InselKurier, Sommer 2015

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Die Insel: Top 40 Frühstücksadresse Die neuen Termine für unsere Autoren-Lesungen Urlaubsfoto-Wettbewerb Sommer 2015 Kostenlos! Nimm mich mit! G e w i n n sp i e l 2 Ü ber n a chtun gen i nkl . F r ü h s t ück für 2 P er s o nen im R ap h ael H ot el W äld er h au s in H am b u r g

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Gästezeitschrift des nordisch-maritimen Ganztagsrestaurants "Die Insel" in Essen www.insel-bistro.de

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Die Insel: Top 40 FrühstücksadresseDie neuen Termine für unsere Autoren-LesungenUrlaubsfoto-Wettbewerb

Sommer 2015Kostenlos! Nimm mich mit!

Gewinnspiel

2 Übernachtungeninkl. Frühstückfür 2 Personen

im Raphael HotelWälderhausin Hamburg

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Inhalt:Editorial 2Die Insel: Top 40 Frühstücksadresse 3Die neuen Termine für unsere Autoren-Lesungen 4Interview mit dem Autor Janne Mommsen 6Urlaubsfoto-Wettbewerb 73 Orte auf Sylt, die man gesehen haben muss 8Insel-Schafe grasen im Buchladen 11Gewinnspiel: 2 Übernachtungen inkl. Frühstück für 2 Personen im Raphael Hotel Wälderhausin Hamburg 12Hamburg dreimal anders 14Sandra Dünschede: Zurück in den Norden 16Leseprobe: Sandra Dünschedes neuer Kriminalroman„Knochentanz“ 18Mayerscher Literaturtipp:Fünf Viertelstunden bis zum Meer 22Zu guter Letzt 23

Impressum:Herausgeber:Die Insel – Der kleine Urlaub zwischendurchRüttenscheider Straße 5945130 Essen

Redaktion / Gestaltung:Klüger SolutionsRüttenscheider Straße 5945130 Essen

Kontakt / Anzeigen:[email protected] / 72 690 22Bitte beachten Sie die Anzeige des Magazins „LandGang“ auf Seite 5

Fotoquellen:S. 1 + 2, 24: © Thomas Krämer / Nordis-MagazinS. 3: © Der Feinschmecker / Jahreszeiten Verlag S. 4: © by-studio / fotolia.comS. 6: © Janne Mommsen, © Rowohlt Polaris S. 7: © sokaeiko / pixelio.de, © Sabine Kortmann,© Heike PuchalskiS. 8 - 10: © Emons-VerlagS. 11: © Hanspeter Elger S. 12 + 13: © Raphael Hotel Wälderhaus S.13 + 14: © Rike Wolf / Emons VerlagS. 16 + 17: © Sandra DünschedeS. 18 - 21: © Olaf Schneider / pixelio.deS. 18, 19 + 21: © Gmeiner VerlagS. 22: © mareverlag, © Mayersche Buchhandlung S. 23: © Die Insel, © Heike Puchalski

Teilnahmebedingungen für Gewinn-spiele und Wettbewerbe:Teilnehmen kann jeder außer den Mitarbeitern sowie deren Familienangehörigen von Die Insel und der beteiligten Partnerunternehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Sachgewinne werden nicht in bar ausgezahlt und werden nicht zugesandt. Für die Bereitstellung der Gewinne sind die Partnerunter-nehmen verantwortlich. Die Gewinner werden schriftlich per Mail benachrichtigt. Die Teilnehmer erklären sich mit der Veröffentlichung ihres Namens (bei Wettbewerben: der eingesandten Bilder oder Texte) im Insel-Kurier und ggf. auf www.insel-bistro.de und in unserem Facebook-Auftritt einver-standen.

EditorialDie Sommerausgabe unseres InselKuriers hat diesmal vier Seiten mehr als üblich: prall gefüllt mit Berichten über Die Insel und den Norden an sich.Besonders legen wir Ihnen die neuen Termine für unsere Autoren-Lesungen mit 3-Gänge-Menü ans Herz. Für alle die, die es kaum mehr erwarten können: Den Start macht diesmal Janne Mommsen bereits im September mit heiterer Strandkorblektüre. BeiJanne Mommsens Lesungen spürt man die Freude an seinem Beruf und es bleibt kein Auge trocken.Über die Auszeichnung „Top 40 Frühstücks-lokal in Deutschland“ des Gourmet-Magazins „Der Feinschmecker“ haben wir uns im Mai ganz besonders gefreut! Wenn man bedenkt, dass es in Deutschland viele tausend Früh-stückslokale gibt, ist dies wirklich eine ganz besondere Auszeichnung. Danke!Viele Grüße aufs Festland!

Christiane Elger Ralf Klümper

Ein Leben für das Leuchtfeuer2 ● InselKurier ● Sommer 2015

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AnzeigeKrimi-Abende gibt es in Die Insel schon seit vielen Jahren. Jede Saison kommen die Star-Autoren der norddeutschen Krimi-Szene und lesen in gemütlicher Atmosphäre im Rahmen eines 3-Gänge-Menüs aus ihren erfolgreichen Romanen. In der nächsten Saison sind es: Sven Koch am 24. Oktober 2015, Sina Beer-

wald am 21. November 2015, Eva Almstädt am 16. Januar 2016, Gisa Pauly am 20. und 27. Februar 2016 und Klaus-Peter Wolf am 9. April 2016. Alle Krimi-Abende finden samstagabends statt.

meeresLAUSCHEN ist unsere neue Lese-Reihe. meeresLAUSCHEN: das ist heitere Strandkorblektüre. Einfach nur vergnügt entspannen und sich bei einem 3-Gänge-Menü wie in einem Restaurant am Meer fühlen... Den

Anfang machen Janne Mommsen am 26. September 2015 und Gabriella Engelmann am 23. April 2016. Auch meeresLAUSCHENfindet immer samstagabends statt.Sowohl bei den Krimi-Abenden als auch beim meeresLAUSCHEN können nur rund 30 Gäste teilnehmen. Das schafft – anders als bei Massenveranstaltungen – eine intime Atmosphäre, bei der die Autoren so nahe sind, dass die Gäste die Akzentuierung ihrer Worte und ihre Mimik sehen können.Zudem können Sie ihre Bücher bei uns kaufen und mit einer persönlichen Widmung signieren lassen sowie Fragen direkt an die Autoren stellen.

Ab sofort können die Eintrittskarten für unsere Autoren-Lesungen inklusive 3-Gänge-Menü gekauft werden. Entweder erhalten Sie die Karten direkt in unserem Restaurant oder Sie bestellen per Mail ([email protected]) oder telefonisch (0201 / 72 690 22). Wir senden Ihnen die Karten dann per Post zu. Achtung: Wir legen keine Eintrittskarten zurück! Weitere Infos zu den Preisen und den Menüs erhalten Sie unter:

www.insel-bistro.de

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Dieses Jahr startet unsere Lese-Saison be-reits am 26. September mit Janne Momm-sen. Janne wer? Wer die Romane von Janne Mommsen noch nicht kennt, hat aber sicher-lich schon eine seiner zahlreichen verfilmten Drehbücher z.B. für den Tatort oder SKKölsch im Fernsehen gesehen. Diese schreibt er unter seinem Geburtsnamen Volkmar Nebe. Wir durften ihn bei einem Interview näher kennen lernen...Wie und wann sind Sie zum Schreiben gekommen?Nebe / Mommsen: Ich habe immer viel gelesen, dann aber zunächst Musik studiert. Über das Komponieren von Filmmusik bin ich nach und nach zum Erzählen von Geschichten gekommen. Was reizt Sie an der Nordseekulisse in Ihren Romanen besonders?Auf dem Deich bist du der höchste Punkt in der Landschaft - und vor dem riesigen Himmel gleichzeitig winzig klein. Das schickt meine Gedanken immer in eine ganz neue Umlaufbahn. Dazu kommt das Meer,das nach Salz riecht und ein ganz besonderes Licht verbreitet, der Wind, die Strände... Und nicht zu ver-gessen: der ganz eigene Humor der Menschen an der Küste!Wie entstehen die Ideen zu Ihren Romanen?Das ist immer unterschiedlich. Zum Beispiel wollte ich immer übers Tanzen schreiben, weil ich als Musiker oft beim Ballett gearbeitet habe und das sehr faszinierend fand. In meinem aktuellen Buch "Die Insel tanzt" ergab sich daraus eine Balletttänzerin, die nach dem Ende ihrer Karriere nach Föhr zurückgeht, um den InsulanernSalsa beizubringen. Unter anderem einem Reetdach-decker, der eigentlich auf Headbanging steht. Was na-türlich sehr komisch wird. Gleichzeitig kommt, so hoffe ich, meine Begeisterung für die traumhafte Insel-landschaft von Föhr und Amrum rüber. Wenn Sie mit einem neuen Buch beginnen, haben Sie dann schon die ganze Story grob skizziert im

