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[email protected] 52. Jahrgang Nr. 8 Montag, 29. Februar 2016 Inherent Resolve: Basis in Katar Das „Combined Air Operations Center“ plant und überwacht Operationen gegen den „IS“. Auch deutsche Soldaten sind vor Ort. Seite 5 NACHRICHTEN MINISTERIUM Preisverleihung Der vom Verteidigungsministerium neu geschaffene „Preis Bundes- wehr und Gesellschaft“ ist erst- malig verliehen worden. Seite 3 POLITIK Cyber-Sicherheit Bedrohung im Cyber-Raum: Um auf Angriffe reagieren zu können, ist eine neue Sicherheitsstruktur geplant. Seite 4 HINTERGRUND In Echtzeit informiert Wenn Augenzeugen zu Berichter- stattern werden: Soziale Medien informieren binnen weniger Augenblicke über Krisenherde in der Welt. Seiten 6/7 VIDEO DER WOCHE: Ohne Rettungsausrüstung fliegt keines der Luftfahrzeuge der Marineflieger über See. Wie die Abteilung „Rettung und Sicher- heit“ in Nordholz den Zustand von Rettungsinseln, Kälteschutz- anzügen und Schwimmwesten überprüft, zeigt das Video „Notausrüstung für die Marine- flieger der Bundeswehr“. BW CLASSIX: Bereits vor sei- ner Einführung wurde über den „Fuchs“ in den höchsten Tönen gesprochen. Hohe Gelände- gängigkeit, Reichweite und Transportkapazität zeichnen ihn aus, wie der Beitrag „Fuchs auf Rädern (1980)“ zeigt. Das Video der Woche und der Beitrag „Bw CLASSIX“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. D 8512 Foto: Joshua Strang / U.S. Air Force

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52. Jahrgang Nr. 8 Montag, 29. Februar 2016

Inherent Resolve: Basis in Katar

Das „Combined Air Operations Center“ plant und

überwacht Operationen gegen den „IS“. Auch deutsche

Soldaten sind vor Ort. Seite 5

NACHRICHTEN

MINISTERIUM

PreisverleihungDer vom Verteidigungsministerium neu geschaffene „Preis Bundes-wehr und Gesellschaft“ ist erst-malig verliehen worden. Seite 3

POLITIK

Cyber-SicherheitBedrohung im Cyber-Raum: Um auf Angriffe reagieren zu können, ist eine neue Sicherheitsstruktur geplant. Seite 4

HINTERGRUND

In Echtzeit informiertWenn Augenzeugen zu Berichter-stattern werden: Soziale Medien informieren binnen weniger Augenblicke über Krisenherde in der Welt. Seiten 6/7

VIDEO DER WOCHE:

Ohne Rettungsausrüstung fliegt keines der Luftfahrzeuge derMarineflieger über See. Wie die Abteilung „Rettung und Sicher-heit“ in Nordholz den Zustand von Rettungsinseln, Kälteschutz-anzügen und Schwimmwesten überprüft, zeigt das Video„Notausrüstung für die Marine-flieger der Bundeswehr“.

BW CLASSIX: Bereits vor sei-ner Einführung wurde über den „Fuchs“ in den höchsten Tönen gesprochen. Hohe Gelände-gängigkeit, Reichweite undTransportkapazität zeichnen ihn aus, wie der Beitrag „Fuchs auf Rädern (1980)“ zeigt.

Das Video der Woche

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2 aktuell INTERN 29. Februar 2016

EDITORIAL

Wie vertrauenswürdig sind 140 Zeichen? Genau so viele Zeichen können Nutzer des Online-Nach-richtendienstes Twitter mit einer Meldung absetzen. Rund 500 Millionen solcher „Tweets” wer-den pro Tag weltweit versendet. Die kurzen Statusmeldungen ver-breiten sich innerhalb weniger Augenblicke im Netz, verbinden dabei Menschen aus aller Welt und können unter ihnen mitunter sogar ein Gefühl von Vertrautheit erzeugen. „Tweets“ sind öffent-lich – und sie sind ungefiltert.

Es ist ein aufregender, liberaler Gedanke, dass jeder Internet-nutzer jederzeit darüber berich-ten kann, was um ihn herum geschieht. Es entsteht eine Mei-nungsvielfalt, die kein traditi-onelles Medium vergleichbar annähernd leisten kann. Men-schen können per Internetverbin-dung Ereignisse in aller Welt ver-folgen. Auch Krisen und Kriege.

Im Netz gibt es eigene Platt-formen, die – durch Twitter und andere soziale Medien gespeist – fast in Echtzeit einen Überblick über aktuelle Geschehnisse in den Krisenherden weltweit ermögli-chen (Seiten 6/7).

Eine Transparenz, die Risiken birgt. Die schnelle Information aus vermeintlich erster Hand kann die Wahrheit zum Preis

haben. Die Wahrnehmung eines Ereignisses erfolgt zunächst immer subjektiv – das kann auch den unmittelbar verfass-ten „Tweet“ beeinflussen. Und: Einige Gruppen nutzen soziale Medien, um gezielt falsche In- formationen zu verbreiten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ein Kampf um die Wahrheit.

Informationen aus dem Netz müssen kritisch hinterfragt wer-den. Journalisten müssen doppelt prüfen und andere Quelle hinzu-ziehen. Kurze Statusmeldungen können eine umfassende Ana-lyse, wie sie traditionelle Medien leisten, nicht ersetzen. Aber sie können sie ergänzen.

Patricia FrankeStellv. Produktverantwortliche

BILD DER WOCHE

Star im Netz: Anfang des Jahres geht das Bild des kleinen Murtaza aus Afghanistan um die Welt. Der Junge hat sich eine gestreifte Plastiktüte über die Brust gezogen – ein gebasteltes Fußballtrikot. Mit Filzstift steht darauf der Name eines weltberühmten Fußballers geschrieben: „Messi“. Innerhalb weniger Tage verbreitet sich das Bild via Social Media in rasantem Tempo im Internet. Der argentinische Fußballstar Lionel Messi reagiert – vergangene Woche erhielt Murtaza sein Originaltrikot mit Signatur.

ZITAT

„ISIL fighters are learning that they have no safe haven. We can hit them anywhere, any-time – and we do.“

US-Präsident Barack Obama twittert unter dem Namen @ POTUS und kommentierte vergangene Woche die Lage im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“.

KALENDERBLATT

Vor 20 Jahren: Am 29. Februar 1996 landet der Astronaut Thomas Reiter wieder auf der Erde. 179 Tage war er auf der bis dahin längs-ten Weltraummission der europäischen Weltraumorganisation ESA unterwegs. Insgesamt hat Brigadegeneral Reiter 350 Tage im All ver-bracht – mehr als alle anderen europäischen Astronauten.

Vor 85 Jahren: Am 5. März 1931 wird im Deutschen Theater Berlin „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer uraufgeführt. In dem Stück verkleidet sich der arbeitslose Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt als Hauptmann und räumt mit einem Trupp ahnungs-loser Soldaten die Stadtkasse von Köpenick leer. Nur zehn Tage später wird der Hochstapler in Berlin verhaftet. Die Tragikomödie beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1906.

Vor 115 Jahren: Am 1. März 1901 wird in Wuppertal die weltweit einzigartige Schwebebahn eröffnet. Mehr als 10 000 Menschen wollen die Jungfernfahrt des „stählernen Lindwurms“ verfolgen. Heute ist die Einschienenbahn das Wahrzeichen der Stadt und steht seit 1997 unter Denkmalschutz.

Vor 155 Jahren: Am 3. März 1861 hebt Zar Alexander II in Russ-land die Leibeigenschaft auf. Mehr als 22 Millionen Menschen er-halten dadurch Freiheit und Bürgerrechte. Grund und Boden müssen die Bauern allerdings erst vom Adel kaufen – viele von ihnen mü ssen dafür hohe Schulden aufnehmen. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

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Streitkräfte/Einsatz:Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victo-ria Kietzmann (kie)

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aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

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ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernom-men. Namensbeiträge geben die Meinung des Ver-fassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nach-druck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leser-briefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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29. Februar 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Der Brückenschlag Verteidigungsministerin vergibt erstmals den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“.

von Christiane Tiemann

Berlin. Die Bundeswehr stellt hohe Anforderungen an die Sol-daten im Inland und im Aus-landseinsatz. Studien belegen, dass der Arbeit der Bundeswehr durch die Gesellschaft zuneh-mend mehr Anerkennung ent-gegengebracht wird. Die Sol-daten erfahren jedoch noch nicht immer die entsprechende Würdi-gung ihres Einsatzes für Frieden, Recht und Freiheit.

Der vom Verteidigungsminis-terium neu geschaffene und erst-malig vergebene Preis „Bundes-wehr und Gesellschaft“ ehrt jene,

die sich mit besonderem Engage-ment für die Angehörigen der Bundeswehr und damit für eine noch stärkere Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft einsetzen. Der Preis ist Teil der Agenda Attraktivität und kann an Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen verliehen werden.

Vergangene Woche über-reichte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Berliner Bendlerblock den Preis Andreas Stangl von den „Chamer Wirt-schaftsjunioren“ und würdigte die Initiative „Brückenschlag“. „Mit vielen Gesten, Postkarten und Paketen“, so die Ministerin,

„schaffen es die ,Chamer Wirt-schaftsjunioren“, eine Brücke zwischen der Bevölkerung und den Soldatinnen und Soldaten zu schlagen und damit gesellschaft-liches Interesse und Wertschät-zung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu wecken.“ Mit der Ehrung wolle die Bundeswehr Dank ausdrücken.

Die Preisträger erhalten eine Skulptur in Form eines dreitei-ligen Würfels: Der äußere, tra-gende Teil symbolisiert die Gesellschaft, der Mittelteil aus Keramik steht für die Teile der Gesellschaft, die sich um die Bundeswehr verdient gemacht

haben. Ein Kern aus Messing ver-körpert die Bundeswehr – einge-bettet in die Gesellschaft.

