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Magazin zum 4. Lateinamerikanischen Film Festival Berlin LAKINO Magazine for the 4th Latin American Film Festival Berlin, LAKINO Heli von Amat Escalante Eröffnung LAKINO 2013! I willl be murdered Die Dokumentation von Justin Webster im Review Die Subversion ist zurück Sehen oder nicht sehen, das ist hier die Frage IN SERT [ [ #1

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INSERT is our daily festival magazine designed by our young film critics from FilmLab, it contains film reviews, reports from festival events and interviews and portraits of cinema personalities

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Magazin zum 4. Lateinamerikanischen Film Festival Berlin LAKINO

Magazine for the 4th Latin American Film Festival Berlin, LAKINO

Heli von Amat Escalante

Eröffnung LAKINO 2013!

I willl be murdered Die Dokumentation von Justin Webster im Review

Die Subversion ist zurückSehen oder nicht sehen, das ist hier die Frage

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EröffnungInauguración

Berlin, 8. Oktober 2013. Es ist 19:30 Uhr, ein grauer Tag in Berlin aber das Foyer des Kino Babylon in Berlin Mitte füllt sich mit Farben. Endlich ist der Moment gekommen. Heute wird die 4. Edition von Lakino eröffnet. Es gibt 20 lateinamerikanische Filme, von denen zwölf im Wettbewerb stehen. Zum ersten Mal zeigt das Festival Spielfilme.

Der Eingang des Gebäudes füllt sich, während die Musik der Band Altiplano den Raum füllt. Diese Klänge, schon bekannt bei den Einwohnern der deutschen Hauptstadt, animieren die Zuschauer, die ungeduldig vor den geschlossenen Türen des Kino 1 warten.

Die Eröffnung ist ein voller Erfolg. Die Sessel füllen sich schnell, die Leute applaudieren und tanzen animiert zur Musik der Puto Productions. »Sitzen verboten« scheint das Motto der Musiker zu sein. Das unverhoffte, ausgelassenene Party- Ambiente einer Party animiert das Publikum noch mehr, das nun fast den ganzen Saal gefüllt hat.

Martin Capatinta, der Festivaldirektor, betritt die Bühne sichtlich berührt von der großen Resonanz. Nach dem Startschuss für das 4. Lakino ist der Moment für dessen Vorstellung und für die Danksagungen gekommen; es wird eine gelungene Arbeit gefeiert.

Der Film Heli von Amat Escalante eröffnet das Festival. Nun beginnt eine Woche des lateinamerikanischen Kinos. Lakino wird bis zum 13. Oktober ein Katalysator sein, der das Berliner Publikum mit Lateinamerika verbindet.

Berlín, 8 de octubre de 2013. Son las 19:30 de un día gris y el hall del cine Babylon en el céntrico Mitte empieza a llenarse de color. Por fin ha llegado el momento. Hoy se inaugura la cuarta edición de Lakino. Son 20 películas latinoamericanas, de las cuales doce están en competición. Es la primera vez que el Festival acoge también largometrajes.

La entrada del edificio se abarrota mientras la música de Altiplano llena el espacio. Estos sonidos, viejos conocidos para los habitantes de la capital alemana, animan a los espectadores, que esperan impacientes ante las puertas cerradas de la Sala 1.

La inauguración es un éxito. Las butacas se ocupan rápidamente, mientras la gente aplaude y baila animada al son de los percusionistas Puto Productions. »Prohibido sentarse«, parece que imponen los músicos. El inesperado ambiente de fiesta anima aún más al público, que sigue entrando hasta casi llenar la sala.

Martin Capatinta, el director del festival, entra al escenario emocionado por la gran acogida. Luego de dar el pistoletazo de salida, es el momento de las presentaciones, de los agradecimientos y de disfrutar de un trabajo bien hecho.

El film Heli, de Amat Escalante, se encarga de abrir el festival. Comienza una semana cargada de cine latino. Lakino será hasta el 13 de octubre un catalizador que conecte Latinoamérica con el público berlinés.

