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Heft 4 – Jahrgang 2015 Die Neue Hochschule Z 12916 F Postvertriebsstück Entgelt bezahlt Wienands PrintMedien GmbH Linzer Straße 140 53604 Bad Honnef ISSN 0340-448 x für anwendungsbezogene Wissenschaft und Kunst DNH Eckhard Freyer Europäische Integration und deutsche Fachhochschulen Walter Leal Das Baltic University Programme: ein Hochschulnetzwerk für die Kooperation mit EU- und Nicht-EU-Ländern Marco Althaus Sie kennen nur Europas Krise – Eine Reflexion zum Modellstudiengang Europäisches Management Joachim Riedl, Frank Schäfer, Michael Seidel, Bernd Wolfrum, Sebastian Zips und Anna-Katharina Pleier Europäische Potenziale am Beispiel der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit im Destinationsmarketing und auf Hochschulebene Europa – Kontinent der Chancen

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Eckhard F reyer Europäische Integration und deutsche FachhochschulenWal te r Lea l Das Baltic University Programme: ein Hochschulnetzwerk für die Kooperationmit EU- und Nicht-EU-LändernMarco A l thaus Sie kennen nur Europas Krise – Eine Reflexion zum ModellstudiengangEuropäisches ManagementJoach im R ied l , F rank Schäfe r, M i chae l Se ide l , Be r nd Wol f rum,Sebas t i an Z ips und Anna -Kathar ina P le ie r Europäische Potenziale am Beispielder deutsch-tschechischen Zusammenarbeit im Destinationsmarketing und auf Hochschulebene

Europa –Kontinent der Chancen

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Seminartermine2015

Fr. 2. Oktober Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Fr. 23. Oktober HochschulrechtSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Fr. 23. Oktober Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Fr. 30. Oktober Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenIsmaning, Commundo Tagungshotel, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Fr. 6. November Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Fr. 27. November Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Fr. 4. Dezember Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Fr. 8. Dezember Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Programm und Anmeldung auf unserer Homepage unter www.hlb.de/seminare

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Erscheinung: zweimonatlich

Jahresabonnements für Nichtmitglieder45,50 Euro (Inland), inkl. Versand60,84 Euro (Ausland), zzgl. VersandProbeabonnement auf Anfrage

Erfüllungs-, Zahlungsort und Gerichtsstand istBonn.

Anzeigenverwaltung: Dr. Karla NeschkeTelefon 0228 555256-0Fax 0228 555256-99E-Mail: [email protected]

Verbandsoffiziell ist die Rubrik „hlb-Aktuell“.Alle mit Namen des Autors/der Autorin verse-henen Beiträge entsprechen nicht unbedingtder Auffassung des hlb sowie der Mitglieds-verbände.

Herausgeber: Hochschullehrerbund – Bundesvereinigung e. V. hlbVerlag: hlb, Postfach 20 14 48, 53144 BonnTelefon 0228 555256-0, Fax 0228 555256-99E-Mail: [email protected], Internet: www.hlb.de

Chefredakteur: Prof. Dr. Christoph MaasMolkenbuhrstr. 3, 22880 WedelTelefon 04103 14114E-Mail: [email protected]

Redaktion: Dr. Karla Neschke

Titelbild: Im Konferenzzentrum der Euro -päischen Kommission verbringen Master-Studierende eine Seminarpause. Foto: M. Althaus

Herstellung und Versand:Wienands PrintMedien GmbHLinzer Straße 140, 53604 Bad Honnef

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109EDITORIAL

Die Autorinnen und Autoren diesesHeftes beschreiben Entwicklungsper-spektiven, die sich für die Tätigkeit anHochschulen eröffnen. Eckhard Freyer(Seite 114) stellt die deutschen Fach-hochschulen in den Kontext des euro-päischen Bildungsraums. Walter Leal(Seite 118) zeigt auf, wie 200 Hochschu-len beim Baltic University Project durchein gemeinsames thematisches Interessezu intensiver Zusammenarbeit gefun-den haben. In diesem Verständnis endetEuropa auch keinesfalls an den Grenzender EU. Marco Althaus (Seite 122) führtuns mitten in den Reflexionsprozesseines Europa-Studiengangs, der seineBegründung neu formuliert. JoachimRiedl et al. (Seite 126) schließlich erfor-schen das Zusammenwachsen der baye-risch-tschechischen Grenzregion.

Auch die studentische Sicht kommt zurSprache. Die FH Münster (Seite 130)stellt die Erlebnisse eines ihrer Studen-ten während eines Auslandssemesters inAthen vor, während drei afrikanischeStudierende der TFH Bochum (Seite131) Europa vor allem als Ort einerguten Ausbildung mit ausgezeichnetenBerufsperspektiven erleben. Die HTWSaarland (Seite 136) schließlich bietetschon seit 1978 ein gut nachgefragtesdeutsch-französisches Studienpro-gramm.

Für uns an den Hochschulen bedeutetEuropa die Chance auf neue menschli-che Begegnungen, auf fachlichesWachstum und auf eine Weiterentwick-lung unserer Rolle für die Gesellschaft.Was wir daraus machen, haben wirselbst in der Hand.

Ihr Christoph Maas

Für R., dem ich wünsche, dass er zu einem fröhli-chen, neugierigen und unternehmungslustigenEuropäer heranwächst.

■ „Meine ersten 200 Kriegsgefangenen“steht über der Seite des Fotoalbums,das ich im Nachlass meines Vatersfand. Die abgebildeten Italienerwaren im 2. Weltkrieg durch denKurswechsel ihrer Regierung von Ver-bündeten zu Gegnern geworden.

■ Im Vorschulalter versetzte ich meineEltern einmal in Panik, als ich sie beider Ausreise aus den Niederlandenhörbar darauf hinwies, dass sie aufdie Frage des Grenzbeamten eineTüte Tomaten nicht erwähnt hatten.

■ Als es 1984 erlaubt wurde, mit einergrünen Plakette hinter der Wind-schutzscheibe die deutsch-französi-sche Grenze ohne Anhalten zu pas-sieren, baute die ZDF-Serie „Ein Fallfür zwei“ prompt als Nervenkitzeleinen derartigen Grenzübertritt ineine Folge ein.

Dass diese Episoden heute unvorstellbarsind, zeigt, wie weit das EU-Europa inden letzten Jahrzehnten vorangekom-men ist. Wenn es gleichwohl gegenwär-tig so scheint, als ob die Schwierigkei-ten und Fehlschläge die Erfolge über -wögen, wird die Wahrnehmung auchverzerrt durch die historisch einmaligeAmbition des Projekts. Wenn es zueiner engen Zusammenarbeit gleichbe-rechtigter und unabhängiger Nationenkommen soll, bleibt von Zeit zu Zeit einkräftiges Knirschen im Ge bälk nun ein-mal nicht aus. Im Gegensatz zu allenGroßreichen der Weltgeschichte werdenzudem in der EU der Zentralinstanz nurdie unangenehmen Nachrichten zuge-schrieben, während die Mitgliedsstaatenden Glanz der Erfolge auf sich lenken.

Tatsächlich ist viel in Bewegung inEuropa, und es lässt sich viel bewegen.

Die europäische Einigung hat schon einen weiten Weg bewältigt. Sie

besitzt auch heute noch eine hohe Eigendynamik und stellt uns vor

spannende Aufgaben.

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DNH 4 ❘ 2015

110 INHALT

FH-Trends

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FH Münster„Ich wollte mir ein eigenes Bild vonder Lage vor Ort machen“

TFH BochumBrücken nach Europa bauen: TFH zeichnet afrikanische Studieren-de mit Stipendien aus

HTW SaarlandDas Deutsch-Französische Hochschul-institut (DFHI) an der Hochschule fürTechnik und Wirtschaft des Saarlan-des

Bad Wiesseer Positionspapier zum Thema Gesellschaftliche Bil-dungsanforderungen und die Kom-petenzen der Hochschulen für ange-wandte Wissenschaften

Aufsätze

Editorial:Und sie bewegt sich doch!

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Europäische Integration und deutsche FachhochschulenEckhard Freyer

Das Baltic University Programme:ein Hochschulnetzwerk für die Ko -operation mit EU- und Nicht-EU-Län-dernWalter Leal

Sie kennen nur Europas Krise – EineReflexion zum ModellstudiengangEuropäisches ManagementMarco Althaus

Europäische Potenziale am Beispielder deutsch-tschechischen Zusam-menarbeit im Destinationsmarketingund auf HochschulebeneJoachim Riedl, Michael Seidel, BerndWolfrum, Frank Schäfer, SebastianZips und Anna-Katharina Pleier

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Fortsetzung ungleicher Wettbewerbsbedingungen

Zögerliche Verbesserungen für Pro-motion von FH-Absolventen

Neues aus der hlb-Geschäftsstelle

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hlb-Aktuell

Beim Planspiel „Model European Union” (MEU) verhandeln Wildauer Studierende inder Rolle von Ministern und Diplomaten. Die englischsprachigen Simulationen findenmit bis zu 150 Teilnehmern an ausländischen Partnerhochschulen statt, hier an derUniversity of Exeter (Seite 122). Foto: C. Utecht

Berichte

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111INHALT

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Aus Bund und Ländern

Wissenswertes

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NiedersachsenLand erleichtert Flüchtlingen denZugang zum Studium

Nordrhein-WestfalenMinisterin stellt Rahmenkodex fürgute Beschäftigung vor

BayernSynergien nutzen – Kooperationenstärken

BundStarke Fachhochschulen für starkeRegionen

Sachsen-Anhalthlb-Landesverband wählt neuen Vorstand

Impressum

Autoren gesucht

Neue Bücher von Kolleginnen undKollegen

Neuberufene

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Trennscharfe Unterscheidung zwischen Universitäten und Fach-hochschulen kaum mehr möglich

Die Studierenden des deutsch-französischen Hochschulinstituts in Saarbrücken unter-nehmen durchaus auch einmal Reisen zu Fußball-Länderspielen (Seite 136).

Foto: dfhi-ISFATES

Das Baltic University Project (BUP) bringt Menschen aus vielen europäischen Nationendurch gemeinsame Fragestellungen zusammen – an Land und auf dem Wasser(Seite 118). Foto: Maria Hejn/Baltic University

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DNH 4 ❘ 2015

Am 19. Juni 2015 startete die neue Ini-tiative des Bundesministeriums für Bil-dung und Forschung (BMBF) „StarkeFachhochschulen – Impuls für die Regi-on (FH-Impuls)“ mit einem Budget vonbis zu 12,5 Millionen Euro pro Jahrüber acht Jahre. Damit sollen vorhande-ne regionale Forschungsschwerpunktean Fachhochschulen mit hohem Trans-ferpotenzial gefördert werden, umderen Kooperationen mit regionalenUnternehmen nachhaltig anzukurbeln.Es sollen jedoch nur zehn Hochschulenfür diese Förderung ausgewählt werden.

hlb-Präsident Nicolai Müller-Bromleykritisiert, dass die diskriminierendeBehandlung von Forschung an Fach-hochschulen durch diese Einschränkun-gen fortgesetzt wird. Im Kern ist eineFörderung der anwendungsbezogenen

Forschung an Fachhochschulen zubegrüßen, weil davon sowohl die geför-derten Hochschulen als auch die regio-nale Wirtschaft profitieren.

Es bleibt zu hoffen, dass mit diesemgerade in der laufenden Planungsphaseder neuen Exzellenzinitiative gestarte-ten Programm die Fachhochschulennicht ruhiggestellt werden sollen. Dieimmer noch vergleichsweise geringenMittel für die Forschung an Fachhoch-schulen werden den vorhandenen For-schungskapazitäten in keiner Weisegerecht. Stattdessen müssen Fachhoch-schulen bei der Fortführung der Exzel-lenzinitiative endlich auch zumindestin Forschungsclustern und -verbündenantragsberechtigt sein.

Die auch mit dem neuen Programm„FH-Impuls“ perpetuierte ungleicheMittelverteilung zwischen verschiede-nen Hochschularten führt zu einemunfairen Wettbewerb. Dieser Zustand istvor dem Hintergrund, dass Fachhoch-schulen lediglich eine andere Ausrich-tung ihrer Forschung verfolgen, die sichan der Anwendung von Forschungser-gebnissen orientiert, nicht haltbar.Zumindest forschungsstarke Verbündevon Fachhochschulen dürfen nicht vonder Exzellenzinitiative ausgeschlossenwerden. Auch das für Fachhochschulentypische anwendungsorientierte Profilist exzellenzfähig.

Die Pressemeldung des hlb finden Sieauf der Homepage unter hlb.de/presse-mitteilungen/

112 hlb-AKTUELL

Fortsetzung ungleicher WettbewerbsbedingungenHochschullehrerbund hlb weist auf die Fortsetzung ungleicher Wettbewerbsbedingungen

mit der neuen BMBF-Initiative „FH-Impuls“ hin

Neue Möglichkeiten zur Promotion fürgeeignete Fachhochschulabsolventenfinden zunehmend Eingang in dieHochschulgesetzgebung. Die bishervom Gesetzgeber präferierte kooperativePromotion hat nicht die erhofftenErgebnisse gebracht. Geeignete Absol-venten von FH stießen in vielen Fakul-täten der Universitäten auf diskriminie-rende Hürden und Professoren an FHauf eine ablehnende Haltung der Uni-versitätskollegen. Diesen Problemenwill man in Baden-Württemberg mitersten neuen Ansätzen im Hochschulge-setz (HG) beikommen. Seit dem 9. April2014 gilt dort, dass Professorinnen undProfessoren von HAW in gemeinsamenPromotionsverfahren, insbesondere inPromotionskollegs, „die gleichen Rechtewie ihre Kolleginnen und Kollegen derFakultät erhalten sollen“, d. h. im Regel-

fall „müssen“ (Hochschulgesetz in Ba -den-Württemberg, § 38 Absatz 6 S. 6).Außerdem können „Hochschullehrerin-nen und Hochschullehrer [...] in ande-ren Fakultäten der eigenen oder eineranderen Hochschule durch KooptationMitglied werden“ (HG § 22 Absatz 4 S.2). Demnach können auch Professorin-nen und Professoren von FH an Fakul-täten der Universitäten als kooptiertesMitglied aufgenommen werden und soan deren Promotionsrecht partizipieren.Neu ist auch, dass das baden-württem-bergische Wissenschaftsministeriumeinem Zusammenschluss von Hoch-schulen für angewandte Wissenschaf-ten, dessen Zweck die Heranbildung deswissenschaftlichen Nachwuchses und

die Weiterentwicklung der angewand-ten Wissenschaften ist, nach evalua -tions- und qualitätsgeleiteten Kriteriendas Promotionsrecht befristet und the-matisch begrenzt verleihen kann (HG,§ 76 Abs. 2 S. 2).

In Hessen hat die Landesregierung imDezember 2014 einen Gesetzentwurfzur Änderung hochschulrechtlicherVorschriften zur Anhörung vorgelegt,der mittlerweile dem Landtag vorliegtund bereits durch den Wissenschafts-ausschuss beraten wurde. Der Gesetz-entwurf eröffnet die Möglichkeit zurVerleihung des Promotionsrechts anforschungsstarke Fachrichtungen derFachhochschulen (§ 4 Abs. 3 des He -ssischen HG). Im Entwurf heißt es:

Zögerliche Verbesserungen für Promotion von FH-Absolventen

Ein Überblick über Aktivitäten in den Bundesländern

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DNH 4 ❘ 2015

Die zum 1. Ja nuar 2015 auf der außeror-dentlichen Mitgliederversammlung inWürzburg be schlossene Beitragsanhe-bung für die Bundesvereinigung des hlbzeigt erste Ergebnisse. Zum 1. Juni

konnte Dr. jur.Christian Fonk alsneuer Rechtsbera-ter gewonnenwerden. Er unter-stützt die Bundes-geschäftsstelle inder Berufungs-und Rechtsbera-tung. Gleichzeitigbetreut und koor-diniert er den

Rechtsschutz des hlb. Durch diese perso-nelle Verstärkung im Beraterteam kannkünftig der stetig ansteigende Bera-tungsbedarf unserer Mitglieder und vonInteressenten für eine Professur an einerFachhochschule/HAW noch schnellerbearbeitet und auch in Stoßzeitensichergestellt werden. Vorgesehen istebenfalls eine weitere Verbesserung desInformationsservices zu rechtlichen Fra-gen für hlb-Mitglieder und auf derHomepage des hlb.

„Darüber hinaus kann der Hochschulefür angewandte Wissenschaften durchbesonderen Verleihungsakt des Ministe-riums ein befristetes und an Bedingun-gen ge knüpftes Promotionsrecht für sol-che Fachrichtungen zuerkannt werden,in denen sie eine ausreichende For-schungsstärke nachgewiesen hat.“ DerLandesverband sieht diese Entwicklungpositiv und betont, dass FH kein Inte-resse an missglückten Promotionenhaben können und sich der besonderenAufmerksamkeit der Wissenschaftenbewusst sind. Daher könne auf eineBefristung und Bedingungen verzichtetwerden.

Die Landesregierung Schleswig-Hol-stein hat im Juni 2015 einen Gesetzent-wurf zur Änderung des Hochschulgeset-zes in den Landtag eingebracht. Danachsoll ein Promotionskolleg Schleswig-Holstein eingeführt werden (§ 54a), andenen Absolventinnen und Absolven-ten der Fachhochschulen im Rahmenvon Forschungsteams promovieren kön-nen, die aus mindestens drei Professo-rinnen oder Professoren von Fachhoch-schulen und mindestens einer Universi-tätsprofessorin oder einem Universitäts-professor bestehen. Professorinnen undProfessoren an Fachhochschulen kön-nen im Promotionskolleg mitwirken,wenn ihre Forschungsstärke durch eineexterne Begutachtung positiv evaluiertwurde, sie eine Zweitmitgliedschaft aneiner schleswig-holsteinischen Universi-tät erworben haben oder wenn siezusätzliche wissenschaftliche Leistun-gen im Rahmen einer Juniorprofessuroder durch eine Habilitation nachwei-sen können. Zur Qualitätssicherungwerden Betreuung und Begutachtungder Dissertation in verschiedene Händegelegt. Eine Gutachterin oder ein Gut-achter muss aus einer Universität stam-men. Flankierend dazu sollen durcheine Angleichung der Vorlesungszeitenan Universitäten und FachhochschulenKooperationen erleichtert und zusätzli-che Freiräume für die Forschung anFachhochschulen geschaffen werden.

Außerhalb der Gesetzgebung haben dieUniversitäten und Fachhochschulen inBayern mit dem BayWiss ein gemeinsa-mes Dach gebildet, unter dem auch ko -

operative Promotionen durchgeführtwerden sollen. Sowohl was die Aufnah-me von HAW-Absolventen in Promotio-nen als auch was die Betreuung dieserPromotionsprojekte durch HAW-Profes-sorinnen und -Professoren betrifft, isteine partnerschaftliche Kooperationvorgesehen. Zukünftig werden in denPromotionsausschüssen der Universitä-ten als auch bei der Begutachtung derArbeiten gleichberechtigt HAW-Profes-sorinnen und -Professoren eingebunden.Auf der Promotionsurkunde wird diekooperierende HAW explizit genannt.

Aus Sicht des hlb gibt es unverzichtbareEckpunkte für die Einführung des Pro-motionsrechts für Fachhochschulen:

■ Die den Doktorgrad vergebende unddas Verfahren bestimmende Hoch-

schule muss die jeweilige Fachhoch-schule sein. Nur so kann die wettbe-werbswidrige Abhängigkeit der Fach-hochschule von ihren unmittelbarenKonkurrenten beendet werden.

■ Fachhochschulen und andere Hoch-schulen, denen das Promotionsrechtverliehen wird, müssen die Erfüllungder qualitativen Voraussetzungen desPromotionsrechts nachweisen. Füralle Hochschulen muss die Einhal-tung dieser Voraussetzungen im zeit-lichen Verlauf durch ein Qualitätssi-cherungssystem überprüft werden.

