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Engagiert zum Ziel Otto Benecke Stiftung e.V. Stipendiaten des Akademikerprogramms der Otto Benecke Stiftung e.V. berichten von ihrem beruflichen Neuanfang in Deutschland

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Engagiert zum Ziel

Otto Benecke Stiftung e.V.

Stipendiaten des Akademikerprogramms

der Otto Benecke Stiftung e.V. berichten von

ihrem beruflichen Neuanfang in Deutschland

Impressum

Präsident: Dr. Lothar Theodor LemperGeschäftsführer: Hartwig MöbesLeiterin des Akademikerprogramms: Dagmar Maur

Otto Benecke Stiftung e.V.Kennedyallee 105 - 107 · 53175 BonnTel.: 0228 / 81 63 - 0 · Fax: 0228 / 81 63 - 200eMail: [email protected] · www.obs-ev.de

Redaktion: Ursula Porwol

Veröffentlichung Nr. 114/03

Das dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert (Förderungskennzeichen: F0073.03). Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt beim Autor.

Das Akademikerprogramm arbeitet im Auftrag und mit Mittelndes Bundesministeriums für Bildung und ForschungOtto Benecke Stiftung e.V.

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Inhaltsverzeichnis

#3 Vorwort

Grußworte

#5 Edelgard BulmahnBundesministerin für Bildung und Forschung

#6 Jochen Welt, MdBBeauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheitenin Deutschland

#7 Paul SpiegelPräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Die Absolventen

#8 Ich bin gekommen, um in einer freien Welt zu lebenAndrej Beljakov, geboren 1954, Ingenieur für Rundfunktechnik

#10 Tor für die berufliche Zukunft geöffnetVeronika Bering, geboren 1969, Juristin

#12 Die Herausforderung gefällt mirLilia Borisova, geboren 1958, Ingenieurin und Lehrerin

#14 Der erste Lichtstrahl kam schnellMaria Boschenkov, geboren 1949, Ärztin

#16 Meine Wünsche sind in Erfüllung gegangenTatjana Burgardt, geboren 1950, Elektroingenieurin

#18 Dem Leben eine neue Perspektive gebenLazar Cherkes, geboren 1960, Mathematik- und Physiklehrer

#20 Hoffnungsvoll nach DeutschlandPavel Choufrine, geboren 1959, Maschinenbauingenieur

#22 Korrigierte PrognosenStella Chtcherbatova, geboren 1965, Psychologin

#24 Sprung ins WildwasserLiviu – Dumitru Craciun, geboren 1961, Elektroingenieur

#26 Mein Weg zum BerufGeorg Gebel, geboren 1957,Lehrer

#28 Als Frau muss man doppelt so gut seinLjuba Grebe, geboren 1957, Ingenieurin für Fernmeldewesen

#30 Peu à peu normalisiert sich das LebenDr. Dr. Olga Grichina, geboren 1961, Ärztin

#32 Hoffnungen, Wünsche und RealitätDr. Natalia Hefele, geboren 1967, Historikerin

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Otto Benecke Stiftung e.V.

#34 Qualifikationen und Fähigkeitenunter Beweis gestelltDr. Ludmilla Jäger, geboren 1958, Agrarwissenschaftlerin

#36 Das Land unserer TräumeIrma Klinkspon, geboren 1957, Juristin

#38 Nach einer Durststrecke erfolgreich Roman Lisovets, geboren 1967, Arzt

#40 Ich entdeckte eine neue Welt Katherine Magaeva, geboren 1971,Wirtschaftsingenieurin

#42 Ich bin so wie früher: optimistisch!Irina Miller, geboren 1966, Schauspielerin und Regisseurin

#44 Zuversicht und TatkraftIrina Müller, geboren 1960, Lehrerin

#46 Die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Arbeit war entscheidendDr. Evgueni Oskotski, geboren 1957, Chemiker

#48 Neue Wege zum ZielViktor Rapp, geboren 1949, Sportlehrer und Trainer für Radsport

#50 Zu alt zählt nichtYakiw Sankin, geboren 1951, Ingenieur für technische Physik

#52 Von A bis Z war alles neuElena Schall, geboren 1963, Elektroingenieurin

#54 Selbstbewusstsein zurückgewonnenIrene Schmidt, geboren 1963, Betriebswirtin

#56 Stiller Kampf um berufliche ZukunftDr. Rudolf Span, geboren 1970, Tierarzt

#58 Was will ich?Anatoli Tschesnokow, geboren 1955, Ingenieur für Automatik und Telemechanik

#60 Neue Ziele werden gesteckt...Andreas Unruh, geboren 1960, Tierarzt

#62 In der Beratung mögliche Wege erarbeitetAlexander Wingert, geboren 1954, Chemiker und Ökonom

Anhang

#64 Das Akademikerprogramm: Angebote und Kooperationspartner

#66 Die Otto Benecke Stiftung e.V.

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Menschen kommen zu uns nachDeutschland, wollen hier leben, arbei-ten und sich zu Hause fühlen. DerSchlüssel zur ganzheitlichen Integra-tion ist die berufliche Eingliederung. Das Akademikerprogramm der OttoBenecke Stiftung e.V. hilft seit über 17Jahren Zuwanderern (Spätaussiedlernund jüdischen Emigranten) im Auftragdes Bundesministeriums für Bildungund Forschung bei ihrem Berufsein-stieg. Diese Menschen bringen einenHochschulabschluss aus ihren Her-kunftsländern mit, meist auch umfas-sende Berufserfahrung, und sie verbin-det ein Ziel: möglichst schnell wiederihren Fähigkeiten entsprechend arbei-ten zu können.

Als wir uns mit der Bitte an unsereAbsolventinnen und Absolventenwandten, uns einen kurzen, persön-lichen Text über ihr Leben und ihreberufliche Eingliederung zu schreiben,haben wir gewusst, dass unsere Ehe-maligen unsere kleine Publikationunterstützen. Angenehm überraschtwaren wir über derartig authentischeund sehr persönliche Texte, die sowohl

positive Erlebnisse und Erfahrungen,aber auch Stolpersteine in Deutsch-land benennen. Darüber freuen wiruns sehr.

Wie unterschiedlich dieser Weg zumArbeitsmarkt aussehen kann, zeigendie folgenden Geschichten zugewan-derter Menschen, die eine berufsbil-dende Maßnahme des Akademiker-programms absolvierten und damitden Grundstein legten für ihre erfolg-reiche Eingliederung.

Sie gewähren uns sehr persönliche Ein-blicke in ihr Leben: Welche Hoffnun-gen und Ängste begleiteten die Einrei-se? Wie erlebten sie die erste Zeit inDeutschland? Wie war es, wieder aufeiner (Hoch-)Schulbank Platz zu neh-men?

Das Akademikerprogramm förderteseit seinem Bestehen weit über 15.000Menschen, in dieser Publikation mus-sten wir – leider – eine Auswahl tref-fen. Wir haben versucht, einen Quer-schnitt der Absolventinnen und Absol-venten darzustellen, die an unseren

Maßnahmen teilnahmen. Deshalb sindSpätaussiedler in unserer Broschüreetwas stärker vertreten als Konting-entflüchtlinge, für die unser Pro-gramm erst 1996 geöffnet wurde.Demnächst werden auch Asylberech-tigte zu unseren Absolventen gehö-ren. Diese Personengruppe kann seit2003 an den Angeboten des Akade-mikerprogramms teilnehmen.

Nahezu ausgeglichen in dieser Bro-schüre ist das Verhältnis Männer zuFrauen, dies ist ein realistisches Abbildder Zusammensetzung unserer berufs-bildenden Angebote.

Den Texten war eines gemein: Injedem Einzelbericht dankten die Ehe-maligen der Otto Benecke Stiftunge.V. – oftmals mehrfach – für die Chan-ce, ihre mitgebrachten Kenntnisseerweitern und ergänzen zu können.Diese Zeilen haben wir bewusst ausvielen Berichten herausgenommen,um Doppelungen zu vermeiden Wirmöchten diese Äußerungen aberzumindest nicht unerwähnt lassen,weil wir wissen, dass der Dank ernst

Vorwort

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Otto Benecke Stiftung e.V.

gemeint und sehr wichtig ist für dieMenschen, die ihre erste Unterstüt-zung in Deutschland nicht vergessen.

Dieses Lob möchten wir gerne weiter-reichen und teilen mit allen, die mit-helfen, diese berufsbildenden Ange-bote zu realisieren: Der Dank gilt unse-ren Kooperationspartnern und natür-

lich dem Bundesministerium für Bil-dung und Forschung, das diese beruf-lichen Integrationsmaßnahmen erstmöglich macht.

Herzlichen Dank allen unseren Auto-rinnen und Autoren, die ihren Lebens-und Integrationsweg einer Öffentlich-keit vorstellen und damit einen Teil

dazu beitragen, Zuwanderer nicht alsgesichtslose Menge zu begreifen, sondern als Menschen mit all ihrenunterschiedlichen Bedürfnissen, Wün-schen, Hoffnungen, Ängsten und Zie-len – und damit auch den nachfolgen-den Zuwanderergenerationen Mutmachen, engagiert zum Ziel zu kom-men.

Dr. Lothar Theodor Lemper

Präsident der Otto Benecke Stiftung e.V.

Dagmar Maur

Leiterin des Akademikerprogrammsder Otto Benecke Stiftung e.V.

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Edelgard Bulmahn

Bundesministerin für Bildung und Forschung

Der Wechsel in eine andere Spracheund Kultur ist mit dem Risiko verbun-den, dass wichtige berufliche und sozi-ale Kompetenzen verloren gehen.Gestern noch als wichtig anerkanntund hoch geschätzt, scheinen Kennt-nisse und Erfahrungen heute in frem-der Umgebung nichts mehr wert zusein.

Hier setzt das Akademikerprogrammder Otto Benecke Stiftung e.V. an. DasErlernen der Fachsprache ist der erstewichtige Schritt in die berufliche Inte-gration, fachliche Weiterqualifikationin Hochschule und Praktikum stelltden zweiten Schritt dar.

Die Wirkung dieser Maßnahmen kannman in Zahlen und Statistiken be-schreiben. Aber viel eindrucksvollersind die Schilderungen der erfolgrei-chen Teilnehmerinnen und Teilnehmerselbst. In einem Land, in dem vielfälti-ge Sozialleistungen wie selbstver-ständlich in Anspruch genommen wer-den, ist die in den Beiträgen desBerichts zum Ausdruck kommende

Dankbarkeit für die Förderung fastüberraschend, auf jeden Fall erfreulichund motivierend.

Einige Berichte lassen erkennen, dassdie berufliche Integration und Akzep-tanz auch für die soziale Eingliede-rung der Familienangehörigen wichtigist. Die Wirkung der Maßnahmen gehtdamit über die unmittelbar Betroffe-nen hinaus. Dies ist gerade für die Kin-der und Jugendlichen von Bedeutung,die sich in der ungewohnten Umge-bung ebenfalls neu orientieren müs-sen und so erfahren, welch großeBedeutung eine gute Ausbildung hat.

Man darf das Akademikerprogrammaber nicht nur unter dem Aspektbetrachten, dass damit Geld „für einenguten Zweck“ eingesetzt wird. DieGesellschaft gewinnt auch viel durchdie Integration: Engagierte, hochqua-lifizierte Mitarbeiter für Wirtschaftund Wissenschaft, Mittler zu den Staa-ten und Gesellschaften im Osten undSüdosten Europas und darüber hinaus.

Grußwort

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Ich begrüße diese Publikation über dieberufliche Integration der Spätaus-siedler sehr. In beeindruckender Weisehaben die Teilnehmer des Akademik-erprogramms, das von der Otto Benek-ke Stiftung mit Bundesmitteln durch-geführt wird, ihren vielfach nicht ein-fachen und umso mehr erfolgreichenWeg in unsere Gesellschaft aufge-zeichnet.

Die Berichte der Stipendiaten zeigeneindrucksvoll, wie wichtig das Akade-mikerprogramm ist. Zuwandererhaben vielfach Schwierigkeiten, inihrem erlernten Beruf auf dem deut-schen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zuden Gründen zählen u.a. teilweise gra-vierende Unterschiede in der Ausbil-dung und in den Berufsbildern sowiedas Wirtschafts- und Gesellschaftssy-stem, in dem sie gelebt haben. An diesen Punkten setzt das Akademiker-programm mit seinen Bildungsmaß-nahmen an und hilft Spätaussiedlernund Kontingentflüchtlingen miteinem Hochschulabschluss beim Ein-stieg in einen adäquaten Beruf.

Unsere Wirtschaft benötigt viele Fach-kräfte. Ob Ärzte oder Raketenbauin-genieure; viele Zuwanderer sind hoch-ausgebildete Spezialisten. Das Akade-mikerprogramm hilft, Ausbildungs-unterschiede zu beheben und Lückenzu schließen. Es trägt damit maßgeb-lich zur Integration der Akademikerbei, die in einem ihrem Ausbildungsni-veau entsprechenden Berufsfeld arbei-ten sollen und wollen.

Gleichzeitig hilft es, den eklatantenFachkräftemangel in unserer Wirt-schaft zu beseitigen.

Die Berichte der Stipendiaten sollenauch denjenigen Spätaussiedlern undKontingentflüchtlingen mit Hoch-schulabschluss Mut machen und An-sporn sein für jene, die noch zu unskommen. Beweisen sie doch, dass manin Deutschland beruflich Fuß fassenkann. Die Integration ist erst mit derberuflichen Eingliederung vollendet.In diesem Sinne wünsche ich dem Aka-demikerprogramm und der OttoBenecke Stiftung weiterhin viel Erfolg.

Jochen Welt, MdB

Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen undnationale Minderheitenin Deutschland

Grußwort

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Paul Spiegel

Präsident des Zentralrats der Juden inDeutschland

In der vorliegenden Publikation derOtto Benecke Stiftung e.V. berichtenSpätaussiedler und jüdische Konting-entflüchtlinge von ihrem erfolgrei-chen Weg der ganzheitlichen Integra-tion in die deutsche Gesellschaft.

Die exemplarisch skizzierten Lebens-wege der Stipendiaten des Akademik-erprogramms der Otto Benecke Stif-tung verdeutlichen vor allem eines:Erfolgreiche Integration ist möglich,wenn sie fachlich fundiert und miternsthaftem Engagement begleitetwird. Die berufliche Integration ist dieBasis für eine gesellschaftliche, ganz-heitliche Integration und muss damitzentraler Baustein jeder Integrations-förderung sein.

Die Otto Benecke Stiftung bietetZuwanderern, die bereits in ihren Her-kunftsländern einen Hochschulab-schluss erworben haben, seit 1985 mitberufsbildenden Maßnahmen dieChance, einen qualifizierten underfolgreichen Einstieg in den deut-schen Arbeitsmarkt zu finden. Das Pro-gramm wurde 1996 für jüdische Kon-

tingentflüchtlinge geöffnet. DieseIntegrationsbemühungen sind geradefür die jüdischen Zuwanderer wichtig,die trotz oftmals herausragender Aus-bildungsabschlüsse und qualifiziertenBerufserfahrungen überdurchschnitt-lich von Arbeitslosigkeit betroffensind.

Zuwanderung ist eine große Heraus-forderung, zugleich aber auch einegroße Chance für die jüdische Gemein-schaft, aber auch für die nichtjüdischeGesellschaft in Deutschland. Wenn esgelingt, dass Emigranten zum einenihre Identität bewahren und sichgleichzeitig als Staatsbürger inDeutschland aufgehoben und aner-kannt fühlen, dann ist gelungen, wasIntegration im besten Sinne des Wor-tes bedeutet: Die wechselseitige Berei-cherung von aufnehmender Gesell-schaft und Zuwanderern.

In diesem Sinne wünsche ich den Mit-arbeitern sowie den zukünftigen Sti-pendiaten der Otto Benecke Stiftunge.V. eine weiterhin so engagierteArbeit und viel Erfolg für die Zukunft!

Grußwort

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Andrej Beljakov, geboren am 12.4.1954, studierte an der Hochschule für Rundfunktechnik in Taganrog

(Russland), schloss seine Ausbildung 1976 als Ingenieur im Bereich Konstruktionstechnologie für

Rundfunkgeräte ab und arbeitete viele Jahre, zuletzt als leitender Ingenieur, in seinem Beruf.

Im Jahr 1997 kam er nach Deutschland (Spätaussiedler) und arbeitet heute als Entwicklungsingenieur

bei der Firma Autronic Steuer- und Regeltechnik GmbH&Co.KG, Sachsenheim.

Er besuchte die Studienergänzung Mechatronik an der Fachhochschule Merseburg.

Ich bin gekommen,

um in einer freien Welt zu leben

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Als ich nach Deutschland kam, hatteich wenig Hoffnung, wieder als Inge-nieur zu arbeiten. Ein Landsmann, derin einem Konstruktionsbüro arbeitete,riet mir jedoch, es zuerst einmal alsIngenieur zu versuchen. Wenn es nichtklappen sollte, könne ich ja immernoch etwas anderes ausprobieren. Sohabe ich das dann auch gemacht undes hat prima funktioniert. Ich fandnicht nur eine Arbeit als Ingenieur,sondern sogar in meinem Bereich. Icharbeite jetzt als Entwicklungsingeni-eur in einem Labor für elektronischeGeräte. Die Arbeit ist nicht leicht, abersehr interessant.

Ich kenne viele Ingenieure, Techniker,Lehrer und Ärzte aus der ehemaligenUdSSR, die wieder berufstätig seinwollen. Aber sie wissen nicht wie: Siewissen nicht, welche ersten Schritte sietun und welche Bedingungen sie er-füllen müssen. Niemand hat ihnengesagt, wie eine richtige Bewerbungs-mappe aussehen sollte. Wenn solchehochqualifizierten Leute als Geschirr-spüler arbeiten, bedeutet das natür-lich auch einen direkten Verlust für diedeutsche Wirtschaft und Wissenschaft.

Meine erste Zeit in Deutschland warschwer. Alles war neu: Leute, Gesetze,Papiere, Termine. Ich war damals 43Jahre alt und dachte, ich wäre schonziemlich alt und müsste mich hier inkürzester Zeit integrieren, weil essonst zu spät sei. Sofort haben wir unsbei einem Sprachkurs angemeldet.Nach drei Monaten sind wir in eineneue Wohnung umgezogen. Bisher

wohnten wir in einem Wohnheim ineinem Zimmer mit sechs Personen.

