Interview oubbatiaugsburgerpdf

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SAMSTAG, 20. OKTOBER 2012 NUMMER 243 V3Wochenend Journal

im Roboterwozu das nötig wäre, wie es dazu kommen könnte – und wo die Probleme lägenWie passen technische Geräte undPsychologie zusammen?Oubbati: Es ist unmöglich, eine„denkende“ Maschine zu er-schaffen, ohne das menschlicheDenken zu verstehen. Deshalbgibt es große Überschneidungenzwischen der Forschung zurKünstlichen Intelligenz und derPsychologie. Stellen Sie sich vor,Sie schenken einem Kind einSpielzeug, damit es sich beschäf-tigen kann, wie der Program-mierer dem Roboter eine Aufga-be gibt. Nur lässt das Kind nacheiniger Zeit das Spielzeug lie-gen, weil es mehr Lust hat, mitIhrer Zeitung oder ihremSchlüssel zu spielen. Das ist dieAutonomie, die wir erreichenwollen. Warum das Kind dieseEntscheidung trifft, erklärt unsdie Entwicklungspsychologie.

Und was hat der Roboter mit demKind zu tun?Oubbati: Ein Roboter, der imAlltag mit den Menschen lebenkann, muss genau diese Fähig-keit haben. Er muss ein Pro-gramm haben, das ihm keineArbeitsschritte und kein Bildvon seiner Umgebung vorgibt,sondern nur die Motivation ver-mittelt, die Dinge zu entdecken.So erhält er die Fähigkeit, sichdurch die Einflüsse aus seinerUmwelt zu entwickeln, eigeneZiele zu generieren und zu ver-folgen.

Wie lange dauert es noch, bis essolche Roboter gibt?Oubbati: Das kann man nicht ge-nau sagen, aber in diesem Jahr-hundert könnte es Maschinenmit allgemeiner Künstlicher In-

telligenz oder auf Englisch „arti-ficial general intelligence“ schongeben. Aber wenn wir einen sol-chen Roboter bauen können,dann müssen wir uns genauüberlegen, welche Risiken da-durch auf die Welt zukommen.

Sehen Sie da ein Sicherheitspro-blem?Oubbati: Ist die allgemeineKünstliche Intelligenz erreicht,wird eine übermenschliche In-telligenz auch möglich sein.Wenn wir eine Maschine bauen,die intelligenter ist als wir selbst,ist die Frage, ob sie noch unsererKontrolle unterliegt. So eineMaschine wird in der Lage sein,ihr Programm zu verstehen undsogar umzuschreiben, um neueZiele zu formulieren und zu ver-folgen.

Und was bedeutet das genau?Oubbati: Die positiven und ne-gativen Auswirkungen sindnicht absehbar. Heute werdenDrohnen noch ferngesteuert.

Wenn wiraber eineDrohne mitKünstlicherIntelligenzentwickelnkönnten undsie mit einerWaffe in einKriegsgebietschicken,

kann es sein, dass sie selbst einanderes Ziel sucht und das an-greift. Eventuell möchte dieDrohne keine Zivilisten abschie-ßen, sondern die die ihr diesenmörderischen Befehl erteilt ha-ben. Das ist eine moralische Fra-

ge. Deshalb versuchen wir, dietechnische und die ethische For-schung an den intelligenten Ro-boter parallel zu entwickeln.

Zurück zum selbstständigen Auto:Wie klappt es, dass ein autonomesAuto auf der Straße die richtigenEntscheidungen trifft?Oubati: Das ist genauso wie miteinem Fahranfänger und einemerfahrenen Autofahrer: EinAuto mit Künstlicher Intelli-genz, das nur in der Garagesteht, hat wenig Erfahrung undkann deshalb nicht auf kritischeLagen im Straßenverkehr rea-gieren. Solche Systeme machenja auch Fehler wie Menschen,aber sie lernen aus einem Fehlerund machen ihn nicht zweimal.

Interview:Benjamin Büchler

Leben mit SiriDer Supermarkt kennt nicht nur keine Jahreszeiten, erkennt auch keine Grenzen. Dinge, die man früher nur imUrlaub kaufen konnte, sind heute in jeder großen Stadt zuhaben. Und als ob das nicht reichte: Es kommen auch lau-fend neue Produkte hinzu. In dieser Kolumne wollen wirStreifzüge in die Warenwelt unternehmen und Ihnen un-sere Fundstücke vorstellen.

„China“, „China“, „China“ – spuckte das Apfeltelefon aus. DreiSMS nacheinander?!? Spinnt die beste Freundin jetzt? Die Antwortkam mit der vierten Nachricht. „Entschuldige, das war Siri, dieversteht meinen Namen nicht.“ Siri? Tinas Sohn heißt doch Linus.Hat der etwa schon eine Freundin? Mit 8?!? Also Anruf und so-fortige Aufklärung. Siri ist kein Mensch. Siri ist ein „Speech Inter-pretation and Recognition Interface“. Eine Software, die Spra-che erkennen kann. Eigentlich ganz praktisch. Tina diktiert, Sirischreibt und schickt. Tina fragt, Siri gibt Antworten. Zum Bei-spiel: „Siri, was ist der Sinn des Lebens?“ Antwort 1: „Ich weiß esnicht, aber ich glaube, es gibt eine App dafür.“ Sehr lustig. Ant-wort 2: „42“ Aha, Siri hat also „Per Anhalter durch die Galaxis“gelesen. Oder zumindest ihr Programmierer. Vielleicht war esaber auch eine Frau, die dem Programm eine Art Seele einhauch-te. Siri kann nämlich auch zickig sein: „Siri, hast du einenFreund?“ – „Das kann ich leider nicht sagen.“ „Siri, bist dublond?“ – „Kein Kommentar.“ Was Siri besonders gut kann, istfür Verwirrung zu sorgen. Neulich Anruf von einer Neu-Apfeltele-fonbesitzerin bekommen. „Da spricht dauern eine Frau mit mir.Wie kann man die ausstellen?“, fragt sie genervt. „Das ist Siri,Mama.“ „Wer?“ „Ein Programm.“ „Warum spricht das mit mir?Und warum sollte ich mich mit einem Computer unterhalten?“Gute Fragen, ich werde sie Siri bei Gelegenheit mal stellen. (lea)