Kopf oder entwickelt sich die Geschichte oft erst beim Schreiben? Ich verwende viel Zeit darauf, meine Figuren erst einmal genau kennen zu lernen. Dann schicke ich sie in Stichworten durch jedes Kapitel der Geschichte. Beim eigentlichen Schreiben danach verändert sich das aber

noch. Spannend ist der Moment, wenn meine Figuren ein Eigenleben ent-wickeln und mich als Autor wie von

selbst bis zum Ende führen. Sie werden dann so real wie Menschen in meiner Umgebung.Sehen Sie das Schreiben als künstlerische Aus-drucksweise oder eher als handwerkliche Tätig-keit? Es ist für mich eine Mischung aus beidem. Wobei die Idee die wenigste Zeit in Anspruch nimmt. Die Idee in eine gute Form zu bringen, ist die eigentliche Heraus-forderung. Jede Geschichte fordert ihre eigene Form, das ist niemals Routine.Inwieweit spielt Selbsterlebtes in Ihren Geschich-

ten eine Rolle? Oder ist alles frei erfunden? Meistens mischen sich frei erfundene Geschichten mit eigenen Erlebnissen. Auf Föhr muss ich aber aufpas-sen: Wenn ich beispielsweise einen Dorfbürgermeister beschreibe, muss ich immer überprüfen, wer der wirkliche Bürgermeister ist. Denn den kennt auf der Insel ja jeder. Nicht, dass sich da jemand persönlich auf den Schlips getreten fühlt... Welchen Stellenwert haben Lesungen für Sie? Mein Beruf findet zu über 90% zuhause am Schreib-tisch statt. Trotzdem schreibe ich nicht für mich, sondern für meine Leserinnen und Leser! Ich finde es jedes Mal höchst spannend, sie zu treffen, und zu sehen, wie sie auf meine Texte reagieren. Im Ernst: Lesungen sind für mich die Kirsche auf der Sahnetorte!Wir freuen uns auf Ihre Lesung am 26. September als Auftakt zu unserer Reihe meeresLAUSCHEN!

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Im letzten Sommer haben Sie, liebe Gäste, uns Ihre schönsten, lustigsten oder

speziellsten Fotos Ihres Sommerurlaubs zugemailt. Unsere Gäste hatten abgestimmt und das Foto unten von Sabine Kortmann

zum besten Foto gewählt.

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in diesem Sommer neidisch auf Ihren

Urlaub machen und uns wieder tolle Fotoszumailen würden ([email protected])!

Eine Vorauswahl der Fotos drucken wir in der nächsten InselKurier-Ausgabe ab. Und dann wählen unsere Gäste den Sieger, den

wir zu einem Brunch einladen.Und wer es bis auf die Titelseite unseres InselKuriers schafft (wie das Foto oben von Heike Puchalski => Herbstausgabe 2015), den laden wir sogar zu zweit zu

unserem Brunch ein – Sekt inklusive

Urlaubsfoto-WettbewerbUrlaubsfoto-Wettbewerb

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Und wieder war es ein Gletscher, der vor rund 150.000 Jahren zur Saale-Kaltzeit eine Grund-moräne vor sich aufgetürmt hat. Der eisenhaltige Ge-schiebelehm verfärbte sich unter Sauerstoffeinfluss rot und leuchtet besonders abends von der Sonne angestrahlt wie ein zweiter Sonnenuntergang auf viereinhalb Kilometer Länge zwischen Kampen undWenningstedt. Genauer zwischen dem Parkplatz »Risgap« in Wenningstedt und dem Haus »Kliffende« in Kampen. Für Strandspaziergänger wie für Fotografen ein besonders beliebter Anlaufpunkt.Schon im 16. Jahrhundert erschien die 50 Meter hohe Steilküste erstmals auf einer Seekarte, weil sie den Seefahrern entlang der Westküste als sichere Landmarke diente, da das auffällige Kliff entlang der dänischen, deutschen und niederländischen Nord-seeküste einmalig ist.

Von Stürmen gezeichnetDoch für das Kliff selbst stellt das Meer eine Bedrohung dar. Schwere Stürme fordern in unseren Tagen einen jährlichen Verlust von einem bis vier Metern der Steilküste. Nur Sandvorspülungen kön-nen die Schäden seit 1972 etwas abmildern und dazu verhelfen, dass die Abbruchkante langsamer ins Landesinnere wandert. Gleichzeitig flüchten die Gebäude am Roten Kliff buchstäblich vor dem dro-henden Absturz. So wurde die ehemalige Kurhaus-Strandhalle in Wenningstedt 1927 und 1949 landein-wärts versetzt und dennoch nach dem Orkan von 1983 ein Opfer der Fluten.Das Rote Kliff ist seit 1979 Naturschutzgebiet, trotz-dem durfte es über all die Zeit frei betreten werden. Doch seit Ende 2013 heißt es in Kampen »Aus-sichtsplattform statt Trampelpfad« für die besonders von der Erosion bedrohten Stellen. Das Dünengras auf dem Kliff soll sich erholen und der Erde wenig-stens gegen Regenauswaschungen wieder festen Halt geben. Zu groß ist auch die Gefahr, dass Pano-ramahungrige zu nah an die bröckelige Kante treten und abstürzen. Der Aussicht tut das keinen Abbruch.

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In einem Aufsatz eines Keitumer Schülers aus dem Jahr 1860 heißt es: »Wenn die Fremden und die Badegäste hierher kommen, so machen sie hin und wieder Touren nach den Listerdünen […]. So man-che Sylter sagen, das sind doch wahre Narren, das möchte ich nicht mitmachen. Die Badegäste aber rühmen das gewaltig, wenn sie da gewesen sind,weßhalb mag das doch wohl kommen?«Solche Äußerungen der Insulaner sind verständlich, wenn man bedenkt, dass die Bewohner in einer sol-chen Sandanhäufung lediglich Arbeit und Not sahen, weil sie nach jedem Sturm ihre Türen freischaufeln mussten, die Sandmassen die ohnehin dürftigen Acker und Weideflächen unbrauchbar machten und im Verlauf mancher Jahre ganze Häuser unter sich begruben. Dazu muss man sich vorstellen, dass die Sylter Landschaft noch bis ins 19. Jahrhundert hinein besonders im Norden und Süden aus Wanderdünen bestand.

Kunstwerke aus SandDeshalb begann man mit der systematischen Anpflanzung von Strandhafer, 1893 versuchte man sogar, nördlich von Kampen eine Wanderdüne durch das Setzen von Bergkiefern am Wandern zu hindern, was aufgrund der Stürme kläglich scheiterte –Zeugen davon sind aber noch ein paar besonders standhafte Exemplare in Klappholttal.Heute sind die Lister Wanderdünen die letzten ihrer Art auf Sylt. Die Heidelandschaft am Fuß der ListerDünen ist in der Blütezeit zwischen Juli und August wegen des satten Violetts mit dem hellen Sandberg als Hintergrund ein beliebtes Fotomotiv.Deutschlands größte Wanderdüne ist 30 Meter hoch, besitzt eine zwei Kilometer lange Ausdehnung und ist rund 600 Meter breit. Abhängig vom Wind wandert sie jährlich fünf bis zehn Meter Richtung Osten. Die kommende Generation wird jedenfalls nicht mehr auf der heutigen Strecke nach List fahren können. Seit 1923 stehen die Wanderdünen unter Naturschutz und dürfen nur bei einer Führung betreten werden.

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In einem sind sich viele Sylter einig: »Alles Schlechte kommt vom Festland: Füchse, Ratten, Gewitter und Kopfschmerzen.« Da ist es wenig verwunderlich, dass die Gegner der Baupläne, die 1923 den Damm-bau gar als Teufelswerk bezeichneten und eine »ungemeine Schädigung des eigenen Badelebens«befürchteten, eines Tages auch die Machtdemonstra-tion des Blanken Hans, der tobenden Nordsee, als Fingerzeig Gottes ansahen. Denn kaum war mit der Errichtung der stetigen Festlandsverbindung begon-nen worden, zerlegte eine Sturmflut am 30. August 1923 die ersten Aufbauten in ihre Einzelteile.