(siehe auch Müller-Bromley, Nicolai: Fachhochschu-len brauchen das Promotionsrecht. In: Analysen &Argumente. Konrad-Adenauer-Stiftung, Ausgabe153, http://www.kas.de/wf/doc/kas_38593-544-1-30.pdf?140825103422)

Hubert Mücke

113hlb-AKTUELL

Neues aus der hlb-Geschäftsstelle

Christian Fonk

Seit dem 1. Juli2015 ist außer-dem die Rechts-anwaltsfachange-stellte MyriamFroitzheim für dieGeschäftsstelletätig. Sie nimmtTelefonate undAnfragen entge-gen und arbeitetin den Bereichen

Terminvereinbarung, Mitgliederverwal-tung und Dokumentation von Anfragenunserer Mitglieder. Künftig kann nundie Geschäftsstelle dem Wunsch vielerMitglieder nach einer ganztägigen tele-fonischen Erreichbarkeit gerecht wer-den. Das Sekretariat ist montags bis frei-tags ganztägig von 08:30 bis 17:00 Uhrtelefonisch erreichbar.

Die Namen und Zuständigkeiten allerMitarbeiterinnen und Mitarbeiter derBundesgeschäftsstelle finden Sie auf derHomepage des hlb unter hlb.de/ueber-uns/geschaeftsstelle/

Fotos: hlb/Barbara Frommann

Myriam Froitzheim

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Europäische Integration unddeutsche Fachhochschulen

Der europäische Einigungsprozess isthistorisch angesichts Gefahren, Rück-schritten und Scheiterns neben ökono-misch-technischen Fortschritten beson-ders im akademischen Bereich überJahrhunderte entscheidend befördertworden. Aufgrund der aktuellen Euro-Krise und Sorgen um den Grexit1 rei-chen derzeit die Urteile vom „Konti-nent in der Krise“ bis „Kontinent derverpassten Chancen“. Doch die mone-täre Integration ist nur ein Teil der Kon-struktion Europas. Die ErfolgsgeschichteEuropa erhielt 2012 den Friedensnobel-preis für den Beitrag der EuropäischenUnion, seit sechs Dekaden für Friedenund Aussöhnung zu sorgen.

Im Einigungsprozess hatte der europäi-sche Hochschulsektor keinen hohenpolitischen Stellenwert. Jedoch erfor-dern zukünftige Herausforderungenbereits heute europäische Hochschulsys-temlösungen für Probleme, die die Ein-zelstaaten alleine nicht lösen können.Adäquate Bildungsstrukturen könnteneinen erfolgreichen demografischenWandel der 500 Millionen Europäerund ihren Zusammenhalt in relevantenZukunftsfeldern fördern:

■ Gesundheit, demografischer Wandelund Wohlergehen,

■ Ernährungs- und Lebensmittelsicher-heit, Land- und Forstwirtschaft, mari-time Forschung,

■ sichere, saubere und effiziente Ener-gie,

■ intelligenter, umweltfreundlicherund integrierter Verkehr,

■ Klimaschutz, Umwelt, Ressourceneffi-zienz und Rohstoffe,

■ Europa: integrative, innovative undreflektierende Gesellschaften,

■ sichere Gesellschaften – Schutz derFreiheit und Sicherheit Europas undseiner Bürger,

■ Ausweitung der Beteiligung für kohä-sionspolitische Ziele,

■ „Wissenschaft in der Gesellschaft”zur Steigerung der Akzeptanz vonWissenschaft,

■ Maßnahmen der Gemeinsamen For-schungsstelle Joint Research Centre(JRC),

■ Europäisches Innovations- und Tech-nologieinstitut (Akademische Bil-dung, Forschung).

Europäische Hochschul-Historie undIdentität

Bolognas Universität, die älteste Euro -pas, erhielt 1158 von Kaiser FriedrichBarbarossa durch das berühmte Schola-renprivileg (authentica habita) einehohe Autonomie. Allgemein ist „DieUniversität … eine, ja die europäischeInstitution par excellence: Als Gemein-schaft von Lehrenden und Lernenden,ausgestattet mit besonderen Rechtender Selbstverwaltung, der Festlegungund Ausführung von Studienplänenund Forschungszielen sowie der Verlei-hung öffentlich anerkannter akademi-scher Grade ist sie eine Schöpfung deseuropäischen Mittelalters. Keine andereeuropäische Institution hat wie die Uni-versität mit ihren überlieferten Struktu-ren und ihren wissenschaftlichen Leis-tungen in der ganzen Welt universaleGeltung erlangt. Die Titel der mittelal-terlichen Universität, wie Bakkalaureat,Lizenziat, Magistergrad, Doktorat, wer-den in den unterschiedlichsten politi-schen und ideologischen Systemenanerkannt.“2 Basierend auf Latein alsLingua franca war die Wissenschaftfächerübergreifend im Mittelalter inter-nationaler als heute. Ab 1970 erfolgtein Deutschland eine Bildungsexpansio-nen, um den Anschluss an internatio-nale Entwicklungen zu halten.3 Diese

Prof. Dr. Eckhard FreyerHochschule MerseburgEberhard-Leibnitz-Str. 206217 [email protected]

Eckhard Freyer

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114 FREYER

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Entwicklung brachte lange Studiendau-ern und hohe Abbrecherquoten. Daherwurde 1976 im Hochschulrahmengesetz(HRG) für alle Hochschulen neben derVorbereitung auf berufliche Tätigkeitendie Entwicklung der Wissenschaftendurch Forschung, Lehre, Studium undWeiterbildung sowie die soziale Förde-rung der Studierenden als Aufgabenfixiert.

Bologna-Prozess und EuropäischeHochschulintegration

Aufgrund der Defizite der europäischenHochschulsysteme galt es, einen ein-heitlichen europäischen, internationalwettbewerbsfähigeren Hochschulraumzu schaffen. Das Lissaboner Abkommenvon 1997, in dem der Europarat unddie UNESCO ein Übereinkommen „überdie Anerkennung von Qualifikationenim Hochschulbereich“ in Europa be -schlossen, stellte die Grundlage für dennachfolgenden Reformprozess im Hoch-schulwesen dar. Die Ziele des 1999 ein-geführten Bolognaprozesses umfassenmehr internationale Mobilität, mehrPraxisrelevanz und bessere Lehre.Bolog na forderte die Universität als„wahre Zentren der Kultur, Wissen-schaft und Forschung“, als „autonomeEinrichtungen“, „die Kultur vermittelsForschung und Lehre schaffen, entfal-ten, hinterfragen und weiterreichen“(Magna Charta Universitatum, 19884).Am 19. Juni 1999 haben 30 europäischeStaaten in der italienischen Universi-tätsstadt die sogenannte Bologna-Erklä-rung unterzeichnet. Sie legten damitden Grundstein für einen EuropäischenHochschulraum, der inzwischen 47 Mit-gliedstaaten umfasst. Die EuropäischeStudienreform hat in ganz Europa zuweitreichenden Veränderungen dernationalen Hochschulsysteme geführt.5

tung und der geringeren Bezahlung derHochschullehrerinnen und Hochschul-lehrer an Fachhochschulen als an Uni-versitäten. Basierend auf Gottfried Wil-helm Leibniz‘ (1646–1716) Leitsatz„Theoria cum praxi“ für wechselseitigeBefruchtung und durch die Praxisorien-tierung ist die Bologna-Reform in deut-schen Fachhochschulen besser als invielen Universitäten umgesetzt worden.Dazu hat die „Employability“, ein inte-graler Teil des FH-Studiums, im Zugedes Bologna-Prozesses an Bedeutunggewonnen. Angesichts des starkenAnstiegs der Studierendenzahlen blie-ben Betreuungsrelationen durch höhe-res Lehrdeputat der FH-Professuren unddie zusätzlichen Mittel aus dem Hoch-schulpakt annähernd stabil. Doch fürdie Lehrenden bedeutet die Bachelor-Master-Struktur vor allem Bürokratie

DNH 4 ❘ 2015

115EUROPÄISCHE INTEGRATION UND DEUTSCHE FACHHOCHSCHULEN

Der europäische Einigungsprozess wird entscheidend befördert durch die Hochschulen.

In Großbritannien wurden die ehemali-gen Polytechnics schon 1992 in dasuniversitäre System aufgenommen.Doch diese hochschulpolitische Ent-wicklung will man in Deutschlandnicht nachvollziehen. Vielmehr emp-fiehlt der Wissenschaftsrat eine weitereDifferenzierung der Hochschulen unddass beide Hochschultypen mit ihremjeweiligen Profil erhalten bleiben. Einehochschulpolitische Aufwertung derFachhochschulen erfolgte neben demErfolg der Fachhochschulen bei derAusbildung von in der Wirtschaft nach-gefragten Absolventen auch aufgrunddes geringen finanziellen Aufwandes.Die Ausbildungskosten pro Absolventliegen deutlich unter jenen an Universi-täten aufgrund der geringeren Ausstat-

Beispiel für Europäische Integration und deutsche Fachhochschulen: Prof. Dr. Eckhard Freyer nutzt die Eras-mus Teaching-Mobility des EU-Life-Long-Learning-Programme (LLP) in Antwerpen, 14.–17. Oktober 2014,Karel de Groote-Partnerhochschule, http://www.kdg.be/ Foto: privat

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Digitalisierung der Hochschulen

Die zunehmende Digitalisierung erfor-dert, die Studierenden bestmöglich imHörsaal oder in sozialen Netzwerken zufördern. Als Anerkennungs- und Trans-fersysteme haben European Communi-ty Course Credit Transfer System (ECTS)sowie „Diploma Supplement“ die Inte-gration in Europa beschleunigt. DasEuropass-Rahmenkonzept besteht ausfünf Dokumenten, die den BürgernEuropas helfen sollen, ihre Qualifikatio-nen und Kompetenzen transparent undvergleichbar auch über Ländergrenzenhinweg darzustellen. Ziel ist es, dieMobilität zum Lernen und Arbeiteninnerhalb der Europäischen Union zuvereinfachen und zu fördern. Durch dieVerbesserung der transnationalen Infor-mationen zur Erleichterung der akade-mischen Anerkennung, verbunden miteinem Bedeutungswandel der Fremd-sprachen und Interkulturalität, wurdenkompatiblere Studienstrukturen und -abschlüsse geschaffen. Die Lernprozes-se verändern sich grundlegend durchdie Digitalisierung und durch Innova-tionen in der Lehre.

Auch die Bedeutung der virtuellenMobilität für den tertiären Bildungssek-tor, Initiative E-Learning der Europäi-schen Kommission, Transnationale vir-tuelle Mobilität an deutschen Hoch-schulen und das Thema Open Accesssind wichtige wissenschaftspolitischeThemen. Derzeit befindet sich die Zu -sammenarbeit zwischen Wissenschaft-lern und Verlagen in einem grundsätzli-chen Wandel. Hochschulbibliothekendürfen Bücher digitalisieren und sie indigitaler Form zur Verfügung stellen,entschied der Bundesgerichtshof. DieDigitalisierung von Bibliotheksbestän-den etc. und die Zukunft des wissen-schaftlichen Publizierens sowie dieZukunft des wissenschaftlichen Kom-munikationssystems sind zukunftswei-send für die Entwicklungen und Wech-selwirkungen von Digitalisierung undÖkonomisierung des Wissenschaftssys-

tems. Bedingt durch einander überla-gernde Entwicklungsprozesse wie Digi-talisierung, Ökonomisierung, steigendeReflexivität sowie Medialisierung unter-liegt das wissenschaftliche Kommunika-tionssystem einer erheblichen Verände-rungsdynamik. Dabei zählt nicht mehrnur das Lesen, sondern auch die Aus-wertung von Texten. Es gibt Entwick-lungen der Verknüpfung zwischenPublikationen mit Forschungsdaten, umeinerseits eine stärkere Nachvollziehbar-keit der Forschungsergebnisse undandererseits auch eine Nachnutzbarkeitder Daten herzustellen. Dadurch eröff-nen sich den europäischen Hochschu-len neue Horizonte sowie Lern- undLehrformen wie MOOC.6

Perspektiven der europäischen Hochschulbildung

Im europäischen Hochschulbereichvollzieht sich gegenwärtig eine Welleder Expansion, die weit über bisherigeWachstumsprozesse hinausgeht. AlsAusbildungsauftrag der Hochschulenkommen neue Einrichtungen deslebens langen Lernens hinzu, z. B. dasberufsbegleitende Studium. Der Be -schluss der Qualifizierungsinitiative fürDeutschland von Bund und Ländernvon 2008 gilt als bildungspolitischerKonsens, die Studienanfängerquote mitdem Ziel von 40 Prozent der Altersko-horte zu erhöhen. Auch der Anteil aus-ländischer Studierender in Deutschlandhat sich seit 1996 verdoppelt: LautOECD-Statistik studieren nur in denUSA und Großbritannien mehr Gaststu-denten. Dabei ist die akademischeZukunft der Europäischen Union gestal-tenswert. Weder gibt es eine Zielper-spektive noch Klarheit über die Gren-zen der EU. Nach Artikel 49 des EU-Ver-trages ist die Union für alle europäi-schen Staaten offen. Basierend auf derHistorie erfordert die Idee der europäi-schen Einigung in der heutigen Zeit,lebenswerte Hochschulräume für dieZukunft Europas zu schaffen.

und Prüfungsbetreuung statt Wissen-schaft, Forschung und akademischeFreiheit. Die Bolognareform hat euro-päischen Studierende den Weg ins Aus-land erleichtert: Laut Bundesregierungstudieren knapp 140.000 Deutsche anausländischen Hochschulen – fast drei-mal mehr als zu Beginn der Bolognare-form. Deutsche Studenten sind im Ver-gleich der absoluten Zahlen weltweitam mobilsten, heißt es im Bericht zurUmsetzung des Bologna-Prozesses fürdie Jahre 2012 bis 2015.

Aktuelle Bildungsbiografien brauchendifferenzierte Wege, um zu einem aka-demischen Abschluss zu gelangen. Daserfordert europäische Hochschulen, diesich auf andere Ziele als auf Spitzenfor-schung spezialisieren, vielmehr auchauf lebenslanges Lernen oder auf dieFörderung von Schulabgängerinnenund Schulabgängern aus bildungsfernenFamilien.

Hochschulen müssen heute auch Beiträ-ge zur wirtschaftlichen Entwicklungleisten, dazu in ihrer Region Innovationfördern und einer unternehmerischenGründerkultur den Boden bereiten. Esgilt, europäische Citizenship für gesell-schaftliche und menschliche Entwick-lungen der Studierenden zu fördernund ihr Bewusstsein für gemeinsameWerte und Zugehörigkeit neben demfachlichen Studium auch mit außeruni-versitären Aktivitäten. Auf europäischerEbene wurde ein Referenzrahmen anSchlüsselkompetenzen als Maßgabe dereuropäischen Bildungspolitik entwi-ckelt. Die Menschen in einer Wissensge-sellschaft benötigen für ihre persönlicheEntfaltung sowie den sozialen Zusam-menhalt und ihre Beschäftigungsfähig-keit muttersprachliche, fremdsprachli-che und mathematische Kompetenzsowie grundlegende naturwissenschaft-lich-technische Kompetenz, Computer-kompetenz, Lernkompetenz, sozialeKompetenz und Bürgerkompetenz,Eigeninitiative und unternehmerischeKompetenz sowie Kulturbewusstseinund kulturelle Ausdrucksfähigkeit (vgl.Europäische Kommission 2007).

FREYER

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Das EU-Förderprogramm Horizont 2020mit 77 Milliarden Euro ist im Januar2014 angelaufen und auf sieben Jahreangelegt. Dieses Programm für For-schung, Entwicklung und Innovationhat drei Säulen:

■ „Exzellente Wissenschaft”: die euro-päische Forschung stärken.

■ „Industrielle Führungsrolle”: Europasoll für industrielle Investitionen undForschung attraktiver werden.

■ „Gesellschaftliche Herausforderun-gen“: demografischer Wandel oderKlimawandel.

Horizont 2020 bündelt die bisherigenFörderprogramme der EU und fördertProjekte von der Grundlagenforschungbis zur Markteinführung. Es ist deutlichstärker auf die praktische Anwendungder Forschungsergebnisse ausgerichtet.Daher sind Universitäten und Fach-hochschulen gleichermaßen angespro-chen. Deutschland ist beim Abrufenvon EU-Fördergeldern Spitze. Dabeiunterhalten deutsche Unis eigene Bürosin Brüssel, um Mittel der EU-For-schungspolitik einzuwerben.7

Europäische Integrationsperspektiven

Das Europäische Parlament errichtet inBrüssel das Haus der europäischen Ge -schichte, in dem sich die Besucher überdie Geschichte Europas informierenund kritisch mit Gegenwartsfragen aus-einandersetzen können. Mitte der1990er-Jahre wollte man diese histori-sche Darstellung Europas mit Karl demGroßen beginnen lassen. Durch denProtest der Griechen, die GeschichteEuropas im alten Athen beginnenzu lassen, konzentriert man sich nunauf das 20. Jahrhundert. Die europäi-sche Einigungsgeschichte beginnt inihrer ganzen Komplexität mit der Urka-tastrophe des Ersten Weltkriegs sowie

des selbstzerstörerischen Zweiten Welt-krieges. Die in den 1920er-Jahren ver-gebliche Idee von einem einigen Europagilt es angesichts aktueller Herausforde-rungen besonders heute in den deut-schen und europäischen Hochschulenzu fördern.8

LiteraturBologna-Erklärung (1999): Der Europäische Hoch-

schulraum – Gemeinsame Erklärung der Euro-päischen Bildungsminister, 19. Juni 1999, Bo -logna. https://www.bmbf.de/pubRD/bologna_deu.pdf vom 30.06.2015.

Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung überdie Umsetzung des Bologna-Prozesses 2012–2015 in Deutschland, Berlin 2015.

European Commission: http://ec.europa.eu/priori-ties/economic-monetary-union/index_en.htm

European Commission: http://ec.europa.eu/pro-grammes/horizon2020/h2020-sections, http://europa.eu/about-eu/basic-information/eu-nobel/index_de.htm, Aktualisierungsdatum:30.06.2015

Freyer, Eckhard: European Financial Integration,Transformation in CEE and Accession of Cyprus,Nicosia 1998, S. 67 ff., EU Economic and Politi-cal Cohesion after Enlargement. In: EU-Enlarge-ment, Papacosma/Theophanous, Nicosia 2004.S. 57 ff. Aspekte der Eurokrise; Universität Tal-lin/Tartu, Estland, 26.–30.06.2014;http://www.kas.de/estland/de/events/59734

International Society for Comparative EconomicStudies (ISCES): Dimensions of Change inEurope/Universität Göttingen/HS Merseburg, 6-2011. http://gfa.hof.uni-frankfurt.de/arno/cfp-arno10.pdf

ISCES: Digitale Revolution 2015: Finding Europe.https://re-publica.de/session/co-creating-europeEuropa braucht im Wissenschaftsjahr 2015kreative Menschen, um die Zukunft zu ge -stalten.

ISCES: Zukunft der akademischen Mobilität inEuropa, um Hindernisse bei der Mobilität vonStudierenden und Lehrenden zu überwinden.http://europa.eu/youth/eyw: Erasmus-Statisti-ken. Nationale Agentur für EU-Hochschulzu-sammenarbeit im Deutschen AkademischenAustauschdienst (DAAD). eu.daad.de, [email protected]

1 Bereits 1949 schreibt Jacques Rueffs Vision:„L’Europe se fera par la monnaie ou ne se ferapas“: Zitat nach: Wagener, Hans-Jürgen; Eger,Thomas; Fritz, Heiko: Europäische Integration.Recht und Ökonomie. Geschichte und Politik,München 2006, S. 511. Deutsche Übersetzungnach SVR (2010), S. 89: Europa wird durch dieWährung gelingen oder es wird überhauptnicht gelingen. Vgl. European Commission:http://ec. europa.eu/priorities/economic-mone-tary-union/index_en.htm, Aktualisierungsda-tum: 30.06.2015 und Bundeszentrale für Politi-sche Bildung: Aus Politik und Zeitgeschichte(APuZ 43/2010): Europa und der Euro.

2 Rüegg, Walter: Vorwort. Die Universität alseuropäische Institution. In: Rüegg, Walter(Hrsg.): Geschichte der Universität in Europa.Bd. I, München 1993, S. 13 f.