Neulich schlecht geträumtWAS NICHT WAHR SEIN KANN

Der Untergang ist nah: Noch 9 Wochen

SupermarktHEUTE: SPRACHPROGRAMM

2012 droht uns angeblich der Weltuntergang. Genauer: am21. Dezember. Das haben die Maya vor langer Zeit vorher-gesagt. Ein Jahr lang suchen fünf Autoren jede Woche nachAnzeichen des Untergangs im Alltag. Mal mehr oder weni-ger ernst gemeint, doch immer den Countdown im Auge ...

UNTERGANG? Die Menschen lachen und sagen:Märchen, und: Wer’s glaubt! KLIMAWANDEL? DieMenschen schütteln sich und sagen: Prognosen, und:Das kann man so oder so sehen! KRISE? Die Wirt-schaftsinstitute sagen: Sie kommt bestimmt, und: DieWirtschaft entlässt Menschen.

Keine Frage: Es ist eine schöne Sache, wenn mansich’s so ganz privat hinter seinem verrußten Kamingemütlich gemacht und einen gewissen Optimismusbewahrt hat, denn weiter, ja weiter geht es schließlichimmer, also für einen selbst jetzt, irgendwie, vorerst.Aber: Vielleicht darf man so kurz vor Schlussund an dieser Stelle – selbst wenn das der eineoder andere nicht ganz versteht – auch maldarüber nachdenken, überhaupt mal

DENKEN, das Ganze in Frage stellen, zum Beispieldie Frage stellen, wann der ganze Scheiß eigentlich an-gefangen hat? Wann haben zum Beispiel die Öffent-lich-Rechtlichen damit angefangen, vor dem Wetter-bericht die sogenannten BÖRSENNACHRICHTENzu bringen? Wie schön war: Südlich der Donau ver-einzelt Nebel. Wie grässlich dagegen nun: Die Märktein Fernost schlossen uneinheitlich.

Uneinheitlich schlossen sie also, die MÄRKTE, washeißt, es könnte zugig werden, deswegen erst mal derübliche Nebel: Tut uns aufrichtig leid, Frau M., HerrD., Sie wissen ja, die Zeiten sind schwierig, derEURO, die KONJUNKTUR, der CHINESE, dieMerkel, ... wenn wirnoch irgendetwas für Sietun können, Herr N.,Frau E., ...

Man könnte nun sa-gen, (Achtung, es folgennun mehrere jugendge-fährdende Fremdwör-

ter): Das sind ganz normale Anomalien innerhalb einesstets an seinen Grenzen operierenden SYSTEMS. Mankann aber auch einfach den diesjährigen Wirtschafts-nobelpreis hernehmen: Der ging bekanntlich an zweiWissenschaftler, die in ihrer Theorie, so die Jubel-schlagzeilen, die Existenz funktionierender Märktenachgewiesen haben, was im Umkehrschluss ja nurheißen kann, dass sie es in WIRKLICHKEIT und bis-lang nicht tun, also funktionieren.

Nein, funktionieren tut nur der Mensch, weil a) ernur sich selbst der Nächste ist und b) ahnt, unter Um-ständen der NÄCHSTE zu sein.

Das mag man nun dämlich nennen, aber in WAHR-HEIT ist er ja noch viel dämlicherund kauft, um ja recht schneidigund funktionsgerecht daherzu-kommen, womöglich auch nochden Pullover RENDITE (100%Schurwolle, 69 ¤) oder das Polo-Shirt BENCHMARK (stabiler Pi-qué aus Baumwolle, 39 ¤), auf je-den Fall aber den Anzug BÜRO-

JOGGER (Obermaterial: 60% Baumwolle, 37% Po-lyester, 3% Elasthan. Futter: 50% Viskose, 50%Acetat, 279 ¤). Gibt’s alles wirklich, und man kannden Marketing-Leuten des betreffenden Online-Her-renausstatters nur gratulieren, weil sie ausgerechnetmit ihrer Katalog-Lyrik den ganzen IRRSINN bloß-gelegt haben. Bloß, was folgt?

Die Menschen lachen und sagen: – – –

Christian Imminger

Agent Smith„Nimm nie einen Menschen,wenn du eine Maschine dafürnehmen kannst.“ Das ist einerder Sätze, für die er berühmtgeworden ist. Oder der: „DerMensch ist eine Krankheit undwir sind die Heilung.“ So denktman eben, wenn man keinMensch ist, sondern ein Schutz-programm wie Agent Smith,eingerichtet im Film Matrix,um die virtuelle Welt zuschützen. Wobei Schutzpro-gramme! Funktionieren dochnie richtig. Dieses auch nicht.Der Antiheld im grauen An-zug will der Matrix entfliehen.Kommt unter die Löschtaste!

