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1 Editorial: Wir wollen weiterhin Literatur vernetzen 3 Das weisse Blatt: Bücherjahr 2013 4 Du bist alles andere als ein Ja-Sager. Laudatio 6 Bericht der Jahresversammlung ISSV 2013 8 ISSV-Schreibwettbewerb: Kindheitsgeschichten 10 Die Wörter kommen zurück – und wie! 11 Gratulationen 12 Nachrufe: André Gilg-Stocker 13 Helen Keiser 14 Fritz-Patrick Schaller-Giess 17 Martin Wallimann 19 Agenda 20 Hugo-Ball-Preis 2014 an Thomas Hürlimann 21 Adressen Vorstand 21 Ein Literaturhaus für die Zentralschweiz 22 Neuerscheinungen 23 Felix Renner, Aphorismen 2 Anita Schorno, Gedichte 24 Das Mitteilungsblatt des ISSV erscheint zweimal jährlich. Nächster Redaktionsschluss: 1. September 2014 Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Website www.issv.ch und auf Facebook: www.facebook.com/issv.schriftstellerverein Redaktion: Michel Ebinger, Lindenmatt 9, 6343 Rotkreuz Tel. 041 790 09 51; Mail: [email protected] Sekretariat: Silvia Haueter, Hasenbüelweg 1, 6300 Zug Tel. 041 711 66 92; Mail: [email protected] Umschlag: Th. Iten, Satz: ISSV Druck: GfK PrintCenter, 6052 Hergiswil Auflage: 300 Exemplare Inhalt Impressum

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Editorial: Wir wollen weiterhin Literatur vernetzen 3Das weisse Blatt: Bücherjahr 2013 4Du bist alles andere als ein Ja-Sager. Laudatio 6Bericht der Jahresversammlung ISSV 2013 8ISSV-Schreibwettbewerb: Kindheitsgeschichten 10Die Wörter kommen zurück – und wie! 11Gratulationen 12Nachrufe:

André Gilg-Stocker 13Helen Keiser 14Fritz-Patrick Schaller-Giess 17Martin Wallimann 19

Agenda 20Hugo-Ball-Preis 2014 an Thomas Hürlimann 21Adressen Vorstand 21Ein Literaturhaus für die Zentralschweiz 22Neuerscheinungen 23

Felix Renner, Aphorismen 2Anita Schorno, Gedichte 24

Das Mitteilungsblatt des ISSV erscheint zweimal jährlich.Nächster Redaktionsschluss: 1. September 2014Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Website www.issv.ch und auf Facebook:www.facebook.com/issv.schriftstellerverein

• Redaktion: Michel Ebinger, Lindenmatt 9, 6343 RotkreuzTel. 041 790 09 51; Mail: [email protected]

• Sekretariat: Silvia Haueter, Hasenbüelweg 1, 6300 ZugTel. 041 711 66 92; Mail: [email protected]

Umschlag: Th. Iten, Satz: ISSVDruck: GfK PrintCenter, 6052 HergiswilAuflage: 300 Exemplare

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Impressum

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Die wirksamste Waffe der Informationsverweigerung ist die Überinformation.

Keine laute Macht zieht Dich am Ende so in ihren Bann, wie die stille Macht der Sprache.

Der geniale Künstler kreist um sich selbst –und umkreist damit die Welt.

Katastrophentoleranz: Zu einer Grosskatastropheunverzüglich eine noch grössere herbeiphantasieren.

Felix Renner

Aus: Erfolgsgesellschaft im Stresstest, Universitätsverlag Brockmeyer, Bochum 2013

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Aphorismen

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Dies ist mein erstes Editorial. Im Herbst2013 wurde ich als ISSV-Präsident gewählt,und ich habe von Andreas Iten einen gutorganisierten, klug geführten und sinnvollvernetzten Verein übernommen. Überdieshabe ich einen Vorstand, der sehr vernünf-tig mitdenkt, unterstützt, allenfalls auchEinspruch erhebt. Dasselbe kann ich bereitsvon verschiedenen Autorinnen und Auto-ren aus dem Verein sagen, die mit Anregun-gen auf mich zugekommen sind. Herzli-chen Dank allen!

Wir können also anschliessen an bishe-rige Arbeit: Wir wollen weiterhin Literaturvernetzen und fördern. Denn sie ist sie eineMit teilungsmöglichkeit, die mehr oder je-denfalls anderes bekanntmacht als nüch-terne Statistiken, Politstatements oder Ge-setzestexte. Sie fusst auf Buchstaben, das jaschon – doch daraus wächst Geist, wenn wirgute Literatur in die Welt setzen. Er erfülltuns mit Gedankenanstössen, mit Symbolenund Bildern, holt schlummernde Mensch-heitserfahrungen aus unseren Seelen.

Vom Buchstaben zu einem befreiendenGeist, der sich in Symbolen und Bildernkundgibt: diese Entwicklung spiegelt auchdas Leben Martin Wallimanns, des grossenInnerschweizer Verlegers. Er ist leider imvergangenen Februar viel zu früh gestor-ben, schon in seinem 56. Lebensjahr. Einreines Buchstabenhandwerk, den Offset-druck, be herrschte er sehr wohl, schon vonseiner Ausbildung her. Doch das war nurder Anfang. Eine nicht nur industrielleTechnik, sondern ein handwerkliches Ma-chen mit Kopf Herz und Hand, darum eineganzheitliche Gestaltung für ein mensch-

lich förderliches Zusammenleben – in dieseGeistbereiche zielte, wie wir in der Rück-schau sehen, sein ganzer Lebensweg.

Im Grund erfüllte er ein kluges altesund doch sehr aktuelles Bildungsideal: sichals ganzen Menschen ein- und weiterbrin-gen. Das brachte in seinem Fall auch eineganzheitliche Beziehung zu Mitmenschen.Ein weit umgreifender Horizont garantierteihm Flexibilität. So konnte er sich den For-derungen des Tages stellen. Das war seinehorizontale Dimension.

Selbstlos wie er war, stand sein Ego da -bei nicht im Vordergrund. «Man lebt nichtdavon, sondern dafür», soll er einmal, aufdie finanziellen Schwierigkeiten seines En-gagements angesprochen, gesagt haben. EinDafür, das er als richtig erkannt hat. Das warseine vertikale Dimension, die in die hori-zontale ausstrahlte.

Sehr überzeugend darum das Kreuz anseinem Trauergottesdienst. Das Zusammen-spiel von vertikaler und horizontaler Linie indiesem alten Hingabesymbol, vom Hinaufzum Richtigen und gleichzeitigen Ausgrei-fen zur Mitwelt entfaltete da einen konkre-ten Be zug, der uns symbol- und bildhaft ingutem Andenken bleiben wird. Auf demHorizontalbalken stand: Martin Wallimann.

Daniel Annen, Präsident ISSV

Editorial: Wir wollen weiterhin Literatur vernetzen

Von Daniel Annen

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Werte der Innerschweizer Literatur

Darum braucht es Literatur nicht nur ausden grossen, bekannten Metropolen unse-res blauen Planeten, sondern auch aus dengrünen Blickwinkeln der Zentralschweizmit ihren grauen Betrübungen. Da ist dannvielleicht vom Stoos, vom Schwyzer Her-rengassschulhaus, von den Maschgradenauf der Rössli-Terrasse oder von einer Kuhaus dem Ägerital die Rede. Und just dashilft: diese Motive sind unverbraucht, nochnicht zerfasert im allumfassenden und in-flationären Wortgeschiebe und Gelaber.Darum berühren sie uns.

Die Podiumsdiskussion mit dem Schwy-zer Kulturbeauftragten Franz-Xaver Risi,dem Nidwaldner Architekten NiklausReinhard und dem Verleger Max ChristianGraeff zeig te Wege auf, die zur Belebung

Die alljährliche «Bücherjahr»-Veranstal-tung des ISSV diskutierte am Samstag, 7.Dezember 2013, in Luzern ein brisantesThema: Wozu Literatur?

Wir brauchen sie. Das sagte an diesemSamstag im Hotel Continental-Park Luzernan der öffentlichen Bücherjahr-Diskussionein ehemaliger Regierungs- und Ständerat– ein Politiker ausgerechnet! Der ZugerAndreas Iten sprach aus Erfahrung und Be-sonnenheit; schon während seiner Karriereim Bundeshaus galt er als einer der ganz Ei-genständigen. Iten verkörpert eine Verbin-dung, die hierzulande doch eher selten ist:er ist nicht nur Politiker, sondern auchSchriftsteller. Er weiss, was gute Literaturheutzutage fördern und bringen kann:nämlich Orientierungswissen für unserePersönlichkeitsentwicklung in der vielfäl-tig verzwackten und verzwickten Welt.