3 Vgl. u. a. Georg Picht: Die deutsche Bildungska-tastrophe, Olten 1964.

4 Die „Magna Charta Universitatum” soll grund-legende Prinzipien im universitären Leben fest-legen, um die Idee der Hochschule zu schüt-zen. Als fundamentale Grundsätze gelten dabeiUnabhängigkeit, akademische Freiheit undintensives Zusammenspiel von Forschung undLehre. Geschichtlich begründet wird versucht,die Basisanforderungen für eine zukünftigeUniversitätsentwicklung zu formulieren. http://www.magna-charta.org/library/userfiles/file/mc

5 http://www.bmbf.de/de/3336.php 6 Massive Open Online Course: kostenlose On -

line kurse auf Universitätsniveau für große Teil-nehmerzahlen. Sie kombinieren traditionelleFormen der Wissensvermittlung wie Videos,Lesematerial und Problemstellungen mit Foren,in denen Lehrende und Lernende miteinanderkommunizieren und Gemeinschaften bilden.Bsp.: http://www.tum.de/studium/weiterbildung/oeffentlichkeit/moocs/

7 Als Beispiel ist die Science-with-and-for-Society-Ausschreibung 2015 seit April 2015 gestartet;GARRI.10.2015 – European Ethics and ResearchIntegrity Network, http://ec.europa.eu/program-mes/horizon2020/ Aktualisierungsdatum:30.06.2015.

8 http://www.europarl.europa.eu/visiting/de/visits/historyhouse.html und http://ec.europa.eu/education/news/2015/0512-bologna-process_en.htm, Aktualisierungsdatum: 30.06.2015.

EUROPÄISCHE INTEGRATION UND DEUTSCHE FACHHOCHSCHULEN

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Das Baltic University Pro-gramme: ein Hochschulnetz-werk für die Kooperation mitEU- und Nicht-EU-Ländern

Es gilt als allgemein anerkannt, dassHochschuleinrichtungen im Allgemei-nen und Universitäten im Besondereneine zentrale Rolle bei der Umsetzungder Prinzipien und dem Erreichen derZiele einer nachhaltigen Entwicklungspielen können und sollten. Dafür gibtes drei Hauptgründe:

1. Sie leisten einen einzigartigen Beitragzur Ausbildung von Fachleuten undEntscheidungsträgern und formenGenerationen von Fachleuten.

2. Sie handeln als wichtige Forschungs-zentren und befinden sich daher fürdie Durchführung von Grundlagen-und Aktionsforschung in einer ein-zigartigen Position, wodurch eineVerbesserung der Art und Weise, wieNachhaltigkeit wahrgenommen undausgeübt wird, erreicht werden kann.

3. Sie generieren und verbreiten neueErkenntnisse und Einsichten für ver-schiedene Interessengruppen in derGesellschaft.

Beim Baltic University Programme(BUP) handelt es sich um ein Netzwerk,das versucht, die Zusammenarbeit imBereich der nachhaltigen Entwicklungzwischen Hochschulen zu fördern. ImJahr 1999 hat das BUP seine Tätigkeitals Plattform für Zusammenarbeit zwi-schen den Universitäten, ihren Mitar-beitern und Studierenden aufgenom-men, wobei der Schwerpunkt auf einernachhaltigen Entwicklung im Ostsee-raum lag. Gegenwärtig zählt das BUPim gesamten Ostseeraum 232 Mitgliederin Dänemark, Deutschland, Estland,Lettland, Litauen, Polen, Schweden, Slo-wakei und der Tschechische Republiksowie Russland, Weißrussland und der

Ukraine. Das Sekretariat für Koordinie-rung der Baltischen Universität befindetsich im Zentrum für nachhaltige Ent-wicklung in Uppsala, Fachbereich Geo-wissenschaften der Universität Uppsala.

Das BUP erfüllt seine Aufgaben aufunterschiedliche Weise: durch die Orga-nisation von Konferenzen und Kursenfür Lehrende und Studierende sowiedurch die Entwicklung neuer Kursmate-rialien und gemeinsamer Projekte. Mitdiesen Tätigkeiten ist es als Leuchtturm-projekt im Rahmen der EU-Strategie fürden Ostseeraum gut aufgestellt, bei derBUP die Aufgabe der Verbesserung derZusammenarbeit zwischen den Hoch-schuleinrichtungen in der Region zuge-wiesen wurde.

Das BUP hat bisher Lehrmaterialien fürzahlreiche Kurse ausgearbeitet, u. a.:Umwelt im Ostseeraum, Ein nachhalti-ger Ostseeraum, Englisch für Umwelt-wissenschaften, Umweltmanagementund Umweltwissenschaften, Nachhalti-ge Wasserwirtschaft, Ökosystemgesund-heit und Nachhaltige Landwirtschaft.Neue Kursmaterialien im Bereich Nach-haltige Entwicklung stehen nun auchonline zur Verfügung (http://www.balti-cuniv.uu.se/sustainabledevelopment-course).

Bei den Kursen handelt es sich umBachelor- und Masterstudiengängesowie um spezialisierte Kurse für Fach-leute und Lehrende. Die Aufgabe desBaltic University Programmes besteht

Prof. Dr. Walter LealForschungs- und Transfer-zentrum „Applications ofLife Sciences“Hochschule für Ange -wandte WissenschaftenHamburg Fakultät Life SciencesUlmenliet 2021033 HamburgE-Mail: [email protected]

Walter Leal

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darin, eine reichhaltige Lernumgebungmit Büchern, Filmen, Internetseitenund Konferenzen zu schaffen, um dieEntwicklung der Region zu fördern. DieKurse werden von jeder Universität indem Netzwerk separat durchgeführt.Während die Kursmaterialien über dasProgramm erstellt und verteilt werden,melden sich die Studierenden für dieKurse an ihrer Heimatuniversität an.Somit können Credit Points (CPs) er -worben werden.

Die Studierendengruppen in dem Netz-werk werden durch Studierendenkonfe-renzen, Summer Camps und das Inter-net verbunden. Zudem organisiert BUPjedes Jahr Fortbildungskurse für Hoch-schullehrerinnen und Hochschullehrer,um einen guten Wissensstand aufrecht-zuerhalten und neuen Dozenten eineEinführung in BUPs Materialien undKurse zu bieten. Im Jahr 2013 studier-ten in den BUP-Kursen 8.193 Studieren-de in insgesamt 282 Kursgruppen an

Im BUP-Netzwerk arbeiten über 200 Hochschulen aus dem Ostseeraum und darüber hinaus zusammen. Sie

entwickeln gemeinsame Lehrmaterialien und führen Kurse für Lehrende und Studierende durch. Die Ko -

operation stellt damit ein Leuchtturmprojekt der EU-Ostseestrategie dar.

153 Universitäten in der gesamten Ost-seeregion. Ca. 265 Hochschullehrer hal-fen bei der Bereitstellung dieser Kurse.

Die Lehrmaterialien der Baltischen Uni-versität werden in Übereinstimmungmit den allgemeinen Kursbeschreibun-gen an den Universitäten verwendet,teilweise jedoch auch als Module undergänzende Materialien für bestehendeKurse. Die Zentren der Baltischen Uni-versität in jedem Land erheben statisti-sche Angaben über die Universitäten indem Netzwerk von den Lehrenden. Inden vergangenen drei Jahren lag dieTeilnehmerzahl der Kurse der BaltischenUniversität bei durchschnittlich 8.600Studierenden.

Zudem nahmen viele Studierende anStudierendenkonferenzen und Kursenfür SAIL (Nachhaltigkeit angewendetauf Internationales Lernen) und SWM(Nachhaltige Wasserwirtschaft) teil.

Abschließend ist festzuhalten, dass dasBaltic University Programme schät-zungsweise 100 Doktoranden pro Jahrbetreut. Diese langfristige Zusammenar-beit sowie die geografisch weit verbrei-tete und zahlenmäßig große Mitglied-schaft haben sich zu einer soliden Basisentwickelt, die Möglichkeiten für eineweitere Zusammenarbeit sowie für neueTätigkeiten und Projekte bietet. ImJahr 2013 wurden zwei neue Kurse ein-geführt: ein Doktorandenkurs und einPhD Award.

Die Studierenden sind dazu eingeladen,an Summer Camps, Segeltörns undanderen von den teilnehmenden Uni-versitäten und dem Sekretariat des Bal-tic University Programmes organisiertenVeranstaltungen teilzunehmen. Zur För-derung der internationalen Verständi-gung und Demokratieentwicklung wer-den regelmäßig Studierendenkonferen-zen organisiert. Seit dem Jahr 2008 hatdas BUP sowohl im Frühjahr als auchim Herbst zahlreiche Studierendenkon-ferenzen durchgeführt. Eine dieser Kon-ferenzen ist der BUP-Sommerkurs, derregelmäßig im September von der HAWHamburg und der Hochschule Zittau-Görlitz organisiert wird und an demjeweils ca. 40 Studierende aus demgesamten Ostseeraum teilnehmen.

Bislang erzielte Fortschritte

Bei den im Rahmen des BUP-Netzwerksgeführten Gesprächen werden u. a. zahl-reiche Standpunkte ausgetauscht sowieintensive Verhandlungen geführt. DieBUP-Mitgliedsuniversitäten vertretenhäufig die gleiche Position und nutzendie Möglichkeiten, ein erneuertes politi-sches Engagement bezüglich nachhalti-ger Entwicklung auf allen Ebenensicherzustellen.

Zu diesem Zweck hat das BUP verschie-dene Beiträge zur EU-Ostseestrategie

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Nomen est omen: Beim Kurs SAIL – Sustainability Applied to International Learning 2014 ging es an Borddes Segelschiffs „Frederyk Chopin” aufs Wasser. Foto: Anne Ala-Pöllänen/Baltic University

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schaftung natürlicher Ressourcen undder Ökosysteme wiederholt, die unteranderem eine wirtschaftliche, sozialeund menschliche Entwicklung unter-stützt, während die Erhaltung des Öko-systems sowie die Regeneration, Wie-derherstellung und Belastbarkeit ange-sichts neu entstehender Herausforde-rungen vereinfacht werden.

Vor Kurzem hat die in Visby im Jahr2014 abgehaltene Rektorenkonferenzden Weg für eine engere Zusammenar-beit zwischen den BUP-Mitgliederngeebnet und die Bedeutung der Zusam-menarbeit bei EU-Projekten betont.

Künftige Entwicklungen

Das BUP wird in den kommenden Jah-ren fünf Prioritätsgebiete verfolgen:

Gebiet 1 – Beschäftigung

Die wirtschaftliche Rezession hatsowohl die Quantität als auch die Qua-lität der Arbeitsplätze beeinträchtigt.Für die 190 Millionen Arbeitslosen undfür mehr als 500 Millionen Arbeitssu-chende in den nächsten zehn Jahrensind die Arbeitsmärkte von wesentlicherBedeutung, nicht nur für die Erzeugungund Generierung von Wohlstand, son-dern gleichermaßen für dessen Vertei-lung. Wirtschaftliches Handeln und dieSozialpolitik zur Schaffung von Arbeits-plätzen sind für den sozialen Zusam-menhalt und die soziale Stabilität wich-tig. Zudem ist es von wesentlicherBedeutung, dass die Arbeit auf dieAnforderungen der natürlichen Umweltausgerichtet ist. Bei „grünen Arbeits-plätzen“ handelt es sich um Stellen inder Landwirtschaft, der Industrie, imDienstleistungsbereich und der Verwal-tung, die einen Beitrag zur Erhaltungund Wiederherstellung der Qualität derUmwelt leisten.

Gebiet 2 – Energie

Bei fast allen großen Herausforderungenund Möglichkeiten, denen die Weltheute gegenübersteht, spielt Energieeine wichtige Rolle. Sei es für Arbeits-plätze, Sicherheit, Klimawandel, dieLebensmittelproduktion oder steigendeEinkommen – der Zugang zu Energie iststets von zentraler Bedeutung. Nachhal-tige Energiequellen sind notwendig fürdie Stärkung der Volkswirtschaften, denSchutz der Ökosysteme und die Schaf-fung von Gerechtigkeit. Im Rahmen desBUP wird eine Strategie verfolgt, mit derZugang zu modernen Energiedienstleis-tungen, Effizienzverbesserung und einestärkere Nutzung von erneuerbarenEnergiequellen sichergestellt wird.

Gebiet 3 – Städte

Die Städte bilden ein Zentrum fürIdeen, Handel, Kultur, Wissenschaft,Produktivität, soziale Entwicklung undvieles mehr. Sie bieten den Menschenim besten Fall Möglichkeiten für Fort-schritt auf sozialer und wirtschaftlicherEbene. Es bestehen jedoch viele Heraus-forderungen bezüglich der Erhaltungder Städte, sodass die Schaffung vonArbeitsplätzen und Wohlstand fortge-setzt wird und gleichzeitig Land undRessourcen nicht belastet werden. Zuden gemeinsamen Herausforderungender Städte gehören Überlastung, fehlen-de Mittel zur Bereitstellung der grundle-genden Leistungen, ein Mangel anangemessenen Wohnungen sowie dieVerschlechterung der Infrastruktur. Esbestehen verschiedene Möglichkeitenzur Überwindung der Herausforderun-gen, denen die Städte gegenüberstehenund die es ihnen ermöglichen, weiter-hin zu gedeihen und zu wachsen, wäh-rend die Ressourcennutzung verbessert

vorgelegt, in denen das Konzept einergrünen Wirtschaft betont und ein Planmit genauen Zielen, Absichten undMaßnahmen für den Ostseeraum vorge-schlagen wird. Der Plan für eine grüneWirtschaft umfasst beispielsweise Berei-che wie nachhaltige Energie, Wasser,nachhaltige Bodenbewirtschaftung undÖkosysteme, Ozeane und Ressourcenef-fizienz, insbesondere Abfall, Lebensmit-tel, Ernährung, nachhaltige Landwirt-schaft, Fischerei, Forstwirtschaft, nach-haltige Stadtentwicklung und Chemika-lien sowie die Bereiche der nachhalti-gen Verwaltung und Wiederherstellungvon natürlichen Ressourcen. Der Planumfasst zudem übergreifende Themenwie Kapazitätsaufbau.

Ein weiterer Beitrag des BUP besteht inder Betonung des Verbesserungsbedarfsim Bereich der internationalen Zusam-menarbeit und eines effektiveren insti-tutionellen Rahmens auf internationa-ler Ebene bezüglich nachhaltiger Ent-wicklung, einschließlich einer stärkerenVerbindung zwischen den Universitätenin der Region.

Ein Hauptprodukt des BUP sind dieangebotenen Fortbildungskurse. ImRahmen des BUP werden verschiedeneMasterstudiengänge durchgeführt, dieanerkennen, dass die Verringerung derArmut, die Änderung von nicht nach-haltigen und die Förderung von nach-haltigen Konsumgewohnheiten undProduktionsverfahren sowie der Schutzund das Verwalten des Bestands annatürlichen Ressourcen für die wirt-schaftliche und soziale Entwicklungübergeordnete Ziele und wesentlicheVoraussetzungen für eine nachhaltigeEntwicklung darstellen. Sie bekräftigenzudem die Notwendigkeit, durch dieFörderung eines nachhaltigen, integrati-ven und ausgewogenen Wirtschafts-wachstums die Schaffung besserer Mög-lichkeiten für alle, die Reduzierung vonUngleichheiten, die Verbesserung desgrundlegenden Lebensstandards, dieFörderung einer ausgewogenen sozialenEntwicklung und Eingliederung einenachhaltige Entwicklung zu erreichen.Zudem wird in den BUP-Kursen häufigdie Notwendigkeit der Förderung einerintegrierten und nachhaltigen Bewirt-

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wird und die Verschmutzung undArmut reduziert werden.

Gebiet 4 – Lebensmittel

Es wird Zeit, dass wir überdenken, wiewir unsere Lebensmittel anbauen, teilenund konsumieren. Wenn wir dies rich-tig machen, können die Landwirtschaft,die Forstwirtschaft und die Fischereinahrhafte Lebensmittel für alle bereit-stellen und angemessene Einkommengenerieren, während eine am Menschenorientierte Entwicklung des ländlichenRaums unterstützt und die Umweltgeschützt wird. Gegenwärtig verschlech-tern sich die Qualität unserer Böden,des Süßwassers, der Ozeane, der Wälderund die Biodiversität jedoch rasant.Durch den Klimawandel werden dieRessourcen, von denen wir abhängigsind, noch stärker belastet. Der SektorLebensmittel und Landwirtschaft bietetwichtige Lösungen für die Entwicklungund spielt eine zentrale Rolle bei derReduzierung von Hunger und Armut.

Gebiet 5 – Wasser

Sauberes, zugängliches Wasser ist füralle ein wesentlicher Teil der Welt, inder wir leben möchten. Es steht ausrei-chend frisches Wasser auf dem Planetenzur Verfügung, um diesen Traum zu ver-

wirklichen. Aufgrund der schlechtenwirtschaftlichen Lage oder schlechterInfrastruktur sterben jährlich Millionenvon Menschen, meistens Kinder, anKrankheiten im Zusammenhang mitunzureichender Wasserversorgung,unzureichenden sanitären Einrichtun-gen und Hygieneverhältnissen. Wasser-knappheit, schlechte Wasserqualitätund unzureichende sanitäre Einrichtun-gen haben negative Auswirkungen aufdie Lebensmittelsicherheit, die Wahl-möglichkeiten bezüglich der Existenz-grundlage und die Bildungschancen fürarme Familien in der ganzen Welt.

Das Ziel des BUP besteht darin, dass dieUniversitäten eindeutige und zielgerich-tete praktische Maßnahmen zur Reali-sierung einer nachhaltigen Entwicklungergreifen, insbesondere bezüglich deroben genannten fünf Prioritätsgebiete,die auf den vielen Erfolgsbeispielen derletzten 20 Jahre beruhen. Zu den Fak-ten, von denen die Erörterungen beimBUP geleitet wurden, gehörten:

1. Heute leben sieben Milliarden Men-schen auf der Erde – bis zum Jahr2050 werden es neun Milliardensein.

2. Jeder Fünfte, also 1,4 MilliardenMenschen, lebt gegenwärtig von 1,25Dollar oder weniger pro Tag.

3. Weltweit haben 1,5 Milliarden Men-schen keinen Zugang zu elektrischemStrom.

4. 2,5 Milliarden Menschen habenkeine Toilette.

5. Fast 800 Millionen Menschen müs-sen täglich hungern.

6. Treibhausgasemissionen steigen wei-terhin und mehr als ein Drittel allerbekannten Arten könnte aussterben,wenn sich der Klimawandel unge-bremst fortsetzt.

Neben den Projekten werden die BUP-Initiativen von verschiedenen Fortbil-dungsveranstaltungen, Seminaren, Aus-stellungen, Sommerkursen und Messenbegleitet, die von einer Vielzahl vonPartnern organisiert werden. In den fol-genden Bereichen werden künftig Fort-schritte erwartet:

■ stärkere Ausrichtung auf die Umset-zung mit einem Schwerpunkt auf derIntegration der nachhaltigen Ent-wicklung in Universitätsprogramme,

■ Schwerpunkt auf sozialen Fragen,insbesondere Reduzierung der Armut,

■ stärkere Berücksichtigung von The-men bezüglich erneuerbarer Energienund Energieeffizienz und

■ Schwerpunkt auf der Entwicklungvon Kompetenzen, Fähigkeiten undKenntnissen, die für den Aufbaueiner nachhaltigeren Gesellschafterforderlich sind.

Schließlich werden die Hochschulen,die im BUP-Mitglieder sind, sich dafüreinsetzen, Studierende im ganzen Ost-seeraum zu ermutigen, sich für einenachhaltige Entwicklung und nochaktiver an lokalen, nationalen und glo-balen Prozessen zu beteiligen. ■

BALTIC UNIVERSITY PROGRAMME

Auch Tagungen für Studierende finden im Rahmen des Baltic University Projects statt, wie hier 2014 inRogow, Polen. Foto: Krzysztof Ciesielski/Baltic University

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Sie kennen nur Europas Krise –Eine Reflexion zum Modell-studiengang EuropäischesManagementEs gab schon bessere Zeiten, um jungenBetriebswirten Lust auf eine Zukunft als„Europäische Manager“ zu machen –mit einem selbstbewussten großen Ewie im Studiengang „EuropäischesManagement“ an der TH Wildau beiBerlin. In Bachelor und Master lehre ichdort seit neun Jahren Europapolitik undEU-Wirtschaftspolitik – den Großteildieser Jahre als Krisen-Erklärer.