Ich bewarb mich beim Akademiker-programm für die StudienergänzungMechatronik und wurde aufgenom-men. Die Bedeutung des Akademiker-programms der Otto Benecke Stiftunge.V. kann für mich und meinen Inte-grationsweg nicht hoch genug einge-schätzt werden. Ich bin 100% sicher,dass ich ohne die StudienergänzungMechatronik keine qualifizierte Arbeitgefunden hätte. Ich war der älteste inunserer Gruppe. Es war manchmalunheimlich schwierig, sich wieder mithöherer Mathematik zu beschäftigen.Meine jungen Kollegen konnten dasbesser. Dafür aber hatte ich großepraktische Erfahrung, die meinen jun-gen Kollegen fehlte. Und ich konnteihnen „mit Fingern“ zeigen, wie eineSchaltung oder ein Gerät funktioniert.So haben wir studiert: die Jungen hal-fen mir, die mathematischen Schwie-rigkeiten zu überwinden, und icherklärte ihnen die Funktionsweise vonelektrischen Bauteilen, Geräten, Ein-richtungen und Anlagen.

Wir hatten während der Studiener-gänzung die Möglichkeit, einen Com-puter-Übungsraum zu nutzen. Ich zumBeispiel wusste damals gar nicht, wieein Computer eingeschaltet oder her-untergefahren wird. Computerkennt-nisse sind für einen deutschen Inge-nieur selbstverständlich. Für uns leidernicht immer. Besonders für die Men-schen, die vor 20 Jahren eine Hoch-schule absolviert haben.

Nach der Studienergänzung war ichsechs Monate auf der Suche nach Ar-beit. Ich verschickte 28 Bewerbungenund hatte fünf Vorstellungsgespräche.

Mein erster Arbeitgeber war eine Leih-firma (Leasing-Firma) für Ingenieure,Konstrukteure und Techniker. Meinerster Auftrag war in Mannheim beider Firma Evo Bus (Gruppe Mercedes-Benz). Dort war ich in einem Konstruk-tionsbüro mit einem Projekt betraut.Nach drei Monaten war das Projekt zuEnde und die Leasing-Firma schicktemich zur Autronic GmbH nach Sach-senheim (Baden Württemberg). Dortarbeitete ich zwei Monate im Labor,als man mir den Vorschlag machte,mich zu übernehmen. Ich wechselteund arbeite dort seit November 2000als Entwicklungsingenieur. Meine Fa-milie wohnt noch in Würzburg. Wennmein Sohn mit der Schule fertig ist,wird die Familie nach Sachsenheimnachkommen. In Sachsenheim habeich jetzt eine kleine Wohnung gemie-tet. Wir führen momentan einen dop-pelten Haushalt. Aber wir behaltendiese Situation noch bei, bis mein Sohndie 13. Klasse des Gymnasiums been-det hat.

Ich bin nach Deutschland gekommenmit dem Wunsch, in der freien Welt zuleben. Das hat sich erfüllt. Ich bin mitder Hoffnung gekommen, dass in die-ser freien Welt meinem Kind alle Mög-lichkeiten offen stehen und es einebessere Zukunft haben wird. Auch die-ser Wunsch wird sich, denke ich, ver-wirklichen.

Ich bin gekommen, um in einer freien Welt zu leben

Erste Erkenntnisse über eine OttoBenecke Stiftung e.V. habe ich schon inBramsche am zweiten Tag meines Auf-enthaltes in der BundesrepublikDeutschland gewinnen können: JederAkademiker wurde verpflichtet, eineBeratungsstelle für Akademiker in derAufenthaltseinrichtung für Spätaus-siedler aufzusuchen. Da vor jeder Mel-destelle ziemlich lange Menschen-schlangen standen, vor der Akademik-erberatungsstelle jedoch niemand seinGlück zu suchen schien, begab ich michzunächst dorthin zur Beratung. Eineauf den ersten Blick chaotisch wirken-de Dame schaute mich kritisch an und

fragte in einem grammatisch einwand-freien Deutsch, mit starkem „ostdeut-schen“ Akzent, den ich damals jedochbesser verstand als Hochdeutsch: „Siesind also Juristin? Die OBS hat sich fürausgesiedelte Juristen was ganz Tollesausgedacht – ein Jurastudium, dasIhnen hier eine juristische Arbeitermöglicht. Meine gute Bekannte ausPolen hat dieses Studium absolviert,jetzt ist sie Rechtsanwältin. Insbeson-dere bei einer Tätigkeit als Rechtsan-wältin würden sie bestimmt guteChancen haben.“ Obwohl ich eineRechtsanwaltstätigkeit nie besondersreizvoll fand, habe ich doch mit großer

Hoffnung und einem guten Gefühl die-ses Zimmer verlassen. Diese Hoffnung,auch hier in Deutschland Jura zu stu-dieren, habe ich in der ersten Zeit mei-ner „Eingliederung“ in die neue Umge-bung gehegt und gepflegt: Die erstenvon mir gekauften Bücher waren dasBGB und das HGB. Trotz meiner damalsnoch relativ dürftigen Kenntnisse derjuristischen Fachsprache verstand ichden Abschnitt „Verjährung“ sofortauch ohne jegliche Hilfe des Wörterbu-ches, was mich ohne Zweifel zum wei-teren Lesen beflügelte. Das Erkundendes Handelsgesetzbuches gestaltetesich schwieriger: verschiedene Gesell-

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Die Juristin Veronika Bering, geboren am 1.11.1969 in Omsk, Russland, studierte an der Omsker Staats-

universität und arbeitete vor ihrer Ausreise als Rechtsabteilungsleiterin der Bezirksverwaltung Omsk.

1993 kam sie nach Deutschland (Spätaussiedlerin). Sie nahm an der Maßnahme des

Akademikerprogramms für ausgesiedelte Juristen teil und arbeitet heute als Dezernentin und

stellvertretende Dezernatsleiterin beim Regierungspräsidium Halle.

Tor für die berufliche

Zukunft geöffnet

schaftsformen waren Neuland. Dieseersten Bücher - obwohl das BGB in deralten Fassung nicht mehr zu gebrau-chen ist - stehen immer noch bei mirauf einem Ehrenplatz im Bücherregal.Unter dem Motto „Ich will auch weiterJura studieren“ fuhr ich zur Informa-tionsveranstaltung der OBS nach Krof-dorf. Wenn ich jetzt zurückblicke, stell-te sich für mich damals zu keiner Zeitdie Frage, was ich hätte tun können,wenn es diese Eingliederungsmaßnah-me nicht gegeben hätte. Ich war auchin meinem Herkunftsland Juristin „mitLeib und Seele“. Was anderes zu tun,wäre für mich möglich, aber kaum vor-stellbar. Jetzt, unter Berücksichtigungvon Referendariatsjahren und derzwischenzeitlich fünfjährigen Berufser-fahrung in zwei Ländern, glaube ich,ich hätte mich in keinem anderenBeruf so wohl fühlen und auch eineinnere Zufriedenheit finden können.Nun war alles in „Sack und Tüten“, dasErgänzungsstudium sollte im April1995 beginnen, da kam eine Überra-schung: die Schwangerschaft. MeinKind sollte im Juli 1995 das Licht derWelt erblicken. „Ob ich es auch mitdem Studium schaffe?“ fragte ichmich. „Du hast keine andere Wahl undkeine Alternative. Ich sehe es doch, wiewichtig dir die Juristerei ist. Wir packendas schon“, sagte mein Mann. Aber daswar noch nicht alles. Die Einladungzum Eignungstest, um zur Eingliede-rungsmaßnahme zugelassen zu wer-den, kam eine Woche vor dem Entbin-dungstermin – da der Maßnahmebe-ginn von April auf Oktober 1995 ver-schoben wurde. Das Schlimmste daranwar aber, dass der Eignungstest am Tag

meiner Entbindung stattfinden sollte.In der Einladung stand schwarz aufweiß, dass die Zulassung zur Maßnah-me nur nach Feststellung der Eignungmöglich sei und ein von dem vorgese-henen Termin ferngebliebener Teilneh-mer nicht berücksichtigt werdenkönne. Mein Mann wurde zu einerLüge gezwungen: er rief unsere Men-torin bei der OBS an und sagte, ichhätte eine Blinddarmentzündung undmüsste operiert werden. Deswegendurfte ich drei Wochen später zum Testnach Bonn fahren, für die Lüge habeich mich dann entschuldigt. Zum Zeit-punkt des Beginns der Maßnahme warmeine „Blinddarmentzündung“ inzwi-schen drei Monate alt. Obwohl es inder Zeit der Eingliederungsmaßnahmeschwierig war, sich neben der Berufungals Mutter auch notwendige Rechts-kenntnisse anzueignen, habe ich es niebereut, doppelter Belastung ausge-setzt gewesen zu sein. Vielmehr warich sehr dankbar, eine Möglichkeit zuerhalten, auf dem schwierigen Feld desdeutschen Rechtssystems Fuß zu fas-sen. Ohne diese Maßnahme, die wieein Repetitorium gestaltet war undabends zusätzliche Vorlesungen undSeminare vorsah, hätte ich niemalsselbstständig ein Studium hinter michbringen und erfolgreich absolvieren,geschweige denn in den juristischenVorbereitungsdienst einsteigen kön-nen. An dieser Stelle möchte ich dieGelegenheit nutzen und allen unserenDozenten herzlich für ihre Geduld undihre Bereitschaft danken, uns auf demberuflichen Weg zu unterstützen. Wiedas zweite Staatsexamen gezeigt hat,war es auch für den Staat keine Geld-

verschwendung: Alle Absolventen derMaßnahme, die den Vorbereitungs-dienst abgeleistet hatten, haben auchdas zweite juristische Staatsexamenerfolgreich abgelegt. Nur zwei Kolle-gen schieden vorzeitig aus, da siebereits eine feste Einstellung gefundenhatten, bei welcher ihre in der Maß-nahme erworbenen Kenntnisse undgewonnen Erfahrungen überzeugenkonnten. Schließlich hat auch dieBundesrepublik durch die Finanzie-rung der Maßnahmen als Zuwen-dungsgeber nicht nur zusätzliche Steu-erzahler gewinnen können, sondernauch Menschen, die sich vollständigintegriert haben und sich nicht abseitsgestellt fühlen. Dieses Gefühl, zugehö-rig zu sein, erwirbt man durch dieberufliche Integration. Diese berufli-che Integration wäre ohne die Unter-stützung der OBS nicht möglich. Ichselbst bin jetzt im Personaldezernatdes Regierungspräsidiums Halle, einerMittelbehörde des Landes Sachsen-Anhalt, als juristische Dezernentin undstellvertretende Dezernatsleiterin tätigund bearbeite momentan Fragen, diedie Rechtmäßigkeit des Einsatzes unddie Arbeitsmotivation sowie -zufrie-denheit der Mitarbeiter dieser Behördewesentlich beeinflussen. In dieser Hin-sicht treffe ich die Entscheidungen infester Überzeugung, dass den Men-schen – in Anbetracht der Initiative,der fachlichen Eignung und des Willens– auch eine Chance gegeben werdenmuss, eigene Potenziale zu zeigen.Diese Chance war für mich das Akade-mikerprogramm der Otto Benecke Stif-tung, das mir das Tor in meine berufli-che Zukunft öffnete.

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Tor für die berufliche Zukunft geöffnet

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Die Maschinenbauingenieurin und Lehrerin Lilia Borisova, geboren am 14.4.1958 in Omsk, Rußland,

studierte an der Polytechnischen Hochschule Omsk und arbeitete anschließend als Ingenieurin und

später als Lehrerin für Technisches Zeichnen, zuletzt als stellvertretende Direktorin an der

Allgemeinbildenden Schule in Anapa.

2000 siedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland über (Spätaussiedlerin). Sie absolvierte die

Studienergänzung Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal und ist heute als

Ingenieurin für Konstruktionsarbeiten bei der MAGWEN GmbH Wenig, Magdeburg, beschäftigt.

Die Herausforderung gefällt mir

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Als die Auswanderung nach Deutsch-land schon feststand, war die Ausreiseauch mit der Angst verbunden, meineberufliche Stellung zu verlieren. Daswar für mich besonders schwer, weilich in Anapa eine sehr gute und zufrie-denstellende Arbeit hatte.

In meinem Bekanntenkreis gab esunterschiedliche Meinungen bezüglichder Chancen, weiter in meinem Berufzu arbeiten. Es wäre vergeudete Zeit,den Versuch zu unternehmen, meineberufliche Existenz entsprechend mei-ner Qualifikation in Deutschland auf-zubauen. Anschließend würde ichdann doch nur eine wenig qualifizier-te Beschäftigung finden, die keinenAbschluss erfordert, hieß es.

Andererseits war ich zum Glück vonden Menschen umgeben, die michunterstützten und Hoffnung gaben.Das waren meine Eltern und Brüder,die mir von der Existenz solcher Pro-jekte erzählten, die mich meinemWunsch, mich beruflich zu verwirk-lichen, näher bringen würden.

Ich informierte mich über das Angebotdes Akademikerprogramms der OttoBenecke Stiftung und meldete michfür den Kurs „Technisches Englisch“ inKöln an. Während meines Aufenthaltsin Köln lernte ich eine deutsche Fraukennen, die mir zur Freundin gewor-den ist. Sie war sehr aufgeschlossenund hilfsbereit, ihr verdanke ich meineintensive Deutschpraxis und ich kannmit Sicherheit behaupten, dass sieeinen entscheidenden Grundstein zu

meiner Integration gelegt hat. Siespornte mich auch zu dem Schritt an,mich bei der Otto Benecke Stiftung füreine Studienergänzung zu bewerben.

Das tat ich und bewarb mich für dieStudienergänzung Maschinenbau, diean der Hochschule Magdeburg-Sten-dal angeboten wurde. Ich durchliefdas Auswahlverfahren erfolgreich undkann heute sagen, dass die OttoBenecke Stiftung großen Einfluss aufmeinen erfolgreichen Werdeganghatte. Die Art und Weise, wie dieKurse, die ich absolvierte, organisiertund koordiniert wurden, war bemer-kenswert.

Die erste Zeit in Deutschland warnatürlich schwer. Aber, wie man soschön sagt, jeder Anfang ist schwer. Sohabe ich mit Schwierigkeiten, die dannauf mich zukamen, gerechnet. Ichhabe eigentlich von Anfang an dieSituation realistisch eingeschätzt undmir keine Illusionen gemacht.

Zur Zeit bin ich bei der Magwen GmbHWenig als Ingenieurin für Konstruk-tionsarbeiten beschäftigt. MeineArbeit bringt mir ausgesprocheneFreude. Denn meine Aufgaben sindinteressant und abwechslungsreich:Dazu gehören der Kontakt zu Men-schen und die Arbeit am PC. Es gefälltmir an meiner Arbeit, dass ich mitjedem Auftrag herausgefordertwerde. Da das Unternehmen vieleindividuelle Aufträge von ausländi-schen Firmen annimmt, werde ichimmer vor neue und interessante Auf-

gaben gestellt. Das gibt mir die Mög-lichkeit, mein Fachwissen auf dieProbe zu stellen und mich mit demumfangreichen Spektrum meinesFaches vertraut machen.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dassich in meinem Beruf auch meine päda-gogischen Kenntnisse einsetzen kann.Der Chef der Firma möchte in derZukunft ein neues Projekt einleiten, sodass dann zu meinen Aufgaben dieLehrlingsbetreuung gehören wird.

Das ist die Perspektive, die meinemWunsch, mich beruflich zu entfalten,vollkommen entspricht.

Die Herausforderung gefällt mir

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Maria Boschenkov, geboren am 14.12.1949 in Lukaschkino, Russland,

studierte Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule in Zelinograd, Kasachstan.

Sie arbeitete als stellvertretende Chefärztin im Kinderkrankenhaus Zelinograd.

Seit 1996 in Deutschland (Spätaussiedlerin), arbeitet sie heute als Kinderärztin in Bonn.

Ihre Anpassungszeit wurde vom Akademikerprogramm der Otto Benecke Stiftung e.V. gefördert.

Der erste Lichtstrahl kam schnell

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Ich bin mit meiner Familie (Ehemannund zwei Kinder, damals 24 und 16Jahre alt) im Oktober 1996 nachDeutschland eingereist, mit sehrschwankenden Hoffnungen, als Ärztinarbeiten zu können. Ich hatte bereitsviele Jahre als Kinderärztin gearbeitetund brachte deshalb umfangreicheBerufserfahrung mit.

Besonders deprimierend waren dieUnmengen von Anträgen und ver-schiedenen Formularen, die wir ausfül-len mussten.

Ich war mir ganz sicher, dass ich alsKinderärztin auch hier arbeiten könn-te, aber von dem mühsamen Wegdorthin hatte ich keine Vorstellung.

Der erste Lichtstrahl kam schon imÜbergangslager für Aussiedler (Unna-Massen). Dort fand der erste Kontaktzur Otto Benecke Stiftung e.V. stattund hier haben mein Sohn, er ist eben-falls Arzt, und ich den ersten Antragbei der Stiftung gestellt.

Die Förderzeit war eine der schönstenZeiten seit unserer Ankunft: zuerst derdreimonatige Fachsprachkurs fürMediziner, dann die 18-monatigeAnpassungszeit in der Klinik.

Die Förderung durch das Akademiker-programm spielte für mein Berufsle-ben die entscheidende Rolle, so habeich den Einstieg in Deutschland ge-schafft.

Zur Zeit bin ich als Kinderärztin ineiner Kinderarztpraxis in Bonn tätig.

Mein Ziel für die nächste Zukunft istklar umrissen: Ich möchte die Facharzt-prüfung ablegen.

Der erste Lichtstrahl kam schnell

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Tatjana Burgardt, geboren am 14.7.1950 in Ziwilsk, Russland, studierte Nachrichten- und

Telekommunikationstechnik an der Elektrotechnischen Hochschule Nowosibirsk, Russland.

In Tscheljabinsk arbeitete sie als Videoschnittingenieurin im Fernsehzentrum.

1996 Ausreise nach Deutschland (Spätaussiedlerin). Heute arbeitet sie als

Digitalisierungsassistentin bei der Westdeutschen Programmentwicklungs GmbH, Köln.

Sie besuchte die Studienergänzung Elektrotechnik.

Meine Wünsche

sind in Erfüllung gegangen

17"

Als wir uns entschieden, nach Deutsch-land auszuwandern, dachten wir inerster Linie an die Zukunft unsererKinder. Von Natur aus sind wir nichtfaul, denn alles, was wir in diesemLeben erreicht haben, ist durch harteArbeit und erworbenes Wissen er-kämpft worden. Deswegen hoffte ich,dass wir auch in Deutschland das errei-chen könnten, was unseren Wünschenentspricht. Heute, nach sechs Jahren inDeutschland, kann ich sagen, fast alleunsere Ziele erreicht zu haben. Aber eswar nicht leicht, und wir mussten vieleSchwierigkeiten überwinden.