Kooperationspartner der Preis-verleihung ist der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Des-sen Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg bewertete die Ehrung als ein wichtiges Signal. Gerade in Zeiten zunehmender globa-ler Krisen und Unsicherheiten sei für die Menschen immer deutlicher erkennbar, dass die Bundeswehr ein unverzichtba-rer Baustein für die Sicherheit sei. „Dazu muss sich die Gesell-schaft immer wieder bekennen“, so Landsberg.

50 Vorschläge für potenti-elle Preisträger, eingereicht aus alle Bereichen der Bundeswehr, bundeswehrnahen Verbänden und Gewerkschaften sowie des Deutschen Städte- und Gemein-debunds gingen beim Empfeh-lungsausschuss unter Vorsitz von Gerd Landsberg ein. Neben dem Hauptpreis zeichnete die Minis-terin acht weitere Personen mit der „Medaille des Bundesmi-nisteriums der Verteidigung“ aus und ehrte sie damit für ihre besonderen Verdienste für die Bundeswehr.

Mehr zum Preisträger Seite 11.

Mehr OSZE wagenExperten diskutieren über neue Ansätzen für den deutschen OSZE-Vorsitz.

Berlin. „Dialog erneuern, Ver-trauen neu aufbauen, Sicherheit wiederherstellen“ – unter dieser Überschrift hat Deutschland zu Beginn des Jahres den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) übernommen.

Eine Expertenrunde im Unter-ausschuss des Deutschen Bun-destages für Zivile Krisenprä-vention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln hat vergan-gene Woche Perspektiven und Empfehlungen für die Gestaltung des deutschen OSZE-Vorsitzes erörtert. Die Federführung liegt beim Auswärtigen Amt.

Im Fokus der Diskussion standen Konzepte der Krisen-prävention und des zivilen Kon-fliktmanagements.

Vertrauen aufbauen, Sicherheit herstellen

„Eine der größten Heraus-forderungen für den deutschen OSZE-Vorsitz ist, vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnah-men ganz vorn auf die politische Agenda zu setzen“, sagte Nadja

Douglas von der Humboldt-Uni-versität zu Berlin. Vor allem in Fragen der Rüstungskontrolle könne die OSZE eine wichtige Rolle spielen, sagte die Expertin für internationale Beziehungen.

Fortschritte seien möglich, wenn der deutsche OSZE-Vor-

sitz die Bedrohungswahrnehmun-gen anderer Staaten ins Blick-feld rücke. Beispiel Russland:Der Westen könne Moskau ent-gegen kommen – aber nur, wennauch Russland sich an eigeneVerpflichtungen halte, wie etwaden Abzug der russischen Streit-kräfte und schweren Waffen ausden Regionen Transnistrien, Süd-ossetien und Abchasien.

Douglas kritisierte, dass dasZentrum für Verifikationsauf-

gaben der Bundeswehr (ZVBw)nur noch über 160 von ehemals500 Dienstposten verfüge. Daszeige, dass die Prioritäten der-zeit woanders gesetzt würden.

Ein Vorwurf, den Ernst-Chris-toph Meier als Vertreter des Ver-teidigungsministeriums (BMVg)

entschieden zurückwies. „Mankann sich hier nicht ausschließ-lich an der Zahl der Dienstpostenorientieren. Entscheidend ist, obeine Dienststelle ihre Aufgabenmit dem Personalumfang erfül-len kann. In der neuen Struktur istdas ZVBw sehr leistungsfähig“,sagte Meier als Referatsleiter fürdie Bereiche Rüstungskontrolle,Vertrauensbildung, Nichtverbrei-tung und OSZE im BMVg. Erbetonte, dass die umfassende

Modernisierung des Wiener Dokuments über Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maß-nahmen in Europa eine Priorität des deutschen OSZE-Vorsitzes sei, Russland hieran aber bislang noch kein Interesse zeige.

Wichtiger Schritt zu mehr Bedeutung

Peter Wittschorek vom Berliner Zentrum für internati-onale Friedenseinsätze sieht in dem Entschluss des deutschen Vorsitzes, sich für die Verlän-gerung und eine Ausweitung des Budgets für die OSZE-Beobach-termission in der Ostukraine ein-zusetzen, einen wichtigen Schritt, der OSZE wieder zu mehr Bedeu-tung zu verhelfen.

Diese Mission könnte Aus-gangspunkt für einen neuen Ansatz des Konfliktmanage-ments durch die OSZE sein. „Wenn wir uns etwa die Flücht-lings- und Migrationskrise anse-hen, dann muss man sich fragen, warum gibt es nicht auch in Süd-europa eine solche Mission?“, so Wittschorek. (kli)

Ministerin: IS bedroht ganz Nordafrika

Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat einmal mehr auf die Bedrohung des afri-kanischen Kontinents durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) hingewiesen. Die Ministerin sagte der Bild am Sonntag: „Der IS-Terror bedroht ganz Nordaf-rika.“ Daher sei es wichtig, „um Demokratie ringende Länder wie Tunesien nach Kräften zu stützen“. Vertreter des Vertei-digungsministeriums und des Auswärtigen Amtes reisten in der vergangenen Woche nach Tunis. In Gesprächen mit Ver-tretern der tunesischen Regie-rung soll ausgelotet werden, wie Soldaten der Bundeswehr tunesi-sche Sicherheitskräfte ausbilden können. Sollte Deutschland mit seinen Partnern ein Ausbildungs-camp für tunesische Sicherheits-kräfte betreiben, wäre das nach Ansicht von der Leyens ein Sta-bilitätsgewinn für die gesamte Region. „Und wenn sich eines Tages im direkten Nachbarland Libyen eine Einheitsregierung bildet, könnten deren Sicherheits-kräfte auch von etablierten Aus-bildungskapazitäten in Tunesien profitieren“, so die Ministerin weiter. (eb)

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Engagierter Einsatz für die Bundeswehr: Andreas Stangl (4. v. r.) nahm den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ für die „Chamer Wirtschaftsjunioren“ entgegen.

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4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 29. Februar 2016

Die digitale Gefahr Experten zeigen Cyber-Risiken auf – Bundeswehr plant Studiengang „Cyber-Sicherheit“.

von Stefan Rentzsch

Berlin. Sieben Sachverständige aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – darunter auch Staats-sekretärin Katrin Suder – haben sich vergangene Woche den Fra-gen von Fachpolitikern aus den Bundestagsfraktionen zur Rolle der Streitkräfte in der digitalen Dimension gestellt.

Die Experten waren sich einig: Die Bedrohungen aus dem Cyber-Raum werden immer häufiger, größer und verursachen mehr Schaden.

Jüngste Beispiele seien die Attacken auf den Deutschen Bundestag im Mai oder auf das ukrainische Stromnetz Ende ver-gangenen Jahres. Die Angriffe gehen inzwischen weit über die „einfachen“ Viren und Trojaner hinaus. So sehen die Experten als eine der größten Herausfor-derungen sogenannte „Advan-ced Persistant Threads“ (APT). Dabei handelt es sich um kom-plexe, hochwertige, zum Teil lang andauernde Angriffe, die mit großem Aufwand für ein ein-ziges oder eine begrenzte Anzahl

an Zielen konzipiert sind. APTs sind besonders schwer zu ent-decken und zurückzuverfolgen.

Thomas Kremer, Vorstands-mitglied der Deutschen Telekom, stellte zudem einen Unterschied der Cyber-Waffen zu ihren phy-sischen Pendants heraus: „Schad-software ist wiederverwendbar“, so Kremer. „Abgewandelt oder verfeinert ist sie gegen immer neue Ziele einsetzbar.“

Hoch qualifiziertes Personal ist wichtig

Darüber hinaus müsse sich die Bundeswehr in Sachen Personal mehr öffnen. „Hochqualifizier-tes Personal zu gewinnen, ist schwierig“, sagte Suder. Geplant sei daher ein eigener Studien-gang „Cyber-Sicherheit“ an der Universität der Bundeswehr in München sowie eine eigene Aus-bildung, um Fachkräfte frühzei-tig zu gewinnen und zu binden. „Das wird jedoch nicht reichen“, betonte die Staatssekretärin. „Deswegen müssen wir mehr mit Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren, um Expertisen aus-

zutauschen“. Auch ginge es um die Frage, wie man Fachwissen von ausgeschiedenen und mitt-lerweile in der Wirtschaft täti-gen Menschen wieder für die Bundeswehr nutzbar machen könnte.

Auch der Schutz der Waffen-systeme, die immer weiter ver-netzt sind, steht auf Suders Agenda. „Wir planen Testcenter, um Waffensysteme und Zuliefe-rer noch vor der Auslieferung zu überprüfen“. Die Bundeswehr teste ihre Waffensysteme natür-lich auch selbst auf Schwach-stellen.

Klärungsbedarf gibt es noch im Hinblick auf das Völkerrecht. Fraglich ist vor allem, was man im Cyber-Raum unter einem bewaffneten Angriff zu verste-hen hat, der zu einem Gegen-schlag berechtigt. Laut dem Rechtswissenschaftler Michael Bothe kommt es nicht auf die Art des Angriffs oder die ein-gesetzten Mittel an, sondern auf die Wirkung. Verursache er ein „hohes Maß an physischen Schäden“, ergebe sich daraus ein Recht zur Selbstverteidigung. In

einem solchen Fall käme auch der Bündnisfall des Artikels 5 des NATO-Vertrages zum Tragen. Es müsse allerdings zweifelsfrei geklärt sein, von wem der Angriff ausgehe. „Selbstverteidigung auf Verdacht geht gar nicht“, stellte der Experte klar.

Fähigkeiten nur zur Verteidigung

Suder stellte klar, dass die Bundeswehr ihre Fähigkeiten zum aktiven Wirken im Cyber-Raum ausschließlich zur Ver-teidigung nutzt. Offensive Ein-sätze der etwa 60 Mann starken Gruppe CNO (Computer-Netz-werk-Operationen), einer Unter-abteilung im Kommando Strate-gische Aufklärung, erforderten zudem immer ein Mandat des Bundestages.