Die meisten der heute Studierendenhaben ein Grundvertrauen in die Routi-ne der Europäischen Union. Sie war jaimmer schon da, ihr ganzes Leben lang,mit Vorteilen und Vorschriften. Dochda ist auch Grundskepsis. Denn „Gene-ration Y“ kennt ja nur Krise. Dengesamten Wirtschaftsraum hat sie nieim gemeinsamen Boom erlebt. Die Stu-dierenden sahen stets nur, wie Arbeits-märkte, Wohlstand und soziale Sicher-heit auseinanderlaufen. Sie wissen,Deutschland lebt zurzeit auf der Son-nenseite. Aber sie kennen auch die gras-sierende Arbeits- und Perspektivlosigkeitunter Gleichaltrigen in der „verlorenenGeneration“ der PIIGS-Krisenländer.Europas ökonomische Konvergenz hal-ten sie für ein Märchen. Zerrissenheit,nicht Zusammenwachsen ist für siewirtschaftliche EU-Wirklichkeit. Undder politische Normalzustand derUnion, der besteht für sie aus Zank,Zweifeln und Irrfahrten ohne Ziel.

Für europaorientierte Studiengänge istetwas Wichtiges weggebrochen: die tra-ditionelle Narrative der „Ever CloserUnion“. Das war eine glaubhafte Vor-wärtsvision auch für Wildauer Studie-rende: Sie koppelte persönliche Zuver-sicht auf die Karriere als „EuropäischerManager“ mit positiver Haltung zumehr Integration. Die Story hatte strate-gische Relevanz für alle Europastudien-

angebote. Nun drohen Inspiration undLegitimation von der Kette zu springen.Wo Kraft war, tritt man ins Leere. „Eu -ropa ist wie ein Fahrrad, hält man esan, fällt es um“: Jacques Delors’ Diktumgehörte einst in jeden Hörsaal. Wer sichweiter auf den wackligen, ausgefranstenSattel der Fahrradtheorie setzt, riskiertböse Stürze oder wenigstens stumpfeBlicke. Dass die EU immer weiter ir -gendwohin vorwärtsfahren muss, fin-den immer weniger Studierende schlüs-sig. Nicht einmal eingefleischte Europa-fans tun das.

Europafans gibt es allerdings auf demdeutschen Campus immer seltener. Lautdem 12. Studierendensurvey des Bun-desbildungsministeriums stimmten2013 nur 35 Prozent der Uni- und FH-Studenten dem Politikziel „politischeund wirtschaftliche IntegrationEuropas“ eindeutig zu. 2004 lag derWert noch bei 48 Prozent.1 Der nächsteSurvey 2016 wird zeigen, ob sich dasMeinungsklima wieder aufhellt.

Als Europa noch eine Erfolgsstory war

Der Kontrast zur Vergangenheit ist rie-sig, auch für die TH Wildau. Im Herbst2003 stiegen die ersten 29 Bachelor-Stu-dierenden ins „Europäische Manage-ment“ (EM) ein. Die Mensa akzeptierteneuerdings Euros. Der Binnenmarkt fei-erte die erste Dekade. Ein Kontinental-konvent enthüllte das Grand Designeiner EU-Verfassung. Bei Semesterbe-ginn war die EU 50 Minuten östlichvon Wildau zu Ende; etwas später

Prof. Dr. Marco AlthausProfessor für Sozialwissen-schaften (SchwerpunktEuropa- und Wirtschafts-politik)Fachbereich Wirtschaft,Informatik und RechtTechnische HochschuleWildauHochschulring 115745 [email protected]

Marco Althaus

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konnte man sieben Stunden lang weiterostwärts fahren und blieb doch in derUnion. Zehn Flaggen und 75 MillionenNeubürger traten ihr bei, Fernsehgalasgab es und Feuerwerk an den Grenzen.Der Konvoi schloss sich auch der küh-nen Lissabon-Strategie an: „wettbe-werbsfähigster und dynamischster wis-sensgestützter Wirtschaftsraum derWelt“ wollte die EU werden. Bis 2010!

Deutschland wand sich damals in Ago-nie: Rekordarbeitslosigkeit, Rezession,Reformstau. Jahrelang war die Wirt-schaft im EU-Vergleich extrem schwachgewachsen, die Pro-Kopf-Leistung sankunter den EU15-Schnitt. Die Staatsfi-nanzen barsten. Der große Defizitsün-der der Eurozone bat die Aufseher umMilde. Dass irgendwer vom Standort Dlernen könnte, schien absurd. Nein,Berlin ließ Experten ausschwärmen, umfür die „Agenda 2010“ Reformrezepte inganz Europa zu besorgen. Europa warLösung, nicht Problem. „Kontinent derChancen“, daran setzte man Ausrufe-,

Zeitgeist und Umfeld für Europa-Studiengänge haben sich massiv verändert. Sie brauchen schärfere Profile

und müssen ihren Studierenden mehr Mut machen.

keine Fragezeichen. Europa hießEmployability. Wer Wirtschaft „europä-isch“ studierte, lief im Zeitgeist. Europa-Studiengänge aller Art schossen wiePilze aus dem Boden. Fachhochschulenhatten europäische Verwaltungs-, Kul-tur- oder Sozialwirte im Sinn, häufigerhingegen bodenständige Betriebswirtefür den expandierenden Binnenmarkt.Global ambitionierte Hochschulensahen ihre Absolventen mit Säcken vol-ler Euros unter Europas stolzer Handels-flagge an alle fernen Küsten segeln.

Europäisches Management – ein ungeklärtes Leitbild

Mit Europas Vielfachkrisen kehren alteFragen für Lehre und Studium zurück,die sich schon immer stellten, aber frü-her leicht wegwischen ließen. Dazugehört die Kernfrage, welchen Sinn eindurch Abschlussgrade veredeltes Lehr-und Lerngebiet „Europäisches Manage-ment“ (EM) hat und wieso es mehr ist

als eine blaugolden vermarktete Ge -schmacksrichtung des „InternationalenManagements“. Argumente dagegensind scharf wie Rasierklingen: Die Wirt-schaftswelt tickt klar global. Europawird schrumpfen, stagnieren und selbstim USA-Tandem kein Spiel- und Regel-macher mehr sein. Immer lauer wirdseine Strahlkraft auf Asien, Afrika undLateinamerika. Ein ins Euro-Koordina-tensystem gepferchtes Curriculum mar-ginalisiert sich selbst. Es macht sichjener Nabelschau schuldig, die sichEuropas Wirtschaft nicht mehr leistenkann. Arbeitgeber können solche Absol-venten nicht wollen. Solche Kritik kannnur kontern, wer eine robuste Haltungzu Europas Stärken, Chancen und Kri-senresilienz hat; und wer explizit sagt,was „Europäisches Management“ und„Europäische Manager“ ausmacht. Dasist auch für uns gar nicht so einfach.Der Studiengang basierte stets aufSowohl-als-auch, vor allem im Bachelor:

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123SIE KENNEN NUR EUROPAS KRISE

Zehn Nationalitäten auf dem Fahnentreppchen: Wildauer Master-Studierende im Foyer des Brüsseler Plenargebäudes des Europäischen ParlamentsFoto: P. Manderscheid

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frühen 1990ern. Völlig veraltet ist sienicht. So betonten etwa Bloom et al.(1994) und Calori et al. (1995) den Um -gang mit kultureller Vielfalt, die Orien-tierung an sozialer Marktwirtschaft, anMitbestimmung, Mitarbeiterbeteiligungund dem Dialog mit Gewerkschaften –dies unterscheide Europäer klar vonAmerikanern und Japanern.5 Über einJahrzehnt später klingt das bei Pudelkound Harzing (2007) ähnlich. Als euroty-pisch sehen sie ausbalancierte, modera-te, partnerschaftsorientierte Manage-mentansätze sowie einen großen Plura-lismus an.6 Dieselbe Richtung schlägtKaplan (2014) ein. Für ihn ist EM ein„cross-cultural, societal managementapproach based on interdisciplinaryprinciples“. Europas Wesenszug seimaximale kulturelle Vielfalt bei mini-maler geografischer Verteilung, daraufantworte der Ansatz. Er erfasse zudemdie hohe Bedeutung des Sozialstaates,die Mitverantwortung der Wirtschaftfür soziale Gerechtigkeit und Nachhal-tigkeit sowie die Verzahnung vonöffentlichem und privatem Sektor.7 Dassind sehr politische Aussagen.

Die politische Dimension

„Europäisches Management“ hat eineunbestreitbare politische Dimension.Das muss sich in der Ausbildung wider-spiegeln. Dabei geht es nicht nur umGrundkenntnisse, wie „Brüssel“ funk-tioniert. Es geht um Kompetenzen, dasaktuelle Geschehen sowie soziopoliti-sche Einflüsse auf die Wirtschaft beur-teilen und selbst Einfluss nehmen zukönnen (etwa über Verbände und Kom-munikationsstrategien). Streitfähigkeitgehört dazu. Denn von Unternehmenwird klare Haltung verlangt: zu Russ-land-Sanktionen, zu Chlorhühnchenund Investorenschutz bei TTIP, zu

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antwortung für die Europaidee des Stu-diums tragen alle gemeinsam, aber sieliegt auf manchen Schultern stärker alsauf anderen.

„Europäisches Management“ ist als Stu-diengang wirtschaftswissenschaftlichgeprägt. Aber aus der Wirtschaftsfor-schung ergeben sich nicht automatischFachrezepte, wie man das ThemaEuropa in der Lehre gut abzirkelt. Dasmag überraschen, ist die EU doch pri-mär eine Wirtschaftszone. Ökonomikund Europa ist tatsächlich eine schwie-rige Ehe. „Mögen der gemeinsameMarkt und die Wirtschafts- und Wäh-rungsunion auch die folgenreichstenElemente des Integrationsprojekts sein,sie haben in der Wissenschaft der Öko-nomie im Vergleich zu Politik- undRechtswissenschaft die geringsten Spu-ren hinterlassen“, so Beichelt et al.(2013).2 Das hat mit Theoriegebäudenzu tun, kurz: Für Politologen und Juris-ten ist die EU einzigartig, für Ökono-men nur ein Anwendungsfall interna-tionaler Wirtschaftsbeziehungen, eineregionale Untergattung zwischenstaat-lich geregelter Marktverflechtung.

Ähnlich zäh fließt es aus der Manage-mentlehre. Es ist lange her, dass „euro-päisches Management“ wirklich envogue war: vor und um 1993, als derBinnenmarkt an den Start rollte. Euro-päisierung war ein größeres Wort alsGlobalisierung. Man feilte an der Kon-vergenz nationaler Managementansätzezu einem neuen europäischen Ansatz,den Unternehmen strategisch als neueAlternative denken sollten.3 Personalerskizzierten Kompetenzprofile, Rekrutie-rungspraxis und Personalentwicklungfür „Euro-Manager“. Mitte der Neunzi-ger waren diese jedoch bereits „ausge-storben wie die Dinosaurier“ – Unter-nehmen wollten nun „globale Mana-ger“.4 Der Hype war also nach zehn Jah-ren ausgeglüht. Bis heute stammt diewe sentliche akademische Literatur zu„europäischem Management“ aus den

Er sollte kaum Abstriche am ordentli-chen deutschen Betriebswirt machen,aber für das Ausland vorbereiten, woimmer das liegt. Es war eine pragmati-sche Haltung, zumal ultrakonsequentesDurcheuropäisieren für einige Fächerschlicht keinen Sinn ergibt.

Generalistische Studiengänge bleibenbei Ausbildungs- und Berufszielen oftwolkig. Da sind wir keine Ausnahme.Studienordnung, Akkreditierungspapie-re und Werbung sprechen davon,Kenntnisse „mit europäischem undinternationalem Bezug“ und „gemeinsa-me europäische Rahmenbedingungen“zu vermitteln. Was „EuropäischesManagement“ genau ist, wird nirgend-wo explizit gesagt. Das muss sich eineStudentin aus dem Curriculum zusam-menreimen: kaufmännische Grundla-gen mal mit, mal ohne internationaleKomponenten, ein Sortiment von„Europakompetenzen“ aus Recht undPolitik, Interkulturelles, Sprachen, mög-lichst viele Kurse auf Englisch. Imstrammen Lehrplankorsett werden sogut es geht Auslandspflichtpraktika,Auslandssemester, Studienfahrten undPlanspiele eingeschoben. Live-Erfah-rung im Ausland zahlt viel aufs Qualifi-kationskonto ein, ebenso der Umgangmit Kommilitonen, die aus dem Aus-land zu uns kommen. Unsere Hörsälesind in wenigen Jahren deutlich multi-nationaler geworden. Der Anteil derGäste aus der EU ist oft kleiner als derder Reisepässe ohne den Sternenkreis.Das verstärkt eher die globale Perspekti-ve (und vermeidet die Nabelschau).

Wie europäisch Module tatsächlich aus-fallen, ist nicht nur eine Frage vorfixier-ter Inhalte, sondern auch der Lehrpra-xis und des Personals. Das bunte Kolle-gium aus Betriebs- und Volkswirten,Mathematikern, Informatikern, Juristen,Geisteswissenschaftlern sowie Sprach-lehrern kann nur nach dem EU-Motto„In Vielfalt geeint“ vorgehen. Die Ver-

ALTHAUS

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Stromkosten im Klimaschutz, zu Sozial-standards importierter Billigmode, zumDatenklau im Internet, zur Frauenquotean den Firmenspitzen.

Im Wildauer EM-Curriculum ist diepolitische Komponente klar verankert.Ein Selbstläufer studentischer Motivati-on ist sie nicht. Denn der Studiengangzieht keineswegs überdurchschnittlichan Europapolitik Interessierte oder Vor-gebildete an, nur weil das „europäisch“im Namen steht. Zwar steigert Interessean anderen Ländern die Aufmerksam-keit für internationale Themen, damitauch für Politik. Aber Wirtschaftsstudie-rende schwimmen im Mainstream derStudentenschaft, und deren Politikinte-resse ist bundesweit auf einem histori-schen Tiefpunkt, an Fachhochschulennoch tiefer als an Universitäten, wie der12. Studierendensurvey (2013) zeigt.2004 empfand ein Viertel der FH-Stu-dierenden Politik als unwichtig, 2013sogar ein Drittel. Der Anteil jener, diePolitik für sehr wichtig halten, sank von28 auf 18 Prozent. 2004 stuften 38 Pro-zent ihr Politikinteresse als sehr starkein; 2013 taten dies noch 25 Prozent.Der Anteil völlig Desinteressierter stiegvon 18 auf 29 Prozent. Was Europapoli-tik und die europäische Einigungangeht, waren nur noch 20 Prozent derFH-Studierenden stark interessiert – einMinus von neun Punkten.8

Wider die Zyniker

Es ist wichtiger denn je, angehendenKaufleuten und Managern zu vermit-teln, dass ihre beste Chance, die Welt

zu erobern, in Europa liegt. Aber siewerden für ihr Europa härter kämpfenmüssen. Angela Merkel mahnt gelegent-lich: „Wir schaffen mit diesen siebenbis acht Prozent der Weltbevölkerungnoch etwa rund 25 Prozent des Brutto-inlandsprodukts der Welt, wir habenaber auch rund 50 Prozent der Sozial-ausgaben der Welt.“9

In Amerika und Asien gilt Europa vielenbereits als putziges, überwiegend vonGreisen bewohntes Historien-Disney-land sowie als stagnierender Restabsatz-markt für Weltprodukte. Europa, das seiein am eurasischen Kontinent hängen-der Zipfel, der mal zeitweise wichtigwar, aber seine Zukunft verprasste.Ganz Europa ist ein Griechenland – so sehen es die Zyniker in der Welt.Irgendjemand wird dafür sorgen müs-sen, dass die Zyniker nicht recht be -halten.

Irgendjemand wird Europas Märkte undMaschinen leistungsfähig halten undimmer wieder neu erfinden müssen.Das ist die Aufgabe für die Studierendenvon heute, die „Europäischen Manager“von morgen. In ihrer Ausbildung müs-sen sie ein klares Qualifikationsprofil,aber auch europäisches Selbstbewusst-sein und Souveränität gewinnen. VomZeitgeist allein werden sie dieses Basis-kapital nicht mehr beziehen. ■

LiteraturBeichelt, Timm et al.: Was heißt und zu welchem

Ende studiert man Europastudien? In: Beichelt,Timm et al.: Europa-Studien. Eine Einführung.Wiesbaden: Springer 2013, S. 9–32.

Bloom, Helen et al.: Euromanagement: a new stylefor the global marketplace. London: KoganPage 1994; Calori, Ronald et al.: ManagementEuropean style. In: The Academy of Manage-ment Executive Bd. 9, Nr. 3 (1995), S. 61–73.

Kaplan, Andreas: European management and Euro-pean business schools: insights from the historyof business schools. In: European ManagementJournal Nr. 32 (2014), S. 529–534.

Mendenhall, Mark E.; Stahl, Günter K.: The rise anddemise of the „Euromanager“. In: Scholz,Christian; Zentes, Joachim: Strategic manage-ment: a European approach. Wiesbaden: Gab-ler, S. 305-320.

Pudelko, Markus; Harzing, Anne-Will: How Europe-an is management in Europe? An analysis ofpast, present and future management practicesin Europe. European Journal of InternationalManagement Bd. 1 Nr. 3, (2007), S. 206–224.

Ramm, Michael et al.: Studiensituation und studen-tische Orientierungen. 12. Studierendensurveyan Universitäten und Fachhochschulen – Lang-fassung. Bundesministerium für Bildung undForschung, 2014.http://www.bmbf.de/pub/12._Studierendensur-vey_Langfassung_bf.pdf Aktualisierungsdatum:30.06.2015.

Steltzner, Holger: Die Quelle der Schulden. Frankfur-ter Allgemeine Zeitung (13.10.2012).www.faz.net/aktuell/wirtschaft/sozialausgaben-die-quelle-der-schulden-11923880.html Aktua-lisierungsdatum: 30.06.2015.

Thurley, Keith; Wirdenius, Hans: Will managementbecome „European“? – Strategic choice fororganizations. In: European Management Jour-nal Bd. 9 Nr. 2 (1991), S. 127–134.

1 Ramm, S. 425.2 Beichelt, S. 15.3 Thurley/Wirdenius, S. 4.4 Mendenhall/Stahl, S. 306.5 Bloom et al. und Calori et al.6 Pudelko/Harzing, S. 221.7 Kaplan, S. 532.8 Ramm, S. 412–415.9 Steltzner

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Europäische Potenziale amBeispiel der deutsch-tsche-chischen Zusammenarbeit imDestinationsmarketing undauf Hochschulebene

Im Hochschulsektor besteht eine engeund erfolgreiche Zusammenarbeit zwi-schen Bayerischen und TschechischenHochschulen. Im Destinationsmarke-ting, im Regionenimage und in derwirtschaftlichen Zusammenarbeit gibtes noch viele Verbesserungsmöglichkei-ten, wie aktuelle Studien belegen.

Der Fall des „eisernen Vorhangs“ unddie samtene Revolution in der tsche-chischen Republik liegen mittlerweileein Vierteljahrhundert zurück. Die aktu-ellen deutsch-tschechischen Beziehun-gen sind damit ein Indikator für dieÜberwindung einer schwierigen Histo-rie, für den Erfolg der von der europäi-schen Union geförderten Integrations-maßnahmen der Regionen und nicht

Prof. Dr. Joachim Riedl, Leiter des StudiengangsMarketing Management,Hochschule Hof,[email protected]

Prof. Dr. Frank Schäfer,Fakultät Wirtschaftsinge-nieurwesen, OstbayerischeTechnische HochschuleAmberg-Weiden, [email protected]

Prof. Dr. Michael Seidel,Studiendekan FakultätWirtschaftswissenschaften,Hochschule Hof,[email protected]

Prof. Dr. Bernd Wolfrum,Betriebswirtschaftslehreund Marketingmanage-ment, Ostbayerische Tech-nische Hochschule Regens-burg, [email protected]

Dr. Sebastian Zips, MBA,MA, Leiter Research,AccessMM, Weidenberg,[email protected]

Anna-Katharina Pleier,MBA, Projektleiterin Onlineund Usability, AccessMM,Weidenberg,[email protected]

Frank Schäfer

Joachim Riedl

Bernd Wolfrum

Michael Seidel

Anna-Katharina Pleier

Sebastian Zips

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126 RIEDL/SCHÄFER/SEIDEL/WOLFRUM/ZIPS/PLEIER

Abb. 1: Karte des Ziel3-Gebiets und des Gebiets der durchgeführten Erhebung

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zuletzt ein Beispiel für die in Europa lie-genden Potenziale.

Die Hochschule Hof und die UniversitätPilsen haben, unterstützt durch dieOTH Regensburg und die OTH Weiden,den Besucherverkehr zwischen West-böhmen und Nordbayern seit 2012 inmehreren Projekten untersucht. DieStudien wurden gefördert durch dasZiel3-Programm der EU. In Summe wur-den allein seit 2013 über 2.500 Privat-personen in Deutschland und Tsche-chien befragt, wobei teilstandardisierteFace-to-Face-Interviews und Telefonin-terviews zum Einsatz kamen.

