investnews Guide 2016 für Vermögensverwalter_Fabio Sofia Maria Kaneva-Jacobs_DE

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Investnews: Was ist ein „Impact Bond“? Fabio Sofia: Ein „Impact Bond“ ist eine klassische Obliga- tionenanleihe mit einem Risiko-Ertrags-Profil, das gängigen Marktkonditionen entspricht. Die Besonderheit liegt jedoch darin, dass bewusst ein nachhaltiges Entwicklungsziel ange- strebt wird. Die Emission ist deshalb systematisch an ein bestimmtes Projekt oder eine Geschäftstätigkeit gebunden. Dies wird vertraglich garantiert (Konzept des zweckgebun- denen Fonds) und regelmässig überwacht. So kann sich Unilever GBP 250 Mio. an den Kapitalmärkten beschaffen (wie im Jahr 2014 geschehen), um ausschliesslich die Entwicklung der neuen Generation seiner Fabrikanlagen mit geringem Energieverbrauch zu finanzieren. Welche Verbindung besteht zu den sogenannten „Green Bonds“? FS: Die „Green Bonds“ gehören zur Familie der nachhaltigen Anlagen. Sie sind jedoch auf den Klimaschutz ausgerichtet und werden aus diesem Grund als Grün bezeichnet („Green Economy“). Daneben sehen wir auch die ersten „Blue Bonds“ für Projekte im Bereich des Wassermanagements oder „Microfinance Bonds“, die wir zum Beispiel bei Symbiotics strukturieren, welche an Entwicklungsprojekte von Kleinst- und Kleinunternehmen in Schwellenländern geknüpft sind. Wir gehen für 2016 von einem Emissionsvolumen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar auf dem globalen Markt aus – 2015 lag es noch bei 41,8 Milliarden US-Dollar. Wieso sind Impact Bonds so sehr im Gespräch und wie sieht ihr langfristiges Potenzial aus? FS: Diese Art des Investments ist nicht wirklich neu. Die Unterzeichnung der Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen im letzten September ist jedoch ein wichtiger Meilenstein. Die Vertragsstaaten haben vereinbart, nicht nur konkrete Ziele festzulegen – wie die Bekämpfung von Armut und Hunger, erneuerbare Energie, nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser oder noch allgemeiner ein verantwortungsvoller Konsum und eine nachhaltige Produk- tion –, sondern sie ab sofort auch als universelle Ziele anzu- sehen. Die Staaten verpflichten sich, mit obligatorischen Dieses Jahr werden über 100 Milliarden Dollar in Impact Bonds investiert werden. Neben ihrem Nachhaltigkeitsprofil stellen diese Anleihen eine interessante Möglichkeit zur Portfoliodiversifikation dar. Fabio Sofia, Direktor, und Maria Kaneva-Jacobs, Portfoliomanagerin, erklären die Gründe. 80 Impact Bonds – zukunftsfähige Anlagelösungen

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Investnews: Was ist ein „Impact Bond“?Fabio Sofia: Ein „Impact Bond“ ist eine klassische Obliga-tionenanleihe mit einem Risiko-Ertrags-Profil, das gängigen Marktkonditionen entspricht. Die Besonderheit liegt jedoch darin, dass bewusst ein nachhaltiges Entwicklungsziel ange-strebt wird. Die Emission ist deshalb systematisch an ein bestimmtes Projekt oder eine Geschäftstätigkeit gebunden. Dies wird vertraglich garantiert (Konzept des zweckgebun-denen Fonds) und regelmässig überwacht. So kann sich Unilever GBP 250 Mio. an den Kapitalmärkten beschaffen (wie im Jahr 2014 geschehen), um ausschliesslich die Entwicklung der neuen Generation seiner Fabrikanlagen mit geringem Energieverbrauch zu finanzieren.

