Institut für Wirtschaftsforschung Halle Peter Franz Neue Jobs in der post-industriellen Stadt:...

14
Institut für Wirtschaftsforschung Halle Peter Franz Neue Jobs in der post-industriellen Stadt: Strategien städtischer Regenerierung im Vergleich Vortrag im Rahmen der Internationalen Fachtagung „Regenerierung der Städte. Strategien in der post-sozialistischen Transformation“ des IRS am 16.11.2007 in Potsdam

Transcript of Institut für Wirtschaftsforschung Halle Peter Franz Neue Jobs in der post-industriellen Stadt:...

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Peter Franz

Neue Jobs in der post-industriellen Stadt:

Strategien städtischer Regenerierung im Vergleich

Vortrag im Rahmen der Internationalen Fachtagung „Regenerierung der Städte. Strategien in der post-sozialistischen Transformation“ des IRS am 16.11.2007 in Potsdam

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Gliederungspunkte

1. Von der Industrie- zur Dienstleistungsstadt?

2. Zur Erklärung des Niedergangs von Städten auf Grundlage der Theorie des Produktlebenszyklus

3. Zur Hypothese von den Wachstumsvorteilen der „skilled city“

4. Strategien von „resurgent cities“: Wie schaffen Städte den Wiederaufstieg?

5. Resümee

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

1. Von der Industrie- zur Dienstleistungsstadt?

• Städte in der DDR mit hohem Industriebesatz, innerstädtischen Industriestandorten und fehlender/unterbundener Suburbanisierung: Im Ost-West-Vergleich „eingefrorener“ Stand der Entwicklung

• Nach 1990 schockartige Deindustrialisierung: Nachgeholter Sprung vom Industrie- ins Dienstleistungszeitalter?

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Erwerbstätige im Produzierenden Gewerbe in den neuen Ländern 1991-2006

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

1. Von der Industrie- zur Dienstleistungsstadt?

• Drei-Sektoren-Hypothese von Fourastié nicht zutreffend, da ...

• Industriefirmen als Nachfrager für produktionsorientierte Dienstleistungen auftreten

• mittels Outsourcing und ausdifferenzierter Wertschöpfungsketten Industrie und Dienstleistungen nicht substitutiv, sondern komplementär aufeinander bezogen sind

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

1. Von der Industrie- zur Dienstleistungsstadt?

• Daher Ansiedlung produzierender Unternehmen nach wie vor wichtig

• Unternehmenszentralen bieten beste Voraussetzungen für Entwicklungsdynamik unternehmensbezogener Dienstleistungen

• Halle als Beispiel für eine weitgehend deindustrialisierte Stadt

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Beschäftigtenentwicklung in den 10 größten Branchen der Stadt Halle 1995-2001

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Ost-West-Vergleich der Beschäftigung in einzelnen Dienstleistungszweigen 1995-2005 (1995 = 100)

West-deutschland

Ost-deutschland

Wirtschaft insgesamt 105,8 92,7

Dienstleistungssektor 116,9 107,1

- Handel/Gastgewerbe/Verkehr 106,5 97,1

Handel 103,5 99,1

Gastgewerbe 123,3 128,9

Verkehr 101,9 81,1

- Finanz- und Unternehmensdienste 146,2 135,6

Kreditinstitute, Versicherungen 101,5 94,0

Unternehmensdienste, Wohnungswesen 155,6 140,8

- Öffentliche und private Konsumdienste 113,6 104,5

Öffentl. Verwaltung, Rechtspflege, Sicherheit, Sozialversicherung

89,5 96,4

Sonstige öffentliche und private Dienste 119,9 106,3

Quelle: Brenke et al. 2007

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

2. Erklärung des Niedergangs von Städten mit Hilfe der Produktlebenszyklustheorie

• Theorie gut anwendbar, wenn eine Branche in einer Stadt dominiert

• Firmen, deren Produkte sich in der Reife- und Stagnationsphase des Produktlebenszyklus befinden, neigen zu Standortverlagerungen und rückläufigen Erträgen

• Negative Folgen für Arbeitsmarkt, finanzielle Lage und für Einwohnerzahl einer betroffenen Stadt

• Zusätzlich erschwerend: „Verkrustete“ politische Machtstrukturen, die lokale Interessen zur Erhaltung der alten Branche begünstigen

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Modell des Niedergangs von Städten auf der Grundlage produktlebenszyklischer Annahmen (Friedrichs 1994)

Anfälligkeit für

Produktlebenszyklus

Branchendiversität in

einer Stadt

Ökonomischer

Niedergang

Demographischer

Niedergang

Steuereinnahmen der

Stadt

Investitionen in neue

Branchen und

Unternehmen

Einfluss auf politische

Eliten der Stadt

Ausmaß der Dominanz einer

Branche in der Stadt

Ausmaß und Dauer des

Niedergangs der Stadt

+

-

-

+

-

-

-

- +

+

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

2. Erklärung des Niedergangs von Städten mit Hilfe der Produktlebenszyklustheorie

• Theorie erklärt Niedergang besser als Wiederaufstieg

• Mit der Vereinigung in ostdeutschen Städten ging auch Auflösung lokaler Machtstrukturen einher

• Ableitung für die Politik: Ansiedlung verlängerter Werkbänke riskant, da unsichere Arbeitsplätze und Ertragslage

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

3. Wachstumsvorteile der „skilled city“ auch in Ostdeutschland?

• Theorie besagt, dass sich Städte mit einem hohen Anteil an Hochqualifizierten ökonomisch dynamischer entwickeln als Städte mit geringeren Anteilen

• Empirische Überprüfung ergibt Bestätigung für USA und Westdeutschland, aber keinen Zusammenhang für Ostdeutschland

• Ableitung für die Politik: Primär - Kooperationen von Wissenschaft und Wirtschaft müssen in ostdeutschen Städten gestärkt werden

• Sekundär – Weiterarbeit an der Verbesserung der weichen Standortfaktoren

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

4. „Resurgent cities“: Wie schaffen Städte den Wiederaufstieg?

• Der Blick auf im Wiederaufstieg befindliche Städte in den USA zeigt, ...

• dass diese Städte einen Prozess des „Sich-neu Erfindens“ durchlaufen haben (Standort für neue Branche(n), neue Funktion),

• dass in diesen Städten zivilgesellschaftliche Aktivitäten überdurchschnittlich ausgeprägt sind.

• Übertragung auf ostdeutsche Städte: Zivilgesellschaftliches Moment durch Abwanderung und Unterdrückung des Unternehmertums zu wenig entwickelt – Faktor, der politisch kurzfristig schlecht beeinflussbar ist

Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

??!! Kontakt: [email protected]