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Das weisse Blatt

Das Bücherjahr des ISSV – ein Lese- und DiskussionseventVon Daniel Annen und Thomas Brändle

Martin Städeli, Blanca Imboden und Ivo Muri. Alle Fotos: Silvia Götschi

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und zum Verständnis von Literatur führen.Der Staat fördert bereits, so Risi. EtlicheSynergien können noch geschaffen werden,betonte Reinhard, seit einer Woche Präsi-dent des neuen Vereins ZentralschweizerLiteraturhaus in Stans. Nicht vergessenwerden aber soll, unterstrich Graeff, derMann oder die Frau, der oder die ganz ein-fach unterschwellige Probleme und Fragenwittert, davon schreiben will und zunächsteinfach da sitzt, vor einem weissen BlattPapier – ohne dabei an Kommissionen,Ämter und Jurys zu denken.

Vielfältige Lesungen

Und wie klug und lebendig die weissenBlätter bereits jetzt gefüllt werden, hattenvor der abschliessenden Podiumsdiskus-sion Innerschweizer Autorinnen und Auto-ren gezeigt. Die Schwyzerin Silvia Götschi,die Schöpferin der abgründigen Kramer-Krimi-Reihe, die humorvolle Blanca Imbo-den («Wandern ist doof») oder die scharf-sinnige Heidy Helfenstein lasen genauso

aus ihren 2013 erschienenen Werken wiedie aus dem Urnerland stammende LyrikerinLeonor Gnos, der «literarische Allgemein-praktiker» Michael van Orsouw («Dufour,Held wider Willen»), der Surseer Unter-nehmer und Zeitforscher Ivo Muri («DieUhr») oder der in Bern wohnhafte MartinStädeli («Wetterwechsel»), allesamt originelleingeführt von Marlene Wirthner-Durrer.Wie sehr in der scheinbar engen Innerschweizeine literarische Öffnung auf die Weltschon in den Fünfzigerjahren möglich war,bewiesen manche Bücher im geheimnisum-witterten Zimmer Nr. 5 des Lehrerseminarsin Rickenbach. In diesem Zimmer verlorsich der Erzähler in Andreas Itens neuemBuch «Keine Kuh in Berlin». Dort ent-deckte er, wie geistig-seelisch nahe Goetheoder Rousseau dem auch geografisch nahenMeinrad Inglin war – und auch ihm selber.

Literatur auf dem Podium …

Michael van Orsouw, Silvia Götschi

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Lieber Andreas,Du bist alles andere als ein Ja-Sager. Abervor 15 Jahren hast Du JA gesagt, als derdamalige Präsident des ISSV, Franz FelixZüsli, einen Nachfolger suchte – und sich(angeregt durch Max Huwyler) an Dichwandte.

An der Jahresversammlung im Herbst1998 wurdest Du dann einstimmig zumPräsidenten des issv gewählt. Die damali-gen Vorstandsmitglieder Heidy Gasser,Franziska Greising, Sibylle Omlin, AntonRotzetter, Markus Limacher, Ursula Schlau-fer (Sekretariat) und ich merkten schnell:Das gibt keinen Sonntagsspaziergang. Durch -strukturierte Sitzungen, Zielorientierte Dis-kussionen und Disziplin in der Themen -relevanz. Da hielt einer den Taktstock festin der Hand.

Wie ein Dirigent, der Stimmen, Töneund Zwischentöne erkennt und sie (trotzgelegentlicher Misstöne) zu einem harmo-nischen Wohlklang bringt, hat Andreas unsmit Sensibilität, Gestaltungswillen unddem Gespür für das Machbare, den ver-schiedenen Fähigkeiten entsprechend ein-gesetzt. Und dies immer im Interesse derInnerschweizer Literatur und deren Auto-rinnen und Autoren.

Schonfrist brauchte Andreas nicht. Inder Literatur kannte er sich aus. Gedankenfrüherer Generationen zu verstehen, wei-terzuentwickeln und Schlüsse für heutigesHandeln zu ziehen, war für ihn Auftragund Passion zugleich.

Deshalb traf sich Andreas bereits inden ersten Monaten mit den Innerschwei-

zer Kulturbeauftragten zu einer Ausspra-che über Fragen und Probleme der schrei-benden Mitglieder des issv.

Unser Präsident muss hervorragend ar-gumentiert haben, denn kurze Zeit späterverblüfften die Innerschweizer Regierungenmit ihrem Bekenntnis zur Literaturförde-rung. Damit offenbarten die sechs Kantoneihre Wertschätzung für das literarische Schaf -fen in der Zentralschweiz. Für Schriftstelle-rinnen und Schriftsteller bedeutete dieserpolitische Beschluss neben materieller auchideelle Anerkennung.

Sehr wirkungsvoll war das Engagement vonAndreas auch bei der Neuausrichtung der«Alpenländischen Begegnungen» mit demFreundeskreis aus Innsbruck. Unter demNamen «Höhenflug» wurde ein Literatur-fest geschaffen, das sich in Zug fest instal-liert hat und alle drei Jahre stattfindet.

Unter seiner Ägide entstand auch das«Bücherjahr», jeweils am ersten Samstagim Dezember. Hier wird unseren Mitglie-dern Gelegenheit geboten, ihre Neuerschei-nungen vorzustellen.

Mit der Neugestaltung des Mitteilungs -blattes, dem Erstellen der Website, den Le-sungen bei den «LiteraTouren» und ver-schiedenen Wettbewerben blieb der issvaktiv und lebendig.

Andreas’ allergrösstes Verdienst abersind die «Zentralschweizer Literaturtage»,zuerst in Willisau und jetzt bereits vier Malauf der Rigi.

Unser Verein kann Andreas nicht genugdanken, dass er sein ungewöhnliches Kom-

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Alles andere als ein Ja-Sager

Zum Abschied von Andreas Iten an der Jahresversammlung in Zug am 9.11.2013Von Marlène Wirthner-Durrer, Vizepräsidentin

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munikationstalent und seine politischenund gesellschaftlichen Vernetzungen zumWohle des issv einsetzte und für die «Lite-raturtage» sowohl in Willisau wie auch aufder Rigi tatkräftige Partner fand. So ent-standen vielseitige Programme, die schnellein interessiertes Publikum auch ausser-halb des issv begeisterten.

Vor einem Monat feierte der issv inSarnen sein 70-jähriges Bestehen. Auchdiese gediegene Feier trug die Handschriftvon Andreas. In seiner Rede skizzierte erdie Geschichte und Bedeutung unseres Ver-eins. Die Rede ist im aktuellen Mitteilungs-blatt [Heft 2/2013] abgedruckt. Es lohntsich diese nachzulesen, denn Andreasbraucht (für einen ehemaligen Politiker)ungewohnt deutliche Worte.

Neben all den positiven Rückmeldun-gen gab’s aber auch ein paar Wermutstrop-fen. Es ist uns nicht optimal gelungen,einen Dialog zwischen den Mitgliedern an-zuregen und Neugierde für das Schaffender Kolleginnen und Kollegen zu wecken.

Lieber Andreas, es gäbe noch unendlichviel zu sagen über Dich als markante Ver-mittlerfigur, als unermüdlichen Lobbyistenfür den issv, als integre Vertrauensperson,als strategischen Planerund ganz einfach – als un-glaublich liebenswürdigenMitmenschen. Aber derVorstand hat mir eine Re-dezeitbeschränkung aufer-legt.

Deshalb bleibt mir nurnoch zu danken: für Deinimmenses Engagement fürden issv und die vielen an-regenden, fröhlichen undinspirierenden Stundennach den Sitzungen.

Zu danken aber auch dafür, dass Duvor 15 Jahren JA gesagt hast. Als ehemali-ger Ständerat wären Dir viele lukrative Ver -waltungsrats-Sitze offen gestanden. Abernein – Du bevorzugtest arbeitsintensiveVereinstätigkeit zum Nulltarif.

Als Zeichen unserer Wertschätzungwirst Du nicht zum Ehrenmitglied erkoren– aber zum Ehrenpräsidenten!!!