Welche Verbindung besteht zu den sogenannten „Green Bonds“?FS: Die „Green Bonds“ gehören zur Familie der nachhaltigen Anlagen. Sie sind jedoch auf den Klimaschutz ausgerichtet und werden aus diesem Grund als Grün bezeichnet („Green Economy“). Daneben sehen wir auch die ersten „Blue Bonds“ für Projekte im Bereich des Wassermanagements oder

„Microfinance Bonds“, die wir zum Beispiel bei Symbiotics strukturieren, welche an Entwicklungsprojekte von Kleinst- und Kleinunternehmen in Schwellenländern geknüpft sind. Wir gehen für 2016 von einem Emissionsvolumen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar auf dem globalen Markt aus – 2015 lag es noch bei 41,8 Milliarden US-Dollar. Wieso sind Impact Bonds so sehr im Gespräch und wie sieht ihr langfristiges Potenzial aus?FS: Diese Art des Investments ist nicht wirklich neu. Die Unterzeichnung der Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen im letzten September ist jedoch ein wichtiger Meilenstein. Die Vertragsstaaten haben vereinbart, nicht nur konkrete Ziele festzulegen – wie die Bekämpfung von Armut und Hunger, erneuerbare Energie, nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser oder noch allgemeiner ein verantwortungsvoller Konsum und eine nachhaltige Produk-tion –, sondern sie ab sofort auch als universelle Ziele anzu-sehen. Die Staaten verpflichten sich, mit obligatorischen

Dieses Jahr werden über 100 Milliarden Dollar in Impact Bonds investiert werden. Neben ihrem Nachhaltigkeitsprofil stellen diese Anleihen eine interessante Möglichkeit zur Portfoliodiversifikation dar. Fabio Sofia, Direktor, und Maria Kaneva-Jacobs, Portfoliomanagerin, erklären die Gründe.

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Impact Bonds –zukunftsfähige

Anlagelösungen

N A C H H A L T I G E F I N A N Z E N

oder Anreizmechanismen den Übergang zu einem nachhal-tigen Wirtschaftswachstum herbeizuführen. Die Finanzie-rung wird dabei zu einem Grossteil von der Privatwirtschaft getragen. Die Organisation der Klimakonferenz COP 21 in Paris im letzten Dezember bestätigte diesen Trend mit wich-tigen Verpflichtungen für den Klimaschutz. Nachhaltiges Wachstum wird somit zu einer unumgänglichen Realität für die Regierungen und die Privatwirtschaft.

Sie sind auf diesen Anlagetyp ausschliesslich in Schwellenländern spezialisiert. Warum?FS: Die Finanzierung von Kleinst- und Kleinunternehmen hat eine wichtige Hebelfunktion und stellt so ein sehr wirk-sames Mittel für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in diesen Ländern dar. Symbiotics ist seit mehr als zehn Jahren in diesem Bereich aktiv. In diesem Zeitraum haben wir mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar in mehr als 60 Ländern investiert, und somit zur Schaffung von schätzungsweise mehr als 4 Millionen Arbeitsplätzen beigetragen, und zwar mehrheitlich für Frauen.

Konkret, welche Impact Obligationen haben Sie emmitiert?FS: Bereits im Jahr 2010 haben wir ein Anleiheprogramm für Investitionen im Mikrofinanzbereich eingeführt, das sich an qualifizierte Anleger richtet. Die in diesem Programm enthaltenen Titel werden in Luxemburg emittiert und sind völlig standardisiert. Jede Anleihe ist mit einem ISIN-Code versehen, wird über Euroclear/Clearstream geführt und kann an der Börse kotiert werden. Hierbei ist anzumerken, dass die meisten Investoren diese Anleihen eher langfristig halten (Buy and Hold), wodurch Zweitmarkttransaktionen oftmals noch relativ limitiert sind. Bis heute haben wir Wert-papiere im Wert von mehr als 300 Millionen US-Dollar für rund 30 Mikrofinanzinstitute aufgelegt. Die Grösse der Emis-sionen liegt im Bereich von 10 bis 20 Millionen US-Dollar und die Laufzeit der Anleihen reicht von 3 bis 5 Jahren. Die jährliche Rendite erreicht 3 bis 6 % in US-Dollar, und das bei einer angesichts der relativ niedrigen Korrelation vieler Micro-Unternehmen zu globalen Finanzmärkten eher geringen Volatilität.

