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Informationen für die Beschäftigten im Mercedes-Benz Werk und der EvoBus GmbH am Standort Mannheim Inhalt: Seite 2: Seite 3: Seite 6: Seite 8: Seite 10: Seite 11: Seite 12: Seite 14: Seite 15: Seite 17: Seite 19: Editorial EvoBus: Investitionen in die Zukunft … Produktionsverbund wird neu ausgerichtet! Kommentar: Strategie Zukunft – Gemeinsam für ein gutes Leben! Baustelle Gießerei - Instandhaltung Interview: Bewertung Fachausbilder: Sehr gut! Neue Regelungen zur Altersteilzeit SBV-Wahl 2010: Die behinderten Beschäftigten haben die Wahl! JAV-Wahl 2010: JAV mit Biss – Zukunft mitbestimmen! Vom Fehlstands- zum Eingliederungsmanagement „Stolpern erwünscht …“ 14. Ausgabe September 2010

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Informationen für die Beschäftigten im Mercedes-Benz Werk und der EvoBus GmbH am Standort Mannheim

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Editorial EvoBus: Investitionen in die Zukunft … Produktionsverbund wird neu ausgerichtet! Kommentar: Strategie Zukunft – Gemeinsam für ein gutes Leben! Baustelle Gießerei - Instandhaltung Interview: Bewertung Fachausbilder: Sehr gut! Neue Regelungen zur Altersteilzeit SBV-Wahl 2010: Die behinderten Beschäftigten haben die Wahl! JAV-Wahl 2010: JAV mit Biss – Zukunft mitbestimmen! Vom Fehlstands- zum Eingliederungsmanagement „Stolpern erwünscht …“

14. Ausgabe September 2010

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Editorial

impuls / 14. Ausgabe September 2010 2

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Die positiven Nachrichten zur wirtschaftlichen Ent-wicklung häufen sich. In den letzten Monaten ist die Industrieproduktion inDeutschland überraschend stark gestiegen. Der deutsche Export konnte deutlich zulegen und istder Hauptgrund für die Erholung der deutschen Wirt-schaft. Die größte Krise der Wirtschaft nach dem zweitenWeltkrieg scheint vergessen. Und wer hätte geglaubt, dass die Daimler AG diese Wirtschaftskrise so schnell überwinden würde? Bei so vielen positiven Meldungen muss man schongenau hinsehen, was da im Unternehmen passiert. Zurzeit sieht es so aus, als würde der Pkw-Bereich vor lauter Aufträgen nur so aus allen Nähten platzen.Zu verdanken ist dies hauptsächlich dem außeror-dentlichen Wachstum des chinesischen Automobil-marktes. Wenn dies so weitergeht, wird Mercedesdieses Jahr dort über 100.000 Fahrzeuge verkaufen. Hoffen wir, dass diese Entwicklung noch lange anhältund die Wirtschaft in den USA und in Europa weiteranzieht. Eine starke Abhängigkeit von einem Markt istimmer ein Risiko. Dass diese Krise noch nicht ganz überwunden ist,zeigt auch der Nutzfahrzeugbereich. Der Auftragseingang ist dort zwar ständig am Steigen.Allerdings muss diese Entwicklung in den nächstenMonaten auch so weitergehen, damit wir alle Beschäf-tigungsprobleme überwinden können. Noch nicht einzuschätzen ist, wie es 2011 dort weiter-geht, da die Auftragsbestände noch immer sehr nie-drig sind.

Für den Omnibusbereich bleibt abzuwarten, wie sich die Sparpakete der Eurostaaten auf die Finanzierung des ÖPNV in Europa auswirken. Zu all diesen Unwägbarkeiten kommt noch, dass unser Standort durch die Einführung neuer An-triebstechniken und der Motorengeneration mit Ab-gasnorm Euro 6 (sh. dazu Artikel Seite 6) vor gewal-tigen Herausforderungen steht. Sowohl im Motorenbau und Gießerei als auch im Omnibusbau laufen die Vorbereitungen auf Hochtou-ren, um die neuen Motoren und Omnibusse rechtzei-tig anlaufen zu lassen. Dies passiert unter einem riesigen Zeit- und Kosten-druck durch den Vorstand und die Geschäftsführung. Einige aus der Unternehmensführung meinen des-halb, auf die Belange von uns Beschäftigten keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen. Wir wollen an dieser Stelle daran erinnern, dass es in der Vergangenheit die Mannheimer Belegschaft war, die mit ihrem Engagement auch immer ihren Beitrag geleistet und die Produkte zum Erfolg geführt hat. Die Herausforderungen der Zukunft können nur mit der Belegschaft und nicht gegen sie bewältigt werden. Das sollten sich einige der Herren ins Gedächtnis rufen. Wenn nicht! Dann werden wir sie daran erinnern! Herzlichst

Joachim Horner Dieter Seip Betriebsratsvorsitzender Stv. Betriebsratsvorsitzender

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Neues in der EvoBus GmbH

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Nachdem wir bereits im vergangenen Jahr über Neuerungen und Investitionen in derEvoBus GmbH berichtet haben, knüpfen wir hier an, um über den aktuellen Umsetzungs-stand und die noch anstehenden Neuanläufe und Projekte zu berichten.

Auch im Busgeschäft bleiben wirnicht völlig von der Krise verschont. Steuerausfälle bei den Kommunenschlagen sich auch in den Ausgabenfür den öffentlichen Personennah-verkehr (ÖPNV) nieder. Bestellun-gen für neue Fahrzeuge werden oftverschoben oder sogar storniert. Daher konnte das erste Halbjahr nurmit vielen Schließungstagen über-brückt werden. Ein großer Teil derBauplatzbelegung musste in daszweite Halbjahr geschoben werden,so dass wir wieder ein „klassisches Busjahr“ haben, mit einer extremenProduktionslastigkeit auf der zweitenJahreshälfte. Durch den Rückgang des Gesamt-marktes hat sich ein ungeheurerPreiskampf entwickelt, den auch dieEvoBus spürt. Andere Hersteller, diez. T. in Osteuropa produzieren, ge-währen immense Preisnachlässe.Dieser Entwicklung kann sich auchdie EvoBus nicht gänzlich entziehen.Doch kann das keine dauerhafteMaßnahme sein, da dies wiederumzu Umsatzeinbußen führt, die dannanderweitig eingeholt werden müs-sen. Stattdessen setzt die EvoBus vollauf ihre innovativen Produkte, aufabgasarme und mit den neuenTechniken künftig sogar abgasfreienFahrzeuge (siehe Kasten).

Alternative Antriebe Der ÖPNV wird sich, gerade in Bal-lungszentren, weiter entwickeln undist somit ein Wachstumsmarkt. DieZukunft gehört hier alternativen undemissionsarmen Antrieben. Die EvoBus wird dafür gerüstet sein.

Für deren Neuanläufe laufen bereits umfangreiche Qualifizierungsmaß-nahmen, um die Mannschaft auf die-se neuen Technologien vorzuberei-ten. Denn die ersten Fahrzeuge fahren zum Teil schon durch die Produk-tion. Für die Inbetriebnahme der Hoch-voltfahrzeuge (HV) ist extra eine separate Fläche im Bau 41 definiert worden, die durch den Umzug des Musterbaus und die Neustrukturie-rung des Rohbaus freigemacht wer-den konnte.

Für die Neuentwicklungen wurdenumfangreiche Investitionen getätigt,um insgesamt hier bestens für dieZukunft aufgestellt zu sein.

Hybridtechnik, NCR und

Citaro-Nachfolger “C2“ Die Zukunft im Busgeschäft derEvoBus werden Fahrzeuge mitHybrid-Techniken (siehe Kasten), der geplante NCR-Hochboden und der Citaro-Nachfolger „C2“ sein.

Citaro BlueTec - Hybrid und FuelCELL Hybrid BlueTec-Hybridtechnik ist die aktuelle alternative Antriebsform zur Abgasreduzierung und bedeutet, dass sich zwei Energielieferanten (Dieselmotor und Lithium-Ionen-Batterie) mi-schen, wobei der Dieselmotor über einen Generator Strom erzeugt, der in der Batterie ge-speichert und von dort an die Elektromotoren weitergegeben wird Die sind dann für den eigentlichen Antrieb des Fahrzeuges verantwortlich. Das Endziel „Null-Emission“, also der abgasfreie Fahrzeugbetrieb, wird im nächsten Step mit der Citaro FuelCELL-Hybrid-Technik erreicht. Hier dient eine Brennstoffzelle, die ihre Energie durch einen elektrochemischen Prozess aus Wasserstoff und Sauerstoff gewinnt, als Stromlieferant. Dabei wird die Bremsenergie des Fahrzeuges noch zusätzlich in Hoch-leistungsbatterien gespeichert. Diese treiben dann elektrische, flüssigkeitsgekühlte Rad-nabenmotoren an. Als einziges „Abgas“ entsteht dann nur noch harmloser Wasserdampf.

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Neues in der EvoBus GmbH

impuls / 14. Ausgabe September 20104

… Fortsetzung von Seite 3 Schon in den vergangenen Jahrenzeigten sich Investitionen am Stand-ort bereits deutlich in den Bauaktivi-täten. Z. B. der neue Gebäudekom-plex auf dem sog. „Entenschnabel“,in dem sich jetzt Musterbau und Ver-such gemeinsam unter einem Dachbefinden, im Finish eine neue Fahr-zeug-Waschhalle und ein weitererBremsenprüfstand. Aber auch drin-gend notwendige Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen an beste-henden Gebäuden wurden durchge-führt. Viele neue Maschinen wurden ange-schafft, um die einzelnen Produk-tionsbereiche auf die künftigen An-forderungen der neuen Produkteauszurichten. Besonders die Teilefertigung imObergeschoss der Montage Bau 30,die auch die Schwesterwerke Ulmund Ligny mit Haltestangen und Ver-sorgungsleitungen beliefert, wurdehier in eine moderne „one-piece-/ set-flow-Fertigung“ mit modernstenAnlagen aufgerüstet. Derzeit sind dort noch weitere Neu-anschaffungen in der Umsetzungs-phase.