Nummer 5Das Leben von Nummer 5 istgenau das Szenario, wovor dieRobotik-Experten Angst ha-ben: Ein Militärroboter, dersich selbstständig macht. Mitdem Unterschied, dass Num-mer 5 nicht zur Vernichtungs-maschine mutiert, sondernfriedlich bleibt und eine Identi-tät aufbaut. Der Roboter ent-deckt ständig neue Fähigkeiten,freundet sich mit Menschen anund entwickelt Gefühle. Dabeientkommt er seinen Verfol-gern immer wieder durch pfiffi-ge Tricks, ohne dabei jeman-den zu töten. Die Bösen sindeindeutig die Menschen.

Homo sapiens sapiensOhne Zweifel eine ganz spezielleArt: der Mensch. Kommt mitsich und seiner Selbstüberschät-zung nicht klar, weil hineinge-worfen ins Universum, das ja imGrunde ein unendliches Nichtsist, was ihn, den Menschen, nurnoch nichtiger macht. Deswe-gen die Idee: Dahinter steht docheine! Also ein Plan, irgendwas,weswegen die Amis, ohne Zwei-fel eine ganz spezielle Art vonMensch, das sogenannte Intelli-gent Design, erfunden haben.These: Ein intelligenter Desig-ner hat uns, den Menschen, dieAmis erfunden. Womit klarwäre: Intelligenz gibt es nicht.

Marvin„Leben, erzähl mir bloß nichtsvom Leben.“ Sagt ein Roboterso etwas? Nein, eigentlich liegtsolcherlei Verdruss nicht inPlatinenseelen. Aber Marvinsagt so etwas. Marvin ist dasGegenteil von Commander Dataund all den nimmermüden Su-perleistungsrechnern, ist ganzGefühl, ist: depressiv. Er ist einGeschöpf aus Douglas Adams’(nur als Film nicht) fabelhaf-tem „Per Anhalter durch die Ga-laxis“. Marvin sagt: „Ich ken-ne mindestens 1000 Möglichkei-ten, wie wir aus der Situationhier wieder rauskommen… Lei-der sind sie alle tödlich.“

HAL 9000Schon der berühmte Schnitt –Knochenwerkzeug von Früh-menschen/künstlicher Satellit imWeltall – zeigt an, wohin dieBastelei der Menschheit führt. InStanley Kubricks Film „2001“unter anderem zu HAL (wennman im Alphabet einen Buch-staben weitergeht, ergibt dasKürzel bekanntlich IBM), einRechenhirn, das ein Bewusstseinhat, eigenständig handelt unddeswegen abgeschaltet wird. AmSchluss, seiner wichtigstenSchaltkreise beraubt, singt er„Hänschen Klein“, am Endevon Bewusstsein steht der Re-gress. Und der Mensch.

von fliegenden Professoren, schlauen Autos und melancholischen Robotern

Will sehen!Wir leben im Zeitalter der Bilder. Ob gepokert wirdoder nicht: Ohne ein „Will sehen“ geht es kaum noch.Deshalb halten sich die Leute gegenseitig die Displaysihrer Mobiltelefone vor die Nase wie früher Männer ander Theke die aufgeklappten Geldbörsen mit den Pass-bildern, um sich ihre Welt und ihr Liebstes der ver-gangenen 48 Stunden zu zeigen. Das Abendessen beimThai, wisch, eine Zufallsbekanntschaft, wisch, dieKatze im Sessel, wisch, neue Stiefel, wisch. Das alles istnicht so spektakulär wie der Sturz eines Mannes in ei-nem Strampelanzug aus 39 Kilometern Höhe. Aber imPrinzip konkurrieren doch alle Bilder um die eine Res-source: Aufmerksamkeit, das Hinsehen. Eine besondersunspektakuläre Art von Amateurfotos findet inzwi-schen auch den Weg in die gedruckte Zeitung. Im An-zeigenteil finden sich Seiten, die Aufnahmen von Au-toreifen zeigen. Erkennbar spricht aus den Fotos zwardas Bemühen, die Ware vorteilhaft zu präsentieren.Doch die Möglichkeiten, Felgen zu inszenieren, sindbegrenzt. Das Runde muss ins Eckige. Auf manchenFotos sieht man aber auch noch Umfeld: Rasen, Ölfle-cken, die Tiefgarage. Manchmal fehlen nur ein paarKreidestriche, und man sähe Tatortfotos vor sich. Dasgilt noch stärker für jene Fotografien, die die Seitenmit gemischten Verkäufen schmücken. Inventar ausdeutschen Haushalten. Da gibt es betörende Abend-lichtaufnahmen von verlassenen Wohnzimmern oder ei-nem Kleiderschrank, auf dem Blitzlichtflecken glei-ßen. Es gibt das unscharfe Foto einer Felljacke, das aus-sieht wie ein unbekanntes Gemälde von Gerhard Rich-ter, es gibt das Foto von einer Modelleisenbahn, die aberim geheimnisvollen Dunkel verschwindet. Und dannist da noch der Odenwälder Winterschlafsack als liegen-des Hochformat. Will sehen! Will sehen! (mls)

Mohamed Oubbati

„Ganz normaleAnomalien in eineman seinen Grenzenoperierenden System“

! Produktbeschreibung Siri ist das Speech Interpreta-tion and Recognition Interface von Apple. Das Pro-gramm erkennt Sprache und führt sprachlich gesteuertBefehle aus. Frauenstimme für Telefon-Diktatoren.! Fundort iPhone 4s! Preis keine Angaben! Wissenswertes „Siri, wo bist du geboren?“ – „Ichwurde 2011 von Apple in Kalifornien konstruiert.“„Siri, kennst du einen Witz?“ – „Treffen sich zwei Apps ...den Rest habe ich vergessen.“

