Interessantes für unsere Zuweiser und Partner - ukw.de · Reiser, Lisa Schiffmann und Dr. Claudia...

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Bild: Monet | Fotolia.com Neues aus der Uni.Klinik Interessantes für unsere Zuweiser und Partner Bild: Monet | Fotolia.com Ausgabe 02 · 2018 Inhalt: Chemosaturation bei Leberkrebs Gesundes Genießen für Menschen mit Krebs Lebensbedrohlichen Cytomegalievirus-Infektionen vorbeugen Komplikationsrisiko nach Stammzelltransplantation frühzeitig erkennen Mittelohr-Operationskurs mit hoher Anziehungskraft Innovative neurologisch-neurochirurgische Kooperation MS-Patienten: mit Elektrostimulation therapieren? Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz: den „guten“ Zellen auf der Spur Experimentelle Biomedizin: Blutplättchen im Visier Angststörungen: Studienangebot verlängert 44 genetische Variationen bei Depressionen identifiziert Zwei Jahrzehnte Hilfe bei Mukoviszidose Qualität mit Brief und Siegel Fortbildungen Juli bis September 2018

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Ausgabe 02 · 2018

Inhalt:

▶ Chemosaturation bei Leberkrebs▶ Gesundes Genießen für Menschen mit Krebs▶ Lebensbedrohlichen Cytomegalievirus-Infektionen vorbeugen▶ Komplikationsrisiko nach Stammzelltransplantation frühzeitig erkennen▶ Mittelohr-Operationskurs mit hoher Anziehungskraft▶ Innovative neurologisch-neurochirurgische Kooperation▶ MS-Patienten: mit Elektrostimulation therapieren?▶ Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz: den „guten“ Zellen auf der Spur▶ Experimentelle Biomedizin: Blutplättchen im Visier▶ Angststörungen: Studienangebot verlängert▶ 44 genetische Variationen bei Depressionen identifiziert▶ Zwei Jahrzehnte Hilfe bei Mukoviszidose▶ Qualität mit Brief und Siegel

▶ Fortbildungen Juli bis September 2018

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AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

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Seit diesem Frühjahr gehört die Chemosaturation zu den Behandlungsmöglichkeiten, die das Uniklinikum Würzburg Patienten mit bestimmten Formen von Leberkrebs anbieten kann. Dabei wird das Organ vorrübergehend vom Blutkreislauf isoliert und mit einem konzentrierten Chemotherapeutikum „gesättigt“.

ren Dosierungen der Chemotherapie in der Leber zu arbeiten.“

Kernpunkte des Therapiekonzepts sind die zeitweise Isolierung der Leber vom Blutkreislauf des Körpers und das Appli-zieren konzentrierter Dosen eines Anti-krebsmedikaments direkt in die Leber, wobei das gesamte Organ mit dem Wirkstoff „gesättigt“ (saturiert) wird.

Blockade des Blutflusses durch Doppel-Ballon-KatheterUm den restlichen Körper vor den toxi-schen Eigenschaften des Chemothera-peutikums zu schützen, platzieren Prof.

Kickuth und sein Team einen speziellen Doppel-Ballon-Katheter in der Vena cava inferior. Nach dem Aufblasen der Ballons ist die untere Hohlvene, die das Blut aus der unteren Körperhälfte direkt zum rechten Vorhof des Herzens trans-portiert, bis auf einen kleinen, kon- trollierten Blutstrom blockiert. Die Kon-struktion mit zwei Ballons hilft, Umge-hungskreisläufe, die sich ansonsten schnell im venösen System bilden wür-den, zu verhindern.Über einen zweiten, arteriellen Katheter verabreichen die Mediziner das Antikrebs-mittel direkt in die Leber. Dieses „Fluten“

„Zur Behandlung von Krebsarten in der Leber stehen zum Teil hochaggressive Zytostatika zur Verfügung, die zwar die Metastasen im Organ wirksam bekämp-fen, aber im restlichen Körper starke Ne-benwirkungen hervorrufen“, berichtet Prof. Dr. Ralph Kickuth. Der Experte für Interventionelle Radiologie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) fährt fort: „Die seit März dieses Jahres am UKW verfügbare Chemosatu-ration ist ein Weg, diese ungewollten Begleiterscheinungen deutlich zu mini-mieren und gleichzeitig mit noch höhe-

Chemosaturation bei

Leberkrebs

Die Chemosaturation der Leber ist ein technologisch aufwändiger und personalintensiver Eingriff.

Ein Filter reinigt das Blut außerhalb des Körpers.

AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

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Seit diesem Frühjahr gehört die Chemosaturation zu den Behandlungsmöglichkeiten, die das Uniklinikum Würzburg Patienten mit bestimmten Formen von Leberkrebs anbieten kann. Dabei wird das Organ vorrübergehend vom Blutkreislauf isoliert und mit einem konzentrierten Chemotherapeutikum „gesättigt“.

ren Dosierungen der Chemotherapie in der Leber zu arbeiten.“

Kernpunkte des Therapiekonzepts sind die zeitweise Isolierung der Leber vom Blutkreislauf des Körpers und das Appli-zieren konzentrierter Dosen eines Anti-krebsmedikaments direkt in die Leber, wobei das gesamte Organ mit dem Wirkstoff „gesättigt“ (saturiert) wird.

Blockade des Blutflusses durch Doppel-Ballon-KatheterUm den restlichen Körper vor den toxi-schen Eigenschaften des Chemothera-peutikums zu schützen, platzieren Prof.

Kickuth und sein Team einen speziellen Doppel-Ballon-Katheter in der Vena cava inferior. Nach dem Aufblasen der Ballons ist die untere Hohlvene, die das Blut aus der unteren Körperhälfte direkt zum rechten Vorhof des Herzens trans-portiert, bis auf einen kleinen, kon- trollierten Blutstrom blockiert. Die Kon-struktion mit zwei Ballons hilft, Umge-hungskreisläufe, die sich ansonsten schnell im venösen System bilden wür-den, zu verhindern.Über einen zweiten, arteriellen Katheter verabreichen die Mediziner das Antikrebs-mittel direkt in die Leber. Dieses „Fluten“

„Zur Behandlung von Krebsarten in der Leber stehen zum Teil hochaggressive Zytostatika zur Verfügung, die zwar die Metastasen im Organ wirksam bekämp-fen, aber im restlichen Körper starke Ne-benwirkungen hervorrufen“, berichtet Prof. Dr. Ralph Kickuth. Der Experte für Interventionelle Radiologie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) fährt fort: „Die seit März dieses Jahres am UKW verfügbare Chemosatu-ration ist ein Weg, diese ungewollten Begleiterscheinungen deutlich zu mini-mieren und gleichzeitig mit noch höhe-

Chemosaturation bei

Leberkrebs

Die Chemosaturation der Leber ist ein technologisch aufwändiger und personalintensiver Eingriff.

Ein Filter reinigt das Blut außerhalb des Körpers.

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des gesamten Organs hat zur Folge, dass sowohl die sichtbaren Tumore, wie auch möglicherweise unerkannte Mikrotumore mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen.

Die Chemosaturation wird vornehmlich bei nicht operablen bösartigen Tumoren der Leber oder bei auf die Leber be-schränkten Metastasen anderer Tumo-ren, wie zum Beispiel des Dickdarmkreb-ses, des schwarzen Hautkrebses oder des Aderhautmelanoms des Auges, ein-gesetzt.

Reinigen des Blutes außerhalb des KörpersUnd wie verlässt das therapeutische Zell-gift den Körper wieder? Prof. Kickuth er-läutert: „Der Doppel-Ballon-Katheter ist so konstruiert, dass zwischen den beiden Ballons das mit Chemotherapeutikum be-ladene Blut angesaugt werden kann. Die-ses leiten wir dann zu einer Pumpe mit integriertem CO2-Membran-Filter.“ Unter der Aufsicht eines Kardiotechnikers und eines Anästhesisten reinigt dieser extra-korporale Kreislauf das Blut von dem Zy-tostatikum und führt es über die Halsve-ne in den Körper zurück. So werden bis

betroffen. „Für diese Krebsentität gab es bisher kaum eine Behandlungsopti-on, da ist die Chemosaturation ein will-kommener weiterer Pfeil in unserem Köcher“, unterstreicht Prof. Kickuth. Bei der 65-Jährigen wurde der Eingriff bislang zweimal durchgeführt, eine dritte Sitzung ist in Vorbereitung. Ihre Behandlung am Uniklinikum Würzburg ist Teil einer weltweiten Studie, die die Wirksamkeit des Verfahrens dokumen-tieren soll. Wichtige Kooperationspart-ner des interdisziplinären Vorhabens sind die Würzburger Universitäts-Hautklinik, vertreten durch Dr. Anja Gesierich, und die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des UKW, deren Ansprechpartner Prof. Dr. Peter Kranke ist.

„Aus jetziger Sicht schaut es gut aus: Bei unserer Patientin können wir seit der ersten Chemosaturation im März 2018 keinen Progress der Lebermetastasen verzeichnen“, berichtet Prof. Kickuth. Generell bieten in ganz Deutschland nur sehr wenige Krankenhäuser dieses tech-nologisch aufwändige und personalin-tensive Verfahren an.

zu 99 Prozent des Medikaments entfernt.Der in Vollnarkose durchgeführte Ein-

griff dauert rund vier Stunden. Danach bleibt der oder die Patient/in noch für ei-nen Tag auf der Intensivstation des UKW zur Beobachtung.

Die erste am UKW per Chemosatura-tion behandelte Patientin ist von Leber-Metastasen eines Aderhaut-Melanoms

Doppel-Ballon-Katheter zur Chemo-Isolation

Filterung in extrakorporalemBlutkreislauf

arteriell einliegender Katheter für das Einführen des

Chemotherapeutikums

Das vereinfachte Verfahrensschema zeigt die Funktionsweise der Chemosaturation der Leber.