Symbiotics hat als Fondsmanager eine Anlagestrategie mit diesem Schwerpunktthema lanciert. Was sind die entscheidenden Faktoren dieser neuen Anlagestrategie? Maria Kaneva-Jacobs: Wir haben kürzlich einen Inves-tmentfonds lanciert, mit dem qualifizierte Anleger, sowohl auf Nachhaltigkeit aber auch traditionell ausgerichtete, diese neuen Instrumente nutzen und von ihrem enormen Wachstumspotenzial profitieren können. Unser Ansatz stellt die „Microfinance Bonds“ von Symbiotics in das Zentrum dieser Strategie und ergänzt sie durch liquidere Anleihen, wie Anleihen, die von Entwicklungsagenturen wie der Welt-bank emittiert werden, oder auch durch Staatsanleihen

aus Schwellenländern. All diese Investments zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Schwellenländer fliessen und deren wirtschaftliche und soziale Entwicklung finanzieren.

Wie sieht ihr geografischer Ansatz aus?MK-J: Unsere Strategie ist global und diversifiziert. Sie ist mehr oder weniger gleich stark auf die folgenden vier Schwellenregionen und Frontier Markets verteilt: Südost-asien, Lateinamerika, Osteuropa, der Kaukasus und Zent-ralasien sowie Afrika, und zwar hauptsächlich südlich der Sahara. Um die Volatilität des Portfolios zu senken, sichern wir unsere Positionen in Lokalwährung gegenüber der Basiswährung des Fonds, dem US-Dollar, ab.

Wie sieht es mit den Renditezielen und dem Risikoprofil des Fonds aus?MK-J: Unser Ziel ist eine Rendite, die deutlich über den Erträgen der Geldmärkte liegt. Genauer gesagt, streben wir eine jährliche Nettorendite (nach Abzug der Gebühren) von 1 bis 3 % über dem Dreimonats-Libor in US-Dollar an. Was das Risikoprofil anbelangt, beobachten wir eine geringe Korrelation unserer Anlagen im Vergleich zu traditionellen Anlageklassen. Dies bietet dem interessierten Vermögensver-walter die Möglichkeit, die Diversifikation seines Portfolios zu erhöhen und gleichzeitig die Gesamtvolatilität zu reduzieren.

Wie ist die Liquidität des Fonds?MK-J: Der Grossteil der Mikrofinanzfonds bietet traditionell eine monatliche Liquidität mit Kündigungsfristen von bis zu 90 Tagen. Unser Fonds bietet eine wöchentliche Bewertung bei einer Rückgabefrist von nur 30 Tagen. Dies ist aufgrund des liquiden Anteils des Portfolios wie Anleihen von Entwick-lungsagenturen oder Staatsanleihen aus Schwellenländern möglich. Wir können das Liquiditätsniveau des Fonds auf diese Weise auf ca. 2 % begrenzen und so die Rendite für die Investoren optimieren.

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FABIO SOFIA

Fabio Sofia ist für die Kundenbeziehungen von Symbiotics und die Entwicklung der Anleihe-Plattform (Impact Bonds) verantwortlich. Er verfügt über umfassende und langjährige Erfahrungen im Bereich Mikrofinanz und war mehr als elf Jahre als Analyst, Regionalleiter und im Business Development tätig. Vor seinem Wechsel zu Symbiotics arbeitete er beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und bei der Schweizer Privatbank LODH & Cie.

MARIA KANEVA-JACOBS

Maria Kaneva-Jacobs ist Portfoliomanagerin im Bereich Fixed Income. Zuvor war sie als Senior Banker im Financial Institutions Team der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London beschäftigt. Von 2006 bis 2010 arbeitete sie bei Merrill Lynch International in London und war für Finanzinstitutionen in der Region CEEMEA zuständig.