Lola Tienza, Übersetzung von Andrea Ernst

Foto Juan Maza

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Die Kühe sterben im Loch, von Mijal Bloch

Übersetzung von Lina Wilhelms

Ein Schatten überzieht Mexiko und frisst alles auf. Wie im Exodus, als Gott sich entscheidet, die Erstgeborenen Ägyptens zu töten und ein geheimnisvoller Dampf durch die Stadt zieht. Haus für Haus nimmt er sich die Kinder derer, die der Gottheit kein Opfer dargeboten haben.

Dieses Szenario beschreibt Bolaño im Jahre 2666: Tausende leblose Frauenkörper tauchen an der Grenze zu den USA auf. Ihre Auflistung ist monströs, die literarische Gattung setzt dieser Liste von Körpern keine Grenzen. Realismus einer nicht-Fiktion.

Der letzte Film von Amat Escalante siedelt sich in dieser Dunkelheit an und erforscht den Schrecken, indem er ihn seiner Metaphern entledigt.

Die Gewalt ist zweideutig, explizit, aber nicht umsonst. Dieser Film hat seinen Preis und misst sich in gesellschaftlichen Leichen.

Heli ist nicht die Geschichte eines Jungen aus Guanajuato, der diesen Namen trägt. Heli sind alle in México, es ist ein Zustand, den man nach so vielen Jahren des Drogenhandels erreicht hat. Früher oder später erbringst du dein Opfer für das

Las vacas mueren en el pozo, por Mijal Bloch

Hay una sombra que se extiende sobre México y lo está devorando todo. Como en el Éxodo, cuando Dios decide matar a los primogénitos de Egipto, y un vapor misterioso recorre la noche. Casa por casa, llevándose los hijos de quienes no ofrecieron sacrificio a la divinidad.

Bolaño lo describe en 2666: miles de cuerpos de mujeres aparecen uno a uno sin vida en la frontera con Estados Unidos. La enumeración es monstruosa, los géneros literarios no tienen marco para esta lista de cuerpos. Realismos de no ficción.

El último film de Amat Escalante también se asienta en esa oscuridad, ausculta en el terror desnudándolo de sus metáforas. La violencia es promiscua, explícita, pero no gratuita. Este cine tiene su costo, y se mide en cadáveres sociales.

Heli no es la historia de un muchacho de Guanajuato que lleva ese nombre. Heli es todos en México, es un estado de situación al que se ha llegado después de tantos años de narco. Tarde o

Heli

Die Schauspielerin Linda González als Heli’s Schwester, Sabrina.

Dieser Film hat seinen Preis und misst sich in gesellschaftlichen Leichen.

Foto aus dem Film Heli

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Kartell oder deine Nachbarn opfern dich.Dies ist ein Film für jene, die der Katastrophe in

die Augen sehen wollen, wohlwissend, dass sie sich in Voyeure ohne Genuss verwandeln werden. Er ist für die Mutigen gemacht und nicht für Zuschauer mit touristischem Interesse. Ein gut gemachter Film über ein Problem, das viel zu makaber und aktuell ist, um Details vergessen zu können. In der Presse wurde teilweise die explizite Gewalt kritisiert. Dabei hat dieser Film kein Vergnügen an der Folter, sondern liefert eine reine Beschreibung, nicht nur des Gewaltakts, sondern etwas noch Schlimmeren: des Lernens und Fortschreitens von Generation zu Generation. Entführte und missbrauchte Mädchen bekommen Kinder von ihren Vergewaltigern. Jungen sehen ihre Väter foltern und üben es unter deren Aufsicht bereits in jüngstem Alter.

Während des ganzen ersten Teils von Heli

nimmt die Kamera den Körpern ihren eigenen Willen, zerstückelt sie: Die Hände über den Objekten haben keinen Kopf, die Fabrik zwingt sie, wie Automaten zu tanzen. Die Waffen und die Menschen durchbohren, hängen, verbrennen, vergewaltigen sie.

Ist nichts von ihnen geblieben? Doch, die Schatten. Wieder die Schatten. Da war eine umstrittene Liebe, von der nur ein rauchiger Geruch bleibt. Da war eine Familie und eine Arbeit, aber auch dies ist eine alte Geschichte aus einer anderen Zeit.

Heli überlebt, da so die Mexikaner überleben.

