun beginnt sie endlich nach ihrer Geldtasche zu kramen, das Geld herauszuholen und es mir has-tig und verstohlen zuzuschieben. Ich sehe zwar, dass es genug ist, zähle es ihr aber trotzdem vor, weil ich weiß, dass ihr das wichtig ist. Und dann auf ihre Aufforderung hin noch ein zweites Mal. Das dritte Mal verweigere ich mit dem Argument, ich sei ganz sicher, dass es passt.Vor der Schaltertür ist das Murren inzwischen sehr vernehmlich geworden, aber nun ist sie in ihrem Element. Sie zählt das Retourgeld einmal nach, zweimal nach, schiebt es herum, zählt mir vor, sor-tiert es und wünscht die eine oder andere Münze noch einmal gewechselt, zählt mir noch zweimal vor und lädt mich dann auf einen Automatenkaf-fee ein. Das restliche Geld schiebt sie endlich in ihre Börse. Zwischendurch meint sie: „Die sollen warten!“Die zwei Belege muss ich zusammenklammern, die Gesamtsumme auf den vorderen Beleg drauf-schreiben und beide noch falten.Ich bedanke mich selbstverständlich bei ihr und sie sammelt endlich ihre Sachen ein. Wortreich wiederholt sie ihren Abschiedsgruß ein paar Mal. Die Luft für die Meuterei vor der Tür ist schlagar-tig draußen, als sie den Raum verlässt. Und auch ich habe nun endlich Gelegenheit, durchzuatmen.Ergänzend ist noch zu sagen, dass die Angelegen-heit dieses Mal, mit einer guten halben Stunde, noch relativ kurz gedauert hat.Sabine

Malen - Gefühle, Gedanken, Geschichten ... mit Farben zum Ausdruck bringen

Oft hört man die Aussagen wie: „Malen, Zeichnen, das kann ich nicht. Schon in der Schule war ich im Zeichenunterricht schlecht.“

Doch darum geht es meiner Meinung nach gar nicht. Mit Farben und verschiedenen Maltechni-ken lässt sich sehr viel ausdrücken. Da geht es nicht darum, ob etwas gut oder schlecht, schön oder hässlich, ist. Es geht lediglich darum, sich zu trauen und den Mut aufzubringen, einfach drauf los zu malen. Egal was dann dabei heraus kommt. Und Fakt ist, irgendetwas kommt immer dabei he-raus und meistens sind es Werke die ganz ohne Worte für sich sprechen.Einige Impressionen aus unserer Malgruppe:

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Im ALOA beginnt der Tag zwar auch trüb, die Sonne lacht jedoch bald vom Himmel, it‘s the

November Sun

Der Tag in Linz beginnt heute für die meisten mit ein wenig Nebel, welcher sich aber rasch zu einem strahlend blauen Himmel mit viel Sonnenschein entwickelt. Da in den letzten Wochen eine kleine Erkältungswelle durchs ALOA zog, genießen die gesunden und genesenen Bewohner diesen schö-nen Tag. Wer nicht arbeiten muss, macht sich ziemlich zeitig auf, Frischluft zu schnappen und

sich von der Herbstsonne wärmen zu lassen. Ob-wohl einige Bewohner bei Weihnachtsmärkten hel-fen diese aufzubauen, und unsere Vorbereitungen für den Weihnachtsbasar, das anstehende Keks-backen und die Feiertagsessen auf Hochtouren laufen, mag bei einem Wetter wie diesem, keine wirklich vorweihnachtliche Stimmung aufkommen. Aber es hat augenscheinlich auch keiner was da-gegen. Unser alljährlicher Weihnachtsputz wird auch heiß diskutiert und die einzelnen Tätigkeiten selbstständig verteilt. Es melden sich einige Be-wohner um beim Adventkranzbinden zu helfen oder aber als Unterstützung beim Kochen und Backen.