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„Aus jetziger Sicht schaut es gut aus: Bei unserer Patientin können wir seit der ersten Chemosatura-tion im März 2018 keinen Progress der Lebermetastasen ver-zeichnen“Prof. Dr. Ralph Kickuth

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AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

Mitte März dieses Jahres fand der erste Patientenkochkurs des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken zusammen mit Sternekoch Bernhard Reiser statt. Die Teilnehmerinnen lernten, wie köstlich gesunde Ernährung in der Onkologie sein kann.

gesundes Essen? Worauf sollte man besonders achten? Was sagen die Fach-gesellschaften? Was ist Mangelernäh-rung, wie viele Patientinnen und Patien-ten sind davon betroffen – und warum ist sie unbedingt zu vermeiden? Außer-dem wurde herausgearbeitet, warum Krebsdiäten in der Regel nicht zu emp-fehlen sind.

Auf Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe achtenWenige Tage später ging es von der Theorie in die Praxis: Unter Anleitung des mainfränkischen Sternkochs Bern-hard Reiser durften die Krebspatientin-nen in dessen Kochmanufaktur in Det-telbach selbst die Kochlöffel schwingen. Laut Reiser, der als Botschafter das CCC

„Ernährung in der Onkologie – Mit Ge-nuss Körper und Seele stärken“ heißt ein aktuelles Informations- und Weiter-bildungsmodul des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken. „Unser Ziel dabei ist es, Krebspatientin-nen und -patienten darin zu unterstützen, aus der Flut an Ernährungsratschlägen die für sie persönlich wertvollen Infor-mationen herauszufiltern“, sagt Dr. Claudia Löffler. Die Ärztin ist eine der Expertinnen für komplementäre Onko-logie des am Uniklinikum Würzburg (UKW) angesiedelten Integrierten Krebszentrums. Als ersten Schritt auf diesem Weg veranstaltete das CCC Mainfranken im März dieses Jahres einen theoretischen Workshop. Die Teil-nehmerinnen – 15 Frauen des Vereins Frauenselbsthilfe nach Krebs – beschäf-tigten sich unter Leitung der UKW- Ernährungswissenschaftlerin Lisa Schiff-mann mit Fragen wie: Was ist überhaupt

Gesundes Genießen für Menschen mit Krebs

Sternekoch Bernhard Reiser (links) mit den Teilnehmerinnen des Kochkurses.

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Mainfranken unterstützt, fängt gesunde und genussreiche Ernährung bei hoch-wertigen, nachhaltigen und fair erzeug-ten Lebensmitteln an und hört beim Spaß am Essen noch lange nicht auf. Da es gerade während einer Tumortherapie wichtig ist, auf eine ausreichende Ver-sorgung mit Nähr- und Mineralstoffen sowie Vitaminen zu achten, hatte der „Soulfood“-Experte im Kurs viele Ideen und Anregungen zur Anreicherung der Ernährung parat. Dazu zählten zum Bei-spiel Lupinen im Kartoffelstampf oder der Einsatz wertvoller Pfl anzenöle. Au-ßerdem hatte Reiser eigens für die Kursteilnehmerinnen Rezepte mit ge-schmacksneutraler medizinischer Trink-nahrung entwickelt. „So werden Berüh-rungsängste mit dem Thema künstliche Ernährung abgebaut und es zeigte sich, dass auch hierbei der Genuss nicht zu kurz kommen muss“, kommentiert Dr. Löffl er.

Fortsetzung in größerem ZusammenhangDie meisten der vorgestellten Gerichte sind mit kleinem Aufwand für jede/n gut nachzukochen, so dass die Pilot-Teilneh-merinnen motiviert und mit vielen neu-en Ideen nach Hause gingen. Nach die-sen positiven Erfahrungen freuen sich die Initiatoren des Projektes Bernhard Reiser, Lisa Schiffmann und Dr. Claudia Löffl er schon auf dessen Fortsetzung. Es ist geplant, dass ab Mitte 2018 das Modul Ernährung als ein Teil des Projek-tes „Ressourcentraining in der Onkolo-gie“ stattfi ndet, bei dem die Patientinnen und Patienten zusätzlich Wissenswertes aus den Bereichen Bewegung, Entspan-nung und naturheilkundliche Selbst-hilfestrategien erfahren.

KOI: Ein neuer Blog zur Komplementären OnkologieEin Weg, über die komplementären Leistungen und Informationsange-bote des CCC Mainfranken auf dem Laufenden zu bleiben, ist der neue Blog „KOI – Komplementäre Onko-logie Integrativ“, der auf der Home-page des CCC Mainfranken (www.ccc.uni-wuerzburg.de) unter der Rubrik Aktuelles zu fi nden ist.

Vorträge zur Suchtprävention bei Beschäft igten im Krankenhaus

Am Dienstag, den 10. Juli 2018, lädt die Stabsstelle Betriebliche Sozial- und Konfl iktberatung des Uniklinikums Würzburg (UKW) zu einem Vortrags-nachmittag zum Thema Suchtpräven-tion ein. Einer der Referenten ist Prof. Dr. Christoph Maier. Der ehemaliger Leiter der Abteilung für Schmerz-medizin am Universitätsklinikum Berg-mannsheil in Bochum widmete sich in den vergangenen Jahren zuneh-mend der Suchtentwicklung bei Pati-enten und Therapeuten. Sein Vortrag trägt den Titel „Arzneisucht bei Pfl e-genden und Ärzten – ein unterschätz-tes Ri siko!“.

Außerdem spricht Katja Beck-Doß-ler-Beck, die Leiterin der Sucht- und Konfl iktberatung der Uni Würzburg, über das richtige Führungshandeln in der betrieblichen Suchtprävention, während Dr. Susanne Buld und Dr. Eva Schnabel von der Stabstelle Betrieb-liche Sozial- und Konfl iktberatung des UKW über die Wirksamkeit der Sucht-prävention im Betrieb informieren.

Verabschiedung von Katja Beck-DoßlerDie Veranstaltung spricht nicht nur ein wichtiges Thema an, sie ist auch eine Würdigung und Verabschiedung von Katja Beck-Doßler. Nach über 20 Jahren wird sie sich als Suchberaterin aus dem UKW zurückziehen und sich ganz dem bislang parallel ausgefüllten Aufgaben-bereich in der Sucht- und Konfl iktbera-tung der Universität widmen.

Der Vortragsnachmittag im Hörsaal des Deutschen Zentrums für Herzinsuf-fi zienz beginnt um 14:00 Uhr und endet um 16:00 Uhr mit der Gelegenheit zum persönlichen Austausch in der Lounge des Zentrums. Die Teilnahme ist kosten-los, allerdings wird um eine Anmeldung unter E-Mail: konfl [email protected] gebeten.

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beratungsstelle betriebliche Sozial- & Kon�iktberatung beratungsstelle

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Mainfranken unterstützt, fängt gesunde und genussreiche Ernährung bei hoch-wertigen, nachhaltigen und fair erzeug-ten Lebensmitteln an und hört beim Spaß am Essen noch lange nicht auf. Da es gerade während einer Tumortherapie wichtig ist, auf eine ausreichende Ver-sorgung mit Nähr- und Mineralstoffen sowie Vitaminen zu achten, hatte der „Soulfood“-Experte im Kurs viele Ideen und Anregungen zur Anreicherung der Ernährung parat. Dazu zählten zum Bei-spiel Lupinen im Kartoffelstampf oder der Einsatz wertvoller Pfl anzenöle. Au-ßerdem hatte Reiser eigens für die Kursteilnehmerinnen Rezepte mit ge-schmacksneutraler medizinischer Trink-nahrung entwickelt. „So werden Berüh-rungsängste mit dem Thema künstliche Ernährung abgebaut und es zeigte sich, dass auch hierbei der Genuss nicht zu kurz kommen muss“, kommentiert Dr. Löffl er.

Fortsetzung in größerem ZusammenhangDie meisten der vorgestellten Gerichte sind mit kleinem Aufwand für jede/n gut nachzukochen, so dass die Pilot-Teilneh-merinnen motiviert und mit vielen neu-en Ideen nach Hause gingen. Nach die-sen positiven Erfahrungen freuen sich die Initiatoren des Projektes Bernhard Reiser, Lisa Schiffmann und Dr. Claudia Löffl er schon auf dessen Fortsetzung. Es ist geplant, dass ab Mitte 2018 das Modul Ernährung als ein Teil des Projek-tes „Ressourcentraining in der Onkolo-gie“ stattfi ndet, bei dem die Patientinnen und Patienten zusätzlich Wissenswertes aus den Bereichen Bewegung, Entspan-nung und naturheilkundliche Selbst-hilfestrategien erfahren.

KOI: Ein neuer Blog zur Komplementären OnkologieEin Weg, über die komplementären Leistungen und Informationsange-bote des CCC Mainfranken auf dem Laufenden zu bleiben, ist der neue Blog „KOI – Komplementäre Onko-logie Integrativ“, der auf der Home-page des CCC Mainfranken (www.ccc.uni-wuerzburg.de) unter der Rubrik Aktuelles zu fi nden ist.

Vorträge zur Suchtprävention bei Beschäft igten im Krankenhaus

Am Dienstag, den 10. Juli 2018, lädt die Stabsstelle Betriebliche Sozial- und Konfl iktberatung des Uniklinikums Würzburg (UKW) zu einem Vortrags-nachmittag zum Thema Suchtpräven-tion ein. Einer der Referenten ist Prof. Dr. Christoph Maier. Der ehemaliger Leiter der Abteilung für Schmerz-medizin am Universitätsklinikum Berg-mannsheil in Bochum widmete sich in den vergangenen Jahren zuneh-mend der Suchtentwicklung bei Pati-enten und Therapeuten. Sein Vortrag trägt den Titel „Arzneisucht bei Pfl e-genden und Ärzten – ein unterschätz-tes Ri siko!“.

Außerdem spricht Katja Beck-Doß-ler-Beck, die Leiterin der Sucht- und Konfl iktberatung der Uni Würzburg, über das richtige Führungshandeln in der betrieblichen Suchtprävention, während Dr. Susanne Buld und Dr. Eva Schnabel von der Stabstelle Betrieb-liche Sozial- und Konfl iktberatung des UKW über die Wirksamkeit der Sucht-prävention im Betrieb informieren.

Verabschiedung von Katja Beck-DoßlerDie Veranstaltung spricht nicht nur ein wichtiges Thema an, sie ist auch eine Würdigung und Verabschiedung von Katja Beck-Doßler. Nach über 20 Jahren wird sie sich als Suchberaterin aus dem UKW zurückziehen und sich ganz dem bislang parallel ausgefüllten Aufgaben-bereich in der Sucht- und Konfl iktbera-tung der Universität widmen.