Aber die Gewalt lebt in ihm weiter wie ein Virus, der nach und nach zu seinem Erbe wird. Dies ist der zweite Teil, von dem nur Wenige sprechen.

Warum ist ein Film von der Grenze Mexikos so? Weil sich Mexiko für viele auf ein einzigen Thema reduziert. Und wenn dieser Film zu viel von all dem ist, was nicht gern gesehen wird, so ist er es wegen eben dieser erniedrigenden Situation, zu der das Land gelangt ist.

Einem Land mit saubereren Institutionen

temprano, o haces tu sacrificio por el cartel o tus vecinos te sacrifican a ti.

Esta es una película para los que desean mirar a los ojos el desastre, sabiendo que se convertirán en voyeurs sin goce. Hecha para los valientes, y no para los espectadores-turista. Una película bien filmada, sobre un problema demasiado macabro y contemporáneo como para olvidar los detalles. Alguna prensa ha criticado su violencia explícita, pero no se trata de un regodeo en la tortura, es una mera descripción, no sólo del acto de violentar, sino de algo más grave aún: el aprendizaje y el pasaje de generación en generación. Las niñas secuestradas y abusadas tienen a los hijos de sus raptores. Los niños ven a sus padres torturando y ejercitan con supervisión desde la primera edad.

Durante toda la primera parte de Heli, la cámara vacía los cuerpos de voluntad, los trocea: las manos sobre los objetos no tienen cabeza, la fábrica los obliga a bailar como autómatas. Las armas y los hombres los agujerean, los cuelgan, los queman, los violan.

¿Nada ha quedado de ellos? Sí, las sombras. Otra vez las sombras. Había un amor controvertido del que sólo queda un olor ahumado. Había una familia y un trabajo, pero esto también es un viejo cuento de otra era.

Heli sobrevive porque así también los mexicanos. Pero la violencia sobrevive en él como un virus, que poco a poco se convierte en una herencia. Esa es la segunda parte de la que pocos hablan.

¿Que por qué un film de la frontera de México es así? Porque México se ha reducido para muchos a un solo tema. Y si esta película es demasiado de todo eso que no parece oportuno ver, será por la misma degradación a la que la situación ha llegado.

Un país con instituciones más limpias quizás logre otro cine. En cuanto a la estética, impecable,

Früher oder später erbringst du dein Opfer für das Kartell oder deine Nachbarn opfern dich.

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Diese Schönheit ist kein Reiseangebot für das ausländische Publikum, sondern viel mehr das, was immer weiter in die Ferne rückt.

wird vielleicht ein anderes Kino gelingen. Was die Ästhetik angeht, so ist sie einwandfrei, und wir erinnern diese wunderschöne Landschaft, in der die Menschen ihr trauriges Schicksal finden. Diese Schönheit ist kein Reiseangebot für das ausländische Publikum, sondern viel mehr das, was immer weiter in die Ferne rückt. Je mehr sie Teil der Umgebung wird, umso unmöglicher wird es, sie zu schätzen. Sie wird Teil einer fernen Vergangenheit, wieder einmal von Schatten überzogen. Schatten über der Wüste, Schatten über der Weide. Die Kühe geben keine Nahrung mehr, sondern sterben im Loch.

recordamos esos bellísimos paisajes en los que la gente encuentra su triste destino. Esa belleza no es una oferta de viaje para el público extranjero, sino más bien eso que cada vez está más lejos, eso imposible de apreciar por más que sea parte del entorno. Se vuelve parte de un pasado remoto, opacado otra vez por la sombra, la sombra sobre el desierto, la sombra sobre los prados. Las vacas ya no dan alimento, sino que mueren en el pozo.