In der SCHU wird wieder fleißig dokumentiert; nicht nur für Geldgeber und die Leitung, nein, auch damit Sie, werte Leserin, werter Leser des Jahres-berichts einen schönen Überblick des Tagesge-schehens dieser Einrichtung erhalten.

7.00: Nichts am AB, Universal Versand (2x) für D. im äußeren PK, WK50-Schlüssel im inneren PK, WK 48-Schlüssel an der Pinnwand. Kinderwagen von W. nicht da. CW

7.15: Nachschau Zimmer 107 - Trittleiste ist nicht vorhanden und generelle Nachreinigung nötig. WG 48/1-Feuerlöscher wieder aufgehängt. M. verlässt die SCHU. CW

7.20: M. verlässt die SCHU. CW

7.25: M. verlässt mit D. die SCHU und grüßt ins Bürofenster rein. CW

7.30: HD: WG 48/EG: Gang gehört wegen Bau-stelle gereinigt, Sanitäranlagen in Ordnung, Küche geht noch, ein Putzfetzen fehlt.WG 48/1: Gang und Stiegenaufgang wurde wegen Baustelle in Mitleidenschaft gezogen, Sanitäran-lagen gehen noch, am Herren-WC wurde erneut der Klobesen offensichtlich nicht benutzt. Altpa-pier weiterhin in Küche.WG 50/1: Sauberkeit mäßig - ebenfalls wegen Baustelle, Fenster in Küche, Herren- und Damen-Dusche sind geöffnet - geschlossen. Ein Putzfet-zen fehlt. O. ist am Gang unterwegs und fragt, wann sie Termin im PSWB habe? Wenn es um Aus-zahlung geht, wohl um 12 Uhr. Sie habe sich das gestern in all dem Stress nicht merken können und sagt, dass sie heute wohl in die Schule von N. müsse, da diese angerufen habe, dass er krank sei. Denn schließlich sei er erst um 5 Uhr einge-schlafen und wollte sich nicht zudecken lassen usw.

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WG 50/EG: Bauarbeiter-Teppich noch da, Böden in den Sanitärräumen sind mäßig sauber, Vor-hänge in Küche aufgerissen.WK 48: könnte Reinigung vertragen, FS sauber.WK 50: Boden gehört gewischt, FS nicht gesäu-bert, kleine Leiter steht im Keller.Putzfetzen ausgetauscht und in WM, Klopapier nachgefüllt, Lichter abgedreht, WM entleert. CW

Und nun ein kleiner Sprung - zeitlich gesehen.

9.40: Mit H. Stockbett in Zimmer 107 zusammen-gesetzt und eines der Stockbetten in Zimmer S. abgebaut. Dazwischen will W. noch informieren, dass sie mit ihrer SWin gesprochen habe und für diese die Wohnung in Ordnung gehe - bitte spä-ter und auf Kollegin N. ab 10.15 Uhr verwiesen. Da werde sie wohl nicht da sein, weil spazieren. Dazwischen auch O., die vor ihrer Türe wischt und auf Türstock aufmerksam macht, der ein paar Kratzer hat usw. jaja. CW

10.00: Bruder J. kommt und holt WK-Schlüssel (auf Deutsch). Eineinhalb Stunden noch Zeit. CW

10.10: D. kommt in die SCHU und sie sagt, dass sie die Unterlagen bei der Neuen Heimat abgege-ben habe und dort wurden Kopien gemacht. Sie werde Anruf erhalten, sobald etwas frei wird. Sehr gut. Dazwischen geht M. zu B. auf Besuch. CW

10.10: Anruf bei Koll. M. (Caritas) bzgl. S. (war am 21.10.2014 bei ihnen wg. Unterstützung Kaution für eine Wohnung - wird nicht finanziert, ansons-ten keine Anfragen von ihm bzw. UFO) und Farn.

