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eco work Eine Chance für die Umwelt ? Neue Debatte um Ressourcen Viel Produktivität Kreislaufwirtschaft neu gedacht Viel Potenzial Recycling von Autos und Elektrogeräten Viel Engagement Professor Paul Brunner im Porträt ISSN 1863-2009 März 2007 Nachhaltiges aus dem Öko-Institut @

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eco work

Eine Chance für die Umwelt?

Neue Debatteum Ressourcen Viel Produktivität

Kreislaufwirtschaft

neu gedacht

Viel PotenzialRecycling von Autos

und Elektrogeräten

Viel EngagementProfessor Paul Brunner

im Porträt

ISSN 1863-2009

März 2007

Nachhaltiges aus dem Öko-Institut @

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K L E I N E W U N D E R

Der TÜV ist abgelaufen, die Karosserie rostet vor sichhin und eine Reparatur lohnt sich nun wirklich nichtmehr. Wohin also mit dem alten Auto? Ab auf denSchrottplatz, beschließt mancher. Doch was passiert ei-gentlich mit dem Fahrzeug bei der Entsorgung? WelcheStoffe können weiter verwendet werden? Welche Rück-stände landen unweigerlich auf der Deponie oder gar inder Müllverbrennung? Ein umwelt- und ressourcenscho-nendes Altauto-Recycling-Verfahren haben Volkswagenund die SiCon GmbH gemeinsam entwickelt. Einfachausgedrückt wandelt die neue Technologie Abfall wiederin Rohstoffe um.

Was passiert genau? VW hat in Zusammenarbeit mitder SiCon GmbH, Hilchenbach, einem mittelständischenUnternehmen, ein mechanisches Aufbereitungsverfah-ren zur kommerziellen Reife geführt. Der VW-SiCon-Prozess holt verwertbare sekundäre Rohstoffe aus denSchredderrückständen des Altautos heraus. Dies ge-schieht mittels einer mehrstufigen Zerkleinerung, Klas-sierung und Sortierung.

Der größte Anteil entfällt dabei auf die drei Material-gruppen Granulat (Hartkunststoffe, Gummi), Fasern(PU-Schaum, Textilien) und Sand (Glas, Rost, Eisen,Lack, Schmutz sowie Kupfer-, Blei- und Zinkrückstän-de). Die aufbereiteten Wertstoffe können erneut genutztwerden, anstatt auf der Deponie oder in der Müllver-brennung zu enden.

Die Technologie ermöglicht es, sowohl Altfahrzeuge alsauch Misch- und Elektronikschrott unter wirtschaftlichenBedingungen zu verwerten. So werden Rohstoff-Res-sourcen aus Abfällen optimal genutzt. „Für uns sind Alt-autos kein lästiger Abfall, sondern eine wertvolle Roh-stoffquelle”, verkündet VW.

In Belgien und in Österreich stehen bereits Anlagen, dienach dem Verfahren arbeiten. Weitere sind in siebeneuropäischen Ländern in Planung oder im Bau.

Das Verfahren hat im vergangenen Jahr den Europäi-schen Umweltpreis von der EU-Kommission erhalten.Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie zeich-nete 2006 die Technologie mit dem Umweltpreis aus. cr

info: www.oeko.de/071/kleinewunder

Rohstoffquelle AltautoWeshalb das VW-SiCon-Verfahren zweiUmweltpreise gewonnen hat

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W I S S E N ______________________________________Mehr Innovationen – weniger Ressourcenentnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Eine neue Debatte um Rohstoffe läuft.Das Öko-Institut bezieht Position.Wenn das alte Auto in Afrika weiter fährt … . . . . 12… ist Kreislaufwirtschaft eine Herausforderung / Erste Schritte zu einer „Globalisierung” derRecyclingströme bei Edelmetallen

W E R T E N ______________________________________ „Es gibt keine Alternative zu den runden Tischen” 14Interview mit Dr. Reinier de Man

W Ü N S C H E N __________________________________ Im Porträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Dr. Matthias Buchert, Dr. Christian Hagelüken undProfessor Paul Brunner

InhaltG R O S S E S T H E M A

Impressum

eco@work – März 2007

Herausgeber: Öko-Institut e.V.

Redaktion: Christiane Rathmann (cr)Katja Kukatz (kk)

Verantwortlich:Christian Hochfeld

Weitere AutorInnen:Dr. Matthias Buchert (mb), Martin Cames (mc),Miriam Dross (md), Dr. Rainer Grießhammer, Andreas Hermann (ah), Christine Strauß (cs)

Gestaltung/Layout:Hannes Osterrieder

Technische Umsetzung:Markus Werz

Redaktionsanschrift:Postfach 50 02 40, D-79028 FreiburgTel.: 0761/45295-0, Fax: 0761/[email protected]

Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier

Titelfoto: © Patrick Hermans - Fotolia.de

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

E D I T O R I A L

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Ausgewählter Ort 2007: das Öko-Institut.

seit Jahren warnt das Öko-Institut vor dem zunehmenden Raubbau an den natür-lichen Ressourcen. Das Thema ist jetzt auch in den Medien, der Politik und derWirtschaft im besonderen Fokus. „Ohne eine gesicherte Rohstoffversorgungstehen in Deutschland die Räder still”, verkündet beispielsweise der BDI in einerneuen Publikation. Weniger aus umweltpolitischen, denn aus wirtschaftlichenGründen widmen sich viele Akteure der Ressourcenknappheit. Doch in der „neu-en Ressourcendebatte” liegt eine große Chance für die Umwelt, meint das Öko-Institut und bezieht Position. Lesen Sie in unserem „Großen Thema”, was ausunserer Sicht zu tun ist und weshalb wir in Europa unsere Hausaufgaben nochmachen müssen.

Ob Ressourcendebatte, Klimawandel oder Bio-Boom: Wissenschaftliche Expertisezum Thema Nachhaltigkeit ist so gefragt wie schon lange nicht mehr. Das Öko-Institut arbeitet seit nunmehr 30 Jahren auf das Ziel einer ökologischen Erneue-rung der Gesellschaft hin und wird dafür in seinem Jubiläumsjahr bei dem bun-desweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen” ausgezeichnet.

Eine Auswahl seiner Forschungsarbeiten präsentiert das Öko-Institut des-halb am Freitag, 19. Oktober 2007, im Freiburger Sonnenschiff, MerzhauserStraße 173, der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wird das Institut offiziell als „Ausge-wählter Ort 2007” geehrt. Initiiert hat das Projekt die Initiative „Deutschland –Land der Ideen”. Dahinter stehen Bundesregierung und die deutsche Wirtschaftmit der Deutschen Bank als Projektpartner. Merken Sie sich den Termin heuteschon vor! Näheres zum Programm stellen wir bald vor.

Bereits am Freitag, 22. Juni 2007, lädt das Öko-Institut zur Jahrestagung und zurFestveranstaltung anlässlich des 30-jährigen Bestehens ein. Im Historischen Kauf-haus in Freiburg erwarten wir hochkarätige Referenten und Gäste. Mehr Informa-tionen und das Programm veröffentlichen wir demnächst auf www.oeko.de.

Wir wünschen Ihnen sonnige Frühlingstage und ein schönes Osterfest!

Herzliche Grüße,

Ihre

Christiane Rathmann, Leiterin Referat Öffentlichkeit & Kommunikation, mailto:[email protected], Telefon 0761/452 95-22

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W I S S E N : Die Ressourcen stehen derzeit im Zentrum der politischen und öffentlichen Diskussion. Und das aus gutemGrunde, denn seit Jahren steigen die Preise für die meisten Roh-stoffe. In der "neuen" Debatte um die Ressourcenknappheit liegtaus Sicht des Öko-Instituts eine große Chance für die Umwelt.

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W E R T E N : Wer sich mit der Res-sourcen-Debatte befasst und denBlick dabei über den deutschen Tel-lerrand wirft, der stößt sehr schnellauf einen Namen: Dr. Reinier deMan aus den Niederlanden. Was ervom Öko-Institut erwartet, dazu hatihn Christiane Rathmann befragt.

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E R G R Ü N D E N : Ohne Röntgengeht es beim Zahnarzt manchmalnicht. Mit diagnostischen Referenz-werten lässt sich die Strahlenbelas-tung der Patienten aber begrenzen.

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R U B R I K E N

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E D I T O R I A L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

I M P R E S S U M . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

N E U E T A T E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Aktuelles im Überblick

E R G R Ü N D E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Ergebnisse aus der Forschungsarbeit

B E W E G E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Was wäre eigentlich, wenn ... Eine Kolumne von Miriam Dross

E N T D E C K E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Tipps und Termine

V O R A U S G E S C H A U T . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

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Emissionshandel im LuftverkehrRisiko „Tanktourismus”

Der Emissionsrechtehandel ist ein Instrument der Umweltpoli-tik, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und das Klima-

schutzziel des Kyoto-Protokolls zuerreichen. Auch im Luftverkehr sollder Emissionshandel eingeführtwerden. In einem neuen Diskussi-onspapier weist Martin Cames, Kli-ma- und Energieexperte am Öko-Institut, auf damit verbundeneRisiken hin.