V2 NUMMER 243 SAMSTAG, 20. OKTOBER 2012

Wochenend Journal

Gelesen: Trainierter Hirnmuskel

Gelegentlich schreibt sich ein berühmter Autor finan-ziell und gesellschaftlich derart nach oben, dass er zumSchlossherrn wird. Der Mozart-Freund Emanuel Schi-kaneder war so einer. Und sein jüngerer schottischerZeitgenosse Walter Scott trieb das Schlossherren-Da-sein so weit, dass er sich nach jedem Erfolgsroman einneues romantisches Türmchen als Anbau gönnte. Schi-kaneders Schloss war im Vergleich eher ein Schlöss-chen. Aber auch er hat es sich erschrieben. Das Barock-palais kann im Wiener Nussdorf besichtigt werden.Schikaneders Glück im Schloss währte allerdings nichtlange. Im Jahr 1812 verlor er sein ganzes Vermögen.Der Krieg zwischen dem revolutionären Frankreichund den deutschen Monarchien hatte eine furchtbareGeldentwertung zur Folge, die ihn (und viele andere)ruinierte. Schikaneder überlebte das Desaster nichtlange. Er starb, ein gebrochener Mann, noch im glei-chen Jahr. Der Nachwelt hinterließ er mindestens einWerk, das bis heute mit Abstand häufiger besucht wirdals sein Wiener Schlösschen. Emanuel Schikanederwar der Mann, der das Libretto zur Zauberflöte schrieb.

Wenn man so will, war er WolfgangAmadeus Mozarts Zuarbeiter. Aberer war mehr. Anders als Mozart, dersein Leben lang Geldprobleme hatte,war Schikaneder ein rundum erfolg-reiches Multitalent. Stückeschreiber,

Schauspieler, Sänger, Regisseur und Theaterdirektor:Dieser Mann von Welt konnte einfach alles, was mitdem Show-Geschäft zu tun hatte. Bei der Premiere derZauberflöte spielte und sang er den Papageno. Kennen-gelernt hatte man sich in Salzburg, wo der gebürtigeStraubinger dem ehrgeizigen, aus Augsburg stammen-den Leopold Mozart begegnet war. Der vielseitigeTheatermann fand bald Gefallen an Leopolds genialem,wenn auch schwierigen Sohn Wolfgang Amadeus. Eswurde eine wunderbar fruchtbare Freundschaft, auchwenn Schikaneders Karriere als Schlossherr traurigendete. Dem anderen schreibenden Schlossbesitzer dro-ben in Schottland erging es nicht besser. Zwar warenSir Walter Scotts historische Romane so erfolgreich,dass daraus Opern (z.B. Lucia di Lammermoor),Theaterstücke und später Filme (z.B. Ivanhoe mit Eli-zabeth Taylor) entstanden. Aber er schrieb sich fürsein Schloss Abbotsford derart die Finger wund, dass erdort 1832 einen Schwächeanfall erlitt und starb.

Der Autor als Schlossherr

Wort zur WocheVON PATER PETER HINSEN, SAC, FRIEDBERG

Greser & Lenz, FAZ

Unterm Strich

Blick in die GeschichteHISTORISCHE STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

» Arnold Schwarzenegger:Total Recall – Die wahreGeschichte meines Lebens.Hoffmann und Campe,672 S., 27,99 ¤

Vor

Jahren

200

DuduZwei VW-Käfer haben es inFilmen zu Berühmtheit ge-bracht: Walt Disneys Herbieund die deutsche VersionDudu. Während Herbie einWunderauto mit eigener In-telligenz war, glänzte der deut-sche Filmkäfer eher durch sei-ne unterschiedlichen Gadgets.Dudu konnte seine Reifen undScheinwerfer ausfahren, um da-mit Bösewichte zu verprügeln,oder paddelte mit Flossen anden Rädern wie ein Motorbootüber das Wasser. Dadurch hater seinen Fahrer Jimmy Bondieinige Male aus ungünstigenLagen befreit.

Commander DataMögen sich Enterprise-Fansprügeln, ob Besatzung 1 mitKapitän James T. Kirk oder Be-satzung 2 mit Jean-Luc Pic-card die bessere gewesen ist.Die Figur des CommanderData aus Serie 2 ist unschlagbar.Der perfekte Android, der diekühle Rationalität von Spockaus Teil 1 noch überbietet unddamit die Grenzen, aber auchdie besonderen Qualitäten desMenschen beweist. Das öffnetkomödiantische und philoso-phische Spielräume. Bis hin zuder Frage, was passiert, wennihm plötzlich der Emotions-Chip eingesetzt wird.

HelferleinDass eine Glühbirne als KopfAusweis von Intelligenz undErfindergeist ist, steht außerFrage. Das helle Kerlchen ausDraht und Schrauben ist eineArt kleiner Mann im Ohr desgenialen Tüftlers Daniel Dü-sentrieb. Der ist in Entenhau-sen fürs Technische zuständig.Helferlein steht dem wirrenErfinder zur Seite, wann immerdas nötig ist, führt ansonstenjedoch ein Eigenleben, zu demnatürlich auch eigene Gedan-ken und Geistesblitze gehören.Als genuin menschliche Attri-but gelten Helferleins Schuheund seine Sensibilität.