Und als Dank gibt’s keinen Früchte-korb und keine Kiste Wein, sondern eineMatinée. Am 1. Dezember um 10.00 Uhrtreffen wir uns im Burgbachkeller in Zug.Mit einer Lesung aus Deinem eigenen lite-rarischen Schaffen – und dieses ist mit überzwanzig Publikationen doch sehr reichhal-tig – wollen wir Dich noch einmal ange-messen feiern.

Ich persönlich wünsche Dir von gan-zem Herzen, dass all das, was Du Dir selbererhoffst, in Erfüllung gehen wird: weiter-hin gute Kontakte zu Menschen, wertvolleBegegnungen und tiefe Beziehungen.

Foto: Silvia Götschi

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1. BegrüssungPräsident Andreas Iten kann rund 40 Mit-glieder begrüssen, weiter Regierungsrat Ste-phan Schleiss, Bildungsdirektor des KantonsZug, Franz Xaver Risi, KulturbeauftragterSZ, und Ursula Burger (Josef-Müller-Stif-tung). Anwesend sind die EhrenmitgliederUrsula Schlaufer und Franz Züsli, weiterMartin Wallimann, Niklaus Lenherr. Ent-schuldigt haben sich Dominik Brun, BrunoStephan Scherer, Christian Sidler OW.

2. Wahl der StimmenzählerZwei Vorschläge, Brigit Keller und BlancaImboden, werden von der Versammlungbestätigt.

3. Genehmigung Protokoll JV 2012 Zum Protokoll der JV vom 12. 11. 2012 inSchwyz gibt es keine Wortmeldungen.

4. Jahresbericht des Präsidenten Andreas Iten resümiert: Bücherjahr, Kurzge-schichten-Wettbewerb, Rigi-Tage, 70-Jahr-Feier in Sarnen. Die vierten Literaturtage aufder Rigi waren mit 400 BesucherInnen er-folgreich, nächste Ausgabe: Sept. 2014. ZurWebsite: Webmaster Martin Städeli hat neuFotos aufgeschaltet, bittet um Infos. Itendankt dem Vorstand, insbesondere AlbertinaStocker, und den Kantonen für die finan-zielle Unterstützung.

5. Jahresrechnung, Bericht der Revisoren und Décharge

Die Jahresrechnung 2012 schliesst miteinem Verlust von Fr. 4'151,–. Das Vermö-

gen reduziert sich auf Fr. 30'894,81 (per 31.7. 13). Revisor Paul Hutter stellt in seinemBericht der Rechnungsführerin AlbertinaStocker im Namen der Revisionsstelle eingutes Zeugnis für die Kassaführung aus. Ein-stimmig angenommen. Dem Vorstand wirdeinstimmig die Décharge erteilt.

6. Festsetzung des JahresbeitragsUnverändert 40 Fr. und 30 Fr. für Gönner,einstimmig bestätigt.

7. Wahlen• Rücktritt Andreas Iten: Wichtigste Auf-gabe eines Präsidenten sei, einen gutenNachfolger zu finden. • Vorschlag Dr. Daniel Annen, Schwyz.Annen stellt sich vor. Dissertation überMeinrad Inglin, 30 Jahre Deutsch- undFranzösischlehrer am Kollegi, essayistischtätig (Inglin-Nachlass, Essayband zu In-glin), Kulturvermittler; er bittet um Mit-denken. Er sieht seine Aufgabe im Wahrender Kontinuität. Gewählt mit Applaus.

8. Ehrung: Ehrenmitgliedschaft für Andreas Iten

Marlène Wirthner erinnert an den zielge-richteten Sprung, den der Verein mit ItensPräsidentschaft 1999 erfuhr, die Neuerun-gen Höhenflug, Bücherjahr usw. und dieLiteraturtage. Sie lobt die Vermittlerfigurund ihr Engagement. Sie ernennt Iten zumEhrenpräsidenten und verweist auf dieMatinee vom 1. Dezember.

Iten bedankt sich für das Vertrauen, dasihm die 15 Jahre entgegenkam und schlägt

Bericht der Jahresversammlung 2013

9. November 2013 im Rathaus Zug, Gotischer Saal · Beginn 10.00 UhrFür den Vorstand: Adrian Hürlimann

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vor, einen Wettbewerb zum Thema Kind-heit in der Innerchweiz durchzuführen,wozu er einen Kostenbeitrag leisten will.

9. TotenehrungEs sind drei Mitglieder verstorben imLaufe des Vereinsjahrs, die Nachrufe sindim Bulletin nachzulesen:• Fritz Zaugg, Oberarth, geb. 4. 2. 1950,Mitglied seit 1998; Leiter der RedaktionHörspiele und Satire beim SchweizerRadio. Theaterstücke und Regie.• Schwester Marie Gebhard Arnold,Menzingen, geb. 25. 8. 1921, Mitglied seit1973; Lyrik, Stücke für Volksbühnen, Ge-schichten in Dialekt und Schriftsprache.• Dr. Fritz P. Schaller, Küsnacht, geb. 16.1. 1940, Mitglied seit 2009, aufgewachsenin Flühli im Entlebuch. Am Bücherjahr2012 diskutierten wir über sein Werk«Nach Gott und Religion, Visionen füreinen jungen christlichen Humanismus».

10. Vorstellung von NeumitgliedernEs werden vier Neumitglieder begrüsst. Esstellen sich vor oder werden vorgestellt:• Rahel Hefti, 8832 Wilen, geb. 1988,Aufgewachsen im Kanton Schwyz, Stu-dium der Medien- und Kommunikations-wissenschaft an der Uni Zürich. 2013 Mas-ter of Arts in Social Sciences. Ihr ersterRoman «Das verlorene Dorf» erschien imVerlag Literaturwerkstatt.• Michel Ebinger, 6343 Rotkreuz, geb.1961; Jurist, Ex-Politiker, behindert seitdem Zuger Attentat, Essayist. • Tony Ettlin, 8142 Uitikon-Waldegg,geb. 21. Januar 1950, aus Stans. Werke:«Blätterteig und Völkerball. Eine Kindheitim Schatten des Stanserhorns».• Dr. rer. pol. Alex Melzer, Laufenburg,geb. 1942, Ökonom, Entwicklungsfach-

mann; Erzählungen, Balladen, Essays, Ro-mane (u. a. «Gulliver bei Voltaire», 2007,«Ueli der Banker», 2012).

• Neue Gönner-Mitglieder: Erika Abächerli,Oberägeri, Heinrich Geisser, Gersau, Nik -laus Lenherr, Luzern.• Austritte: Annemarie Setz, Daniel Hell -stern, Peter Stobbe.

11. Anträge Es liegen keine Anträge vor.

12. Varia• Infos zum Projekt Literaturhaus Stans(im Höfli) liegen vor. Finanzierung steht,Vereinsgründung 26. 11.; Aufruf zur Teil-nahme.• Franz Xaver Risi lobt die Vereinstätig-keit und die «Seele» des ISSV, Andreas Iten.Die Kulturbeauftragtenkonferenz stipu-liere einen Schwerpunkt Literatur.• Max Huwyler plädiert für einen Stammund für mehr politisches Engagement.• Alice Schmid verweist auf den Inner-schweizer Filmerstamm (letzter Mittwochdes Monats, im Rebstock LU).• Stephan Schleiss erklärt, dass Zug stolzauf die Präsidentschaft gewesen sei undfreut sich über die Nachfolge. Der Lehr-plan 21 betone die Kompetenzen inDeutsch (auch Literatur); er bittet um Mit-wirkung.• Max Chr. Graeff kritisiert die Schlies-sung des Strauhofs ZH.

Um 12.00 Uhr Schluss der Versammlung,Andreas Iten leitet zum Apero über undzum Mittagessen. Um 14.30 Uhr beginnendie Lesungen, diesmal im Zeichen desRücktritts von Andreas Iten. Die meistenMitglieder bleiben.

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preise des ISSV. Die endgültige Auswahlobliegt dem Herausgeber. Aufgrund der Un -gewissheit über zukünftige Aktivitäten desVerlags gibt der ISSV derzeit keine Gewährfür das Zustandekommen des Buches.

Die vollständige Ausschreibung und dieWettbewerbsbestimmungen sind als PDF-Datei auf der Webseite des ISSV einzusehenund herunterzuladen (www.issv.ch). AlsAusdruck können sie im Sekretariat des ISSVangefordert werden (Silvia Haueter, Hasen-büelweg 1, 6300 Zug, Tel. 041 711 66 92).