Vision Rohbau 2015

Der größte Brocken jedoch verbirgt sich unter dem Projektnamen „VisionRohbau 2015“. Durch umfangreiche Baumaßnah-men, die über die nächsten 3 Jahreverteilt sind, werden die Vorausset-zungen dafür geschaffen, künftigdann im Einschichtbetrieb auf zweiparallelen Doppel-Linien sowohl den„Low-floor LF“ (Niederflurfahrzeug)und „Raised-floor RF“ (Hochboden-fahrzeug), fahren zu können. Um in die vorhandenen Fertigungs-linien den Citaro-Nachfolger „C2“(inkl. der sich im Planungsstatus be-findlichen neuen Hochbodengenera-tion „NCR“) ohne Flächenmehrbe-darf zu integrieren, sind umfang-reiche Umbauten nötig. Eine besondere Herausforderungdabei ist die über mehrere Jahregeplante Parallelproduktion von Alt-und Neutypen.

Dabei wurden bauliche Maßnahmen, wie das Versetzen von Hallenstüt-zen, die Anhebung von Krananlagenund die Doppelung der Flex-Aufbau-linie bereits zum Jahreswechsel2009/2010 realisiert. Dem Ziel, alle Marktanforderungenim Hinblick auf Varianten und Kun-densonderwünsche mit kurzenDurchlaufzeiten und wirtschaftlichenProzessen abzuarbeiten, kommenwir somit einen großen Schritt näher. Ebenso müssen alle Vorrichtungenund Prozesse den Anforderungenbezüglich neuer Materialien undTechnologien angepasst und ver-bessert werden. Alle Neuerungenund Veränderungen werden dabeischrittweise von Bauabteilung, Lo-gistik, Arbeitsvorbereitung und Pro-duktion, unter Leitung der Werks-planung, geplant und umgesetzt. Aktuell laufen die Planungen für dieIntegration des neuen Reisebusses in die Rohbaulinien im Bau 45 sowiedie Umgestaltung der zugehörigenTeilefertigung. Erfolgsgaranten für das Gesamtpro-jekt sind auch das kontinuierlicheEinbeziehen der Gruppensprecher,sowie das Know-how aller Mitarbei-ter in den Planungsworkshops. Diese Investitionen mit dem Ziel, den Rohbau fit für die Zukunft zumachen, sichert uns dort langfristigdie Beschäftigung in Mannheim.

Ein weiteres wichtiges Thema be-wegt uns im Rohbau schon eine ge-raume Zeit. Es geht um die Be-lastung durch Schweißrauch und-staub.

Staub- und rauchfreier Rohbau

Umfangreiche Messungen haben er-geben, dass es durch die bei uns angewendeten Schweißverfahren an unterschiedlichen Materialien zu ge-sundheitlichen Beeinträchtigungendurch Eisen- und Zinkoxidbildung kommen kann. Zusätzlich führen Schweißspritzer, Schleifstaub, Bohrspäne und Rauch-ablagerungen zu einer erheblichen Staub- und Schmutzbelastung. In einem großangelegten Projekt werden jetzt Maßnahmen generiert, mit dem Ziel, künftig einen weitest-gehend „staub- und rauchfreien Rohbau“ zu haben. Darin gibt es viele Einzelthemen, die zum Teil die Einbindung externer Fachexperten erfordert. Es gibt bereits erste Er-kenntnisse und entsprechende Kon-zepte, wie hier schon möglichst kurz-fristig eine Verbesserung erreicht werden kann. Doch das o. g. Ge-samtziel erfordert viele technisch aufwendige Umbaumaßnahmen und wird dadurch nur in mehreren Schrit-ten erreicht werden können.

Geplante Änderungen des Linienkonzepts

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Neues in der EvoBus GmbH

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Hier geben wir einen ersten Über-blick über die geplanten Maßnah-men zur Schweißrauchminimierung: Als Sofortmaßnahme wurde in

einigen Bereichen eine Staub-maskentragepflicht eingeführt.

Prüfung der Schadstoffentwick-lung der verschiedenen Materia-lien (phosphatiertes, eloverzink-tes und feuerverzinktes Blech).

Prüfung der Rauchentwicklungbei den unterschiedlichenSchweißverfahren (z. B. MAG-bzw. Impulsschweißen).

Optimierung der Schweißnaht-längen.

Technische Optimierung der Lüf-tungsanlagen.

Prüfung weiterer persönlicherSchutzmaßnahmen.

Zur Reduzierung von Schmutz undStaubentwicklung ist geplant: Generalreinigung des Rohbaus

von Ablagerungen und Altver-schmutzungen.

Wöchentliche Reinigung desRohbaus durch Fachunterneh-men.

Jährliche Reinigung mit Falalin. Analyse aller Schleif- und Bohr-

stellen, um evtl. Schleifstäubeund Bohrspäne zu minimieren.

Reduzierung von Schweißrauch, Staub

und Schmutz

In den nächsten Wochen und Mona-ten werden diese Maßnahmen aufWirksamkeit geprüft und bewertet.Zusätzlich werden Schwerpunkte de-finiert, um noch weitere technischeMaßnahmen (wie z. B. ein Hallen-luft-Strömungskonzept und Absaug-konzepte usw.) zu generieren. All diese Themen werden auch in dieGesamtkonzeption des Projektes„Rohbauvision 2015“ integriert.

Laborbox zum Anlauf des C2

In den Rohbaulinien ist ein separater Pilotbereich für eine Laborbox orga-nisatorisch nicht darstellbar. Daher orientiert sich der Prozess, techno-logie- und prozessbasiert, an denElementen Großvorrichtung und in den Inseln. Die Prozessabsicherung erfolgt dann in Workshops entsprechend der Li-nienstruktur. Teilweise werden auch betriebliche Strukturen zukunftsorientiert neu aufgestellt und nach Schnittstellen neu geordnet.

Lackierung Mannheim und Ulm

unter zentraler Leitung

So werden künftig alle Bereiche, die sowohl in Mannheim als auch in Ulm mit der Oberflächenbeschichtung zu tun haben, zentralisiert. Der Verantwortliche für beide Stand-orte wird Armin Willbold sein, derbisher als E3 im Bereich Rohbau fungierte. Im folgenden Artikel werden noch weitere Schnittstellen betrachtet.

Alles in allem werden so mehrere Millionen Euro in den Standort in-vestiert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Produkte dafür haben wir. Der Betriebsrat wird sich hier auch künftig für weitere Investitionen und Neuprodukte einsetzen, um die Be-schäftigung in der EvoBus nachhal-tig zu sichern.

In den nächsten Ausgaben werdenwir über den Umsetzungsstand unddas weitere Vorgehen berichten.

Zusätzlich zu den Großprojekten undUmbauaktionen laufen noch weitere, selbst standortübergreifende, beglei-tende Maßnahmen mit. Z. B. das Harmonisierungsprojekt, bei dem die indirekten Prozessewerksübergreifend miteinander ab-geglichen und optimiert werden. Auch in den indirekten Schnittstel-lenbereichen zur Produktion wurden BOS-Standards eingeführt, so dass auch hier die Vorprozesse ständigweiter verbessert und Zeitleisten minimiert werden können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil istebenso die Einführung des Shop-floor-Managements (SFM) im di-rekten Bereich. Dadurch können Probleme aus der Produktion ge-zielter in die indirekten Bereichetransportiert und somit auch schnel-ler behoben werden. Um einen optimalen Ablauf desneuen Citaros „C2“ in der Produktionzu sichern, wird im Spätjahr eine so genannte Laborbox in der Montage Bau 32 eingerichtet. Hierzu laufen gerade die Mitarbeiter-informationen und entsprechendeVorbereitungen. Dabei wird der Echtbetrieb simuliertund die kompletten Montageabläufejedes einzelnen Arbeitsplatzes ausder Produktionskette in zweitägigen Workshops - auf KAIZEN-Basis -durchgeführt und nach mehrerenDe- und Remontagen so optimiert, dass daraus ein optimaler Arbeits-ablauf generiert und klare Arbeits-pläne erstellt werden. Ein weiterer wichtiger Baustein hier-bei sind auch Ergonomiethemen, mit dem Ziel, die Mitarbeiterbelastung zu reduzieren.

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Die Zukunft der EvoBus

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Die EvoBus steht vor einem ge-waltigen Umbruch. Durch die Ein-führung von Euro 6-Dieselmoto-ren werden sich die Omnibusseund die Fertigungsabläufe stark verändern. Die neuen Fahrzeuge bekommen künftig auch eine neue elektro-nische Steuerung (B2E). Parallel dazu müssen noch die neuen Antriebstechnologien Hy-brid- und Brennstoffzellenantrieb weiterentwickelt und serienreif auf die Straße gebracht werden. Das bedeutet, dass in den nächstenJahren allein ca. 400 Prototypen undErprobungsfahrzeuge durch die Pro-duktion laufen werden. Außerdem müssen die Neuprodukteparallel zu den aktuellen Fahrzeu-gen gefertigt werden. Dies ist eine große Herausforderung an die ganze Belegschaft im Omni-busbau und bringt zudem einen erheblichen Flächenbedarf mit sich. U. a. um diesen Flächenbedarf zureduzieren, hat die Geschäftsfüh-

rung (GF) der EvoBus ein Projekt gestartet, um den Produktionsver-bund für die Zukunft neu auszu-richten. Ziel der Geschäftsführung ist es, klardefinierte Schnittstellen in der Pro-duktion zu erreichen. Geschäftsführung will Neuaus-richtung des Produktionsverbun-des! Gleichzeitig wird festgelegt, welche Fertigungsumfänge sich prozess-sicher auch an einem Standort kon-zentrieren lassen. Mit der Bildung von sogenanntenKompetenzzentren, wie z. B. für Ag-gregate, Türen oder Klappen, will die Geschäftsführung den Flächenbe-darf verringern, Synergieeffekte ge-winnen und zusätzliche Kostensen-kung erreichen. Diese Themen haben wesentlicheVeränderungen an allen Standortenzur Folge.

