Inklusives Hilfeplanverfahren Herausforderung und Chance · Daniela Molnar Kontakt:...

Anna Renker

Daniela MolnarKontakt: [email protected]

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Inklusives Hilfeplanverfahren–

Herausforderung und Chance

Forschungsprojekt: Kategorisierungsarbeit in Hilfen für Kinder und Jugendliche (DFG)

Fachtagung: „Die Zeiten ändern sich – das SGB VIII auch!“

21.11.2017

Anna Renker

Daniela MolnarKontakt: [email protected]

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Gliederung

• Inklusion und Hilfeplanung

• Unser Forschungsprojekt

• Unterschiede der Hilfesysteme• Differente Logiken

• Differente Strukturen

• Differente Verfahren

• Differente Logiken in der Schulbegleitung

• Wir machen uns auf den Weg…

• Sammlung und Besprechung der Ergebnisse

Forschungsprojekt: Kategorisierungsarbeit in Hilfen für Kinder und JugendlicheFachtagung „Die Zeitenändern sich – das SGB VIII auch!“ (Dt. Verein)

21.11.2017

Inklusion

„Mit Inklusion geht es im Wesentlichen um die Anerkennung der Unterschiede von Menschen, unter Aufgabe der Zuordnungen zu einer bestimmten Gruppe und entsprechend ohne Zuweisungen in besondere Organisationen und Institutionen der Gesellschaft.

Kern der Veränderung und Ansatzpunkt für Gestaltungsprozesse sind immer die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die so angepasst werden müssen, dass sie ein gleichberechtigtes Miteinander ermöglichen. (…)

Die Inklusion geht von der Besonderheit und den individuellen Bedürfnissen eines jeden Kindes aus.“

(Muche 2016: 1334f.)


21.11.2017

Hilfeplanung in Kontexten – hier am Bsp. Jugendhilfe

Kategorisierungsarbeit in Hilfen für Kinder und Jugendliche.

Team: Anna Renker (Stiftung Universität Hildesheim)

Daniela Molnar (Universität Siegen)

Dr. Andreas Oehme (Stiftung Universität Hildesheim)

Prof. Dr. Albrecht Rohrmann (Universität Siegen)

Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Stiftung Universität Hildesheim)

Prof. Dr. em. Stephan Wolff

Projektfinanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Kontakt: [email protected]

[email protected]

Eine vergleichende Untersuchung der Verfahren der

Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe vor dem

Hintergrund der Diskussionen um eine Gesamtzuständigkeit.


21.11.2017

Forschungsmethodisches Vorgehen

Kategorisierungsarbeit1. Rekonstruktion der Organisationstrukturen

und Verfahrensabläufe

2. Rekonstruktion der Kategorisierungsarbeit in den Fallakten (Aktenanalyse)

Aktueller

Stand


21.11.2017

Kurzvorstellung des Projekts

• Kooperation mit drei Kreisen (Hessen, NRW, Niedersachsen)

• Betrachtung der fallsteuernden Organisationen (Jugend- und Sozialämter sowie weitere Institutionen)

• Fokus auf drei Hilfeformen:

nach SGB VIII nach SGB XII

Ambulante Hilfen

für Kinder

SPFH(Kinder u. 6 Jahre)

Frühförderung

Hilfen in der

Schule

Schulbegleitung/ Schulassistenz

Schulbegleitung/ Schulassistenz

Stationäre Hilfen Stationäre Unterbringung

Stationäre Unterbringung


21.11.2017

Forschungsmethodisches Vorgehen

Kategorisierungsarbeit1. Rekonstruktion der Organisationstrukturen

und Verfahrensabläufe

2. Rekonstruktion der Kategorisierungsarbeit

in den Fallakten (Aktenanalyse)

… um Differenzen und Gemeinsamkeiten, sowie Herausforderungen und Chancen aufzuzeigen


21.11.2017

Differente ‚Logiken‘

SGB VIII

„Sozialpädagogik bezieht sich auf das

Spannungsfeld zwischen Individuum und

Gesellschaft in seinen problematischen Auswirkungen.“

(Moser 2000: 180)

Handlungsmodus

„Hilfe“

SGB XII

„Das sonderpädagogische Subjekt [… wurde] in

einem Diskurs um Pathologien gewonnen

[…], der dem Gesundheitssystem

entliehen ist“(Moser 2000: 190)