Kurzer Auszug aus den Wettbewerbsbedingungen:

• Teilnahmeberechtigt sind Autorinnenund Autoren des ISSV oder mit einem Le-bensbezug zur Zentralschweiz.• Die Textlänge soll maximal 15’000Zeichen (inkl. Leerschläge) betragen. Län-gere Texte werden nicht berücksichtigt.• Maximal zehn ausgewählte Texte wer-den mit einer Gemeinschaftslesung der Au-torinnen und Autoren bei den Zentral-schweizer Literaturtagen 2015 auf der Rigi(4. bis 6. September 2015) prämiert. JedeLesung wird mit dreihundert Franken ho-noriert. • Einsendeschluss ist der 29. November2014 (Datum des Poststempels). Die Bei-träge sind zu senden an:Marlène Wirthner-Durrer, Stansstaderstr. 33,6370 Stans

Der Vorstand des ISSVStans, 20. April 2014

Kindheitserinnerungen – das ist wie dasRühren im Bodensatz einer klaren Brühe.Wer weiss, was da alles zum Vorscheinkommt, was da aufgewirbelt durch Raumund Zeit saust. Alte Verkrustungen, Vernar-bungen, Ablagerungen von Jahrzehnten, dieden Panzer eines Menschenlebens gebildethaben. (Jeannot Bürgi, in: «Lochhansi»)

Der ISSV sucht in diesem neuen Wettbe-werb Kindheitsgeschichten: aus dem eige-nen Leben oder auch aus dem eines ande-ren Menschen. Es gibt in jeder Kindheitpositive oder negative Schlüsselerlebnisse,die das Leben auf eine bestimmte Spurbringen und die belegen, wie der Lebens-drang erwacht und wohin er führen kann.

Die Texte können – müssen aber nicht –mit einer alten Fotografie verbunden sein,die der Einsendung als Original oder in Kopiebeiliegen soll. Die technische und inhalt -liche Qualität dieser Fotografie ist nichtGegenstand der literarischen Bewertung.

Der Wettbewerb «Kindheitsgeschichten ausder Innerschweiz» wird durch ein finan-zielles Engagement von Andreas Iten unter-stützt. Der Ehrenpräsident des ISSV schlugdas Thema gemeinsam mit dem verstorbe-nen Verleger Martin Wallimann vor.

Im Verlag Martin Wallimann war eineAnthologie zum Thema geplant, in welcheauch Texte aus diesem Wettbewerb aufge-nommen werden sollten. Die Jury hat denAuftrag, Texte aus den Einsendungen dafürvorzuschlagen. Diese Auswahl ist nicht deckungsgleich mit der Vergabe der Lesungs-

ISSV-Kurzgeschichtenwettbewerb 2015

Das neue Thema: Kindheitsgeschichten aus der Innerschweiz

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Zug ist denn auch ein bekanntes Motiv inseinen Büchern. Seine Jugend mit den Zu gerWurzeln, sie ist ihm wichtig. Ein «gelobtesLand» blieb das Ägerital noch dem Studen-ten.

Ein Lob der Heimat, mit Blindheit ge-schlagen? Das gewiss nicht. Andreas Iten, derspäter in der ganzen Schweiz als sehr eigen-ständiger Politiker galt, weiss auch um dieSchwachstellen seiner Herkunftsregion. Erhat auch in seiner literarischen Arbeit seineeigenständige Optik entfaltet.

Was seine Herkunftswelt betrifft: Ein mo-ralisierender Milieukatholizismus hatte auchdem heranwachsenden Andreas das Lebenunnötig verwirrt. Eine gesunde bäuerlicheMitwelt hat ihn aber auch gesellschaftlichgefördert.

Und dann die Welt der Literatur: Er lerntsie am Lehrerseminar in Rickenbach beiSchwyz vor allem während seiner Freizeitkennen, dabei wurde sie ihm auch schnellzu einer befreienden Gegenwelt.

Bei der Literatur ist Andreas zum Glück ge-blieben.

Wörter, Sätze und Texte auf einer Bühnegelesen, so laut natürlich, dass ein interes-siertes Publikum im Saal auf der andernSeite sie vernimmt – was da Bemerkens-wertes geschieht! Der Autor zum Beispielsitzt in diesem Saal, er staunt, gerade er, derdoch diese Wörter und Sätze selber ge-schrieben hat, also schon kennt. Und imPublikum vibriert eine angenehme Span-nung. Sympathie war überall spürbar.

Der Autor war Andreas Iten; und da warnichts gespielt, er war wirklich erstaunt,zeigte eine helle Freude an seinen eigenenTexten. Geschehen so am 1. Dezember 2013im Burgbachkeller in Zug. Karin Wirthner,Schauspielerin, und Andrej Togni, Regis-seur und Theaterleiter, lasen die Texte;Adrian Hürlimann, Vorstandsmitglied imissv, hatte sie klug ausgewählt und die ganzeMatinee zu einer einladenden Dramaturgieverwoben, dabei auch sinnvoll moderiert;eingeladen hatte eine Gruppe halbheimlichVerschworener aus dem issv-Vorstand: Diewollte derart Andreas Iten ein Abschieds-geschenk machen für seine 15 Jahre Präsi-dentschaft im issv. Wie viele mit diesemAbschiedsgeschenk spontan einverstandenwaren, zeigte ein sympathisch grosser Auf-marsch im Burgbachkeller.

Ein Glücksfall für den issv war AndreasIten nicht nur wegen seiner Schaffenskraft,sondern auch dank seiner Vernetzung, dankseinem Pragmatismus, den er sich als ehe-maliger Gemeinderat von Ägeri und späterRegierungs- und Ständerat im Stande Zugerarbeitet hatte.

Die Wörter kommen zurück – und wie!

Gegenwelt: Als Dank für Andreas Iten – eine Zuger MatineeVon Daniel Annen, Präsident ISSV

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Herr Dr. Bruno Stephan Scherer Benediktinerkloster, 4115 Mariastein

Frau May Klair GasserStutzerstrasse 25, 6402 Merlischachen

Herr Dr. Lothar KaiserLuegetenstrasse 23A, 6102 Malters

Herr Anton RotzetterMurtengasse 28Postfach 374, 1701 Freiburg

Frau Silvia Davi-LüscherHünenbergstrasse 76, 6006 Luzern

Herr Pater Eugen BollinKloster, 6390 Engelberg

Frau Margrit SchriberStrengelbachstrasse 11, 4800 Zofingen

Frau Elisabeth Wandeler-DeckBlumenfeldstrasse 31, 8046 Zürich

Herr Peter WeingartnerSteinbärenstrasse 15, 6234 Triengen

Herr Dr. Daniel AnnenBahnhofstrasse 55b, 6430 Schwyz

Frau Trudi von Fellenberg-BitziAuf der Bürglen 27, 8627 Grüningen

Zum 85. Geburtstag am 20. 3. 2014

am 12. 5. 2014

Zum 80. Geburtstag am 19. 4. 2014

Zum 75. Geburtstag am 3. 1. 2014

am 8. 2. 2014

am 15. 2. 2014

am 4. 6. 2014

am 28. 6. 2014

Zum 60. Geburtstag am 24. 1. 2014

am 20. 2. 2014

am 22. 5. 2014

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Gratulationen

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Erinnerungen

André Gilg wurde am 7.Mai 1928 in Lu-zern geboren als jüngster von drei Söhneneiner keineswegs begüterten christkatholi-schen Pfarrfamilie. In der Anthologie desISSV «Schreiben in der Innerschweiz» be-merkt er dazu: «Ich wuchs in einem Hausauf, das im Nordosten von der mächtigenMuseggmauer und im Westen vom antiki-sierenden Bau der Christuskirche beschütztwird … Wirkliche Geborgenheit fand ichallerdings weder im Schutz, wie ihn die po-litische Gemeinde bietet, noch in der Si-cherheit, welche die traditionelle Kirchegibt, sondern erst durch Meditation …»

André bestand 1948 glanzvoll die Maturi-tät in Luzern und wollte Filmregisseur wer-den; doch kurz nach dem Zweiten Welt-krieg war für André die Ausbildung imAusland zum Theaterregisseur – um da-nach ins Filmfach zu wechseln – zu um-ständlich. Er begann in Zürich zu studie-ren: nicht Theologie wie sein Vater undGrossvater, auch nicht Medizin wie dereine Bruder oder Jurisprudenz wie der an-dere Bruder. Er wählte an der UniversitätZürich Philosophie; doch war er von derakademischen Art des Philosophie-Unter-richtes enttäuscht und wechselte zu Ger-manistik (Hauptfach) und Geschichte.1954 bestand er das Doktorat mit der Dis-sertation «Wilhelm Meisters Wanderjahreund ihre Symbole» und erwarb das Diplomfür das höhere Lehramt. Ab 1955 war erLehrer und 1959–1990 Hauptlehrer fürdeutsche Sprache an der Kantonschule

Küsnacht (ZH): Geachteter und geliebterSeminar-Lehrer für Generationen vonSchülerinnen und Schülern!