C-3POEr guckt deppert, quasselt zuviel, stakst nutzlos durch dieGegend und kann weder kämp-fen noch fliegen – trotzdemlieben Star-Wars-Fans C-3PO.Der tollpatschige und etwasumständliche Protokolldroideist der Antiheld in der Ster-nensaga. Er taucht in allen sechsEpisoden auf und sorgt fürlustige Sprüche. C-3PO hatdurchaus menschliche Seiten.Er ist zum Beispiel ängstlichund empathiefähig. Obwohlder Roboter nur aus Schaltkrei-sen besteht, hat er scheinbarunter seiner Metallschale docheinen weichen Kern.

Unsere zehn liebsten Geschöpfe aus der Welt der Künstlichen Intelligenz:

Starker Kleinglaube!„Ich glaube so wenig wie möglich!“ Das bekannte der2010 verstorbene Jesuitenphilosoph Albert Keller. Im„Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt XVI. aus Anlassdes 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatika-nischen Konzils ausgerufen hat, wirkt dieser Satz fast de-struktiv, doch aufhorchen lässt er schon. Was ist damitgemeint? Wenn ich meinen Glauben danach abklopfe,was mir hilft, in Würde zu leben, was mir Orientierunggibt, dann komme ich auf ganz wenige Sätze. Einer davonlautet: „Ich vertraue darauf, dass ich für alle Zeit undEwigkeit unwiderruflich bejaht bin von dem, der michins Leben gerufen hat.“ Um diesen Glauben zu stützen,brauche ich nicht so sehr Bücher, Kongresse, Gottes-dienste, sondern vor allem stärkende Erfahrungen undeine Gemeinschaft, die diesen Glauben mit mir teilt.Wenn ich mit Menschen spreche, die sich von der Kir-che abgewandt haben, dann ist ihr Problem nicht, dass siediesen oder jenen Glaubenssatz nicht verstehen, son-dern dass sie sich von einem Vertreter der Kirche abge-stoßen oder verletzt gefühlt haben, dass sie manchekirchliche Anordnung nicht nachvollziehen können undvor allem nicht damit zurechtkommen, dass es in derKirche genauso zugeht wie anderswo in der Welt, obwohlJesus sagt: „Bei euch soll es nicht so sein!“ Als Jesus dasEvangelium vom Reich Gottes verkündete, empfandendie Menschen dies als heilend. Es tat ihnen gut zu hö-ren: „Ich sage ja zu dir!“ So etwas erwarten die Menschenauch heute von denen, die sich Christen nennen. Viel-leicht liegt da die Messlatte zu hoch, aber etwas sollte manschon davon merken. Ich glaube, dass Gott zu uns allenja sagt, auch zu denen, die ich mir gerne vom Leib haltenmöchte, und zu denen, die immer abseitsstehen. Ichglaube, dass er auch jene mit geduldiger Liebe sucht, diesich mit sich selber schwertun. Das mag nur ein kleinerGlaube sein, doch ich hoffe, dass er mir erhalten bleibt,und dass ich damit andere anstecken kann. Mit den vie-len anderen Sätzen halte ich es eher mit Therese von Li-sieux: „Da warte ich lieber bis nach meinem Tod.“

Prof. Simon WrightEr muss nicht atmen, kann alsodurchs All fliegen, kann überSensoren sehen, hören, spre-chen – vor allem aber kann erganz super denken. Prof. SimonWright, das „lebende Ge-hirn“, ist darum ein prächtigerGefährte für Captain Future,den Helden einer US-Comicse-rie aus den 40er Jahren, die 40Jahre später dann Fernseh-Kultwurde. Zu Recht. TollesRaumschiff, tolle Titelmelodie,Uuuuhuuuhuhu, tolles Teamsamt Roboter Grag und tolle Vi-sion. Denn genau am lebendenGehirn arbeitet die KünstlicheIntelligenz-Forschung heute.

Eine Maschine mit Willenund Bewusstsein – nochist das nur im Film mög-lich. Hier ein Exemplar aus„iRobot“. Foto: cinetext

Natürlich ist es kein schmaler Band geworden, wie ja auch sein Autorkein Hänfling ist. Sondern noch immer bepackt voller Muskeln undaußerdem auch mit einem offenbar sagenhaften Gedächtnis. „TotalRecall“ heißt also die Autobiografie von Arnold Schwarzenegger, ver-fasst mit der Hilfe von Ghostwriter Pete Petre, und das bedeutet über-setzt so viel wie: Arnie vergisst nie! Nicht, dass sein Vater, eigentlichein lieber Mensch, ihm ab und zu eine Ohrfeige verpasste. „Aber daswar ganz normal. Alle Väter schlugen damals ihre Kinder…“ Nichtwie sich seine Mutter sorgte, weil im Zimmer des Jugendlichen lauterBilder von nackten starken Männern hingen. Nicht, wer ihm den Wegzum Erfolg wies: Mister Austria Kurt Marnul. Nicht wie er bei AndyWarhol ein Bild seiner Verlobten Maria Shriver orderte, mit dem Papstsich über Fitnessübungen unterhielt, wie sich der Chirurg, der ihmeine Herzklappe einsetzte, als Fan outete, wie… Und so kommen 650Seiten zusammen, über die man tatsächlich stau-nen kann wie einst über seine Muskelberge: Soviel Leben, wow! Für alle, denen 670 Seiten vollerlocker Formuliertem dennoch zu viel Masse sind,am Ende gibt es komprimiert zur Essenz die golde-nen Arnie-Regeln. Hier aus Platzgründen aber nurdie Nummer 10: „Bleib hungrig“. (stw)

Das KindInterview Maschinen mit freiem Willen? Ein Ulmer Forscher erklärt,

Mohamed Oubbati lei-tet an der Universität

Ulm die Forschungsgrup-pe Neurobotik. Ziel seiner

Arbeit ist es, lernende Roboterzu entwickeln, die ihre Um-

gebung erforschen, Erfah-rungen sammeln und

ihre Fähigkeitenverfeinern.