„Die Bundeswehr als große und vernetzte Institution muss auf Angriffe im Cyber-Raum vor-bereitet sein und adäquat reagie-ren können“, sagte Suder.

Mehr Informationen zum Thema auf www.bmvg.de.

„Cyber-Bedrohung ist wie die Pest“ Berlin. Der Beauftragte für die strategi-sche Steuerung nationaler und internati-onaler Rüstungsaktivitäten der Bundes-wehr, Gundbert Scherf, hat kürzlich beim 8. Clausewitz-Strategiegespräch in der Berliner Landesvertretung Sachsen-Anhalts erläutert, wie sich Streitkräfte künftig auf die strategischen Herausforderungen im Cyber-Raum einstellen.

„Cyber-Bedrohung ist wie die Pest. Die bekämpft man vor allem durch bessere Hygiene und Prävention.“ So brachte es Scherf auf den Punkt. Mit seinem pointier-ten Statement wies der Experte aus dem Verteidigungsministerium auf die enorme Relevanz hin, die der Cyber-Raum und die Hybride Kriegsführung mittlerweile für das sicherheitspolitische Umfeld haben. Eine neue Quantität und Qualität der Bedrohung

sei erreicht durch die weitreichenden Verän-derungen, die sich im Kern um IT, Digitali-sierung und Cyber drehten. „Wir reden von Umwälzungen, die die Handlungsfähigkeit der Streitkräfte – also den Kern der Bundes-wehr – berühren“, so Scherf.

Spionage, Cyber-Terror und Sabotage- Attacken – die Menge der Cyber-Angriffe wachse weltweit. Cyber-Angriffe mit poten-ziell verheerenden Folgen für die Funkti-onsfähigkeit von Staaten bezeichnete er als eine strategische Bedrohung. Angesichts dieser rasanten Veränderung stelle sich die Bundeswehr dynamisch und innovativ auf diese Lage ein. „Deutschlands Sicherheit wird auch im Cyberraum verteidigt“, sagte Scherf. Cyber-Verteidigung und der Auf-bau von entsprechenden, professionellen Cyber-Fähigkeiten werden zu Kernauf-

gaben der Bundeswehr. Dabei bleibe sie stets Parlamentsarmee.

„Wir müssen Innovation neu denken. Wir müssen mehr an „Innovation outside in“ teilhaben.“ Hier hob der Experte die aktu-ellen Ideen zu Kooperationen des Ministe-riums mit Experten aus Wirtschaft und For-schung hervor. Diese sei auch deshalb so wichtig, weil die Bundeswehr durch fort-schreitende Digitalisierung von funktions-fähigen und sicheren Netzwerken abhängig sei – im Grundbetrieb wie im Auslandsein-satz. Diese Herausforderung habe die Bun-deswehr erkannt und stelle sich ihr. „Wir müssen IT neu denken und Cyber-Sicher-heit auf allen Ebenen einbauen“, erklärte Scherf. „Das Thema Cyber-Verteidigung wird wichtiger – es geht um die Zukunfts-fähigkeit von Streitkräften.“ (jf)

Westen dringt auf Waffenruhe in Syrien

Berlin. Angesichts der anvisier-ten Waffenruhe in Syrien haben die USA, Großbritannien, Frank-reich und Deutschland in der ver-gangenen Woche ihre Positionen im Syrien-Konflikt abgestimmt. Regierungssprecher SteffenSeibert sagte, Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama, der britische Pre-mierminister David Cameron und Frankreichs Staatschef François Hollande seien sich einig gewe-sen, „die Einhaltung der Bestim-mungen der Vereinbarung zur Waffenruhe besonders sorgfältig zu beobachten“. Diese sollte vom vergangenen Samstag an in die-ser Woche gelten. Der syrische Präsident Baschar al-Assad hatte sich nach russischen Darstellun-gen in der vergangenen Woche zur Einhaltung der von den USA und Russland ausgerufenen Feu-erpause für Syrien bereit erklärt. Eine entsprechende Erklärung hatte der Kreml am vergangenen Mittwoch veröffentlicht. (eb)

China stationiert Kampfjets auf Archipel

Berlin. China hat Kampfflug-zeuge auf dem Paracel-Archipel im Südchinesischen Meer sta-tioniert, auf das auch Taiwan und Vietnam Anspruch erhe-ben. Die Maschinen befin-den sich auf der Woody- Insel, bestätigte das US-Pazifik-kommando. Der Sprecher des Kommandos erklärte, die USA seien „weiterhin besorgt“, dass China mit der Verlegung hoch-entwickelter Waffensystemeauf die Insel fortfahre. Aus dem chinesischen Außenministeriumverlautete, alle chinesischen Akti-vitäten seien durch die territoriale Souveränität gedeckt. Das Ver-hältnis zwischen den USA und China ist wegen Pekings Gebiets-ansprüchen im Südchinesischen Meer angespannt. Peking vertritt die Ansicht, China habe Hoheits-rechte über nahezu das gesamte Südchinesische Meer, einschließ-lich der Küstengewässer. (eb)

In Israel Waffenpflicht auch außer Dienst

Jerusalem. Soldaten der israeli-schen Armee müssen in Zukunft auch außerhalb des DienstesWaffen tragen. Das geht aufeine Anordnung des israelischen Generalstabschefs, Eisenkot, aus der vergangenen Woche zurück. Grund dafür ist die angespannte Sicherheitslage in Israel. Einunbewaffneter israelischer Sol-dat war bei einem Angriff radika-ler Palästinenser auf einen Super-markt im Westjordanland ums Leben gekommen. (eb)

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29. Februar 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

CAOC: Die SchaltzentraleDas „Combined Air Operations Center“ in Katar:Zentrum für Operationen im Nahen Osten.

von Andreas Berg

Al Udeid. Von der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persi-schen Golf wird seit Oktober 2014 die Operation „Inherent Resolve“ der internationalenKoalition gegen die Terror- miliz „Islamischer Staat“ (IS) geplant und überwacht. Auch acht deutsche Soldaten sind vor Ort, um von hier aus die Einsätze der deutschen Luftwaffenkräfte im türkischen Incirlik zu steuern.

Das „Combined Air Opera-tions Center“ (CAOC) liegt aus strategischen Gründen zentral in der arabischen Golfregion. Es ist für den gesamten Nahen Osten zuständig, dies umfasst die Einsatzgebiete Syrien, Irak und Afghanistan. Erstmals war

der Gefechtstand im Februar 2003 voll

einsatzbereit. Deutschland

ist mit seinem voll integrierten Planungsstab als eine von ins-gesamt 18 Nationen im CAOC vertreten.

„Current Ops“ – das Herz des CAOC

Einige hundert Arbeitsplätzestellen im Innern des Gefechtstan-des die Synchronisation des täg-lichen Einsatzes von der überge-ordneten strategischen Weisungbis auf die taktische Ausführungs-ebene sicher. Dazu sind Spezialis-ten für Satellitenkommunikation, Bildanalyse, IT-Netzwerke, Com-puterprogrammierung, Funk und Systemadministration nötig. Der sogenannte „Current Ops Floor“ im CAOC bildet das Herz desGefechtstandes. Hier werden die gerade ablaufenden Operationen gesteuert.

Gemeinsames Ziel aller Abtei-lungen ist das tägliche Erstel-

len der sogenannten „Air Tas-king Order“, die detailliert den Einsatz der Kräfte der Koali-tion im gemeinsamen Einsatz-gebiet regelt. Alle wesentli-chen Arbeitsplätze gliedern sich schichtfähig rundum die Uhr in die Bereiche offensive Operationen, defensive Opera-tionen und Luftbeweglichkeit. Das deutsche Verbindungsele-ment verfügt hier über ein nati-onales Büro. Dort ist nationale Informationstechnik installiert, um direkt mit Deutschland oder dem Kontingent in der Türkei kommunizieren zu können.

Ist der Einsatzauftrag mandatskonform?

Der höchste deutsche Reprä-sentant („Senior National Repre-sentative“) im Dienstgrad eines Oberst leitet das Verbindungs-element und ist gleichzeitig der sogenannte „Red Card Holder“ (RCH). Seine Befugnisse sind durch entsprechende Vorgaben aus Deutschland klar geregelt. Mit seinem Team stellt er sicher, dass der Einsatz deutscher Flug-zeuge stets mandatskonform ver-läuft. Er würde, im Falle einer

möglichen Auftragsanfrage an die deutschen Kräfte, die dem deutschen Mandat widerspräche, sinnbildlich eine rote Karte zei-gen und damit verdeutlichen: Diesen Auftrag dürfen die deut-schen Soldaten nicht ausführen.

Koordinierung der Flüge

Die deutschen Aufklärungs-tornados können vom CAOCfür elektrooptische oder Infra-rotbilder bei Tag und bei Nacht beauftragt werden. Die Auf-klärungsergebnisse werden über gesicherte Leitungen an das deut-sche Team in Al Udeid über-mittelt.

Auch der Bedarf für Luftbe-tankung seitens des deutschenTankflugzeugs wird im CAOC, konkret in der sogenannten „Tan-ker Coordination Cell“ geplantund beauftragt. Demnach werden am Vortag des Einsatzes unteranderem Gebiet, Zeit, Höhe, Art, Umfang, Dauer und geplanteAbgabemenge bekannt gegeben.

Für den Einsatz der Flug-zeuge Tornado und AirbusA310 MRTT stellt je ein deut-scher Verbindungsoffizier die

Planung und Durchführung des Flugbetriebs sicher. Sie beraten den RCH, welche Aufträge in welchen Gebieten vom Man-dat des Deutschen Bundestages gedeckt sind und angenommen werden können.