Im Sommer 1990 zog sich André durcheine vorgezogene Pension aus der Lehrtä-tigkeit zurück, nicht aber von seinem Ziel,der Suche nach der letzten Wirklichkeit.Katharina Meyer und Gerhard van denBergh schreiben dazu: André Gilg beschäf-tigte sich «… intensiv mit östlicher Philo-sophie und Religion, mit Yoga und Medita-tion». Er vertiefte sich ins Sanskrit. Ihmwar die Idee der Wiedergeburt nicht fremd.«Seit seinem Rücktritt widmete er sich ein-gehend der deutschen Übersetzung von Wer -ken des indischen Philosophen und Yoga-meisters Yogananda»; nicht zufällig trägtseine letzte Publikation den Titel «Sammledich ein». (Zu bestellen bei Frau ElisabethGilg, Goldbacherstrasse 41, 8700 Küs-nacht)

André Gilg und der ISSV? Er trat 1973 inden ISSV ein, zur Zeit des Präsidiums vonBruno Stefan Scherer, den er wie ich selbstsehr schätzte. Es war jene Zeit von Ge-sprächspartnern wie Julian Dillier, PaulKamer, Alphons Hämmerle, Karl Kloter,auch Sr. Marie Gebhard Arnold, um nurwenige zu erwähnen. André schrieb Lyrikund Prosa; das Werkverzeichnis bis 1993ist abgedruckt in der ISSV-Anthologie«Schreiben in der Innerschweiz»: Komö-dien, Dramen, Schauspiele, Essays, einenunveröffentlichten Roman; Vorträge zuFragen des Films, der Musik usw. Andréwar ein kluger, bedächtiger Gesprächspart-

Nachruf

André Gilg-Stocker, 7. Mai 1928 bis 19. September 2013

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Gerade noch rechtzeitig dort gewesen

Kurz vor Weihnachten ist die Autorin, Fo-tografin und Malerin Helen Keiser im Altervon 87 Jahren gestorben. Drei Jahrzehntelang bereiste und dokumentierte sie diearabische Welt und deren Kultur.

Sie bedauerte es in den letzten Jahrenihres Lebens, nicht mehr reisen zu können,wie sie es einst getan hatte – auf eigeneFaust, wissensdurstig und unerschrocken.Doch sie grämte sich deswegen nicht: DieErinnerungen konnte ihr niemand nehmen.Ein Altersgebrechen behinderte sie, liess sieaber nicht unbeweglich. Sie wollte selbst-ständig bleiben, im Quartier einkaufengehen, allein den Haushalt machen, wasihr dank Hartnäckigkeit und der Hilfe vonNachbarn auch gelang.

Und sie genoss die Aussicht aus denFenstern ihrer hellen Wohnung in derZuger Herti, den Blick hinaus auf den Seeund in die Berge, und sie erahnte wohl, hin-ter Rigi und Pilatus sowie den Alpen da-zwischen, den Süden und das Mittelmeer.Und weiter jenseits des Mittelmeers denMaghreb und die Levante, jene Welt, an

welche die Grafikerin und Dekorateurin1952 auf einer Studienreise mit der «Ecoledu Louvre Paris» ihr Herz verloren hatte.

Liebe zur arabischen Wüste

In ihrer Liebe zum Reisen und zur arabi-schen Wüste glich Helen Keiser dem briti-schen Abenteurer Wilfred Thesiger (1905–2003), den der amerikanische SchriftstellerPaul Theroux einst «den Reinsten der Rei-senden» genannt hat, da er des Entdeckensund des Erlebens wegen reiste und nicht,um Geld zu verdienen oder berühmt zuwerden. Wie Helen Keiser faszinierte Wil-fred Thesiger der genügsame Alltag der Be-duinen: «In der Wüste fand ich eine Frei-heit, die in unserer Zivilisation unerreich-bar ist, ein Leben unbeschwert von Besitz-tümern.»

Der Diplomatensohn hatte noch alsKind in Addis Abeba die triumphale Rück-kehr der Armee des späteren Kaisers HaileSelassie erlebt und auf der Strasse dieäthiopischen Krieger mit ihren blutver-schmierten Uniformen und Waffen gese-hen. Die Parade in Addis, sagte der Brite

ner, der vor allem zuzuhören verstand, eheer sprach: Seine wärmeerfüllte Stimme undseine begründeten Hinweise sicherten ihmAufmerksamkeit auch im ISSV.

André war verheiratet mit Elsbeth Gilg–Stocker; zwei Söhne, Gregor und Dieter,wurden ihnen geboren. Die Familie lebte in

Küsnacht. André starb am 19. September2013 nach einer Krankheit im Spital Zolli-kerberg. Er ist beigesetzt im Friedhof Hin-derriet/Küsnacht.

Lieber André: Wir werden Dich nichtvergessen – Danke für Dein Dasein!

Franz Felix Züsli

Nachruf

Helen Keiser, 27. August 1926 bis 20. Dezember 2013

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standen, sich ohne Dünkel in das einfacheLeben der Menschen im Orient einzufügenund der grossen Harmonie nachzuspüren,in der sich die Araber bewegten: «Sie folgtemit ihrer Kamera einem Leben, das im Ein-klang mit der die Menschen umgebendenLandschaft stand und das ihrem Inneren,ihrer Kultur, ihrer mitbestimmenden Um-welt entsprach.»

Rettung von Dingen und Lebensweisen

Helen Keiser, folgert der Nahost-Kenner,dokumentiere in ihren Bildern, Büchernund Reportagen eine Welt ohne Politik,wobei es aber gerade die Politik gewesensei, die dem ein Ende bereitete, was sie «sofarbig, liebevoll und überzeugend» dar-stellte. Nationalstaaten erstarkten, Dikta-toren übernahmen die Macht, die Mo-derne und der Konsum hielten Einzug, dieVerstädterung nahm zu, die Umwelt ver-schmutzte. Helen Keisers Sichtweise, soHottinger, komme deshalb einer Rettungvon Dingen und Lebensweisen gleich:«Menschen, Tieren, Landschaften, Überle-benstechniken, die es so, wie sie es einge-fangen hat, heute nicht mehr gibt.»

Aus dem beschaulichen, selbstzufriede-nen Zug der 50er-Jahre hatte es Helen Kei-ser 1954 erstmals für Monate hinaus inden Orient und nach Indien gezogen: «Ob-wohl ich mir in der Schweiz nichts sehnli-cher als den ewigen Sand herbeiwünschte,verspürte ich in der Wüste im gelbflim-mernden Sand wie sonst nie eine unstill-bare Sehnsucht nach unserem schönen See.Allein die Vorstellung von soviel Wasserauf einmal wirkte wie eine Vision.» Trotz-dem sagte sie, in der Schweiz schmecke ihralles wie Dessert. Es ziehe sie eher dorthin,wo es nichts gebe.

später, habe in ihm «ein lebenslanges Ver-langen nach Wildheit, Farben und demDröhnen von Trommeln geweckt.»

Helen Keiser hingegen war alles Mar-tialische, waren aller Pomp und alle Um-stände fremd. Doch mit Sir Wilfred teiltesie das Streben nach Erdverbundenheit,nach Einfachheit und Echtheit. Was derBrite über seine Abenteuer in Afrika, Ara-bien, am Persischen Golf und in Südasiensagte, gilt ohne Zweifel auch für die Toch-ter eines Zuger Lehrers: «Zu den vielenFrüchten meiner Reisen gehörte es, geradenoch rechtzeitig dort gewesen zu sein.»

Einzigartige Dokumente

Noch rechtzeitig war Helen Keiser etwabei den Maadan in den Sümpfen des Shattal-Arab oder bei den Beduinen vom Stammder Murra in Saudi-Arabien. Sie war anOrten, die erst in jüngerer Zeit, meist alsFolge von Kriegen, Verwüstung oder Zer-störung anheim gefallen sind: im Souk vonAleppo, im Basar von Bagdad, im altenHafen von Basra, im jemenitischen Hadra-maut.