In Deutschland angelangt, erkundig-ten wir uns sofort über vorhandeneWeiterbildungsmöglichkeiten. Wir er-fuhren vom Akademikerprogrammder Otto Benecke Stiftung e.V. undmeldeten uns dort 1997.

Nach bestandener Prüfung und Aus-wahlseminar wurden mein SohnAndreas, der ebenfalls Ingenieur ist,und ich in die Studienergänzung Elek-trotechnik an der FachhochschuleMünster in Steinfurt aufgenommen.Das war ein großes Glück für uns. Unsist bewusst, dass wir es ohne die OBSnie geschafft hätten, uns so erfolg-reich in Deutschland zu integrieren.

Wir alle hatten ein großes Problem mitder deutschen Sprache. Es reichte nichtaus, die Umgangssprache zu sprechen,sondern man sollte als Ingenieur auchdie technische Sprache beherrschen,um die Fachkenntnisse ausdrücken zu

können. Bei der heutigen Konkurrenzauf dem Arbeitsmarkt ist es sehr wich-tig, sich fließend auszudrücken, umeinen Arbeitsplatz zu bekommen undsich in ein Team zu integrieren. Fürviele ist das Sprachproblem ein großerpsychischer Druck, der nicht leicht zuüberwinden ist. Dazu kommen manch-mal Mobbing und Psychoterror amArbeitsplatz, die das Leben sehrschwer machen können. Hier sehe ichdie bedeutende und wichtige Rolleder OBS, die das Problem erkannt hatund vieles tut, um den neu eingewan-derten Ingenieuren zu helfen.

Unsere persönlichen Wünsche sind inErfüllung gegangen: Mein SohnAndreas arbeitet als Ingenieur bei demhochmodernen Mobilfunkanbieter „E-Plus“ in Düsseldorf. Meine TochterJulia studiert Medientechnik an derFachhochschule in Düsseldorf, auch siewill den Familienberuf weiterführen.Ich bin tätig in einer Tochterfirma desWDR „Westdeutsche Programment-wicklung GmbH“ als Digitalisierungs-assistentin in Köln.

Meine Wünsche sind in Erfüllung gegangen

18#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Lazar Cherkes, geboren am 1.2.1960 in der Ukraine, studierte dort Mathematik

und Physik (auf Lehramt) und arbeitete anschließend als Lehrer.

Er reiste am 10.01.1994 als Kontingentflüchtling in Deutschland ein und absolvierte das

vom Akademikerprogramm angebotene Fernstudium im Fachbereich Informatik.

Heute arbeitet Herr Cherkes bei der Deutschen Bank und beschäftigt sich

mit bargeldlosem Zahlungsverkehr.

Dem Leben eine

neue Perspektive geben

19"

Über die Möglichkeit, als jüdischerKontingentflüchtling nach Deutsch-land einzureisen, habe ich erstmalig1991 in einem Bericht der DeutschenWelle gehört. Ich hatte noch keinegenauen Vorstellungen von einemLeben in Deutschland, ich war ledigund arbeitete damals als Lehrer fürMathematik und Physik.

Ich entschloss mich, nach Deutschlandauszuwandern. Ein Schritt, der nichtvon Ängsten begleitet war, weil ichmeinem Leben eine neue Perspektivegeben wollte. Ich musste allerdingsnoch viel lernen: In meiner Heimat-stadt war ich ein erfahrender Fach-mann und glaubte, dass eine Arbeits-erlaubnis gleich einer Arbeitsstelle ist.Das war natürlich zunächst eineErnüchterung, als ich feststellte, dasses in Deutschland eben nicht so ist.

Ich hörte mich um – unter anderembesuchte ich Veranstaltungen desArbeitsamtes – und sah, dass inDeutschland IT-Fachkräfte gute Chan-cen auf dem Arbeitsmarkt haben. Dasentspricht auch meinen Interessen,und ich beschloss, mich kundig zumachen.

Schon sehr bald nach meiner Einreiseerfuhr ich vom Akademikerprogrammder Otto Benecke Stiftung e.V. Ichnahm Kontakt auf und fand ein Ange-bot, das meine mitgebrachten Kennt-nisse gut ergänzte. Ich war vom Inhaltdes Projektes überzeugt und bewarbmich für das Fernstudium, FachbereichInformatik, und durchlief erfolgreich

das mehrstufige Auswahlverfahren.Ich entschied mich für das Fernstu-dium, weil es das einzige Angebotwar, das nahtlos an meinen vorhande-nen Kenntnissen ansetzte.

Jetzt begann das Lernen. Es war keineeinfache Zeit, ich hatte mittlerweilegeheiratet und war auch Vater gewor-den. Außerdem habe ich auch gerneKontakt zu anderen Menschen. Sichselbst immer zum Lernen zu motivie-ren, ist nicht einfach, aber ich bin dis-zipliniert und die Präsenzveranstaltun-gen förderten sehr gut den Austauschzu den anderen Stipendiaten. DasFernstudium ermöglichte aber fürmich, an einem Ort mit meiner Familiezu bleiben.

Und die Mühe hat sich gelohnt. NachBeendigung des Fernstudiums fand icheine sehr gute Arbeitsstelle bei derDeutschen Bank, Bereich IT-Services,Abteilung POS-Entwicklung. Ich be-schäftige mich jetzt mit bargeldlosemZahlungsverkehr. Bei Besprechungenbin ich immer im „Spiel“. Ich verstehe,worum es geht. Und auch wenn manüber Unix, Linux etc. spricht, bin ichnicht verschreckt, sondern kann mitmi-schen. Ein schönes Gefühl. Ich wünschemir, dass mein Leben weiter so einenpositiven Verlauf nimmt. Meine Fami-lie und ich fühlen uns in Deutschlandgut integriert und wir sind unsererjüdischen Gemeinde sehr verbunden.

Dem Leben eine neue Perspektive geben

20#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Der Maschinenbauingenieur Pavel Choufrine, geboren am 30.10.1959 in Sankt Petersburg,

Russland, studierte an der Polytechnischen Hochschule in Sankt Petersburg, Russland.

Er arbeitete 14 Jahre als Ingenieur, bevor er 1996 nach Deutschland (Kontingentflüchtling) kam.

Heute ist Herr Choufrine als CAD-Konstrukteur tätig. Er absolvierte die Studienergänzung Mechatronik.

Hoffnungsvoll nach Deutschland

21"

Die Entscheidung, nach Deutschlandüberzusiedeln, war für unsere Familienicht einfach. Was uns vor allem Sor-gen bereitete, war die Tatsache, keinekonkreten Vorstellungen vom Lebenin Deutschland zu haben. In ersterLinie beschäftigte uns Folgendes: Wieintegrieren wir uns erfolgreich inDeutschland? Wie nimmt uns dieBevölkerung an? Wie lange werdenwir brauchen, um die deutsche Spra-che so gut zu beherrschen, dass wirberuflich tätig sein können? WelcheFörderungen werden wir vom Staat inder Integrationsphase erhalten, z.B.für Unterhalt, Deutschkurse, Weiter-bildungen.

Meine Frau und ich kamen mit vielenHoffnungen nach Deutschland: Dazu zählten sichere Arbeitsverhält-nisse, gute Zukunftschancen für dieKinder, insgesamt ein höherer Lebens-standard für alle Familienmitglieder,Freizügigkeit und Reisefreiheit.

Nach der Einreise zogen wir zunächstins Wohnheim. Wir waren mit derUnterstützung, die uns von Seiten derWohnheimverwaltung, des Sozialamtsund des Arbeitsamts zuteil wurde,zufrieden. Besonders wichtig finde ichden sechsmonatigen Deutschkurs.Wenn ich an die Probleme denke, diewir während der ersten Zeit inDeutschland hatten, erinnere ich michan viele Fragebögen und Formulare,die von uns ausgefüllt werden mus-sten.

Ich war mir allerdings damals über dienächsten Schritte nach Beendigungdes Sprachkurses noch nicht im Klaren.Obwohl mein Diplom als Ingenieur fürMaschinenbau in Deutschland vollanerkannt wurde, wusste ich nicht,wie ich eine entsprechende Tätigkeitfinden sollte. Ich erfuhr vom Akade-mikerprogramm der Otto BeneckeStiftung e.V und bewarb mich. Sobegann ich im September 1997 dieStudienergänzung Ingenieurwissen-schaften/Mechatronik an der Fach-hochschule in Merseburg. Durch diesesZusatzstudium konnte ich die in Russ-land erworbenen Fachkenntnisse aus-bauen, mich außerdem sprachlich(Deutsch und Englisch) verbessern undschließlich einen Arbeitsplatz finden.

Zur Zeit bin ich bei der Firma InvenioEngineering Services als CAD-Kon-strukteur tätig. Der Schwerpunkt mei-nes Aufgabengebiets ist die Konstruk-tion von Motorkühlungskomponentenim CAD-System Unigraphics.

Zukünftig möchte ich mich beruflichweiter entwickeln und gleichzeitigmeine Deutsch- und Englischkennt-nisse vertiefen.

Hoffnungsvoll nach Deutschland

22#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Stella Chtcherbatova, geboren am 6.7.1965 in Pjatigorsk, Russland,

studierte Psychologie an der Staatlichen Universität Charkow, Ukraine.

Ihre Aspirantur (vergleichbar dem Promotionsverfahren) begann sie an

der Staatlichen Linguistischen Universität in Pjatigorsk, Russland.

Seit 1998 in Deutschland (Kontingentflüchtling) durchlief sie 2001 das einjährige

wissenschaftliche Praktikum und promoviert heute an der Universität Köln.

Korrigierte Prognosen

23"

Ich bin von Beruf Psychologin, und alsich nach Deutschland kam, habe ich es– ehrlich gesagt – für unwahrscheinlichgehalten, meinen Beruf weiter aus-üben zu können.

Ich glaubte, Deutsch nie so gut beherr-schen zu können, um als Psychologineine Stelle zu finden. Außerdem hatteich die Vermutung, dass Psychologie inRussland und in Deutschland ganz ver-schiedene Wissenschaften seien unddass ich hier niemals beruflich eineChance haben würde. Meine Progno-sen waren sehr pessimistisch, und ichentschied mich für einen anderenBeruf. Ich fand auch eine Ausbildungund begann bereits meinen neuenLehrgang, als ich vom wissenschaft-lichen Praktikum erfuhr, welches dasAkademikerprogramm der OttoBenecke Stiftung e.V. anbietet. Ichmusste mich entscheiden: in einem fürmich fremden Beruf verbleiben oderes mit einem neuen Einstieg in meinenLieblingsberuf versuchen.

Ich hatte zunächst große Angst vordem Auswahlverfahren: Sprachtestder OBS, Vorstellungsgespräch mitmeinem Professor an der Uni Köln undnatürlich vor meinen Kollegen undden Studenten. Aber ich habe allesgeschafft. Übrigens haben die Semina-re der Otto Benecke Stiftung, die daswissenschaftliche Praktikum begleiten,sehr geholfen, meine Ängste zu über-winden. Die Atmosphäre in unsererGruppe war freundlich, angenehmund sicher. Wir versuchten einander zuhelfen, um die verschiedenen schwieri-

gen Situationen zu bewältigen. Nachdiesen Seminaren fühlte ich mich jedesMal sicherer. Und endlich konnte ichsogar selbstständig und erfolgreich einSeminar über „Russische und westlichePsychologie in historischer Perspekti-ve“ leiten.

Zur Zeit promoviere ich an der Univer-sität Köln am Psychologischen Institut.Das Thema meiner Doktorarbeit lau-tet: „Die Entwicklung eines interkultu-rellen Trainingsprogramms für jüdi-sche Einwanderer aus Russland“. Ichplane, ein Training für Zuwanderer ausRussland anzubieten, um ihre Integra-tion zu erleichtern. Gleichzeitig arbei-te ich ehrenamtlich bei der Telefon-seelsorge der Jüdischen GemeindeKöln, wo ich für die psychologischeBeratung russischer Einwanderer ver-antwortlich bin.

Jetzt hoffe ich, dass ich mich inDeutschland gefunden habe. Ich habeverstanden, was ich will, was ich kannund was ich machen werde.

Korrigierte Prognosen

24#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Liviu-Dumitru Craciun, geboren am 25.4.1961 in Klausenburg, Rumänien, studierte an der Hochschule

für Elektrotechnik Klausenburg Automatisierungstechnik und beendete diese Ausbildung 1986.

Er arbeitete als Ingenieur, bevor er im Mai 1994 nach Deutschland (Spätaussiedler) kam.

Herr Craciun besuchte die Studienergänzung Elektrotechnik und ist heute beschäftigt als

Entwicklungsingenieur bei Harman/Becker Automotive Systems GmbH, Karlsbad.

Sprung ins Wildwasser

25"

Wir sind nach Deutschland gekom-men, weil wir uns entschieden haben,ein neues Leben anzufangen. Es solltebesser für uns werden: beruflich undprivat. So wie es war, war es für unsnicht mehr tragbar. Mental habe ichschon vor Jahren die Koffer gepackt.Ich konnte mich beruflich nicht mehrweiterentwickeln und habe keine Per-spektive mehr für meine Familie undmich gesehen.

Was mich damals in Rumänien be-sonders störte, war die Mentalität derMenschen, die dort leben. Ich sagenicht, dass sie schlecht oder gut ist.Nur für mich passte es nicht. DieseMentalität hat mir, beruflich und pri-vat, zu wenig Spiel- und Entschei-dungsraum gelassen. Für mehr Freiheitwar ich bereit. Ich wollte mehr eigeneVerantwortung übernehmen. Das warnicht erwünscht und auch nicht vor-stellbar. Diese Barriere wollte ichunbedingt überspringen.

Ich hoffte, in Deutschland eine „ande-re Mentalität“, eine „andere Welt“und eine „andere Kultur“ kennenzu-lernen, die besser zu mir und meinerFamilie passt. Meine persönlichenErwartungen wurden vollkommenübertroffen. Gott sei Dank! Die Ent-scheidung war trotzdem nicht leicht.Erst vor einigen Jahren ist uns klargeworden: Auszusiedeln war richtig.

Ängste? Ja, Ängste hatten wir auchnoch. Klar! Es war wie ein Sprung insWildwasser. Man sieht etwas, ahntetwas, hat aber natürlich nicht alles

unter Kontrolle. Das Risiko für dieganze Familie war groß, fast unkalku-lierbar. Bewusst war es mir aber schon.Durch eine Überdosis an Motivation,positiver Einstellung und Hoffnung istes uns gelungen, große Energien frei-zusetzen.

Eine derartig komplexe Lebenserfah-rung ist nicht einfach mit wenigenWorten zu beschreiben. Was zählt,sind nur die Träume, die Schritt fürSchritt Realität geworden sind.

Die erste Zeit in Deutschland war wieeine neue Geburt: als Erwachsenehaben wir Glück gehabt, die Augennoch mal öffnen zu dürfen. Überra-schung: alles rumherum war „anders“.Nicht besser, auch nicht schlechter,sondern einfach „anders“. Um zu wis-sen, ob etwas besser oder schlechterist, braucht man eine gewisse Verar-beitungszeit. Die hatten wir damalsnicht. Wir haben mit Begeisterung dieneuen Erfahrungen gesammelt underst danach, etwas später, deren Bear-beitung begonnen. Wir hatten Glück,das Leben neu beginnen zu dürfen.Und unser neues Leben so zu gestal-ten, wie wir es wünschten. Die erstePhase war eine „Neuentdeckungs-Zeit“.

Ich hatte zwischendurch gemischteGefühle: manchmal positive, manch-mal negative. Es ist aber normal so.Die Mischung macht die Musik. Dienegativen als auch die positiven Erfah-rungen braucht man, um selbst zueinem Gleichgewicht zu kommen.

Ich wusste, dass ich in meinem Berufarbeiten wollte. Deshalb nahm ichKontakt zum Akademikerprogrammauf und bewarb mich nach einem Auf-bausprachkurs für die Studienergän-zung Elektrotechnik an der FH Mün-ster/Steinfurt. Ich durchlief das Aus-wahlverfahren und absolvierte dieMaßnahme von Oktober 1995 bis Okt-ober1996.

Meine großen privaten und beruf-lichen Wünsche haben sich erfüllt,meine jetztige Lebensbegeisterungmacht mich zufrieden. Darum bin ichder Otto Benecke Stiftung e.V.besonders dankbar.

Sprung ins Wildwasser

26#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Der Lehrer Georg Gebel, geboren am 7.6.1957 in Sidorowka, Russland, studierte Mathematik an der

Staatlichen Hochschule in Barnaul und arbeitete 17 Jahre als Lehrer. 1995 Ausreise nach Deutschland

(Spätaussiedler). Heute ist er als Lehrer an der Realschule Bad Münster am Stein-Ebernburg tätig.

Er nahm an der Maßnahme „Praxisbezogene Studien- und Berufsorientierung“ teil und entschied sich

anschließend, in Deutschland Physik zu studieren, um wieder in seinem Beruf arbeiten zu können.

Das Akademikerprogramm förderte dieses „individuelle Ergänzungsstudium“.

Mein Weg zum Beruf

27"

Am 23.09.1995 landete ich mit meinerFamilie am Flughafen in Hannover,und am 10.10.1995 bekamen wir inKirn (Rheinland-Pfalz) eine Über-gangswohnung.

Die ersten zwei Monate warteten wirauf den Sprachkurs. Damals hatten wirsehr viele Ängste. Obwohl wir sehr vielüber Deutschland gehört und gelesenhatten, sah die Realität ganz andersaus. Das Leben in Deutschland war füruns unbekannt.

Aber wir (meine Familie und ich) hat-ten einen sehr großen Willen, uns indie neue Gesellschaft zu integrieren.Wir suchten Kontakte zu einheimi-schen Deutschen, nahmen aktiv teil anverschiedenen Veranstaltungen, lern-ten die Sprache, versuchten, so viel wiemöglich über das Leben in Deutsch-land, über das Land, über die Men-schen zu erfahren.

Vor der Abreise nach Deutschlandglaubte ich nicht, irgendwann nochmal Lehrer zu werden, obwohl ich einesiebzehnjährige Erfahrung hatte. Die wichtigsten Gründe dafür waren:

1. die finanzielle Lage der Familie,2. mein Alter; es ist schwerer, in die-

sem Alter (damals 39 Jahre) neuanzufangen,

3. nicht ausreichende Sprachkennt-nisse.

Dank der Otto Benecke Stiftung be-kam ich im Frühjahr 1996 eine Mög-lichkeit, nach dem Sprachkurs an der

Praxisbezogenen Studien- und Berufs-orientierung teilzunehmen und in die-sem Rahmen ein Praktikum an derHauptschule Kirn zu absolvieren.