Der EvoBus-Gesamtbetriebsrat (GBR) hat deshalb die GF aufge-fordert, notwendige Informationenregelmäßig im Wirtschaftsausschuss darzulegen und mit dem GBR zu beraten. Im KTZ z. B. wird noch zusätzliche Fläche benötigt, um in Zukunft zur Gewichtsreduzierung jedes Fahr-zeug mit einem Kunststoffdach aus-zurüsten. Weiterer Flächenbedarf besteht imRohbau und später auch in der Montage, um die Fertigungsabläufe zu verbessern, die Durchlaufzeit zu reduzieren und die Tageskapazität zu erhöhen. Im Projekt „Rohbau 2015“ wurde da-mit bereits begonnen. Es wurden dort schon zwei parallele Stadtbusbänder eingerichtet. Auch für den Reisebus soll dies im nächsten Jahr umgesetzt werden.

5220_Angestellteninfo 290610/ P/CM Hofmeister 39

Daimler Buses

EPA 10

EURO 6 +B2E

TECHNOLOGIE-

PROJEKTE

2010

2011

2012

HEUTE StadtbusReisebus

NEUPRODUKTE

ALTPRODUKTE

ZUKÜNFTIG

2010

2011

2012

NEU-PRODUKTE

C2(S1)

C2(S2)

NCR Hybrid +Brennstoffzelle

Langer Parallellauf von Alt- und Neuprodukten Fundamentale Änderungen im Bereich Antrieb und Elektrik (EURO6 –

B2E) Integration der alternativen Antriebstechnologien (Brennstoffzelle,

Hybrid) Einführung neuer Materialien (Hochfeste Stähle, GFK-Dach) Hohe Anzahl an Prototypen und Erprobungsfahrzeugen (ca. 400 Fzg.)

WAS ERWARTET UNS?NEUPRODUKTANLÄUFE UND PARALLELPRODUKTION

Beherrschung der Produktvielfalt erfordert eindeutige Prozesse und Schnittstellen

Integration in vorhandene Fertigungsstrukturen und ausgetaktete Abläufe

Schaffung von Flächen in allen Produktionsbereichen

WAS MÜSSEN WIR TUN?

Mit einer wirtschaftlichen Fertigung sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer

Produkte

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Die Zukunft der EvoBus

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… Fortsetzung von Seite 6 Neben der „Vision Rohbau 2015“ hat die Geschäftsführung aktuell 12Schnittstellenprojekte bei der Neu-ausrichtung des Produktionsverbun-des am Laufen. Weitere können hinzukommen. Das Hauptthema für den StandortMannheim ist das Projekt„Schnittstelle Lackierung“. Die Geschäftsführung will die Deck-lackierung in Ulm konzentrieren. Hierbei ist geplant, die eh schon mo-derneren Lackieranlagen in Ulm durch weitere Robotertechnik so auf-zurüsten, dass künftig auch die gro-ßen Stückzahlen noch effizienterlackiert werden können. Entscheidung Geschäftsführung: Decklackierung in Mannheim wirdgeschlossen! Schon mehrfach wurde die Deck-lackierung in Mannheim in Frage ge-stellt. Leider wollte die Geschäftsführungdie Beratungen mit dem Gesamtbe-triebsrat nicht abwarten. Noch bevor wir sämtliche Planungs-unterlagen besprechen konnten, hatdie Geschäftsführung einseitig ent-schieden. Wir hatten keine Gele-genheit, weder das Thema ausführ-lich zu besprechen, noch unsere Al-ternativen einzubringen. Der Betriebsrat in Mannheim siehtdiese Entscheidung nach wie vorsehr kritisch! Mit dem Wegfall der Decklackierunggeht uns am Standort diese Ferti-gungskompetenz und damit einSchritt in der Prozesskette verloren. Auch wenn die Geschäftsführungzugesagt hat, die Beschäftigungsbi-lanz durch Verlagerungen von Ferti-

Weitere Maßnahmen zur Kosten-senkung durch die GF geplant! Zum einen gibt es ein Kostensen-kungsprojekt zum Thema Fixkosten.Zum anderen sollen jetzt alle Projek-te zur Prozessharmonisierung mit den Neuanläufen umgesetzt werden. All dies hat Auswirkungen auf die Qualität und die Anzahl der Arbeits-plätze in allen Bereichen. Deshalb hat der Abschluss einer Rahmenvereinbarung zur Absiche-rung der Belegschaften zu all diesen Kostensenkungsprojekten erste Prio-rität. Der Betriebsrat wird sich auch in-haltlich um die weiteren Projekte kümmern. Wir haben die Geschäftsführung aufgefordert, alle Themen auf den Tisch zu legen und die Belegschaft in die Veränderungsprozesse mit einzubeziehen. Nur eine Belegschaft, die informiert und in den Veränderungsprozessen abgesichert ist, kann die Zukunft aktiv gestalten. Das hat gerade die Belegschaft am Standort Mannheim bisher immer bewiesen!

gungsumfängen von Ulm nachMannheim auszugleichen, so ent-fallen auch hochqualitative Arbeits-plätze in Mannheim. Ob dies alles durch die Bildung vonKompetenzzentren, z. B. für Moto-ren, Türen, Klappen oder durch Auf-bau einer Kunststofffertigung aus-geglichen werden kann, muss noch bewiesen werden. Uns ist klar, dass diese Schnittstel-lenentscheidungen nicht mitbestim-mungspflichtig sind. Trotzdem halten wir es für einenschlechten Stil, vor Ende der Be-ratungen einfach vollendete Tat-sachen zu schaffen! Daraufhin hat der EvoBus-Gesamt-betriebsrat sofort reagiert und eine Verhandlungskommission gebildet. Ziel dabei ist es, eine Rahmenver-einbarung zu treffen, die den betrof-fenen Kolleginnen und Kollegen eineweitestgehende Absicherung gibt. Ausgeglichene Beschäftigungsbi-lanz zwischen den Standorten! Die ist auch deshalb wichtig, weil die Geschäftsführung noch weitere Kos-tensenkungsmaßnahmen beschlos-sen hat.

Maßnahme Jahr

Vision Rohbau 2015 (LF)

Vision Rohbau 2015 (RF)

2010 2011 201420132012

Konzepte + Realisierung

Planungsstand Juni 2010

Kompetenzzentren z.B.AggregateHolzStoffTüren

Einheitliche SchnittstelleKonzeptentwicklung + WirtschaftlichkeitsanalyseRealisierungsfreigabeAufrüstung Line 1 in Mhm. + Aufrüstung Lack NU Abbau Lack Mhm. + Aufbau Linie 2 Mhm.Auflösung Bau 166 Mhm. + Erweiterung Mhm.Restarbeiten

Stufe 1

GFK-Dach RF*

Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4

GFK-Dach LF*

Maßnahme Jahr

Vision Rohbau 2015 (LF)

Vision Rohbau 2015 (RF)

2010 2011 201420132012

Konzepte + Realisierung

Planungsstand Juni 2010

Kompetenzzentren z.B.AggregateHolzStoffTüren

Einheitliche SchnittstelleKonzeptentwicklung + WirtschaftlichkeitsanalyseRealisierungsfreigabeAufrüstung Line 1 in Mhm. + Aufrüstung Lack NU Abbau Lack Mhm. + Aufbau Linie 2 Mhm.Auflösung Bau 166 Mhm. + Erweiterung Mhm.Restarbeiten

Stufe 1

GFK-Dach RF*

Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4

GFK-Dach LF*

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Kommentar

impuls / 14. Ausgabe September 2010 8

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich stelle fest, dass weder die Wirt-schaftskrise noch die Finanzmarkt-krise überwunden ist. Auch wenn invielen Betrieben – wie jetzt auch beiDaimler – die Kurzarbeit beendetwurde. Große Sorgen macht mir dabei, dassdie Sturmwellen der Finanz-marktkrise jetzt auch die Staats-haushalte erreichen, z. B. fehlen derStadt Mannheim in den nächsten fünf Jahren ca. 400 Mio. € auf der Einnahmenseite. Und da rächt essich jetzt, dass bis heute keine ech-ten Lehren aus der Finanzmarkt-katastrophe gezogen worden sind. Es wird zwar viel diskutiert über die Eingrenzung und das Verbot vonSpekulation. Passiert ist bis heutejedoch nichts! Dabei weiß inzwischen jeder, dassDeregulierung der Finanzmärkte ei-ne der wesentlichen Ursachen desganzen Desasters ist. Es erstaunt mich, wie untätig die Re-gierungen in Deutschland und auchder Europäischen Union diesem ge-fährlichen Treiben zuschauen. Und ich kann mich nur wundern, wa-rum niemand die Täter stoppt, derenNamen und Adressen bekannt sind. Krisenverursacher müssen zahlen! Eine gerechte Verteilung der Kri-senlasten verlangt, dass die Verur-sacher und Profiteure der Krise zurBewältigung der entstandenen Las-

Eine Finanztransaktionssteuer, um die Verursacher der Krise in Haftung zu nehmen und Speku-lationen zu erschweren.