Was Helen Keiser auf ihren Reisen imOrient fotografiert hat, nennt Arnold Hot-tinger, der langjährige Nahost-Korrespon-dent der NZZ, «einzigartige Dokumente».Sie habe nicht die arabische Moderne do-kumentiert, sondern eine von Traditionengeprägte Welt, die schon damals marginal,aber noch präsent war: den Alltag arabi-scher Beduinen und Wüstenbauern, die Ar-beit omanischer Bootsbauer, die altenStädte mit ihren Handwerkern und Händ-lern, Randgebiete wie die Sümpfe des Süd-irak, Berge und Küsten des Jemen.

Helen Keiser, schreibt Arnold Hottin-ger im Fotoband «Salaam», habe es ver-

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Es folgten, bis Ende der 70er-Jahre, et-liche weitere Reisen in die arabische Welt:nach Marokko (zu den Königsstädten), inden Irak (zu den Ruinen von Ur, Uruk,Nippur und Babylon), nach Syrien (zuSprachstudien in Damaskus), nach Jorda-nien (wo König Hussein sie empfing), in dieFlüchtlingslager der Palästinenser, in denJemen, nach Oman und schliesslich, nachsiebenjähriger Wartezeit auf ein Visum,auch nach Saudi-Arabien (entlang der anti-ken Weihrauchstrasse).

Wache Besorgnis über den heutigen Orient

Was sie sah, hörte und erlebte, hielt HelenKeiser in mehreren Büchern fest. Dereneines – «Geh nicht über den Jordan.Schicksal Palästina» – fand nach demSechstagekrieg von 1967 erst keinen Verle-ger, der es angesichts der allgemeinen Be-geisterung für Israel gewagt hätte, denschmalen Band zu drucken. Es war, langevor dem Aufkommen des militanten Islamsund der Suche nach den Gründen dafür, dieGeschichte eines vertriebenen Palästinen-sers, der zum Terroristen wird – ohne jegli-che Schuldzuweisung.

Zurück in Zug begann Helen Keiser zumalen, aus der Erinnerung an eine Welt,deren Faszination sie nie losgelassen undderen Schicksal sie bis an ihr Lebensendemit wachsender Besorgnis und Betrübtheitverfolgt hat: die ersten Kriege am Golf, dieKonflikte Israels mit Libanesen und Paläs-tinensern, die Kriege Amerikas in Afgha-nistan und im Irak nach 9/11, die Kämpfeim Jemen, die Unruhen in Ägypten, den Bür-gerkrieg in Syrien. Natürlich interessiertesie auch der Arabische Frühling, der fürkurze Zeit Anlass zu Optimismus war, des-sen Ernte bisher aber bitter ausgefallen ist.

Es war am Ende nicht mehr jener Ori-ent, den Helen Keiser in den 50er-Jahrenlieben gelernt hatte. Dessen Anziehungs-kraft sie jeweils frisch hatte aufbrechen las-sen, vom malerischen Ufer des Zugersees ineine entbehrungsreiche Region, in der sieals Frau allein unterwegs war, zu Fuss, zuPferd, auf Eselsrücken oder im Sattel einesKamels, lediglich mit dem Nötigsten aus-gerüstet, aber immer mit wachem Blickund Empathie. Und sie reiste allen Risikenzum Trotz stets im Vertrauen auf die Men-schen, deren Alltag, deren Freuden, Sorgenund Nöte sie teilte.

«Ich kann mir nicht vorstellen, wieHelen Keiser es übers Herz brachte, vonArabien Abschied zu nehmen», sagt imBildband «Salaam» der Filmemacher Chri -stoph Kühn, der 1998 unter dem gleichna-migen Titel ein 31-minütiges Videoporträtder Zugerin gedreht hat: «Hingegen ver-mag ich mir auszumalen, dass der Momentfür sie furchtbar gewesen sein muss.»

Den Tod indes hat Helen Keiser, andersals viele Zeitgenossen, nicht gefürchtet.«Der Tod ist kein Schrecken, sondern ge-hört zum Leben, ist Ablösung des Lebens»,zitiert Porträtist Kühn die Orient-Rei-sende. Bei den Beduinen in Arabien, sagtHelen Keiser, habe sie gelernt, den Tod hin-zunehmen: «Dann ist man ganz klein, aberaufgehoben in der grossen Wüste.»

Ignaz Staub

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Nachruf

Fritz-Patrick Schaller-Giess, 16. Januar 1940 bis 14. Oktober 2013

Requiescat in pace!

Fritz Schaller, geboren am 16. Januar 1940,verbrachte seine Jugendzeit im hinterstenEntlebuch, in Sörenberg und Flühli.

Nach der Primarschule kam Fritz mit12 Jahren ins Untergymnasium der Salva-torianer auf Gottschalkenberg im Zuger-land. Für die Oberstufe wechselte er dannans Collège St Michel in Fribourg, wo erspäter sein Gymi mit der Maturität ab-schloss.

Mit 20 Jahren rückt Fritz in die Rekru-tenschule ein. Als Artillerie-Kanonierkommt er in die Kaserne Monte-Ceneri imTessin. Nach Abschluss dieser Dienstzeitentschliesst er sich, der Ordensgemein-schaft der Salvatorianer beizutreten. Sokommt er dann als junger Mitbruder dieserGemeinschaft in die ordenseigene Nieder-lassung in Passau (Bayern), wo er Philoso-phie und Theologie studiert.

1966 bekommt er als Pater der Salva-torianer die Priesterweihe. Seine Vorgesetz-ten im Orden wussten, dass der junge Paterreges Interesse an Presse und Öffentlich-keitsarbeit der Kirche hatte. So darf er nunMedienwissenschaften an der Uni in Fri-bourg studieren. Das Thema «Kirche undPresse» wird zum Titel seiner Dissertation,die 1974 als Buch erscheint. In der Folge-zeit arbeitet er für eine Weile in der Redak-tion diverser kirchlicher Zeitschriften.

In diesen Jahren verspürt er zuneh-mend stärker, dass das Priesteramt für ihnwohl kaum eine Lebensstelle sein kann.Fritz ist konsequent und lässt sich laisieren.Ein mutiger Schritt dazumal, zu einer Zeit,

wo man kein Verständnis für «abgestan-dene» Priester aufbringen mochte.

Geblieben ist ihm aus dem langen Stu-diengang das starke Interesse an den Print-medien. So wird er Berufsjournalist. Einpaar Jahre arbeitet er als Auslandredaktorfür Schweizer Zeitungen, sein Wohnsitz istzeitweilig in Paris. Inzwischen ist er verhei-ratet mit Margrith Giess aus dem aar-gauischen Fricktal. Die ersten beiden Kin-der kommen in Paris zur Welt.

1981 Kommt die junge Familie zurückin die Schweiz. Fritz wird zunächst Redak-tor für «Die Woche». Und bald einmalnimmt man in Küsnacht am Zürichseedauernden Wohnsitz. Hier wird das dritteKind geboren.

Es geht nicht lange, und Fritz kommtins Redaktionsteam der «Schweizer Fami-lie». Dieser Tätigkeit bleibt er treu bis zurPensionierung anno 2003.

Fritz Schaller hat sich all die Jahreneben den beruflichen Arbeiten immerauch wissenschaftlichen Studien gewidmet.Kulturgeschichtliche Zusammenhänge undideelle Verflechtungen im Umfeld der Welt-religionen faszinierten ihn gar sehr. SeineIdeen bündelt er schliesslich in ein umfas-sendes Opus, das zu seinem Hauptwerkwird. Es erscheint unter dem Titel «Evolu-tion des Göttlichen» (Patmos Verlag, Düs-seldorf, 2006). Für aufgeschlossene Chris-ten ein recht anregendes Buch. DiesePublikation brachte grosses Echo in derÖffentlichkeit. So wurde ihm eine Lehrtä-tigkeit an der Volkshochschule Zürich an-geboten, ein Auftrag, den er dann auch mitvoller Hingabe etliche Jahre erfüllte.

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Seine vielseitige Lebensgestaltung lässter in seinem autobiographischen Roman«Mantanens Wahrheit» (2008) spiegeln.