Klientenzuschreibung

„Behinderung“


21.11.2017

Organisationsstrukturen und Verfahrensabläufe der Schulbegleitung im Vergleich

1. Die Organisationsstrukturen

der drei kooperierenden Kreise

Kreis ❶Zuständiger Fachbereich/

Dezernat

Jugendamt

Wirtschaftliche Jugendhilfe

Allgemeiner Sozialer Dienst

Fallbearbeitung

SGB VIII

SPFH


Schulbegleitung

Gesundheitsamt

Sozialamt

Wirtschaftl. Eingliederungs

-hilfe

Sozialdienst (pädagogisch)

� Wird durch EGH beauftragt bei

• Schulbegleitung• Stationärer

Unterbringung

Fallbearbeitung

SGB XII

Frühförderung

Stationäre Unterbringung(überörtliche Zuständigkeit)

Schulbegleitung

Fallbearbeitung

Fallbearbeitung

Fallbearbeitung

SGB XII

Kreis❷Zuständiger Fachbereich/

Dezernat

Jugendamt



Fallbearbeitung

SGB VIII

SPFH


Schulbegleitung

Gesundheitsamt

Sozialamt

Frühförderung

Stationäre Unterbringung)

Schulbegleitung

Überörtlicher Träger

Freier Träger

Fallbearbeitung

Fallbearbeitung

Fallbearbeitung

SGB XII & SGB VIII

Kreis ❸

Fachbereich Jugend und Familie



Fallbearbeitung SGB VIII

SPFHStationäre

Unterbringung

Gesundheitsamt

Fachbereich Soziale Sicherung

Überörtlicher Träger

Freier Träger


Frühförderung

Zuständige Fachgruppe

Zuständige Fachgruppe

Eingliederungs-hilfe


Schulbegleitung


21.11.2017

Organisationsstrukturen und Verfahrensabläufe der Schulbegleitung im Vergleich

2. Verfahrensabläufe in der Schulbegleitung

nach SGB VIII und SGB XII

in den drei Kreisen

Anliegenklärung/ Antragsstellung

Bedarfsermittlung

Fallbesprechung im Team

Auswahl der Leistungserbringer

Kontakt Kind –Integrationshelfer*in

Aushandlungsgespräch Rahmenbedingungen

Regelmäßige HPG

Schulbegleitung n. SGB VIII §35a

Fachärztliche Stellungnahme, Personenkreiszuordnung (KJP)

+ Stellungnahme: Schule

Entscheidung bzgl. der Hilfe

Persönlicher Kontakt, Kennen-

lernen der Lebenswelt

Anliegenklärung/ Antragsstellung

Bedarfsermittlung


Auswahl der Leistungserbringer

Kontakt Kind –Integrationshelfer*in

Aushandlungsgespräch Rahmenbedingungen

Regelmäßige HPG

Schulbegleitung n. SGB VIII

Fachärztliche Stellungnahme, Personenkreiszuordnung (KJP)

Stellungnahme: Schule

Entscheidung bzgl. der Hilfe

Persönlicher Kontakt,

Kennenlernen der Lebenswelt

Feststellung Bedarf

Prüfung Teilhabebeeinträchtigung

Kreis ❶

Instrument nach ICF

Antragstellung

Prüfung des Antrags

Prüfung & Entscheidung(Bedarf, Art, Umfang, Dauer)

Bewilligung/ Ablehnung

Kontakt zu Antragssteller*in +

Leistungserbringer*in

regelmäßige Überprüfung der

Leistung

Personenkreiszuordnung durch das Gesundheitsamt

Stellungnahme: Schule/ Landesschulamt

Auf Basis der Aktenlage

Auswahl Leistungserbringer*in durch Personensorgeberechtigte

Grundlage für die EntscheidungSchulbegleitung

nach SGB XII

Antragstellung


Prüfung und Entscheidung

(Bedarf, Art, Umfang, Dauer)




regelmäßige Überprüfung der Leistung




Grundlage für die Entscheidung

Schulbegleitung n. SGB XII

Beauftragung des Sozialdienstes

Bedarfsermittlung durch Sozialdienst,

Stellungnahme

Grundlage für die

Entscheidung

Persönlicher Kontakt, Kennen-

lernen der Lebenswelt

Kreis ❶

Antragstellung


Prüfung und Entscheidung(Bedarf, Art, Umfang,

Dauer)




regelmäßige Überprüfung der Leistung





Schulbegleitung nach SGB XII

Kreis ❸




21.11.2017

Differente ‚Logiken‘ in der Schulbegleitung

SGB VIII SGB XII

Abweichung von der Norm als Voraussetzung für Anspruchsberechtigung

Situationsanalyse Symptomanalyse


21.11.2017


SGB VIII


Situationsanalyse„Im Alter von 25 Monaten haben wir Felix aus einem Kinderheim in