Eine Gemeindefinanzreform, um

die Einnahmebasis der Kommu-nen zu stärken.

Chancen für die Jugend! Um die Perspektiven für die Ju-gend zu sichern, muss zusätzlich in das Bildungssystem und ausrei-chend Ausbildungsplätze investiert werden. Junge Menschen und Familien brauchen eine Zukunftsperspektive durch sichere Beschäftigung. Notwendig ist auch eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Weichenstellungen sind jetzt zu treffen, um morgen die dringend notwendigen und gut qualifizierten Fachkräfte zu haben: Mehr Investitionen in das Bil-

dungssystem. Chancengleichheit statt Selek-tion, also ein massiver Ausbau individueller Betreuung und För-derung.

Jeder Jugendliche hat Anspruch

auf eine qualifizierte Ausbildung, der Abbau von Ausbildungs-plätzen muss gestoppt werden. Übernahme ist Pflicht!

Schluss mit der Deregulierung

des Arbeitsmarkts! Leiharbeit muss begrenzt und gestaltet werden. Wir brauchen die ge-setzliche Durchsetzung des Grundsatzes: „Gleiche Arbeit –gleiches Entgelt!“

ten maßgeblich herangezogen wer-den. Gerecht bedeutet, dass Besitzer ho-her Vermögen und Bezieher hoherEinkommen ihren Beitrag leisten. Ungerecht ist, dass Arbeitslose, Alleinerziehende und Hartz IV-EmpfängerInnen abgestraft werden. Falsch ist, dass durch Sparprogram-me öffentliche Investitionen gekürzt werden und Massenkaufkraft entzo-gen wird. Das bremst den Aufschwung undgefährdet nachhaltiges Wachstum. Richtig ist, statt des vorliegenden Sparpakets: Einen nationalen Lastenaus-

gleich, durch den die Lasten derKrise mit einer Abgabe auf Ver-mögen abgetragen werden.

Eine stärkere Besteuerung ho-

her Einkünfte, um Zukunftsauf-gaben wie Bildung und Innova-tion zu finanzieren.

Reinhold Götz 1. Bevollmächtigter der IGM Mannheim

Krisenverursacher müssen zahlen! Chancen für die Jugend! Sozialstaat stärken! Gerechtigkeit braucht eine starke IG Metall!

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impuls / 14. Ausgabe September 2010 9

… Fortsetzung von Seite 8 Sozialstaat stärken! Ein starker Sozialstaat ist Grund-lage einer Demokratie, die auf gleichen Chancen für alle basiert.Statt ihn zu stärken, wird mit demSparpaket der Rotstift angesetzt.Durch die aktuelle Gesundheitsre-form werden die Versicherten ein-seitig belastet. Der Arbeitgeberbei-trag soll eingefroren werden. Damitsind zukünftig alle Kostensteigerun-gen nur von uns Arbeitnehmer undden Rentnern zu bezahlen. Alternativen hierzu sind vorhanden: Eine solidarische Bürgerver-

sicherung, die alle beteiligt undsich an der Höhe des Ein-kommens orientiert.

Die Rente muss für ein würdi-ges Leben im Ruhestand rei-chen. Weg mit der Rente mit 67!

Gerechtigkeit braucht eine starke IG Metall! – Einmischen für einen Kurs-wechsel! Wir werden im Herbst 2010 gegendiese Politik der alleinigen Abwäl-zung der Lasten auf die Beschäftig-ten mobilisieren. Wir werden uns einmischen, unteranderem in die gesetzliche Über-prüfung der Rente mit 67 und in dieGesetzgebungsverfahren zur Um-setzung dieses so genannten Spar-programms.

Wir machen den Herbst 2010 zum „heißen Herbst“ mit:

22. September: Große Funktionärskonferenz in Sindelfingen

Oktober – November:

Informationen und Aktionen vor Ort, Protest im Betrieb

13. November:

Landesweite Kundgebung in Stuttgart

Wie schon in der Vergangenheit setzen wir auch dieses Mal auf unsere „Benzler“. Beteiligt Euch an den Aktionen! Fahrt am 13. November 2010 mit nach Stuttgart! Es geht um uns und unsere Kinder!

Tausende Menschen kämpfen um ihre Ausbildung und um ihre Übernahme. Der landesweite Aktionstag „Show Balls! – Für Perspektiven der Jugend“ fand am 10.06.2010in Offenburg, Friedrichshafen, Stuttgart, Ras-tatt und Aalen statt. Die Mannheimer waren mit knapp 200 Teilneh-mern in Rastatt vertreten, unter anderem vonWabco, Alstom, John Deere und natürlich vomBenz. Die Redner Jörg Hoffmann, Bezirksleiter der IG Metall, und die Bevollmächtigen von Mannheim und Gaggenau übten Kritik an der jetzigen Situa-tion der Betriebe in Bezug auf Ausbildungsplätze und Übernahme. Aber auch die Jugend trat ans Mikro. Hierbei schilderten die Jugendvertreter und Azubis der Betriebe, wie es bei ihnen mit der Übernahme und den Ausbildungsplätzen aussieht. In diesem Sinne fordern sie 100 % unbefristete Übernahme und das Bestehen der Ausbildungs-plätze.

Kommentar

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Gießerei

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Die Instandhaltung muss sich umall das kümmern was in der Fa-brik ausfällt. Von der Toilette biszur hochmodernen Fertigungs-maschine, über die Lüftungsan-lagen bis hin zum einfachen Te-lefon ist alles dabei. Die Voraus-setzungen dafür sind gut qualifi-zierte Fachleute. Aber auch die Instandhaltung un-terliegt einem enormen Kosten-druck. Stures Sparen holt uns daschnell an anderer Stelle wieder ein,wenn die Anlagenverfügbarkeitnachhaltig darunter leidet. Und nichtnur in der Produktion stellt man fest,dass gerade während der Krise undder Kurzarbeit in der Instandhaltungkräftig gespart wurde. Vieles bliebliegen oder wurde verschoben.

Es war seinerzeit auch völlig normal, dass am Freitag zum Schichtendedie Maschinen gereinigt wurden undsich jeder Bediener darum kümmer-te, dass alles in einwandfreiem Zu-stand war. Dann kam die „Optimie-rung der Gemeinkosten (OGK)“ … McKinsey ließ grüßen! Den Bedienungsleuten hatte mangesagt, dass sie freitags nicht mehr reinigen sollen, da dies wertvolleProduktionszeit sei. Alles ging nurnoch nach P- und K-Zahlen. Die Folgen kennen wir bis heute. Eswurde die so genannte „Crash-Stra-tegie“ geboren: Es wird erst dann repariert, wenn die Maschine stehen bleibt. Da die Instandhaltungsmannschaft mittlerweile stark ausgedünnt war (z. B. klassische Gießerei von 260 Kol-legen in den 80er-Jahren auf heute rund 150 geschrumpft), konnte auch keine vorbeugende Instandhaltungmehr gemacht werden. Die Folge: Alles wurde nur noch so am Leben gehalten - „zusammen-geflickt“ - wie man so schön sagt. Für jeden Instandhalter ist dies einAlbtraum. Schließlich weiß man,dass vorbeugende Wartung zwaretwas kostet, aber letzten Endes die Leistungskraft eines funktionieren-den Betriebes erhält. Anscheinend hat sich diese Erkennt-nis nach langen Jahren endlichdurchgesetzt. Denn heute wird teil-weise wieder Wert auf vorbeugendeWartung gelegt. Sie wird sogar mitt-lerweile automatisch beauftragt.

Die Unternehmensleitung will aus der Krise gestärkt hervorgehen und zur Nummer 1 werden. Dieser An-spruch gilt aus unserer und der Sicht der Betroffenen auch für die Instand-haltung. Daher der Appell an das Unternehmen: Wir brauchen gut aufgestellte In-standhaltungsbereiche mit aus-reichend qualifiziertem Personal. Nur so kann auf Dauer die Anla-genverfügbarkeit sichergestellt und die Produktion reibungslos gefahren werden!

Das ist nicht neu! Wir werfen daher mal einen Blick zu-rück auf die Entwicklung der In-standhaltungen im Werk. Begonnen hatte die Dezentralisie-rung des Instandhaltungsbereichesin den 70er-Jahren mit der Bereichs-trennung von Motorenbau, Gießereiund Busbau. Bis dahin gab es im Bau 67 nocheine zentrale IHB-Werkstatt, von woaus sich Schlosser und Elektriker umalle Anlagen und Maschinen imgesamten Werk kümmerten. Diesänderte sich jedoch mit der Center-philosophie drastisch, da jeder Be-reich jetzt seine eigene „dezentrale“ Instandhaltung hatte. Damals gab es auch in der Beleg-schaft noch einen starken Bezugzum eigenen Arbeitsplatz. Oft spra-chen die Kollegen da immer nochvon „meiner Maschine“.

Leider wurde aber auch die Nach-wuchsentwicklung vernachlässigt. Denn als in Zeiten der Hochkonjunk-tur erweiterte Schichtmodelle einge-führt wurden, zog man die mühevoll herangeführten Nachwuchsleute, die z. T. über großes Potential verfüg-ten, wieder aus der Instandhaltung ab, um die Schichtmodelle in der Produktion fahren zu können Gerade aber im Instandhaltungsbe-reich spielt die Erfahrung eine we-sentliche Rolle. Und wenn man sieht, wie lange es dauert, bis ein Instandhalter halbwegs selbständig arbeiten kann, ist es schlichtweg unverständlich, dass es hier seitens der Unternehmensleitung keine Ein-sicht gibt. Das alles führt auch dazu, dass die gesteckten Ziele der vorbeugenden Wartung nicht erreicht werden kön-nen. In Zeiten von Kurzarbeit undArbeitszeitverkürzung wird durch Sparvorgaben eher noch mehr ge-kürzt, und die Wartung findet erst recht nicht oder nur in einem zu ge-ringen Maße statt.