Der Vortragsnachmittag im Hörsaal des Deutschen Zentrums für Herzinsuf-fi zienz beginnt um 14:00 Uhr und endet um 16:00 Uhr mit der Gelegenheit zum persönlichen Austausch in der Lounge des Zentrums. Die Teilnahme ist kosten-los, allerdings wird um eine Anmeldung unter E-Mail: konfl [email protected] gebeten.

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Die Ergebnisse einer großen Phase III-Studie unterstreichen: Mit dem Wirkstoff Letermovir kann man einer der schwersten Infektionen bei immungeschwächten Patienten sicher vorbeugen. An der Entwicklung der antiviralen Substanz und der aktuellen Studie waren zwei Experten des Uniklinikums Würzburg maßgeblich beteiligt.

megalievirus in sich. Dieser Virus kann gerade bei immungeschwächten Men-schen schwere Krankheiten auslösen, weshalb die Be-teiligung von Patienten an klinischen Studien im univer-sitären Umfeld für den medi-zinischen Fortschritt unver-zichtbar ist.“

Die Erstinfektion wird von den Betroffenen normalerwei-se gar nicht bemerkt. Aller-dings verbleibt das Virus da-nach latent im Körper und wird vom Immunsystem in Schach gehalten. „Gefährlich werden kann es, wenn das Immunsystem ausgeschaltet oder zumindest stark ge-schwächt ist. Dies ist zum

Beispiel bei Knochenmark-, Stammzell- oder Organtrans-plantierten der Fall“, berich-tet Prof. Ullmann. Bei diesen Patienten kann das Cytome-galievirus wieder aktiv wer-den und dann beispielsweise die Netzhaut oder die Lunge befallen – es drohen Blind-heit oder Tod.

Bisher auf dem Markt da-gegen verfügbare Medika-mente haben schädigende Nebenwirkungen auf die Blut bildung im Knochenmark oder auf die Nieren. Deshalb forschen deutsche und US-amerikanische Wissen-schaftler/innen seit einigen Jahren an einem neuen Wirk-stoff mit dem Namen Leter-

„Dies ist vor allem eine gute Nachricht für künftige Kno-chenmark-, Stammzell- oder Organtransplantierte. Mit dem Wirkstoff Letermovir steht uns bald eine neue Standard-Therapie zur Verfügung, mit der wir bei diesen häufig im-munsupprimierten Patienten einer Infektion mit dem Cyto-megalievirus nebenwirkungs-arm vorbeugen können“, be-tont Prof. Dr. Hermann Einsele. Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) stützt sich bei dieser Aussage auf die Ergebnisse einer knapp zweijährigen Studie, die Ende 2017 in der Fachzeitschrift New England Journal of Me-dicine veröffentlicht wurden.

Prof. Einsele und Prof. Ullmann als Co-AutorenVon Seiten des UKW war ne-ben Prof. Einsele auch Prof. Dr. Andrew Ullmann Co-Au-tor der Publikation. Wie Prof. Einsele arbeitet auch Prof. Ullmann – derzeit beurlaubt für seine Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag – schon seit über einem Jahr-zehnt an der Entwicklung und Erprobung von Letermo-vir mit. Der Experte für Viren- und Pilzinfektionen erläutert: „Bis zu 60 Prozent unserer Patienten tragen den Cyto-

Lebensbedrohlichen

Lebensbedrohlichen Cytomegalievirus-Infektionen vorbeugen

vorbeugenCytomegalievirus-Infektionen

movir, der an einer anderen Stelle im Vermehrungszyklus des Virus im Vergleich zu den gängigen Medikamenten an-setzt. Viren werden sicher unterdrücktAn der kürzlich publizierten multizentrischen, doppel-blin-den Phase III-Studie nahmen insgesamt 565 Empfänger allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantationen in den USA und Deutschland teil. Bei ihnen wurde über DNA-Untersuchungen vorab geklärt, ob sie das Virus in sich tragen. Die Betroffenen erhielten dann nach der Transplantation 14 Wochen lang Letermovir oder ein Scheinmedikament. Es zeig-te sich, dass mit der vorbeu-genden Gabe von Letermovir das Virus deutlich unter-drückt werden kann.

Letermovir ist in den USA seit November 2017 unter dem Namen Prevymis als Arzneimittel zugelassen. Im gleichen Monat empfahl die Europäische Arzneimittel-agen tur auch die Marktzulas-sung in Europa. „Wir hoffen, dass diese bald erfolgt, damit auch wir in Deutschland Pre-vymis bald als Standard- Therapie einsetzen können“, sagt Prof. Einsele.

Das mikroskopische Bild zeigt eine Cytomegalievirus-Infektion in der Lunge. Im Zentrum sind die typischen Riesenzellen zu erkennen.

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16 klinikum & wir 2018 · 02

AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

Biomarker im Blut von Stammzelltransplantierten zeigen an, bei wem das Risiko einer unerwünschten, im Extremfall lebensbedrohlichen Immunreaktion besteht. Das ist das Ergebnis eines internationalen Forschungskonsortiums. Die Würzburger Universitätskinderklinik ist die bislang einzige deutsche Kinderklinik, die sich an dem Vorhaben beteiligt.

Vor diesem Hintergrund analysierte ein internationales Konsortium Biomarker im Blut der Patienten, die es erlauben, noch vor dem Auftreten der eigentlichen Probleme Patienten mit hohem Risiko für eine GvHD zu erkennen. Die Ergeb-nisse wurden Mitte März dieses Jahres in der internationalen Fachzeitschrift Blood veröffentlicht.

Weltweit 23 MAGIC-ZentrenSeit dem Jahr 2014 untersucht das Mt. Sinai Acute GvHD International Consor-tium, abgekürzt MAGIC, Proben von Kindern und Erwachsenen nach einer Stammzelltransplantation und vergleicht

die Ergebnisse mit dem klinischen Ver-lauf der Patienten. Geleitet von den New Yorker Ärzten Prof. John Levine und Prof. Jamie Ferrara arbeiten weltweit 23 Zent-ren zusammen. Die Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) nimmt als bisher einzige Kinderklinik Deutsch-lands an diesem Projekt teil. Die jungen Patientinnen und Patienten erhalten am UKW ihre Stammzelltransplantationen auf der Station Schatzinsel. Privatdozent Dr. Matthias Wölfl, Oberarzt dieser Station und Coautor des Fachartikels, erläutert die Bedeutung der Forschungserkennt-nisse: „Eine schwere GvHD ist wie ein Eisberg: Man sieht nur einen kleinen Teil und den oft auch erst sehr spät. Durch den MAGIC-Algorithmus haben wir jetzt ein Sonar, das uns auch vor den nicht sichtbaren Teilen frühzeitig warnt.“

Proteine als WarnzeichenProf. Ferrara und Prof. Levine entdeckten, dass bei einer Transplantat-gegen-Emp-fänger-Reaktion frühe Schäden im Darm auftreten können, wodurch die Proteine Reg3alpha und ST2 ins Blut abgegeben werden. Auf diesen Markern basiert der Erkennungsalgorithmus, der im interna-tionalen Konsortium getestet wurde. Die sich abzeichnenden Vorteile für die Pati-enten sind nach Angaben von Dr. Wölfl groß: „Zum einen können Risikopatien-ten früher als solche erkannt werden und Gegenmaßnahmen intensiviert wer-den, zum anderen kann bei Patienten ohne Risikofaktoren die intensive im-munsupprimierende Therapie schneller reduziert werden.“

Die Arbeit an der Universitätskinderkli-nik wurde unterstützt durch die Aktion Regenbogen für Leukämie- und Tumor-kranke Kinder Main-Tauber e.V. Die deut-schen MAGIC-Zentren werden – feder-führend über das Uniklinikum Regensburg – von der Deutschen José Carreras Leu-kämie-Stiftung gefördert.

Für Kinder und Erwachsene mit einer Hochrisikoleukämie ist die Stammzell-transplantation eine wichtige Therapie-option. Allerdings besteht bei diesem Austausch des eigenen Immunsystems gegen ein neues Blut-bildendes System von einem gesunden Spender die Ge-fahr, dass sich die Spenderzellen gegen den Körper des Patienten richten. Diese Transplantat-gegen-Empfänger-Reakti-on, oder auf Englisch Graft-versus-Host-Disease (GvHD), ist besonders tückisch, weil sie ganz unvermittelt auftreten kann und manchmal von einer Infektion nur schwer zu unterscheiden ist. Schwere Verläufe sind lebensbedrohlich.

Komplikationsrisiko nach Stammzelltransplantation frühzeitig erkennen

Die Würzburger Universitätskinderklinik ist als einzige Kinderklinik in Deutschland an der aktuellen Biomarkerstudie beteiligt.

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Seit 30 Jahren schult die HNO-Klinik bei einer jähr-lichen Veranstaltung Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt in mikrochirurgischen Mittelohr-Operationstechniken.

Seit drei Jahrzehnten lädt die Würzburger HNO-Klinik Hals-Nasen-Ohrenärztinnen und -ärzte aus aller Welt zu einer deutsch-landweit einmaligen Fortbildungsveran-staltung mit hoher internationaler Re-putation ein. Vom 19. bis 21. Februar dieses Jahres fand der 30. Internationale Kurs der Mikrochirurgie des Mittelohres statt. Unter den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren diesmal Mediziner/innen aus Belgien, Bulgarien, Deutsch-land, Griechenland, Italien, dem Irak, Irland, Kuwait, Litauen, der Mongolei, Nepal, Österreich, Russland, Saudi-Ara-bien, der Türkei, Ungarn und Zypern.

Live-Übertragungenaus dem OperationsaalIm Hörsaal des Comprehensive Hearing Centers Würzburg an der Josef-Schnei-der-Straße konnten sie per Live-Über-tragung und in bester Bildqualität mit-verfolgen, wie Spezialisten in einem benachbarten Operationssaal zum Teil komplizierteste Eingriffe im Mittelohr von Patienten durchführten. Die Kurs-teilnehmer/innen sahen das gleiche Bild von den millimeterkleinen Operations-details, das sich auch dem Operateur durch das Operationsmikroskop zeigt. Zum besseren Verständnis wurden die Vorgänge im OP in Englisch von einem

ärztlichen Moderator im Hörsaal und von den Operateuren selbst kommentiert. Auch Fragen aus dem Publikum beant-wortete der jeweils aktive Arzt direkt.