Osteuropa adoptiert. Ziemlich schnell zeigten sich

Entwicklungsverzögerungen […]. Da es immer wieder Probleme im

familiären als auch im schulischen Bereich gab, sind wir auf ärztlichen

Rat mit Felix zu einer Kinderpsychologin gegangen. Diese stellte dann

[…] die Diagnose FAS part. fetales Alkoholsyndrom fest. […] Zeitgleich

wurde die medikamentöse Einnahme von MEDIKENET wegen Felix‘ ADS

begonnen. […] Felix‘ Entwicklungsstand entspricht nicht dem

gleichalter Kinder. Soziale Kontakte gibt es kaum und manchmal reichen

Kleinigkeiten aus, dass er einen Wutausbruch bekommt“


21.11.2017


SGB VIII SGB XII


Situationsanalyse:- Familie

- Umfeldanalyse

- Diagnostiken

- …


21.11.2017


SGB VIII SGB XII


Symptomanalyse

„Beide Kinder sind entwicklungsverzögert und gerade Pia hat zudem

noch Probleme in der Sprachentwicklung.“

„Für uns ist es schwer zu beschreiben, worum es in Bezug auf den

Förder- bzw. Unterstützungsbedarf von Clara und Pia konkret geht.

Daher fügen wir dem Antrag die Berichte der Schule bzgl. der

Schuluntersuchung bei.“


21.11.2017


SGB VIII SGB XII



- Umfeldanalyse

- Diagnostiken

- …

Symptomanalyse:- Symptomatik als

‚Personeneigenschaft‘

- ‚Expert*innenwissen‘ als Basis

für Problem- und

Bedarfsbestimmung


21.11.2017


SGB VIII SGB XII



- Umfeldanalyse

- Diagnostiken

- …

Symptomanalyse:- Symptomatik als

‚Personeneigenschaft‘

- ‚Expert*innenwissen‘ als Basis

für Problem- und

Bedarfsbestimmung

� Ursachensuche (Exkulpation) � Rechtanspruch,

Bestimmungsrecht


21.11.2017

Fazit

• Unterschiedliche pfadabhängige Logiken, die sich in den Strukturen, Verfahren etc. spiegeln

• Aber: Differenzen sind Normalität

• ‚Kleine große Lösungen‘ sind vorhanden

� Die Grenzen der ‚alten‘ Logik überwinden?!


21.11.2017

Wir machen uns auf den Weg…


21.11.2017

• Station 1 am Start:

Was wollen wir von dem, das wir haben, mitnehmen?

• Station 2 unterwegs:

Was wollen wir neu dazu gewinnen?

Was wollen wir loswerden?

• Station 3: die „Gegner und Level“:

Was müssen wir dafür überwinden?

Was müssen wir dafür neu aufbauen?



21.11.2017


Was wollen wir von dem,

das wir haben, mitnehmen?

Station 1 START


21.11.2017


Was wollen wir loswerden?

Station 2

Was wollen wir neu

dazugewinnen?

UNTERWEGS


21.11.2017


Was müssen wir dafür

überwinden?

Station 3 GEGNER UND LEVEL

Was müssen wir dafür neu

aufbauen?


21.11.2017


Am Ziel?


21.11.2017

Quellen

• Bergmann, Jörg (2014): Der Fall als Fokus professionellen Handelns. In: Jörg R. Bergmann, Ulrich Dausendschön-Gay, Frank Oberzaucher (Hg.): »Der Fall« Studien zur epistemischen Praxis professionellen Handelns.

• Hitzler, Sarah/ Messmer, Heinz (2010): Group Decision-making and the Pursuit ofParticipation. In: Qualitative Social Work 9, S. 205-226.

• Lepper, Georgia (2000): Categories in Text and Talk. London u.a.: Sage.

• Moser, Vera (2000): Disziplinäre Verortungen. Zur historischen Ausdifferenzierung von Sonder- und Sozialpädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik 46, S. 175-192.

• Muche, Claudia (2016): Inklusion. In: Wolfgang Schröer, Norbert Struck und Mechthild Wolff (Hg.): Handbuch Kinder- und Jugendhilfe. 2., überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa, S. 1348–1350.

• Wolff, Stephan (2006): Textanalyse. In: Ayaß, Ruth/ Bermann, Jörg R. (Hrsg.): Qualitative Methoden der Medienforschung. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, S. 245-273.


21.11.2017

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und

Mitarbeit!

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