Nach dem Praktikum war ich über-zeugt in meinem Wunsch, noch mal zustudieren und Lehrer zu werden.Gründe dafür: Die Sprache kann manlernen (dafür muss man den Willenund Mut haben). Die Unterstützungder Familie bekam ich, aber finanziellwar es richtig schwer.

Um in Deutschland an einer Schuleunterrichten zu dürfen, sind zweiFächer notwendig. Ich wollte Physik ander Universität Koblenz-Landau stu-dieren. Und wieder kam die OttoBenecke Stiftung zu Hilfe und unter-stützte mich sowohl finanziell als auchdurch begleitende Seminare bei mei-nem „individuellen Ergänzungsstu-dium“. Im Sommer 1996 besuchte ichdie Vorbereitungsseminare in Bonn.Dort bekamen wir sehr wichtige Infor-mationen über das Studium, über diePlanung der Arbeit usw. Wir bekamenAntwort auf viele Fragen, die ich nichtselbst beantworten konnte, Rat undHilfe. Sehr wichtig waren dabei auchKontakte mit anderen Landsleuten,die auch studieren wollten.

Nach der Zweiten Staatsprüfung imJahre 2001 bekam ich eine Planstellean der Realschule Bad Münster amStein-Ebernburg. Zur Zeit unterrichteich Mathematik, Physik, TechnischesZeichnen und Mathematik-Naturwis-senschaften an dieser Schule.

Meine Wünsche und Ziele: Ich möchtemich im Beruf qualifizieren, meineSprachkenntnisse weiter verbessernund alles dafür tun, dass auch meineKinder sich in die Gesellschaft integrie-ren, ihren gewünschten Beruf erlernenund ihren Weg im Leben finden.

Mein Weg zum Beruf

28#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Ljuba Grebe, geboren am 12.10.1957 in Osinowska/Kasachstan, studierte am

Elektrotechnischen Institut für Fernmeldewesen in Sankt Petersburg.

Sie arbeitete als Ingenieurin für Fernmeldewesen bis zu ihrer

Ausreise nach Deutschland im Jahr 1997 (Spätaussiedlerin).

Heute ist sie als Betriebsingenieurin bei der Firma Arcor AG&Co tätig.

Sie war Teilnehmerin der Studienergänzung Elektrotechnik.

Als Frau muss man

doppelt so gut sein

29"

Am 16.07.1997 sind wir in Deutschlandeingereist. Vorher habe ich immer ver-sucht, mir mein neues Leben vorzustel-len: Ein Leben ohne aktive Sprach-kenntnisse, ohne moderne technischeKenntnisse und mit vielen anderenIntegrationsproblemen.

Viele Spätaussiedler denken darübernicht nach und stellen sich Deutsch-land wie ein Paradies vor. Aber es gibtkein Paradies auf Erden. Im Großenund Ganzen wusste ich, was mir undmeiner Familie bevorsteht: Uns stan-den Lernen, Geduld und Arbeit bevor.Aber ich hatte keine Angst vor derZukunft und war bereit, neu anzufan-gen.

In Kasachstan habe ich 18 Jahre alsIngenieurin für Fernmeldewesen beider Kasachtelekom gearbeitet. Undich habe mir gewünscht, diesen Berufbeizubehalten. Aber ich wusste, wieschwer das wird. Unsere ersten Schrit-te in Deutschland waren kompliziert.Trotzdem sah alles sogar besser aus, alsich es mir vorgestellt hatte. Überallhaben wir viele nette und freundlicheMenschen getroffen, die uns geholfenhaben. Das war sehr angenehm undich werde diese Unterstützung nie ver-gessen.

Noch in Kasachstan habe ich in einerZeitschrift für Spätaussiedler über dasAkademikerprogramm der OttoBenecke Stiftung e.V. gelesen. Damalshabe ich gedacht, dass es das Richtigefür mich ist. Es war meine große Hoff-nung, mir meine Wünsche erfüllen zu

können. Deshalb haben sich meinMann und ich schon in den erstenTagen nach unserer Einreise bei derOBS gemeldet.

Die erste Maßnahme des Akademiker-programms, an der ich zusammen mitmeinem Mann teilgenommen habe,war der Grundkurs „Technisches Eng-lisch“. Es war unglaublich, aber nachdrei Monaten konnten wir auf Eng-lisch lesen, schreiben und sogar spre-chen. Dieser Kursus hat mir bei mei-nem Berufseinstieg sehr geholfen.

Dann kam die Studienergänzung„Elektrotechnik“ an der Fachhoch-schule Münster, ebenfalls angebotenvom Akademikerprogramm. Ich kannnicht beschreiben, wie wichtig diesesStudium für mich war. Durch die Teil-nahme an dieser Maßnahme konnteich meine Kenntnisse erweitern undvervollständigen. Während des Studi-ums waren zwei Praktika vorgesehen,und ich sammelte meine ersten beruf-lichen Erfahrungen in Deutschland.

Im Laufe des zweiten dreimonatigenPraktikums hatte ich mit SPS-Program-mierung zu tun. Obwohl es ein neuerBereich für mich war, konnte ichbereits nach eineinhalb Monatenmeine ersten Programmierungen fer-tigstellen. Nach dem Praktikum wurdeich als Elektroingenieurin in einer Pro-jektierungsabteilung eingestellt. DieArbeit war für mich sehr interessant,und ich habe mir große Mühe gege-ben, um so weit wie möglich zu kom-men. Im Bereich SPS-Programmierung

arbeiten meist Männer. Als Frau mus-ste ich daher doppelt so gut sein, ummeine Existenz zu beweisen. Es warnicht einfach und kostete viele Ner-ven. Aber das Team war wunderbar,und es gab viele Kollegen, die an michglaubten und mich immer unterstütz-ten. Nach einem Jahr konnte ich nichtnur an den Projekten teilnehmen, son-dern auch eigene Projekte bearbeiten.Aber da dieser Beruf viele Dienstreiseneinschließt, wurde meine Familie ver-nachlässigt. Aus diesem Grund undwegen des Wunsches, im Bereich Tele-kommunikation arbeiten zu können,habe ich mich bei dem großen Unter-nehmen Arcor&Co beworben.

Seit einem Jahr arbeite ich bei dieserFirma in der Abteilung „Betrieb Konfi-gurationscenter“. Zusammen mitanderen Ingenieuren bin ich zuständigfür Netzkonfiguration, Diagnose undBehebung von Netzstörungen sowiefür die Durchführung von Maßnah-men zur Stabilität des Netzes. Der Ein-stieg war sehr schwer. Ich musste wie-der viel lernen und neue Menschenkennen lernen. Und meine Familiesollte wegen mir noch einmal umzie-hen. Aber es hat sich gelohnt: Ich habeeine interessante Arbeit und bin ineinem sehr netten Team. Und ich kannjetzt meiner Familie mehr Zeit wid-men.

Was wünsche ich mir für die Zukunft?Ich möchte mich weiterentwickeln.Der Arbeitsmarkt ist nicht stabil, undich will auch zukünftig gute Chancenim Berufsleben haben.

Als Frau muss man doppelt so gut sein

30#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Dr. Dr. Olga Grichina, geboren am 13.11.1961 in Leningrad, Russland, studierte Medizin an der

Medizinischen Hochschule Leningrad, schloss mit der Promotion ab. Später promovierte sie an der

Universität Claude Bernard, Frankreich, in der Fachrichtung Biologie und ging anschließend zurück

nach Leningrad. Im Jahr 2000 Ausreise (Kontingentflüchtling) nach Deutschland. Sie nahm am

wissenschaftlichen Praktikum teil und arbeitet heute als Ärztin am Universitätsklinikum Freiburg.

Peu à peu normalisiert sich das Leben

31"

In Februar 2000 kam ich in Deutsch-land an. Vorher arbeitete ich mehrereJahre in Frankreich und wurde dannarbeitslos. Ich wusste, wie schwierigdie Situation auf dem Arbeitsmarkt inEuropa ist. Mir war klar, dass ungefährhundert Bewerbungen geschriebenwerden müssen, um einen Termin fürein Vorstellungsgespräch zu erhalten.Deshalb hatte ich keine Illusionen undkeine Ängste. Natürlich war das Lebenwährend dieser Jahre stressvoll undkompliziert. Es ist nicht angenehm,vom Sozialamt abhängig zu sein.Bedauerlicherweise hat man anfangskeine andere Wahl. Das Sozialamt hilftbei problematischen Angelegenhei-ten, wie Wohnungsmiete, Möblierung,Krankenversicherung etc.

Wenn aber die Möglichkeit bestehenwürde, sofort nach einem Spachkursarbeiten zu können, dann wären vieleProbleme der Integration vermeidbar.Für Ärzte ist es beispielsweise unmög-lich, als Pfleger oder Arzthelfer zu ar-beiten. Spätere Probleme beim Erhaltder ärztlichen Weiterbildung vomArbeitsamt könnten entstehen undauch möglicherweise bei der künfti-gen Einstellung als Arzt. Das ist eingroßer Nachteil der existierenden Vor-gehensweise.

Kontakte zu Menschen in Verbindungmit täglicher Beschäftigung würdenhelfen, die Depression der ersten Mo-nate der Emigration loszuwerden, dasEinleben in dem neuem Land zubeschleunigen und Zukunftsperspekti-ven zu entwickeln.

Glücklicherweise besteht für Wissen-schaftler eine Möglichkeit, durch dasAkademikerprogramm der OttoBenecke Stiftung e.V. unterstützt zuwerden. Die OBS bietet eine selteneAussicht, ein einjähriges Praktikum alsAkademiker in einer wissenschaft-lichen Einrichtung durchzuführen.Auch ich bewarb mich für das wissen-schaftliche Praktikum, durchlief er-folgreich das Auswahlverfahren undarbeitete während des Praktikums amUniversitätsklinikum Freiburg im Zen-trum für klinische Studien. Es war nichtleicht: neue Umgebung, neue Leute,neue Fachrichtung. Darüber hinausverbesserte die "sprachliche Behinde-rung" die Laune nicht. Es gab zu vielzu tun, alles gleichzeitig, und die Zeitreichte nie. Ich persönlich hatte Glück,dass meine Kollegen und Kolleginnenfreundlich, aufgeschlossen und hilfs-bereit waren und auch so blieben. Vorkurzem erhielt ich noch einen befriste-ten Vertrag als Ärztin an der Uniklinik.Die Arbeit ist interessant, ab-wechslungsreich und macht Spaß. Peuà peu normalisiert sich das Leben.

All die Schwierigkeiten, auf die wirEmigranten stoßen, werden uns nochlange verfolgen. Nur die Zeit, Geduldund Beharrlichkeit helfen, diese auszu-räumen.

Peu à peu normalisiert sich das Leben

32#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Dr. Natalia Hefele, geboren am 13.1.1967 in Nowosibirsk, Russland, studierte Geschichte an der

Universität in Tomsk, Russland. Bis zu ihrer Ausreise war sie Dozentin am Lehrstuhl

„Russische Geschichte“ und Leiterin der Forschungswerkstatt „Geschichte und aktuelle

Probleme der Russlanddeutschen in Russland und in Deutschland“.

Im Jahr 2000 kam sie nach Deutschland (Spätaussiedlerin) und arbeitet heute als wissenschaftliche

Mitarbeiterin am Pädagogischen Seminar der Georg-August-Universität, Göttingen.

Sie war Teilnehmerin des wissenschaftlichen Praktikums.

Hoffnungen, Wünsche und Realität

33"

Ich bin im Januar 2000 mit meinerFamilie nach Deutschland eingereist.Natürlich hatte ich Ängste bezüglichmeines Lebens im neuen Land: eineneue, fast unbekannte Sprache, neueTraditionen und Gewohnheiten, neueGesetze usw. Weiter waren meineÄngste mit dem zukünftigen Berufsle-ben von mir und dem meines Mannsverbunden. In Russland, vor unsererAbreise, wussten wir, dass wir alsHistoriker keine Arbeitsstelle inDeutschland bekommen werden. Des-wegen war ich bereit, einen neuenBeruf aufzunehmen oder zu erlernen.Aber ich hatte auch eine kleine Hoff-nung, meine beruflichen Erfahrungennach Deutschland mitzubringen undzu nutzen.

Die erste Zeit in Deutschland war sehrschwer. Trotzdem: Optimismus, Vita-lität und natürlich die Verwandtschafthaben uns geholfen. Wir haben einigeKontakte zu Einheimischen geknüpft,das war auch für uns wichtig. UnserSohn ging zum Kindergarten, begannschnell Deutsch zu sprechen, hatFreunde gefunden. Und wir versuch-ten, unser Leben zu organisieren:beschäftigten uns während des Tagsund der Woche mit dem Deutschkurs,lernten zu Hause Deutsch, mussten zuÄmtern und Behörden. In der Freizeittrieben wir Sport, gingen ins Kino oderins Schwimmbad. Wir hatten fastkeine Zeit, um zu jammern oder zuweinen.

Von der Otto Benecke Stiftung e.V.wusste ich schon in Russland, weil viele

meiner Bekannten, die schon seit lan-ger Zeit in Deutschland leben, Maß-nahmen von der OBS absolvierten undmir beim Besuch davon erzählten.Genauso habe ich vom Akademiker-programm gehört und von der Mög-lichkeit, ein wissenschaftliches Prakti-kum zu durchlaufen. Im Grenzdurch-gangslager Friedland ging ich zur OBS-Außenstelle und holte mir mehr Infor-mationen. Ich lernte dann Deutschbeim Akademikersprachkurs in Kassel,und während dieser Zeit bewarb ichmich für das wissenschaftliche Prakti-kum. Ich begann Bewerbungen zuschreiben, um so schnell wie möglicheinen Praktikumsplatz zu finden. Nachdem Abschluss des Sprachkursesbesuchte ich noch einen VHS-Kurs„Deutsch als Fremdsprache“ (Mittel-stufe).

Im Januar 2001 bestand ich den Testbeim Auswahlseminar des Akademik-erprogramms und am 1. April 2001begann ich mit meinem 12-monatigenPraktikum am Institut für Deutsch-land- und Osteuropaforschung in Göt-tingen. Während des Praktikums ver-suchte ich, verschiedene Kontakte zuknüpfen, um mein weiteres Berufsle-ben zu organisieren. Die Gesprächemit der Universität Göttingen warenerfolgreich, ich bekam das Angebot, ineinem Projekt mitzuwirken. Im April2002 begann ich in dem Projekt „Tra-dierung in der Familie“ beim Pädago-gischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen als wissenschaft-liche Mitarbeiterin.

Für die Zukunft wünsche ich mir natür-lich, weiter in diesem Projekt zu blei-ben oder etwas Ähnliches zu finden.Nach den zwei Jahren meines Lebensin Deutschland bin ich sicher, dass ichmeine Erfahrungen und Kenntnisse inDeutschland nutzen kann. Dazu mussman starke Wünsche und klare Zielehaben.

Hoffnungen, Wünsche und Realität

34#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Die Agrarwissenschaftlerin Dr. Ludmilla Jäger, geboren am 20.12.1958 in Malinino, Rußland,

promovierte an der Universität Altai und arbeitete anschließend an der Universität Barnaul als Dozentin.

1995 siedelte die Wissenschaftlerin mit ihrer Familie nach Deutschland über (Spätaussiedlerin).

Sie absolvierte das wissenschaftliche Praktikum und arbeitet heute

als Wissenschaftlerin an der Fachhochschule Osnabrück

Qualifikationen und Fähigkeiten

unter Beweis gestellt

35"

Wir sind im Mai 1995 nach Deutsch-land gekommen. Es war nicht einfach,unser Heimatland zu verlassen, wo wirdoch vieles erreicht hatten: ein erfolg-reiches Studium, einen guten Job, eineglückliche Familie, zwei Kinder undnoch als Krönung der Berufskarriereeine Promotion. Mit diesem Hinter-grund kreisten meine Gedanken vorder Ausreise um folgende Fragen: Waskann ich für den Einstieg in das Berufs-leben machen? Braucht dieses Landmich als Wissenschaftlerin? Sind meineberuflichen Erfahrungen in den Agrar-wissenschaften weiter zu verwenden?

Die erste Zeit in Deutschland war fastautomatisch gleich wie bei den ande-ren Spätaussiedlern. Vor dem Sprach-kurs hatten wir noch drei Monate Zeit,uns in Deutschland umzusehen. Wäh-rend des sechsmonatigen Sprachkursesan der Volkshochschule wurden meinewissenschaftlichen Abschlüsse von derAnerkennungsbehörde anerkannt. Ichhabe mich sehr schnell bemüht, michim Bereich der Agrarwissenschaftenzurechtzufinden. Schon in der Erstauf-nahmeeinrichtung Bramsche erfuhrich, dass es in Osnabrück eine land-wirtschaftliche Fachhochschule gibt.Nach dem Sprachkurs nahm ich sofortmit der FH Osnabrück Kontakt auf.Mein Ziel war ein Praktikum an derFachhochschule. Im ersten Gesprächmit dem zuständigen Professor stell-ten wir fest, dass sich unsere Interessenkreuzten. Er wollte eine Zusammenar-beit mit der Agraruniversität Barnaulaufbauen, und ich als ehemaligeDozentin dieser Universität wollte in

einer geeigneten Tätigkeit meine viel-fältigen beruflichen Qualifikationenund Fähigkeiten unter Beweis stellen.Dem Praktikum stand von dieser Seitealso nichts im Wege. Aber die finan-zielle Unterstützung musste ich selberfinden.

Auf der Suche nach der Finanzierunghabe ich glücklicherweise von einerSozialberaterin den ersten Hinweis aufdie Otto Benecke Stiftung e.V. bekom-men. Im Spätsommer 1996 meldete ichmich dort. Im Januar 1997 nahm ichbereits an einem Auswahlseminar fürdas wissenschaftliche Praktikum desAkademikerprogramms der OBS teil.Ich wurde auch von dieser Seite für daszwölfmonatige Praktikum ausge-wählt. Die Möglichkeit wuchs, meineWünsche und Hoffnungen zu verwirk-lichen.

Das Praktikum habe ich im März 1998erfolgreich absolviert. Aus den Ergeb-nissen wurde ein Forschungsantraggestellt. Und ab 01.05.1998 wurde ichals wissenschaftliche Mitarbeiterin ineinem Forschungsprojekt angestellt.Zur Zeit bearbeite ich schon meinzweites Forschungsprojekt mit demThema „Sommerweizen im Ökologi-schen Landbau“. Ich wünsche mirselbstverständlich, mich weiter mitden Fragen zum Ökologischen Land-bau zu beschäftigen. Deshalb habenwir für unser Thema weitere Projektevorgesehen. Das sind die Ziele fürmeine Zukunft.