Instandhaltung Bau 128

Instandhaltung Bau 122

Instandhaltung Bau 124

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Interview mit Evelyne Gottselig

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impuls: Gesamtjugend- und Aus-zubildendenvertretung (GJAV)hat zusammen mit den Jugend-und Auszubildendenvertretungen(JAVen) der Werke und der Zen-trale die Azubis über ihre Erfah-rungen im Fachbereich befragt.Wie kam es zu der Idee? Evelyne Gottselig: Vor rund dreiJahren wurde ein Projekt aufge-setzt, das die Berufsausbildungstandardisiert. Mit der Erarbeitungdes Daimler Ausbildung Systems (DAS) wurde in der Hauptsache diePhase 1 (Grundausbildung) der Be-rufsausbildung betrachtet. Die GJAV wollte wissen, was Azu-bis über ihre Fachbereichseinsätzedenken. impuls: Wie viele haben sich ander Befragung beteiligt? Evelyne Gottselig: Insgesamt ha-ben sich 1.950 Azubis beteiligt. Dasentspricht einem Anteil von 87 % derer, die während der Befragungeinen Fachbereichseinsatz hatten.Beim Benz in Mannheim beteiligtensich 189 Azubis. impuls: Wie gut ist unsere Aus-bildung in den Fachbereichen? Evelyne Gottselig: Der Ausbildungin den Fachbereichen wurde ein hohes Niveau und ein guter Um-gang der Fachausbilderinnen undFachausbilder (FAB) mit den Azu-bis bescheinigt. Die FAB machen ihre Arbeit sehrgut. Hingegen müssen aus Sicht derAzubis die Rahmenbedingungen zur Betreuung, z. B. Zeit für dieAzubis oder die Möglichkeiten allerFAB zur Teilnahme an Qualifizie-rungen, verbessert werden.

impuls: Azubis sind in den Fach-bereichen eingesetzt. Dort arbei-ten sie in der Produktion mit.Kommt dann nicht die Ausbil-dung zu kurz? Evelyne Gottselig: Bei produktiver Mitarbeit kann man sehr viel lernen.Aus Sicht der Azubis besteht hiertrotzdem Handlungsbedarf. Azubisdürfen z. B. nicht zur Akkordarbeit angehalten werden. Das Lernenmuss im Vordergrund stehen. impuls: Kann das alles im Alltagbeachtet werden? Wie sehen dasdie Azubis? Evelyne Gottselig: Die Azubis möchten zum überwiegenden Teilbereits während ihrer Ausbildung mitarbeiten. Dies wird von denFachbereichen eingelöst. Die Azu-bis fühlen sich im Fachbereich inte-griert und als „Fachkraft“ anerkannt.Diese Integration hat allerdingsauch ihre negativen Seiten: Über 1/3 der Azubis gibt an,

ausbildungsfremde Tätigkeitenauszuführen.

Zu 40 Prozent werden Auszu-bildende als Ersatz für fehlendeMitarbeiterInnen eingesetzt.

Fast die Hälfte der Auszubil-denden muss im Fachbereichals „normale Fachkraft“ mitar-beiten. Im direkten Bereich liegtder Anteil um einiges höher.

impuls: Bei welchen Themen hatMannheim besser als das Ge-samtergebnis abgeschnitten? Evelyne Gottselig: Bei einigen. Beispielhaft möchte ich hier nen-nen, dass sich die MannheimerAzubis über die Lernziele zu 77 % (66 % im Konzern) gut informiertsehen. Auch bei dem Aufnehmen

von Verbesserungsvorschlägen der Azubis liegen wir über dem Durch-schnitt. impuls: Waren die Ergebnisse überraschend für euch? Evelyne Gottselig: Alle mit der Ausbildung Befassten haben das Ergebnis interessiert erwartet und teilweise auch bereits darauf rea-giert. Dies beweist den hohen Stellenwert, den die Ausbildung in diesem Unternehmen hat. Natürlichwaren nicht alle Themen neu. Doch zugegebenermaßen sind ei-nige Ergebnisse auch für uns über-raschend. impuls: Wie geht es nun weiter? Der Betriebsrat und die JAV haben mit der Ausbildungsleitung und den Ausbildern Gespräche aufgenom-men. Hierbei sollen zusammen mit den Azubis gemeinsam Maßnah-men erarbeitet werden, um die Qualität der Ausbildung im Fachbe-reich noch weiter zu verbessern. impuls: Das sind hehre Ziele. Habt ihr euch da nicht sehr viel vorgenommen? Evelyne Gottselig: Wir wissen, dass bei dem anstehenden Fach-kräftemangel nur das Unternehmen die Nase vorn haben wird, das in die Fachkräfte der Zukunft und somit in unsere Zukunft investiert. Gerade deshalb wollen wir auch im Rahmen des kontinuierlichen Ver-besserungsprozesses die besten Lösungen finden. impuls bedankt sich bei Evelyne Gottselig für das offene Gespräch.

impuls spricht mit Evelyne Gottselig, Vorsitzende der Kommission für Bildung undQualifizierung (KBQ) im Werk Mannheim, über das Ergebnis der Befragung der Auszubildenden über die Qualität der Ausbildung.

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Altersteilzeit

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Daher war es ein wichtiger Bestand-teil der Tarifrunde 2008, eine ent-sprechende Tarifvertragsregelungabzuschließen. Dementsprechendmussten dann die bestehenden Ge-samtbetriebsvereinbarungen (GBV)auf der Basis der gesetzlichen Re-gelung und des neuen Tarifvertragesangepasst werden. Dies ist für Daimler zum 01.01.2010und jetzt zum 01.06.2010 auch fürEvoBus erfolgt. Die GBVen sind ein wichtiger Bei-trag zu einer sozialverträglichen Per-sonalanpassung und zur Verbesse-rung der betrieblichen Altersstruktur. Außerdem werden bei Nichtaus-schöpfung der Quote (max. 4 % der

In den nachfolgenden Kästen sind daher zur Übersicht auch nur dieRahmenbedingungen und die Kri-terien zur Anspruchnahme von Al-tersteilzeit beschrieben. Eine individuelle Betrachtung, z. B.in Bezug auf: Entgeltleistungen, Beiträge zur Rentenversiche-

rung, Krankengeldzuschuss, Jubiläumszuwendungen, Firmenangehörigengeschäft, kann aber nur in einem direkten Ge-spräch mit dem Personalbereich ge-klärt werden. Die Experten des Betriebsrates kön-nen hierbei beratend unterstützen.

Beschäftigten eines Betriebs könnenATZ in Anspruch nehmen) die Fi-nanzierungsvolumen für Qualifizie-rungsmaßnahmen und Schaffungzusätzlicher Ausbildungsplätze ver-wendet.

Wichtiger Beitrag für Jung und Alt!

Der Beginn der Altersteilzeit ist amfrühestmöglichen Rentenbeginnorientiert. Die Regelungen geltennicht für leitende Angestellte. Individuelle ATZ-Regelungen sind von unterschiedlichen Faktoren ab-hängig. Demzufolge ist dies nur ein erster Überblick und dient vor allemzur Grundinformation.

Die staatlichen Förderleistungen zur Altersteilzeit (ATZ) liefen Ende 2009 aus. Ohne Zuschüsse wäre es für die meisten Beschäftigten fi-nanziell nicht mehr möglich, früher aus dem aktiven Arbeitslebenausscheiden zu können. Die IG Metall legte sich daher schwer insZeug, um Altersteilzeitregelungen auch künftig finanziell attraktiv ge-stalten zu können.

Allgemeine Rahmenbedingungen Die Regelung gilt für Mitarbeiter, die in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen und die vor Beginn der ATZ innerhalb von 5 Jahren mindestens 1.080 Kalendertage eine versicherungspflichtige Be-

schäftigung ausgeübt haben und die noch keinen gesetzlichen Rentenanspruch/-bezug haben. Die maximale Laufzeit beträgt 6 Jahre. Beginn frühestens mit dem vollendeten 57. Lebensjahr (Ausnahme! Wenn ein Anspruch auf Altersrente vor

Vollendung des 63. Lebensjahres besteht, jedoch nicht vor dem 55. Lebensjahr).

Auswahlkriterien GBV Daimler

1. Bereich mit Personalüberhang 25 Pkt. 2. Regelmäßige Beschäftigung Im 2-Schichtbetrieb 2 Pkt. Im 3-Schichtbetrieb 4 Pkt. 3. Betriebszugehörigkeit* bis max.20 Pkt.* 4. Schwerbehinderung (ab 50 %) und Gleichgestellte 3 Pkt. 5. Belastung (gemäß individueller Belastungszulage) 1 bis 5 Pkt. *über 40 Jahre 20 Pkt. 36 - 40 Jahre 16 Pkt. 31 - 35 Jahre 12 Pkt. 26 - 30 Jahre 8 Pkt. 20 - 25 Jahre 4 Pkt.