Betrachtet man die empirischen Ergeb-nisse, zeigen sich große Disparitäten.Bürger aus Westböhmen besuchenNordostbayern im Durchschnitt 23 Malpro Jahr, während in entgegengesetzterRichtung gerade einmal 2,5 solcheBesuche pro Jahr stattfinden. Gleichzei-tig wird die zukünftige Besuchstendenzin beiden Ländern mehrheitlich als„konstant“ eingestuft. Man kann somitfesthalten, dass der Glaube an den Nut-zen grenzüberschreitender Besuche beiPrivatpersonen Westböhmens weit aus-geprägter ist als bei den Nordbayern.Das mag damit zusammenhängen, dasssich auf deutscher Seite jahrzehntelangbezüglich Urlaub und Sightseeing eineOrientierung nach Westen und Südenherausgebildet hat. Auch bezüglich desEinkaufens scheinen die Deutschenweniger an die Vorteile des Nachbar-lands zu glauben. Unglücklicherweisehat sich im unmittelbaren GrenzbereichWestböhmens ein Saum von Asia-Märk-ten, Billigläden und Halbweltangebotenangesiedelt, der das Image des Nachbar-landes ebenso schädigt wie die in derPresse ubiquitären Berichte über Grenz-kriminalität, Drogenhandel etc. Dieallzu vereinfachende und oft einseitigeBerichterstattung schreckt dabei geradesolche Besucher ab, die ein überdurch-schnittliches Anspruchsniveau haben

Im Hochschulsektor besteht eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen bayerischen und tsche-

chischen Hochschulen. Im Destinationsmarketing, im Regionenimage und in der wirtschaftlichen Zusam-

menarbeit gibt es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, wie aktuelle Studien belegen.

und höhere Kaufkraft aufweisen, wäh-rend Schnäppchenjäger und Billigtou-rismus angezogen werden.

Um solche Befunde zu untermauern,wurden die Besuchermotive detaillierterhoben und mittels multivariater Statis-tik verdichtet. Wie Abbildung 2 zeigt,lassen sich bei nordbayerischen Besu-chern vier Hauptmotive für eine Fahrtnach Westböhmen identifizieren, wobeidie Reihenfolge noch nichts über die Be -deutung dieser Benefit-Faktoren aussagt.

Tatsächlich korreliert beispielsweise dasMotiv Einkaufen leicht positiv mit derFahrthäufigkeit ins Nachbarland, (r = ,107, a = 0,002), die anderen Moti-ve jedoch nicht. Das Alter korreliertpositiv mit Reisen zum Zwecke vonUrlaub und Kultur (r = ,236, a = 0,000),jedoch negativ mit dem Einkaufen (r = -,207, a = 0,000). Solche Befundelegen es nahe, verschiedene Besucherty-pen zu unterscheiden. Clusteranalytischlassen sich fünf unterschiedliche Typennordbayerischer Besucher in Westböh-men identifizieren. Dabei stellt manfest, dass zum Beispiel der Typ des „Ein-käufers“ etwa 19 Prozent der Bevölke-rung entspricht; er hat leichtes Interessean Urlaub und Kultur im Nachbarland

sowie an beruflichen und familiärbedingten Fahrten dorthin. Währendsein Hauptinteresse am (billigen) Ein-kaufen liegt, interessiert er sich über-haupt nicht für Sportveranstaltungenund sportliche Betätigung im Nachbar-land (vgl. Abb. 3).

Beschreibt man diese Besuchertypen,wie in der Marktsegmentierung üblich,in soziodemografischen, psychografi-schen und verhaltensbezogenen Aspek-ten, zeigt sich ein tatsächlich diskrimi-nierendes Muster. So machen z. B. dieSportbegeisterten ca. zehn Prozent derBesucher aus, sie sind eher jünger undzeigen eine durchschnittliche Ausgabe-bereitschaft von 538 Euro pro Personund Jahr. Sie interessieren sich fürsportliche Betätigung verschiedener Artwie Golf, Wandern, Radfahren, Kletternetc. Auf Schnäppchen und Billigartikelzielen sie nicht ab, sind jedoch ausgabe-bereit für Sportartikel und Sportevents.Die Urlaubs- und Kulturaffinen sindüberwiegend eine Zielgruppe 50 Plusund besichtigen vorwiegend Bäder undSehenswürdigkeiten wie Innenstädte,Burgen und Kirchen, aber auch kulturel-le Ereignisse wie Opernaufführungen.Sie bleiben oft zwei oder drei Tage undbesichtigen meist Tschechiens bekannte

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127KOOPERATION BAYERN-BÖHMEN

Abb. 2: Benefit-Faktoren für den Besuch in Westböhmen (Ladungsmatrix der Hauptkomponentenanalyse, Varimax-Rotation, Ladungen unter 0,3 sind unterdrückt)

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sondern auch an kundenspezifischenAngeboten und tschechischen Ausschil-derungen. 25 Jahre nach der Grenzöff-nung haben sich viele deutsche Han-delsbetriebe auf die Besucher aus Tsche-chien noch viel zu wenig eingerichtet,obwohl alleine die Westböhmen jähr-lich ca. 520 Millionen Euro an Kaufkraftnach Nordostbayern tragen. De factokönnte dies noch mehr sein, wenn manden Bedürfnissen dieser Besucher akti-ver entgegenkommen würde und ihnenvermitteln würde, dass sie nicht die„armen Nachbarn“, sondern geschätzteKunden sind. Ein leicht herablassendesVerhalten der Händler und Gastrono-men gegenüber tschechischen Besu-chern ist es denn auch, was in offenenFragen von diesen gelegentlich moniertwird.

Noch größere ungenutzte Potenzialesind zu konstatieren, wenn man dieEinschätzungen von Regionfremden inBetracht zieht. In einem aktuellen For-schungsprojekt wurde hierzu die Ein-schätzung der nordostbayerisch-west-böhmischen „Ziel3-Region“ durch Men-schen im Westen von Baden-Württem-berg und Rheinland-Pfalz untersucht.Diese Vergleichsregion hat mit demElsass und Lothringen auf französischerSeite ein attraktives Pendant, wodurchsowohl geografisch-topografisch alsauch historisch gewisse Parallelen zumnordbayerisch-westböhmischen Raumbestehen. Aufgrund der geografischenEntfernung verwundert es nicht, dassdie Badener das Elsass viel häufiger

besuchen als Nordbayern und Westböh-men, dass sie dort mehr Geld ausgebenetc. Wohl aber ist es ein Alarmsignal,wie wenig die dortigen Befragten übereine Region wissen, die in östlicherRichtung im Durchschnitt gerade ein-mal 350 km entfernt liegt. Während dasGesamturteil der Badener und Pfälzerzur eigenen Heimatregion auf einerAttraktivitätsskala von null bis hundertbei 81 liegt, wird Nordbayern und West-böhmen zusammenfassend gerade ein-mal ein Wert von knapp 62 zugebilligt.Noch gravierender ist die Einschätzungder Arbeitsangebote (40), der Einkaufs-möglichkeiten (42) etc. Offene Fragendecken auf, dass Nordostbayern undWestböhmen gemeinsam (!) als Gegend„weit im Osten“, „unterentwickelt“ und„deindustrialisiert“ gesehen wird. Mehrals „grüne Wiese, Wald und Mittelgebir-ge“ fällt vielen Befragten aus Badendazu nicht ein. Dies ist ein ernüchtern-der Befund für viele Jahre kosteninten-siver Integrationsbemühungen der euro-päischen Union, die sich im Ziel3-Pro-gramm bis dato viel zu sehr auf diedirekte Zusammenarbeit von lokalenInstitutionen und zu wenig auf überre-gionale Raumwirksamkeit konzentrierthat. Das Ziel dieser Integrationsbemü-hungen kann nicht darin liegen, dassder Raum beiderseits der deutsch-tsche-chischen Grenze von außerhalb leben-den Menschen gleichermaßen schlechtbeurteilt wird.

Mindestens ebenso irritierend sind dieseBefunde hinsichtlich der bisherigenLeistungen der im Destinationsmarke-ting arbeitenden öffentlichen und halb-öffentlichen Institutionen. Hier man-gelt es unter einer Vielzahl an Playernoffensichtlich an Koordination undabgestimmtem Handeln, um auch über-regional Wirkung zu erzielen. Undschließlich muss auch für die Nordost-bayerische und Westböhmische Indus-trie als Alarmsignal gelten, wie unat-traktiv ihre Standorte außerhalb derRegion eingeschätzt werden. Die euro-päische Mobilität von Arbeitskräften istoffensichtlich noch stark entwicklungs-fähig, wenn sich eine überwiegendeMehrheit von Befragten nicht im Ent-ferntesten vorstellen kann, einenArbeitsplatz und Wohnort in einem

Städte wie Prag, Pilsen oder Budweis.Ihre durchschnittlichen Ausgaben proJahr und Person belaufen sich auf 361Euro. Für diese Zielgruppe ließen sichtouristische Kombinationsangeboteanbieten, wie etwa „Auf Goethes Spu-ren im Bäderdreieck. Ein Wellness Kurz-urlaub mit Kulturprogramm“.

Solche Unterschiede verschiedenerBesuchertypen geben vielfältige Ansatz-punkte für ein zielgerichtetes Destinati-onsmarketing. Wie nicht anders zuerwarten, stellen sich die Motive undVerhaltensweisen der westböhmischenBesucher gegenüber Nordbayern ganzanders dar. Hier sind im Wesentlichennur drei Besuchertypen zu unterschei-den, nämlich „Schnäppchenjäger“,„qualitätsbewusste Käufer“ und „ausga-bebereite Vielbesucher“. Hinsichtlichder grenzüberschreitenden Kaufkraft-wanderung ergeben sich auf Basis einerBevölkerungshochrechnung beachtlicheSummen. So tragen die nordbayeri-schen Besucher allein für Einkaufen,Tanken und Gastronomiebesuche proJahr ca. 690 Millionen Euro nach West-böhmen. Die dortigen Betriebe reagie-ren darauf mit spezifischen Angeboten.Die Deutschkenntnisse in Gastronomieund Handel sind durchwegs gut, deut-sche Besucher sind geschätzte Kunden.Umgekehrt präsentiert sich die Situati-on anders. Von Ausnahmen wie Weidenabgesehen, sind viele Städte Nordbay-erns auf Besucher aus Westböhmenschlecht eingestellt. Es fehlt nicht nuran allgemeinen Sprachkenntnissen,

RIEDL/SEIDEL/WOLFRUM/SCHÄFER/ZIPS/PLEIER

Abb. 3: Fünf Typen nordbayerischer Besucher in Westböhmen und ihr Interesse an den vier Benefit-Faktoren

Erläuterung: Einstufungauf Basis von Cluster-Analysen (Single-Linkageund Ward). Zu Vorge-hensweise und konkre-tem Zahlenmaterial vgl.die angegebenen Quellen.

Typ 1Die Sportbe-geisterten

(10 %)

Typ 2Die Urlaubs-und Kultur -

affinen(20 %)

Typ 3Die

Einkäufer

(19 %)

Typ 4Die Zweck -besucher

(12 %)

Typ 5Die Des -

interessierten

(39 %)

F1Urlaub und Kultur

Leichtes Interesse

Haupt -interesse

Leichtes Interesse

Durch-schnittl. Interesse

Großes Desinteresse

F2Einkaufen

Leichtes Interesse

Großes Desinteresse

Haupt -interesse

Mittleres Desinteresse

Leichtes Desinteresse

F3Arbeit und Familie

Leichtes Desinteresse

Mittleres Desinteresse

Leichtes Interesse

Haupt -interesse

Mittleres Desinteresse

F4Sport

Haupt -interesse

Leichtes Desinteresse

Großes Desinteresse

Leichtes Interesse

Leichtes Desinteresse

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anderen Gebiet zu nehmen, das geogra-fisch durchaus im Zentrum der europäi-schen Union liegt.

Genutzte Chancen der europäischenIntegration zeigen sich demgegenüberim Hochschulbereich. So gibt es zwi-schen den Hochschulen in Westböh-men und Nord- sowie Ostbayern zahl-reiche Beispiele für eine intensive undfruchtbare Zusammenarbeit. RegerErfahrungsaustausch beginnt schon aufder Ebene von Studierenden, über Aus-tauschprogramme und den Wechsel fürAufbaustudiengänge nach dem Erststu-dium im Heimatland. Dass die ersteAbsolventin des MasterstudiengangsMarketing-Management an der Hoch-schule Hof im Jahr 2008 eine bereitspromovierte Absolventin der Universi-tät Pilsen war, ist dabei nur eine Rand-notiz, die aber etwas über die gegensei-tige Attraktivität der Studienangeboteverrät. Beinahe jährliche wissenschaftli-che Fachtagungen mit Teilnehmern,

Referenten und Moderatoren aus beidenLändern gehören ebenso zum gemein-samen Aktivitätenspektrum wie For-schungsprojekte und mehrsprachigePublikationen. Exemplarisch ist auchdie im Frühjahr 2015 durchgeführteviertägige Exkursion mit Teilnehmernder Hochschulen Hof und Weiden, Pil-sen und Eger. Dabei wurden wichtigepositiv wie verbesserungswürdig einge-stufte Ziele beiderseits der Grenzebesucht. In Fachgesprächen mit verant-wortlichen Experten des Tourismus-und Destinationsmarketings, mit Unter-nehmern, Stadtplanern, Wirtschaftsrefe-renten und Bürgermeistern wurdenChancen, Risiken und Potenziale derRegion erörtert. Zusammenfassende Dis-kussionen am Abend jedes Exkursions-tages brachten zu Tage, dass die realenErlebnisse vielfach in starkem Kontrastmit vorgefertigten Meinungen über diegemeinsame Region stehen. Auf deut-scher Seite zeigte man sich vom Nach-barland und vom fachlichen Niveau der

tschechischen Exkursionsteilnehmerangetan. Die persönliche Kenntnis dertschechischen Wissenschaftler und Stu-denten liefert ein gänzlich anderes Bild,als es die in der Presse zu findendenBerichte über die Vorgänge im Grenzge-biet des Nachbarlands hervorrufen. Diehistorischen Orte im böhmischenBäderdreieck wurden als attraktive Aus-flugsziele wahrgenommen und ein Stu-dienaufenthalt in Tschechien als eine„attraktive Option“ bewertet. Tsche-chische Studierende räumten ein, dasssie Deutschland eher aus dem Fokusverloren hätten und sich weiter nachWesten, wie nach England, Spanienoder USA, orientiert hätten. Durch dieExkursion sei Deutschland auch als Stu-dienort wieder interessant geworden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dassder Hochschulsektor aufgrund der viel-gestaltigen Kontakte und der konti -nuierlichen Projektkooperation eineLead-Funktion für andere Wirtschafts-zweige einnimmt. Die grenzüberschrei-tende Zusammenarbeit wird von allenbeteiligten Hochschulen auch institu-tionell nach Kräften gefördert, weiteregemeinsame Projekte haben das Stadi-um konkreter Planungen angenommen.Dabei geht es um mehr als empirischeForschung. Ziel ist es, aus dem wissen-schaftlichen Sektor heraus konkrete Im -pulse für eine Intensivierung der wirt-schaftlichen Zusammenarbeit zwischenBayern und Tschechien zu geben. ■

LiteraturCimler, P., Eggers, B., Hommerová, D., Lochmüller,

M., Riedl, J.: Der grenzüberschreitende Besu-cherverkehr Nordostbayern – Westböhmen,Weidenberg 2014 (kostenloser Download unterhttp://www.accessmm.de/Publikationen.html).

Riedl, J. (Hrsg.): Empirische Daten für das Destina -tionsmarketing, mit Beiträgen von Doc. Ing.Petr Cimler, CSc., Barbara Eggers, MBA, Ing.Dita Hommerová. Ph.D., MBA, Dipl.-Kfm. Mar-tin Lochmüller, Dr. Joachim Riedl, Dr. FrankSchäfer, Ing. Petr Štumpf, Dr. Bernd Wolfrum,Dr. Sebastian Zips, MBA, Weidenberg 2014.

Riedl, J. (Hrsg): Der Imagevergleich von Regionenals Basis für das Destinationsmarketing, Chem-nitz 2015 (im Druck).

Seidel, M.: Regional Marketing and Regionalmanagement as Bottom-up-based Approachesto Manage Successful Development of RuralRegions, in: GeoNova, Revista do Departamen-to de Geografia e Planeamento Regional, speci-al Issue, 2010, S. 79–92.

KOOPERATION BAYERN-BÖHMEN

Abb. 4: Beurteilung wesentlicher Besuchsargumente gegenüber Westböhmen – Nordbayern, Gesamturteilund Vergleich mit der Region Baden – Pfalz – Elsass-Lothringen seitens dort lebender Privatpersonen 2015, (n= 395, Skala von 0 = vollkommen unattraktiv bis 100 = höchst attraktiv)

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FH Münster

„Ich wollte mir ein eigenes Bildvon der Lage vor Ort machen“

FH-Student Benjamin Lohmann berichtet über sein Auslandssemesterin Athen

Münster, 3. Juli 2015. Anfang Februarhat Benjamin Lohmann sich für einAuslandssemester auf den Weg nachAthen gemacht. „Die politische undwirtschaftliche Situation hat mich ge -reizt – ich wollte mir ein eigenes Bildvon der Lage vor Ort machen”, erinnerter sich. Vom Fachbereich Wirtschaft derFH Münster ging es an die Athens Uni-versity of Economics and Business. Nunsind alle Klausuren geschrieben und derStudent verbringt seine letzten Tage inGriechenland. Wie alle anderen blicktauch er gespannt dem Referendum amkommenden Sonntag entgegen. Zeit,um Bilanz zu ziehen: Wie lebt es sichals deutscher BWL-Student in der grie-chischen Hauptstadt?

„Mein bisheriger Alltag hier war wesent-lich entspannter und problemloser, alsich es im Vorfeld erwartet hatte”, be -richtet Lohmann. Er habe sich immersicher gefühlt und frei in der Stadt be -wegt. Dabei sei er auf viel Freundlich-keit und Hilfsbereitschaft gestoßen. Sei -ne Herkunft hat er trotzdem nicht im -mer preisgegeben, denn in Ausnahme-fällen endeten die Gespräche dannweniger angenehm. „Wenn die Leuteerkannt haben, dass ich aus dem Aus-land komme, wollten sie immer mit mirüber die aktuelle wirtschaftspolitischeLage sprechen und meine Sicht der Din -ge erfahren”, erzählt der Student. Dassdie Bevölkerung gespaltener Ansichtüber die Zukunft des Landes ist, sei beidiesen Gesprächen ganz deutlich ge -worden.

Eher einheitlich war die Meinung dergriechischen Kommilitonen: „Die großeMehrheit der Studierenden hier ist fürEuropa und den Euro, obwohl natürlichauch für sie völlig unklar ist, wie dieZukunft aussieht”, so Lohmann. „Ich

hatte fast ausschließlich mit griechi -schen Studierenden Kontakt, die selbstschon ein Erasmussemester in Europaverbracht haben, und viele planen ihreberufliche Zukunft im Ausland.” DieEinstellung der jungen Menschen habeihn beeindruckt, berichtet der angehen-de Betriebswirt: „Sie sorgen sich zwarum ihre Zukunft, sind dabei aber außer-ordentlich positiv eingestellt und versu-chen, sich durch viel Engagement fürden Arbeitsmarkt attraktiv zu machen.”

Die nächste Interessentin für ein Aus-landssemester in Athen steht schon inden Startlöchern. „Sie beobachtet dieEntwicklung in Griechenland sehrgenau und hofft, dass sie ihr Auslands-semester wie geplant im September star-ten kann”, sagt Nick Langer, der dieStudierenden am Fachbereich Wirt-schaft der FH Münster bei der Planungdes Auslandsaufenthaltes unterstützt.Egal wie die Abstimmung am Sonntagausfällt und was danach passiert – Ben-jamin Lohmann ist dabei und kommtmit vielen Eindrücken und Erfahrungenim Gepäck zurück nach Münster.

FH Münster

Natürlich durfte neben dem Studium auch das Sightseeing nicht zu kurzkommen: Benjamin Lohmann vor dem Parthenon auf der Akropolis inAthen. Foto: FH Münster/Pressestelle

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gleich Deutsch lernen, beschloss Ham-mou Idrissi. Er belegte schon zu HauseSprachkurse und schrieb sich an derTFH im Studiengang Technische BWLein – jetzt steht er kurz vor seinemBachelor-Abschluss.