Die ausführenden Experten waren Prof. Dr. Rudolf Hagen, der Direktor der Würz-burger HNO-Klinik und Prof. Dr. Stefan Dazert, der Direktor der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitäts-klinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Das demonstrierte Spektrum reichte von Standard-Operationen, wie dem Verschließen eines Trommelfell-Lochs, bis zu höchsten chirurgischen Heraus-forderungen, wie dem Entfernen eines Tumors an der Schädelbasis. Ein beson-derer Fokus lag in diesem Jahr auf im-plantierbaren Hörsystemen.

Selbstverständlich hatte die Würzbur-ger HNO-Klinik von allen Patienten der Live-Operationen zuvor die entspre-chenden Einwilligungen eingeholt. „Die Patientinnen und Patienten sind gerne dabei, denn so profitieren sie von einer Behandlung durch ausgewiesen hoch-karätige Operateure“, weiß Prof. Hagen aus langjährigen Beobachtungen.

„Hands-on“ im Felsenbein-LaborNeben den täglich gut vierstündigen Live-OPs aus zwei Operationssälen boten die drei Kurstage Vorträge von internati-

Hochkonzentriert verfolgen die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer die Live- Übertragungen aus dem benachbarten Operationssaal.

Mittelohr- Operations-kursmit hoherAnziehungskraft

onalen Referenten sowie Trainingssit-zungen im Felsenbein-Labor. Das Felsen-bein ist der Teil des Schädels, der das Mittel- und Innenohr enthält. Im Labor der HNO-Klinik konnten die Kursteilneh-mer/innen an Präparaten dieses Kno-chenabschnitts diverse mikrochirurgi-sche Techniken mit Originalgeräten selbst erproben.

„Das Feedback der Medizinerinnen und Mediziner zum Kurs war wieder ausgezeichnet. Das zeigt uns, dass wir mit diesem Format auch nach drei Jahr-zehnten immer noch richtig liegen“, re-sümiert Prof. Hagen.

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Seit gut einem Jahr arbeiten Assistenz-ärztinnen und -ärzte der Klinik für Neu-rologie und Neurologische Frührehabili-tation des zum Klinikum Würzburg Mitte (KWM) gehörenden Juliusspitals für einen begrenzten Zeitraum an der Neurochirurgischen Klinik des Uniklini-kums Würzburg (UKW). Basis des inno-vativen Projekts ist ein zum 1. April 2017 in Kraft getretener Kooperationsvertrag. „Mit diesem ganz neuen Ansatz ver-tiefen und optimieren wir eine schon seit vielen Jahren bestehende, äußerst fruchtbare Zusammenarbeit unserer Kliniken“, sagt Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, der Direktor der Neurochirur-gischen Klinik und Poliklinik am UKW.

Etablierte Zusammenarbeit nach dem Phasen-Modell So gehört es seit langem zum Standard, dass die Neurologie des Juliusspitals UKW-Patienten zur Frührehabilitation übernimmt. „Wir folgen damit einem bundesweit praktizierten neurologischen Phasen-Modell“, schildert Prof. Dr. Ma-thias Mäurer, der Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Früh-rehabilitation am Juliusspital. Laut die-sem Modell werden Patienten mit schweren Hirnschäden, die beispiels-weise durch Unfälle oder Blutungen ver-ursacht wurden, unmittelbar nach dem Ereignis in einer Phase A-Einrichtung akutmedizinisch behandelt – in diesem Fall auf der Neurochirurgischen Intensiv-station des UKW. Sobald es der Zustand der Patienten erlaubt, werden sie zur so-genannten Frührehabilitation an eine Phase B-Einrichtung übergeben – hier an die Klinik für Neurologie und Neurolo-gische Frührehabilitation des Juliusspi-tals. „Der Begriff Reha darf hier nicht täuschen – wir haben es mit nach wie vor schwerkranken Menschen zu tun, die unter massiven neurologischen Aus-

fallerscheinungen leiden und teilweise sogar noch künstlich beatmet werden müssen“, unterstreicht Prof. Mäurer. So-bald die Patienten soweit „wiederherge-stellt“ sind, dass sie bei Therapien selbst-ständig mitarbeiten können, aber noch kurativ-medizinisch und pflegerisch be-treut werden müssen, werden sie an eine Phase C-Einrichtung zur „weiterfüh-renden Reha“ übergeben. Hier bestehen zahlreiche Kooperationen mit entspre-chenden Einrichtungen in der Region.

Gegenseitiger Know-how-Transfer„Der erfolgreich angelaufene, zeitweise Personaltransfer sorgt dafür, dass wir in einem sehr engen Erfahrungsaustausch die jeweiligen Standards und Konzepte noch besser kennenlernen“, sagt Prof. Ernestus und fährt fort: „Die in ihrer Aus-bildung bereits fortgeschrittenen Assis-tenzärztinnen und -ärzte des Juliusspi-tals bringen ihr neurologisches Wissen mit, während sie bei uns zusätzliche Kompetenzen, wie zum Beispiel Sicher-heit im Umgang mit den oftmals hoch-komplexen Problemen der betroffenen Patienten, erhalten.“ Schließlich könne es auch in einer Phase B-Einrichtung im-mer noch zu Komplikationen kommen, die frühzeitig erkannt und dann richtig behandelt werden müssten.

„Auch die beim Austausch geschlos-senen persönlichen Kontakte zwischen den Beschäftigten der beiden Kliniken fördern die weitere harmonische Zusam-menarbeit“, ergänzt Prof. Mäurer.

Patienten und Angehörige schätzen BehandlungskontinuitätEine kontinuierliche, eng verzahnte und damit gleichbleibend höchste Behand-lungsqualität ist für die Patienten, wie auch für deren Angehörige, essentiell. „Wir wissen aus eigenen Studien, dass gerade die Phase des Verlassens der In-

Durch eine neue Kooperation haben angehende Neurologinnen und Neurologen des Würzburger Juliusspitals Gelegenheit, für mindestens sechs Monate auf der Neurochirurgischen Intensiv-station des Uniklinikums Würz-burg zu arbeiten. Der temporäre Arbeitsplatzwechsel sorgt für ein noch besseres gegenseitiges Verständnis der jeweiligen Behandlungskonzepte sowie eine noch größere Kontinuität und Qualität in der Patientenversor-gung.

Innovative neurologisch-neurochirurgische

Kooperation

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tensivstation von vielen als besonders kritisch und belastend empfunden wird. Umso schöner ist es da, wenn man sich als Patient oder besorgter Verwandter darauf verlassen kann, dass trotz einer – wenn auch kleinen – räumlichen Distanz zwischen Phase A- und Phase B-Klinik praktisch wie in einem Zentrum weiter-behandelt wird“, betont Dr. Ekkehard Kunze, der Geschäftsführende Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik des UKW. Prof. Mäurer freut sich ferner über die durch den Kooperationsvertrag weiter gewachsene Reputation seiner Klinik, denn es ist bundesweit eine Seltenheit, dass eine Klinik zur neurologischen Frührehabilitation so eng an ein Klinikum der höchsten Versorgungsstufe ange-bunden ist.

Chance zur noch effizienteren Nutzung der IntensivstationDiese enge Vernetzung und die opti-mierte Kontinuität in der Behandlung be-inhalten die Chance, dass die Phase B so früh wie möglich begonnen werden

kann. „Wie bei jeder operativen Klinik ist auch bei uns in der Neurochirurgie die Intensivstation das Nadelöhr“, weiß Prof. Ernestus und fährt fort: „Deshalb sind wir froh, wenn sich medizinisch ver-tretbare Wege auftun, um unsere be-grenzten Intensivbetten noch besser nutzen zu können.“

Durch das innovative Kooperations-modell kommt das UKW auch seinem Auftrag zur Lehre nach. Die Kooperation bietet laut Prof. Ernestus den beteiligten Medizinerinnen und Medizinern eine hervorragende Gelegenheit, die für ihre Facharztausbildung erforderlichen inten-sivmedizinischen Weiterbildungszeiten mit entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten zu erlangen.

Der Ablauf im DetailIm Detail ist der Einsatz am UKW ab dem dritten Jahr der Fachweiterbildung möglich. Er dauert zwischen sechs Mo-naten und einem Jahr. Es gibt zeitgleich immer nur einen Platz für eine/n Aus-tauschärztin oder -arzt. Sie oder er wird

Die Assistenzärztin Manuela Heuchler, umrahmt von Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, dem Direktor der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (links), und Prof. Dr. Mathias Mäurer, dem Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation am Würzburger Juliusspital.

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etwa sechs Wochen lang auf der Neuro-chirurgischen Intensivstation des Unikli-nikums eingelernt und dann tagsüber in den Schichtdienst eingegliedert. Um auch die Abläufe an der Klinik für Neuro-logie und Neurologische Frührehabilita-tion aufrechtzuerhalten, erbringen die Mediziner/innen pro Monat zusätzlich etwa vier Nachtdienste im Juliusspital.Manuela Heuchler ist die zweite, die das Austauschprogramm nutzt. Die Assis-tenzärztin im vierten Jahr ihrer Facharzt-ausbildung arbeitet seit Anfang Januar dieses Jahres am UKW und lobt den sehr kollegialen Umgang an der Neuro-chirurgischen Klinik. „Neben dem ver-mittelten Wissen sowie dem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen ist für mich auch der Perspektivwechsel eine persönliche Bereicherung“, sagt die an-gehende Neurologin.

Nach den überaus positiven Erfahrun-gen des Pilotjahres spricht laut Prof. Mäurer und Prof. Ernestus alles dafür, die Kooperation in dieser Form fortzu-setzen.

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Dr. Carine Nguemeni erhielt von der Hertie-Stiftung eine For-schungsförderung in Höhe von 100.000 Euro. Die Wissenschaft-lerin untersucht die Möglichkeiten, per Elektrostimulation des Ge-hirns den Gang von MS- Patienten zu stabilisieren und deren Sturz-risiko zu vermindern.

der Direktor der Neurologischen Klinik. Die ermutigenden Aussichten des For-schungsansatzes von Dr. Nguemeni überzeugten auch die Hertie-Stiftung und ein sie beratendes wissenschaftliches MS-Konsortium der Pharma-Industrie: Sie entschieden im April dieses Jahres, dass die Forscherin eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro erhalten soll.