S. (am 17.9.2014 war D. dort und € 100,- Hofer-GS und € 150,- aus Philips-Fonds erhalten; spä-ter dann Kontakt mit F. bei L. - Rechtsberatung und mehrere Optionen; lt. Fr. D. - Netzwerk OÖGKK - geht Mitversicherung nicht, da nur Titel für vier Monate, sechs Monate ist Minimum usw. usf. da-her wahrscheinlich der Entschluss für Asyl, wie er bei mir sagte). Info von ihm, dass angeblich G. („Freund“ von K.) verstorben ist. In ein Messer ge-laufen?? Trattenbacher Feitl ist ihm bekannt!! CK

10.10: Bei Hergehen treffe ich W., die sich soeben mit L. auf den Weg macht. Sie will heute noch ein-mal bei der GWG vorsprechen und dort klar ma-chen, dass sie sich selbst entscheiden kann für eine eigene Wohnung. Weder die SWin noch das Jugendamt haben diesbezüglich mitzureden. Sie erwähnt den Autounfall. Meine, dass sie momen-tan fast ausschließlich bei H. wohne und das be-streitet sie in keiner Weise. Seine (Ex-)Frau wohne auch dort und sie könne nicht bei ihm einziehen, weil es da ein Wohnrecht auf Seiten der Frau gebe oder so... Von der Physiotherapie von L. spricht sie erneut sehr positiv und L. ist anscheinend ein ziemlich schlaues Kerlchen (zieht das Spielzeug zu sich heran, da er es krabbelnd noch nicht er-reichen kann). B. redet von einer Spielgruppe und ich meine, dass K. da ihre Fühler weiter ausge-streckt habe. Sie soll mit ihr darüber sprechen. Mit der BWHin war der Termin solala. Sie findet es eigenartig und sie ist fast ein wenig aufgebracht, dass sie bei dem Termin fast nur über L. gespro-chen haben, wo doch die BWHin für sie da sein sollte. NW

Ein weiter Sprung vorwärts und mitten in den Tag hinein.

12.30: Mit H. in den Garten und er zeigt die Sträu-cher etc. Dazu, dass er wahrscheinlich auch am Dienstag in der Wiener 311 sein wird - viel Male-rei. Dann ins Zi. 107A und der Lichtschalter ist ka-putt, daher gleich noch Anruf bei Koll. G. und er wird am Montag kommen. Anschließend Scha-densmeldung und Anforderungsschein erstellt und gefaxt. CK

12.50: I. ruft an und fragt nach Post - es ist nichts mehr für sie gekommen. Es geht ihr soweit gut in der neuen Whg., sie hat immer noch viel zu tun. Schönes Wochenende! NW

13.20: Im Bio-Müll zum wiederholten Mal Plastik-sackerl gefunden, die zudem mit teilweise Rest-müll gefüllt waren. Vielleicht können wir bei der Verteilung der Putzwochen-Aufgaben nochmals auf die richtige Müllentsorgung hinweisen. Auf der Treppe zu Haus 50 sitzen zwei SCHU-fremde Ju-gendliche. NW

13.30: RR von Kollin L. (PSWB) und kurz bzgl. G. - Antrag AMS gestellt, noch keine Antwort über Tagsatz, keine BMS bisher, da Entlassungsgeld, am Montag ist erst Termin bei seiner BWHin (R.), dann am Dienstag bei mir wg. Wartezeit auf Woh-nung. Er ist sauber, ordentlich und unauffällig. Danke. CK

14.00: Werkstatt versperrt. Rundgang um‘s Haus mit A. Dabei ein paar wenige Fotos gemacht (u.a.

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auch vom aufblasbaren Schneemann gegenüber, was den Unmut der Nachbarin erregt hat, soweit ich das mitbekommen habe) und Häufchen von K. beim Sandkasten entfernt. Ein bisschen mit B. geplaudert über den Besuch ihrer Kinder (sie kocht Hühnchen mit Kartoffel und Reis für sie), über den Herbst/Winter, ... Sie fragt wegen einem KS und ich meine, es wird wahrscheinlich schon einen ge-ben für sie. Sie soll bitte nächste Woche nochmal danach fragen. NW

Schön langsam nähert sich das Dienstende, dank eines weiteren Zeitsprunges.