Qualifikationen und Fähigkeiten unter Beweis gestellt

36#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Irma Klinkspon, geboren am 22.11.1957 in Kaskelen, Kasachstan, studierte Jura an der

Staatlichen Kasachischen Universität und arbeitete anschließend erfolgreich als Anwältin.

Seit 1991 in Deutschland (Spätaussiedlerin), arbeitet sie heute als Rechtsanwältin mit

eigener Kanzlei in Bad Schussenried. Sie absolvierte die Studienergänzung Jura.

Das Land unserer Träume

37"

Meine Familie und ich kamen am 21.Juni 1991 nach Deutschland, weil wiruns stets als Deutsche gefühlt habenund dementsprechend in das Landwollten, das wir als unsere Heimatempfunden haben. Mein Ehemann,zwei Kinder (elf und zwei Jahre) undich sind damals zwar nicht mit hohenErwartungen nach Deutschland ge-kommen, dennoch gespannt auf dasLand unserer Träume. Wir sind mit vie-len großen Hoffnungen nach Deutsch-land gekommen. Für uns selbst maltenwir uns keine Illusionen aus, denn wirkamen vor allem wegen der Kinderhierher, weil wir ihnen eine bessereZukunft in dem Land unserer Vorväterermöglichen wollten.

Ich war in Russland eine erfolgreicheAnwältin, und mein Mann arbeiteteals Ingenieur. Wir hatten also keinewirtschaftlichen Gründe, aus Kasach-stan auszureisen. Trotzdem wolltenwir, dass unsere Kinder zwischen Deut-schen aufwachsen, ihre Träume erfül-len können und nicht als Menschenzweiter Klasse behandelt werden. Wirwollten, dass unsere Kinder gleichbehandelt werden und keine Angsthaben, aufgrund der Nationalität be-nachteiligt zu werden.

Mein Mann und ich machten unsgroße Sorgen um einen Arbeitsplatz.Auch in dieser Hinsicht hatten wirkeine Illusionen. Dennoch keimte einkleiner Hoffnungsschimmer auf, alswir in unserem ersten Aufnahmelagervon der Otto Benecke Stiftung e.V.erfuhren. Ich schrieb an die Stiftung

und bekam bald eine Antwort mitdem Vorschlag, ein Ergänzungsstu-dium für ausgesiedelte Juristen zuabsolvieren.

Ich habe es mir damals gründlich über-legt, ob ich dies wirklich noch einmalauf mich nehmen sollte. Denn ich wardamals 33 Jahre alt und hatte zweiKinder, die meine volle Unterstützungbrauchten, da sie ja auch in einemfremden Land waren. Außerdem stell-ten meine mangelhaften Sprachkennt-nisse ein sehr großes Problem dar. Ichversuchte verzweifelt, eine Arbeit zufinden. Nach einem Besuch beimArbeitsamt, wo mir angeboten wurde,als Aushilfe in der Küche zu arbeiten,entschloss ich mich, noch einmal zustudieren.

Die Zeit des Studiums war für michund meine Familienangehörigen sehrschwer, weil ich nach Gießen gehenmusste. Doch durch die Unterstützungdes Akademikerprogramms der OttoBenecke Stiftung und durch meineganze Familie habe ich es dann ge-schafft.

Im Nachhinein muss ich natürlichsagen, dass es eine gute Entscheidungwar, denn es hat sich für mich gelohnt.Ich bin heute selbstständig und kannin meinem Beruf weiterarbeiten. Fürdie Zukunft wünsche ich mir, dass dieKanzlei weiter gut läuft, dass meineKinder auch einen tollen Beruf erler-nen. Ich hoffe jedoch, dass meine Kin-der es einfacher haben werden als ich.

Das Land unserer Träume

38#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Roman Lisovets, geboren am 22.2.1967 in Priluki, Ukraine, studierte an der Medizinischen Hochschule

in Kiew, Ukraine, und am Institut für ärztliche Fort- und Weiterbildung in Kiew, Ukraine.

Er war in seinem Herkunftsland als Facharzt für Orthopädie tätig.

Seit 2000 lebt er in Deutschland (Kontingentflüchtling), arbeitet heute als Assistenzarzt am

Evangelischen Krankenhaus, Schwerte. Während der ärztlichen Anpassungszeit wurde

er vom Akademikerprogramm der Otto Benecke Stiftung e.V. gefördert.

Nach einer Durststrecke erfolgreich

39"

Als ich in Deutschland angekommenbin, fürchtete ich, nicht mehr als Arztarbeiten zu können. Vor dem Umzugnach Deutschland konnte ich kaumDeutsch, erst kurz vor der Abreisebesuchte ich den dreimonatigenSprachkurs.

Die erste Zeit in Deutschland war sehrschwer. Ich erlebte Depressionen undverstand, dass ich ohne Sprachkennt-nisse keine Chance habe. Zuerst eigne-te ich mir Deutsch im Selbststudiuman, dann nahm ich an dem sechsmona-tigen Sprachkurs des Arbeitsamts teil.Die erste Information über das Akade-mikerprogramm der OBS erhielt ich inUnna. Während des Sprachkurses habeich mich um ausführlichere Informa-tionen über das Akademikerpro-gramm gekümmert und mich um einStipendium beworben. Ich durchliefdas Auswahlseminar erfolgreich undbekam das 12-monatige Stipendium.

Ich hatte die Berufserlaubnis, was Vor-aussetzung für das Stipendium war,und bei mir waren drei Jahre auf dieFacharztweiterbildung Plastische Chir-urgie angerechnet worden. Ich hospi-tierte sechs Monate in der Klinik fürPlastische Chirurgie FNK Kaiserswert-her Diakonie. In dieser Klinik konnteich meine Anpassungszeit durchfüh-ren. Nach deren Abschluss begann ich,mich regelmäßig zu bewerben.

Die Angabe, dass ich meine Anpas-sungszeit mit Unterstützung der OttoBenecke Stiftung e.V. durchlaufenhatte, spielte eine wichtige Rolle bei

der Auswahl meiner Person für dasVorstellungsgespräch in der Abteilungfür Plastische Chirurgie und Handchi-rurgie am Evangelischen Krankenhaus,Schwerte.

Im Moment arbeite ich als Assistenz-arzt in der Abteilung für PlastischeChirurgie und Handchirurgie im Evan-gelischen Krankenhaus, Schwerte. Ichführe selbstständig operative Eingriffedurch, diktiere ärztliche Briefe undfertige Gutachten an. Mit der Arbeitund dem Team bin ich sehr zufrieden.Mein nächstes Ziel ist die Facharztprü-fung und danach die deutsche Appro-bation.

Nach einer Durststrecke erfolgreich

Als ich vor vier Jahren nach Deutschlandgekommen bin, sah es für mich so aus,als ob ich mein Leben neu anfange. An-deres Land, neue Sprache, neue Leute.Mein Hauptziel war, meinen Platz indieser Welt zu finden. Einfach zu sagen,aber nicht einfach zu realisieren.Erstens musste ich natürlich die Sprachelernen. Neun Monate besuchte ich allemöglichen Sprachkurse. Da Deutschmeine vierte Fremdsprache ist, war dasnicht besonders schwierig und machteviel Spaß. Nach neun Monaten konnteich mich schon ziemlich gut unterhaltenund begann, eine Arbeitsstelle zusuchen. Das größte Risiko war, dassmeine Hochschulkenntnisse und gesam-melten Erfahrungen der heutigen wirt-schaftlichen Situation in Deutschlandnicht entsprechen - ich war nicht sicher,ob ich meine professionellen Aufgabenqualifiziert und effektiv erledigen

kann. Es war klar, dass ich entwederweiter studieren oder einen Weiterbil-dungskurs besuchen musste. Eine guteLösung fand ich in der Informationsbro-schüre der Otto Benecke Stiftung. Vonder OBS hörte ich schon vor meiner Ein-reise von Bekannten, aber ich wusstenur, dass die Stiftung Sprachkurse fürjunge Leute organisiert. Um mehr Infor-mation zu bekommen, ging ich zurOBS-Beratungsstelle in Unna-Massen.Ich war beeindruckt von den interessan-ten Möglichkeiten und der freund-lichen Beratung und bestellte mir dieInformationsbroschüre. Schon damalswurde mir das ErgänzungsstudiumBetriebswirtschaft als einer der bestenKurse für Ökonomen empfohlen. Dasschien wirklich effektiv zu sein: 12Monate Studium und danach dreiMonate Praktikum. Das war optimal,um fehlende Kenntnisse zu ergänzen,

die Sprache zu verbessern und noch einbisschen Zeit für soziale Integration zuhaben. Ich habe meine Dokumentenach Bonn geschickt und mich umeinen Platz beworben. Als ich die Einla-dung zum Auswahlseminar bekam,hatte ich schon einige Vorstellungsge-spräche hinter mir und andere Angebo-te von Weiterbildungskursen auf mei-nem Tisch. Trotzdem war mir klar – dasBeste für mich ist das OBS-Programm.Ich fuhr zum Auswahlseminar und warüberrascht, wie viele Leute es gibt, dieso eine Art Studium brauchen. Schade,dass nicht alle daran teilnehmen kön-nen. Mir ist es gelungen, und am 1.Februar war ich mit anderen Glück-lichen in Würzburg, um die Studiener-gänzung anzutreten. Es war schön,bekannte Gesichter wiederzusehen undneue Leute kennenzulernen. Ich habedamals noch nicht gewusst, was diese

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Katherine Magaeva, geboren am 24.4.1971 in Sankt Petersburg, studierte an der

St. Petersburger Ingenieur-ökonomischen Akademie Wirtschaftsingenieurwesen

und arbeitete anschließend u.a. als Marketingleiterin einer Immobilienangentur in

St. Petersburg. Ende 1998 kam sie nach Deutschland (Kontingentflüchtling). Sie besuchte die Studien-

ergänzung Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Würzburg und ist heute bei der Accenture GmbH tätig.

Ich entdeckte eine neue Welt

41"

Leute für mich bedeuten werden undwieviel neue Freunde ich nach diesemJahr haben werde. Dank der angeneh-men Atmosphäre haben wir uns schnelleingewöhnt und wie zu Hause gefühlt.Die ersten Tage waren schwierig, weildas deutsche Hochschulsystem sichgrundlegend vom russischen unter-scheidet. Die ersten beiden Monate warich jeden Samstag in der Bibliothek,und am Sonntag habe ich zu Hausealles Neue noch mal wiederholt. JedenTag hatten wir Vorlesungen und Semi-nare von 8.30 bis 16.30 Uhr. Das bedeu-tete, acht Stunden intensive Arbeit imKlassenzimmer und danach freie Zeitfür „Nebenaktivitäten“. Diese Zeit woll-te ich auch effektiv nutzen, aber mehrfür soziale Integration. Sonst waren wirimmer zusammen in unserer russischenGesellschaft, haben natürlich miteinan-der russisch gesprochen. Von allen Stu-dentenorganisationen habe ich AIESECausgewählt – eine internationale Stu-dentenorganisation, die Studentenaus-tausch organisiert, um den jungen Leu-ten zu ermöglichen, das Praktikum imAusland zu machen und dadurch ande-re Kulturen zu erleben. Schon währendmeines Studiums in Russland war ichAIESEC-Mitglied, fand dort viele neueFreunde und nahm an unterschied-lichen Aktivitäten teil. Ich habe michper E-Mail gemeldet und war gleich zurAIESEC-Veranstaltung eingeladen. Baldwar ich in mehreren Projekten inte-griert, und schon im Sommer habe ichangefangen, mit einer deutschen Stu-dentin der Uni Würzburg ein eigenesProjekt vorzubereiten – eine internatio-nale Woche mit Studenten aus Osteuro-

pa. Dann kam die Zeit, mich um einenPraktikumsplatz zu bewerben, mit demunsere Studienergänzung endete. Ichhabe mich schon früher entschlossen,im Bereich Unternehmensberatung zuarbeiten und erstellte mir eine Liste derfür mich interessantesten Firmen. Dannkam die Enttäuschung, ich bekam eineMenge Absagen. Meine Kommilitonenhatten schon Vorstellungsgesprächeund Praktikumsverträge, und ich nurein paar Zwischenbestätigungen. Daswar bestimmt kein Zufall, und ich über-arbeitete meine Bewerbung komplett.Ich zeigte meine „neue“ Bewerbungden Professoren, machte noch einigeÄnderungen und schickte sie los. Dannklingelte endlich mein Handy – die ersteEinladung für ein Praktikum kam von„Accenture“, damals noch „AndersenConsulting“. Schon das AssessmentCenter war eine schöne Erinnerung.Man hatte uns anfangs gesagt, dass wirkeine Konkurrenten sind, weil sie allenehmen, die dem Firmenprofil entspre-chen. Deswegen fühlten wir uns alsTeam. Wir waren aber eine wirklichbesondere Gruppe, da von zwölf Teil-nehmern neun genommen wurden, ichauch. Die Freude war riesig. Dannwaren die zwölf Monate Studium vor-bei, und ich bin nach Frankenthal zumeinem Praktikumsgeber gefahren. Ichhatte schon früher bei einer amerikani-schen und einer englischen Firma gear-beitet, aber damals war ich in Russland,bei mir zu Hause. Ich hatte keineAhnung, was mich erwartet und wiemeine neuen Kollegen sind. MeineZweifel waren sofort weg, als ich dieLeute kennenlernte. Da ich bei Accen-

ture selber entscheiden durfte, wielange mein Praktikum dauerte, habeich statt drei sechs Monate gesagt,damit ich, wenn es mit der festen Stellebei dieser Firma nicht klappt, minde-stens als Praktikantin Erfahrungen sam-meln kann. Damals habe ich für micheine neue Welt entdeckt – viel reisen,viel arbeiten, viel lernen, und sich gutmit netten Kollegen zu amüsieren. AmEnde des Praktikums war ich sicher, dassich mit Accenture die richtige Entschei-dung treffe, und ich bewarb mich umeine feste Stelle, die ich dank meinesPraktikums bekam. Der offizielle An-fang war nicht leicht – die Marktsitua-tion hatte sich verschlechtert, ich wus-ste nicht, ob ich nach der Probezeit beider Firma bleibe – es gab weniger Pro-jekte für dieselbe Zahl Mitarbeiter.Aber ich konnte bleiben und habe inden vergangenen zwei Jahren vielNeues gelernt. Ich war geschäftlich aufMauritius und fahre in einer Wochenach Moskau. Ich hatte Trainings beiSAP in Walldorf und im Accenture Trai-ning Center in Chicago. Ich habe Men-schen aus mindestens 15 Ländern ken-nengelernt und neue Freunde gefun-den. Aber was noch wichtiger ist, ichhabe genau die Tätigkeit, von der ichseit langem geträumt habe. Wenn ichmir jetzt überlege, warum das allesgeklappt hat, denke ich, das war keinZufall. Als ich nach Deutschland gekom-men bin, dachte ich, dass hier allesmachbar ist. Das stimmt natürlich nichtimmer, aber wenn man daran glaubt,selbstsicher ist und bereit ist, viel zuarbeiten, dann kann man praktisch alleserreichen.

Ich entdeckte eine neue Welt

42#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Irina Miller, geboren am 5.5.1966 in Makinsk/Kasachstan, studierte an der Staatlichen Theaterhochschule

Alma-Ata in Kasachstan. Sie war am Staatlichen Theater Alma-Ata als Schauspielerin beschäftigt, bis sie

1999 nach Deutschland (Spätaussiedlerin) kam. Heute arbeitet sie als Dozentin an der Theaterakademie

Köln sowie als Schauspielerin und Regisseurin im selbst gegründeten Theater 61 in Köln.

Sie nahm an der Maßnahme „Praxisbezogene Studien- und Berufsorientierung“ teil.

Ich bin so wie früher:

optimistisch!

43"

Ich denke, ich bin mit völlig offenenAugen und einem klaren Kopf nachDeutschland eingereist. Ich wusste,dass es sehr schwierig sein würde. Viel-leicht viel schwieriger als in der Hei-mat. Trotzdem haben wir uns entschie-den, hierher zu kommen (mein Mann,der auch Schauspieler und Regisseurist, und ich).

Wir wollten es versuchen – uns nocheinmal wie Neugeborene fühlen, vonAnfang an, von null beginnen. Ja gut,mit unseren Erfahrungen und Kräften,natürlich, aber von ihnen wussten nurwir alleine. Für alle Hiesigen waren wirniemand und nichts. Es ist nach wievor nicht leicht, aber es gibt neueImpulse für die Entwicklung der Seele.Es schafft eine Möglichkeit, eine neuepersönliche Geschichte zu schreiben.

Die erste Zeit besuchten wir Sprach-kurse. Wenn man mich fragen würde,was am Schwierigsten war, sage ich(bestimmt bin ich nicht originell): dieBürokratie. Ich habe während derersten sechs Monate mehr Papiereerhalten, als während meines ganzenvorherigen Lebens. Man kann darüberlachen, aber jetzt lache ich nicht mehr.Ich finde es unmenschlich und super-gefährlich. Wenn ich Deutschlandirgendwann verlasse, dann deswegen!

Wir haben ziemlich bald erfahren, dasses das Akademikerprogramm der OBSgibt, und unser Wunsch war, an derdreimonatigen Praktikums-Maßnah-me (Praxisbezogene Studien- undBerufsorientierung) teilzunehmen. Zu

dieser Zeit hörte ich so oft beimArbeitsamt: „Sie sollten Ihren Berufwechseln. Wir brauchen Erzieherin-nen, Krankenpflegerinnen usw.“

Aber ich möchte am Theater sein undselbst feststellen, ob ich in meinemBerufsfeld eine Chance habe. Des-wegen war diese Maßnahme für michdie beste.

Im Schauspielhaus Köln begann ichmein Praktikum, lernte Schauspielerkennen, nahm an Proben teil, undobwohl ich keine Arbeit kriegen konn-te – nach diesen drei Monaten war ichsicherer, dass es für mich einen Weggibt.

Wir haben uns entschieden, ein eige-nes Projekt aufzubauen und unsereigenes Theater zu gründen – zusam-men mit Schauspielern, die ähnlicheProbleme haben. Am 1. September2001 führten wir unsere erste Premie-re auf und „Theater 61“ war geboren.Gleichzeitig habe ich eine interessanteArbeit als Dozentin an der Theateraka-demie Köln begonnen. Im Februar2002 hat meine Inszenierung „Insel“von A. Fugard stattgefunden.