Auswahlkriterien GBV EvoBus 1. Bereich mit Personalüberhang 20 Pkt. 2. 2 bis 4 Pkt. 3. * analog Daimler bis max. 20 Pkt.* 4. 3 Pkt. 5. Belastung (gemäß individueller Belastungszulage) 1 bis 4 Pkt. 6. Laufzeit** bis max.10 Pkt.** *über 40 Jahre 20 Pkt. **1 bis 2 Jahre 10 Pkt. 36 - 40 Jahre 16 Pkt. bis 3 Jahre 8 Pkt. 31 - 35 Jahre 12 Pkt. bis 4 Jahre 6 Pkt. 26 - 30 Jahre 8 Pkt. bis 5 Jahre 4 Pkt. 20 - 25 Jahre 4 Pkt. bis 6 Jahre 2 Pkt.

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Sozialwahlen 2011

impuls / 14. Ausgabe September 2010 13

Was bedeutet Sozialwahl? Die Versicherten entscheiden über die Politik ihrerSozialversicherung. Durch ihre Stimmabgabewählen sie die VertreterInnen der Selbstverwal-tung bei Renten-, Pflege-, und Unfallversicherun-gen sowie Krankenkassen. Bei der alle 6 Jahre stattfindenden Sozialwahl werdenjeweils hälftig VertreterInnen von Arbeitgebern undArbeitnehmern in die Selbstverwaltung gewählt. Die ehrenamtlich tätige Selbstverwaltung wählt dannden Vorstand des jeweiligen Sozialversicherungs-trägers. Nach den Europa- und Bundestagswahlenbilden die Sozialwahlen den größten Wahlakt in derBundesrepublik. Bei dieser Wahl unterscheidet man zwischen der Frie-dens- und der Urwahl. Friedenswahl bedeutet, dassdie Anzahl der Kandidatinnen bzw. Kandidaten undder zu vergebenden Plätze gleich ist. Bei der Urwahlhingegen sind mehr Kandidatinnen bzw. Kandidatenals Sitze vorhanden.

Für 90 Prozent der Bevölkerung ist es wichtig, wie die Sozialversicherung ausgestaltet ist und welche Leis-tungen sie Versicherten und Hilfsbedürftigen in den Wechselfällen des Lebens zur Verfügung stellt. Wichtige Termine: 18.11.2010

Letzter Tag für die Einreichung von Vorschlags-listen

22.12.2010 Letzter Tag für Mängelbeseitigung der Vor-schlagslisten

14.02.2011 Bei einer „Friedenswahl“: Öffentliche Bekannt-gabe des Wahlergebnisses

11. – 26.04.2011 Wahlbekanntmachung durch die Versicherungs-träger

11.04. – 12.05.2011 Aushändigung oder Übermittlung der Wahlunter-lagen

01.06.2011 Wahltag

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SBV-Wahl 2010

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Sowohl Demokratie, Mitbe-stimmung als auch Chan-cengleichheit gehören zumArbeitsleben. Im Frühjahr 2010 fandenbereits die Betriebsrats-wahlen statt. Nun stehen ab1. Oktober bis 30. Novem-ber (ebenfalls alle 4 Jahre) die Wahlen der Schwerbe-hindertenvertretungen an. Und die sind angesichts derKrise und alternder Beleg-schaften zum Durchsetzenvon Rechten und Chancenunverzichtbar – mit der IGMetall im Rücken. Die Schwerbehindertenvertretung(SBV) vertritt die Interessen derbehinderten Beschäftigten gegen-über dem Arbeitgeber. Sie setztsich für passende Arbeitsbedingun-gen und mehr Arbeitsplatzsicherheitein. Das ist bitter nötig, denn Arbeitkann krank machen, und Krankheit und Behinderung können zur Kün-digung führen. Fast 90 Prozent der SBVen in der Metall- und Elektrobranche sind in der IG Metall organisiert. Sie greifen auf die Unterstützung einer starken Gewerkschaft zurück. Das fördert ihren Erfolg im Interesse der Be-legschaften. Behinderungen sind in der Regelnicht sichtbar. Das öffentliche Bildvon Menschen mit Blindenstock und

Rollstuhl gibt nur einen kleinenAusschnitt der Realität wider. Rundfünf Prozent der Behinderungensind angeboren, aber über 90 Pro-zent der Handicaps werden im Lau-fe des Lebens erworben: Durch Erkrankungen, Unfälle und (arbeits-bedingten) Verschleiß. In der Arbeitswelt bedeutet das,Menschen mit Behinderungen ha-ben oft chronische Erkrankungenwie Rückenleiden, Diabetes, De-pressionen oder Krebs. Je nach Ausmaß und Schwere kann denBetroffenen eine Behinderung oderSchwerbehinderung (mit Ausweis)anerkannt werden. In der modernen Arbeitswelt mitLeistungsstress und wachsendenberuflichen Anforderungen habenbehinderte, ältere und kranke Men-schen einen schweren Stand. Nicht erst seit der Krise trennen sichArbeitgeber bevorzugt von denen,die vermeintlich weniger „Power“haben. Hier kommt die Schwerbehinderten-vertretung zum Zuge: Sie wachtdarüber, dass gesetzliche Schutz-rechte, wie der besondere Kündi-gungsschutz eingehalten werden,sie wirkt bei Personalentscheidun-gen mit und setzt sich bei Einstel-lungen für behinderte Bewerbe-rinnen und Bewerber ein. Außerdem sorgt sie für möglichstoptimale, behinderungsgerechte Ar-beitsplätze und beantragt dafür Zu-schüsse von Ämtern und Trägern. Als soziale Kompetenz im Betriebberät sie behinderte Menschen in-dividuell: Beim Antrag einer medi-

zinischen oder beruflichen Rehabi-litation (Umschulung), dem Antrag auf Feststellung einer Behinderung und bei Arbeitsplatzproblemen. Eine engagierte Schwerbehinder-tenvertretung ist ein Aktivposten bei der Bewältigung des demogra-fischen Wandels. Denn auch in der Arbeitswelt wer-den die Menschen älter. Gemeinsam mit dem Betriebsrat macht sie sich für den Aufbau von Gesundheitsförderung, besserer be-ruflicher Weiterqualifizierung und Gestaltung gesünderer Arbeitsbe-dingungen stark. Die Amtszeit der Schwerbehin-dertenvertretung am Standort Mannheim läuft am 16.10.2010 ab. Am 01.07.2010 wurde der Wahl-vorstand bestellt. Die diesjährige Schwerbehinder-tenversammlung findet am 12.10.2010 statt. Dort haben dann die vorgeschlage-nen Kandidaten die Gelegenheit, sich persönlich vorzustellen. Der Wahltag wird der 13.10.2010 sein. Hier hat man dann die Möglichkeit,seine Stimme persönlich abzuge-ben. Ansonsten wird die Wahl alsBriefwahl durchgeführt. Alles Weitere wird rechtzeitig durch den Wahlvorstand bekannt gege-ben.

Die Schwerbehindertenvertretung stärkt nicht nur behinderten Arbeitnehmern den Rücken.

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JAV mit Biss

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Wer darf wählen? Die JAV wird von allen Jugendlichen unter 18 Jahren und Auszubildende unter 25 Jahren im Betrieb gewählt, und zwar alle 2 Jahre. Aufgaben der JAV Die JAV kümmert sich darum, dass Gesetze und Verordnun-

gen, Betriebsvereinbarungen und die jeweils gültigen Tarif-verträge eingehalten werden.

dass die Ausbildung qualifiziert, zukunftsorientiert und sinnvoll ist.

dass es eine Perspektive nach der Ausbildung gibt (z. B. Über-nahme).

Sie informiert über die Rechte während der Ausbildung. Sie hat einen Überblick über alles, was den Azubis zusteht.

Sie kümmert sich auch um die Gleichstellung von Frauen, Aus-ländern und Schwerbehinderten während der Ausbildung.

Die JAV trifft sich regelmäßig zu Sitzungen, um alle anfallenden Probleme zu besprechen und entsprechende Lösungen zu finden.

Kennt ihr jemanden, dem oder der ihr vertraut und diese Funktion zutraut? Oder habt ihr selbst Interesse oder Fragen? Meldet euch einfach bei eurer JAV oder dem Betriebsrat.

Am 08.10.2010 findet turnus-gemäß die Wahl für die neue Jugend- und Auszubilden-denvertretung (JAV-Wahl) statt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ge-sucht werden aktive und engagierte Kandidatinnen und Kandidaten. Das diesjährige Motto zur Jugend-und Auszubildendenvertreterwahl lautet „JAV mit Biss – Zukunft mit-bestimmen“. Derzeit sind Betriebsrat und JAV auf Kandidatensuche. Gesucht werden motivierte und engagierte Jugendliche, die Inte-resse haben, sich für die Ausbil-dung und für ihre Kolleginnen und Kollegen einzusetzen. Natürlich ist niemand als JAV´ler vom Himmel gefallen. Deshalb wer-den alle JAVis - vor allem neue – un-ter anderem auf Seminaren geschult und vom Betriebsrat intensiv in ihrenAufgaben unterstützt. Wer kann gewählt werden? Kandidieren darf, wer am Wahltag das 25. Lebensjahr noch nicht voll-endet hat. Auch wenn die Ausbil-dung bereits beendet ist.

Am 31. August 2010 haben 61 Auszubildende offiziell ihre Ausbildung beendet und sind gleichzeitig mit ihrer neuen Aufgabe ins Be-rufsleben gestartet. Der Betriebsrat gratuliert allen Aus-lernern und wünscht ihnen alles Gute auf ihrem weiteren Weg.

Erfolg des Betriebsrates! – Einstellzahl wurde in Mann-heim gehalten! Am 1. September 2010 hat für 106 gewerblich-technische und 6 kauf-männische Auszubildenden ihre Ausbildung beim Benz in Mannheim begonnen. Zusätzlich haben 10 Studenten der Dualen Hochschule bereits im Juni ihr Vorpraktikum angefangen. Sie erhalten damit die Möglichkeit, fachliche und soziale Kompetenzen beim Benz in Mannheim zu erlernen. Der Betriebsrat wünscht allen „Neuen“ einen guten Start in der „Betriebsfamilie“ und eine erfolg-reiche Ausbildung.

