Isobus-Funktionalität von Task Controllern verifizieren · PDF filetern, am neuen...

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tern, am neuen Europäischen Techno- logie- und Innovationszentrum (ETIC) des Traditionsunternehmens John Deere, beschäftigen sich die Entwickler schwerpunktmäßig mit der Landma- schinen-Elektronik und dem Precision Farming. Die Mitarbeiter sind unter an- derem dafür verantwortlich, dass jeder John-Deere-Traktor mit jedem auf dem Markt erhältlichen Isobus-Anbaugerät zusammenarbeitet. Die Komplexität der Technik lässt sich gut am Beispiel der automatischen Teilbreitensteuerung (Section Control) verdeutlichen. An- baugeräte mit dieser Funktion sind in mehrere Sektionen unterteilt, die sich unabhängig voneinander ein- und aus- schalten lassen. Da sämtliche Aktivitä- ten protokolliert werden, führen Bewe- gungen des Traktors, bei denen das Anbaugerät entweder über die Feld- grenzen hinausragt oder schon bear- beitete Bereiche überstreicht, zu einer automatischen Deaktivierung der be- treffenden Sektionen. M ehr und mehr trägt Fahr- zeugelektronik in der Land- wirtschaft dazu bei, Ressour- cen wie Maschinen, Saatgut, Dünge- mittel, Treibstoff und Zeit hochopti- miert einzusetzen. Der Begriff des ‘Pre- cision Farming’ (Präzisionslandwirt- schaft) bringt dies sehr gut zum Aus- druck. Telematik, Satellitennavigation, automatische Lenk- und Spurführungs- systeme, Teilbreitensteuerung, lücken- lose Dokumentationen der Aktivitäten und vieles mehr gehört dazu. Eine der Grundvoraussetzungen ist, dass sich Anbaugeräte verschiedener Kategorien und Hersteller zügig und problemlos an jeden Traktor ankoppeln lassen und sich auch elektronisch auf Anhieb ‘ver- stehen’. Dafür sorgt der Isobus, dessen technische Details in der Normenreihe ISO 11783 definiert sind. In Kaiserslau- Bild 2: John Deere Isobus Bedienterminal mit der Kverneland Düngerstreuer- Bedienoberfläche Bild: John Deere Mobile Automation: Isobus-Funktionalitäten testen 109 SPS-Magazin Ausgabe 4/2012 Höhere Testabdeckung durch Simulation von Anbaugeräten Isobus-Funktionalität von Task Controllern verifizieren Der Isobus eröffnet der modernen Landmaschinentechnik über Herstellergrenzen hinweg eine beliebige Kombination von Traktoren und Anbaugeräten. Um die geforderte Konformität zum Standard sicherzu- stellen, ist aufseiten der Hersteller jedoch ein erheblicher Testaufwand zu bewältigen. Die Entwickler im Hause John Deere haben diese Phase durch automatische Testabläufe mit einer simulierten Anbaugerä- teumgebung jetzt spürbar beschleunigt und rationalisiert.

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tern, am neuen Europäischen Techno-logie- und Innovationszentrum (ETIC)des Traditionsunternehmens JohnDeere, beschäftigen sich die Entwicklerschwerpunktmäßig mit der Landma-schinen-Elektronik und dem PrecisionFarming. Die Mitarbeiter sind unter an-derem dafür verantwortlich, dass jederJohn-Deere-Traktor mit jedem auf demMarkt erhältlichen Isobus-Anbaugerätzusammenarbeitet. Die Komplexität derTechnik lässt sich gut am Beispiel derautomatischen Teilbreitensteuerung(Section Control) verdeutlichen. An-baugeräte mit dieser Funktion sind inmehrere Sektionen unterteilt, die sichunabhängig voneinander ein- und aus-schalten lassen. Da sämtliche Aktivitä-ten protokolliert werden, führen Bewe-gungen des Traktors, bei denen dasAnbaugerät entweder über die Feld-

grenzen hinausragt oder schon bear-beitete Bereiche überstreicht, zu einerautomatischen Deaktivierung der be-treffenden Sektionen.