Positive Resonanz zur Aufklärung

Auch in der „Coalition Intelli-gence Fusion Cell“ des CAOC, in der alle Aufklärungsergeb-nisse der Koalition zusammen-laufen, arbeiten ein Offizier und ein Feldwebel der Bundeswehr aus dem Bereich Militärisches Nachrichtenwesen. Mit ihrer Expertise beraten sie ebenfalls den deutschen RCH und bilden eine weitere wesentliche Schnitt-stelle zum Einsatzgeschwader in Incirlik. Besonders bemerkens-wert ist dabei die positive Reso-nanz zu den Aufklärungspro-dukten, die das deutsche Team bereits nach wenigen Tagen im Einsatz bekam. Grund hierfür: Die hervorragende Qualität der Bildauswertung in Zusammen-hang mit der hochauflösenden Sensorik der deutschen Auf-klärungstornados.

NATO steckt Kurs für Ägäis-Mission abMit deutscher Führung: „Standing NATO Maritime Group 2“ soll Schleuseraktivitäten aufklären.

Brüssel. Mitgliedsstaaten derNATO haben sich vergangeneWoche in Brüssel auf die Richt-linien zur Seeraumüberwachung in der Ägäis geeinigt. Die Tür-kei, Deutschland und Griechen-land hatten dem Bündnis zuvorentsprechende Maßnahmen vor-geschlagen.

Vorgesehen ist, dass durchdie „Standing NATO MaritimeGroup 2“ (SNMG 2) Informati-onen über die örtlichen Schleu-sernetzwerke gesammelt werden. Diese Informationen sollen dann der europäischen Grenzschutz-agentur Frontex und den Sicher-heitsbehörden in Griechenlandund der Türkei bereitgestellt wer-den. Diese können so effektiver arbeiten – und die Türkei könnte

ablegende Boote direkt stoppen. Da nur Griechenland in der EU ist, beide Staaten aber Mitglieder der NATO sind, wird das Bünd-nis zur Plattform für die Zusam-menarbeit aller Akteure.

Die NATO wird selbst keine Boote anhalten. Ihr Auftrag ist es lediglich, Schleuserbewegungenzu beobachten, auszuwerten und zu melden. In Kooperation mit Griechenland und der Türkei kommen die NATO-Einheiten auch in deren Hoheitsgewässern zum Einsatz. Türkische und griechische Schiffe werden ihre jeweiligen Hoheitsgewässer dagegen nicht verlassen.

Die Seenotrettung ist – wie bei EU-Operation Sophia im Mittel-meer – nicht ausdrücklich Teil

des militärischen Auftrages. Sie bleibt aber weiterhin die ständige Pflicht eines jeden Seefahrers. Die NATO hat deshalb festgelegt, dass Schiffbrüchige durch die Einhei-ten der SNMG 2 in der Regel wie-der in die Türkei zurückgebracht werden. Flüchtlingen soll so der Anreiz genommen werden, die gefährliche Überfahrt zu wagen.

Das Vorgehen der Schlepper wird dadurch erschwert.

Die SNMG 2 steht derzeit unter deutschem Kommando. Auf dem Einsatzgruppenversorger „Bonn“ werden sich rund 210 deutscheSoldaten unter der Führung vonFlottillenadmiral Jörg Kleinan dem Einsatz in der Ägäisbeteiligen. (kie)

Rückkehrerappell für AFTUR Soldaten

Sanitz. Vergangenen Donners-tag ist der Einsatz „Active Fence Turkey“ mit einem feierli-chen Appell formell und end-gültig beendet worden. Dabei bedankten sich der Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Karl Müllner, der Wehrbeauf-tragte Hans-Peter Bartels und die Ministerpräsidenten Erwin Sellering aus Mecklenburg-Vor-pommern und Torsten Albig aus Schleswig-Holstein bei den Rückkehrern. Für die Flugab-wehr war es der längste Ausland-seinsatz seit Gründung der Bun-deswehr: Fast drei Jahre lang schützten rund 1200 Soldaten des Flugabwehrraketengeschwa-ders 1 die türkische Stadt Kahr-amanmaras nahe der syrischen Grenze. Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. (eb)

Immer in Bewegung: Auf übergroßen Leinwänden wird im CAOC ständig die aktuelle Luftlage projiziert.

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SyrienLibanon

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OmanVereinigte Arabische Imirate

KatarAl-Udeid

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Jemen

China

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Die „Bonn“: Führungsschiff der Standing NATO Maritime Group 2.

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6 aktuell HINTERGRUND aktuell 7

Der Kampf um die Wahrheit Jeder Internet-Nutzer kann weltweit asymmetrische Konflikte verfolgen – nahezu in Echtzeit.

von Patricia Franke

Berlin. Raketenbeschuss in Kabul. Die italienische Botschaft wird im vergangenen Monat getroffen, zwei Sicherheits-kräfte werden verletzt. Wenige Minuten später ist der Anschlag auf der Internetplattform liveua-map.com zu sehen. Ein Bild vom Großbrand vor der Botschaft inklusive. Via Twitter hatten die Betreiber der ukrainischen Platt-form von dem Anschlag erfah-ren, die Informationen überprüft und auf ihrer Webseite geteilt. Verwendet wird dabei ein Algo-rithmus, der Twitter-Nachrichtenspeziell auf Schlüssel wörter wie „Explosion“ oder „Afg-han Forces“ durchsucht. Ist ein „Tweet“ oder ein Bild mit einem sogenannten GPS-Tag versehen, kann bestimmt werden, von wo die Nachricht abgesetzt wurde. Auf der interaktiven Karte kann so jeder Internetnutzer bis ans Gebäude genau heranzoomen und sehen, wo die Raketen ein-geschlagen haben.

Augenzeugen als Berichterstatter

Websiten wie liveuamap.com gewinnen als Informationsquelle

aber auch als Propagandamittel bei Konflikten mit asymmetri-scher Kriegsführung und meh-reren Konfliktparteien immer mehr an Bedeutung. In Städten wie Kabul oder Aleppo ist die Lage unübersichtlich. Fast täg-lich kommt es zu Anschlägen, und oft ist nicht sofort klar, wer den Anschlag verübt hat: der „Islamische Staat“, die Taliban oder eine Rebellengruppe? Den Augenzeugen vor Ort kommt in Konfliktregionen dabei eine ganz besondere Rolle zu. Sie melden über soziale Netzwerke wie Twitter oft unmittelbar nach dem Geschehen, was sie gesehen haben. Die bereitgestellten Infor-mationen sind frei verfügbar und können von jedem Internetnutzer verwendet werden.

So funktioniert auch das Konzept der Betreiber von liveuamap.com. Vor zwei Jahren ging die Website in der Ukraine online. Zehntau-send Menschen protestier-ten damals in Kiew gegen die Regierung von Präsident Vik-tor Janukowitsch. „Wir wollten der Welt einfach von den Pro-testen berichten”, erklärt der Ukrainer Rodion Rozhkovsky. Nur wenige englischsprachige Quellen habe es gegeben, die

über die Krise berichteten. „Falsche Berichte gab es dafür umso mehr,” sagt Rozhkovsky der Redaktion der Bundeswehr. Nachdem der Nachrichtensen-der CNN die ukrainische Haupt-stadt auf der Karte in Pakis-tan markiert hatte, beschloss Rozhkovsky, die Ereignisse in der Ukraine auf Englisch zu pro-tokollieren und auf einer inter-aktiven Karte einzutragen.

Vom Non-Profit- zum Start-up-Unternehmen

Im August 2014 wurde die Seite bereits mehr als 100 000 Mal pro Tag aufgerufen. Aus dem Non-Profit-Projekt wurde ein Start-Up-Unternehmen, das sich vorwiegend aus Wer-bung finanziert und deren Dienste mittlerweile in den USA gehostet werden. Paral-lel dazu erweiterten die ukrai-nischen Betreiber die Karte auf die Krisenherde Syrien und den Mittleren Osten.

Mittlerweile erfasst die vir-tuelle Karte die ganze Welt. Im Durchschnitt greifen 35 000 Nutzer täglich auf die Internet-plattform zu. Hinzu kommen täglich 7000 Downloads der gleichnamigen App.

Öffentliche Postings und Bilder als Quelle

Einer, der solche frei verfüg-baren Quellen für seine Bei-träge nutzt, ist Julian Röpcke. „Ich nehme ungern Agen-tur-Meldungen, sondern lieber die Originalquellen, denn ich habe festgestellt, dass Meldun-gen von Nachrichtenagenturen nicht immer stimmen”, sagt der Politik- und Multimediaredak-teur der Bild-Zeitung der Redak-tion der Bundeswehr.

Mithilfe der Geolokalisierung klärt Röpcke zunächst, ob Bil-der tatsächlich an dem angege-benen Ort aufgenommen wur-den. Dabei vergleicht er die Positionsdaten der Bilder mit frei zugänglichem Kartenmate-rial, beispielsweise bei Google Earth. Parallel dazu verifiziert er, inwiefern sich die Informationen mit anderen Videos oder Beiträ-gen, beispielsweise vom Vortag, decken oder zeitgleich von ande-ren Konfliktparteien im Netz ver-öffentlicht werden. Damit kann er unter anderem auch Frontver-läufe im Syrienkonflikt oder in der Ukraine bestimmen.

Auf seinem privaten Twitter- Account hat Röpcke fast 34 000 Follower. Sein Ziel sei es, die

Wahrheit in Krisenregionen her-auszufinden und diese zu veröf-fentlichen. Schließlich werden im Netz auch gezielt Lügen ver-breitet. „Bei den frei verfügba-ren Quellen geht es nicht darum, von irgendjemandem die Infor-mationen nachzuplappern, son-dern zu schauen, welcher Infor-mationswert hinter der Nachricht steckt, beispielsweise in den Bil-dern selbst, die veröffentlicht wurden“, erklärt der 32-Jährige.