16.30: M. fragt nach dem WK-Schlüssel, den D. noch hat. Leihe C. eine Zange, um den Kinderwa-gen zu reparieren und gehe mit ihr in Richtung A., als uns diese mit dem Schlüssel in der Hand ent-gegen kommt. Sie wird noch ihre Sachen aus dem Keller holen und ihn dann an C. weitergeben. Kurz darauf bringt C. die Zange retour. NW

16.35: W. ruft aus der BIM an und ist wieder un-zufrieden mit ihrem Besuch bei der GWG. Ihre SWin solle angeblich mit ihr hinkommen und dann reden sie weiter. Ja, die SWin ist insofern von Be-deutung, als sie genau sagen kann, wie viel Geld zur Verfügung steht für eine Wohnung. Sie fragt, ob der Montagstermin anstrengend wird und sie sich fürchten muss. Sage ihr, dass er länger als eine Stunde dauern kann, aber den Termin beim PSD um 11.30 kann sie sicher einhalten. Sie soll einfach den Montag auf sich zukommen lassen - wir werden sehen, wie der Termin verläuft. Sie wirkt zufrieden mit den Antworten und verabschiedet

sich. NW

17.15: R. kommt ins Büro und wir machen zusam-men Hausaufgaben in Deutsch. Sie braucht nur wenig Unterstützung. NW

17.45: In fast letzter Sekunde: M. kauft WM und fragt nach dem WK-Schlüssel. Der sollte am WE an der Pinnwand hängen. D. kommt, um ihr wö-chentliches Geld abzuholen. Auch hier: Ausnahms-weise noch um diese Zeit und nächsten Freitag bitte früher. NW

17.50: WK-Schlüssel 48 an Pinnwand gehängt, 50 sollte bei M. sein. NW

In der NOWA wird der fünfte Dokumentationstag ebenfalls sehr motiviert begangen.

Tagdienst (Auszug):> Überblick verschaffen> Post der Klienten sortieren> Essensspende entgegennehmen> Telefonat mit dem AMS wegen einer Bezugsabklärung> Telefonische Anfragen bezüglich Nowa- Nächtigungen klären> Vernetzungsgespräche mit weiteren Linzer Obdachloseneinrichtungen bezüglich einer Wohnungslosenunterstützung> Dienstübergabe> Beratung von Klienten> Auszahlung der Mindestsicherung an beziehende Bewohner

Herr H: Heute ist seine letzte Nacht in der NOWA, keine weitere Aufnahme!

Herr E: Wenn seine Schwester kommt um das Bett zu bezahlen, soll sie auch berichten, wie es mit der Wohnungssuche aussieht! Wenn es Unklar-heiten gibt, dann kann sie am Dienstag Abend zwischen 18:00 und 20:00 zu mir kommen. Ohne Bezahlung keine weitere Aufnahme.

die „schwester“ kommt um einen monat im vor-aus zu bezahlen, und bittet, falls hr. e. selber zah-len kommt das geld für sie zurückzulegen. die woh-nungssuche scheint bisher erfolglos gewesen zu sein. den termin am dienstagabend kann sie lei-der nicht wahrnehmen, wird aber versuchen am

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freitagabend zu hr. reiter zu kommen. to

Herr T: SW wurde informiert, dass es bis Ende des Monats ein Bemühen um eine andere Wohnmöglichkeit geben muss.