Auch der angehende Verfahrenstechnik-ingenieur Gerry Donald Alandji möchtein seiner Heimat Gabun die Fühlernach einem Job ausstrecken: „Direktnach dem Abschluss ist es eher schwie-rig, seine Karriere in Afrika zu starten.Deshalb möchte ich vorher noch etwasBerufserfahrung in Deutschland undEuropa sammeln, um meine Chancenzu steigern.“ Die vielen praxisnahenErfahrungen, die die vier Studierendenan der TFH gemacht haben, sollenkünftig noch mehr junge Ausländer andie Bochumer Hochschule locken: „Siesind unsere besten Werbeträger“, sagtPräsident Prof. Kretschmann. „Schrei-ben und mailen Sie Ihren Freunden!Erzählen Sie zu Hause von der gutenAusbildung an der TFH und dass einStudium in Deutschland nichts Unmög-liches ist. Wir freuen uns, wenn nochmehr Studierende aus fremden Ländernzu uns kommen und unsere Hochschu-le bereichern.“

TFH Bochum

TFH Bochum

Brücken nach Europa bauen:TFH zeichnet afrikanische Stu-dierende mit Stipendien aus

Ihre Geschichten und Biografien unter-scheiden sich, doch in ihren Zielen sindsich Hammou Idrissi und seine afrikani-schen Kommilitonen einig: Sie wollenin Europa ihren Studienabschluss ma -chen und sich so eine bessere Zukunftaufbauen. An der Technischen Fach-hochschule (TFH) Georg Agricola fin-den sie hierfür beste Voraussetzungen.Jetzt erhielten die vier Gaststudierendenaus Kamerun, Gabun und Marokkojeweils ein Studienabschluss-Stipendiumin Höhe von 500 Euro von der Hoch-schule, mit dem ihre guten Leistungengewürdigt wurden. Der Verfahrenstech-nik-Student Abdellah Droussi wurdezusätzlich für sein soziales Engagementgeehrt – er unterstützt inzwischen selbstFlüchtlinge bei ihren ersten Schrittenim fremden Land. Die Stipendien des„kombinierten Stipendien- und Betreu-ungsprogramm“ (STIBET) werden ausMitteln des Deutschen AkademischenAustauschdiensts (DAAD) finanziertund jährlich von der TFH vergeben.

Mathe ist das Lieblingsfach von Abdel-lah Droussi, aber auch Physik und Che-mie liegen ihm. Der gebürtige Marokka-ner studiert Verfahrenstechnik an derTFH und ist damit bestens gerüstet, spä-ter einen sicheren, gut bezahlten Job inder Industrie zu finden. Die Situation inAfrika betrachten er und seine Studien-kollegen trotzdem mit Sorge – nochwährend der Stipendienvergabe tausch-ten sich die engagierten Studierendenmit TFH-Präsident Prof. Dr. JürgenKretschmann intensiv über Politik, dasBildungssystem und den Flüchtlings-strom nach Europa aus. Zwischen Vorle-sung und Seminaren engagiert sich Ab -del lah Droussi hier noch privat: Zurzeitbetreut er syrische Flüchtlinge, be gleitetsie zu Behörden oder zum Arzt undbeteiligt sich an Hilfsgütersammlungen.

An der kleinen TFH gefalle ihm beson-ders die familiäre Atmosphäre, sagtAbdellah Droussi.

„Die Professoren und Dozenten habenimmer Zeit für Fragen und sind sehrhilfsbereit.“ Das erleichtere den Einstiegerheblich, sagt auch Claudine JoséeNdom‘a Dicka aus Kamerun: „Gleich imersten Semester musste ich Referate aufDeutsch halten. Das war eine Herausfor-derung, aber es hat mir auch sehr ge -holfen, die Sprache und die Inhalteschneller zu verstehen.“ Die Studentinder technischen BWL will auch ihrenMaster in Deutschland machen undmöglichst in der Logistik-Branche arbei-ten. „Die Aussichten dafür sind sehrgut, denn unsere ausländischen Studie-renden bringen einen entscheidendenVorteil mit“, sagt TFH- Präsident Prof.Dr. Jürgen Kretschmann. „Die Firmenrichten sich immer stärker internationalaus. Ingenieurinnen und Ingenieuresowie Wirtschaftswissenschaftler mitvielen Sprachkenntnissen sind deshalbsehr gefragt.“

Doch auch eine Rückkehr in ihre Hei-matländer können sich alle ausgezeich-neten Jungakademiker vorstellen: „Dasist unsere Chance, vor Ort etwas zubewegen“, sagt Hammou Idrissi. InMarokko hatte er sein Studium frühabgebrochen. „Alle Vorlesungen fandenausschließlich auf Französisch statt,dabei hatte ich bis zum Abitur Unter-richt auf Arabisch.“ Da konnte er auch

Freuen sich über ausgezeichnete Zukunftsperspektiven (v. l. n. r.): Abdellah Droussi, Claudine Josée Ndom‘aDicka, Gerry Donald Alandji, Hammou Idrissi und TFH-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann. Foto: TFH

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von Flüchtlingen zugesagt. Mit einerVielzahl von Angeboten und Maßnah-men, die die Aufnahme, Integrationund letztlich auch den Studienerfolgdieser besonderen Zielgruppe fördern,engagieren sich alle Standorte. „Die nie-dersächsischen Hochschulen sind sichihrer gesamtgesellschaftlichen Verant-wortung bewusst und wollen konse-quent dazu beitragen, die Bildungs-chancen von Menschen aus Einwande-rungsfamilien weiterzuentwickeln, umihre Integration zu fördern”, so der Vor-sitzende der LandeshochschulkonferenzNiedersachsen (LHK), Professor Wolf-gang-Uwe Friedrich.

Die Hochschulen in Niedersachsenunterstützen studieninteressierte Flücht-linge bei ihren Fragen zur Aufnahmeeines Studiums, zur Weiterführungeines in ihrem Heimatland begonnenenStudiums oder zur wissenschaftlichenWeiterqualifizierung. An allen Hoch-schulen sind Ansprechpartnerinnenund Ansprechpartner benannt(http://www.studieren-in-niedersach-sen.de/fluechtlinge.htm).

Durch Angebote wie Gasthörer-, Paten-und Mentoringprogramme, Schnupper-studien, spezielle Studienangebote undLehrveranstaltungen, Schreibwerkstät-ten, Konferenzen, Aktions- und Block-wochen sowie Campus- und Sommer-feste ebnen die Hochschulen den studi-eninteressierten Flüchtlingen den Wegauf den Campus.

Auf der Internetseite des MWK findenSie weitere Hintergrundinformationensowie eine systematische Darstellungdes erleichterten Hochschulzugangsund ein Handout, das Multiplikatorenin Kommunen, Einrichtungen derErwachsenenbildung, dem Flüchtlings-rat und Aufnahmeeinrichtungen inDeutsch und Englisch an die Handgegeben wird.

MWK Niedersachsen

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Niedersachsen

Land erleichtertFlüchtlingen den Zu -gang zum Studium

Wissenschaftsministerium und Hoch-schulen stellen Unterstützungsprojektevor

Viele Menschen suchen auf der Fluchtvor Krieg und Vertreibung Schutz inDeutschland. Nicht wenige Flüchtlingeverfügen über gute Bildungsqualifikatio-nen und -potenziale. Das Niedersächsi-sche Ministerium für Wissenschaft undKultur (MWK) hat sich daher zum Zielgesetzt, diesen Menschen bei der Orien-tierung zu helfen und sie aktiv bei derAufnahme eines Studiums zu unterstüt-zen.

„Wir möchten Flüchtlingen, die persön-lich ein schweres Schicksal erleiden,Perspektiven aufzeigen. Es ist im Inte-resse der ganzen Gesellschaft, wenn wirdas Potenzial dieser Menschen nichtbrachliegen lassen und ihnen dabei hel-fen, Bildungschancen zu ergreifen”, sagtdie Niedersächsische Ministerin für Wis-senschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljaji�. „Damit erleichtern wir es Flücht-lingen, rasch bei uns Fuß zu fassen, undgeben gleichzeitig einen Anreiz, umzukünftige Fachkräfte in Niedersachsenzu halten.”

Damit Flüchtlinge ihre bereits in derHeimat begonnenen Bildungswege fort-setzen können, hat das MWK gemein-sam mit den Hochschulen ein Paket ausvier Bausteinen geschnürt.

Der Hochschulzugang wird erleichtert

Flüchtlingen, die ihre Zeugnisse flucht-bedingt nicht vorlegen können, wirdkünftig ein schneller Zugang zum Studi-um in zulassungsfreien Studiengängenermöglicht. Voraussetzung ist, dass sieausreichende Deutschkenntnisse nach-weisen und einen Aufnahmetest am

Studienkolleg überdurchschnittlich gutbestehen. Zusätzlich starten ab dem 1.Juli 2015 fünf Pilotprojekte zur Sprach-vermittlung in den Regionen Hannover,Göttingen, Lüneburg, Oldenburg undOsnabrück. Diese kostenfreien Kursestehen allen Flüchtlingen ab dem 18.Lebensjahr offen, die studieren möch-ten, aber noch nicht über ausreichendeSprachkenntnisse verfügen und/odernoch keine Hochschulzulassung haben.Das MWK fördert diese Projekte, dieauch Beratung zu Bildungsangebotenbeinhalten, mit 350.000 Euro.

Studierende unterstützen Flüchtlingebeim Spracherwerb

Lehramtsstudierende, die bereits Kom-petenzen zur Vermittlung von Deutschals Fremd- oder Zweitsprache erworbenhaben, können jungen Flüchtlingen imZuge ihres Betriebs- und Sozialprakti-kums Deutschunterricht erteilen. Siesollen in Erstaufnahmeeinrichtungenund Einrichtungen der Erwachsenenbil-dung unterrichten und werden von denHochschulen vermittelt. Für diese Koor-dinationsaufgaben stellt das MWK denlehrerbildenden Hochschulen 2015 ins-gesamt bis zu 400.000 Euro als Sofort-hilfe zur Verfügung.

Stipendienprogramm wird für leis-tungsstarke Flüchtlinge geöffnet

Besonders begabte Flüchtlinge, dieunter schwierigen Lebensbedingungenstudieren, können Hilfe aus dem Nie-dersächsischen Stipendienprogrammbekommen.

Hochschulen engagieren sich für Integration

Auch die Hochschulen haben ihre akti-ve Unterstützung bei der Integration

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3. Familiengerechter Umgang mit Teil-zeitbeschäftigung:Geeignete Maßnahmen stellensicher, dass Beschäftigte in Teilzeitnicht benachteiligt werden: zum Bei-spiel durch Konzepte zur Qualifizie-rung oder auch bei der Rückkehrnach einer Familienphase.

4. Etablierung/Ausbau gesundheitsför-dernder Arbeitsbedingungen:Dies betrifft Bereiche wie Führung,Unternehmenskultur, Betriebsklima,soziale Kompetenz, Arbeitsbedingun-gen und Gesundheitsverhalten. Dazugehören ein effektiver Arbeits- undGesundheitsschutz, etwa durchgesunde Kantinenkost oder Rücken-schulungskurse, ebenso wie flexibleArbeitszeiten und die Schulung vonFührungskräften zu diesem Thema.

5. NRW-weiter Hochschul-Arbeitsmarkterleichtert Stellenwechsel:Der Wechsel zu einer anderen Hoch-schule oder zu einem anderen Arbeit-geber konnte Nachteile mit sich brin-gen in puncto Bezahlung oder miteiner erneuten Probezeit verbundensein. Ein solcher Wechsel kann auspersönlichen und privaten Gründenoder auch aus Karriere-Gründenwünschenswert und sinnvoll sein.Hier sind die beschriebenen Nachtei-le zu vermeiden. Ausschreibungensind allen Beschäftigten in einemlandesweiten Hochschul-Stellen-markt zugänglich.

MIWF NRW

Nordrhein-Westfalen

Ministerin stellt Rah-menkodex für guteBeschäftigung vor

Ein neuer Rahmenkodex „Gute Arbeit“wird erhebliche Verbesserungen derBeschäftigungsbedingungen für dasHochschulpersonal in Nordrhein-West-falen auslösen. Das Ministerium für In -novation, Wissenschaft und Forschunghat mit Vertreterinnen und Vertreternder Arbeitgeber (Hochschulen) und derArbeitnehmer (Landespersonalräte) erst-mals einen gemeinsamen bindendenKodex entwickelt und der Öffentlich-keit vorgestellt. Dem Faktor „GuteArbeit“ kommt im nationalen und glo-balen Wettbewerb von Wissenschaftund Forschung entscheidende undimmer größere Bedeutung zu – darinwaren sich alle Seiten einig.

Wissenschaftsministerin Svenja Schulzesagte: „Dass wir diese so eminent wich-tige Maßnahme nun gemeinsam aufden Weg bringen, macht mich sehrstolz. Wissenschaft und Forschung sindentscheidende Schlüssel für die Gestal-tung der Zukunft unserer Gesellschaft.Diesem Anspruch müssen selbstver-ständlich auch die Arbeitsbedingungender Beschäftigten gerecht werden. Ichdanke deshalb sowohl Arbeitgebern alsauch Arbeitnehmern für ihren unbe-dingten Kooperationswillen.“

Mit dem zum 1. Oktober 2014 in Kraftgetretenen Hochschulzukunftsgesetzwaren die Voraussetzungen geschaffenworden, dass sich alle Seiten auf diesewichtige hochschulische Aufgabe ver-ständigen. Die künftigen Fortschrittefür die Beschäftigten liegen vor allem infünf Bereichen:

■ Abbau der befristeten Beschäftigungdes wissenschaftlichen Personals,

■ Verbesserungen für das unterstützen-de Personal,

■ familiengerechter Umgang mit Teil-zeitbeschäftigung,

■ Etablierung und Ausbau gesundheits-fördernder Arbeitsbedingungen,

■ landesweiter Hochschul-Arbeitsmarkterleichtert Stellenwechsel.

Der Rahmenkodex ist eine vertraglicheVereinbarung, die von Vertreterinnenund Vertretern der genannten Vertrags-parteien ausgehandelt wurde und vonden Leitungen jeder Hochschule imWeiteren unterzeichnet werden soll. Anden einzelnen Hochschulen soll dieserRahmen passend zu den jeweiligen ört-lichen Besonderheiten ausgefüllt wer-den.

Eine Kommission mit Mitgliedern ausHochschule, Personalräten und Ministe-rium begleitet die Umsetzung und Fort-entwicklung des Rahmenkodex undmacht zum Beispiel weitere Verbesse-rungsvorschläge.

Einige wesentliche Erläuterungen zuden Inhalten des neuen Rahmenkodex:

1. Abbau befristeter Beschäftigung deswissenschaftlichen Personals: In der Qualifizierungsphase ist einGroßteil des wissenschaftlichen Per-sonals befristet beschäftigt, oft kür-zer, als für die Dauer des Qualifizie-rungsvorhabens angemessen. Künftigwerden grundsätzlich keine Verträgemit Laufzeiten von unter einem Jahrgeschlossen. An die Stelle von oftmehreren kurzzeitigen Verträgen tre-ten wenige mit längeren Laufzeiten.

2. Verbesserungen für das unterstützen-de Personal:Hier sind vor allem studentische undwissenschaftliche Hilfskräftegemeint. Diese Personalgruppe wirdihrer Qualifikation entsprechend ein-gesetzt und möglichst nicht mit Auf-gaben betraut, die grundsätzlich demunbefristet beschäftigten Hochschul-personal obliegen.

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Prof. Dr. Wolfgang Baier, Präsident derOTH Regensburg, hinzu, „gilt abernicht nur für jene Promotionsprojekte,die in einem neu gegründeten Verbund-kolleg entstehen. Die Art und Weise derZusammenarbeit von bayerischen Uni-versitäten und HAWs im Bereich derPromotionen wird sich zukünftig ent-lang von insgesamt 14 Eckpunkten aufeinem grundlegend neuen Niveaubewegen.“

Feste Strukturen und aktive Mitverantwortung

„Die besondere Bedeutung dieser Eck-punkte“, erklärt Prof. Dr. Michael Pötzl,Präsident der Hochschule Coburg, „istdie Ausgestaltung dieser partnerschaftli-chen Kooperation, und zwar sowohl wasdie Aufnahme von HAW-Absolventen in Promotionen als auch was die Be treu -ung dieser Promotionsprojekte durchHAW-Professorinnen und -Professorenbetrifft. Zukünftig werden in den Pro-motionsausschüssen der Universitätenund auch bei der Begutachtung der Ar -beiten gleichberechtigt HAW-Professo-rinnen und -Professoren eingebunden.Und auf der Promotionsurkunde ist diekooperierende HAW explizit genannt.”

Das Modell der Verbundpromotionstellt inhaltlich und strukturell einedeutliche Weiterentwicklung derbekannten kooperativen Promotions-kollegs dar. Damit sei, fasst Prof. Dr.Michael Braun, Vorsitzender von Hoch-schule Bayern und Präsident der Tech-nischen Hochschule Nürnberg dieseerfreuliche Entwicklung zusammen, einwichtiger und in den Augen vielerHAW-Professorinnen und -Professorenlängst überfälliger Schritt getan, um dieForschungstätigkeiten und die Nach-wuchsförderung im Bereich der anwen-dungsorientierten Forschung und Ent-wicklung an den HAWs zu würdigen.Nun gelte es, das erarbeitete Konzeptrasch mit Leben zu füllen und die neueQualität der Zusammenarbeit vonHochschulen im Bereich der Verbund-promotionen umzusetzen.

Hochschule Bayern e. V.

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Bayern

Synergien nutzen –Kooperationen stärken

Bayerisches Wissenschaftsforum Bay-WISS – ein zukunftsweisendes Modellzur Stärkung der Zusammenarbeit zwi-schen Universitäten und HAW

„Ausgangspunkt für die gemeinsamenAnstrengungen der Hochschulverbündezur Konzeptionierung eines BayerischenWissenschaftsforums – BayWISS war dieAufforderung von Staatsminister Dr.Spaen le an die Hochschulverbünde, Vor-schläge zu Weiterentwicklung der Pro-motion zu erarbeiten”, erinnert sichProf. Dr. Walter Schober, Präsident derTechnischen Hochschule Ingolstadt THI.„Was wir aber nun mit dem BayWISSerreicht haben, reicht weit über diesesursprüngliche Ziel hinaus. Es ist gelun-gen, die hochschulartübergreifende Zu -sammenarbeit zwischen Universitätenund HAWs in einem Strukturmodell zuorganisieren und damit die Stärken derbeiden Hochschultypen zu bündeln, oh -ne die jeweilige Profilbildung und funk-tionale Differenzierung der Hochschul-arten zu schwächen. Durch den konti-nuierlichen Austausch unter den Hoch-schulen in Forschung, Lehre und Wei-terbildung entsteht ein großer Mehrwertfür den Wissenschaftsstandort Bayern.“

Fachforum Verbundpromotion undEckpunkte für Promotionen in Bayern

Das BayWISS sieht in der hochschul-übergreifenden Förderung hochqualifi-zierter Promovierender eine wichtigeZielsetzung. Folglich wird sich das ersteFachforum unter dem Dach von Bay-WISS dem drängenden Thema der Wei-terentwicklung der Promotion widmen.Seit Einführung der kooperativen Pro-motion und mit dem Ausbau deranwendungsorientierten Forschung hatsich die Zahl der Promovierenden anHAWs jährlich gesteigert und beläuftsich derzeit bayernweit auf etwa 500.„Die für den Promotionsprozess not-wendige Zusammenarbeit zwischenUniversitäten und HAWs zeigt bislangein sehr mannigfaltiges Bild. Sie funk-tioniert an einzelnen Stellen und in ein-zelnen Disziplinen sehr gut, an anderenweniger“, resümiert Prof. Dr. WalterSchober. „Im Fachforum Verbundpro-motion werden nun verlässliche, struk-turierte und barrierefreie Wege zur Pro-motion für HAW-Absolventen aufge-zeichnet und gangbar gemacht. Damittreten feste Strukturen an die Stelle vonindividuellen und oftmals auf persönli-chen Beziehungen fußenden Koopera-tionen.“

„Diese neue Qualität der Zusammenar-beit zwischen den Hochschulen“, fügt

Dr. Wolfgang Zeitler (StMBW), Prof. Dr. Wolfgang Baier (Präsident OTH Regenburg), Prof. Dr. Sabine Döring-Manteuffel (Präsidentin Universität Augsburg), Prof. Dr. Walter Schober (Präsident TH Ingolstadt) und Barbara Lüddeke (StMBW) Foto: Hochschule Bayern e. V.