Foto aus dem Film Heli

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von Gabriel Caballeros GálvezÜbersetzung von Friderike Laun

Guatemala ist ein Land, in dem Gewalt zur Normalität gehört: Aktuell geschehen im Durchschnitt täglich 20 Morde und bis heute ist die Mehrheit der begangenen Verbrechen während der 36 Jahre des internen bewaffneten Konflikts noch nicht aufgeklärt. 2013 wurde das Strafurteil wegen Genozids gegen den Ex-Diktator Efraín Rios Montt, der in den 80er Jahren für die política de tierra arrasada (zu deutsch: »Politik der verwüsteten Erde«) verantwortlich war, aufgehoben. Heute wie damals betrifft die Gewalt in Guatemala hauptsächlich die mittleren und unteren Schichten der Gesellschaft. Politik und Justiz sind wegen Mangels an qualifiziertem Personal und fehlenden Mitteln sowie der Korruption nicht in der Lage, das Problem zu beheben. Justin Websters Dokumentarfilm I Will be Mudered untersucht einen der umstrittensten Morde der letzten Jahre in Guatemala: den des Anwalts Rodrigo Rosenberg.

Guatemala es un país en donde la violencia es parte de la normalidad: actualmente la media de asesinatos ronda los veinte casos diarios y hasta hoy no se ha esclarecido la mayoría de los crímenes cometidos durante los 36 años de conflicto armado interno. En 2013 se anuló la condena por genocidio contra el ex dictador Efraín Rios Montt, responsable de la política de tierra arrasada en los años 80. Hoy como ayer, en Guatemala la violencia alcanza principalmente a los estratos medios y bajos de la sociedad y el trabajo de la policía y del sistema de Justicia es insuficiente por falta de personal capacitado, recursos y a causa de la corrupción. El documental I Will be Mudered, de Justin Webster, explora uno de los asesinatos más controvertidos de los últimos años en Guatemala: el del abogado

I Will Be Murdered /

Guatemala ist ein Land, in dem Gewalt zur Normalität gehört: aktuell geschehen im Durchschnitt täglich 20 Morde.

Foto aus dem Film I Will Be Murdered

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Der rechtliche, soziale und politische Hintergrund des Landes erklärt, wieso der Mord an Rosenberg von der Normalität der Gewalt in Guatemala abweicht. Dieses Verbrechen geschieht in einer luxuriösen Gegend der Hauptstadt. Das Opfer ist von wohlhabender Herkunft und sein Tod zieht ernsthafte politische Konsequenzen für das Land nach sich. Der Fall fasziniert, verunsichert, überrascht, flößt Angst ein... I Will be Murdered fördert haarklein die vollkommene Absurdität, die mit dem Mord an einem einzigen Mann entstehen kann, zu Tage.

Rodrigo Rosenberg nimmt ein Video auf, in dem er seinen Tod ankündigt: »… wenn Sie diese Nachricht hören oder sehen, geschieht dies leider, weil ich ermordet worden bin…« In dem Video beschuldigt er Mitglieder der politischen Klasse des Landes, einschließlich den damaligen Präsidenten, Álvaro Colom, für seinen Tod verantwortlich zu sein. Nach Rosenbergs Beerdigung verbreiten ihm nahstehende Personen das Video in den Massenmedien, unter Mitgliedern der oberen Schicht des Landes — die Vertreter der extremen Rechten beherbergt — und in sozialen Netzwerken. Die extreme Rechte benutzt Rosenbergs Zeugnis, um einen Staatsstreich gegen die Mitte-links-Regierung von Colom auszuarbeiten, der nur knapp vereitelt werden kann. Plötzlich geschieht in einem Land, in dem es normalerweise die verarmten Massen sind, die für ihre Rechte demonstrieren, etwas noch nie Dagewesenes: Die Straßen füllen sich mit wohlhabenden Stadtbewohnern, die den Rücktritt des Präsidenten fordern. Die von der extremen Rechten aufgestachelte Bewegung wird wegen ihrer Aufmachung »der weiße Tsunami« genannt. Das einzige Beweisstück, mit dem sie den Präsidenten anklagen, ist die aufgezeichnete Aussage Rosenbergs, der versichert, diese auf einige nie enthüllte Tatsachen zu stützen. Der Präsident beugt sich dem öffentlichen Druck und beauftragt den Spanier Carlos Castresana, Chef der Internationalen Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) der Vereinten Nationen, in dem Fall zu ermitteln.

Rodrigo Rosenberg.