Veröffentlichte Bilder nutz-ten Röpcke und seine Kollegen auch in der Nacht der Pariser Anschläge im vergangenen November. „Es war eine kon-fuse Lage“, sagt er. „Wir haben versucht, nicht auf die Anga-ben der Nachrichtenagenturen zu warten, sondern haben auf Basis der Fotos und Videos, die vorhanden waren, versucht die Anschlagsorte zu bestim-men.“ Mittels Geolokalisie-rung und digitalen Karten von Google Maps, Bing Maps und Yandex Maps habe die Redak-tion eine digitale Karte erstellt und nur wenige Stunden nach den Anschlägen detailliert über das Geschehene berichten könn-ten. Damit seien er und seine Kollegen weltweit die Ersten gewesen.

Frei verfügbare Medien haben Einfluss auf moderne Kriegsführung

Kimo Quaintance ist Experte für Cyberpower und Natio-nal Security. Der US-Amerika-ner lehrte unter anderem am George C. Marshall Center und an der Universität der Bundes-wehr in München. Im Interview erklärt er die Vor- und Nachteile von frei verfügbaren Quellen als Grundlage für Berichterstattung und welchen Einfluss sie auf die moderne Kriegsführung haben. Herr Quaintance, vor fünf Jahren hat einer der weltweit bekann-testen Sprachwissenschaftler, Noam Chomsky, in einem Inter-view gesagt “Twitter ist kein Medium für einen ernsthaften Informationsaustausch”. Hat er Recht gehabt?

Nein, das glaube ich nicht. In Bezug auf Kommunikation liegt Chomsky falsch. Twitter wird häufig kritisiert, zu oberfläch-lich zu sein. Es ist sicher kein Medium für eine Kommunikation auf höchster Ebene. Es eignet sich aber sehr gut, um Informa-tionen und Argumente in kür-zester Zeit auszutauschen und zu teilen. Es erlaubt Menschen, schnell und effizient mitzuteilen, was um sie herum passiert. Damit kann ein Bewusstsein für eine Situation in Krisenzei-

ten geschaffen werden. Das wäre nicht möglich, wenn wir von traditionellen Medien abhän-gig wären.

Es gibt Journalisten und Medien, die frei verfügbare Informationen aus dem Netz als Grundlage für ihre Berichterstattung nutzen. Welche Risiken birgt diese Art der Berichterstattung?

Ich sehe höchstens ein Risiko, wenn Journalisten handwerklich nicht gut arbeiten. Guter Journa-lismus bedeutet, dass man sich verschiedener Quellen bedient, die Fakten überprüft und sich als Journalist nicht von Kommen-taren aus den sozialen Medien abhängig macht, statt selbst raus zu gehen und sich ein Bild zu machen. In den USA wer-den Journalisten manchmal als etwas faul bezeichnet, wenn sie sich Quellen wie Twitter bedie-nen und nicht selbst vor Ort sind. Wenn die frei verfügbaren Quellen allerdings verantwor-tungsvoll und als Ergänzung

genutzt werden, dann glaube ich, dass es ein großer Vorteil sein kann, wenn sich Journalis-ten sozialer Medien bedienen.

Soziale Medien können aller-dings auch als Propaganda- mittel missbraucht werden.

Absolut. Dafür gibt es gerade sehr gute Beispiele im Ukraine-konflikt oder in Syrien. Obwohl viele Menschen von dort berich-ten, ist es schwer, ein klares Lagebild zu erhalten. Einige Menschen sind sehr hartnäckig und manipulierend. Egal ob es Rebellen oder Regierungen sind: Beide Seiten betreiben einen sehr hohen Aufwand, die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren.

Welchen Einfluss haben soziale Medien auf die moderne Kriegs-führung?

Es gibt zum einen den Aspekt, der laufende Operationen gefährdet. Im amerika-nischen Mili-tär gab es Fälle, dass S o l d a t e n Fotos veröf-fentlicht haben, die Informatio-nen, beispielsweise über ihren Standort oder geheim eingestuf-tes Material, enthielten. Das hat Aufständischen ermöglicht, Mör-ser oder Artillerie gezielt einzu-setzen.

Auf der anderen Seite sind Taliban oder Al-Shabab-Milizen sehr erfolgreich, indem sie bei-spielsweise ihre Sicht eines Ereignisses, etwa nach einem

Anschlag, darstellen. Das macht es für die a n d e r e Seite wie regu lä re A r m e e n schwerer,

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Informationen über den Anschlag sammeln müssen. Wenn sie zwei Tage später dann ihre „Wahr-heit“ veröffentlichen, haben die Rebellen bereits einen Vor-sprung, da sie die Öffentlichkeit mit ihrer Sichtweise dominieren. Das hat einen großen Einfluss auf die moderne Kriegsführung, gerade wenn es darum geht, die „Hearts and Minds“ der Bevöl-kerung und deren Unterstützung für eigene militärische Operatio-nen zu gewinnen.

Die Fragen stellte Patricia Franke.

Was sind „Open Sources“?

Der Begriff „Open Source“ ist nicht einheitlich definiert. Im Kontext von medialer Berichterstattung werden darunter frei verfügbare Quellen verstan-den („Open Source Journalismus“). Jeder, der beispielsweise einen Computer besitzt, kann einen Blog starten, Videos oder Statusmeldungen posten und damit seine Gedanken der ganzen Welt zugänglich machen.

Software-Entwickler verstehen unter „Open Source“ offene also frei verfügbare Quelltexte.Je nach Lizenz haben Anwender das Recht, die Software nach Belieben weiterzugeben, den

ursprünglichen Quelltext zu erhalten oder die Software zu verändern und in veränderter Form weiterzugeben.

Im Zusammenhang mit geheimdienstlicher Arbeit oder militärischer Aufklärung („Open Source Intelligence“) wird hingegen alles als „Open Source“ bezeichnet, was keine sensiblen Daten enthält, also nicht nachrichten-dienstlich eingestuft ist. Darunter fallen Zeitungen, Bücher, Videos im Internet, Webseiten. Diese Quellen werden zur Aufklärung herangezogen und ausgewertet.

Interaktive Karte: Per Mausklick können Nutzer im Internet, wie hier bei liveuamap.com, verfol-gen, was in verschiedenen Krisenherden passiert.

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8 aktuell BUNDESWEHR 29. Februar 2016

NATO übt in NorwegenBis zum 11. März läuft „Cold Response“ mit Beteiligung von 250 Bundeswehrsoldaten.

von Markus Tiedke

Vaernes. In Norwegen hat die „heiße Phase“ der Großübung „Cold Response“ begonnen. Auf Einladung der norwegischen Streitkräfte sind rund 14 000 Soldaten aus 14 Nationen nach Mittelnorwegen gekommen, um gemeinsam ihre Fähigkeiten im Winterkampf zu schulen. Cold Response wird alle zwei Jahre veranstaltet. Der Fokus liegt auf dem Zusammenwirken von Spe-zial- und spezialisierten Kräften. Einer der Kernaufträge in die-sem Jahr: die Voraussetzun-gen für eine große amphibische Landung schaffen.

NATO-Übung mit langjährigen Partnern

Die meisten der teilnehmen-den Nationen sind NATO-Staa-ten. Mit Schweden und Finnland beteiligen sich indes auch Län-der, die seit langem verlässliche Partner, aber nicht Bündnisstaa-ten sind. Deutschland hat etwa 250 Soldaten nach Norwegen entsandt. Das Gros der Kamera-den gehört der Division Schnelle Kräfte und dort vor allem der Luftlandeaufklärungskompanie 310 aus Seedorf an. Ferner sind Soldaten des Kommandos Spezi-alkräfte und Heeresflieger sowie Angehörige des Lufttransportge-schwaders 62 im Übungsraum eingesetzt.

Kernaufgabe der Aufklärer aus Seedorf ist die Unterstüt-zung der Spezialkräfte. Im Zuge der deutsch-polnischen Task Group 3 schaffen sie mit ihren Aufklärungsergebnissen die Grundlage für deren Einsätze.

Die Fernspähkräfte der Kom-panie sind in allen Klimazonen und Geländeformen einsetz-bar. Die Bedingungen im hohen Norden stellen allerdings auch spezialisierte Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Das anspruchsvolle Gelände und schnell wechselnde Witte-rungsbedingungen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. Bevor die Aufklärer in die zur Übung befohlenen Räume abrückten, unterzogen sie sich Mitte Feb-ruar noch einer speziellen Ark-tisausbildung. In den kommen-den Tagen muss sich der neue Wirkverbund der Luftlandeauf-klärungskompanie 310 nun bei der Übung bewähren.

Als dienstältester deutscher Offizier hat Oberstleutnant Tors-ten Glockzin den Aufbau des Hauptquartiers der Task Group verfolgt: „Die Norweger organi-sieren das hier großartig“, sagt er in Richtung Gastgeber.

Special Operations Task Group

„Wir hatten bislang eine strikte Trennung von konventionellenund spezialisierten Kräftensowie Spezialkräften. Mit dergemeinsamen Special Opera-tions Task Group werden nunEinheiten mit unterschiedlichenQualifizierungen eng zusam-menarbeiten.“ Gerade die Luft-landeaufklärungskompanie 310mit ihren vielfältigen Fähigkei-ten sei dafür ein gutes Beispiel.„Ich bin sicher, dass die Ange-hörigen der Task Group gemein-sam ihren Teil zum Gesamterfolg der Operation beitragen werden“, sagt Glockzin.

Visite in achttausend Metern HöheSanitätssoldaten aus ganz Deutschland trainieren beim AirMedEvac-Lehrgang den Einsatz in der Luft.

Penzing. Beim Lufttransportge-schwader 61 erwartet Sanitäts-soldaten ein Flug in einer zurMedical-Evacuation-Maschineumgerüsteten „Transall“. ZwölfAngehörige des Zentralen Sanitätsdienstes aus dem gan-zen Bundesgebiet trainieren den Evakuierungseinsatz in der Luft.

Einer von ihnen ist Feldwe-bel Mathias Edenharter, der sich hier zum „FlugmedizinischenAssistenten“ weiterqualifizie-ren will. Dafür macht er sichzunächst mit dem Flugzeug ver-traut und wird zum „Additional Crew Member“, also zusätz-lichen Besatzungsmitglied,ausgebildet. Dazu gehört, dieNotfallausrüstung von der Ret-

tungsinsel bis zum Magnesium-zündstab kennenzulernen.