Wie die Sylter Nabelschnur zu ihrem Namen kam

Unbeeindruckt davon stellten bis zu 1.500 Arbeiter unter der Leitung des Wasserbauingenieurs Hans Pfeiffer die Nabelschnur zum Festland her und be-wegten dabei 3,6 Millionen Kubikmeter Erde. Schon seit Westerland 1855 zum Seebad ernannt worden war, erkannte man nicht zuletzt angesichts steigen-der Gästezahlen die Wichtigkeit einer dauerhaften und schifffahrtsunabhängigen Transportmöglichkeit über das Wattenmeer. Doch als die 25 Millionen Reichsmark teure Jahrhundertwerk-Verbindung nach vier Jahren Bauzeit am 1. Juni 1927 stand, tat sich eine schier unlösbare Frage auf: Wie sollte man das Kind nennen?Praktisch, wie die Sylter nun einmal veranlagt sind, entschied man sich mit wohlüberlegter Spontaneität erst zur Stunde der Einweihung angesichts des zu diesem feierlichen Anlass anreisenden Paul von Hindenburg für den Namen des damaligen Reichs-präsidenten. Es war sein erster und letzter Besuch auf der Insel, der lediglich vier Stunden währte. Der Grund hierfür bietet Anlass für Spekulationen, der elf Kilometer lange Hindenburgdamm allerdings steht auch im 21. Jahrhundert trotz aller Unkenrufe noch unversehrt und spült als wirtschaftlich lukrativster Streckenabschnitt dem Betreiber mit jährlich rund einer Million Fahrzeuge und einem durchschnittlichen Fahrpreis von 90 Euro ordentlich Geld in die Kassen.

Weitere 108 interessante Sylter Orte finden Sie im Buch

„111 Orte auf Sylt, die man gesehen muss“ von Sina Beerwald!

Erschienen im Emons-Verlag, ISBN 978-3-95451-511-0 für 14,50 €

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Wer Die Insel kennt, der kennt bestimmt auch unsere kleinen wuscheligen Schafe.

Ruhr. Ihr Inhaber Manfred Fehst hatte die goldige Idee, sein Schaufenster zur Oster- und Frühlingszeit mit unseren Schafen zu dekorieren. Und so präsentierten sie Bücher über ihre Art-genossen.Alle Schafe werden in Handarbeit aus Holz, Leder und echtem Schafsfell hergestellt und sind somit Unikate. Jedes Schäfchen hat seinen eigenen Charakter.

Schon 286 Schafe (Stand Ende Mai 2015) haben bereits ein neues Zuhause gefunden und erfreuen ihre neuen Schäfer.Vor Ostern zog eine Herde von 25 Schafen ins Schaufenster der „Buchhandlung am Löhberg Nr. 4“ ein. Es ist eine kleine, aber sehr feine Buchhandlung in der Fußgängerzone von Mülheim an der

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VEREINT UMWELTSCHUTZ UND

KOMFORTDas „Wälderhaus“ liegt im flächenmäßig größten Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, direkt am Wilhelmsburger Inselpark gelegen: einer grünen Oase, die anlässlich der Internationalen Gartenschau entstand. Das multifunktionale Gebäude veranschaulicht auf eindrucksvolle Art die Zusammenhänge von Wald, Umwelt und Nachhaltigkeit. Unter dem Dach des „Wälderhauses“ sind das Restaurant „Wilhelms“, das „Forum Wald“ mit Tagungsräumen sowie die permanente Ausstellung „Science Center Wald“ vereint – und ein einzigartiges Hotel, in dem die Atmosphäre des Waldes erlebbar wird: das Raphael Hotel Wälderhaus.

NACHHALTIGKEIT UND MODERNE TECHNIK

Das Raphael Hotel Wälderhaus ist eine gelungene Synthese, weil es modernen und angenehmen Komfort für die Gäste mit praktiziertem Umweltschutz vereint. Das dominierende Material: ökologisch verarbeitetes Holz für Innen- und Außenwände, Decken und natürlich für alle Möbel. Darüber hinaus wurde ein eigenes Umweltmanagement-System entwickelt. Es erfüllt auf der einen Seite Forderungen nach höchstmöglicher Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit; auf der anderen Seite steht in den Zimmern modernste Technik zur Verfügung (inklusive WLAN).

Weitere Infos – auch zu denacht anderen Raphael-Hotels:

ÖKOLOGIE ZUMwww.raphaelhotels.de

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M WOHLFÜHLEN

2 Übernachtungen inkl. Frühstückfür 2 Personen

im Raphael Hotel Wälderhausin Hamburg

GEWINNSPIEL

WALD WIRD ERLEBBAR

Jedes der 82 Zimmer im Raphael Hotel Wälderhaus hat einen Paten: heimische Bäume und Sträucher, die zum Teil unbe-kannter als manche Exoten sind. Über die jeweiligen Patenwird in den Räumen dekorativ informiert.

Übrigens, trotz der exponierten Lage auf der „Insel“ zwi-schen Norder- und Süderelbe erreicht man die Innenstadtmit öffentlichen Verkehrsmitteln in acht Minuten!

Möchten Sie gewinnen? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail bis zum 31. Juli 2015 mit dem Betreff „Wälderhaus“ an [email protected] und beantworten die folgende Frage: Welches Gourmetmagazin hatDie Insel zur Top 40 Frühstücksadresse in Deutschland gekürt (siehe Seite 3)? Unterden Teilnehmern verlosen wir den Gewinn.

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(Neuländer Elbdeich 198, 21079 Hamburg-Neuland). Die Eibe ist als Naturdenkmal ausgezeichnet worden, bis heute als einziger Baum der Stadt. Als sie im frühen 12. Jahrhundert Wurzeln schlug und zu wachsen begann, war man in Hamburg noch dabei, durch Eindeichung Land zu gewinnen. Heute steht Hamburgs uralte Eibe in der Einfahrt eines Privatgrundstücks, ist aber nicht umzäunt und kann von der Straße aus bewundert werden.Der Stamm weist stolze drei Meter Umfang auf, und wer näher kommt, glaubt einen Zaubertrick zu sehen: Von den Wurzeln bis zum Wipfel ist der Baum innen hohl! Nur ein paar feste Ringe ausEisen stützen und stabilisieren ihn. Gesundheitlich ist sie aber trotzdem voll auf der Höhe. Zwar hat nur der äußere Teil des hohlen Baumes noch Wurzeln, doch in denen steckt jede Menge Kraft.Anschließend geht es drei Kilometer südwestlich

zum Harburger Außenmühlenteich

Das Raphael Hotel Wälderhaus aus unserem Reisegewinnspiel (siehe Seiten ? und ?) liegt auf der Elbinsel Wilhelmsburg zwischen der Norder- und der Süderelbe am ehemaligen Eingang zur igs (Internationalen Gartenschau Hamburg). Von dort aus kann man ein anderes Hamburg entdecken, fernab der üblichen touris-tischen Trampelpfade mit Speicherstadt, Hafencity oder Lan-dungsbrücken.Die igs fand zwar bereits im Sommer 2013 statt, aber nach deren Ende wurde nicht alles wieder abgebaut, sondern manche Attraktionen der Gartenschau blieben bestehen. Und somit ist derheutige Wilhelmsburger Inselpark immer noch einen ausgedehn-ten Spaziergang wert.Aber auch in der näheren Umgebung des Hamburger Südens gibt es Sehenswürdigkeiten, die wir uns bei einer wunderschönen Tagestour einmal angeschaut haben.Vom Wälderhaus am Wilhelmsburger Inselpark fahren wir mit unseren ausgeliehenen Fahrrädern rund vier Kilometer

zum ältesten Baum Hamburgs

Hamburg dreimal anders

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(21077 Hamburg-Harburg). Wer ihn kennt, nennt ihn liebevoll „die kleine Alster“. Hier steigen wir von unseren Rädern ab, da ein schöner rund drei Kilometer langer Wanderweg rund um den Außenmühlenteich führt. Wir starten – wie könnte es anders möglich sein – beim Restaurant „Leuchtturm“. Am Ufer rasten Möwen in Grüppchen auf den Anlegern, sonnen sich behaglich und machen den Schnabel eigentlich nur auf, um sich von den Spaziergängern füttern zu lassen. Einige sind schon so zahm, dass man sie streicheln kann. Am Bootsanleger werden Tretboote vermietet, wer lieber zu Fuß weiter will, bleibt einfach auf dem Wanderweg.An der Westseite des Außenmühlenteichs entlang führt der Weg in den Harburger Stadtpark. Auf der lauschigen Freilichtbühne finden bei schönem Wetter vor dem Wasser Open-Air-Festivals statt. Weiter nördlich kommt man zu den Themengärten, deren Anfänge in den 1930er Jahren angelegt wurden. Nach unserer beschau-lichen einstündigen Wanderung stärken wir uns noch bei Kaffee und Kuchen im „Leuchtturm“.So maritim eingestimmt wollen wir nun auch noch einen „richtigen“Leuchtturm sehen:

Die Bunthäuser Spitze

(Moorwerder Hauptdeich, 21109 Hamburg-Wilhelmsburg). Nach etwa acht geradelten Kilometern lassen wir auch hier unsere Räder auf dem Parkplatz stehen und gehen zu Fuß weiter. Der Wanderweg führt an manchen Stellen über die Wiesen, doch solange man den Verlauf des Zauns im Auge behält, findet man, etwa eine Viertelstunde vom Parkplatz entfernt, den Leuchtturm. Bis zur Löschung des Leuchtfeuers im Jahr 1977 markierte er die Fahrwassertrennung an der Spitze der Landzunge, wo sich die Elbe in Norderelbe und Süderelbe teilt, um den Schiffsverkehr in den Häfen Wilhelmsburg und Harburg zu sichern. Die Elbe soll hier zu gleichen Teilen über die Norder- und Süderelbe fließen, was auch heute noch regelmäßig gemessen wird. Interessant ist, dass die Süderelbe trotzdem der schnellere beider Flussarme zu sein scheint – wenn unsere Augen uns nicht täuschen.Übrigens hat der 800. Hafengeburtstag Hamburgs im Jahre 1989 ihm das Leben gerettet. Verwittert und angeschlagen hielt der bald 80-jährige Elbveteran tapfer die Stellung. Dringend waren umfassende kosmetische Eingriffe für Wilhelmsburgs Wahrzeichen gefordert, und die Hamburg Port Authority zauberte dem kleinen Leuchtturm ein neues Kleid. Pünktlich zum großen Ball des Hafenjubiläums war die frische Farbe getrocknet, vornehmes Smaragdgrün für die sechseckige Holzverkleidung, das Türmchen rot wie die Hamburgflagge, frisches Jachtweiß für Leiter und Balustrade und der Sockel sauber abgespritzt.Zurück geht es mit unseren Rädern wieder ins Raphael Hotel Wälderhaus (ungefähr zwölf Kilometer). Wir erlebten Hamburg einmal von einer ganz anderen Seite.

Wer für seinen nächsten Hamburgaufenthalt ebenfalls interessante Anregungen sucht, der wird bestimmt im Buch „111 Orte in Hamburg, die man gesehen haben muss“ fündig. Die Insel und der Emons-Verlag verlosen drei Exemplare. Wer eines davon gewinnen möchte, schreibt bis zum 31. Juli 2015 eine Mail mit dem Betreff „Hamburg“ an [email protected].

Viel Glück!

Fotos

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16 ● InselKurier ● Sommer 2015

Zurück in denNorden

Warum es die Schriftstellerin Sandra Dünschede nach einem Gastspiel in Düssel-

dorf wieder zurück in den Norden zog.

Die Insel: Wo sind Sie geboren?Sandra Dünschede: In Niebüll/Nordfriesland Wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?In einem kleinen nordfriesischen Dörfchen namens Risum-Lindholm. Was mochten Sie als Kind am meisten an Niebüll und Umgebung?Schwierig zu sagen, denn als Kind machte für mich meine Umgebung wohl am ehesten meine Familie, meine Freunde und mein Zuhause an sich aus. Aber ich glaube, es war diese grenzenlose Freiheit, die ich hier im Norden empfunden habe und in der alles möglich schien, die ich als Kind so sehr liebte; insbesondere in der Kombination mit der

In meiner Kindheit liebte ich die grenzenloseFreiheit, die ich hier im Norden empfunden

habe und in der alles möglich schien.

Geborgenheit durch Familie und Freunde, die mir eine sehr schöne Kindheit bescherte. Hat Sie diese Gegend geprägt?Natürlich! Welche Eigenschaften sind es, an denen Sie das festmachen?Meine Verbundenheit zur Natur; mit einem gewissen Respekt vor den Naturgewalten. Es ist keine Angst, die ich verspüre, aber ich weiß, wie brutal das Meer sein kann. Und natürlich meine Sturheit gepaart mit einer ordentlichen Portion Skepsis – eben typisch „Fischkopp“. Weshalb sind Sie dann weggezogen? Und wohin?Damals zog es mich einfach hinaus in die Welt. Nach dem Abi wollte ich eigentlich studieren; möglichst weit weg; doch meine Eltern bestanden darauf, dass ich zunächst eine Aus-bildung machte. Da in Niebüll und Umgebung Ausbildungsplätze allerdings eher rar sind, verschlug es mich zunächst einmal „ganz weit weg“ nach Itzehoe, wo ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau machte. Anschließend arbeitete ich einige Jahre in Hamburg in dem Job, bis der Wunsch, doch noch zu studieren, immer präsenter wurde und es mich schließlich an die Uni trieb und zwar ins Rheinland nach Düsseldorf.

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17 ● InselKurier ● Sommer 2015

Freunde, Wind, Wasser und das wohlige Gefühl, zuhause zu sein. Was lieben Sie an Ihrer (und zugleich alten) Wahlheimat am meisten?Morgens an der Elbe laufen zu gehen. Wenn über mir die Wolken an einem blauen Himmel vorüberrasen und die Sonne zwischen den aufgerissenen Lücken strahlt, unter meinen Füßen der Elbstrandsand, den Wind im Gesicht und im Ohr die Schreie der Möwen – es gibt für mich nichts Schöneres! Was macht den Norden für Sie aus? Die Gewissheit dort angekommen zu sein, wo ich hingehöre. Das lässt mich persönlich eine unglaubliche innere Ruhe verspüren. Und die Menschen um mich herum, die mich verstehen, meine Sprache sprechen und den Norden zu meinem Zuhause machen. Haben Sie Ihre Entscheidung bisher bereut?Keinen einzigen Tag! Könnten Sie sich vorstellen, von dort wieder wegzuziehen? Wenn ja, wohin?Hm, also eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, wieder hier wegzugehen – und wenn, dann nur weiter in den Norden. St.Peter-Ording wäre nicht schlecht, da wäre man dann auch direkt am Meer…

Ich bin eben ein typischer „Fischkopp“:Sturheit gepaart mit einer ordentlichen

Portion Skepsis.

Eine Düsseldorfer Freundin machte esmir klar: „Ich glaube, du bist hier

nie richtig angekommen!“

Ist Ihnen die Entscheidung aus dem Norden wegzuziehen damals schwergefallen? Sehr! Ursprünglich hatte ich mich in Hamburg an der Uni beworben, aber da gab es eine lange Warteliste im Bereich Germanistik. In Düsseldorf bekam ich sofort einen Studienplatz. Trotzdem bin ich nicht mit wehenden Fahnen ins Rheinland gezogen; es war eher der Verstand als das Herz, der mich nach Düsseldorf führte –außerdem sollte es nur für ein paar Jahre sein, tröstete ich mich. Schließlich kannte ich weder die Stadt noch hatte ich Freunde in Düsseldorf. Zwar machten es mir die Rheinländer mit ihrer offenen Art leicht; hießen mich herzlich willkommen und ließen mich immerhin zehn Jahre lang bleiben – aber trotzdem bin ich ein Nordlicht geblieben.

Warum sind Sie wieder zurück in den Norden gezogen? Eine Düsseldorfer Freundin hat das schön formuliert, als ich ihr von meiner Entscheidung wieder nach Hamburg zu gehen, erzählte: „Das habe ich mir fast gedacht, dass du irgendwann wieder nach Hamburg gehst, denn ich hatte den Eindruck, du bist hier nie wirklich angekommen.“Mir selbst war das bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht bewusst. Schließlich hatte ich in Düsseldorf meinen Mann, meine Freunde kennen gelernt – sogar eine Eigentumswohnung gekauft. Aber tief in meinem Inneren bin und bleibe ich eben ein Nordlicht, das sich zuhause einfach am wohlsten fühlt.Warum gerade Hamburg? Hamburg ist für mich nach wie vor die schönste Stadt der Welt. Hier fühle ich mich pudelwohl, habe alles, was ich brauche:

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Polizeihauptkommissar Ladwig kratzte sich am Kinn, während er

auf die geöffneten Ladetüren des Transporters blickte.Der Kastenwagen war auf regennasser Straße augen-

scheinlich ins Schlingern geraten und beinahe unge-bremst frontal gegen einen Baum gekracht. Ladwig war aus dem Kommissariat Niendorf zeitgleich mit dem ebenfalls verständigten Rettungswagen am Unfallort eingetroffen. Die Notärztin hatte versucht, den Fahrer zu reanimieren. Doch vergeblich. Der Mann war noch vor Ort verstorben.