Zur Zeit haben wir sehr viele Proble-me. Unsere Theaterprojekte werdensehr wenig unterstützt. Wir verdienenkein Geld und unsere Existenz ist brü-chig.

Wir sind immer noch fremd und wissenoft nicht genau, wohin wir gehen müs-sen und wer uns helfen kann.

Aber ich bin jetzt so wie früher: optimistisch!

Ich bin so wie früher: optimistisch!

44#

Otto Benecke Stiftung e.V.

Die Lehrerin Irina Müller, geboren am 13.9.1960 in Iwanowka, Kasachstan, studierte an der

Pädagogischen Hochschule in Semipalatinsk/Kasachstan. Sie arbeitete viele Jahre als Lehrerin,

zuletzt war sie stellvertretende Leiterin der städtischen Schulbehörde Stepnogorsk.

1999 siedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland über (Spätaussiedlerin).

Als Stipendiatin des Akademikerprogramms der Otto Benecke Stiftung e.V. absolvierte

sie das Fernstudium Erziehungswissenschaften und ist heute als Sozialbetreuerin

des Arbeiter-Samariter-Bundes in Ingelheim beschäftigt.

Zuversicht und Tatkraft

45"

Als wir nach Deutschland kamen,hatte ich eine große Hoffnung, diemeine Entscheidung leitete: MeineTochter sollte eine bessere Zukunft inDeutschland haben. Außerdem wollteich mit unseren Verwandten zusam-men leben, die mittlerweile unser Her-kunftsland verlassen hatten. Aber ichhegte natürlich auch Zweifel wegendes Berufs und der neuen Situation.Ich wusste, dass der Arbeitsmarkt inDeutschland angespannt ist. In mei-nem Herkunftsland habe ich immer inmeinem Beruf als Pädagogin gearbei-tet, zuletzt als stellvertretende Leiterinder städtischen Schulbehörde Stepno-gorsk.

In der ersten Zeit in Deutschland warich froh, mit meinen Verwandtenzusammen zu sein, denn einerseitserhielt ich viel Unterstützung vonihnen, andererseits hatte ich geringeSprachkenntnisse und große Verständ-nisprobleme.

Ich bin von Natur aus optimistisch undstrebe Ziele mit Energie an, das hatmir bei meinem Neuanfang sehrgeholfen. Auf das Leben in Deutsch-land habe ich mich bereits in Kasach-stan vorbereitet, indem ich beispiels-weise viel deutschsprachige Literaturgelesen habe.

Von der Otto Benecke Stiftung e.V.hatte ich schon vor meiner Ausreisegehört und gelesen. Außerdem kann-te ich Menschen, die schon gefördertworden sind und so den Berufseinstiegin Deutschland gefunden haben. Des-

halb meldete ich mich direkt in derErstaufnahmeeinrichtung bei der Stif-tung.

Es gab dort beim Akademikerpro-gramm - ganz neu und als Modellver-such - die Möglichkeit für Pädagogen,ein Fernstudium mit der FachrichtungErziehungswissenschaften zu absolvie-ren und Unterstützung zu bekommen.Daran hatte ich sofort großes Interes-se, denn ein Leben ohne Arbeit kannich mir nicht vorstellen.

Die Schwierigkeiten allerdings lagenauf der Hand: Ich musste Fachsprach-kenntnisse erwerben und das Fernstu-dium diszipliniert verfolgen.

Doch die Entscheidung mit all ihrenMühen war richtig: Die vielfältigenLerninhalte für Pädagogen, die inten-sive Beschäftigung mit dem Thema„Situation von Migranten in Deutsch-land“ und die gute Seminarvorberei-tung und Betreuung durch die Betreu-er der OBS und der FernUniversitätHagen haben meine Eingliederungvorangetrieben.

Nun habe ich mich beruflich integriert,und meine Wünsche entsprechen zumTeil der Realität.

Seit dem 1. April 2002 bin ich als Sozi-albetreuerin des Arbeiter-Samariter-Bundes in einem Durchgangswohn-heim tätig. Meine Aufgaben sind dieBeratung und Betreuung von Spätaus-siedlern und jüdischen Immigranten.

Ich fühle mich in meinem Arbeitsbe-reich sehr wohl und möchte zukünftigweiterhin Erfahrungen in meinemBereich sammeln, an Fortbildungsver-anstaltungen teilnehmen und michweiter in Deutschland integrieren.

Zuversicht und Tatkraft

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Dr. Evgueni Oskotski, geboren am 15.12.1957 in Vladivostok, studierte Chemie an der Technologischen

Hochschule in St. Petersburg, promovierte dort und arbeitete anschließend als Wissenschaftler an

unterschiedlichen Problemstellungen seines Fachgebietes. 1999 verließ er sein Herkunftsland und

reiste als Kontingentflüchtling nach Deutschland ein. Er absolvierte das wissenschaftliche Praktikum

und arbeitet heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungszentrum Karlsruhe.

Die Möglichkeit zur

wissenschaftlichen Arbeit

war entscheidend

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Ich wollte nach Deutschland, um hierals Wissenschaftler zu arbeiten. Wäh-rend meiner letzten Zeit in St. Peters-burg konnte ich keine wissenschaftli-che Tätigkeit ausführen. Ich habe nochin Russland über einen Bekannten vonder Otto Benecke Stiftung e.V. erfah-ren. Ich wusste, dass es keine leichteAufgabe ist, eine passende wissen-schaftliche Arbeitsstelle in Deutsch-land zu finden. Aber ich war mir sicher,dass mir meine vielseitigen Kenntnisseund Erfahrungen als Wissenschaftler,Erfinder und Technologe im BereichPolymere und Klebstoffe gute Chan-cen bieten können.

Auch hoffte ich auf die Unterstützungvon der Otto Benecke Stiftung e.V..

Die erste Zeit in Deutschland war fürmeine Familie und für mich natürlichanstrengend: andere Sprache, andereLebensbedingungen.

Zum Glück hatten wir in St. Petersburgvor der Abreise nach Deutschlandeinen dreimonatigen Intensivsprach-kurs Deutsch belegt. Wegen dieserVorbereitung waren die Sprachproble-me am Anfang nicht so schwer für uns.Trotzdem brauchten meine Deutsch-kenntnisse eine Verbesserung. Leiderkonnte ich in Offenburg keinenDeutschsprachkurs für Akademikeroder Fortgeschrittene bekommen. Ichsollte einen Sprachkurs für Anfängerbesuchen.

In den ersten Monaten in Deutschlandschickte ich einen Brief an das Akade-

mikerprogramm der OBS und erkun-digte mich über mögliche Maßnah-men.

Entscheidend war für mich die Aus-sicht, ein wissenschaftliches Praktikumabsolvieren zu können. Im Mai 2000wurde ich nach Bonn eingeladen undbestand das Auswahlverfahren.

Ich hatte nur relativ wenig Zeit für diePraktikumssuche, ungefähr 1,5 Mona-te, und entschied mich für ein Prakti-kum am Institut für Mikrostruktur-technik des Forschungszentrums Karls-ruhe, das ich vom 01.10.2000 bis30.06.2001 absolvierte.

Ich entwickelte einen neuen Kleber fürultratiefe Röntgenlithographie undließ diesen über das Forschungszen-trum patentieren.

Während des Praktikums besuchte ichdas Bewerbungs- und Kommunika-tionstraining des Akademikerpro-gramms. Das war für mich sehr nütz-lich.

Leider hatte das Institut für Mikro-strukturtechnik anschließend keinefreie Arbeitsstelle für mich. Aber ichfand eine passende andere Stelle nochvor dem offiziellen Abschluss meinesPraktikums.

Seit dem 01. Juli 2001 bin ich im Insti-tut für Materialforschung des For-schungszentrums Karlsruhe als promo-vierter Wissenschaftler angestellt. Ichhabe einen Arbeitsvertrag für drei

Jahre. Ich leite Forschungsarbeiten imRahmen eines DFG-Projektes mit demThema: „Spritzgießen mikrostruktu-rierter Formen aus partiell leitfähigemKunststoff zur Galvanoformung vondreidimensionalen Metallmikrostruk-turen“.

Ohne das wissenschaftliche Praktikumder Otto Benecke Stiftung e.V. hätteich nie so schnell eine Arbeitsstelle imForschungszentrum Karlsruhe gefun-den.

Für die Zukunft habe ich mir vorge-nommen, meine Deutsch- und beson-ders Englischkenntnisse zu verbessern.Ich muss jetzt mit ausländischen Kolle-gen sprechen, Vorträge vorbereiten,an internationalen Kongressen teil-nehmen usw., und für diese Zweckesind meine Englischkenntnisse unge-nügend.

Die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Arbeit war entscheidend

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Viktor Rapp, geboren am 20.6.1949, absolvierte von 1970 bis 1974 ein Studium an der Hochschule für

Körperkultur und Sport in Omsk mit dem Abschluss als Sportlehrer und Trainer für Radsport.

Bis zu seiner Ausreise als Spätaussiedler Anfang 1997 arbeitete er als Haupttrainer für die Olympische

Radsportschule. Herr Rapp besuchte 1998 die Orientierungsmaßnahme des Akademikerprogramms

„Praxisbezogene Studien- und Berufsorientierung“. Er arbeitet heute als sportlicher Leiter der

Radsport-Juniorinnen des Ba-Wü Bundesliga-Teams „Vita Classica Bad Krozingen“.

Neue Wege zum Ziel

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Nach unserer Einreise in Deutschlandhatten wir kaum eine Vorstellung vonunserer beruflichen Zukunft. Damalsdachte ich, dass ich trotz jahrelanger,relativ erfolgreicher Arbeit als Trainerhier in Deutschland ohne richtigeSprachkenntnisse keine Chance hätte.Aus diesem Grund plante ich nicht, inDeutschland beruflich als Radsport-Trainer zu arbeiten.

Während unseres Sprachkurses erfuhrich, dass es eine Einrichtung gibt, näm-lich die OBS, die Spätaussiedlern mitHochschulabschluss weiter helfenkann. Ich bewarb mich für die Teilnah-me an der dreimonatigen „Praxisbezo-genen Studien- und Berufsorientie-rung“. Bei dieser Maßnahme mussman selbst einen passenden Prakti-kumsplatz finden und besucht vor undnach der Praxisphase ein Seminar.

Nach dem zweiwöchigen Vorberei-tungsseminar, an dem ich teilnahm,stieg meine Motivation, wieder in mei-nem Beruf zu arbeiten. Das warenzwei Wochen harte Arbeit mit hoch-qualifizierten Spezialisten. ZweiWochen, in denen wir uns selbst wie-der gefunden haben. Besonders vielhat mir die Arbeit mit dem Psycholo-gen gebracht. Dabei wurde ein großerTeil meiner alten Lebensvorstellungenhinterfragt und neue Wege zum Zielerarbeitet.

Jetzt kann ich sagen, dass das derWendepunkt war: Ich hatte für michentschieden, einen Start in meinemBeruf in Deutschland zu wagen. Das

anschließende dreimonatige Prakti-kum bestärkte mich zusätzlich, in mei-nem Bereich zu bleiben.

Dank meiner erfolgreichen Arbeit indem Radsportverein, für den ichbereits kurz nach unserer Einreise alsTrainer tätig wurde, erhielt ich dasAngebot, mit dem weiblichen Nach-wuchs aus Baden-Württemberg zuarbeiten.

In meinem Wohnort fand ich einenSponsor für den Bereich weiblicheJugend/Juniorinnen, der uns sehrgroßzügig unterstützte. Nun bin ichder sportliche Leiter des JuniorinnenBa-Wü Bundesliga-Teams „Vita Classi-ca Bad Krozingen“, der führenden BL-Mannschaft in der Gesamtwertung inDeutschland.

Seit 2000 fuhren unsere Sportlerinnensechs Mal für Deutschland bei Welt-meisterschaften mit und gewannenzwei deutsche Meistertitel sowie zahl-reiche Medaillen. In Kürze werden dreiJuniorinnen aus unserer Mannschaftbei der Radsport WM in Belgien star-ten.

Außerdem arbeite ich als Starthelfer indem Projekt „Integration durch Sport“mit Kindern aus Aussiedlerfamilien. Esliegt mir sehr viel daran, als Trainererfolgreich zu arbeiten. Dafür investie-re ich natürlich mehr Zeit und Mühe,als mir die ARGE bezahlen kann.

Ich sehe meinen Beruf auch als Kunstund schöpferische Tätigkeit und bin

voller optimistischer Pläne für dieZukunft.

Neue Wege zum Ziel

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Yakiw Sankin, geboren am 22.4.1951 in Shitomir/Ukraine, studierte an der polytechnischen

Hochschule in Kiew/Ukraine und legte 1974 seinen Abschluss als Ingenieur im Fachbereich technische

Physik (Wärmephysik) ab und war anschließend als Ingenieur tätig. Im Jahr 1995 kam er nach

Deutschland (Kontingentflüchtling) und arbeitet heute als Entwicklungsingenieur bei der

Firma Schlemmer Kabelschutzsysteme GmbH. Er besuchte die Studienergänzung Mechatronik.

Zu alt zählt nicht

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Als ich im Juli 1995 nach Deutschlandkam, verfügte ich über eine 21-jährigeBerufserfahrung in den BereichenMesstechnik, Automatisierungstech-nik, Entwicklung und Erprobung deranalytischen und biophysischen/medi-zinischen Geräte und Systeme sowiebei Einrichtungen für hocheffektiveWärmeübertragung bzw. Wärmebe-wahrung.

Ich hoffte, meine Erfahrungen undvielseitigen Kenntnisse hier anwendenzu können. Zunächst hatte ich Ängste,weil ich mich in großer Ungewissheitbefand: Ist der Arbeitsmarkt an einerPerson in meinem Alter mit nur gerin-gen Deutschkenntnissen noch interes-siert? Zudem läuft in diesem Landealles über Computer, besonders dort,wo meine fachlichen Schwerpunkteliegen. Mir war klar, dass ich auch indiesem Bereich große Defizite hatte.

Noch während meines Sprachkurses imSeptember 1995 schrieb ich an dieOtto Benecke Stiftung e.V. Die Ant-wort war zunächst negativ, weil dasAkademikerprogramm der OBSdamals noch keine Kontingentflücht-linge fördern durfte. Das Programmwurde allerdings wenig später auchfür Kontingentflüchtlinge geöffnet.Im Februar 1996 erfuhr ich dann, dasseine Teilnahme über das Akademiker-programm jetzt möglich sei. Daraufhinbewarb ich mich für mehrere Maßnah-men: Aufbausprachkurs Deutsch,Grundkurs Technisches Englisch, Pra-xisbezogene Studien- und Berufsorien-tierung (PSB), Studienergänzung

Mechatronik. Ich besuchte die Praxis-bezogene Orientierungsmaßnahmeund während des Praktikums wurdemir deutlich, welche Defizite aufgear-beitet werden müssen. Also bewarbich mich für die StudienergänzungMechatronik, wurde ausgewählt undging für die Zeit des Studiums nachMerseburg.

Nach dem Abschluss der Studienergän-zung im Oktober 1998 bekam ichdirekt eine Stelle bei der Firma emcoelektronische Mess-und Steuerungs-technik GmbH in Leipzig. Dort leisteteich auch mein Abschlusspraktikum imRahmen der Studienergänzung ab.Zurzeit arbeite ich als Entwicklungsin-genieur im Bereich Elektronik/Mecha-tronik bei der Firma Schlemmer GmbHin Poing bei München.

Meine Ziele für die Zukunft: Da ich dieErfahrung gemacht habe, dass ichnoch nicht zu alt bin, denke ich, dassich noch etwas schaffen und damit derGesellschaft von Nutzen sein kann.

Zu alt zählt nicht

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Elena Schall wurde am 20.11.1963 in Starica/Russland geboren. Sie studierte an der

Fachhochschule in Novotscherkassk Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Automatik und

Telemechanik und schloss ihr Studium 1991 ab. Im November 1998 kam sie nach

Deutschland (Spätaussiedlerin) und arbeitet heute bei der Firma Systherms in Würzburg.

Sie besuchte die Studienergänzung Elektrotechnik an der Fachhochschule Münster.

Von A bis Z war alles neu

53"

Mein Name ist Elena Schall. Am07.11.1998 bin ich mit meiner Familienach Deutschland umgesiedelt, damitich und meine Familie eine bessereZukunft haben. Natürlich hatte ichAngst vor der Einreise, weil ich keineFreunde und Bekannten in Deutsch-land hatte und weil ich kein Deutschkonnte. Ich hatte Angst, den Mundaufzumachen, um etwas zu sagenoder fragen. Die Menschen in Deutsch-land haben eine ganz andere Menta-lität als in Russland, andere Feiertage,einen anderen Glauben. In Russlandhatte ich alles: eine eigene Wohnung,ein eigenes Auto und einen gutbezahlten Job (ich habe 14 Jahre langals Elektroingenieurin gearbeitet).Aber nach Deutschland sind wir nurmit zwei Koffern und unserem zweiWochen alten Kind, das ich auf derReise nach Deutschland bekommenhabe, eingereist. Sicherlich war dieerste Zeit in Deutschland für michschwierig, weil ich nicht verstehenkonnte, was im Fernsehen gesagtwurde oder was die Leute sagten.Sogar die Müllsortierung war für michunbekannt. Von A bis Z war alles neufür mich.

Ich bin kein fauler Mensch, ich magmeinen Beruf und ich wollte nicht alsPutzfrau oder Verkäuferin arbeiten,sondern meinen Beruf weiter ausübenund ergänzen. Und das habe ich nachkurzer Zeit auch geschafft. Von derOtto Benecke Stiftung e.V. habe ichvon meiner Nachbarin gehört, als ichnoch in einem Wohnheim gewohnthabe. Ich habe gehört, dass sie den

Aussiedlern, die ein russisches Diplomhaben, hilft und ihnen eine Chancegibt, in ihrem Beruf hier in Deutsch-land Fuß zu fassen. Im Jahr 2000/2001habe ich an der StudienergänzungElektrotechnik von der Otto BeneckeStiftung e.V. teilgenommen. Nach demtheoretischen Teil des Kurses solltenwir ein dreimonatiges Praktikumdurchführen, aber ich habe Glückgehabt und statt des Praktikums eineArbeit gefunden, wo ich seit dem01.08.2001 als Elektroingenieurin ar-beite.

Zurzeit arbeite ich bei der Firma Sys-therms in Würzburg. Ich betreue fol-gende Aufgaben:

• Erstellung von Schaltplänen aufWSCAD

• Erstellung von Software auf BasisSimatic Step 7

• Erstellung von Betriebsanleitungen.