Neben seinen literarischen Arbeitenpflegte er immer auch ein intensives musi-kalisches Schaffen. In stillen Stunden schufer diverse Kompositionen zu lyrischen Tex-ten aus seiner eigenen Feder. Sein musikali-sches Talent brachte Fritz immer wieder zumAusdruck, wenn er selber auf der Orgel-bank sass und seine Kompositionen spielte.Nicht etwa bloss traditionelle Melodien,sondern neuzeitliche Klang färbungen inRichtung Jazz und Blues.

Fritz hatte noch mancherlei Pläne zuweiterem Schaffen. Zudem suchte er ver-mehrt Kontakt mit Leuten, die literarischaktiv waren. So wurde er vor Jahren Mit-glied im ISSV. An unserer Buchvernissage

anno 2012 in Luzern durfte er sein neues-tes Werk «Nach Gott und Religion» vor-stellen. Ein Opus, das seine hintergründigeWeltschau aufleuchten lässt: Das Daseindes Menschen bleibt voller Geheimnis. Sol-ches bewusst zu machen, dafür legt dasLeben von Fritz Schaller glaubwürdigesZeugnis ab.

Nur wenigen unter uns war bekannt,dass Fritz schon eine Weile kränkelte. ImHerbst 2011 bekam er von seinem Arzt dieDiagnose: akute Leukämie. Wie schwerdieser Befund für ihn und für seine Familieauch war: Fritz blieb trotz seinen zunehmen-den Beschwerden und Spitalaufenthalten wei -terhin aktiv bis in die letzte Lebensphase.Am 14. Oktober 2013 starb er im Kreiseseiner Angehörigen. Requiescat in pace!

Toni Schaller/Sursee

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Martin Wallimann und Ex-Stadtpräsident Urs W. Studer bei der Eröffnung der «LuzernBucht» 2011. Foto © AURA / Emanuel Ammon

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Obwalden verliert eine grosse Persönlichkeit

Der Verleger, Politiker und SportfördererMartin Wallimann ist im 56. Lebensjahrgestorben. Obwalden verliert eine grossePersönlichkeit.

Für seine Familie, aber auch für diezahllosen Freunde, ist es unfassbar undeinfach nur unendlich traurig: Der unei-gennützige, feinfühlig und charismatischagierende Obwaldner Kulturförderer Mar-tin Wallimann ist nicht mehr. Sein grossesHerz, welches für das kulturelle Leben inObwalden und weit darüber hinaus uner-müdlich zu schlagen schien, hat ihm amMittwochabend seinen Dienst – unerwar-tet und plötzlich – versagt. Welchen uner-setzlichen Verlust allein die Literatur- undKunstszene damit erleidet, wird man wohlerst mit der Zeit vollumfänglich erfassenund begreifen können.

Kunstdruckhandwerk war ihm heilig

Wie er es nur anstelle, dass ihm weder Lustnoch Atem vergehe und er noch immerdrucke und verlege, obwohl man davonkaum leben könne, wurde Martin Walli-mann einst gefragt. Seine Antwort warebenso einfach wie bezeichnend: «Manlebt nicht davon, sondern dafür!» MartinWallimann, 1958 in Alpnach geboren, liesssich vorerst zum Offsetdrucker ausbilden.Schon 1983 aber erkannte er, dass ihm reinindustrielles Drucken niemals zusagenwürde. Aus lauter Freude an der Mechanikund den alten Drucktechniken erstand er

eine handwerkliche Buchdruckerpresse undbald kam auch eine Steindruckpresse hinzu.Nun druckte er vom Stein, zog Lithogra-phien ab. Kunstschaffende von nah undfern – Franz Bucher, Konrad Abegg oderGodi Hirschi etwa – erkannten bald, dasshier einer war, der sein Handwerk verstandund mit Leidenschaft ausübte. Martin Wal-limanns Atelier wurde zur kreativenSchmiede: Junge Kunstschaffende weiltenbei ihm als Praktikanten, Lehrpersonenund Schulkinder lernten hier den Farb- undSchmierfettgeruch kennen. Das Atelier fürOriginalgraphiken wurde zum überauskreativen Glücksfall für die Kunst in derZentralschweiz.

Die grosse Liebe zu Büchern

«Wie die Jungfrau zum Kind bin ich zumBuch gekommen und Verleger geworden»,bemerkte Martin Wallimann einmal gegen-über dem Kulturjournalisten Urs Bugmann.In der Tat: 1991 gestaltete er zum Kunst-projekt «Nebenflüsse» ein absolut unge-wöhnliches Buch mit einem Stück Rasen-teppich als Rücken und schräger Kante. Esblieb nicht das einzige! Als Martin Walli-mann 2009 für sein uneigennütziges Schaf-fen den Innerschweizer Kulturpreis erhielt,konnte Laudator Urs Bugmann bereits eineerstaunliche Bilanz ziehen: «Der VerlagMartin Wallimann ist nun volljährig undbietet Künstlerbücher, Kataloge, Editionen,Lyrik, Erzählbände und Romane an. AlsDruckhandwerker, der er ist, richtet Mar-tin Wallimann alle Sorgfalt auf die Herstel-lung.» Martin Wallimann war ein leiden-

Nachruf

Martin Wallimann, 4. November 1958 bis 5. Februar 2014

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schaftlicher Leser. Obwohl er oft jene Lite-ratur- und Kunstschaffenden förderte, wel-che nicht im Rampenlicht des lauten Kul-tur- und Eventbetriebs standen, geniesstsein kleiner Verlag heute in der Kulturszenelandesweit grosses Ansehen. Einzigartigund eigenwillig war die grosse Liebe desVerlegers zur Anagrammkunst. Sein Enga-gement für diese stiefmütterlich behandelteLiteratursparte unter anderem liess ihndann auch zum Initianten der Buchmesse«Luzern Bucht» werden. Tief war die Liebedes Verlegers zum Nordland: Seiner Initia-tive verdanken wir höchst bemerkenswerteÜbersetzungen norwegischer Literatur.

Sportförderer und Sozialpolitiker

Als prägende Figur in der Kulturszene hatMartin Wallimann unauslöschliche Zei-chen gesetzt. Spuren hinterlassen. Nichtvergessen aber darf man, dass er als Mitini-tiant der Alpnacher Leichtathletikriegeauch ein wichtiger Förderer von Sportlernwar. Der Marathon-Europameister ViktorRöhtlin etwa verdankt ihm sehr vieles.Dass die Biographie des Läufers im VerlagWallimann erschienen, war Zufall. Schliess-lich gehörte Martin Wallimann auch wäh-rend fünf Jahren dem Obwaldner Kantons-rat an, wo er sich als Mitglied der CSP inseiner sachlichen und ruhigen Art für kul-turelle und vor allem auch soziale AnliegenMartin Wallimann einsetzte.

Romano Cuonz

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5. Rigi-Literaturtage5. bis 7. September 2014Weitere Informationen unter: • http://www.rigi-literaturtage.ch • www.issv.ch/anlaesse/literaturtage-14/li-teraturtage-14.html

25. Oktober 2014 Jahresversammlung ISSV in Luzern

6. Dezember 2014 Bücherjahr 2014 in Luzern

Orte, Uhrzeiten und genaue Angaben fin-den Sie zu gegebener Zeit auf der Webseitedes ISSV (www.issv.ch) sowie auf den perBriefpost verschickten Einladungen.

Agenda 2014

Lesung in der Protestantischen Kirche aufRigi-Kaltbad. Foto: Tibor Göröcs

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Hugo-Ball-Preis 2014 an Thomas Hürlimann

Die Stadt Pirmasens ehrt Thomas Hürli-mann mit dem Hugo-Ball-Preis als den bedeutendsten deutschsprachigen Schrift-steller der Schweiz. Hürlimanns breitgefä-chertes Werk, das Romane, Dramen undEssays umfasst, behandelt die großen The-men von Politik, Geschichte und Religionin einem einzigartigen Ton sanfter Ironieund melancholischer Skepsis. Seine Provo-kationen sind auch da, wo sie Protest erre-gen, von tiefer Menschenfreundlichkeit ge-prägt. Im Zentrum seiner Arbeit aber stehtseine Sprache, die er zu klassischer Ein-

fachheit und Anmut entwickelt hat. In sei-nen Essays erreicht er die philosophischeDimension des Gedankens mit spieleri-scher Leichtigkeit. Die zeitgenössischedeutschsprachige Literatur wäre ärmerohne die Eleganz und Zivilisiertheit seinerStimme», so die Begründung der Vor-schlagskommission. Ihr gehören die FAZ-Literaturredakteurin Felicitas von Loven-berg, der Schriftsteller und Büchnerpreis-träger Martin Mosebach sowie der Essay-ist und Schriftsteller Michael Rutschky an.