Kommissar Ladwig hatte mit seinen Leuten die Unfallstelle abgesichert und den Verkehrsunfalldienst informiert. Der war kurze Zeit später aus der Strese-mannstraße angerückt, ebenso wie ein Sachverständi-ger von der DEKRA. Während die Kollegen die Spu-ren gesichert und den Unfallverlauf rekonstruiert hatten, war Ladwig zurück zu seinem Einsatzwagen gegangen und hatte den Abschleppdienst gerufen. Die Nacht war ungemütlich und er wollte schnell zurück ins Warme. Ähnlich schien es den Kollegen zu erg-ehen, denn schon bald hatte man mit der Räumung derUnfallstelle beginnen wollen – dabei aber eine grausige Entdeckung gemacht.

Leichen in dem Wagen? Wieder kratzte er sich am Kinn, während er noch einmal in den Transporter blickte.

»Der Fahrer ist nicht hier gemeldet«, erklärte ein wei-terer Polizist, der plötzlich wie aus dem Nichts neben dem Hauptkommissar auftauchte. »Rumäne mit Wohn-sitz in Slobozia.« Er folgte Ladwigs Blick. »Ist das Blut?«Der Kollege deutete auf einen der toten Körper.

»Nicht unwahrscheinlich, oder?«, grummelte Lad-wig, der eine Menge Arbeit auf sich zukommen sah.Alleine der Bericht. Was sollte er da schreiben?

»Aber Tote bluten doch nicht mehr, oder?« DerBeamte reckte seinen Kopf in die Höhe, während Lad-wig überlegte, was als Nächstes zu tun war. Sie mussten die Unfallstelle räumen, aber wohin mit den Leichen?»Das ist doch eine Schussverletzung!« Der andere Poli-zist hatte sich weit vorgelehnt, um besser in das Innere des Wagens blicken zu können. »Und die ist frisch, oder?« Ohne Ladwigs Antwort abzuwarten, kletterteder Mann auf die Ladefläche und bemühte sich, Platz zwischen den Leichen zu finden.

Seit dieser Mitarbeiter in das Team gekommen war, zeichnete er sich vor allem durch unüberlegten Über-eifer aus. Schon so einige Male war er über das Ziel hin-ausgeschossen, aber in diesem Fall war Ladwig dankbar über das Vorpreschen des Polizisten. »Dann rufe ich ambesten die Mordkommission!«, atmete er erleichtert auf.

»Nielsen.« Er hielt die Augen geschlossen, während ihm eine Stimme am anderen Ende der Leitung etwas von einem Unfall mit fünf Leichen erzählte. »Und?«Was hatte er mit Unfallopfern am Hut?

»Das sind keine Unfallopfer. Einer der Männer weist eine Schussverletzung auf!«

Noch immer verstand Peer die Zusammenhänge nicht, aber da er Rufbereitschaft hatte, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich das anzuschauen. »Gut, ich komme«, seufzte er daher ins Telefon und zog dabei die Bettdecke über den Kopf. Einen kurzen Augenblick gab er sich dem Gedanken hin, einfach weiterschlafen zu können. Das Trommeln des Regens auf den Dach-fenstern ließ ihn zusätzlich zögern. Bei diesem Wetter schickte man doch keinen Hund auf die Straße, und er sollte sein warmes Bett verlassen, nur weil es auf dem Ring 3 einen Unfall gegeben hatte, für den er wahr-scheinlich noch nicht einmal zuständig war? Verdammt. Nielsen schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Es nützte nichts, das war nun einmal sein Job. Stöhnend erhob er sich und tapste in die Küche. Für einen Kaf-fee blieb ihm zwar keine Zeit – aber ein Energiedrink tat’s auch. Während er in seine Jeans und einen Pulloverschlüpfte, stürzte er die kalte Flüssigkeit zum Wachwer-den hinunter. Dann riss er seine Jacke vom Gardero-benhaken, griff nach den Autoschlüsseln und zog die Tür seiner kleinen Dachgeschosswohnung hinter sich zu.

Sein Auto stand zum Glück direkt vor dem Haus.Mit wenigen schnellen Schritten hatte er es erreicht und stieg ein. Er startete den Motor und drehte beinahe zeit-gleich den Regler der Heizung hoch. Sein noch bett-warmer Körper gewöhnte sich nur langsam und äußerst schmerzlich an die nasskalte Umgebung. Zum Glück verfügte der Kombi über eine Sitzheizung, die Peer auf der höchsten Stufe anschaltete. Noch einmal seufzte er, ehe er den Gang einlegte und Gas gab.

Um diese Zeit waren die Straßen beinahe leer, daher sparte er sich das Blaulicht, ohne das er tagsüber nie-mals so schnell vorangekommen wäre. Nur wenige Mi-nuten und er sah bereits die abgesperrte Unfallstelle auf dem Ring 3. Nielsen hielt am Straßenrand und stieg aus.Regen schlug ihm ins Gesicht und noch einmal ver-fluchte er innerlich seinen Job, Petrus und Tief »Mat-hilda« oder wer auch immer dafür verantwortlich war,

dass er in Nullkommanichts bis auf die Haut durch-nässt war und wie ein Schneider fror. Er blickte sich

»Hm.«

Ladwig trat näher an die Heckklappe des Transpor-ters. Er fröstelte, und das nicht nur aufgrund des nass kalten Wetters. Ein leicht süßlicher Geruch wehte ihm entgegen, als er die Klappe ganz öffnete, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Seine Augen streif-ten die bleichen Körper, die dicht gedrängt auf der La-defläche lagen. Er spürte, wie Übelkeit ihn zu überwälti-gen drohte, und wandte sich ab.

»Ist der Wagen auf ein Bestattungsinstitut zugelas-sen?«, fragte er seinen Mitarbeiter, den er angewiesen hatte, den Halter des Fahrzeugs zu ermitteln. Der junge Beamte schüttelte stumm seinen blassen Kopf. »Hätte ich mir auch nicht vorstellen können«, murmelte Lad-wig vor sich hin. Welches seriöse Unternehmen trans-portierte auf diese Weise schon die sterblichen Über-reste seiner Kunden? Wieso aber befanden sich die

Nielsen drehte sich stöhnend in seinem Bett herum. Er wollte nicht aufwachen.

Mit aller Gewalt versuchte er, den Traum festzuhalten. Zu schön war die Frau, die neben ihm am Strand lag und die ihn gerade mit einem verführerischen Lächeln gebeten hatte, ihren Rücken mit Sonnenmilch einzucremen. Er spürte ihre weiche, samtige Haut unter seinen Händen, doch ein penetrantes Piepsen machte ihm klar, dass dies nur ein weiches Jerseybettlaken war, über das seine Finger zärtlich strichen. »Verdammt«,zischte er und angelte noch schlaftrunken nach seinem Handy auf dem Nachttisch.

Peer

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um und sah einen jungen Beamten auf sich zustürmen.»Kommen Sie! Hier!« Der Polizist winkte ihm zu. Peernickte und hielt Ausschau nach seinem Mitarbeiter, aberMichael Boateng schien noch nicht vor Ort zu sein.Seltsam, fand Nielsen und eilte durch den Regen zurUnfallstelle.

Der Kastenwagen sah übel zugerichtet aus. KeinWunder, dass der Fahrer nicht überlebt hatte. Peer kamgerade hinzu, als die Männer vom Bestattungsunterneh-men das Unfallopfer in einen Metallsarg legten. Weiterhinten am Straßenrand sah er weitere Leichenwagen.

Neben dem Transporter, im Schutz des Baumes standein anderer Polizist und rauchte. »Nielsen, Mordkom-mission«, rief er dem Mann zu. Der nickte lediglichund wies mit seiner glühenden Zigarette auf den Kas-tenwagen. Peer wandte sich irritiert um und ging zumHeck. Die Beamten hatten inzwischen einen Schein-werfer auf die Ladefläche gerichtet, sodass die bleichenKörper ihm quasi entgegenstrahlten. Trotzdem konnteer kaum glauben, was er sah.