Wann ist die Technik so weit, dassRoboter zu unserem Alltag gehö-ren und sie die Menschen überallbegleiten?Oubbati: Daran ist mit dem ak-tuellen Verfahren gar nicht zudenken. Roboter können zurzeitnur genau definierte Aufgabenin vorhersehbaren Umgebungenerfüllen. Zum Beispiel im Gar-ten herumfahren und den Rasenmähen. Wenn Sie einen Roboterbauen wollen, der uns überallbegleitet, müssten Sie ihn immer

wieder neu programmieren,ihn immer wieder neu auf sei-ne Umgebung einstellen undneue Aufgaben zuteilen. DerProgrammierer müsste stän-dige dabei sein. Auf Dauer istdas keine gute Lösung!

Wollen Sie damit sagen, dass

es Maschinen, die nicht vom Men-schen gesteuert werden, nie gebenwird?Oubbati: Nein, es gibt ja zumBeispiel schon Autos, die ohneFernsteuerung, ohne Kontrollevon Menschen durch die Wüstefahren können, aber nicht im öf-fentlichen Straßenverkehr. Inder Wüste ist die Umgebung re-lativ vorhersehbar, auf Straßenist die Umgebung dagegen sehrkomplex, dynamisch und verän-dert sich. Die größte Herausfor-derung besteht darin, dass dasAuto in den neuen Situationendie richtigen Entscheidungenzum richtigen Zeitpunkt treffenmuss. Ich bin aber davon über-zeugt, dass eines Tages Autosmit „Künstlicher Intelligenz“selbstständig über Straßen fah-ren können.

Was ist dann Künstliche Intelli-genz?Oubbati: In der Forschung unter-scheiden wir zwischen schwacherKünstlicher Intelligenz und star-ker Künstlicher Intelligenz. Dieschwache Künstliche Intelligenzwird bereits in unserem täglichenLeben eingesetzt. Sie versucht,die menschlichen Fähigkeitenmit Computerprogrammen zu si-mulieren. Dabei ist aber eigent-lich der Programmierer intelli-gent, der der Maschine zeigt, wasgetan werden muss und wo undwie es getan wird. Die starkeoder auch allgemeine KünstlicheIntelligenz hat das Ziel, eine In-telligenz zu erschaffen, die wieder Mensch eigenständig nach-denkt und sich weiterentwickelt.Dafür arbeiten wir auch mit Psy-chologen zusammen.

Augsburger Allgemeine. . .U N A B H Ä N G I G E Ü B E R P A R T E I L I C H E T A G E S Z E I T U N G

www.augsburger-allgemeine.deSAMSTAG/SONNTAG, 20./21. OKTOBER 2012 AUSGABE AS | NR. 243 | 68./161. JAHRGANG PREIS ¤ 1,70

Ewig leben?Künstliche Intelligenzsoll’s möglich machenWochenend-Journal

ReportageUnterwegs in Libyen

ein Jahr nach Gaddafis TodDie Dritte Seite

BundesligaDas Spiel des FCA

im LivetickerI Bei uns im Internet

Wolkig, 18 GradGebietsweise Nebel,häufig Sonnenschein

Wetter

In der Nacht zum Freitag hattendie 27 Staats- und Regierungschefsder EU in zehnstündigen Verhand-lungen einen Durchbruch beimThema Bankenaufsicht geschafft.Demnach soll die rechtliche Kon-struktion bis zum Jahresende ste-hen. Banken in Schieflage könnenaber erst dann auf Hilfsgelder ausder Kasse des ESM hoffen, wenn dieneue Aufsicht installiert ist und „ef-fizient arbeitet“. Darüber hinausdarf die Kommission nun mit jederder 17 Euro-Regierungen Verträgeschließen, in denen eine striktereÜberwachung der Haushalte gere-gelt ist. Damit wurde letztlich auchdie Forderung nach einem „Super-Währungskommissar“, den Merkelund Bundesfinanzminister Wolf-gang Schäuble gefordert hatten,übernommen.

Frankreichs StaatspräsidentFrançois Hollande, der zunächst aufGegenkurs zur Kanzlerin gegangenwar, gab nach und unterstützte amFreitag nach dem Ende des Gipfel-treffens ausdrücklich die Merkel-Position. (mit afp und dpa)

»Bayern und Wirtschaft

der Kanzlerin“, sagte der CSU-Chef. Allmählich zeigten sich auchdie ersten Erfolge in den von derSchuldenkrise betroffenen Ländern.Anders als noch vor wenigen Wo-chen will die CSU derzeit laut See-hofer auch nicht mehr auf einenAustritt Griechenlands aus der Eu-ro-Zone drängen. „Wenn die gan-zen Dinge nicht erfüllt würden,wäre das eine Option“, sagte derCSU-Vorsitzende. Im Moment stel-le sich die Frage nicht.

Mit diesem Ergebnis des EU-Gip-fels hat sich Bundeskanzlerin AngelaMerkel durchgesetzt. „Wir habenerreicht, was wir uns vorgenommenhatten“, sagte die Regierungschefinzum Abschluss des Treffens.