Vor dem Flug wuchten die Sol-daten die zweieinhalb Tonnen schweren AirMedEvac-Ausrüs-tungsteile in die „Transall“ und richten zwei Patiententransport-plätze für Intensivpatienten ein. Auch Liegeplätze für weitere Patienten rüsten die S oldaten ein. Dass Sanitätssoldaten die Aus -rüstung selbst montieren können, ist wichtig. Im Einsatz sind sie dafür zuständig.

Beim Start werden Soldaten und Ausrüstung leicht durchge-schüttelt. Die Versorgung der Patienten ist dabei aus Sicher-heitsgründen untersagt. Da die Patienten bei MedEvac-Flügen

bereits stabil und transportfähig sind, stellt das kein Problem dar.

Auf dem Flug hört einer der zwei Intensivpatienten plötzlich auf zu atmen, sein Herz steht still. Sofort wird der Patient – es ist eine Puppe – vom Arzt und seinem Rettungsassistenten reanimiert. Nach dramatischen Minuten sind die Vitalfunktionen wiederherge-stellt. Auch Edenharter beweist sich am Plastikpatienten: Um die Atmung zu sichern, intubiert er ihn. Die Atemwege werden dann mit einem Tubus freigehalten. „Das ist während des Fluges gar nicht so einfach. Bei dem Lärm und den Vibrationen muss man sich noch stärker konzentrieren, als ohnehin schon.“

Mitte des Jahres wird Edenhar-ters Ausbildung abgeschlossen sein. Aber vor dem ersten Air-MedEvac-Einsatz erwartet ihn noch ein Einsatz am Boden – im Kosovo. (neu)

Der Beitrag „AirMed

Evac-Lehrgang auf der

C160“ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

Bedarf an Reservisten wächst

Berlin. Brigadegeneral Gerd Kropf hat vergangene Woche Reservisten zu einer Informa-tionsveranstaltung eingeladen. „Fast das gesamte territoriale Netzwerk von den Landeskom-mandos über die Kreisverbin-dungskommandos, Bezirks-verbindungskommandos und RSU-Kompanien besteht aus Reservisten“, erklärt Kropf, der als stellvertretender Komman-deur des Kommandos Territoriale Aufgaben auch Beauftragter für Reservistenangelegenheiten ist, im Interview. Ziel sei, die Durchhaltefähigkeit der Lage-zentren in den Landeskom-mandos und der Operationszent-rale zu verstärken. Nicht zuletzt die Flüchtlingshilfe im Inland erfordere einen stärkeren Ein-satz von Reservisten. „Was wir suchen, sind Angehörige der All-gemeinen Reserve, die in unsere sogenannte Verstärkungsreserve integriert werden.“ (eb)

Das ganze Interview auf www.bundeswehr.de

Heeresaufklärer trainieren Peschmerga

Munster. Noch bis zum 6. März trainieren Soldaten der Heeres-aufklärungstruppe in Munster Offiziere der kurdischen Peschmerga. Unter der Leitung von Oberst Norbert Hähnlein sol-len die Soldaten der Peschmerga lernen, mit Hilfe einfacher tech-nischer Hilfsmittel verwertbare Informationen zu gewinnen und für weitere militärische Opera-tionen auszuwerten. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung sollen die Peschmerga die gewonnenen Erkenntnisse als Multiplikatoren im Irak weitergeben. (eb)

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Und Action: Britische Marines bei der Landung (o.). Das Großgerät wird bei den extremen Bedingungen einem Härtetest unterzogen (m.). Deutsche Fallschirmjäger bei Cold Response (u.) (Archiv).

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Trainingsnotfall: Feldwebel Mathias Edenharter beim Reanimieren.

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29. Februar 2016 ZOOM aktuell 9

Land der Nama und HereroBis 1915 war Namibia Kolonie des Deutschen Kaiserreichs – heute ist das Land die zweitjüngste Nation Afrikas.

von Björn Müller

Der „Südwester Reiter“ fällt Weihnachten 2013. Damals lässt Namibias Regierung das Symbol deutscher Kolonialzeit absägen und in einem Museum verschwinden. Bis dahin stand das Reiter­standbild eines deutschen Kolonialsoldaten im Zentrum von Namibias Hauptstadt Windhoek.

Dass der Bronzekrieger so lange durchgehalten hat, ist ein kleines Wunder. Schließlich steht er für einen brutalen Vernichtungskrieg, den die Deutschen in Namibia führten. Der Name des Landes an Afrikas Südwestflanke stammt von der Namibwüste, die sich an der Küste entlangzieht. Für diese Wüste nebst dem kargen Land dahinter interessierte sich lange niemand. Erst der Nach­zügler unter den Kolonialmächten, das Deutsche Kaiserreich, beanspruchte 1884 das Gebiet, das heute der Staat Namibia ist. Die dort lebenden Völ­ker, vor allem die Herero und Nama, wurden ins Abseits gedrängt. Das wenige gute Weideland besetzten deutsche Siedler. Als die Herero und Nama 1904 rebellierten, schickte das Kaiserreich eine Straf­ expedition unter Generalleutnant Lothar von Trotha. Der Veteran des Boxeraufstands galt selbst in der damaligen Zeit als „selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch“ – so die Einschätzung seines Zeitgenossen Hermann von Wiss­mann. Rund 80 000 Herero und Nama kostete die Nie­derschlagung des Aufstands durch die Schutztruppe von Trothas das Leben.

Unabhängigkeit erst im Jahre 1990

Die Deutschen begründeten ein koloniales Apartheidsregime, das Namibia bis 1990 prägen sollte. Nach dem 1. Weltkrieg verlor das Kaiserreich seine Kolonie „Deutsch­Südwest­ Afrika“. In der Folge verwaltete Südafrika das an Bodenschätzen reiche Land erst für den Völkerbund, dann für die Vereinten Nationen. Immer wieder versuchte Südafrikas Buren­Regime, den Anschluss von „South West Africa“ zu erreichen, scheiterte aber an internationalem Widerstand. Die schwarze Bevölkerung begann sich politisch zu organisieren. Zur wichtigsten Partei wurde die „South West Africa People’s Organisation“, kurz SWAPO. Diese begann 1966 einen Guerillakrieg gegen Südafrika, der bis zum Sturz der Apartheid dauerte. Erst 1990 wurde Deutschlands Ex­Kolonie als Namibia unabhängig. Bis zur Gründung des Südsudan 2011 war Namibia die jüngste Nation Afrikas. Heute leben dort rund 2,3 Millionen Menschen.

SWAPO immer noch stärkste Partei

Formal ist das Land eine Demokratie, aber die SWAPO ist seit der Unabhängigkeit die domi­nante politische Kraft. Auch der jetzige Präsident, Hage Geingob, gehört noch zur Riege der alten SWAPO­Kader.

Im Westen wird Namibia als stabiler Partner im fragilen Afrika geschätzt. Umstürze und Revol­ten: Fehlanzeige. Bis jetzt sitzt die SWAPO fest im Sattel. Gründe dafür: Die Oppositionspar­teien sind konzeptionslos und die SWAPO kann als einzige Massenpartei in allen Volksgruppen mobilisieren. Zudem gibt es eine innerparteiliche Pluralität, die den einzelnen SWAPO­Fraktio­nen den Zugang zur Macht ermöglicht. Seit der Unabhängigkeit wechselten sich drei Präsidenten der Partei ab, ohne die Macht für sich zu vereinnahmen. Nicht der Normalfall auf dem Kontinent.

„Deutschland ist kein herausragender Fixpunkt für Namibia.“

Henning Melber, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Pretoria in Namibia, ist selbst „ Deutschnamibier“. Er kennt das Land wie seine Westentasche.

Herr Melber, welche Rolle spielt die deutschsprachige Minderheit in Namibia?

Von den sogenannten „Deutschnamibiern“ gibt es geschätzt noch rund 20 000, was gerade mal ein Pro-zent der Bevölkerung ausmacht. In der Politik spielen

sie keine Rolle mehr, aber in der Wirtschaft. Dort prä-gen sie den klassischen Mittelstand. Einige betrei-

b e n Farmen. Ansonsten sind Rechtsangele-genheiten, das Handwerk, Gastronomie und Handel typische Berufsfelder unter

deutschstämmigen Namibiern.

Wie wichtig ist Deutschland noch für Namibia?

In der Entwicklungshilfe ist die Bundes-republik Deutschland der wohl wichtigste Partner. Aber Deutschland ist kein heraus-ragender Fixpunkt für die ehemalige Kolo-

nie. Südafrika ist die Regionalmacht, an der sich Namibia vor allem orientiert. Daneben

gibt es in den letzten Jahren eine zunehmende „Go East“ Tendenz. Namibia baut seine Wirtschaftsbeziehungen zu

China aus und pflegt auch gute Kontakte zu Nordkorea. Ein nordkoreanisches Unternehmen hat sogar den neuen Sitz der namibischen Regierung in Windhoek gebaut.

Was ist die größte Herausforderung für Namibia mit Blick in die Zukunft?

Die Wirtschaft muss dem Klimawandel angepasst und nachhaltiger werden. Hier sehe ich noch keine erfolgver-sprechenden Strategien. Die Dürreperioden nehmen zu. Ertragreiche Landwirtschaft, in der noch fast die Hälfte der Namibier arbeitet, ist immer weniger möglich. Zudem muss Namibia in Produkte investieren, deren Wertschöpfung nach-haltig für das Land ist. Südafrika mit seinem weltweit erfolg-reichen Rooibostee wäre ein Beispiel. Bis jetzt dominiert eine Wirtschaftspolitik über Konzessionsvergabe an aus-ländische Konzerne.

Die Fragen stellte Björn Müller

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Gestern und heute: Lothar von Trotha schlug 1904 den Hereroaufstand brutal nieder (l.). Eine traditionell gekleidete Herero im Nordwesten Namibias (r.).