Wenn statt der Luftfahrtunterneh-men die Treibstoffhändler zumEmissionsrechtehandel verpflichtetwerden, könnten bei sinkendenKerosinpreisen außerhalb der EUund steigenden Preisen für die EU-Emissionsrechte so genannte Tan-keringstrategien für die Luftfahrt-unternehmen sehr interessant

werden. Dabei werden Flugzeuge außerhalb Europas, also au-ßerhalb des Geltungsbereichs eines Emissionshandels, so be-tankt, dass die Kerosinmenge für Hin- und Rückflug ausreicht.„Dadurch würde der Emissionshandel für einen Teil der Flügeumgangen“, erläutert Cames.

Mögliche Folgen: Wegen des höheren Gewichts der voller be-tankten Flugzeuge würden bei Tankeringflügen die CO2-Emis-sionen nicht sinken, sondern sogar steigen und dadurch imLuftverkehr insgesamt weniger sinken als geplant. Aus Sichtdes Öko-Instituts spricht daher alles dafür, die Luftfahrtunter-nehmen und nicht die Treibstoffhändler im Rahmen des EU-Emissionshandels in die Pflicht zu nehmen. cs/mc

mailto: [email protected]/071/neuetaten1

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Public Private PartnershipChance für nachhaltige Sanierungen

Viele Kommunen stehen vor einem Pro-blem: Der Sanierungsbedarf von öffentli-chen Gebäuden ist hoch, die Kassen sindleer. Ein alternatives Geschäftsmodell istdie Kooperation zwischen öffentlicherHand und Privatwirtschaft: Public PrivatePartnership, PPP. Wie kann PPP unter demAspekt Nachhaltigkeit bewertet und opti-miert werden? Das hat das Öko-Institutgemeinsam mit dem Büro Ö-Quadrat undICLEI am Beispiel der Sanierung und desBetriebs von Schulen untersucht und zehnThesen für eine bessere Integration vonNachhaltigkeitsaspekten in PPP-Projekteentwickelt.

Diese stellten die WissenschaftlerInnenjetzt in einem Fachworkshop zur Diskussi-on. Dabei wurde deutlich: Für Kommunen,die die nachhaltige Sanierung von öffentli-chen Gebäuden nicht allein bewältigen,bietet PPP eine interessante Chance,sofern bestimmte Kriterien erfüllt werden.

„Dazu zählt eine besonnene und auf einenachhaltige Sanierung ausgerichteteVertragsgestaltung”, sagt Dr. DietlindeQuack vom Öko-Institut. „Wichtig sindAnreizsysteme, die beide Vertragsparteienzum nachhaltigen Handeln motivieren.”Dass nachhaltige Sanierung aber auchohne PPP vorbildlich gelingen kann, zeigtedas Beispiel der Stadt Frankfurt. kk

Smart und ökologischHaushaltsgeräte von morgen steuern sich selbst

Stellen Sie sich vor, die Waschmaschine lädtselbstständig den Wetterbericht aus dem Inter-net herunter und signalisiert Ihnen, dass einsonniger Tag bevorsteht. Damit wird nachmit-tags ausreichend Solarenergie für ein 60-Grad-Waschprogramm vorhanden sein, dasSie am Morgen schon programmieren können.Noch klingt das Beispiel reichlich visionär.Doch aus Sicht der Öko-Instituts-ExpertInnenkönnte es bald Realität werden. Smart Do-mestic Appliances in Sustainable Energy Sys-tems, abgekürzt Smart-A, nennt sich einneues Projekt, das WissenschaftlerInnen desInstituts zusammen mit Projektpartnern ausder Wissenschaft und Industrie bearbeiten.

Ziel der über zweijährigen Forschungsarbeit, dievon der Europäischen Union gefördert wird: DieWissenschaftler wollen das Potential erfassen, dasfür „intelligente”, sich selbst steuernde Haushalts-geräte vorhanden ist. Diese Geräte sollen ihrenStrombedarf besser an das zeitlich schwankendeAngebot aus Erneuerbaren Energien und aus Kraft-Wärme-Kopplung anpassen. Das Projektteamprüft, welche Technologien sich hierfür eignen undbefragt Verbraucher dazu, ob sie sich mit den neu-en Geräten anfreunden könnten. Mit solchen„smarten” Geräten könnten Haushalte in einigenJahren den Einsatz von umweltfreundlichen Ener-gien aktiv unterstützen. cr

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Wer spart, wird belohntHandel mit Einspar-Zertifikaten

Klimaschutz ist eng verbunden mit dem Thema Ener-gieeffizienz. Doch welche Instrumente können Anrei-ze zum Energiesparen schaffen? In einem aktuellenArbeitspapier gehen Veit Bürger und Kirsten Wieg-mann, EnergieexpertInnen am Öko-Institut, auf dasPrinzip der Energieeinsparquote – besser bekannt alsWeißes Zertifikate System – ein. Sie beschreiben dieGrundelemente einer Einsparquote und erläutern dieUmsetzung des Instruments bei den europäischenNachbarn, insbesondere Italien und Großbritannien.

„Bestimmte Akteure – etwa die örtlichen Energiever-sorger – verpflichten sich, in einem festgelegtenZeitraum eine bestimmte Menge Energie einzuspa-ren”, sagt Veit Bürger. Das Einsparziel wird zuvor po-litisch beschlossen und auf die Beteiligten umgelegt.Der Verpflichtung können Unternehmen zum Beispielnachkommen, indem sie Gebäude Wärme dämmenoder Prämien für den Kauf besonders effizienterHaushaltsgeräte vergeben. Für die Einsparungen er-halten sie Weiße Zertifikate.

Wer nicht selber in Energiesparmaßnahmen investie-ren möchte, kann die Pflicht durch den Zukauf vonZertifikaten erfüllen. Wer mehr spart, als erforder-lich, kann seine „überschüssigen” Zertifikate in dienächste Verpflichtungsperiode übertragen oder ver-kaufen. Da dieser neue Lenkungsansatz prinzipiellgeeignet erscheint, neue Impulse im Bereich dernachfrageseitigen Energieeffizienz zu setzen, schlägtdas Öko-Institut vor, im Rahmen eines Pilotprojektesmöglichst bald Erfahrungen damit zu sammeln. cs

Erneuerbare Energien

Mehr soziale Akzeptanz

Neue Energietechnologien spielen eine Schlüsselrol-le, um dem Klimawandel zu begegnen. Doch wennWindräder das Landschaftsbild verändern, Geother-mie-Probebohrungen Erdbeben auslösen oder Fra-gen der Sicherheit bei der unterirdischen Lagerungvon CO2 offen sind, werden gesellschaftliche Vorbe-halte laut. Mit diesen frühzeitig adäquat umzugehen,ist Inhalt von „Create Acceptance”, einem neuen,von der EU unterstützten Forschungsvorhaben unterBeteiligung des Öko-Instituts mit Partnern aus neunLändern.

„Wir wollen Anwohner und Investoren an einen Tischbringen, um neue Energietechnologien gesellschafts-verträglich zu gestalten”, sagt Dr. Bettina Brohmann,

Corporate Social ResponsibilityErfolg systematisch messen

Viele Unternehmen bekennen sich mittlerweile zuden Prinzipien von verantwortungsvollem Unterneh-menshandeln, also zu Corporate Social Responsibili-ty, CSR. „In der Praxis besteht ein erster Schritt oftdarin, durch CSR bestehende Rechtsvorschriften bes-ser als bisher umzusetzen. Fortschrittlichere Unter-nehmen engagieren sich darüber hinaus freiwillig fürmehr Nachhaltigkeit, allerdings vor allem in Berei-chen, die für sie auch wirtschaftlich interessant sind”,fasst Franziska Wolff vom Öko-Institut die Ergebnisseeiner Umfrage im Rahmen des EU-Forschungspro-jekts RARE zusammen.