Herr R: Es wurde heute eine Promillegrenze disku-tiert. Hr. R. findet einen Promillewert von über 3,8 noch immer sehr lustig. Wobei dies ja sehr wohl gefährlich werden kann, noch dazu wenn er nach der Kontrolle noch etliche Male das Haus verlässt. Diskutiert wurde zwischen 1 und 2 Promille (even-tuell 1,5). Er muss auf jeden Fall am Montag in der Früh zum Ernst kommen - bitte ausrichten, danke.

hr. r. erscheint um 21.50h und erbläst 3,9‰. das haus konnte er nach der kontrolle nicht mehr ver-lassen, er zog es vor sich zu übergeben. eine ‰-grenze erscheint dringendst angeraten! wir werden ihn morgen nur unter 2‰ einlassen. mor-gens an seinen termin erinnert und auf die heu-tige ‰-grenze aufmerksam gemacht. to

Herr E: Hat kein Geld mehr bei uns - daher kön-nen wir die Nächte nicht begleichen. Diese muss er dann wohl selber zahlen.

Herr W: War heute kurz hier wegen des Meldezet-tels, aber er hatte keine Zeit für ein Gespräch. An-geblich hat er einen Kurs. Es wurde vereinbart, dass er fix am Dienstagabend zum Ernst kommen muss, sonst kann er nicht hier schlafen.Dienstag-Termin ausgerichtet. FC

Herr S: falls er seine Mailbox nicht abgehört hat: Mietangebot wird nicht unterstützt, die Kaution ist zu hoch, dafür müsste er vorher eine stabile Ar-beitsphase vorweisen.

Herr P: anruf von frau dr. baumgartner bezügl hr. p.: hrn. p. sollte unbedingt bei der nächsten aus-zahlung der termin am 26. 11. 2014 um 9h beim bezirksgericht linz mitgeteilt werden, da er, wenn er zu diesem nicht erscheint, kein geld mehr be-kommt. die OBSTler und frau dr. baumgartner wür-den ihn begleiten.

Herr B: hr. b. erbläst 3,6 promille und braucht auch wieder eine mietrückzahlung ...

Herr N: hr. n. gibt an, eineinhalb wochen im wjkh und dann 3 tage im ukh gewesen zu sein. ist mit k5 in kontakt wegen einer übergangswohnung.

Herr M: kam nicht weg, für eine nacht aufgenommen.

Herr E: Hr. E. dürfte Hrn. S. bewusst provozieren wegen der Anzeige bei der Polizei.Haben beide verwarnt, wobei ich eher bei Hrn. E. die Konse-quenzen setzen würde.

Herr U: Hr. U. beschwert sich über Hrn. B., weil er Angst hat, dass er ihn umbringt, das geht schon seit einer Woche so. Ich habe den Eindruck, dass Hr. B. etwas unrund ist, seit er von der Befristung weiß.wollten noch mit hrn. b. reden, war aber nicht zu erwischen.

Rundgang ÖBV:19.00h: nix21.05h: nix23.25h: nix00.30h: nix01.30h: nix04.00h: nix05.05h: nix

Bei OBST beginnt der Tag gemächlich und philosophisch.

Freitag 14. November 2014 , 07.30 Uhr - an den Verkehr am Autobahnzubringer Westbrücke habe ich mich bereits gewöhnt, auch wenn ich nur sel-ten mit dem Auto in die Arbeit nach Linz fahre. Ich stehe an der Ecke und warte auf eine günstige Ge-legenheit die drei Fahrstreifen der Waldeggstraße zu überqueren - keine Chance. Ich stelle den Mo-tor ab, drehe mir eine Zigarette, zünde sie an und nehme einen Schluck Kaffee aus meiner Thermosflasche.

Mit Blick auf die Waldeggstraße mit ihren abriss-bescheideten Wohnhäusern und deren verschla-genen Fenstern und Türen denke ich an das OBST-Klientel: „Paradox irgendwie - 1000ende Quadratmeter an trockenem und windgeschütz-tem Raum, ehemals Wohnraum, mitten in Linz und trotzdem Menschen, die zumeist von ihren psychi-schen Zuständen abgehalten werden, sich ein war-mes Zimmer in der NOWA mit anderen zu teilen. Wir werden darüber reden, denn heute haben wir Klausur in der „Insel“, dem Schulungsraum unse-res Vereins.