Namibia

WINDHOEKSwakopmund

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10 aktuell SPORT 29. Februar 2016

Winterberg. HauptfeldwebelTatjana Hüfner ist eine der erfolg-reichsten Rodlerinnen überhaupt.Einmal Olympia-Gold und sechsWeltmeistertitel gehören zuihrer Trophäensammlung. Von2008 bis 2012 gewann sie fünfGesamtweltcups in Folge. Dashat bisher keine andere Rodleringeschafft.

Doch in der Folge reichte esnur noch für zweite und drittePlätze. Ihre Dauerrivalin NatalieGeisenberger verdrängte sie mehr

und mehr vom Rodelthron. Und im vergangenen Sommer stoppte sie zudem ein Achillessehnenriss.

Doch Hüfner ist eine Kämp-ferin. Dem Motto „Hinfallen ist OK – nur Liegenbleiben nicht“ folgend, wurde sie rechtzeitig wieder fit und rodelte im Alter von 32 Jahren die erfolgreichste Saison seit 2012. Diesmal reichte es zwar wieder nur für den drit-ten Rang hinter Geisenberger und der Russin Tatjana Iwanowa. Doch ihre drei Weltcupsiege in

Oberhof, Altenberg und Winter-berg zeigen, dass die Formkurve wieder deutlich nach oben geht. „Was für eine Saison. Ich bin überglücklich. Vielen Dank an alle, die mich so großartig dabei unterstützt haben, mich wieder ran zu kämpfen“, fasste Hüfner ihre Gefühle nach dem Saison-finale in Winterberg zusammen.

In Altenberg sicherte sich die gebürtige Neuruppinerin zudem erstmals die Europameister-schaft. „Europameisterin war ich

noch nie, der Titel kommt also in der Sammlung dazu“, freute sich Hüfner.

Die drei Siege im Jahr 2016 scheinen der Berufssoldatin Lust auf eine weitere Saison gemacht zu haben: „Ich lasse mich nach meiner Verletzung jetzt medi-zinisch durchchecken. Aber es sieht so aus, als könnte ich meine Karriere noch fortsetzen“, sagt Hüfner. Vielleicht kann sie ja im nächsten Jahr ein Stück vom Thron zurückerobern. (sr)

Erfolg ab seits des Rampenlichts

Wasserballer und Sportsoldat Marko Stamm führt die Wasserfreunde Spandau von Titel zu Titel.

von Stefan Rentzsch

Berlin. Wer im deutschen Was-serball etwas gewinnen will, muss bei den Wasserfreunden Spandau spielen. Der Berliner Verein ist die Topadresse in der Bundesliga. Einer der besten Spandauer ist Stabsunteroffi-zier (FA) Marko Stamm. Er ist Kapitän der Mannschaft.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Der 27-Jährige Sportsoldat spielt bereits seit der C-Jugend bei den Wasserfreunden. „Ich habe schon bei meiner Geburt bei dem Ver-ein unterschrieben“, scherzt er. Und das, obwohl seine Eltern zunächst genau dies verhindern wollten. „Bis ins Alter von 13 Jah-ren habe ich quasi jede Sportart ausprobiert – Fußball, Tennis, Judo, Hockey, Schwimmen. Nur vom Wasserball wollten meine Eltern mich fernhalten“.

Der Grund: Sein Vater Hagen Stamm ist eine Legende des

Deutschen Wasser-balls. Er führte die

Wasserfreunde ab1979 zu 14 Deut-

schen Meisterti-teln in Folge.Dazu kamenzwei Euro-pameisterti-tel und eineWM-Bronze-medaille mitder National-mannschaft.

Heute ist erPräsident des

Vereins Wasser-freunde Spandau

04. „Da sind dieFußstapfen ziemlich

groß“, konstatiert Marko. „Meine Eltern wollten mir

zuerst den Druck ersparen, auch so erfolgreich sein zu müssen. Aber irgend-wann haben sie sich damit abgefunden, dass ich Wasserball spiele.“Die Spandauer besitzen quasi ein Abo auf die Deut-sche Meisterschaft. Seit 1979 gewann der Verein 34 von 37 Titeln. Auch in die-ser Saison sieht es gut aus. Alle zwölf Spiele k o n n -ten die Wasser-freunde bisher gewin-n e n . D a s l e t z t e Match am vergange-nen Dienstag gegen die White Sharks Hannover endete 14:6. „Die Konkurrenz in der Bundesliga ist nicht wirk-lich groß“, sagt Stamm. „Wirfreuen uns deswegen immer auf die Champions League. Dort

spielen Mannschaften, die nur aus Vollprofis bestehen.“

Stamm spricht ein Problem an, das ihm sehr am Herzen liegt. In Deutschland ist Wasserball eine Randsportart. Ton-angebend in dem Sport sind Ungarn, Italien und diverse Länder, die aus dem ehema-ligen Jugoslawien hervorgegangen sind.„Dort ist das eine ganz andere Hausnummer – eine Art Volkssport. Hier kann es passieren, dass in der Bundesliga zehn Zuschauer in der Halle sind“, beklagt Stamm. Der Athlet nennt dafür

zwei Gründe: Zum Einen sei die Jugendar-

beit in diesen Ländern viel besser aufgestellt. „Während hier pro Jugendgruppe zehn junge Sportler im Becken schwimmen, sind es dort 100“, sagt Stamm.

Zudem sei die Trainerausbil-dung in Südosteuropa wissen-schaftlicher.

Für Stamm selbst ging es sport-lich steil nach oben:

Mit gerade ein-mal 16 Jahren

spielte er das erste Mal in der Bundes-liga. Ein Jahr später

berief ihn sein Vater –

damals Bundes-trainer – in die Nati-

onalmannschaft. „Das hat es nicht unbedingt einfacher gemacht“, sagt er. Man wurde teilweise

k o m i s c h ange-

guckt. Viele waren

der Meinung, ich hätte das nur wegen meiner Familie geschafft.“ Erfolg rufe eben immer auch Neider hervor.

Noch lange nicht genug

Doch der Sportsoldat biss sich mit Leistung durch. Inzwischen stehen zehn Deutsche Meisterti-tel und 210 Länderspiele auf sei-nem Konto. „Die Anfangszeit hat mich geformt und zu dem gemacht, was ich heute bin“, sagt Stamm, der seit 2007 bei der Bundeswehr ist.

Ein Saisonziel bleibt noch übrig

Mit seinem Spandauer Verein ist Stamm Mitte Februar aus der Champions League ausgeschie-den. Die Meisterschaft scheint so gut wie sicher. Bleibt noch ein Ziel in dieser Saison für den Sportsoldaten: Olympia in Rio. Für Stamm wären es nicht die ers-ten Spiele. Bereits 2008 in Peking war er dabei, als die deutsche Mannschaft Zehnter wurde. „Ich kenne das Gefühl. Das nochmal zu erleben, wäre schon geil. Vor vier Jahren in London hat es ja nicht gereicht“, sagt Stamm.

Die erste Chance zur Qualifi-kation haben die Wasserballer jedoch vergeben. Bei der Euro-pameisterschaft in Belgrad Ende Januar landete die Nationalmann-schaft auf einem enttäuschen-den elften Platz. Aber noch ist Rio nicht abgehakt. „Anfang April steigt das letzte Qualifi-kationsturnier in Italien“, weiß Stamm. „Die ersten Vier sind bei Olympia dabei. Da geht es dann um alles.“

Rodlerin Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner läuft im Alter von 32 Jahren zur Hochform auf – und will weitermachen.

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: dpa

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Rasant: Sportsoldatin Tatjana Hüfner auf der Bahn in Insbruck.

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Treffer: Marko Stamm im Spiel gegen die Mannschaft von ZF Eger .

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29. Februar 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Eine Motivation zum WeitermachenDie „Wirtschaftsjunioren Cham“ erhalten den Preis der Bundeswehrfür ihre langjährige Unterstützung von Soldaten im Einsatz.

von Stefanie Hutschenreuter

Ortsmarke. Bei offiziellen Anlässen trägt Dr. Andreas Stangl stets eine gelbe Schleife am Revers. Ab und zu sprechen ihn Fremde darauf an und fra-gen, wozu der Anstecker denn gut sei. Seine Antwort: „Die gelbe Schleife ist ein Symbol für meine Solidarität mit den Menschen, die in fernen Län-dern ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.“ Denn seit Jahren setzt sich der Anwalt für Bau- und Miet-recht in seiner Freizeit für die Belange von Bun-deswehrsoldaten im Aus-landseinsatz ein.

2009 rief er das Projekt „Brücken-schlag“ der „Wirtschaftsjunioren Cham“ ins Leben, das immer wie-der aufs Neue Brücken zwischen der Bevölkerung und den in der Region Cham stationierten Sol-daten baut. Für dieses außerge-wöhnliche Engagement erhielten die Chamer Wirtschaftsjunio-

ren und Projekt-leiter Andreas

Stangl nun die Aus-z e i c h -n u n g „Bundes-wehr und G e s e l l -

s c h a f t “ .

Damit sind sie die ersten Träger des Preises, der mit 2500 Euro dotiert ist.

Die erste Begegnung: Wie alles begann

Den Anstoß, „etwas tun zu müssen“, gab ein Gespräch Stangls mit einem Feldjäger aus Roding, der sich darüber beklagte, wie wenig die Bevöl-kerung über die Auslandsein-sätze der Soldaten informiert sei. Stangl lud ihn kurzerhand zu einem Vortrag über seine Afg-hanistan-Einsätze bei den „Wirt-schaftsjunioren Cham“ ein. Die Initiative vernetzt junge Unter-nehmer und Führungskräfte im Landkreis Cham (Bayern). Ein Satz des Soldaten blieb Stangl und den anderen Zuhörern dabei

besonders in Erinnerung: „Während die Soldaten aus

anderen Nationen am Einsatzort von wild-

fremden Personen Briefe und Pakete erhalten, herrscht

bei uns Gleichgültigkeit.“ Die Er hätte nie gedacht, daWirtschaftsjunioren entschie-den, etwas gegen dieses Desin-teresse zu unternehmen. Sie als Bürger wollten – unabhängig von Politik und Staat – ein Zeichen setzen, um ihre Verbundenheit mit den Soldaten fern der Hei-mat zu signalisieren. So stellten sie das erste Willkommensplakat als Dankeschön für die heimkeh-renden Soldaten und Information für die Chamer Bevölkerung auf. Die Aktion „Brückenschlag“ war geboren.