»Wo kommen die denn her?«»Das wüssten wir auch gerne.«Der rauchende Polizist war neben ihn getreten. »Lad-

wig, PK 24«, stellte er sich endlich vor. Der Kollegeschien reichlich mitgenommen von dem grausigen Fund und auch Peer musste schlucken, ehe er seinen Blickerneut auf die Leichen richtete.

»Einer der Toten weist eine recht frische Schussver-letzung auf. Deshalb haben wir Sie gerufen«, erklärteLadwig, während Peer versuchte, das Bild vor sich aufder Ladefläche irgendwie zu verarbeiten. Er hatte zwarin seiner Laufbahn schon etliche Leichen gesehen –zum Teil stark verwest oder entstellt, aber so viele tote Menschen auf einem Haufen waren ihm noch nicht begegnet.

»’Tschuldigung, Chef, ging nicht schneller«, nähertesich Michael Boateng keuchend. In der Dunkelheit warder Schwarzafrikaner kaum auszumachen. »Mein Wagenist nicht… Mein Gott, was ist das denn?« Sprachlos undmit weit aufgerissenen Augen drängte sich Boatengzwischen Nielsen und Ladwig.

»Keine Ahnung«, presste Peer hervor und wollte sichauf die Ladefläche schwingen. Sein erster Versuch scheiterte, da er mit den nassen Sohlen seiner Schuhe am Rand abrutschte. Beim zweiten Mal aber fand er

Halt und stand plötzlich zwischen den Leichen. Ein leicht süßlich modriger Geruch stieg ihm in die Nase und er musste sich anstrengen, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.

»Hat jemand mal Handschuhe?«Boateng war im Gegensatz zu seinem Chef wie im-

mer bestens ausgerüstet und zog aus seiner wetterfestenGoretex-Jacke ein Paar Latexhandschuhe. »Bitte!«

Peer nickte schweigend und kniete sich zwischen dieToten. Die Übelkeit lauerte nach wie vor gleich hinterseinem Kehlkopf, sodass er kaum zu schlucken wagte.Auch seine Atmung beschränkte er auf ein Minimum,denn auf der Ladefläche war der Leichengeruch um einVielfaches intensiver. Vorsichtig drehte er den obersten Körper ein Stückzu sich. Die Leichenstarre schien erst einzusetzen, langekonnte der Mann also noch nicht tot sein. Auf der blei-chen Brust war deutlich die Schusswunde zu erkennen, wegen der man ihn gerufen hatte.

Die anderen Toten schienen allerdings keine Ver-letzungen aufzuweisen. Jedenfalls nicht auf den erstenBlick. Das würde erst eine Obduktion zeigen.

»Die Spurensicherung soll sich das anschauen undanschließend müssen die Leichen in die Rechtsmedi-zin«, sagte Nielsen zu Boateng und sprang von der Ladefläche.

»Geht klar, ich kümmere mich.«»Wer hat den Unfall eigentlich gemeldet?«, wandte

sich Peer an Ladwig. Der zog bereits an einer weite-ren Zigarette, die er nun jedoch auf den Boden warfund austrat. Mit fahrigen Fingern nestelte er an seinerJacke und holte sein Merkbuch hervor. »Eine gewisseKlara Vossen«, las Ladwig vor, als er die entsprechendeSeite gefunden hatte. »Wir haben die Dame befragt, aber sie hat den Unfall nicht gesehen. Ist vorbeigekom-men, nachdem der Wagen den Baum bereits gerammt hatte.«

»Ich möchte trotzdem ihre Personalien«, fordertePeer. »Gab es weitere Zeugen?«

Kommissar Ladwig zuckte mit den Schultern. »Unssind keine bekannt.«

Nielsen blickte sich um. Viel Verkehr gab es um dieseZeit nicht; schon gar nicht bei dem Wetter. Gut mög-lich, dass niemand den Unfall beobachtet hatte. »Undder Halter des Fahrzeuges?«

»Kleinunternehmer aus Altona. Haben wir aber bis-her noch nicht erreichen können.«

»Und ihr habt keine Ahnung, woher diese Leichen kommen? « Gerhard Fritsche,

Peers Chef, blickte ihn mehr als erstaunt an.Nielsen war direkt vom Einsatzort ins Präsidium

gefahren und hatte eine Besprechung, die er für 9 Uhr ansetzte, vorbereitet. Nun saß das gesamte Team inklu-sive seinem Vorgesetzten in großer Runde zusammen und alle schauten ziemlich ratlos aus der Wäsche. Solch einen Fall hatte es in Hamburg noch nicht gegeben –jedenfalls nicht, soweit sich die Anwesenden erinnern konnten.

Peer schüttelte den Kopf. »Dafür haben wir die Adresse der Zeugin. Du, Boateng«, nickte er seinem Mitarbeiter zu, »fährst gleich nachher zu ihr und be-

fragst sie noch einmal. Nimm Jens mit«, bestimmte er.»Und was ist mit dem Wagen?«, fragte Fritsche.»Ist bei der Spusi.«»Das meine ich nicht.«Peer wusste ganz genau, worauf sein Chef hinaus-

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wollte. Schließlich war er schon einige Jahre Leiter einerMordbereitschaft. Doch den Kleinunternehmer aus Altona wollte er selbst unter die Lupe nehmen. Vorher musste er allerdings in die Rechtsmedizin. Die Leichenvom Ring 3 hatten erste Priorität, daher war die Unter-suchung gleich heute Vormittag angesetzt.

»Also, Lutz, du verfasst noch einen Zeugenaufruf für die Presseabteilung und Carsten, du gehst bitte mal dieVermisstenmeldungen der letzten Monate durch. Viel-leicht finden wir da einen Ansatzpunkt«, verteilte erweitere Aufgaben an sein Team und überging dadurch die Frage seines Vorgesetzten. »Also, an die Arbeit!«

»Mann, wie viele kommen denn noch?«, wunderte sich Dr. Choui, der gerade wichtige Dokumente zur Abho-lung durch einen Kurier am Empfang des Rechtsmedi-zinischen Institutes abgab. Natürlich war er über denUnfall auf dem Ring 3 informiert, trotzdem erstaunte ihn die Anzahl der Toten, die am Seiteneingang des Ins-tituts zur Untersuchung angeliefert wurden. Da kam eine Menge Arbeit auf ihn und seine Mitarbeiter zu. Die Lehrveranstaltung am Nachmittag würde er wohl absagen müssen. Er informierte rasch seine Sekretärin und ging anschließend gleich hinunter in den Keller. Zunächst wollte er sich einmal einen Überblick ver-schaffen, ehe er die Arbeit aufteilte.

»So, das ist die Letzte«, verkündete der Bestattungs-unternehmer und ließ sich den Empfang der sechs Lei-chen von Dr. Choui quittieren. »Das muss ja ein hefti-ger Unfall gewesen sein, bei so vielen Toten.«

Der Mann im dunklen Anzug nickte. »Schon, aber fünf waren ja schon tot.«

»Waren schon tot?« Der Rechtsmediziner reichte dem Bestattungsunternehmer mit verwirrter Miene die unterschriebenen Papiere zurück.

Der nickte. »Lagen hinten auf der Ladefläche des ver-unfallten Transporters.«

Das roch nach einem spektakulären Fall und Dr.Choui liebte solche Fälle. Sofort machte er sich daran, den ersten Leichensack zu öffnen. Langsam legte er denbleichen Körper frei. »Nanu«, entfuhr es ihm, »den kenne ich!«

Peer hatte nur noch seine Jacke und die Autoschlüssel aus seinem Büro geholt und war schnell aus dem Poli-

zeipräsidium verschwunden. Im Grunde genommen hatte er es nicht eilig, in die Rechtsmedizin zu kom-men, aber der Sinn stand ihm an diesem Morgen auch nicht nach weiteren Fragen seines Chefs. Der meinte es wahrscheinlich nur gut und grundsätzlich pflegten die beiden ein sehr freundschaftliches Verhältnis, schließ-lich hatte Gerhard Fritsche sich stets für Peer einge-setzt und seine Karriere vorangetrieben. In letzter Zeit jedoch empfand Nielsen die beinahe väterliche Fürsorge ein wenig lästig und er ging seinem Chef daher so weit wie möglich aus dem Weg.

Er lenkte den Wagen durch den dichten Verkehr Richtung Eppendorf. In einer Seitenstraße, in der es wie in einer gewöhnlichen ruhigen Wohngegend aussah, befand sich das Rechtsmedizinische Institut.

»Moin!«, grüßte er flüchtig die Dame am Empfang, die ihm die Tür geöffnet hatte und mitteilte, dass Dr.Choui sich bereits im Keller befand.