El contexto judicial, social y político del país explica por qué el asesinato de Rosenberg tiene un tinte que se desvía de la normalidad de la violencia en Guatemala. Este crimen ocurre en una zona lujosa de la ciudad capital. La víctima es de extracción social acomodada y su muerte tiene serias consecuencias políticas para el país. El caso fascina, desconcierta, sorprende, inspira temor... I Will be Murdered transmite con lujo de detalles toda la absurdidad que puede envolver el asesinato de un sólo hombre.

Rodrigo Rosenberg graba un video anunciando su muerte: »… lamentablemente si usted está oyendo y viendo este mensaje, es porque fui asesinado…« En el video acusa a miembros de la clase política del país, incluido el presidente de entonces, Álvaro Colom, de ser responsables de su muerte. Tras el entierro de Rosenberg, personajes cercanos a él filtran el video en los medios de comunicación, entre miembros de la clase alta del país — que alberga a representantes de extrema derecha — y en las redes sociales. La extrema derecha utiliza el testimonio de Rosenberg para articular un golpe de Estado que casi llega a tener éxito, contra el gobierno de centroizquierda de Colom. De pronto, en un país en el que habitualmente las masas empobrecidas son las que se manifiestan por sus derechos, sucede algo nunca visto: las calles se llenan de gente de la clase alta citadina, que exige la renuncia del Presidente. Al movimiento azuzado por la derecha extrema se le denomina »el tsunami blanco« por su atuendo. La única evidencia con la que acusan al presidente es el testimonio grabado por Rosenberg, quien asegura contar con unas evidencias jamás reveladas. Ante la presión, el Presidente designa al español Carlos Castresana, jefe de la Comisión Internacional Contra la Impunidad en Guatemala (CICIG) de

»… wenn Sie diese Nachricht hören oder sehen, geschieht dies leider, weil ich ermordet worden bin…«

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I Will be Murdered rekonstruiert die von Castresana geleiteten Ermittlungen. Die Erzählung setzt sich aus den Zeugenaussagen von Journalisten, Forschern, Mördern sowie von Angestellten und Familienangehörigen Rosenbergs zusammen. Das Labyrinth, durch das der Film uns führt, ist komplex. Nicht so sehr wegen der Form, in der der Fall während der anderthalb Stunden untersucht wird, sondern vielmehr wegen dem unerklärlichen und kontroversen Vorgehen der Personen. Vor Allem das Verhalten Rodrigo Rosenbergs, der sich mit dem Fortschreiten der Ermittlungen nicht mehr als Opfer einer Verschwörung, sondern als Verschwörer und führender Kopf des kommenden Chaos erweist, überrascht. Der Dokumentarfilm legt außerdem die Doppelmoral und die verblüffende Einfältigkeit einer Gesellschaft dar, die, wie bereits bekannt, Augen und Ohren vor dem verbrecherischen Genozid an mehr als 250,000 Guatemalteken — zum Großteil an der indigenen Landbevölkerung — verschließt, die gleichzeitig aber Skandal schreit und auf die Straße geht, wenn jemand aus ihrer verkümmerten Elite zu Tode kommt.

I will be murdered löst den Fall Rosenberg minutiös, zeichnet außerdem aber das Bild einer von Straflosigkeit, Korruption, Vetternwirtschaft und Gewalt geprägten Gesellschaft. Die Geschichte verpflichtet postum Dritte, ihr Zeugnis vor der Kamera abzulegen: Freunde, Bedienstete und Familienangehörige entblößen ihre Erinnerungen und Gefühle während sie deutlich machen, wahrscheinlich ohne sich dessen bewusst zu sein, wie schmal die Grenze zwischen gut und böse in Guatemala ist. Der Tod von Rodrigo Rosenberg erschütterte dieses Land und vielleicht ist dies das einzige, das ihm etwas Sinn verleiht.

Naciones Unidas para investigar el caso.

I Will be Murdered reconstruye la investigación dirigida por Castresana. La narración está tejida con el testimonio de periodistas, investigadores, victimarios, empleados y familiares de Rosenberg. El laberinto por el cual el film nos conduce es complejo, no tanto por la forma en que el caso se va hilando durante una hora y media, sino por lo inexplicable y entreverado de la actuación de los personajes. En particular la actuación de Rodrigo Rosenberg, quien se devela con el avance de las pesquisas ya no como víctima de una conspiración, sino como conspirador y mente maestra del caos que vendrá. El documental expone además la ambigua moral y la desconcertante simpleza de una sociedad que, como se sabe, cierra sus ojos y entendimiento ante el crimen de genocidio contra más de 250.000 guatemaltecos — en su mayoría campesinos indígenas —, pero que a la vez hace escándalo por las calles cuando muere alguien de su languideciente élite.