Meine Wünsche für die Zukunft sind,ein eigenes Haus zu bauen, damit ichmich dort mit meinen Kindern wohlfühle. Das wird nur dann in Erfüllunggehen, wenn ich weiterhin hart arbei-te. Ich bin glücklich, weil meine Arbeitmir Spaß macht. Ich möchte meineschon erworbenen Kenntnisse nochverbessern und erweitern.

Von A bis Z war alles neu

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Irene Schmidt, geboren am 8.4.1963 in Toptschicha, Russland, studierte an der Staatlichen Universität

Barnaul, Russland, und legte 1989 ihren Abschluss als Diplom-Betriebswirtin ab. In ihrem Herkunftsland

arbeitete sie als Ökonomin, zuletzt als Lehrkraft an der Bankfachoberschule der Zentralbank der

Russischen Föderation. Im Mai 1998 kam sie nach Deutschland (Spätaussiedlerin) und ist seit

Dezember 2000 bei der Allgemeinen Deutschen Direktbank AG (DiBa) in Frankfurt/Main beschäftigt.

Sie besuchte das betriebswirtschaftliche Ergänzungsstudium an der

Export-Akademie Baden-Württemberg in Reutlingen.

Selbstbewusstsein zurückgewonnen

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Meine Familie und ich haben langeüberlegt, bevor wir die Entscheidunggetroffen haben, nach Deutschlandauszureisen. Es war uns bewusst, dassdie Integration nicht leicht sein wird.Ich hatte keine großen Hoffnungen, eswar in erster Linie wichtig, dass meineKinder ein besseres Leben und eineerfolgversprechende Zukunft habenwürden und sich gut integrieren kön-nen.Da ich schon immer im Bankenwesengearbeitet habe, wünschte ich mirsehr, auch weiter in diesem Bereichtätig zu bleiben.

Aber die erste Zeit in Deutschland (wirwaren nach Dresden zugewiesen) hatmich total unsicher und unmotiviertgemacht.

Das erste Problem war die Sprache, dieich zwar verstanden habe, aber ichkonnte mich nicht richtig ausdrücken.Das zweite Problem waren die vielenBehörden, bei denen wir uns anmel-den mussten und wo wir oft als Men-schen zweiter Klasse behandelt wur-den. Eine Mitarbeiterin des Arbeitsam-tes sagte mir, dass ich in meinem Berufnie eine Stelle finden werde. Ich konn-te auch keine Bildungsmaßnahmenvom Arbeitsamt bekommen, da es zudieser Zeit keine Finanzierung vomEuropäischen Sozialfonds gab. Ichhabe mich parallel mehrmals auf Stel-len beworben, aber ohne Erfolg.

Von der Otto Benecke Stiftung e.V.erfuhr ich schon im ersten Durch-gangslager für Spätaussiedler in Bram-

sche und informierte mich näher überdie berufsspezifischen Maßnahmenfür Akademiker.

Nach dem Sprachkurs habe ich michbei der OBS für das Ergänzungsstu-dium Betriebswirtschaft beworben,nahm am Auswahlseminar teil underhielt die Zusage für die Maßnahmedes Akademikerprogramms an derExport-Akademie in Reutlingen.

Das Studium aufzunehmen, war fürmich eine sehr schwere Entscheidung,weil ich von meiner Familie mit zweischulpflichtigen Kindern weg mussteund sie nur zwei Mal im Monat besu-chen konnte. Ich bin meinem Mannund meinen Eltern sehr dankbar, dasssie mich in dieser Zeit unterstützten.

Aber eins ist für mich klar und unbe-streitbar: Ohne die Otto Benecke Stif-tung e.V. hätte ich anschließend keineStelle bei der Bank gefunden. Ich habewährend des Studiums meine Fach-sprachkenntnisse verbessert. Die Do-zenten halfen uns sehr, unser Selbstbe-wusstsein zurückzugewinnen, unssicherer zu fühlen, zu verstehen, dassunsere Ausbildung und Erfahrungenauch für die deutsche Wirtschaft nütz-lich sein können.

Seit Dezember 2000 bin ich in derWertpapierabteilung der AllgemeinenDeutschen Direktbank AG tätig. Dorthabe ich auch mein Praktikum inner-halb der Studienergänzung absolviert.Die DiBa ist die älteste und erfolg-reichste deutsche Direktbank, die jetzt

zu der großen ING-Finanzgruppegehört. Ich bin im Bereich Wertpapier-handelskontrolle beschäftigt. Ich habeein gutes Team, nette Kollegen, inter-essante Aufgaben und bin mit meinerStelle sehr zufrieden.

Meine beruflichen Ziele in Deutsch-land sind, durch Fortbildung und Ver-besserung der deutschen Sprache aufdem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zubleiben.

Ich wünsche allen, die ihren beruf-lichen Weg in Deutschland noch nichtgefunden haben, dass sie den Mut unddie Hoffnung nicht verlieren und nichtaufgeben.

Selbstbewusstsein zurückgewonnen

Meine Familie (Großmutter, Großvater,Mutter, Vater und Bruder) warenbereits seit mehreren Jahren inDeutschland, als ich mein Studium imJahr 1995 in Rumänien beendete.Bereits als Kind und Jugendlicher sahich die tierärztliche Tätigkeit wegender engen Beziehung mit der Naturund der Landwirtschaft als idealesberufliches Ziel an. Deshalb blieb ich

nach der im Ostblock stattgefunden-den Wende noch in Rumänien, ummein Studium abzuschließen.

Damals war ich sicher, dass mein rumä-nisches Diplom nach der Wende auchin Deutschland anerkannt werdenwürde. Desto größer war meine Über-raschung, als ich 1996 in Deutschlandeinreiste: Um eine Anerkennung mei-

nes Diploms in Deutschland zu bekom-men, sollte ich 17 Prüfungen erfolg-reich ablegen.

Gleich nach meiner Ankunft inDeutschland habe ich mich bei derOtto Benecke Stiftung e.V. gemeldet.Mein erster Versuch, an einer von derOBS angebotenen fachbezogenen Stu-dienergänzung teilzunehmen, schlug

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Dr. Rudolf Span, geboren am 25.7.1970 in Glashütte/Rumänien, studierte von 1989 bis 1995 an der

Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Klausenburg (Lizenz und Promotion) und war anschließend

als Tierarzt tätig. 1996 kam er als Spätaussiedler nach Deutschland. Er nahm an der „Studienergänzung

Tiermedizin“ an der Universität Leipzig teil. Herr Span arbeitet jetzt als Amtstierarzt

in der Abteilung Verbraucherschutz und Veterinärdienst in Calw.

Stiller Kampf um berufliche Zukunft

zunächst wegen noch bestehenderförderrechtlicher Probleme fehl. Wasmir jedoch blieb, war die ununterbro-chene Unterstützung aller meinerSchritte durch das Akademikerpro-gramm, mit dem ich den schriftlichenKontakt aufrechterhalten durfte.

Meine Sprachkenntnisse konnte ichjedoch – wegen meines Status als Spät-aussiedler und Akademiker – mit derUnterstützung eines vom Goethe-Insti-tut angebotenen Sprachkurses verbes-sern.

Nachdem ich den Sprachkurs beendethatte, habe ich die mir zur Verfügungstehende Zeit genutzt, um ein sechs-wöchiges Praktikum in einem EU-zugelassenenen Schlachthof und einsechswöchiges Praktikum in einer tier-ärztlichen Praxis auf dem Land zuabsolvieren.

Zu diesem Zeitpunkt gab es von derOtto Benecke Stiftung e.V. noch keinespezielle Studienergänzung für Tier-mediziner an einer Hochschule. Des-halb musste ich mein Glück zunächstallein versuchen. Ich nahm Kontaktmit der Uni Gießen auf, wo ich dieersten zwei Prüfungen der rechtsrele-vanten Fächer ablegte.

Nach weiterem Studium erhielt ich vonder OBS einen wunderbaren Brief, indem mir mitgeteilt wurde, dass ich fürdie kommende, vom Akademikerpro-gramm organisierte Studienergän-zung Veterinärmedizin als Kandidatakzeptiert wurde. Das machte mich

unbeschreiblich glücklich, da ich end-lich die Chance hatte, allem, was ichbisher tat, einen Sinn zu geben. Es wardoch nicht alles umsonst ...

Von da an lief alles ohne besondereHindernisse, von der OBS perfekt orga-nisiert und begleitet.

Die Gelegenheit, Vorlesungen und Kli-nikstunden zusammen mit hiesigenStudenten zu absolvieren, ließ neueFreundschaften entstehen. Die ge-meinsame Teilnahme war für uns dar-über hinaus auch von Vorteil, weil wirseitens der hiesigen Studentinnen undStudenten großzügige Hilfeleistungenerfuhren. Selbstverständlich muss mandafür auch den Kontakt von sich aussuchen und sich nicht von den anderenisolieren.

Die Vorbereitung auf die noch abzule-genden Prüfungen in den klinischenFächern war, wie erwartet, sehr, sehrschwer, jedoch nicht unmöglich.

Die Bemühungen der OBS, der Lehrerund und Stipendiaten haben sich letzt-lich in den vielen erfolgreich abge-schlossenen Prüfungen und in den dar-auffolgenden Anstellungen vieler Kol-legen im veterinärmedizinischen Be-reich niedergeschlagen.

Noch bevor ich von der OBS verab-schiedet wurde, unterzeichnete ichbereits meinen ersten Arbeitsvertragin Deutschland. Ich arbeitete etwa einJahr in einer kleinen idyllischen Tier-praxis und anschließend für rund ein

weiteres Jahr in einer größeren, tech-nisch besser eingerichteten Tierarzt-praxis. Hier sammelte ich meine prakti-schen Erfahrungen, die ich nun anmeinem Traumarbeitsplatz in der Ve-terinärverwaltung eines Kreises mitErfolg verwerten kann.

So, wie man früher sagte, ist uns unse-re Würde als Menschen zurückgege-ben worden und die Tore der Selbst-verwirklichung in Deutschland wurdendurch eine komplette Integration indie deutsche Gesellschaft weit geöff-net.

Nun sind wir stolze MitbürgerDeutschlands, die selbst durch unsereTaten dazu beitragen, dieses bereitsgroßartige Land noch schöner undstärker zu machen.

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Stiller Kampf um berufliche Zukunft

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Anatoli Tschesnokow, geboren am 22.8.1955 in Korkino, Russland, studierte Automatik und Telemechanik

an der Polytechnischen Hochschule in Tscheljabinsk, Russland. In Tscheljabinsk war er als Hochschullehrer

für Elektronik und Informatik tätig. Seit 1998 in Deutschland (Spätaussiedler), arbeitet er heute als

Prozess-Ingenieur bei Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing Technologies AG, Oberkochen.

Er war Teilnehmer des Wissenschaftlichen Praktikums.

Was will ich?

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Am 3. Oktober 1998 sind meine Frau,unsere zwei Töchter und ich nachDeutschland gekommen. Die letztenJahre in Russland waren für unsereFamilie sehr schwer. Meine Frau hatfast nichts verdient, unsere ältesteTochter studierte an der Universitätund bekam ein kleines Stipendium,unsere jüngste Tochter hatte dieMittelschule absolviert. Ich musstegleichzeitig an der Universität und andrei Schulen arbeiten, um die Familiezu versorgen. Nach der Ausreise nachDeutschland fühlte ich mich sehr müdeund dachte, dass ich in Deutschlandeine einfache Arbeit finden und glük-klich sein würde und mich abendsdann keine Sorgen mehr drücken wür-den.

Wir haben uns alle bei der Otto Benek-ke Stiftung e.V. gemeldet. Währendich den Sprachkurs machte, hatte ichbereits ein Gespräch mit der OBS. Ichwollte die Studienergänzung „Mecha-tronik“ besuchen, aber mir wurde einwissenschaftliches Praktikum empfoh-len, weil ich mehr als 20 Jahre an derUniversität gearbeitet habe. Ich änder-te meine Meinung aber nicht und mel-dete mich zusätzlich beim Arbeitsamtzur zweijährigen Umschulung„Mechatronik“ an. Meine damaligeSprachlehrerein sagte mir auch stän-dig, dass ich entweder als Wissen-schaftler oder als Entwicklungsingeni-eur einsteigen sollte.

Ich besuchte das Fraunhofer-Institutfür Produktionstechnik und Automati-sierung in Stuttgart und sah mir die

moderne Technik in der Roboterabtei-lung an, welche man dort entwickelt.Und plötzlich fragte ich mich: „Wasmache ich eigentlich?“ Mein ganzesFachleben in Russland habe ich als Wis-senschaftler und Entwicklungsingeni-eur gearbeitet. Wieso soll ich alsMechatroniker in Deutschland arbei-ten? Ich rief sofort beim Akademiker-programm an und sagte: „Ich könnteeine Praktikumsstelle am Frauenhofer-IPA haben, ich will doch das wissen-schaftliche Praktikum absolvieren.“Die Antwort war: „Eigentlich ist es zuspät, die Gruppe ist schon zusammen-gestellt. Wenn Sie aber morgen sofortnach Bonn zu einem Vorstellungsge-spräch kommen, um einen Sprachtestzu machen, dann können wir darüberentscheiden.“ Am nächsten Morgenwar ich in Bonn und schaffte die Tests.

Ich habe mein wissenschaftliches Prak-tikum angefangen. Während des Prak-tikums entwickelte ich einen berüh-rungslosen Sensor für die Erkennungproduktionsbedingter Kontaminatio-nen. Auf Basis dieses Sensors bautenwir ein Robotersystem, das auf derHannover-Messe 2000 gezeigt wurde.

Da war ich endgültig sicher, als Wis-senschaftler und Entwicklungsingeni-eur in Deutschland arbeiten zu kön-nen. Während des Praktikums habe ichauch meine Sprachkenntnisse verbes-sert. Die Kommunikationstrainings derOtto Benecke Stiftung haben mirgeholfen, mich mit Kollegen in Verbin-dung zu setzen. Das war sehr hilfreichund sehr wichtig für mich.

Nach dem Praktikum habe ichbeschlossen, in der Wirtschaft zuarbeiten. Ich wollte praktische Sachenbewerkstelligen und fing bei der Deut-schen Industrie Service AG in derAbteilung Information Technologie alsSoftwareentwickler an. Ich dachte:„Ich werde bei verschiedenen Firmenarbeiten. Ich werde Erfahrung sam-meln und diese Firmen miteinandervergleichen. Dann finde ich die richti-ge Firma für mich.“ Bei einer kleinen,aber weltweit arbeitenden Firma habeich die Steuerungssoftware entwickeltund hatte eine feste Stelle. Ich wollteaber bei einer großen Firma arbeitenund an großen Projekten teilnehmen.Sechs Monate bewarb ich mich, bis icheine positive Antwort erhielt: Zurzeitarbeite ich als Prozess-Ingenieur beider Carl Zeiss SMT AG und begleitePlasmabearbeitungsprozesse. Ich lösephysische und technische Probleme,entwickle moderne Software für dieautomatischen Anlagen, weise Arbei-ter an, die diese Anlagen bedienen. Icharbeite genau in meinem Fachbereichund bin mit meiner Arbeit sehr zufrie-den.

Was will ich?

Nachdem unsere Entscheidung gefal-len war, unser Heimatland zu verlas-sen, haben wir, meine Familie und ich,versucht, so viele Informationen wiemöglich über Deutschlands Geschichteund Kultur, über das allgemeineLeben, Bildung und die Arbeitsmarkt-situation einzuholen. Nach vielenÜberlegungen, Diskussionen und auchschlaflosen Nächten kamen wir imDezember 1997 zu dem Entschluss, unssowohl privat als auch beruflich aufein glückliches und erfolgreiches

Leben in der Heimat unserer Vorfah-ren hoffnungsvoll einzulassen.

Nach kurzer Zeit mussten wir bedau-ernd feststellen, dass die von unsgesammelten Informationen über dasLeben in diesem Land ein Tropfen aufden heißen Stein waren. Informations-mangel und geringe Sprachkenntnissewaren in der Anfangsphase die größ-ten Integrationshindernisse, die je-doch mit Hilfe und Unterstützung vonverschiedenen Institutionen und Per-

sonen von uns allmählich überwundenwurden. Besonders wichtig war das fürdie berufliche Eingliederung.

In einer Beratung im ÜbergangslagerUnna-Massen, Landesstelle für Aus-siedler, Zuwanderer und ausländischeFlüchtlinge in Nordrhein-Westfalen,erfuhr ich über das für die Tierärztezuständige Ministerium und über dieTierärztekammer und bekam eineListe mit Telefonnummern der OttoBenecke Stiftung e.V.

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Der Tierarzt Andreas Unruh, geboren am 18.6.1960 in Gljaden, Russland, studierte an der

landwirtschaftlichen Hochschule in Barnaul, Russland. Anschließend war er als Tierarzt tätig, lange Zeit

im öffentlichen Veterinärdienst. 1997 siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über (Spätaussiedler).

Er absolvierte im Jahr 2000 erfolgreich die Studienergänzung Veterinärmedizin an der Universität Leipzig

und arbeitet heute als Amtstierarzt im Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des

Landratsamtes Nordhausen.

Neue Ziele werden gesteckt...

Während des sechsmonatigen Sprach-kurses habe ich den Antrag auf Aner-kennung meines Diploms im Ministe-rium für Landwirtschaft, Ernährungund Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen gestellt und mich mit derTierärztekammer Nordrhein in Verbin-dung gesetzt. Außerdem wurde mirdie Gelegenheit gegeben, je einen Tagin einer Tierarztpraxis sowie in einemVeterinäramt über die Tätigkeit hiesi-ger Tierärzte Kenntnisse zu erwerbenund mit ihnen über die aktuelle veteri-närmedizinische Problematik zu disku-tieren. Die gesammelten Eindrückeund besonders die interessantenGespräche mit Kolleginnen und Kolle-gen verstärkten den Wunsch, inDeutschland in meinem Beruf als Tier-arzt tätig zu werden. Nach Empfangdes Schreibens aus dem Ministeriumwurde klar, dass dies nicht leicht zuverwirklichen sein wird. Die Nachrichtvom Ministerium war deutlich: „EineAnerkennung einer im Ausland erwor-benen tierärztlichen Ausbildung istnicht möglich. Jeder, der in Deutsch-land den tierärztlichen Beruf aufDauer ausüben will, bedarf der Appro-bation als Tierarzt.“ Des Weiterenwurde mitgeteilt, dass noch Kenntnis-prüfungen in zehn Fächern an einerdeutschen tierärztlichen Ausbildungs-stätte abzulegen seien, um eine deut-sche Approbation als Tierarzt zu erhal-ten.