Dabei wurden 49 Unternehmen der Erdölindustrie,dem Bankensektor, der fischverarbeitenden sowieKMUs der Autozulieferindustrie zu CSR befragt. „DieUmfrage zeigt aber auch, dass nicht systematischgemessen wird, welchen Erfolg eingeführte CSR-Akti-vitäten tatsächlich haben”, kritisiert ihre Kollegin Ka-tharina Schmitt. „Das aber ist eine wichtige Voraus-setzung für Verbesserungen, wenn CSR nicht einfachnur ein PR-Instrument sein soll.” Hier sind die Unter-nehmen in Zukunft noch stärker in der Pflicht. kk

mailto: [email protected]/071/neuetaten2

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mailto: [email protected]/071/neuetaten2

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mailto: [email protected] www.oeko.de/071/neuetaten2

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Energieexpertin am Öko-Institut. „Geeignete Pla-nungsinstrumente werden wir am Beispiel vonBiomasse, Wind, solarthermischen Kraftwerken,Wasserstoff und der unterirdischen CO2-Speiche-rung in fünf Modellprojekten erproben.” Wichtig:Alle relevanten Akteure sollen dabei ihre Perspek-tive einbringen können. Das Projekt baut auf deminternational erprobten Vorläuferinstrument „So-crobust” auf. kk

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Neben dem überragendenThema der globalen

Erderwärmung, hervor-gerufen durch den

Ausstoß von Treibhaus-gasen, hat in jüngsterZeit das Ressourcen-

thema in den Medien, der Politik und der

Wirtschaft einen großenStellenwert erhalten.

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G R O S S E S T H E M A

Mehr Innovationen – weniger Re

Die gestiegenen Rohstoffpreise treffen die In-dustrie hart, denn sie hat sich jahrelang darauf

konzentriert, die Personalkosten zu senken.

Das Bewusstsein um den Wert von natürli-chen Ressourcen steigt. Die Belastungen der

Umwelt, die durch raubbauartigen Abbau undVerarbeitung zunehmen, werden immer öfter

von den Medien aufgegriffen.

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Innovationen – r Ressourcenentnahme

Die MitarbeiterInnen des Öko-Instituts, die seit Jahren undJahrzehnten vor den vielfältigenNachteilen und Gefahren eineshemmungslosen Raubbaus anden natürlichen Ressourcen war-nen, sind über die Heftigkeit der„neuen” Ressourcendebatte „er-staunt”. War es jahrelang allesandere als einfach, für wichtigeForschungsergebnisse und Er-kenntnisse mit Bezug zur Res-sourcenthematik Multiplikatorenzu gewinnen, die Vorschläge ver-breiten oder gar umsetzen, hatsich der Wind nun gedreht. Das-selbe Nachrichtenmagazin, dassich vor einigen Jahren überDeutschland als „Land der Müll-trennung und des Dosenpfands”lustig machte, widmete dem„Kampf um Rohstoffe” im vergan-genen Jahr eine Titelserie. DerBundesverband der deutschen In-

dustrie (BDI) stellte in einer kürz-lich erschienenen Fachbroschüreklar: „Ohne eine gesicherte Roh-stoffversorgung stehen inDeutschland die Räder still.”

Hintergrund der neuen Ressour-cendebatte sind aber nur in zwei-ter Linie die steigenden globalenUmweltbelastungen. Im Zentrumder politischen und öffentlichenDiskussion stehen die Ressourcenvor allem durch die in den ver-gangenen Jahren enorm gestiege-nen Preise für die meisten Roh-stoffe. Dies gilt nicht nur für Ener-gieträger wie Erdöl oder Erdgassondern auch für Metalle, die auf-grund weltweit wachsender Nach-frage erheblich teurer gewordensind. So haben sich zum BeispielEisenerzpellets um 122 Prozent(2003 bis 2005) verteuert, beiKupfer gab es seit 2003 mehr als

eine Vervierfachung des Preises.Die gestiegenen Rohstoffpreisetreffen die Industrie hart, dennsie hat sich jahrelang darauf kon-zentriert, Personalkosten zu sen-ken und vor dem Hintergrundlang anhaltender niedriger Roh-stoffpreise ihre globalen Abhän-gigkeiten aus den Augen verloren.Fernsehberichte über Krisenherdein der Welt wie zum Beispiel inrohstoffreichen Regionen wie demmittleren Osten und Zentralafrikahaben die Ängste vor möglicherVerknappung oder gar weltweitensteigenden Konflikten nun ange-facht.

Dennoch bietet die neue Ressour-cendebatte eine Chance für dieUmwelt und die nachhaltige Ent-wicklung. Das Bewusstsein umden Wert von natürlichen Res-sourcen steigt, die Belastungen

Eine neue Debatte um Rohstoffe läuft.Das Öko-Institut bezieht Position.

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der Umwelt, die durch raubbauar-tigen Abbau und Verarbeitung zu-nehmen, werden immer öfter vonden Medien aufgegriffen.

Das Öko-Institut befasst sich seitJahren in Arbeiten zum Stoff-

strommanagement (beispiels-weise für Enquete-Kommissio-nen), zur nachhaltigen Pro-duktion und zum nachhaltigen

Konsum mit Ressourcenfragenund setzt sich für eine nachhalti-ge Ressourceneffizienz ein. DasÖko-Institut sieht hierbei in denBeschlüssen des Gipfels von Rio

1992 eine gute Grundlage für ei-ne internationale Zusammenar-beit – ohne die „Hausaufgaben”im eigenen Land zu vernachlässi-gen. Unsere Positionen und Kom-petenzen:

Nachhaltige Ressourcen-effizienz und -politik beugt• Abhängigkeiten vor,• vermindert lokale und globale

Umweltbelastung,• unterstützt Verteilungsgerech-

tigkeit,• ist Motor von strategischen

Innovationen und Entwick-lungen.

Die aktuelle Verknappungs-debatte muss Nachhaltigkeit alsSchlüssel zur Lösung einbezie-hen. Das Öko-Institut bietethierfür integrierte Antworten,wenn es um die entscheidendenBereiche der Gewinnung, derVerarbeitung, der Nutzung undder Wiedergewinnung von Res-sourcen geht.

Das Öko-Institut hat Lösungenin Richtung nachhaltiger Res-sourceneffizienz durch• drei Jahrzehnte Erfahrung in

Forschung und Beratung,• interdisziplinäre Ansätze,• konkrete Analyse und Bewer-

tungstools,• Kenntnis und Berücksichti-

gung der Bedürfnisse undSichtweisen von Politik, Wirt-schaft und Gesellschaft.

Gerade angesichts der aktuellenDebatte, bei der die etabliertenIndustrienationen den Zeigefingergerne auf die Schwellenländer, al-len voran auf China richten, ist eswichtig, zunächst vor unserer ei-genen Tür zu kehren.

Die Schwellenländer wie bei-spielsweise China oder Indiensind zwar Mitverursacher der neu-erdings deutlich gestiegenen Res-sourcen-Inanspruchnahme, aberbeim pro Kopf-Verbrauch vielerRessourcen und selbst beim abso-luten Verbrauch stehen die Indus-trieländer nach wie vor an vor-derster Stelle. Die etablierten In-dustrieländer müssen daher mitgutem Beispiel voran gehen, dasheißt ihre eigenen Potenzialeschneller nutzen und darüber hi-naus den Erfahrungsaustauschund die technologische Koopera-tion mit den Schwellen- und Ent-wicklungsländern noch forcieren.

Ein einfaches, fast schlich-tes Beispiel zeigt, wie vielan Potenzialen auch imentwickelten Europa nochbrach liegt. So betrug in der ge-samten EU-25 im Jahr 2004 imVerpackungssektor die Verwer-tungsquote für Glas lediglich 58,3Prozent und für Metalle 58,7 Pro-zent. Es waren dabei nicht nur dieneuen EU-Länder, die hier Defizi-te haben. Bei Erreichen der bes-ten Recyclingquoten einzelnerLänder (80 Prozent und mehr) inder gesamten EU könnten proJahr Millionen Tonnen Rohstoffewie Eisenerz oder Bauxit und zu-

Natürliche Ressourcen sind…

... alle Bestandteile der Natur, die für denMenschen einen Nutzen bringen, sei esdirekt durch ihren Ge- oder Verbrauchoder indirekt als Einsatzstoffe bei derProduktion von Sachgütern und Dienst-leistungen. Einige Beispiele: nicht erneu-erbare Rohstoffe, fossile Energieträger,erneuerbare, nachwachsende Rohstoffe,genetische Ressourcen, ständig fließen-de Ressourcenströme wie Sonnenener-gie, Wind und Wasser, der Boden. mb

Selbst im entwickeltenEuropa gibt es noch eini-ges an Potenzial, wie eineinfaches Beispiel zeigt:So liegt im Verpackungs-sektor die Verwertungs-quote für Glas lediglichbei 58,3 Prozent.

Gerade in den Megastädten Asiens wird einweiterer zügelloser Ausbau des Individual-verkehrs unweigerlich zum Infarkt führen.

Potenzialeliegen brach

Daten und Fakten

Einwohner (EW) in Mio.

Wohnfläche je EW in m2

PKW je 1000 EW

Fernsehgeräte je 1000 EW

Quellen: National Bureau of Statistics of China (2006): China StatisticalYearbook 2006. Bejing. Statistisches Bundesamt, Kraftfahrzeugbundesamt

1.308

28,69

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437

Hausaufgaben im eigenen Land

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www.oeko.de/071/wissen1

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dem erhebliche Mengen an Ener-gieträgern eingespart werden.