I will be murdered resuelve minuto a minuto el caso Rosenberg, pero además esboza el retrato de una sociedad marcada por la impunidad, la corrupción, el tráfico de influencias y la violencia. La historia obliga póstumamente a terceros a exponer sus testimonios ante la cámara: amigos, sirvientes y familiares desnudan sus memorias y emociones mientras hacen evidente, probablemente sin darse cuenta, lo tenue que es la frontera entre el bien y el mal en Guatemala. La muerte de Rodrigo Rosenberg sacudió a ese país y quizás eso sea lo único que le otorgue algo de sentido.

Die Geschichte verpflichtet postum Dritte, ihr Zeugnis vor der Kamera abzulegen.

Das einzige Beweisstück, mit dem sie den Präsidenten anklagen, ist die aufgezeichnete Aussage Rosenbergs...

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Kompasshäuschen

Die Subversion ist zurück. Sehen oder nicht sehen, das ist hier die Frage.

Die Zeichen des Lichts! Das Licht, das alles durchdringt, um zu strahlen. Der Mythos des Mondes, der absorbiert und gleichzeitig ausstrahlt. Ein subversives, romantisches Kino, das zwischen Hollywood und experimentellem Film vermittelt. Durch Fiktionen, die die Wirklichkeit erschüttern, werden einzelne Partikel gemischt, die dann das Ganze ergeben: technicolor, schwarz und weiss.Erstens: Der Film verhandelt zwischen nicht Lügen, aber auch nicht die ganze Wahrheit sagen. In dieser Form zeigt sich die Wirklichkeit durch Fragmente, die als Fiktion präsentiert wird, sich aber in etwas konkretes verwandelt und dadurch surreal wird. Ein Kino, in dem alles möglich ist, ironisch und spielerisch, wie es Orson Welles auf Portugiesisch in Brasilien beschreibt. Es handelt sich um eine Wahrheit, die größer ist als die eigene Vorstellung. Ein Abbild seiner eigenen Herkunft. Lateinamerika.Zweitens: Die Verbindung von Kulturen, die ihren Ausdruck in der Musik finden, in den verschiedenen Lebensweisen, Kontrasten und Gegensätzen von Ungerechtigkeit und Güte.Das Leben in seinen Extremen, gespiegelt im Zustand der Dinge, in einer Minute des Schweigens, zwischen Schatten und Reflexionen eines Zustands der permanenten Veränderung. Drittens: Es handelt sich um die Dokumentierung der Samba in Río de Janeiro. Von der Feierlichkeit und den Rhytmen der Musik und dem Tanz, die jene mit ihrer Energie anstecken, die bereit sind, sich in einen Ruhezustand zu versetzen und die dem Elend den Rücken kehren.Um das Jetzt zu erleben, sich von dem Moment mitreißen zu lassen und sich das verloren Gegangene zurückzuerobern: Großer Otello!Viertens: Alles über das Filmshooting. Mittels dieser rüstungsgleichen Maschinerie, dem Leitmotiv, in das sich der Cineast vertieft, um sich in einen Zyklopen zu verwandeln und somit mittels dieses großen Auges die Realität einfängt und entführt.Fünftens: Die Fenster öffnen, um uns in das Leben eines Jungen zu versetzen, der das widerliche Verhalten der ihn umgebenden Erwachsenen nicht versteht, um die Berge zu überschreiten und über Handarbeit der ländlichen Handwerker nachzudenken.Sechstens: Für einen Moment in unserem Leben innehalten und sich in diesen großen Zustand des Zuhörens zu versetzen.

Elizabeth Gallón Droste über Mr. Sganzerla - Die Zeichen des Lichts, von Joel Pizzini und über das lateinamerikanische Kino, übersetzt von Lina Wilhelms

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La subversión está de vuelta. Ver o no ver: esa es la cuestión.