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Gesundheit und Soziales

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Vieles, was uns hier als Re-form von der Politik zuge-mutet wird, ist vielmehr ein grundlegender Umbau odermeist sogar Abbau des So-zialsystems. Mittlerweile ha-ben die Turbulenzen auchden Kern des deutschenArbeitsschutzsystems er-reicht. Es geht um die Pläneder Politik, das gesamteSystem der Unfallversiche-rungen neu zu ordnen. Die Bund-Länder-Kommis-sion bereitet derzeit Eck-punkte vor, die als politi-sche Vorentscheidung fürein Gesetzgebungsverfah-ren eingebracht werdensollen. Inhaltlich geht esdabei um eine Reform desRechts der gesetzlichen Un-fallversicherung hinsichtlichihrer Organisation und ihresLeistungsspektrums. Es geht dabei auch um dieFrage, wie jemand, der ei-nen Arbeitsunfall erlittenhat, medizinisch behandeltwird - nämlich weiterhinnach den jetzigen Rechts-prinzipien der Unfallver-sicherung oder nach demRecht der gesetzlichenKrankenversicherung. Wo ist der Unterschied? Bislang ist die Unfallversicherungnach dem Sozialgesetzbuch VII ver-pflichtet, „mit allen geeigneten Mit-teln“ die Gesundheit der Opfer einesArbeitsunfalls wieder herzustellen.

Das muss auch in Zukunft gelten! Umgehend hat auch das Bundesso-zialministerium auf die Forderungen der Deutschen Industrie und Han-delskammer reagiert. Insbesondere der Vorschlag, die Wegeunfälle zu privatisieren, stieß auf scharfe Kritik. Die ehemalige Bundessozialminis-terin Ulla Schmidt hierzu: "Wer die Kosten für den Wegeunfall den Ar-beitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufbürden will, setzt falsche Zei-chen. Der moderne Arbeitsmarktverlangt höchste Mobilität der Men-schen. Gerade diejenigen Arbeit-nehmer, die zu Mobilität bereit sind und lange Wege in Kauf nehmen, würden bestraft." Daher die Forderung der IG Metall Beibehaltung der Wegeunfälle

im Leistungsrecht Beibehaltung des Prinzips der

abstrakten Schadensbemes-sung

Verteidigung der grundlegenden Prinzipien der Unfallversiche-rung

Verbesserte Präventionsarbeit der Unfallversicherung, insbe-sondere auch auf dem Feld der arbeitsbedingten Gesundheits-risiken.

Wie geht es hiermit nun wei-ter? Das können wir erst dann sagen, wenn die Entwurfsvorlagen des BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) vorliegen. impuls wird zu gegebener Zeit hier-zu berichten.

Dem gegenüber ist die Krankenver-sicherung lediglich angehalten, „das medizinisch Notwendige“ zu veran-lassen. Würden diese Überlegungen umge-setzt, bedeuteten sie nicht nur denBruch mit grundlegenden Prinzipiender Unfallversicherung, sondernauch eine radikale Absenkung desNiveaus der medizinischen Versor-gung sowie der medizinischen, be-ruflichen und sozialen Rehabilitation. Zur Disposition stehen damit die Ge-sundheit, die Arbeitsfähigkeit undLebensqualität der betroffenen Be-schäftigten. Profitieren würden alleindie Arbeitgeber durch geringere Bei-träge an die Unfallversicherung. Ferner werden Veränderungen bei den Renten, die auf Grund eines Ar-beitsunfalls oder einer Berufs-krankheit gewährt werden, diskutiert. Diese sollen nur noch bis zur Errei-chung des gesetzlichen Rentenal-ters bezahlt werden, kleinere Renten bis zu einer Höhe von 30 % MdEdurch Einmalzahlungen abgefundenwerden. Auch die Überlegungen, Wegeunfäl-le aus dem Leistungskatalog der Un-fallversicherung zu streichen, wer-den von verschiedenen Arbeitgeber-vereinigungen eingefordert. Diese Vorhaben bedeuten nichtsanderes als eine Kostenentlastungfür die Unternehmen, eine Umver-teilung der Lasten auf die Allgemein-heit und eine Verschlechterung derVersorgung der von Unfall oder Be-rufskrankheit Betroffenen. Wer Mobilität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fordert, der mussauch Sicherheit für die Wege zurArbeit garantieren und sie finanziellabsichern.

Die geplanten Änderungen im Arbeitsschutzsystem

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Eingliederungsmanagement

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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sicherlich habt ihr auch die Datenskandale verfolgt, in die namhafte Firmen in Deutschland verwickelt waren, leiderauch die Daimler AG. Hier hat es an verschiedenen Standorten Verstöße ge-gen die Datenschutzbestimmungen gegeben. Es wurdenGesundheitsdaten von Mitarbeitern in unzulässiger Wei-se von Vorgesetzten gespeichert. Das hat dazu geführt, dass die Firma von der Daten-schutzbehörde Auflagen gemacht bekommen hat, wie siein Zukunft mit Mitarbeiterdaten aus diesem sensiblen Be-reich umzugehen hat. Daraus wurden dann die „12 Grundsätze des Integra-tions- und Fehlstandsmanagements“ unter besonde-rer Berücksichtigung des Datenschutzes entwickelt. In diesen wurde festgelegt, was die Vorgesetzten in denbei uns leider immer noch durchgeführten Krankenrück-kehrgesprächen fragen dürfen und was nicht, und aufwas für Fragen die Mitarbeiter antworten müssen und aufwelche eben nicht. Die Vorgesetzten sind mittlerweile an allen Standortendazu ausführlich geschult worden. Diese 12 Grundsätze mit den entsprechenden Erläute-rungen und noch weitere Informationen zum ThemaDatenschutz kann sich jeder Mitarbeiter im Intranet an-schauen. Man kann sich folgendermaßen zum Thema klicken:Unternehmen Organisation Geschäftsfelder undkonzernweite Funktionen konzernweite Funktio-nen Konzerndatenschutz Datenschutz im Kon-zern Umgang mit Gesundheitsdaten Ich empfehle jedem, sich ausführlich mit der Materiezu befassen, spätestens aber vor dem nächstenKrankenrückkehrgespräch. Die Schwerbehindertenvertretungen vertreten allgemeindie Auffassung, dass man auf die Durchführung vonKrankenrückkehrgesprächen verzichten kann, weil dasVerfahren durch die aktuelle Gesetzgebung nach unsererAuffassung überholt ist. Bei uns am Standort wurde jaerfolgreich ein betriebliches Eingliederungsmanagementeingeführt. Eine zusätzliche Weiterführung der Krankenrückkehrge-spräche ist für uns als Schwerbehindertenvertreter kon-traproduktiv. Im Gegensatz zum Betrieblichen Eingliederungsmanage-ment, wo der Mitarbeiter ein Wahlrecht besitzt, muss man

das Krankenrückkehrgespräch über sich ergehen lassen. Gerade für chronisch kranke Mitarbeiter ist dies oft einsehr belastendes Verfahren, weil sie glauben, sich immer wieder für aufgetretene Fehlzeiten rechtfertigen zu müs-sen. Leider kommt es dabei immer wieder vor, dass diebetroffenen Mitarbeiter dann doch, entgegen der eigent-lichen Vorgaben, Diagnosen gegenüber ihrem Vorge-setzten offenbaren. Dabei geht es im Krankenrückkehrgespräch nur darumfestzustellen, ob die aktuelle Erkrankung etwas mit demArbeitsplatz bzw. der Tätigkeit zu tun hat oder nicht. Abschließend gilt es, Folgendes festzustellen: Fehlzeitengespräche regeln zwar teilweise ähnliche Ge-genstände wie das Betriebliche Eingliederungsmanage-ment … … ABER! Fehlzeitengespräche

weisen grundlegende Unterschiede zum Betrieb-lichen Eingliederungsmanagement auf.

haben keine gesetzliche Normwirkung. verfehlen die rechtsverbindliche Auftragsnorm des

Betrieblichen Eingliederungsmanagements. sind kein regulierter und kooperativer Suchprozess

und kein beschäftigungssicherndes Präventionsver-fahren.

sind nach den gesetzlichen und datenschutzrecht-lichen Maßstäben des Betrieblichen Eingliederungs-managements zum Teil rechtswidrig und unzulässig (z. B. bei Abmahnungen) und sollten abgelöst wer-den.

Dies war so in einem Artikel in der Zeitschrift „Arbeits-recht im Betrieb“ zu lesen. Es gilt aber auch zu bedenken, dass da wo nichts ge-regelt wird, auch immer wieder Wildwuchs entsteht, und die betroffenen Mitarbeiter dadurch auch Nachteileerleiden können. Deshalb wäre es sinnvoll, einen Prozess zu beschreiben,wie man zielführend mit diesem sensiblen Thema um-geht. Manfred Rüdebusch Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen

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impuls / 14. Ausgabe September 2010

Porträt

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Um nicht nur über betrieblicheoder rein fachliche Themen zuinformieren, blickt die impuls-Re-daktion mit der Rubrik „Porträt“ immer wieder mal über den be-trieblichen Alltag hinaus und be-richtet über außergewöhnliche Freizeitaktivitäten unserer Mitar-beiter. Bisher war die Palette der Porträts bunt gemischt: Vom kommunalpoli-tischen Migrationsbeauftragten, über Holzkünstler zum Maler, einer Hun-dezüchterin, einem Sportkletterer bis hin zum Marathonwanderer, hatten wir in den vergangenen Jahren über viele KollegInnen Interessantes zu berichten. Es war uns als Redaktion hier be-sonders wichtig, im impuls - als „Zeitung für die Beschäftigten“ - den Mitarbeiterbezug noch deutlicher hervorzuheben. Unser Themenspeicher hierzu neigt sich jedoch langsam dem Ende zu,und für die kommenden Ausgaben werden dringend neue Beiträge ge-sucht. Deshalb hier der Aufruf an die gesamte Belegschaft: Habt ihr ein außergewöhnliches Hobby oder geht ihr in eurer Freizeit einer interessanten, seltenen oder speziellen Aktivität nach? Seid ihr vielleicht besonders engagiert im Sport, in der Kunst, im politischen, sozialen oder kulturellen Bereich?