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Es ist kurz vor 8.00 Uhr; x-mal um den Block ge-fahren und kein Parkplatz in Sicht. Ich rufe mei-nen Chef Didi an, um zu fragen, ob ich in der „Ka-serne“ parken darf - geht in Ordnung. Bei meiner Ankunft winken Thomas und Didi bereits aus dem Fenster des obersten Stockwerkes. Im Lift den entsprechenden Knopf gedrückt, die Tür öffnet sich und ich steige aus, gehe am Gang nach links und läute bei der letzten Türe, eine junge Frau öff-net, ihren Hund eng an der Leine, ein Mann reißt von hinten die Türe auf und geht auf mich zu. Schreiend fragt dieser mich, was ich will. „Sorry, habe mich im Stockwerk geirrt ...!“ antworte ich der bereits wieder zugeknallten Türe. Weiter oben angekommen stehen die KollegInnen von OBST und der MOWO bereits am Gang. Es wird mir ein Kaffee angeboten, ich stelle mich gleich auch noch beim Team der MOWO vor, schließlich bin ich ja neu im Verein.

Anschließend besprechen Carmen, Thomas, Didi und ich noch kurz die Tagesordnung für unsere OBST-Klausur. Der GF Ernst Achleitner und Chris-tian Gaiseder stoßen auch bald zu uns - wir star-ten beim gemeinsamen Frühstück. Nebst einigen Anliegen unsererseits, werden auch die psychisch getriebenen - non compliant lautet das Fachwort - KlientInnen besprochen und Angebote für diese Zielgruppe diskutiert. Auch wenn es erst meine zweite Woche bei OBST ist, merke ich, dass hier ein entsprechend niederschwelliges Angebot not-wendig und sinnvoll sein wird. Und ausgemacht: Wir werden die Szene dementsprechend weiter beobachten und im kommenden Jahr konkrete Ideen ausarbeiten.

Die Klausur ist zu Ende, ich fahre ins Büro, um auf meiner Einschulungsliste noch einige Punkte ab-zuarbeiten, mir Termine mit anderen Einrichtungs-leitern auszumachen und mich zu orientieren. Und damit, und der Freude auf die nächste Woche, geht der Arbeitstag für mich zu Ende.Alexander Huber

TAGOTAGO geschlossen.

ABSABS geschlossen.

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Fundraising. Projekte mit Zukunft, aber ohne Ende ...von Siegrid Haslberger

Literaturbezogen wird „Projekt“ u. a. dahingehend definiert, dass es zeitlich befristet ist und ein spe-zielles Projektmanagement erfordert. Definitiv, jedes Projekt beginnt irgendwann ein-mal. Aber haben alle Projekte ein Ende? Projekte wie etwa „Bekämpfung von Armut und Wohnungs-losigkeit“ - ist deren Ende vorhersehbar?Um das Vertrauen aller Unterstützungswilligen zu gewinnen und somit Spenden zu erhalten, müs-sen unsere Projekte derart konzipiert sein, dass sie nachhaltig, also langfristig wirksam sind und somit gar kein Ende haben können.Die Wirtschaft SOLL kontinuierlich WACHSEN - die soziale Armut WÄCHST STETIG!Soweit, so schlecht, sollte man meinen, wenn es darum geht, dass die inhaltliche Problematik nicht von heute auf morgen eliminiert werden kann. Soweit so gut, wenn es darum geht, euch nun un-sere Projekte vorzustellen und allen Theorien den Rücken zu kehren:

FROstschutz läuft nun bereits im vierten Jahr und die FROstschutzsuppe erfreut sich bei den treuen Linzer Gastronomen und deren Gästen nach wie vor großer Beliebtheit.Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ansfeld-ner Bürgermeisters haben Suppe gekocht und

UNTERSTÜTZUNGbeim gemeinsamen „Suppenessen gegen sozi-ale Kälte“ einen beträchtlichen Betrag für dieses Projekt gesammelt - eine schöne gemeinschafts-fördernde Aktion!Die Einnahmen aus dem Projekt werden für die Anschaffung überlebensnotwendiger Dinge sowie für Hilfeleistungen beim Einzug in eine neue Wohnform verwendet.