International attraktives Forschungs-umfeld aufgebautDie Förderung wird dazu beitragen, dass Dr. Nguemeni ihre Forschung am UKW fortsetzen kann. „In diesem Zu-sammenhang freut es mich besonders, dass es uns gelungen ist, in den letzten Jahren ein Forschungsumfeld an unserer Klinik aufzubauen, das begabte interna-tionale Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler, wie Dr. Nguemeni, anzieht“, zeigt sich Prof. Volkmann stolz. Nach seinen Angaben arbeiten aktuell 25 For-scher/innen aus diversen europäischen und außereuropäischen Ländern an der Neurologischen Klinik des UKW und tra-

gen zur international sichtbaren Spitzen-forschung in Würzburg bei.

Bisherige Karriere-Etappen von Dr. Nguemeni (Jahrgang 1985) waren die Universität von Yaoundé/Kamerun, die Universität von Reims Champagne- Ardenne/Frankreich, das Institut für Molekulare und Zelluläre Pharmakologie in Valbonne/Frankreich und die Uni-versität von Ottawa/Kanada.

Über die Hertie-StiftungDie Gemeinnützige Hertie-Stiftung wurde im Jahr 1974 von den Erben des Kauf-hausinhabers Georg Karg ins Leben ge-rufen und ist nach eigenen Angaben heute eine der größten weltanschaulich unabhängigen und unternehmerisch ungebunden Stiftungen Deutschlands.

Rund 2,5 Millionen Menschen sind weltweit an Multipler Sklerose (MS) er-krankt. Wenn der Krankheitsprozess die natürliche Kompensationsmöglichkeit des Gehirns überschreitet, leiden viele Betroffene an einer zunehmenden mo-torischen Behinderung. Der Gang wird unsicher, die Gefahr von Stürzen steigt. Hier setzt die Forschung von Dr. Carine Nguemeni an. Die aus Kamerun stam-mende Wissenschaftlerin arbeitet seit dem Jahr 2016 als Postdoktorandin an der Neurologischen Klinik des Uniklini-kums Würzburg (UKW). In der neuro-physiologischen Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Daniel Zeller will sie herausfinden, ob sich durch transkrani-elle Gleichstromstimulation (englisch: transcranial Direct Current Stimulation, tDCS) Verbesserungen der motorischen Defizite von MS-Patienten erzielen lassen.

Ein Therapieansatz mit PotenzialDie tDCS ist ein nicht-invasives, schmerz-freies und komplett reversibles Verfah-ren zur Elektrostimulation des Gehirns. Dabei wird über auf der Kopfhaut ange-brachte Elektroden Gleichstrom auf das Kleinhirn appliziert, wodurch die neuro-nale Aktivität verändert werden kann. „Die Vorarbeiten aus der Arbeitsgruppe von Dr. Zeller zeigen das grundsätzliche Potenzial dieser Methode in der MS-The-rapie“, berichtet Prof. Dr. Jens Volkmann,

Mit Elektrostimulation therapieren?

Dr. Carine Nguemeni beim Anlegen der Vorrichtung zur transkraniellen Gleich-stromstimulation.

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Eine chronische Herzinsuffizienz ist häufig die Folge von Entzündungen am Herzen. Die Schäden lassen sich in den betroffenen Patienten gut nachweisen, die Zellen, die den Verlauf und die Heilung des Gewebes beeinflussen, arbeiteten bislang jedoch im Verborgenen. Dr. Theresa Reiter hat mit ihrer Arbeitsgruppe genau diese Zellen aufgespürt. Für ihr Projekt wurde sie jetzt mit dem Orlovic-Nachwuchspreis ausgezeichnet.

im geschädigten Myokard verlässlich darstellen. In der PET/CT Untersuchung, einer nuklearmedizinischen Technik, werden diese Oberflächen-proteine durch leicht radioak-tive Substanzen, sogenannte Tracer nachgewiesen. Für die Darstellung dieser Zellen, wurde sie im April auf dem Kongress der Deutschen Ge-sellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim Anfang April mit dem Orlovic-Nach-wuchsfonds ausgezeichnet.

Neue Therapien dank Zellinformationen„Die Technik, diese proin-flammatorischen Zellen nach-zuweisen, kommt aus der Onkologie“, berichtet Theresa Reiter. „Wir haben diese Tech-nik erfolgreich auf das Herz übertragen. Der Tracer, und damit der Nachweis für die Makrophagenaktivität, leuchtet im PET genau an der Stelle, an der wir im MRT den Schaden sehen. Im nächsten Schritt werden wir die maximal zu erwartenden Signal inten si tä-ten untersuchen, um detaillierte Informationen über die Dichte und das Verhalten dieser Re-paraturzellen zu bekommen und langfristig neue Thera-pieansätze zu entwickeln.“

Infrastruktur für GeniesProf. Dr. Dr. Wolfgang Bauer, akademischer Direktor und Schwerpunktsleiter Kardiale MRT und Klinische Elektro-physiologie am UKW kom-mentiert: „Frau Dr. Reiter hat mit der preisgekrönten trans-lationalen Forschungsarbeit einen wichtigen Schritt für die Entzündungsbildgebung des Herzens getan. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine gute Infrastruktur und interdisziplinäre Zusammen-arbeit kreativen jungen For-scherinnen und Forschern hilft, ihr Genie zu entzünden und ihren Ideen Gestalt zu geben.“ Theresa Reiter forscht bereits seit dem Jahr 2009 in

Wie sich nach einem Herz-infarkt die Struktur und Mor-phologie des Herzens verän-dern, das lässt sich gut durch klassische Bildgebungsver-fahren wie der Magnetreso-nanztomographie (MRT) und Echokardiographie, dem Herz-ultraschall, erkennen. Die Zellen, die entscheidend am Entzündungs- und Heilungs-prozess des Herzens beteiligt sind, die sogenannten Makro-phagen, waren bislang im Menschen noch nicht dar-stellbar. Die 33-jährige ange-hende Kardiologin Dr. Theresa Reiter hat jetzt mit ihrer Ar-beitsgruppe aus der Medizi-nischen Klinik und Poliklinik I eine Methode etabliert, mit der sie die Dichte und zeitliche Verteilung dieser so wichti-gen Zellen, die an der Repa-ratur des zerstörten Muskel-gewebes und somit an der Erholung des Herzens maß-geblich beteiligt sind, erken-nen können. Gemeinsam mit PD Dr. Constantin Lapa von der Nuklearmedizin des Uni-klinikums Würzburg (UKW) und dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) konnte sie mithilfe von Soma-tostatinrezeptor 2 (SSTR 2) basierten PET/CT Untersu-chungen die Makrophagen

Den „guten“ Zellen auf der Spur

der Arbeitsgruppe von Wolf-gang Bauer. Der genaue Titel ihres Projektes heißt „Detek-tion von Makrophagen als Träger der myokardialen In-flammation im humanen Herzen“. Sie teilt sich das Preisgeld von 10.000 Euro mit Dr. Christian Schach.

„Der Gewinn ist eine große Ehre für mich und ich freue mich sehr, dass ich hier am UKW die Gelegenheit habe, neben der Krankenversorgung auch klinische Forschung zu betreiben“, berichtet Theresa Reiter. Sie wird ab Herbst am DZHI eine Rotationsstelle be-setzen.

Autorin: Kirstin Linkamp

V.l.n.r. Dr. Marija Orlovic, PD Dr. Christoph Birner, Dr. Theresa Reiter, Dr. Christian Schach, Prof. Dr. Ulrich Laufs

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Unter der Federführung des Würzburger Instituts für Experimentelle Biomedizin startet im Juli ein neuer Sonderforschungsbereich mit der Fördersumme von fast 14 Millionen Euro. Ziel ist es, die komplexen und unzureichend verstandenen Funktionen von Blutplättchen, den sogenannten Thrombozyten, zu entschlüsseln. Die Wissenschaftler hoffen auf neue Erkenntnisse, die eine bessere Behandlung von Erkran-kungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, akutes Lungenversagen und Krebs ermöglichen.

„Thrombozyten leisten sehr viel mehr, als Blutungen zu stillen und Herzinfark-te auszulösen“, erläutert Prof. Dr. Bern-hard Nieswandt, der Direktor des Insti-tuts für Experimentelle Biomedizin, das vom Uniklinikum Würzburg (UKW) und dem Rudolf-Virchow-Zentrum für Expe-rimentelle Biomedizin der Uni Würz-burg getragen wird. Der Wissenschaft-ler fährt fort: „Jüngere Studien gaben

Blutplättchen im Visier

Entstehende Thrombozyten (weiße Pfeile) werden von ihren Vorläuferzellen, den Megakaryozyten, abgeschnürt.

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uns den Hinweis, dass es sehr komple-xe Zusammenhänge gibt zwischen die-sen kleinsten Zellen des Blutes und di-versen entzündlichen Prozessen, zellulären Abwehrmechanismen, der angeborenen Immunität, der Aufrecht-erhaltung von Gefäß- und Organfunkti-onen sowie der Entstehung von Tumo-ren.“ Ein detaillierteres Wissen über die zugrundeliegenden molekularen Me-chanismen ist laut Prof. Nieswandt die zentrale Voraussetzung für ein besse-res Verständnis von Krankheiten wie Schlaganfall und akutem Lungenversa-gen.

Im Verbund mit der Universität TübingenDiese herausragende Bedeutung der Thrombozyten-Forschung bestätigte auch die Deutsche Forschungsgemein-schaft (DFG): Sie bewilligte kürzlich

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Stichwort Thrombozyten

Jeden Tag entstehen im Knochen-mark eines gesunden Menschen etwa 100 Milliarden Thrombozyten aus riesigen Vorläuferzellen und zirkulieren dann für etwa zehn Tage im Blutstrom. Ihre am besten beschriebene Funktion besteht darin, die Gefäßwand auf Verletzun-gen hin zu kontrollieren, diese bei Bedarf zu verschließen und so unkontrollierten Blutverlust zu verhindern. Wenn diese Prozesse unkontrolliert ablaufen, können Thrombozyten so große Zusam-menlagerungen bilden, dass dies zu lebensbedrohlichen Gefäßver-schlüssen wie im Falle eines Herz-infarktes oder Schlaganfalls führt.