Mehr und mehr trägt Fahr-zeugelektronik in der Land-wirtschaft dazu bei, Ressour-

cen wie Maschinen, Saatgut, Dünge-mittel, Treibstoff und Zeit hochopti-miert einzusetzen. Der Begriff des ‘Pre-cision Farming’ (Präzisionslandwirt-schaft) bringt dies sehr gut zum Aus-druck. Telematik, Satellitennavigation,automatische Lenk- und Spurführungs-systeme, Teilbreitensteuerung, lücken-lose Dokumentationen der Aktivitätenund vieles mehr gehört dazu. Eine derGrundvoraussetzungen ist, dass sichAnbaugeräte verschiedener Kategorienund Hersteller zügig und problemlos anjeden Traktor ankoppeln lassen undsich auch elektronisch auf Anhieb ‘ver-stehen’. Dafür sorgt der Isobus, dessentechnische Details in der NormenreiheISO 11783 definiert sind. In Kaiserslau-

Bild 2: John Deere IsobusBedienterminal mit derKverneland Düngerstreuer-Bedienoberfläche Bild: John Deere

Mobile Automation: Isobus-Funktionalitäten testen

109SPS-Magazin Ausgabe 4/2012

Höhere Testabdeckung durch Simulation von Anbaugeräten

Isobus-Funktionalität von TaskControllern verifizierenDer Isobus eröffnet der modernen Landmaschinentechnik über Herstellergrenzen hinweg eine beliebigeKombination von Traktoren und Anbaugeräten. Um die geforderte Konformität zum Standard sicherzu-stellen, ist aufseiten der Hersteller jedoch ein erheblicher Testaufwand zu bewältigen. Die Entwickler imHause John Deere haben diese Phase durch automatische Testabläufe mit einer simulierten Anbaugerä-teumgebung jetzt spürbar beschleunigt und rationalisiert.

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Mobile Automation: Isobus-Funktionalitäten testen

110 SPS-Magazin Ausgabe 4/2012

Herkömmliche Testmethodenstoßen an Grenzen

Solche und andere Funktionen erfordernseitens der Traktorelektronik eine genaueKenntnis der Funktionsweise des An-baugeräts. Der Task Controller stellt alseine der Anwendungen des Isobus-Be-dienterminals im John Deere GreenStar2630 Display eine Schnittstelle zwischendem Dokumentationssystem und demIsobus-Anbaugerät dar (Bild 2). Er lädtbeim ersten Ankoppeln ein ‘Device Des-cription File’ vom Job-Rechner des An-baugeräts, das alle notwendigen Infor-mationen einschließlich Arbeitsbreite undAnzahl der schaltbaren Sektionen ent-hält. Der Task Controller muss die ge-samte Bandbreite an möglichen Anbau-geräte-Konstellationen beherrschen.Jede Arbeitsmaschine funktioniert jedochanders und nutzt eine andere Kombina-tion von Funktionen des Controllers. FürTestzwecke tauschen die Hersteller daherspezielle Hardware-Boxen untereinanderaus, in denen die elektronische Funktio-nalität ihrer Anbaugeräte abgebildet ist.Sehr selten enthalten die Boxen jedochsämtliche Hard- und Softwarekompo-nenten, die zu einem umfassendenFunktionstest der Gerätelogik notwendigsind. Das Testen ist angesichts der Viel-falt an Feldgeräten und Fremdfirmen,fehlender Standardisierung der Testbo-xen und unterschiedlicher Bedienphilo-sophien eine zeitintensive und mühsameAngelegenheit.