Ein entwickeltes Industrieland wieDeutschland verfügt durch seinKnow-how mittel- und langfristigüber riesige Potenziale, um dieRessourcen-Inanspruchnahme zureduzieren: Dazu gehören dieEntwicklung und Ausweitung effi-zienter Produktionsverfahren, derBau beziehungsweise die Sanie-rung material- und energieeffi-zienter Gebäude, die Entwicklungund Produktion leichterer, ener-giesparender Fahrzeuge, der ver-stärkte Einsatz nachwachsenderRohstoffe und die weitere Er-schließung der erheblichen Poten-ziale in der Kreislaufwirtschaft.

Die unerschöpfliche Ressource dermenschlichen Kreativität und In-telligenz ist der wesentlicheSchlüssel, um Probleme mit phy-sischen Ressourcen zu lösen. Da-mit kann einerseits „im eigenenHaus” und in Europa die Ressour-cen-Inanspruchnahme reduziertwerden. Anderseits kann somitden aufstrebenden Schwellenlän-dern wie China durch Kooperationund Lösungstransfer eine Per-

spektive für ihre gigantischenUmweltprobleme vermittelt wer-den, die ökologische und sozio-ökonomische Belange nicht ge-geneinander ausspielt. Neben ef-fizienten Technologien ist eswichtig, auch den Wert intelligen-ter Dienstleistungen und Logistik-systeme in Wissensgesellschaftenzu vermitteln. Gerade in den Me-gastädten Asiens wird ein weite-rer zügelloser Ausbau des motori-sierten Individualverkehrs zumInfarkt führen: Die Verkehrsadernder Städte werden unweigerlichverstopfen. Die Erfahrungen zumBeispiel Europas und Japans mitöffentlichen Verkehrssystemenund ihren Vorteilen sind einSchlüsselbereich, um die globaleRessourcennachfrage zu senken.

Deutschland muss den intelligen-ten Umgang mit Ressourcen vo-rantreiben und dabei noch vielstärker auf seine Wissens-Res-sourcen setzen. Die Strategiensind langfristig anzulegen und vordem Einfluss der Lobbyisten zuschützen, die sich in der Regel ankurzfristigen Partikularinteressenorientieren. Deutsche Industrie-branchen müssen im Bereich der

nachhaltigen Ressourceneffizienzweltweit an der Spitze agieren. Ei-ne andere Perspektive ist nichtgegeben, da in der Welt immer ananderen Orten billiger produziertwerden kann, und sei es auf Kos-ten der Menschenrechte und dernatürlichen Lebensgrundlagen.

Nachhaltige Ressourceneffizienzmuss letztlich die Entnahmeratenfür Ressourcen, die damit verbun-denen Umweltbelastungen sowiedie Belastungen über alle Stufendes Produktlebenszyklus (Weiter-verarbeitung, Nutzung, Nachnut-zung, Verwertung) soweit ein-dämmen, bis langfristig ein de-mographisches Einpendeln derglobalen Bevölkerungszahlen er-reicht ist. Dabei müssen die Zielevon Rio zu intra- und intergenera-tiver Gerechtigkeit einbezogen wer-den, das heißt es sollten faire Chan-cen und Lebensbedingungen für alle Menschen heute und für zu-künftige Generationen herrschen.

Das Öko-Institut wird in nächsterZeit eine eigene Publikation mitdem Titel „Ressourcenfieber” ver-öffentlichen. Sie wird das Themaweiter vertiefen, Projekte und Aktivitäten des Öko-Instituts dar-stellen und Impulse für den For-schungs- und Handlungsbedarfbieten. Mehr dazu erfahren Siebei Erscheinen der Broschüre aufwww.oeko.de.

Dr. Matthias Buchert /Dr. Rainer Grießhammer

Ein Industrieland wieDeutschland verfügtdurch sein Know-howüber große Potenzia-le, um die Ressour-cen-Inanspruchnah-me zu reduzieren.Dazu gehört unteranderem der ver-stärkte Einsatz vonnachwachsendenRohstoffen. Die öf-fentlichen Verkehrs-systeme sind zudemein Schlüsselbereich,um die globale Res-sourcennachfrageeinzudämmen.

Rohstoffe sind…

… in den Produktionsprozess eingehendeGrundsubstanzen, die bisher weder aufbereitetnoch verarbeitet sind. Nach ihrer Herkunft unter-scheiden die Experten pflanzliche, tierische, mi-neralische oder chemische Rohstoffe. Gesondertzusammengefasst wird häufig die Gruppe derEnergierohstoffe. Eine weitere Differenzierungbesteht nach erneuerbaren und nicht erneuer-baren Rohstoffen. Letztlich gibt es die BegriffePrimär- und Sekundärrohstoff. mb

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Page 12: ISSN 1863-2009 eco work · Christiane Rathmann, Leiterin Referat Öffentlichkeit & Kommunikation, mailto: c.rathmann@oeko.de, Telefon 0761/452 95-22 WISSEN: Die Ressourcen stehen

W I S S E N

eco work_01/2007

Gebrauchte Autos und ge-brauchte Elektrogeräte könnennach ihrem „ersten Leben” nochweiter genutzt werden und damiteinen Beitrag zur Ressourcen-schonung leisten. Aber wie vielegebrauchte Güter werden in wel-che Regionen gebracht? Wer istdaran beteiligt? Und was ge-schieht mit den gebrauchten Pro-dukten und den darin enthaltenenwertvollen Edelmetallen am Endeihres „Produktlebens”? GehenRohstoffe verloren, wenn das al-te Auto beispielsweise in Afrikaweiter gefahren wird? Darübergibt es bislang nur wenig syste-matisiertes Wissen. In einem neu-en Forschungsprojekt des Öko-Instituts sind die Wissenschaftle-rInnen im Auftrag des Umwelt-bundesamtes und mit Unterstüt-zung der Firma Umicore diesenFragen nachgegangen. Am Bei-spiel des Hamburger Hafens ha-ben die ExpertInnen die Export-ströme von gebrauchten Autosund gebrauchten Elektro-Gerätenuntersucht, die von dort vor allemnach Afrika und Asien gebrachtwerden.

Ziele der Ende 2006 erfolgten Re-cherchen war es, mehr Informa-tionen über die Mengen, die Ziel-regionen und die am Export betei-ligten Institutionen und Akteurezu gewinnen. Denn wer wertvolleSekundärrohstoffe wie Edel- undBuntmetalle aus alten, gebrauch-ten Gütern wie Autos und Elektro-geräten recyceln will, ist auf inter-nationale Kooperationen zwischenIndustrie-, Schwellen- und Ent-wicklungsländern angewiesen.

Daher war es ein weiteres wichti-ges Ziel der Arbeit, mögliche Part-ner wie Reedereien für eine ver-besserte Kreislaufwirtschaft zuidentifizieren und zu sensibilisie-ren.

Insgesamt ist der Handel bei-spielsweise von gebrauchten Autos in Zielregionen wie West-afrika ein wichtiger Wirtschafts-faktor, der in den betroffenenStaaten mit vielen Arbeitsplätzen(Transport, Handel und Repara-turdienstleistungen) verbundenist. Ebenso ist eine sinnvolle wei-tere Nutzung von gebrauchtenGütern im Ausland im Sinne desfreien Warenverkehrs grundsätz-lich nicht zu beschränken. Zielmuss es daher sein, mehr darü-ber zu erfahren, wohin die „Mate-rialströme” fließen und welche be-stehenden Defizite es gibt. Somitwäre es möglich, die zukünftigenPotenziale für eine internationalvernetzte, optimierte Kreislauf-wirtschaft aufzuzeigen und letzt-lich zu erschließen.

Bekannt ist, dass ein hoher Pro-zentsatz von Autos und Elektro-geräten als Gebrauchtgüter ausDeutschland exportiert wird: ImJahr 2004 wurden von drei Millio-nen in Deutschland abgemeldetenAutos rund 2,5 Millionen expor-tiert. Unklar ist hingegen, zu wel-chem Anteil diese Produkte in an-dere EU-Staaten oder außerhalbder EU exportiert werden. Waspassiert anschließend mit ge-brauchten Gütern und den darinenthaltenen Sekundärrohstoffen,wenn sie verschrottet werden?

… ist Kreislaufwirtschaft eineHerausforderung / Erste Schritte

zu einer „Globalisierung” derRecyclingströme bei Edelmetallen

Wenn das alte Auto in Afrika weiter fährt…

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Da die gebrauch-ten Fahrzeugebeispielsweise inWestafrika nocheinige Jahre wei-tergefahren wer-den, könnenRohstoffe ausKatalysatorenverloren gehen.