Die Aktion wird zum Projekt

Stangls Triebfeder sind seine Erfahrungen als Wehrdienstleis-tender zu Zeiten des Golfkriegs. Damals erlebte er Anfeindungen aus der Öffentlichkeit, obwohl er nur seinen Dienst tat. Er emp-fand das als „falsche Welt“: „Ich kann also gut nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn man keine Anerkennung von anderen erhält.“

ss die Plakataktion so gut ankommt, staunt Stangl noch heute über die überwältigende Resonanz, die das erste Begrüßungsschild auslöste. „Die Soldaten wussten nichts von der Aktion und waren entsprechend überrascht, als sie sich selbst riesengroß auf einem Plakat sahen. Viele haben mir erzählt, sie hätten beim Anblick Gänsehaut bekommen.“ Mittler-weile stellen die Wirtschaftsju-nioren nach jedem Auslandsein-satz ein neues „Dankeschön“ auf und unterstützen die Sol-daten und ihre Familien auch auf andere Weise. Sie schicken Alltagsgegenstände an ferne Einsatzorte, schreiben Gruß-botschaften aus der Heimat und organisieren Vorträge in Schu-len zum Thema Auslandsein-satz. Dass sie nun dafür den Preis erhalten haben, freut Stangl sehr. Insbesondere, weil sie von der Truppe für diesen Preis vorge-schlagen wurden: „Der Preis ist ein Zeichen zurück an uns. Das motiviert zum Weitermachen.“

Einsatz in den eigenen vier Wänden Oberleutnant zur See Daniel Schreiter im fliegenden Wechsel zwischen Dienst und Familie.

Cuxhaven. Einmal im Jahr durchlaufen Soldaten die Sani-tätsausbildung, werden darauf vorbereitet, im Fall der Fälle zu handeln. Dass ihm das ausgerech-net bei der Geburt seines vierten Kindes zugute kommen würde, damit hätte Oberleutnant zur See Daniel Schreiter allerdings nicht gerechnet.

An einem Tag im Dezem-ber 2015 muss alles ganz

schnell gehen. Seine Ehefrau ist schwanger, bekommt plötz-lich unerwartet heftige Wehen. Der Familienvater ruft die Heb-amme an. Während der Ret-tungswagen noch auf dem Weg ist, erklärt sie ihm am Telefon, was zu tun ist. 13 Minuten spä -ter ist der kleine Edgar auf der Welt. „Meine Frau und ich mussten die Geburt bis zum Eintreffen der Rettungskräfte allein bewerkstelligen“, sagt Schreiter. Über den Einsatz der Hebamme sei die Familie sehr dankbar. „Auch für sie war die Situation neu, und sie hat sehr besonnen reagiert.“

Die Verbindung zur Tech-nik und zur Luftfahrt

war ihm schonf rüh gegeben

und so leistet der 35-Jäh-rige seinenDienst imM a r i n e -fl iegerge-schwader 3 „Graf Zep-pelin“. Als Technischer O f f i z i e r

kümmert er sich um den Klar-stand der Luftfahrzeuge.

Künftig wird Schreiter mit wenigen anderen Kameraden ein Kompetenzteam bilden, das den neuen Marinehubschrau-ber NH 90 in die entsprechen-den Teilstreitkräfte einführen wird. „Als Teil dieses Teams, vorausgesetzt ich bestehe alle Prüfungen, werde ich der erste Systemprüfoffizier der Marine für den NH 90 im Bereich Avionik sein“, sagt der gebür-tige Bonner. Seine Aufgabe wäre also, die Hubschrauber nach Instandhaltung für den Flugbe-trieb wieder freizugeben.

Als Ausgleich zum Dienst treibt der Oberleutnant zur See viel Sport. Radfahren und Schwimmen sind seine Stär-ken – 2011 gewinnt er sogar die Marineschwimmmeisterschaf-ten über 200 und 400 Meter im Freistil. „Den Kopf bekomme ich nur beim Schwimmen frei“, sagt Schreiter.

Doch am wichtigsten ist ihm die Zeit mit seinen Liebsten. Und mit dem jüngsten Familien-mitglied bleibt es daheim auch ziemlich aufregend. (sab)

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?Ich würde wie ein Pinguin mühelos durchs Wasser flitzen können.

Was ist Ihr höchstes Gut?Körperliche und seelische Unversehrtheit meiner Familie.

Was treibt Sie an?Meine Familie und der ungebrochene Glaube an das Gute und die Gerechtigkeit.

Was können Sie überhaupt nicht leiden?Unehrlichkeit und Neid.

Welches Lied singen oder hören Sie gern?Ich singe nur Kinder- und Gutenachtlieder – meine Kinder nehmen mir die schiefen Töne nicht übel.

Was ist ihr Hauptcharakterzug?Dickköpfigkeit!

Wozu können Sie nicht „Nein“ Sagen?Wenn mich jemand fragt: Kannst Du mir helfen?

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?Ich bewundere alle, die ihren Partner auch in langen schwierigen Zeiten treu begleiten.

Was ist Ihre Lieblingstugend? Pünktlichkeit.

Wie lautet ihr Lebensmotto?Die Zehn Gebote kommen dem nahe, woran ich mich halten will.

Foto: Schmidt/RedBw (oben),

Foto: privat

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12 aktuell VERMISCHTES 29. Februar 2016

08/2016

Viel Glück!

Im Burger ist der Wurm drinInsekten gelten als gesunde und effiziente Nahrungsquelle, die zudem auch gut schmeckt. Weg frei für Gliederfüßer?

von Antje Laenen

Was dem Asiaten der Schweine­braten, ist dem Deutschen die ge­ röstete Tarantel. Ein Schmankerl, das in der eigenen Welt fremd ist. Doch Geschmäcker ändern sich, Insekten gelten mittlerweile auch in westlichen Gegenden als genießbar. Rechtlich ist der Weg nun frei zum Verzehr: Mit dem Jahreswechsel ist eine entsprech­ende EU­Verordnung geändert und die Einfuhr von exotischen Nahrungsmitteln erleichtert worden. Sofern solche Zutaten in anderen Ländern nachweis­lich mindestens 25 Jahre keine gesundheitlichen Schäden nach sich gezogen haben, werden sie automatisch zugelassen. In Europa könnten somit Insekten und Insektenerzeugnisse schon bald auf dem Teller landen. Bisher war ihr Verkauf einge­schränkt, da ihre Verträglichkeit noch nicht ausreichend getestet worden war.

Eine Einschätzung der Ernäh­rungs­ und Landwirtschaftsor­ganisation der Vereinten Nati­onen klingt, als seien Insekten

das neue Superfood: Die Tier­chen sind reich an Proteinen und gesunden Fetten, haben hoheKalzium­, Eisen­ und Zinkwerte. Im Vergleich zu anderen Nutztie­ren mit ähnlichem Proteingehalt punktet die Insektenzucht durch Effizienz, da nur ein Bruchteil an Land und Futter verwendet wer­den muss.

Bis zu 80 Prozent Eiweißgehalt

Der Eiweiß­, Fett­ oder Vita­minanteil variiert je nach Art und Entwicklungsphase der Insekten. Zu den Top­Lieferanten zählen Heuschrecken und Grillen mit einem Eiweißgehalt von fast 80 Prozent in der Trockenmasse. „Definitiv ein Nahrungsmittel der Zukunft“, sagt Stabsfeldwe­bel Thomas Reit, Diabetesbera­ter am Bundeswehrkrankenhaus Westerstede. Wissenschaftlerhaben mittlerweile um die 2000 essbare Insektenarten ermittelt, sie sind das täglich Brot von Mil­lionen Menschen in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Vor dem Hintergrund der Überbevöl­

kerung und der Suche nach neuen Nahrungsquellen könnten Krab­beltiere die Zukunft sein. Insek­tenliebhaber schätzen den leichtnussigen Geschmack und die viel­fältigen ­ süßen, wie salzigen ­Zubereitungsmöglichkeiten.

Grillenmehl-Chips aus den USA

In einigen Ländern wird schonseit ein paar Jahren nicht nur mit­hilfe nationaler Verordnungen,sondern auch mit Kreativität ver­sucht, das Insekt an den Mann zubringen. Seit 2014 kann man sichin den USA sogenannte „Chirps“,Chips aus Grillenmehl, liefernlassen. Wer sich für die nächsteParty mit proteinhaltigen Snackseindecken will, kann das bei einer

niederländischen Supermarkt­kette tun: Mehlwürmer, Buffalo­würmer und Wachsmottenlarven, verarbeitet zu „buggy balls“und „buggy burgers“. Oder Lust auf Burger? In Belgien bieten Res­taurants Insektenburger an. Hier­zulande will ein Osnabrücker Start­Up den „Bux­Burger“, her­gestellt aus gemahlener Larve des Getreideschimmelkäfers, europa­weit salonfähig machen.

Wer bei dem bloßen Gedan­ken an Gliederfüßer auf dem Tel­ler den Würgereiz unterdrücken muss, sei erinnert, dass in Deutschland im 19. Jahrhundert Maikäfersuppe auch kein Stirn­runzeln hervorgerufen hat. Es muss ja nicht gleich eine glasierte Spinne sein, geröstete Mehlwür­mer schmecken wie Reis und kosten nicht ganz so viel Über­windung.

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 08/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PC´s bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.

Lösung 06/2016: 3 5 8 7

Gewonnen hat: Andreas BuchSpielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Foto

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Proteinreicher Snack: Heuschrecke im Schokomantel