Stichwort Thrombozyten

Jeden Tag entstehen im Knochen-mark eines gesunden Menschen etwa 100 Milliarden Thrombozyten

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Über Prof. Dr. Bernhard Nieswandt

Prof. Dr. Bernhard Nieswandt ist seit dem Jahr 2002 an der Universität Würzburg in verschiedenen Funktionen tätig. Nach dem Biologie- und Biochemiestudium promovierte er an der Universität Regensburg und habilitierte im Bereich Experimentelle Medizin an der Universität Witten/Herdecke. Seit 2008 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin mit Schwerpunkt Vaskuläre Biologie und Leiter des Instituts für Experimentelle Biomedizin. Seit April 2016 gehört er zur Doppelspitze in der Leitung des Rudolf-Virchow-Zentrums für Experimentelle Biomedizin.Weitere Informationen zur Arbeitsgruppe Nieswandt auf der Internetseite des Rudolf-Virchow-Zentrums unter der Rubrik Forschung: www.rudolf-virchow-zentrum.de

Mit Blick auf die Reputa-tion des Standorts stolz zeigte sich Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW: „Die DFG-Gutachter bestätigten im Rahmen der Bewilligung, dass Prof. Nieswandt und sein Team in der Thrombo-zyten-Grundlagenforschung zur Welt-elite gehören. Forschung für unsere Patienten ist eine unserer hervorragen-den Aufgaben.“Am neuen Sonderforschungsbereich sind auch Wissenschaftler der Univer-sitätsmedizin Greifswald und des Leib-niz-Instituts für Analytische Wissen-schaften (ISAS) in Dortmund beteiligt. Der interdisziplinäre Forschungsverbund vereint Molekulargenetik, in-vivo-Krank-heitsmodelle, hochaufl ösende Mi kros-kopie,in-vivo-Bildgebungsverfahren, Systembiologie, translationale Ansätze und klinische Forschungsergebnisse.

den Sonderforschungsbereich Transre-gio (SFB/TR 240) „Thrombozyten – mo-lekulare, zelluläre und systemische Funktionen unter physiologischen und pathologischen Bedingungen“. Der mit 13,7 Millionen Euro ausgestattete SFB TR 240 hat eine Laufzeit von zunächst vier Jahren und beginnt zum 1. Juli 2018.Bei der Antragstellung war das Würz-burger Institut für Experimentelle Bio-medizin federführend. Mitantragsteller war der Direktor der Medizinischen Kli-nik III (Kardiologie) der Universität Tü-bingen, Prof. Dr. Meinrad Gawaz. Beide Einrichtungen haben langjährige For-schungsprogramme zu Thrombozyten.

Grundlagenforschung, aber nahe an der klinischen Umsetzung„Gerade der sehr ausgeprägte translati-onale Charakter, der Grundlagenfor-scher mit Klinikern zusammenbringt, ist eine besondere Stärke unseres Ver-bundes“, unterstreicht Prof. Nieswandt und präzisiert: „Wir gehen davon aus, dass unser neu gewonnenes Grundla-genwissen schnell zu gänzlich neuarti-gen Behandlungskonzepten für eine ganze Reihe von Erkrankungen führen kann, die bisher nicht in Zusammen-hang mit Thrombozyten gesehen wur-den.“

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Neues aus der Uni.KlinikInteressantes für unsere Zuweiser und Partner

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Bei den Ansprachen an-lässlich der Vernissage wurde deutlich, dass das Ausstel-lungsprojekt getragen wird von einem Geist der Verstän-digung zwischen Belarus und Deutschland. Generalkonsul Andrei Kulazhanka, der Leiter des Generalkonsulats der Re-publik Belarus in München, betonte, dass diese Freund-schaft nicht zuletzt auf dem hohen Engagement deutscher Medizinerinnen und Medizi-ner beruht, die sich wie Prof. Dr. Christoph Reiners, Nukle-armediziner und ehemaliger Ärztlicher Direktor des UKW, für die Betroffenen der Reak-torkatastrophe von Tscher-nobyl einsetzten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Juli dieses Jahres zu sehen.

Fast 50 Interessierte kamen am 16. März dieses Jahres zur Eröffnung der Schau „Erweiterte Realitäten“ in die Magistrale des Zent-rums für Operative Medizin (ZOM) des Uniklinikums Würzburg (UKW). Ihnen bot sich in 38 Werken – überwiegend Gemälde und Grafi ken – ein facettenrei-ches Bild zeitgenössischer Kunst aus der Republik Belarus. Geschaffen wur-den die Arbeiten von zwölf Künstlerinnen und Künst-lern der Belarussischen Staatlichen Akademie der Künste und des Studen-tischen Zentrums für aktu-elle Kunst „Alla prima“, beide aus Minsk.

Das Ziel der seit Anfang 2016 laufenden Studie Protect-AD ist es, die kognitive Verhaltenstherapie so zu verbessern, dass sie für noch mehr Angsterkrankte langfristig wirksam ist (wir be-richteten). In einem bundesweiten Netzwerk wurden bislang in Deutschland fast 600 Patienten mit verschiedenen Angst-erkrankungen behandelt. Eines der Behandlungszentren ist das Zentrum für Psychische Gesundheit am Uniklinikum Würz-burg, das mit der Hochschulambulanz der Universität koope-riert. Durch eine Laufzeitverlängerung können auch jetzt noch Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab acht Jahren mit aus-geprägten Ängsten in die Studie aufgenommen werden.

Umfangreiche Diagnostik, intensive ÜbungenDie Behandlung beginnt mit einer Phase umfangreicher psycho-logischer Diagnostik. Wenn die Studientherapie geeignet ist für den Patienten, schließen sich weitere Untersuchungen an, zu denen unter anderem eine Magnetresonanztomographie vom Kopf vor und nach der Therapie, Blutentnahmen für eine genetische Untersuchung, psychologische Tests am Computer sowie eine Aufgabe in virtueller Realität gehören. Die Therapie selbst besteht aus der Vermittlung von Informationen über die Erkrankung und intensiven Übungen. Die Behandlung dauert sechs bis zwölf Wochen mit bis zu drei Terminen pro Woche. Nach sechs Monaten fi ndet eine Nachuntersuchung statt.

Ansprechpartner ▶ Für Kinder und Jugendliche:

Prof. Marcel Romanos und Annette NowakTel: 0931 / 201-78630, E-Mail: [email protected]

▶ Für Erwachsene:Dr. Kathrin Zierhut und Dipl.-Psych. Kristina DickhöverTel: 0931 / 31-82006, E-Mail: [email protected] (Patientenaufnahme): Di 16:00–17:00 Uhr und Do 13:00–14:00 Uhr

www.protect-ad.de

Großes Interesse an Kunst aus Belarus

Bei der Ausstellungseröffnung: Andrei Kulazhanka, der Leiter des Generalkonsulats der Republik Belarus in München, Dr. Ekaterina Kenigsberg, die Kuratorin der Schau, und Prof. Dr. Christoph Reiners, der ehemalige Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg (von links).

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AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

Angststörungen: Studien-Angebot verlängert

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AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

Einem internationalen wissen-schaft lichen Konsortium ist es gelungen, 44 Genorte zu identifi -zieren, die mit schweren Depressi-onen im Zusammenhang stehen. Die unter maßgeblicher Beteili-gung von Prof. Dr. Manuel Matt heisen von der Psychiatri-schen Universitätsklinik Würz-burg gewonnenen Erkenntnisse können die Grundlage für eine noch effi zientere Behandlung von Depressionen sein.

„Der Zusammenhang von genetischen Faktoren und Depressionen ist mittler-weile unbestritten“, sagt Prof. Dr. Manu-el Mattheisen. Der Leiter der Arbeits-gruppe für Psychiatrische Genetik und Epigenetik an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psy-chotherapie des Uniklinikums Würzburg fährt fort: „Da die Erkrankung klinisch und genetisch sehr komplex ist, müssen für jeden weiteren Wissensgewinn möglichst vielen Personen untersucht werden. Voraussetzung dafür sind neben nationalen Bemühungen die Zusam-menarbeit in großen, internationalen Forschungskonsortien.“

Ein solches Konsortium unter Beteili-gung von Prof. Dr. Manuel Mattheisen untersuchte die Gene von fast 500.000 Menschen – 135.000 Patienten mit Depressionen und mehr als 344.000 Kontroll-Personen. Die Ergebnisse der Studie wurden im April dieses Jahres in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Nature Genetics publiziert. „Es gelang uns, 44 Genorte zu identifi zieren, die mit schweren Depressionen im Zusammen-

hang stehen“, berichtet Prof. Matthei-sen, einer der Erstautoren der Studie. Mit Genort wird die genaue Lage eines bestimmten Gens oder eines geneti-schen Markers auf einem Chromosom bezeichnet. Von den identifi zierten Gen-orten wurden 30 erstmals beschrieben, während 14 schon in früheren Studien entdeckt worden waren.

Die Tür zu den biologischen Ursachen aufstoßenDie neuen Erkenntnisse sind die direkte Folge einer beispiellosen globalen An-strengung von über 200 Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftlern, die im internationalen Psychiatric Genomics Con sortium (PGC) zusammenarbeiten. „Menschen, die eine höhere Zahl an ge-netischen Risikofaktoren in sich vereinen, tragen auch ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Wir wissen, dass viele weitere (Umwelt-) Faktoren eine Rolle spielen, aber die Identifi kation dieser genetischen Zusammenhänge kann die Tür zu den biologischen Ursa-chen aufstoßen“, unterstreicht Dr. Naomi Wray von der University of Queensland in Australien, die zusammen mit Dr. Patrick F. Sullivan, Direktor des Zentrums für Psychiatrische Genomik an der Universi-ty of North Carolina School of Medicine (USA), und einem Team von weiteren Au-toren die Studie leitete. „Mit weiteren

zukünftigen Forschungsbemühungen sollten wir in der Lage sein, Instru-

mente zu entwickeln, die für die Behandlung von schweren De-pressionen wichtig sind“, sagt Dr. Sullivan.

Prof. Mattheisen ergänzt: „Im Bereich der Pharmako-genetik eröffnen die publi-zierten Befunde in der Zu-kunft neue Möglichkeiten, das Ansprechen von The-rapien mit Antidepressiva vorherzusagen.“

44 genetische Variationen bei Depressionen identifi ziert

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Mit Elektrostimulation therapieren?