Das Projekt „Einmal noch das Meer sehen“ kann auch kein Ende aufweisen. Jedes Jahr haben die Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit, ei-nen Anteil der Kosten aus Spenden u. a. von dem zukunftsweisenden Unternehmen X-NET services, erstattet zu bekommen. Ja, einen Anteil, denn sie müssen auch erkennen, dass für den Urlaub ge-spart werden muss - ebenso wie wir alle!

Das Projekt „Nur an Euro“ findet von Beginn an begeisterten Zuspruch und ein Ende ist auch nicht in Sicht! Wirklich größte Begeisterung und Anerkennung löste bei mir die DONATION-KICK OFF-VERANSTAL-TUNG der Youngsters der 3Ha im Rahmen des HOK-Unterrichts an der HLW Auhof aus. Unter der Obhut von Frau Prof. Kordula Gaiseder haben sie alles genauso umgesetzt, wie es angedacht war. Der Inhalt der Spendenbox wurde geprüft, ob es auch wirklich nur 1-Euro-Münzen sind. Die 2-Euro-Münzen haben sie noch an Ort und Stelle umge-wechselt. Jeder einzelne Euro ist für uns wertvoll und vor allem sind es der Good-Will und der mo-tivierte Einsatz junger Menschen, die an oberster Stelle stehen - großartig:„Am 18. 12. 2014 erfolgte in Anwesenheit unse-

rer prov. Leiterin Mag. Ulrike Weberndorfer die Übergabe der Spendenbox an die Fundraising-Ver-antwortliche des B37 Siegrid Haslberger. Anschlie-ßend erhielten wir interessante Informationen über die Aufgabenfelder des Sozialvereins und die Ver-wendung unserer Spende, denn wir wollen be-wusst soziale Maßnahmen für hilfsbedürftige Men-schen in unserer Gesellschaft unterstützen (3Ha).“Das Architekturbüro ZGP zögerte auch nicht lange, um dieses Projekt erfolgreich bekannt zu machen – super – danke!

Und finally, gibt es dann noch das Projekt „Freude durch Farbe“:„Man sollte entweder ein Kunstwerk sein, oder ei-nes tragen“, sagte schon Oscar Wilde in seinen Sätzen und Lehren für die Jugend.Das B37-Projekt geht noch einen Schritt weiter als der irische Schriftsteller - es fügt hinzu: „… oder eines erschaffen!“Unsere Bewohnerinnen und Bewohner verloren nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihren Selbst-wert und ihr Selbstvertrauen. Kreativität ist im Rahmen dieser Arbeit viel mehr als ein Mittel zum Zweck - sie ist eine unverzichtbare therapeutische Maßnahme. Die B37-Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter sowie die engagierten Praktikantinnen des Freiwilligen Sozialen Jahres fordern und fördern verborgene Talente, um Originelles und Neues zu kreieren.In kultureller Hinsicht möchte ich das soziale En-gagement der LINZ AG dankend erwähnen. Wir durften die erlebnisreiche Tutanchamun-Ausstel-lung besuchen und bestaunen.Persönlich beeindruckt mich auch der Trend des

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Love Sharings. Cose Cosi lädt die Hilfsbedürfti-gen monatlich zum köstlichen Pizza-Essen ein – wirklich vorbildlich, wie Chef Mathias Gutes TUT: „Gerne lade ich euch ein – es ist eine Bereiche-rung für die Menschen, dass man einfach Gutes tut ;-)“Apropos Essen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der unabhängigen oberösterrei-chischen Regionalbank, beim Naturkostladen in der Domgasse und beim Team Tante Fanny für die kulinarischen Köstlichkeiten bedanken.