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Bund

Starke Fachhoch-schulen für starkeRegionen

Initiative für Forschung an Fachhoch-schulen gestartet

Wanka: „Neuer Schwung für Entwick-lung der Wirtschaft und Fachkräfteaus-bildung”

Das Bundesministerium für Bildungund Forschung (BMBF) startet die neueInitiative „Starke Fachhochschulen –Impuls für die Region” (FH-Impuls). Zielist es, regionale Forschungs- und Inno-vationspartnerschaften von Fachhoch-schulen mit der Wirtschaft strategischzu fördern. Dafür stellt das BMBF insge-samt rund 100 Millionen Euro für dieFörderdauer von bis zu acht Jahrenbereit. Die neue Initiative ist Teil desProgramms „Forschung an Fachhoch-schulen”.

Bundesforschungsministerin JohannaWanka sagte bei der Vorstellung vonFH-Impuls: „Wir haben die neue Initia-tive entwickelt, weil wir die positivenEffekte von forschungsstarken Fach-hochschulen erweitern wollen. Fach-hochschulen, die bei der Forschung mitden Unternehmen vor Ort intensivkooperieren, tragen erheblich zu einerguten wirtschaftlichen Entwicklung derganzen Region bei. Die Innovations-kraft wird erhöht, Forschungsergebnissefinden leichter den Weg in die Anwen-dung und die Ausbildung von Fachkräf-ten erhält neue Impulse.” Mit FH-Impuls soll ein systematisch und län-gerfristig angelegter Ausbau der ange-wandten Forschung insbesondere mitkleinen und mittleren Unternehmen(KMU) in der Region vorangetriebenwerden. „Die WettbewerbsfähigkeitDeutschlands und unsere weltweit aner-kannte Fachkräfteausbildung spiegelnsich im exzellenten Ruf von ‘Made inGermany‘. Wir arbeiten daran, dass diesauch in Zukunft so bleibt. Unsere Initia-tive bringt neuen Schwung für die Ent-wicklung der Wirtschaft und Ausbil-dung von Fachkräften”, sagte Wanka.

Der Sprecher der Fachhochschulen inder Hochschulrektorenkonferenz,Micha Teuscher, sagte: „Fachhochschu-len bilden Fachkräfte und Nachwuchs-wissenschaftler praxisnah aus, sie for-schen anwendungsorientiert in Koope-ration mit Unternehmen und Einrich-tungen in der Region. Durch ihre For-schung und Entwicklung neuer undverbesserter Produkte und Dienstleis-tungen stärken sie auch die Wettbe-werbsfähigkeit ihrer Partner.”

FH-Impuls startet in diesem Monat. Ineinem wettbewerblichen Verfahren sol-len bis zum Sommer 2016 die bestenzehn Konzepte von Fachhochschulenfür strategische Forschungs- und Inno-vationspartnerschaften ermittelt wer-den. Die Partnerschaften sollen aufeinem an der Fachhochschule bereitsvorhandenen Forschungsschwerpunktmit hohem Transfer- und Umsetzungs-potenzial aufbauen und sich auch amBedarf der Unternehmen orientieren,die mit der Fachhochschule im Rahmenvon Forschungs- und Entwicklungspro-jekten längerfristig kooperieren wollen.Zum Aufbau einer nachhaltigen Per-spektive der Partnerschaften ist einefinanzielle Beteiligung der Wirtschaftbei Forschungsprojekten vorgesehen.Gleichzeitig ermöglicht die Partner-schaft, dass einzelne an der Kooperati-on beteiligte KMU bei Bedarf Unterstüt-zung für Forschung und Entwicklungerhalten können.

Micha Teuscher zeigte sich überzeugtdavon, dass sich die Fachhochschulenangesichts der zunehmenden Vielfalt inder deutschen Hochschullandschaftauch im Forschungsbereich künftignoch deutlicher positionieren müssen.„Ich begrüße daher ,FH-Impuls‘ als einewichtige Maßnahme, die Wettbewerbs-fähigkeit der Fachhochschulen im Wis-senschaftssystem weiter zu stärken undzugleich deren Sichtbarkeit in Wirt-schaft und Gesellschaft zu erhöhen.”

Das an Fachhochschulen gerichtete undjetzt mit der Initiative FH-Impuls erwei-terte Programm „Forschung an Fach-hochschulen” ist in der deutschen För-derlandschaft einzigartig. Seit 2006wurde das Programm bedarfsorientiertweiterentwickelt und finanziell von10,5 Millionen Euro im Jahr 2005 aufrund 46 Millionen Euro in diesem Jahrausgebaut. 125 Fachhochschulen reali-sierten fast 1.400 Forschungsvorhabenmit einer Programmförderung von ins-gesamt rund 286 Millionen Euro.

FH-Impuls ist Teil der neuen Hightech-Strategie, mit der die Bundesregierungaus Ideen Innovationen macht und Ver-bindungen zwischen Wissenschaft undWirtschaft, Forschung und Gesellschaftknüpft. So werden Zukunftschancenund die Arbeitsplätze von morgengeschaffen.

Weitere Information finden Sie unter:http://www.bmbf.de/de/864.php

BMBF

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135AUS BUND UND LÄNDERN

5/2015Citizen Science –

Wissenschaft mitten in der Gesellschaft

6/2015Demokratische Hochschule –

Hochschule in der DemokratieSchicken Sie uns Ihre Beiträge, Informationen und Meinungen!

Kontaktadresse: Prof. Dr. Christoph Maas · [email protected]

Redaktionsschluss für die Ausgabe 5/2015 ist der 31. August 2015Redaktionsschluss für die Ausgabe 6/2015 ist der 30. Oktober 2015

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lidierung durch weitere binationale Ele-mente: Gemeinsame Zulassungs- undPrüfungskommissionen, die Gründungeines Fördervereins sowie die Bildungeines Studierenden- und eines Alumini-vereins stärkten die Vernetzung undIdentitätsbildung.

Das DFHI hat es geschafft, in 35 Jahrendie Balance zwischen den teilweiseasynchronen Entwicklungen in den bei-den Ländern zu halten. Im Fächerspek-trum kamen Informatik, Bauingenieur-wesen und Logistik hinzu, 1999 wurdeeine vierjährige Studienstruktur einge-richtet, 2005 der gemeinsame Bachelor-bzw. Master-Abschluss der beiden Part-nerhochschulen in allen Studiengängeneingeführt. Mit der Universität Luxem-burg als weitere Partnerhochschule ent-stand der trinationale StudiengangEuropäisches Baumanagement.

Inzwischen ist das DFHI mit über 2500Doppeldiplomierten die größte deutsch-französische Hochschulkooperation.Der Erfolg des Instituts ist auch einErfolg seiner Absolventen, die nicht nurauf dem „deutsch-französischen Hei-matmarkt“ hervorragende Berufsaus-sichten genießen. Dies liegt insbesonde-re an den fachübergreifenden, profilbil-denden Elementen des Studienange-bots: Gemischt-nationale Studierenden-gruppen an wechselnden Studienorten,eng abgestimmte Curricula zusammenmit den fremdsprachlich-interkulturel-len Inhalten sowie dem Projektstudiumund der Praxisphase im Partnerland bil-den den idealen Rahmen für einenaußerordentlichen persönlichen Reife-prozess. Trotz des Mehraufwands durchOrtswechsel und Prüfungen in derFremdsprache weisen die DFHI-Studien-gänge eine überdurchschnittlich hoheStudienabschlussquote auf.

DFHI – htw saar

Kontakt:[email protected]

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136 AUS BUND UND LÄNDERN/FH-TRENDS

Sachsen-Anhalt

hlb-Landesverbandwählt neuen Vor-stand

Bei der Vorstandswahl anlässlich derletzten Landesdelegiertenversammlungwurden der Vorsitzende, Erwin J. G.Albers von der Hochschule Magdeburg-Stendal, sowie der Schatzmeister, Eck-hard Freyer von der Hochschule Merse-burg, wiedergewählt. Als neues Vor-standsmitglied trat Peter Löbbecke (FHPolizei Sachsen-Anhalt) als Stellvertreterdes Vorsitzenden hinzu. Bei der Bundes-delegiertenversammlung des hlb am29./30. Mai 2015 wurden die drei Dele-giertenstimmen des LandesverbandesSachsen-Anhalt bereits durch den neugewählten Vorstand vertreten.

Der neue Vorstand hat sich u. a. eineVerstärkung der Präsenz des hlb imLand, die Schärfung der Position zumBolognaprozess und Promotionsrechtsowie eine erneute Intensivierung derÖffentlichkeitsarbeit und der Mitglie-derwerbung vorgenommen. Dazu sollunter anderem eine Begrüßung neuberufener Kolleginnen und Kollegen inSachsen-Anhalt durch den Landesver-band organisiert werden. Außerdem willder Vorstand noch mehr als bisher dieOrtsgruppen an den Hochschulen besu-chen.

FH-Trends: HTW Saarland

Das Deutsch-Französische Hoch-schulinstitut (DFHI) an der Hoch-schule für Technik und Wirt-schaft des Saarlandes

Die Hochschule für Technik und Wirt-schaft des Saarlandes (htw saar) hat auf-grund ihrer geographischen Nähe zuFrankreich und der besonderen ge -schichtlichen Verbundenheit mit demNachbarland bereits früh und konse-quent die Einrichtung grenzüberschrei-tender Studiengänge vorangetrieben.Bereits 1978 entstand zwischen derdamaligen Fachhochschule des Saarlan-des und der Universität Metz die erstedeutsch-französische Hochschulkoope-ration mit Doppelabschlüssen auf Basiseines Staatsvertrags zwischen beidenLändern. Das Studienangebot umfasstezu Beginn ein Aufbaustudium in denFächern Betriebswirtschaft, Maschinen-bau und Elektrotechnik.

Von Anfang an wurde das Studienange-bot unter dem Dach einer gemeinsamgetragenen Struktur, dem Deutsch-Fran-zösischen Hochschulinstitut DFHI (fran-zösisch: ISFATES, Institut SupérieurFranco-Allemand de Techniques, d’Éco-nomie et de Sciences), zusammenge-fasst. Dieses zeichnet sich u. a. durcheigene Sekretariate in beiden Ländernsowie paritätisch besetzte Instituts- undStu diengangsleitungen aus. Im Laufeder Jahre folgte eine schrittweise Konso-

Eckhard Freyer (Schatzmeister), Erwin J. G. Albers (Vorsitzender), Peter Löbbecke (1. Stellvertreter) (v. l.)

Foto: privat

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Bad Wiesseer Positionspapier zum Thema Gesellschaftliche Bildungs anforderungen und die Kompetenzen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften

verabschiedet von der Mitgliedergruppe der Fachhochschulen in der HRK am 19. Juni 2015

Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) sind wesentliche Akteure des gesellschaftlichenWandels. Wir gestalten mit unseren Kompetenzen zukunftsfähige Bildung und Wissenschaft im Hochschulsystem. Wir entwi-ckeln unsere Angebote in Studium und Lehre, Weiterbildung, Forschung und Transfer innerhalb dieses Veränderungsprozessesweiter. Damit bieten wir ein großes Potenzial für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung. Dies eröffnet eine auf die Bil-dungsanforderungen ausgerichtete Differenzierung und Profilierung der einzelnen Hochschule.

Bildungsauftrag

Durch ihre Kompetenzen ermöglichen die HAWs die Erfüllung des Bildungsauftrags.

Die Gesellschaft braucht Persönlichkeiten, die handlungsorientierte fachwissenschaftliche und überfachliche Kompetenzen ver-einigen. Die Doppelqualifikationen unserer Professorinnen und Professoren in Wissenschaft und Praxis bilden hierfür eine guteGrundlage. Unsere Absolventinnen und Absolventen zeichnen sich durch Lust an Gestaltung und Wahrnehmung von Verant-wortung für die Gesellschaft aus. Durch intensive Betreuung, wechselnde Lernorte und Praxisbezug fördern wir Persönlichkeits-entwicklung und Ganzheitlichkeit in Studium, Lehre und Forschung. Studium und Lehre finden in einem interdisziplinärenKontext statt. Dies bietet das Potential, sich flexibel an sich ändernde Anforderungen anzupassen. In einer Hochschule derZukunft interagieren Studierende und Lehrende der verschiedenen Studiengänge und Fachdisziplinen noch stärker miteinan-der. Dies sollte künftig obligatorischer Bestandteil eines Studiums sein.

Forschungsprofile

Durch ihre Kompetenzen in der anwendungsorientierten Forschung stärken die HAWs die Innovationskraft und die Zukunfts-fähigkeit der Gesellschaft.

Das Studium an HAWs befähigt zur selbstständigen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden. Dies wird auchaußerhalb des Wissenschaftssystems benötigt. Durch die Verbindung von Wissenschaft und Praxis initiieren und gestalten wirdie notwendigen Transformationsprozesse in der Gesellschaft mit. An den HAWs hat die Lehre deshalb immer einen Forschungs-bezug. Eine besondere Stärke ergibt sich aus der Präsenz in den Regionen. Die Promotion an HAWs schärft das anwendungsbezo-gene Forschungsprofil. Wir sind den wissenschaftlichen Qualitätsstandards für Promotionsverfahren verpflichtet.

Diversity

Durch ihre Kompetenzen erschließen und entwickeln die HAWs die Potentiale von Vielfalt und Diversität für die Gesellschaft.

Ein diskriminierungsfreier Zugang zu Studium und Beschäftigung gehört zum Selbstverständnis der HAWs und wird weiterent-wickelt. Die HAWs schätzen eine vielfältige Zusammensetzung der hier studierenden und arbeitenden Menschen mit ihren Ver-schiedenartigkeiten. Wir profitieren von ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Fähigkeiten. Unsere Studierenden lernen im„Labor Hochschule”, mit Diversität und den notwendigen Regeln umzugehen. Wir erweitern kontinuierlich unsere Kompeten-zen, die Vielfalt unserer Studierenden organisatorisch, inhaltlich und didaktisch zu berücksichtigen und als Chance zu nutzen.Im Zuge der Profilbildung und unter Berücksichtigung regionaler oder fachlicher Besonderheiten entwickeln HAWs besondereUnterstützungsangebote für Studierende mit spezifischen Diversitätsmerkmalen.

Arbeitsmarkt

Mit ihren Kompetenzen stellen sich die HAWs den regionalen und globalen Anforderungen der Arbeitswelt, die zunehmendmiteinander verknüpft sind.

Unsere Absolventinnen und Absolventen aus dem In- und Ausland bereichern die Gesellschaft und leisten einen Beitrag zurProsperität der Volkswirtschaft. Wir können die damit verbundenen Anforderungen der zunehmenden Heterogenität der Stu-dierenden besonders gut bewältigen. Dabei unterstützen uns unsere intensiven Verbindungen zur Arbeitswelt und unsereErfahrungen bei der erfolgreichen Umsetzung der Bologna-Reform. Gleiches gilt für den stark wachsenden Weiterbildungsbe-darf auf dem globalen und regionalen Arbeitsmarkt. Wir sehen dabei die Notwendigkeit des Ausbaus der Kooperationen mitausländischen Partnerhochschulen.

Die Beschreibung dieser Kompetenzen der HAWs ist ein aktueller Statusbericht eines fortgesetzten Arbeits- und Profilierungs-prozesses in den Hochschulen.

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137BERICHTE

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138 WISSENSWERTES

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Autonomie. Gerade bei einer solchenFusion hätte ohne Not auf bereits kon-stituierte Leistungs- und Selbstverwal-tungsorgane zurückgegriffen werdenkönnen. Diese hätte der Gesetzgeber –ohne Eingriff von außen durch einenstaatlicherseits installierten Gründungs-beauftragten – verpflichten können, diezur Umsetzung seiner Vorgaben erfor-derlichen Schritte in einem bestimmtenZeitraum zu unternehmen.

Die Einsetzung eines Gründungsbeauf-tragten komme nur dann in Betracht,wenn ansonsten die Zusammenführungder Hochschulen ernsthaft und nach-weisbar gefährdet sei. Auch in diesemFall dürfe er nur für eine zeitlich engbegrenzte Dauer eingesetzt werden.

Entscheidend ist die Dauer der staatlicheingesetzten Leitung

Die staatliche Einsetzung eines Lei-tungsorgans im Zuge einer Fusion zwei-er Hochschulen genüge den Anforde-rungen des Grundgesetzes an eine wis-senschaftsadäquate Organisation umsoweniger, so das Gericht, je länger dieseLeitung zeitweise ganz ohne ein univer-sitäres Selbstverwaltungsorgan tätig undohne dass diese Phase zeitlich auf daserforderliche Maß begrenzt sei. Geradein einer fusionsbedingten Übergangs-phase müssten die Lehrenden durchihre Vertretung in Hochschulorganensich und ihre fachliche Kompetenz indie Organisation der Hochschule mit-einbringen können. In dem zu ent-scheidenden Fall fehlte aber jede Mög-lichkeit zur Mitwirkung bei der Bestel-lung und Abberufung der Übergangs -leitung.

Der erste Senat des Bundesverfassungs-gerichts hat in einem Beschluss vom12. Mai 2015 (Az. 1 BvR 1501/13, 1 BvR1682/13) den Verfassungsbeschwerdenvon drei Professoren und zwei Fakultä-ten der ehemaligen BrandenburgischenTechnischen Universität (BTU) Cottbusgegen das Brandenburger Gesetz zurWeiterentwicklung der Hochschulregi-on Lausitz vom 11. Februar 2013 teil-weise stattgegeben. Durch dieses Gesetzwurde die BTU Cottbus mit der Fach-hochschule Lausitz zur Brandenburgi-schen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg fusioniert. Es sieht dieübergangsweise Leitung der Hochschulebis zur Ernennung des Gründungspräsi-denten durch einen staatlichen Beauf-tragten und eine gleichrangige Beset-zung des Gründungssenats sowohl vonLehrenden der BTU Cottbus als auchder Fachhochschule Lausitz vor, ob -gleich die BTU Cottbus eine größereAnzahl von Lehrenden aufwies.

Zu letzterem Aspekt darf darauf hinge-wiesen werden, dass das BVerfG diegleichrangige Besetzung für rechtskon-form hält, nicht zuletzt deswegen, weil„eine trennscharfe Unterscheidung zwi-schen Universitäten und Fachhochschu-len heute schwer möglich“ sei. Die Leh-renden an Fachhochschulen seien eben-so für wissenschaftsrelevante Entschei-dungen verantwortlich und von ihnenbetroffen wie die Lehrenden an Univer-sitäten, und auch aus der höheren zeit-lichen Belastung durch Lehrveranstal-tungen könnten keine Folgerungengegen die ebenfalls wissenschaftlicheFunktion der Lehrenden an Fachhoch-schulen ab geleitet werden. Damit seidie Auffassung einer kategorialen Tren-nung zwischen Fachhochschulen undUniversitäten „überkommen“ und nichtmehr bin dend. Auf diesen wichtigenAspekt wird an späterer Stelle erneuteingegangen.

Grundrechte der Fakultäten nichtdurch Fusion verletzt

Das BVerfG entschied, dass das Grund-recht der Wissenschaftsfreiheit keineindividuellen Beteiligungsrechte derHochschulen, Fakultäten oder einzelnerWissenschaftler beim Zustandekommeneines Gesetzes über die Fusion zweierHochschulen über die „normalen“ Be -teiligungsrechte (etwa: Stellungnah-men) hinaus begründe. Insofern seiendie Belange der Fakultäten ausreichenddurch das in der Verfassung festgelegteGesetzgebungsverfahren gewahrt. DieGrundrechte der Fakultäten würdenauch deswegen nicht verletzt, weil sichaus der Wissenschaftsfreiheit kein Rechtauf den Fortbestand einer konkretenwissenschaftlichen Einrichtung ergebe.Vielmehr verpflichte die Wissenschafts-freiheit den Staat nur, überhaupt fürfunktionsfähige Institutionen eines frei-en Hochschul- und Wissenschaftsbe-triebs zu sorgen. Deswegen konnte derGesetzgeber sich autonom dafür ent-scheiden, eine Fusion von einer Univer-sität und einer Fachhochschule durch-zuführen.