Ende April dieses Jahres wurde bei einem Festakt in der Würz-burger Residenz das 20-jährige Bestehen des Christiane Herzog-Zentrums Würzburg gefeiert. Hier werden Patientinnen und Patienten mit Mukoviszidose nach den höchsten Qualitäts-standards betreut und behandelt.

spielsweise mit Inhalationen, Atem-gymnastik, Sport und Antibiotika. Dazu kommen häufige Krankenhausaufent-halte.“ Außerdem sei eine psychosoziale Betreuung der Betroffenen und ihrer Angehörigen besonders wichtig, um unter den gegebenen Belastungen mit der Krankheit leben zu lernen.

Ab dem Jahr 1981 gab es am UKW eine Spezialsprechstunde für Mukoviszi-dose-Patienten. 1998 konnten durch das große finanzielle Engagement von Christiane Herzog neue Personalstellen für die Mukoviszidoseversorgung ge-schaffen werden und das Christiane Herzog-Zentrum Würzburg entstand.

Jubiläumsfeier mit FachvorträgenDas 20-jährige Jubiläum des Zentrums wurde am 20. April dieses Jahres mit einer Feier im Toscana-Saal der Würz-burger Residenz begangen. Rund 100 Teilnehmer/innen, darunter viele Ehren-gäste aus Medizin, Selbsthilfe und För-derung, kamen bei der Abendveranstal-

tung zusammen. Neben Grußworten hörten sie Expertenvorträge zum per-sönlichen Umgang mit der Krankheit, zum aktuellen Therapiestand und zum Vorbildcharakter der Zentrumsstruktur für andere seltene Erkrankungen.

Zudem ließ Dr. Alexandra Hebestreit, die das Zentrum als erste Spezialärztin für Mukoviszidose in Würzburg mit auf-baute, dessen Geschichte Revue passie-ren. Mit Einrichtung einer Professur für Pädiatrische Pneumologie und Muko-viszidose im Jahr 2004 wurde die Ver-sorgung von Patienten mit dieser Er-krankung zu einem der Schwerpunkte der Würzburger Universitäts-Kinderklinik. Während die Ambulanz im Jahr 1998 nur 34 Kinder und Jugendliche mit Mu-koviszidose regelmäßig betreute, sind es heute mehr als 120 Patienten im Alter bis 54 Jahre. Das Zentrum ist zertifiziert und Teil des Europäischen Referenznetz-werks für seltene Lungenerkrankungen.

Mukoviszidose ist eine schwere, noch nicht heilbare Erbkrankheit, die die Le-benserwartung meist deutlich reduziert. Durch einen Defekt in den Zellen der Schleimhäute dickt dabei das Sekret in den Atemwegen ein. Außerdem blockiert der Schleim die Ausführungsgänge zum Beispiel von Leber und Bauchspeichel-drüse und beeinträchtigt damit die Organ-funktionen. „Menschen mit Mukoviszi-dose sollten in spezialisierten Einrichtun-gen betreut werden, da sich dies günstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt“, sagt Prof. Dr. Helge Hebestreit. Der Leiter der Pädiatrischen Pneumologie des Uniklini-kums Würzburg (UKW) führt mit dem Christiane Herzog-Zentrum Würzburg eine solche Einrichtung. Er erläutert: „In der medizinischen Betreuung der Be-troffenen steht vor allem die fortschrei-tende Lungenerkrankung mit zwischen-zeitlichen Lungenentzündungen im Vordergrund. Die Behandlung der Atem-wege erfordert mehrfach täglich eine intensive, zeitaufwändige Therapie, bei-

Zwei Jahrzehnte Hilfe bei

Mukoviszidose

Das Team des Christiane Herzog-Zentrums Würzburg.Bei der Jubiläumsfeier (von links): Dr. Alexandra Hebestreit, Prof. Dr. Helge Hebestreit, Marion Hacker, Dr. Rolf Hacker (Vorsitzender der Christiane Herzog-Stiftung), Heidi Hofmeister, Hermann Hofmeister und Dr. Markus Herzog (Vorstandsmitglied der Christiane Herzog-Stiftung).

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AUS KLINIKEN UND EINRICHTUNGEN

In den vergangenen Monaten verliehene Gütesiegel und Zertifi kate bestätigen die hohe Qualität der am Uniklinikum Würzburg geleisteten medizinischen Arbeit – und zwar in den unterschiedlichsten Bereichen.

Qualität mit Brief und

Siegel

Gut bei Bipolaren StörungenDie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) hat seit rund zehn Jahren einen Behandlungs-schwerpunkt für bipolar-affektive Er-krankungen. Zu diesem gehören eine Schwerpunktstation und eine daran an-gegliederte Spezialambulanz. Mit diesen Strukturen ist es möglich, den Patienten ein umfassendes und integriertes Thera-piekonzept anzubieten. Die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS) würdigt diese – für ganz Nord-bayern einzigartige – Leistung seit dem Jahr 2014 mit einem Gütesiegel. Im ver-gangenen Jahr wurde das auf drei Jahre vergebene Zertifi kat erneuert und gilt jetzt bis zum Jahr 2020.

„Für den Fortbestand der Auszeichnung mussten wir erneut präzise nachweisen, dass wir alle von der DGBS dafür gefor-derten Kriterien erfüllen“, berichtet der Leiter des Schwerpunkts, Privatdozent Dr. Andreas Menke. Dazu gehören nach seinen Angaben nicht nur das Vorhalten einer Spezialambulanz, eine leitlinien-gerechte Behandlung und regelmäßige Fortbildungen des Klinikpersonals, son-dern auch Angehörigenseminare und wissenschaftliche Leistungen.

Eine Million BetroffeneEin Blick auf die Zahl der Betroffenen und die Folgen ihrer Erkrankung unter-streicht die Größe und die Wichtigkeit der Behandlungsaufgabe: In Deutsch-land leiden schätzungsweise eine Million

Menschen an einer Bipolaren Stö-rung. Bei ihnen wechseln sich depres-sive Phasen, Zeiten gehobener oder gereizter Stimmung sowie gesunde Perioden ab. Früher wurden die Be-troffenen als „manisch-depressiv“ be-zeichnet. Die Bipolare Störung ist die psychische Krankheit mit dem höchs-ten Suizidrisiko. Außerdem hat sie durch die häufi g eintretende Arbeits-unfähigkeit der Betroffenen über das individuelle Leid hinaus erhebliche sozio-ökonomische Auswirkungen.

Menschen an einer Bipolaren Stö-

Qualitätssiegel für das Rheumazentrum WürzburgAuch das seit dem Jahr 2003 bestehende Rheumazentrum Würzburg erhielt kürz-lich ein aussagekräftiges Qualitätssiegel. In der Struktur arbeiten Experten des UKW zusammen mit Kliniken, niederge-lassenen Schwerpunktpraxen und wei-teren Einrichtungen, die in der Region Rheumakranke behandeln und betreuen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit die Versorgung Rheumakranker im Großraum Würzburg und in dessen überregionalem Einzugsgebiet immer weiter zu verbessern“, schildert Prof. Dr. Hans-Peter Tony. Der Internist und

Rheumatologe leitet innerhalb der Me-dizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW den Schwerpunkt Rheumatologie / Klinische Immunologie, der auch im Rheumazentrum Würzburg federführend ist.

Hochwertige klinische und wissenschaftliche ArbeitEnde Februar dieses Jahres wurde das Zentrum mit dem neuen Qualitätssiegel der Deutschen Gesellschaft für Rheum a-tologie (DGRh) in der Wertigkeit seiner klinischen und wissenschaft lichen Ar-beit bestätigt. Seit November 2017 zeichnet die DGRh damit regionale kooperative Zentren aus, die durch ihre

Struktur eine vollständige, interdiszip-linäre Versorgung sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung gewährleisten. Das Gütesiegel ist bis zum Jahr 2020 gültig.

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Kinderschutzgruppe DGKiM-akkreditiert Im Jahr 2013 etablierte das UKW eine Kinderschutzgruppe. Die Exper-ten aus verschiedenen Fachdisziplinen schufen detaillierte, klinikinterne Ab-laufpläne, die bei Kindeswohlgefähr-dungen das korrekte Vorgehen defi -nieren. Außerdem ist das Klinikum seither sehr gut mit Institutionen wie Jugendämtern oder Familiengerich-ten vernetzt. Auch in der Lehre wurde das Thema noch tiefer verankert. An-fang März dieses Jahres erhielt die an der Universitäts-Kinderklinik angesie-delte Fachrunde aufgrund ihrer hohen Qualitätsstandards die Akkreditierung der Deutschen Gesellschaft für Kin-derschutz in der Medizin e.V., kurz

DGKiM. Das Ziel der DGKiM ist es, die wissenschaftliche, klinische und prak-tisch-ärztliche Arbeit auf dem Gebiet der Erkennung und Verhinderung von Ge-walt und Vernach lässigung an Kindern und Jugendlichen zu fördern. In diesem Zusammenhang rief die Gesellschaft im vergangenen Jahr ein neues Akkreditie-rungsverfahren ins Leben. Die Würzbur-ger Kinderschutzgruppe konnte nach-weisen, dass sie den dafür erforderlichen, breiten Kriterien katalog vollumfänglich erfüllt. Das Zertifi kat muss nach fünf Jahren erneuert werden.

Über die Kinderschutzgruppe des UKWDie Kinderschutzgruppe des UKW um-fasst neben Vertretern der Universitäts-Kinderklinik auch Experten aus den Be-reichen Rechtsmedizin, Kinderchirurgie, Radiologie, Dermatologie, Gynäkologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Sozialpädagogik und Pfl ege. Koordiniert wird das Gremium von Dr. Frank Maier und Prof. Dr. Helge Hebestreit, beide von der Universitäts-Kinderklinik.