Mehr zu finden unter: www.pirmasens.de/dante-cms/28164/Stadt_Pirmasens_ver-leiht_Hugo_Ball_Preis_2014_.html me

Preise und Auszeichnungen

• Daniel Annen (Präsident), Bahnhofstrasse 55b, 6430 SchwyzTel. 041 811 12 73 & 079 792 70 30, Mail: [email protected]

• Marlène Wirthner-Durrer (Vizepräsidentin), Stansstaderstrasse 33, 6370 StansTel. 041 610 06 17 & 076 365 10 44, Mail: [email protected]

• Thomas Brändle, Höfnerstrasse 54, 6314 UnterägeriTel. 041 750 73 59, Mail: [email protected]

• Adrian Hürlimann, Bohlgutsch 2 A, 6300 ZugTel. 041 710 76 13 / Fax 041 710 76 13, Mail: [email protected]

• Max Chr. Graeff, Luzernerstrasse 33 C, 6010 KriensTel. 041 240 65 86, Mail: [email protected]

• Fabienne Muri, Seidenweg 52, 3012 BernTel. 079 770 11 08, Mail: [email protected]

• Silvia Haueter (Sekretariat), Hasenbüelweg 1, 6300 ZugTel. 041 711 66 92, Mail: [email protected]

• Michel Ebinger (Redaktion Mitteilungsblatt), Lindenmatt 9, 6343 RotkreuzTel. 079 415 37 72, Mail: [email protected]

Vorstandsadressen

Stand Mai 2014

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stand gegründet, welcher sich der Organi-sation der Vereinsgründung annahm.

Der erste Schritt

Unter dem Namen «Literaturhaus Zentral-schweiz» wurde am 26. November 2013im Höfli Stans ein Verein gegründet. DerVerein bezweckt die Errichtung und denBetrieb eines Literaturhauses im HöfliStans, welches als Zentralschweizer Hausder Sprache einen Anziehungs- und Aus-gangpunkt für alle Belange des gesproche-nen und geschriebenen Wortes darstellt.Sprache wird dabei verstanden als Grund-lage des Denkens und des gesellschaftli-chen Handelns. Der Verein konnte in derGründungsversammlung bereits über 100literarisch interessierte Mitglieder aus dergesamten Zentralschweiz gewinnen.

Das Präsidium des Vereins übernahmder Hergiswiler Architekt Niklaus Rein-hard, welcher sich seit langem für das kul-turelle Verständnis der Region und darü-ber hinaus einsetzt. Als Vizepräsidentkonnte Urs Bugmann gewonnen werden.Der promovierte Germanist arbeitete alsVerlagslektor und Kulturjournalist. Bis Ja-nuar 2014 schrieb er für die Neue LuzernerZeitung über Literatur, Theater und visu-elle Kunst. Heute leitet er die Stadtmühle

Das Zentralschweizer Literaturhaus ist einHaus der Sprache. Sie wird dort in all ihrenFacetten gepflegt. Das Literaturhaus ist einOrt, wo Sprache lebendig ist und mit ihrexperimentiert wird. Im Dezember 2014soll das Haus in Stans eröffnet werden.

Was in der Zentralschweiz fehlt, ist einLiteraturhaus. Ein Ort, der dem literari-schen Leben in der Zentralschweiz einenAnkerpunkt bietet, aus welchem herausdas Literaturhaus wirken und in das hineinAnregungen und Impulse von aussen ge-langen können. Ein solcher Ort soll keineisolierte Insel darstellen, sondern einenNetzpunkt, der Vorhandenes verknüpft,Fäden aufnimmt und neue auswirft. EinZentralschweizer Literaturhaus, wie es hiervorgeschlagen wird, stellt einen Flucht-punkt dar, der literarische und sprachlicheKräfte bündelt.

Die Idee

Nach dem Auszug des Nidwaldner Muse-ums aus dem Höfli in Stans ergab sich dieMöglichkeit, die Räumlichkeiten zur Er-richtung eines Zentralschweizer Literatur-hauses zu nutzen. Auf Initiative von LouisNäf und Niklaus Reinhard wurde ein ers-tes Konzeptpapier verfasst, mit welchemsie auf wichtige Persönlichkeiten der Zen-tralschweizer Literaturszene zugingen underste Rückmeldungen einholten. Bei einemTreffen Ende August 2013, zu welchembreit eingeladen worden war, wurde dieIdee «Literaturhaus Zentralschweiz» vor-gestellt, diskutiert und konkretisiert. Andiesem Abend wurde zudem ein Vor-Vor-

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Ein Literaturhaus für die Zentralschweiz

Von Anna Balbi

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Willisau. Weitere Vorstandsmitglieder sindFabian Hodel, als Vertreter der Liegen-schaftseigentümerin, Daniel Annen, der dieVertretung des ISSV im Vorstand des Lite-raturhauses Zentralschweiz sicherstelltsowie Isabelle Vieli (Ökonomin), WibkeOppermann (Germanistin) und Anna Balbi(Juristin).

So geht es weiter

Der Verein will nun in einem ersten Schritteinen Intendanten/eine Intendantin zu 70Stellenprozenten engagieren und eine As-sistenzstelle zu 50 Stellenprozenten schaf-fen. Weiter sollen bis Sommer 2014 die nö-tigen Finanzen beschafft werden können.Bis zum Sommer 2014 ist zudem Ziel, denBekanntheitsgrad des Literaturhaus Zen-tralschweiz zu steigern. So wurde unter anderem bereits entschieden, dass das Lite-raturhaus Zentralschweiz mit der Abkür-zung lit.z an die Öffentlichkeit treten wird.

Die Intendanz wird ab Sommer 2014das Literaturhaus Zentralschweiz auf-bauen und den Betrieb führen. Die Leitungdes Literaturhauses soll neben fachlicherKompetenz eine gute Vernetzung im litera-rischen und kulturellen Feld aufweisen undauch als Botschafter für die Belange derSprache und Literatur aus der Zentral-schweiz nach aussen wirken. Das Detail-konzept für das Literaturhaus Zentral-schweiz soll in Zusammenarbeit mit derIntendanz ausgearbeitet werden.

Klar ist bereits jetzt, dass das Literatur-haus Zentralschweiz als Netzpunkt undwichtigste Anlaufstelle für alle Belange vonSprache und Literatur in der gesamtenZentralschweiz wahrgenommen werdensoll. Die Eröffnung ist im Dezember 2014geplant.

Lili KellerIm Licht der SonneGedichte (Tanka) und FotografienDruckerei Louis Keller, Steckborn 2014

Martina ClavadetscherSammler. ErzählungVerlag Martin Wallimann, 2014. ISBN 978-3-905969-34-4

Lothar Emanuel KaiserWallfahrtsführer der SchweizVerlag Kirchen- u. Wallfahrtsführer,Rüeggisingen 58, 6030 Emmen1. Auflage 2013

Dominik RiedoWolf von NiebelschützLeben und Werk. Eine BiographieVerlag Peter Lang, 2013. ISBN 978-3-0343-1346-9 (Buch)ISBN 978-3-0351-0662-6 (eBook)

Judith StadlinDie Schweiz ist eine KuhgellKnapp Verlag, Olten 2014. ISBN 978-3-905848-89-2

Felix RennerErfolgsgesellschaft im StresstestAphorismenBrockmeyer, Bochum 2013ISBN 978-3-8196-0925-1

Blanca ImbodenAnna & Otto. Liebe mit VerfallsdatumWörterseh Verlag, Gockhausen 2014ISBN: 978-3-03763-045-7

Neuerscheinungen

Page 24: Inhalt - issv.ch · witterten Zimmer Nr. , des Lehrerseminars in Ricken bach. In diesem Zimmer verlor sich der Erzähler in Andreas Itens neuem Buch «Keine Kuh in Berlin». Dort

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Pilger

Mier sind blooss Wanderer imene Gleis, blooss Pilger ufere groosse Reisdur üse Ärderuum.Wo ane as mier wirklich gönd, nid eine gids, wos weiss …

Kind aus fernem Land

Noch kenn ich dich kaumKind aus sehr fernem Land

Noch ist sie schwierigfür dichmeine SpracheUnser Lächeln jedochöffnet weit eine Türganz einfach soohne ein Wort

Aus «Wenn e Tür uufmiechsch»

Aus: «Gedichtwerkstatt», elk Verlag

Anita Schorno