Peer schluckte. Nicht mal eine kleine Gnadenfrist warihm vergönnt. Er öffnete die Tür zum Untergeschoss und versuchte, das beklemmende Gefühl, das ihm jedes Mal, wenn er diese Stufen hinabstieg, beinahe den Atemnahm, zu ignorieren.

Er hatte die Leichen doch bereits am Unfallort gese-hen, versuchte er sich zu beruhigen. Außerdem war das nicht seine erste Obduktion. Schon des Öfteren war Peer bei einer Leichenöffnung dabei gewesen. Trotz-dem würde er sich nie daran gewöhnen und das spürte er auch heute, als er sich mit flatterigen Fingern einen der grünen Kittel zuband.

Bereits hier in dem kleinen Raum neben dem Zutritt zum Obduktionsbereich hörte er, dass in dem Institut

Hochbetrieb herrschte. Stimmen hallten durch die geka-chelten Kellerräume. Das scheppernde Rattern der Bah-ren drang an sein Ohr. Langsam griff er nach ein paar Schutzüberziehern für seine Schuhe, streifte sie über und holte ein letztes Mal tief Luft, ehe er um die Ecke bog. Die Plastikschoner raschelten unter seinen Sohlen, während er den Gang hinunter in Richtung der Kühlfä-cher ging. Direkt davor lag der Raum, in dem die Lei-chen angeliefert wurden und in dem Dr. Choui gerade eine erste äußere Leichenschau an dem Mann mit der Schussverletzung durchführte. Als der Rechtsmedi-ziner ihn sah, hielt er kurz inne.

»Guten Tag, Kommissar Nielsen! Na, da haben Sie mir ja reichlich Arbeit beschert.«

Peer schluckte, konnte seinen Blick aber nicht von dem inzwischen beinahe komplett erstarrten Körperwenden. »Können Sie denn schon etwas sagen?«, fragte

er, obwohl er wusste, dass sich Dr. Choui meist sehrbedeckt hielt, ehe die Untersuchungen nicht vollstän-dig abgeschlossen waren.

»Ja.«»Ja?« Peer glaubte, sich verhört zu haben, und schaff-

te es endlich, sich vom Anblick der Leiche zu lösen.Der Mediziner nickte. »Einer von denen war schon

mal hier.«

»Hören Sie, Ihr Vater ist ein erwachsener Mann. Wenn er nicht suizidgefährdet ist oder sonst ein außergewöhn-licher Umstand vorliegt, können wir nicht einfach nach ihm suchen.« Kommissar Franke schaute die junge Frau am Empfang des PK25 in Bahrenfeld eindringlich an. Er verstand ja, dass sie sich Sorgen um ihren Vater machte, weil er sich zwei Tage lang nicht bei ihr gemel-det hatte, aber er hatte bei Weitem nicht genügend Personal, um nach jedem zu suchen, der für ein paar Tage mal von der Bildfläche verschwand.

»Aber zu Hause ist er auch nicht.« Die Tochter sah ihn aus tränenfeuchten Augen an. Sie war eine attraktive Frau, sah sehr gepflegt aus und machte auf ihn einen intelligenten Eindruck. Keiner dieser Fälle, bei denen sich Leute aufgrund ihres Alkoholpegels in die Haare bekamen, gegenseitig aufeinander losgingen und dann, wenn einer die Flucht ergriffen hatte, hier aufschlu-gen, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. »Vielleicht besucht er jemanden?« Franke konnte sich Hundertevon Gründen vorstellen, warum jemand nicht zu Hause war. »Oder er ist verreist?«

Die Rothaarige schüttelte ihren Lockenkopf. »Doch

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nicht, ohne mir Bescheid zu geben. Und auf der Arbeit hat er sich auch nicht gemeldet.«

Franke musste zugeben, dass der Fall seltsam klang, dennoch konnte er der Frau nicht helfen. »Haben Sie denn die Freunde Ihres Vaters schon alle angerufen? Vielleicht weiß da jemand was? Oder Sie versuchen es mal in den Krankenhäusern.« Er wusste selbst, wie wenig beruhigend das klang, aber als erwachsener Mann war man seiner Tochter gegenüber ja keine Rechen-schaft schuldig. Möglich, er hatte eine Frau kennen-gelernt?

»Mein Vater«, begann die Rothaarige, doch dann schüttelte sie den Kopf. Scheinbar sah sie ein, dass man ihr hier nicht helfen konnte. Sie klemmte ihre Handta-sche unter den Arm, steckte das Foto in ihre Mantel-tasche und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Franke beobachtete jeden ihrer Schritte, bei welchen die Schuhe laut auf dem Boden klackten.

»Mannomann, was die immer für Vorstellungen haben«, drang die Stimme von Frankes Kollege aus dem Hinterzimmer. »Erst neulich war hier eine ältere Frau, deren Hund im Volkspark abgehauen war. Richtig beschimpft hat die mich, als ich ihr gesagt habe, dass wir dafür nicht zuständig sind. Wofür sie überhaupt Steuern zahle«, der Polizist schüttelte den Kopf

»Naja, ein Hund ist ja nun auch ein bisschen was anderes als ein Vater.« Franke konnte die attraktiveRothaarige schon verstehen. Nur sein Kollege sah das anders.

»Ach wat. Der sitzt wahrscheinlich in irgendeiner Kaschemme und säuft sich die Hucke voll.«»Waaaas?«Peer war mehr als erstaunt. Damit hatte er nicht im Geringsten gerechnet. »Wirklich?«, versicherte er sich vorsichtshalber noch mal, doch Dr. Choui erklärte erneut, einen der Toten schon einmal auf dem Tisch gehabt zu haben. »Das war ein Gewebespender. Sieht man gleich an den Schnitten. Muss nur in den Akten nachschauen, wie er hieß.«

»Gewebespender?« Peer hatte zwar schon gehört, dass man heutzutage neben den Organen auch andere Teile des menschlichen Körpers entnahm, aber in Be-rührung war er mit dieser Thematik noch nicht näher gekommen. »Hier?« Er blickte sich entgeistert um.

»Ja, ja«, nickte der Rechtsmediziner. »Nicht alle Lei-

chen, die zu uns kommen, werden obduziert. Auch Leute mit dem Wunsch, nach dem Tod anderen Men-schen Gewebe zu spenden, landen bei uns. Das kann eine Augenhornhautspende für erblindete Patienten, die Herzklappenspende zur Transplantation oder die Spende von Stützgeweben, zum Beispiel Knochenge-weben sein.«

Peer nickte zaghaft. Die Vorstellung, man würde nach seinem Tod an ihm herumschnippeln, erzeugte bei ihm eine Gänsehaut, obwohl derlei Entnahmen sicher-lich wichtig waren, und es wahrscheinlich auch in diesem Bereich viel zu wenig Spender gab.

»Und die anderen Leichen?«, versuchte er dennoch möglichst schnell das Thema zu wechseln.

Dr. Choui hob abwehrend die Hände. »Nicht jeder Tote landet bei uns. Zwar leistet sich Hamburg den Luxus, jeden unerklärlichen Todesfall bei uns untersu-chen zu lassen, aber es gibt ja auch eine Menge natür-liche Todesursachen. Außerdem führe ich nicht jede Leichenschau persönlich durch.«»Können Sie denn etwas zu den Todeszeitpunkten

sagen?«Der Mediziner wiegte seinen Kopf hin und her. »Auf

jeden Fall sind die länger tot, als der Mann mit der Schussverletzung. Aber wie lange, ist schwierig zu sagen. Ein paar Tage aber bestimmt.«

Ein paar Tage, wunderte sich Nielsen. Wieso lagen die dann nicht schon längst unter der Erde? »Und der mit der Schussverletzung?«

»Da kann der Todeszeitpunkt noch nicht lang zurück-liegen. Vielleicht ein Tag, höchstens zwei. Aber Nähereskann ich Ihnen erst nach der Obduktion sagen.«

Peer nickte. So kannte er den Rechtsmediziner. Auf Spekulationen ließ der sich selten festnageln und letztendlich halfen ihm diese bei seinen Ermittlungen auch nicht weiter. »Gut, dann schicken Sie mir doch die Obduktionsberichte, wenn Sie so weit sind.« Die Anwe-senheit bei den Obduktionen sollte ruhig der neueStaatsanwalt übernehmen, der gerade von Herrn Holst,

dem Sektionsassistenten, zu ihnen geführt wurde, dachte Peer.

