interne_vorlage_arbeitspapier_A4_hoch - EdLab ›...
2
Es himmeltruurigs Stückli will i zelle (Schweizerische Volksballade. Text: Gottlieb Jakob Kuhn) 1. Es himmeltruurigs Stückli will i zelle. Ihr Meitscheni. Gänd ordli acht! I ha’s für euch und jungi Gselle Zur Warnig stiif i Rimme bracht: Ihr wüssid, z’Sigriswil bin i Z’erst sibe Jahr Schuelmeister gsi. 2. Es war vor meh als hundert Jahre, geit eine im-e Meitschi nah. Es hed au alli Bursch für Nare Und seit bald nei und seit bald ja. ’s isch ’s einzig Chind, hübsch, riich derzue, drum isch im kene vürnähm gnue. 3. Und es war am Älplersonndig z’Abe, füehrt er si’s Eiseli chli zum Wii. Er lad im Zucker gnue dri schabe Und Musketnuss und schänkt im ii. „Oh Eiseli, säg mir einisch ja; es cha di kene lieber ha.“ 4. Es tuet, as wett’s dervo nüd ghöre. „Ach schwiig vo dem und la mi gah.“ Doch dänkt’s: Ich will di scho verdörle, und seit im zletzt: „So chansch mi ha – wenn du mir channst vos Sämis-Simes Flueh Fluehblüemli vor mis Fäisterli tue.“ 5. Eis Morges früeh, wo d’Stärne no schiine Er uuf und zwääg, dur d’Allwand uuf. Er geit gäg Oberhuuse ine, dem Gäribach nah und dert duruuf. Jetzt steit er unde a de Flueh Und faht a chlädere. Es luegt im zue. 6. Es gseht, wie er a de glatte Wände Mit Angst und Not mag ufe g’cho. Er blüetet scho a beede Hände, und ’s isch no wiit, no wiit dervo. – © Zentrum Mündlichkeit 2016 Seite 1/2
Transcript of interne_vorlage_arbeitspapier_A4_hoch - EdLab ›...
Es himmeltruurigs Stückli will i zelle(Schweizerische Volksballade. Text: Gottlieb Jakob Kuhn)
1. Es himmeltruurigs Stückli will i zelle.Ihr Meitscheni. Gänd ordli acht!I ha’s für euch und jungi GselleZur Warnig stiif i Rimme bracht:Ihr wüssid, z’Sigriswil bin iZ’erst sibe Jahr Schuelmeister gsi.
2. Es war vor meh als hundert Jahre, geit eine im-e Meitschi nah.Es hed au alli Bursch für NareUnd seit bald nei und seit bald ja.’s isch ’s einzig Chind, hübsch, riich derzue,drum isch im kene vürnähm gnue.
3. Und es war am Älplersonndig z’Abe, füehrt er si’s Eiseli chli zum Wii.Er lad im Zucker gnue dri schabeUnd Musketnuss und schänkt im ii.„Oh Eiseli, säg mir einisch ja;es cha di kene lieber ha.“
4. Es tuet, as wett’s dervo nüd ghöre.„Ach schwiig vo dem und la mi gah.“Doch dänkt’s: Ich will di scho verdörle,und seit im zletzt: „So chansch mi ha – wenn du mir channst vos Sämis-Simes FluehFluehblüemli vor mis Fäisterli tue.“
5. Eis Morges früeh, wo d’Stärne no schiineEr uuf und zwääg, dur d’Allwand uuf.Er geit gäg Oberhuuse ine, dem Gäribach nah und dert duruuf.Jetzt steit er unde a de FluehUnd faht a chlädere. Es luegt im zue.
6. Es gseht, wie er a de glatte WändeMit Angst und Not mag ufe g’cho.Er blüetet scho a beede Hände, und ’s isch no wiit, no wiit dervo. –„Herr Jesis, Gott! Jetzt rütscht er uus!“Und gheit und gheit, es isch e Gruus.
7. Und losit: Öppe na zwee StundeGeit’s Eiseli scho vom Mälche hei.Si Wäg füehrt grad e chli bas undeDer Flueh nah –, s’tuet e luute Schrei:„Herr Jesis, Hans! Und bhüet mi Gott!Was ha-n-i to? Da liit er tot!“
© Zentrum Mündlichkeit 2016 Seite 1/2
8. Es fallt uf d’Chneu und möcht gäre griine,doch cha’s es nid; es schluckt und schluckt –, bis es im äntli aafoht schwiine –,bis im de Schrecke ’s Härz abdruckt.Jetz ligge si alli beedi totI feuchtem Gras im Morgerot.
9. Und a de Flueh, wo der Hans isch gläge,wachst us em Bluet e Blume-n-uuf:Die Alperose – wie d’Lüüt säge – Ir Meitschene, gänd achtig druuf!„Ei Röseli rot, so rot wie Bluet, du stahst dem dunkle Laub so guet1.“
1 Variante: Mit euer Liebi häit nid Spott, vor falscher Liebi hüet ech Gott!
© Zentrum Mündlichkeit 2016 Seite 2/2