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W I S S E N

13 01/2007_eco work@

Arbeiten des Öko-Instituts zu-sammen mit der Firma Umicorebelegen, dass bei einer Reihe von

industriellen Anwendungen(Raffinerien, Chemieanlagen,Glasindustrie) die Recycling-raten in Deutschland bei den

wertvollen Metallen wie Platin,Palladium und Rhodium erfreuli-cherweise sehr hoch liegen: mehrals 80 und zum Teil mehr als 90Prozent. Hingegen sind die Re-cyclingraten dieser Metalle beiden Konsumgütern wie Autos (Ka-talysatoren) und Elektrogeräte(PC, Handys) mit rund 40 Prozentunbefriedigend. In welchem Um-fang Sekundärrohstoffe aus denbeiden Produktgruppen wiedernach Deutschland zurückfließen,ist bislang nicht bekannt. In ei-nem Auto sind durchschnittlich2,5 Gramm Platin, Palladium und

Rhodium (Platingruppenmetalle -PGM) enthalten, insbesondere imKatalysator. Hinzu kommen weite-re wertvolle Rohstoffe wie Stahl,Aluminium, Kupfer und Blei. Beiden gebrauchten Elektronikgerä-ten gibt es zwar noch keine exak-ten Exportzahlen für Deutschland.Dass hier aber auch ein großesPotenzial an Sekundärrohstoffenliegt, wird an dem Beispiel vonMobiltelefonen deutlich: Eine Mil-lion Mobiltelefoneenthalten unter an-derem rund 250 KiloSilber, 24 Kilo Gold,neun Kilo Palladiumsowie neun TonnenKupfer. Gleichzeitighaben Platingruppenmetalle eineessentielle Bedeutung für viele in-dustrielle Prozesse und Konsum-güteranwendungen wie Autoab-gaskatalysatoren und Elektronik-geräte.

Die Primärrohstoffgewinnung istbei Platingruppenmetallen aufsehr wenige Länder beschränkt,vor allem auf Russland und Süd-afrika. Das Recycling der wertvol-len Rohstoffe Platin, Palladiumund Rhodium ist aus ökologischerSicht sehr vorteilhaft, da die Primärrohstoffgewinnung bezüg-lich der Emissionen von Säurebil-dern und Treibhausgasen mit erheblich höheren Umweltbelas-tungen (Faktor 10 bis 100) ver-bunden ist. Weiterhin wird durchdie konsequente Rückgewinnung

der wertvollen Sekundär-Platin-gruppenmetalle potenziellen zu-künftigen Abhängigkeiten undVerknappungen vorgebeugt.

Problematisch am Export von ge-brauchten Gütern in Entwick-lungs- und Schwellenländern ist,dass in vielen dieser Länder keineden Industriestaaten vergleichba-re Recyclingstrukturen existierenund die Rückgewinnung wertvol-ler Metalle mit primitivsten Tech-niken (Verbrennung unter freiemHimmel, Einsatz von Cyanid undQuecksilber) erfolgt. Dies wurdeEnde 2006 auf der UNEP-Konfe-renz in Nairobi für Elektroschrott-exporte aus den Industrieländerndeutlich. Die gegenwärtige Situa-tion führt neben unhaltbaren Ge-sundheitsgefährdungen für Men-schen und Umwelt letztlich auchzum Verlust wertvoller Sekundär-rohstoffe (Edelmetalle, Kupfer,Blei).

Dies ist aber nicht nur auf einenicht angepasste Recycling- oderdie Beseitigungspraxis zurückzu-führen, sondern kann durch diffu-se Verteilung während der verlän-gerten Gebrauchsphase gesche-hen. So ist die Lebensdauer dermit Platingruppenmetallen be-schichteten Keramik der Autoab-gaskatalysatoren begrenzt undwird durch fehlende Abgaskon-trollen und schlechte Straßen inden Zielregionen weiter verkürzt.Da die Gebrauchtfahrzeuge, dieoft zwölf bis 20 Jahre alt sind, bei-spielsweise in Westafrika noch ei-nige Jahre weitergefahren wer-den, ist davon auszugehen, dassdie empfindlichen Keramikkörperin den Katalysatoren während derFahrt weitgehend zerstört werdenund die Platingruppenmetalle dif-fus verloren gehen.

Die detaillierten Ergebnisse desForschungsprojekts werden dem-nächst vom Umweltbundesamtveröffentlicht und können aufdessen Internetseite herunterge-laden werden.

Andreas Hermann

Am Beispieldes Hambur-

ger Hafens haben die Experten

untersucht,wie viele

gebrauchteAutos und

Elektrogerätenach Afrika

und Asien exportiert

werden.

Mobiltelefone enthalten viele Sekundärrohstoffe, beispielsweise Silber,Gold, Palladium und Kupfer.

mailto: [email protected] www.oeko.de/071/wissen2

info:

Hohe Exportratenvon alten Autos

FehlendeTechnik

gefährdet dieGesundheit

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W E R T E N

Herr de Man, Sie arbeiten seit vielen Jahren zurRessourcenschonung und zum Stoffstromma-nagement. Wo setzen Sie heute Ihre Schwer-punkte? Meine beiden Schwerpunkte haben sich im Großenund Ganzen seit rund 20 Jahren nicht verändert. Ichberate einerseits internationale Großunternehmenund NGO darin, wie sie Nachhaltigkeit fördern undumsetzen können. Ich organisiere andererseits in-ternationale „Runde Tische” in der Rohstoffdebatte.

Aber haben sich die Umstände nicht verändert?Klar, noch vor zehn Jahren bestimmten die reinenUmweltthemen den Markt. Seitdem haben sich dieSchwerpunkte mehr Richtung Nachhaltigkeit ver-schoben, soziale Aspekte sind wichtigergeworden. Zudem spielt der Klimaschutzeine viel größere Rolle und bestimmt auchvöllig zu Recht die Debatten um die Res-sourcen.

Trifft das auch auf Palmöl? Ja, natürlich. Noch vor kurzem haben wirüber Palmöl mit der Nahrungsmittelindus-trie, dem Handel, der Landwirtschaft ge-sprochen. Heute geht es insbesondere umPalmöl als erneuerbare Energie, die damitverbundene mögliche Konkurrenz zur Landwirtschaftund die Umweltproblematik. Das Zusammenspielvon Ökologie, sozialen Aspekten und dem Klima-schutz wird wichtiger und das zeigt sich auch in denProjekten.

Können Sie ein Beispiel nennen? In Indonesien begleite ich ein Projekt, das die Bio-diversität rettet, der lokalen Bevölkerung hilft undgleichzeitig das Klima bewahrt. An solchen Projek-ten hängt mein Herz, weil wir natürlich die Biodiver-sität nicht auf Kosten der Menschen vor Ort erhal-ten können, dazu ist die Armut zu groß. Es geht abereine ebenso große Gefahr davon aus, Klimapolitikauf Kosten der Biodiversität zu betreiben. Deshalbmüssen wir uns als westliche Märkte klar machen,dass Klimaschutz Geld kostet und wir sollten unse-ren bescheidenen finanziellen Beitrag leisten.

Sie haben bereits auf die „Runden Tische”hingewiesen. Welche Rolle spielen sie in derRessourcendebatte? Es gibt im Moment keine Alternative zu den „Run-den Tischen”, wenn es darum geht, kritische Dialo-ge zu moderieren. Das trifft bei aller Kritik auch aufden „Roundtable on Sustainable Palm Oil” zu, den

ich 2002 nach einer Anfrage des WWF organisierthabe. Die Umweltorganisation befürchtete, dassdie Urwälder in Indonesien und Malaysia durch diePalmöl-Plantagen vernichtet werden. Ein Problem,das die Industrie so nicht gesehen hat. Die Ergeb-nisse dieses Forums beurteile ich jedoch sehr kri-tisch, denn die gemeinsam verabschiedeten Ab-sichten sind sehr vorsichtig formuliert und zudemmit keinem klaren zeitlichen Ziel verknüpft.

Was haben Sie daraus für andere Prozesse gelernt?Das größte Problem beim runden Tisch zu Palmölbestand darin, die „land-use”-Probleme anzuspre-chen. Auf dem Gebiet des Plantagenmanagements

sind große Fortschritte gemacht worden,aber das Problem der großflächigen Ver-nichtung von Urwäldern wird noch im-mer nicht offen diskutiert. Dafür gibt eszwei Gründe: Erstens sind Bodennut-zungfragen Regierungssache und damitsind die Möglichkeiten von Unternehmenund NGOs hier begrenzt. Zweitens gabund gibt es noch immer keine Bereit-schaft, weder auf der NGO- noch auf derWirtschaftsseite, eine offene und faireDiskussion über die Kosten für die Erhal-

tung der Urwälder zu führen. Es gibt genug Land inIndonesien. Die Vernichtung des Urwalds ist nichtnotwendig, aber es entstehen „opportunity costs”,über die man reden muss. Ähnliches gilt für dieVernichtung des brasilianischen „Cerrado” durchSoja und Baumwolle. Es gibt genug alternativesLand. Zu den Voraussetzungen für wirkungsvollerunde Tische gehören deshalb neben einem klarenZeitziel auch andere Minimumstandards wie dieEinbeziehung des Staates und klare Verabredungenzu Beginn.