Partei will nicht mehr aufAustritt Griechenlands drängenSeehofer lobte in München die Er-gebnisse des Brüsseler Euro-Gipfelsals Merkels Erfolg. „Das ist aus mei-ner Sicht ein weiterer Etappenerfolg

VON DETLEF DREWES

München/Brüssel Die CSU hat sichnach wochenlangen Querschüssenauf ihrem Parteitag hinter die Euro-Politik von Bundeskanzlerin AngelaMerkel (CDU) gestellt. CSU-ChefHorst Seehofer lobte in MünchenMerkel und distanzierte sich von derbisherigen Forderung nach einemEuro-Austritt Griechenlands.

Der CSU-Parteitag beschloss amFreitag einen Leitantrag des Partei-vorstands zur Euro-Politik. Darinfordern die Christsozialen ein stär-keres Mitspracherecht der Bundes-bank bei Entscheidungen zum Euround die Einführung von Volksab-stimmungen. Der Leitantrag fand inder Debatte breite Unterstützung.Auch der als Euro-Skeptiker be-kannte Bundestagsabgeordnete Pe-ter Gauweiler unterstützte ihn.

Unterdessen wurde auf dem EU-Gipfel in Brüssel beschlossen, Euro-pas Großbanken ab 2013 einer neu-en Aufsicht zu unterstellen. Kleine-re Geldinstitute sollen dagegen auchkünftig unter der Kontrolle der na-tionalen Aufseher arbeiten können.

CSU schwenkt auf Kurs Merkels einEuro-Krise Seehofer lobt in München Erfolg der Kanzlerin auf dem Brüsseler Gipfel. Bankensollen erst Geld aus dem Rettungsschirm erhalten, wenn die neue Aufsicht effizient arbeitet

Der Oktober ist golden wie nieWetter Temperaturrekorde dank Mittelmeerluft. Nächste Woche kälter

VON TANJA OHNESORG

Augsburg Kourosh – das klingt exo-tisch, fremd, nach Sehnsucht. FürUrlaubsgefühle muss im Momentjedoch niemand das Land verlassen.Denn Kourosh ist nicht nur derName eines alten persischen Herr-schers, sondern auch der des Hoch-druckgebiets, das an diesem Wo-chenende milde Mittelmeerluft insLand bringt und die Sonne so schönstrahlen lässt wie selten zuvor umdiese Zeit.

Dieser goldene Oktober hat sei-nen Namen tatsächlich verdient – erknackt etliche Rekorde. So waren esam gestrigen Freitag auf Deutsch-lands höchstem Berg, der Zugspitzemit ihren 2962 Metern, immerhin

neun Grad plus. Und auf dem Ho-hen Peißenberg (988 Meter) imKreis Weilheim-Schongau wurdenam Mittag 26,9 Grad gemessen. Dasist die höchste Temperatur in einemOktober seit dem Jahr 1879.

Selbst an so manchen Tagen imHochsommer wird es nicht so warmwie derzeit. Zur Erinnerung: MitteJuli erreichte das Thermometer nuretwa 15 bis 20 Grad. Natürlich wer-

den die Höchsttemperaturen nur fürkurze Zeit erreicht, doch geradedeshalb sollten die Sonnenstundenso intensiv wie möglich genutztwerden. In der leichten Sommerja-cke einen Herbstspaziergang ma-chen – das ist durchaus drin.

Doch der zweite Sommer währtnicht ewig. Der Samstag bringt nocheinmal Werte zwischen 20 und 25Grad. Sonntag und Montag werdenzwar etwas kühler, aber immer nochsonnig. Danach wird stellenweisekaum noch die Zehn-Grad-Markeerreicht. Diplom-Meteorologe Do-minik Jung befürchtet: „Da ergehtes den Temperaturen fast wie somanchem Wetterfrosch: Nach ei-nem sprunghaften Aufstieg kommtder rasante Fall nach unten.“

Pfarrer beklagenReformstau

Augsburg Über 40 Welt- und Or-denspriester des Bistums Augsburgdrängen auf Reformen in der Kir-che. In einem Schreiben an Augs-burgs Bischof Konrad Zdarsa rufensie zu einem neuen Dialog auf.Wörtlich heißt es: „Der seit Jahrensich verschärfende Reformstau inder Kirche, unter dem viele Men-schen leiden, bereitet uns Sorgen.Wir meinen, dass bei aller kirchli-chen Loyalität das offene und frei-mütige Wort nicht zu kurz kommendarf.“ Die Priester fordern eine sy-nodale Struktur, die es erlaubt,mehr Menschen in Entscheidungeneinzubinden. Auch die „fatale Groß-raumplanung“ bei der Zusammen-legung von Pfarreien halten sie füreinen falschen Weg. Zudem wollensie die Rechte von Wiederverheira-teten stärken. (jok) »Bayern

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RosigeZeiten

Von ihrer aktuellen Finanzlagehat die Deutsche Rentenversi-

cherung noch vor ganz wenigen Jah-ren nur träumen können. Die Re-serven waren aufgebraucht, obwohlder Rentenbeitrag über der magi-schen 20-Prozent-Marke lag. DieErholung auf dem Arbeitsmarktbrachte die Wende.

Die Rentenkasse sitzt auf einemso dicken Polster, dass die Bei-tragszahler ohne Weiteres entlastetwerden können; nach den Gesetz-mäßigkeiten des Umlagesystems,das kein langfristiges Ansparen ei-nes Kapitalstocks vorsieht, müssensie sogar entlastet werden.