Und absolut kein Ende findet auch die jährliche Kisten-Grillerei des Meisters Martin und seinem Team sowie der engagierten Damen rund um Ka-rin. Für die Sau-Spende bedanken wir uns recht herzlich bei unserem bayrischen Freund Bachl Hans - nicht nur seinem Hund schmeckte es ...

Das Wetter war an diesem Tag super, aber wie soll es anders sein, die Flohmarktaktion des bcl wurde nicht nur mit Regen überschüttet, sondern auch wieder mit Fun und Money! Danke den fe-schen Herren aus der Wirtschaft!Und last but not least danke ich den Initiatorin-nen Astrid und Gabi des Flohmarktprojektes BFI Cubus, den Schülerinnen und Schülern des Ram-sauer-Gymnasiums für die Erlöse aus dem Keks-Verkauf, Frau Monika Fruth-Jonas von Innovative Cosmetics sowie den privaten Förderern, die mit ihrem engagierten Einsatz das Leben der B37-Menschen wieder lebenswert machen!

Ein nachhaltiges Danke-ohne-Ende sende ich auf diesem Wege all unseren Freunden!

SO 2194

Unser Spenden-Konto:Hypo OÖIBAN: AT18 5400 0001 0492 3008BIC: OBLAAT2L

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Schulen

BG/BRG RamsauerstraßeRamsauerstraße 94, 4020 Linz/Donau(www.bg-rams.ac.at)

HLW Linz-AuhofKlasse 3HaAubrunnerweg 4, 4040 Linz/Urfahr(www.hlwauhof.at)

HTL1Bau und DesignGoethestraße 17, 4020 Linz/Donau(www.htl1.at)

Projekt „FROstschutzsuppe“(http://fro.at/article.php?id=7011)Unterstützende Gastronomiebetriebe

Alte MetzgereiHerrenstraße 5, 4020 Linz/Donau(www.altemetzgerei.at)

COOKKlammstraße 1, 4020 Linz/Donau(www.cook.co.at)

die donauwirtinnenWebergasse 2, 4040 Linz/Urfahr(www.diedonauwirtinnen.at)

Essig sNiederreithstraße 35b, 4020 Linz/Donau(www.essigs.at)

Gasthaus Alte WeltHauptplatz 4, 4020 Linz/Donau(www.altewelt.at)

Gasthaus „Zur Eisernen Hand“Eisenhandstraße 43, 4020 Linz/Donau(www.gasthaus-eisernehand.at)

Gelbes KrokodilOK Platz 1, 4020 Linz/Donau(www.krokodil.at)

PolizeisportbuffetDerfflingerstraße 5, 4020 Linz/Donau(http://www.polizeisportbuffet.at)

SpiraliGraben 32b, 4020 Linz/Donau(www.spirali.at)

U.HOFLandstraße 31, 4020 Linz/Donau(u-hof.at)

Wirt am GrabenGraben 24, 4020 Linz/Donau(www.wirtamgraben.at)

WIR DANKEN ÜBERDIES

COSE COSI - KUHle KUHchlOK-Platz 1, 4020 Linz(http://www.cosecosi.at)

Kijani | Cafe . Restaurant . BarGraben 27, 4020 Linz/Donau(www.kijani.at)

Heartgarden BioladenElke WiesenbergerDomgasse 10, 4020 Linz/Donau

Restaurant OrpheusDametzstraße 23, 4020 Linz/Donau(orpheus-linz.eu)

beraterinnen2Multichannel WerbeagenturSchillerstraße 174020 Linz /Donau

Jahresbericht 2014 des Sozialvereins B37. Herausgeber, Medieninhaber, für den Inhalt verantwortlich:

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