Auch das Öko-Institut setzt sich für einenschonenden Umgang mit den Ressourcen ein.Was erwarten Sie bei dem Thema von uns? Das Klimathema kommt im Moment hoch und esbesteht die große Gefahr, dass die Politiker mutige,aber falsche Entscheidungen treffen. Deshalb be-nötigen wir vom Öko-Institut ganz nüchterne Sys-temanalysen und Zahlen. Und wir brauchen natür-lich eine begleitende Kritik.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Christiane Rathmann.

„Es gibt keine Alternative zu den runden Tischen”

Dr. Reinier de Manführt seit 1989 einBeratungsbüro für„Sustainable Busi-ness Development”in Leiden/Niederlan-de. Zuvor arbeiteteder promovierteChemiker als „asso-ciate professor” fürstrategisches Ma-nagement an derRotterdamer „Schoolof Management” undals Senior Consul-tant beim Umwelt-forschungsinstitutIMSA in Amsterdam.

Wer sich mit der Ressourcen-Debatte befasst und den Blick dabei über den deutschen Tellerrand wirft, derstößt sehr schnell auf einen Namen: Dr. Reinier de Man. Der Niederländer versteht sich als Experte, derPartnerschaften für Nachhaltigkeit organisiert und begleitet. So hat de Man beispielsweise dem WWF undPartnern geholfen, den ersten „Roundtable on Sustainable Palm Oil” zu gründen. Mit welchen Fragen erbefasst ist, welche Lösungen er sieht und was er vom Öko-Institut erwartet, hat er im Interview dargelegt.

I M I N T E R V I E W : D R . R E I N I E R D E M A N

Dr. Reinier de Man

www.oeko.de/071/werten info:

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W Ü N S C H E N

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Viel EngagementProfessor Paul Brunnerhat hohe Erwartungenan die Politik

Drei Dinge haben Dr. Paul Brun-ner dazu gebracht, im Umweltbe-reich zu arbeiten: die Freude ander Natur, die Ehrfurcht vor derSchöpfung und die Faszination fürdie Technik. Alle drei unter einenHut zu bringen, ist sein Ziel. „Ichwünsche mir, dass die Technolo-gien uns Menschen helfen, bessermit der Schöpfung zu leben”, sagt

der 60-Jährige. Seit über 30 Jah-ren beschäftigt sich der heutigeProfessor für Abfallwirtschaft ander Technischen Universität Wienmit seinen „drei Hobbys” - demurbanen Stoffwechsel, den saube-ren Kreisläufen und der letztenSenke. Keine leichten Themen,doch für ihn überaus „faszinie-rend”. Seine Erwartungen an dieeigene Zunft sind dabei hoch:Professoren müssen mit gutemBeispiel voran gehen und ständigneue Ideen entwickeln. „Wenn siedas nicht machen, haben sie anden Universitäten nichts verlo-ren”, sagt er. Von der Politik er-wartet Brunner viel Engagementund „mehr Enthusiasmus für ganzneue Lösungen”. Und vor allemeinen Blick für das Ganze. Dennimmt er auch für sich selbst inAnspruch, denn im Zentrum sei-ner Vision von einer nachhaltigenZukunft steht der „zufriedeneglückliche Mensch und der haus-hälterische Umgang mit Stoffenund Energien”. cr

Mehr UmsetzungDr. Matthias Buchertfordert, Wissen besserzu nutzen

Mit einer kurzen Publikation desÖko-Instituts zur Energiewendefing alles an. Die fand MatthiasBuchert 1982 nach einer Schwe-denreise im Zug. Damals war dermittlerweile promovierte Chemi-ker noch Student. Seine Lauf-bahn am Öko-Institut startete ereinige Jahre später als Zivil-dienstleistender. Heute leitet der

45-Jährige den Forschungsbe-reich Infrastruktur & Unterneh-men und bearbeitet in Darmstadtunter anderem die Themen Res-sourcenschonung, Materialeffi-zienz und nachhaltiges Flächen-management. Was treibt ihn an?„Ganz einfach, wir haben nochviel zu tun. Die globalen Proble-me werden immer drängender.Und viele Lösungen, die es schongibt, werden nicht konsequentumgesetzt”, sagt er kritisch.„Marketingleute, die tonnen-schwere Autos trendy fanden,hatten in den letzten 20 Jahrenin Politik und Wirtschaft weitmehr Gehör als Umweltwissen-schaftler.” Optimist bleibt Buchertdennoch: „Zu spät ist es trotz-dem noch nicht. Allerdings wün-sche ich mir, dass aktuell disku-tierte Umweltthemen auchmittel- und langfristig politischrelevant bleiben, gesetzte Zielekonsequent verfolgt und vorhan-denes Wissen des Öko-Institutsgenutzt wird.” kk

Dr. Christian Hagelükensucht den faktenbasiertenDialogAuch wenn Christian Hagelükenmit dem Rad zur Arbeit fährt, sei-nen Müll trennt und Umweltfragenihn schon immer interessiert ha-ben, ein Umweltschützer von Be-rufs wegen ist er nicht. Zumindestnicht direkt. In der Szene gilt der49-jährige Wirtschafts- und pro-movierte Bergbau-Ingenieur alsVernetzer mit enormen fachlichem

Hintergrund. Kein kühles Kalkülleitet ihn, sondern die Faszinationfür Rohstoffe: Seit 18 Jahren ar-beitet Hagelüken im Bereich Edel-metall-Recycling, erst bei der De-gussa, dann bei Umicore, wo erheute für Geschäftsentwicklungund Marketing verantwortlich ist.„Das Ressourcenthema wurdelange völlig unterschätzt und wirdfür viel Sprengkraft sorgen”, stellter fest. „Wenn wir nachhaltigeEntwicklung ernst nehmen, spieltRecycling eine Schlüsselrolle. Wirkönnen noch viel optimieren.”Gegenüber einfachen Lösungenhat Hagelüken allerdings eine Ab-neigung: „In der Regel sind dasdie falschen.” Lieber sucht er neueIdeen und Allianzen und findetsie, auch beim Öko-Institut. Be-rührungsängste kennt er dabeinicht. Im Gegenteil: „Ich wünschemir einen ergebnisoffenen undfaktenbasierten Dialog aller Ak-teure. So kommen wir viel weiter,als mit festgefahrenen Lobby-meinungen.” kk

www.iwa.tuwien.ac.atwww.iwww.iwa.tuwien.ac.at www.oeko.de/071/wuenscheninfo:

I M P O R T R Ä T

mailto: [email protected]/071/wuenschen

info: mailto: www.preciousmetals.umicore.comwww.oeko.de/071/wuenschen

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Weniger Lobbyismus

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E R G R Ü N D E N

Sind Fischstäbchen vom Ausster-ben bedroht? fragte die Süddeut-sche Zeitung letztes Jahr undmeinte damit eigentlich den Kabeljau, eine von vielen europäi-schen Fischarten, die durch dra-matische Überfischung bedrohtist. Wie ist sie zu stoppen? „Durchstrengere Gesetze oder indem sichprivate Akteure freiwillig einemSystem unterwerfen, das Nachhal-

tigkeit fördert”, sagt Miriam Drossvom Öko-Institut. Im Projekt CE-VIS untersucht sie mit ihrer Kol-legin Franziska Wolff Innovationenim Fischereimanagement, umEmpfehlungen für die EU-Kommis-sion abzuleiten. Beispiel Alaska:Hier werden Fangquoten nachdem Vorsorgegrundsatz festge-setzt. Je weniger über einen Fisch-bestand bekannt ist, desto stren-ger wird er bewirtschaftet.

Ein anderer Weg: Die mit demWWF entwickelten „WildlachsSticks“ produziert der Fischverar-beiter Gottfried Friedrichs KG aus-schließlich mit MSC-zertifiziertenFisch aus nachhaltiger Bewirt-schaft. Was Unternehmen durchsolche freiwilligen Maßnahmen be-wirken, untersucht das Öko-Insti-tut im EU-Projekt RARE. md

Klimaschutz ist die größte ökologi-sche Herausforderung der Gegen-wart. Die so genannte Carbon-Capture-and-Storage-TechnologieCCS kann dazu beitragen, die dra-matische globale Temperaturerhö-hung zu verringern. Der Ansatz:Klimaschädliches CO2 wird beiKraftwerken und Industrieanlagengroßtechnisch abgetrennt, ab-transportiert und unter der Erde

gelagert. Doch noch sind viele Fra-gen offen:• CCS ist eine junge Technologie

mit großem Forschungsbedarfund aktuell sehr hohen Kosten.Wie können sie gesenkt werden?