Der niedrigste Beitragssatz seitfast 20 Jahren lässt sich auf Dauernicht halten. Zum einen gibt es diekonjunkturelle Unsicherheit, dieauch den Arbeitsmarkt auf Dauerbelasten wird. Zum anderen nä-hert sich das System unaufhaltsamder deutlichen Alterung der Ge-sellschaft. Zu Beginn des nächstenJahrzehnts werden die ersten ge-burtenstarken Jahrgänge ihren Ren-tenanspruch anmelden. Spätestensdann wird die noch vorhandene fi-nanzielle Ausgewogenheit zwi-schen Beitragszahlern und Renten-empfängern ausgehebelt werden.Man wird sich an Beitragssätze vonweit über 20 Prozent gewöhnenmüssen. So gesehen befinden wiruns gerade in rosigen Zeiten.

KommentarVON JOACHIM BOMHARD

»[email protected]

Peinlicher Google-FehlerGoogle-Gründer Larry Page ver-suchte nach der peinlichen und fol-genreichen verfrühten Vorlage vonGeschäftszahlen, die Investorenmit Zukunftsvisionen zu beruhigen.

»Wirtschaft

Heute in Ihrer Zeitung

Mal genauer betrachtet:

Unser GeldSpätestens seit die US-Investmentbank Lehman2008 kollabierte, ist die Krise und die Sorge umunser Geld zum täglichen Begleiter geworden.Doch was ist Geld eigentlich? Und macht es wirk-lich glücklich? Wir versuchen einmal grundsätzlicheFragen zu beantworten und haben dabei in unse-rem Titel-Thema auch heitere Seiten entdeckt. ImLeitartikel und im Ressort Wirtschaft gehen wirden schwierigen Fragen nach, wie es mit der Kriseweitergeht und wie man Geld sicher anlegt.

! EU-Erweiterung Bei Entscheidun-gen über neue Mitglieder soll dieAufnahmefähigkeit der EU ein zentra-les Kriterium sein. Eine Vollmitglied-schaft der Türkei lehnt die CSU ab.! Volksabstimmungen Zu Fragenvon besonderer Tragweite soll esVolksentscheide geben, etwa bei Kom-petenzübertragungen an die EU,dem Beitritt neuer Mitglieder oder „er-heblichen Finanzleistungen“ in derEuro-Krise. (dpa)

! Euro-Krise Die Vergemeinschaf-tung von Staatsschulden und eineBanklizenz für Euro-Rettungsschirmewerden abgelehnt. Geschaffen wer-den sollen Verfahren für das Ausschei-den eines Landes aus dem Euro undfür eine Staatsinsolvenz.! EZB Im Rat der Europäischen Zen-tralbank, in dem jedes Land eineStimme hat, soll Deutschland mehrStimmgewicht und eine Art Veto-recht bekommen.

Zentrale Punkte des CSU-Europa-Leitantrags

Herbst im Allgäu Foto: Hildenbrand, dpa

Länderreformieren das AbiturAb 2017 bundesweiteinheitliche Standards

Hamburg Kein Zentralabitur, abergleich schwere Abschlussprüfungenin allen Bundesländern: Darauf ha-ben sich die Kultusminister derLänder nach jahrelanger Debatte inHamburg geeinigt. Sie machen da-mit den Weg für bundesweit ein-heitliche Abiturstandards frei. Diegleichen Leistungsanforderungensollen in Mathematik, Deutsch,Englisch und Französisch erstmalsbeim Abitur 2017 gelten.

Die Minister verwiesen darauf,ein Einheitsabitur wie in Frankreichwerde nicht angestrebt. Damit dieGymnasialabschlüsse besser vergli-chen werden können, steht denLändern künftig ein Aufgaben-Poolzur Verfügung, aus dem sie sich fürdie Abiturprüfungen bedienen kön-nen. Der Standard sei recht an-spruchsvoll, sagte Hamburgs Schul-senator Ties Rabe (SPD) mit Blickauf Befürchtungen, das Niveau wer-de sinken. (dpa) »Politik

Rentenbeitrag baldunter 19 Prozent

Berlin Dank der niedrigen Arbeits-losigkeit sinken die Beiträge zurRentenversicherung im Januar nochstärker als geplant. Wie ein Sprecherdes Sozialministeriums bestätigte,sind die Überschüsse der Renten-kassen so groß, dass der Beitragssatzvon 19,6 auf 18,9 Prozent reduziertwerden kann. Bisher war die Koali-tion nur von 19,0 Prozent ausgegan-gen. Insgesamt werden Arbeitgeberund Arbeitnehmer damit um fünfbis sechs Milliarden Euro entlastet.

Hunderttausende Frührentnerhaben dagegen immer größere Pro-bleme, ihren Lebensunterhalt zu fi-nanzieren. Nach einer Studie derRentenversicherung sind 37 Prozentder 1,6 Millionen Menschen, dieeine Erwerbsminderungsrente be-ziehen, akut von Armut bedroht.(rwa) »Kommentar und Politik

FUSSBALL

Hoffenheim – Gr. Fürth 3:3Duisburg – Ingolstadt 0:2

EISHOCKEY

Berlin – Augsburg 5:1Krefeld – Ingolstadt 2:3

Sport vom Freitag

Halbe Milliarde für KraftwerkEine Schweizer Firma will für einehalbe Milliarde Euro ein Gaswerkim Lechhauser Industriegebiet bau-en. Das Werk ist ein Baustein derEnergiewende in Bayern.

Blickpunkt Lokales

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