»Mach ich«, bestätigte Dr. Choui. »Kann aber ein wenig dauern.«

Nielsen warf einen letzten Blick über die Bahren mit den Leichen und verabschiedete sich dann. Diese Kel-lerräume bedrückten ihn, daher beeilte er sich, in den

kleinen Vorraum zu gelangen, wo er den Kittel zurück auf einen Haken hängte und die Schutzüberzieher für die Schuhe in den Müll warf. Schnell hastete er die Kel-lertreppe hinauf und flüchtete an die frische Luft.

»So schlimm?«Eigentlich rechnete Peer damit, in das Gesicht eines

Sektionshelfers oder Rechtsmediziners zu blicken, als er sich umdrehte, doch neben dem Eingang drückte sich eine andere Visage herum. »Herr Pisto!«

»Ganz recht«, entgegnete der Mann und warf seine Zigarette auf den Boden. »Habe gehört, dass es bei dem Unfall letzte Nacht einen grausigen Fund gegeben hat.«

Wie schnell sich diese Neuigkeit doch herumgespro-chen hatte, überlegte Peer und schüttelte seinen Kopf.

Der Journalist grinste. »Kommen Sie, Herr Kommis-sar. Ein paar Infos.«

Nielsen drehte sich auf dem Absatz um und beeilte sich, zu seinem Wagen zu kommen.

Pisto folgte ihm. »Weiß man schon, wer die Toten sind? Wie sind die in den Unfallwagen gekommen?«

Peer drückte auf den Schlüssel und augenblicklich löste sich die Verriegelung.

»Sie können mir doch wenigstens verraten, wie viele es waren. Und was ist mit dem Fahrer?« Die Fragen schossen wie eine Gewehrsalve aus dem Mund des Jour-nalisten.

Nielsen öffnete die Autotür, hielt kurz inne und wandte sich um. »Wir haben eine offizielle Pressestelle. An die können Sie sich gerne wenden!« Obwohl er dem Typen am liebsten den Marsch geblasen hätte, blieb er freundlich. Er war schließlich lernfähig. Vor Jahren hatte er einem aufdringlichen Journalisten ordentlich seine Meinung gegeigt und es dadurch auf die Titelseite der Hamburger Morgenpost geschafft. Das passierte ihm nicht noch einmal. Obwohl diese Aasgeier seiner Ansicht nach keine freundliche Behandlung verdient hatten. Immer auf der Suche nach sensationellen Neuigkeiten, oftmals am moralischen Abgrund. Alleine schon, ihm hier aufzulauern. Wahrscheinlich hatte der Reporter bereits die Anlieferung der Leichen beobach-tet oder sogar fotografiert. Nur eine Frage der Zeit, bis man die Bilder in den Nachrichten würde sehen kön-nen. Ohne ein weiteres Wort stieg Peer in den Wagen und fuhr los.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Geschichte weitergeht... Die Insel verlost ein von Sandra Dünschede handsigniertes Exemplar von „Knochentanz“. Wer es gewinnen möchte, schreibt bis zum 31. Juli 2015 eine Mail mit dem Betreff „Knochentanz“ an [email protected]. Oder Sie gehen in die nächste Buchhandlung Sandra Dünschede • Knochentanz • Gmeiner-Verlag •ISBN 978-3-8392-1744-3 • 275 Seiten • 11,99 €

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22 ● InselKurier ● Sommer 2015

Literaturtipp der Mayerschen Buchhandlung • Ernst van der Kwast • Fünf Viertelstunden bis zum Meer • ISBN 978-3-86648-205-0 • 18,00 €

Friederike StutzingerAuszubildende, RüttenscheidMayersche Buchhandlung2 x in Essen: Markt 5-6, Rüttenscheider Str. 84

Viertelstunden sind es, in denen Ezio im Juli 1945 mit Giovanna von deren

Elternhaus bis zum Meer entlang schwebt. Was für ihn die große Liebe ist, scheint für sie zu jener Zeit nur das übermütige Sammeln erster Erfah-rungen zu sein. Vier Monate kämpft Ezio um ihre Liebe, doch Giovanna braucht nur das Meer, um sich voll-kommen zu fühlen. Mit gebrochenem Herzen flieht Ezio schließlich von Apulien nach Südtirol, um seine Ge-fühle für Giovanna hinter sich zu las-sen. Doch jene erste Begegnung hat sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt und will nicht verblassen. Giovanna hingegen lässt weiterhin ihre Verführungskünste spielen und zieht von Mann zu Mann, immerzu auf der Flucht vor wahren Gefühlen. Denn diese - so glaubt sie - könnten sie in den Käfig der Liebe zwängen, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. So (ver-)leben beide ihr Leben, bis doch noch das unmöglich Geglaubte geschieht: Ezio erhält einen Brief von Giovanna...

Seiten - und jede einzelne davon ein purer (Lese-)Genuss! Der Roman ver-

sprüht ein Gefühl wie nach einem schönen Sonnentag am Strand: Wärme, Glück und Sehnsucht zu-gleich. Ich kann es nicht besser ausdrücken als Gerbrand Bakker: „Dieses Buch ist eine Aufforderung, die Chance auf die große Liebe zu ergreifen.“

Die Insel und die MayerscheBuchhandlung verlosen drei Exemplare dieses Buchs. Sie brauchen nur eine E-Mail mit dem Betreff „Literatur-Tipp der Mayer-schen“ bis zum 31. Juli 2015 an [email protected] senden.

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23 ● InselKurier ● Sommer 2015

...und die Gewinner sind...Die Übernachtungen inklusive Frühstück für zwei Personen im Nordic Life & Style Hotel „Alte Post“ in Flensburg (InselKurier2/2015) hat Herr oder Frau Wibmer (der Vorname ist uns leider nicht bekannt) gewonnen.Je ein Exemplar des Literaturtipps „Der Himmel über Greene Harbor“ der Mayerschen Buchhandlung haben Sandra Goitowski, Elke Latteck und Günter Ulm gewonnen.Je ein Exemplar des Buchs „111 Orte auf Sylt, die man gesehen haben muss“ haben Jan Böcker, Katja Domogalla sowie Thomas Selter gewonnen.

In den "kleinen Urlaub zwischendurch" abtauchen

Tageszeitungen gibt es ja in jedem Café zum Lesen. Bei uns gibt es dagegen tolle Magazine rund um den Norden. Lesen und abtauchen in den „kleinen Urlaub zwischendurch“.Auf Euch warten: Ostfriesland-Magazin, Nordis-Magazin, Living & more , Sylt-Magazin, LandGang... Und dazu einen Insel-Macchiato oder eine Matrosen-Brause oder eine Deichkrone oder...

Jurassic Park an der NordseeWas aussieht wie Dinosaurier im herbstlichen Sonnenaufgang sind die Wahrzeichen von St. Peter-Ording. Der erste dieser charakte-ristischen Pfahlbauten wurde bereits 1911 errichtet. Mittlerweile gibt es am langen Sandstrand fünf Pfahlbau-Gruppen für Bade-aufsicht, Gastronomie, Sanitäranlagen und Strandkorbvermietung. Das Foto ist auch auf der Herbst-Postkarte des Restaurants Die Insel abgebildet. Die Postkarten erscheinen zu jeder Jahreszeit mit einem jeweils neuen Motiv – also viermal im Jahr – und werden dadurch zum begehrten Sammelobjekt. Die Herbst-Postkarte erhalten Sie ab September kostenlos in Die Insel.

Selbst gemachtes Sanddorn-EisSchon mal vormerken: Im August und September gibt es wieder unser selbst gemachtes Sanddorn-Eis – natürlich ausschließlich mit leckeren Bio-Zutaten! Unwiderstehlich fruchtig und wohl einmalig in Essen. Probieren und sich fühlen wie am Meer :-) Bis dahin gibt es noch unser Erdbeer-Eis, das so schmeckt, wie es sein muss: hergestellt nach altem Hausrezept mit „echten“ Bio-Erdbee-ren und ohne künstliche Aromen!

© He

ike P

ucha

lsky

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Die Insel – Der kleine Urlaub zwischendurch ● Rüttenscheider Straße 59 ● 45130 EssenHomepage: www.insel-bistro.de ● E-Mail: [email protected] ●Facebook: www.facebook.com/Inselgruppe ● Telefon: 0201 / 72 690 22

Unsere ÖffnungsGezeiten: montags bis freitags 9.00 bis 22.00 Uhr ●am Wochenende und an Feiertagen 10.00 bis 19.00 Uhr

Mitglied im DEHOGA und im Leaders ClubWir unterstützen die freddy fischer stiftung mit unserem Projekt „Der gesunde Tag“

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