Verletzung der Wissenschaftsfreiheit

Allerdings sei, so das BVerfG, dasGrund recht der Wissenschaftsfreiheitder klagenden Professoren verletzt, weilhier ein staatlicher Gründungsbeauf-tragter eingesetzt wurde, dessen Befug-nisse im Wesentlichen durch das Wis-senschaftsministerium vorgegeben wur-den. Denn eine staatlich eingesetzteHochschulleitung stehe regelmäßig imWiderspruch zu wissenschaftlicherEigenverantwortung und universitärer

Trennscharfe Unterscheidung zwischen Universitäten undFachhochschulen kaum mehr möglich

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139WISSENSWERTES

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Ausgestaltung der Wissenschaftsfrei-heit darf nicht dem Ministerium über-lassen werden

Im Ergebnis könne aber die Frage, obdie Einsetzung des Gründungsbeauf-tragten den verfassungsrechtlichenAnforderungen genüge, offen bleiben,weil der entscheidende Fehler darinliege, dass dem Gründungsbeauftragtenseine konkreten wissenschaftsrelevan-ten Befugnisse gerade von einem Minis-terium zugeteilt worden seien. Insofernist auf den Unterschied von Parlaments-gesetz und exekutivem Recht hinzuwei-sen, den das BVerfG hier voraussetzt.Ein Parlamentsgesetz wird von denjeweiligen Gesetzgebungsorganen, hierdes Landtags des Landes Brandenburg,in einem bestimmten in der Verfassungniedergelegten Verfahren beschlossenund hat eine bestimmte Form. SolcheGesetze werden vom Parlament ineinem Gesetzgebungsverfahren be -schlossen und im Gesetzblatt bekanntgemacht und erfahren daher die höchs-te demokratische Legitimierungsstufe.Wesentliche Regelungen sind aber nachallgemeinen Grundsätzen in einer sol-chen Gesetzesform zu erlassen, nichtaber in der Form untergesetzlichenRechts. Dieses zeichnet sich dadurchaus, dass es von der Verwaltung ohneweitere demokratische Legitimationerlassen wird und grundsätzlich keinembestimmten Aufstellungsprozedereunterliegt.

Darauf stützt sich das Gericht, wenn esmoniert, dass der Gesetzgeber bei derEinsetzung des Gründungsbeauftragtennicht selbst alle wesentlichen Regelun-gen zur Ausgestaltung der Wissen-schaftsfreiheit selbst in einem förmli-chen Gesetz getroffen habe.

Zusammensetzung des Gründungs -senats nicht zu beanstanden

Demgegenüber hat das Gericht dieZusammensetzung des Gründungsse-nats, in dem Lehrende der BTU Cottbusund der Fachhochschule Lausitz gleich-

rangig vertreten sind, als mit der Wis-senschaftsfreiheit vereinbar erachtet.Die Wissenschaftsfreiheit werde nichtdadurch verletzt, dass die Lehrendender BTU Cottbus trotz ihrer größerenAnzahl mit ebenso vielen Personen inden zentralen Selbstverwaltungsorganenvertreten seien wie die Lehrenden derehemaligen Fachhochschule Lausitz.Das Gericht sah die Unterschiede beimLehrdeputat als nicht so schwerwiegendan, dass sie eine Ungleichbehandlungrechtfertigten könnten. Es sei eine star-ke Veränderung der Hochschulland-schaft eingetreten, mit der Folge, dasspraktisch keine trennscharfe Unter-scheidung mehr zwischen Universitätenund Fachhochschulen bestehe und derGesetzgeber sich nicht mehr an dieüberkommene Trennung zwischen denHochschultypen halten müsse.

Bei einer gemeinsamen Wahl hättedemgegenüber die Gefahr bestanden,dass überwiegend Professorinnen undProfessoren der BTU Cottbus gewähltworden wären. Vor diesem Hintergrundund angesichts der Tatsache, dass dieGarantie der Wissenschaftsfreiheit fürProfessoren an Fachhochschulen ebensowie für Universitätsprofessoren gelte, seies legitim gewesen, dass der Gesetzgeberbeide im Gründungssenat und imerweiterten Gründungssenat gleichstark repräsentiert sehen wolle. Ande-renfalls hätte die universitäre Forschungund Lehre von vornherein ein Überge-wicht gegenüber der anwendungsbezo-genen Forschung und Lehre der Fach-hochschule Lausitz gewinnen können.

Ausblick

Neben der vom BVerfG ausdrücklichhervorgehobenen Kongruenz der Hoch-schultypen ist die Entscheidung desBVerfG vor allem deswegen interessant,weil das Gericht für den Fall einer Fu -sion und mit Blick auf staatliche Rege-lungseingriffe die Grenzlinie zwischenuniversitärer Autonomie und dem, wasder Staat in eigener Einschätzung unddurch Parlamentsgesetz – und nur

durch dieses – regeln darf, noch einmalscharf nachgezogen hat. Der Staat darfdanach den Rahmen, aber keine derEigenverantwortung und Autonomieder Hochschulen widersprechenden Tat-sachen schaffen. Bei künftigen Fusionenist klar, dass ganz bestimmte Vorausset-zungen (siehe oben, etwa: Gefährdungder Fusion) vorliegen müssen, damit„von außen“ eingegriffen werden kann.Weiterhin wird mit der Entscheidung(erneut) klargestellt, dass es am Landes-gesetzgeber selbst ist, in einer solchenSituation die wesentlichen Regelungenaufzustellen und er die Verantwortungerst recht nicht auf seine Ministerienabwälzen kann. Letztlich stellt die Ent-scheidung damit einen weiteren Mo -saikstein in dem Gesamtbild der Reich-weite der Wissenschaftsfreiheit imSpannungsfeld zu staatlichen Rege-lungseingriffen von außen dar.

Praktische – nachträgliche – Auswirkun-gen der Entscheidung der BVerfG aufdie fusionierte BTU Cottbus-Senftenbergdürften nicht anzunehmen sein. MitBedacht hat das Gericht die Installie-rung des Gründungsbeauftragten geradenicht als „nichtig“ verworfen, sondernlediglich festgestellt, dass dessen staatli-che Einsetzung mit dem Grundgesetz„unvereinbar“ ist. Was wie Wortklaube-rei klingt, ist jedoch ein entscheidenderUnterschied: Während bei „Nichtigkeit“rechtlich nachträglich die Situation her-beigeführt wird, als ob ein Rechtsakt niein der Welt gewesen wäre (mit der Fol -ge, dass der Gründungsakt hätte wieder-holt werden müssen), hat das BVerfG indiesem Fall lediglich die Feststellunggetroffen, dass die staatliche Einsetzungdes Beauftragten nicht mit dem Grund-gesetz vereinbar war. Das Gericht hathier also gerade keine nachträglicheund unmittelbare Rechtsfolge, die denGründungsakt der neuen Hochschulegefährden könnte, herbeigeführt.

Christian Fonk

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140 NEUE BÜCHER VON KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

Neue Büchervon Kolleginnenund Kollegen

Technik/Informatik/Naturwissenschaften

Masterkurs Parallele und VerteilteSystemeG. Bengel (HS Mannheim), C. Baun(Frankfurt University of Applied Sciences), M. Kunze, K.-U. Stucky2., erweiterte AuflageSpringer Vieweg 2015

Einführung in LabVIEWW. Georgi (HS Ravensburg-Weingarten),P. Hohl6., erweiterte AuflageHanser Verlag 2015

Metal Nanopowders: Production, Characterization, and Energetic ApplicationsHrsg. von A. Gromov, U. Teipel (TH Nürnberg)Wiley – VCH Verlag 2014

Elektrische AntriebstechnikR. Hagl (HS Rosenheim)2., aktualisierte AuflageHanser Verlag 2015

Werkstoffprüfung: Ermittlung derEigenschaften metallischer WerkstoffeB. Heine (HTW Aalen)3., aktualisierte AuflageHanser Verlag 2015

Einführung in die Automatisierungs-technik: Automatisierungssysteme,Komponenten, Projektierung und PlanungT. Heimbold (HTWK Leipzig)Hanser Verlag 2014

Taschenbuch der MechatronikHrsg. von E. Hering, H. Steinhart (HTW Aalen)2., überarbeitete AuflageHanser Verlag 2015

Taschenbuch DatenbankenHrsg. von T. Kudraß (HTWK Leipzig)2. AuflageHanser Verlag 2015

Wiley-Schnellkurs AnalysisC. Maas (HAW Hamburg)Wiley-VCH Verlag 2015

Betriebswirtschaft/Wirtschaft/Recht

Benchmark strategischer Einkauf:Reifegradanalyse für Unternehmenund Marktstudie 2014M. Bergmann (Rheinische FH Köln), G. Heß (TH Nürnberg)Institut für Beschaffungsstrategie Heß,2014

Risikomanagement in Kredit -institutenEine Darstellung für Praktiker mit Fall-beispiel zum LiquiditätsrisikoH.-C. Brauweiler (HS Zwickau)Springer Verlag 2015

PersonalwirtschaftR. Dincher (HdBA Mannheim)Bd. 3 – Forschungsstelle f. Betriebs -führung u. Personalmanagement4., vollst. überarb. AuflageNeuhofen 2014

Übungsbuch Beschaffung, Produktionund LogistikAufgaben, Lösungen und Implemen-tierung in ExcelM. Gutiérrez (HS Neu-Ulm), H.-U. Küpper, C. Hofmann5. Auflage 2015Verlag Vahlen 2015

Entscheidungsorientierte Kosten- undLeistungsrechnungG. Preißler (TH Nürnberg), P. R. PreißlerDe Gruyter Verlag Oldenbourg 2014

Anleitung zur Anfertigung von Prakti-kums-, Seminar- und Diplomarbeitensowie Bachelor- und MasterarbeitenG. A. Scheld (FH Jena)8. AuflageFachbibliothek Verlag: Büren 2015

MikroökonomikEine anwendungsorientierte Ein -führungB. Sturm, C. Vogt (HS Bochum)Kohlhammer Verlag 2014

Operatives ControllingM. Wördenweber (FH Bielefeld)2. AuflageFachbibliothek Verlag: Büren 2015

Soziale Arbeit

Erlebnispädagogik: 30 Meilensteineaus 20 JahrenHrsg. von J. Fengler, M. Jagenlauf, W. Michl (TH Nürnberg)Ziel Verlag 2014

Leseförderung in öffentlichen Biblio-thekenK. Keller-Loibl (HTWK Leipzig), S. BrandtDe Gruyter Verlag 2014

Woher kommen künftig die Frei -willigen? Engagementplanung alsZukunfts aufgabe für Kommunen undVerbändeD. Rosenkranz (TH Nürnberg), E. Görtel, B. LimbeckJuventa Verlag 2014

Gesundes Führen mit Erkenntnissender GlücksforschungK. H. Ruckriegel (TH Nürnberg), G. Niklewski, A. HauptHaufe Verlag 2014

Sonstiges

Supervision in der BeobachtungForschungs- und praxisbezogene PerspektivenBd. 22, 1. Auflage 2015Hrsg. von J. Baur, P. Berker, M. Nemann(KatHO NRW)Verlag Barbara Budrich 2015

Soziale Medien im polizeilichen AlltagEine Momentaufnahme der Einstel-lungen von Polizeibeamten in Sach-sen-AnhaltP. S. Bayerl, P. Löbbecke (FH PolizeiSachsen-Anhalt)Aschersleben 2015

Kooperative BildungslandschaftenNetzwerke(n) im und mit SystemHrsg. von S. G. Huber1. Auflage 2014Carl Link Verlag 2014

Sexualmord in BayernOpfer – Tatverlauf – TäterS. Litzcke (HS Hannover), A. Horn, D. SchinkeVerlag für Polizeiwissenschaft 2015

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Neuberufene Prof. Dr. phil. Peter Jandok,Deutsch als Fremdsprache, Länder- und Kulturstudien desdeutschsprachigen Raums, HS München

Prof. Dr. Daniel Jobst, Informa-tik, insbes. verteilte Systemeund Programmierung, OTH Regensburg

Prof. Dr. Gerhard Joos, Geoin-formatik, Geoinformationssys-teme, HS München

Prof. Dr. rer. nat. Carsten Kern,Informatik, insbes. SoftwareEngineering, OTH Regensburg

Prof. Dr.-Ing. Björn Kniesner,Luft-/Raumfahrtantriebe undThermofluidmechanik, HS München

Prof. Dr.-Ing. Stephan Lorenz,Konstruktion, HS München

Prof. Dr.-Ing. Robert Meier-Staude, RessourcenschonendeKonstruktion und Entwicklung,HS München

Prof. Dr. Ingo Rollwagen,General Management, HS Frese-nius München

Prof. Dr. Nina Sarubin, Klini-sche Psychologie, HS FreseniusMünchen

Prof. Dr. Lars Schiemann, Trag-werksplanung und konstrukti-ves Entwerfen, HS München

Prof. Dr. Markus Stoffel,Gesundheitsökonomie, HS Fresenius München

Prof. Dr. rer. nat. ChristianSchwarzbauer, Medizintechnikund Medizininformatik, HS München

Prof. Dr. Carsten Voelkmann,Statistik und Ingenieurmathe-matik, HS München

Berlin

Prof. Dr. rer. nat. UlrichRüdel, Konservierung undRestaurierung, insbes.moderne Medien, HTW Berlin

NEUBERUFENE

Baden-Württemberg

Prof. Dr. Andreas Eckhardt,Personalmanagement, Ger-man Graduate School ofManagement und Law (GGS)

Prof. Dr. rer. medic. KatharinaDressel, Logopädie, SRH HSGera/Karlsruhe, Stuttgart

Prof. Dr. Andreas Klasen, Inter-national Business, Internatio-nal Management, EmergingMarkets, Qualitative Verfahren,HS Offenburg

Prof. Dr. jur. Christopher A.Schmidt, Familienrecht, Kin-der- und Jugendrecht, HS Esslingen

Prof. Dr. Peter Michael Schuet-terle, Betriebswirtschaftslehre,insbes. Energiehandel, neueGeschäftsmodelle, Netze undEnergierecht, HS Biberach

Prof. Dr.-Ing. Ralf Voß, Kon-struktion und Mechanik, HS Ulm

Bayern

Prof. Dr. Matthias Dorfner,Systems Engineering, Wirt-schaftsinformatik, HS Landshut

Prof. Dr. André Dürr, Stahlbau,Baustatik und Nachhaltigkeitim Bauingenieurwesen, HS München

Prof. Dr. Alexander Hallwachs,Medizinische Grundlagen undInnere Medizin, HS FreseniusMünchen

Prof. Dr.-Ing. Rainer Holmer,Elektrotechnik, insbes. energie-effiziente Elektronik, OTH Regensburg

Prof. Dr. Katharina Hutter,Marketing, HS Fresenius München

Brandenburg

Prof. Dr.-Ing. Thomas Götze,Antriebstechnik, FH Bran-denburg

Prof. Dr. phil. Cornelia Hoff-mann, Bildung in der Kindheit,FH Potsdam

Bremen

Prof. Dr. Axel Schäfer, Phy-siotherapie, insbes. Quanti-tative Methoden, Evidenzba-sierte Praxis, KlinischeUrteilsbildung, HS Bremen

Prof. Dr. Ralf Schlemminger,Allgemeine Betriebswirtschafts-lehre, insbes. Controlling undRechnungswesen, HS Bremen

Hamburg

Prof. Dr. Gabriela Rieck,Marketing, HS FreseniusHamburg

Prof. Dr. Ingo Zobel, For-schungsmethoden und Allge-meine Psychologie, HS Fresenius Hamburg

Hessen

Prof. Dr. Julia Bernstein,Diskriminierung und Inklu-sion in der Einwanderungs-gesellschaft, Frankfurt Univer -sity of Applied Sciences

Prof. Dr. Kirsten Bodusch-Bech-stein, Medizinische Grundlagenund Chirurgie, HS FreseniusFrankfurt

Prof. Dr. Armin Bohnhoff,Logistik und Handel, HS Fresenius Idstein

Prof. Dr. Hans-Hermann Dirk-sen, Medizinrecht und Gesund-heitswirtschaftsrecht, HS Fresenius Frankfurt

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NEUBERUFENE

Platz für Adressaufkleber

Prof. Dr.-Ing. Ludwig Dorn,Luftfahrttechnik, HS Rhein-Main

Prof. Dr. Michael Kahsnitz,Maschinenelemente und Kon-struktionslehre, THM Friedberg

Prof. Dr. Stefan Lechner, Ener-giewirtschaft und Energiesyste-me, THM Gießen

Prof. Dr. Harald Möbus, Event-management und Technik,THM Gießen

Prof. Dr.-Ing. Andreas Pe nirsch- ke, Hoch- und Höchst fre quenz -technik, THM Friedberg

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Thiele,Technische Redaktion undMultimediale Dokumentation,THM Gießen

Prof. Dr.-Ing. Falk Schönherr,Siedlungswasserwirtschaft, HS RheinMain

Prof. Dr. Sebastian Vogt,Medienproduktion undMedientechnik, THM Friedberg

Prof. Dr. Oliver Voß, Allgemei-ne Betriebswirtschaftslehre, ins-bes. externes Rechnungswesen,Steuerberatung, Wirtschaftsprü-fung, THM Gießen

Mecklenburg-Vorpommern

Prof. Dr. Eike Stefan Dobers,Pflanzenbau, HS Neubran-denburg

Prof. Dr. rer. pol. ThomasMayrhofer, Volkswirtschafts-lehre, FH Stralsund

Prof. Dr. rer. pol. Holger Türr,Betriebswirtschaftslehre, insbes.Rechnungswesen und Control-ling, FH Stralsund

Niedersachsen

Prof. Dr.-Ing. Frank Schmitt,Darstellende Geometrie undComputer Aided Design, JadeHS Wilhelmshafen/Oldenburg/Elsfleth

Prof. Dr. Andrea DanielaSchwanzer, Psychosoziale Bera-tung in betrieblichen Kontex-ten, Ostfalia HS

Nordrhein-Westfalen

Prof. Dr. rer. pol. NatalieBartholomäus, Betriebs-wirtschaftslehre, insbes. Per-sonalmanagement und Organi-sation, FH Bielefeld

Prof. Dr. Annette Bernloehr,Hebammenwissenschaft, HS fürGesundheit, Bochum

Prof. Dr. Tim Fischer, Marke-ting, HS Fresenius Düsseldorf

Prof. Dr. Matthias Freund, Fi -nanzmathematik, Optimierungund Statistik, HS Niederrhein

Prof. Dr.-Ing. Henrik Juhr, Ferti-gungstechnik, insbes. Zerspa-nung und Werkstofftechnik, HS Ostwestfalen-Lippe

Prof. Dr. rer. san. Claudia Klüm-per, Ökotrophologie undmoderne Umwelt- und Lebens-mitteltechnologie, HS Hamm-Lippstadt

Prof. Dr. Ralf Lautenschläger,Fleischtechnologie, HS Ostwest-falen-Lippe

Prof. Daniel Materna, Mathe-matik und Grundlagen der Bau-informatik, HS Ostwestfalen-Lippe

Prof. Dr. techn. Felix Meck-mann, Bauökonomie, HS RuhrWest

Prof. Dr. rer. nat. Nilima Pra-kash, Biodiversität, Genetikund Molekularbiologie, HS Hamm-Lippstadt

Prof. Dr. Eleonore Soei-Win-kels, Wirtschaftspsychologie,FOM HS Düsseldorf

Prof. Dr.-Ing. Henriette Strot-mann, Baubetrieb, Auslands-bau, Soziale Kompetenzen, FH Münster

Prof. Anja Vormann, Audiovi-suelle Medien, HS Düsseldorf

Prof. Dr. Verena Wölkhammer,Kommunikation und Führung,HS Fresenius Düsseldorf

Saarland

Prof. Dr. Klaus Berberich,Datenbanken, Informati-onssysteme und Grundla-gen der Informatik, HTW desSaarlandes

Sachsen

Prof. Dr. rer. nat. habil.Jochen Merker, Analysisund Optimierung, HTWK Leipzig

Sachsen-Anhalt

Prof. Dr. phil. ClaudiaDreke, Sozialpädagogik undsoziologische Grundlagenin den Kindheitswissenschaf-ten, HS Magdeburg-Stendal

Schleswig-Holstein

Prof. Dr. Thilo Kleickmann,Pädagogik, FH Kiel

Thüringen

Prof. Dr. Thorsten Möller,Methodisches Handeln undsoziale Diagnostik, FH Erfurt

Neuberufene