Meldet euch! impuls würde gerne darüber be-richten. Interessierte können sich an ein Re-daktionsmitglied oder direkt an die Kommunikationsbeauftragte des BRunter [email protected].

Oft wird er gefragt: „Wie kommst dudenn zu diesem außergewöhnlichenund brutalen Sport?“ Den ersten Kontakt zum Football hatte Matthias bereits mit 9 Jahren.Ein damaliger Spieler der Longhornsverteilte in der Schule Freikarten.Begeistert ergatterte er sich ein paardavon und ging mit seinem Vater zueinem Spiel. Doch erst einige Jahre später ent-deckte er seine Leidenschaft für die-sen Sport. Er sah zufällig ein Spielim Fernsehen und war nun über-zeugt davon, „seinen“ Sport gefun-den zu haben. Gesagt - getan. Er schnappte sich seine Sportsache und ging einfachhin. Seit diesem Tag kann er sichkeinen anderen Sport mehr vorstel-len. „Es ist nicht nur ein Hobby, es istauch eine Leidenschaft, denn oh-ne diese könnte man den Sportnicht betreiben“, erklärt unsMatthias. „Wenn man nicht bereit ist, alles für diesen Sport zu ge-ben, kann man ihn auch nichtspielen.“ Diejenigen, die selber spielen, wis-sen wovon er spricht. impuls wünscht Matthias weiterhin viel Spaß bei seiner „nicht alltäg-lichen Sportart“.

„Mein Adrenalinspiegel steigt. Alle Geräusche um mich herum blende ich aus, den Trainer, die Fans, sogar die Mitspieler neben mir. Ich konzentriere mich nur auf meinen Gegenspieler und den ei-förmigen Ball, der zwischen sei-nen Fingern ruht. In meinem Kopf herrscht nun absolute Stille. Die Hand mit dem Ball zuckt nach hinten. Es ist soweit. Das Spiel beginnt. Mit aller Kraft stoße ich mich ab und schnelle nach vorne …“ Was ihr gerade gelesen habt, sind die 2 bis 3 Sekunden, bevor eins der schönsten Spiele, die es in seinen Augen gibt, beginnt: American Football. Seit knapp fünf Jahren spielt er nun bei den Weinheim Longhorns.

impuls berichtet in dieser Ausgabe über Matthias Weber, Vorsitzender derJugend- und Auszubildendenvertretung im Werk Mannheim, der eine „nicht alltägliche Sportart“ betreibt: American Football.

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Stolpersteinverlegung

impuls / 14. Ausgabe September 2010 19

Der Berliner Künstler GunterDemnig reist seit sieben Jahrenmit dem Projekt „Stolpersteine“durch ganz Europa, um an dieOpfer der NS-Zeit zu erinnern. Seitkurzem erinnert solch ein „Stol-perstein“ auch im Mercedes-Benz Werk Mannheim daran, dass wäh-rend der NS-Zeit auch bei unsZwangsarbeiter unter menschen-unwürdigen Bedingungen lebenund arbeiten mussten. Der polnische KZ-Häftling ZdzislasSzeliga war einer von ihnen. Er war in der KZ-Außenstelle in der Gustav-Wiederkehr-Schule in Mannheim-Sandhofen untergebracht und imBenzwerk auf dem Luzenberg ein-gesetzt. Am 2. Februar 1945 wurde er an seinem Arbeitsplatz erschossen,nachdem er sich gegen einen auf ihneinprügelnden SS-Mann zur Wehr setzte.

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein

Name vergessen ist"

Unter diesem Motto setzt GunterDemnig während einer feierlichen Verlegung die gravierte Messingtafel

im Innenhof des Gebäude 1, aufdem Carl-Benz-Platz, in den Boden ein. „Exemplarisch für alle Opfer des NS-Regimes wollen wir auf einen polni-schen Zwangsarbeiter hinweisen,der beim Benz in Mannheim wäh-rend der NS-Herrschaft sein Leben lassen musste. Zdzislas Szeligasteht exemplarisch für den Wider-

Joachim Horner, der Betriebsrats-vorsitzende des Werkes Mannheim. Das Unternehmen, in dessen Vertre-tung Dr. Peter Vaughan Schmidtteilnahm, überbrachte das Bedauern für die zur Zwangsarbeit bzw. ums Leben gekommenen Menschen. Er verwies unter anderem darauf, dass das Werk Mannheim bereits vor Jahren das Thema Zwangsarbeitaufgearbeitet und in einem Buch festgehalten hat. „Der Stein soll ein sichtbares Anden-ken und gleichsam eine Mahnung für uns alle darstellen, uns an die Opfer von damals zu erinnern und zu warnen, heutzutage ähnliche Grau-samkeiten gegenüber unseren Mit-menschen - wo auch immer auf der Welt - zuzulassen“, forderte Dr.Schmidt zum Abschluss der Veran-staltung auf. Das geschehene Unrecht kann nicht mehr gut gemacht werden. Durch die finanzielle Unterstützung an die Stiftung sollen die Folgen der Opfer und deren Angehörigen gelindert werden. Ab sofort ist also „Stolpern“ erlaubt. Dies dient der Erinnerung und An-teilnahme am Schicksal der ehemals hier beschäftigten KZ-Häftlinge. Sein Andenken zu bewahren, ist kostbar und die Würdigung Szeligas durch den „Stolperstein“ ein kleines Zeichen, für Zivilcourage und aktiver Widerstand gegen die NS-Diktatur und un(ge)rechtes Handeln.

stand zahlreicher Menschen undsog. kleiner Leute, die Zivilcourage bewiesen haben. Er soll Mahnmal einer menschenver-achtenden, undemokratischen Zeit sein, die nie wiederkehren darf“, so

Joachim Horner BR-Vorsitzender Werk Mannheim

Der „Stolperstein“ in Gedenken an Zdzislas Szeliga

Die feierliche Verlegung des Stolpersteines im Werk Mannheim

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IMPRESSUM V.i.S.d.P: Reinhold Götz, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim Herausgeber: Betriebsrat Werk Mannheim Redaktion: Bruno Buschbacher, Marion Faber, Evelyne Gottselig, Fabiola Günderoth, Ralf Müller, Waldemar Tzieply Gestaltung: Marion Faber Bilder: Betriebsrat; Archiv Daimler/EvoBus Druck: Reproservice Daimler AG, Werk Mannheim Leserbriefe an: [email protected]

Regen, Schnee, eisiger Wind. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen und die Händein den Taschen vergraben. So begann, gerade in der kalten Jahreszeit, der Ar-beitstag für viele Kolleginnen und Kollegen beim ungeliebten Gang über den Fußgängersteg vom Südparkplatz zum Tor 3. 1975 gebaut, war er mittlerweile in die Jahre ge-kommen. Bröckelnder Putz und stellenweise marodeGeländer machten einen Neubau notwendig. Der neue Steg sollte wettergeschützt sein und dieTreppen, die für viele angeschlagene Mitarbeiter ab-schreckend waren, nicht mehr so steil. Also wurden in die Planung eine Überdachung sowieabgesetzte Treppen, die den Aufstieg erleichtern sol-len, eingeplant. Damit zum einen der Steg selbst, aberauch der Zugang zum Tor 1, möglichst zentral für alle Parker auf dem Parkplatz Süd erreichbar ist, wurde eretwas zurückversetzt. So soll unter anderem auch die Unsitte, die sich eingeschlichen hat, nämlich das gefährliche Über-queren der ungesicherten Bahngleise und der starkbefahrenen Hafenbahnstraße, vermieden werden.

Hiermit argumentierte übrigens das Unternehmen zu einer Schließung des Tor 3, so dass ein Zugang nur noch über das Tor 1 möglich wäre. Der Betriebsrat hat hier dem Unternehmen seine klarePosition mitgeteilt und forderte:

Das Tor 3 muss erhalten bleiben!

Da aber auch nach der Eröffnung des Steges festzu-stellen war, das vereinzelte KollegInnen immer noch den gefährlichen Weg über die Gleise und Hafenbahn-straße eingeschlagen hatten, musste das Unterneh-men reagieren und (auf eigene Kosten!) einen Zaun errichten. Der Fußgängersteg wurde in einer Bauzeit von ca. 3.300 Stunden fertiggestellt. Dafür wurden ca. 70 Ton-nen Stahl verschweißt und 160 qm Beton vergossen. Das Ergebnis, die 47 mtr. lange Brücke, wurde am Os-termontag in einer spektakulären Aktion mit zwei Krä-nen aufgesetzt. Am 17. Mai wurde der Fußgängersteg in einem ge-meinsamen Festakt mit Vertretern von Daimler undEvoBus, dem Betriebsrat, der Stadt Mannheim und der Presse eingeweiht.

Die feierliche Einweihung des Fußgängerstegs durch Wolfgang Hänle, Joachim Horner und Bürgermeister Lothar Quast (v. l. n. r.)