Effizient und flexibel Testendurch Simulationen

Bei der Suche nach einer effizienterenTestmethode wurde John Deere aufCANoe.ISO11783 aufmerksam, ein

auf die Anforderungen von Isobusexakt zugeschnittenes Entwicklungs-,Test- und Simulationswerkzeug ausdem Hause Vector Informatik.CANoe.ISO11783 sorgt bei Entwick-lungen vom Beginn bis zur Testphaseund Wartung für Isobus-Konformitätund erlaubt vielfältige Analysen undVisualisierungen der Kommunikati-onsstrukturen. Funktionen wie das‘Virtual Terminal’, der ‘Interaktive TaskController’ sowie die Multibusfähig-keit mit der Darstellung von Isobus-und J1939-Botschaften in einemTrace-Fenster erleichtern Entwicklerndie Arbeit deutlich (Bild 3). CANoe istin der Lage, nicht nur einzelne Steu-ergeräte, sondern ganze Netzwerkezu simulieren. Im Fall des Task Con-trollers sind Anbaugeräte in den ver-schiedensten Ausprägungen simulier-bar. So können die Test-Ingenieurevon John Deere jetzt unabhängig vonden Anbaugeräte- und Fremdherstel-lern agieren und sind nicht mehr aufdie Hardware-Boxen angewiesen. Dasintegrierte ‘Test Feature Set’ ermög-licht die Definition automatisierterTests und fungiert wahlweise als Test-Master oder fügt sich in bestehendeTestumgebungen ein.

Vollständige Abdeckung desIsobus Standards

Die Flexibilität der Simulationen brin-gen John Deere wesentliche Erleichte-rungen. So lässt sich beim Testen derTeilbreitensteuerung nachprüfen, obder Task Controller auch mit 16 statt8 Sektionen umgehen kann. Ebensosind Anbaugeräte definierbar, derenSektionen nicht streng nebeneinander,sondern versetzt hintereinander ange-

ordnet sind. Da CANoe.ISO11783 denStandard umfassend und vollständigrepräsentiert, erreicht der Landma-schinenspezialist in kürzerer Zeit einehöhere Testabdeckung. Das gilt insbe-sondere für Anwendungssituationen,die von den Hardware-Boxen nichtoder teilweise nicht unterstützt wer-den. Zum Beispiel versetzt die von JDselbst erstellte CANoe-Konfigurationeines Isobus Multiple Product Imple-ment Simulators den Anwender in dieLage, künftige noch nicht als Testboxverfügbare Multiple-Product-Anbau-geräte zu testen. So zum Beispiel Ma-schinen, die in einem Arbeitsgangsäen und Dünger ausbringen.

Simulation statt Hardware

Im Kaiserslauterner Technologie- undInnovationszentrum nutzt John Deeredas Werkzeug CANoe.ISO11783 au-ßerdem für die Simulation der eigenenSteuergeräte. So können die Testernicht nur sehr schnell zwischen ver-schiedenen Task Controller Versionenumschalten, sondern Simulationskonfi-gurationen auch per Netzwerk oder E-Mail zwischen verschiedenen Firmen-standorten einschließlich der Kollegenin den USA austauschen. Das Potenzialder Simulationen ist mit der bloßen In-house-Anwendung längst noch nichterschöpft. Wünschenswert aus Sichtvon John Deere wäre es, wenn die Her-steller statt der unflexiblen, teuren undschwer zu reproduzierenden Hardware-Boxen die CANoe-Simulationen aus-tauschen würden. Befürchtungen,damit sein Know-how preiszugebensind unbegründet, da es für die Simu-lationen völlig ausreichend ist das Kom-pilat ohne den Source weiterzugebenund somit das Insider-Know-how ge-wahrt bleibt. ■

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Autor: Dipl.-Ing. (FH) Ale-xander Ostermüller ist Test-ingenieur im EuropäischenTechnologie- und Innovati-onszentrum (ETIC) von JohnDeere in Kaiserslautern.

Autor: Dipl.-Ing. (FH) PeterFellmeth ist Gruppenleiterund Produktmanager beider Vector InformatikGmbH.

Bild 3: Simulation vonTraktor und Düngerstreuerin CANoe.ISO11783(Bild: John Deere)