¡Los signos de la luz! Que atraviesa para después ser proyectada. El mito de la luna, que absorbe e igualmente irradia. Un cine subversivo, romántico, que media entre lo hollywoodense y lo experimental. Por medio de ficciones que estremecen la realidad, mezclando en su cinta partículas que llevan a un todo: tecnicolor, blanco y negro. Primero: Negociando entre no decir mentiras, pero tampoco toda la verdad. Mostrando de esta forma una realidad en fragmentos, presentada como ficción, pero transformándose en algo concreto y de este modo surreal. Un cine en donde todo es posible, irónico y juguetón, como lo describe Orson Welles en portugués, en Brasil. Llevándolo a ser una verdad mayor que la propia imaginación. Un reflejo de su mismo origen. Latinoamérica. Segundo: Mezcla de culturas manifestándose en la música, en las formas de vida, en contrastes y antípodas de diferencias injustas y de bondad. La vida en sus extremos, reflejada en el estado de las cosas, en un minuto de silencio, entre sombras y reflejos de un constante estado de cambio. Tercero: Se trata de la documentación de la Samba en Río de Janeiro. De la festividad y los ritmos de la música y el baile que contagian de energía a una mente que esta lista para entrar en estado de pausa y que le da la espalda a la miseria. Para vivir el ahora y dejarse llevar por el momento, reconquistando lo que se había perdido: ¡Grande Otello! Cuarto: Todo a través del shooting cinematográfico. Por medio de esa maquinaria analogía armamentista, el constante leit motiv en la cual se sumerge el cineasta para transformarse en un cíclope y así por medio de ese gran Ojo, capturar y raptar la realidad. Quinto: Abriendo la ventana para sumergirnos en la vida de un niño que no entiende la desagradable conducta de los adultos que lo rodean, para atravesar las montañas y reflexionar sobre el trabajo de las manos de los artesanos, del campo. Sexto: Para por unos momentos parar en nuestras vidas y sumergirnos en ese gran estado de escuchar al Otro.

Elizabeth Gallón Droste, sobre Mr. Sganzerla — os signos da luz, de Joel Pizzini y sobre el cine latinoamericano.

Bitácora de bolsillo

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Mañana Lakino se vuelve un espacio imperdible de discusión y formación. En nuestro filmlab, podrás charlar con gente de la escena local como Kristina Konrad, David Bernet y Erika Harzer, que te contarán su experiencia filmando en Latinoamérica. También podrás asistir a talleres/workshops sobre los nuevos modelos de distribución y el desarrollo de proyectos independientes. Felipe Bragança, director brasileño, ofrecerá su perspectiva sobre el cine experimental de su país. Y por si fuera poco, ¡películas, películas y más películas de la competencia en el Babylon!

Morgen kannst du mit Lakino diskutieren und dich weiterbilden. In unserem FilmLab hast du verschiedene Möglichkeiten mit Experten der lokalen Kinoszene und lokalen Kinoexperten zu sprechen: Die Filmemacher Kristina Konrad, David Bernet und Erika Harzer berichten z. B. von ihren Erfahrungen beim Filmdreh in Lateinamerika. Es wird Workshops über neue Vertriebsmodelle oder über die konkrete Entwicklung eines unabhängigen Projekts geben. In Verbindung damit wird der brasilianische Regisseur Felipe Bragança seine ganz persönliche Sicht auf das experimentelle Kino in seinem Land darlegen. Und als wäre das alles nicht genug, gibt es natürlich wieder viele interessante Wettbewerbsfilme im Kino Babylon zu sehen!

Morgen

Mañana

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[ InsertFilmfestival Direktor: Martín CapatintaRedaktion und Bearbeitung: Mijal Bloch, Elizabeth Gallón Droste / Autoren: Lola Tienza, José Luis Urriago Novoa, Friderike Laun, Diego Mondaca, Gabriel Caballeros Gálvez / Gestaltung: Sorina Reiber, Paul Thalmeier / Fotografie: Juan Maza, Joao Xavi, Jonathan Reppich, Diego Olea / Übersetzung: Elizabeth Gallón Droste, Friderike Laun, Ulrike Geier, Maira Simone Peters, Lina Wilhelms ]