• Wie kann ein Regulierungsrah-men geschaffen werden, umCCS erfolgreich und sicher fürMensch und Umwelt zu etablie-ren?

• CCS ist nicht die einzige – undvielleicht auch keine unverzicht-bare – Option um ehrgeizige Kli-maschutzziele zu erreichen. Wieist die Gesamtbilanz verglichenmit anderen Klimaschutz-Instru-menten bezogen auf das CO2-Einsparpotenzial, die Kosten unddas Sicherheitsrisiko? FindetCCS breite gesellschaftliche Ak-zeptanz?

• Und wie viele Standorte gibt es,an denen sich CO2 langfristig mithoher Sicherheit lagern ließe?

Das Öko-Institut hat für das Büro für Technikfolgenabschät-zung des Deutschen Bundes-tags ein Gutachten zur rechtli-chen Bewertung, Regulierungund Akzeptanz von CCS vorge-legt.

Nach Meinung des Experten-teams aus den Bereichen Ener-gie & Klimaschutz, Umweltrecht

& Governance sowie Nuklear-technik & Anlagensicherheitmuss für die Erforschung undErprobung der CCS-Technologieeine kurzfristige Interimslösunggeschaffen werden.

„Die langfristige großtechnolo-gische Anwendung sollte dage-gen umfassend geregelt wer-den”, sagt der UmweltjuristAndreas Hermann vom Öko-In-stitut. „Damit Klarheit besteht,wenn es beim Aufsuchen derCO2-Ablagerungsstätten undder Ablagerung Konflikte gibt,materiellrechtliche Schutzstan-dards für Mensch und Umweltdefiniert werden können und ei-ne integrierte Betrachtung beider Genehmigung von Abschei-dung, Transport und Ablage-rung möglich ist.” ah

Knappe Ressource FischCCS: Klimaschutz-Technologie mit vielen Fragen

Ist die Abtrennung von CO2 am Ort der Entstehung und die spätereLagerung unter der Erde eine effiziente Klimaschutztechnologie?

Basis für Fischstäbchen warlange Zeit der Kabeljau.

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E R G R Ü N D E N

Ob Weisheitszahn oder Paradon-tose: Ohne Röntgen geht’s beimZahnarzt nicht immer. Aber Rönt-genstrahlen sind auch ein Risiko.Werden bei der Untersuchung diagnostische Referenzwerte ein-gehalten, lässt sich die Belastungder Patienten aber zumindest begrenzen. Allerdings: „In derZahnmedizin fehlen solche Richt-werte bisher”, sagt Mathias Sering

vom Öko-Institut. Das könnte sichändern: Für drei Untersuchungs-methoden haben das Öko-Institutund die Arbeitsgruppe Medizini-sche Strahlenphysik der Univer-sität Oldenburg jetzt Größen ermittelt, die als diagnostischeReferenzwerte eingeführt werdenkönnten. „Die Praxis zeigt, dassdie Röntgenbelastung bei Patien-ten nicht nur stark vom Gerätetypabhängt. Ärzte stellen die Geräteauch unterschiedlich ein, so dassdie Dosen bei der gleichen Unter-suchung verschieden sind. Diag-nostische Referenzwerte sind alsowichtig, um Einstellungen, die zusehr hoher Dosis führen, zu opti-mieren”, betont Sering, „vor allemfür Aufnahmen bei Kindern, diebesonders sensibel reagieren.Viele Geräte haben dafür speziel-le Einstellungen!” kk

Röntgen beim Zahnarzt

Strahlenbelastung durch Rönt-gen? Einstellungssache!

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeits-strategie hat sich die Bundesre-gierung ein Ziel gesetzt: Bis 2020soll sich die Rohstoff- und Ener-gieproduktivität in Deutschlandgegenüber 1994 beziehungsweise1990 verdoppeln.

Um dieses Ziel zu erreichen undRessourcen zu schonen, ist dieKreislaufwirtschaft mehr denn je

gefordert. Wie lässt sie sich zu ei-ner nachhaltigen Ressourcenwirt-schaft fortentwickeln? WelcheTrends zeichnen sich ab, welcheSzenarien sind denkbar? Und wokönnen Rohstoffe, Energie undTreibhausgase besonders effektiveingespart werden? Diese Fragenhat das Öko-Institut im Auftragdes Bundesumweltministeriumsbeantwortet und dazu besondersrelevante Materialströme unter-sucht. Die Ergebnisse:

„Im Materialflusssystem „Eisen-erz-Stahl-Fahrzeugbau-Auto-Kon-sum” lassen sich gegenüber 2002mittel- bis langfristig allein bei derStahlherstellung zehn bis 15 Mil-lionen Tonnen CO2-Äquivalentepro Jahr einsparen”, sagt Projekt-leiter Dr. Matthias Buchert, vor al-lem durch einen verstärktenSchrotteinsatz und einen Ausbaudes Anteils der Elektrostahlroute.

Im Fahrzeugbau steht vor allemdie Gewichtsreduzierung der Au-tos im Vordergrund – zur Res-sourceneinsparung auf der Pro-duktionsseite und der Einsparungerheblicher Treibstoffmengenwährend der Nutzungsphase.

Besonders wichtig für eine künfti-ge Ressourcenwirtschaft ist aberauch das Materiallager des Ge-

bäude- und Infrastrukturbereichs.„Deutschland als reifes Industrie-land mit umfangreicher Infra-struktur besitzt große Potenzialeso genannter Sekundärrohstoffewie Stahl, Aluminium, Kupfer oderBeton”, sagt Buchert „Sie schlum-mern in leerstehenden Wohn- undBürogebäuden oder Industriehal-len und in un- oder untergenutz-ter Infrastruktur.”

Nach dem Konzept des „urban mi-ning” und unter Berücksichtigungder demographischen Entwick-lung müssen diese Potenziale inden nächsten Jahren verstärktgenutzt werden. Die Erfahrungenaus den Neuen Bundesländernmit dem Rückbau der „shrinkingcities” können hier wertvolle Im-pulse für die Zukunft geben, auchinternational. mb/kk

Kreislaufwirtschaft neu gedacht

Wenn Autos leichter gebaut werden, lassen sich dadurch wertvolleRessourcen sparen.

mailto: [email protected] www.oeko.de/071/ergruenden2

info:mailto: [email protected]

www.oeko.de/071/ergruenden2info:

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Wenn Sie Juristen eine Fragestellen, bekommen Sie immerdie gleiche Antwort: „Das kommtdarauf an!” So auch hier. Aber von vorne: Was ist eigent-lich ein Umweltgesetzbuch? InDeutschland gibt es Hundertevon Umweltgesetzen und -ver-ordnungen. Sie betreffen denKlimaschutz oder die effizienteNutzung von Energie. Sie regelnden Umgang mit den MedienLuft, Wasser und Boden, die Zu-lassung von Industrieanlagenoder den Umgang mit Abfall undLärm. Sie befassen sich mithochgiftigen Chemikalien eben-so wie mit Atomkraftwerken.Was es bisher nicht gibt, wenn-gleich seit den 70er Jahren dis-kutiert: ein Umweltgesetzbuch,das diese Bestimmungen zu-sammenfasst. Die Folge: Dasdeutsche Umweltrecht ist un-übersichtlich und zersplittert.Was wäre also, wenn ein Um-weltgesetzbuch auf den Weg gebracht wird, wie jetzt von derBundesregierung geplant?

Uns bietet sich eine große Chance – für ein modernes Um-weltrecht, das nicht nur verei-nigt, was es schon gibt, sondernweiterentwickelt, anstößt, zuneuen Lösungen kommt und hohe Umweltstandards setzt.Lange Zeit war Deutschland Vor-reiter im Umweltschutz, hat sichdadurch eine führende Positionim Export von Umwelttechnikerarbeitet und spielte auch beider Entwicklung der internatio-nalen Umweltpolitik im Bereichder Luftreinhaltung, des Klima-schutzes und der Abfallwirt-schaft eine Pionierrolle. Vorbei,nicht nur im Klimaschutz:„Deutschland unternimmt zwarehrliche Bemühungen, ist aber

leider derzeit keineswegs Vorrei-ter”, sagte EU-Umwelt-Kommis-sar Dimas vor kurzem.