Die Fragen, wie, wo und wann die Prü-fungen zu absolvieren wären, bliebenbis zur Begegnung mit der OBS offen.Nach einem kurzen Telefonat mit der

Stiftung wurde ein Beratungsterminvereinbart und einen Tag danachbekam ich eine Broschüre über dasAkademikerprogramm. In einem sehrfreundlichen und informationsreichenGespräch in der Geschäftsstelle Bonnerfuhr ich von der damals erstmaliggeplanten Maßnahme für zugewan-derte Tierärzte an der Universität Leip-zig und den damit verbundenen Aus-wahlseminaren. Um diese Maßnahmehabe ich mich beworben. Nach Beste-hen des Sprachtests sowie einer Klau-sur wurde ich in die Studienergänzungfür Tierärztinnen und Tierärzte an derUniversität Leipzig aufgenommen. DieZeit bis zum Beginn der Maßnahmenutzte ich zur Vertiefung meinerDeutschkenntnisse in einem Intensiv-sprachkurs.

Die Vorlesungen, die wir, 19 Stipendia-ten des Akademikerprogramms, zweiSemester lang besuchen durften, diefür uns veranstalteten Tutorien undSeminare und das Hospitieren in denTierkliniken der veterinärmedizini-schen Fakultät der Universität Leipzigsowie am Veterinär- und Lebensmittel-überwachungsamt der Stadt Leipzigwaren eine hilfreiche Vorbereitungauf die anstehenden Prüfungen. Dieerworbenen Kenntnisse und gesam-melten Erfahrungen erhöhten dieHoffnung, hier in Deutschland weiterin unserem Beruf als Tierarzt tätig zuwerden. Dank der uns gegebenenMöglichkeit, am Studentenleben teil-zunehmen, ständiger Unterstützungund Betreuung ist die Zeit an der UniLeipzig ein sehr bedeutender Teil für

die Integration in die deutsche Gesell-schaft geworden.

Nach Erhalt der Approbation, hochmotiviert und einsatzbereit, begannder Bewerbungsmarathon. Gleichzei-tig habe ich alle mir zur Verfügungstehenden Möglichkeiten zur Weiter-bildung genutzt. Darunter EDV-Schu-lungen, Bewerbungstrainings undHospitationen. Nach 70 Bewerbungs-schreiben an verschiedene Institutio-nen des öffentlichen Veterinärdiensteserfolgte meine Einstellung im Februar2001 als Amtstierarzt in einem Veteri-när- und Lebensmittelüberwachungs-amt in Thüringen. Zur Ausübung die-ser Tätigkeit fehlte mir noch die Befä-higung für den tierärztlichen Dienst inder Veterinärverwaltung. Also absol-vierte ich die entsprechenden Prüfun-gen.

Heute, viereinhalb Jahre nach der Ein-reise und eineinhalb Jahre nach demTätigkeitsbeginn, erlaube ich mir zubehaupten, dass die vom Staat undmeiner Familie geleisteten Investitio-nen sowie meine Bemühungen sichgelohnt haben. Die vielfältigen ver-antwortungsvollen Aufgaben einesAmtstierarztes sind sehr interessant,machen unheimlich viel Spaß, fordernandererseits aber auch eine ständigeErweiterung der Fachkenntnisse.Somit hat sich die Hoffnung auf einauch im Beruf glückliches und erfolg-reiches Leben erfüllt. Neue Ziele wer-den gesteckt...

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Neue Ziele werden gesteckt

Bevor ich nach Deutschland ausge-wandert bin, besuchte ich zusammenmit meiner Familie meine Mutter inDeutschland. In den drei Monaten, diewir dort verbrachten, habe ich vieleKontakte geknüpft und mir wurde vie-les klar. Vor allem zwei Weisheiten: InDeutschland wird auch nur mit Wassergekocht, und mit Fleiß, Anständigkeit

und Anpassungsfähigkeit kann man inDeutschland – wie auch überall – vieleserreichen. Zweitens ist es unmöglich,etwas zu erreichen, ohne des Deut-schen mächtig zu sein, dessen Erlernenwir uns als erstes Ziel gesetzt hatten.

Ohne Angst, Neuem gegenüberzu-treten, und mit großen Hoffnungen in

die Zukunft stiegen wir in Frankfurtam Main aus dem Flugzeug. Die men-tale Vorbereitung auf die Umsiedlunghat unsere Einstellung entscheidendgeprägt: Wir sind als Heimkehrer nachDeutschland zurückgekommen undnicht als Emigranten. Der Umstand,dass die meisten von uns nicht ein-wandfrei deutsch sprechen, ändert

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Alexander Wingert, geboren am 1.12.1954 in Pirowskoje/Russland, studierte Chemie an der Universität

in Duschanbe/Tadschikistan und machte 1978 seinen Abschluss als Diplom-Chemieingenieur. 1985 nahm

er ein Fernstudium an der Fachhochschule in Chabarowsk/Russland auf und absolvierte 1990 diese

Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur. Anschließend war er als stellvertretender Direktor eines russisch-

schweizerischen Gemeinschaftsunternehmens in Tynda tätig. Im Juli 1993 kam Alexander Wingert nach

Deutschland (Spätaussiedler) und arbeitet seit April 1997 als Abteilungsleiter bei der Maschinenfabrik

E. Thielenhaus GmbH in Wuppertal. Von Februar 1995 bis April 1996 besuchte er das betriebswirtschaftliche

Ergänzungsstudium an der Export-Akademie Baden-Württemberg in Reutlingen.

In der Beratung

mögliche Wege erarbeitet

genauso wenig daran, wie die man-gelnde Bereitschaft mancher Deut-schen, uns als ihresgleichen anzuse-hen. Die erste Zeit in Deutschland warsehr ereignisreich und gefüllt mit vie-len noch zu lösenden Problemen, z.B.der Suche nach einer Wohnung, derEinschulung der Kinder, unzähligeAmtsgänge, der Einbürgerung,Sprachlehrgängen...

Als die Anfangsprobleme gelöstwaren, galt es zu entscheiden, wie esweitergehen soll. Was kommt nachdem Sprachkurs? Wie kann ich meineFamilie unterhalten? Der Gedanke,eines Tages Sozialhilfeempfänger zusein, war für mich unerträglich. Bei sovielen offenen Fragen mussten einigewichtige Entscheidungen getroffenwerden, denn im Alter von 39 Jahrenhatte ich noch eine Menge vor.

Noch im Lager für Aussiedler habe ichdas erste Mal von der Otto BeneckeStiftung e.V. gehört, die unterschiedli-che Maßnahmen zur beruflichen Inte-gration durchführt. Während ich aneinem vom Arbeitsamt angebotenenSprachkurs teilnahm, suchte ich alsodie Beratungsstelle der OBS in Düssel-dorf auf. Ich wurde ausführlich überdas Akademikerprogramm informiert.Der Berater schlug mir vor, mich umden „Aufbaukurs Deutsch für Akade-miker“ und danach um das betriebs-wirtschaftliche Ergänzungsstudium ander Export-Akademie in Reutlingen zubewerben. Das ließ sich sehr gut in diePraxis umsetzen, wobei ich dem Bera-ter die Wahl dieses Weges zu verdan-

ken habe. Nach dem Sprachkurs inNürnberg wurde ich nach der Bewer-bung für das ErgänzungsstudiumBetriebswirtschaft zu einem Auswahl-verfahren eingeladen. Es bedurfteeiner gründlichen Vorbereitung, denndie Studienplätze sind begrenzt unddie Bewerberzahl hoch. Kurze Zeitspäter bekam ich dann den heißer-sehnten Bescheid über das erfolgrei-che Bestehen. Das Studium war mitharter Arbeit verbunden, machte aberdennoch viel Spaß. Noch währendmeines Praktikums, das ein Bestandteildes Studiums war, bewarb ich mich alsProjektmanager bei einer HamburgerFirma, deren Aktivitäten ich in Kasach-stan vor Ort unterstützen sollte. Dortwar ich in den drei für uns wichtigenGebieten Kasachstans kaufmännischund organisatorisch tätig.

Nach meiner Rückkehr in die Bundes-republik bekam ich sofort eine Stellebei der Maschinenfabrik Ernst Thielen-haus GmbH in Wuppertal, wo ich meinPraktikum während des Studiumsgemacht habe. Mein Berufsfeld alskaufmännischer Angestellter im Servi-ce beinhaltete folgende Aufgaben: dieErstellung von Angeboten für Ersatz-teile und Umbaumaßnahmen fürMaschinen, Auftragsabwicklung,Rechnungserstellung, die Erstellungvon Ersatz- und Verschleißteilbüchernsowie Kundenbetreuung und Marke-tingaufgaben.

Nach drei Jahren habe ich als Leiter dieLohnfertigung übernommen und zueiner Abteilung ausgebaut. Zusam-

men mit einem jungen Team müssenwir komplizierte technische Problemefür unsere Kundschaft lösen. UnserMotto ist: "Qualität und Schnellig-keit“, was von unseren Kunden ge-schätzt wird.

Als Leiter bin ich für die gesamteOrganisation der Arbeit verantwort-lich, einschließlich des kaufmänni-schen und des technischen Bereiches.Der Job, den ich mache, ist hart,gefällt mir aber.

Meine weiteren Ziele sind: Die Weiter-bildung im technischen Bereich undder Personalführung sowie die Verbes-serung der Ablauforganisation undschließlich der Ausbau der Abteilung.Mein größter Wunsch ist nach wie vordie perfekte Beherrschung der deut-schen Sprache. Um dieses Ziel zu errei-chen, braucht man viel Kraft undGeduld. Eigenschaften, die ich besitze.

Trotz vieler Arbeit habe ich immer dieZeit gefunden, um meinen Hobbiesnachzugehen und somit auch dieanderen Seiten des Lebens kennenzu-lernen. Im Jahre 1997 habe ich dieFischereiprüfung bestanden und imdarauffolgenden Jahr mein „GrünesAbitur“ gemacht, sprich den Jagd-schein.

Mein weiteres Ziel: den Pilotenschein zu erwerben.

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In der Beratung mögliche Wege erarbeitet

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Das Akademikerprogramm der Otto Benecke Stiftung e.V.unterstützt Spätaussiedler und Kontingentflüchtlinge, diebereits einen Hochschulabschluss in ihren Herkunftsländernerworben haben*. Das Programm bietet im Auftrag undmit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und For-schung seit mehr als 17 Jahren berufsbildende Maßnahmenfür unterschiedliche Berufsgruppen an. Diese ergänzen mit-gebrachte Kenntnisse und Fähigkeiten – machen fit für dendeutschen Arbeitsmarkt. Alle Angebote werden immer wie-der auf den Prüfstand gestellt, Innovationen berücksichti-gen die sich verändernden Bedürfnisse der Lernenden alsauch die Herausforderungen des Arbeitsmarktes.

Nachbefragungen der Stipendiaten ergeben, dass vieleanschließend einen qualifizierten Arbeitsplatz finden.Begründet ist dieser Erfolg auch im speziellen Zuschnitt derAngebote auf die Bedürfnisse der Stipendiaten: Neben reinfachlicher Wissensvermittlung lernen die Teilnehmenden,sich selbst einzuschätzen, ihren eigenen Standpunkt zubestimmen – und dadurch selbstbewusster den beruflichenEinstieg zu planen und aktiv zu gestalten.

Doch am Beginn der beruflichen Integration muss zunächstOrientierung stehen. Wie soll und kann es beruflich weiter-

gehen? Welche sinnvollen Möglichkeiten bestehen über-haupt? Beratungsgespräche, Orientierungsmaßnahmenund Seminare des Akademikerprogramms der Otto Benek-ke Stiftung e.V. helfen, diese Fragen zu beantworten. Inter-essenten, die sich an das Akademikerprogramm wenden,erhalten speziell entwickeltes Informationsmaterial. Bro-schüren skizzieren unter Darstellung vieler Alternativenund Möglichkeiten den beruflichen Eingliederungsweg.

Bewerber müssen vor Aufnahme in eine berufsbildendeMaßnahme ein mehrstufiges Auswahlverfahren durchlau-fen. Diese gezielte Förderung gewährleistet eine hoheErfolgsquote. Alle Studienergänzungen werden in Zusam-menarbeit mit ausgewählten Hochschulen durchgeführt.

Das Akademikerprogramm bietet den oben beschriebenenPersonengruppen folgende Hilfen zum beruflichen Ein-stieg:

• Beratung und berufliche Orientierung• Sprachkurse• Studienergänzungen• berufliche Anpassungskurse• Stipendien

Anhang

Das Akademikerprogramm der Otto Benecke Stiftung e.V.

Angebote und Kooperationspartner

* Seit dem 1.1.03 dürfen auch Asylberechtigte an den Maßnahmen des Akademikerprogramms teilnehmen

Die Maßnahmen:

• Aufbausprachkurs Deutsch in Dortmund, 3 Monate

• Fachsprachkurse für Ärzte, Ingenieure und Naturwissen-schaftler, Ökonomen, Lehrer und Geisteswissenschaftlerin Bonn, Magdeburg, Heidelberg und Berlin, jeweils 3 Monate

• Sprachkurs Englisch in Köln, in Kooperation mit derCarl-Duisberg Gesellschaft (Technisches Englisch) sowiemit dem Studienverband Heidelberg, (Wirtschafts-englisch), 3 Monate

• Orientierungsmaßnahme mit einer 2-wöchigen Vorberei-tungsphase in Bonn und einem 3-monatigen Praktikum

• Studienergänzungen für

- Bauingenieure in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität Weimar, 13 Monate

- Elektroingenieure in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster, 14 Monate

- Informatiker und Ingenieure in Zusammenarbeit mitder Fachhochschule Merseburg, 14 Monate

- Mediziner im Bereich Medizintechnik in Zusammen-arbeit mit der Medizinischen Universität und Fachhochschule Lübeck, 15 Monate

- Maschinenbauingenieure in Zusammenarbeit mit derHochschule Magdeburg-Stendal, 13 Monate

- Ökonomen in Zusammenarbeit mit den Fachhoch-schulen Reutlingen und Würzburg, 15 Monate

- Tiermediziner in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig, 12 Monate

• Juristenmaßnahme zur Vorbereitung auf denReferendardienst in Kooperation mit dem HessischenMinisterium für Justiz, 18 Monate

• Ärztliches Praktikum für (Zahn-) Mediziner,inklusive eines begleitenden Seminarangebots, 8-12 Monate am Wohnort

• Wissenschaftliches Praktikum an Hochschulen, bundesweit, 12 Monate

• Individuelles Ergänzungsstudium, Hochschule am Heimatort, Aufstockungsförderung zu BAföG, entsprechend der Förderdauer nach BAföG

Allen vom Akademikerprogramm angebotenen Bildungs-maßnahmen sind Auswahlverfahren vorgeschaltet. Wichtigist, dass der Antrag auf Förderung innerhalb eines Jahresnach Ausstellung der Bescheinigung nach § 15 BVFG (Spät-aussiedler/innen) oder der Bescheinigung nach § 2 desGesetzes über Maßnahmen für im Rahmen humanitärerHilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge (Kontingent-flüchtlinge) beim Akademikerprogramm gestellt wird. Asyl-berechtigte dürfen ebenfalls gefördert werden. Ein verspä-teter Antrag kann in begründeten Ausnahmefällen zuge-lassen werden – jedoch nur, wenn der Zeitraum von dreiJahren nach Eintreffen im Bundesgebiet nicht überschrittenwurde.

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Otto Benecke Stiftung e.V.

Die Otto Benecke Stiftung e.V.

Die Otto Benecke Stiftung e.V. wurde 1965 auf Initiative der deutschen Studentenverbände gegründet.

Der politisch neutrale Verein mit Sitz in Bonn und 20 Außenstellen in der Bundesrepublik hat seitdem viele

tausend Zuwanderer und Flüchtlinge in Ausbildungs- und Stipendienprogramme in Deutschland, Afrika und

Palästina aufgenommen und ihnen eine berufliche Zukunft eröffnet.

Seit der Gründung ist die Otto BeneckeStiftung von der Bundesregierung mitder Durchführung von Integrations-programmen beauftragt. Den Schwer-punkt bilden der Garantiefonds –Hochschulbereich – des Bundesmini-steriums für Familie, Senioren, Frauenund Jugend sowie das Akademikerpro-gramm des Bundesministeriums fürBildung und Forschung. In beiden Pro-grammen geht es darum, den Teilneh-menden eine individuelle Möglichkeitzur Fortsetzung oder Ergänzung derim Herkunftsland erworbenen Vorbil-dung zu eröffnen. Wir analysieren denBedarf und entwickeln zeitnah Ange-bote, die nachgefragte Qualifikatio-nen vermitteln.

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Wir qualifizieren durch die Förderungvon

• Intensivsprachkursen

• Kursen zum Erwerb der Hochschul-zugangsberechtigung

• studienvorbereitenden Seminaren

• Maßnahmen für Hochschulabsolven-ten

Unsere Zielgruppen sind Zuwanderer,die

• mindestens die Hochschulzugangs-berechtigung des Herkunftslandeserworben haben,

• ein Studium begonnen oder abge-schlossen haben

Seit Beginn der 90er Jahre kamenneue Tätigkeitsfelder hinzu, die ausdrei Komponenten bestehen:

• den Hilfen für Angehörige der deut-schen Minderheit in Mittel- und Ost-europa und in Zentralasien,

• dem Aufbau demokratischer Struk-turen der Jugendarbeit mit denregionalen Schwerpunkten Nahostund Osteuropa/Zentralasien sowie

• der Entwicklung von Maßnahmenzur Gewaltprävention und zum Ab-bau von Fremdenfeindlichkeit inDeutschland.

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Otto Benecke Stiftung e.V.

OBS e.V. ZentraleKennedyallee 105 – 10753175 BonnTel.: 0228/81 63-0eMail: [email protected]

Leitstelle OstRungestr. 19, 10179 BerlinTel.: 030/27 89 300eMail: [email protected]

Leitstelle SüdBereich: Baden-WürttembergVillacherstr. 14, 70469 StuttgartTel.: 0711/13 53 26-0eMail: [email protected]

Bereich: BayernAmalienstr. 45, 80799 MünchenTel.: 089/28 81 680eMail: [email protected]

Leitstelle NordLange Reihe 14, 20099 HamburgTel.: 040/24 51 17 + 24 51 18eMail: [email protected]

Sie wünschen weitere Informationen?

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Otto Benecke Stiftung e.V. beantworten Ihre Fragen gerne. Bitte wenden Sie sich an eine der folgenden Stellen:

Engagiert zum Ziel

Otto Benecke Stiftung e.V.

Stipendiaten des Akademikerprogramms

der Otto Benecke Stiftung e.V. berichten von

ihrem beruflichen Neuanfang in Deutschland