Vorbildliche Therapie bei Infektionskrankheiten„Zentrum für Infektiologie (DGI)“ dür-fen sich laut der Deutschen Gesell-schaft für Infektiologie e.V. (DGI) Ein-richtungen nennen, die nachweislich in vorbildlicher Weise eine umfassen-de, qualitativ hochstehende und inter-disziplinäre Versorgung von Patienten mit Infektionskrankheiten ermöglichen. Außerdem müssen die Zentren in der infektiologischen Forschung aktiv so-wie Fort- und Weiterbildungsstätten für den klinischen und wissenschaft-lichen Nachwuchs sein. Der Schwer-punkt Infektiologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW trägt

dieses Gütesiegel seit dem Jahr 2005, damals als eines der ersten Zentren in Deutschland. Im Februar 2018 bestand der von Prof. Dr. Hartwig Klinker gelei-tete Schwerpunkt die mittlerweile zweite Re-Zertifi zierung, die nun bis zum Jahr 2023 gilt.

Ein unabhängiger Leistungsbeleg für Patienten„Der Aufwand, sämtliche Kriterien der DGI zu erfüllen, ist hoch“, betont Prof. Klinker und fährt fort: „So müssen wir unter sich laufend ändernden Rahmen-bedingungen kontinuierlich alle ge-forderten strukturellen, personellen, fachlichen und organisatorischen Quali-

fi kationen auf hohem Niveau vorhalten, dokumentieren und weiterentwickeln.“ Mühen, die sich allerdings lohnen: „Nicht zuletzt ist das Zertifi kat für Pati-enten, die mit zum Teil hochkomplexen Infektionskrankheiten zu uns kommen, ein unabhängiger Beleg, dass sie hier nach den bestverfügbaren Standards diagnostiziert, behandelt und betreut werden“, sagt Prof. Klinker.

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ZOM Zentrum Operative Medizin, Oberdürrbacher Str. 6, Haus A1/A2, 97080 Würzburg

ZIM Zentrum Innere Medizin, Oberdürrbacher Str. 6, Haus A3/A4, 97080 Würzburg

ZEP Zentrum für Psychische Gesundheit , Margarete-Höppel-Platz 1 (ehemalige Bezeichnung Füchsleinstraße 15), 97080 Würzburg

Akademie Auvera-Haus, Grombühlstraße 12, 97080 Würzburg

CCC Comprehensive Cancer Center, Josef-Schneider-Straße 6, Haus C16, 97080 Würzburg

03.07.2018 17:00–19:00 Anästhesiologisches Kolloquium – Periphere und neuraxiale Nervenblockaden

▶ Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Operative Medizin (ZOM) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Thomas Volk ▶ Fortbildungspunkte: 2 ▶ Ansprechpartner: Olga Eismont-Kölln, Tel. 0931/201-30021 (vormittags)

04.07.2018 3. Symposium „Körper & Psyche“

▶ Veranstalter: Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Operative Medizin (ZOM) ▶ Referent/in: PD Dr. Stefan Unterecker, Dr. Bodo Warrings, PD Dr. Hendrik Jansen, Dr. Dipl.-Psych. Roxane Sell, PD Dr. Dr. Matthias Kroiß, Prof. Dr. rer. nat. Petra Platte, M. Sc. Alexandra Blattner

▶ Fortbildungspunkte: 3 ▶ Anmeldung: Simone Landolt, Mail: [email protected]

04.07.2018 12:30–14:00 Frauen – Karrierewege – Medizin: Jonglieren zwischen Klinik, Labor und Familie in der Krebs-Immuntherapie

▶ Veranstalter: CCC Mainfranken ▶ Veranstaltungsort: Zentrum für Operative Medizin (ZOM), Seminarraum 2/3, (A1.0.103/A1.104) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Marion Subklewe, LMU München ▶ Fortbildungspunkte: Keine ▶ Ansprechpartner: Prof. Dr. Franziska Jundt, Mail: [email protected]

11.07.2018 17:30–20:15 Pädiatrischer Abend

▶ Veranstalter: Kinderklinik und Poliklinik ▶ Veranstaltungsort: Kloster Himmelspforten ▶ Referent/in: Prof. M. Ranke, Tübingen; Assistenzärztinnen und -ärzte der Universitäts-Kinderklinik ▶ Fortbildungspunkte: 3 ▶ Ansprechpartner: Prof. Dr. Christian P. Speer ▶ Anmeldung: bis 11.07.2018, Carola Wolpert, Mail: [email protected] ▶ Veranstaltung: nur für Ärzte

Wir bitten, ggf. bei den Ansprechpartnern nachzufragen, ob sich kurzfristig Änderungen ergeben haben.

Weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.ukw.de/aktuelles im Veranstaltungskalender.

Fortbildungen Juli–September 2018

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13.07.2018 12:30–14:00 Karrierewege in der Universitätsmedizin

▶ Veranstalter: CCC Mainfranken ▶ Veranstaltungsort: Zentrum für Operative Medizin (ZOM), Seminarraum 2/3, (A1.0.103/A1.104) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Simone Fulda, Universität Frankfurt ▶ Fortbildungspunkte: Keine ▶ Ansprechpartner: Prof. Dr. Franziska Jundt, Mail: [email protected]

17.07.2018 17:00–19:00Anästhesiologisches Kolloquium - Der chronische Schmerzpatient im perioperativen Umfeld

▶ Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Operative Medizin (ZOM) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Heike Rittner / Dr. Thomas Wobbe ▶ Fortbildungspunkte: 2 ▶ Ansprechpartner: Olga Eismont-Kölln, Tel. 0931/201-30021 (vormittags)

19.07.2018–20.07.2018 Medizindidaktik-Training Bausteine III+IV „Lernziele, Präsentation und Constructive Alignment“

▶ Veranstalter: Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung ▶ Veranstaltungsort: Seminarräume der Lehrklinik D5, Josef-Schneider-Str. 2 ▶ Referent/in: Prof. Dr. med. Sarah König ▶ Fortbildungspunkte: 17 ▶ Ansprechpartner: Sonia Sippel, Tel.: 0931/201-55208

20.07.2018–22.07.2018 12:30–13:15 RICHI – 8. Trainingskurs Einladung für Medizinstudenten/Innen im praktischen Jahr

▶ Veranstalter: Rheumazentrum Würzburg ▶ Veranstaltungsort: Vierzehnheiligen, 96231 Bad Staffelstein ▶ Referent/in: Prof. Dr. B. Manger – UK Erlangen, Prof. Dr. H.-P. Tony – UK Würzburg ▶ Fortbildungspunkte: keine ▶ Anmeldung: ab JUNI möglich! ▶ Ansprechpartner: Tanja Ritz, Mail: [email protected]

24.07.2018 17:00–19:00 Anästhesiologisches Kolloquium – Anästhesie in der Traumatologie und Hüftchirurgie (nicht nur) beim alten Patienten

▶ Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Operative Medizin (ZOM) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Mark Coburn ▶ Fortbildungspunkte: 2 ▶ Ansprechpartner: Olga Eismont-Kölln, Tel. 0931/201-30021 (vormittags)

25.07.2018 18:00–19:30 Interdisziplinärer Arbeitskreis Rheumatologie 2018

▶ Veranstalter: Rheumazentrum Würzburg ▶ Veranstaltungsort: Zentrum Innere Medizin (ZIM) A3.-1.915 ▶ Referent/in: Prof. Dr. H.-P. Tony, Dr. Marc Schmalzing ▶ Fortbildungspunkte: 3 ▶ Ansprechpartner: Dr. Marc Schmalzing, Tel. 0931/201-40905 ▶ Anmeldung: Tanja Ritz, Mail: [email protected]

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15.09.2018 09:30–15:30 Strabologische und kinderophthalmologische Tagung der Augenklinik gemeinsam mit dem BOD

▶ Veranstalter: Augenklinik und Poliklinik ▶ Veranstaltungsort: DZHI Würzburg, Am Schwarzenberg 15 (A15) ▶ Referent/in: Diverse ▶ Fortbildungspunkte: 6 CME Punkte ▶ Ansprechpartner: Regina Vornberger, T: 201-20612, Mail: [email protected]

21.09.2018-22.09.2018 5. Würzburger Demenztage

▶ Veranstalter: Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Referent/in: Prof. Dr. Andreas Ströhle, Dr. Kathrin Tatschner, Dr Michael Schwab, Dr. Elisabeth Jentschke, Dr. Alexandra Herr, Gertrud Reuß-Emmerling, Anna Heger, Natalia Ehlerding, Peter van Ettinger

▶ Fortbildungspunkte: Einführungsvortrag (1 Punkt), Workshops I, V und VI (jeweils 2 Punkte) ▶ Anmeldung: Stefanie Karl, Mail: [email protected], Tel. 0931/201-76990

24.09.2018 20. Würzburger Fachtagung

▶ Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt FHWS, Diakonie Würzburg e.V., Sozialdienst katholischer Frauen

▶ Veranstaltungsort: Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Münzstraße 12, 97070 Würzburg ▶ Referent/in: Diverse ▶ Fortbildungspunkte: werden bei der Bayerischen Psychotherapeutenkammer (PTK) beantragt ▶ Ansprechpartner: Tagungsbüro: [email protected]

25.09.2018 Bündnis gegen Depression – Dokumentarfilm über Depression „Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag“

▶ Veranstalter: Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Veranstaltungsort: Hörsaal Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Referent/in: Diverse ▶ Fortbildungspunkte: werden beantragt ▶ Anmeldung: Simone Landolt, Mail: [email protected]

26.09.2018 19:00–20:30 Wenn das Mutterglück ausbleibt. Psychiatrische Erkrankungen während und nach der Schwangerschaft

▶ Veranstalter: Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) ▶ Veranstaltungsort: Barockhäuser (eheml. Greisinghäuser) ▶ Referent/in: Dr. med. Andrea Gehrmann, Dr. med. Bodo Warrings ▶ Fortbildungspunkte: Keine ▶ Ansprechpartner: Simone Landolt, Mail: [email protected]

27.09.2018–28.09.2018 Medizindidaktik-Training Bausteine V+VI „Prüfungen und Evaluation“

▶ Veranstalter: Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung ▶ Veranstaltungsort: Seminarräume der Lehrklinik D5, Josef-Schneider-Str. 2 ▶ Referent/in: Prof. Dr. med. Sarah König ▶ Fortbildungspunkte: 18 ▶ Ansprechpartner: Sonia Sippel, Tel.: 201-55208 ▶ Anmeldung: https://www.med.uni-wuerzburg.de/medizinlehre/zertifikat-medizindidaktik-hochschuldidaktik/ anmeldeformular-medizindidaktik-training/