Mit einem Umweltgesetzbuchkönnte sich das wieder ändern,wenn wir da anknüpfen, wo wirabgehängt worden sind. ZumBeispiel, weil sich die Industriewieder auf hohe Umweltstan-dards einstellen, frühzeitig mo-derne Technologien entwickeln,diese weltweit exportieren undsich so einen Wettbewerbsvorteilverschaffen könnte. Oder, indemVerschmutzungsindustrien dazuangehalten werden, Luft, Bodenoder Wasser weniger zu verun-reinigen und davon auch ande-re Wirtschaftszweige profitieren:Die Landwirtschaft ist produkti-ver, für Unternehmen mit Bedarfnach sauberem Wasser sinkendie Kosten einer eigenen Was-seraufbereitung.

Aber die wirklichen Gewinnerhoher Umweltstandards sind wiralle. Wir alle profitieren von denVerbesserungen, die moderneUmweltgesetze gebracht haben:weniger Luftverschmutzung undbleifreies Benzin oder das Verbotvon Asbest. Natürlich gäbe es

In Deutschland gibtes Hunderte von Umweltgesetzen

... es ein Umweltgesetzbuch gäbe...... das nicht nur vereinigt, was es ohnehin schon gibt?

auch Verlierer. Diejenigen, diesich nicht verändern wollen undmeinen, ökologische und gesell-schaftliche Entwicklungen igno-rieren zu können.

Und wir, könnten auch wir verlie-ren? Was wäre, wenn das neueUmweltgesetzbuch keinen Fort-,sondern Rückschritt brächte?Wenn – wie von der Industriegefordert – „überzogene” Anfor-derungen zurückgeschraubt wer-den, wenn statt Vereinfachen einKahlschlag erfolgt? Dann gilt,was Dimas im Hinblick auf denKlimaschutz sagt, für die gesam-te Umwelt: „Wenn Deutschlandsich quer stellt, macht der RestEuropas nicht mit. Und wennEuropa nicht mitmacht, machtdie ganze Welt nicht mit. Dannkönnen wir alle einpacken.”

Miriam Dross

Miriam Dross ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im For-

schungsbereich „Umweltrecht & Governance“ im Berliner

Büro des Öko-Instituts. Die Rechtswissenschaftlerin arbei-

tet seit 2002 am Öko-Institut und beschäftigt sich dort un-

ter anderem mit den Forschungsschwerpunkten Umwelt-

gesetzbuch, Vergaberecht und Fischerei.

mailto: [email protected] www.oeko.de/071/bewegen

info:

Was wäre eigentlich, wenn ...

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Personalia

Dr. Joachim Lohse, Geschäftsführer des Öko-Insti-tuts, ist in die Jury der Novartis AG berufen worden,die jährlich die Novartis Energy Excellence Awardsverleiht. Mit den Preisen zeichnet das Pharma-Un-ternehmen weltweit MitarbeiterInnen aus, die mit ih-ren Projekten erneuerbare oder alternative Energie-technologien verwirklichen und sich energieeffizientverhalten.

Christiane Rathmann, Leiterin der Presse- und Öf-fentlichkeitsarbeit im Öko-Institut, ist zum stellver-tretenden Vorstandsmitglied der Stiftung Zukunfts-erbe gewählt worden. Sie löst Ilka Raven-Buchmannab, die aus persönlichen Gründen aus dem Vorstandausgeschieden ist.

Welche Nachhaltigkeitspolitik benöti-gen wir, um den gesellschaftlichenHerausforderungen in den kommen-den 30 Jahren zu begegnen? WelcheRolle spielt dabei das Öko-Institut?Mit diesen und vielen weiteren Fra-gen beschäftigt sich die Jubiläums-Tagung, zu der das Öko-Institut am

Freitag, 22. Juni 2007, anlässlich sei-nes 30-jährigen Bestehens nach Frei-burg einlädt. Zahlreiche ReferentIn-nen aus Politik, Wissenschaft undWirtschaft werfen gemeinsam mitdem Öko-Institut einen kritischenBlick auf die Nachhaltigkeits-Themenvon heute und morgen. Den Festvor-

trag hält der ehemalige UNEP-Direk-tor Klaus Töpfer. Am Abend steht ei-ne Festveranstaltung mit Live-Musikund heiterem Rückblick auf dem Pro-gramm. Ort: Historisches KaufhausFreiburg. Anmeldung und weitere In-fo unter www.oeko.de/30-jahre oderTelefon 0761/452 95-24. cr

Buchtipp

Klimageschichte für jeden

Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima?Wie schützt die Ozon-Schicht die Erde? Und was hates wirklich mit der biblischen Geschichte der Sintflut auf

sich? Diese und weitere span-nende Fragen beantwortetKarl-Heinz Ludwig in seinemBuch „Eine kurze Geschichtedes Klimas“. Wer sich mit Kli-ma, Wetter & Co. beschäftigenmöchte, sollte bei dem Werknicht lange zögern.

Auf der Basis neuester For-schungsergebnisse fasst derAutor die Klimageschichte„von der Entstehung bis heu-te” in insgesamt 14 Kapitelnanschaulich zusammen underklärt sie. Die düstere Aus-sicht „Wann, wie und warumdas System Erde untergehen

dürfte”, erspart er uns am Ende nicht. Vielmehr ver-sucht er, den Leser wach zu rütteln und zeigt, dass et-was geschehen muss, wenn der Klimawandel noch ver-hindert werden soll.

Es gelingt Ludwig, auch komplizierte Sachverhalteleicht verständlich darzustellen. Dabei verzichtet ernicht auf Fachbegriffe der Klimatologie. Er setzt diesejedoch so geschickt ein, dass selbst Laien sie verste-hen. Besonders angenehm ist es, dass dieses Buchleicht wie ein Roman zu lesen ist. Im Hinblick auf dieAktualität des Themas Klimawandel ist es nicht nur fürFachleute lesenswert. Egal, ob Sie schon Klimaexpertesind oder es erst noch werden wollen, es ist ein gelun-genes „Nachschlagewerk” für alle Fragen rund ums Klima. cs

Karl-Heinz Ludwig: „Eine kurze Geschichte des Klimas – Von der Ent-

stehung der Erde bis heute“, Verlag C.H. Beck, München 2006, 216

Seiten, 12,90 Euro. ISBN-13: 978-3-406-54746-1.

Umweltrecht & Governance

So lautet der neue Name des etablierten Forschungs-bereichs am Öko-Institut, in dem ein Team aus Juris-tInnen, Sozial- , Wirtschafts- und Naturwissenschaftle-rInnen arbeitet. „Wir beschäftigen uns schon langenicht mehr nur mit klassischem Umweltrecht, sondernauch mit anderen gesellschaftlichen Regelungs- bzw.Governance-Formen”, begründet Koordinatorin RegineBarth die Umbennung. Dabei geht es um die Frage,welche Steuerungsinstrumente – vom klassischen Ord-nungsrecht über ökonomische Instrumente, Frei-willige Vereinbarungen, Unternehmensverantwortung(CSR) oder partizipative Prozesse – für die Umsetzungumweltpolitischer Ziele besonders wirksam sind. DieThemen reichen dabei zum Beispiel von Abfall- und Im-missionsschutzfragen über verkehrs- und planungs-rechtliche Aspekte bis hin zu Managementsystemen inden Bereichen biologische Vielfalt, Landwirtschaft undFischerei. fw

T I P P S U N D T E R M I N E

Nachhaltig in die Zukunft!

30 Jahre Öko-Institut: Jubiläums-Tagung und Festakt

mailto: [email protected] www.oeko.de/071/entdecken

info:

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Page 20: ISSN 1863-2009 eco work · Christiane Rathmann, Leiterin Referat Öffentlichkeit & Kommunikation, mailto: c.rathmann@oeko.de, Telefon 0761/452 95-22 WISSEN: Die Ressourcen stehen

V O R A U S G E S C H A U T

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30 Jahre Öko-Institut – eine Jubiläumsausgabe

Angefangen hat es 1977. 27 engagierte Bürgerfinden sich im Protest gegen das AtomkraftwerkWyhl zusammen und gründen das Öko-Institut.Es geht ihnen um den Erhalt einer immer rück-sichtsloser ausgebeuteten Umwelt. Über dieJahre entwickelt sich aus der Wissenschafts-schmiede eine der europaweit führenden, unab-hängigen Forschungs- und Beratungseinrichtun-gen für eine nachhaltige Zukunft. Anlässlichseines 30-jährigen Bestehens gibt das Öko-In-stitut nun eine Jubiläumsausgabe voneco@work heraus.

Welche Höhepunkte aus 30 Jahren Forschungund Beratung sind im Gedächtnis geblieben?Was wäre eigentlich, wenn es das Öko-Institutnie gegeben hätte? Welche inhaltlichen Schwer-punkte wollen wir für die Zukunft setzen? VieleFragen, interessante Antworten, Grußworte undGlückwünsche erwarten Sie in dem neuen Heft.Lesen Sie mehr dazu im Juni.

30 Jahre

1977-2007Öko-Institut

Nachhaltig

in die Zukunft!

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